Sukadev Bretzs Beiträge (5901)

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Was ist Purusha?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute spreche ich wieder über die Yoga Sutra im 3. Kapitel, 50. Vers, 2. Teil.

Patanjali spricht hier über den Unterschied zwischen Sattva und Purusha. Was ist also Purusha?

Purusha ist das Gleiche wie Atman oder Brahman, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Purusha ist jenseits aller drei Eigenschaften. Purusha ist jenseits von Sattva, Rajas und Tamas. Purusha ist jenseits von Reinheit, Schönheit, Vergnügen, Freude, jenseits von Unruhe, Getriebenheit, Gier und Ego und jenseits von Trägheit, Angst, Depression und Müdigkeit. Sattva, Rajas und Tamas sind Gemütszustände.

Es ist gut, einen sattvigeren Gemütszustand zu pflegen. Aber du kannst nicht dauerhaft sattvig sein. Der menschliche Geist geht durch Höhen und Tiefen, durch Sattva, Rajas und Tamas. Er lernt durch alle Gemütszustände. Bemühe dich, den Sattva-Anteil zu erhöhen, aber nimm auch die anderen Zustände an.
Purusha, die Seele, ist letztlich immer unveränderlich. Sie bleibt immer reines Sein, reine Bewusstheit, reine Wonne. So kannst du öfters in Purusha hineingehen, auch wenn dein Geist eigentlich unruhig ist. Wenn du merkst, dein Geist ist sehr unruhig, dann frage dich: „Wer ist unruhig? Wer bin ich, der ich Unruhe spüre? Was bin ich wirklich? Was bleibt inmitten von Unruhe, inmitten von Trägheit, inmitten von Gleichgewicht und Ungleichgewicht, wie es ist?“ Frage dich das, spüre das. Erfahre so immer wieder Purusha.

Bis zum nächsten Mal. Alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Konzentriere dich auf das, was wichtig ist

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sprche ich über das 3. Kapitel von Patanjalis Yoga Sutren, 49. Vers, 3. Teil.

Dieser Vers ist ein Generalvers. Er geht darum, dass große Konzentration zum einen Zugang zu intuitivem Wissen eröffnet und zum anderen zur Meisterschaft. Darum ist es gut, dass du dich auf das, was wichtig für dich ist, konzentrierst und dass du deine geistige Kraft hinein gibst. Denke nicht so sehr darüber nach, zweifle nicht und überlege ständig, wie das gehen könnte, sondern konzentriere dich darauf.

Angenommen du hast irgendein Vorhaben, dann bringe deine ganze Energie hinein und überlege nicht: „Bin ich jetzt die oder der Richtige dafür? Mache ich das richtig? Tauge ich dafür?“. Bringe deinen Geist hinein, werde dir bewusst:„Was ist zu tun?“ Mache das, was du tust, bewusst. Du kannst durchaus auch darüber nachdenken, um dich zu konzentrieren. Aber du solltest nicht zweifelnd nachdenken und nicht deinen Entschluss in Frage stellen.

Wenn du dich für etwas entschieden hast, dann bleibe daran und tue das mit großer Intensität. Gib deinen ganzen Geist, dein ganzes Herz, dein ganzes Gefühl hinein. Auf diese Weise entsteht Samyama. Wenn du dich ganz hineinbegibst, wird es erstens schön, es wird intensiv und du bekommst Meisterschaft darüber. Du wirst viel schneller Erfolg haben, weil du Zugang zum intuitiven Wissen findest.

Hari Om Tat Sat

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Über den Unterschied zwischen Sattwa und Purusha

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um die Yoga Sutra im 3. Kapitel, 50. Vers: „Durch die Verwirklichung des Unterschiedes zwischen Sattva und Purusha erlangt man die Beherrschung aller Daseinsformen und erlangt Allwissenheit.“

Dieser Vers ist sehr komplex. Es gibt viele Möglichkeiten, ihn zu interpretieren. Darüber gibt es auch einen längeren Kommentar von mir in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Sattva heißt Reinheit. Purusha ist das höhere Selbst. Es ist im Alltag eines spirituellen Aspiranten wichtig, zwischen diesen beiden Dingen zu unterscheiden. Sattva ist ein reiner Lebensstil und das damit zusammenhängende schöne, erhabene und freudevolle Gefühl. Das ist etwas anderes als Purusha. Sattva ist Mittel zum Zweck, die Erkenntnis des Purusha ist der Zweck selbst.

Manche Menschen verwechseln das. Es ist ja auch schön, wenn man sich sattvig ernährt, sich mit freundlichen und spirituellen Menschen umgibt, wenn man meditiert, bewusst atmet und alles um einen herum gut und freundlich ist. Das hilft, den Geist zu erheben. Es erleichtert die Meditation. Aber du darfst nicht daran hängen.
Wenn du oft Sehnsucht danach hast, dich mit schönen Menschen zu umgeben, freundliche und spirituelle Menschen mit einer guten Ausstrahlung um dich zu haben, dann hast du das Mittel mit dem Zweck verwechselt.

Deine Sehnsucht sollte der Erfahrung des Höchsten gelten und nicht einem sattvigen Leben. Ein sattviger Lebensstil ist nur ein Mittel auf dem Weg. Du kannst durchaus vegetarisch leben, dich vollwertig ernähren, umweltgerechte Kleidung tragen, deine Wohnung nach ökologischen Prinzipien einrichten, regelmäßig in die Natur gehen, Asanas und Pranayama üben. Du kannst eine freundliche Sprache pflegen, auf Schimpfwörter verzichten, spirituelle Bücher lesen, kein Fernsehen schauen, keine Klatschgeschichten weiter erzählen. Das alles wäre Sattva. Sattva bringt dich leichter zu Purusha.

Deine Sehnsucht sollte aber immer Purusha gelten und nicht Sattva.

Hari Om Tat Sat

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Samyama führt zu außersinnlichem Wissen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute werde ich über eine weitere Yoga Sutra von Patanjali sprechen. Über das 3. Kapitel, 49. Vers:

„Aus Samyama, Konzentration und Meditation entsteht Schnelligkeit des Geistes, außersinnliches Wissen und Herrschaft über die Natur.“

Hier geht es um außersinnliches Wissen. Regelmäßige Meditation verbessert die Intuition und das Spürbewusstsein, also die Fähigkeit zu spüren. In den letzten Versen ging es ja hauptsächlich darum, nicht Sklave zu werden von gesteigerter Sensibilität. Gesteigerte Sensibilität ist etwas Gutes, aber du musst in der Lage sein, richtig damit umzugehen.

Das kannst du auch erreichen, indem du dich ganz auf einen Menschen konzentrierst, ihn spürst und mit ihm fühlst. Dadurch bekommst du mehr Verständnis über seine Natur und sein Wesen.

Wenn du dich mit großer Konzentration auf eine Sache einlässt und sie wirklich erspürst, dann bekommst du ein intuitives Wissen und Verständnis darüber. Alles, was du mit großer Konzentration und Bewusstheit angehst - und zwar mit vorurteilsfreier, entspannter Bewusstheit - erweckt in dir Prajna, höheres Wissen. In diesem Fall nennt Patanjali das außersinnliches Wissen. Wissen, das unabhängig von äußeren Werkzeugen ist.

Hari Om Tat Sat


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Noch mehr Tipps zur Entwicklung von Festigkeit

Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute
Habe ich noch ein paar Tipps zur Entwicklung von innerer Festigkeit.

Wenn du merkst, dass du zu durchlässig bist und es dich stört, dass du andere wahrnimmst, dann mache es dir zur Aufgabe, Festigkeit zu entwickeln. Dazu kannst du erst mal wertzuschätzen, dass du diese gesteigerte Sensibilität hast. Es ist wie ein zusätzlicher Sinn, den du durch deine Praxis gewonnen hast. Versuche also nicht, die Sensibilität wieder abzustellen, sondern sei dir bewusst, dass sie etwas Gutes ist, ein Geschenk.
Manche Menschen sind erblindet: Insbesondere in vielen Entwicklungsländern ist das ein verbreitetes Phänomen. Manche können dann nach einer Augenoperation wieder sehen. Zunächst werden sie dann etwas durcheinander. Sie sehen auf einmal so viele Dinge, die sie vorher nicht gesehen haben.
Ähnlich ist das, wenn du regelmäßig meditierst. Dann kann es geschehen, dass du die Menschen spürst, dass du Schwingungen spürst, dass du di der Gedanken und Gefühle der anderen bewusst wirst. Drei Dinge solltest du dann beachten.

Erstens: Nimm es als Wahrnehmung und nicht als dein eigenes Gefühl an. Zweites: Identifiziere dich nicht damit und beziehe es nicht auf dich selbst. Und drittens: Löse dich von der Vorstellung, dass du daran etwas ändern müsstest.

Das ist manchmal etwas schwierig. Feinfühligkeit heißt, dass du etwas spürst. Und du spürst das vielleicht fast körperlich in dir. Dann denkst du: „Das ist in mir. Das ist wahr.“ Du weißt, das ist eine Wahrnehmung. Diese Geräusche, Farben und Bilder sind nicht du. Sage dir: „Ich bin nicht die Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung ist nicht wirklich in mir drin.“

Noch ein Tipp: Beziehe diese Wahrnehmungen nicht so sehr auf dich. Manche Menschen denken, wenn sie etwas Schlechtes spüren, dass entweder jemand anderes schlecht über sie denkt oder dass da eine schlechte Schwingung ist, die sie schlecht beeinflusst oder sie sogar krank macht oder schwächt. Nimm es einfach neutral. Du nimmst dieses Gefühl wahr, das ist alles. Das hat zunächst mal vielleicht wenig mit dir zu tun.
Du musst auch nicht darauf reagieren. Diese Wahrnehmung ist nur eine zusätzliche Information. Angenommen, du gehst morgens in die U-Bahn und du siehst viele verschlafene, schlecht gelaunte Gesichter. Dann weißt du auch, dass du nicht alles ändern kannst. Du musst es nicht auf dich selbst beziehen. Es ist eben so. Wenn du merkst, du spürst eine Energie, die nicht schön ist oder du nimmst vielleicht den Ärger von jemand anderen wahr, dann solltest du wissen: Du musst nicht das Leid aller Welt ändern. Du kannst es gar nicht.
Sprich vielleicht ein Mantra oder ein Segensgebet und dann lass los. Wenn du das regelmäßig übst, dann kommst du zu dieser diamantgleichen Festigkeit, von der Patanjali spricht. Das ist keine Herzlosigkeit. Du spürst weiter und du kannst weiter Liebe zeigen und du wirst weiter positive Energie ausstrahlen. Aber du hast Festigkeit.

Ich wünsche dir einen schönen und kraftvollen Tag!

Hari Om Tat Sat

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Tipps um bei dir zu bleiben

Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!
Ich hatte zwar das letzte Mal versprochen, dass ich nicht noch mal über den 47. Vers spreche, aber ich will es noch einmal tun. Es gibt da nämlich noch ein paar sehr wichtige Tipps.

Falls es dir so geht, dass du durch viel Meditation, Pranayama und Asanas spürst, dass du sensibler wirst, vielleicht sogar einfacher noch von anderen Menschen beeinflusst wirst, dann solltest du etwas an deiner Praxis ändern. Dazu empfiehlt Patanjali die Konzentration auf die Wirbelsäule.

Wenn deine Gefühle sehr stark beeinflusst werden von Gefühlen anderer und wenn du sehr stark die Emotionen und die Schwingungen von Menschen und Räumen aufnimmst, dann löse dich etwas von der Wahrnehmung in deinem Herzen oder in der Kehle und gehe mit dem Bewusstsein in die Wirbelsäule. Konzentration auf die Wirbelsäule gibt Festigkeit. Oder konzentriere dich auf die Kraft eines Elefanten. Du kannst dir vorstellen, dass du stark bist wie ein Elefant. Ein Elefant ist auch feinfühlig. Er kann kleinste Dinge mit seinem Rüssel hochheben. Aber er ist auch stark und fest.
Und genau das sollte man als Yoga Übender können: feinfühlig sein, fest sein und sensibel.

Bis zum nächsten Mal. Alles Gute.

Hari Om Tat Sat

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Wie man Festigkeit und Stärke erreicht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute fahre ich fort mit der
Yoga Sutra im 3. Kapitel, 47. Vers:
„Vollkommenheit des Körpers ist Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit.“

Patanjali definiert hier, was unter Sampat zu verstehen ist. Sampat sind die edlen Eigenschaften. Auch übersetzt als Vollkommenheit. Das ist etwas, was man durch regelmäßige Meditation erreichen kann. Schönheit, Grazie, aber auch Kraft.

Es gibt Geschichten von Yogameistern, die sogar physische Kraft gezeigt haben. Die, obgleich sie nicht viel trainiert haben, dennoch eine starke körperliche Kraft hatten. Wenn du regelmäßig meditierst, hast du mehr Prana. Wenn du regelmäßig meditierst, hast du eine geistige Kraft. Und diese geistige Kraft kann sich auf der physischen Ebene zeigen. Du kannst auch mehr Durchhaltevermögen haben.

Swami Vishnu hat gerne gesagt: jemand, der gut meditiert, kann auch, wenn es darauf ankommt, sehr viel länger arbeiten als andere. Das ist auch ein Zeichen für die Meditation. Wenn Meditation dich nur sensibler macht oder ängstlicher, dann ist deine Meditation nicht wirklich tief. Tiefe Meditation bringt dich in Kontakt zu deiner inneren Kraftquelle. Tiefe Meditation bringt dich in Kontakt mit körperlicher Kraft. Sie gibt dir Beständigkeit.

Patanjali sagt: „Vajra-Samhana-Natvani, diamantgleiche Festigkeit.“ Wenn du regelmäßig meditierst, bekommst du Festigkeit, Stärke. Du kannst nicht so leicht durcheinander gerüttelt werden. Du wirst nicht so leicht, nur deshalb, weil jemand dich kritisiert oder jemand dir gegenüber ärgerlich ist, durcheinander geraten. Ja, es gibt diese Phase, durch die viele Menschen hindurchgehen, die beginnen zu meditieren. Sie fühlen sich von anderen stärker beeinflusst und spüren, dass sie sensibler sind und feinfühliger. Aber diese Phase gilt es zu überwinden. Dann kommst du zur diamantenen Festigkeit.

Bis zum nächsten Mal. Alles Gute

Hari Om Tat Sat


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Über die Vollkommenheit des Körpers

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute spreche ich noch einmal über die Yoga Sutra, 3. Kapitel, 47. Vers:
„Vollkommenheit des Körpers ist Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit.“

Patanjali hatte im vorigen Vers gesagt, dass durch regelmäßige Konzentration Vollkommenheit des Körpers entsteht. Natürlich müssen wir aufpassen. Denn was ist Vollkommenheit? Natürlich, der Körper hat immer seine Grenzen. Der Körper ist letztlich Alter, Krankheit und Tod unterworfen. Da sollte man also nicht denken, dass Vollkommenheit hier wörtlich zu verstehen ist.

Sampat heißt auch Großartigkeit und „besondere Entwicklung“. Es geht um gewisse Schätze. Vielleicht hast du schon mal von Shatsampat gehört, den sechs edlen Tugenden eines Aspiranten. Durch Meditation kann der Körper eine gewisse Schönheit erlangen. Aber wichtiger ist: du kannst mit dieser Bewusstheit in den Alltag gehen. Stelle dir vor, dass Licht durch dich hindurchströmt. Stelle dir Wohlwollen vor. Wünsche den Menschen etwas Gutes.
Gute Wünsche und Wohlwollen führen zu einer sehr natürlichen Schönheit und Anmut. Wenn du meditierst, bist du entspannt. Wenn du meditierst, findest du einen Zugang zum Göttlichen. Und dieser Zugang zum Göttlichen in dieser Entspanntheit kann sich dann in Anmut und Grazie manifestieren. Auch das kannst du durch dich hindurchwirken lassen. Du musst niemandem etwas Großartiges beweisen, du musst nicht große Leistungen erbringen. Sei ganz natürlich, spüre das Göttliche in dir, manifestiere es und spüre die Anmut des Lebens.

Hari Om Tat Sat

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Über die Schönheit des Körpers

Hallo und herzlich willkommen zu den täglichen Inspirationen! Heute beginne ich wieder einige Verse aus dem Yoga Sutra zu kommentieren. Ich beginne mit der Yoga Sutra im 3. Kapitel, 47. Vers:
„Vollkommenheit des Körpers ist Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit.“

Ich habe ja schon die ersten drei Kapitel bis zum 46. Vers kommentiert und jetzt beginnt die Fortsetzung. Das Thema des dritten Kapitels ist „Samyama - Konzentration und ihre Folgen“. Patanjali sagt, dass man durch tiefe Konzentration Prajna und Jaya erreichen kann. Prajna, Zugang zum intuitiven Wissen. Jaya, Meisterschaft.
Das Konzept des Raja Yogas ist, Konzentration zu entwickeln. Über Entwicklung von Konzentration kann man zum einen das Selbst erfahren und zum anderen geistige Kräfte verwirklichen. Dazu gehört auch die Vollkommenheit des Körpers: Schönheit, Anmut, Kraft und diamantene Festigkeit.

Ein Mensch, der regelmäßig meditiert, sieht auch schöner aus, er ist entspannter, Prana, Lebensenergie strahlt aus seinen Augen und aus seiner Haut. Wenn du dir Fotos anschaust von großen Yogameistern, selbst wenn die schon alt sind, selbst wenn sie Falten haben, dann siehst du, dass sie irgendwie schön sind. Ihre innere Schönheit manifestiert sich nach außen.

Mit dieser Bewusstheit kannst du immer in den Alltag gehen. Wenn du regelmäßig meditierst, stelle dir anschließend im Alltag vor, dass Licht und Energie durch dich hindurchströmen. Das alleine entspannt dich und gibt dir schon eine neue Ausstrahlung. Mehr dazu beim nächsten Mal. Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag und alles Gute!

Om Shanti

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Wissenswertes über Ganesha

Hallo und herzlich willkommen und den täglichen Inspirationen! Letzte Woche war ja Ganesha Chaturthi, der Erscheinungstag von Ganesha. Ganesha steht in Indien für einen der populärsten göttlichen Aspekte. Dort gibt es ja die Vaishnavas, die Shaivas und die Shaktas, also die Verehrer Vishnus, Shivas und Shaktis. Aber Ganesha wird von allen verehrt.

Ganesha ist der Gott des Beginnens, des Anfangens. Natürlich ist es jetzt nicht so, dass irgendwo auf den Wolken jemand mit einem langen Rüssel sitzt und irgendetwas macht. Die Energie des Anfangens, des Beginnens, des neuen Enthusiasmus gibt es einfach. Und sie ist eine schöne und fröhliche Energie. Ganesha hebt in den Darstellungen oft segnend die Hand. Er lächelt und er ist freundlich. Wenn man etwas beginnt, ist immer etwas Schönes mit dabei. So wie auch Hermann Hesse sagt: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Manche Menschen erleben das etwas schöner, manche haben Ängste vor dem Neuen. Deshalb gilt Ganesha auch als Isha der Ganas. Isha ist der Herr und Ganas sind alle guten Kräfte. Ganas sind noch die Engelswesen und die Elementare. „Gana“ ist ein sehr weiter Begriff, der im unterschiedlichen Kontext immer wieder Unterschiedliches bedeutet. Aber es geht dabei immer um viele Kräfte, die da sind.

Jeder Anfang ist im Grunde etwas Gutes. Auch wenn es manchmal anstrengend ist. Ganesha hat einen dicken Kopf, lange Ohren und einen langen Rüssel. Mit seinem Elefantenkopf kann er durch alles durchgehen, auch durch das dichteste Gestrüpp, wo eigentlich gar kein Weg oder Durchgang ist.

Manchmal müssen wir das auch machen. Wir haben uns entschlossen loszulegen, wissen aber nicht, wie und wo und was und wie das überhaupt geht. Wir fangen einfach erstmal an. Der Rüssel ist ein Symbol dafür, dass wir bereit sind, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Und die Stoßzähne helfen uns, uns durchzusetzen. Obgleich der Ganesha auf manchen Bildern nur einen Stoßzahn hat. Auf manchen hat er gar keinen Stoßzahn, auf manchen hat er auch zwei Stoßzähne. Es gibt Mythen, weshalb er nur einen Stoßzahn hat und es gibt auch einen Mythos, weshalb er gar keine Stoßzähne hat.

Das heißt, manchmal haben wir verschiedenste Kräfte, um durch etwas durchzugehen, manchmal vielleicht nur eine. Auf der einen Seite sind wir vielleicht besonders freundlich und auf der anderen Seite vielleicht weniger. Und je nachdem, was wir brauchen, kommt Ganesha mal auf die eine oder die andere Weise zu uns.
Ganesha hat auch große Ohren. Elefanten hören ausgesprochen gut. Wenn wir was Neues beginnen, dann gilt es auch, unsere Antennen offen zu halten. Gott hat uns das verschiedenste Gestrüpp in den Weg gelegt, so dass wir daran wachsen und die Ganesha-Energie dort entwickeln können. Mit großer Stärke, manchmal mit einem Dickkopf, mit Freude, mit einem Lächeln, mit Vertrauen und mit sehr offenen Ohren, mit großem Bewusstsein. Wir sind bereit, zu lernen. Im Vertrauen, dass die göttliche Energie uns immer wieder hilft und durch uns wirkt. Manchmal sieht alles so aus, also würden wir das nie hinkriegen. Dann öffnen wir uns und beten. So kann Gottes Gnade und Segen durch uns wirken.

Hari Om Tat Sat

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Einheit in Verschiedenheit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Einheit in Verschiedenheit war eines der großen Leitmotive von Swami Sivananda. Auch von Ramakrishna, Mahatma Gandhi, Vivekananda, Yogananda und so vielen spirituellen Meistern des Yoga im 19. und 20. Jahrhundert. Es gibt viele Wege, aber nur ein gemeinsames Ziel, viele Namen, aber nur eine gemeinsame Wahrheit.

Angenommen, ich komme nach Indien und sage: „Ich hätte gerne einen Schluck Wasser“, dann werden sie mich komisch angucken. Wenn ich sage: „Water, please.“, dann kriege ich auch Wasser. Manche sprechen aber kein Englisch, dann muss ich in Nordindien sagen: „Chala“ und in Südindien eher „Pani“.
Wenn ich dann darauf bestehe, dass ich nur Wasser haben will und kein Chala, weil ich schließlich Deutscher bin und nur Wasser trinke, dann werde ich relativ schnell verdursten. Ähnlich ist das mit den unterschiedlichen Gewohnheiten. Wenn ich nach Indien gehe und sage: „Ich bestehe auf Müsli und gebackenem Vollkornbrot“, dann werde ich Probleme bekommen. Denn in Indien bekomme ich eben nur Chapati. Inzwischen gibt es dort natürlich auch viele andere internationale Angebote. Aber alles dient letztlich dem Einen, nämlich dass wir essen können.

So ist es auch in der Spiritualität. Letztlich geht es darum, Gott zu erfahren. Manche wollen es nicht Gott nennen, sondern Göttin oder göttliche Mutter. Manche wollen es Höheres Selbst nennen oder Kosmische Intelligenz. Manche bestehen darauf, dass es Nirwana heißt, das nicht Vorstellbare, das Nichts. Oder Shunyata, die Leere. Oder Purna, das Allumfassende. Oder eben Brahman, das Absolute, das jenseits von allem ist, was wir uns vorstellen können. Aber trotz der vielen Namen gibt es nur eine einzige kosmische Wirklichkeit. Das Paradoxe ist, dass alle Religionen sagen, dass Gott allgegenwärtig ist. Also muss er überall sein. Und dann streiten sie sich darum, ob er jetzt hier oder dort ist und welchen Namen er hat.

Gott ist überall. Es gibt nur eine allumfassende Wirklichkeit, die man auf verschiedene Weisen oder bezeichnen kann. Diese eine allumfassende Wirklichkeit manifestiert sich in so vielen verschiedenen Weisen. Letztlich ist jede Vorstellung von Gott notwendigerweise falsch, denn mit unserem kleinen menschlichen Hirn können wir Gott nicht erfassen. Dennoch muss jede Art von Vorstellung von Gott in gewissem Maße richtig sein. Wir können Gott nicht erfassen und wir haben keine Ahnung, was Gott eigentlich ist oder wie auch immer wir es nennen wollen. Wir können aber Gott auf unsere Weise lieben und mögen. Gott wird dabei vermutlich sogar ganz zufrieden sein. Es gibt eine allumfassende Wirklichkeit, egal, wie wir sie nennen oder nicht nennen wollen, egal, welchen Zugang wir haben. Das ist eine der großen wichtigen Aufgaben der entstehenden Zivilisation, das anzuerkennen und diese Einheit in der Verschiedenheit zu sehen.

Hari Om Tat Sat



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Eine kleine Bewusstseinsübung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich mal einfach nur Raum für einen Moment der Stille lassen. Sitze ganz ruhig und gerade. Werde dir bewusst, dass hier der Körper sitzt. Spüre den Körper von unten bis oben, von vorne bis hinten und links und rechts. Spüre den Atem und den Herzschlag. Dann werde dir bewusst: „Ich bin das Bewusstsein jenseits des Körpers. Ich bin das Bewusstsein, eins mit dem kosmischen Bewusstsein.

Om Shanti



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Krishna und der Govardhana Hügel

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich die Geschichte von Krishna und dem Govardhana Hügel, um Govardhana Puja.

Sie handelt davon, dass die Menschen in einem Hirtenstamm, der vor kurzem sesshaft geworden war, ein bestimmtes Ritual entwickelt haben. Einmal im Jahr haben sie ganz besondere Opfer an Indra und andere Engelswesen dargebracht, um das Wetter zu beeinflussen.
Krishna sagte zu den Stammesbewohnern: „Wisst ihr, anstatt euch an irgendwelche Engelswesen zu richten, richtet euch lieber direkt an Gott. Ihr könnt ja auch den Hügel selbst verehren. Der ist auch eine Manifestation Gottes.“ Die Menschen dachten darüber nach und kamen zu dem Schluß: „Ja, das klingt sinnvoll. Anstatt dass wir uns an irgendwelche Wettergötter richten, wollen wir uns einfach direkt an Gott richten. Gott ist allumfassend, allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und er ist natürlich auch in diesen Wettergöttern, in diesem Hügel und in diesem Berg.“ Also verehrten sie Gott insbesondere an diesem Hügel, der besonders fruchtbar war und den Kühen Nahrung gab.

Jetzt heißt es in der Geschichte, dass die Wettergötter nicht sehr zufrieden mit dieser Entscheidung waren. Es brach ein furchtbares Unwetter aus. Und es regnete, donnerte und blitzte ohne Ende. Alle bekamen es mit der Angst zu tun und rannten zu Krishna, der ja eigentlich noch recht jung war, aber eben eine Inkarnation Gottes. Inzwischen wussten das die Dorfbewohner auch. Sie sagten: „Oh Krishna, bitte schütze uns.“ Und Krishna nahm den kleinen Finger und hob den ganzen Berg Govardhana hoch. Der Berg war auf Krishnas Finger und alle Dorfbewohner verkrochen sich darunter. So ging es eine Weile weiter. In der Zwischenzeit heißt es, dass Indra, der in dieser Geschichte der Gott des Wetters und des Blitzes war, so wie in der germanischen Mythologie der Thor oder in der römischen Mythologie Jupiter oder Zeus, sich nicht gerade wie ein weise Gott verhielt, sondern wie ein Beleidigter. Er goss noch mal mehr Wasser vom Himmel. Da merkte er, dass der Berg durch das Wasser wuchs und immer größer wurde. Da ließ Indra endlich die Wolken verziehen und es wurde wieder schön. Krishna setzte den Berg wieder ab und Indra kam zurück, verneigte sich vor Krishna und bedankte sich, dass er diese Lektion bekommen hatte.

Eine Bedeutung dieser Geschichte ist so ähnlich wie das, was auch Jesus gesagt hat: „Sorgt euch erst um das Königreich Gottes, dann wird euch alles andere von selbst zufallen.“ Der Satz im alten Testament: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, ist oft missverstanden worden. Wenn wir Krishna und Shiva, Rama und Durga anbeten, haben wir da nicht einen ganzen Haufen von Götter?
Aber das ist so ähnlich, wie wenn im Christentum Gottvater, Gottsohn, Gott heiliger Geist verehrt werden. Das werfen die Juden und den Moslems den Christen ja auch manchmal vor: Vielgötterei. Es sind nicht verschiedene Götter. Diese Manifestationen sind ein Gott. Wenn man sich vorstellt, es gibt verschiedene Götter, wie Indra, Varuna und andere, dann schafft man künstliche Dualitäten. Man kann natürlich Indra und Varuna die Ehre erweisen, so wie man jedem Menschen und jedem Wesen die Ehre erweist. Nur eben nicht aus Angst und nicht, um etwas zu bekommen. Man sollte nicht denken: „Von Gott kriege ich es nicht, also suche ich irgendjemand anderes, von dem ich es bekomme.“

Als spiritueller, reifer Aspirant können wir erkennen, dass hinter allem die eine kosmische, göttliche Wirklichkeit steckt. Dann können wir uns an die göttliche Wirklichkeit in den verschiedensten Namen und Formen wenden. Es ist nur wichtig zu wissen, dass alles eine kosmische und unendliche Wirklichkeit ist.

Hari Om Tat Sat



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Wie wir Wonne und Weisheit erreichen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas über Wonne und Glückseligkeit erzählen.

Im Bhakti Yoga sind wir sehr vertraut mit Gott. Wir können große Ehrerbietung: „Jaya Ganesha - Ehrerbietung sei Gott“ zeigen, aber wir können auch einen engeren Kontakt haben. Die meisten Menschen haben Phasen haben, in denen sie sich besonders gut fühlen. Vielleicht nach einer Yogastunde, vielleicht nach dem Mantrasingen, vielleicht bei irgendeinem Workshop oder einfach, wenn sie durch die Natur gehen oder sich mit jemandem gut unterhalten.
Immer dann, wenn etwas geschieht, das unser Herz öffnet, dann erfahren wir diese Wonne. Aber mit der Wonne ist es so eine Sache, sie kommt und geht. Zwar kann man sagen, tief im Inneren bleibt die Wonne immer da. Das ist ja die Aussage der Yogis, „Anandoham - Ich bin Wonne, in Wahrheit bin ich immer Wonne, auch wenn auf der Oberfläche meines Geistes Leiden ist.“

Nur im Alltag haben wir mal Zugang dazu und mal nicht. So ähnlich, wie die Sonne zwar immer da ist, aber es mal Wolken davor gibt und manchmal nicht. So ist es in unserem Geist. Die Wolken kommen und gehen. Wir können natürlich etwas dafür tun, dass wir durch die Wolken hindurchschauen können. Und da hilft uns die Weisheit, denn Weisheit ist etwas Tieferes als Wonne. Weisheit ist insbesondere etwas Beständigeres.

Wir würden nicht sagen, jemand ist heute weise und morgen nicht. Wenn man sagt, das ist ein weiser Mensch, dann nimmt man an, dass er dauerhaft weise ist. Auch der mag mal besserer und schlechterer Laune sein, aber es gibt eine bestimmte Weisheit, die da ist. Und so bitten wir Gott, dass wir dieses Jnana haben. Jnana, dieses Wissen, diese Weisheit, diese Erkenntnis, die beständig ist.

Aus dieser Weisheit können wir unsere Gewohnheiten positiv gestalten. Es steht auch hier: „Nimm meine schlechten Gewohnheiten von mir. Mache mich zu jemandem mit guten Eigenschaften. Gib, dass ich meine guten Vorsätze in die Tat umsetze.“ Uns mangelt es selten an Vorsätzen. Wir brauchen aber auch die Kraft, um sie umzusetzen. Dazu gehört auch eine gewisse Weisheit. „Lass mich stets die Wahrheit sprechen und die Unwahrheit ablehnen. Hilf mir, niemals Respektlosigkeit zu zeigen.“ Jeder Mensch, egal, wie er sich gerade manifestiert, ist ein Ausdruck des Göttlichen und wir können von jedem lernen und jedem unseren Respekt erweisen. „Und lass mich bitte niemals meine Ideale vergessen.“ Alle spirituellen Aspiranten haben hohe Ideale, wo wir hinkommen wollen. Wir werden sie nicht gleich verwirklichen können, aber wir behalten sie im Hinterkopf und nähern uns ihnen. „Und so lass mein Leben ein göttliches Leben sein. Lass mich stets deine Göttlichkeit besingen. Und so, oh Gott, der Du Wonne bringst, gib mir Weisheit und Erkenntnis.“

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich schreibe etwas über den Kirtan „Jyota se Jyota Jagavo - Entzünde mein Licht mit deinem Licht“.

Der Mensch hat die Fähigkeit, sich von anderen Menschen inspirieren zu lassen. Man sagt, Fröhlichkeit und gute Laune seien ansteckend. Schlechte Laune kann auch ansteckend sein. Und „anstecken“, hat immer etwas mit Feuer zu tun.

„Entzünde mein Licht mit deinem Licht“, damit bitten wir darum, dass das Licht, das in uns potenziell, entzündet werden möge. Wir bitten den Meister, die Meister, den inneren Meister, den kosmischen Meister und den persönlichen Guru: „Entzünde mein Licht mit deinem Licht.“

Aber welches Entzünden ist das, welches Licht ist das? Das wird auch in diesem Kirtan beschrieben: „Beseitige die Dunkelheit, die mein Herz bedeckt.“ Wir haben in unserem Herz die Fähigkeit zur Liebe. Wir haben die Fähigkeit zu Mitgefühl. Wir haben die Fähigkeit zum bedingungslosen Annehmen anderer. Wir haben die Fähigkeit, Freude zu spüren, grundlose Freude. Wir brauchen kein Lob von anderen, um uns zu freuen. Wir brauchen keine Wünsche, die erfüllt werden müssen. Wir können uns das Glück nicht kaufen, auch wenn viele Menschen unbewusst denken, sie könnten das. Wir haben diese Freude in unserem Herzen.
Wenn wir Zugang finden zu diesem Herzen, dann sind wir in Freude, dann ist das Licht der Weisheit da, dann ist Liebe da. Und um diesen Zugang zu finden, können wir uns einstimmen auf jemanden, der das schon hat, der die Dunkelheit in seinem Herzen beseitigt hat und dessen Licht frei strahlt. Also auf einen großen Meister. Dessen Licht kann das innere Licht in uns entzünden.

In diesem Lied heißt es weiter: „Erwecke die innere Shakti, die in uns schläft.“ Damit ist die innere Shakti gemeint, die innere Kraft, die Chid Shakti, die Shakti des Bewusstseins. Chid bdeutet nämlich das reine Bewusstsein. Bewusstsein an sich ist jenseits von allen Eigenschaften, sogar jenseits aller Kräfte. Aus diesem reinen Bewusstsein heraus strömt Shakti. Damit wird ausgedrückt, dass in uns sehr viel mehr möglich ist, als wir bisher entfaltet haben. Manche denken: „Oh, ich habe keine Energie mehr.“ Wir haben dann das Gefühl, wir müssten unsere Batterien neu aufladen. Auf der einen Seite ist das richtig. Aber auf der anderen Seiten denken wir dann oft, die Energie müsse von außen kommen. In Wahrheit ist die Energie in uns immer da. Wir sollten niemals annehmen: „Oh, ich habe keine Energie mehr. Ich bin ausgelaugt, ausgebrannt, kaputt, nichts ist mehr da. Ich muss jetzt mindestens zwei Jahre Pause machen.“ Das an sich schafft schon einen Kokon um uns herum. Stattdessen können wir sagen: „Ich habe den Zugang zu meiner inneren Kraft teilweise und vorübergehend verloren.“ Wir bitten einfach darum, dass wir den Zugang zu dieser Kraft wieder finden.
Vielleicht brauchen wir dazu wirklich eine Pause, vielleicht sollten wir mehr Yoga üben oder mehr Tiefenentspannung, mehr meditieren, zur Ruhe kommen, um den Zugang zu unserer inneren Kraft wieder zu finden. Aber es ist ein Unterschied, ob wir sagen: „In mir ist keine Kraft mehr“ oder: „Ich habe den Zugang vorübergehend verloren und ich will ihn wieder finden.“

Denn dann braucht es nur ein kleines Streichholz und diese Kraft ist wieder da, sie entzündet sich wieder. So bitten wir darum: „Entzünde mein inneres Licht, erwecke diese Shakti in mir, so dass ich Zugang finde zu Freude, zu Licht, zu höherem Wissen und zu allen Fähigkeiten und Talenten, die ich als Ausdruck von Liebe und Mitgefühl entwickeln, entfalten und leben kann.“

Hari Om Tat Sat

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Übe Jnana Yoga

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Die Mystiker der verschiedensten spirituellen Traditionen sagen, dass es nur ein einziges allumfassendes Bewusstsein gibt, welches sich ausdrückt in vielen verschiedenen Namen und Formen. So wie es Sankara, der große Jnana-Yoga-Meister des 9. Jahrhunderts gesagt hat: „Brahman allein ist wirklich. Die Welt, wie wir sie erleben, ist eine Täuschung. Und das Individuum ist eins mit Brahman.“

Brahman ist das eine, das allumfassende Bewusstsein. Brahman ist kosmisches Bewusstsein oder universelle Intelligenz, Gott oder auch kosmische Mutter. Brahman ist das Numinose und das Transzendente. All das ist aber nicht irgendetwas außerhalb von unserem Leben.

In einer Umfrage habe ich gelesen, dass die Mehrheit der Deutschen glaubt, dass es Gott gibt. Aber ein nicht ganz unbedeutender Anteil meint, dass er für das praktische Leben keine Rolle spielt.
Natürlich kommt es selten vor, dass jemand plötzlich Gott in seiner Küche beim Backen begegnet, aber das heißt nicht, dass Gott nicht in unserem Alltag ist. Denn im Grunde passiert genau das nämlich doch ständig, ohne dass wir es merken. „Brahma Satyam, Gott ist.“ Das heißt: Gott ist überall. Er ist nicht nur irgendwo transzendent oder über den Wolken.

Vor kurzem habe ich gehört, dass ein Papst gesagt haben soll, dass das Fegefeuer ein Irrtum gewesen sei. Und es ist auch relativ gesichtert, dass es nicht 20 Kilometer oberhalb der Erde, ein Fegefeuer gibt. Es sind nämlich schon zahlreiche Sonden nach oben geschickt worden und Fegefeuer haben sie nicht gesehen. Auch Himmel und Hölle nicht. Himmel mit Engeln haben sie auch nicht gesehen. Physisch gesehen gibt es weder Himmel noch Hölle.

Und trotzdem können wir sagen, dass die Welt eine Manifestation Gottes ist. So wie ein Glas eine Manifestation von Silizium und Siliziumoxid ist. Es gibt noch andere Manifestationen von Siliziumoxid, die sind dann fest und man kann nicht hindurch gucken. Letztlich ist Siliziumoxid auch wieder aus Brahman gemacht. Genau so ist die ganze Welt eine Manifestation der einen kosmischen Wahrheit, und sie ist auch als solche, als kosmische Wahrheit erfahrbar. Wenn wir unser Normalbewusstsein einnehmen, dann scheint es so, als ob wir verschieden und getrennt voneinander sind. Aber auf einer anderen Ebene ist reines Bewusstsein und reines Bewusstsein spricht zu reinem Bewusstsein. Auf der höchsten Ebene gibt es nur Bewusstsein. Das ist durchaus erkennbar und erfahrbar und aus diesem Bewusstsein heraus können wir handeln.

Hari Om Tat Sat



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Übe Japa Sadhana bei der Arbeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda lesen, aus dem Kapitel „Japa“. Japa ist die Wiederholung des Mantras. Und Swami Sivananda schreibt dazu hier das Unterkapitel: „Japa Sadhana bei der Arbeit“. Damit meint er das Wiederholen des Mantras während des täglichen Tuns.

„Regelmäßigkeit beim Japa, also der Wiederholung des Mantras, ist wichtig. Sitze immer am selben Ort und zur selben Zeit. Lass so Japa zu einer guten Gewohnheit werden.“

Es ist gut, jeden Tag zu einer festen Zeit zu meditieren. Am Anfang macht man das vielleicht fünf Minuten lang, dann irgendwann sind zwanzig Minuten ein gutes Minimum. Zwar wird die Meditation besonders tief, wenn man auch mal eine Stunde am Stück meditiert, aber fünf Minuten sind schon ein guter Anfang. Und für die meisten, die ernsthaft auf dem Weg sind, sind zwanzig Minuten die tägliche Mindestdauer von Meditation.

Swami Sivananda schreibt hier weiter:
„Trage den Japastrom geistig auch zu anderen Zeiten mit dir, egal, in welcher Arbeit du gerade tätig bist. Gib deine Hände der Arbeit, gib den Geist an Gott. Mache geistig Japa, wie jemand, der an der Schreibmaschine tippt oder Harmonium spielt und mit dir spricht. Oder wie jemand, der strickt, gleichzeitig auch spricht und scherzt, während er die Straße entlanggeht.“

Schon zu Swami Sivanandas Zeiten, in den 40er und 50er Jahren, gab es diese Art von Multitasking, von der wir heute immer reden. Manchmal ist es natürlich gut, hundertprozentig konzentriert bei einer Sache zu sein. So wie es auch gut ist, in der Natur mal ganz bewusst zu spazieren. Aber manchmal ist es auch gut, den Körper einfach machen zu lassen und im Geist ein Mantra zu wiederholen.

Einatmen, „Om“, ausatmen, „Om“, einatmen, „Om“, ausatmen, „Om“. Oder einatmen, „Om Namah Shivaya“, ausatmen, „Om Namah Shivaya“. Das kann man machen während man spazieren geht. Oder während man auf den Bus wartet. Oder während man Auto fährt. Oder während man schwimmt. Auf einmal werden die langweiligsten und einfachsten Handlungen bedeutungsvoll. Auch wenn man bügelt, kocht, staubsaugt oder Auto fährt, in all diesen Situationen kann man ein Mantra wiederholen. Oder wenn man irgendwelchen endlosen Sitzungen hat und die eigene Aufmerksamkeit lange nicht gefragt ist – das soll vorkommen - dann kann man parallel dazu ein Mantra wiederholen. Allerdings würde ich euch raten, in einer Sitzung nie die Augen zu schließen. Das kommt bei den anderen meistens nicht so gut an. Setzt also lieber ein sanftes Lächeln auf und wiederholt dann innerlich das Mantra. Am besten schickt ihr die Mantraenergie gleich den anderen. Die Sitzungen verlaufen dann oft gleich viel besser. Und selbst wenn nicht, wenigstens hat man selbst viel Kraft bekommen und kann das nachher positiv ausstrahlen. So ist ein Mantra ein einfaches Handwerkszeug, um den ganzen Tag zu spiritualisieren.

„Denke bei jeder Einatmung und bei jeder Ausatmung an Gott, indem du das Mantra wiederholst. Mache aus der Wiederholung des Mantras eine besonders starke Gewohnheit. So wirst du auch im Traum das Mantra wiederholen. Und dann wird es leicht sein, in der Stunde des Todes an Gott zu denken.“

Es heißt, der letzte Gedanke im Leben ist besonders wichtig. Er bestimmt, was nach dem Tod mit uns passiert und ob und wenn, wie und wo wir wiedergeboren werden. Nur können wir uns nicht einfach überlegen, woran wir dann denken werden. Während des Todes kommt der stärkste Gedanke, den man in seinem bisherigen Leben hatte, an die Oberfläche des Geistes. Und wenn man viele Jahre jeden Tag von morgens bis abends das Mantra wiederholt hat, dann weiß man, was der stärkste Gedanke ist.

Wenn du mal wieder das Geräusch von quietschenden Bremsen hörst, dann werde dir anschließend bewusst, was du gedacht hast. Wenn es ein „Om Namah Shivaya“ war, dann hast du wirklich etwas erreicht auf dem spirituellen Weg. Wenn das der Gedanke ist, mit dem du eines Tages in die andere Welt gehst, dann wird es ein schöner Übergang und du kommst wahrscheinlich mit viel Energie und Hingabe wieder ins nächste Leben. Vielleicht wirst du auch gar nicht wieder inkarnieren. Falls du dich aber gerne wieder inkarnieren willst, dann musst du dir jetzt keine Gedanken machen. Man erreicht nicht die Befreiung wider Willen. Auch dann kannst du das Mantra wiederholen. Du bekommst dann einfach mehr Kraft und Energie und Liebe für das nächste Leben und kannst dann das, was du manifestieren willst, sehr früh und einfach umsetzen. Darum lohnt es sich auf jeden Fall, ein Mantra zu wiederholen.

Hari Om Tat Sat

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Willst du Gott oder seine Armee?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich euch eine Geschichte aus der Bhagavad Gita erzählen. Jesus sagt in der Bibel an einer Stelle: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen.“ Das wird in der Bhagavad Gita verdeutlicht mit einer Geschichte von Krishna, Arjuna und Duryodhana.

Arjuna und Duryodhana kämpften gegeneinander. Und beide wollten dabei die Hilfe von Krishna haben. Duryodhana kam zuerst an. Krishna fragte ihn: „Was willst du?“ Duryodhana sagte: „Ich brauche Deine Hilfe im Kampf gegen meinen Feind.“ Da sagte Krishna: „Du hast die Wahl. Du kannst entweder mich ganz haben, aber dann werde ich selbst nichts tun. Oder du kannst meine gesamte Armee haben. Was willst du?“ Duryodhana, der auch als Kaurava, als Dämon bezeichnet wird, sagte daraufhin zu Krishna: „Dann hätte ich gerne Deine ganze Armee.“ Danach frage Krishna den Arjuna: „Was hättest du denn gerne? Hättest du lieber mich, ohne dass auch etwas tue, oder meine ganze Armee?“ Da sagte Arjuna: „Oh Krishna, ich will nur Dich. Denn da, wo Du bist, da wird alles gut gehen. Was brauche ich Deine Armee, wenn Du auf meiner Seite bist?“

Wer hat besser gewählt? Natürlich Arjuna. Der war dann auch erfolgreich, während Duryodhana, der die ganze Armee hatte, im Kampf unterlag. Auch wir werden immer wieder vor diese Wahl gestellt. Wählen wir Gott oder wählen wir seine Armee? Immer wieder kommen wir vor wichtige Entscheidungen im Leben. Und es gilt, immer wieder zu schauen: „Was von dem, für was ich mich entscheide, führt mich Gott näher? Wie kann ich Gott besser dienen? Wie kann ich irgendwo Gott näher kommen?“ Das sollte das wichtigste Kriterium für alle Entscheidungen sein.

Erst, wenn wir darauf eine eindeutige Antwort haben, können wir die vielen anderen Entscheidungskriterien berücksichtigen, die es noch gibt. „Was bringt mich zur Verwirklichung? Wie kann ich besser dienen?“ Das sind die entscheidenden Kriterien für jede Entscheidung. Und wir können auch innerlich sagen: „Nicht mein Wille, sondern Deine Wille geschehe.“ So wie es Jesus kurz vor seiner Kreuzigung gesagt hat: „Lieber Vater, lass diesen Kelch an mir vorüberziehen, wenn es dein Wille ist. Aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“, so können wir sagen: „Lieber Gott, ich hätte es lieber so, aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ Wir können uns auch fragen: „Was ist vom spirituellen Standpunkt aus das Richtige?“ Manchmal müssen wir dann auf etwas verzichten. Arjuna hat auf die ganze Armee von Krishna verzichtet, nur um Krishna zu haben. Aber am Ende war er siegreich. „Strebt zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird euch alles andere von selbst zufallen.“

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Bedeutung der Guru Parampara Stotra - Teil 2

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal etwas zur Guru parampara Stotra, die wir bei Yoga Vidya täglich rezitieren.

Dabei geht es auch um die heiligen Schriften des Yoga, die Yoga Sutras. Damit ist es allerdings so eine Sache, denn bei uns im Westen sprechen wir, wenn wir über Sutra sprechen, fast über über die Yoga Sutra von Patanjali. Im alten Indien war mit Sutra dagegen meistens das Brahma Sutra gemeint. Dann gibt es noch das Bhakti Sutra, die Nadya Sutras, die Sutras über den klassischen indischen Tanz und weiter.
Sutra ist ja eine Literaturform. Eigentlich ist ein Sutra nicht anderes als ein Text, der etwas so kurz und prägnant wie möglich zum Ausdruck bringt. Für das Parampara Stotra ist das Brahma Sutra besonders wichtig. Dort heißt es: Ishvaro Gururatmeti Murtibhedavibhagine. Und Murtibhedavibhagine heißt übersetzt: Es gibt keinen Unterschied zwischen Ishvara, Guru und Atman, außer deren Verkörperung in unsere Welt. Atman ist das höchste Selbst. Und das Selbst in uns ist das gleiche Selbst wie in jedem großen Meister und das gleiche wie Gott selbst.

Es ist ja die große Behauptung des Vedanta, dass wir alle eins sind. Shankara wurde nicht deshalb so stark verehrt, weil er so großartig war, während alle anderen nur arme Schlucker oder unwissende Sünder waren. Er war eben nur ein Guru, auf den man sich erst mal bezogen hat. Letztlich aber sind wir alle nichts anderes als Shankara, das haben alle großen Meister immer wieder gesagt. Auch Jesus sagte: „Ist der Schüler vollkommen, wird er wie sein Meister.“ Und: „Ihr seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“
Auf einer physischen Ebene können wir nicht so vollkommen sein wie Gott. Unser physischer Körper hat seine Begrenzungen. Wir können einfach steuern, dass ein Baum anders wächst. Manche Menschen hoffen das vielleicht. Die Mehrheit befürchtet vermutlich eher das, was man mit Gentechnik alles machen kann. Aber im Verhältnis zum ganzen Universum ist das, was ein Menschen auf der physischen Ebene machen kann, recht beschränkt.

Auf der höchsten Ebene, in der Bewusstseinsebene, sind wir dagegen alle eins. Und das ist auch damit gemeint, wenn es heißt, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat. Unser Selbst ist das gleiche wie das Selbst von Gott. Und wenn wir Gott verehren oder unseren Guru, dann machen wir uns bewusst, dass wir alle letztlich eins sind. Wir verehren unser eigenes Selbst.

Wenn zum Beispiel Swami Vishnu zu uns zu Besuch kam, dann wurden immer Berge von Blumen mitgebracht. Wenn man zu einem Lehrer geht, dann sollte man nicht mit leeren Händen kommen, sagt ein altes indisches Sprichwort. Wenn also viele Schüler gekommen sind, dann hat jeder Blumen mitgebracht und die wurden dann vor den Altar gestellt. Bei Swami Vishnu war das irgendwann so viel, dass man nichts mehr von Altar sehen konnte. Dann lachte Swami Vishnu und sagte: „Passt auf, dass ihr vor lauter Verehrung noch den erkennt, um den es geht. Und passt auch auf, dass ihr vor lauter Ehrerbietung nicht vergesst, dass es darum geht, dass ihr selbst das erkennt, wer ihr wirklich seid.“
Bhakti ist ohne Zweifel wichtig. Aber es ist letztlich nur eine Grundlage, damit wir darüber zu Jnana, zum höchsten Wissen kommen.

Vyomavad Vyaptadehaya Shri Dakshinamurtaye Namah: Vyomavad ist das Unbegrenzte und Deha ist der Körper. Unser Körper ist begrenzt und relativ. Aber in Wahrheit sind wir nicht dieser Körper. Unser wirklicher Körper ist das Unendliche und das Ewige. Shri Dakshinamurtaye Namah: Dakshinamurti ist zum einen eine Verkörperung von Shiva. Die Gurulinie in dieser Guru Stotra beginnt bei Narayana und endet bei Dakshinamurti – also eigentlich wieder bei Shiva.

Es gibt eine andere bekannte Gurulinie, die beginnt mit Dakshinamurti, also mit dieser Inkarnation von Shiva. Und noch eine andere beginnt mit Dattatreya als die Verkörperung aller drei Murtis. Nachdem wir also jetzt in dieser Gurulinie die großen Meister verehrt haben, dann verehren wir hiermit noch den großen Meister einer anderen Tradition.

Es gibt da aber noch eine andere Bedeutung: Diksha heißt ja auch Einweihung, und Dakshinamurti ist die Verkörperung der Einweihung. Wir verehren hier also auch den Meister der Einweihung und bitten damit darum, immer wieder neu mit dem Wissen der Einweihung verbunden zu sein. Es gibt formale Einweihungen und es gibt informale Einweihungen. Mantraweihe oder Brahmacharyaweihe, Sannyasweihe, sind alles formale Einweihungen. Eine informale Einweihung geschieht manchmal plötzlich irgendwie, ohne dass man es erwartet hat, zum Beispiel im Traum oder in einer bestimmten Begegnung, in der Meditation oder wann auch immer. Die Einweihung ist also nicht auf etwas Rituelles beschränkt, sie kann auch in einem anderen Moment einfach geschehen.

In diesem Wissen verehren wir unsere Meister Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda und wir rezitieren die Guru Parampara Stotra:

Narayanam Padmabhavam Vashishtham,
Shaktim Cha Tatputra Parasharam Cha
Vyasam Shukam Gaudapadam Mahantam
Govinda Yogindra Mathasya Shishyam.
Shri Shankaracharya Mathasya, Padmapadam Cha Hastamalakamcha Shishyam.
Tam Totakam Vartikakaramanyan, Asmad Gurun, Santatamanatosmi.
Shruti Smriti Purananam Alayam Karunalayam, Namami Bhagavadpadam Shankaram Lokashankaram.
Shankaram Shankaracharyam Keshavam Badarayanam,
Sutrabhashyakritau, Vande Bhagavantau Punah Punah.
Ishvaro Gururatmeti, Murtibhedavibhagine,
Vyomavad Vyaptadehaya Shri Dakshinamurtaye Namah.
Shri Sivanandaya Te Namah.
Shri Vishnurdevanandaya Te Namah.

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Was bedeutet die Guru Parampara Stotra?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas über die Bedeutung der Guru Parampara Stotram schreiben. In der Guru Parampara Stotram werden die Namen der großen Meister unserer Tradition rezitiert. Angefangen von Narayana, über Vishnu selbst und Padmabhava, bis hin zu Brahma, dem Schöpfer:

Narayanam Padmabhavam Vashishtham,
Shaktim Cha Tatputra Parasharam Cha
Vyasam Shukam Gaudapadam Mahantam
Govinda Yogindra Mathasya Shishyam.
Shri Shankaracharya Mathasya, Padmapadam Cha Hastamalakamcha Shishyam.
Tam Totakam Vartikakaramanyan, Asmad Gurun, Santatamanatosmi.
Shruti Smriti Purananam Alayam Karunalayam, Namami Bhagavadpadam Shankaram Lokashankaram.
Shankaram Shankaracharyam Keshavam Badarayanam,
Sutrabhashyakritau, Vande Bhagavantau Punah Punah.
Ishvaro Gururatmeti, Murtibhedavibhagine,
Vyomavad Vyaptadehaya Shri Dakshinamurtaye Namah.
Shri Sivanandaya Te Namah.
Shri Vishnurdevanandaya Te Namah.

Das bezieht sich darauf, dass letztlich alle spirituelle Anweisung, Anleitung und alles Wissen von Gott selbst kommt. Ishwara, sagt auch Patanjali, ist der ursprüngliche Lehrer aller Lehrer. Auch wenn wir einen Zugang dazu über einen großen Meister haben, dann ist es immer noch die Inspiration Gottes selbst, die durch diesen Meister zu uns kommt. Und so heißt es auch, selbst wenn irgendwann mal die Meister-Schüler-Linie unterbrochen werden würde, könnte Gott sich immer wieder neu manifestieren. So wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt: „In jedem Zeitalter inkarniere ich mich von neuem, eben dann, wenn Dharma abnimmt und Adharma zunimmt.“ Immer dann können wir uns auf die großen Meister beziehen und sie darum bitten, uns zu führen.
Da wird Vashishtha genannt, einer der Meister aus vedischer Zeit. Dann Shakti, ein Meister, der in der Shakti-Devi-Verehrungstradition steht. Shakti hatte einen Sohn, der hieß Parashara. Und später kommt dann noch Vyasa, der Autor der Veden. Dessen Sohn hieß Shukadev, abgekürzt Shuka. Danach kommt eine ein paar tausend Jahre lange Unterbrechung, und dann gab es Gaudapada, der ist ein Mahanta, ein großer Meister war. Der wiederum hatte einen Schüler namens Govinda Shishya. Dessen Schüler hieß Yogindra, ein großer Yogi, Matha - großer Meister - und Shishya - Schüler. Denn ein großer Meister ist auch immer ein großer Schüler.
Dann folgt der besonders wichtige Meister Shankaracharya Mathasya, und dieser hatte vier Schüler: Padmapada, Hastamalaka, Totaka und Vartikakara. Vartikakara ist der von den vier Schülern von Shankaracharya, in dessen Tradition Swami Sivananda stand. Und in der wir damit auch stehen. Zum Schluss der Stotra wird Asmad Gurun erwähnt: unser persönlicher Lehrer, wer auch immer es sein mag. Dann Santa, der Heilige. Manas heißt so viel wie: mit meinem ganzen Geist, und Tosmi: sei meiner Verehrung, Ehrerbietung gewidmet.

Shruti sind die Veden und Smriti und Puranas sind die Schriften, die daraus entstanden sind. Dann geht es weiter mit der Ehrerbietung an Shankaracharya. Es heißt hier nämlich: Namami, ich verehre, Bhagavadpada, den mit den göttlichen Füßen, denn Pada heißt auch Füße. Selbst die Füsse eines großen Meisters, die im Staub gehen, sind noch göttlich. Man kann auch sagen: die Energie strömt von oben nach unten, deshalb kann sich ein Schüler auch auf die Füße des Meisters konzentrieren, denn von dort strömt die Energie aus.
Shankara ist zum einen ein Name, unter anderem auch ein Name von Shiva. Es heißt aber auch wörtlich: „der Wohltäter“. Kara ist der, der etwas tut und Shan heißt alles Gute. Shankara ist der Wohltäter und Lokashankara ist der Wohltäter der gesamten Welt. Dieser Wohltäter der ganzen Welt ist Alaya, der Sitz der Shrutis, Smritis und Puranas. Das heißt, Shankara hat diese verstanden und lebt in deren Tradition. Er lehrt sie und ihren Geist der Weisheit.

Shankaram Shankaracharyam Vande: Verehrung diesem Göttlichen – Bhagavantau – wieder und wieder - Punah Punah. Verehrung dem großen Meister Shankara oder Keshava, der überall ist und der Badarayana, alles Gute, bewirkt.

So viel zum ersten Teil der Guru Parampara Strotra. Auf den nächsten Teil werde ich morgen näher eingehen.

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