Absage an die Theorie des Multitasking

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir bei Yoga Sutra, 4. Kapitel, 20. Vers „Der Geist kann nicht zwei Dinge auf einmal wahrnehmen.“

Das ist eine Absage an die Multitaskingkonzepte, die viele Menschen heute haben. Während du diesen Text liest, machst du vielleicht noch jede Menge anderer Sachen. Vielleicht trinkst du etwas oder hörst Musik. Scheinbar machst du all das gleichzeitig, aber in Wahrheit springt der Geist von einem zum anderen. Du liest, du hörst, du sagst ein Wort zu deinem Partner, du genießt gerade vielleicht dein Frühstück. All das läuft nicht parallel, sondern hintereinander ab.

Es gibt eine Siddhi, die besagt, dass man acht Dinge nahezu gleichzeitig machen kann. Die kann man trainieren. Es auch nicht unbedingt falsch, verschiedene Dinge zu tun. Der Geist ist trainierbar, das Hirn ist plastisch und formbar. Dennoch gilt: Wenn du etwas wirklich gut machen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig darauf zu konzentrieren. Wenn du wirklich mit einem Menschen sehr gut zurechtkommen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig auf ihn zu konzentrieren, während du mit ihm sprichst. Wenn du irgendeine Arbeit machen willst, dann ist es gut, sie hundertprozentig zu machen. Wenn du deinen Partner umarmst, ist es gut, hundertprozentig bei deinem Partner zu sein.

Im Alltag kann es ein gutes Training sein, mehrere Dinge scheinbar zusammen zu machen und von einem zum anderen zu springen. Ich muss zugeben, das mache ich auch. Ich höre mir Hörsendungen an, fahre dabei Fahrrad, schaue mir die Natur an und ab und zu, wenn es eine längere Fahrradtour ist, dann trinke ich gleichzeitig noch etwas Wasser. Ich tue also viele Dinge gleichzeitig.

Nur, angenommen, ich spreche mit einem Menschen, dann bin ich Hundertprozent bei diesem Menschen. Auch wenn ich telefoniere, dann werde ich nicht hundert Dinge parallel machen, sondern im Normalfall - ich gebe zu, es gibt auch kleine Ausnahmen - konzentriere ich mich ganz auf diesen Menschen. Dann werden die Gespräche besser.

Der Geist kann letztlich nur eine Sache auf einmal machen. Deshalb ist es gut, wichtige Dinge mir voller Konzentration zu tun. Dinge, die du mit voller Aufmerksamkeit machst, machen dir letztlich auch mehr Spaß. Wenn der Geist auf diese Weise zu Vikshipta und Ekagrata kommt, also zu großer Konzentration, dann strahlt die Freude des Selbst. Im dritten Kapitel des Yoga Sutra hat Patanjali gesagt, dass durch große Konzentration auf etwas Prajna und Vijaya kommt, intuitives Verständnis und Meisterschaft. Daher denke inmitten von allem Multitasking daran, wichtige Dinge mit voller Konzentration zu machen. Sorge dafür, dass du jeden Tag das ein oder andere mit voller Konzentration machst. Schaue aus dem Fenster oder schaue in die Natur oder schaue eine Pflanze an oder den Menschen, der dir gegenüber steht. Egal, was es ist, nimm dir eine halbe Minute ganz bewusste Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Es wird eine schöne Erfahrung sein. Das wünsche ich dir.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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