Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um Vedanta, den Pfad der Weisheit, ein recht hohes und abstraktes Thema. Swami Sivananda schreibt in der göttlichen Erkenntnis:

„Im Vedanta wird durch die Kraft des Intellekts nach der Wahrheit gestrebt. Im Bhakti wird durch die Kraft von Gefühl und Liebe nach Gottverwirklichung gestrebt. Jnana und Vairagya sind die zwei Flügel und unentbehrlich für die Seele, damit sie sich zu ihrer ewigen Heimat von Freiheit, Frieden und unsterblicher Wonne erheben kann. Alle spirituellen Wege sind dazu da und alle Praktiken sind dazu da, um den Menschen in die Lage zu versetzen, den Schleier der Unwissenheit zu beseitigen und den nächsten, wie sich selbst, zu lieben. Wenn die Sonne von Jnana, wirklicher Weisheit und höchster Erkenntnis, im Herzen aufdämmert, dann verschwindet Ajnana, Täuschung, von selbst. Unwissenheit besteht so lange, wie Ichdenken vorhanden ist. Sowie das Ichdenken verschwindet, kommt die höchste Befreiung. Ichdenken ist letztlich Verwirrung.“

Das ist in etwas eine Beschreibung der Essenz der Spiritualität. Es gilt, nach dem Höchsten zu streben. Manchmal sagen wir gerne: „Das Höchste ist kaum zu erreichen, ich strebe lieber nach etwas Handfestem.“ Aber alles Handfeste wird einen nicht dauerhaft zufrieden machen. Alles Handfeste wird irgendwann wieder vergehen. Dagegen das Höchste, die Erfahrung, die Verwirklichung der Einheit, die Erfahrung und Verwirklichung des reinen Bewusstseins die Kraft hinter allem, die uns eines Tages dauerhaft zufriedenstellen wird. Und sie wird uns nicht nur dauerhaft zufriedenstellen, wenn wir sie endlich erfahren haben, sondern auch schon vorher.
Viele Mensch strebt danach, Sinn im Leben zu haben. Aber wie soll der aussehen? Wenn man überlegt, könnte man so viele andere Sinne im Leben haben. Man könnte im Sinn haben, ein Unternehmen aufzubauen. Das kann irgendwann Bankrott gehen. Man kann als Sinn haben, eine Familie aufzubauen. Dann kann irgendjemand sterben, irgendjemand die Familie verlassen, weil er eine eigene Familie gründen will, und unser Sinn wäre gefährdet.

Auf einer relativen Ebene hat das alles eine gewisse Bedeutung, aber nur dann, wenn man es unter, sagen wir, dem Stern einer höchsten Bedeutung nimmt. Wenn man es vor dem Hintergrund sieht, dass wir das Höchste erfahren, das Höchste verwirklichen wollen, dann sind alle anderen Dinge, die wir im Leben machen, untergeordnet. Sie können uns auf dem Weg helfen.

Das ist die eine wichtige Botschaft, die Swami Sivananda für uns hat. Mache dir bewusst: „Was ist mein wirkliches Ziel im Leben, wonach strebe ich wirklich?“ Dann gilt es immer wieder zu schauen, dass alle anderen Ziele, die wir haben, alle anderen Wünsche irgendwo unter dem Dach des höchsten Zieles Sinn machen.
Swami Sivananda spricht hier auch von zwei Hauptflügeln: Jnana und Vairagya. Jnana ist das Wissen. Dann gibt es noch Jnana und Bhakti – Wissen und Hingabe. Jnana ist das Streben nach höchster Erkenntnis, Bhakti ist die Liebe. Beides muss zusammengehen. Blinde Liebe führt einen in Verwirrung. Und herzlose Erkenntnis ist trocken und kalt. Beides gehört dazu. Wir können herausfinden wollen, wer wird sind. Wir können mit einem klaren Verstand nach dem Höchsten streben und trotzdem auch die Intuition entwickeln und nutzen.

Jnana ist schlecht ins Deutsche zu übersetzen, denn Jnana ist sowohl die intellektuelle Erkenntnis, das Gebrauchen der Vernunft, als auch die Intuition, die intuitive Weisheit dieser Erkenntnis. Und Bhakti, die Liebe, ist sowohl die Liebe zu anderen Menschen als auch die Frucht, die wir daraus ernten. Jesus sagt: „An ihren Früchten müsst ihr sie erkennen.“ Die Liebe zu anderen Menschen, Nächstenliebe, ist ein Aspekt von Bhakti, der andere ist die Gottesliebe. Und wenn wir dieses entfalten und danach streben, dann kommen wir zum Höchsten.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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