Die Wahrnehmung im Raja Yoga

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im vierten Kapitel vom Yoga Sutra von Patanjali. Das ist überschrieben als Kaivalya, Befreiung. Dieses vierte Kapitel ist sehr philosophisch. Patanjali schreibt von einer sehr hohen philosophischen Warte aus über Wahrnehmung, Selbst, Nicht-Selbst, objektive Wirklichkeit, subjektive Wirklichkeit und über Kaivalya.

Im 18. Vers sagt Patanjali: „Da die Natur des Purusha unveränderlich ist, sind die Gedanken des Geistes dem Selbst immer bekannt.“

Die Wahrnehmungstheorie im Raja Yoga und im Sankhya geht so: Es gibt ein Objekt, das färbt unseren Geist, und Purusha, das Selbst, das Bewusstsein, nimmt diese Veränderungen des Geistes wahr. Also angenommen, du guckst jetzt gerade irgendwo hin, dann färbt das, was du siehst, deinen Geist. Moderne Wahrnehmungspsychologen würden sagen, es erzeugt bestimmte Verbindungen im Hirn, aktiviert bestimmte Sehzentren und vielleicht auch Fühlzentren, und diese Veränderung in deiner Psyche, im Raja Yoga also diese Färbung des Geistes, wird jetzt vom Purusha wahrgenommen.

Purusha ist ewig und unveränderlich, ist also immer da. Es kann nicht passieren, dass du Gedanken hast und dir derer nicht bewusst bist. Gut, es gibt unterbewusste Gedanken, das ist aber ein anderes Thema. Aber sowie Gedanken, Vrittis auf der Oberfläche deines Geistes sind, wird sich das Bewusstsein dessen bewusst. So kommt die Wahrnehmung zustande. Ein Objekt ist da - entweder über Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen - daraus entsteht eine Vritti, ein Gedanke im Geist, dieser Gedanke im Geist wird dann von Purusha wahrgenommen. Dann ist es so, als ob du eine Farbe siehst, ein Objekt siehst oder einen Klang hörst.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Kommentare

  • Lieber Sukadev,
    vielen Dank für diesen erhellenden Kommentar: Aus der Erregung der Sinne entsteht eine Vritti, die von Purusha wahrgenommen wird. "Dann ist es so, als ob du eine Farbe siehst, ein Objekt siehst oder einen Klang hörst." (Hervorhebung von mir.)
    M.
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