Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Das ist jetzt, glaube ich, das vierte Mal, dass ich über diesen Vers spreche. Patanjali gibt hier Tipps, wie man seine Wünsche beherrschen kann. Und er sagt, ein Faktor dabei ist Ursache und Wirkung. Ich werde es mir heute einfach machen und das lesen, was ich in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“ dazu geschrieben habe, denn da steht im Grunde alles Wichtige drin:

Ursache und Wirkung ist letztlich Handlung und Reaktion. Ursprünglich tun wir irgendetwas, erfüllen uns einen Wunsch und als Wirkung bekommen wir ein Vergnügen. Dieses Vergnügen schafft dann wieder eine Ursache. Irgendwie ist es gut, schmeckt gut, tut gut, und wir wollen es noch mal haben. Dadurch unterstützen wir den Wunsch und sorgen dafür, dass wir das Objekt wieder bekommen. Und so geht es weiter. Das Objekt ist wieder eine neue Ursache, es hat Spaß gemacht, wir unterstützen es wieder, wollen es wieder haben, setzen eine neue Ursache, die wieder eine Wirkung nach sich zieht, und so sind wir ständig in dieser Kette. Diese Kette können wir überall erkennen. Werbung z.B. mag eine Ursache sein. Als Wirkung kommt der Wunsch. Man denkt daran, schafft das Objekt. Das Objekt führt - in dem Buch schreibe ich, wenn wir Pech haben - dazu, dass es uns gefällt. Die Konsequenz ist Vergnügen. Vergnügen ist eine neue Ursache, nämlich mehr davon zu haben. Wir wollen es noch mal haben oder noch mehr haben. Man denkt wieder daran, erfüllt den Wunsch wieder. So entsteht eine endlose Kette. Kleine Ursache, kleine Wirkung, immer größere Ursache, größere Wirkung usw. Aus einem kleinen Gedanken ist ein kleiner Wunsch entstanden, durch die Wunscherfüllung wird der Gedanke größer. Dieser Gedanke wird dann wieder eine Ursache, sodass man noch mehr davon hat. Und schließlich ist man Sklave seines Wunsches und meint, man müsste jeden Tag zur gleichen Zeit genau das Richtige zum Frühstück haben, ansonsten ist man mit seiner Partnerin sauer. Oder man müsste genau das Verhalten seiner Mitarbeiter haben, sonst ist man ihnen gegenüber ärgerlich. Es ist gut, aus diesem Ursachen-Wirkungs-Kontext herauskommen zu können, sich lösen zu können von all diesen Reizreaktionsketten und Automatismen.

Das kannst du einfach mal weiter durchdenken. Manche deiner Wünsche kannst du bestimmt nachvollziehen. Sie begannen mit einem kleinen Gedanken, einer kleinen Erfüllung eines Wunsches oder ganz spielerisch, aus einem Erlebnis heraus. Oder du bist einfach draufgestolpert, du hast ein Objekt mit Vergnügen in Verbindung gebracht und schon fing der Wunsch an. Aus dem Wunsch entstand eine Handlung und daraus ein neues Vergnügen. Manchmal ist das sogar gar kein Vergnügen mehr, aber weil du dich noch irgendwo unterbewusst erinnerst, denkst du: „Irgendwann war das mal Vergnügen, also muss es doch auch wieder ein Vergnügen geben.“

Manche Menschen rennen so hinter eigentlich einmaligen Erfahrungen her. Der Wunsch ist stark. Aber wenn du das weißt, dann kannst du dich von diesen Reizreaktionsketten lösen. Wünsche können so gesehen auch wertvolle Anregungen deines Unterbewusstseins sein. Lasse sie einfach Vorschläge sein, aber dich nicht von Wünschen beherrschen.
Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Kommentare

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