Yoga Sutra 2.5 - Unwissenheit

Yoga Sutra 2.5 Durch Avidya, Unwissenheit, hält man das Vergängliche, das Unreine, das Leidvolle, das Nicht-Selbst fälschlicherweise für das Ewige, Reine, Freudevolle, das Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist ewig, rein, voller Freude, das unendliche Selbst. Aber du hast es vergessen. Du identifizierst dich mit dem Vergänglichen, dem Unreinen, dem Leidvollen, dem Nicht-Selbst. Was ist das Vergängliche? Zum Beispiel der Körper. Der Körper wurde geboren, er wächst, irgendwann stirbt er. Zwischendurch geht er durch verschiedene Krankheiten. Dieser Körper ist letztlich unrein im Sinne, dass er nicht das göttliche Selbst hindurch lässt. Er ist leidvoll, denn er beschränkt uns. Du willst eigentlich Unendlichkeit erfahren. Du willst frei sein. Aber dieser Körper ist nun mal begrenzt und er gibt dir keine Freiheit. Er ist auch nicht dein wahres Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Aus Unwissenheit hältst du dich für diesen Körper. Genauso auch deine Persönlichkeit. Auch Persönlichkeit entwickelt, entfaltet sich. Du bist heute nicht mehr der Gleiche wie in Teenager-Jahren und du wirst auch in 20 Jahren nicht mehr der Gleiche sein. Was gleich bleiben wird, ist das höchste Selbst. Persönlichkeiten, Wünsche, Motive, Reaktionsmuster, vieles ändert sich. Diese Persönlichkeit ist per se unrein im Sinne von, sie reflektiert nicht das höchste Selbst. Du kannst sie reiner machen. Du kannst Liebe durch dich hindurchströmen lassen. Aber deine Persönlichkeit ist immer auch Ursache von Leid, denn du wirst deine Persönlichkeit nicht vervollkommnen können. Menschsein heißt auch unvollkommen zu sein. Und selbst der größte Meister oder die größte Meisterin hat Grenzen in der Persönlichkeit. Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Es ist gut, dass du daran arbeitest, deine Persönlichkeit zu entwickeln und zu entfalten, die guten Eigenschaften in dir zu entwickeln. Dennoch, die Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Nicht umsonst kommt Persönlichkeit von „Persona“, griechisch für „Maske“. Auch wenn Menschen heutzutage nach ihrer Individualität streben und sagen, „Ich bin eine einzigartige Person“, ist das „Person“ immer noch Maske. Sie ist die Maske, durch welche das unsterbliche Selbst, das ewig Reine, Freudevolle hindurchwirkt. Masken sind hilfreich im Theater und diese Welt ist ein Theater, sie ist eine Bühne, wo wir hingehen, unseren Part spielen und wieder gehen. Für diese Bühne brauchen wir die Persönlichkeit, wir brauchen unseren Körper, wir brauchen all das, was wir haben. Ein Schauspieler sollte nicht vergessen, dass er nicht die Rolle ist. Er sollte nicht vergessen, dass er nicht das Kostüm ist. Er sollte wissen, es ist gut, die Rolle gut zu spielen und während man die Rolle spielt, ist es vielleicht sogar gut, sich mit ihr zu identifizieren. Aber gleichzeitig sollte er sich bewusst sein, dass er nachher gleich wieder aus der Rolle herausgeht. So hast du jetzt das Kostüm dieses Körpers. Du hast die Rolle der Persönlichkeit. Du spielst dabei deinen Part, und das ist gut so. Es ist Lila, ein Spiel. Aber löse dich davon wieder. Lerne, du bist das Ewige, das Reine, das Freudevolle, das Selbst. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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