Warum wir mit etwas Glück nicht zufrieden sind

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Heute lese ich etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel„Vedanta“. Vedanta heißt, das Ende des Wissens. Swami Sivananda schreibt hier: „Vedanta ist Brahma Vidya, das Wissen von Brahman. Vedanta ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von der Befreiung.“


Im Vedanta geht es darum, Brahman zu erfahren. Was ist Brahman? Brahman kannnicht erläutert werden, Brahman ist der Ausdruck für die höchste Wahrheit. Diehöchste Wirklichkeit, die gleich bleibt in Vergangenheit, Gegenwart undZukunft, die hinter dem ganzen Universum steht, für das, was schon da war,bevor das Universum gab und das, was weiter da ist, wenn das Universum nichtmehr da ist.
Brahman kann auch beschrieben werden als Satchidananda, absolutes Sein,absolute Bewusstheit, absolute Seligkeit. Absolut heißt losgelöst. Losgelöstvon allen Konzepten. Losgelöst von Subjekt-Objekt-Trennung. Losgelöst von allem,was wir uns vorstellen können. Deshalb wird es im Buddhismus als Nirwanabeschrieben, als nichts von dem, was wir uns vorstellen können. Shunyata, leervon allen Vorstellungsinhalten. Man kann es auch Purna nennen, die Fülle ansich.

Wie die verschiedenen Farben entstehen, weil ein Teil des ganzen Lichtesweggenommen wird, so entsteht die Welt, weil sich das Ganze teilt. Weiß, istkeine echte Farbe. Weiß enthält das volle Spektrum. Wenn man einen Teil davonwegnimmt, entstehen rot, grün, blau und gelb. Brahman ist alles, ist Purna, dieFülle. Wir können sagen, wenn von Brahman durch das Prisma unseres Geistes einTeil weggenommen wird, entsteht dieses Universum. Die Quelle von allem Lichtist das Vollspektrum-Licht. Die Quelle von jeder Materie, jeder Erfahrung istBrahman.

 

So geht es zu einem darum, zu erkennen, was Brahman ist. Esgeht darum, sich loszulösen von dem Relativen. Das heißt nicht, dass wir nichtim Relativen leben sollten. Wir können auch im Relativen leben, aber wir könneneben auch im Absoluten leben. Das ist Moksha Shastra, die Wissenschaft von derBefreiung.


Letzlich geht es also um die Befreiung von der Identifikation mit dem, was wirnicht sind. Identifikation von Selbstbildern, mit Fremdbildern, mit all dem,was wir denken, was wir sind, aber nicht wirklich sind. Das Konzept desAbsoluten ist der Schlüsselbegriff der Vedanta-Philosophie, schreibt SwamiSivananda. Es geht darum, zu einer höheren, absoluten Wirklichkeit zu kommen. Diegroßen Meister sagen auch, das sei nicht einfach ein Konzept, keine intellektuelleGymnastik, nicht etwas für Philosophen an irgendwelchen Universitäten. Vedantaist nicht etwas, worüber man spricht, sich unterhält, Bücher schreibt, Vorträgehört. Vedanta gilt es zu erfahren.

Deshalb sagt Swami Sivananda Moksha Shastra: Es geht um Befreiung. Bewusst oderunbewusst strebt jeder Mensch nach diesem Moksha. Wir sind nicht zufrieden mitder Tatsache, dass der Körper irgendwann stirbt. Wir wissen intuitiv, dass es etwasmehr geben muss als den sterblichen Körper. Vielleicht im mittleren Alter, alsodreißig bis siebzig, denkt man manchmal, „Ich will meinen Körper länger gesundhalten.“ Man will sein Leben endlos ausdehnen. Die 70-Jährigen wollen dasmeistens nicht mehr, weil sie wissen, ab siebzig ist die Vorstellung, dass mannoch mal jung sein wird, illusorisch. Dennoch, das intuitive Wissen gibt es:„Es muss mehr geben und ich will jenseits dessen sein, was ein beschränkterKörper überhaupt ermöglicht.“ Menschen wollen nicht nur etwas Glück erfahren,sondern höchstes Glück, und diese Sehnsucht ist in jedem drin. In manchenMenschen ist sie umso stärker.

Vedanta sagt, dass der Mensch seiner wahren Natur majestätisch ist. Die vonVedanta gelehrte Botschaft ist die Einheit allen Seins. Vedanta proklamiert dieWirklichkeit des Unteilbaren, Innewohnenden und Transzendenten. Dabei wirdnichts ausgeschlossen, beim Vedanta wird alles eingeschlossen.

 

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditationim Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr YogaVorträge als mp3


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