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Wie viel Freiheit hat der Mensch?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 12. Vers: „Vergangenheit und Zukunft existieren in ihrer eigenen Form. Aus den unterschiedlichen Wegen ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Dieser Vers kann sehr philosophisch interpretiert werden. Auf der einen Seite wirkt er ein bisschen fatalistisch. Man kann sagen, dass Vergangenheit und Zukunft beide schon existieren. Alle Möglichkeiten der Vergangenheit sind da, alle Möglichkeiten der Zukunft sind da. Trotzdem hat der Mensch eine gewisse Freiheit. Er kann wählen, welchen der verschiedenen Wege er nimmt. Er hat nicht wirklich die Wahl von etwas Grundlegendem. Aber er kann einen der Wege auswählen.

Die Frage des freien Willens ist natürlich umfangreich. Sie wird auch im Yoga sehr kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Schriften sagen da ganz Unterschiedliches. Manchmal heißt es auch, es hänge vom Standpunkt ab. Vom individuellen Standpunkt aus, muss man sehr wohl Entscheidungen treffen und hat eine gewisse Freiheit. Von einem höheren Standpunkt aus sind wir alle Instrumente Gottes. Und vom höchsten Standpunkt aus ist alles nur Brahman und es geschieht gar nichts. So haben wir auf der einen Ebene einen freien Willen, auf der anderen Ebene tun wir das, was Gott von uns will und auf der höchsten Ebene gibt es nur Brahman, Bewusstsein.

Inmitten von all dem gibt es diese interessante Aussage, dass dieses Universum multidimensional ist und dass alle Möglichkeiten der Entscheidungen, die du treffen könntest, dass die alle schon irgendwo vorgegeben sind. Und deine Entscheidungen sagen nur, welchen Weg durch diese mannigfaltigen Möglichkeiten du gehst. Man könnte sagen, das ist wie in einem Irrgarten, der aber verschiedene Ausgänge hat und verschiedene Wege. Du hast nicht die Freiheit, den Irrgarten zu ändern, aber du kannst den Weg bestimmen, der aus dem Irrgarten herausführt. Oder du kannst einen der vielen Wege wählen und hast immer wieder eine neue Wahl. Manche Entscheidungen führen in eine Sackgasse und du musst wieder zurückgehen. Andere Entscheidungen führen dazu, dass du weitergehen kannst. Das ist eine Möglichkeit, die Welt zu sehen.

Ich persönlich glaube, dass du mehr Freiheiten hast, als nur das. Du kannst deinen eigenen Geist beeinflussen. Du kannst entscheiden, ob du spirituelle Praktiken machst oder nicht. Du kannst entscheiden, das hier weiter zu lesen. Alles im Rahmen des kosmischen Ganzen. Die Freiheit hat auch ihre Grenzen. Letztlich geschieht das, was geschehen soll und vom höchsten Standpunkt aus ist alles Brahman und nichts Wirkliches geschieht.
Beim nächsten Mal noch ein paar mehr Gedanken zu diesem Vers. Bis dahin alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Das ist jetzt, glaube ich, das vierte Mal, dass ich über diesen Vers spreche. Patanjali gibt hier Tipps, wie man seine Wünsche beherrschen kann. Und er sagt, ein Faktor dabei ist Ursache und Wirkung. Ich werde es mir heute einfach machen und das lesen, was ich in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“ dazu geschrieben habe, denn da steht im Grunde alles Wichtige drin:

Ursache und Wirkung ist letztlich Handlung und Reaktion. Ursprünglich tun wir irgendetwas, erfüllen uns einen Wunsch und als Wirkung bekommen wir ein Vergnügen. Dieses Vergnügen schafft dann wieder eine Ursache. Irgendwie ist es gut, schmeckt gut, tut gut, und wir wollen es noch mal haben. Dadurch unterstützen wir den Wunsch und sorgen dafür, dass wir das Objekt wieder bekommen. Und so geht es weiter. Das Objekt ist wieder eine neue Ursache, es hat Spaß gemacht, wir unterstützen es wieder, wollen es wieder haben, setzen eine neue Ursache, die wieder eine Wirkung nach sich zieht, und so sind wir ständig in dieser Kette. Diese Kette können wir überall erkennen. Werbung z.B. mag eine Ursache sein. Als Wirkung kommt der Wunsch. Man denkt daran, schafft das Objekt. Das Objekt führt - in dem Buch schreibe ich, wenn wir Pech haben - dazu, dass es uns gefällt. Die Konsequenz ist Vergnügen. Vergnügen ist eine neue Ursache, nämlich mehr davon zu haben. Wir wollen es noch mal haben oder noch mehr haben. Man denkt wieder daran, erfüllt den Wunsch wieder. So entsteht eine endlose Kette. Kleine Ursache, kleine Wirkung, immer größere Ursache, größere Wirkung usw. Aus einem kleinen Gedanken ist ein kleiner Wunsch entstanden, durch die Wunscherfüllung wird der Gedanke größer. Dieser Gedanke wird dann wieder eine Ursache, sodass man noch mehr davon hat. Und schließlich ist man Sklave seines Wunsches und meint, man müsste jeden Tag zur gleichen Zeit genau das Richtige zum Frühstück haben, ansonsten ist man mit seiner Partnerin sauer. Oder man müsste genau das Verhalten seiner Mitarbeiter haben, sonst ist man ihnen gegenüber ärgerlich. Es ist gut, aus diesem Ursachen-Wirkungs-Kontext herauskommen zu können, sich lösen zu können von all diesen Reizreaktionsketten und Automatismen.

Das kannst du einfach mal weiter durchdenken. Manche deiner Wünsche kannst du bestimmt nachvollziehen. Sie begannen mit einem kleinen Gedanken, einer kleinen Erfüllung eines Wunsches oder ganz spielerisch, aus einem Erlebnis heraus. Oder du bist einfach draufgestolpert, du hast ein Objekt mit Vergnügen in Verbindung gebracht und schon fing der Wunsch an. Aus dem Wunsch entstand eine Handlung und daraus ein neues Vergnügen. Manchmal ist das sogar gar kein Vergnügen mehr, aber weil du dich noch irgendwo unterbewusst erinnerst, denkst du: „Irgendwann war das mal Vergnügen, also muss es doch auch wieder ein Vergnügen geben.“

Manche Menschen rennen so hinter eigentlich einmaligen Erfahrungen her. Der Wunsch ist stark. Aber wenn du das weißt, dann kannst du dich von diesen Reizreaktionsketten lösen. Wünsche können so gesehen auch wertvolle Anregungen deines Unterbewusstseins sein. Lasse sie einfach Vorschläge sein, aber dich nicht von Wünschen beherrschen.
Hari Om Tat Sat


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Wie man Wünschen Raum gibt

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Gestern hatte ich über Objekte gesprochen und wie man den Wunsch danach loslassen kann. Heute geht es um Unterstützung.
Du gibst einem Wunsch Unterstützung, indem du ihm Raum im Geist gibst. Wenn du über den Wunsch nachdenkst und überlegst: „Ja, wäre es nicht vielleicht doch möglich…“ und darüber nachdenkst und fantasierst und dann sagst: „Nein, ich sollte doch nicht und doch sollte ich usw.“, dann gibst du diesem Wunsch immer mehr Unterstützung. Du kannst lernen, mit deinem Geist anders umzugehen. Wenn du dir etwas vorgenommen hast, dann setze es einfach um, egal, ob du das magst oder nicht. Und wenn der Geist wieder sagt: „Ich will aber.“, dann lenkst du ihn ab. Du sagst einfach: „Ich habe mich entschieden.“

Angenommen, du hast dir vorgenommen, selbst auf die Bioschokolade eine Weile zu verzichten, dann triff einen festen Entschluss und sage: „Ich werde auf die Schokolade verzichten.“ Wenn das nächste Mal am Tag plötzlich der Gedanke kommt: „Es wäre doch vielleicht gut, ein Stück Schokolade zu essen.“, dann fasse dich kurz und sage: „Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch suggerierst, aber ich habe mich entschieden: keine Schokolade.“ Dann wiederhole dein Mantra, z.B. „Om Namah Shivaya Om Namah Shivaya“ oder schaue dir die Blumen oder den blauen Himmel an oder denke wieder an etwas anderes.

Was du nicht machen solltest, ist, dich auf Diskussionen mit deinem Geist einzulassen. Viele Menschen machen diesen Fehler. Dann sagt der Geist: „Ja, so ein Stück kann doch nicht schlecht sein. Die Forschung hat ergeben, dass die Bioflavonoiden in Schokolade hilfreich sein können. Theobromin mit dieser Mischung aus Fett und Zucker ist sogar gut für die Serotoninausschüttung im Gehirn.“ Stell dir vor, während ich spreche, kommt plötzlich in dir der Wunsch nach mehr Schokolade auf. Der Geist argumentiert. Lasse dich nicht auf diese Argumente ein. Wenn du dich einmal entschlossen hast, dann setze es um. Gib dem Wunsch keine weitere Unterstützung. Das ist eine wichtige Weise, um dich von Wünschen zu befreien.
Morgen mehr dazu.

Alle Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wünsche sind die Diener des Menschen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit ein paar weiteren Anmerkungen zumYoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers.

Patanjali gibt Tipps, wie du Wünsche überwinden kannst, denn Wünsche zu überwinden, macht dich freier. Wünsche zu überwinden hilft dir, Herrschaft über den Geist zu bekommen. Über Wünsche hinauszugehen ist auch ein Aspekt von Tapas. Tapas meint Askese oder Selbstbeherrschung. Inneres Feuer ist eine weitere Bedeutung von Tapas. Wenn du Herrscher über deinen Geist werden willst, dann ist es wichtig, dass du auch in der Lage bist, deine Wünsche zu beherrschen. Wünsche sind letztlich Diener. Wünsche sind Manifestationen der instinktiven Intelligenz. Wünsche kannst du erfüllen oder auch nicht erfüllen.

Viele Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, sie sind getrieben von ihren Wünschen. Kommt ein Wunsch, dann müssen sie sofort springen und ihm nachgehen oder mindestens sich darüber ärgern, dass sie den Wunsch nicht erfüllen können. Eine große Hilfe ist es da, ab und zu mal Wünsche bewusst nicht zu erfüllen. Hier gibt Patanjali einige Tipps dazu. Er sagt nämlich:

„Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Solange Wünsche nach Objekten immer erfüllt werden, kommen auch immer neue Wünsche. Wenn du deinen Wunsch beherrschen willst, dann kann es schon ausreichen, ihn einfach nicht zu erfüllen. Ein Wunsch, der kein Futter bekommt, wird langsam schwächer. Das gilt vielleicht nicht für alle Wünsche, aber doch für relativ viele. Wenn also ein Wunsch kommt, dann kannst du einfach sagen: „Danke liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch gibst, aber ich werde ihn nicht erfüllen. Ich werde dort kein Objekt hinein geben.“

Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Umgebung zu meiden, in der diese Objekte zu finden sind. Angenommen, du hast dir vorgenommen, mal eine Woche lang keine Schokolade zu essen. Dann ist es durchaus gut, wenn du im Naturkostladen bist, dass du zügig an dem Schokoladenregal vorbeigehst, nach Möglichkeit noch nicht mal hinguckst und natürlich erst recht deine Lieblinsconfiserie meidest. Und wenn jemand anderes dir Schokolade anbietet, nach Möglichkeit sogar den Ort des Geschehens zu verlassen. Das ist nicht immer möglich, aber wenn es möglich ist, dann ist das eine gute Möglichkeit. Über die anderen Faktoren und wie du sie nutzen kannst, werde ich morgen sprechen.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Wie wir Wünsche auflösen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute zu Patnajalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da die Wünsche und Eindrücke durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Dieser Vers ist interessant, denn er gibt Tipps, wie wir Wünsche reduzieren oder auch auflösen können. Er sagt, dass Wünsche zusammengehalten werden durch Ursache, durch Wirkung, durch Unterstützung und durch Objekte. Wenn man einen dieser Faktoren wegnimmt oder auch mehrere, dann können Wünsche überwunden werden.

Natürlich kannst du dich erstmal fragen: „Warum will ich überhaupt Wünsche überwinden? Wünsche sind doch gut.“ Aber ich nehme an, wenn du jetzt diesen Text liest, dann hast du dich schon damit beschäftigt und weißt, dass ein Grund für Unzufriedenheit letztlich Wünsche sind. Wünsche machen einen auf verschiedene Weisen unglücklich. Entweder, du hast einen Wunsch und du kriegst das Objekt des Wunsches nicht. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch, der erfüllt wird, aber du hast Angst davor, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwindet. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch der erfüllt wird, und dann wird das Objekt des Wunsches wieder von dir weggenommen. Dann ist die Konsequenz wieder Leiden. Oder du hast einen Wunsch, das Objekt des Wunsches wird erfüllt, der Wunsch ist erfüllt, und jetzt stellst du fest, dass es nicht das war, was du dir wirklich gewünscht hast. Der Wunsch macht dich nicht so glücklich, wie du gedacht hast. Die Konsequenz ist also wieder Leiden.

Letztlich kann ein Wunsch dich unglücklich machen. Jeder Wunsch kann dich unglücklich machen, wenn du daran verhaftet bist. Wünsche sind natürlich auch eine Art instinktive Intuition, das zu wählen, was gut für einen ist. Die meisten deiner Wünsche sind ja ein Ausdruck von Bedürfnissen und letztlich etwas, was gut ist. Nur ist es gut, sich von der Sklaverei der Wünsche zu lösen.

Wenn du deine Wünsche als Vorschläge deiner inneren instinktiven Intelligenz ansiehst, dann kannst du schauen, ob du die Wünsche erfüllen willst oder nicht. Dann hast du eine reife Einstellung dazu. Dann wiederum können Wünsche dich glücklich machen. Du hast einen Wunsch und erkennst: „Ja, die Erfüllung des Wunsches ist ganz sinnvoll.“ Dann erfüllst du den Wunsch, bist glücklich, nimmst aber nicht an, dass der Wunsch dich dauerhaft glücklich macht. Du weißt auch, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwinden kann. So kannst du das Objekt des Wunsches genießen und gleichzeitig ein gesundes Leben führen.
Die Unterdrückung von Wünschen allein nutzt nichts, einfach nur gegen Wünsche anzukämpfen ist auch nicht gut. Aber zu lernen, Wünsche auch mal zu beherrschen, zu lernen, spielerisch mit Wünschen umzugehen, das ist etwas, was dich zu Kaivalya, zur Befreiung führt. Und zwar nicht nur im absoluten Sinne, sondern auch im relativen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stärke beim Umgang mit deinen Wünschen!

Bis zum nächsten Mal

Hari Om Tat Sat


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Wünsche haben keinen Anfang

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra 4. Kapitel, 10. Vers: „Die Wünsche und Eindrücke haben keinen Anfang, denn der Wunsch zu leben ist ewig.“

Die Wünsche haben keinen Anfang und letztlich auch kein Ende. Manchmal ist ja die Frage, wo die Wünsche ihren Anfang haben. Wenn es heißt, dass einer der Faktoren, die zu unseren Inkarnationen führt, Wünsche sind, dann muss es der ursprüngliche Wunsch gewesen sein, dass wir uns inkarnieren. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, wann die ganze Sache angefangen hat?

Patanjali sagt hier, dass die Wünsche, die Samskaras, wie auch die Vasanas, keinen Anfang haben. Sie sind aus uralten, undenkbaren Zeiten. Der Wunsch zu leben ist ewig. Das ist eine der Paradoxien. Du kannst sehr wohl aus dieser Maya herauskommen, aus dieser relativen Welt, indem du Kaivalya erreichst, die Befreiung. Aber wenn du in der Welt drin bist, dann scheint es so, als ob du schon ewig drin wärst. Eine Analogie dazu ist der Traum.

Angenommen, du träumst eine Welt. Selbst wenn du nur fünf Minuten vom Standpunkt des Wachbewusstseins her geträumt hast, ist die Welt des Traums uralt. Wenn du forschen würdest, wann hat die Welt begonnen, dann ist sie ewig, ohne Anfang. So ist auch die Welt der Maya letztlich anfanglos. Noch dazu, wenn du in den Dimensionen denkst, wie die Inder. Die meinen, vor Beginn dieser Schöpfung gab es schon viele andere Schöpfungen. Und jede Schöpfung kommt deshalb, weil jemand es will und wünscht.
So ist also nicht ein erster Wunsch verantwortlich für die Inkarnation, sondern letztlich ein Mysterium Gottes. Wenn du in dieser Maya bist, in dieser Schöpfung, dann scheint sie schon ewig zu existieren. Und in dem Moment, in dem du dich verwirklichst, ist sie mit einem Schlag, mindestens für dich, verschwunden. Du magst wieder eintauchen in diese Welt der Dualität, solange, wie dein Karma in dieser physischen Welt noch existiert. Aber jedes Mal, wenn du dann in Samadhi, in den überbewussten Zustand gehst, erfährst du dich als ewig, anfanglos und unendlich.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Wie unsere Wünsche in Erfüllung gehen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Wünsche führen irgendwann zur Erfahrung. Wünsche reifen in in karmischen Situationen. Aber manchmal dauert das eine Weile. Und es kann durchaus sein, dass du als junger Mensch einen Wunsch hast, der sich irgendwann in deinen 40ern verwirklicht. Es heißt sogar, es kann sein, dass du einen Wunsch hast, der sich in diesem Leben gar nicht verwirklicht, sondern erst im nächsten Leben. So kommen eine Reihe von Sachen in diesem Leben auf dich zu, die du in einem früheren Leben gewünscht hast.

Wobei man natürlich immer fragen kann: „Ist das wirklich ich, der das erfährt?“ Angenommen, du inkarnierst dich, aber weißt nichts davon, dass du die Inkarnation von dir in deinem früheren Leben bist. Bist du wirklich der gleiche Mensch? Patanjali sagt ja, denn es gibt eine unmittelbare Aufeinanderfolge. Du hattest einen Wunsch und jetzt hat sich eine karmische Situation dementsprechend gezeigt. Du magst jetzt eine andere soziale Stellung haben, an einem anderen Ort geboren sein, in einer anderen Zeit leben. Aber irgendetwas ist auch geblieben. Auf einer unterbewussten Ebene sind die Erinnerungen und die Eindrücke da.

Es heißt auch, dass du in einem neuen Leben durchaus bestimmte Charakterzüge vom alten Leben hast. Dazu brauchen wir gar nicht in frühere Leben hinein zu gehen. Auch in diesem Leben hast du manchmal Wünsche, die sich viel später manifestieren. Auch wenn du daran gar nicht mehr denkst, irgendwo tief in der Erinnerung sind deine früheren Wünsche und Eindrücke weiter vorhanden. So erfährst du die Konsequenzen aus deinen Gedanken und Wünschen, manchmal, ohne dir dessen bewusst zu sein.

Hari Om Tat Sat

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Über den Kreislauf der Gedanken

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sprechen immer noch über die Kraft der Gedanken. Dazu gibt es eine schöne Aussage von Swami Sivananda im Buch „Gedankenkraft“. Du findest diesen Gedanken in verschiedenen indischen Schriften, du findest das auch im Talmud. Swami Sivananda schreibt dazu:

„Du säst einen Gedanken und du erntest eine Tat. Du säst eine Tat und du erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit und du erntest ein Schicksal. Du säst ein Schicksal und du erntest einen Charakter.“

Eine andere Ausprägung dieses Sprichwortes ist:
„Du säst einen Gedanken und erntest einen Wunsch. Du säst einen Wunsch und du erntest eine Handlung. Du säst eine Handlung und erntest einen Charakter. Du säst einen Charakter und du erntest ein Schicksal.“

Daher gilt es, auf seine Gedanken zu achten. Über die Gedanken kommen Wünsche, aus den Wünschen erwachsen Handlungen, erwachsen neue Wünsche usw. Es ist daher gut, zu lernen, mit seinen Gedanken geschickt umzugehen.

Swami Sivananda sagt: „Beobachte deine Gedanken, ähnlich, wie du beobachtest, welche Pflanzen in einem Beet wachsen. Die Gedanken, die du nicht haben willst, kannst du wie Unkraut rausnehmen.“ Unkraut ist natürlich relativ. Manche Pflanzen sind sehr wichtig, aber man bezeichnet sie oft als Unkraut. So ist es auch mit den Gedanken. Bestimmte Gedanken sind in bestimmten Kontexten hilfreich, in anderen nicht. Du hast es bis zu einem gewissen Grad in der Hand, welche Gedanken und Wünsche du weiter pflegst.
Mache dir heute bewusst: „Welche Wünsche habe ich? Ist es sinnvoll, diese Wünsche zu haben? Wie wäre es, wenn diese Wünsche erfüllt wären? Oder wäre es vielleicht besser, dass ich sie loslasse, Hingabe übe, Vertrauen habe?“

Ich wünsche dir viel neue Klarheit und gute Energie. Bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat


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Deine Wünsche tragen Früchte

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Dieser Vers ist ein etwas längerer und auch ein etwas komplexerer, mindestens in der deutschen Übersetzung. Im vorigen Vers hat Patanjali gesagt, dass Früchte reifen, entsprechend der Art der Wünsche. Ich hatte das beim letzten Mal dahingehend interpretiert, dass deine persönliche Reaktion letztlich von deinen eigenen Vasanas abhängt, deinen eigenen Eindrücken.

Äußere Situationen sind nicht einfach so, wie sie sind, sondern du interpretierst sie. Aber der Vers hat noch eine zweite Interpretation. Der besagt nämlich, dass auch Wünsche Früchte tragen. Wenn du etwas stark willst, dann wird es sich irgendwie manifestieren. Wenn du konkrete Wünsche hast und sie mit Energie versiehst, bewusst oder unbewusst, dann werden sie irgendwann in karmischen Situationen ihre Früchte tragen. Daher ist es so wichtig, dass du überlegst, was du willst. Wo bringst du deine Energie hinein? Überlegen dir: „Angenommen, das, was ich will, manifestiert sich tatsächlich, will ich es wirklich?“

Du kannst auch konkrete Wünsche ans Universum abgeben. Du kannst sagen: „Das wäre schön, wenn ich es hätte.“ Und wenn du es nachher noch mit dem Zusatz: „Aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ versiehst oder mit: „Ich lasse es jetzt ganz los, ich gebe es ab.“, dann ist das durchaus eine legitime Weise, einen spirituellen Wunsch zu äußern oder auch einen weltlichen Wunsch spirituell zu äußern. Wünsche können erfüllt werden, daher achte auf deine Wünsche, sie können dein Karma werden, dein Schicksal.

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, im 4. Kapitel, 8. Vers: „Aus diesem dreierlei Karma reifen die Früchte entsprechend der Art der Wünsche.“

Patanjali ist ja schon im zweiten Kapitel auf Karma eingegangen. Wenn wir auf Karma, also auf das, was kommt, reagieren, dann hat das Früchte. Und je nachdem, welche Wünsche und Neigungen wir haben, sind die Früchte unterschiedlich. Die Früchte sind nicht nur künftiges Karma, sondern letztlich auch unsere eigene Erfahrung.

Angenommen, jemand macht dir ein Kompliment. Wenn du ein vertrauensvoller Mensch bist, dann denkst du sofort: „Ah, schön.“ und du bist dankbar dafür. Wenn du ein sehr skeptischer Mensch bist, dann denkst du: „Was will der schon wieder von mir?“ Und wenn du mit dieser Person schon negative Erfahrungen gemacht hast und sie macht dir ein Kompliment, dann wirst du dich fragen: „Was passiert jetzt? Wie ist das gemeint?“
Die Früchte vom gleichen Karma können entsprechend deiner Vasanas ganz unterschiedlich sein. Patanjali sagt, aus den Vasanas, also aus den Erfahrungen, aus diesem dreierlei Karma, reifen Früchte und die hängen sehr stark ab von den eigenen Wünschen und Neigungen.

Vieles hast du nicht in der Hand, was auf dich zukommt. Anderes hat man natürlich in der Hand. Deine Reaktion kannst du aber immer bis zu einem gewissen Maße steuern. Und da ist es durchaus gut, wenn du lernst, die Dinge positiver zu sehen, sie als Chancen zu ergreifen und nicht so sehr als Risiken. Es ist auch ein gewisses Training, erst einmal anzunehmen, dass andere Menschen es gut meinen. Das heißt natürlich nicht immer, dass sie das auch gut umsetzen und dass dann alles toll ausgeht, aber erstmal ist es schon mal sehr hilfreich, eine Grundfreundlichkeit gegenüber Menschen zu haben. Wenn du diese Vasana kultivierst und grundsätzlich davon ausgehst, dass alle Menschen es gut meinen, bis sie etwas tun, was dich vom Gegenteil überzeugt, dann hast du grundsätzlich sehr viel schönere Erfahrungen, als jemand, der ständig skeptisch durch die Welt geht.

Du kannst natürlich auch sagen: „Wer skeptisch durch die Welt geht, wird niemals enttäuscht und deshalb will ich lieber etwas skeptischer durch die Welt gehen.“ Wenn dich das glücklich macht, ist das natürlich auch in Ordnung. Es ist jedenfalls wichtig, zu verstehen, wie man das, was auf einen zukommt, interpretiert. Was man tatsächlich erfährt, das hängt sehr stark davon ab, was in einem selbst angelegt ist. Und wir können unsere Reaktionen bis zu einem gewissen Grad steuern.

Beobachte deine Reaktionen auf konkrete Ereignisse und überlege, wie häufig deine Reaktionen ein Produkt deiner Vasanas sind und ob es vielleicht möglich ist, dass du deine Reaktionen ein bisschen modellierst. Ich wünsche dir dafür große Achtsamkeit.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wie gehe ich mit Karma um?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! In der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 7. Vers geht es um das Karma: „Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz; für andere ist es von dreierlei Art.“

Normalerweise bewerten die Menschen die Dinge, die sie wahrnehmen. Sie sagen: „Das ist gut, das ist schlecht, das ist gemischt. Das mag ich, das mag ich nicht, das ist irgendwo dazwischen.“ Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Ein Yogi sagt nicht: „Das ist schön, das ist weniger schön, das mag ich, das mag ich nicht.“ Vielleicht hat er diese subjektiven Gefühlsstimmungen, die manchmal ja auch im Alltag hilfreich sind. Aber er wird nicht sagen: „Oh, warum passiert mir das? Es wäre doch viel besser, wenn mir etwas anderes passieren würde.“

Für einen Yogi ist das ganze Leben eine Schule und eine Aufgabe. Man kann aus allem lernen. Wenn ich jetzt von Yogi spreche, dann meine ich nicht nur den selbstverwirklichten Yogi, der fest verankert ist in der Einheit. Jeder und jede, der und die Yoga übt, ist ein Yogi in diesem Sinne. Der Ausdruck „Yogi“ hat ja zwei Bedeutungen: Zum einen ist es der, der Yoga, Einheit, erreicht hat, und zum zweiten der, der Übungen praktiziert, um zur Einheit zu kommen.

Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Alles, was kommt, ist eine Lektion. Wenn man etwas Schönes erlebt, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn etwas Schönes verschwindet, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Partner freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn es eine Krise gibt in der Partnerschaft, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Chef freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn er einen ungerechtfertigt kritisiert und schimpft, ist das eine wertvolle Erfahrung. Was auch immer kommt, es ist eine Erfahrung, aus der du lernen kannst.

Natürlich gibt es nicht nur passive Erfahrungen. Ein Yogi ist kein Fatalist, der nur alles annimmt, sondern auch jemand, der aktiv ist. Das sagt Krishna immer wieder: Ein Yogi ist derjenige, der Feuer hat, der Enthusiasmus hat, der die Dinge auch verändert. Dinge sind Aufgabe. Und was auch immer kommt, es ist eine Aufgabe, an der man wachsen kann. So kann eine schwierige Situation einem helfen, wirklich aktiv zu werden. Eine schwierige Situation kann einem helfen, mal die Erfahrung des Abwartens zu machen, des Loslassens - aber auch, über seine Grenzen hinauszuwachsen, um sich wirklich zu engagieren. Für einen Yogi ist das Karma weder gut, noch schlecht, es ist eine Aufgabe, es ist Erfahrung, es ist immer eine Gelegenheit zum Wachstum.

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Wie Meditation den Geist öffnet

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sage ich etwas zur Yoga Sutra, 4. Kapitel, 6. Vers: „Von diesen ist der Geist, der aus Dhyana geboren ist, frei von vergangenen Eindrücken.“

Dhyana heißt Meditation. Wenn du meditierst, lernst du, die Dinge vorurteilsfreier zu sehen. Du lernst, dich von früheren Handlungstendenzen zu lösen. Du lernst, dich von automatischen Reiz-Reaktionsketten zu lösen und von Vorurteilen. Wenn du regelmäßig meditierst, dann ändert sich deine Offenheit.

Swami Vishnu hat gerne gesagt: Keep an open mind. Halte deinen Geist offen und vorurteilsfrei. Diese Einstellung ist etwas sehr Wichtiges, und das kannst du bei allen großen Meistern beobachten. Sie sind neugierig. Sie sind, selbst wenn sie sehr alt sind, immer frisch und interessiert. Sie können Situationen sehr viel objektiver wahrnehmen, aus dem Moment heraus, ohne von vergangenen Eindrücken geprägt zu sein.
Vielleicht kennst du Menschen, die auch ohne Yoga so sind, die diese Offenheit haben. Vielleicht kennst du aber auch Menschen ab einem gewissen Alter, die schon so festgefahren sind in ihrem Denken, dass sie alles nur durch ihre Brille so sehen. Natürlich, jeder Mensch sieht etwas durch seine eigene Brille. Auch jemand, der regelmäßig meditiert. Selbst wenn er zu Samadhi kommt, hat er natürlich die alten Eindrücke noch. Er ist nicht ohne alte Eindrücke, aber er ist auch nicht beherrscht durch sie.

Um das zu erreichen, musst du nicht warten, bis du die Selbstverwirklichung erreicht hast. Du kannst dir vornehmen, immer wieder mit offenem Geist an die Dinge heranzugehen und sie nicht durch Vorurteile und Eindrücke aus der Vergangenheit zu bewerten. Du kannst Dinge wahrnehmen und ausprobieren und die Welt wahrnehmen, ohne vorher viel darüber nachzudenken. Diese wortlose Bewusstheit, die wortlose Achtsamkeit, dieses Samyama hilft dir, die Dinge so zu sehen, wie sie sind und nicht so, wie du sie interpretierst.
Nimm dir immer wieder Augenblicke, in denen du den meditativen Gemütszustand im Alltag anwendest, in denen du ein paar Momente Wortgedanken abschaltest, in denen du deine geistige Analysemaschine vorübergehend abschaltest, in denen du Bewusstheit und Einfühlungsvermögen in diesen Moment hineinbringst. Nach ein paar Momenten kannst du spüren, was das mit dir macht. Vielleicht bekommst du einen vorurteilsfreieren Zugang. Mache dies auch in festgefahrenen Situationen.

Nimm ein paar Momente, in denen du aufhörst, darüber nachzudenken und innerlich mit deinem Schicksal zu hadern. Erspüre die Situation. Spüre, ob etwas Neues in dir kommt. Manchmal sind scheinbar festgefahrene Situationen gar nicht so festgefahren. Du kannst dir einen Moment geben, sie vorurteilsfrei zu erspüren. Dann kommt ganz intuitiv etwas Neues.

Hari Om Tat Sat


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Über die Natur der Persönlichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra 4. Kapitel, 5. Vers: „Obwohl die Erscheinungsformen der vielen Chittas variieren, werden sie von einem gelenkt.“

Chitta ist das Gemüt, die Psyche. Chitta ist alles, was eine Persönlichkeit ausmacht. Talente, Fähigkeiten, Emotionen, Gefühle, Gedanken, Handlungen, Neigungstendenzen, all das ist Chitta.
Es gibt viele Chittas. Jeder Mensch hat ein individuelles Gemüt. Jeder Mensch ist eine individuelle Seele. Diese individuelle Seele wird letztlich gelenkt durch die kosmische Seele. Alle Menschen, die du vor dir siehst, alle Menschen, mit denen du zu tun hast, in all denen wirkt die eine kosmische Seele. Es ist wie im Traum.
Angenommen, du träumst. In deinem Traum kannst du viele Menschen sehen, du kannst mit ihnen in Kontakt treten, du kannst mit ihnen sprechen, du kannst dich mit ihnen austauschen, du kannst auch mit ihnen streiten. All das ist möglich. Du kannst dich dabei aber auch von all diesem lösen, denn du kannst wissen, dass hinter allen Erscheinungsformen des Traumes das eine gleiche Bewusstsein ist. Wenn du träumst, dann bist du der Träumende und das Bewusstsein hinter jedem Menschen in deinem Traum, sogar hinter der ganzen Traumwelt. Im Traum identifizierst du dich mit einer bestimmten individuellen Person. Die nennst du „Ich“. Vielleicht streitet dieses ich sich mit den anderen. Aber letztlich ist ein einziges Bewusstsein, das sich durch jede einzelne Persönlichkeit deines Traumes manifestiert. So ist es auch in dieser Wachwelt. Ein kosmisches Bewusstsein manifestiert sich durch jede einzelne Person, mit der du zu tun hast. Denke darüber nach. Und vielleicht, wenn du heute anderen Menschen begegnest oder auch Tieren oder Bäumen, oder wenn du einfach aus dem Fenster schaust - sei dir bewusst, dass hinter allem die eine gleiche kosmische Seele steckt und dass alles eine Manifestation der einen gleichen unendlichen kosmischen Seele ist. Letztlich wird alles durch die eine gleiche unendliche kosmische Seele gesteuert.

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Du bist das

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 4. Vers: „Chitta wird vom Egoismus geschaffen.“

Chitta meint hier das individuelle Gemüt, die individuelle Persönlichkeit, die Mischung aus Gedanken, Gefühlen, Talenten, Fähigkeiten, Neigungen, Persönlichkeit usw. All das ist Chitta. Chitta entsteht aus dem Ego. Ohne Ego gibt es auch keine Persönlichkeit. Auch ohne Persönlichkeit gibt es kein Ego. Das ganze Konzept des Yoga beruht darauf, dass wir nicht eine individuelle Person sind. Wir sind Purusha, unendliche, ewige, freie Seele und Satchidananda, reines Sein, reines Wissen, reine Glückseligkeit. Wir sind das Bewusstsein hinter allem. Und eigentlich kann man nicht sagen, „Wir sind das Bewusstsein.“, sondern jeder einzelne ist eine Manifestation des einen, unendlichen Bewusstseins.

Bleibt die Frage, „Wenn ich dieses reine, unendliche, ewige Bewusstsein bin, eins mit allem, warum fühle ich mich als Individuum? Warum identifiziere ich mich hier mit dieser einzelnen Person? Warum denke ich, dass ich der bin, der ich bin?“ Hier gibt es das Konzept des Asmita, das Ego. Die kosmische, ewige, unendliche Seele identifiziert sich mit einem Teil der unendlichen Prakriti, eben mit diesem Körper-Geist-Komplex. Und indem die kosmische Seele sich identifiziert, entsteht ein Chitta, ein individuelles Gemüt und Persönlichkeit. Dieses individuelle Gemüt und Persönlichkeit kann sich weiterentwickeln, in einem Leben, vielleicht auch in mehreren Leben, wobei es jetzt zum Verständnis vom Raja Yoga nicht notwendig ist, an mehrere Inkarnationen zu glauben. Es macht es logischer, aber vom Subjektiven her weißt du ja zunächst mal nicht, ob du inkarniert bist oder nicht, ob du dich wieder inkarnierst. Bis zu einem gewissen Grad mag das eine Glaubensfrage sein.
Aber es ist möglich, sich in der Meditation als das Bewusstsein hinter dem ganzen Universum zu fühlen, als ein einziges, unendliches Bewusstsein. Und wenn du nachher jemanden auf der Straße triffst, dann siehst du, dass sich das eine unendliche Bewusstsein durch diesen Körper manifestiert, der vor mir steht oder an mir vorbeigeht. Und ein klein wenig kannst du im Alltag dieses Einheitsbewusstsein aufrechterhalten.

Natürlich, um deine Aufgaben zu erledigen, musst du dich mit einem Körper mehr identifizieren als mit einem anderen. Du musst ja auch atmen, du musst deine Hände heben, du musst für Nahrung sorgen, du musst sprechen usw. All das geht, wenn du dich mehr mit dem Körper-Geist-Komplex identifizierst, den du „Ich“ nennst, als mit dem, der dir gegenübersteht. Aber du kannst dich auch etwas mit dem identifizieren, der dir gegenübersteht und dich fragen: „Wie mache ich, als kosmisches Bewusstsein, etwas durch den Körper, der mir gegenübersteht und wie mache ich, als kosmisches Bewusstsein, etwas im gesamten Universum?“ Das ist eine spielerische, leichte Einstellung und letztlich auch eine gesunde Neugier, wie alles abläuft.

Angenommen, du weißt, dass du träumst, da siehst du, wie alles abläuft. Du bist neugierig, was als nächstes passiert. Du weißt letztlich, du selbst bist derjenige, der hinter dem ganzen Traum steht. Dennoch siehst du diesen Traum aus einer individuellen Perspektive, weil du dich mit einem etwas mehr identifizierst und durch dessen Auge du diese Traumwelt wahrnimmst. Wenn du weißt, dass du träumst, dann weißt du, du bist derjenige hinter allem, der jetzt durch ein Individuum sieht. Dann bist du vielleicht neugierig, amüsiert und fragst dich, was als nächstes passieren wird. Dann kannst du das Leben annehmen, ohne es zu sehr auf deine Person zu beziehen.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Wie man Energieblockaden lösen kann

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es wieder um den 3. Vers im 4. Kapitel der Yoga Sutren, mit der Frage, wie man Energieblockaden auflösen kann.

Energie kann fließen, wenn keine Blockaden da sind. Das gilt auf körperlichem Gebiet wie auf allen anderen. Auf körperlichen Gebiet gilt es, die Selbstheilkräfte fließen zu lassen. Auf psychischem Gebiet gilt es, die psychischen Selbstheilkräfte und die innere Energie fließen zu lassen. Es gilt noch mehr bezüglich göttlicher Gnade. Oft fragen wir uns: „Wie erreiche ich die Selbstverwirklichung? Mache ich das durch eigene Anstrengung oder ist es Gnade?“

Darüber haben sich die katholische und die evangelische Kirche Jahrhunderte lang gestritten und die Köpfe eingeschlagen. Hier wird manchmal von christlicher Seite den östlichen spirituellen Traditionen vorgeworfen, sie wollen sich gewaltsam die Befreiung, die Erlösung erzwingen, erarbeiten. Das sei doch gar nicht möglich. Doch dieser Gegensatz ist gar nicht so stark, wie oft angenommen wird.

Man muss schon irgendetwas machen, ganz von selbst geht es letztlich auch nicht. Aber was man macht, ist nichts anderes, als die Blockaden aufzuheben, so dass alle Energien fließen können. Das Ego kann nicht selbst zur Befreiung kommen. Das Individuum kann nicht selbst die Befreiung erreichen, weil es im Zustand der Befreiung gar nicht existieren kann. Aber du kannst als Individuum Blockaden beseitigen und dann kann die göttliche Gnade fließen. Und diese göttliche Gnade, die kann dich zu höheren Bewusstseinsebenen führen.
Ich habe noch keinen erlebt, der mir gesagt hat: „Ich hatte gestern eine tiefe Meditation, eine Gotteserfahrung. Ich habe sie mir aber redlich verdient, weil ich so viel praktiziert habe.“ Wir arbeiten an uns selbst und manchmal kann es sein, dass man Tage, Wochen, Monate, Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte praktiziert hat. Manchmal hat man schönere Erfahrungen, manchmal trockene Erfahrungen, manchmal bekommt man einfach nur durch Meditation etwas mehr Gleichmut, etwas mehr Ruhe, etwas mehr Beständigkeit, und Energie, aber nicht das, was man sich von der Meditation erhofft, nämlich den überbewussten Zustand.

Und dann plötzlich, aus heiterem Himmel, kommt diese wunderbare, großartige Erfahrung von Gottesnähe, eine Vision des Göttlichen, die Transzendierung des Körperbewusstseins, die Erfahrung von Liebe, von Einheit, von Freude. Ein Moment dieser Erfahrung wirkt Tage, Wochen, Monate nach, kann das ganze Leben dauerhaft verändern und bereichern.

Woher kommt dieser große Zustand, nachdem man ja so intensiv strebt? Er kommt aus Gnade. Durch Praxis hat man den Kanal geöffnet und dann fließt diese Gnade. Man hat nicht die Gnade geschaffen, diese Gnade fließt einfach überall. Und so gilt es, immer wieder zu beten und zu praktizieren. Die Analogie hat natürlich auch ihre Grenzen.Es ist nicht so, dass wir jetzt nur hart genug arbeiten müssen und dann wird die Gnade schon fließen. Wir öffnen uns, wir arbeiten etwas an uns selbst, wir bemühen uns, unseren Geist zu öffnen. Egal, mit welcher Technik. Egal, ob wir durch Asanas und Pranayama unsere Nadis reinigen, ob wir durch Bhakti uns Gott hingeben und so unsere Gefühle öffnen, ob wir uns durch Jnana Yoga fragen: „Wer bin ich?“ oder ob wir im Karma Yoga unser Herz öffnen, indem wir anderen Menschen helfen und dienen. All das öffnet uns. Und dann, wenn der Moment gekommen ist, dann fließt die göttliche Gnade und führt uns in höhere Bewusstseinszustände.

Es gilt, das Beste zu tun, was wir machen können, dann loszulassen und auf göttliche Gnade zu vertrauen.

Hari Om Tat Sat


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Tolle Zeit bei Yoga Vidya Nordsee.

Sukadev-im-Schnee-Yoga-Kopfstand-im-Lotus-150x150.jpgIn der letzten Woche, also von Sonntag bis Freitag 28.11.-3.12. war ich im Haus Yoga Vidya Nordsee. Dieser Yoga Ashram hat sich ganz großartig entwickelt: Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, das große lichtdurchflutete Yoga-Studio im Obergeschoss mit dem weiten Blick ist einfach fantastisch. Das Essen ausgezeichnet (wirklich lecker!), die Mitarbeiter freundlich und spirituell motiviert. Es hat sich ein sehr gutes Yogalehrer Team entwickelt. Es war für mich ganz toll und auch erholsam, dort das Jnana Yoga Seminar "Atma Bodha", die Erkenntnis des Selbst, ein typisches Vedanta Thema, zu geben. Dieses war Teil eines Yogalehrer Weitebildungsseminars. Die Teilnehmer waren sehr interessiert, und haben massenhaft Fragen gestellt.

Wie überall in Deutschland war auch an der Nordsee der Winter spürbar. Die ersten Tage gab es eine steife Brise, am Donnerstag hat es geschneit. So habe ich die Gelegenheit ergriffen, meinen Kopf in den Schnee zu stecken - und Padma Shirshasana in der Schnee-Variation zu üben...

Seit das Seminarhaus Yoga Vidya Nordsee vor 2 Jahren eröffnet hat, haben auch etwa ein Dutzend neue Yoga Vidya Zentren in Norddeutschland eröffnet. Gab es vor 2 Jahren nur Yoga Vidya Hamburg im hohen Norden, so gibt es inzwischen ein Dutzend weiterer Yoga Vidya Yogaschulen...

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es noch einmal um das
Yoga Sutra im 4. Kapitel, 3. Vers, und um das Thema Depression. Patanjali sagt, dass eine Ursache nicht die Vorgänge der Natur bewirkt, sondern Hindernisse beseitigt. Was bedeutet das?

Ich hatte das letzte Mal über ein beginnendes Burnout gesprochen, also über einen Zustand, in dem du dich energielos und antriebslos fühlst. Angenommen, du bist in einer schweren Depression, dann ist professionelle Hilfe natürlich sehr wichtig. Hier spreche ich aber erstmal über ein beginnendes Burnout, über beginnende Niedergeschlagenheit, und Energielosigkeit.

Wenn du einen solchen Zustand spürst, denke nicht, dass du keine Energie mehr hast. Die Energie ist da. Sie ist nur momentan nicht so leicht zugängig. Es ist möglich, dass du wieder Zugang zu dieser Energie bekommst. Eine Möglichkeit dafür wären ein paar Fragen, die du dir stellen könntest: „Wo in mir fließt die Energie? Wo in mir ist noch Prana? Wo ist in mir das Feuer?“ Du kannst auch fragen: „Was müsste ich tun, dass wieder Energie fließen würde?“

Vielleicht beobachtest du, überlegst: „Gestern, heute, in der letzten Woche, wo habe ich vielleicht mal eine Art Kribbeln im Bauch gespürt? Wo habe ich eine Spur von Freude gespürt?“ Du kannst auch überlegen: „Was würde mir Freude geben? Wo würde die Energie fließen?“ Überlege nicht: „Oh, was blockiert alles meine Energie und was ist alles so schlimm usw.“ Diese Gedanken wirst du nicht ganz vermeiden können und es ist auch nichts weiter tragisch dabei. Aber denke zusätzlich dazu: „Wo könnte meine Energie fließen? Und was könnte ich tun, dass wieder Freude da ist? Was könnte ich tun, dass Energie fließt? Wie könnte ich das, was ich tue, ein bisschen anders machen, damit Freude da ist? Wie könnte ich meinen freien Tag verbringen, dass Freude entsteht?“

Wenn du erschöpft bist, dass ist es nicht immer notwendig und hilfreich, nichts zu tun. Manchmal muss das auch sein, aber nicht zu lange. Wenn du zu lange tatenlos bist, dann wirst du dich nicht regenerieren, sondern die Bewässerungskanäle der inneren Energie werden sich nur noch stärker verschließen. Also überlege: „Wie kann ich das machen, was ich mache, mit Freude? Wie kann ich das, was ich zu tun habe, so machen, dass es mir Energie gibt? Was müsste ich machen, ob bei der Arbeit, ob in der Freizeit, ob in der Familie, ob mit meinem Partner, dass wieder Energie fließt, dass wieder Freude fließt, dass meine Inspiration wieder fließt?“
Damit kommst du dir selbst auf die Spur. Und das ist der erste Schritt zu mehr Energie.

Hari Om Tat Sat


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Wie du deine Energie wieder findest

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute wie versprochen noch einmal mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 3. Vers: „Eine sichtbare, vom Menschen hervorgerufene Ursache, bewirkt nicht die Vorgänge in der Natur, sondern sie beseitigt nur wie ein Bauer die Hindernisse. Der Bauer räumt Steine beiseite, um Wasser aus einem Bewässerungskanal auf sein Feld fließen zu lassen.“

Gestern hatte ich dieses Bild etwas genauer erläutert. Wenn ein Bauer im alten Indien ein Feld bewässern wollte, dort brauchte er bloß die Schleuse von dem Bewässerungskanal zu öffnen und das Wasser floss auf sein Feld. Dies gilt in vielerlei Hinsicht, auch bei der psychischen Gesundheit.

Der Mensch kann mit so vielen Herausforderungen umgehen. So viele traumatische Erfahrungen haben wir schon verdaut. Und die Psyche heilt sich von den verschiedenen psychischen Problemen. Es ist schon erstaunlich, wie robust der Mensch doch ist. Nur manchmal können diese Heilkräfte nicht richtig fließen. Manchmal blockiert irgendetwas diese psychischen Heilkräfte.

Wenn du in einer schwierigen Situation bist und irgendwo blockiert, dann ist die Situation, die das verursacht hat, längst vorbei. Aber du hängst weiter darin. Überlege, an welcher Stelle die Energie wieder fließen müsste. Angenommen, du hast eine beginnende Depression. Da solltest du nicht denken: „Oh, ich habe Burnout, all meine Energie ist weg. Wie kriege ich die Energie wieder?“

Der Mensch hat immer unendlich viel Energie. Das ist das Konzept des Kundalini Yoga. Die Shakti, die kosmische Energie, ist im Menschen drin. Nur kann sie manchmal aus irgendwelchen Gründen nicht fließen. Wenn du dir nur überlegst: „Wie kann ich die Energie, die in mir ist, wieder frei fließen lassen? Wie kann ich sie wieder zum Vorschein kommen lassen? Wie kann ich meine innere Energie, mein inneres Feld bewässern?“, dann wird dir die Intuition helfen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn du denkst: „Ich bin ausgelaugt, ich bin kaputt, ich bin ausgesaugt wie eine Zitrone, da ist nichts mehr da.“

Wenn du dieses Selbstbild hast, dann blockierst du weiter. In dir ist eine riesige Kraft, aber sie ist verschlossen. In dir bleibt immer unendliche Kraft. Wie kannst du also diese Energie fließen lassen?
Zum Beispiel, indem du deine spirituellen Praktiken intensivierst. Du übst mehr Asanas, mehr Pranayama, mehr Meditation. Wenn du es alleine nicht kannst, dann gehst du vielleicht in ein Yoga Zentrum. Dort führt dich der Yogalehrer an, das geht oft leichter. Noch besser: Du gehst in einen Yoga Ashram oder in ein Yoga Seminarhaus. Dort findest du vieles, das dir hilft, Blockaden zu beseitigen und die Energie wieder fließen zu lassen.

Denke aber auch dann nicht, dass die Energie nur vom Lehrer kommt oder von dem Gebäude oder vom natürlichen Kraftort. All das hilft dir nur, dass Schleusen zu öffnen, so dass in dir die Energie wieder fließen kann. Morgen gebe ich dir noch ein paar Tipps dazu.

Hari Om Tat Sat

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Über Gesundheit und Heilung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das Yoga Sutra, 4. Kapitel, 3. Vers: „Eine sichtbare, vom Menschen hervorgerufene Ursache, bewirkt nicht die Vorgänge in der Natur, sondern sie beseitigt nur wie ein Bauer die Hindernisse. Der Bauer räumt Steine beiseite, um Wasser aus einem Bewässerungskanal auf sein Feld fließen zu lassen.“

Dies ist ein wunderschönes Bild, das beschreibt, wie vieles, was im Yoga passiert, tatsächlich geschieht. Früher, im alten Indien, und wahrscheinlich auch noch heute, gab es große Bewässerungskanäle, die an den Feldern vorbei flossen. Die Bewässerungskanäle haben Dämme. So fließt das Wasser höher am Feld vorbei. Wenn ein Feld bewässert werden soll, dann werden die Schleusen geöffnet und das Feld wir überschwemmt. Für den Reisanbau ist es notwendig, dass das Feld eine Weile überschwemmt ist. Später wird wiederum die Schleuse geschlossen. Der Bauer hat also nur die Steine beiseite geräumt, so dass das Wasser auf sein Feld fließen konnte. Er weder das Wasser geschaffen, noch hat er das Wasser mit dem Eimer hintransportiert. Er hat auch nicht den Bewässerungskanal selbst gebaut, auch nicht die Abzweigung von einem Fluss in den Bewässerungskanal. Der Bauer hat nur ein Hindernis aus dem Weg geräumt. So kann das Wasser fließen.

Genau so ist es auf dem spirituellen Weg. Ein Beispiel dazu ist die Heilung. Wenn ein Arzt eine Tablette gibt, heilt die Tablette nicht. Eine Tablette kann höchstens in den Selbstheilungsmechanismus des Körpers eingreifen. Wenn du z.B. eine Echinacea-Tablette nimmst, dann wird nicht die Echinacea-Tablette die Krankheitserreger vernichten. Die Echinacea-Tablette wird nur die Selbstheilmechanismen des Körpers aktivieren, so dass diese die Erreger besser bekämpfen können. Das Immunsystem, das vorher nicht ausreichend aktiv war, wird dadurch etwas aktiver. Die Schleusen der Trägheit sind etwas beseitigt worden. Jetzt kann der Körper mit den Krankheitserregern besser umgehen. Das gilt nicht nur für naturheilkundliche Maßnahmen. Genau so ist es auch mit chemischen Tabletten. Bis heute weiß man nicht, wie bestimmte Medikamente wirken. Man weiß nur: Irgendwie verbessern sie die eigene Körperregulation.

Das ist sogar bei chirurgischen Eingriffen so. Manchmal wird etwas weg geschnitten. Danach muss der Körper alles heilen. Danach kann er sich neu orientieren. So gilt es, wenn du überlegst, wie du gesunden kannst, nicht zu überlegen, was du von außen machen musst, um Gesundheit wieder herzustellen, sondern welche Gräben du vielleicht öffnen musst, damit die Selbstheilkräfte wieder arbeiten können und der Körper sich selbst regeneriert. Was kannst du machen, dass der Körper selbst sich gesund macht.

Morgen wende ich diesen Vers noch einmal auf subtilere Aspekte an. Bis dahin alles Gute und dir einen schönen, heilsamen Tag!

Hari Om Tat Sat

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Alles verändert sich

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 2. Vers: „Die Umwandlungen der Existenzformen kommen vom Fließen der Prakriti her.“

Patanjali spricht hier von den Umwandlungen der Existenzformen. Die kommen vom Fließen der Prakriti. Alles in diesem Universum ist ständig dabei sich zu verändern. Es gibt nichts, was beständig bleibt, außer dem Wechsel. Und es ist eine wichtige Voraussetzung auf dem spirituellen Weg, sich dieser Sache bewusst zu werden.

Oft sind Menschen verhaftet. Du kannst selbst überlegen, bei welchen Dingen zu hoffst, dass sie beständig bleiben und sich nicht ändern. Deine Gesundheit, dein Appartement, die Beziehung zu deinem Partner oder deiner Partnerin, die Beziehung zu deinem Kind – Da ist so vieles, dass sich gerade gut anfühlt. Möge es doch so bleiben…

Es wird sich ständig verändern. Die Einstellung eines Yogis ist die, immer wieder offen zu sein, neugierig zu sein und zu sehen: „Was will sich manifestieren?“ Umgekehrt gilt auch, dass unschöne Dinge vergehen werden. Manchmal denkt man: „Oh, das wird jetzt ewig sein. Oh, ich habe jetzt Kopfweh. Was, wenn das niemals mehr aufhört? Oh, ich habe mir den Fuß verstaucht. Was, wenn ich jetzt niemals mehr gehen kann? Oh, der Mensch hat sich mit mir gestritten. Was wird passieren, wenn das immer so bleibt und ich auf ewig mit diesem Menschen, der mich nicht mag, zusammenarbeiten muss?“ Die Dinge verändern sich. Was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.

Im 2. Kapitel hat Patanjali gesagt, dass die Natur, die Prakriti, auch einen Sinn hat. Wir machen Erfahrungen. Wir lernen, Dinge wertzuschätzen. Wir lernen, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen. ‚An einer anderen Stelle sagt er, dass der Grund, weshalb die Seele sich in diese Welt hineinbegeben hat und weshalb Purusha und Prakriti zusammen sind, der ist, dass Purusha die Kräfte erkennt, die in ihm selbst und in der Prakriti liegen.

Es geht also darum, neue Erfahrungen zu machen, seine Kräfte zu erkennen und zu entwickeln und das, was in einem ist, zu entfalten. Mit jedem Erlebnis erkennen wir mehr, was alles in dieser Prakriti möglich ist. Sei dir also bewusst, dass alles sich verändert. Bemühe dich darum, weniger verhaftet zu sein. Nimm dir vor, bewusst zu sein. Das, was jetzt unangenehm ist, wird vorbeigehen. Sei neugierig, was als nächstes kommt. Im Bewusstsein, dass du daran wachsen wirst. Du wirst wertvolle Erfahrungen machen. So kommst du auf deinem Weg voran.

Hari Om Tat Sat

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