Über sattwige und unsattwige Freuden im Leben

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Es gibt eine alte Schrift, die nennt sich Katha-Upanishade,die spricht über das Angenehme und das Gute. Nicht über das Gute und dasSchlechte, sondern über das Angenehme und das Gute. Es gibt Shreyamarga undPreyamarga. Shreya, das Gute, Preya, das Angenehme. Die alten Lateiner habenauch schon gesagt: „Iucundus non senta bonum est. Das Angenehme ist nicht immergut.“ Manchmal ist das Angenehme nicht gut, manchmal ist das Gute nichtangenehm. Manchmal macht man Dinge, die weder gut, noch angenehm sind. Glücklicherweiseist oft das Angenehme auch gut und das Gute auch angenehm. Alle Verbindungensind irgendwie möglich. Das Angenehme kann natürlich auch neutral sein, dasGute kann auch weder angenehm noch unangenehm sein. Die Wirklichkeit istkomplex.

In der Bhagavad Gita spricht Krishna davon, dass es sattvige Freuden, rajasigeFreuden und tamasige Freuden gibt. Rajasige Freuden sind das, was am Anfang wieNektar ist und nachher wie Gift. So nennt es Krishna. Rajasige Freuden kommenaus dem Kontakt der Sinne mit den Sinnesobjekten. Eine Tafel Schokolade essenzum Beispiel. Das ist zunächst wie Nektar, eine Stunde später ist derBlutzuckerspiegel runter. Man hat ein Sugarlow oder langfristiger bringt es dieBlutzuckerregulation insgesamt durcheinander und es gibt alle möglichenKrankheiten. Das sind die rajasigen Freuden. Dann gibt es die tamasigenFreuden. Die sind weder am Anfang, noch am Ende wirklich Freude, aber derMensch kann sie trotzdem nicht lassen. Da würden die ganzen Süchte dazugehören,bei denen die Menschen wissen: „Eigentlich sollte ich das nicht machen, ich kannes trotzdem nicht lassen.“ Man erhält eine gewisse Befriedigung, aber eigentlichfühlt man sich schlecht, und zwar vorher, während man es macht und danach auch.Das sind die tamasigen Freuden, die nicht wirklich Freuden sind.


Die sattvigen Freuden fallen in zwei Kategorien, wobei Krishna da besonders dieerste Kategorie erwähnt. Sattvige Freude ist das, was zuerst wie Gift ist undnachher wie Nektar. Für Menschen, die es nicht gewohnt sind, frühmorgensaufzustehen und zu meditieren, ist das erstmal wie Gift, wenn morgens um 6 Uhrder Wecker klingelt. Man kommt irgendwie zur Meditation und fühlt sich aufeinmal gut. Es ist wie Nektar. Den ganzen Tag fühlt man sich besser, als wennman nicht meditiert hätte. Wer regelmäßig meditiert, weiß, der Tag verläuft anders,wenn man morgens meditiert. Der Tag verläuft anders, wenn wir morgens Pranayamaüben. Dann haben wir Kraft und Energie, die strahlt irgendwo den ganzen Tagaus.


Vielleicht überlegt man sich auch manchmal, lange zu schlafen und dann einschönes Croissant und Café au lait zum Frühstück zu essen. Wenn man stattdessenVollkornmüsli zu sich genommen hat, fühlt man sich allerdings um 11:00 Uhranders, als wenn man Kaffee und Croissant gegessen hätte.

Das Schöne ist ja, dass diese sattvigen Freuden, die zuerstwie Gift und nachher wie Nektar werden, irgendwann zur sattvigen Freude zweitenGrades werden. Das heißt, sie sind vorher wie Nektar, während man sie macht wieNektar und nachher auch wie Nektar. Die meisten, die regelmäßig morgensmeditieren, freuen sich schon beim Aufwachen: „Ach, bald kommt wieder dieMeditation.“ Angenommen, jemand hat eine Weile vegetarisch gelebt. Dannschüttelt einen schon die Vorstellung, dass da irgendwo ein Schnitzel auf demTeller sein könnte. Jemand, der längere Zeit nicht geraucht hat, fühlt sich anOrten, an denen geraucht wird nicht mehr wohl. Aber die Vorstellung irgendwo zusein, wo man von Zigarette und Fleisch frei ist, fühlt sich gut an. Es giltalso Viveka zu üben, die Unterscheidungskraft.
Manchmal muss man auf etwas verzichten, was zuerst wie Nektar ist, dann wieGift. Manchmal muss man vorübergehend das machen, was zuerst wie Gift erscheintund dann wie Nektar ist. Wenn man den Geist regelmäßig übt, wird manschließlich das mögen, was gut für einen ist. Ab und zu mal wird es die sogenannten kleineren Sünden geben, das gehört zu einem gesunden und harmonischgelebten spirituellen Leben dazu. Manche rajasigen Freuden sind auch ganzharmlos und würzen den Alltag, solange man gelernt hat, die sattvigen Freudenim besonderen Maße zu genießen.


Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditationim Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr YogaVorträge als mp3

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