Nirvanashatakam heißt ja sechs Strophen. Shataka – die Sechsheit zu Nirvana.
„Aham Nirvikalpa“
Ich bin jenseits aller Gedanken.
„Nirakara Rupo“
Ich habe auch keine physische Form. Das soll auch ein Trost sein. Ihr habt an diesem Wochenende viel meditiert. Ich habe euch immer wieder gesagt: Denkt nicht. Ich habe es in kunstvolleren Worten gesagt. Manchen mag das gelungen sein, manchen mag das nicht gelungen sein. Ich hatte mal eine Gruppe, die sich immer wieder ärgerte, wenn ich sagte: Wortgedanken eliminieren. Dann ist nämlich bewusst geworden, wie viel Worte da sind, und sie sind nur frustriert worden. Ich habe versucht, es dieses Wochenende etwas anders zu formulieren.
Denn wir sind „nirvikalpa“, wir sind nicht von Gedanken abhängig. Es ist schön, wenn wir mal keine Gedanken haben und wirklich spüren „sacchidananda rupah“. Aber auch wenn wir Gedanken haben, sind wir immer noch „sacchidananda rupah“. Wir sollten nicht an dem gedankenlosen Zustand hängen.
„Nirakara“ – wir wollen probieren, den Körper wahrzunehmen, aber uns nicht damit identifizieren. Manchen wird gerade dann, wenn man sagt: „Du bist nicht der Körper“, bewusst: „Aua, der tut jetzt aber gerade weh.“ Wir sind nicht der Körper, aber wir hängen auch nicht daran, dass wir jetzt gerade spüren: ich bin nicht der Körper. Vedanta und Jnana Yoga ist der Weg der Entspannung. Wir können engagiert sein, aber wir haben keinen Leistungsdruck. Nichts zwingt uns zu irgendetwas. Wir sind jetzt schon vollkommen. Auch wenn wir es nicht wissen, es gibt niemanden, der uns zwingt, vollkommen zu sein. Es ist schön, wenn wir uns ein bisschen mehr verwirklichen, aber ohne Leistungsdruck. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass wir deshalb halbherzig sind. Wir machen alles, so gut wir können, mit Humor, Verhaftungslosigkeit, Freude und Entspannung.
„Vibhutvachcha Sarvatra Sarvendriyanam“
Ich bin jenseits von dem ganzen Wissen. Auf einer Ebene ist es gut, viel zu lernen. Ihr seid jetzt in einer Yogalehrerausbildung, wenigstens die meisten von euch, und dort lernt ihr viel Sanskrit. An diesem Wochenende habt ihr ein paar Sanskritausdrücke gelernt und ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass es gar nicht so viele waren, wie bei anderen Seminaren. Manche machen sich vielleicht Sorgen, ob sie das alles behalten. Der Selbstverwirklichung ist es egal, ob wir es behalten oder nicht. Das Behalten von Sanskritausdrücken mag hilfreich sein, auch das Behalten von lateinischen Ausdrücken für Muskeln und Gelenke kann hilfreich sein, so dass man sich nachher vielleicht physiologischer Prozesse bewusster ist und deshalb ein gesünderes Leben führt. Nur wir sollten nicht an dem Wissen hängen.
Ich bin jenseits aller Sinne. Damit wiederholt er praktisch was am Anfang gesagt wurde.
Und aus dieser Bewusstheit: „Sada Me Samatvam“ – daraus kommt diese heitere Gelassenheit. Das ist sicher ein Kennzeichen eines Jnanayogis – die heitere Gelassenheit, humorvolle Gelassenheit auch. Ich kannte einige der Meister, deren Hauptweg tatsächlich Jnana Yoga war. Die hatten alle diese heitere Gelassenheit und irgend so ein verstehendes, humorvolles Mitgefühl gegenüber anderen.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die
Meditation im Satsang im Haus
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