Sukadev Bretzs Beiträge (5602)

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Du bist nicht besonders anders

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Hier nimmt uns Patanjali einige Illusionen von der Einzigartigkeit des Universums und die Einzigartigkeit der Persönlichkeit, der eigenen Emotionen und Gedanken. Letztlich besteht alles, laut der Sankhya-Philosophie, aus Sattva, Rajas und Tamas. Man kann sogar sagen, dass alle physikalischen Kräfte sattvig, rajasig oder tamasig sind. Gemütszustände sind sattvig, rajasig und tamasig. Wünsche sind sattvig, rajasig und tamasig. Jede Persönlichkeit hat sattvige, rajasige und tamasige Elemente. Das, was dich von deinem Nachbarn unterscheidet oder deinem Kollegen oder deiner Partnerin oder deinem Partner oder dem, den du vielleicht jetzt gerade aus dem Fenster siehst, ist nichts Essentielles. Du bist nicht grundsätzlich anders als andere, das ist nur eine unterschiedliche Manifestation der Gunas.

Der westliche Mensch ist auf der einen Seite sehr selbstverliebt in seine Individualität. Wenn du einem westlichen Menschen erzählst: „Du bist einzigartig, ein einzigartiges Kind der Schöpfung. Keiner ist so wie du. Du hast ganz besondere Talente, die niemand sonst hat wie du“, dann freut er sich. Wenn man dagegen einem Menschen sagen würde: „Dein Verhalten resultiert aus Genen und du hast die gleichen Gene wie andere. So wie du reagierst, reagieren alle möglichen anderen Menschen. Das ist alles einfach menschlich“, dann ist das auf der einen Seite natürlich ein Trost, auf der anderen Seite fühlt man sich etwas gekränkt.

Aber es hilft, wenn du erkennst, dass was auch immer du erfährst, eine Manifestation der Gunas ist. Es ist nicht etwas Typisches für dich. Das zu erkennen, kann dir auch helfen, dich davon zu lösen.

Mehr dazu das nächste Mal. Alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Die drei Gunas und ihre Bedeutung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Yoga Sutra, 4. Kapitel, 13. Vers: „Sie, ob manifest oder unmanifest, existieren in den drei Gunas.“

Dieser Satz bezieht sich auf den vorherigehenden Vers. Vergangenheit und Zukunft existieren in den drei Gunas. Das Universum der verschiedenen Möglichkeiten, auch das Karma, das auf uns wartet, Vergangenheit und Zukunft, letztlich manifestieren sich alle aus den drei Gunas.

Das ganze Universum besteht aus den Gunas, Sattva, Rajas und Tamas. Sattva ist Reinheit, Rajas ist Unruhe und Gier, Aktivität, Tamas ist Trägheit, Festigkeit. Die drei Gunas haben verschiedene Bedeutungen. Zum einen natürlich im Materiellen. Man kann sagen, es gibt eine Zentripetal- und eine Zentrifugalkraft. Zentripetal ist das, was nach innen zieht, wie die Schwerkraft. Das ist wie eine tamasige Kraft. Es gibt Zentrifugalkraft, die dazu führt, dass Objekte weggehen wollen. Die Strahlen der Sonne haben eine Zentripetalkraft, sie gehen weg von der Sonne. Das ist eher eine rajasige Kraft. Und wenn das im Gleichgewicht ist, ist es eine sattvige Kraft. Alles im Universum existiert letztlich aus Sattva, Rajas und Tamas. Aber nicht nur alles im Universum. Wichtiger als das große Universum ist ja auch das kleine Universum, wie zum Beispiel der menschliche Geist.

Auch dort besteht alles aus Sattva, Rajas und Tamas. Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita, dass du dein Leben sattvig gestaltest, ohne daran zu hängen. Du lernst, dich sattvig zu ernähren, also, keine Tiere zu töten, dein Bewusstsein nicht mit Drogen oder Alkohol zu benebeln und stattdessen reine, gesunde Nahrung, wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte zu dir zu nehmen. Das hilft, dass der Geist klarer wird. Rajasige Sachen wie viel Kaffee oder Zucker machen den Geist unruhig. Und tamasige Sachen wie Fleisch, und Überkochtes machen den Geist eher träge. Aber alle Gemütszustände sind letztlich Gunas. Sie sind die Grundlagen unserer Welt. Und auch über die gilt es, hinaus zu wachsen.

Hari Om Tat Sat

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Über die verschiedenen Arten des Karma

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um die verschiedenen Arten des Karma - noch einmal mit den Yoga Sutras von Patanjali, 4. Kapitel, 12. Vers: „Aus den unterschiedlichen Wegen, durch Vergangenheit und Zukunft, ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Das letzte Mal hatte ich diesen Vers sehr philosophisch interpretiert. Ich will ihn diesmal auf das Karma beziehen. Laut der Karmalehre, aus dem Jnana und Raja Yoga haben wir in dieser Welt bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wir haben das so genannte Sanchita Karma, der Speicher des Karmas: alles, was noch auf uns wartet. Mit dem, was wir jetzt tun, erzeugen wir neues Karma: Agami Karma. Und dann erfahren wir verschiedene Situationen, die werden als Prarabdha Karma bezeichnet.

Ich bin jetzt hier und schreibe diesen Text. Ich mache ihn so gut, wie ich kann und denke, dass es irgendwo meine Aufgabe ist, dies zu tun. Angenommen, ich schreibe ihn nachlässig und bringe nicht viel Energie hinein, dann schafft das eine Wirkung. Ich werde vielleicht ein anderes Mal etwas mit etwas mehr Engagement machen müssen oder ich gerate selbst in einen Vortrag, der stinklangweilig ist.

Also gilt es, meine Aufgabe so gut zu erledigen, wie ich kann. Dann schaffe ich kein neues Karma. Insbesondere, wenn ich diese Handlung ganz Gott widme und nicht denke, ich bin jetzt ein großartig Handelnder. Ich tue meine Aufgabe, ich widme das alles meinem Meister Swami Sivananda, ich widme das alles Gott und lasse los.

Ich habe aber auch verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte jetzt auch stattdessen meditieren, einen Spaziergang machen und etwas anderes. Eine gewisse Freiheit habe ich immer, aber nur so viel, wie auch Karma dafür da ist. Wenn ich mich entscheide, etwas zu tun, wofür kein Karma da ist, dann wird es nicht möglich sein.

Dieser Vers ist auch ein Entspannungsvers, kann man sagen. Gegen Leistungsdruck, Perfektionswahn und Gedanken wie: „Ich muss die hundertprozentig richtige Entscheidung treffen. Wenn ich nicht die richtige Entscheidung treffe, dann geht alles schief und es ist ganz schlimm.“ Dieser Vers sagt, dass wir uns nicht falsch entscheiden können, solange wir uns ethisch entscheiden. Wenn das, was wir tun, von dem Willen geprägt ist, Gutes zu tun, unsere Pflicht und Aufgabe zu tun, Gott zu dienen, dem Meister zu dienen, unseren Mitmenschen zu helfen oder wie auch immer man es ausdrücken will, wenn wir es nach bestem Wissen und Gewissen tun und die Entscheidung mit Demut treffen, dann können wir uns für nichts Falsches entscheiden. Wir entscheiden uns so gut, wie wir können. Wir bringen es Gott dar. Wir wissen, wenn dafür Karma da ist, wenn das meine Aufgabe ist, dann klappt es, und wenn es nicht meine Aufgabe ist, dann klappt es nicht. Es kann natürlich auch sein, dass es meine Aufgabe ist, Hindernisse zu überwinden. Hundertprozent sicher sind wir da nicht. Wir entscheiden uns für etwas, es gibt einen Widerstand. Ist es jetzt meine Aufgabe, den Widerstand zu überwinden oder ist es meine Aufgabe, loszulassen und etwas anderes zu tun?

Normalerweise empfehle ich dir, erstmal zu schauen, ob du den Widerstand überwinden kannst. Wenn nichts hilft und es anfängt, dich sehr anzustrengen, dann ist kein Karma dafür da. Dann hast du wenigstens gelernt, geistige Stärke zu bewahren. Auch das gilt: Du wirst dich nicht dafür entscheiden, etwas zu tun, was nicht geht, wenn nicht dieses Sich-Bemühen auch eine Lektion für dich ist. Das klingt etwas kompliziert, aber die Essenz bleibt gleich: Du kannst dich entspannen, nachdem du dich für etwas entschieden hast. Das, was sein soll, wird sich manifestieren. Du kannst dich für nichts entscheiden, für das du kein Karma hast. Und alles, was du erlebst, ist eine Aufgabe und eine Chance für dich.

Hari Om Tat Sat


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Wie viel Freiheit hat der Mensch?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 12. Vers: „Vergangenheit und Zukunft existieren in ihrer eigenen Form. Aus den unterschiedlichen Wegen ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Dieser Vers kann sehr philosophisch interpretiert werden. Auf der einen Seite wirkt er ein bisschen fatalistisch. Man kann sagen, dass Vergangenheit und Zukunft beide schon existieren. Alle Möglichkeiten der Vergangenheit sind da, alle Möglichkeiten der Zukunft sind da. Trotzdem hat der Mensch eine gewisse Freiheit. Er kann wählen, welchen der verschiedenen Wege er nimmt. Er hat nicht wirklich die Wahl von etwas Grundlegendem. Aber er kann einen der Wege auswählen.

Die Frage des freien Willens ist natürlich umfangreich. Sie wird auch im Yoga sehr kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Schriften sagen da ganz Unterschiedliches. Manchmal heißt es auch, es hänge vom Standpunkt ab. Vom individuellen Standpunkt aus, muss man sehr wohl Entscheidungen treffen und hat eine gewisse Freiheit. Von einem höheren Standpunkt aus sind wir alle Instrumente Gottes. Und vom höchsten Standpunkt aus ist alles nur Brahman und es geschieht gar nichts. So haben wir auf der einen Ebene einen freien Willen, auf der anderen Ebene tun wir das, was Gott von uns will und auf der höchsten Ebene gibt es nur Brahman, Bewusstsein.

Inmitten von all dem gibt es diese interessante Aussage, dass dieses Universum multidimensional ist und dass alle Möglichkeiten der Entscheidungen, die du treffen könntest, dass die alle schon irgendwo vorgegeben sind. Und deine Entscheidungen sagen nur, welchen Weg durch diese mannigfaltigen Möglichkeiten du gehst. Man könnte sagen, das ist wie in einem Irrgarten, der aber verschiedene Ausgänge hat und verschiedene Wege. Du hast nicht die Freiheit, den Irrgarten zu ändern, aber du kannst den Weg bestimmen, der aus dem Irrgarten herausführt. Oder du kannst einen der vielen Wege wählen und hast immer wieder eine neue Wahl. Manche Entscheidungen führen in eine Sackgasse und du musst wieder zurückgehen. Andere Entscheidungen führen dazu, dass du weitergehen kannst. Das ist eine Möglichkeit, die Welt zu sehen.

Ich persönlich glaube, dass du mehr Freiheiten hast, als nur das. Du kannst deinen eigenen Geist beeinflussen. Du kannst entscheiden, ob du spirituelle Praktiken machst oder nicht. Du kannst entscheiden, das hier weiter zu lesen. Alles im Rahmen des kosmischen Ganzen. Die Freiheit hat auch ihre Grenzen. Letztlich geschieht das, was geschehen soll und vom höchsten Standpunkt aus ist alles Brahman und nichts Wirkliches geschieht.
Beim nächsten Mal noch ein paar mehr Gedanken zu diesem Vers. Bis dahin alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Das ist jetzt, glaube ich, das vierte Mal, dass ich über diesen Vers spreche. Patanjali gibt hier Tipps, wie man seine Wünsche beherrschen kann. Und er sagt, ein Faktor dabei ist Ursache und Wirkung. Ich werde es mir heute einfach machen und das lesen, was ich in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“ dazu geschrieben habe, denn da steht im Grunde alles Wichtige drin:

Ursache und Wirkung ist letztlich Handlung und Reaktion. Ursprünglich tun wir irgendetwas, erfüllen uns einen Wunsch und als Wirkung bekommen wir ein Vergnügen. Dieses Vergnügen schafft dann wieder eine Ursache. Irgendwie ist es gut, schmeckt gut, tut gut, und wir wollen es noch mal haben. Dadurch unterstützen wir den Wunsch und sorgen dafür, dass wir das Objekt wieder bekommen. Und so geht es weiter. Das Objekt ist wieder eine neue Ursache, es hat Spaß gemacht, wir unterstützen es wieder, wollen es wieder haben, setzen eine neue Ursache, die wieder eine Wirkung nach sich zieht, und so sind wir ständig in dieser Kette. Diese Kette können wir überall erkennen. Werbung z.B. mag eine Ursache sein. Als Wirkung kommt der Wunsch. Man denkt daran, schafft das Objekt. Das Objekt führt - in dem Buch schreibe ich, wenn wir Pech haben - dazu, dass es uns gefällt. Die Konsequenz ist Vergnügen. Vergnügen ist eine neue Ursache, nämlich mehr davon zu haben. Wir wollen es noch mal haben oder noch mehr haben. Man denkt wieder daran, erfüllt den Wunsch wieder. So entsteht eine endlose Kette. Kleine Ursache, kleine Wirkung, immer größere Ursache, größere Wirkung usw. Aus einem kleinen Gedanken ist ein kleiner Wunsch entstanden, durch die Wunscherfüllung wird der Gedanke größer. Dieser Gedanke wird dann wieder eine Ursache, sodass man noch mehr davon hat. Und schließlich ist man Sklave seines Wunsches und meint, man müsste jeden Tag zur gleichen Zeit genau das Richtige zum Frühstück haben, ansonsten ist man mit seiner Partnerin sauer. Oder man müsste genau das Verhalten seiner Mitarbeiter haben, sonst ist man ihnen gegenüber ärgerlich. Es ist gut, aus diesem Ursachen-Wirkungs-Kontext herauskommen zu können, sich lösen zu können von all diesen Reizreaktionsketten und Automatismen.

Das kannst du einfach mal weiter durchdenken. Manche deiner Wünsche kannst du bestimmt nachvollziehen. Sie begannen mit einem kleinen Gedanken, einer kleinen Erfüllung eines Wunsches oder ganz spielerisch, aus einem Erlebnis heraus. Oder du bist einfach draufgestolpert, du hast ein Objekt mit Vergnügen in Verbindung gebracht und schon fing der Wunsch an. Aus dem Wunsch entstand eine Handlung und daraus ein neues Vergnügen. Manchmal ist das sogar gar kein Vergnügen mehr, aber weil du dich noch irgendwo unterbewusst erinnerst, denkst du: „Irgendwann war das mal Vergnügen, also muss es doch auch wieder ein Vergnügen geben.“

Manche Menschen rennen so hinter eigentlich einmaligen Erfahrungen her. Der Wunsch ist stark. Aber wenn du das weißt, dann kannst du dich von diesen Reizreaktionsketten lösen. Wünsche können so gesehen auch wertvolle Anregungen deines Unterbewusstseins sein. Lasse sie einfach Vorschläge sein, aber dich nicht von Wünschen beherrschen.
Hari Om Tat Sat


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Wie man Wünschen Raum gibt

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Gestern hatte ich über Objekte gesprochen und wie man den Wunsch danach loslassen kann. Heute geht es um Unterstützung.
Du gibst einem Wunsch Unterstützung, indem du ihm Raum im Geist gibst. Wenn du über den Wunsch nachdenkst und überlegst: „Ja, wäre es nicht vielleicht doch möglich…“ und darüber nachdenkst und fantasierst und dann sagst: „Nein, ich sollte doch nicht und doch sollte ich usw.“, dann gibst du diesem Wunsch immer mehr Unterstützung. Du kannst lernen, mit deinem Geist anders umzugehen. Wenn du dir etwas vorgenommen hast, dann setze es einfach um, egal, ob du das magst oder nicht. Und wenn der Geist wieder sagt: „Ich will aber.“, dann lenkst du ihn ab. Du sagst einfach: „Ich habe mich entschieden.“

Angenommen, du hast dir vorgenommen, selbst auf die Bioschokolade eine Weile zu verzichten, dann triff einen festen Entschluss und sage: „Ich werde auf die Schokolade verzichten.“ Wenn das nächste Mal am Tag plötzlich der Gedanke kommt: „Es wäre doch vielleicht gut, ein Stück Schokolade zu essen.“, dann fasse dich kurz und sage: „Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch suggerierst, aber ich habe mich entschieden: keine Schokolade.“ Dann wiederhole dein Mantra, z.B. „Om Namah Shivaya Om Namah Shivaya“ oder schaue dir die Blumen oder den blauen Himmel an oder denke wieder an etwas anderes.

Was du nicht machen solltest, ist, dich auf Diskussionen mit deinem Geist einzulassen. Viele Menschen machen diesen Fehler. Dann sagt der Geist: „Ja, so ein Stück kann doch nicht schlecht sein. Die Forschung hat ergeben, dass die Bioflavonoiden in Schokolade hilfreich sein können. Theobromin mit dieser Mischung aus Fett und Zucker ist sogar gut für die Serotoninausschüttung im Gehirn.“ Stell dir vor, während ich spreche, kommt plötzlich in dir der Wunsch nach mehr Schokolade auf. Der Geist argumentiert. Lasse dich nicht auf diese Argumente ein. Wenn du dich einmal entschlossen hast, dann setze es um. Gib dem Wunsch keine weitere Unterstützung. Das ist eine wichtige Weise, um dich von Wünschen zu befreien.
Morgen mehr dazu.

Alle Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wünsche sind die Diener des Menschen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit ein paar weiteren Anmerkungen zumYoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers.

Patanjali gibt Tipps, wie du Wünsche überwinden kannst, denn Wünsche zu überwinden, macht dich freier. Wünsche zu überwinden hilft dir, Herrschaft über den Geist zu bekommen. Über Wünsche hinauszugehen ist auch ein Aspekt von Tapas. Tapas meint Askese oder Selbstbeherrschung. Inneres Feuer ist eine weitere Bedeutung von Tapas. Wenn du Herrscher über deinen Geist werden willst, dann ist es wichtig, dass du auch in der Lage bist, deine Wünsche zu beherrschen. Wünsche sind letztlich Diener. Wünsche sind Manifestationen der instinktiven Intelligenz. Wünsche kannst du erfüllen oder auch nicht erfüllen.

Viele Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, sie sind getrieben von ihren Wünschen. Kommt ein Wunsch, dann müssen sie sofort springen und ihm nachgehen oder mindestens sich darüber ärgern, dass sie den Wunsch nicht erfüllen können. Eine große Hilfe ist es da, ab und zu mal Wünsche bewusst nicht zu erfüllen. Hier gibt Patanjali einige Tipps dazu. Er sagt nämlich:

„Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Solange Wünsche nach Objekten immer erfüllt werden, kommen auch immer neue Wünsche. Wenn du deinen Wunsch beherrschen willst, dann kann es schon ausreichen, ihn einfach nicht zu erfüllen. Ein Wunsch, der kein Futter bekommt, wird langsam schwächer. Das gilt vielleicht nicht für alle Wünsche, aber doch für relativ viele. Wenn also ein Wunsch kommt, dann kannst du einfach sagen: „Danke liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch gibst, aber ich werde ihn nicht erfüllen. Ich werde dort kein Objekt hinein geben.“

Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Umgebung zu meiden, in der diese Objekte zu finden sind. Angenommen, du hast dir vorgenommen, mal eine Woche lang keine Schokolade zu essen. Dann ist es durchaus gut, wenn du im Naturkostladen bist, dass du zügig an dem Schokoladenregal vorbeigehst, nach Möglichkeit noch nicht mal hinguckst und natürlich erst recht deine Lieblinsconfiserie meidest. Und wenn jemand anderes dir Schokolade anbietet, nach Möglichkeit sogar den Ort des Geschehens zu verlassen. Das ist nicht immer möglich, aber wenn es möglich ist, dann ist das eine gute Möglichkeit. Über die anderen Faktoren und wie du sie nutzen kannst, werde ich morgen sprechen.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Wie wir Wünsche auflösen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute zu Patnajalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da die Wünsche und Eindrücke durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Dieser Vers ist interessant, denn er gibt Tipps, wie wir Wünsche reduzieren oder auch auflösen können. Er sagt, dass Wünsche zusammengehalten werden durch Ursache, durch Wirkung, durch Unterstützung und durch Objekte. Wenn man einen dieser Faktoren wegnimmt oder auch mehrere, dann können Wünsche überwunden werden.

Natürlich kannst du dich erstmal fragen: „Warum will ich überhaupt Wünsche überwinden? Wünsche sind doch gut.“ Aber ich nehme an, wenn du jetzt diesen Text liest, dann hast du dich schon damit beschäftigt und weißt, dass ein Grund für Unzufriedenheit letztlich Wünsche sind. Wünsche machen einen auf verschiedene Weisen unglücklich. Entweder, du hast einen Wunsch und du kriegst das Objekt des Wunsches nicht. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch, der erfüllt wird, aber du hast Angst davor, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwindet. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch der erfüllt wird, und dann wird das Objekt des Wunsches wieder von dir weggenommen. Dann ist die Konsequenz wieder Leiden. Oder du hast einen Wunsch, das Objekt des Wunsches wird erfüllt, der Wunsch ist erfüllt, und jetzt stellst du fest, dass es nicht das war, was du dir wirklich gewünscht hast. Der Wunsch macht dich nicht so glücklich, wie du gedacht hast. Die Konsequenz ist also wieder Leiden.

Letztlich kann ein Wunsch dich unglücklich machen. Jeder Wunsch kann dich unglücklich machen, wenn du daran verhaftet bist. Wünsche sind natürlich auch eine Art instinktive Intuition, das zu wählen, was gut für einen ist. Die meisten deiner Wünsche sind ja ein Ausdruck von Bedürfnissen und letztlich etwas, was gut ist. Nur ist es gut, sich von der Sklaverei der Wünsche zu lösen.

Wenn du deine Wünsche als Vorschläge deiner inneren instinktiven Intelligenz ansiehst, dann kannst du schauen, ob du die Wünsche erfüllen willst oder nicht. Dann hast du eine reife Einstellung dazu. Dann wiederum können Wünsche dich glücklich machen. Du hast einen Wunsch und erkennst: „Ja, die Erfüllung des Wunsches ist ganz sinnvoll.“ Dann erfüllst du den Wunsch, bist glücklich, nimmst aber nicht an, dass der Wunsch dich dauerhaft glücklich macht. Du weißt auch, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwinden kann. So kannst du das Objekt des Wunsches genießen und gleichzeitig ein gesundes Leben führen.
Die Unterdrückung von Wünschen allein nutzt nichts, einfach nur gegen Wünsche anzukämpfen ist auch nicht gut. Aber zu lernen, Wünsche auch mal zu beherrschen, zu lernen, spielerisch mit Wünschen umzugehen, das ist etwas, was dich zu Kaivalya, zur Befreiung führt. Und zwar nicht nur im absoluten Sinne, sondern auch im relativen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stärke beim Umgang mit deinen Wünschen!

Bis zum nächsten Mal

Hari Om Tat Sat


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Wünsche haben keinen Anfang

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra 4. Kapitel, 10. Vers: „Die Wünsche und Eindrücke haben keinen Anfang, denn der Wunsch zu leben ist ewig.“

Die Wünsche haben keinen Anfang und letztlich auch kein Ende. Manchmal ist ja die Frage, wo die Wünsche ihren Anfang haben. Wenn es heißt, dass einer der Faktoren, die zu unseren Inkarnationen führt, Wünsche sind, dann muss es der ursprüngliche Wunsch gewesen sein, dass wir uns inkarnieren. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, wann die ganze Sache angefangen hat?

Patanjali sagt hier, dass die Wünsche, die Samskaras, wie auch die Vasanas, keinen Anfang haben. Sie sind aus uralten, undenkbaren Zeiten. Der Wunsch zu leben ist ewig. Das ist eine der Paradoxien. Du kannst sehr wohl aus dieser Maya herauskommen, aus dieser relativen Welt, indem du Kaivalya erreichst, die Befreiung. Aber wenn du in der Welt drin bist, dann scheint es so, als ob du schon ewig drin wärst. Eine Analogie dazu ist der Traum.

Angenommen, du träumst eine Welt. Selbst wenn du nur fünf Minuten vom Standpunkt des Wachbewusstseins her geträumt hast, ist die Welt des Traums uralt. Wenn du forschen würdest, wann hat die Welt begonnen, dann ist sie ewig, ohne Anfang. So ist auch die Welt der Maya letztlich anfanglos. Noch dazu, wenn du in den Dimensionen denkst, wie die Inder. Die meinen, vor Beginn dieser Schöpfung gab es schon viele andere Schöpfungen. Und jede Schöpfung kommt deshalb, weil jemand es will und wünscht.
So ist also nicht ein erster Wunsch verantwortlich für die Inkarnation, sondern letztlich ein Mysterium Gottes. Wenn du in dieser Maya bist, in dieser Schöpfung, dann scheint sie schon ewig zu existieren. Und in dem Moment, in dem du dich verwirklichst, ist sie mit einem Schlag, mindestens für dich, verschwunden. Du magst wieder eintauchen in diese Welt der Dualität, solange, wie dein Karma in dieser physischen Welt noch existiert. Aber jedes Mal, wenn du dann in Samadhi, in den überbewussten Zustand gehst, erfährst du dich als ewig, anfanglos und unendlich.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Wie unsere Wünsche in Erfüllung gehen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Wünsche führen irgendwann zur Erfahrung. Wünsche reifen in in karmischen Situationen. Aber manchmal dauert das eine Weile. Und es kann durchaus sein, dass du als junger Mensch einen Wunsch hast, der sich irgendwann in deinen 40ern verwirklicht. Es heißt sogar, es kann sein, dass du einen Wunsch hast, der sich in diesem Leben gar nicht verwirklicht, sondern erst im nächsten Leben. So kommen eine Reihe von Sachen in diesem Leben auf dich zu, die du in einem früheren Leben gewünscht hast.

Wobei man natürlich immer fragen kann: „Ist das wirklich ich, der das erfährt?“ Angenommen, du inkarnierst dich, aber weißt nichts davon, dass du die Inkarnation von dir in deinem früheren Leben bist. Bist du wirklich der gleiche Mensch? Patanjali sagt ja, denn es gibt eine unmittelbare Aufeinanderfolge. Du hattest einen Wunsch und jetzt hat sich eine karmische Situation dementsprechend gezeigt. Du magst jetzt eine andere soziale Stellung haben, an einem anderen Ort geboren sein, in einer anderen Zeit leben. Aber irgendetwas ist auch geblieben. Auf einer unterbewussten Ebene sind die Erinnerungen und die Eindrücke da.

Es heißt auch, dass du in einem neuen Leben durchaus bestimmte Charakterzüge vom alten Leben hast. Dazu brauchen wir gar nicht in frühere Leben hinein zu gehen. Auch in diesem Leben hast du manchmal Wünsche, die sich viel später manifestieren. Auch wenn du daran gar nicht mehr denkst, irgendwo tief in der Erinnerung sind deine früheren Wünsche und Eindrücke weiter vorhanden. So erfährst du die Konsequenzen aus deinen Gedanken und Wünschen, manchmal, ohne dir dessen bewusst zu sein.

Hari Om Tat Sat

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Über den Kreislauf der Gedanken

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sprechen immer noch über die Kraft der Gedanken. Dazu gibt es eine schöne Aussage von Swami Sivananda im Buch „Gedankenkraft“. Du findest diesen Gedanken in verschiedenen indischen Schriften, du findest das auch im Talmud. Swami Sivananda schreibt dazu:

„Du säst einen Gedanken und du erntest eine Tat. Du säst eine Tat und du erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit und du erntest ein Schicksal. Du säst ein Schicksal und du erntest einen Charakter.“

Eine andere Ausprägung dieses Sprichwortes ist:
„Du säst einen Gedanken und erntest einen Wunsch. Du säst einen Wunsch und du erntest eine Handlung. Du säst eine Handlung und erntest einen Charakter. Du säst einen Charakter und du erntest ein Schicksal.“

Daher gilt es, auf seine Gedanken zu achten. Über die Gedanken kommen Wünsche, aus den Wünschen erwachsen Handlungen, erwachsen neue Wünsche usw. Es ist daher gut, zu lernen, mit seinen Gedanken geschickt umzugehen.

Swami Sivananda sagt: „Beobachte deine Gedanken, ähnlich, wie du beobachtest, welche Pflanzen in einem Beet wachsen. Die Gedanken, die du nicht haben willst, kannst du wie Unkraut rausnehmen.“ Unkraut ist natürlich relativ. Manche Pflanzen sind sehr wichtig, aber man bezeichnet sie oft als Unkraut. So ist es auch mit den Gedanken. Bestimmte Gedanken sind in bestimmten Kontexten hilfreich, in anderen nicht. Du hast es bis zu einem gewissen Grad in der Hand, welche Gedanken und Wünsche du weiter pflegst.
Mache dir heute bewusst: „Welche Wünsche habe ich? Ist es sinnvoll, diese Wünsche zu haben? Wie wäre es, wenn diese Wünsche erfüllt wären? Oder wäre es vielleicht besser, dass ich sie loslasse, Hingabe übe, Vertrauen habe?“

Ich wünsche dir viel neue Klarheit und gute Energie. Bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat


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Deine Wünsche tragen Früchte

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Dieser Vers ist ein etwas längerer und auch ein etwas komplexerer, mindestens in der deutschen Übersetzung. Im vorigen Vers hat Patanjali gesagt, dass Früchte reifen, entsprechend der Art der Wünsche. Ich hatte das beim letzten Mal dahingehend interpretiert, dass deine persönliche Reaktion letztlich von deinen eigenen Vasanas abhängt, deinen eigenen Eindrücken.

Äußere Situationen sind nicht einfach so, wie sie sind, sondern du interpretierst sie. Aber der Vers hat noch eine zweite Interpretation. Der besagt nämlich, dass auch Wünsche Früchte tragen. Wenn du etwas stark willst, dann wird es sich irgendwie manifestieren. Wenn du konkrete Wünsche hast und sie mit Energie versiehst, bewusst oder unbewusst, dann werden sie irgendwann in karmischen Situationen ihre Früchte tragen. Daher ist es so wichtig, dass du überlegst, was du willst. Wo bringst du deine Energie hinein? Überlegen dir: „Angenommen, das, was ich will, manifestiert sich tatsächlich, will ich es wirklich?“

Du kannst auch konkrete Wünsche ans Universum abgeben. Du kannst sagen: „Das wäre schön, wenn ich es hätte.“ Und wenn du es nachher noch mit dem Zusatz: „Aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ versiehst oder mit: „Ich lasse es jetzt ganz los, ich gebe es ab.“, dann ist das durchaus eine legitime Weise, einen spirituellen Wunsch zu äußern oder auch einen weltlichen Wunsch spirituell zu äußern. Wünsche können erfüllt werden, daher achte auf deine Wünsche, sie können dein Karma werden, dein Schicksal.

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, im 4. Kapitel, 8. Vers: „Aus diesem dreierlei Karma reifen die Früchte entsprechend der Art der Wünsche.“

Patanjali ist ja schon im zweiten Kapitel auf Karma eingegangen. Wenn wir auf Karma, also auf das, was kommt, reagieren, dann hat das Früchte. Und je nachdem, welche Wünsche und Neigungen wir haben, sind die Früchte unterschiedlich. Die Früchte sind nicht nur künftiges Karma, sondern letztlich auch unsere eigene Erfahrung.

Angenommen, jemand macht dir ein Kompliment. Wenn du ein vertrauensvoller Mensch bist, dann denkst du sofort: „Ah, schön.“ und du bist dankbar dafür. Wenn du ein sehr skeptischer Mensch bist, dann denkst du: „Was will der schon wieder von mir?“ Und wenn du mit dieser Person schon negative Erfahrungen gemacht hast und sie macht dir ein Kompliment, dann wirst du dich fragen: „Was passiert jetzt? Wie ist das gemeint?“
Die Früchte vom gleichen Karma können entsprechend deiner Vasanas ganz unterschiedlich sein. Patanjali sagt, aus den Vasanas, also aus den Erfahrungen, aus diesem dreierlei Karma, reifen Früchte und die hängen sehr stark ab von den eigenen Wünschen und Neigungen.

Vieles hast du nicht in der Hand, was auf dich zukommt. Anderes hat man natürlich in der Hand. Deine Reaktion kannst du aber immer bis zu einem gewissen Maße steuern. Und da ist es durchaus gut, wenn du lernst, die Dinge positiver zu sehen, sie als Chancen zu ergreifen und nicht so sehr als Risiken. Es ist auch ein gewisses Training, erst einmal anzunehmen, dass andere Menschen es gut meinen. Das heißt natürlich nicht immer, dass sie das auch gut umsetzen und dass dann alles toll ausgeht, aber erstmal ist es schon mal sehr hilfreich, eine Grundfreundlichkeit gegenüber Menschen zu haben. Wenn du diese Vasana kultivierst und grundsätzlich davon ausgehst, dass alle Menschen es gut meinen, bis sie etwas tun, was dich vom Gegenteil überzeugt, dann hast du grundsätzlich sehr viel schönere Erfahrungen, als jemand, der ständig skeptisch durch die Welt geht.

Du kannst natürlich auch sagen: „Wer skeptisch durch die Welt geht, wird niemals enttäuscht und deshalb will ich lieber etwas skeptischer durch die Welt gehen.“ Wenn dich das glücklich macht, ist das natürlich auch in Ordnung. Es ist jedenfalls wichtig, zu verstehen, wie man das, was auf einen zukommt, interpretiert. Was man tatsächlich erfährt, das hängt sehr stark davon ab, was in einem selbst angelegt ist. Und wir können unsere Reaktionen bis zu einem gewissen Grad steuern.

Beobachte deine Reaktionen auf konkrete Ereignisse und überlege, wie häufig deine Reaktionen ein Produkt deiner Vasanas sind und ob es vielleicht möglich ist, dass du deine Reaktionen ein bisschen modellierst. Ich wünsche dir dafür große Achtsamkeit.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wie gehe ich mit Karma um?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! In der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 7. Vers geht es um das Karma: „Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz; für andere ist es von dreierlei Art.“

Normalerweise bewerten die Menschen die Dinge, die sie wahrnehmen. Sie sagen: „Das ist gut, das ist schlecht, das ist gemischt. Das mag ich, das mag ich nicht, das ist irgendwo dazwischen.“ Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Ein Yogi sagt nicht: „Das ist schön, das ist weniger schön, das mag ich, das mag ich nicht.“ Vielleicht hat er diese subjektiven Gefühlsstimmungen, die manchmal ja auch im Alltag hilfreich sind. Aber er wird nicht sagen: „Oh, warum passiert mir das? Es wäre doch viel besser, wenn mir etwas anderes passieren würde.“

Für einen Yogi ist das ganze Leben eine Schule und eine Aufgabe. Man kann aus allem lernen. Wenn ich jetzt von Yogi spreche, dann meine ich nicht nur den selbstverwirklichten Yogi, der fest verankert ist in der Einheit. Jeder und jede, der und die Yoga übt, ist ein Yogi in diesem Sinne. Der Ausdruck „Yogi“ hat ja zwei Bedeutungen: Zum einen ist es der, der Yoga, Einheit, erreicht hat, und zum zweiten der, der Übungen praktiziert, um zur Einheit zu kommen.

Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Alles, was kommt, ist eine Lektion. Wenn man etwas Schönes erlebt, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn etwas Schönes verschwindet, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Partner freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn es eine Krise gibt in der Partnerschaft, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Chef freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn er einen ungerechtfertigt kritisiert und schimpft, ist das eine wertvolle Erfahrung. Was auch immer kommt, es ist eine Erfahrung, aus der du lernen kannst.

Natürlich gibt es nicht nur passive Erfahrungen. Ein Yogi ist kein Fatalist, der nur alles annimmt, sondern auch jemand, der aktiv ist. Das sagt Krishna immer wieder: Ein Yogi ist derjenige, der Feuer hat, der Enthusiasmus hat, der die Dinge auch verändert. Dinge sind Aufgabe. Und was auch immer kommt, es ist eine Aufgabe, an der man wachsen kann. So kann eine schwierige Situation einem helfen, wirklich aktiv zu werden. Eine schwierige Situation kann einem helfen, mal die Erfahrung des Abwartens zu machen, des Loslassens - aber auch, über seine Grenzen hinauszuwachsen, um sich wirklich zu engagieren. Für einen Yogi ist das Karma weder gut, noch schlecht, es ist eine Aufgabe, es ist Erfahrung, es ist immer eine Gelegenheit zum Wachstum.

Hari Om Tat Sat

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Wie Meditation den Geist öffnet

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sage ich etwas zur Yoga Sutra, 4. Kapitel, 6. Vers: „Von diesen ist der Geist, der aus Dhyana geboren ist, frei von vergangenen Eindrücken.“

Dhyana heißt Meditation. Wenn du meditierst, lernst du, die Dinge vorurteilsfreier zu sehen. Du lernst, dich von früheren Handlungstendenzen zu lösen. Du lernst, dich von automatischen Reiz-Reaktionsketten zu lösen und von Vorurteilen. Wenn du regelmäßig meditierst, dann ändert sich deine Offenheit.

Swami Vishnu hat gerne gesagt: Keep an open mind. Halte deinen Geist offen und vorurteilsfrei. Diese Einstellung ist etwas sehr Wichtiges, und das kannst du bei allen großen Meistern beobachten. Sie sind neugierig. Sie sind, selbst wenn sie sehr alt sind, immer frisch und interessiert. Sie können Situationen sehr viel objektiver wahrnehmen, aus dem Moment heraus, ohne von vergangenen Eindrücken geprägt zu sein.
Vielleicht kennst du Menschen, die auch ohne Yoga so sind, die diese Offenheit haben. Vielleicht kennst du aber auch Menschen ab einem gewissen Alter, die schon so festgefahren sind in ihrem Denken, dass sie alles nur durch ihre Brille so sehen. Natürlich, jeder Mensch sieht etwas durch seine eigene Brille. Auch jemand, der regelmäßig meditiert. Selbst wenn er zu Samadhi kommt, hat er natürlich die alten Eindrücke noch. Er ist nicht ohne alte Eindrücke, aber er ist auch nicht beherrscht durch sie.

Um das zu erreichen, musst du nicht warten, bis du die Selbstverwirklichung erreicht hast. Du kannst dir vornehmen, immer wieder mit offenem Geist an die Dinge heranzugehen und sie nicht durch Vorurteile und Eindrücke aus der Vergangenheit zu bewerten. Du kannst Dinge wahrnehmen und ausprobieren und die Welt wahrnehmen, ohne vorher viel darüber nachzudenken. Diese wortlose Bewusstheit, die wortlose Achtsamkeit, dieses Samyama hilft dir, die Dinge so zu sehen, wie sie sind und nicht so, wie du sie interpretierst.
Nimm dir immer wieder Augenblicke, in denen du den meditativen Gemütszustand im Alltag anwendest, in denen du ein paar Momente Wortgedanken abschaltest, in denen du deine geistige Analysemaschine vorübergehend abschaltest, in denen du Bewusstheit und Einfühlungsvermögen in diesen Moment hineinbringst. Nach ein paar Momenten kannst du spüren, was das mit dir macht. Vielleicht bekommst du einen vorurteilsfreieren Zugang. Mache dies auch in festgefahrenen Situationen.

Nimm ein paar Momente, in denen du aufhörst, darüber nachzudenken und innerlich mit deinem Schicksal zu hadern. Erspüre die Situation. Spüre, ob etwas Neues in dir kommt. Manchmal sind scheinbar festgefahrene Situationen gar nicht so festgefahren. Du kannst dir einen Moment geben, sie vorurteilsfrei zu erspüren. Dann kommt ganz intuitiv etwas Neues.

Hari Om Tat Sat


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Über die Natur der Persönlichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra 4. Kapitel, 5. Vers: „Obwohl die Erscheinungsformen der vielen Chittas variieren, werden sie von einem gelenkt.“

Chitta ist das Gemüt, die Psyche. Chitta ist alles, was eine Persönlichkeit ausmacht. Talente, Fähigkeiten, Emotionen, Gefühle, Gedanken, Handlungen, Neigungstendenzen, all das ist Chitta.
Es gibt viele Chittas. Jeder Mensch hat ein individuelles Gemüt. Jeder Mensch ist eine individuelle Seele. Diese individuelle Seele wird letztlich gelenkt durch die kosmische Seele. Alle Menschen, die du vor dir siehst, alle Menschen, mit denen du zu tun hast, in all denen wirkt die eine kosmische Seele. Es ist wie im Traum.
Angenommen, du träumst. In deinem Traum kannst du viele Menschen sehen, du kannst mit ihnen in Kontakt treten, du kannst mit ihnen sprechen, du kannst dich mit ihnen austauschen, du kannst auch mit ihnen streiten. All das ist möglich. Du kannst dich dabei aber auch von all diesem lösen, denn du kannst wissen, dass hinter allen Erscheinungsformen des Traumes das eine gleiche Bewusstsein ist. Wenn du träumst, dann bist du der Träumende und das Bewusstsein hinter jedem Menschen in deinem Traum, sogar hinter der ganzen Traumwelt. Im Traum identifizierst du dich mit einer bestimmten individuellen Person. Die nennst du „Ich“. Vielleicht streitet dieses ich sich mit den anderen. Aber letztlich ist ein einziges Bewusstsein, das sich durch jede einzelne Persönlichkeit deines Traumes manifestiert. So ist es auch in dieser Wachwelt. Ein kosmisches Bewusstsein manifestiert sich durch jede einzelne Person, mit der du zu tun hast. Denke darüber nach. Und vielleicht, wenn du heute anderen Menschen begegnest oder auch Tieren oder Bäumen, oder wenn du einfach aus dem Fenster schaust - sei dir bewusst, dass hinter allem die eine gleiche kosmische Seele steckt und dass alles eine Manifestation der einen gleichen unendlichen kosmischen Seele ist. Letztlich wird alles durch die eine gleiche unendliche kosmische Seele gesteuert.

Hari Om Tat Sat

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Du bist das

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 4. Vers: „Chitta wird vom Egoismus geschaffen.“

Chitta meint hier das individuelle Gemüt, die individuelle Persönlichkeit, die Mischung aus Gedanken, Gefühlen, Talenten, Fähigkeiten, Neigungen, Persönlichkeit usw. All das ist Chitta. Chitta entsteht aus dem Ego. Ohne Ego gibt es auch keine Persönlichkeit. Auch ohne Persönlichkeit gibt es kein Ego. Das ganze Konzept des Yoga beruht darauf, dass wir nicht eine individuelle Person sind. Wir sind Purusha, unendliche, ewige, freie Seele und Satchidananda, reines Sein, reines Wissen, reine Glückseligkeit. Wir sind das Bewusstsein hinter allem. Und eigentlich kann man nicht sagen, „Wir sind das Bewusstsein.“, sondern jeder einzelne ist eine Manifestation des einen, unendlichen Bewusstseins.

Bleibt die Frage, „Wenn ich dieses reine, unendliche, ewige Bewusstsein bin, eins mit allem, warum fühle ich mich als Individuum? Warum identifiziere ich mich hier mit dieser einzelnen Person? Warum denke ich, dass ich der bin, der ich bin?“ Hier gibt es das Konzept des Asmita, das Ego. Die kosmische, ewige, unendliche Seele identifiziert sich mit einem Teil der unendlichen Prakriti, eben mit diesem Körper-Geist-Komplex. Und indem die kosmische Seele sich identifiziert, entsteht ein Chitta, ein individuelles Gemüt und Persönlichkeit. Dieses individuelle Gemüt und Persönlichkeit kann sich weiterentwickeln, in einem Leben, vielleicht auch in mehreren Leben, wobei es jetzt zum Verständnis vom Raja Yoga nicht notwendig ist, an mehrere Inkarnationen zu glauben. Es macht es logischer, aber vom Subjektiven her weißt du ja zunächst mal nicht, ob du inkarniert bist oder nicht, ob du dich wieder inkarnierst. Bis zu einem gewissen Grad mag das eine Glaubensfrage sein.
Aber es ist möglich, sich in der Meditation als das Bewusstsein hinter dem ganzen Universum zu fühlen, als ein einziges, unendliches Bewusstsein. Und wenn du nachher jemanden auf der Straße triffst, dann siehst du, dass sich das eine unendliche Bewusstsein durch diesen Körper manifestiert, der vor mir steht oder an mir vorbeigeht. Und ein klein wenig kannst du im Alltag dieses Einheitsbewusstsein aufrechterhalten.

Natürlich, um deine Aufgaben zu erledigen, musst du dich mit einem Körper mehr identifizieren als mit einem anderen. Du musst ja auch atmen, du musst deine Hände heben, du musst für Nahrung sorgen, du musst sprechen usw. All das geht, wenn du dich mehr mit dem Körper-Geist-Komplex identifizierst, den du „Ich“ nennst, als mit dem, der dir gegenübersteht. Aber du kannst dich auch etwas mit dem identifizieren, der dir gegenübersteht und dich fragen: „Wie mache ich, als kosmisches Bewusstsein, etwas durch den Körper, der mir gegenübersteht und wie mache ich, als kosmisches Bewusstsein, etwas im gesamten Universum?“ Das ist eine spielerische, leichte Einstellung und letztlich auch eine gesunde Neugier, wie alles abläuft.

Angenommen, du weißt, dass du träumst, da siehst du, wie alles abläuft. Du bist neugierig, was als nächstes passiert. Du weißt letztlich, du selbst bist derjenige, der hinter dem ganzen Traum steht. Dennoch siehst du diesen Traum aus einer individuellen Perspektive, weil du dich mit einem etwas mehr identifizierst und durch dessen Auge du diese Traumwelt wahrnimmst. Wenn du weißt, dass du träumst, dann weißt du, du bist derjenige hinter allem, der jetzt durch ein Individuum sieht. Dann bist du vielleicht neugierig, amüsiert und fragst dich, was als nächstes passieren wird. Dann kannst du das Leben annehmen, ohne es zu sehr auf deine Person zu beziehen.

Hari Om Tat Sat

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Wie man Energieblockaden lösen kann

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es wieder um den 3. Vers im 4. Kapitel der Yoga Sutren, mit der Frage, wie man Energieblockaden auflösen kann.

Energie kann fließen, wenn keine Blockaden da sind. Das gilt auf körperlichem Gebiet wie auf allen anderen. Auf körperlichen Gebiet gilt es, die Selbstheilkräfte fließen zu lassen. Auf psychischem Gebiet gilt es, die psychischen Selbstheilkräfte und die innere Energie fließen zu lassen. Es gilt noch mehr bezüglich göttlicher Gnade. Oft fragen wir uns: „Wie erreiche ich die Selbstverwirklichung? Mache ich das durch eigene Anstrengung oder ist es Gnade?“

Darüber haben sich die katholische und die evangelische Kirche Jahrhunderte lang gestritten und die Köpfe eingeschlagen. Hier wird manchmal von christlicher Seite den östlichen spirituellen Traditionen vorgeworfen, sie wollen sich gewaltsam die Befreiung, die Erlösung erzwingen, erarbeiten. Das sei doch gar nicht möglich. Doch dieser Gegensatz ist gar nicht so stark, wie oft angenommen wird.

Man muss schon irgendetwas machen, ganz von selbst geht es letztlich auch nicht. Aber was man macht, ist nichts anderes, als die Blockaden aufzuheben, so dass alle Energien fließen können. Das Ego kann nicht selbst zur Befreiung kommen. Das Individuum kann nicht selbst die Befreiung erreichen, weil es im Zustand der Befreiung gar nicht existieren kann. Aber du kannst als Individuum Blockaden beseitigen und dann kann die göttliche Gnade fließen. Und diese göttliche Gnade, die kann dich zu höheren Bewusstseinsebenen führen.
Ich habe noch keinen erlebt, der mir gesagt hat: „Ich hatte gestern eine tiefe Meditation, eine Gotteserfahrung. Ich habe sie mir aber redlich verdient, weil ich so viel praktiziert habe.“ Wir arbeiten an uns selbst und manchmal kann es sein, dass man Tage, Wochen, Monate, Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte praktiziert hat. Manchmal hat man schönere Erfahrungen, manchmal trockene Erfahrungen, manchmal bekommt man einfach nur durch Meditation etwas mehr Gleichmut, etwas mehr Ruhe, etwas mehr Beständigkeit, und Energie, aber nicht das, was man sich von der Meditation erhofft, nämlich den überbewussten Zustand.

Und dann plötzlich, aus heiterem Himmel, kommt diese wunderbare, großartige Erfahrung von Gottesnähe, eine Vision des Göttlichen, die Transzendierung des Körperbewusstseins, die Erfahrung von Liebe, von Einheit, von Freude. Ein Moment dieser Erfahrung wirkt Tage, Wochen, Monate nach, kann das ganze Leben dauerhaft verändern und bereichern.

Woher kommt dieser große Zustand, nachdem man ja so intensiv strebt? Er kommt aus Gnade. Durch Praxis hat man den Kanal geöffnet und dann fließt diese Gnade. Man hat nicht die Gnade geschaffen, diese Gnade fließt einfach überall. Und so gilt es, immer wieder zu beten und zu praktizieren. Die Analogie hat natürlich auch ihre Grenzen.Es ist nicht so, dass wir jetzt nur hart genug arbeiten müssen und dann wird die Gnade schon fließen. Wir öffnen uns, wir arbeiten etwas an uns selbst, wir bemühen uns, unseren Geist zu öffnen. Egal, mit welcher Technik. Egal, ob wir durch Asanas und Pranayama unsere Nadis reinigen, ob wir durch Bhakti uns Gott hingeben und so unsere Gefühle öffnen, ob wir uns durch Jnana Yoga fragen: „Wer bin ich?“ oder ob wir im Karma Yoga unser Herz öffnen, indem wir anderen Menschen helfen und dienen. All das öffnet uns. Und dann, wenn der Moment gekommen ist, dann fließt die göttliche Gnade und führt uns in höhere Bewusstseinszustände.

Es gilt, das Beste zu tun, was wir machen können, dann loszulassen und auf göttliche Gnade zu vertrauen.

Hari Om Tat Sat


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Tolle Zeit bei Yoga Vidya Nordsee.

Sukadev-im-Schnee-Yoga-Kopfstand-im-Lotus-150x150.jpgIn der letzten Woche, also von Sonntag bis Freitag 28.11.-3.12. war ich im Haus Yoga Vidya Nordsee. Dieser Yoga Ashram hat sich ganz großartig entwickelt: Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, das große lichtdurchflutete Yoga-Studio im Obergeschoss mit dem weiten Blick ist einfach fantastisch. Das Essen ausgezeichnet (wirklich lecker!), die Mitarbeiter freundlich und spirituell motiviert. Es hat sich ein sehr gutes Yogalehrer Team entwickelt. Es war für mich ganz toll und auch erholsam, dort das Jnana Yoga Seminar "Atma Bodha", die Erkenntnis des Selbst, ein typisches Vedanta Thema, zu geben. Dieses war Teil eines Yogalehrer Weitebildungsseminars. Die Teilnehmer waren sehr interessiert, und haben massenhaft Fragen gestellt.

Wie überall in Deutschland war auch an der Nordsee der Winter spürbar. Die ersten Tage gab es eine steife Brise, am Donnerstag hat es geschneit. So habe ich die Gelegenheit ergriffen, meinen Kopf in den Schnee zu stecken - und Padma Shirshasana in der Schnee-Variation zu üben...

Seit das Seminarhaus Yoga Vidya Nordsee vor 2 Jahren eröffnet hat, haben auch etwa ein Dutzend neue Yoga Vidya Zentren in Norddeutschland eröffnet. Gab es vor 2 Jahren nur Yoga Vidya Hamburg im hohen Norden, so gibt es inzwischen ein Dutzend weiterer Yoga Vidya Yogaschulen...

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es noch einmal um das
Yoga Sutra im 4. Kapitel, 3. Vers, und um das Thema Depression. Patanjali sagt, dass eine Ursache nicht die Vorgänge der Natur bewirkt, sondern Hindernisse beseitigt. Was bedeutet das?

Ich hatte das letzte Mal über ein beginnendes Burnout gesprochen, also über einen Zustand, in dem du dich energielos und antriebslos fühlst. Angenommen, du bist in einer schweren Depression, dann ist professionelle Hilfe natürlich sehr wichtig. Hier spreche ich aber erstmal über ein beginnendes Burnout, über beginnende Niedergeschlagenheit, und Energielosigkeit.

Wenn du einen solchen Zustand spürst, denke nicht, dass du keine Energie mehr hast. Die Energie ist da. Sie ist nur momentan nicht so leicht zugängig. Es ist möglich, dass du wieder Zugang zu dieser Energie bekommst. Eine Möglichkeit dafür wären ein paar Fragen, die du dir stellen könntest: „Wo in mir fließt die Energie? Wo in mir ist noch Prana? Wo ist in mir das Feuer?“ Du kannst auch fragen: „Was müsste ich tun, dass wieder Energie fließen würde?“

Vielleicht beobachtest du, überlegst: „Gestern, heute, in der letzten Woche, wo habe ich vielleicht mal eine Art Kribbeln im Bauch gespürt? Wo habe ich eine Spur von Freude gespürt?“ Du kannst auch überlegen: „Was würde mir Freude geben? Wo würde die Energie fließen?“ Überlege nicht: „Oh, was blockiert alles meine Energie und was ist alles so schlimm usw.“ Diese Gedanken wirst du nicht ganz vermeiden können und es ist auch nichts weiter tragisch dabei. Aber denke zusätzlich dazu: „Wo könnte meine Energie fließen? Und was könnte ich tun, dass wieder Freude da ist? Was könnte ich tun, dass Energie fließt? Wie könnte ich das, was ich tue, ein bisschen anders machen, damit Freude da ist? Wie könnte ich meinen freien Tag verbringen, dass Freude entsteht?“

Wenn du erschöpft bist, dass ist es nicht immer notwendig und hilfreich, nichts zu tun. Manchmal muss das auch sein, aber nicht zu lange. Wenn du zu lange tatenlos bist, dann wirst du dich nicht regenerieren, sondern die Bewässerungskanäle der inneren Energie werden sich nur noch stärker verschließen. Also überlege: „Wie kann ich das machen, was ich mache, mit Freude? Wie kann ich das, was ich zu tun habe, so machen, dass es mir Energie gibt? Was müsste ich machen, ob bei der Arbeit, ob in der Freizeit, ob in der Familie, ob mit meinem Partner, dass wieder Energie fließt, dass wieder Freude fließt, dass meine Inspiration wieder fließt?“
Damit kommst du dir selbst auf die Spur. Und das ist der erste Schritt zu mehr Energie.

Hari Om Tat Sat


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