Sukadev Bretzs Beiträge (5602)

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Warum wir im Leben entspannen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Das Mantra „Satchidananda Rupa Shivoham Shivoham“ bedeutet soviel wie: Was auch immer geschieht, meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit. Ich bin Shiva, reines Bewusstsein.

Das ist eine der wichtigen Grundlagen im Yoga. Es ist wie ein fester Grund, auf dem wir stehen können, inmitten von allen Wechselfällen des Lebens. Wir bleiben stets Satchidananda. Selbst wenn wir Fehler machen, selbst wenn wir Dummheiten machen, es ändert nichts daran, dass wir Satchidananda sind: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Jnana Yoga führt zu einer gewissen Heiterkeit, man kann auch sagen, zu einer grundentspannten Haltung im Leben. Wir wissen: „Egal, was passiert, meine wahre Natur ändert sich nicht.“
Das heißt nicht, dass wir uns nicht um den Alltag kümmern sollten. Es gibt ja auch eine berühmte Schrift von Patanjali, das Yoga Sutra, in dem es verschiedene Verse über den Sinn des Lebens gibt. Darin wird zum einen gesagt, dass es darum geht, Erfahrungen zu machen. Dafür sind wir hier, dafür hat sich Purusha in die Prakriti begeben, also das Bewusstsein in diese Welt. Zum anderen geht es darum, dass sich die Kräfte, die in uns stecken, entfalten wollen. Unser Ziel ist es, die Kräfte zu erkennen, die im Universum sind. Zum Dritten geht es auch darum, die Konsequenzen unserer Handlungen zu erfahren. Aber schließlich geht es auch darum, dass wir zur vollen Erfahrung von Satchidananda kommen. Die Erfahrungen des Alltags sind wichtig und es gehört auch dazu, dass wir uns im Alltag engagieren und unsere Kräfte, Talente und Fähigkeiten entfalten. Wir können auch vieles tun, damit das Leben schöner ist, indem wir Hatha Yoga üben und Energiepraktiken machen, um mehr Prana zu haben. Wir können all die Techniken des Raja Yoga nutzen, um Gedankenkraft und positives Denken zu entwickeln. Wir können im Karma Yoga lernen, liebesfähig zu werden und in beiden Richtungen zu empfangen und zu geben. All das ist im Alltag wichtig.

Aber Jnana Yoga hilft uns, das alles ohne Leistungsdruck und Leistungszwang zu tun. Mit Jnana Yoga kann das Leben spielerischer werden. Wir wissen: „Meine wahre Natur bleibt, egal, was ist.“ Alles, was wir im Alltag machen, ist letztlich Lila, göttliches Spiel. Das ist irgendwo etwas Heiliges, aber es bleibt eben ein heiliges Spiel. Im Grunde genommen können wir nichts abgrundtief falsch machen. Wir können auch niemandem etwas abgrundtief Schlimmes zufügen, denn tief innen bleiben wir alle Satchidananda, egal, was wir machen. Natürlich soll das jetzt kein Freibrief sein für verbrecherische Handlungen. Es heißt so schön: Der Teufel kann die Schriften zitieren. Und was in einem Kontext gut ist, das kann in einem anderen unsinnig sein. Die yogische Ethik, das sind Ideale, an die wir uns so gut wie möglich halten.

Aber das Schöne an Vedanta ist: Es hilft uns, grundlegend zu entspannen. Und daraus können wir dann an allem anderen arbeiten. Wir können uns im Leben einbringen, wir können Erfahrungen machen, wir können unsere Natur leben, wir können unsere Talente zum Vorschein bringen, wir können in Beruf, Familie, Hobby, politischem Engagement, Umweltengagement oder was auch immer, unserer Bestimmung folgen. Letztlich auch Bhoga, das Leben genießen und die verschiedenen Herausforderungen und Leiden und schlimmen Erfahrungen, die kommen, annehmen. Was auch immer geschieht, wir wissen: „Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich euch die Geschichte von einem jungen Aspiranten. Das war ein ungelehrter Aspirant, der wollte unbedingt eine Mantra Einweihung von einem bestimmten Meister haben.

Es gibt solche und solche Meister. Dieser hier war einer, der hatte noch einige Probleme und Fehler. Einer davon war, dass er sich dachte: „Ich nehme nur Schüler an, die lesen und schreiben können und die eine gewisse Gelehrtheit haben. Ich gebe nur denen die Mantraweihe, die die Schriften kennen.“

Unser junger Schüler hatte nicht die Gelegenheit gehabt, Lesen und Schreiben zu lernen. Er musste dafür sorgen, dass die Familie überlebte. Er hatte zwar immer ein paar Minuten Zeit, um ein Mantra zu wiederholen und zu meditieren, aber er hatte mal gehört, dass die Mantrawiederholung viel effektiver ist, wenn man eine Einweihung hat. Zwei Mal fragte er unseren Meister, ob er nicht doch die Einweihung bekommen könne und der Meister sagte beide Male: „Das geht leider nicht.“

Unser Schüler war aber pfiffig. Er beobachtete die Gewohnheiten des Meisters und sah, dass der jeden Morgen um vier Uhr, zu Brahmamuhurta, zum Ganges runter ging und ein Bad nahm und vor dem Ufer des Ganges meditierte. Brahmanmuhurta ist die Stunde von Brahman, die besonders geeignet ist für Meditation. In Indien ganz besonders, denn da ist es tagsüber unerträglich warm und tagsüber schläft man dort besser etwas, um die Nacht etwas zu verkürzen und die kühle Zeit zu nutzen.

Der Meister ging also frühmorgens zu seiner Meditation am Ganges. Außerdem hatte er die Angewohnheit, morgens vor Aufgang der Sonne nicht zu sprechen und nur seine Mantras zu wiederholen. Unser Schüler legte sich also auf die Stufen zum Ganges, und als der Meister kam, trat er auf unseren jungen Aspiranten.

Er dachte sofort, er sei auf jemand Schlafendes oder gar auf einen Kranken getreten und sofort sagte er: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“ Er berühte mit seiner Hand die Stirn des jungen Aspiranten. Der junge Aspirant hatte Gaben mitgebracht, die man typischerweise für eine Mantraweihe nimmt. Er gab dem Meister Blumen, Früchte und ein wenig Geld, das er sich vom Mund hatte absparen können. Dann verneigte er sich vor dem Meister.

Der Meister verstand nicht, was das alles sollte, aber offensichtlich war der junge Mann gesund. Also ging er weiter zum Wasser und badetet sich. Unser junger Aspirant achtete darauf, dass er ein paar Wasserspritzer von dem Bad des Meisters abbekam. Dann kam der Meister aus dem Bad und setzte sich zum Meditieren nieder. Unser junger Aspirant setzte sich ebenfalls und meditierte. Nach einer Weile war unser Meister etwas verwundert. Seine Meditation war viel tiefer als sonst. Er drehte sich um und sah, wie der junge Aspirant da saß wie eine Eins. Von ihm ging eine starke und reine Schwingung aus. Da erkannte der Meister, wie eingebildet er auf sein brahmanisches Wissen gewesen war. Ihm wurde bewusst, dass ein würdiger Schüler manchmal schneller weiter kommen kann, als ein unvollkommener Meister.

Für den Schüler war nur wichtig, dass er die Mantraweihe von dem Meister hatte. Er hatte sie sich zwar erschlichen, aber dadurch, dass er so ein großes Vertrauen hatte, war es diese Mantraweihe, die es ihm ermöglichte, zu größerer Tiefe zu kommen. Der Meister konnte an der Tiefe der Hingabe des Schülers sehen, was wirkliche Hingabe ist. So wurde auch er davon berührt und konnte seinen spirituellen Weg mit einer tieferen Erkenntnis weiter gehen.

Hari Om Tat Sat


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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich die Geschichte, wie das Mantra „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“ zur Menschheit kam. Das ist die Geschichte von einem Heiligen namens Ramanuja, der im indischen Mittelalter gelebt haben soll.

Ramanuja ging, wie es damals üblich war, als Junger in die Lehre zu einem Guru. Das was so damals, im Alter von zehn, elf, zwölf sind die Kinder zum Guru gegangen und haben also das Elternhaus verlassen. Bei dem Guru haben sie zum einen Lesen und Schreiben gelernt und ihren Beruf, zum anderen haben sie spirituelle Praktiken gelernt. Sie blieben etwa zwölf Jahre lang bei diesem Lehrer, danach sind sie zurückgekommen und haben eine Familie gegründet und haben sich um alles gekümmert, was zu kümmern war. Wenn diese Kinder älter wurden und dann selbst zu anderen Gurus gingen, wurden diejenigen unter den älteren Paaren, die eine besondere spirituelle Ausstrahlung hatten oder eine besondere Gabe mit Kindern, die Gurus von den neuen Brahmacharies.

Im Dorf von Ramanuja gab es einen großen Meister, der war nicht nur irgendwer, sondern ein Meister, der sehr viel wusste und sehr tiefe Spiritualität lebte. Bei ihm ging Ramanuja in die Lehre, zusammen mit ein paar anderen Schülern. Am Ende ihrer Lehrzeit sagte der Meister zu ihnen: „Jetzt habe ich etwas ganz Besonderes für euch. Es gibt ein Mantra, das hilft euch, wirklich tief nach innen zu gehen und Gott zu erfahren, gesund zu sein, Ausstrahlung und einen starken Geist zu haben. Das will ich euch lehren. Aber eines ist wichtig, ihr dürft es niemand anderem sagen. Wenn ihr das Mantra weitergebt, dann kommt ihr in die Hölle. Jeder von euch, der dieses Mantra im Stillen wiederholt, der kommt zur Gotteserfahrung und wird gesund, stark und vieles andere.“
So gingen die Schüler also nach Hause. Ramanuja hatte jetzt aber ein kleines Problem. Er dachte: „Wenn dieses Mantra so machtvoll ist, dann sollte das doch jeder kennen. Andererseits, wenn ich das jemand anderem sage, dann komme ich in die Hölle.“ Als er zu Hause im Dorf ankam, hatte er einen Entschluss gefasst. Er sagte: „Ich werde das Mantra allen Leuten geben. Dann können alle die Gotteserfahrung machen. Dafür gehe ich gerne in die Hölle.“ Im Dorf angekommen, ging er auf das Dach von einem Haus und sagte: „Oh Dorfbewohner, kommt hierher. Ich habe was ganz Großartiges für euch.“ Sie kamen alle neugierig, was dieser junge Mann zu sagen hatte. Da sagte er: „Ich habe ein Mantra bekommen, das will ich euch jetzt sagen. Es lautet: „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“. Ihr könnt das immer für euch wiederholen. Mein Meister, der eine so machtvolle Ausstrahlung hat, hat gesagt, wer dieses Mantra wiederholt, der erfährt Heilung von diversen Krankheiten, hat psychische Freude und geistige Stärke. Wiederholt es alle mit mir!“

Also wiederholten sie alle: „Om Namo Bhagavate Vasudevaya, Om Namo Bhagavate Vasudevaya“. Jetzt waren aber manche der Mitschüler von unserem Aspiranten im gleichen Dorf. Sie rannten zum Meister und sagten: „Meister, dieser Ramanuja, der ist aufs Dach geklettert und hat das ganze Dorf das geheime Mantra wiederholen lassen.“

Zornentbrannt ging der Meister in das Dorf. Ramanuja sah den Meister von weitem kommen, stieg runter von dem Dach, verneigte sich vor dem Meister und sagte: „Oh Meister, es ist eine große Ehre, dass du mich besuchst.“ Der Meister sagte: „Du Scheinheiliger! Ich habe euch das Mantra gegeben und keiner sollte es weitergeben. Jetzt verneigst du dich vor mir und eben noch hast du meinen Worten zuwider gehandelt.“ Da sagte der Ramanuja: „Oh Meister, ich weiß, ich werde in die Hölle gehen, ich bin mir dessen voll bewusst. Aber schau Meister, so viele in diesem Dorf werden jetzt Gotteserfahrungen machen, so viele werden ihre Krankheiten heilen, geistige Stärke bekommen, Freude im Herzen und im Geist haben. Dafür gehe ich gerne in die Hölle. Und die Jahre, die mir noch vergönnt sind, bis ich dann in die Hölle gehe, will ich gerne weiter allen Menschen das „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“ wiederholen.“

Der Meister schaute seinen Schüler an, sah das weite Herz und die Opferbereitschaft des Schülers und nickte: „Oh Ramanuja, du bist ein größerer Heiliger als ich. Lehre das Mantra weiter. Ich kann dir versichern, jemand, der so selbstlos ist wie du, der wird nicht in die Hölle gehen. Da du anderen so sehr helfen und dienen willst und bereit bist, dafür alles auf dich zu nehmen, wirst du sicherlich mit Gott verschmelzen.“

Hari Om Tat Sat


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Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute möchte ich euch die Geschichte erzählen, wie aus dem Räuber Ratnaka der große Heilige Valmiki wurde. Das ist eine Geschichte, die auch den Ursprung der Ramayama miterzählen will.

Es war einmal auf einer alten indischen Handelsstraße ein Räuber namens Ratnaka. Dieser hatte sich darauf spezialisiert, Leute zu überfallen, indem er von oben von einem Baum auf sie herunter sprang und ihnen ein Schwert vor die Gurgel setze. Dieser Ratnaka war eine ziemliche Plage. Der König sandte mehrmals Patrouillen aus, um ihn zu fangen, aber keinem gelang es.

Eines Tages kam ein Weiser namens Narada des Weges. Narada war immer in Gottesbewusstsein. Er hatte eine Vina und tänzelte so durch die Gegend und sang: „Om Namo Narayanaya Om Namo Narayanaya“. Plötzlich sprang ihm der Ratnaka direkt vor die Nase und steckte ihm das Schwert an die Gurgel. Mit etwas Mühe faltete Narada seine Hände vor dem Herz, so wie es angemessen ist, wenn man jemanden trifft und sagte: „Om Namo Narayanaya. Was kann ich für dich tun?“ Das hatte Ratnaka noch nie gesehen. „Hast du keine Angst vor mir?“ fragte er. „Om Namo Narayanaya“, sagte Narada ganz erstaunt. „Warum sollte ich Angst haben?“ Da sagte Ratnaka: „Weißt du nicht, wer ich bin?“ Narada antwortete: „Wir haben uns noch nicht miteinander vertraut gemacht. Mein Name ist Narada. Wer bist du?“ - „Ich bin Ratnaka, der größte Räuber aller Zeiten.“ - „Schön dich zu treffen!“ - „Weißt du nicht,“ sagte der Ratnaka, dass es eine Regel auf dieser Straße gibt?" - "Lieber Ratnaka, um Regeln kümmere ich mich nicht so. Ich gehe so des Weges und singe, und die Menschen geben mir manchmal etwas und manchmal nicht. Wenn ich dabei versehentlich eine Regel übertrete, haben die Menschen die Neigung, mir das zu vergeben. Welche Regel gilt denn hier?“ Ratnaka sagte: „Du musst mir entweder 100 Goldmünzen geben, oder ich schlage dir die rechte Hand ab.“ „Oh, das ist natürlich ein Problem. Ich trage nie Geld bei mir. Ich habe natürlich meine rechte Hand bei mir und wenn du willst, kannst du sie gerne haben. Vielleicht willst du ja auch die Vina haben und ich zeige dir, wie man sie spielt. Denn was willst du mit meiner Hand anfangen?“

Inzwischen war Ratnaka hoffnungslos durcheinander. Da lächelte Narada ihn an und sagte: „Weißt du, einen armen, alten, wehrlosen Mann wie mich hier zu bedrohen, das gereicht dir nicht zur Ehre. Ich kenne einen, der ist stärker als du, den könntest du mal zu besiegen versuchen.“ „Stärker als ich? rief da Ratnaka. „Das gibt es nicht. Ich bin der Stärkste überhaupt.“ Da sagte Narada: „Doch, ich kenne jemanden. Das ist dein eigener Geist.“ „Mein was?“ „Dein eigener Geist. Sag mal deinem Geist, dass er eine Minute lang an nichts denken soll und dann guck, wer ist stärker, du oder dein Geist.“

Ratnaka probierte das eine Minute lang, schloss die Augen und sagte seinem Geist: „Denke an nichts!“ Ihr wisst alle, was passiert, wenn man seinem Geist sagt, er soll an nichts denken. Er produziert eine außergewöhnliche Fülle von kreativen Neuigkeiten in unserem Kopf. Ratnaka machte die Augen wieder auf, schaute Narada an und sagte: „Gibt es einen Trick?“ Er wusste ja, dass es für alles einen Trick gibt. Da sagte Narada: „Ja, es gibt einen Trick. Wiederhole ein Mantra. Über ein Mantra kriegst du deinen Geist unter Kontrolle. Für dich wird das Mantra Rama besonders gut sein.“

Ratnaka schaute ihn entsetzt an. „Rama? Das ist doch irgend so ein Gottesname. Ich will nichts Religiöses werden, ich will meinen Geist besiegen.“ Also überlegte Narada einen Moment und sagte dann: „Dann wiederhole eben Mara.“ „Gut, Mara kann ich wiederholen. Und das bringt was?“ „Ja, probiere es aus. Konzentriere dich auf den Punkt zwischen den Augenbrauen, mache den Atem sehr ruhig und konzentriere dich und wiederhole mit mir zusammen: „Mara, Mara, Mara, Marama, Rama. Und jetzt wiederhole das weiter für dich!“

Ratnaka war nicht irgendwer, sondern ein erfolgreicher Räuber, der große Kontrolle hatte über seinen Geist. Er konnte oben auf dem Baum stundenlang verharren und punktgenau herunter springen. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper schon bekommen. Mit dieser Willenskraft, Konzentration und Hingabe, wiederholte er jetzt: „Mara, Mara, Marama, Rama“ und relativ schnell erreichte er eine tiefe Konzentration. Er fiel in höhere Bewusstseinsstufen. Eine Stunde blieb Narada noch bei ihm und meditierte mit ihm, dann dachte er bei sich: „Der kann jetzt allein weiter meditieren.“ Und er ging weiter.

Nach einer Woche kam er zurück und wollte mal schauen, was mit seinem neuen Schüler passiert war. Niemand sprang ihm von oben her an. Da rief er also: „Ratnaka, wo bist du?“ Niemand antwortete. Da sah er, dass Ratnaka sich irgendwo hingesetzt hatte und dass, von seiner positiven Schwingung angezogen, Ameisen gekommen waren, die einen Ameisenhaufen um ihn herum gebaut hatten. Da sagte Narada laut: „Om Shri Ramaya Namah“ und so erwachte Ratnaka aus seinem tiefen Samadhi. Er war gänzlich transformiert und Narada gab ihm den Namen Valmiki. Das bedeutet: Der aus dem Ameisenhaufen Entstandene, oder der Wiedergeborene.

Valmiki hatte während dieser tiefen Meditation Zugang gefunden zu einem höheren Bewusstsein. Er hatte Rama geschaut und dessen Geschichte aufgeschrieben. Daraus entstand dann die Ramayana. Diese Geschichte soll zwei Dinge verdeutlichen. Erstens: Was auch immer wir tun, wenn wir es gut tun, dann stärkt es unseren Geist. Und mit der Stärke unseres Geistes können wir in die Spiritualität hinein gehen. Zweitens: Wenn man ein Mantra wiederholt – egal, ob man die Bedeutung kennt oder nicht, egal, ob man es will oder nicht – dann kommt man in einen tieferen Zustand und kann gänzlich transformiert werden.

Hari Om Tat Sat


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Was ist Samadhi?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Samadhi“. Samadhi ist der überbewusste Zustand. Samadhi ist der Zustand von Einheit. Samadhi ist der tiefe Zustand der Meditation.
Ich lese die ersten Sätze aus dem Kapitel:
„Samadhi ist Einheit. Samadhi ist überbewusste Erfahrung. Samadhi ist Adhyatmic Anubhava, die Verwirklichung des wahren Selbst.“
In diesen drei Sätzen steckt eigentlich schon fast alles drin. Samadi ist Einheit, ist eine Erfahrung. Samadhi ist kein Glaube, sondern Samadhi ist die Erfahrung die man macht, wenn alle Gedanken zur Ruhe gekommen sind,wenn man dabei vollkommen bewusst ist, wenn man die Grenzen transzendiert hat von Zeit, Raum, Kausalität, von Subjekt-Objekt, die Grenzen transzendiert hat von „Ich nehme etwas wahr.“. Sondern einfach reine Bewusstheit da ist, jenseits aller Grenzen, erfahren wir die Einheit. Das ist die Erfahrung aller großen Meister aller Traditionen. Nicht nur im Yoga, im Buddhismus, in der christlichen Mystik, auch in der islamischen Mystik, dem Sufismus, in Naturreligionen, wo auch immer.

Wann immer es Menschen gelungen ist, sei es zufällig oder über spirituelle Praktiken, den Geist zur Ruhe zu bringen, erfahren sie Einheit. In all den großen spirituellen Traditionen wird gesagt, es gibt nur ein einziges Bewusstsein. Im Deutschen gibt es kein Plural von Bewusstsein, es gibt nicht Bewusstseine oder Bewusstseins, es gibt nicht Consciousnesses, sondern es gibt nur eine einzige Bewusstheit und die beruht aus dieser Erfahrung. Wenn Bewusstsein losgelöst ist von Worten und Bildern, ist es reine Erfahrung, Einheit. Das wird überbewusste Erfahrung genannt. „Überbewusst“ trifft es jetzt natürlich nicht wirklich, es ist reine Bewusstheit. Es ist über das hinausgehend, was wir jetzt im Alltag erfahren. Im Alltag spürt man: „Ich bin hier, die anderen sind dort.“ und da gibt es noch alles Mögliche, was wir erfahren können. Über dieses Alltagsbewusstsein hinausgehend gibt es die Möglichkeit, die eine unendliche Erfahrung zu machen.

Im dritten Satz beschreibt Swami Sivananda hier die Verwirklichung des wahren Selbst. Schon im alten Griechenland hieß es: „Gnothi seauton. Erkenne dich selbst.“ Diese Erkenntnis des Selbst suchen die Menschen. Viele wollen sich selbst verwirklichen, im Sinne von, herausfinden: „Was ist meine Persönlichkeit? Was ist in mir an Talenten da?“ Man will ein authentisches Leben führen, nicht ein fremdbestimmtes Leben. Wenn man das auf einer relativen Weise probiert, wird man feststellen, dass das wie eine Chimäre, der man hinterher jagt. Alle menschlichen Handlungstendenzen, alle menschlichen Vorstellungen, Talente, Fähigkeiten sind irgendwo doch über Erziehung, Genetik, Evolutionspsychologie usw. erklärbar, begründbar. Sie sind ein persönliches Erbe letztlich auch der Evolution. Aber „Was bin ich wirklich, jenseits von all dem?“ Das ist dieses Bewusstsein, welches sich widerspiegelt in Körper, Persönlichkeit, Psyche usw. In Samadhi können wir tatsächlich erfahren, wer wir sind.

Im nächsten Satz scheibt Swami Sivananda: „Samadhi ist Ekstase, wonnevolle Vereinigung.“ Damit beschreibt er auch, dass es nicht nur um eine abstrakte Bewusstheit geht, sondern um Wonne, wahre Freude. Hier können wir sagen, der Mensch strebt danach, glücklich zu sein. Das klingt banal, viele Schlager haben dies zum Thema gehabt und haben es auch heute noch. Aber was ist Glück? Es gibt relatives Glück, welches uns niemals zufrieden stellen wird. Was auch immer der Mensch erreicht, er strebt nach mehr. Was auch immer man für schöne Erfahrung hat, sie vermag es nicht, einen dauerhaft zufrieden zu stellen. Tief im Inneren wissen wir, dass es mehr gibt. Es gibt unendliche Wonne, unendliches Glück. Dieses Glück ist erfahrbar in Samadhi.

 

Und so können wir sagen, bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch nach Samadhi. Wir streben nach Verbundenheit, was auch ein Ausdruck von Liebe ist. Wir streben nach Selbsterkenntnis. Wir streben nach Freude. All das ist erfahrbar in Samadhi.


Hari Om Tat Sat

 

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Das Universum ist die absolute Wirklichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichenInspirationen!
Heute lese ich aus dem Viveka Chudamani von Shankaracharya, Vers 225.Shankaracharya, der große Vedanta-Meister schreibt hier:
„Die unendliche, absolute Wirklichkeit ist Wahrheit und Erkenntnis, rein, erhaben, in sich vollendet. Ihrem wahren Wesen nach Glückseligkeit. Identisch mit der eigenen Seele, ewig, siegreich.Diese absolute Wahrheit ist die höchste Alleinheit, weil es nichts anderes gibtals dieses eine allumfassende Selbst, es gibt wahrlich nichts anderes, wenn man die Wirklichkeit des höchsten Wesens erkennt.

Aus Unwissenheit erscheint die ganze Welt vielgestaltig, doch ist dieses Universum die absolute Wirklichkeit allein, frei von der Unvollkommenheit des Denkens. Alles, was existiert ist eine Wirkung dieser höchsten absoluten Wirklichkeit, nichts als die höchste Wahrheit und nicht verschieden von ihr. Wer behauptet, es gäbe einen Unterschied, ist in Unwissenheit und redetunverständlich.

Ein berühmtes Wort aus der heiligen Schrift des Atarvan, aus dem Veda lehrt,das Universum ist die absolute Wirklichkeit. Dieses Universum ist nichts anderes als Manifestation der absoluten Wirklichkeit. In dieser absoluten Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied zwischen dem, was der absoluten Wirklichkeit zugeschrieben wird und der tatsächlichen absoluten Wirklichkeit.“


Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichenInspirationen!
Heute lese ich etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel„Vedanta“. Vedanta heißt, das Ende des Wissens. Swami Sivananda schreibt hier: „Vedanta ist Brahma Vidya, das Wissen von Brahman. Vedanta ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung.“


Im Vedanta geht es darum, Brahman zu erfahren. Was ist Brahman? Brahman kannnicht erläutert werden, Brahman ist der Ausdruck für die höchste Wahrheit. Diehöchste Wirklichkeit, die gleich bleibt in Vergangenheit, Gegenwart undZukunft, die hinter dem ganzen Universum steht, für das, was schon da war,bevor das Universum gab und das, was weiter da ist, wenn das Universum nichtmehr da ist.
Brahman kann auch beschrieben werden als Satchidananda, absolutes Sein,absolute Bewusstheit, absolute Seligkeit. Absolut heißt losgelöst. Losgelöstvon allen Konzepten. Losgelöst von Subjekt-Objekt-Trennung. Losgelöst von allem,was wir uns vorstellen können. Deshalb wird es im Buddhismus als Nirwanabeschrieben, als nichts von dem, was wir uns vorstellen können. Shunyata, leervon allen Vorstellungsinhalten. Man kann es auch Purna nennen, die Fülle ansich.

Wie die verschiedenen Farben entstehen, weil ein Teil des ganzen Lichtesweggenommen wird, so entsteht die Welt, weil sich das Ganze teilt. Weiß, istkeine echte Farbe. Weiß enthält das volle Spektrum. Wenn man einen Teil davonwegnimmt, entstehen rot, grün, blau und gelb. Brahman ist alles, ist Purna, dieFülle. Wir können sagen, wenn von Brahman durch das Prisma unseres Geistes einTeil weggenommen wird, entsteht dieses Universum. Die Quelle von allem Lichtist das Vollspektrum-Licht. Die Quelle von jeder Materie, jeder Erfahrung istBrahman.

 

So geht es zu einem darum, zu erkennen, was Brahman ist. Esgeht darum, sich loszulösen von dem Relativen. Das heißt nicht, dass wir nichtim Relativen leben sollten. Wir können auch im Relativen leben, aber wir könneneben auch im Absoluten leben. Das ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von derBefreiung.


Letzlich geht es also um die Befreiung von der Identifikation mit dem, was wirnicht sind. Identifikation von Selbstbildern, mit Fremdbildern, mit all dem,was wir denken, was wir sind, aber nicht wirklich sind. Das Konzept desAbsoluten ist der Schlüsselbegriff der Vedanta-Philosophie, schreibt SwamiSivananda. Es geht darum, zu einer höheren, absoluten Wirklichkeit zu kommen. Diegroßen Meister sagen auch, das sei nicht einfach ein Konzept, keine intellektuelleGymnastik, nicht etwas für Philosophen an irgendwelchen Universitäten. Vedantaist nicht etwas, worüber man spricht, sich unterhält, Bücher schreibt, Vorträgehört. Vedanta gilt es zu erfahren.

Deshalb sagt Swami Sivananda Moksha Shastra: Es geht um Befreiung. Bewusst oderunbewusst strebt jeder Mensch nach diesem Moksha. Wir sind nicht zufrieden mitder Tatsache, dass der Körper irgendwann stirbt. Wir wissen intuitiv, dass es etwasmehr geben muss als den sterblichen Körper. Vielleicht im mittleren Alter, alsodreißig bis siebzig, denkt man manchmal, „Ich will meinen Körper länger gesundhalten.“ Man will sein Leben endlos ausdehnen. Die 70-Jährigen wollen dasmeistens nicht mehr, weil sie wissen, ab siebzig ist die Vorstellung, dass mannoch mal jung sein wird, illusorisch. Dennoch, das intuitive Wissen gibt es:„Es muss mehr geben und ich will jenseits dessen sein, was ein beschränkterKörper überhaupt ermöglicht.“ Menschen wollen nicht nur etwas Glück erfahren,sondern höchstes Glück, und diese Sehnsucht ist in jedem drin. In manchenMenschen ist sie umso stärker.

Vedanta sagt, dass der Mensch seiner wahren Natur majestätisch ist. Die vonVedanta gelehrte Botschaft ist die Einheit allen Seins. Vedanta proklamiert dieWirklichkeit des Unteilbaren, Innewohnenden und Transzendenten. Dabei wirdnichts ausgeschlossen, beim Vedanta wird alles eingeschlossen.

 

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Über sattwige und unsattwige Freuden im Leben

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Es gibt eine alte Schrift, die nennt sich Katha-Upanishade,die spricht über das Angenehme und das Gute. Nicht über das Gute und dasSchlechte, sondern über das Angenehme und das Gute. Es gibt Shreyamarga undPreyamarga. Shreya, das Gute, Preya, das Angenehme. Die alten Lateiner habenauch schon gesagt: „Iucundus non senta bonum est. Das Angenehme ist nicht immergut.“ Manchmal ist das Angenehme nicht gut, manchmal ist das Gute nichtangenehm. Manchmal macht man Dinge, die weder gut, noch angenehm sind. Glücklicherweiseist oft das Angenehme auch gut und das Gute auch angenehm. Alle Verbindungensind irgendwie möglich. Das Angenehme kann natürlich auch neutral sein, dasGute kann auch weder angenehm noch unangenehm sein. Die Wirklichkeit istkomplex.

In der Bhagavad Gita spricht Krishna davon, dass es sattvige Freuden, rajasigeFreuden und tamasige Freuden gibt. Rajasige Freuden sind das, was am Anfang wieNektar ist und nachher wie Gift. So nennt es Krishna. Rajasige Freuden kommenaus dem Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten. Eine Tafel Schokolade essenzum Beispiel. Das ist zunächst wie Nektar, eine Stunde später ist derBlutzuckerspiegel runter. Man hat ein Sugarlow oder langfristiger bringt es dieBlutzuckerregulation insgesamt durcheinander und es gibt alle möglichenKrankheiten. Das sind die rajasigen Freuden. Dann gibt es die tamasigenFreuden. Die sind weder am Anfang, noch am Ende wirklich Freude, aber derMensch kann sie trotzdem nicht lassen. Da würden die ganzen Süchte dazugehören,bei denen die Menschen wissen: „Eigentlich sollte ich das nicht machen, ich kannes trotzdem nicht lassen.“ Man erhält eine gewisse Befriedigung, aber eigentlichfühlt man sich schlecht, und zwar vorher, während man es macht und danach auch.Das sind die tamasigen Freuden, die nicht wirklich Freuden sind.


Die sattvigen Freuden fallen in zwei Kategorien, wobei Krishna da besonders dieerste Kategorie erwähnt. Sattvige Freude ist das, was zuerst wie Gift ist undnachher wie Nektar. Für Menschen, die es nicht gewohnt sind, frühmorgensaufzustehen und zu meditieren, ist das erstmal wie Gift, wenn morgens um 6 Uhrder Wecker klingelt. Man kommt irgendwie zur Meditation und fühlt sich aufeinmal gut. Es ist wie Nektar. Den ganzen Tag fühlt man sich besser, als wennman nicht meditiert hätte. Wer regelmäßig meditiert, weiß, der Tag verläuft anders,wenn man morgens meditiert. Der Tag verläuft anders, wenn wir morgens Pranayamaüben. Dann haben wir Kraft und Energie, die strahlt irgendwo den ganzen Tagaus.


Vielleicht überlegt man sich auch manchmal, lange zu schlafen und dann einschönes Croissant und Café au lait zum Frühstück zu essen. Wenn man stattdessenVollkornmüsli zu sich genommen hat, fühlt man sich allerdings um 11:00 Uhranders, als wenn man Kaffee und Croissant gegessen hätte.

Das Schöne ist ja, dass diese sattvigen Freuden, die zuerstwie Gift und nachher wie Nektar werden, irgendwann zur sattvigen Freude zweitenGrades werden. Das heißt, sie sind vorher wie Nektar, während man sie macht wieNektar und nachher auch wie Nektar. Die meisten, die regelmäßig morgensmeditieren, freuen sich schon beim Aufwachen: „Ach, bald kommt wieder dieMeditation.“ Angenommen, jemand hat eine Weile vegetarisch gelebt. Dannschüttelt einen schon die Vorstellung, dass da irgendwo ein Schnitzel auf demTeller sein könnte. Jemand, der längere Zeit nicht geraucht hat, fühlt sich anOrten, an denen geraucht wird nicht mehr wohl. Aber die Vorstellung irgendwo zusein, wo man von Zigarette und Fleisch frei ist, fühlt sich gut an. Es giltalso Viveka zu üben, die Unterscheidungskraft.
Manchmal muss man auf etwas verzichten, was zuerst wie Nektar ist, dann wieGift. Manchmal muss man vorübergehend das machen, was zuerst wie Gift erscheintund dann wie Nektar ist. Wenn man den Geist regelmäßig übt, wird manschließlich das mögen, was gut für einen ist. Ab und zu mal wird es die sogenannten kleineren Sünden geben, das gehört zu einem gesunden und harmonischgelebten spirituellen Leben dazu. Manche rajasigen Freuden sind auch ganzharmlos und würzen den Alltag, solange man gelernt hat, die sattvigen Freudenim besonderen Maße zu genießen.


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Sünde und Negativität gibt es nicht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichenInspirationen!
Ich lese etwas aus dem Buch „Sadhana“ von Swami Sivananda. Das ist dieFortsetzung von dem, was ich gestern gelesen hatte aus dem Kapitel „Sadhana desSivananda Upadeshamritam“.

 

Swami Sivananda schreibt hier:
„Entschlossenheit und Selbstvertrauen sind überaus notwendig, um in der Selbstverwirklichung erfolgreich zu sein. Inder Mundaka-Upanishade steht, dieser Atman kann nicht von jemandem erreichtwerden, der ohne Kraft danach strebt und auch nicht durch schwache Bemühungen.Wenn aber ein Weiser mit großer Anstrengung danach strebt, geht er in Brahmanein.
Mut ist eine wichtige Eigenschaft für den Strebenden. Abhayam steht an ersterStelle unter den Daivi Sampati, den göttlichen Eigenschaften, die in derBhagavad Gita genannt werden. Ein zaghafter, ein furchthafter Mensch stirbtviele Male, bevor er wirklich stirbt. Wenn du dich für geistige Praktikenentschieden hast, halte beharrlich um jeden Preis daran fest. Komme, was wolle.
Sei unerschrocken, erhebe dich, verwirkliche die Wahrheit, verkündige sieüberall. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Das Schicksal ist deineeigene Schöpfung. Du hast dein Schicksal durch Gedanken und Handlungengeschaffen. Du kannst es durch richtiges Denken und Handeln verändern. Und auchwenn die äußeren Umstände oder eine negative Kraft dich zu beeinflussenscheint, kannst du ihre Kraft verringern, indem du die Existenz des Bösenentschlossen leugnest oder deinen Geist entschieden davon abwendest.“


In Indien gibt es einen weit verbreiteten Aberglauben, dass es irgendwelcheGeister gibt, die einen negativ beeinflussen oder irgendwelche ungünstigen astrologischenKonstellationen,  oder dass Menschen miteinem bösen Blick einen beeinflussen. Auch im Westen und sogar in Yogakreisengibt es oft die Vorstellung, dass irgendjemand eine negative Schwingung hat. Vielleichtmag das auch in dem ein oder anderen Fall so sein. Swami Sivananda sagt zu solchenInterpretationen hier: „Du kannst dieseKraft verringern, indem du die Existenz des Bösen entschlossen leugnest oderdeinen Geist entschieden davon abwendest.“

 

Je mehr man sich damit beschäftigt, was jemand vielleichtNegatives über einen denkt, desto stärker wird diese Kraft. Wenn wir davonausgehen, dass jeder Mensch irgendwo in sich das Positive will und dass das,was er macht, nicht wirklich negativ ist, sondern nur eine Herausforderungenfür uns, dann ist diese Kraft nicht so stark.

„Der eine Gedanke: „Ich bin dasunsterbliche Selbst, der Atman.“ wird alle negativen Kräfte und schlechteEinflüsse aller Planeten aufheben und dir Mut und innere geistige Krafteinflößen.“
Hier geht es um diese Bewusstheit: „Ich bin nicht beschränkt auf Körper, ichbin nicht beschränkt auf Denken, ich bin nicht beschränkt auf die Emotionen,sondern ich bin das Bewusstsein hinter allem. Ich bin das unsterbliche Selbst.Ich bin Satchidananda.“
„Falsches Denken ist die Ursache allenmenschlichen Leidens. Pflege richtiges Denken und richtiges Handeln. Arbeiteselbstlos im Sinne der Einheit mit Atmabhav.“


Atmabhav heißt die Vorstellung, dass es ein Selbst hinter allen Wesen gibt. Wirsind alle miteinander verbunden. Wenn wir da heraus handeln, dann entsteht Liebe.

„Dieses ist rechtes Handeln. Rechtes Denkenist, „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“ So etwas wie Sünde gibtes nicht. Sünde ist nur ein Versehen. Sünde ist eine Schöpfung im Geist. DieKindseele muss im Lauf der Entwicklung Fehler machen. Fehler sind die bestenLehrer. Die Vorstellung von Sünde wird sich in Luft auflösen, wenn du denkst:„Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“


Hari Om Tat Sat

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Du bist Göttliche Natur, werde dem gerecht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!
Das Kapitel „Sadhana des Sivananda Upadeshamritam“passt vom Thema her gut zu der Essenz von Skanda-Shasti, der Entwicklung von Mut und Vertrauen.

Swami Sivananda schreibt hier:
„Du bist göttlicher Natur. Werde dem gerecht. Fühle und erkenne diese göttliche Natur. Du bist Meister deines Schicksals. Verliere nicht den Mut, wenn sich Sorgen, Schwierigkeiten und Kummer im Kampf des täglichen Lebens einstellen. Schöpfe Mut und spirituelle Kraft von innen. Im Inneren ist ein großer, unerschöpflicher Speicher von Kraft und Wissen. Lerne die Methoden, die Quelle anzuzapfen.
Tauche tief ein. Versinke, tauche ein in die heiligen Wasser der Unsterblichkeit. Du wirst sehr erfrischt, regeneriert und belebt sein, wenn du an die göttliche Quelle gehst und feststellst: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“ Verstehe die Gesetze des Universums. Bewege dich feinfühlig. Lerne die Geheimnisse der Natur. Erlerne die besten Methoden, um den Geist zu beherrschen. Kontrolliere deinen Geist. Den Geist zu beherrschen heißt tatsächlich, Natur und Welt zu beherrschen.

Die Beherrschung deines Geistes versetzt dich in die Lage, zur Quelle der Seelenkraft zu gelangen und du wirst feststellen: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“ Murre nicht, grolle nicht, wenn Schwierigkeiten und Sorgen auf dich zukommen. Jede Schwierigkeit ist eine Gelegenheit, den Willen zu erwecken und stark zu werden. Heiße sie willkommen. Schwierigkeiten stärken den Willen, steigern das Durchhaltevermögen und lenken den Geist auf Gott. Begegne ihnen mit einem Lächeln. In deiner Schwäche liegt deine wahre Stärke. Nichts kann dir wirklich etwas anhaben. Überwinde eine Schwierigkeit nach der anderen. Das ist der Anfang eines neuen Lebens, eines Lebens des Weiterwerdens, eines Lebens des göttlichen Glanzes. Strebe, bewege dich, entwickle dich, wachse, werde weit. Baue alle in dir schlummernden positiven, tugendhaften Eigenschaften auf. Die Daivi Sampati, die göttlichen Kräfte in dir, Kraft, Geduld und Mut. Beginne so ein neues Leben.

Gehe den spirituellen Weg und erkenne: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“ Ändere deinen Blickwinkel. Rüste dich aus mit Frohsinn, Heiterkeit und innerem Verständnis. Eine großartige Zukunft erwartet dich. Begrabe die Vergangenheit. Du kannst Wunder vollbringen. Du kannst Erstaunliches leisten. Gib die Hoffnung nicht auf. Du kannst etwaige schädliche Einflüsse ungünstiger Planeten durch deine Willenskraft zunichte machen. Du kannst über alle äußeren Kräfte hinauswachsen. Du kannst ungünstige Umstände zu den bestmöglichen machen. Viele haben es getan, auch du kannst es. Mach es, erkenne, fordere dein Geburtsrecht jetzt. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman.“

Hari Om Tat Sat

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Die Geschichte vom Schafslöwen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!
Diese Geschichte war vermutlich Swami Vishnudevanandas Lieblingsgeschichte. Viele von euch haben sie schon öfters gehört. Gerade weil sie so wichtig ist, ist es gut, sie öfters zu hören und noch wichtiger danach zu handeln. Das ist die Geschichte von Schafen und Löwen:

Es war einmal vor langer, langer Zeit eine Löwin und sie war trächtig. Als sie gerade das Kind geboren hatte, starb sie bei der Geburt. So war das Löwenbaby ohne Mutter. Das Löwenbaby schrie ganz herzerbarmend und suchte nach der Mutter. Zur gleichen Zeit gab es eine Schafsmutter, deren Baby gestorben war. So schrie die Schafsmutter vor Schmerz und das Löwenbaby hörte eine Mutter. Die beiden fanden sich und so adoptierte die Schafsmutter unser Löwenbaby. Das Löwenbaby saugte seine erste Milch von der Schafsmutter.

Später fing es an, Gras zu fressen, wie die anderen Schafe. Der kleine Löwe fing an, zu blöken wie die Schafe und dachte, er wäre ein Schaf. Irgendwie merkte er, er war ein bisschen anders als die anderen Schafe. Deshalb dachte er, er wäre ein minderwertiges Schaf. Er wuchs auf mit Minderwertigkeitskomplexen und mangelndem Selbstwertgefühl.

Eines Tages kam der Berglöwe, der König des Waldes. Der wollte mal nach dem Rechten schauen und sah die Schafsherde. In der Mitte der Schafsherde sah er einen großen Löwen, ein Mitglied seiner königlichen Familie. Er fraß dort gerade Gras und wurde von den Schafen hin und her geschupst. Offensichtlich war er ganz verschüchtert: „Was für eine Unehre für die königliche Familie.“ Er hatte kein Auge mehr für die Schafe, er wollte nur gucken: „Was ist das für ein komischer Löwe?“ Er rannte dort runter, die Schafe stoben in alle Richtungen weg. Unser Berglöwe packte den Schafslöwen am Schlafittchen und fragte: „Was machst du hier?“ Da sagte der kleine Löwe: „Bäh, bäh, bäh. Ich bin der einzige Sohn meiner Mutter.“ „Deine Mutter, wo ist denn deine Mutter?“ „Ja, die rennt da hinten, aber die kriegst du nicht mehr.“ „Aber das ist doch ein Schaf.“ „Bäh, bäh, bäh. Natürlich, ich bin ja auch ein Schaf.“ „Was erzählst du? Du bist kein Schaf, du bist ein Löwe. Noch dazu bist du jünger als ich, eigentlich bist du stärker als ich. Du könntest einfach mal laut brüllen und ich würde gleich abhauen. Eigentlich, bist du viel größer und stärker.“ „Bäh, bäh, bäh. Ich glaube dir ja alles, aber bitte lass mich in Ruhe.“ „Ich werde dir beweisen: du bist kein Schaf, sondern ein Löwe.“ Unser Berglöwe zog ihn am Nackenfell zu einem See und sagte: „Was siehst du?“ „Bäh, ich sehe gar nichts.“ „Öffne gefälligst deine Augen! Ich tue dir schon nichts. Was siehst du jetzt?“ „Ich sehe Wellen.“ „Ja, schnauf nicht so viel. Mache deinen Atem ruhig! Drei bis vier Sekunden lang einatmen, drei bis vier Sekunden lang ausatmen. Was siehst du jetzt?“ „Ich sehe dich zweimal.“ „Schau genauer hin!“ Erstmals schaute unser Schafslöwe genauer hin, er bewegte seinen Kopf ein bisschen nach rechts, nach links. Schließlich schaute er unseren Berglöwen an, fragend, und der nickte und sagte: „Tat Tvam Asi. Das bist du.“ Unser Löwe erkannte: „Aham Simhasmi. Ich bin dieser Löwe.“ Und zum ersten Mal in seinem Leben brüllte er laut wie ein Löwe und hatte niemals mehr Angst vor irgendetwas.

Ich glaube, ihr wisst, was die Geschichte bedeutet. Wir sind alle wie Schafslöwen. Im Unterschied zu der Geschichte sind wir nicht nur Löwen unter Schafen, sondern wir sind alle Schafslöwen. Wir identifizieren uns mit etwas, was wir nicht sind: „Ich heiße sowieso, ich bin der und der. Das kann ich nicht und geht auch nicht. Bäh, bäh, bäh. Das ist zu viel und ist schwierig. Bäh, bäh, bäh.“ irgendwann kommt ein Berglöwe, der Meister, und sagt: „Du bist nicht dieses kleine, schwache Menschlein. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist der Atman. In dir ist alle Kraft drin. Was auch immer in mir ist, ist in dir und überall. Du bist das unsterbliche Selbst.“ Was sagen wir? „Oh Meister, du bist das unsterbliche Selbst, ich bin ein armer Schlumpf. Ich stelle gerne dein Bild auf den Altar, bete für meine Rückenbeschwerden und gib, dass meine Frau endlich Einsicht hat. Bäh, bäh, bäh.“ Der Meister sagt: „Nein. Du bist das unsterbliche Selbst, genau wie ich.“ Dann bringt uns der Meister zu einem See, der See ist die Meditation. Und dann sagt der Meister: „Jetzt meditiere! Was erfährst du?“

„Meister, meine Knie tun weh, mein Rücken tut weh, meine Schultern tun weh.“ Dann sagt der Meister: „Okay, praktiziere Asanas, dann wirst du besser sitzen können. Sitze regelmäßig.“ Nach einer Weile können wir vielleicht einigermaßen sitzen und der Meister sagt wieder: „Schau nach innen! Was siehst du?“ „Meister, ich sehe nur Gedanken. Ich denke an das, was in der Vergangenheit war. So viel aus der Vergangenheit kommt hoch. In bin inmitten von lauter Prozessen, Reinigungserfahrungen und so viel von der Vergangenheit.“ Der westliche Mensch suhlt sich geradezu in Vergangenheitssachen. „Was siehst du noch?“ „Ich sehe noch die Zukunft und was noch alles Schlimmes passieren kann.“ Dann sagt der Meister: „Du musst dein Prana kontrollieren. Übe Pranayama! Dann, in der Meditation, mache den Atem ruhig. Ist der Atem ruhig, wird dein Prana ruhig, wird das Prana ruhig, wird der Geist ruhig.“ Schließlich fragt der Meister: „Was hast du in der Meditation erfahren?“ „Meister, du bist mir in der Meditation erschienen und das war so großartig. Danke, für deine Gnade, dass du so großartig dich in mir manifestiert hast.“ Und dann sagt der Meister: „Tat Tvam Asi. Das bin nicht ich, das bist du. Diese Freude, die du in dir erahnt hast, diese Schönheit, diese Großartigkeit, das, was in dir die Unendlichkeit ist, kann wahrgenommen werden, Tat Tvam Asi, Das bist du.“ Und schließlich erkennen wir: „Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman.“ und wir brauchen niemals mehr Angst vor irgendetwas zu haben.

Beim Swami Vishnu und schon bei Swami Sivananda war diese Geschichte ein geflügeltes Wort. Er hat uns öfters gesagt, wenn wir gesagt haben: „Swamiji, das kann ich nicht.“: „Hör auf, zu blöken wie ein Schaf! Brülle wie ein Löwe von Vedanta!“ Da könnt ihr öfters daran denken, wenn ihr euch wieder erwischt…

Hari Om Tat Sat


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Die Geschichte eines Schülers

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Geschichte eines Schülers.
Es war einmal ein junger Aspirant und er war irgendwo unzufrieden mit seinem Leben. Er dachte: „So, wie es läuft, ist nicht schön. Es muss etwas Tieferes geben im Leben.“ Und er schaute seine Schulkameraden an, er schaute seine Eltern an, er schaute so, womit sich Menschen vergnügten, er sah, wie es seinen Großeltern ging und er dachte: „Das kann nicht alles gewesen sein im Leben. Es muss mehr geben als das. Trinken, Schlafen, ein bisschen Vergnügen, ein bisschen gutes Essen und ein bisschen Familie, ein bisschen Tanzen. Irgendwann fallen die Zähne aus und kommen Runzeln und irgendwann tun alle Gelenke weh.“ Vermutlich ist das aber heute auch so ähnlich. Und dann irgendwann ist es zu Ende.

Dann kam irgendwann ein Wandermönch vorbei und der sagte: „Es gibt eine höhere Wahrheit. Es gibt eine höhere Wirklichkeit die ist erfahrbar. Ein Weg, sie zu erfahren, ist die Wiederholung eines Mantras.“ Er wiederholte ein paar Mal „Om Namo Narayanaya“ und unser junger Aspirant hörte das. Die anderen im Dorf achteten da nicht weiter darauf, es war halt mal was Neues, dass da jemand vorbeikam und was erzählte, aber dass das irgendeine Bedeutung hatte, hatte keiner gedacht. Nur unser junger Aspirant dachte: „Ja, das wäre doch was.“ Dann dachte er, ohne weitere Instruktionen haben zu können: „Ja, dieses Mantra will ich auch etwas intensiver wiederholen. Da gehe ich jetzt mal weg von Zuhause.“ Und so verließ er das Dorf und ging einen Fluss entlang, in der Mitte des Flusses war eine kleine Insel und dann dachte er, „Ja, da ist es jetzt richtig. Da stört mich keiner.“ Er schwamm rüber. Auf der Insel waren Bananenstauden und Mangobäume, er hatte also genügend zu Essen, er brauchte sich dort keine Sorgen zu machen. Jetzt fing er an, das Mantra zu wiederholen. Aber es war schon lange her, dass er es wirklich gehört hatte und aus seiner Erinnerung wiederholte er: „Om Namo Nayanaya, Om Namo Nayanaya“. Und so wiederholte er das für viele Monate mit großer Intensität und Hingabe und beständig lauterer Stimme.

Eines Tages kam diesen Fluss entlang ein Pandit, ein Sanskritgelehrter. Der war einer, der wirklich die Schriften kannte, der die Mantras ganz exakt kannte, der alle Unterschiede zwischen a und aa und na und nah und cha, chha, sa und alle Sandhiregeln der Grammatik kannte. Im alten Indien war es üblich, dass es solche Wettstreite gab: Wer ist der beste Sanskritgelehrte? Sanskritschriften, die sind nicht ganz so einfach und Sanskritworte werden aneinandergereiht und da weiß man nicht, wo fängt welches Wort an und wie ist es, wie wird es ausgesprochen. Er war gerade wieder von so einem Wettstreit zurückgekommen, hatte mal wieder gewonnen, war ganz zufrieden und er ließ sich auf dem Boot von zwei Ruderern dort entlang fahren. Als er dann dort ankam, hörte er plötzlich von der Insel: „Om Namo Nayanaya, Om Namo Nayanaya, Om Namo Nayanaya“. Sein Trommelfell platzte fast. Er, der so genau geschult war, zwischen na und nah und a und aa zu unterscheiden, welcher die Schriften genau rezitieren konnte, hörte einen grässlichen Klang. Außerdem dachte er: „Ein gutes Werk muss man auch tun.“ Also bat er seine Ruderer, sie mögen ihn an das Ufer dort rudern. Er ging auf die Insel und der junge Aspirant verneigte sich vor diesem großen Pandit und sagte: „Oh Meister, schön, dass du da bist. Danke, dass du kommst.“ Dann sagte der Pandit: „Was wiederholst du dort eigentlich?“ „Ein Mantra. Das habe ich mal vor langer Zeit von einem Wandermönch gehört.“ „Was du dort wiederholst ist kein Mantra, das ist grässlich.“ „Meister, lehre mich.“ „Das Mantra heißt Om Namo Narayanaya. Das erste a ist lang, naa. Das zweite ist auch lang, raa .Nicht Nayanaya, sondern Naaraa. Das nächste ist ya. Das nächste ist naa. Und dann folgt ya. Om Namo Narayanaya. Nicht Nuranaya, nicht Nayanaya, nicht Naraynaya und auch nicht Narayanayan, es ist Narayanaya.“ Er wiederholte es noch ein paar Mal: „Om Namo Narayanaya“. Unser junger Aspirant wiederholte es mit ihm. Dann sagte der Gelehrte: „ Du brauchst es auch nicht so laut zu wiederholen. Korrektheit der Aussprache, das ist das Wichtige.“ „Oh, danke Meister für die großen Lehren.“

Dann ließ unser Pandit sich wieder von seinen Ruderern wegrudern. Eine Weile noch hörte er so leise: „Om Namo Narayanaya“, dann hörte er nichts und plötzlich wurde es lauter wieder: „Om Namo Nayanaya, Om Namo Nayanaya“. Er dachte: „Was kann man machen? Die Ignoranz der Menschen ist grenzenlos.“ Dann drehte er sich um, denn eigenartigerweise wurde das immer lauter und da er flussabwärts mit einer relativ guten Geschwindigkeit fuhr, war das eigentlich komisch. Er drehte sich um und was sah er dort? Unser junger Aspirant rannte auf dem Fluss zu ihm hin. Jetzt wurde er neugierig und ließ seine Ruderer anhalten. Noch auf dem Fluss stehend verneigte sich der Aspirant und sagte: „Om Namo Nayanaya. Oh Meister, Om Namo Nayanaya, ich habe leider vergessen, wie man das Mantra richtig ausspricht. Om Namo Nayanaya. Aber ich weiß, wenn ich mein bisheriges Mantra mit großer Intensität und Hingabe an Gott wiederhole, dann ist alles möglich.“ In diesem Moment zerfiel der gesamte Stolz unseres Pandits zu Asche. Er wurde erschüttert an seinem ganzen Körper und erzitterte. Er erkannte die gesamte Hohlheit seines Gelehrtentums. Er verneigte sich vor dem jungen Aspiranten, der immer noch auf der Oberfläche des Flusses stand, bat ihn, ob er bei ihm Schüler werden könne, ließ seine Ruderer ihn dort hinfahren, entließ sie, wurde eine Weile Schüler bei unserem jungen Aspiranten. Er lernte von ihm Hingabe, Gottesverehrung und Vertrauen, brachte aber auch unserem jungen Aspiranten die Mantras korrekt bei. Weil dieser Pandit ein Schriftgelehrter war und später ein Buch über seine Erfahrungen schrieb, kennen wir diese Geschichte dieses Aspiranten.
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Lebe in Harmonie mit Gott

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich lese etwas aus dem Buch: „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda, aus dem Unterkapitel „Lebe in Harmonie mit Gott“.

„Bringe dein Herz in Einklang mit Gott durch tägliches inbrünstiges und aufrichtiges Beten. Lege dein Herz vor ihn hin, genauso, wie es ist. Habe keine Geheimnisse. Sprich zu Gott wie ein Kind. Sei schlicht und demütig. Sprich zu Gott wie ein Kind. Flehe ihn an aus reuevollem Herzen, dir deine Fehler zu korrigieren und dir seine Gnade zuzuwenden. Verlasse dich nicht allein auf menschliche Hilfe. Verlasse dich auf Gott, auf Gott allein. So wird dir alles zufallen. Du wirst sein Darshan haben, also ihn schauen. Sei regelmäßig in deinem Japa, also Meditation mit dem Mantra, und Kirtan, Mantrasingen, in deiner Meditation und im Studium der Bhagavad Gita und anderer heiliger Schriften. Regelmäßigkeit ist von überragender Bedeutung beim spirituellen Sadhana, bei der spirituellen Praxis.“

Hier beschreibt Swami Sivananda einige wichtige Aspekte des Bhakti Yoga. Die meisten von euch wissen, es gibt verschiedene Wege, um zu Yoga, zur Einheit zu kommen. Es gibt den Weg des Raja Yoga, der Geisteskontrolle, mit dem man in die Lage kommt, den Geist zur Ruhe zu bringen und so sein wahres Wesen zu erfahren. Oder den Jnana Yoga, den Yoga des Wissens. Dort stellen wir uns die Frage: „Wer bin ich?“ Im Karma Yoga wollen wir anderen Menschen helfen und dienen. So überschreiten wir die Grenzen unseres Egos, unseres kleinen Ichs, und merken, dass wir mit anderen eins sein können.

Im Bhakti Yoga entwickeln wir Liebe zu Gott. Gott hat so viele verschiedene Aspekte. Für viele Menschen ist die Frage, wer ist überhaupt Gott? Manche denken, Gott schwebt auf einer Wolke mit einem langen Bart. In manchen der Renaissancebilder wird Gott tatsächlich so dargestellt. Aber das ist natürlich nicht damit gemeint. Es geht um das höchste Bewusstsein, die Intelligenz hinter dem ganzen Universum. Die Intelligenz, die hinter der ganzen Schöpfung steht, können wir als Gott bezeichnen.
Und wir können diese höchste Wahrheit, diese höchste Weisheit lieben lernen. Wir können herausfinden, was das ist, indem wir Jnana Yoga üben. Wir können diese höchste Wahrheit in uns selbst entdecken, indem wir unsere Gedanken zur Ruhe bringen und das erfahren, was tief in uns ist. Oder wir können es uns einfacher machen, wie im Bhakti Yoga: Wir verstehen Gott nicht, wir kriegen unseren Geist nicht unter Kontrolle, aber wir wissen, es gibt eine höhere Wirklichkeit und diese wollen wir verehren. Auf sie wollen wir uns einstimmen, zu ihr wollen wir sprechen.

Swami Sivananda empfiehlt in den ersten Worten dieses Kapitels das Gebet. Indem man zu Gott spricht, kann man sich auf Gott einstimmen. Selbst wenn wir uns fragen können: „Ist nicht Gott mit etwas anderem beschäftigt, als ausgerechnet meinem Gebet zuzuhören?“ Es ist eben nicht einfach ein Gott, der auf den Wolken sitzt und sich überlegt: „Wem unter den acht Milliarden Erdenbürger und auf welchem dieser tausenden von vielleicht bewohnten Planeten in Millionen von Galaxien werde ich jetzt zuhören?“ Weil diese Intelligenz überall gleichmäßig und sofort ist, kann sie allen zuhören. Letztlich ist das nicht immer logisch erfassbar, wir können uns aber im Gebet an Gott wenden und dann kommt eine Antwort. Dann spüren wir plötzlich, dass da etwas ist. Dann kommt eine Führung, dann kommt ein Berührtwerden, dann kommt eine Liebe, eine Herzensöffnung, neue Energie, Licht.

So ist eine der einfachsten Weisen, zu dieser Freude und diesem Licht zu kommen, sich an Gott zu wenden. Und das einfachste Gebet wäre sicher: „Lieber Gott, wenn es Dich gibt, dann möchte ich dir das Folgende sagen.“ Oder „Lieber Gott oder liebe Göttin oder kosmisches Bewusstsein, liebe universelle Intelligenz, liebes Unbeschreibbare, Numinose, Transzendente oder wie auch immer wir es ausdrücken wollen: Wenn Du mir zuhörst, möchte ich Dir Folgendes sagen und ich bin dir für Folgendes dankbar und ich bitte um Führung in dieser und jener Angelegenheit. Bitte sage mir, was zu tun ist.“

Vielleicht wird die Antwort nicht immer sofort kommen. Manchmal kommt sie sofort, manchmal lässt uns Gott ein bisschen zappeln, sodass wir ein bisschen warten können. Aber immer, wenn wir offen sind, kommt eine Antwort, eine Führung oder ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit. Dann kommt auch das Wissen: „Es ist alles so, wie es sein soll.“

Hari Om Tat Sat


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Erweitere dein Blickfeld

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich etwas aus dem Buch von Swami Sivananda: „Licht, Kraft und Weisheit“, ein kleines Büchlein mit vielen kurzen Texten. Das eignet sich auch sehr gut, um zu Hause einfach mal eine Seite aufzuschlagen. Und heute Morgen hat es aufgeschlagen unter „Erweitere dein Blickfeld“:

„Führe ein Leben von Hingabe an das Dienen. Erfülle dein Herz mit Eifer und Begeisterung für das Dienen. Denke jeden Augenblick an den Allmächtigen. Bilde deinen Charakter. Achte auf dein Verhalten. Entwickle Mitgefühl, Zuneigung, Wohlwollen, Duldsamkeit und Demut. Tritt heraus aus dem Zentrum deines kleinen, engen, egozentrierten Kreises und erweitere dein Blickfeld. Rede voller Respekt und Höflichkeit. Überwinde unerwünschte Gedanken und Wünsche. Halte fest an deinen Idealen und Prinzipien. Halte dich kühn an deine Grundsätze rechten Verhaltens und rechter Lebensweise. Folge den Vorschriften deines Lehrers, so wirst du das Höchste erreichen.“
Da hat Swami Sivananda in einem kurzen Abschnitt sehr, sehr viel beschrieben und man kann praktisch sagen, ein Satz davon wäre schon ausreichend, um daran eine ganze Weile zu arbeiten. Man kann aber natürlich auch immer schauen, was davon einen gerade besonders anspricht. Am Anfang steht: „Ein Leben voller Hingabe an das Dienen. Und das mit Herz, mit Eifer und Begeisterung, im Bewusstsein des Allmächtigen.“

Wenn wir etwas tun, dann sollten wir es nicht nur tun, um selbst etwas dafür zu bekommen, Geld, ein Dach über dem Kopf, sondern wir sollten auch etwas zum Wohl anderer tun. Viele sind Yogalehrer oder werdende Yogalehrer, viele sind im sozialen Bereich tätig oder haben Kinder oder sind auf andere Weise tätig, um anderen zu helfen. Hier gilt durchaus, dass man das mit Hingabe machen soll und auch mit Eifer und Begeisterung. Mache die Dinge nicht halbherzig. Gut, es mag Phasen geben, da muss man einfach weitermachen. Dann mag es auch mal sein, dass man eine Weile etwas halbherzig macht. Halbherzig dienen ist immer noch besser, als gar nicht dienen. Und halbherzig Yoga üben ist besser als gar nicht üben. Aber wenn wir etwas halbherzig machen, können wir mal kurz überlegen: „Wäre es nicht besser, ich mache etwas mit vollem Herzen? Setze ich nicht vielleicht besser meinen ganzen Eifer hinein?“ Und es gibt natürlich immer wieder Enttäuschungen, es gibt Schwierigkeiten, man wird für Dinge kritisiert, man bekommt nicht die Anerkennung, die man braucht und dann sagt man sich vielleicht: „Ich distanziere mich etwas davon.“ Wir wissen, ab und zu mal wird es Enttäuschungen geben, wird es eine Weile vielleicht nicht ganz so schön sein. Trotzdem können wir uns immer wieder entscheiden, die Dinge von Herzen zu tun. Was das Ganze ermöglicht, ist letztlich dieser kleine Nebensatz von Swami Sivananda: „Denke jeden Augenblick an den Allmächtigen.“ Wir sind ein Teil des Ganzen. Nicht an uns hängt alles, sondern wir sind diejenigen, die ein Instrument sind. Das, was uns geschieht, ist nicht nur die Ironie des Schicksals, sondern wir wachsen auch daran. Die Aufgaben, die kommen, sind nicht einfach nur das, was zufällig kommt, sondern sie fallen uns zu, damit wir daran wachsen.

Und so können wir das, was wir tun, immer wieder mit neuem Enthusiasmus, mit Herzen, mit Begeisterung tun. Wir können es so gut machen, wie wir können und es dann Gott darbringen oder der kosmischen Energie, dem Universellen, den Fluss des Lebens. Wir lassen los, wir lassen fließen, und dann kann die Erfahrung von Einheit, Verbundenheit und Liebe zu uns kommen.

Hari Om Tat Sat


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Die Geschichte eines alten Holzfällers

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Die heutige Geschichte ist eine Geschichte von einem alten Holzfäller. Der Holzfäller hatte keine Kinder, die sich um ihn kümmerten, seine Frau war gestorben und es gab damals keine Altersversorgung und keine Rente. Normalerweise kümmerten sich die Kinder und die Enkel um eben die Älteren und so hatte er jetzt Schwierigkeiten und überlegte: „Was soll aus mir werden, wenn ich kein Holz mehr fällen kann?“

Da erinnerte er sich, dass er hat ja einen Meister hatte. Den hatte er jetzt schon so viele Jahre, vielleicht Jahrzehnte, nicht mehr gesehen, aber er wusste, dieser Meister hatte außergewöhnliche Kräfte. Insbesondere hatte er Kräfte über Dschinnis - Geister. Da dachte unser Aspirant: „Ich gehe mal zu meinem Meister, vielleicht kann er mir einen Dschinni überlassen.“ Er ging also zu seinem Meister, verneigte sich vor ihm, und der Meister sagte: „Solange bist du nicht gekommen. Schön, dass du jetzt da bist. Was kann ich für dich tun?“
Da sagte der Schüler: „Meister, ich werde alt und ich kann bald keine Bäume mehr fällen. Was wird aus mir werden? Ich habe niemanden, der sich um mich kümmert. Aber du hast doch so Dschinns, die können mir doch helfen?“ Da sagte der Meister: „Weißt du, dass mit den Dschinnis, das ist gefährlich. Ich könnte dir einen geben und der könnte dir alle Wünsche erfüllen, aber wenn du ihn nicht beschäftigst, dann bringt er dich um.“
Da sagte unser alter Aspirant: „Weißt du, ich habe genügend zu tun. Ich halte den Dschinni schon beschäftigt.“ Der Meister sagte: „Aber pass auf. Wenn du ihn nicht beschäftigt hältst, dann bringt er dich um.“
Also der alte Holzfäller zu Hause ankam, wartete schon unser Dschinni auf ihn - riesengroß, mit langen Zähnen – und sagte: „Meister, gib mir was zu tun!“ Da sagte der: „Hier ist ein Baum, fälle den Baum.“ Eine viertel Stunde später kam der Dschinni zurück: „Baum gefällt, was soll ich tun?“ „Schlag jetzt die Äste dort ab und dann mache das Holz klein.“ „Gib mir was zu tun!“ „Du kannst es bündeln, geh zum Markt und verkauf es und bringe mir das Geld.“ Zwei Stunden später: „Meister, gib mir was zu tun!“ „Dann fälle den ganzen Wald dort. Da sind Setzlinge, gib die Setzlinge dort rein. Bau mir ein Haus usw.“

Nach drei Tagen ohne Schlafen fing der Holzfäller schon an zu halluzinieren. Ständig sah er nur noch Bilder des Dschinnis vor sich: „Meister, gib mir was zu tun!“ Schließlich rannte er zu seinem Guru und sagte: „Oh Meister, siehst du, dort hinten kommt er schon, er wird mich gleich fressen. Ich kann nicht mehr schlafen und nichts mehr tun. Was soll ich nur machen? Ich brauche ihn, ich kann nicht ohne ihn auskommen, aber er wird mich gleich umbringen und fressen.“

Da lachte der Meister und sagte: „Siehst du, ich habe es dir ja gesagt. Aber es gibt einen Trick. Wenn du nach Hause kommst, bitte den Dschinni, er möge einen großen Baum fällen, die Äste abmachen und dann daraus einen Pfahl machen, den soll er neben dein Haus stellen. Dann soll er den Pfahl hoch rennen und wenn er oben wieder angekommen ist, soll er runter rennen. So soll er den Baum hoch- und runterklettern, solange, bis du ihm was anderes zu tun gibst. Und so hat dein Dschinni immer was zu tun und wann immer du ihm was zu tun geben willst, kannst du ihm was anderes zu tun geben.“ Und so lebte unser Holzfäller mit seinem Dschinni glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er auch noch heute und der arme Dschinni muss immer noch den Baum hoch und runter rennen.

Und die Moral von der Geschichte? Da gibt es viele Erklärungen. Wir sind die Holzfäller. Und der Guru ist unser Lehrer. Man kann aber auch sagen, dass der Guru Gott ist. Und Gott hat uns einen Dschinni gegeben. Das ist unser menschlicher Geist. Dieser Geist, der kann uns alles mögliche geben. Alles, was auf dieser Welt menschengemacht ist, hat sich irgendjemand mal einfallen lassen. Hinter allem, was wir kennen und wovon wir leben, steckt auch der menschliche Geist und ihr selbst habt schon so viel geschaffen und gemacht. Aber, wenn wir den Geist nichts zu tun geben, was macht er? Er bringt uns um. Vielleicht nicht wörtlich, aber dann fängt man plötzlich an, zu denken: „Habe ich das richtig gemacht? Hätte ich es nicht besser machen können? Was denkt der Mensch über mich? Warum behandelt er mich so? Warum könnte er mich nicht anders behandeln? Und ich brauche das unbedingt. Und das brauche ich auch noch. Nein, brauche ich nicht.“ So sind wir immer mit uns beschäftigt. Bis wir zum Meister gehen und fragen: „Meister, was kann ich tun, um davon befreit zu werden?“ Und der Meister sagt vielleicht: , „Beobachte deinen Atem. Wenn du nichts anderes zu tun hast, einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Einatmen, spüre den Atem hineinströmen, ausatmen, spüre den Atem ausströmen. Und über den Atem sei im Hier und Jetzt. Genieße die Gegenwart. Wann immer du etwas brauchst, dann gib das deinem Geist etwas zu tun. Und er wird alles tun, um dir das zu geben, was du brauchst. Und wenn du nichts brauchst und dein Geist anfängt, dich zu nerven, dann führe ihn wieder in die Gegenwart, indem du den Atem beobachtest.“ Das gleiche kannst du natürlich auch mit einem Mantra machen: „Wann immer du nichts zu tun hast, wiederhole ein Mantra. Einatmen, Om Namah Shivaya, ausatmen, Om Namah Shivaya. Einatmen, Om Namah Shivaya, ausatmen, Om Namah Shivaya. Auf diese Weise ist der Geist beschäftigt.“ So ist ein Mantra eine schöne Weise, im Alltag bewusst zu sein, mehr Energie zu haben und schrittweise zu einer Transformation zu kommen.

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Die Geschichte der vier Maha Vakyas

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich die Geschichte von den vier Maha Vakyas. Es war einmal ein Schüler, der Schüler wollte herausfinden, was Gott ist. Er hörte von manchen:„Gott ist oben in den Wolken.“ Und von anderen:„Gott ist im Herzen.“ Er hörte: „Gott ist Vater.“ Andere sagten: „Gott ist Mutter.“ Er hörte von manchen: „Gott ist liebevoll“, von anderen: „Gott ist streng.“ Er hörte von manchen: „Gott ist in der Kirche.“ Er hörte von anderen: „Nein, in der Synagoge.“ Und vom nächsten: „Nur in der Moschee.“ Dann hörte er, irgendwo im Dschungel gäbe es einen, der wüsste, was Gott ist. Der würde immer wieder meditieren und hätte Gotte erfahren und würde nicht einfach nur irgendetwas erzählen. Also dachte unser Aspirant: „Den muss ich sehen.“ So nahm er ein paar Tage frei und ging durch den Dschungel. Das war gar nicht so einfach. Er hatte keinen Navi dabei und auch keine Karte. Aber nach einigen Tagen kam er an die Hütte des Meisters. Der Meister lebte in der Einsamkeit und meditierte. Und so saß unser Schüler vor dem Meister, denn er hatte gehört, dass der Meister nur kurz seine Augen öffnen würde, dann müsste er seine Fragen stellen. Schließlich öffnete der Meister die Augen. Er sah den Schüler vor sich und dieser fragte sofort: „Meister, wer ist Gott? Wo ist Gott? Was ist Gott? Die einen sagen, Gott ist oben, die anderen sagen, Gott ist unten, der nächste sagt, Gott ist Mutter, der nächste sagt, Gott ist Vater, der eine sagt, Gott ist in der Moschee und der nächste sagt, im Tempel, und der nächste sagt, nur in der Synagoge, und der nächste sagt, nur im heiligen Hain. Wer ist Gott?“ Der Meister, immer noch halb in Samadhi, schaute den Schüler schließlich liebevoll an, sagte einfach nur: „Pajnanam Brahman.“ und schloss wieder die Augen. Unser Schüler wusste, jetzt würde der Meister nichts mehr sagen. Außerdem musste er nach Hause. Auf dem Nachhauseweg überlegte er: „Prajnanam Brahman“, das heißt, Bewusstsein ist Brahman. Brahman, das Göttliche, das Absolute. Nicht er, nicht sie, auch nicht wirklich es im Sinne von es, sondern das Absolute ist Bewusstsein. Da dachte unser Schüler: „Ja, das macht Sinn. Die Welt ist nur insofern da, als ich mir ihrer bewusst bin. Wenn ich einen Menschen liebe, dann deshalb, weil er bewusst ist. Das Schöne hier in dieser Natur ist dehalb da, weil ich es bewusst wahrnehmen kann. Wenn ich ohne Bewusstsein wäre, dann wäre nichts da. Daher macht es Sinn. Gott ist Bewusstsein.“ Nach einer Weile dachte er aber: „Wenn Gott Bewusstsein ist und ich bin mir auch bewusst. Wer bin letztlich ich?“ Und so nahm er sich ein paar Tage frei, ging wieder durch den Dschungel. Der war inzwischen wieder zugewachsen und es war eine ganze Menge Aufwand, dort hindurch zu kommen. Aber nach einiger Zeit kam er wieder zum Meister, der meditierte. Erst nach mehreren Stunden öffnete er die Augen. Dem Schüler taten schon die Knie und Zwischenwirbelgelenke weh, aber er blieb standhaft. Und als der Meister endlich die Augen öffnete, fragte er, bevor er sie wieder schließen konnte: „Meister, ich habe verstanden: Gott ist Bewusstsein. Aber ich bin mir auch bewusst. Wer bin ich?“ Der Meister schaute ihn liebevoll an und sagte: „Tat Tvam Asi. Das bis du.“ und schloss wieder die Augen. Der Schüler musste wieder nach Hause, so viel frei konnte er sich nicht nehmen, bis der Meister vielleicht wieder aus der Meditation raus käme. „Tat Tvam Asi“, hörte er, „Das bist du.“ Was meinte der Meister damit? Das bist du? Natürlich, dachte da der Schüler, das hier ist er, wer soll er sonst sein? Wenn der Meister woanders hin gezeigt hätte und gesagt hätte: „Das bist du“, hätte es keinen Sinn gemacht. Er hatte ihn angeschaut und gesagt: „Tat Tvam Asi.“ Würde ich jetzt sagen: „Das bist du - Asmamitra.“, dann wäre das offensichtlich. „Ja, ich habe ja eine Frage bezüglich des Bewusstseins gestellt. Ich habe gefragt, wer bin ich, wenn Gott Bewusstsein ist? Heißt das wirklich, Aham Brahmasmi: Ich bin Brahman? Wenn ich Das bin, was ich vorher den Meister gefragt habe, was wäre dann? Ich wäre die Beziehung, ich wäre Gott, ich wäre Bewusstsein. Tat Tvam Asi. Aham Brahmasmi.“ Diese Frage beschäftigte ihn so, dass er ein paar Wochen später wieder zum Meister ging und fragte: „Meister, habe ich das richtig verstanden: Aham Brahmasmi, ich bin dieses Brahman? Ich als Bewusstsein bin Brahman als Bewusstsein, denn letztlich gibt es nur ein Bewusstsein?“ Da nickte der Meister und sagte: „Ayam Atma Brahman. Dieses Selbst ist Brahman.“ Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Vom Nutzen der Yogapraxis

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich lese heute etwas aus einem Buch von Swami Sivananda: „Göttliche Erkenntnis“, Kapitel „Yoga“, Unterkapitel „Der Nutzen der Yogapraxis“.
Swami Sivananda hat das vor vermutlich mehr als 70 Jahren geschrieben, als er irgendwo im Dschungel im Himalaja war. Und trotzdem ist eine Menge von dem, was er schreibt, hochaktuell.

„Das Leben heute ist voll Stress und Mühe, Spannungen und nervöser Reizbarkeit, Gier, Getriebenheit und Eile.“

Vermutlich dürfte das heute nicht anders sein als damals. Wir denken natürlich, dass das Leben heute noch stressiger ist als vor 70 Jahren. Und die Leute vor 70 Jahren haben gedacht, ihr Leben sei stressiger als weitere 70 Jahre zuvor.

Preisfrage: Was werden die Menschen in 70 Jahren denken? Vermutlich so etwas Ähnliches. So wie umgekehrt ja viele sagen, dass früher alles besser war. Das findet man in den ältesten schriftlichen Zeugnisse der Menschheit, egal, ob das bestimmte Verlautbarungen sind, die Hammurabi in Babylonien eingravieren lassen hat oder in der Bhagavatam, wo es auch heißt: früher war alles besser. Auch Konfuzius hat davon gesprochen, dass die Alten alle weise waren und wir heute alle - gut, wie auch immer wir sind.
Die Probleme von damals waren ähnlich wie die Probleme von heute und so ein Jahrtausende altes System namens Yoga bewährt sich heute genau wie vor 70, 100 und 1000 Jahren.
„Würde der Mensch einige der elementaren Prinzipien des Yoga in die Praxis umsetzen, wäre er viel besser dafür gerüstet, mit dieser modernen, komplexen Existenz umzugehen.“
Dann kommt ein etwas massiverer Satz.

„Yoga bringt Vollkommenheit, Frieden und dauerhaftes Glück.“ „Durch die Yogapraxis kannst du jederzeit Ruhe des Geistes finden, du kannst ruhig schlafen.“
Das ist inzwischen vielfach wissenschaftlich erforscht worden. Wenn sie anfangen, Yoga zu üben, kann die Mehrheit der Menschen mit Schlafstörungen besser schlafen als vorher.

„Du kannst mehr Energie, Kraft und Vitalität haben, länger leben und gesünder sein.“
Auch das kann man inzwischen als gesichert gelten lassen. Jeder, der Yoga geübt hat, hat das erfahren: mehr Energie, mehr Vitalität zu haben. Die wissenschaftlichen Forschungen haben gezeigt, dass Menschen, die Yoga üben, gesünder sind als Menschen, die kein Yoga üben.

„Du kannst in kurzer Zeit viel leisten.“
Yoga aktiviert das Prana, die Lebensenergie. Yoga hilft, dass man mehr Zugang zu sich selbst findet, dass man mehr seine Talente und Fähigkeiten und Stärken findet. Im Yoga gibt es manchmal auch ein vorübergehendes Problem, denn vielleicht hat man vorher versucht, allen Anforderungen um einen herum gerecht zu werden und hat ein Leben geführt, das einem nicht gemäß war. Dann macht man Yoga und spürt, dass sich da irgendetwas manifestieren will. Nach einer Weile lernt man, seine eigenen Fähigkeiten und Talente einzubringen. Außerdem hat man mehr Prana dabei, mehr Energie. Oft hat man mehr Kreativität, das umzusetzen.

„Konzentrationsfähigkeit im Alltag wird gesteigert. Die Yogadisziplin schenkt eine Ausgeglichenheit und Ruhe und gestaltet auf wunderbare Weise dein Leben neu. Die yogische Lebensweise vertieft das Verstehen des Menschen und lässt ihn Gott und seine Beziehung zu ihm erfahren.“
Hier kommt Swami Sivananda wieder zu einem höheren Standpunkt. Yoga ist etwas sehr Praktisches für den Alltag und etwas, das im modernen Leben auf verschiedenste Weisen hilft. Aber Yoga hilft auch, Zugang zu einer höheren Wirklichkeit zu finden, die man Gott nennen kann, tiefen Frieden und dauerhaftes Glück. Es hilft also, eine Ebene zu finden, die jenseits der körperlichen Beschränkungen ist, eine Ebene jenseits der Identifikationen. Das ist letztlich die tiefste Verankerung und die Schönste aller Wirkungen des Yoga.

Hari Om Tat Sat

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Die Geschichte vom Brunnenfrosch

Dies war eine der Lieblingsgeschichten von Swami Vishnu-Devananda:

Es war einmal ein alter, tiefer Brunnen, in dem lebten Frösche. Diese Frösche waren in diesem Brunnen geboren worden und aufgewachsten. Sie kannten nichts anderes als diesen Brunnen und dachten, die Welt wäre der Brunnen. Ab und zu mal hörten sie eine Legende von einem Revoluzer-Frosch, der mal aus dem Brunnen herauskam. Aber entweder ist der nie zurückgekehrt oder wenn er zurückkam, dann hat er wirres Zeug erzählt.

Eines Tages war es wieder soweit. Eine Froschfrau kam zurück, und alle kamen zu ihr und wollten wissen, wo sie gewesen war. Die Frösche fragten sie: „Wo warst du? Wie ist es dir denn ergangen? Gibt es eine Welt außerhalb dieses Brunnens? Und wenn ja, wie ist die beschaffen?“ Sie anwortete: „Ja, ich war außerhalb dieses Brunnens und ich kann euch nicht beschreiben, wie großartig diese Welt ist. Hier seht ihr alles nur in Grautönen. Dort gibt es Farben, Schmetterlinge, Blumen, einen Himmel, die Sonne und ich habe sogar den Ozean gesehen.“

„Ozean? Was ist Ozean?“ fragten die Frösche. Sie sagte: „Der Ozean ist ein unendliches Wasser. Ich kann nicht sagen, wie groß der Ozean ist. Eine Welle ist so groß wie dieser ganze Brunnen. Da gibt es Lebewesen, wenn die das Maul aufmachen, dann fressen die so viele Fische, wie hier im Brunnen Frösche sind.“ So erzählte unsere Ozeanfröschin und die Meinungen der anderen dazu teilten sich.

Die einen wollten einfach nicht darüber nachdenken. Es gab jetzt eben eine große Fröschin, zu der sie aufblicken konnten. Das war alles. Die zweite Frosch-Gruppe, man würde sagen, die wohlmeinenden Skeptiker, dachten bei sich: „Dort oben wird die Luft dünner, wird vielleicht ist ihr Hirn einfach nicht mehr richtig durchblutet. So entsteht dann eine Art Halluzination von einem ozeanischen Glücksgefühl. Vielleicht sollten wir ein paar Hirnscans machen und schauen, ob wir dort Veränderungen finden.“

Die dritte Gruppe bestand aus genau einem Frosch. Und dieser fragte unsere Ozeanfröschin: „Du hast den Brunnen verlassen. Das klingt nicht schlecht. Kann ich den auch verlassen? Meist du, das ist möglich?“ Daraufhin sagte die Ozeanfröschin, „Ja natürlich, ich bin niemand Besonderes. Mir hat jemand den Weg gewiesen, wie ich aus diesem Brunnen herauskomme, auch du kannst dort herauskommen. Es ist großartig dort. Ich kann dir nicht beschreiben, was dich alles noch erwartet.“ Unser Brunnenfrosch dachte bei sich: „Was habe ich letztlich zu verlieren? Ich kann wieder zurückkehren, hier geboren werden, aufwachsen, ein bisschen fressen, ein paar Mücken fangen, mich ein bisschen unterhalten, irgendwann sterben. Vielleicht gibt es doch mehr, als dieses eigenartige Grau hier.“

So machten er sich auf den Weg. Unser Brunnenfrosch fragte: „Wo geht es denn hin?“ und sie sagte: „Wir fangen besser morgen an. Schlafe dich erstmal aus.“ Am nächsten Tag gab ihm die Ozeanfröschin ein paar Ratschläge: „Hier kannst du hin. Dort darfst du besser nicht hin, da war mal eine Schlange, die könnte einen fressen. Geh dort entlang und dort. Dort kannst du runter glitschen, hier ist es besser.“ Schließlich erreichten sie das direkte Tageslicht außerhalb des Brunnens. Unser Brunnenfrosch fragte: „Ist das der Ozean?“ „Das ist nicht der Ozean, das ist jetzt nur das Tageslicht. Ein paar Schmetterlinge, ein paar Vögel, ein paar Blumen. Der Ozean ist noch viel großartiger.“

So hüpften sie weiter. Irgendwann hörten sie ein lautes Rauschen und unser Brunnenfrosch bekam ein bisschen Angst und fragte: „Was ist denn dieses Rauschen?“ „Das sind Wellen.“ „Wellen? In unserem Brunnen gibt es auch Wellen, aber die machen keinen Krach.“ „Ja, diese Wellen sind ja auch viel größer, da ist eine Welle vielleicht so groß wie der ganze Brunnen.“ Schließlich, noch zitternd, aber dennoch mit Mut und Vertrauen, hüpfte unser Brunnenfrosch auf eine Düne und sah zum ersten Mal in seinem Leben den unendlichen Ozean.
Wir sind diese Brunnenfrösche. Unser Brunnen besteht aus Identifikationen, in denen wir Dinge sagen, wie: „Manche Menschen mag ich und andere nicht, der größte Teil ist mir nicht so wichtig.“ Was zählt ist das, was ich sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen kann. Alles andere ist nicht von Belang.“

So leben wir in unserem Brunnen. Und dann kommt eines Tages der Ozeanfrosch oder die Ozeanfroschfrau: Der Meister oder die Meisterin und die sagt: „Du bist nicht dieser Körper. Du bist nicht auf diese Welt gekommen, um aufzuwachsen, älter zu werden, ein paar Erfahrungen zu machen, dich fortzupflanzen und irgendwann zu sterben. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit. Du kannst es auch erfahren. Und wenn du diese Erfahrung machst, dann bekommt das normale Leben eine ganz andere Dimension.“

Die einen denken dann: „Was erzählt der dort? Er ist ein Menschheitsverführer und Betrüger. Zu faul, um was zu tun. Hofft jetzt, dass er von anderen durchgefüttert wird, die an das unsterbliche Selbst glauben.“ Die wohlmeinenden Skeptiker sagen: „Das war wohl zu viel Meditation, zu viel Pranayama, der Sauerstoffgehalt im Hirn ist irgendwie verändert, da muss er ab und zu mal die Illusion von kosmischer Geborgenheit haben.“ Dann gibt es die dritte Gruppe, die kleinste, obgleich die meisten von euch vermutlich dazugehören, aber im Verhältnis sind wir wenige. Diese Gruppe fragt sich: „Können wir diesen Brunnen wirklich verlassen?“ Und sie folgen ihrem Meister auf dem Weg.

Ich kann mich gut erinnern, als ich angefangen habe zu meditieren, da es ist mir sehr schwer gefallen. Ich habe einen sehr produktiven Geist, der wahnsinnig toll ist, Ideen zu schaffen und scharf zu denken, aber ruhig zu sein, das ist ihm ausgesprochen schwer gefallen. Ich habe alles Mögliche angestellt und irgendwann ist es mir tatsächlich gelungen, eine Astral-Erfahrung zu haben. Da bin ich zum Swami Vishnu gegangen und habe ihm das stolz erzählt. Er gesagt: „Mache dir keine Sorgen.“

Bleibe dort nicht stecken, das sind nur so ein paar Illusionen im Geist. Gehe jenseits davon. Don‘t get attached. Sei nicht verhaftet. Don‘t get involved in astral thinks. Verhafte dich nicht in die Astralwelten.“ Aber es ist auch mal schön, zu sehen, dass es mehr gibt auf dieser Welt, als wir meistens denken. Ein Teilnehmer hat mal gesagt: „Yoga hat aus meinem zweidimensionalen Schwarz-Weiß-Leben ein vieldimensionales kunterbuntes Leben gemacht. Vorher habe ich das nicht gewusst, dass noch so viel mehr möglich ist.“

Wir sollten aber nicht im kunterbunten Leben hängen bleiben, so schön es ist, sondern noch weiter gehen. Das Rauschen ist wie das Wissen: „Ich werde die Einheit erfahren.“ und schließlich natürlich, da endet die Analogie, der Frosch kann natürlich nicht im Ozean leben und er kann auch nicht eins werden mit dem Ozean, er kann nur die Großartigkeit sehen. Wir können die Großartigkeit wahrnehmen und viele, die meditieren, haben solche Erfahrungen von Weite, Ausdehnung, Bewusstheit gemacht. Wir können mit dem Ozean verschmelzen, wenn wir auf dem Weg bleiben.

Hari Om Tat Sat


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Bewusstseinsübung und kurze Stille

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Gestern habe ich den letzten Vers aus Patanjalis Yoga Sutren gelesen. Er lautet: Halte nicht an, bis das Ziel erreicht ist.


Für heute habe ich darum nur eine kurze Meditation ausgewählt, in der wir uns bewusst machen, dass Prajnanam Brahman, das Göttliche letztlich die einzige Bewusstheit ist, die existiert.
Tat Tvam Asi: Erinnere dich, dass du diese Bewusstheit bis. Aham Brahmasmi, fühle: „Ich bin dieses Brahman, dieses reine Bewusstsein“. Ayam Atma Brahman: Das Selbst aller Wesen ist Brahman.

Hari Om Tat Sat

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Halte nicht an, bis das Ziel erreicht ist

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem letzten Vers des Yoga Sutra, 4. Kapitel, 34. Vers: „Hören alle Anstrengung und Zielstreben auf und sind die Gunas, die Eigenschaften der Natur, wieder in ihrem Ursprung absorbiert, dann ist das Kaivalya, Befreiung. Die Seele ruht in ihrer wahren Natur, reinem Bewusstsein. Ende.“

Dann sind wir befreit, nichts mehr ist zu tun. Kein Leid, kein Vergnügen, kein Schmerz, keine Aufgaben, keine Mantras, keine Asanas, nichts. Es gibt nur noch eine Bewusstheit, Satchidananda, reines Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Du kannst dir noch mal anschauen, was Patanjali da alles nennt. Anstrengungen und Zielstreben enden hier. Wenn du auf dem Weg bist, gilt es, die verschiedenen Neigungen auf das Höchste auszurichten. Der Wunsch nach Befreiung ist ein wichtiges Instrument, um zum Höchsten zu kommen. Wenn du zum Höchsten gekommen bist, hört all das auf. Im Moment des Samadhis, des Nirvikalpa Samadhis oder Asamprajnata Samadhi sind die Gunas zur Ruhe gekommen und vollkommen still. Wenn der Geist ganz ruhig ist, dann ist Kaivalya da. Die Seele ruht in ihrer wahren Natur. Chid hat als Pratishtha, als ihre Niederlassung, Swarupa, die eigene Natur, das reine Bewusstsein.
Patanjali schließt mit Iti, das ist das Ende, das Ziel, um das es geht. Alles ist erreicht, alles ist erfahren. Der Sinn des Lebens, das Ziel des Lebens ist erreicht. Alle Leiden sind zum Abschluss gekommen. Alle Erfahrungen sind gemacht. Die Mission des Lebens ist erfüllt. Dieser Zustand ist letztlich nicht beschreibbar. Die Worte, die ich jetzt gebrauche, drücken in keinster Weise aus, was Befreiung wirklich heißt. Befreiung ist etwas so Großartiges, etwas so Grandioses, dass es nicht in Worte zu fassen ist. Schon die niederen Samadhi Zustände sind mit einer solchen Wonne verbunden, mit einer solchen Liebeserfahrung, mit einer solchen Freude, neuen Erkenntnissen und Inspirationen, dass es unbeschreiblich ist. An diesen sollte man dann nicht hängen, aber sie geben eine kleine Ahnung, was alles tief im Menschen angelegt ist. Es gibt nichts Höheres, als danach zu streben. Und nichts anderes erfüllt den Menschen wirklich.
Ich möchte dir daher nochmals besonders ans Herz legen: strebe nach dem Höchsten, lass dieses höchste Streben nicht zur Ruhe kommen, komme nicht zu sehr auf Abwege. Und auch wenn es manchmal so erscheint, als ob das Höchste noch weit weg ist, begnüge dich nicht mit niederen Zielen. Begnüge dich nicht mit dem Relativen, strebe nach dem Absoluten. Das Streben nach dem Absoluten wird dir auch auf der relativen Ebene das Leben schöner und erfüllender machen. Bleibe dann aber nicht daran hängen, wenn das Leben erfüllender geworden ist. Strebe weiter und weiter. Halte nicht an. So wie es eine Upanishade sagt: Erwache, stehe auf und halte nicht an, bis das Höchste erreicht ist. Ich wiederhole das noch einmal. Erhebe dich, erwache, halte nicht an, bis das Ziel erreicht ist.

Hari Om Tat Sat

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