Der Geist strebt immer nach Befreiung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind bei Patanjalis Yoga Sutras, im 4. Kapitel, 26. Vers: „So neigt der Geist, Chitta, zur Unterscheidungskraft und strebt nach Befreiung.“

Streben nach Befreiung heißt Kaivalyaprabhara. Wer strebt nach Befreiung? Chitta, der Geist. Das ist ein bisschen paradox. Eigentlich kann der Geist nach gar nichts streben, denn ohne Bewusstsein ist der Geist nichts. Andererseits kann aber auch das Bewusstsein nicht nach Befreiung streben, denn Bewusstsein ist schon frei.

Bewusstsein reflektiert sich im Chitta, im Geist. Normalerweise hat das Chitta mannigfaltige Gestalten mit vielen Wünschen, Emotionen und Gedanken, die es alle gut meinen. Da sie aber keinen Befehl und keine Zielsetzung vom Chef bekommen, fangen sie an, gegeneinander zu kämpfen. Oder sie bemühen sich in verschiedene Richtungen, weil sie es ja alle gut meinen.

Wenn du dann erkennst: „Ich bin nicht der Geist, ich bin das unsterbliche Selbst“ und du diese Gedanken und Gefühle, dann wird der Geist schließlich zu deinem gehorsamen Diener. Du wirst erkennen können, wann welche Eigenschaften des Geistes einzusetzen sind. Und so wirst du erkennen, dass auch das Chitta selbst dir helfen will, zur vollen Befreiung zu kommen. Du wirst sogar erkennen, dass der Geist dich gar nicht zur Bindung führen will. Der Geist neigt zur Unterscheidungskraft und zur Befreiung.

Du kannst aufhören, gegen dich selbst zu kämpfen. Du kannst aufhören, gegen den Geist zu kämpfen. Du kannst dir einfach bewusst werden, dass der Geist es gut meint und dir helfen will. Es gut meinen heißt natürlich nicht immer, gut zu handeln. Natürlich musst du deinen Geist steuern. Und manchmal ist das nicht so einfach. Gerade weil der Geist es ja so gut meint und er so überzeugt ist, dass er etwas Gutes macht, deshalb widersetzt er sich auch manchmal. Aber es ist so, wie wenn du mit Kindergartenkindern umgehst. Die meinen es auch irgendwo gut und sie folgen ihrer Natur. Du weißt aber, du musst sie manchmal steuern und ihnen eine gewisse Richtung vorgeben. Lerne, dich nicht zu identifizieren. Lerne anzunehmen, dass die verschiedenen Teile deines Geistes dir wohl gesonnen sind. Nutze ihre Hilfeangebote soweit es angebracht ist, schicke sie aber auch ab und zu mal in Urlaub und gehe in tiefe Meditation.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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