Sukadev Bretzs Beiträge (5853)

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Ich will noch einige zusätzliche Worte zum Jahreswechsel sagen. Heute verabschieden die Menschen überall das alte und begrüßen das neue Jahr. Das ist also heute eine ganz besondere Nacht. Es geht darum, das alte loszulassen und sich noch mal bewusst zu machen, was man im letzten Jahr gelernt hat. Es geht auch darum, dass neue Jahr mit neuem Elan anzugehen.

Die Art des Neubeginns hat einen großen Einfluss auf einen neuen Zeitabschnitt, der dadurch eingeleitet wird. So habt ihr ausgewählt, dass ihr das neue Jahr vielleicht mit einer Meditation beginnen wollt. Das ist schon ein Alternativprogramm zu dem, was Menschen sonst an Silvester oft machen. Was viele – vor allem Jüngere – zu dieser Zeit oft machen, das ist vielleicht auch bewusstseinsverändernd, allerdings nicht unbedingt spirituell erhebend. Eine Meditation oder ein Ritual zum Jahreswechsel sind nicht nur bewusstseinsverändernd, sondern eben auch bewusstseinserhebend und bewusstseinsaufladend. Wir werden uns dabei einer neuen, größeren Sache bewusst.

Irgendwann mal in den 60iger Jahren wollte man die ganzen Rituale abschaffen. Aber dann hat man festgestellt, dass man sie braucht. Also hatte man viele Rituale, denen man keine große Bedeutung zugemessen hat. So werden bis heute weiter Raketen in den Himmel geschossen und man vergisst dabei, dass eigentlich, im alten China, Feuerwerkskörper eine Verehrung Gottes darstellten.

Bei Yoga Vidya feiern wir an Silvester ganz bewusst eine spirituelle Feier mit uralten Ritualen. Das wirkt vielleicht besonders heilsam und positiv in einem Teil der Welt, in dem die traditionellen Rituale oft an Bedeutung verloren haben. Durch Rituale aus einer anderen Kultur spüren wir wieder eine tiefe Bedeutung, eine heilende Kraft, spirituelle Erneuerung, emotionale Heilung, göttlichen Segen und Zugang zur inneren Führung. Vielleicht finden wir dadurch auch die Kraft, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben.Viele die zum Jahreswechsel an diesen Ritualen teilgenommen haben, haben mir berichtet, wie schön und machtvoll das gewesen sei und welche Auswirkung das gehabt hat. Durch ein bewusstes Ritual in dieser Nacht können wir uns also mit Inspiration und Kraft für das nächste Jahr aufladen.

Es ist bei unsTradition, den Jahreswechsel mit einer Puja und einer Homa zu feiern. Wir meditieren genau um Mitternacht. Diese Meditation ist ganz besonders, vor allem, weil der 31. Dezember in unserer Tradition eine besondere Bedeutung hat. Wir feiern nämlich nicht nur Silvester, sondern auch den Tag, an dem Swami Sivananda den so genannten Vishwanath Mandir eingeweiht hat, an diesem Tag. Das war am 31. Dezember 1943. Vishwanath Mandir ist ein großer Tempel für Meditation und spirituelle Praktiken in Indien – eines der größten spirituellen weltweit. Er wurde am 31. Dezember 1943 eingeweiht, als es drum herum noch sehr wenig Spirituelles gab. An Stelle, an der er gebaut wurde, hatte Swami Sivananda einige Jahre vorher eine Vision. Das war schon nach seiner Selbstverwirklichung und als er sich eigentlich schon zurückgezogen hatte. An diesem Ort hatte er meditiert und die Vision von Krishna erhalten, die zu ihm sagte: „Sivananda, wache auf, ich habe den Becher deines Lebens gefüllt mit dem Nektar des göttlichen Namens. Geh und teile ihn mit allen. Ich werde dafür sorgen, dass er immer gefüllt bleibt.“

Von da an nahm Swami Sivananda, der vorher alle möglichen Schüler abgelehnt hatte, alle Schüler auf, die zu ihm kamen. Der, der zurückgezogen hatte leben wollen, hat andere ermutigt, in den Ashram zu kommen. Er unternahm alle möglichen Aktivitäten, um Yoga zu verbreiten. Diese Vision soll am 31. Dezember gewesen sein, und deshalb hat Swami Sivananda den Tempel am 31. Dezember einweihen lassen.

Dieser Legende nach hat der 31. Dezember also noch eine weitere Bedeutung, ganz besonders für die, die Yoga in der Tradition von Swami Sivananda unterrichten. Vermutlich wäre ohne diesen 31. Dezember Yoga nicht so wichtig, wie es heute ist, denn Swami Sivananda war der erste indische Yogameister, der Hatha Yoga in großem Stil weitergegeben hat. Letztlich hat auch er Swami Vishnu in den Westen geschickt und damit viele, viele Menschen zu Yoga inspiriert, von Boris Sacherow über Andre van Liesbeth, von Swami Satyananda, über Swami Satchidananda, Swami Vishnudevananda bis hin zu allen Lehrer/innen des BDY. Sie alle sind irgendwo Schüler von Swami Sivananda. Die deutsche, europäische, amerikanische Yogabewegung wäre ohne all das kaum denkbar.

Inzwischen machen ja sogar schon die Mainzelmännchen Yoga und in Krimis wird auch schon Yoga geübt. Yoga ist also ein Teil des Lebens geworden und das alles hat irgendwann an einem 31. Dezember begonnen.

Und noch mehr: Swami Vishnudevanandas Geburtstag feiern wir ebenfalls am 31. Dezember. Wenn ich vorhin gesagt habe, dass Yoga ohne Swami Sivananda nicht so weit verbreitet wäre, dann war Swami Vishnu vielleicht sein wichtigstes Instrument dafür. Dass es heute schon DVD gibt, die heißen „Schön mit Yoga“, daran hat auch Swami Vishnu einen sehr wichtigen Anteil. Swami Vishnu ist der zweite große Meister unserer Tradition und er ist bis heute genau wie Swami Sivananda mit seiner Energie bei uns. So haben wir zu dieser Silvester-Feier also auch den besonderen Segen von Swami Vishnudevananda.

Und so wünsche ich uns allen, dass wir diese spirituelle Kraft und diesen spirituellen Segen heute Abend fühlen können, ganz egal, wo wir sind. Wir alle sind in Gemeinschaft mit so vielen Menschen auf der ganzen Welt. Schüler von Swami Sivananda feiern heute Abend an allen Orten ein besonderes Fest, und Menschen verschiedenster Traditionen feiern Neujahr und Silvester auf ihre eigene, spirituelle Weise. Wir alle sind ein Teil dieser Bewegung. Und so wünsche ich uns allen einen bewussten und guten Übergang in das neue Jahr – mit den Ritualen, die uns helfen, unsere Kraft zu erneuern und sie auf positive Weise in die Welt zu tragen!

Hari Om Tat Sat

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Wie du lernst, die Dinge klarer wahr zu nehmen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im Yoga Sutra, 4. Kapitel, 23. Vers. Patanjali schreibt: „Ist der Geist gefärbt durch den Sehenden (das Selbst) und das Gesehene, wird er allumfassend.“

Diesen Vers kann man auf zwei Arten interpretieren. Einmal ist das eine Darstellung der Wahrnehmungstheorie aus yogischer Sicht. Der Geist kann grundsätzlich alles wissen und verstehen, weil er einerseits das Selbst, Purusha hat, welcher alles wahrnimmt und andererseits das ganze Prakriti, die ganze Schöpfung in ihm steckt.
Das Chitta, also der Geist, das Gemüt, kann grundsätzlich von allem gefärbt werden, je nachdem in welche Richtung es sich wendet. Und da hinter ihm Bewusstsein ist, eben Purusha, kann das Chitta grundsätzlich alles wahrnehmen und erkennen.

Eine zweite Interpretation dieses Verses ist folgende: Wenn wir in der Lage sind, unser Chitta sehr ruhig zu halten und unsere Vorurteile und all das herauszuhalten, dann färbt das Chitta sich tatsächlich genau wie das Objekt. Dann wissen wir über die Objekte sehr viel besser Bescheid, als jemand, der ständig nur mit Vorurteilen und eingefahrenen Denk- und Verhaltensmustern an alles herangeht. Ein reiner Kristall oder ein ganz stiller, sauberer See widerspiegeln die Welt klar und deutlich.

Dieser Kommentar zum Vers stammt übrigens aus meinem Buch: „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“, in dem die alle Yoga Sutras von Patanjali interpretiere. Dieses Buch findest du im Yoga Vidya Online-Shop.

Alles Gute und einen guten Übergang ins neue Jahr!

Om Shanti


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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 22. Vers: „Wird das Bewusstsein in den Zustand des Nicht-Wanderns gebracht, kommt die Selbsterkenntnis.“

Wir sind inzwischen im letzten Teil des vierten Kapitels. Patanjali wiederholt hier nochmals alles Wichtige. Wird das Bewusstsein, Chid, in den Zustand des Nicht-Wanderns gebracht, dann kommt die Selbsterkenntnis. Ich Grunde genommen ist das der gleiche Vers wie im 2. Vers, 1. Kapitel: „Yoga Chitta Vritti Nirodhah. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam.“ Übersetzt: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

Du musst nicht warten, bis du große spirituelle Heldentaten vollbracht hast. Du musst noch nicht mal warten, bis du all dein Karma abgearbeitet hast. In jedem Moment kannst du etwas mehr zur Selbsterkenntnis kommen. Und da das Selbst Satchidananda ist, kannst du in jedem Moment Wonne erfahren, Bewusstheit, reines Sein.
Du kannst sofort nach dem Lesen dieses Textes einen Moment lang innehalten, die Wortgedanken zur Ruhe kommen lassen, so als ob du dein inneres Radio abschaltest. Du kannst deine Bewusstheit in alle Richtungen ausdehnen und nicht mehr von hier nach dort wandern lassen und von links nach rechts, von oben nach unten, von Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück. Lasse den Geist für einen Moment im Hier und Jetzt. Dann kann sich die Bewusstheit von selbst als reine Bewusstheit äußern. In dem Moment dämmert die Selbsterkenntnis. Und selbst wenn du vielleicht noch nicht die volle Selbsterkenntnis bekommst, kannst du so eine wunderbare Erfahrung von Gegenwart, von Bewusstheit, von Ausdehnung, vielleicht sogar von Transzendenz machen. Probiere es aus. Jetzt gleich.

Ich wünsche dir dabei viel Freude!

Hari Om Tat Sat

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Können große Meister Gedanken lesen?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem 4. Kapitel von Patanjalis Yoga Sutra, 21. Vers: „Würde ein Geist einen anderen Geist wahrnehmen, dann gäbe es die Absurdität von Wahrnehmung der Wahrnehmung sowie Verwirrung der Erinnerung.“

Wenn der Geist gleichzeitig den Geist eines anderes wahrnehmen würde, dann gäbe es eine Wahrnehmung der Wahrnehmung und daher eine Verwirrung der Erinnerungen. Es ist deshalb nicht empfehlenswert, zu sehr zu versuchen, den Geist der anderen immer wieder zu verstehen und zu lesen. Patanjali hat zwar vorher die Samyama Techniken angegeben, mit der du durch Konzentration auf das Herz eines anderen die Inhalte seines Geistes wahrnehmen kannst. Aber zu oft solltest du das nicht machen.
Wir haben Swami Vishnu ab und zu mal gefragt, ob er unsere Gedanken lesen könne, denn er hat sich manchmal ganz offensichtlich so verhalten, als ob er die Gedanken lesen würde. Bei mir war das relativ oft so. Ich habe mir monatelang alle Fragen, die ich nicht selbst beantworten konnte und für die ich auch vom Zentrumsleiter keine zufriedenstellende Antwort bekam, aufgeschrieben. Und wenn ich dann nach einer Weile wieder einmal zu Swami Vishnu kam, waren es meist ein paar Seiten voll. Dann habe ich immer ein paar Tage abgewartet, und in dieser Zeit hat er meistens den größten Teil meiner Fragen schon beantwortet. Entweder im Rahmen von Vorträgen, direkt oder indirekt, oder indem er mich zu sich hingezogen und mir irgendetwas erzählt hat, was dann genau die Antwort auf etwas war, was ich hatte fragen wollen.
Ich kann mich beispielsweise an ein Ereignis in Wien erinnern, in dem ersten Yogazentrum, das ich leitete. Ich war ein paar Monate dort und irgendwie lief es inzwischen sehr gut. Ein paar der langjährigen Mitarbeiter in anderen Zentren hatten Angst, mein Ego würde zu stark. Sie warnten mich, ich solle aufpassen. Nun wusste ich selbst nicht so genau, ist das jetzt mein Ego oder ist es Hingabe und Pflichterfüllung, Dienst an Guru und Gott? Während ich nun darüber nachdachte und ständig versuchte, an Gott zu denken und ihm alles zu widmen, kam plötzlich ein Brief von Swami Vishnu. Er schrieb mir: „Sukadev, deine Motivation ist genau die richtige. Swami Sivananda wirkt durch dich hindurch. Mache weiter so und bringe alles dem Meister dar.“
Damals habe ich wirklich sehr stark darüber nachgedacht. Swami Vishnu hatte aber mindestens physisch keine Ahnung, dass ich diese Fragen hatte. Der Kontakt von den Zentren in Europa zu Amerika war viel weniger stark als heute. Swami Vishnu hatte gespürt, dass da dieser junge enthusiastische Aspirant ist, der sein erstes Zentrum leitet und nun in Zweifel gerät. Er hat das irgendwo gefühlt und hat dann einen Brief losgeschickt. Als der dann acht Tage oder neun Tage später ankam, war es genau im richtigen Moment. So geschehen die Dinge, und große Meister handeln so, als ob sie Gedanken lesen können.
Aber auf die Frage, ob er Gedanken lesen könne, hat Swami Vishnu gerne geantwortet: „Ich habe schon genügend Probleme mit meinem eigenen Geist. Stellt euch vor, ich könnte die Gedanken von euch allen hier lesen. Ich würde innerhalb von fünf Minuten vollkommen verrückt werden.“
So können wir uns also bis zu einem gewissen Grad einfühlen in einen anderen Menschen, aber wir sollten das nicht übertreiben. Wenn man Yoga übt, kann es passieren, dass man sensibler und bewusster für andere wird. Dennoch, man sollte sich ab und zu mal bewusst werden: „Ich bin nicht für die Gedanken des anderen verantwortlich. Auch wenn ich anderen versuche zu helfen, ihnen Licht und Energie schicke. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Hari Om Tat Sat



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Absage an die Theorie des Multitasking

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir bei Yoga Sutra, 4. Kapitel, 20. Vers „Der Geist kann nicht zwei Dinge auf einmal wahrnehmen.“

Das ist eine Absage an die Multitaskingkonzepte, die viele Menschen heute haben. Während du diesen Text liest, machst du vielleicht noch jede Menge anderer Sachen. Vielleicht trinkst du etwas oder hörst Musik. Scheinbar machst du all das gleichzeitig, aber in Wahrheit springt der Geist von einem zum anderen. Du liest, du hörst, du sagst ein Wort zu deinem Partner, du genießt gerade vielleicht dein Frühstück. All das läuft nicht parallel, sondern hintereinander ab.

Es gibt eine Siddhi, die besagt, dass man acht Dinge nahezu gleichzeitig machen kann. Die kann man trainieren. Es auch nicht unbedingt falsch, verschiedene Dinge zu tun. Der Geist ist trainierbar, das Hirn ist plastisch und formbar. Dennoch gilt: Wenn du etwas wirklich gut machen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig darauf zu konzentrieren. Wenn du wirklich mit einem Menschen sehr gut zurechtkommen willst, dann ist es gut, dich hundertprozentig auf ihn zu konzentrieren, während du mit ihm sprichst. Wenn du irgendeine Arbeit machen willst, dann ist es gut, sie hundertprozentig zu machen. Wenn du deinen Partner umarmst, ist es gut, hundertprozentig bei deinem Partner zu sein.

Im Alltag kann es ein gutes Training sein, mehrere Dinge scheinbar zusammen zu machen und von einem zum anderen zu springen. Ich muss zugeben, das mache ich auch. Ich höre mir Hörsendungen an, fahre dabei Fahrrad, schaue mir die Natur an und ab und zu, wenn es eine längere Fahrradtour ist, dann trinke ich gleichzeitig noch etwas Wasser. Ich tue also viele Dinge gleichzeitig.

Nur, angenommen, ich spreche mit einem Menschen, dann bin ich Hundertprozent bei diesem Menschen. Auch wenn ich telefoniere, dann werde ich nicht hundert Dinge parallel machen, sondern im Normalfall - ich gebe zu, es gibt auch kleine Ausnahmen - konzentriere ich mich ganz auf diesen Menschen. Dann werden die Gespräche besser.

Der Geist kann letztlich nur eine Sache auf einmal machen. Deshalb ist es gut, wichtige Dinge mir voller Konzentration zu tun. Dinge, die du mit voller Aufmerksamkeit machst, machen dir letztlich auch mehr Spaß. Wenn der Geist auf diese Weise zu Vikshipta und Ekagrata kommt, also zu großer Konzentration, dann strahlt die Freude des Selbst. Im dritten Kapitel des Yoga Sutra hat Patanjali gesagt, dass durch große Konzentration auf etwas Prajna und Vijaya kommt, intuitives Verständnis und Meisterschaft. Daher denke inmitten von allem Multitasking daran, wichtige Dinge mit voller Konzentration zu machen. Sorge dafür, dass du jeden Tag das ein oder andere mit voller Konzentration machst. Schaue aus dem Fenster oder schaue in die Natur oder schaue eine Pflanze an oder den Menschen, der dir gegenüber steht. Egal, was es ist, nimm dir eine halbe Minute ganz bewusste Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Es wird eine schöne Erfahrung sein. Das wünsche ich dir.

Hari Om Tat Sat

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Warum wir nicht der Geist sind

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im Yoga Sutra, 4. Kapitel, 19. Vers: „Weil er wahrnehmbar ist, ist der Geist nicht selbst-erleuchtend.“

Hier sagt Patanjali, warum wir nicht der Geist sein können. Damit ist der Geist im Sinne von Psyche, von Gemüt, von Denken, Wollen, Fühlen, von Persönlichkeit, von Neigungen, von Talenten usw. gemeint. Wir können diesen Geist wahrnehmen. Du kannst beobachten, wie Wortgedanken kommen. Du kannst die Bildgedanken beobachten. Du kannst die Gefühle lokalisieren. Da du derjenige bist, der die Gedanken beobachtet und der sich der Gefühle bewusst ist, ist das „Du“ etwas anderes als die Gefühle. Nicht die Gefühle beobachten dich, sondern du beobachtest die Gefühle. Daher bist du das Bewusstsein. Die Gefühle sind etwas anderes.

Der Geist ist nicht selbst-erleuchtend. Angenommen, dein Bewusstsein wäre nicht da, dann könnte dein Geist nichts wahrnehmen. Der Geist an sich bekommt die Bewusstheit, weil er Purusha, das höchste Selbst, spiegelt. Gedanken, Emotionen und Gefühle können nur dann existieren, wenn Bewusstsein dahinter ist. Ohne Bewusstsein gibt es keine Gedanken, Gefühle und Emotionen. Man kann natürlich sagen, dass es unterbewusste Gedanken gibt, aber das würden wir nicht unbedingt als Gedanken bezeichnen. Es sind eher Abläufe im Unterbewusstsein. Wirkliche Gedanken, Gefühle gibt es nur dann, wenn Bewusstsein da ist. Und Bewusstsein ist Purusha. Der Geist ist nicht selbst leuchtend.

Hari Om Tat Sat

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Die Wahrnehmung im Raja Yoga

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im vierten Kapitel vom Yoga Sutra von Patanjali. Das ist überschrieben als Kaivalya, Befreiung. Dieses vierte Kapitel ist sehr philosophisch. Patanjali schreibt von einer sehr hohen philosophischen Warte aus über Wahrnehmung, Selbst, Nicht-Selbst, objektive Wirklichkeit, subjektive Wirklichkeit und über Kaivalya.

Im 18. Vers sagt Patanjali: „Da die Natur des Purusha unveränderlich ist, sind die Gedanken des Geistes dem Selbst immer bekannt.“

Die Wahrnehmungstheorie im Raja Yoga und im Sankhya geht so: Es gibt ein Objekt, das färbt unseren Geist, und Purusha, das Selbst, das Bewusstsein, nimmt diese Veränderungen des Geistes wahr. Also angenommen, du guckst jetzt gerade irgendwo hin, dann färbt das, was du siehst, deinen Geist. Moderne Wahrnehmungspsychologen würden sagen, es erzeugt bestimmte Verbindungen im Hirn, aktiviert bestimmte Sehzentren und vielleicht auch Fühlzentren, und diese Veränderung in deiner Psyche, im Raja Yoga also diese Färbung des Geistes, wird jetzt vom Purusha wahrgenommen.

Purusha ist ewig und unveränderlich, ist also immer da. Es kann nicht passieren, dass du Gedanken hast und dir derer nicht bewusst bist. Gut, es gibt unterbewusste Gedanken, das ist aber ein anderes Thema. Aber sowie Gedanken, Vrittis auf der Oberfläche deines Geistes sind, wird sich das Bewusstsein dessen bewusst. So kommt die Wahrnehmung zustande. Ein Objekt ist da - entweder über Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen - daraus entsteht eine Vritti, ein Gedanke im Geist, dieser Gedanke im Geist wird dann von Purusha wahrgenommen. Dann ist es so, als ob du eine Farbe siehst, ein Objekt siehst oder einen Klang hörst.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

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Wir nehmen nicht alles wahr

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem
Yoga Sutra, 4. Kapitel, 17. Vers: „Je nachdem, ob das Objekt den Verstand färbt, ist es diesem bekannt oder auch unbekannt.“

Angenommen, da ist ein Objekt, das sich im Chitta, also im Geist widerspiegelt. Das Objekt färbt den Verstand, damit wird dieses Objekt dem Verstand bekannt. Angenommen, dieses Objekt färbt den Verstand nicht und du nimmst es nicht wahr, dann ist dir das Objekt logischerweise nicht bekannt. Das ist jetzt zu allererst mal eine ganz banale Sache, die aber durchaus eine subtile, entscheidende Bedeutung hat. In der heutigen Zeit ist das ja relativ klar. Man nimmt an, ein Objekt wird wahrgenommen und reflektiert sich im Gehirn. Wenn das Gehirn davon beeinflusst wird, dann können wir auch etwas davon wissen. Angenommen, wir schauen auf ein Objekt und es entsteht keine Hirnwelle, dann haben wir auch das Objekt nicht wahrgenommen. Dann entsteht auch kein Eindruck. Die moderne Wahrnehmungstheorie ist da ganz ähnlich wie die Yoga Wahrnehmungstheorie, wobei natürlich die Yoga Wahrnehmungstheorie das nicht ganz so materialistisch sieht.

Ein Objekt ist dann bekannt, wenn wir es wahrnehmen und es Vrittis, also Gedankenwellen, in unserem Chitta hervorruft. So gesehen kann es also durchaus Objekte geben, die in uns keine Gedankenwellen hervorrufen. Ob wir die ganze Wahrheit kennen, können wir so niemals wirklich wissen.

Hari Om Tat Sat

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Über die objektiv Wirklichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 16. Vers: „Ein Objekt ist nicht von einem Verstand abhängig. Was würde geschehen, wenn es nicht erkannt würde?“

Im 15. Vers hat Patanjali gesagt, dass ein Objekt unterschiedlich interpretiert werden kann, je nachdem, wer das Objekt erfährt. Und ich habe dazu erklärt, dass es ein interessantes Abenteuer sein kann, zu versuchen, die Welt mit den Augen eines anderen anzuschauen. Was gibt es für einen Grund, dass der andere es anders ansieht?

Patanjali sagt aber auch, dass das Objekt eine gewisse objektive Wirklichkeit hat. Zwar gilt vom vedantischen Standpunkt aus, dass die gesamte Welt wie ein Traum, ein Traum Gottes ist, aber vom praktischen und vom individuellen Standpunkt aus, existiert ein Objekt auch so, ohne, dass du daran denkst, ohne, dass du interpretierst. Es gibt eine gewisse objektive Wirklichkeit.

Ich sage dazu gerne eine „gewisse objektive Wirklichkeit“, denn eine hundertprozentige objektive Wirklichkeit ist wiederum schwierig. Aber Patanjali hat auch das Konzept, dass man über Prajna, die direkte Wahrnehmung, ein Objekt erkennen kann. Es ist durchaus möglich, ein Objekt weniger von subjektiver Wahrnehmung aus zu sehen und mehr von dem Objekt an sich aus. Angenommen du siehst einen Menschen. Du kannst jetzt entweder sofort zu Schlüssen kommen und je nach Erfahrung, die du vorher hattest, wirst du anfangen, zu urteilen. Oder du kannst probieren, diesen Menschen, der seine eigene innere Wirklichkeit hat und seine eigene Weise, das Universum zu sehen, aus sich selbst heraus verstehen, anstatt ihn zu beurteilen. Man sagt gerne, der erste Eindruck sei sehr wichtig. Vielleicht mag das in gewissem Grade auch stimmen. Aber es ist auch gut, nicht den ersten Eindruck zu einem Vorurteil wachsen zu lassen, sondern den Menschen wahrzunehmen, so wie er ist, anstatt ihn nur durch die eigene Brille wahrzunehmen.

Beim nächsten Vers sagt Patanjali noch mehr dazu. Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Zeit!


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Hinterfrage deine innere Motivation

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem 4. Kapitel, 15. Vers: „Ist das Objekt dasselbe, rührt der augenscheinliche Unterschied zwischen zwei Wahrnehmungen von den verschiedenen Wegen der Chittas her.“

Es geht also um die unterschiedlichen Wege des Geistes. Du kennst das Phänomen. Du siehst etwas, jemand anderes sieht etwas, es ist das gleiche Objekt, der eine interpretiert es so, der andere interpretiert es so. Das gleiche Objekt kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden und sogar du selbst kannst das gleiche Objekt unterschiedlich wahrnehmen.

Das liegt alles an der inneren Interpretation. Daher möchte ich dich ermutigen: Hinterfrage die Interpretation. Gehe nicht gleich davon aus, dass der erste Schluss, den dein Geist hat, der richtige ist. Es gibt viele Weisen, etwas zu sehen. Es gibt viele Weisen, etwas zu interpretieren. So wie du etwas siehst, ist es nicht die einzig richtige Art. Es ist eine schöne Übung, die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen. „Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich das sehen? Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich dort reagieren? Angenommen, ich hätte die und die Vorerfahrung, wie würde ich das sehen?“

Mache das mit der notwendigen Bescheidenheit und Demut. Ganz genau weißt du natürlich nicht, wie es ein anderer machen würde und wie es ein anderer sehen würde. Aber es ist ein interessantes Gedankenspiel. Du lernst, dich von deinen eigenen Reaktionsschemata und deinen eigenen Interpretationen zu lösen. Du lernst auch, Mitgefühl mit anderen zu haben. Einfühlsamkeit und die Fähigkeit, sich in andere hineinzufühlen, sind letztlich die Grundlagen der Nächstenliebe. Das nächste Mal, wenn du und ein Bekannter oder Freund von dir anderer Meinung seid bezüglich etwas, dann sei etwas toleranter. Erkenne, dass verschiedene Menschen das gleiche Objekt unterschiedlich sehen können, je nach ihrer Vorerfahrung.

So wünsche ich dir viel Freude bei der Faszination, die Welt mit unterschiedlichen Augen zu sehen, in diesem Abenteuer der Toleranz. Es ist ein intellektuelles und auch ein emotionales Abenteuer, andere Weisen der Interpretation gelten lassen zu können und dich in andere hineinversetzen zu können.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal!

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Vergegenwärtige dir, dass alles kommt und geht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Patanjali sagt, die Einzigartigkeit liegt in der Veränderung der Gunas. Die Gunas, die Elemente der Natur, die Eigenschaften der Natur, sind in ständiger Veränderung begriffen, daher bleibt auch nichts gleich. Das, was du jetzt denkst, was jetzt ganz besonders ist und was an deiner Situation besonders ist, ist schon bald wieder vergangen. Und diese Besonderheit der Situation ist so besonders auch wiederum nicht.
Frage dich einfach öfter: „Die Situation, in der ich bin, ist das meine persönliche Situation oder ist es eine allgemein menschliche Situation?“ Angenommen du hast Rückenschmerzen und sagst: „Oh, mein unterer Rücken tut weh.“, dann kannst du dich fragen: „Ist das jetzt nur ein Problem von mir oder ist das ein allgemein menschliches Problem?“ Angenommen, du bist 45 Jahre alt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in diesem Monat Rückenprobleme hast, 45 Prozent. Es heißt, dass in etwa so viel Prozent Menschen, wie sie alt sind, Rückenprobleme haben. Die chronischen Schmerzen werden im höheren Alter sogar noch mehr. Dein Rückenproblem ist nichts Besonderes, das haben so viele andere auch.

Angenommen, du hast eine Partnerschaftsauseinandersetzung oder gar Liebeskummer. Dann kannst du dich auch fragen: „Ist das jetzt nur mein spezifisches Problem oder ein allgemein Menschliches?“ Du wirst feststellen, dass viele Millionen Menschen solche Probleme auch haben. Angenommen, du bist verärgert oder niedergeschlagen oder fröhlich und beschwingt und fürchtest oder hoffst, dass dieser Zustand auf Ewigkeit immer anhalten wird. Du kannst dich fragen: „Ist das jetzt mein persönlicher Zustand oder eine allgemein menschliche Erfahrung, die sich in mir manifestiert?“ Es heißt auch, dass jeder Mensch jede wichtige menschliche Erfahrung irgendwann mal machen muss, bevor er zu Kaivalya kommt. Wenn du also eine Erfahrung machst, die du magst oder nicht magst, gehe einfach davon aus, dass dies eine allgemein menschliche Erfahrung ist, die sich jetzt in dir manifestiert. Es ist die allgemein menschliche Erfahrung, begründet auf den Gunas, im Äußeren, wie auch im Inneren. Sie macht einen bestimmten Sinn und sie wird sich bald wieder verändern. Alles in der Natur ist in Veränderung. Wenn du das siehst, kannst du loslassen. Du kannst heiter sein, du kannst lächeln, du kommst aus der starken Identifikation und Verhaftung heraus.
Probiere das aus, mindestens am heutigen Tag. Frage dich öfters: „Die Situation und die Erfahrung, in der ich jetzt bin, ist das eine spezielle Erfahrung von mir oder eine allgemein menschliche?“ Ich wünsche dir dafür viel Einsicht und Achtsamkeit.

Hari Om Tat Sat

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Du bist nicht besonders anders

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Hier nimmt uns Patanjali einige Illusionen von der Einzigartigkeit des Universums und die Einzigartigkeit der Persönlichkeit, der eigenen Emotionen und Gedanken. Letztlich besteht alles, laut der Sankhya-Philosophie, aus Sattva, Rajas und Tamas. Man kann sogar sagen, dass alle physikalischen Kräfte sattvig, rajasig oder tamasig sind. Gemütszustände sind sattvig, rajasig und tamasig. Wünsche sind sattvig, rajasig und tamasig. Jede Persönlichkeit hat sattvige, rajasige und tamasige Elemente. Das, was dich von deinem Nachbarn unterscheidet oder deinem Kollegen oder deiner Partnerin oder deinem Partner oder dem, den du vielleicht jetzt gerade aus dem Fenster siehst, ist nichts Essentielles. Du bist nicht grundsätzlich anders als andere, das ist nur eine unterschiedliche Manifestation der Gunas.

Der westliche Mensch ist auf der einen Seite sehr selbstverliebt in seine Individualität. Wenn du einem westlichen Menschen erzählst: „Du bist einzigartig, ein einzigartiges Kind der Schöpfung. Keiner ist so wie du. Du hast ganz besondere Talente, die niemand sonst hat wie du“, dann freut er sich. Wenn man dagegen einem Menschen sagen würde: „Dein Verhalten resultiert aus Genen und du hast die gleichen Gene wie andere. So wie du reagierst, reagieren alle möglichen anderen Menschen. Das ist alles einfach menschlich“, dann ist das auf der einen Seite natürlich ein Trost, auf der anderen Seite fühlt man sich etwas gekränkt.

Aber es hilft, wenn du erkennst, dass was auch immer du erfährst, eine Manifestation der Gunas ist. Es ist nicht etwas Typisches für dich. Das zu erkennen, kann dir auch helfen, dich davon zu lösen.

Mehr dazu das nächste Mal. Alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Die drei Gunas und ihre Bedeutung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Yoga Sutra, 4. Kapitel, 13. Vers: „Sie, ob manifest oder unmanifest, existieren in den drei Gunas.“

Dieser Satz bezieht sich auf den vorherigehenden Vers. Vergangenheit und Zukunft existieren in den drei Gunas. Das Universum der verschiedenen Möglichkeiten, auch das Karma, das auf uns wartet, Vergangenheit und Zukunft, letztlich manifestieren sich alle aus den drei Gunas.

Das ganze Universum besteht aus den Gunas, Sattva, Rajas und Tamas. Sattva ist Reinheit, Rajas ist Unruhe und Gier, Aktivität, Tamas ist Trägheit, Festigkeit. Die drei Gunas haben verschiedene Bedeutungen. Zum einen natürlich im Materiellen. Man kann sagen, es gibt eine Zentripetal- und eine Zentrifugalkraft. Zentripetal ist das, was nach innen zieht, wie die Schwerkraft. Das ist wie eine tamasige Kraft. Es gibt Zentrifugalkraft, die dazu führt, dass Objekte weggehen wollen. Die Strahlen der Sonne haben eine Zentripetalkraft, sie gehen weg von der Sonne. Das ist eher eine rajasige Kraft. Und wenn das im Gleichgewicht ist, ist es eine sattvige Kraft. Alles im Universum existiert letztlich aus Sattva, Rajas und Tamas. Aber nicht nur alles im Universum. Wichtiger als das große Universum ist ja auch das kleine Universum, wie zum Beispiel der menschliche Geist.

Auch dort besteht alles aus Sattva, Rajas und Tamas. Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita, dass du dein Leben sattvig gestaltest, ohne daran zu hängen. Du lernst, dich sattvig zu ernähren, also, keine Tiere zu töten, dein Bewusstsein nicht mit Drogen oder Alkohol zu benebeln und stattdessen reine, gesunde Nahrung, wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte zu dir zu nehmen. Das hilft, dass der Geist klarer wird. Rajasige Sachen wie viel Kaffee oder Zucker machen den Geist unruhig. Und tamasige Sachen wie Fleisch, und Überkochtes machen den Geist eher träge. Aber alle Gemütszustände sind letztlich Gunas. Sie sind die Grundlagen unserer Welt. Und auch über die gilt es, hinaus zu wachsen.

Hari Om Tat Sat

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Über die verschiedenen Arten des Karma

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um die verschiedenen Arten des Karma - noch einmal mit den Yoga Sutras von Patanjali, 4. Kapitel, 12. Vers: „Aus den unterschiedlichen Wegen, durch Vergangenheit und Zukunft, ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Das letzte Mal hatte ich diesen Vers sehr philosophisch interpretiert. Ich will ihn diesmal auf das Karma beziehen. Laut der Karmalehre, aus dem Jnana und Raja Yoga haben wir in dieser Welt bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wir haben das so genannte Sanchita Karma, der Speicher des Karmas: alles, was noch auf uns wartet. Mit dem, was wir jetzt tun, erzeugen wir neues Karma: Agami Karma. Und dann erfahren wir verschiedene Situationen, die werden als Prarabdha Karma bezeichnet.

Ich bin jetzt hier und schreibe diesen Text. Ich mache ihn so gut, wie ich kann und denke, dass es irgendwo meine Aufgabe ist, dies zu tun. Angenommen, ich schreibe ihn nachlässig und bringe nicht viel Energie hinein, dann schafft das eine Wirkung. Ich werde vielleicht ein anderes Mal etwas mit etwas mehr Engagement machen müssen oder ich gerate selbst in einen Vortrag, der stinklangweilig ist.

Also gilt es, meine Aufgabe so gut zu erledigen, wie ich kann. Dann schaffe ich kein neues Karma. Insbesondere, wenn ich diese Handlung ganz Gott widme und nicht denke, ich bin jetzt ein großartig Handelnder. Ich tue meine Aufgabe, ich widme das alles meinem Meister Swami Sivananda, ich widme das alles Gott und lasse los.

Ich habe aber auch verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte jetzt auch stattdessen meditieren, einen Spaziergang machen und etwas anderes. Eine gewisse Freiheit habe ich immer, aber nur so viel, wie auch Karma dafür da ist. Wenn ich mich entscheide, etwas zu tun, wofür kein Karma da ist, dann wird es nicht möglich sein.

Dieser Vers ist auch ein Entspannungsvers, kann man sagen. Gegen Leistungsdruck, Perfektionswahn und Gedanken wie: „Ich muss die hundertprozentig richtige Entscheidung treffen. Wenn ich nicht die richtige Entscheidung treffe, dann geht alles schief und es ist ganz schlimm.“ Dieser Vers sagt, dass wir uns nicht falsch entscheiden können, solange wir uns ethisch entscheiden. Wenn das, was wir tun, von dem Willen geprägt ist, Gutes zu tun, unsere Pflicht und Aufgabe zu tun, Gott zu dienen, dem Meister zu dienen, unseren Mitmenschen zu helfen oder wie auch immer man es ausdrücken will, wenn wir es nach bestem Wissen und Gewissen tun und die Entscheidung mit Demut treffen, dann können wir uns für nichts Falsches entscheiden. Wir entscheiden uns so gut, wie wir können. Wir bringen es Gott dar. Wir wissen, wenn dafür Karma da ist, wenn das meine Aufgabe ist, dann klappt es, und wenn es nicht meine Aufgabe ist, dann klappt es nicht. Es kann natürlich auch sein, dass es meine Aufgabe ist, Hindernisse zu überwinden. Hundertprozent sicher sind wir da nicht. Wir entscheiden uns für etwas, es gibt einen Widerstand. Ist es jetzt meine Aufgabe, den Widerstand zu überwinden oder ist es meine Aufgabe, loszulassen und etwas anderes zu tun?

Normalerweise empfehle ich dir, erstmal zu schauen, ob du den Widerstand überwinden kannst. Wenn nichts hilft und es anfängt, dich sehr anzustrengen, dann ist kein Karma dafür da. Dann hast du wenigstens gelernt, geistige Stärke zu bewahren. Auch das gilt: Du wirst dich nicht dafür entscheiden, etwas zu tun, was nicht geht, wenn nicht dieses Sich-Bemühen auch eine Lektion für dich ist. Das klingt etwas kompliziert, aber die Essenz bleibt gleich: Du kannst dich entspannen, nachdem du dich für etwas entschieden hast. Das, was sein soll, wird sich manifestieren. Du kannst dich für nichts entscheiden, für das du kein Karma hast. Und alles, was du erlebst, ist eine Aufgabe und eine Chance für dich.

Hari Om Tat Sat


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Wie viel Freiheit hat der Mensch?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 12. Vers: „Vergangenheit und Zukunft existieren in ihrer eigenen Form. Aus den unterschiedlichen Wegen ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Dieser Vers kann sehr philosophisch interpretiert werden. Auf der einen Seite wirkt er ein bisschen fatalistisch. Man kann sagen, dass Vergangenheit und Zukunft beide schon existieren. Alle Möglichkeiten der Vergangenheit sind da, alle Möglichkeiten der Zukunft sind da. Trotzdem hat der Mensch eine gewisse Freiheit. Er kann wählen, welchen der verschiedenen Wege er nimmt. Er hat nicht wirklich die Wahl von etwas Grundlegendem. Aber er kann einen der Wege auswählen.

Die Frage des freien Willens ist natürlich umfangreich. Sie wird auch im Yoga sehr kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Schriften sagen da ganz Unterschiedliches. Manchmal heißt es auch, es hänge vom Standpunkt ab. Vom individuellen Standpunkt aus, muss man sehr wohl Entscheidungen treffen und hat eine gewisse Freiheit. Von einem höheren Standpunkt aus sind wir alle Instrumente Gottes. Und vom höchsten Standpunkt aus ist alles nur Brahman und es geschieht gar nichts. So haben wir auf der einen Ebene einen freien Willen, auf der anderen Ebene tun wir das, was Gott von uns will und auf der höchsten Ebene gibt es nur Brahman, Bewusstsein.

Inmitten von all dem gibt es diese interessante Aussage, dass dieses Universum multidimensional ist und dass alle Möglichkeiten der Entscheidungen, die du treffen könntest, dass die alle schon irgendwo vorgegeben sind. Und deine Entscheidungen sagen nur, welchen Weg durch diese mannigfaltigen Möglichkeiten du gehst. Man könnte sagen, das ist wie in einem Irrgarten, der aber verschiedene Ausgänge hat und verschiedene Wege. Du hast nicht die Freiheit, den Irrgarten zu ändern, aber du kannst den Weg bestimmen, der aus dem Irrgarten herausführt. Oder du kannst einen der vielen Wege wählen und hast immer wieder eine neue Wahl. Manche Entscheidungen führen in eine Sackgasse und du musst wieder zurückgehen. Andere Entscheidungen führen dazu, dass du weitergehen kannst. Das ist eine Möglichkeit, die Welt zu sehen.

Ich persönlich glaube, dass du mehr Freiheiten hast, als nur das. Du kannst deinen eigenen Geist beeinflussen. Du kannst entscheiden, ob du spirituelle Praktiken machst oder nicht. Du kannst entscheiden, das hier weiter zu lesen. Alles im Rahmen des kosmischen Ganzen. Die Freiheit hat auch ihre Grenzen. Letztlich geschieht das, was geschehen soll und vom höchsten Standpunkt aus ist alles Brahman und nichts Wirkliches geschieht.
Beim nächsten Mal noch ein paar mehr Gedanken zu diesem Vers. Bis dahin alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Das ist jetzt, glaube ich, das vierte Mal, dass ich über diesen Vers spreche. Patanjali gibt hier Tipps, wie man seine Wünsche beherrschen kann. Und er sagt, ein Faktor dabei ist Ursache und Wirkung. Ich werde es mir heute einfach machen und das lesen, was ich in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“ dazu geschrieben habe, denn da steht im Grunde alles Wichtige drin:

Ursache und Wirkung ist letztlich Handlung und Reaktion. Ursprünglich tun wir irgendetwas, erfüllen uns einen Wunsch und als Wirkung bekommen wir ein Vergnügen. Dieses Vergnügen schafft dann wieder eine Ursache. Irgendwie ist es gut, schmeckt gut, tut gut, und wir wollen es noch mal haben. Dadurch unterstützen wir den Wunsch und sorgen dafür, dass wir das Objekt wieder bekommen. Und so geht es weiter. Das Objekt ist wieder eine neue Ursache, es hat Spaß gemacht, wir unterstützen es wieder, wollen es wieder haben, setzen eine neue Ursache, die wieder eine Wirkung nach sich zieht, und so sind wir ständig in dieser Kette. Diese Kette können wir überall erkennen. Werbung z.B. mag eine Ursache sein. Als Wirkung kommt der Wunsch. Man denkt daran, schafft das Objekt. Das Objekt führt - in dem Buch schreibe ich, wenn wir Pech haben - dazu, dass es uns gefällt. Die Konsequenz ist Vergnügen. Vergnügen ist eine neue Ursache, nämlich mehr davon zu haben. Wir wollen es noch mal haben oder noch mehr haben. Man denkt wieder daran, erfüllt den Wunsch wieder. So entsteht eine endlose Kette. Kleine Ursache, kleine Wirkung, immer größere Ursache, größere Wirkung usw. Aus einem kleinen Gedanken ist ein kleiner Wunsch entstanden, durch die Wunscherfüllung wird der Gedanke größer. Dieser Gedanke wird dann wieder eine Ursache, sodass man noch mehr davon hat. Und schließlich ist man Sklave seines Wunsches und meint, man müsste jeden Tag zur gleichen Zeit genau das Richtige zum Frühstück haben, ansonsten ist man mit seiner Partnerin sauer. Oder man müsste genau das Verhalten seiner Mitarbeiter haben, sonst ist man ihnen gegenüber ärgerlich. Es ist gut, aus diesem Ursachen-Wirkungs-Kontext herauskommen zu können, sich lösen zu können von all diesen Reizreaktionsketten und Automatismen.

Das kannst du einfach mal weiter durchdenken. Manche deiner Wünsche kannst du bestimmt nachvollziehen. Sie begannen mit einem kleinen Gedanken, einer kleinen Erfüllung eines Wunsches oder ganz spielerisch, aus einem Erlebnis heraus. Oder du bist einfach draufgestolpert, du hast ein Objekt mit Vergnügen in Verbindung gebracht und schon fing der Wunsch an. Aus dem Wunsch entstand eine Handlung und daraus ein neues Vergnügen. Manchmal ist das sogar gar kein Vergnügen mehr, aber weil du dich noch irgendwo unterbewusst erinnerst, denkst du: „Irgendwann war das mal Vergnügen, also muss es doch auch wieder ein Vergnügen geben.“

Manche Menschen rennen so hinter eigentlich einmaligen Erfahrungen her. Der Wunsch ist stark. Aber wenn du das weißt, dann kannst du dich von diesen Reizreaktionsketten lösen. Wünsche können so gesehen auch wertvolle Anregungen deines Unterbewusstseins sein. Lasse sie einfach Vorschläge sein, aber dich nicht von Wünschen beherrschen.
Hari Om Tat Sat


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Wie man Wünschen Raum gibt

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Gestern hatte ich über Objekte gesprochen und wie man den Wunsch danach loslassen kann. Heute geht es um Unterstützung.
Du gibst einem Wunsch Unterstützung, indem du ihm Raum im Geist gibst. Wenn du über den Wunsch nachdenkst und überlegst: „Ja, wäre es nicht vielleicht doch möglich…“ und darüber nachdenkst und fantasierst und dann sagst: „Nein, ich sollte doch nicht und doch sollte ich usw.“, dann gibst du diesem Wunsch immer mehr Unterstützung. Du kannst lernen, mit deinem Geist anders umzugehen. Wenn du dir etwas vorgenommen hast, dann setze es einfach um, egal, ob du das magst oder nicht. Und wenn der Geist wieder sagt: „Ich will aber.“, dann lenkst du ihn ab. Du sagst einfach: „Ich habe mich entschieden.“

Angenommen, du hast dir vorgenommen, selbst auf die Bioschokolade eine Weile zu verzichten, dann triff einen festen Entschluss und sage: „Ich werde auf die Schokolade verzichten.“ Wenn das nächste Mal am Tag plötzlich der Gedanke kommt: „Es wäre doch vielleicht gut, ein Stück Schokolade zu essen.“, dann fasse dich kurz und sage: „Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch suggerierst, aber ich habe mich entschieden: keine Schokolade.“ Dann wiederhole dein Mantra, z.B. „Om Namah Shivaya Om Namah Shivaya“ oder schaue dir die Blumen oder den blauen Himmel an oder denke wieder an etwas anderes.

Was du nicht machen solltest, ist, dich auf Diskussionen mit deinem Geist einzulassen. Viele Menschen machen diesen Fehler. Dann sagt der Geist: „Ja, so ein Stück kann doch nicht schlecht sein. Die Forschung hat ergeben, dass die Bioflavonoiden in Schokolade hilfreich sein können. Theobromin mit dieser Mischung aus Fett und Zucker ist sogar gut für die Serotoninausschüttung im Gehirn.“ Stell dir vor, während ich spreche, kommt plötzlich in dir der Wunsch nach mehr Schokolade auf. Der Geist argumentiert. Lasse dich nicht auf diese Argumente ein. Wenn du dich einmal entschlossen hast, dann setze es um. Gib dem Wunsch keine weitere Unterstützung. Das ist eine wichtige Weise, um dich von Wünschen zu befreien.
Morgen mehr dazu.

Alle Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wünsche sind die Diener des Menschen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit ein paar weiteren Anmerkungen zumYoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers.

Patanjali gibt Tipps, wie du Wünsche überwinden kannst, denn Wünsche zu überwinden, macht dich freier. Wünsche zu überwinden hilft dir, Herrschaft über den Geist zu bekommen. Über Wünsche hinauszugehen ist auch ein Aspekt von Tapas. Tapas meint Askese oder Selbstbeherrschung. Inneres Feuer ist eine weitere Bedeutung von Tapas. Wenn du Herrscher über deinen Geist werden willst, dann ist es wichtig, dass du auch in der Lage bist, deine Wünsche zu beherrschen. Wünsche sind letztlich Diener. Wünsche sind Manifestationen der instinktiven Intelligenz. Wünsche kannst du erfüllen oder auch nicht erfüllen.

Viele Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, sie sind getrieben von ihren Wünschen. Kommt ein Wunsch, dann müssen sie sofort springen und ihm nachgehen oder mindestens sich darüber ärgern, dass sie den Wunsch nicht erfüllen können. Eine große Hilfe ist es da, ab und zu mal Wünsche bewusst nicht zu erfüllen. Hier gibt Patanjali einige Tipps dazu. Er sagt nämlich:

„Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Solange Wünsche nach Objekten immer erfüllt werden, kommen auch immer neue Wünsche. Wenn du deinen Wunsch beherrschen willst, dann kann es schon ausreichen, ihn einfach nicht zu erfüllen. Ein Wunsch, der kein Futter bekommt, wird langsam schwächer. Das gilt vielleicht nicht für alle Wünsche, aber doch für relativ viele. Wenn also ein Wunsch kommt, dann kannst du einfach sagen: „Danke liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch gibst, aber ich werde ihn nicht erfüllen. Ich werde dort kein Objekt hinein geben.“

Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Umgebung zu meiden, in der diese Objekte zu finden sind. Angenommen, du hast dir vorgenommen, mal eine Woche lang keine Schokolade zu essen. Dann ist es durchaus gut, wenn du im Naturkostladen bist, dass du zügig an dem Schokoladenregal vorbeigehst, nach Möglichkeit noch nicht mal hinguckst und natürlich erst recht deine Lieblinsconfiserie meidest. Und wenn jemand anderes dir Schokolade anbietet, nach Möglichkeit sogar den Ort des Geschehens zu verlassen. Das ist nicht immer möglich, aber wenn es möglich ist, dann ist das eine gute Möglichkeit. Über die anderen Faktoren und wie du sie nutzen kannst, werde ich morgen sprechen.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Wie wir Wünsche auflösen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute zu Patnajalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da die Wünsche und Eindrücke durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Dieser Vers ist interessant, denn er gibt Tipps, wie wir Wünsche reduzieren oder auch auflösen können. Er sagt, dass Wünsche zusammengehalten werden durch Ursache, durch Wirkung, durch Unterstützung und durch Objekte. Wenn man einen dieser Faktoren wegnimmt oder auch mehrere, dann können Wünsche überwunden werden.

Natürlich kannst du dich erstmal fragen: „Warum will ich überhaupt Wünsche überwinden? Wünsche sind doch gut.“ Aber ich nehme an, wenn du jetzt diesen Text liest, dann hast du dich schon damit beschäftigt und weißt, dass ein Grund für Unzufriedenheit letztlich Wünsche sind. Wünsche machen einen auf verschiedene Weisen unglücklich. Entweder, du hast einen Wunsch und du kriegst das Objekt des Wunsches nicht. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch, der erfüllt wird, aber du hast Angst davor, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwindet. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch der erfüllt wird, und dann wird das Objekt des Wunsches wieder von dir weggenommen. Dann ist die Konsequenz wieder Leiden. Oder du hast einen Wunsch, das Objekt des Wunsches wird erfüllt, der Wunsch ist erfüllt, und jetzt stellst du fest, dass es nicht das war, was du dir wirklich gewünscht hast. Der Wunsch macht dich nicht so glücklich, wie du gedacht hast. Die Konsequenz ist also wieder Leiden.

Letztlich kann ein Wunsch dich unglücklich machen. Jeder Wunsch kann dich unglücklich machen, wenn du daran verhaftet bist. Wünsche sind natürlich auch eine Art instinktive Intuition, das zu wählen, was gut für einen ist. Die meisten deiner Wünsche sind ja ein Ausdruck von Bedürfnissen und letztlich etwas, was gut ist. Nur ist es gut, sich von der Sklaverei der Wünsche zu lösen.

Wenn du deine Wünsche als Vorschläge deiner inneren instinktiven Intelligenz ansiehst, dann kannst du schauen, ob du die Wünsche erfüllen willst oder nicht. Dann hast du eine reife Einstellung dazu. Dann wiederum können Wünsche dich glücklich machen. Du hast einen Wunsch und erkennst: „Ja, die Erfüllung des Wunsches ist ganz sinnvoll.“ Dann erfüllst du den Wunsch, bist glücklich, nimmst aber nicht an, dass der Wunsch dich dauerhaft glücklich macht. Du weißt auch, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwinden kann. So kannst du das Objekt des Wunsches genießen und gleichzeitig ein gesundes Leben führen.
Die Unterdrückung von Wünschen allein nutzt nichts, einfach nur gegen Wünsche anzukämpfen ist auch nicht gut. Aber zu lernen, Wünsche auch mal zu beherrschen, zu lernen, spielerisch mit Wünschen umzugehen, das ist etwas, was dich zu Kaivalya, zur Befreiung führt. Und zwar nicht nur im absoluten Sinne, sondern auch im relativen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stärke beim Umgang mit deinen Wünschen!

Bis zum nächsten Mal

Hari Om Tat Sat


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Wünsche haben keinen Anfang

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra 4. Kapitel, 10. Vers: „Die Wünsche und Eindrücke haben keinen Anfang, denn der Wunsch zu leben ist ewig.“

Die Wünsche haben keinen Anfang und letztlich auch kein Ende. Manchmal ist ja die Frage, wo die Wünsche ihren Anfang haben. Wenn es heißt, dass einer der Faktoren, die zu unseren Inkarnationen führt, Wünsche sind, dann muss es der ursprüngliche Wunsch gewesen sein, dass wir uns inkarnieren. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, wann die ganze Sache angefangen hat?

Patanjali sagt hier, dass die Wünsche, die Samskaras, wie auch die Vasanas, keinen Anfang haben. Sie sind aus uralten, undenkbaren Zeiten. Der Wunsch zu leben ist ewig. Das ist eine der Paradoxien. Du kannst sehr wohl aus dieser Maya herauskommen, aus dieser relativen Welt, indem du Kaivalya erreichst, die Befreiung. Aber wenn du in der Welt drin bist, dann scheint es so, als ob du schon ewig drin wärst. Eine Analogie dazu ist der Traum.

Angenommen, du träumst eine Welt. Selbst wenn du nur fünf Minuten vom Standpunkt des Wachbewusstseins her geträumt hast, ist die Welt des Traums uralt. Wenn du forschen würdest, wann hat die Welt begonnen, dann ist sie ewig, ohne Anfang. So ist auch die Welt der Maya letztlich anfanglos. Noch dazu, wenn du in den Dimensionen denkst, wie die Inder. Die meinen, vor Beginn dieser Schöpfung gab es schon viele andere Schöpfungen. Und jede Schöpfung kommt deshalb, weil jemand es will und wünscht.
So ist also nicht ein erster Wunsch verantwortlich für die Inkarnation, sondern letztlich ein Mysterium Gottes. Wenn du in dieser Maya bist, in dieser Schöpfung, dann scheint sie schon ewig zu existieren. Und in dem Moment, in dem du dich verwirklichst, ist sie mit einem Schlag, mindestens für dich, verschwunden. Du magst wieder eintauchen in diese Welt der Dualität, solange, wie dein Karma in dieser physischen Welt noch existiert. Aber jedes Mal, wenn du dann in Samadhi, in den überbewussten Zustand gehst, erfährst du dich als ewig, anfanglos und unendlich.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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