Sukadev Bretzs Beiträge (5612)

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Das Vergnügen

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 7. Vers „Raga ist das, was am Vergnügen haftet.“ Raga heißt Verhaftung, heißt Anziehung, heißt Zuneigung, heißt Mögen. Auf einer Ebene ist Raga eine Intelligenz, eine instinktive Intelligenz. Wir mögen das, was von der Erfahrung her Vergnügen bereitet hat. Und Vergnügen ist die natürliche Weise, wie Instinkte lernen, was gut für sie ist. Aber als spiritueller Aspirant wollen wir nicht verhaftet sein an Raga. Es ist gut, Vergnügen auch genießen zu können. Es ist auch gut, überlegen zu können, „Ist das, was ich mag, gut für mich?“ Und in sehr vielen Fällen ist das, was man mag, tatsächlich gut. Aber als Mensch gilt es, frei zu werden. Nicht immer ist das, was einem Vergnügen bereitet, tatsächlich gut. Gerade in den heutigen modernen Lebensverhältnissen ist vieles, was instinktiv gut ist oder Vergnügen bereitet, nicht wirklich gut. Menschen lieben es, Schokolade zu essen, Zucker-Fett-Gemische zu essen. Menschen mögen die Menschen, die freundlich zu ihnen waren oder die so ähnlich aussehen wie andere, die freundlich zu ihnen waren. Es gibt evolutionsmäßige Gerüche, die man besonders mag. Menschen, die vielleicht ähnlich riechen wie die eigene Verwandtschaft, die man mag. Daher gilt, Vergnügen ist okay. Auch etwas zu mögen ist okay. Wir sollten aber nicht davon abhängig sein, und wir sollten mittels unserer Buddhi die Stärke besitzen, auch von diesen Verhaftungen frei zu werden. Überlege heute am Tag, wann du Verhaftungen hast. Wann du vielleicht an dem haftest, was früher mal Vergnügen war. Und sieh, dass dies eine Ursache für künftiges Leid sein kann. Und lerne, Dinge zu genießen, auch wenn sie zunächst mal kein Vergnügen sind. Lerne, frei zu sein. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Kraft des Sehens

Yoga Sutra von Patanjali, 2. Kapitel, 6. Vers. „Asmita, Egoismus, ist die Identifikation des Sehenden mit dem Instrument des Sehens.“ Der Sehende, das reine Bewusstsein, identifiziert sich mit dem Instrument des Sehens. Instrument des Sehens ist dieser Körper, sind die Sinnesorgane und das Denken. Wenn du dich identifizierst mit deinem Körper, deinen Sinnesorganen, mit dem Denken, bist du beschränkt. Daraus entsteht Ego. Daraus entsteht alles Leid. Asmita ist ja eine der fünf Kleshas, Ursachen des Leides. Die fünf Ursachen des Leides: Avidya – Unwissenheit, Asmita – Egoismus, Raga – Mögen, Dwesha – Abneigung, Abhiniwesha – Furcht. Es gilt, diese fünf Kleshas zu überwinden, dann kommst du zum Glück, dann transzendierst du Leiden. Noch eine kleine Anmerkung. Mehr über die Yoga-Weisheit des Patanjali, das Yoga Sutra, kannst du auch lesen in meinem Buch: „Die Yoga-Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“. Diese Kommentare in dem Buch gehen noch etwas tiefer, vor allem intellektuell tiefer und enthalten auch mehr Sanskrit-Worte. Diese täglichen Kommentare sind ja gedacht, dass du jeden Tag etwas Inspiration hast. Dass du etwas Anregung hast, was du gerade heute praktizierst. In diesen täglichen Kommentaren überspringe ich auch immer wieder den ein oder anderen Vers, der vielleicht zu theoretisch ist. Am heutigen Tag beobachte das Instrument des Sehens. Werde dir bewusst, Körper, Sinne und Denken, sind Instrumente des Sehens. Werde dir bewusst, wie du die Welt siehst. Und werde dir auch immer wieder bewusst, wie du dich damit identifizierst und löse dich von diesen Identifikationen, denn du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.5 - Unwissenheit

Yoga Sutra 2.5 Durch Avidya, Unwissenheit, hält man das Vergängliche, das Unreine, das Leidvolle, das Nicht-Selbst fälschlicherweise für das Ewige, Reine, Freudevolle, das Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist ewig, rein, voller Freude, das unendliche Selbst. Aber du hast es vergessen. Du identifizierst dich mit dem Vergänglichen, dem Unreinen, dem Leidvollen, dem Nicht-Selbst. Was ist das Vergängliche? Zum Beispiel der Körper. Der Körper wurde geboren, er wächst, irgendwann stirbt er. Zwischendurch geht er durch verschiedene Krankheiten. Dieser Körper ist letztlich unrein im Sinne, dass er nicht das göttliche Selbst hindurch lässt. Er ist leidvoll, denn er beschränkt uns. Du willst eigentlich Unendlichkeit erfahren. Du willst frei sein. Aber dieser Körper ist nun mal begrenzt und er gibt dir keine Freiheit. Er ist auch nicht dein wahres Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Aus Unwissenheit hältst du dich für diesen Körper. Genauso auch deine Persönlichkeit. Auch Persönlichkeit entwickelt, entfaltet sich. Du bist heute nicht mehr der Gleiche wie in Teenager-Jahren und du wirst auch in 20 Jahren nicht mehr der Gleiche sein. Was gleich bleiben wird, ist das höchste Selbst. Persönlichkeiten, Wünsche, Motive, Reaktionsmuster, vieles ändert sich. Diese Persönlichkeit ist per se unrein im Sinne von, sie reflektiert nicht das höchste Selbst. Du kannst sie reiner machen. Du kannst Liebe durch dich hindurchströmen lassen. Aber deine Persönlichkeit ist immer auch Ursache von Leid, denn du wirst deine Persönlichkeit nicht vervollkommnen können. Menschsein heißt auch unvollkommen zu sein. Und selbst der größte Meister oder die größte Meisterin hat Grenzen in der Persönlichkeit. Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Es ist gut, dass du daran arbeitest, deine Persönlichkeit zu entwickeln und zu entfalten, die guten Eigenschaften in dir zu entwickeln. Dennoch, die Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Nicht umsonst kommt Persönlichkeit von „Persona“, griechisch für „Maske“. Auch wenn Menschen heutzutage nach ihrer Individualität streben und sagen, „Ich bin eine einzigartige Person“, ist das „Person“ immer noch Maske. Sie ist die Maske, durch welche das unsterbliche Selbst, das ewig Reine, Freudevolle hindurchwirkt. Masken sind hilfreich im Theater und diese Welt ist ein Theater, sie ist eine Bühne, wo wir hingehen, unseren Part spielen und wieder gehen. Für diese Bühne brauchen wir die Persönlichkeit, wir brauchen unseren Körper, wir brauchen all das, was wir haben. Ein Schauspieler sollte nicht vergessen, dass er nicht die Rolle ist. Er sollte nicht vergessen, dass er nicht das Kostüm ist. Er sollte wissen, es ist gut, die Rolle gut zu spielen und während man die Rolle spielt, ist es vielleicht sogar gut, sich mit ihr zu identifizieren. Aber gleichzeitig sollte er sich bewusst sein, dass er nachher gleich wieder aus der Rolle herausgeht. So hast du jetzt das Kostüm dieses Körpers. Du hast die Rolle der Persönlichkeit. Du spielst dabei deinen Part, und das ist gut so. Es ist Lila, ein Spiel. Aber löse dich davon wieder. Lerne, du bist das Ewige, das Reine, das Freudevolle, das Selbst. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Disziplin und Selbststudium

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 1. Vers. „Disziplin, Selbststudium und Hingabe an Gott bilden den Kriya Yoga.“ Kriya heißt Handlung, Tat. Kriya Yoga in der ursprünglichen Wortbedeutung ist Yoga der Tat. Patanjali sagt, der Yoga der Tat besteht aus Disziplin, Selbststudium und Hingabe an Gott. Diese drei Dinge kannst du als Anfänger schon tun. Du kannst Disziplin üben. Yoga praktizieren, Meditation üben, verschiedene Praktiken machen. Diese Praktiken helfen dir, dich zu reinigen. Du kannst Selbststudium üben. Zum Beispiel am heutigen Tag kannst du dir überlegen: „Was sind meine Motive? Aus welcher Bewusstheit heraus handle ich? Wie ist mein Umgang mit mir selbst? Wie ist mein Umgang mit anderen? Wie spreche ich zu mir selbst?“ Lerne, dich selbst zu verstehen. Letztlich wirst du immer mit deinem Geist herumlaufen. Du bekommst von dir selbst keine wirkliche Pause. Es ist daher gut, dich selbst kennen zu lernen. Dich selbst mögen zu lernen. Zu lernen, mit dir selbst umzugehen. Du wirst dich selbst nicht austauschen können, egal wie viele Psychotherapien und wie viele geheime Techniken du vielleicht üben willst. Letztlich bist du eine Persönlichkeit. Vielleicht in Veränderung begriffen, sicherlich. Und einige Schwierigkeiten kannst du ja auch überwinden. Aber es ist erstmal gut, dass du lernst, dich selbst kennen zu lernen und lernst, mit dir geschickt umzugehen. Schließlich Hingabe an Gott. Wenn du Gott nicht wirklich erkennen kannst, wenn du dir seiner Gegenwart nicht immer bewusst sein kannst, dann kannst du ihn verehren. Ihn, Gott. Sie, die Göttin. Es, das kosmische Bewusstsein, die kosmische Intelligenz. Wie auch immer du es nennen willst. Hinter dem ganzen Universum ist eine höhere Wirklichkeit. Solange du sie nicht vollständig erfahren, erkennen kannst, kannst du sie verehren. Entwickle dieses Gefühl von Respekt. Entwickle das Gefühl von Hingabe, von Demut, von Ehrerbietung. Du kannst dich ruhig auch klein fühlen, im Bewusstsein, es gibt etwas Größeres. Auch wenn du tief im Inneren eins mit diesem Größeren bist, momentan fühlst du dich vielleicht als Kleines und das Kleine kann das Große verehren. So, wie ein Kind seine Eltern lieben mag, obgleich die Gene vielleicht sehr ähnlich sind und das Kind nicht so anders ist als seine Eltern. So kann auch der spirituelle Aspirant Gott verehren, sich vor ihm verneigen und um Führung bitten. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ewiges Leben

Letzter Abschnitt vom Kapitel Jivanmukta in dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda. „Der Weise lebt ewig. Er hat immerwährendes Leben erlangt.“ Auf der einen Seite natürlich leben wir alle ewig im Sinne von: Wir sind das unsterbliche Selbst. Auf einer anderen Seite überdauern unsere Gedanken auch den physischen Körper und große weise Jivanmuktas, die die höchste Verwirklichung erreicht haben, können zwar auf der einen Ebene nicht mehr als Individuum da sein, aber wir fühlen ihre Gegenwart noch sehr stark. Das ist eine der Paradoxien. Wir nehmen an, dass Swami Sivananda ein Jivanmukta war. Wenn er dann Mahasamadhi erreicht, den physischen Körper im endgültigen Samadhi verlässt, gibt es ihn nicht mehr als Individuum. Auf der anderen Seite, das ist die Erfahrung von vielen, unter anderem von mir, ist Swami Sivananda weiter da. Ich fühle mich von ihm geführt und habe regelmäßig Visionen von Swami Sivananda, spüre seine Kraft und seine Gegenwart. So heißt es, dass große Weise ihre Gedankenformen hinterlassen, auch wenn sie dann physisch sterben. Da heißt es auch: Ishvaro Gururatmeti Murtibhedavibhagine! Es gibt letztlich keinen Unterschied zwischen Ishvara – Gott, Guru – dem Lehrer und Atman – dem eigenen Selbst. Wir können von innen lernen, wir können von Gott selbst lernen, wir können von allen Ereignissen lernen und ein großer Meister ist letztlich Instrument Gottes. So kann ein Meister einen auch noch nach dem Tod führen. Er ist nicht mehr einer, der etwas mag oder nicht mag, er ist auch nicht jemand, der sich wieder inkarnieren muss, sondern er existiert auf eine subtile Weise ohne Individuum zu sein. Das ist schwer in Worte zu fassen und um ehrlich zu sein, ganz begreifen tue ich es auch nicht. Aber die Erfahrung ist klar für mich. Swami Sivananda gibt es, er führt mich und ist spürbar, wenn ich einmal nicht daran denke, wenn irgendwo eine Schwierigkeit ist. Plötzlich ist er aus heiterem Himmel da und gibt mir Führung. Auf einer anderen Ebene ist er aber nicht Individuum in dem Sinne, dass er etwas mag oder nicht mag. Menschen kann man gefallen oder nicht gefallen. Ich kann ihnen einen Gefallen tun und hoffen, dass sie einem anschließend etwas Gutes tun. Die Meister sind nicht so, ihre Liebe ist bedingungslos. Es hängt noch nicht einmal davon ab, ob ich meditiere oder nicht, ob ich nett bin oder nicht, ob ich „Om Namo Bhagavate Sivanandaya“ singe oder nicht, ob ich ein Bild aufhänge oder nicht. Das spielt da keine Rolle. Die Bilder, die Meditation und die Mantras helfen mir, dass ich mich öffne um diesen Segen zu spüren. Dieser Segen hilft, dass ich zum Höchsten komme. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Geschichte von Jadabharata Teil 2

Jadabharatas Leben hat aber noch eine zweite Hälfte. Da gab es einen König, und dieser König wollte zu seinem Meister gehen. Er wollte über die Weisheit des Selbst erfahren. Aber ein König geht nicht einfach so, sondern er wurde in einer Sänfte zu seinem Meister transportiert. Da gab es vier Träger. Der eine Träger stolperte und verrenkte sich den Fuß. Nur drei Träger konnten aber die Sänfte nicht tragen. Es gab zwar noch einen vierten, den Hauptmann, der vorneweg lief, aber der war nicht dazu bestimmt, die Sänfte zu tragen, sondern um dafür zu sorgen, dass der Weg frei ist. Der Hauptmann schaute sich also um, und wie es sich so ergab, sah der Hauptmann Jadabharata, den Weisen, der nie sprach, aber immer in einem wonnevollem Zustand war. Er sah ihn und sagte: „Komme her, du, du wirst jetzt rekrutiert und bist jetzt Sänftenträger.“ Jadabharata ging hin, wurde Sänftenträger, und sie gingen weiter. Während sie gingen, sah Jadabharata plötzlich eine Schnecke auf dem Boden, gerade als er kurz davor war, den Fuß drauf zu setzen. Er wollte natürlich keine Schnecke umbringen und hüpfte, was dazu führte, dass die Sänfte durchgeschüttelt wurde und der König eine Beule bekam. Der König schimpfte und der Hauptmann entschuldigte sich, dass dies doch der neue Sänftenträger gewesen sei. Der König sagte: „Nicht noch einmal.“ Sie gingen weiter und während Jadabharata auf den Boden blickte, um kein Insekt zu töten, war er wieder kurz davor, auf einen kleinen Ameisenhaufen zu treten, und wieder sprang er darüber. Der König bekam seine zweite Beule. Er schimpfte und sagte: „Noch einmal, und ich haue dir den Kopf ab.“ Sie gingen weiter und während sie weitergingen, sah Jadabharata einen Käfer auf dem Boden liegen, der sich tot stellte, aber nicht tot war. Und da er ihn wieder so spät sah, musste er wieder hüpfen und der König bekam seine dritte Beule. Er sprang aus der Sänfte, zog sein Schwert und sagte: „Weißt du nicht, wer ich bin? Dass ich der Herr bin über Leben und Tod?“ Zum ersten Mal in seinem Leben öffnete Jadabharata seinen Mund und sagte: „Du bist Herr über Leben und Tod? Du kannst Leben schaffen? Du kannst Leben auslöschen? Du meinst, du kannst das Selbst vernichten? Du meinst, du kannst das Selbst schaffen? Oh König, du gehst, um die Weisheit des Selbst bei deinem Guru zu lernen, und drei Beulen lassen dich jeden Gleichmut vergessen? Angeblich willst du dich in Demut deinem Lehrer nähern, und du sagst hier, du bist der Herr über Leben und Tod. Oh König, es gibt nur ein Selbst und das ist das gleiche Selbst in einer Ameise, in einem Käfer, in dir und in mir, in deinen Dienern und in deinem Guru.“ Und er ging von dannen. Der König war erschüttert bis aufs Mark. Er erkannte all seine Arroganz, er stieg von der Sänfte und ging zu Fuß zu seinem Lehrer. Er ging nachher wieder zurück, regierte weiter das Königreich, erzählte diese Geschichte und lies sie aufschreiben. Daher kennen wir heute die Geschichte von Jadabharata. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Geschichte von Jadabharata Teil 1

Ich will euch kurz die Geschichte von Jadabharata erzählen. Einer dieser Samadhi Jnanis. Er war in einem früheren Leben ein König gewesen, namens Bharata. Ein sehr gerechter, rechtschaffener König. Er hat sich dann am Ende seines Lebens in eine Einsiedelei zurückgezogen, um viel zu meditieren und hat sein Königreich seinem Nachfolger hinterlassen. Eines Tages kam im Fluss, als er gerade meditierte, ein Rehkitz vorbeigeschwommen, dass um sein Leben kämpfte. Bharata hat dann das Rehkitz gerettet, hat es aufgezogen und hat dann eine Verhaftung an das Rehkitz entwickelt. Dem ganzen Königreich konnte er entsagen, aber das Rehkitz hat er über alles geliebt. Als er dann gestorben ist, war sein letzter Gedanke: Oh, wo ist mein armes Reh, was passiert mit meinem Reh? Er dachte nur an das Reh. Und es heißt, der letzte Gedanke ist der wichtigste. Das muss man jetzt nicht alles wörtlich nehmen. Das ist eine instruktive Geschichte, und wie wörtlich ihr das nehmt, ist euch selbst überlassen. Ich muss zugeben, ich weiß auch nicht, wie wörtlich ich das nehmen soll. Jedenfalls in der Geschichte geht es weiter: Weil der letzte Gedanke an das Reh war, inkarnierte er sich im nächsten Leben als Reh. Aber weil er ein großer Meister war, wusste er, dass er ein selbstverwirklichter Meister war, und so war er ein liebevolles Reh. Im Rehkörper kann man sich allerdings nicht verwirklichen und als er dann als Reh starb, inkarnierte er sich im nächsten Leben und nahm sich vor, den gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen. So entschied er sich, mit niemandem zu sprechen und keine Verhaftung aufzubauen. Er wurde von seinen Eltern Bharata genannt. Aber weil er nicht sprach, wurde er Jadabharata genannt – nutzloser Bharata. Schließlich haben sie ihm eine Aufgabe gegeben. Da er weder sprach, noch etwas anderes wollte, aber freundlich und in der Wonne war, so ein bisschen „blissed out“, sollte er eben auf den Feldern als Vogelscheuche fungieren. Er bekam etwas, um Lärm zu machen. Aber er sah diese Vögel und dachte: Die Vögel haben auch Hunger. Er hat sich bemüht, sich nicht zu bewegen, damit die Vögel etwas zum Essen hatten. Daraufhin wurde er aus dem Haus verjagt. Eigentlich eine grausame Geschichte. Aber Jadabharata hat das nicht weiter gestört. Er wanderte und meditierte, und die einen oder anderen gaben ihm etwas zu essen, und er lebte von dem, was ihm gegeben wurde. Er beglückte alle allein durch seine göttliche Gegenwart, durch sein Lächeln, seine Freude, seine mitfühlende Geste. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Lebensweise von Jivanmuktas

Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „Göttliche Erkenntnis“: „Samadhi Jnani und Vyavahara Jnani Die Lebensweise von Jivanmuktas oder Weisen ist nicht gleich. Der eine Weise lebt fürstlich. Bhagiratha lebte so. Ein anderer lebt wie ein Bettler. Der eine Weise ist immer in Meditationsstimmung. Er arbeitet nie. Er spricht nie. Er lebt immer zurückgezogen. Jada Bharata lebte so. Ein anderer Weiser lebt in einer hektischen überbevölkerten Stadt. Er stürzt sich in den Dienst. Er spricht mit den Menschen. Er hält Vorträge, gibt spirituelle Unterweisungen, schreibt Bücher. Shri Shankara lebte so. Jeder Weise hat sein spezielles Prarabdha.“ Menschen sind unterschiedlich. Und auch die Weisen sind unterschiedlich. In der Bhagavad Gita fragt Arjuna Krishna: Wie erkenne ich einen Weisen? Wie sieht er aus? Wie sitzt er? Wie geht er? Wie spricht er? Arjuna will äußere Kennzeichen haben. Vielleicht schreitet er majestätisch, vielleicht spricht er würdevoll und ruhig, vielleicht steht er aufrecht und jede seiner Bewegungen zeugt von großer Bewusstheit. Krishna geht darauf in keinster Weise ein. Arjuna fragt immer wieder. Krishna verliert dazu kein Wort. Er sagt nur: Er ist voller Liebe, voller Mitgefühl, voller Mut, gleichmütig, ob er gelobt oder getadelt wird. Das bleibt gleich. So sind Meister unterschiedlich. Manche sind dick, manche sind dünn. Swami Vishnu z.B. war dick, Swami Chidananda war extrem dünn. Swami Chidananda hat vor zwei Monaten mit über 90 Jahren Mahasamadhi erreicht. Bis kurz vorher war er der Leiter der Divine Life Society. Manche sterben jung unter den großen Meistern, wie z.B. Swami Vivekananda, und andere werden recht alt, wie z.B. Swami Chidananda und Swami Nada Brahmananda. Swami Nada Brahmananda ist 99 Jahre geworden und auch Swami Brahmananda, ein Jnana Yogi, ist über 90 Jahre geworden. Manche haben ein burschikoses Temperament, sie sind sogar emotional. Wie z.B. Swami Vishnu. Er war ein emotionaler Mensch. Er konnte himmelhochjauchzen, und dann konnte er wieder zurückgezogen sein. Er konnte sich unglaublich freuen, er konnte aber auch mal schimpfen, ohne deshalb daran verhaftet zu sein. Er konnte, wenn er wollte, von einem Moment auf den anderen umschalten. Sein Temperament war so. Ein anderer, wie z.B. Swami Chidananda war jemand, der immer gleichmütig war. Seine engeren Schüler haben mir versichert, ihn nie ärgerlich gesehen zu haben, wenigstens nie richtig ärgerlich. Das ist auch etwas Besonderes. Und andere sind wie ein Brummbär, z.B. Swami Krishnananda war ein bisschen wie ein Brummbär: rau im Umgangston. Aber wenn man hinter die Schale geschaut hat, war da reine Liebe. Er hat alles für einen gemacht, wenn man Hilfe gebraucht hat. So gibt es manche Menschen, die sind Vyavahara Jnanis und manche sind Samadhi Jnanis. Vyavahara Jnanis sind die, die in der Welt viel tun und bewirken und Samadhi Jnanis sind die, die nicht mehr viel äußeres Karma haben und hauptsächlich meditieren. Von den Vyavahara Jnanis gibt es wieder zwei verschiedene: Es gibt solche, die gehen ihrem ganz normalen Beruf nach, und das ist die Mehrheit der Menschheit. Das ist vielleicht sogar traurig. Die Mehrheit erreicht die Verwirklichung ohne als spirituelle Lehrer tätig zu sein. Das ist eben in ihrem Karma drin. Ihr könnt ja am Montag mal schauen, ob in eurer Firma der eine oder andere selbstverwirklicht ist und vielleicht hinter der harten Schale die unendliche Weisheit steckt. Es gibt mehr davon, als man so denkt. Aber es ist auch nicht so, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Hälfte der Mitarbeiter eurer Firma die Selbstverwirklichung erreicht hat. Obgleich es manchmal schön ist: Ich gehe mal davon aus, in meiner Firma gibt es mindestens fünf Selbstverwirklichte. Ich weiß nicht, wer es ist, aber ich könnte viel von ihnen lernen, wenn ich sie respektvoll behandle. Und da ich das nicht weiß, behandle ich am besten alle so, als wenn sie selbstverwirklicht sind. Wer weiß, ob ihr äußeres Grummeln einfach nur eine Maske ist, durch die die Liebe zu mir durchwirkt. Es hat eine Wirkung, wie wir mit Menschen umgehen. Die zweite Art von „Vyavahara Jnanis“ gibt es glücklicherweise auch. Die sind spirituelle Lehrer und Meister – aktiv um die spirituellen Lehren weiterzugeben. Eben wie die Meister, die ich vorher genannt hatte: Swami Vishnu, Swami Chidananda, Swami Krishnananda, Swami Sivananda, Ramakrishna, Vivekananda, Paramahamsa Yogananda, Ramana Maharshi, Anandamayi Ma. Auf ihre Weise und mit ganz unterschiedlichem Charakter haben sie dazu beigetragen, dass die Yogalehren zu immer mehr Menschen gekommen sind. Und es gibt heute eine Menge von Heiligen und Weisen, die so sind. Dann gibt es auch die so genannten „Samadhi Jnanis“. Das sind solche, die tun wenig äußerlich. Die meditieren nur. Swami Sivananda erwähnte einen Namens Jada Bharata. So gibt es auch heute Menschen in Indien, die in Höhlen leben und nichts tun außer Meditieren. Ist das nutzlos? Auch nicht. Dadurch dass sie meditieren, schicken sie Gedanken des Friedens, der Kraft, der Spiritualität, der Verwirklichung aus. Das hilft dann anderen, die selbstloses Dienen üben wollen. Die bekommen dadurch Kraft und spirituelle Inspiration. So hat Swami Vishnu gesagt, in der heutigen Zeit wäre eigentlich eine Zeit, wo die „Samadhi Jnanis“ besonders wichtig sind. Wir stehen in einem besonderen Zeitalter, wo wir erstmalig in der Lage wären, Hunger auf dieser Erde abzustellen. Wir haben auch die Möglichkeit, noch in unserer Generation zu erleben, dass es keine Kriege mehr auf der Erde gibt. Wir haben die Möglichkeit, dass Hass zwischen Religionen nicht mehr existiert. Ihr mögt jetzt sagen, ich sehe durch eine rosarote Brille, aber es ist möglich. Wir haben in diesem Teil Europas gesehen, dass Franzosen und Deutsche sich miteinander versöhnt haben. Wir haben gesehen, dass Protestanten und Katholiken sich miteinander verstehen. Das ist nicht so selbstverständlich. Wir haben erlebt, dass Menschen, denen grausam mitgespielt wurde, den Nachfolgern der Täter vergeben haben. Dass die Polen und die Russen zu Deutschland überhaupt ein Verhältnis haben, ist ein Wunder an sich, nach dem, was die Deutschen dort gemacht haben. Wir haben gesehen, wie eine Mauer gefallen ist. Wir haben vieles Positives gesehen. All das könnte sich weiterentwickeln und spirituelle Aspiranten können dafür etwas tun. Das andere ist auch möglich. Das 20. Jahrhundert war auch die Zeit der schlimmsten Kriege der Welt und noch heute, in diesem Moment, gibt es Menschen, die sich umbringen. Es geschehen grausame Sachen. In Afrika schlimmer als in Irak oder Afghanistan, was in den Nachrichten erscheint. Es gibt schlimme Dinge. Es könnte einen Atomkrieg geben, es kann eine nukleare Verseuchung geben, und es kann zur ökologischen Katastrophe kommen. So hat jeder Mensch eine Verantwortung. Zum einen sich zu engagieren, aber zum anderen auch, spirituelle Energie zu schicken und anderen Menschen auf den spirituellen Weg zu helfen. Das ist ein Grund, weshalb Swami Vishnu so viele Yogalehrer ausgebildet hat und weshalb wir eben auch bei Yoga Vidya so viele ausbilden. So können viele Menschen auf den spirituellen Weg gebracht werden und Energie ausstrahlen. Aber diejenigen, die hauptsächlich meditieren, sind auch heute wichtig. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Das Doppelbewusstsein eines Jivanmukta

Swami Sivananda schreibt:
„Ein Mensch, der bis zum Hals im Wasser steht, hat eine doppelte Erfahrung. Sein Kopf ist der Sonne ausgesetzt, und der Körper ist im kalten Wasser. Er empfindet sowohl Hitze als auch Kälte.“ – Doppelbewusstsein.

In Indien, insbesondere in Rishikesh, kann es im Sommer extrem heiß werden. Temperaturen von 45 Grad sind keine Seltenheit, aber der Ganges, der gerade aus dem Himalaya kommt, hat auch im Sommer nicht mehr als ein paar Grad Celsius. Also kalt und warm.

„So ist die Erfahrung eines Jivanmukta. Er hat ein doppeltes Bewusstsein. Er genießt die Wonne Brahmans. Er erlebt auch diese Welt.“

Also, der Jivanmukta, der lebendig Befreite, sieht auf der einen Seite die Welt wie wir auch. Deshalb brauchen wir auch keine Angst davor zu haben, Jivanmuktas zu werden. Manche Menschen haben Angst: Oh, dann kann ich mich ja nicht mehr um meine Familie kümmern, kann nicht mehr arbeiten. Da brauchen wir keine Angst zu haben. Erstens gilt natürlich, dass keiner die Befreiung erreicht, der sie nicht erreichen will. Es ist nicht so, dass wir wider Willen Moksha erreichen, da kann man beruhigt sein. Und man muss auch Moksha nicht erreichen wollen, man kann auch Yoga üben, einfach um ein bisschen mehr Energie zu haben, ein bisschen mehr Harmonie, Ausstrahlung, Verbundenheit, Positivität, Zugang zu innerem Wissen, Kreativität, Einklang mit der Natur, und das ist ja auch schon eine ganze Menge.

Aber meistens, wenn wir auf dem Weg voranschreiten, spüren wir, dass es noch mehr gibt. Dann wird man doch irgendwo merken, dass man weiter will. Wenn wir die Verwirklichung haben, gilt, dass wir das, was zu tun ist, weiter tun können. Wir können, wenn wir nicht gerade in der Meditation sind, die Welt genauso sehen, wie andere auch. Wir können auch zu unseren Familienmitgliedern weiter eine besondere Beziehung haben. Wir können auch Finanzbeamter, Handwerker, Musiker, Frisör, alles sein. Auf der einen Ebene sieht man die Welt wie andere auch. Auf der anderen Seite bleibt immer die Bewusstheit: Ich bin das unsterbliche Selbst.

Der Jivanmukta wird in Samadhi eintreten können, wann immer er meditiert und so sein Bewusstsein von Körper und Denken transzendieren. Aber so wie die Samadhi-Erfahrung vorbei ist, wird er die Welt so wahrnehmen, wie andere auch und deshalb auch handeln können, wie andere auch. Aber es bleibt die Bewusstheit: Ich bin das Unsterbliche Selbst.

Es ist auch ein Unterschied, wenn ein Erwachsener mit einem Kind „Mensch ärgere dich nicht“ spielt. Das Kind wird sich relativ stark identifizieren und der Erwachsene, wenn er mit einem Kind spielt, wird das Ganze spielerischer sehen. Auf der einen Seite wird der Vater oder die Mutter das Spiel schon richtig spielen. Das hängt auch vom Alter des Kindes ab. Und wann freuen sich die Eltern am meisten? – Wenn das Kind gewinnt. Ich weiß, dass mein Vater dann öfter probiert hat, mich gewinnen zu lassen. Mich hat das dann geärgert. Es hat mich sowohl geärgert, wenn er offensichtlich seine Chancen nicht ergriffen hat, und noch mehr hat es mich geärgert, wenn ich verloren habe. Mein Vater hat es dann irgendwann zur Meisterschaft gebracht, dass er verhältnismäßig weniger gewonnen hat als seine drei Söhne. Das muss er irgendwie bewirkt haben, denn wir haben es nicht gemerkt, wenn er geschummelt hat.

Gut. So ähnlich können wir nun auch das Spiel spielen, und wir können uns freuen.
Wir können uns freuen, wenn wir das Spiel gewinnen, aber auch wenn jemand anderes gewinnt.

Ein zweites Beispiel für das Doppelbewusstsein ist luzides Träumen. Manche Menschen können das zur Meisterschaft entwickeln, man kann das trainieren: Träumen und wissen, dass man träumt. Vielleicht so heute Morgen, wo wir eine Stunde mehr Zeit hatten. Vielleicht sind die, die es gewohnt sind, um halb sechs aufzustehen, noch einmal eingeschlafen, weil es erst halb fünf war, und in einen Halb-Traum-Dös-Zustand hineingefallen. Da kann es dann passieren. Man weiß, dass man träumt, und man träumt, und es ist irgendwie ein angenehm wohliges Dösgefühl. Man kann den Traum genießen, man weiß, dass man träumt, und wenn zwischendurch im Traum etwas Komisches passiert, macht es nichts. Man kann sogar den Traum ändern, wenn man im luziden Traumbewusstsein ist. So ähnlich ist das Bewusstsein eines Jnana Yogis, der Jivanmukta erreicht hat. Er weiß, diese Welt ist eine Traumwelt, sie hat ihren Sinn, wir gehen durch Höhen und Tiefen, aber er weiß: Ich bin das Unsterbliche Selbst.

Hari Om Tat Sat

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Kennzeichen eines Vollkommenen 2

„Die wahre Größe eines verwirklichten Yogis kann nicht beschrieben werden“, schreibt Swami Sivananda. „Seine Augen sind heiter und fest, seine Handlungen vollkommen heilig, seine Sprache ist süß und knapp, inspirierend und beeindruckend. Seine Haltung ist hochherzig, seine Berührung ist reinigend, sein Blick ist barmherzig, seine Gesten sind erleuchtend. Er hat Wissen um das alles, er hat intuitives, transzendentales Wissen und klare Einsicht in das Herz aller Dinge und aller Wesen. Man erfährt in seiner Gegenwart ein tiefes Gefühl von Frieden und Harmonie, ein großes Erhobenwerden und Inspiration.“ Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Kennzeichen eines Vollkommenen 1

Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „Göttliche Erkenntnis“: „Ein Jivanmukta, ein lebendig Befreiter, hat zu Lebzeiten die Verwirklichung erreicht. Er lebt in der Welt, er ist nicht von der Welt. Er weilt immer in der ewigen Wonne des höchsten Selbst. Er ist eins mit Gott. Der Jivanmukta, der vollerblühte Jnani, der die höchste Erkenntnis hat, ist voll reiner Liebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit, außerordentlicher Liebenswürdigkeit und verborgener Kraft und Stärke. Liebe und Glanz scheinen in seinen strahlenden Augen.“ In der Bhagavad Gita gibt es einige Beschreibungen über die Kennzeichen eines Vollkommenen. Da müssen wir auch aufpassen. Es gibt manchmal Leute, von denen heißt es, sie hätten die Verwirklichung. Aber wenn wir genauer hinschauen, ist dort das Leben nicht so ethisch. Auf der höchsten Ebene spielt es keine Rolle, ob wir jetzt wirklich verwirklicht sind oder nicht, denn wir sind immer satchidananda. Auf einer anderen Ebene aber transformiert es einen so sehr, wenn man Nirvikalpa Samadhi erfahren hat, dass man reine Liebe ausstrahlt, weil man die Einheit mit allen hat. Die linke Hand wird jetzt nicht die rechte Hand prügeln, nur weil die rechte die linke verletzt hat. Die linke Hand weiß: Ich bin eins mit der rechten Hand, wir sind alle verbunden. Wenn also jemand einem anderen etwas Schlechtes tut, weiß der Jnani, dass das auch nur sein eigenes Selbst ist und daher ist dort kein Hass dabei. So ist ein Charakteristikum eines Jivanmuktas diese Liebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Jivanmukta – ein lebendig Befreiter

Ich will etwas lesen aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Jivanmukta“. Jivanmukta ist ein lebendiger Befreiter, der das verwirklicht hat, was wir irgendwann verwirklichen wollen. Es ist eine gute Sache sich öfters Gedanken zu machen, wie ein Jivanmukta ist. Das ist auch häufig eine Frage. Mit anderen Worten: Wie werde ich sein, wenn ich Moksha erreicht habe? Ich weiß nicht, ob ihr darüber schon einmal nachgedacht habt: Wie wäre ich, wenn ich befreit wäre? Das ist manchmal eine schöne Sache. Das gibt es ja inzwischen auch in der modernen hypnotherapeutischen Psychotherapie oder in der positiven Psychotherapie: Man stellt sich vor, wie es wäre, wenn alles perfekt wäre. Wie wäre es in meinem Leben, wenn alles perfekt wäre? Wie wäre ich, wenn ich die Selbstverwirklichung erreicht hätte? Und wenn man darüber nachdenkt, dann wird man vielleicht öfter feststellen, dass man einiges von dem jetzt schon umsetzen könnte. Das ist der eine Aspekt. Und der andere ist, dass man dann denkt: „Ja, das will ich erreichen“ – das motiviert. So wie Antoine de Saint-Exupery gesagt hat: Wenn du jemanden helfen willst, ein guter Seemann zu werden, dann erzähle ihm nicht zu viel über verschiedene Boote, Bootstypen, Segeltypen, Knoten usw., sondern schwärme ihm vom Meer vor. Das ist mir bei vielen Meistern aufgefallen. Gerade in ihren letzten Lebensjahren erzählen die Meister gar nicht mehr so viel über Techniken. Meistens schwärmen sie einem über die Selbstverwirklichung vor. Und manchmal, was wir nicht so mögen, warnen sie uns vor den Problemen eines verhafteten Lebens. Dann geben sie vairagya und mumukshutva, und dann wird der Schüler sich bemühen, die Techniken herauszubekommen, die ihm helfen, nach vorne zu gehen und moksha zu erreichen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashatakam Strophe 6

Nirvanashatakam heißt ja sechs Strophen. Shataka – die Sechsheit zu Nirvana. „Aham Nirvikalpa“ Ich bin jenseits aller Gedanken. „Nirakara Rupo“ Ich habe auch keine physische Form. Das soll auch ein Trost sein. Ihr habt an diesem Wochenende viel meditiert. Ich habe euch immer wieder gesagt: Denkt nicht. Ich habe es in kunstvolleren Worten gesagt. Manchen mag das gelungen sein, manchen mag das nicht gelungen sein. Ich hatte mal eine Gruppe, die sich immer wieder ärgerte, wenn ich sagte: Wortgedanken eliminieren. Dann ist nämlich bewusst geworden, wie viel Worte da sind, und sie sind nur frustriert worden. Ich habe versucht, es dieses Wochenende etwas anders zu formulieren. Denn wir sind „nirvikalpa“, wir sind nicht von Gedanken abhängig. Es ist schön, wenn wir mal keine Gedanken haben und wirklich spüren „sacchidananda rupah“. Aber auch wenn wir Gedanken haben, sind wir immer noch „sacchidananda rupah“. Wir sollten nicht an dem gedankenlosen Zustand hängen. „Nirakara“ – wir wollen probieren, den Körper wahrzunehmen, aber uns nicht damit identifizieren. Manchen wird gerade dann, wenn man sagt: „Du bist nicht der Körper“, bewusst: „Aua, der tut jetzt aber gerade weh.“ Wir sind nicht der Körper, aber wir hängen auch nicht daran, dass wir jetzt gerade spüren: ich bin nicht der Körper. Vedanta und Jnana Yoga ist der Weg der Entspannung. Wir können engagiert sein, aber wir haben keinen Leistungsdruck. Nichts zwingt uns zu irgendetwas. Wir sind jetzt schon vollkommen. Auch wenn wir es nicht wissen, es gibt niemanden, der uns zwingt, vollkommen zu sein. Es ist schön, wenn wir uns ein bisschen mehr verwirklichen, aber ohne Leistungsdruck. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass wir deshalb halbherzig sind. Wir machen alles, so gut wir können, mit Humor, Verhaftungslosigkeit, Freude und Entspannung. „Vibhutvachcha Sarvatra Sarvendriyanam“ Ich bin jenseits von dem ganzen Wissen. Auf einer Ebene ist es gut, viel zu lernen. Ihr seid jetzt in einer Yogalehrerausbildung, wenigstens die meisten von euch, und dort lernt ihr viel Sanskrit. An diesem Wochenende habt ihr ein paar Sanskritausdrücke gelernt und ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass es gar nicht so viele waren, wie bei anderen Seminaren. Manche machen sich vielleicht Sorgen, ob sie das alles behalten. Der Selbstverwirklichung ist es egal, ob wir es behalten oder nicht. Das Behalten von Sanskritausdrücken mag hilfreich sein, auch das Behalten von lateinischen Ausdrücken für Muskeln und Gelenke kann hilfreich sein, so dass man sich nachher vielleicht physiologischer Prozesse bewusster ist und deshalb ein gesünderes Leben führt. Nur wir sollten nicht an dem Wissen hängen. Ich bin jenseits aller Sinne. Damit wiederholt er praktisch was am Anfang gesagt wurde. Und aus dieser Bewusstheit: „Sada Me Samatvam“ – daraus kommt diese heitere Gelassenheit. Das ist sicher ein Kennzeichen eines Jnanayogis – die heitere Gelassenheit, humorvolle Gelassenheit auch. Ich kannte einige der Meister, deren Hauptweg tatsächlich Jnana Yoga war. Die hatten alle diese heitere Gelassenheit und irgend so ein verstehendes, humorvolles Mitgefühl gegenüber anderen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashatakam Strophe 6

Der letzte Teilvers des Nirvanashatakam:

„Na Muktir Na Bandhah“
Ich bin weder Befreiung, noch gebunden.
Natürlich bemühen wir uns um Befreiung. Shankara sagt im Viveka Chudamani, einem seiner Hauptwerke, was auch gerade für Anfänger eine gute Einführung ins Jnana Yoga ist, dass ein Schüler vier Eigenschaften haben sollte, um auf dem Jnana-Weg gut voranzukommen: 1. Viveka – Unterscheidungskraft, 2. Vairagya – Verhaftungslosigkeit, nicht anhaften, 3. Shatsampat – die sechs edlen Tugenden der Gleichmut, 4. Mumukshutva – intensiver Wunsch nach Befreiung. Und Patanjali sagt im ersten Kapitel des Yoga Sutra: „Die Befreiung kommt schnell für die, bei denen der Wunsch intensiv ist. Oder: „Den intensiv Strebenden ist Samadhi nah.“
Auf der einen Seite ist es also gut, nach dem Höchsten zu streben, auf der anderen Seite dürfen wir daraus auch keinen Krampf machen. Denn ich bin jetzt schon Sacchidananda Rupah Shivoham Shivoham. Jetzt und in diesem Moment bin ich Sein, Wissen und Glückseligkeit. Egal ob ich jetzt gebunden und verhaftet oder befreit bin. Meine wahre Natur hängt nicht davon ab, ob ich befreit bin oder nicht.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Na Gurur Naiva Shishyah Ich bin weder Guru noch Schüler. Die Guru-Schüler-Beziehung gilt als etwas Heiliges und wenn Shankaracarya hier sagt: Es gibt weder Guru noch Schüler, oder ich bin nicht beschränkt auf Guru-Dasein oder Schüler-Dasein, mein Glück hängt auch nicht davon ab, dass ich einen Guru habe oder dass der Guru sich richtig verhält, will er damit nicht die Lehrer-Schüler-Beziehung in Frage stellen. In vielerlei Hinsicht ist spirituelles Wissen auch eine Übertragung von Lehrer auf Schüler. Dafür braucht der Lehrer nicht einmal selbstverwirklicht zu sein, er braucht nicht einmal vollkommen zu sein. Er muss sich zum Instrument machen, und dann fließt etwas durch ihn hindurch. Manche von euch sind ja schon Hatha-Yogalehrer. Die meisten von euch sind im ersten Jahr der Yogalehrerausbildung und haben deshalb nur in der kleinen Gruppe sich gegenseitig unterrichtet. Aber egal, ob in einer kleinen oder großen Gruppe – diejenigen, die unterrichten, spüren, dass da etwas durch sie hindurch strömt. Das gilt nicht nur im Hatha Yoga, das gilt in vielerlei anderer Hinsicht. Wenn man sich öffnet und etwas Spirituelles unterrichtet, strömt etwas durch einen hindurch. Einer der mir am häufigsten gestellten Fragen ist: Braucht man einen Guru zur Verwirklichung? Die Antwort: Jein. Es gibt Meister, die haben die Verwirklichung ohne einen Guru erreicht, wie Ramana Maharishi, Anandamayi Ma. Also kann man klar sagen, man braucht keinen Guru für die Verwirklichung, es geht auch ohne. Aber es gibt jede Menge von Meistern, die Gurus hatten. Manche hatten einen Hauptguru, wie z.B. Swami Vishnu oder Swami Vivekananda. Sie hatten beide in relativ jungen Jahren ihren Meister gefunden und sind ihm bis zum Ende ihres Lebens gefolgt. Sie haben auch nach dem Tod ihres Meisters diese Verbindung gespürt und haben immer wieder gespürt, dass der Meister sie führt. Andere, wie z.B. Ramakrishna oder Swami Sivananda hatten eine Reihe von Meistern, man kann sagen, Lebensabschnittsmeister. Swami Sivananda hatte seinen Vater als ersten Meister, er hatte einen Selbstverteidigungsmeister, er hatte einen Vedantameister in Malaysia, dazwischen einen Hathayogameister, einen Einweihungsguru – Swami Vishwananda, den er als seinen Sadguru verehrt hat. Danach hatte er noch einen Swami Vishnudevananda, der ihm die praktischen Dinge eines fortgeschrittenen Sadhus gelehrt hatte und einen tantrischen HathaYoga-Guru, der ihm fortgeschrittenes Pranayama beigebracht hat. Auch so kann es sein. Ähnlich auch Ramakrishna. Er hat zum Teil von Lehrern gelernt, die weniger entwickelt waren, als in dem Moment er selbst als ein spiritueller Schüler es war. Damit will er uns auch lehren, dass es nicht einmal so sehr auf die Verwirklichung des Meisters ankommt, sondern der Schüler kann sich öffnen, und wenn der Schüler um Führung bittet, wird Führung kommen. Der Schüler braucht auch immer Unterscheidungskraft, sowohl, wenn der Meister vollkommen ist, als auch, wenn er nicht vollkommen ist. Er muss nämlich schauen: Was ist tatsächlich Lehre, was ist die Unvollkommenheit, was will der Meister mich damit lehren? Swami Sivananda hat gerade in der Anfangszeit manchmal den Schülern Dinge gesagt, und die Schüler haben vor allem dann davon gelernt, wenn sie diesen Dingen nicht gefolgt sind. Das ist paradox. Ein Beispiel: Einem Schüler sagte er, gehe woanders hin, ich bin nicht dein Meister. Wenn dann aber der Schüler weiter gefragt hat, sagte Swami Sivananda: „lerne von dem und dem“, und hat ihn weggeschickt. Dann ist der Schüler trotzdem wieder gekommen. Nachdem der Schüler dann drei Mal wieder um Aufnahme gebeten hat, erst dann hat Swami Sivananda ihn gelehrt. So gilt es als Schüler, sich zu öffnen. Egal ob wir jetzt einen fortgeschrittenen Aspiranten haben, der vielleicht kein Sadguru ist, aber einer, von dem man etwas lernt und für den man sich öffnet, oder ob wir jemanden verehren, der nicht mehr im physischen Körper ist, oder ob wir sagen, ich richte mich gleich an mein inneres Selbst, das ist mein Guru, oder ich lerne von der ganzen Welt – nur sollten wir auch an diesem Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht hängen. Gurur Naiva Shishyah – letztlich gibt es weder Guru noch Schüler. Es gibt Sacchidananda Rupah Shivoham Shivoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit, ich bin Shiva – reines Bewusstsein. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashatakam Strophe 5

Na Mitra Gurur Naiva Shishyah Mitra heißt Freund. In gewisser Weise ist es gut, Mitra von allen Wesen zu sein. Patanjali erwähnt Maitri in mehreren Kapiteln. Bekannter ist Ahimsa. Ahimsa heißt ja Nichtverletzen und irgendwie wird davon sehr viel häufiger gesprochen als von Maitri. Die meisten von euch haben vermutlich noch nie von Maitri gehört. Aber Patanjali gebraucht Maitri häufiger. Nichtverletzen, Ahimsa, ist ein negierender Ausdruck. Maitri heißt Freundlichkeit, Liebe, Mitgefühl. Und interessanterweise gebraucht Patanjali diesen Begriff in allen vier Kapiteln. Ahimsa nur im zweiten Kapitel. Mitgefühl, Liebe ist da viel wichtiger. Wir bemühen uns, alle Menschen zu mögen. Wir sollten uns nicht so sehr Gedanken machen, ob alle uns mögen. Manche mögen uns, und manche mögen uns nicht. Wir können natürlich schauen, dass wir freundlich und verständnisvoll sind; und vielleicht gelingt es uns dann auch, dass viele Menschen uns ebenso mögen. Aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Unser Glück sollte nicht davon abhängen, dass alle Menschen uns mögen. Wenn selbst Jesus von vielen nicht gemocht wurde, wenn selbst Gandhi von vielen nicht gemocht wurde, und beide sogar umgebracht wurden – wie viel weniger können wir erwarten? Man könnte vielleicht sagen, die beiden waren ja auch ein bisschen radikal. Ich bin nicht so radikal. Ich mache mehr Kompromisse. Aber wir wissen es nicht. Wilhelm Busch sagte einmal: „Man kann nicht glücklich sein, wenn es dem lieben Nachbarn nicht gefällt.“ Andererseits sagt er aber auch: „Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert.“ Auf Englisch sind das solche common sense Weisheiten. Wir sollten nicht davon abhängen, ob andere unsere Freunde sind oder nicht. Wir können versuchen, alle Menschen zu mögen. Es mag da zwei Schritte geben. Jesus macht ja diese zwei Schritte. Er sagt: „Liebet eure Feinde.“ Ich habe immer Probleme mit diesem Ausdruck gehabt. Denn um Feinde lieben zu können, braucht man Feinde. Was ist, wenn man keine Feinde hat? Wenn man nicht das Gefühl hat, dass irgendjemand feindselig ist? Dann tritt das ein, was die höhere Stufe ist und wie Jesus auch sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Auch wenn er dann sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er sagt nicht: „vergib meinen Feinden“, sondern er hat Mitgefühl. Das sind seine Freunde, die ihm da etwas Schlechtes antun, aber deshalb keine Feinde. Für viele kann der Schritt gut sein, die Feinde lieben zu lernen. Dann liebt man erst seine Feinde und irgendwann sind es keine Feinde mehr, und dann ist nur noch Maitri da. Wir sollten uns aber auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Manchmal gelingt es nicht, alle Menschen zu lieben. Davon hängt jetzt auch unsere Seligkeit nicht ab. Wir sind, egal was wir tun: Chidananda Rupah Shivoham Shivoham. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashatakam Strophe 5

Na Me Mrutyukshanka Ich bin jenseits der Sterblichkeit. – Das ist natürlich eine große Behauptung, die ich euch jetzt so nicht beweisen kann. Man kann es aber in der Meditation erahnen, wenn man plötzlich merkt: Ich bin nicht der Körper. Wenn man merkt: Zeitlosigkeit ist erfahrbar. Letztlich wissen wir es auch, wenn wir überlegen: Wie bin ich heute, wie war ich vor 20 Jahren? Das Ich ist gleich, das Selbst ist gleich. Der Charakter hat sich entwickelt – hoffentlich. Weisheit hat sich entwickelt – hoffentlich. Mögen und Nichtmögen haben sich entwickelt. Beziehungen haben sich entwickelt und verändert. – Ich bleibe gleich. Ich bin jenseits aller Veränderungen. Na Me Jatibhedah Das nächste Wichtige: andere Verhaftungen – Jati – ich bin jenseits von Jati: soziale Schichtzugehörigkeit. Bhedah – das ist Nation. Menschen identifizieren sich. Ihr habt damit vielleicht etwas weniger Probleme. Jedoch gibt es viele Menschen mit diesem Standesdünkel: Man verkehrt nur mit Menschen des gleichen Standes. Das ist in Deutschland sehr viel stärker, als man denkt. In Deutschland wird sehr viel mehr in der gleichen sozialen Schicht geheiratet, als es in anderen Ländern üblich ist. Die soziale Schichtzugehörigkeit in Deutschland bestimmt heute sehr viel mehr als früher, welche Schulen die Kinder besuchen und wieviel Geld sie später verdienen. Und so viel mehr als man das denken würde und als das offiziell Menschen bekennen würden, sorgen Eltern dafür, dass die Kinder nur mit solchen Kindern spielen, die einer ähnliche Schicht zugehören. Wir sollten nicht solche Dünkel haben, sondern erkennen, dass alle Menschen eine Familie sind. Das gilt natürlich noch mehr für Nationalismus. Vom übersteigerten Nationalismus sind die Deutschen ja mit schmerzlicher Erfahrung etwas geheilt worden. Es gilt dort immer wieder aufzupassen. Es ist vielleicht eine schöne Entwicklung unserer Zeit, dass dieser Nationalismus, den es früher gab, etwas aus der Mode gekommen ist und vielleicht eher spielerisch in Fußball-Europameisterschaften oder -Weltmeisterschaften wieder auftaucht. Pita Naiva Me Naiva Mata Cha Janmah Na Bandhur Vater und Mutter, Verwandte und Geschwister bin ich auch nicht. Daran bin ich auch nicht verhaftet, auch nicht an das Vater- und Muttersein. Letztlich sind wir alle Kinder eines Unendlichen, wir sind alle Kinder Gottes. Das darf man jetzt nicht missverstehen. Selbstverständlich ist die Beziehung von Eltern zu Kindern eine besondere. Gestern habe ich mit Leela Mata zu Abend gegessen, und sie hat über einen Heiligen gesprochen, der ihrer Meinung nach dieses „alle gleich behandeln“ übertrieben hat, so dass sein Sohn auf die schiefe Bahn gekommen ist. Weil der Vater zu sehr gezeigt hat, dass er alle Kinder gleich liebt und seinen Sohn nicht mehr als andere. Das kann auch eine Falle sein. Wir haben mit unserem Karma bestimmte Aufgaben. Da ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, zwischen Ehemann und Ehefrau sowie zwischen Geschwistern natürlich eine besondere. Nur sollten wir uns darauf nicht beschränken und uns nur als Vater, Mutter oder als Kind definieren. Denn Kinder gehen irgendwann ihre eigenen Wege, Kinder können auch vor den Eltern sterben, der Partner kann auch sterben. Das wird schmerzhaft sein. Aber wenn wir wissen, das Selbst ist unsterblich und auch der physische Tod ändert daran nichts, dann ist das sehr hilfreich. Shankaracharya hat das auch an einer anderen Stelle so gesagt: „So oft bist du schon geboren worden, so viele Mütter, so viele Väter hattest du schon. Jeder Mensch, den du triffst, war schon einmal deine Mutter. Jeder Mensch, den du triffst war schon einmal dein Vater. Jeder Mensch, den du triffst, war schon einmal dein Kind, dein Bruder, deine Schwester.“ Was er dann in einem anderen Gedicht weiter sagt, ist vielleicht etwas radikaler als das, was ich bisher gesprochen habe: „Genug! Wann willst du zur höchsten Beziehung kommen, mit deinem höchsten Wesen?“ Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.Hari Om Tat Sat
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Nirvanashatakam Strophe 4.3

Na Bhojana Na Bhojyam Na Bhokta Ich bin nicht das Genießen, ich bin nicht das Genossene, ich bin nicht der Genießende und ich bin vor allen Dingen auch nicht derjenige, der die Erfahrungen macht. Bhokta Bhojana hat mehrere Bedeutungen. Zum einen ist es Genießen im Sinne von Sinnesgenuss, zum anderen heißt es aber auch Erfahrung. Wir sind Sein, Wissen und Glückseligkeit. Unsere wahre Natur hängt nicht ab von dem, was wir erfahren. Erfahrungen bringen uns Höhen und Tiefen, aber wir sind nicht darauf beschränkt. Wir sind das unsterbliche Selbst, der Atman. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashatakam Strophe 4.2

Der nächste Teilvers von Nirvanashatakam will uns etwas Verhaftungslosigkeit sogar gegenüber spirituellen Praktiken lehren. Na Mantra Na Tirtham Na Veda Na Yajna Ich hänge auch nicht ab von Mantras. Mantras sind etwas Gutes. Wir singen Mantras, es gibt Mantra-Einweihungen und Mantras für die Meditation, wir beginnen und schließen jede Yogastunde mit einem Mantra. Es erhebt den Geist, es macht es leichter, Brahman zu erfahren. Aber wir sollten auch nicht daran hängen. Es ist gut zu probieren die Mantras korrekt auszusprechen, aber es wird auch nicht so tragisch sein, wenn man ein Mantra nicht so korrekt ausspricht. Wir sollten auch nicht denken, dass wir, indem wir ein Mantra ausreichend oft wiederholen, die höchste Verwirklichung erreichen. Mantra ist ein Instrument, ein Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Na Tirtham sind heilige Orte. In Indien gehört es dazu, dass man heilige Orte besucht. Ich würde z.B. sagen, dieser Ashram ist ein heiliger Ort. Es ist ein Ort, wo Prana ist, wo Energie ist, wo es leichter fällt, spirituelle Praktiken zu üben. Es ist gut, zu solchen Orten zu gehen. Jedes Yogazentrum ist ein Thirtam im kleineren Sinne. Euer Meditationsraum kann ein Thirtam sein, wenn ihr dort regelmäßig meditiert. Ich empfehle es, wenn es irgendwie möglich ist, in der Wohnung einen kleinen Ort, eine Ecke zu haben oder wer ein Häuschen hat, sogar ein Zimmer zu haben, wo man spirituelle Praktiken ausübt und die Kraft sich ansammelt. Aber wir sollten nicht daran haften. Letzte Woche bin ich viel mit dem Zug gefahren und ich habe einige Menschen aus Bayreuth getroffen, die jetzt auch hier sind. Man kann auch im Zug gut meditieren. Natürlich ist es in einem Ashram besonders schön, aber wir sollten nicht daran hängen, wir sollten vor allen Dingen nicht sagen: Ich meditiere nicht, da es nicht der richtige Ort dafür ist. Na Veda – das sind die ganzen Schriften. Es ist gut, Schriften zu kennen. Schriften helfen uns, aber auch Schriften sind kein Selbstzweck. Na Yajna – damit sind alle Rituale gemeint. Und man könnte auch sagen, dass alle spirituellen Praktiken, die wir ausführen, Yajna sind. So beschreibt auch Krishna in der Bhagavad Gita Yajna: Meditation, Asanas, Pranayama, alles was wir tun. Es ist gut, das zu machen, aber wir sollten nicht zu sehr daran hängen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nirvanashtakam Strophe 4.1

„Na Sukha Na Dukha.“ Sukha heißt Vergnügen in diesem Kontext und Dukha heißt Schmerz. Die Welt ist voller Vergnügen, die Welt ist voller Schmerz. Der Mensch sucht Vergnügen und er versucht Schmerz zu vermeiden. Das ist letztlich auch wie Raga und Dwesha, so etwas, was im Menschen angelegt ist und was den Tieren geholfen hat zu überleben. Typischerweise, das was die Evolution begünstigt, bereitet dem Menschen Freude, das was die Evolution verhindert und das Überleben, hat ihm Schmerz bereitet. Und so sind das natürliche Dinge. Nur unsere Natur hängt jetzt nicht davon ab, ob wir Dukha und Sukha so beeinflussen wie wir es gerne hätten. Wir können gleichmütig sein in Sukha und Dukha. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, unabhängig davon, ob jetzt der Körper Freude oder Schmerz erfährt. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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