Sukadev Bretzs Beiträge (5899)

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Nur die Befreiung führt zu Leidlosigkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im 4. Kapitel, 30. Vers: „Tatah Kleshakarmanivrttih. Dann, in der Befreiung, hören Leiden und Karma auf.“

Wenn du Befreiung erreicht hast, dann gibt es kein Leiden mehr, dann gibt es kein Karma mehr. Solange du die Befreiung nicht erreicht hast, gehört auch Leiden irgendwo zum Leben. Du kannst zwar lernen, weniger zu leiden, aber solange du noch nicht dein Selbst verwirklicht hast, bist du immer noch irgendwo verhaftet. Und jede Verhaftung birgt ein Leiden in sich.

Denkst du auch nur ein klein wenig: „Ich bin der Körper.“ und es kommt eine Krankheit oder du baust einen Unfall, dann leidest du. Denkst du: „Dies ist mein Partner“, und dieser Partner hat vielleicht eine Krankheit, dann leidest du auch. Oder angenommen, du denkst: „Das ist mein Haus“ und dann gibt es einen Sturm, du bist irgendwo in Urlaub und hörst, dass es einen Sturm in deiner Heimatstadt gegeben hat. Du denkst sofort: „Ist meinem Haus etwas passiert?“ Oder angenommen, du identifizierst dich mit deiner künstlerischen Fähigkeit. Dann gibt es jemanden, der ist besser als du. Wiederum leidest du.

Solange du dich identifizierst, ist notwendigerweise Leiden dabei. Der Weg, nicht mehr zu leiden ist, sich nicht mehr zu identifizieren. Und wenn du dich nicht mehr identifizierst, bist du in Kaivalya. Dann ist alles in Ordnung. Zwar werden auch dann noch Körper und Geist durch verschiedene Parinamas gehen, also durch verschiedene Veränderungen, aber du selbst kannst dich davon lösen. Du leidest nicht mehr.

Karma, das Gesetz der Ursache und Wirkung, ist auch solange da, wie du dich identifizierst. In dem Moment, wo du dich nicht mehr identifizierst, kommt auch kein neues Karma mehr. Was auch heißt, dass es gibt keine neuen Lektionen gibt, die du zu lernen hast. Solange du die Verwirklichung nicht erreicht hast, kommen verschiedene Karmas auf dich zu, als Lektionen, an denen du wachsen kannst und als Aufgaben, die du zu erledigen hast. Angenommen, du hast die Selbstverwirklichung erreicht, dann hast du alles erreicht. Also gibt es auch keine Lektionen mehr, an denen du wachsen kannst. Du hast immer noch eine Mission zu erfüllen. Du kannst als reines Instrument Gutes in dieser Welt bewirken, aber du brauchst nichts mehr zu lernen. Du bist nicht mehr der, der nimmt, du bist nicht mehr der, der lernt, du bist derjenige, der gibt. Und du weißt, dass nicht du als Individuum gibst, sondern dass die kosmische Kraft durch deinen Körper und durch deinen Geist wirkt.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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Den Wunsch nach Befreiung aufgeben

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im 4. Kapitel, 29. Vers: „Gibt man selbst den Wunsch nach dem höchsten Bewusstseinszustand auf und übt Unterscheidungskraft, erlangt man Dharma-Megha-Samadhi.“

Wenn man schließlich sogar den Wunsch nach Befreiung aufgegeben hat, dann erreicht man nicht nur normalen Samadhi, nicht nur Megha-Samadhi sondern auch Dharma-Megha-Samadhi. Dharma-Megha bedeutet soviel wie „Wolke der Tugend“. In diesem Zustand weiß man, was das Richtige ist. Man kennt das eigene Dharma, die eigene Aufgabe, die eigene Pflicht.

Das Hauptmittel zur Befreiung ist der Wunsch nach Befreiung. Aber der Wunsch nach Befreiung ist gleichzeitig auch das letzte Hindernis. Ganz zum Schluss, wenn wir sehr weit entwickelt sind, müssen wir sogar den Wunsch nach Befreiung aufgeben. Erst dann sind wir befreit.

Das mag paradox klingen, aber folgendes Beispiel wird das erläutern. Wenn du auf das Dach steigen willst, was benutzt du? Eine Leiter. Das Mittel, auf das Dach zu steigen, ist eine Leiter. Und was musst du als letztes tun, um wirklich auf das Dach zu kommen? Die Leiter verlassen. Um zur Befreiung zu kommen, ist erstmal der Wunsch nach Befreiung gut. So wie das letzte Hindernis vor der Berührung des Daches die letzte Stufe der Leiter ist und vielleicht sogar die Sicherheit der Leiter, so gilt es, dem Wunsch nach Befreiung zu folgen. So kommst du auf dem spirituellen Weg voran. Ganz zum Schluss lässt du den Wunsch nach Befreiung los, wie die Leiter, die du nicht mehr brauchst. Dann erfährst du Moksha, die Befreiung.

Hari Om Tat Sat

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Der Geist meint es gut

Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind in Patanjalis Yoga Sutras, im 4. Kapitel, 27. Vers: „Andere Gedanken, die als Unterbrechung der Unterscheidungskraft aufsteigen, kommen von früheren Neigungen.“

Zur Erinnerung: Dieser 27. Vers heißt: „Andere Gedanken, die als Unterbrechung der Unterscheidungskraft aufsteigen, kommen von den früheren Neigungen.“ Im vorigen Vers hat Patanjali gesagt, dass der Geist dazu neigt, nach Unterscheidungskraft und Befreiung zu streben, wenn du aufhörst, dich zu sehr mit ihm zu identifizieren.

Der Geist meint es gut. Er hat dabei verschiedene Neigungen und Tendenzen. Einige dieser Tendenzen helfen dir zur Befreiung, andere helfen dir vielleicht erst mal nicht zur Befreiung.
Der Geist will auch helfen, dass dein Körper überlebt, er will dir helfen, mit anderen Menschen umzugehen, deine Bedürfnisse zu befriedigen, Wünsche zu finden und zu erfüllen und so weiter. Und wenn du deinem Geist freie Bahn gibst, dann hat er auch verschiedene sich widerstrebende Neigungen. Wenn du dann anfängst, deinen Geist zu steuern und in gewünschte Richtungen zu richten, dann gibt es immer noch frühere Neigungen, die sich manifestieren wollen. Der spirituelle Weg geht nicht so schnell. Wir können einen Augenblick lang eine wunderschöne Energie haben und wirklich erkennen: „Ja, ich bin das unerschütterliche, unvergängliche Selbst. Ich bin nicht das Gemüt.“ und kurz danach identifizieren wir uns wieder mit unseren Gedanken und unserem Selbstbild.

Das merkt man besonders an der eigenen Reaktion, wenn einen jemand kritisiert oder wen etwas schief geht oder wenn man meint, man müsste etwas anderes tun, als das, was jetzt gerade von einem verlangt wird. Dann merkt man, dass man sich wieder identifiziert. Diese Identifikation kommt von den vergangenen Samskaras, den Eindrücken aus dem früheren Leben und aus früheren Leben. Frühere Samskaras müssen ersetzt oder anders gelebt werden. Wie im Beispiel von dem Baumwolltuch.

Wenn wir ein Baumwolltuch in ein goldenes Tuch umwandeln wollen, dann müssen wir Faden für Faden auswechseln. Und so dauert es eine ganze Weile, bis man die volle Erfahrung des Selbst erreicht und Kaivalya, Befreiung erreicht.

Hari Om Tat Sat

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Der Geist strebt immer nach Befreiung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind bei Patanjalis Yoga Sutras, im 4. Kapitel, 26. Vers: „So neigt der Geist, Chitta, zur Unterscheidungskraft und strebt nach Befreiung.“

Streben nach Befreiung heißt Kaivalyaprabhara. Wer strebt nach Befreiung? Chitta, der Geist. Das ist ein bisschen paradox. Eigentlich kann der Geist nach gar nichts streben, denn ohne Bewusstsein ist der Geist nichts. Andererseits kann aber auch das Bewusstsein nicht nach Befreiung streben, denn Bewusstsein ist schon frei.

Bewusstsein reflektiert sich im Chitta, im Geist. Normalerweise hat das Chitta mannigfaltige Gestalten mit vielen Wünschen, Emotionen und Gedanken, die es alle gut meinen. Da sie aber keinen Befehl und keine Zielsetzung vom Chef bekommen, fangen sie an, gegeneinander zu kämpfen. Oder sie bemühen sich in verschiedene Richtungen, weil sie es ja alle gut meinen.

Wenn du dann erkennst: „Ich bin nicht der Geist, ich bin das unsterbliche Selbst“ und du diese Gedanken und Gefühle, dann wird der Geist schließlich zu deinem gehorsamen Diener. Du wirst erkennen können, wann welche Eigenschaften des Geistes einzusetzen sind. Und so wirst du erkennen, dass auch das Chitta selbst dir helfen will, zur vollen Befreiung zu kommen. Du wirst sogar erkennen, dass der Geist dich gar nicht zur Bindung führen will. Der Geist neigt zur Unterscheidungskraft und zur Befreiung.

Du kannst aufhören, gegen dich selbst zu kämpfen. Du kannst aufhören, gegen den Geist zu kämpfen. Du kannst dir einfach bewusst werden, dass der Geist es gut meint und dir helfen will. Es gut meinen heißt natürlich nicht immer, gut zu handeln. Natürlich musst du deinen Geist steuern. Und manchmal ist das nicht so einfach. Gerade weil der Geist es ja so gut meint und er so überzeugt ist, dass er etwas Gutes macht, deshalb widersetzt er sich auch manchmal. Aber es ist so, wie wenn du mit Kindergartenkindern umgehst. Die meinen es auch irgendwo gut und sie folgen ihrer Natur. Du weißt aber, du musst sie manchmal steuern und ihnen eine gewisse Richtung vorgeben. Lerne, dich nicht zu identifizieren. Lerne anzunehmen, dass die verschiedenen Teile deines Geistes dir wohl gesonnen sind. Nutze ihre Hilfeangebote soweit es angebracht ist, schicke sie aber auch ab und zu mal in Urlaub und gehe in tiefe Meditation.

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im 4. Kapitel, 25. Vers: „Wer diesen Unterschied zwischen Selbst und Geist erkennt, hört auf, den Atman als Geist zu sehen und den Geist als Atman zu sehen.“

Es gibt also diesen Unterschied zwischen dem Selbst, dem Bewusstsein und Chitta, also dem Geist oder auch Bhavana, den Gedanken und verschiedenen Bewusstseinszuständen des Geistes.
Atman ist eine Sache und Denken ist eine ganz andere. Es gilt also den Unterschied zwischen Geist und Selbst zu sehen. Und es gilt auch, die Einzigartigkeit des Selbst zu Erkennen. Verwechsle also nicht dich selbst mit deiner Persönlichkeit, den Emotionen, deinen Gefühlen und Gedanken. Werde dir immer wieder bewusst: „Das ist der Körper, aber ich bin nicht der Körper. Ich habe ihn. Vielleicht habe ich später mal einen anderen Körper und dieser hier wird in zwanzig Jahren sowieso ganz anders sein als heute. Aber mein Selbst bleibt gleich.“

Werde dir auch bewusst: „Ich habe gerade diese Persönlichkeit, ich denke, ich habe die und die Talente, ich habe dieses Temperament. Aber nicht ich bin das Temperament, sondern das sind alles Eigenschaften von Chitta, dem Gemüt.“

Wenn du diesen Unterschied regelmäßig siehst, dann wirst du verstehen, dass der Geist und der Körper Instrumente sind, Karanas. Nicht umsonst wird im Vedanta der Geist als Antakarana bezeichnet, als inneres Instrument. Der Körper ist Bahirkarana, das äußere Instrument. Du hast diese Instrumente, du kannst die Instrumente schärfen, also entwickeln, du kannst deine geistigen Fähigkeiten größer machen. Du kannst lernen, mit deinem Geist besser umzugehen. Du kannst mit den verschiedenen Samyama Techniken, die Patanjali im dritten Kapitel erwähnt hat, deine geistigen Kräfte stärken. Du kannst die Informationen deiner Samskaras, Vasanas, Vrittis nutzen. Du kannst so viele Erfahrungen in dieser Welt machen und so viel lernen.
Beachte aber immer und werde dir immer bewusst, dass du nicht die Persönlichkeit bist, nicht die Gedanken, nicht die Gefühle, nicht die Emotionen. Gedanken, Gefühle und Emotionen sind deine Instrumente, die dir helfen können. Nutze sie geschickt.

Hari Om Tat Sat


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Alles in dir ist sinnvoll

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im 4. Kapitel, 24. Vers:
„Der durch die unzähligen Wünsche so mannigfache Geist wirkt für einen anderen (nämlich das Selbst), denn sie (der Geist und das Selbst) sind in Verbindung.“
Das ist ein interessanter Vers, den du dir immer wieder vergegenwärtigen kannst. Obgleich der Geist oft verrückt spielt oder zu spielen scheint, ist er eigentlich Diener des Selbst. Er vergisst das zwar manchmal, aber genau das ist seine Aufgabe.
Wir haben den Geist, um die Erfahrungen zu machen, die wir machen wollen und müssen, um letztlich wieder zur Befreiung zu kommen. Dieser Vers ist auch ein Vers, der sehr stark der modernen Systemtheorie entspricht oder auch der systemischen Hypnotherapie. Es ist ein sehr moderner Ansatz der modernen Psychologie, der dem Ansatz von Patanjali entspricht.
Alles, was in dir ist, ist genau für dich da. Alles, was in dir ist, ist in irgendeinem Kontext sinnvoll. Du solltest niemals denken: „Mein böser Geist, der will mich jetzt in die Irre führen.“ oder „Ich habe jetzt wieder die Asuras, die Dämonen in meinem Geist, ich muss jetzt gegen meinen Geist kämpfen.“. Das wäre ein großes Missverständnis.
Alles, was in dir ist, ist in irgendeinem Kontext sinnvoll. Der Geist will dir helfen. Er ist nicht sich selbst genügsam, sondern er will dir, dem Purusha, deinem eigenen Selbst, dienen. Er will dir die Erfahrungen geben, die du brauchst. Er will dir helfen, in dieser Welt zurechtzukommen. Er will dir helfen, zur Erkenntnis zu kommen. Er will dir helfen, alles Mögliche zu tun.
Der Geist ist dabei inzwischen relativ selbständig geworden. Gute Mitarbeiter warten auch nicht, bis der Chef alles gut heißt. Sie werden tätig, und manchmal werden sie vielleicht zu sehr tätig. Dann gilt es, dich wieder im rechten Maß lenken zu lassen. Wenn sich das nächste Mal zum Beispiel Angst in deinem Geist einstellt, dann ist das nicht böse. Der Geist will dir nichts Böses. Die Angst soll die helfen, achtsamer zu sein, dich vielleicht sorgfältiger vorzubereiten oder ein bisschen vorsichtiger zu sein, denn in der Welt lauern verschiedene Gefahren. Oder du hast die Gelegenheit zu erfahren, dass es keinen Grund mehr zur Angst gibt.
Lass dich nicht von diesem Gefühl überwältigen und lähmen. Sei dir bewusst, dass die Angst dir dienen will.
Auch wenn du dich das nächste Mal über etwas ärgerst, ist das kein bösartiger Geist. Der Geist schenkt dir Ärger, damit du Kraft bekommst, um dich zu wehren oder damit du erkennst, dass etwas besser anders laufen sollte. Oder damit du siehst, dass da jemand irgendwelche Grenzen überschritten hat. Das heißt nicht, dass du sofort reagieren musst. Der Geist macht dir einen Vorschlag. Er schlägt dir vor, etwas zu ändern. Du kannst zu deinem Geist sagen: „Danke, lieber Geist, du hast mir gerade Ärger manifestiert. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.“ Du kannst dann auch weiter fragen: „Was kann ich nun tun, um die Situation für alle gut zu lösen?“ Du kannst dich immer erinnern, dass der andere Mensch es nicht böse gemeint hat. Schau, ob man daraus etwas zusammen machen kann. Vielleicht ist es auch an der Zeit, sich zu dagegen wehren, aber vielleicht bedachtsamer.
Wenn du so beobachtest, dann wirst du in deinem Geist mannigfaltige Vasanas sehen. Vasanas sind nicht nur Wünsche, sondern auch Handlungstendenzen. So viele wunderbare mannigfaltige Fähigkeiten hast du in deinem Geist. Bekämpfe sie nicht, aber werde auch nicht ihr Sklave. Alle Inhalte in deinem Geist, alle Vasanas und Samskaras sind dazu da, dir zu helfen. Nutze ihre Hilfsangebote, aber nutze nicht jedes Hilfsangebot. Du hast die Freiheit. Dein höheres Selbst ist die Führungspersönlichkeit in deinem Geist.

Om Shanti. Ich wünsche dir alles Gute im neuen Jahr!


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Ich will noch einige zusätzliche Worte zum Jahreswechsel sagen. Heute verabschieden die Menschen überall das alte und begrüßen das neue Jahr. Das ist also heute eine ganz besondere Nacht. Es geht darum, das alte loszulassen und sich noch mal bewusst zu machen, was man im letzten Jahr gelernt hat. Es geht auch darum, dass neue Jahr mit neuem Elan anzugehen.

Die Art des Neubeginns hat einen großen Einfluss auf einen neuen Zeitabschnitt, der dadurch eingeleitet wird. So habt ihr ausgewählt, dass ihr das neue Jahr vielleicht mit einer Meditation beginnen wollt. Das ist schon ein Alternativprogramm zu dem, was Menschen sonst an Silvester oft machen. Was viele – vor allem Jüngere – zu dieser Zeit oft machen, das ist vielleicht auch bewusstseinsverändernd, allerdings nicht unbedingt spirituell erhebend. Eine Meditation oder ein Ritual zum Jahreswechsel sind nicht nur bewusstseinsverändernd, sondern eben auch bewusstseinserhebend und bewusstseinsaufladend. Wir werden uns dabei einer neuen, größeren Sache bewusst.

Irgendwann mal in den 60iger Jahren wollte man die ganzen Rituale abschaffen. Aber dann hat man festgestellt, dass man sie braucht. Also hatte man viele Rituale, denen man keine große Bedeutung zugemessen hat. So werden bis heute weiter Raketen in den Himmel geschossen und man vergisst dabei, dass eigentlich, im alten China, Feuerwerkskörper eine Verehrung Gottes darstellten.

Bei Yoga Vidya feiern wir an Silvester ganz bewusst eine spirituelle Feier mit uralten Ritualen. Das wirkt vielleicht besonders heilsam und positiv in einem Teil der Welt, in dem die traditionellen Rituale oft an Bedeutung verloren haben. Durch Rituale aus einer anderen Kultur spüren wir wieder eine tiefe Bedeutung, eine heilende Kraft, spirituelle Erneuerung, emotionale Heilung, göttlichen Segen und Zugang zur inneren Führung. Vielleicht finden wir dadurch auch die Kraft, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.Viele die zum Jahreswechsel an diesen Ritualen teilgenommen haben, haben mir berichtet, wie schön und machtvoll das gewesen sei und welche Auswirkung das gehabt hat. Durch ein bewusstes Ritual in dieser Nacht können wir uns also mit Inspiration und Kraft für das nächste Jahr aufladen.

Es ist bei unsTradition, den Jahreswechsel mit einer Puja und einer Homa zu feiern. Wir meditieren genau um Mitternacht. Diese Meditation ist ganz besonders, vor allem, weil der 31. Dezember in unserer Tradition eine besondere Bedeutung hat. Wir feiern nämlich nicht nur Silvester, sondern auch den Tag, an dem Swami Sivananda den so genannten Vishwanath Mandir eingeweiht hat, an diesem Tag. Das war am 31. Dezember 1943. Vishwanath Mandir ist ein großer Tempel für Meditation und spirituelle Praktiken in Indien – eines der größten spirituellen weltweit. Er wurde am 31. Dezember 1943 eingeweiht, als es drum herum noch sehr wenig Spirituelles gab. An Stelle, an der er gebaut wurde, hatte Swami Sivananda einige Jahre vorher eine Vision. Das war schon nach seiner Selbstverwirklichung und als er sich eigentlich schon zurückgezogen hatte. An diesem Ort hatte er meditiert und die Vision von Krishna erhalten, die zu ihm sagte: „Sivananda, wache auf, ich habe den Becher deines Lebens gefüllt mit dem Nektar des göttlichen Namens. Geh und teile ihn mit allen. Ich werde dafür sorgen, dass er immer gefüllt bleibt.“

Von da an nahm Swami Sivananda, der vorher alle möglichen Schüler abgelehnt hatte, alle Schüler auf, die zu ihm kamen. Der, der zurückgezogen hatte leben wollen, hat andere ermutigt, in den Ashram zu kommen. Er unternahm alle möglichen Aktivitäten, um Yoga zu verbreiten. Diese Vision soll am 31. Dezember gewesen sein, und deshalb hat Swami Sivananda den Tempel am 31. Dezember einweihen lassen.

Dieser Legende nach hat der 31. Dezember also noch eine weitere Bedeutung, ganz besonders für die, die Yoga in der Tradition von Swami Sivananda unterrichten. Vermutlich wäre ohne diesen 31. Dezember Yoga nicht so wichtig, wie es heute ist, denn Swami Sivananda war der erste indische Yogameister, der Hatha Yoga in großem Stil weitergegeben hat. Letztlich hat auch er Swami Vishnu in den Westen geschickt und damit viele, viele Menschen zu Yoga inspiriert, von Boris Sacherow über Andre van Liesbeth, von Swami Satyananda, über Swami Satchidananda, Swami Vishnudevananda bis hin zu allen Lehrer/innen des BDY. Sie alle sind irgendwo Schüler von Swami Sivananda. Die deutsche, europäische, amerikanische Yogabewegung wäre ohne all das kaum denkbar.

Inzwischen machen ja sogar schon die Mainzelmännchen Yoga und in Krimis wird auch schon Yoga geübt. Yoga ist also ein Teil des Lebens geworden und das alles hat irgendwann an einem 31. Dezember begonnen.

Und noch mehr: Swami Vishnudevanandas Geburtstag feiern wir ebenfalls am 31. Dezember. Wenn ich vorhin gesagt habe, dass Yoga ohne Swami Sivananda nicht so weit verbreitet wäre, dann war Swami Vishnu vielleicht sein wichtigstes Instrument dafür. Dass es heute schon DVD gibt, die heißen „Schön mit Yoga“, daran hat auch Swami Vishnu einen sehr wichtigen Anteil. Swami Vishnu ist der zweite große Meister unserer Tradition und er ist bis heute genau wie Swami Sivananda mit seiner Energie bei uns. So haben wir zu dieser Silvester-Feier also auch den besonderen Segen von Swami Vishnudevananda.

Und so wünsche ich uns allen, dass wir diese spirituelle Kraft und diesen spirituellen Segen heute Abend fühlen können, ganz egal, wo wir sind. Wir alle sind in Gemeinschaft mit so vielen Menschen auf der ganzen Welt. Schüler von Swami Sivananda feiern heute Abend an allen Orten ein besonderes Fest, und Menschen verschiedenster Traditionen feiern Neujahr und Silvester auf ihre eigene, spirituelle Weise. Wir alle sind ein Teil dieser Bewegung. Und so wünsche ich uns allen einen bewussten und guten Übergang in das neue Jahr – mit den Ritualen, die uns helfen, unsere Kraft zu erneuern und sie auf positive Weise in die Welt zu tragen!

Hari Om Tat Sat

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Wie du lernst, die Dinge klarer wahr zu nehmen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im Yoga Sutra, 4. Kapitel, 23. Vers. Patanjali schreibt: „Ist der Geist gefärbt durch den Sehenden (das Selbst) und das Gesehene, wird er allumfassend.“

Diesen Vers kann man auf zwei Arten interpretieren. Einmal ist das eine Darstellung der Wahrnehmungstheorie aus yogischer Sicht. Der Geist kann grundsätzlich alles wissen und verstehen, weil er einerseits das Selbst, Purusha hat, welcher alles wahrnimmt und andererseits das ganze Prakriti, die ganze Schöpfung in ihm steckt.
Das Chitta, also der Geist, das Gemüt, kann grundsätzlich von allem gefärbt werden, je nachdem in welche Richtung es sich wendet. Und da hinter ihm Bewusstsein ist, eben Purusha, kann das Chitta grundsätzlich alles wahrnehmen und erkennen.

Eine zweite Interpretation dieses Verses ist folgende: Wenn wir in der Lage sind, unser Chitta sehr ruhig zu halten und unsere Vorurteile und all das herauszuhalten, dann färbt das Chitta sich tatsächlich genau wie das Objekt. Dann wissen wir über die Objekte sehr viel besser Bescheid, als jemand, der ständig nur mit Vorurteilen und eingefahrenen Denk- und Verhaltensmustern an alles herangeht. Ein reiner Kristall oder ein ganz stiller, sauberer See widerspiegeln die Welt klar und deutlich.

Dieser Kommentar zum Vers stammt übrigens aus meinem Buch: „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“, in dem die alle Yoga Sutras von Patanjali interpretiere. Dieses Buch findest du im Yoga Vidya Online-Shop.

Alles Gute und einen guten Übergang ins neue Jahr!

Om Shanti


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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 22. Vers: „Wird das Bewusstsein in den Zustand des Nicht-Wanderns gebracht, kommt die Selbsterkenntnis.“

Wir sind inzwischen im letzten Teil des vierten Kapitels. Patanjali wiederholt hier nochmals alles Wichtige. Wird das Bewusstsein, Chid, in den Zustand des Nicht-Wanderns gebracht, dann kommt die Selbsterkenntnis. Ich Grunde genommen ist das der gleiche Vers wie im 2. Vers, 1. Kapitel: „Yoga Chitta Vritti Nirodhah. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam.“ Übersetzt: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

Du musst nicht warten, bis du große spirituelle Heldentaten vollbracht hast. Du musst noch nicht mal warten, bis du all dein Karma abgearbeitet hast. In jedem Moment kannst du etwas mehr zur Selbsterkenntnis kommen. Und da das Selbst Satchidananda ist, kannst du in jedem Moment Wonne erfahren, Bewusstheit, reines Sein.
Du kannst sofort nach dem Lesen dieses Textes einen Moment lang innehalten, die Wortgedanken zur Ruhe kommen lassen, so als ob du dein inneres Radio abschaltest. Du kannst deine Bewusstheit in alle Richtungen ausdehnen und nicht mehr von hier nach dort wandern lassen und von links nach rechts, von oben nach unten, von Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück. Lasse den Geist für einen Moment im Hier und Jetzt. Dann kann sich die Bewusstheit von selbst als reine Bewusstheit äußern. In dem Moment dämmert die Selbsterkenntnis. Und selbst wenn du vielleicht noch nicht die volle Selbsterkenntnis bekommst, kannst du so eine wunderbare Erfahrung von Gegenwart, von Bewusstheit, von Ausdehnung, vielleicht sogar von Transzendenz machen. Probiere es aus. Jetzt gleich.

Ich wünsche dir dabei viel Freude!

Hari Om Tat Sat

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Können große Meister Gedanken lesen?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem 4. Kapitel von Patanjalis Yoga Sutra, 21. Vers: „Würde ein Geist einen anderen Geist wahrnehmen, dann gäbe es die Absurdität von Wahrnehmung der Wahrnehmung sowie Verwirrung der Erinnerung.“

Wenn der Geist gleichzeitig den Geist eines anderes wahrnehmen würde, dann gäbe es eine Wahrnehmung der Wahrnehmung und daher eine Verwirrung der Erinnerungen. Es ist deshalb nicht empfehlenswert, zu sehr zu versuchen, den Geist der anderen immer wieder zu verstehen und zu lesen. Patanjali hat zwar vorher die Samyama Techniken angegeben, mit der du durch Konzentration auf das Herz eines anderen die Inhalte seines Geistes wahrnehmen kannst. Aber zu oft solltest du das nicht machen.
Wir haben Swami Vishnu ab und zu mal gefragt, ob er unsere Gedanken lesen könne, denn er hat sich manchmal ganz offensichtlich so verhalten, als ob er die Gedanken lesen würde. Bei mir war das relativ oft so. Ich habe mir monatelang alle Fragen, die ich nicht selbst beantworten konnte und für die ich auch vom Zentrumsleiter keine zufriedenstellende Antwort bekam, aufgeschrieben. Und wenn ich dann nach einer Weile wieder einmal zu Swami Vishnu kam, waren es meist ein paar Seiten voll. Dann habe ich immer ein paar Tage abgewartet, und in dieser Zeit hat er meistens den größten Teil meiner Fragen schon beantwortet. Entweder im Rahmen von Vorträgen, direkt oder indirekt, oder indem er mich zu sich hingezogen und mir irgendetwas erzählt hat, was dann genau die Antwort auf etwas war, was ich hatte fragen wollen.
Ich kann mich beispielsweise an ein Ereignis in Wien erinnern, in dem ersten Yogazentrum, das ich leitete. Ich war ein paar Monate dort und irgendwie lief es inzwischen sehr gut. Ein paar der langjährigen Mitarbeiter in anderen Zentren hatten Angst, mein Ego würde zu stark. Sie warnten mich, ich solle aufpassen. Nun wusste ich selbst nicht so genau, ist das jetzt mein Ego oder ist es Hingabe und Pflichterfüllung, Dienst an Guru und Gott? Während ich nun darüber nachdachte und ständig versuchte, an Gott zu denken und ihm alles zu widmen, kam plötzlich ein Brief von Swami Vishnu. Er schrieb mir: „Sukadev, deine Motivation ist genau die richtige. Swami Sivananda wirkt durch dich hindurch. Mache weiter so und bringe alles dem Meister dar.“
Damals habe ich wirklich sehr stark darüber nachgedacht. Swami Vishnu hatte aber mindestens physisch keine Ahnung, dass ich diese Fragen hatte. Der Kontakt von den Zentren in Europa zu Amerika war viel weniger stark als heute. Swami Vishnu hatte gespürt, dass da dieser junge enthusiastische Aspirant ist, der sein erstes Zentrum leitet und nun in Zweifel gerät. Er hat das irgendwo gefühlt und hat dann einen Brief losgeschickt. Als der dann acht Tage oder neun Tage später ankam, war es genau im richtigen Moment. So geschehen die Dinge, und große Meister handeln so, als ob sie Gedanken lesen können.
Aber auf die Frage, ob er Gedanken lesen könne, hat Swami Vishnu gerne geantwortet: „Ich habe schon genügend Probleme mit meinem eigenen Geist. Stellt euch vor, ich könnte die Gedanken von euch allen hier lesen. Ich würde innerhalb von fünf Minuten vollkommen verrückt werden.“
So können wir uns also bis zu einem gewissen Grad einfühlen in einen anderen Menschen, aber wir sollten das nicht übertreiben. Wenn man Yoga übt, kann es passieren, dass man sensibler und bewusster für andere wird. Dennoch, man sollte sich ab und zu mal bewusst werden: „Ich bin nicht für die Gedanken des anderen verantwortlich. Auch wenn ich anderen versuche zu helfen, ihnen Licht und Energie schicke. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Hari Om Tat Sat



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Absage an die Theorie des Multitasking

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir bei Yoga Sutra, 4. Kapitel, 20. Vers „Der Geist kann nicht zwei Dinge auf einmal wahrnehmen.“

Das ist eine Absage an die Multitaskingkonzepte, die viele Menschen heute haben. Während du diesen Text liest, machst du vielleicht noch jede Menge anderer Sachen. Vielleicht trinkst du etwas oder hörst Musik. Scheinbar machst du all das gleichzeitig, aber in Wahrheit springt der Geist von einem zum anderen. Du liest, du hörst, du sagst ein Wort zu deinem Partner, du genießt gerade vielleicht dein Frühstück. All das läuft nicht parallel, sondern hintereinander ab.

Es gibt eine Siddhi, die besagt, dass man acht Dinge nahezu gleichzeitig machen kann. Die kann man trainieren. Es auch nicht unbedingt falsch, verschiedene Dinge zu tun. Der Geist ist trainierbar, das Hirn ist plastisch und formbar. Dennoch gilt: Wenn du etwas wirklich gut machen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig darauf zu konzentrieren. Wenn du wirklich mit einem Menschen sehr gut zurechtkommen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig auf ihn zu konzentrieren, während du mit ihm sprichst. Wenn du irgendeine Arbeit machen willst, dann ist es gut, sie hundertprozentig zu machen. Wenn du deinen Partner umarmst, ist es gut, hundertprozentig bei deinem Partner zu sein.

Im Alltag kann es ein gutes Training sein, mehrere Dinge scheinbar zusammen zu machen und von einem zum anderen zu springen. Ich muss zugeben, das mache ich auch. Ich höre mir Hörsendungen an, fahre dabei Fahrrad, schaue mir die Natur an und ab und zu, wenn es eine längere Fahrradtour ist, dann trinke ich gleichzeitig noch etwas Wasser. Ich tue also viele Dinge gleichzeitig.

Nur, angenommen, ich spreche mit einem Menschen, dann bin ich Hundertprozent bei diesem Menschen. Auch wenn ich telefoniere, dann werde ich nicht hundert Dinge parallel machen, sondern im Normalfall - ich gebe zu, es gibt auch kleine Ausnahmen - konzentriere ich mich ganz auf diesen Menschen. Dann werden die Gespräche besser.

Der Geist kann letztlich nur eine Sache auf einmal machen. Deshalb ist es gut, wichtige Dinge mir voller Konzentration zu tun. Dinge, die du mit voller Aufmerksamkeit machst, machen dir letztlich auch mehr Spaß. Wenn der Geist auf diese Weise zu Vikshipta und Ekagrata kommt, also zu großer Konzentration, dann strahlt die Freude des Selbst. Im dritten Kapitel des Yoga Sutra hat Patanjali gesagt, dass durch große Konzentration auf etwas Prajna und Vijaya kommt, intuitives Verständnis und Meisterschaft. Daher denke inmitten von allem Multitasking daran, wichtige Dinge mit voller Konzentration zu machen. Sorge dafür, dass du jeden Tag das ein oder andere mit voller Konzentration machst. Schaue aus dem Fenster oder schaue in die Natur oder schaue eine Pflanze an oder den Menschen, der dir gegenüber steht. Egal, was es ist, nimm dir eine halbe Minute ganz bewusste Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Es wird eine schöne Erfahrung sein. Das wünsche ich dir.

Hari Om Tat Sat

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Warum wir nicht der Geist sind

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im Yoga Sutra, 4. Kapitel, 19. Vers: „Weil er wahrnehmbar ist, ist der Geist nicht selbst-erleuchtend.“

Hier sagt Patanjali, warum wir nicht der Geist sein können. Damit ist der Geist im Sinne von Psyche, von Gemüt, von Denken, Wollen, Fühlen, von Persönlichkeit, von Neigungen, von Talenten usw. gemeint. Wir können diesen Geist wahrnehmen. Du kannst beobachten, wie Wortgedanken kommen. Du kannst die Bildgedanken beobachten. Du kannst die Gefühle lokalisieren. Da du derjenige bist, der die Gedanken beobachtet und der sich der Gefühle bewusst ist, ist das „Du“ etwas anderes als die Gefühle. Nicht die Gefühle beobachten dich, sondern du beobachtest die Gefühle. Daher bist du das Bewusstsein. Die Gefühle sind etwas anderes.

Der Geist ist nicht selbst-erleuchtend. Angenommen, dein Bewusstsein wäre nicht da, dann könnte dein Geist nichts wahrnehmen. Der Geist an sich bekommt die Bewusstheit, weil er Purusha, das höchste Selbst, spiegelt. Gedanken, Emotionen und Gefühle können nur dann existieren, wenn Bewusstsein dahinter ist. Ohne Bewusstsein gibt es keine Gedanken, Gefühle und Emotionen. Man kann natürlich sagen, dass es unterbewusste Gedanken gibt, aber das würden wir nicht unbedingt als Gedanken bezeichnen. Es sind eher Abläufe im Unterbewusstsein. Wirkliche Gedanken, Gefühle gibt es nur dann, wenn Bewusstsein da ist. Und Bewusstsein ist Purusha. Der Geist ist nicht selbst leuchtend.

Hari Om Tat Sat

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Die Wahrnehmung im Raja Yoga

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im vierten Kapitel vom Yoga Sutra von Patanjali. Das ist überschrieben als Kaivalya, Befreiung. Dieses vierte Kapitel ist sehr philosophisch. Patanjali schreibt von einer sehr hohen philosophischen Warte aus über Wahrnehmung, Selbst, Nicht-Selbst, objektive Wirklichkeit, subjektive Wirklichkeit und über Kaivalya.

Im 18. Vers sagt Patanjali: „Da die Natur des Purusha unveränderlich ist, sind die Gedanken des Geistes dem Selbst immer bekannt.“

Die Wahrnehmungstheorie im Raja Yoga und im Sankhya geht so: Es gibt ein Objekt, das färbt unseren Geist, und Purusha, das Selbst, das Bewusstsein, nimmt diese Veränderungen des Geistes wahr. Also angenommen, du guckst jetzt gerade irgendwo hin, dann färbt das, was du siehst, deinen Geist. Moderne Wahrnehmungspsychologen würden sagen, es erzeugt bestimmte Verbindungen im Hirn, aktiviert bestimmte Sehzentren und vielleicht auch Fühlzentren, und diese Veränderung in deiner Psyche, im Raja Yoga also diese Färbung des Geistes, wird jetzt vom Purusha wahrgenommen.

Purusha ist ewig und unveränderlich, ist also immer da. Es kann nicht passieren, dass du Gedanken hast und dir derer nicht bewusst bist. Gut, es gibt unterbewusste Gedanken, das ist aber ein anderes Thema. Aber sowie Gedanken, Vrittis auf der Oberfläche deines Geistes sind, wird sich das Bewusstsein dessen bewusst. So kommt die Wahrnehmung zustande. Ein Objekt ist da - entweder über Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen - daraus entsteht eine Vritti, ein Gedanke im Geist, dieser Gedanke im Geist wird dann von Purusha wahrgenommen. Dann ist es so, als ob du eine Farbe siehst, ein Objekt siehst oder einen Klang hörst.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

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Wir nehmen nicht alles wahr

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem
Yoga Sutra, 4. Kapitel, 17. Vers: „Je nachdem, ob das Objekt den Verstand färbt, ist es diesem bekannt oder auch unbekannt.“

Angenommen, da ist ein Objekt, das sich im Chitta, also im Geist widerspiegelt. Das Objekt färbt den Verstand, damit wird dieses Objekt dem Verstand bekannt. Angenommen, dieses Objekt färbt den Verstand nicht und du nimmst es nicht wahr, dann ist dir das Objekt logischerweise nicht bekannt. Das ist jetzt zu allererst mal eine ganz banale Sache, die aber durchaus eine subtile, entscheidende Bedeutung hat. In der heutigen Zeit ist das ja relativ klar. Man nimmt an, ein Objekt wird wahrgenommen und reflektiert sich im Gehirn. Wenn das Gehirn davon beeinflusst wird, dann können wir auch etwas davon wissen. Angenommen, wir schauen auf ein Objekt und es entsteht keine Hirnwelle, dann haben wir auch das Objekt nicht wahrgenommen. Dann entsteht auch kein Eindruck. Die moderne Wahrnehmungstheorie ist da ganz ähnlich wie die Yoga Wahrnehmungstheorie, wobei natürlich die Yoga Wahrnehmungstheorie das nicht ganz so materialistisch sieht.

Ein Objekt ist dann bekannt, wenn wir es wahrnehmen und es Vrittis, also Gedankenwellen, in unserem Chitta hervorruft. So gesehen kann es also durchaus Objekte geben, die in uns keine Gedankenwellen hervorrufen. Ob wir die ganze Wahrheit kennen, können wir so niemals wirklich wissen.

Hari Om Tat Sat

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Über die objektiv Wirklichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 16. Vers: „Ein Objekt ist nicht von einem Verstand abhängig. Was würde geschehen, wenn es nicht erkannt würde?“

Im 15. Vers hat Patanjali gesagt, dass ein Objekt unterschiedlich interpretiert werden kann, je nachdem, wer das Objekt erfährt. Und ich habe dazu erklärt, dass es ein interessantes Abenteuer sein kann, zu versuchen, die Welt mit den Augen eines anderen anzuschauen. Was gibt es für einen Grund, dass der andere es anders ansieht?

Patanjali sagt aber auch, dass das Objekt eine gewisse objektive Wirklichkeit hat. Zwar gilt vom vedantischen Standpunkt aus, dass die gesamte Welt wie ein Traum, ein Traum Gottes ist, aber vom praktischen und vom individuellen Standpunkt aus, existiert ein Objekt auch so, ohne, dass du daran denkst, ohne, dass du interpretierst. Es gibt eine gewisse objektive Wirklichkeit.

Ich sage dazu gerne eine „gewisse objektive Wirklichkeit“, denn eine hundertprozentige objektive Wirklichkeit ist wiederum schwierig. Aber Patanjali hat auch das Konzept, dass man über Prajna, die direkte Wahrnehmung, ein Objekt erkennen kann. Es ist durchaus möglich, ein Objekt weniger von subjektiver Wahrnehmung aus zu sehen und mehr von dem Objekt an sich aus. Angenommen du siehst einen Menschen. Du kannst jetzt entweder sofort zu Schlüssen kommen und je nach Erfahrung, die du vorher hattest, wirst du anfangen, zu urteilen. Oder du kannst probieren, diesen Menschen, der seine eigene innere Wirklichkeit hat und seine eigene Weise, das Universum zu sehen, aus sich selbst heraus verstehen, anstatt ihn zu beurteilen. Man sagt gerne, der erste Eindruck sei sehr wichtig. Vielleicht mag das in gewissem Grade auch stimmen. Aber es ist auch gut, nicht den ersten Eindruck zu einem Vorurteil wachsen zu lassen, sondern den Menschen wahrzunehmen, so wie er ist, anstatt ihn nur durch die eigene Brille wahrzunehmen.

Beim nächsten Vers sagt Patanjali noch mehr dazu. Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Zeit!


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Hinterfrage deine innere Motivation

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem 4. Kapitel, 15. Vers: „Ist das Objekt dasselbe, rührt der augenscheinliche Unterschied zwischen zwei Wahrnehmungen von den verschiedenen Wegen der Chittas her.“

Es geht also um die unterschiedlichen Wege des Geistes. Du kennst das Phänomen. Du siehst etwas, jemand anderes sieht etwas, es ist das gleiche Objekt, der eine interpretiert es so, der andere interpretiert es so. Das gleiche Objekt kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden und sogar du selbst kannst das gleiche Objekt unterschiedlich wahrnehmen.

Das liegt alles an der inneren Interpretation. Daher möchte ich dich ermutigen: Hinterfrage die Interpretation. Gehe nicht gleich davon aus, dass der erste Schluss, den dein Geist hat, der richtige ist. Es gibt viele Weisen, etwas zu sehen. Es gibt viele Weisen, etwas zu interpretieren. So wie du etwas siehst, ist es nicht die einzig richtige Art. Es ist eine schöne Übung, die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen. „Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich das sehen? Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich dort reagieren? Angenommen, ich hätte die und die Vorerfahrung, wie würde ich das sehen?“

Mache das mit der notwendigen Bescheidenheit und Demut. Ganz genau weißt du natürlich nicht, wie es ein anderer machen würde und wie es ein anderer sehen würde. Aber es ist ein interessantes Gedankenspiel. Du lernst, dich von deinen eigenen Reaktionsschemata und deinen eigenen Interpretationen zu lösen. Du lernst auch, Mitgefühl mit anderen zu haben. Einfühlsamkeit und die Fähigkeit, sich in andere hineinzufühlen, sind letztlich die Grundlagen der Nächstenliebe. Das nächste Mal, wenn du und ein Bekannter oder Freund von dir anderer Meinung seid bezüglich etwas, dann sei etwas toleranter. Erkenne, dass verschiedene Menschen das gleiche Objekt unterschiedlich sehen können, je nach ihrer Vorerfahrung.

So wünsche ich dir viel Freude bei der Faszination, die Welt mit unterschiedlichen Augen zu sehen, in diesem Abenteuer der Toleranz. Es ist ein intellektuelles und auch ein emotionales Abenteuer, andere Weisen der Interpretation gelten lassen zu können und dich in andere hineinversetzen zu können.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal!

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Vergegenwärtige dir, dass alles kommt und geht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Patanjali sagt, die Einzigartigkeit liegt in der Veränderung der Gunas. Die Gunas, die Elemente der Natur, die Eigenschaften der Natur, sind in ständiger Veränderung begriffen, daher bleibt auch nichts gleich. Das, was du jetzt denkst, was jetzt ganz besonders ist und was an deiner Situation besonders ist, ist schon bald wieder vergangen. Und diese Besonderheit der Situation ist so besonders auch wiederum nicht.
Frage dich einfach öfter: „Die Situation, in der ich bin, ist das meine persönliche Situation oder ist es eine allgemein menschliche Situation?“ Angenommen du hast Rückenschmerzen und sagst: „Oh, mein unterer Rücken tut weh.“, dann kannst du dich fragen: „Ist das jetzt nur ein Problem von mir oder ist das ein allgemein menschliches Problem?“ Angenommen, du bist 45 Jahre alt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in diesem Monat Rückenprobleme hast, 45 Prozent. Es heißt, dass in etwa so viel Prozent Menschen, wie sie alt sind, Rückenprobleme haben. Die chronischen Schmerzen werden im höheren Alter sogar noch mehr. Dein Rückenproblem ist nichts Besonderes, das haben so viele andere auch.

Angenommen, du hast eine Partnerschaftsauseinandersetzung oder gar Liebeskummer. Dann kannst du dich auch fragen: „Ist das jetzt nur mein spezifisches Problem oder ein allgemein Menschliches?“ Du wirst feststellen, dass viele Millionen Menschen solche Probleme auch haben. Angenommen, du bist verärgert oder niedergeschlagen oder fröhlich und beschwingt und fürchtest oder hoffst, dass dieser Zustand auf Ewigkeit immer anhalten wird. Du kannst dich fragen: „Ist das jetzt mein persönlicher Zustand oder eine allgemein menschliche Erfahrung, die sich in mir manifestiert?“ Es heißt auch, dass jeder Mensch jede wichtige menschliche Erfahrung irgendwann mal machen muss, bevor er zu Kaivalya kommt. Wenn du also eine Erfahrung machst, die du magst oder nicht magst, gehe einfach davon aus, dass dies eine allgemein menschliche Erfahrung ist, die sich jetzt in dir manifestiert. Es ist die allgemein menschliche Erfahrung, begründet auf den Gunas, im Äußeren, wie auch im Inneren. Sie macht einen bestimmten Sinn und sie wird sich bald wieder verändern. Alles in der Natur ist in Veränderung. Wenn du das siehst, kannst du loslassen. Du kannst heiter sein, du kannst lächeln, du kommst aus der starken Identifikation und Verhaftung heraus.
Probiere das aus, mindestens am heutigen Tag. Frage dich öfters: „Die Situation und die Erfahrung, in der ich jetzt bin, ist das eine spezielle Erfahrung von mir oder eine allgemein menschliche?“ Ich wünsche dir dafür viel Einsicht und Achtsamkeit.

Hari Om Tat Sat

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Du bist nicht besonders anders

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Hier nimmt uns Patanjali einige Illusionen von der Einzigartigkeit des Universums und die Einzigartigkeit der Persönlichkeit, der eigenen Emotionen und Gedanken. Letztlich besteht alles, laut der Sankhya-Philosophie, aus Sattva, Rajas und Tamas. Man kann sogar sagen, dass alle physikalischen Kräfte sattvig, rajasig oder tamasig sind. Gemütszustände sind sattvig, rajasig und tamasig. Wünsche sind sattvig, rajasig und tamasig. Jede Persönlichkeit hat sattvige, rajasige und tamasige Elemente. Das, was dich von deinem Nachbarn unterscheidet oder deinem Kollegen oder deiner Partnerin oder deinem Partner oder dem, den du vielleicht jetzt gerade aus dem Fenster siehst, ist nichts Essentielles. Du bist nicht grundsätzlich anders als andere, das ist nur eine unterschiedliche Manifestation der Gunas.

Der westliche Mensch ist auf der einen Seite sehr selbstverliebt in seine Individualität. Wenn du einem westlichen Menschen erzählst: „Du bist einzigartig, ein einzigartiges Kind der Schöpfung. Keiner ist so wie du. Du hast ganz besondere Talente, die niemand sonst hat wie du“, dann freut er sich. Wenn man dagegen einem Menschen sagen würde: „Dein Verhalten resultiert aus Genen und du hast die gleichen Gene wie andere. So wie du reagierst, reagieren alle möglichen anderen Menschen. Das ist alles einfach menschlich“, dann ist das auf der einen Seite natürlich ein Trost, auf der anderen Seite fühlt man sich etwas gekränkt.

Aber es hilft, wenn du erkennst, dass was auch immer du erfährst, eine Manifestation der Gunas ist. Es ist nicht etwas Typisches für dich. Das zu erkennen, kann dir auch helfen, dich davon zu lösen.

Mehr dazu das nächste Mal. Alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Die drei Gunas und ihre Bedeutung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Yoga Sutra, 4. Kapitel, 13. Vers: „Sie, ob manifest oder unmanifest, existieren in den drei Gunas.“

Dieser Satz bezieht sich auf den vorherigehenden Vers. Vergangenheit und Zukunft existieren in den drei Gunas. Das Universum der verschiedenen Möglichkeiten, auch das Karma, das auf uns wartet, Vergangenheit und Zukunft, letztlich manifestieren sich alle aus den drei Gunas.

Das ganze Universum besteht aus den Gunas, Sattva, Rajas und Tamas. Sattva ist Reinheit, Rajas ist Unruhe und Gier, Aktivität, Tamas ist Trägheit, Festigkeit. Die drei Gunas haben verschiedene Bedeutungen. Zum einen natürlich im Materiellen. Man kann sagen, es gibt eine Zentripetal- und eine Zentrifugalkraft. Zentripetal ist das, was nach innen zieht, wie die Schwerkraft. Das ist wie eine tamasige Kraft. Es gibt Zentrifugalkraft, die dazu führt, dass Objekte weggehen wollen. Die Strahlen der Sonne haben eine Zentripetalkraft, sie gehen weg von der Sonne. Das ist eher eine rajasige Kraft. Und wenn das im Gleichgewicht ist, ist es eine sattvige Kraft. Alles im Universum existiert letztlich aus Sattva, Rajas und Tamas. Aber nicht nur alles im Universum. Wichtiger als das große Universum ist ja auch das kleine Universum, wie zum Beispiel der menschliche Geist.

Auch dort besteht alles aus Sattva, Rajas und Tamas. Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita, dass du dein Leben sattvig gestaltest, ohne daran zu hängen. Du lernst, dich sattvig zu ernähren, also, keine Tiere zu töten, dein Bewusstsein nicht mit Drogen oder Alkohol zu benebeln und stattdessen reine, gesunde Nahrung, wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte zu dir zu nehmen. Das hilft, dass der Geist klarer wird. Rajasige Sachen wie viel Kaffee oder Zucker machen den Geist unruhig. Und tamasige Sachen wie Fleisch, und Überkochtes machen den Geist eher träge. Aber alle Gemütszustände sind letztlich Gunas. Sie sind die Grundlagen unserer Welt. Und auch über die gilt es, hinaus zu wachsen.

Hari Om Tat Sat

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Über die verschiedenen Arten des Karma

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um die verschiedenen Arten des Karma - noch einmal mit den Yoga Sutras von Patanjali, 4. Kapitel, 12. Vers: „Aus den unterschiedlichen Wegen, durch Vergangenheit und Zukunft, ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Das letzte Mal hatte ich diesen Vers sehr philosophisch interpretiert. Ich will ihn diesmal auf das Karma beziehen. Laut der Karmalehre, aus dem Jnana und Raja Yoga haben wir in dieser Welt bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wir haben das so genannte Sanchita Karma, der Speicher des Karmas: alles, was noch auf uns wartet. Mit dem, was wir jetzt tun, erzeugen wir neues Karma: Agami Karma. Und dann erfahren wir verschiedene Situationen, die werden als Prarabdha Karma bezeichnet.

Ich bin jetzt hier und schreibe diesen Text. Ich mache ihn so gut, wie ich kann und denke, dass es irgendwo meine Aufgabe ist, dies zu tun. Angenommen, ich schreibe ihn nachlässig und bringe nicht viel Energie hinein, dann schafft das eine Wirkung. Ich werde vielleicht ein anderes Mal etwas mit etwas mehr Engagement machen müssen oder ich gerate selbst in einen Vortrag, der stinklangweilig ist.

Also gilt es, meine Aufgabe so gut zu erledigen, wie ich kann. Dann schaffe ich kein neues Karma. Insbesondere, wenn ich diese Handlung ganz Gott widme und nicht denke, ich bin jetzt ein großartig Handelnder. Ich tue meine Aufgabe, ich widme das alles meinem Meister Swami Sivananda, ich widme das alles Gott und lasse los.

Ich habe aber auch verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte jetzt auch stattdessen meditieren, einen Spaziergang machen und etwas anderes. Eine gewisse Freiheit habe ich immer, aber nur so viel, wie auch Karma dafür da ist. Wenn ich mich entscheide, etwas zu tun, wofür kein Karma da ist, dann wird es nicht möglich sein.

Dieser Vers ist auch ein Entspannungsvers, kann man sagen. Gegen Leistungsdruck, Perfektionswahn und Gedanken wie: „Ich muss die hundertprozentig richtige Entscheidung treffen. Wenn ich nicht die richtige Entscheidung treffe, dann geht alles schief und es ist ganz schlimm.“ Dieser Vers sagt, dass wir uns nicht falsch entscheiden können, solange wir uns ethisch entscheiden. Wenn das, was wir tun, von dem Willen geprägt ist, Gutes zu tun, unsere Pflicht und Aufgabe zu tun, Gott zu dienen, dem Meister zu dienen, unseren Mitmenschen zu helfen oder wie auch immer man es ausdrücken will, wenn wir es nach bestem Wissen und Gewissen tun und die Entscheidung mit Demut treffen, dann können wir uns für nichts Falsches entscheiden. Wir entscheiden uns so gut, wie wir können. Wir bringen es Gott dar. Wir wissen, wenn dafür Karma da ist, wenn das meine Aufgabe ist, dann klappt es, und wenn es nicht meine Aufgabe ist, dann klappt es nicht. Es kann natürlich auch sein, dass es meine Aufgabe ist, Hindernisse zu überwinden. Hundertprozent sicher sind wir da nicht. Wir entscheiden uns für etwas, es gibt einen Widerstand. Ist es jetzt meine Aufgabe, den Widerstand zu überwinden oder ist es meine Aufgabe, loszulassen und etwas anderes zu tun?

Normalerweise empfehle ich dir, erstmal zu schauen, ob du den Widerstand überwinden kannst. Wenn nichts hilft und es anfängt, dich sehr anzustrengen, dann ist kein Karma dafür da. Dann hast du wenigstens gelernt, geistige Stärke zu bewahren. Auch das gilt: Du wirst dich nicht dafür entscheiden, etwas zu tun, was nicht geht, wenn nicht dieses Sich-Bemühen auch eine Lektion für dich ist. Das klingt etwas kompliziert, aber die Essenz bleibt gleich: Du kannst dich entspannen, nachdem du dich für etwas entschieden hast. Das, was sein soll, wird sich manifestieren. Du kannst dich für nichts entscheiden, für das du kein Karma hast. Und alles, was du erlebst, ist eine Aufgabe und eine Chance für dich.

Hari Om Tat Sat


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