Sukadev Bretzs Beiträge (5265)

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Das höchste Erstreben

Om Namah Shivaya. Ich will etwas lesen etwas aus der Bhagavad Gita, dem Zwie-gespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 15. Kapitel: Der Yoga des höchsten Geistes. Im 15. Kapitel spricht Krishna über Jnana Yoga. Jnana Yoga, der Yoga des Wissens. Er macht uns nochmals vertraut mit dem, wo wir hinkommen wollen im Yoga, und er sagt uns, worum es letztlich geht. Er sagt im 4. Vers des 15. Kapitels: "Dieses Ziel sollte angestrebt werden, von dem niemand zurückkommt, wenn er hingelangt ist. Ich suche Zuflucht zu dem Ur-Purusha, der Urseele, von dem die Aktivität, die Energie kam, die keinen Anfang und kein Ende hat." Yoga hat Wirkungen auf verschiedenen Ebenen. Zum einen will Yoga uns helfen, gesünder zu werden, die Selbstheilungskräfte unseres Körpers zu stärken, besser entspannen zu können, den Stress des Alltags besser zu bewältigen. Und da gibt es ja zahlreiche empirische Studien, die zeigen, dass Yoga dort hilfreich ist. Yoga im Sinne von Hatha Yoga stärkt dabei auch unser Herz-Kreislauf-System, stärkt die Muskelkraft, entwickelt die Flexibilität. Es gab hier im Haus Yoga Vidya vor kurzem eine Studie, wo nachgewiesen werden konnte, dass außergewöhnliche Fortschritte in Bezug auf Muskelkraft, Flexibilität und Koordination schon nach zehn Wochen feststellbar sind. Das ist eine Ebene der Wirkung von Yoga. Eine andere Wirkung von Yoga ist natürlich, dass wir mehr Energie haben, mehr Kraft haben im Alltag. Etwas, was im Zuge von immer mehr steigenden Anforderungen des Alltags immer wichtiger wird. Wir brauchen mehr Prana, mehr Energie. Und das ist auch eine schöne Sache. Man übt Yoga und hat nachher sehr viel mehr Energie als vorher. Darüber hinaus hilft uns Yoga auch, kreativer zu sein. Manche kennen das. In der Yogastunde bekommt man manchmal die tollsten Ideen. Manchmal auch unangenehmerweise in der Meditation. Man meditiert über das Höchste, und dann fällt einem plötzlich ein, wie man dies noch machen könnte und jenes noch machen könnte und wie man das verbessern könnte. Es trägt manchmal auch dazu bei, dass die Menge an Zeit noch weiter schrumpft, weil man so viele tolle Ideen hat. Natürlich ist das auch was Gutes. In unserer heutigen Zeit muss man auch kreativ sein. Und Yoga macht tatsächlich kreativer, gibt einem tolle neue Ideen, hilft einem, aus dem Alltagsdenken herauszukommen. Das ist eine weitere Wirkung von Yoga. Dann gibt es Raja Yoga, das hilft uns, uns selbst besser anzunehmen, kennenzulernen, verstehen zu lernen, uns selbst lieben zu lernen usw. Das sind auch wichtige Sachen. Und wenn wir uns selbst lieben lernen, dann ist es natürlich genauso wichtig, dass wir andere auch lieben lernen, sonst ist das Ganze ja eher narzistisch. Also: Uns selbst annehmen, andere annehmen, all das sind wichtige Dinge. Aber noch wichtiger als all das ist es, nach dem Höchsten zu streben, das wir, wie Krishna hier sagt, wenn wir das erreicht haben, auch nicht mehr verlieren können. Denn alles andere können wir auch wieder verlieren. Es ist schön, den Körper ein bisschen gesünder zu haben, nur es ist sicher, dass der Körper irgendwann stirbt. Alles, was wir tolles anstellen, irgendwann war es für die Würmer. Für die Katz können wir nicht sagen, denn Katzen fressen kein Menschenfleisch. Also, alles, was wir machen für diesen Körper, ist letztlich für die Würmer. Genauso auch mehr Energie: Egal, was wir anstellen, wir werden niemals ausreichend Energie haben. Und der menschliche Körper funktioniert in Zyklen. Also auch, wenn man jeden Tag viel Pranayama macht, wird man mal Hochs und Tiefs haben. Und wenn man jetzt sehr viel getan hat, um mehr Pranayama zu machen, dann hat man vielleicht irgendwann mal eine Zeitspanne, wo man weniger intensiv praktizieren kann, weil irgendeine Notsituation auftaucht – hat man also ein bisschen weniger Prana. Genauso auch: Wir können soviel an unserer Psyche arbeiten, wie wir wollen, die Psyche wird niemals vollkommen werden. Oder, Hand aufs Herz: Kennt ihr irgendjemanden, der psychisch vollkommen gesund ist? Wisst ihr, ich kannte den Sami Vishnu und andere große Heilige und Weise. Also nach Messlatte westlicher Psychologien hatten die auch noch einige Macken. Also, sie waren nicht psychisch krank oder sowas, aber ihr Charakter war trotzdem nicht gänzlich ohne irgendwelche Ecken und Kanten. Ob das wünschenswert wäre, ist eine andere Sache. Aber jenseits der Charaktervervollkommnung, der Energieaufladung, der körperlichen Gesundheit, und letztlich auch der Selbstakzeptanz, ist das höchste Ziel die Erkenntnis der höchsten Wahrheit. Die Erfahrung, dass hinter allem eine einzige unendliche Seele ist. Und das können wir sehr wohl erfahren. Und das bleibt uns selbst dann, wenn der Körper krank wird. Das ist das, was die höchste Erfahrung letztlich ist, die uns auch dann bleibt, wenn Emotionen auch weiter kommen und gehen, wie sie wollen. Und nach dieser höchsten Erfahrung sollen wir streben und können wir streben. Und diese höchste Erfahrung können wir auch erreichen. Von dieser höchsten Seele, diesem höchsten Bewusstsein, da kommt alle Aktivität, alle Energie, sagt Krishna dort. Also alles hat letztlich seinen Ursprung in diesem höchsten Bewusstsein. Und letztlich ist alles nichts anderes als eine Manifestation von Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein hat weder Anfang noch Ende, und deshalb, wenn wir darin verankert sind, dann ist es dauerhaft. Alles andere kommt und geht. Diese höchste Erfahrung, die ist dauerhaft und die bleibt uns selbst dann, wenn wir weiter durch unseren Alltag mit seinen Höhen und Tiefen gehen. Wir bleiben verankert in diesem Ursprünglichen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Über die Verhaftungslosigkeit

Ich lese etwas aus der Bhagavad Gita, 15. Kapitel, 3. Vers. Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna: "Die Gestalt dieses Ashvatama-Baumes kann hier nicht als solche wahrgenommen werden, nicht sein Ende und sein Anfang und auch nicht seine Grundlage und sein Sitz. Nachdem dieser verwurzelte Feigenbaum mit der Axt der Verhaftungslosigkeit gefällt worden ist, muss dieses Ziel angestrebt werden, von dem niemand zurückkommt, wo er hingelangt ist. Ich suche Zuflucht zu dem Ur-Purusha, der Ur-Seele, von dem die Aktivität, die Energie kam, die kein Anfang und kein Ende hat." Gestern hatte ich ja die beiden vorigen Verse gelesen. Dort hat Krishna das schöne Beispiel gebraucht: Die Welt ist wie ein Baum. So wie die Blätter eines Baumes zwar einzeln erscheinen, aber als Teil des Baumes alle miteinander verbunden sind, so sind auch wir Teil der Gesamtschöpfung, und in dieser sind wir alle verbunden. So wie jedes Blatt über den Stiel mit dem Stamm verbunden ist, so sind auch wir auf zahllose Weise verbunden mit Mutter Erde, mit der Natur. Wir atmen, wir essen, wir trinken, wir stehen in Austausch mit anderen Menschen, wir sind also in ständigem Austausch, so wie ein Blatt in Austausch steht mit dem Stamm, und wir gehören alle zur gleichen Schöpfung. Und dies ist zum einen eine schöne Analogie für den Alltag, für das tägliche Leben, sich immer wieder bewusst zu machen: Wir sind Teil der gleichen Schöpfung. Wir sind, kann man sagen, Brüder und Schwestern, weil wir alle Kinder der Natur sind, Kinder Gottes, wie auch immer wir das ausdrücken wollen. Und wir sind doch in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich in unseren Bedürfnissen, in der Art und Weise, wie wir reagieren usw. Nachdem Krishna uns dieses wunderschöne Bild vor Augen geführt hat, sagt er, wir sollen es dann mit der Axt der Unterscheidung fällen. Das klingt nicht sehr freundlich. Aber er sagt eben, dass es der erste Schritt ist, uns einfach mit der Schöpfung verbunden zu fühlen, doch dann sollten wir auch nicht daran hängenbleiben. Das ist zwar auch ein Schritt, und zwar ein wichtiger, weshalb Krishna ihn ja auch so wunderschön beschreibt, so dass einem das Herz aufgeht, und dass plötzlich das Fällen mit der Axt wie ein kleiner innerer Schock ist, wenn man vorher über die beiden anderen Verse meditiert hat. Aber nachdem wir die Verbundenheit mit allem erfahren haben, uns das im Alltag immer wieder bewusst machen und so unser Herz in dieser Art von Liebe öffnen, ist es ein weiterer wichtiger Schritt, dass wir verstehen, dass dies alles nur relativ ist. Wir wollen zu dem kommen, was jenseits aller manifesten Schöpfung ist, und das ist der Ur-Purusha, Brahman, die Wohnstatt der höchsten Seele. Wir wollen erkennen, dass selbst diese Natur, die so schön ist und von der wir auf einer Ebene Teil sind – dass wir das nicht wirklich sind. Wir sind reines Bewusstsein, Bewusstsein jenseits von allem in dieser Welt, und dort gilt es, hinzukommen. Krishna sagt, dass wir von dort nicht mehr zurückkommen, wenn wir einmal hingelangt sind. Das dürfen wir nicht so verstehen, dass wir anschließend nicht mehr in die Welt hineinkommen, das schon. Also, wenn wir unser höchstes Selbst erfahren haben, dann kommen wir anschließend auch wieder in die Welt hinein. Aber wir kommen nicht so zurück, dass wir nachher genauso leidbehaftet sind und genauso egoistisch und identifiziert sind wie vorher. Wenn wir einmal dort hingekommen sind, sind wir aufgewacht. Von da an sind wir dauerhaft glücklich. Von da an wissen wir, wer wir wirklich sind. Wir werden natürlich weiter in der Welt normal handeln können (das ist dann das Konzept des Jivanmukta), aber wir wissen: „Ich bin eins mit dem Unendlichen.“ Und Krishna sagt dann auch, dass es gilt, dieses Ziel anzustreben. Und wir dürfen uns nicht von den verschiedenen anderen schönen Zwischenzielen, die es im Yoga ja auch gibt, dazu führen lassen, dass wir nicht weiterstreben. Eben solche Zwischenziele wie Harmonie zu finden mit seinem Körper, seinen inneren Bedürfnissen, ein harmonisches Leben mit anderen führen … das sind Zwischenziele, die wir im Yoga ja auch anstreben. Die Erfahrung, dass wir alle miteinander verbunden sind, ist auch ein wichtiges Zwischenziel. Das höchste Ziel, und das sollten wir nicht von den Augen verlieren, ist, die höchste Seele zu erreichen. Und so ist das wie ein Ausdruck, wie ein Gebet, das wir öfters wiederholen können: „Ich suche Zuflucht bei dem Ur-Purusha, beim höchsten unendlichen Bewusstsein, von dem die Energie kam, die keinen Anfang und kein Ende hat.“ Wir wollen zum Ursprünglichen, zum Absoluten, zum Höchsten kommen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Der höchste Geist

Ich lese etwas aus der Bhagavad Gita, dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler. Ich lese aus dem 15. Kapitel, erster Vers. Krishna sprach: "Die Weisen sprechen vom unzerstörbaren Feigenbaum. Seine Wurzeln gehen nach oben und seine Zweige sind nach unten gerichtet. Seine Blätter sind die Metren oder Hymnen. Wer ihn kennt, kennt die Veden. Nach oben und nach unten verzweigen sich die Äste und werden genährt von den Gunas. Die Sinnesobjekte sind seine Knospen, und nach unten, in die Welt der Menschen, reichen die Wurzeln und bringen Handlung hervor." Das ist ein wunderschönes Beispiel, eine wunderschöne Analogie für die ganze Welt. Die ganze Welt ist wie ein Baum, und wir sind alle wie Blätter und Blüten an diesem Baum, und die verschiedenen Teile des Universums sind alle Teil von diesem Baum. Die Wurzeln sind letztlich Brahman, also die Wurzeln ragen in das unendliche Bewusstsein hinein. Daher ist seine Wurzel nach oben gerichtet. Letztlich stammt alles von Brahman, dem absoluten Bewusstsein, und die ganze Welt ist irgendwo miteinander verbunden. Hier sehen wir zum Beispiel diese wunderschönen Zimmerpflanzen, Ficus, relativ groß, viele Blätter. Jetzt angenommen, jedes Blatt hätte ein Einzelbewusstsein, könnte aber nur Grün und kein Braun sehen, und jedes Blatt würde denken: „Ich bin ein einzelnes Blatt“, und jedes Blatt kann vielleicht mit anderen Blättern in Kommunikation treten. Nehmen wir an, die könnten sich sogar von selbst ein bisschen bewegen und sich zulächeln. Jedes Blatt würde dann denken, es wäre etwas Einzelnes. Aber alle Blätter gehören zusammen, sind Teil des einen Baumes. Sie werden genährt von dem gleichen Stamm. Und selbst wenn jedes Blatt individuell etwas bekommt, nämlich zum Beispiel Sonnenlicht, und etwas auch weitergibt an den ganzen Baum, kann jedes Blatt sich dessen unbewusst sein. So auch wir. Wir sind auch so wie die Blätter eines Baumes alle miteinander verbunden. Wir haben schon eine gewisse Möglichkeit, selbst ein bisschen zu wackeln. Wir haben eine gewisse Möglichkeit, etwas zu empfangen. Wir haben eine gewisse Möglichkeit, etwas zu geben. Das meiste, was wir empfangen und geben, geschieht letztlich unbewusst. Und es hilft, sich öfters dieses Bild bewusst zu machen: dass wir uns fühlen wie eben ein Teil der ganzen Schöpfung, mit ihr verbunden, auf eine subtilere Weise als das unseren fünf physischen Sinnen zugänglich ist, aber doch erfahrbar, doch spürbar, sei es im Naturerleben, sei es in Liebe, sei es in der Meditation. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ich lese etwas aus der Bhagavad Gita, dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel und Krishna sagt: "Wer Gott mit unerschütterlicher Hingabe dient, geht über die Eigenschaften hinaus und ist geeignet, Brahman zu verwirklichen." Diejenigen, die schon einige Tage hier sind, haben mitbekommen, was Krishna in den vorigen Versen gesprochen hat – dass wir uns nämlich bemühen sollten, über die Eigenschaften hinauszugehen, also über Persönlichkeit, über Charakter, über Identifikation, über Rollen hinauszugehen. Und Arjuna, der Schüler, hat dann nachgefragt: „Wie ist man denn so, wenn man das alles packt?“ Und dann beschreibt Krishna die Eigenschaften eines Vollkommenen. Und ich male mir das so aus, dass der Krishna dem Arjuna die ganz hohen Ideale gibt, und der Arjuna sagt dann irgendwann: „Das krieg ich nie hin.“ Das waren alles Dinge wie liebevoll zu sein und gleichmütig zu sein und trotzdem voller Enthusiasmus, aber doch verhaftungslos. Einiges hat er in den vorigen Kapiteln ja noch etwas mehr beschrieben, und jetzt im 26. Vers geht er zum Bhakti Yoga hin und sagt, wenn wir Gott mit unerschütterlicher Hingabe dienen, auch dann kommen wir zur höchsten Verwirklichung. Das heißt, Raja Yoga und Bhakti Yoga sind zwei Wege, die zwar miteinander auch verwoben sind, aber die eine unterschiedliche Herangehensweise haben. Im Raja Yoga sagt man, „Ich will's selbst erreichen“, und im Bhakti Yoga sagen wir, „Ich pack's nicht, Gott mach du's für mich.“ In der indischen Mythologie werden dort zwei Beispiele genommen, und zwar Affenbaby und Katzenbaby. Die meisten von euch waren noch nicht in Indien, aber in Indien gibt es alle möglichen Affen, und so ein Affenbaby muss sich gut festhalten an der Mutter, denn die Mutter springt dann von Baum zu Baum, und es ist schon erstaunlich, dass da kein Affenbaby runter fällt. Die springen dann meterweit durch die Lüfte, das Affenbaby muss sich aus eigener Kraft festhalten. Und das ist so ein bisschen der Raja Yoga, wir müssen uns selbst festhalten auf dem Weg. Letztlich ist es dann doch Gott, der die Arbeit macht, es ist ja weiter die Mutter, die durch die Gegend springt, aber wir als spiritueller Aspirant müssen viel Anstrengung unternehmen. Das ist so ein bisschen der Raja Yoga-Weg. Der Bhakti Yoga-Weg ist der Weg des Katzenbabys. Ein Katzenbaby macht gar nichts, es miaut einfach nur, miau, dann kommt die Mutter, und sie trägt es dann am Nackenfell woanders hin. Also, das Katzenbaby miaut nur. Und so können wir uns auch manchmal wie ein Katzenbaby fühlen und einfach miauen und Gott um Hilfe bitten, und dann wird uns Gott dahin bringen, wo es notwendig ist. Natürlich sollten wir uns schon bemühen, an uns selbst zu arbeiten, unsere Gunas, also die Eigenschaften irgendwie positiver zu machen, aber dann sollten wir auch wissen: „Ich bin nicht die Persönlichkeit.“ Wir sollten unsere Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen tun und dann sagen: „Oh Gott, bitte hilf du mir.“

Und dann sagt er aber nicht einfach nur etwas über schreien, sondern er sagt, wer mit unerschütterlicher Hingabe dient, also – da war auch dienen. Und so kann es auch sein, dass wir vielleicht Schwierigkeiten haben, unseren Geist zu beherrschen. Vielleicht haben wir sogar Schwierigkeiten, uns wirklich mit vollem Herzen ständig an Gott zu richten, aber wir können mindestens handeln, und sagen: „Dieses Handeln tue ich zum Wohl des Ganzen. Ich tu dieses Handeln für Gott. Ich spür zwar Gott nicht immer, aber ich tu's trotzdem für ihn oder sie oder das kosmische Bewusstsein, und ich mache dies dann mit Liebe. Ich tue es mit Liebe, ich tue es mit Liebe für die Menschen, für die Schöpfung, für Gott, für das Göttliche, für die Göttin, für die kosmische Energie.“ Und dann verspricht uns Krishna: Wenn wir so handeln, mit dieser Hingabe und diesem Dienen, dann geschieht eine innere Transformation, und über diese innere Transformation erfahren wir auch Brahman.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.

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http://www.kinder-yoga.cc/photo/wald_baum_yoga_fuer_jugendlich-2?context=album&albumId=3510507%3AAlbum%3A2167

Heute geht die erste Jugendlichen-Yoga Ausbildung "Jugendliche unterrichten Jugendlichen-Yoga" zu Ende. 6 Jugendliche im Alter von 14-17 Jahren haben 9 Tage lang intensiv Yoga geübt, waren auch in den Morgen- und Abend-Meditation, haben gelernt, Yoga zu unterrichten und auch schon einiges an Unterrichts-Erfahrung gesammelt. Es hat ihnen sehr viel Spaß gemacht, sie haben sehr viel gelern, und wollen schon bald anfangen, Yoga zu unterrichten. So hoffen wir, dass immer mehr Jugendliche zu Yoga kommen und in unserer schnelllebigen Zeit einen Ort der Ruhe und Kraft in sich entdecken.
Die nächste Jugendlichen-Yoga Ausbildung dieser Art findet statt 6.-15.8.2010
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Ich lese etwas aus der Bhagavad Gita, dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna. Arjuna hatte im 11. Kapitel berichtet, dass er die Vision der kosmischen Gestalt hatte. Er hatte eine Vision von Krishna, er hat die Erfahrung gemacht von unendlichem Samadhi. Und anschließend erzählt er das dem Krishna, und Krishna antwortet dann: "Weder durch Studium der Veden, noch durch Askese, nicht durch Geschenke und auch nicht durch Opfer, kann ich in der Form gesehen werden, die du so leicht wahrgenommen hast. Durch einpünktige Hingabe kann ich in dieser Gestalt erkannt und tatsächlich gesehen werden, und durch sie ist es auch möglich, in sie einzugehen, oh Arjuna." Also, Arjuna hat das höchste Selbst gesehen, hat letztlich gesehen, dass Krishna dieses höchste Selbst ist, und Krishna erzählt dann dem Arjuna, wie es passiert ist. Und er sagt: "Wir kommen zu dieser Vision durch aufrichtige Hingabe hin." Letztlich können wir uns diese höchste Verwirklichung nicht irgendwo künstlich ergattern. Es ist zwar gut, die Veden zu studieren, die Schriften zu studieren, Philosophie zu lernen, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nichtselbst zu üben. Es ist auch wichtig zu erkennen, dass das Selbst hinter allem ist, aber wenn es einfach nur intellektuell ist, reicht es nicht aus. Unser Herz muss dabei sein, Hingabe muss dabei sein.

Askese ist auch etwas Wichtiges. Askese im Sinne von seinen Geist unter Kontrolle bringen, bewusst auch mal Dinge tun, die man nicht mag, bewusst auf Dinge zu verzichten, all das hilft, dass man Kontrolle über den Geist bekommt. Aber auch das reicht nicht aus. Wenn das nur äußerliche Dinge sind, reicht es nicht aus. Die Liebe und Hingabe muss dabei sein. Wir können auch Geschenke geben. Man kann einem Menschen etwas Gutes tun, man kann viele Spenden geben, und es ist letztlich immer gut, so etwas zu tun, damit andere Menschen auch etwas zu essen haben und damit gute Werke entstehen können. Es ist gut, etwas abzugeben von dem, was man hat. Aber wirklich als Hilfe auf dem spirituellen Weg dient es dann, wenn Liebe und Hingabe dabei ist.

Genauso auch Opferzeremonien. Es ist gut, Rituale zu machen, so wie Puja oder Homa oder Arati oder seine eigenen persönlichen Rituale, die man so macht, um Gott zu verehren, oder Gottesdienste oder was auch immer es sein mag. Man kann verschiedenes tun, um Gott zu ehren. Aber das allein reicht nicht aus, es muss Hingabe und Liebe dabei sein. Und dann können wir Gott wahrnehmen, wir können ihn erfahren und schließlich, wie er hier sagt, können wir auch in Gott eingehen.

Es ist übrigens etwas sehr ähnliches, wenn Paulus in der Bibel sagt: "Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe mein Leid brennen und hätte der Liebe nicht, so wär's mir nichts nütze. Und wenn ich weissagen könnte, und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse und hätte sogar Glauben, dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts." Also praktisch genau das gleiche, was Krishna ein paar hundert oder ein paar tausend Jahre vorher gesagt hat. Was auch immer wir auf dem spirituellen Weg tun: Es ist wichtig, es mit Liebe und mit Hingabe zu tun. Liebe zu Menschen, Liebe zu Gott, von unserem Herzen. Und dann führt das, was wir tun, zur Transformation.

Und ich will vielleicht gerade aus dem Korinther-Brief die nächsten Verse einfach lesen, ohne sie kommentieren zu müssen, sie sprechen für sich. "Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. Sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden, und das Zungenreden aufhören wird, und auch die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören". Und der letzte Vers aus diesem Kapitel "Nun aber bleibet Glaube, Hoffung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen".

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.

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Wie man Gier überwindet - BhG XIV 7

Ich lese etwas aus der Bhagavad Gita, dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna. Krishna, dem Lehrer, Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel und im 7. Vers. Krishna spricht über die drei Gunas, an denen wir uns verhaften. Im 7. Vers sagt Krishna: "Wisse, dass Rajas, die Eigenschaft der Unruhe, von der Natur der Gier ist, die Quelle von Durst nach Sinnesfreuden und Verhaftung. Rajas bindet, oh Arjuna, den Verkörperten fest durch die Verhaftung an das Handeln". Yogis sagen aus ihrer Erfahrung: "Wir sind das unsterbliche Selbst, jenseits aller Grenzen, Sat-Chid-Ananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit." Wir können dies erfahren, wir können dies verwirklichen. Es ist natürlich die Frage: Und warum identifizieren wir uns mit diesem Körper? Was bindet uns daran? Und dort sagt Krishna: Es gibt drei Eigenschaften: Sattva, darüber hatten wir vorgestern etwas gehört. Dann gibt es Rajas, und dann gibt es Tamas. Und dann sagt er: "Rajas ist die Gier. Wir haben Durst nach Sinnesfreuden." Also, es ist nichts Falsches daran, die Sinne, die Sinneserfahrung zu genießen, denn ein paar Verse vorher hat er auch gesagt: "Alles ist letztlich göttlich, Äußeres wie auch Inneres und dieses wunderschöne Universum der Sinne ist auch eine Manifestation des Göttlichen." Nur wenn wir dort Gier haben und dann eben sagen: "Ich brauche dies, ich brauche das, das will ich genießen, und das will ich genießen", dann genießen wir nicht wirklich, sondern wir verschieben Dinge auf die Zukunft. Und das führt dann zur Bindung. Und dann sagt er noch "Es bindet, und es führt zu Verhaftung." Also nicht nur verschieben wir viele Dinge in die Zukunft: „Das brauche ich noch, das brauche ich noch, das brauche ich noch und das will ich noch.“ Sondern wir verhaften uns da auch noch: "Oh gestern war's so schön, hm, warum kann das nicht heute auch so sein", und damit sind wir in der Vergangenheit. Wenn wir eine schöne Erfahrung haben, dann haben wir Angst, diese schöne Erfahrung morgen vielleicht nicht mehr zu haben, anstatt dass wir einfach jetzt dankbar dafür sind. Oder in der Meditation: Wir kommen in die Meditation, es wird schön und anstatt das einfach zu genießen, denken wir darüber nach, wie es wäre, wenn es noch schöner wäre, oder wir hoffen, dass unsere Meditation ab jetzt immer so tief ist. Oder wenn wir Pranayama machen und das Prana, die Lebensenergie gerade ausstrahlt, dann denken wir vielleicht: „Wenn jetzt noch die Kundalini erwachen würde, dann wär's besonders gut. Und hoffentlich ist es morgen auch noch so. Und was kann ich tun, dass das übermorgen noch so ist? Und was kann ich tun, dass dieses wunderbare Gefühl weiter bleibt, wenn ich am Montag zur Arbeit gehe?“ Das ist zwar jetzt schon eigentlich Verhaftung am Sattva, aber ein bisschen Gier und immer mehr ist dort auch dabei und dadurch ist es rajasig, und das bindet uns. Oder, wir haben eine so wunderbare Tiefenentspannung, jetzt könnte man in der Tiefenentspannung ganz loslassen, oder man könnte sagen: „Was kann ich tun, dass die Tiefenentspannung morgen auch wieder so ist?“ Gut, das ist eine Mischung aus Sattwa und Rajas. Zum einen verhaften wir uns an das Gefühl der Freude, aber das ist eben auch Verhaftung. Und zum anderen ist da diese ständige Gier nach mehr, dieser Durst nach dem, was wir uns ausmalen. Es ist Verhaftung an das, was wir mal hatten, oder was wir haben, und wir sind verhaftet an Handlung. Ich glaube, Pascal hat mal gesagt: "Alles Unglück beruht darauf, dass der Mensch nicht in der Lage ist, einfach ruhig zu sein." Ob das so stimmt? Yogis haben noch andere Gründe, wo alles Unglück herkommt. Wer die Kleshas kennt, der geht ein bisschen weiter. Rajas ist aber einer der Aspekte. Wir denken immer, aktiv sein zu müssen. Es ist nichts Falsches, aktiv zu sein. Krishna, eigentlich die ganze Bhagavad Gita sagt ja, dass wir nicht träge, nicht faul sein sollen. Und Spiritualität heißt nicht, im stillen Kämmerchen zu sein. Wir sollen unsere Pflicht tun, unsere Aufgaben tun, das, was uns an Gaben gegeben ist, zum Wohl anderer einsetzen. Es ist gut, das Göttliche überall zu sehen, durch sich wirken zu lassen, aber eben verhaftet sollen wir nicht sein. Wir können auch ruhig sein, und wir können aktiv sein. Das ist das Gleichgewicht. Als nächstes spricht Krishna über Tamas. Darüber spreche ich ein andermal, oder ihr schlagt die Bhagavad Gita selbst auf, im 8. Vers. Es gibt ja auch einen sehr schönen Kommentar von Swami Sivananda dazu. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Soham - Ich bin das unsterbliche Selbst

soham heißt: „Ich bin das“. hamsa heißt: „frei, unendlich, ewig“ paramahamsa heißt: „höchste Freiheit“ paramatma: „höchstes Selbst“. chin mayo ham : ich bin reines Bewusstsein, ich bin gemacht aus Bewusstsein, aham : ich bin, maya : gemacht aus, chit : Bewusstsein – chin mayo ham. sat chit ananda svarupo ham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. soham – das bin ich, brahman, OM – das reine, unendliche, ewige Bewusstsein. Das sind die großen Behauptungen des Jnana-Yoga, des Vedanta, und letztlich die großen Behauptungen der meisten Mystiker der verschiedensten Traditionen. Wir sind nicht dieser physische Körper, wir sind nicht beschränkt auf Emotionen, Persönlichkeit, sondern wir sind unendliches Bewusstsein, das Bewusstsein hinter allem. Descartes hat einmal gesagt, wir können an allem zweifeln, nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich dem Bewusstsein. Denn wir wissen nicht, ob die Welt draußen existiert, wir könnten auch in einem Traum sein, wir könnten denken, wir träumen irgendwie. Vedantin sagen, auf eine gewisse Weise träumen wir tatsächlich. Woher wisst ihr, daß hier oben jemand auf der Bühne hockt? Es könnte ja sein, dass ihr euch das nur einbildet. Ihr könntet mich fragen: „Hockst du wirklich auf der Bühne, oder bist du Einbildung?“ Sage ich: „Nein, ich hocke tatsächlich auf der Bühne.“ Aber angenommen, ihr fragt das in eurem Traum, dann werden die Leute das auch sagen. Ich bin so jemand, der öfters am Tag überlegt: „Bin ich wirklich, unwirklich? Was ist wirklich, was ist unwirklich, bin ich im Traum, bin ich nicht im Traum?“ Und so gewohnheitsmäßig frage ich mich das auch nachts, und gerade, wenn ich z.B. nachts besonders flexibel in meinen Asanas bin, dann überlege ich: „Wie kommt das, dass ich jetzt die Füße ganz hinter den Kopf kriege ? Bin ich im Traum? Dann versuche ich zu analysieren, herauszufinden: gut, irgendwo habe ich plötzlich wieder Flexibilität, es scheint, als ob es die Wachwelt wäre. Und freue mich darüber, über meine unglaubliche Flexibilität, und die Pranaerfahrungen, die dort einhergehen. Und kurz danach bin ich aufgewacht und stelle fest: „Aha, so ist also die Traumwelt, und woher weiß ich, dass ich jetzt nicht wieder in einer Traumwelt bin? Und von einem höheren Standpunkt ist jede Welt, die wir sehen, ein Traum.“ So können wir alles überlegen, wir können sagen: „Ja, alles könnte Traum sein.“ Nur eines können wir sicher sein: es gibt jemanden, der die Frage stellt: Was ist wirklich, was ist unwirklich? Der muss da sein. Also, ich weiß mindestens, es gibt jemanden, der stellt sich die Frage: Was ist wirklich, was ist unwirklich? Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand von euch überhaupt existiert, ob das Ganze nur eine Dreingabe ist des Traumes – gut, ich gehe jetzt davon aus, dass ihr alle das Gleiche euch fragen könntet, und vielleicht in dem Moment so ein bisschen fragt, aber es gibt ein unendliches Bewusstsein, und dieses Bewusstsein ist eben auch überall identisch. Angenommen, wir wären jetzt in einem Traum: das einzig Wirkliche in dem Traum ist das Bewusstsein des Träumers. Und aus wem sind all diese Traumgestalten gemacht? Aus dem Bewusstsein des Träumers. Angenommen – wie heißt du? -, die Sina würde jetzt träumen, und sie würde jetzt von – wie heißt du? – von Sara träumen, und dann würde sie sich selbst im Traum sehen, und vielleicht auch als Sina bezeichnen - gut, sie könnte sich auch ganz anders sehen, aber nehmen wir einmal an, die Sina würde sich als Sina sehen, und die Sara auch, woraus bestehen dann Sara und Sina im Traum? Aus dem Bewusstsein von Sina. Das Bewusstsein von allen Traumgestalten ist das gleiche Bewusstsein. Das ist jetzt nicht plötzlich, daß im Traum dort hunderte oder tausende von verschiedenen Wesen mit individuellen Bewusstseinen dort herumrennen oder meditieren oder wie auch immer, sondern da ist ein einziges Bewusstsein. Und so ist es auch jetzt. Yogis sagen, im Wachbewusstsein – wobei ich jetzt nicht weiß, ob wir im Wachbewusstsein sind, wir könnten ja auch im Traumbewusstsein sein, aber nehmen wir an, wir wären im Wachbewusstsein - im Wachbewusstsein sind wir alle Traumgestalten eines kosmischen Träumers, der manchmal als Brahma bezeichnet wird. Brahma träumt diese Welt, und wir sind Traumgestalten. Aber unser Bewusstsein ist das Bewusstsein von Brahma, und das Bewusstsein von Brahma ist brahman. Und jetzt das Schöne ist, im Wachzustand – das unterscheidet ihn vielleicht vom Traumzustand – im Wachzustand können wir uns auch jederzeit des Bewusstseins bewusst werden. Wir müssen noch nicht einmal warten, bis wir irgendwann genügend Yoga praktiziert haben, um nirvikalpa samadhi zu erreichen und die Selbstverwirklichung zu erfahren. Eine Ahnung vom unendlichen Bewusstsein können wir jetzt haben, jetzt und in diesem Moment. Einen Moment können wir die Bewusstheit selbst bewusst spüren. In dieser Bewusstheit selbst ist Unendlichkeit, denn alles, was beschränkt ist, ist nicht Bewusstsein. Egal, ob wir kleiner oder größer, jünger oder älter sind, klüger oder noch klüger, - oder vielleicht sind wir morgens einmal klüger als am Nachmittag, oder umgekehrt – ob wir durstiger oder hungriger sind: Bewusstsein ist immer da. Und wenn wir aufhören, oder einen Moment lang aussetzen, nur über Körper, Emotionen, Gefühle nachzudenken, einen Moment lang Bewusstheit selbst spüren, in dem Moment sind die Eigenschaften der Bewusstheit da, die nicht wirkliche Eigenschaften sind, aber irgendwie muss man es sprachlich benennen. Es ist Wonne da – ananda, es ist Unendlichkeit da, es ist Sein da, es ist Verbundenheit da, es ist Liebe da. Es ist. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Wir bitten dich um Hilfe bei einer Namensgebung. Der Name "Haus Yoga Vidya Bad Meinberg" ist nicht mehr adäquat - seit dem Kauf des Projektes Shanti und des Kailash besteht der ganze Ashram inzwischen aus 3 Gebäudekomplexen mit über 10 einzelnen Häusern. In einer Mitarbeiterbesprechung heute wurden 3 Namen befürwortet:
  • Yoga Vidya Bad Meinberg - ist umfassend und schließt alles gut ein
  • Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg - in Indien würde man ganz natürlich "Ashram" sagen - ein Ashram ist ein Ort, an dem Menschen wohnen, um Yoga zu praktizieren, zu lernen und zu lehren
  • Yoga Vidya Campus Bad Meinberg - "Campus" würde ausdrücken, dass dieses ganze Gelände zum Lernen und Leben der Wissenschaft (Vidya) des Yoga dient
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„Mantra Yoga ist eine exakte Wissenschaft. mananat trayate iti mantrah - Mantra ist das, durch dessen Wiederholung man befreit wird. Ein Mantra ist Göttlichkeit, das Mantra und Gott sind letztlich eins, das Mantra selbst ist Gott. Das Mantra ist göttliche Kraft, daivi shakti, die sich in einem Klangkörper manifestiert. Ständige Wiederholung des Mantras mit Vertrauen , Hingabe und Reinheit
vermehrt die shakti, die Kraft des Strebenden, reinigt, erweckt das im Mantra verborgene Mantra Chaitanya, Bewusstsein, und verleiht dem Sadhaka Mantra Siddhi,
Vollkommenheit im Mantra, Erleuchtung, Freiheit, Frieden, ewige Wonne und Unsterblichkeit.
Durch Wiederholen des Mantras nehmen dier Sadhakas, die Übenden, die Tugenden und die Kräfte Gottes in sich auf. Mantras haben auch die Form einer Verehrung und wenden sich so direkt an Gott.
Chronische Leiden können durch Mantras geheilt werden. Mantrasingen lässt kraftvolle, spirituelle Wellen, göttliche Schwingungen entstehen. Sie dringen in den physischen und astralen Körper des Patienten ein und überwinden so die Grundursachen von Leiden. Sie erfüllen die Zellen mit reinem sattwa, göttlicher Energie. Somit sind Mantras machtvolle Medikamente. Sie sind stärker als verschiedenste Tabletten und Bestrahlungen.“

Hari Om Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.

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Om Namah Shivaya

Wisst ihr, was Om Namah Shivaya heißt?
Om heißt: Om, Namah heißt: Ehrerbietung an, oder: ich grüße, und Shivaya heißt: an Shiva.
Und was ist jetzt Shiva? Shiva wörtlich heißt: der Liebevolle, der Gütige, der Segensbringende.
Und wenn wir im Yoga uns gegenseitig grüßen mit Om Namah Shivaya, dann heißt das, ich grüße das Liebevolle in dir, ich grüße das Segensreiche in dir, ich grüße das Gütige in dir, ich grüße das Göttliche in dir.
Und die große Behauptung des Yoga ist ja, daß tief im Inneren nicht irgendwo so ein kleiner Funke des Göttlichen ist, und große Mengen des weniger Göttlichen, sondern das Tiefste in uns ist dieses Göttliche, und das, was wir wirklich sind, ist dieses Göttliche. Das ist natürlich eine große Behauptung, und eigentlich die optimistischste Behauptung, die man überhaupt aufstellen kann.
Man kann ja sagen, Mensch ist irgendwo ein Gemisch aus Gutem und Bösem – eine Möglichkeit.
War einmal früher populär gewesen.
Was heute vielleicht populärer ist, der Mensch ist irgendwo ein biologisches Lebewesen,
in Evolution entstanden, und alles, was im Menschen irgendwo drin ist,
war irgendwann einmal in irgendeinem evolutionsbiologischen Kontext sinnvoll.
Man könnte auch sagen, auf irgendeine Weise sind wir alle mit dem genetischen Material
des Steinzeitmenschen ausgestattet, und da ist es schon erstaunlich genug, dass wir als optimal für Steinzeit eingerichteter Mensch eine solche Zivilisation auf die Beine gestellt haben.
Es ist schon etwas mitfühlender, wenn man nicht denkt, im Menschen ist irgendetwas Schlechtes,
sondern alles war irgendwo sinnvoll.
Und da sagt man dann auch, und weil der Mensch auch diese Kooperation entwickelt hat,
überhaupt deshalb konnte er dann so sich auf der Erde so verbreiten, weil sich der Planet überlegen kann, ob Mensch wirklich so ein großer Segen für den Planeten ist. Aber die alten Schriften sagen, er ist es tatsächlich, aber aus noch einem tieferen Grund, nämlich der tiefste Grund ist: eigentlich im Inneren jeden Wesens ist dieses Göttliche drin, die Essenz ist letztlich dieses Göttliche, das Bewusstsein. Das ist das, was noch durch keine biologische Theorie und durch keine Hirnforschung beschrieben werden kann oder begründet werden kann.
Und dieser göttliche Funken, dieses Bewusstsein, das ist unsere wahre Natur, das ist unsere Essenz,
aus der stammt tatsächlich alles Streben, aller Wunsch, alle Liebe.
Alles, was da ist, ist letztlich in uns verankert, und alle Sehnsüchte, die wir haben, gehen darauf hinaus, daß wir dieses erfahren wollen, wir wollen es in uns selbst erfahren, wir wollen es in anderen erfahren.
Und eine gute Weise der Kommunikation ist, bevor wir mit jemandem sprechen, irgendwo uns an dieses Göttliche zu richten. Danach kann man sich immer noch auseinandersetzen, respektvoll auseinandersetzen, aber durchaus auch unterschiedliche Meinungen vertreten, und nachher kann man wieder respektvoll das Göttliche im anderen grüßen.
Und das kann man auf Sanskrit machen, dann sagt man: „Om Namah Shivaya“,
man kann es auf süddeutsch sagen: „Grüß Gott“, wir können es auf moderndeutsch machen : „Hallo“, heiß : Hey Lord – ich grüße Gott in dir, - man könnte auch sagen: Om Namah Shivaya übersetzt heißt : Hallo – oder wir können auch „tschüß“ sagen, tschüß kommt aus dem spanischen „adios“, Grüße seien gerichtet an Gott, adios ist ja nur eine Verkürzung von einem längeren Gruß,
was auch wieder heiß : an Gott.
Und in diesem Bewusstsein können wir mit jedem Menschen Kommunikation beginnen, und Kommunikation abschließen.
Und wenn diese Verbindung ist von dem Tiefsten unserer Seele mit dem Tiefsten der Seele des anderen,
dann wird jede Art von Kommunikation und Verbindung von Respekt und Einheit geprägt sein.
Und um dies verwirklichen zu können, letztlich dafür praktizieren wir Yoga.
Wenn wir Asanas üben, Körperübungen, Pranayama, Atemübungen, Luftanhalten,
wenn wir uns entspannen, wenn wir Mantra singen,
all das hat auch die Fähigkeit, uns durchlässig zu machen. Durchlässig zu machen, daß wir diesen göttlichen Kern in uns mehr spüren, dass wir diesen göttlichen Kern spüren in den Menschen, mit denen wir es zu tun haben, durchlässig werden, dass wir dieses Göttliche auch als Schönheit in der Natur sehen, - es ist jetzt der Frühling besonders schön, besonders wenn dieses tolle Wetter ist,
was ja die nächsten Tage noch toller werden soll, es sollen ja auf fast 20° mit blauem Himmel
und strahlender Sonne kommen/haben, aber es ist auch hinter dem Regen und hinter dem Sturm und Hagel, auch dort können wir dieses Göttliche fühlen und spüren.
Und ich glaube, die meisten von euch werden am Ende der Woche noch mehr verstehen, wovon ich spreche als jetzt schon, denn auch wer schon zigmal hier im Haus war, und auch, wenn er es weiß, es ist immer so: es ist immer wieder schön, es so zu erfahren.
Eine Woche intensiver Yoga-Praxis, vielleicht nach den anfänglichen ein oder zwei Tagen Reinigung,
führt irgendwo dazu, daß man viel bewusster wird dieses Großartigen,
welches letztlich überall spürbar und erfahrbar wird.
Hari OM Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Geschichte der Heiligen Medalasa

Ich will euch eine kleine Geschichte erzählen. Es war einmal vor langer Zeit eine Mutter, die hieß Medalasa. Und die Medalasa hatte einige Kinder, und Medalasa war nicht irgendeine Mutter, sondern sie war eine selbstverwirklichte Heilige. Und sie sang ihren Kindern ein Wiegenlied, und jetzt nicht so die Wiegenlieder, die wir hier in Deutschland vielleicht singen, sondern: “shuddhosi buddhosi niranjanosi samsara-maya-parivar Jitosi” Sie sang ihren Kindern: shuddhosi - du bist rein, buddhosi – du bist reine Intelligenz, niranjanosi – du bist makellos, samsara-maya-parivar, du bist unberührt vom Kreislauf von Geburt und Tod und dieser maya, von dieser Illusion, Jitosi – du bist reines Bewusstsein. Und weil Medalasa dies von ganz tiefem Herzen auch so meinte, erreichten alle ihre Kinder die Selbstverwirklichung. Und im Grunde genommen können wir das uns selbst auch immer wieder singen, shuddhosi – du bist rein. Natürlich, wir wissen alle, unser Geist hat alle möglichen Gedanken, wir freuen uns einmal, wir ärgern uns einmal, wir sind einmal etwas niedergeschlagen, einmal enthusiastisch, wir sind einmal Dingen verhaftet, und dann wieder losgelöst, usw. Trotzdem behauptet dieses Wiegenlied der Medalasa: shuddhosi – du bist rein, denn es ist ja nicht unser Bewusstsein, sondern es ist Körper und Denken, welche durch diese verschiedenen Prozesse hindurchgehen. Es ist genauso, angenommen, unser Hemd, ist so ein bisschen weiß geworden, dadurch dass ich mit Babypulver in die Hände geklatscht habe geworden – es ist eigentlich ein gelbes Hemd. Hat sich das jetzt auf meinen Geist gelegt, und bin ich deshalb unreiner, oder vielleicht noch reiner geworden, weil sich jetzt weißes Puder auf mein Hemd gelegt hat? Hat keine allzu große Bedeutung dort. Genauso, unser Geist hat alle möglichen Prozesse, durch die er hindurchgeht, aber wir können uns erinnern, Bewusstsein an sich bleibt ewig, rein, bleibt ewige Intelligenz selbst, nicht im Sinne von Intellekt und IQ, sondern im Sinne von reinem Bewusstsein. niranjanosi – und so bleiben wir stets makellos, was auch immer geschieht. Und wir sind unberührt von samsara, samsara – Kreislauf von Geburt und Tod. Aber samsara-chakra heißt es. Und es geht nicht nur um Geburt und Tod, sondern der Geist, wenn man genauer beobachtet, stellt man fest, es gibt so bestimmte Zyklen. Und manchmal kann man auch überlegen: will man dem gleichen Zyklus immer wieder folgen? Manchmal kann man auch abstellen. Manchmal beobachtet man, was weiß jetzt genau, was die nächste Episode sein wird. Irgendwo hat man irgendetwas gemacht, jetzt weiß man, als nächstes kommt – vielleicht hat irgendjemand einen Knopf gedrückt – gut, manchmal gibt es ja wunderbare Choreographien, wenn man zu zweit oder zu dritt ist, einer sagt eines, der andere sagt das nächste, man müsste – man weiß schon, was als nächstes kommt, und irgendwo schaukelt sich das auf, und vielleicht lacht man nachher darüber und dann ist der Zyklus vorbei. Und das gibt es auch individuell, das gibt es kollektiv, es gibt immer wieder solche Dinge, die laufen ab. Übrigens auch in einem Ashram; wer schon länger da ist, weiß, dieses samsara-chakra geht auch dort, und wer in einer Beziehung ist, weiß, es geht auch dort, wer Kinder hat, weiß, es geht auch dort, usw. So ist dieses samsara. Aber unser wahres Bewusstsein ist frei von dem allem. Und es ist auch jenseits der Täuschung. Gut, glücklich sind wir, wenn wir erkennen, wie dieses samsara abläuft, und vielleicht können wir auch einmal uns entscheiden, muss ja nicht immer so ablaufen, man kann es ja auch einmal anders machen, andererseits gibt es ja auch ein gewisses Gefühl der Sicherheit, wenn man schon weiß, was als nächstes und übernächstes kommen wird. Gut, also, wir sind davon eigentlich unberührt, unberührt von maya, unberührt von diesen samsarischen Dingen, die geschehen. Und schließlich Jitosi – reines Bewusstsein und letztlich reines Wissen. Und das ist so der Trick des Jnana-Yoga. Gut, im Jnana-Yoga gibt es auch verschiedene Empfehlungen, unseren Geist zu beherrschen, aber das ist letztlich zweitrangig, vorrangig ist, wir wechseln nur den Blickwinkel, wir identifizieren uns weniger mit all dem, was geistig-emotional abläuft, wir identifizieren uns mit dem höchsten, dem reinen Bewusstsein. Und das können wir unserem eigenen Geist immer wieder sagen, und unserem Bewusstsein sagen, jedenfalls uns selbst sagen: shuddhosi buddhosi niranjanosi samsara-maya-parivae jitosi. ‘ Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Avatar, die Herabkunft Gottes

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Avatar“, Avatar ist eine Herabkunft Gottes. Ich lese aus einem der Unterkapitel, da steht : Der Unterschied zwischen einem Jivanmukta und einem Avatar „Ein einfacher Jivanmukta ist wie ein Stern, der in der Nacht strahlt. Er spendet ein wenig Licht. Er ist durch Tapas und Sadhana – intensive Praxis - zum neuen Ufer gelangt. Er kann eine Zahl von Menschen erheben. Wie die Wasser einer kleinen Quelle nur den Durst einiger Pilger löschen können, kann auch dieser Kevala-Jnani – der befreite Weise - nur wenigen Menschen Frieden bringen. Dagegen ist ein Avatar eine mächtige Person. Er ist wie der große Manasarovarsee. Er entfernt den Schleier der Unwissenheit Tausender von Menschen und führt sie ins Land der ewigen Ruhe, Wonne und ewigen Sonnenscheins. Avatare sind eins mit dem Höchsten. Sie sind nicht Teile wie die individuellen Seelen. Avatare, Inkarnationen, sind Strahlen Gottes. Wenn das Werk des Lokasangraha, des Dienstes an der ganzen Welt, getan ist, verschwinden sie wieder aus der Welt.“ Das ist also eine Theorie in der indischen Philosophie und Mythologie, dass wir zum einen als individuelle Seelen nach dem Höchsten streben, und dass es so eine Evolution gibt vom Pflanzenreich zum Tierreich zum Menschenreich, dass wir uns aber verschiedene Inkarnationen entwickeln, bis wir irgendwann ein Jivanmukta sind, ein lebendig Befreiter, und dann auch eine bestimmte Mission auf der Welt haben, um dort anderen zu helfen und zu dienen, bis wir dann endgültig mit dem Höchsten verschmelzen. Avatar ist dann etwas anderes. Avatar ist die Herabkunft Gottes, also Gott, die Seele des ganzen Universums, das Unendliche, das Ewige, das Absolute, kann menschliche Gestalt annehmen, um wieder dharma herzustellen, adharma zu überwinden; so steht es in der BhG : dharma ist die kosmische Ordnung, adharma ist das Gegenteil von kosmischer Ordnung. Der Mensch hat eine gewisse Freiheit, hat einen individuellen Willen, diese individuelle Freiheit kann er zum Guten einsetzen wie auch zum weniger Guten. Und wenn der Mensch seine individuelle Freiheit zum Unguten benutzt hat, dann wird der Avatar kommen, also wird Gott auf irgendeine Weise herabkommen, um wieder den guten Gang der kosmischen Ordnung dort zu entwickeln. Und ein Avatar hat noch eine zweite Funktion, das ist nämlich die, eine neue Stufe der Evolution zu entwickeln. Und so heißt es, dass zu jedem neuen Zeitalter Gott sich manifestiert als ein Avatar. Gut, im Christentum gibt es da die Aussage, es gibt nur einen einzigen Sohn Gottes, nämlich Jesus, und der eben diesen Charakteristika eines Avatars entspricht, wie es in der BhG dargelegt wird. In den indischen Schriften heißt es, daß es in jedem Zeitalter einen Avatar gibt, dass es also nicht eine einmalige Sache ist in Millionen Jahren von menschlicher Geschichte einmal, und vielleicht Millionen Jahren, die noch folgen, und vielleicht auch Tausende von Planeten, die es gleichzeitig im Universum gibt, und die auch Leben haben, dass es dort nicht nur in einem historischen Moment, an einem historischen Ort so etwas gab, sondern da ist eben die Behauptung, in jedem Zeitalter, in jeder Kultur kann immer wieder Gott herabkommen, um dharma herzustellen und Spiritualität zu entwickeln. Für praktische Zwecke gilt vor allem eins: Auch im Individuellen kann Gott in unser Leben eintreten, wir müssen dort nicht warten, bis vielleicht das nächste Zeitalter entsteht, oder vielleicht unter den hundert Meistern gucken, von denen es in Indien heißt, dass sie Avatare seien momentan, dort gucken : wer von denen ist es? Sondern wir können jetzt in diesem Moment uns einfach öffnen, um Führung bitten, und darum bitten, dass Gott in unser eigenes Leben hineinkommen möge, uns führen möge, inspirieren möge. Und wir können uns selbst vornehmen, wir wollen Diener/Dienerin sein, und wir wollen Instrument sein, dass das Gute, das Liebevolle, das Friedvolle in diese Welt hineinkommt. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Bhakti, Entwicklung von Hingabe

Ich will etwas lesen aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel „Bhakti“: Bhakti - wörtlich Hingabe -, Bhakti heißt: in Gott sein. „Bhakti ist das Fließen von Hingabe wie das Fließen eines Flusses, Bhakti ist die Kontinuität von Hingabe, so wie Öl kontinuierlich aus einem Gefäß in ein anderes fließt. Bhakti ist das Angezogensein des Jivas, der individuellen Seele, von Gott, so wie die Nadel vom Magnet angezogen wird. Bhakti transformiert den Menschen zur Göttlichkeit, sie infiziert den Verehrer mit göttlicher Liebe, sie gibt ihm ewige Befriedigung, sie macht ihn vollkommen, sie lenkt den Geist von Sinnesobjekten weg, sie lässt ihn in Gott frohlocken. Bhakti ist die Transformation der Emotionalität in höchste Liebe zu Gott. Sie erblüht später zum Jnana, zum höchsten Wissen, sie führt zur Unsterblichkeit und Gottverwirklichung. Bhakti ist die direkte Annäherung an das Ideal durch das Herz. Liebe ist für jeden Menschen natürlich.“ Bhakti-Yoga ist einer der verschiedenen Yoga-Wege. Die meisten von euch kennen die Yoga-Wege Jnana-Yoga, Yoga des Wissens, Raja-Yoga, Yoga der Gedankenbeherrschung, Karma-Yoga, Yoga des selbstlosen Dienens, Hatha-Yoga, Yoga der Körperbeherrschung oder Körperarbeit, um über Körperarbeit zur höheren Bewusstseinsebene zu kommen, Kundalini-Yoga, Energiearbeit, um die Chakras zu öffnen. Sind die höheren Chakras geöffnet, kommen wir zum Höchsten. Und schließlich gibt es Bhakti-Yoga. Bhakti-Yoga, der Yoga der Gottesverehrung. Es wird oft auch gesagt, Bhakti-Yoga sei der einfachste Weg, aber, zugegebenermaßen, das sagen die Schriften über die anderen Yoga-Wege auch. Aber es gibt bestimmte Dinge im Bhakti-Yoga, die wichtig sind, die uns helfen können. Zum einen: viele Menschen, gerade die im Westen Yoga üben, kommen zum Bhakti-Yoga, nachdem sie festgestellt haben, mit den anderen Yoga-Wegen kriegen sie es irgendwo nicht hin, um es einmal so banal, salopp auszudrücken. Wir bemühen uns, den Geist unter Kontrolle zu halten, wir bemühen uns, unsere niederen Instinkte zu transformieren, wir bemühen uns, ein diszipliniertes Leben zu führen, schlechte Gewohnheiten aufzugeben, und wir erfahren, einiges klappt, und einiges klappt auch nicht. Und jetzt kann man da verschieden umgehen, und eine der Möglichkeiten ist eben im Bhakti-Yoga. Zum einen können wir sagen: „Oh Gott, du bist alles, und ich möchte dich erfahren, ich weiß, es gibt die eine Unendlichkeit, ich habe das schon in verschiedenen Gemütszuständen gespürt, ich sehe dich manchmal, ich erfahre dich manchmal, ich würde dich gern immer erfahren, aber, irgendwo, es gelingt mir nicht, meinen Geist unter Kontrolle zu bringen. Ich habe Anteile in mir, die sich immer wieder verselbständigen. Hilf mir, zeige mir, wie ich dort hinkomme. Hilf mir, der ich es nicht allein packe.“ Und so heißt es dann, Bhakti-Yoga ist auch ein Weg, wo wir nicht selbst etwas schaffen können. Auf eine gewisse Weise kann man auch sagen, die Verwirklichung lässt sich nicht erzwingen, nicht erarbeiten. Wir können einiges tun, wir können einiges Positive bewirken, - wie ihr ja alle wisst, sonst würdet ihr vermutlich nicht hier sitzen – wir können einiges tun, aber wir wissen auch, wir kriegen es auch allein nicht vollständig hin. Und so bemühen wir uns, und anschließend sagen wir: „Oh Gott, ich kriege nicht mehr hin, bitte hilf du mir!“ Und dann werden wir demütig. Und da heißt es sogar, dass gerade über diese Demut wir dann zu höheren Erfahrungen tatsächlich hinkommen können. Und hier ist vielleicht sogar etwas Wichtiges auf dem spirituellen Weg. Angenommen, es könnte uns gelingen, tatsächlich aus eigener Kraft unseren Geist zur Ruhe zu bekommen, wann immer wir wollen, und wann immer wir feststellen, es kommt irgendwas in uns hoch, was wir eigentlich nicht wollen, wir brauchen nur auf einen Knopf zu drücken, ein Mantra zu wiederholen, eine bestimmte Atemtechnik zu machen, die Augen in eine bestimmte Richtung zu verdrehen. Man sagt, wenn man nach links schaut, dann kann man sich etwas beruhigen, man schaut nach rechts, kann man sich aktivieren, oder man schaut nach unten, dann wird man ruhiger, man schaut nach oben: aktiviert. Klappt ja auch bis zu einem gewissen Grad. Aber angenommen, es würde immer funktionieren, dann würde letztlich das Ego mitwachsen. Das fängt dann irgendwann an, zurückzuschlagen. Und so kann man fast sagen, hat es Gott gut arrangiert, dass er uns zeigt, dass der Weg nicht so einfach ist. Er hat uns gezeigt, einiges ist möglich, und dann müssen wir loslassen. Wenn wir dann loslassen und Hingabe üben, und unser Herz ganz Gott öffnen, und dann wirklich demütig sind, dann entstehen oft die großartigsten Erfahrungen dann, wenn wir festgestellt haben, dass wir am Schlimmsten versagt haben. So heißt es auch manchmal: Gott ist dem am nächsten, der am Boden zerstört ist. Und Gott ist auch in der Erde, und wenn wir am Boden sind und uns dann wirklich ganz fallen lassen, dann ist die Erde da. Das ist natürlich nur eine Wahrheit. Wir müssen uns jetzt nicht alle darum bemühen, dass wir am Boden zerstört sind. Wir können Gott nahe sein, wenn wir gefallen sind, und was ist unter uns? Mutter Erde, und Mutter Erde ist Gott. Aber wir können uns auch öffnen und nach oben – und irgendwo ist es uns gelungen, durch große Anstrengung unser Bewusstsein zu erweitern, und dann spüren wir das Himmlische, und das ist natürlich auch Gott. Und letztlich kann man feststellen: sarvam khalvidam brahman, letztlich ist alles - sarvam, tatsächlich - khalvidam, brahman - Gott, Göttliches, Unendliches. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ein Tag näher an der Selbstverwirklichung

Heute ist Donnerstag. Gestern war Mittwoch. Was ist der Unterschied zwischen Donnerstag und Mittwoch? Es ist ein Tag näher am Tod. Der Unterschied zwischen Donnerstag und Mittwoch ist ein Tag näher am Tod. Das ist die einzige Gewissheit, die wir haben, mindestens von der Zukunft aus betrachtet. Das klingt jetzt nicht sehr positiv, oder? Das war so eines der Dinge, die der Swami Vishnu uns sehr häufig gefragt hat: “What day is today? Today is Thursday. What day was yesterday? Wednesday. What is the difference between Thursday and Wednesday? One day closer to death.” Und das betrifft nicht nur unseren eigenen Körper, es betrifft alles andere auch. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende, das Schöne wie auch das weniger Schöne, das, was wir mögen, wie auch das, was wir nicht mögen. Man sagt auch so schön: nichts ist beständig, außer: dem Wandel. Und selbst der wandelt sich, denn manchmal ist er schneller, und manchmal ist er langsamer. Dennoch, Yogis sagen, es gibt noch etwas anderes, was beständig ist außer dem Wandel, das ist unser – die Antwort ist korrekt: die Stille, das, was nicht in Worte zu fassen ist, das, was ewig und unendlich ist. Das ist das, was immer bleibt. Alles andere verändert sich. Gut, und so könnte man auch sagen, dass genauso wie wir sagen können, ein Tag näher am Tod, können wir auch sagen, einen Tag näher an der höchsten Verwirklichung. Denn, wenn das irgendwo stimmt, was die Yogis so behaupten, nämlich, das wir irgendwann alle zur Selbstverwirklichung kommen, - und es heißt natürlich, wenn es in diesem Leben nicht klappt, dann klappt es halt im nächsten, oder im übernächsten, oder in tausenden oder Millionen Leben - jedenfalls: dann sind wir jetzt einen Tag näher an der Selbstverwirklichung. Nun ist es auch nicht so ganz festgelegt, so wenig, wie die Länge unseres Lebens letztlich so genau festgelegt ist, - wir können die Länge unseres Lebens auch beeinflussen, wie wir handeln und wie wir leben, ob wir uns gesund ernähren, ob wir Asanas und Pranayama machen, da können wir einigen Einfluss darauf nehmen, in gewissem Maße. Ob wir uns dann jetzt vielleicht – morgen gehen wir vielleicht durch das Silvaticum, und da fällt plötzlich ein Zweig herunter auf unseren Kopf, auf eine unglückliche Weise, und dann haben wir früher die Befreiung von diesem Körper erlangt. Aber leider nicht die Befreiung vom Höchsten – die Befreiung vom Niedrig – die Befreiung vom Geist, wir müssen uns dann wieder inkarnieren, wir müssen die ganze Sache wieder von vorne anfangen. Und auch wenn Erwachsene denken, dass das Babyleben ein wunderschönes ist, die Babys denken das vielleicht nicht unbedingt. Und so ist es besser, wo wir jetzt schon einen Körper haben und den Wunsch nach Befreiung, und die Mittel dazu haben, dann wollen wir uns darum kümmern, dass der Körper länger existiert, und dass er irgendwie gesund ist, soweit es mit dem Körper machbar ist, so dass wir in diesem Leben noch höhere Erfahrungen machen. Jetzt kommen wir aber noch zu einem anderen, logischen Problem: Wenn wir jetzt schon ewig, unendlich und rein sind, dann ist eigentlich die Behauptung, dass wir einen Tag näher an der Selbstverwirklichung sind, irgendwie nicht so ganz sinnvoll. Denn wir sind jetzt schon das unsterbliche, ewige Selbst. Und wir können es jetzt schon mindestens spüren, erahnen, erfühlen, uns dessen bewusst sein. Und wir sind es selbst dann, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Es gehört zu dem, was man immer wieder auf dem spirituellen Weg sich bewusst werden kann, zum einen: wir sind jetzt schon vollkommen, jetzt in diesem Moment, zum anderen gilt es aber auch, mit Eifer danach zu streben, es wirklich vollständig zu erfahren, und zum dritten gilt es auch, geduldig zu sein, denn es ist auch nicht so vollständig in unserer Hand. So wie es paradox ist: auf der einen Ebene ist alles, was in dieser physischen Welt ist, sterblich, und irgendwann vergänglich, deshalb sollte man dort eben keine Verhaftung haben, andererseits brauchen wir das Vergängliche, auch um uns dort zu entwickeln. Und auch wenn es heißt, das diese physische Welt nur einen relative Existenz hat, haben wir dennoch auch eine Aufgabe, man könnte sogar sagen: Mission, in dieser Welt zu erfüllen, und dafür gilt es, diese Welt auch immer wieder ernst zu nehmen, ohne sie zu ernst zu nehmen. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ahimsa - Nichtverletzten Teil 2

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda über Ahimsa. Ahimsa heißt Nichtverletzen, Ahimsa wird auch als Gewaltfreiheit bezeichnet. Ahimsa ist aber noch mehr als nur Abwesenheit von Gewalt; Patanjali sagt im Yoga-Sutra: „Wer in Ahimsa fest verankert ist, der trifft auf keine Feindschaft.“ Was nicht heißt, dass anschließend niemand einem irgendwo etwas Schlechtes antun will. Wir kennen es von den ganz großen Wohltätern der Menschheit, die wirklich alles gegeben haben – von Jesus über Buddha über Mahatma Gandhi oder Martin Luther King –, die haben alle eigentlich sogar einen gewaltvollen Tod gehabt. Also könnte man sagen, nun hätte Patanjali unrecht. Aber Patanjali hat dort nicht unrecht, denn keiner von denen hat nachher gedacht, daß sie wirklich Gewalt erfahren. Ihre Liebe war so weit, daß sie selbst dann das Göttliche im Anderen anerkennen konnten, selbst wenn ihm der Andere irgendwo aus Unwissenheit, aus falschen Vorstellungen etwas Schlimmes gemacht hat. Und so ist Ahimsa zunächst einmal eine Einstellung, eine innere Einstellung, eine geistige Einstellung, eben die geistige Einstellung, dass in jedem Menschen das Göttliche wohnt, das jeder Mensch aus diesem Göttlichen heraus handelt, dass jeder Mensch, auch wenn er Schlimmstes tut, irgendwo auch ein Instrument ist von etwas Höherem. Es heißt auch, daß Menschen irregeleitet werden können, dass aber die tiefste Motivation eines Menschen irgendwo ein Anliegen ist, das seine Berechtigung hat. Und wenn wir diese Grundeinstellung haben, dann können wir natürlich auch schauen, wie wir den Menschen eigentlich auch helfen können, seinen Anliegen vielleicht etwas besser gerecht zu werden, auch seinem höheren Bedürfnis nach tiefer, wahrer Liebe und seinem tieferen Bedürfnis nach wahrem Glück, seinem tieferen Bedürfnis nach wahrer Erkenntnis und nach wahrer Freiheit. Das auch mit der gebotenen Demut – und mit der gebotenen Demut können wir den Menschen helfen, seine eigentlichen Anliegen vielleicht besser zu verwirklichen als indem er sich und andere ins Unglück stürzt. Aber es ist zunächst einmal dieses tiefe Verständnis und die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, und die Bewusstheit: in jedem ist irgendwo das Göttliche. Ahimsa ist als nächstes natürlich auch nicht nur Einstellung, sondern - es heißt so schön: Gedanken, Worte und Taten. Es sind auch Worte, und Worte heißen auch: respektvoll mit anderen umzugehen. Diese Einstellung muss ich natürlich auch umsetzen, es reicht nicht, daß ich jetzt sage, ich habe ja eine tolle Einstellung, und ansonsten beschimpfe ich den Menschen, es ist ja nicht weiter wichtig. Und ich achte nicht auf meine Handlungen, nur die Einstellung ist wichtig. Manchmal, wenn man die Einstellung nicht ausreichend ändern kann, dann muss man wenigstens seine Worte zügeln und seine Handlungen irgendwo noch einigermaßen geschickt lenken. Denn Ahimsa heißt auch, gegenüber sich selbst Ahimsa zu üben, und inmitten all dieser hohen Ideale auch anzuerkennen, dass hinter unseren eigenen Emotionen und Gedanken usw. auch ein höheres Anliegen ist. Da merken wir gerade wieder (wie) so eine tiefe Wut hochkommt und das intensive Bedürfnis, dem Menschen eine Lektion zu erteilen, indem wir ihn endlich einmal öffentlich bloßstellen, und erschüttern und vernichten, dass der endlich einmal einsieht. Dem ist das vermutlich schon tausendmal passiert, das hat ihn nur in seinen bisherigen Mustern bestärkt, aber man selbst hat jetzt dieses tiefe Bedürfnis. Woraus stammt dieses Bedürfnis? Letztlich, man will dem anderen Menschen helfen. Man denkt, man könnte dem anderen Menschen helfen, indem man ihm jetzt endlich einmal eine Lektion erteilt. Es steckt ja ein tiefes Anliegen dahinter, nämlich das Bedürfnis zu helfen. Also, es gilt, auch anzuerkennen, dieser Ärger und die Emotion, die da ist, hat auch irgendwo einen tieferen Sinn. Aber, dann kann man als nächstes schauen, vermutlich ist aber das, was ich jetzt dort vorhabe, nämlich ihn öffentlich bloß zu stellen, nicht das, was ihm wirklich helfen wird. Denn wenn ich so ein bisschen nachdenke: vermutlich hat er das schon tausendmal erlebt. Und jeder einzelne, der das schon einmal gemacht hat, denkt: ich muss das endlich einmal machen. Da man jetzt aber merkt, ich kann mich jetzt selbst dort nicht weiter beherrschen, dann werde ich schnell den Raum wechseln, denn meine Art, wie ich ihm jetzt helfen will, wird nicht tatsächlich hilfreich sein. Gut, ich werde auch mein Anliegen nicht anders ´rüberbringen können. Also es gilt, die Worte auch zu beherrschen, es gilt, Worte so zu nutzen, dass wir anderen Menschen helfen und auch das können wir wie ein – es gibt auch so ein Mahavrata, das sagt: „Mögen alle meine Handlungen und Worte nützlich für andere sein.“ Aus Worten, die dann vielleicht liebevoll sind, die anerkennend sind, respektvoll sind, kommen dann Taten. Die Worte - es gibt ja inzwischen auch eine ganze Menge von Techniken, gerade in der westlichen Kommunikationspsychologie, es gibt ja auch aus dem ganzen Ahimsa-Konzept abgeleitet die gewaltfreie Kommunikation, die versucht, aus den Prinzipien, die ich genannt habe, und die eben uralte Yoga-Prinzipien sind, konkrete Kommunikationsstrategien wachsen zu lassen -, damit kann man sich auch beschäftigen. Wichtig, wir wollen anderen Menschen auch mit unseren Worten helfen, dienen und nicht verletzen. Schließlich kommt: Taten, und da heißt es so schön in den Evangelien: an ihren Taten werdet ihr sie erkennen, die Taten sind das, was letztlich zählt. Patanjali würde davon ausgehen - die Einstellung zunächst, dann Worte, dann Taten. Aber wenn es mit der Einstellung schwerfällt, und wir sie nicht immer haben können, dann gilt es, wenigstens unsere Handlungen zu beherrschen, solange, bis wir unsere Einstellung ausreichend verbessert haben. Also nicht andersrum. Es gibt Menschen, die sagen: Ja, ich will authentisch sein. Wenn ich Ärger fühle, dann will ich alle Menschen in meiner Umgebung niedermachen. Das ist authentisch. Mag sein, daß es authentisch ist, aber es ist weder hilfreich, um Ärger langfristig zu transformieren, noch ist es hilfreich, daß meinem Anliegen, nämlich irgendwas zum Guten zu verändern, dort Rechnung getragen wird, noch ist es etwas, was mehr Frieden auf die Welt bringt. Daher, wir sollen an uns selbst, an der Einstellung arbeiten, aber wir sollen auch unsere Handlungsorgane beherrschen. Und wenn wir an beiden Ebenen gleichzeitig arbeiten, sind wir irgendwann tief verankert in Ahimsa. Und sind wir tief verankert in Ahimsa, dann haben wir nie mehr das Gefühl, dass jemand anderes uns etwas Schlechtes will. Vielmehr haben wir das Gefühl, alles ist von Liebe Gottes erfüllt, auch wenn sie sich manchmal eigenartig ausdrückt. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ahimsa - Nichtverletzten Teil 1

Ich wollte etwas lesen aus Swami Sivananda´s Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel Ahimsa. Ahimsa ist das erste der Kapitel aus diesem Buch, welches ja aus verschiedenen Aufsätzen oder Traktaten oder Ausschnitten oder Kapiteln von verschiedenen Büchern von Swami Sivananda und verschiedenen Beiträgen, die er geschrieben hat in verschiedenen Zeitschriften, besteht. Die wurden gesammelt und in diesem Buch alphabetisch wiedergegeben. Ahimsa heißt: Nichtverletzen. Swami Sivananda schreibt: „Bei der geistigen Erneuerung des Menschen ist der erste Schritt das Überwinden der animalischen Natur.“ Die animalische Natur folgt den Instinkten, sie ist für die Evolution des Lebens wichtig, die Instinkte haben ihre Berechtigung, und der Mensch hat natürlich auch diese Instinkte. So, angenommen, man wird bedroht, dann kann man entweder fliehen und vorher Angst haben, man kann kämpfen und vorher ärgerlich sein, gut, man könnte noch als drittes sich tot stellen, und vielleicht irgendwann in Depression verfallen. Und angenommen, jemand ist nett zu einem, dann entsteht so ein Gefühl der Verbundenheit, angenommen, jemand ist nicht nett zu einem, dann entsteht ein anderes Gefühl. Und dann irgendwo die Instinkte gehen noch weiter, nicht nur geht es auf Erfahrung, sondern irgendwo hat man irgendwas abgespeichert von diesem Leben und früheren Leben, ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Miene, und ein bestimmter Geruch, und ein bestimmtes Geräusch, das assoziiert man mit angenehm, unangenehm, bedrohlich, unterstützend usw. Also das sind alles sehr sinnvolle Mechanismen, die Menschen da sind, und die irgendwo die Jahrmilliarden-Evolution entwickelt hat aus sinnvollen Gründen. Wenn es nicht sinnvoll gewesen wäre, wäre der Mensch inzwischen - wären diese Teile im Menschen - nicht da. Also wir können sagen, alle Instinkte, die wir in uns haben, sind irgendwo auch sinnvoll. Und es ist auch irgendwo gut, das erst ´mal so zu würdigen. Und irgendwann habe ich mal gelesen, es ist ja auch eine komische Sache, wenn es heißt, die Evolutionsbiologie hätte irgendeine Wahrheit. Warum ist der Mensch dann so eigenartig? Es wäre doch viel klüger, wenn der Mensch ohne größere Probleme entstehen würde. Wenn man sich mit sich selbst beschäftigt, stellt man fest, man ist relativ kompliziert, man macht sich oft das Leben schwieriger als eigentlich notwendig. Ich weiß nicht, ob das auf jeden zutrifft, aber zumindest die Menschen, mit denen ich mich unterhalte, würden dem zustimmen. Ich habe mindestens noch keinem gesagt, daß er einen sehr klaren, einfachen Charakter hat, und das Gefühl hat, immer angemessen und gut zu reagieren. Also, die Mehrheit der Menschen kennt Situationen, in denen er oder sie nicht immer gut auf Ereignisse reagiert hat. Das liegt daran, dass der Mensch in einer Vielzahl von Umgebungen sich befindet und eine Vielzahl von verschiedenen kreativen Eigenschaften notwendig und hilfreich ist, die Situation zu bewältigen. Nicht immer hat jeder Mensche diese notwendigen Fähigkeiten ausreichend entwickelt. Und wenn das alles nur in eine bestimmte Richtung gewesen wäre, dann hätte es bei Veränderungen alle möglichen Probleme gegeben. So kann man überlegen, jede Eigenschaft, die man in sich hat, war in irgendeinem Kontext sinnvoll und ist auch in irgendeinem Kontext sinnvoll. Manchmal manifestiert sie sich in Kontexten, wo sie nicht sinnvoll ist, und manchmal manifestieren sich zwei oder mehr Eigenschaften gleichzeitig, die sich zu widersprechen scheinen. Gut, und was hat das jetzt alles mit Ahimsa zu tun ? Zum einen: Ahimsa heißt, diese ganzen Sachen in sich selbst anzuerkennen, so dass man sich selbst auch irgendwie annehmen kann. Ahimsa schließt auch ein: Nichtverletzen von sich selbst, sich selbst nicht niedermachen, sich selbst nicht übermäßig unter Stress zu setzen. Ahimsa schließt aber dann auch ein, andere auch so zu erkennen, und letztlich auch lieben zu lernen, auch wenn Menschen scheinbar komische Sachen machen, zu erkennen, dass diese damit auch Gutes bezwecken. Und in irgendeinem Kontext wäre es sicher sinnvoll, vielleicht ist es sogar auch in diesem Kontext sinnvoll, nur unser eigener Mechanismus denkt dort irgendetwas anderes. Aber Swami Sivananda geht ja hier noch weiter, sonst könnten wir uns ja darauf beschränken auf: „Ich bin okay, du bist okay“, - da gibt es ja so ein bekanntes Buch, was ja auch essentielle Wahrheiten ausdrückt -, es geht hier aber noch weiter, eben, er sagt: Ahimsa hilft, über das rein Tierische hinauszuwachsen, bzw. über das Tierische hinauszuwachsen, - was nichts Schlechtes ist, das Tierische, im Gegenteil, es ist etwas Gutes - (um) darüber hinauszuwachsen hilft (es), Ahimsa zu praktizieren. Schon allein, das so zu erkennen, wie ich das jetzt eben sage, und öfters ´mal darüber nachzudenken, schon das führt zu Mitgefühl mit sich selbst und mit anderen, und damit ist man auch schon einen anderen Schritt - also die Fähigkeit zu: Metaebene erreichen, also die Ebene darüber, und sich selbst zu analysieren, und freundlich zu betrachten ist eine gute Anwendung. Natürlich, es gibt auch Menschen, die betrachten sich auch und analysieren und machen sich nieder. Und das ist auch eine Form der Metaanalyse, die nicht sehr hilfreich ist. Menschen haben auch die Fähigkeit, noch in die Zukunft vorauszusehen, und die für die Wahrheit zu halten, und sich dadurch zusätzliche Probleme zu machen. Weshalb ja Jesus einmal gesagt hat: die heutige Sorge reicht aus. Das ist ein banaler Ratschlag, den er seinen Jüngern gegeben hat, und wenn man darüber nachdenkt, ist es ein sehr kluger Ratschlag. Gut, natürlich wir müssen auch mal die Zukunft planen, ohne Zweifel, es sei denn, man ist Bettler oder Bettelmönch, und selbst die müssen planen, wo sie als nächstes gut betteln. Aber es geht noch weiter, als nur diese Sachen zu verstehen. Es gilt auch, das Gefühl von Liebe und Verbundenheit zu kultivieren und tatsächlich auch zu spüren. Wir können dies eben zum einen durch Verständnis, Mitgefühl. Wir können dies tun, indem wir uns bewusst machen, jedes Wesen ist irgendwo ein Geschöpf Gottes. Oder: jedes Wesen tief im Inneren will das Gute. Jeder Mensch, und nicht nur jeder Mensch, hat irgendetwas auch Einzigartiges beizutragen. Und jeder Mensch, mit dem wir zu tun haben, hilft uns zu wachsen. Sei es, dass er uns gute Ratschläge gibt, sei es, dass er uns die falschen Ratschläge gibt, wo wir lernen, denen nicht zu folgen – muss man ja auch können. Ab und zu mal geben Menschen einem Ratschläge, und manchmal ist es besonders schwierig bei Eltern, und die Kinder meinen dann immer, sie müssten dann sich gegenüber den Eltern rechtfertigen. Die Eltern geben ihre Ratschläge, erwarten Dank von ihren Kindern dafür und dass, diese ihre Ratschläge auch umsetzen. Weder müssen die Eltern es gutheißen, was man macht, noch müssen sie es verstehen, noch müssen wir unsere Eltern davon überzeugen, noch müssen wir machen, was die Eltern sagen, es sei denn, wir sind unter achtzehn. Nicht daß ich hier missverstanden werde, und nachher: der Sukadev hat aber gesagt... Gut, und so können wir das mit jedem Menschen machen, wir können ihm Liebe, Mitgefühl entgegenbringen – es gibt eben auch noch eine Kategorie, die hilft uns, stark zu werden, indem sie böse zu uns sind, und dann können wir entweder uns zur Wehr setzen, oder wir können: „trage Schaden, trage Beleidigungen, trage Beschimpfungen“, was Swami Sivananda als besonders hohen Yoga genannt hat, auch dadurch wachsen wir. Manchmal sind Menschen dazu da, um uns unsere Fehler zu zeigen, manchmal sind Menschen dazu da, uns zu zeigen, dass Menschen uns nicht richtig verstehen, und manchmal sind Menschen einfach nur freundlich, dankbar und mitfühlend, und auch das muß man lernen anzunehmen. Das sind alles ein paar Aspekte von Ahimsa. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Höre auf Gott

Ich lese etwas aus der BhG, dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna. Wir sind im 18. Kapitel, dem letzten Kapitel, in den letzten zwanzig Versen, Krishna, der Lehrer, sagt Arjuna: „Höre wieder mein höchstes, das geheimste Wort, weil ich dich herzlich liebe, werde ich dir sagen, was gut ist.“ Krishna gibt Arjuna jetzt ein Versprechen. Krishna hier identifiziert sich in seiner Gestalt als Manifestation Gottes. Er wechselt in der BhG öfters den Standpunkt, mal spricht er wie ein Freund, mal wie ein Meister, und manchmal eben als Manifestation Gottes. Und wir können davon ausgehen, letztlich Gott liebt uns, und wir können Gott lieben. Und wir können auch davon überzeugt sein, dass letztlich das geschieht, was gut für uns ist. Nicht immer das, was angenehm für uns ist, aber das, was gut für uns ist. 65. Vers : „Richte deinen Geist auf mich, sei Mir ergeben, opfere mir und verneige dich vor mir. Du wirst zu mir gelangen. Wahrlich, ich gebe dir das Versprechen, denn du bist mir lieb.“ Das ist also jetzt wie eine Essenz der Lehren, wir können unseren Geist ganz auf Gott richten. Wenn Krishna in diesem Vers von „Mich“ spricht, meint er nicht sich als historische Gestalt, die vielleicht vor 5000 Jahren gelebt hat, sondern als Manifestation Gottes. Vyasa, der der Autor der BhG ist, spricht göttlich inspiriert. „Richte deinen Geist auf mich“ – also wir können unseren Geist ganz auf Gott richten, immer wieder uns an Gott erinnern, immer wieder uns bewusst machen: ja, hinter allem steckt Gott. Sei mir ergeben, sagt er. Und wir können immer wieder sagen: Nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe. „Opfere mir.“ Eigentlich – was eine korrektere Übersetzung wäre - : bringe alles mir dar. Bei allem, was wir tun, können wir bewusst sagen: „Gott, das tue ich für dich.“ Wir können uns vor Gott verneigen. Und dann verspricht uns Krishna, wenn wir eine solche Einstellung haben, dann kommen wir zu Gott. Er sagt, ich gebe dir sogar das Versprechen aus Liebe heraus. Er sagt dort weniger, du musst immer das 100% Richtige tun, sondern er sagt mehr: Bringe dar, was du tust, und was auch immer du tust, tue es für Gott, und richte deinen Geist immer wieder auf Gott aus. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Suche Zuflucht bei Gott

Ich lese aus der Bhagavad Gita (BhG), dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 18. Kapitel, 62. Vers, wir kommen langsam zum Schluss der BhG, und damit zur Essenz der Lehren von Krishna, und Krishna sagt: „Fliege ihm entgegen – ihm, Gott, dem Göttlichen, dem Kosmischen, dem Universellen, dem höheren Bewusstsein, der kosmischen Energie - um bei ihm Zuflucht zu suchen mit deinem ganzen Wesen, oh Arjuna, durch seine Gnade wirst du höchsten Frieden und die ewige Wohnstatt erlangen.“ Vor siebzehn Kapiteln hat Arjuna dem Krishna eine Frage gestellt, er wusste nicht genau, was ist seine Pflicht, was ist seine Aufgabe, wie soll er sich entscheiden. Krishna hat Arjuna über viele Kapitel verschiedene Kriterien gegeben, nach denen er sich entscheiden kann. Aber die Essenz letztlich ist: wir sollten nach bestem Wissen und Gewissen abwägen, und dann wissen, dass wir nicht genau wissen. Schon Sokrates hat gesagt: „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“; mindestens das hat er gewusst. Und so ähnlich, wir versuchen herauszufinden, was unsere Pflicht ist – gut, manchmal ist es schon klar, es ist nicht so, daß wir immer in der Ungewissheit handeln, aber eben manchmal wissen wir es nicht sicher. Und dann müssen wir uns irgendwann entscheiden, und dann übergeben wir alles Gott. Und so ist nicht der Weg zum Frieden, dass wir immer das Richtige tun, und dass wir immer vollkommen sind, und niemals auch nur im Geringsten irgendwo etwas tun, was nicht okay ist, das wäre unrealistisch. Diese physische Welt ist anityam-asukham, also sie ist vergänglich, und außerdem nicht voller Glück. Und so gibt es nichts – und auch noch asukham, also auch ohne das dort vollständige Reinheit wirklich ist, die Welt hier ist ein gemischter Ort, das macht ja auch die Faszination aus. Angenommen, man wäre nur umgeben mit Vollkommenen: wäre das schön? Klingt erst einmal schön. Aber ich kann euch einmal die Frage stellen: Angenommen, ihr würdet jetzt einen Kinofilm sehen, und in dem Kinofilm würde jeder nur immer das 100%-ethisch Korrekte machen, und es wäre für alle Handelnden von Anfang bis Ende ganz klar, was sie zu tun hätten. Wer wollte einen solchen Film sehen? Weil niemand einen solchen Film sehen will, wird er auch nicht produziert. Und so, selbst Gott will es nicht sehen, und deshalb produziert er kein Weltall, das so ist.Sondern diese Welt ist eine gemischte Welt, wo jeder Mensch verschiedene Anteile hat, wo alle Unterschiedliches haben. Gut, es gibt das Konzept des verwirklichten Heiligen, von dem Krishna auch spricht. Und so ist es sehr wohl möglich, die höchste Vollendung zu erreichen, aber das führt dann auch nicht dazu, daß wir stets 100% wissen, was zu tun ist. Aber wir wissen: ich bin das unsterbliche Selbst. Und solange wir auch das nicht wissen, ist das Leben eigentlich noch faszinierender. Denn dann denken wir manchmal: ja, ich bin das unsterbliche Selbst, und zum anderen Moment denken wir: ich bin ein armer Tropf, und zwischendurch denken wir noch vieles Andere. Mit all dem müssen wir irgendwo unser spirituelles Leben fasziniert leben. Und Krishna gibt uns hier eben einen Tipp - unter den vielen anderen, die er in den anderen 800 Versen der BhG ja auch gibt -, Nimm Zuflucht bei Gott, egal, was du machst, nimm Zuflucht bei Gott. Mit deinem ganzen Wesen, sagt er hier. Also nicht nur mit den guten Anteilen in dir, sondern auch mit dem, was du vielleicht nicht nur als gut interpretierst. Mit deinem ganzen Wesen, mit allen Aspekten sagen wir: "Oh Gott, hier bin ich, und so bin ich halt. Nimm mich an, ich nehme bei dir Zuflucht, wirke durch mich hindurch, und bitte sage mir, was zu tun ist." Und jetzt hast du es mir nicht so genau gesagt, jetzt werde ich mich dafür entscheiden, ich bringe dir das da. Und dann sagt er: durch seine Gnade wirst du höchsten Frieden und die ewige Wohnstatt erlangen. Also er gibt uns hier zwei Versprechen, das erste ist: wir werden so Frieden erlangen, wenn wir uns, unser Handeln auf Gott beziehen. Und dann sagt er auch, wir werden die höchste Wohnstatt erlangen, wir werden erfahren, wo unsere eigentliche Wohnung ist, das Selbst, das Unendliche, das Göttliche. Und hier sagt er auch: durch seine Gnade. Die höchste Verwirklichung ist eine Mischung aus eigener Anstrengung und Gnade. Es wäre unsinnig zu sagen, wir erreichen die Verwirklichung allein durch Gnade. Warum wäre es unsinnig? Dann könnten wir ja machen irgendwo , was uns in den Sinn kommt. Wenn wir große Lust haben, jemanden umzubringen, bringen wir ihn um, wir werden jedoch die Verwirklichung erlangen, wenn das die Gnade so erfordert. Also auch wenn z.B. das lutheranische Christentum sehr davon sagt : sola gratia – allein durch Gnade kommen wir dorthin, es wird dennoch auch noch gesagt : sola scriptura – also durch das Studium der heiligen Schrift öffnen wir uns, daß wir die Gnade spüren können. Letztlich ist es Gnade, die uns zum Höchsten führt, aber um diese annehmen und erfahren zu können, dafür gilt es auch, etwas zu tun. Und so kommt im 63. Vers noch, daß Krishna als Konsequenz davon sagt: "So ist dir von mir die Weisheit mitgeteilt worden, die geheimer ist als das Geheimnis selbst. Nachdem tu all dies überlegt hast, tue was du willst." Die Bhagavad Gita sagt er : geheimer als das Geheimste. Das ist immer so lustig in diesem-, insbesondere in der BhG. Was ist das populärste Buch in Indien ? Die BhG. Da gibt es zig Millionen, eine Auflage von zig Millionen. Und Krishna war schon zu seinen Lebzeiten irgendwo sehr bekannt, und das Lehrgespräch von Krishna war schon sehr schnell recht bekannt. Es war nie wirklich geheim. Dennoch ist es geheim. Geheim ist es insbesondere dann, wenn man es nicht versteht, es ist vor den Augen, und man kennt es trotzdem nicht. Nur wenn wir wirklich streben, dann erfahren wir dieses Geheimnis. Und wenn wir all dies getan haben, all dies überlegt haben, dann gilt es zu tun, was wir tief im Herzen spüren. Ich habe es jetzt etwas salopp übersetzt, aber eigentlich steht dort: yathecchasi. Also nach: ta iccha, tu nach deinem iccha. Und iccha hat verschiedene Bedeutungen. Auf eine Weise kann man sagen, iccha heißt Wunsch, zum anderen heißt es Willen, aber es heißt auch tiefe Herzenssehnsucht, und heißt: das, was du tief im Inneren spürst. Und so sollten wir unsere viveka nutzen, um zu schauen, was ist ethisch, was ist nicht ethisch, was ist unsere Pflicht, was ist nicht unsere Pflicht, was ist die Aufgabe, was ist sattwig, rajasig, tamasig. Wer diese Dinge kennt, davon hat Krishna gesprochen.Wenn wir all dies abgewogen haben, dann tun wir das, was tief im Herzen in uns ist, und bringen alles Gott dar. Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Bindung des Karma

Ich lese etwas aus der BhG, aus dem 18. Kapitel. Im 60. Vers sagt Krishna: „Oh Arjuna, durch das aus deiner Natur stammende Karma gebunden, wirst du auch das hilflos tun, was du aus Täuschung nicht zu tun wünschst.“ Wir müssen irgendwann unser Karma erfüllen. Wir können manchmal unseren Aufgaben ausweichen, vorübergehend. Aber langfristig gilt es, die Aufgaben zu tun, die in unserem Karma sind. Weshalb man manchmal überlegen kann: ich habe jetzt gerade eine Aufgabe, die ist sehr schwierig, vielleicht wäre es klug, ich erledige sie jetzt gleich. Oder will ich vielleicht noch einmal in einem halben Jahr damit konfrontiert werden, in fünf Jahren, in zehn Jahren - wer weiß, im nächsten Leben, oder in zehn Leben? Wir können auch sagen: gut, momentan klappt´s nicht, da warte ich lieber etwas. Aber es wird nicht so sein, wenn eine Aufgabe da ist, daß wir sagen können: die vermeide ich, ich mache lieber eine andere Aufgabe. Nun, natürlich ist alles auch nicht so einfach, und auch nicht so schwarz-weiß, denn es kann ja auch sein, daß die Aufgabe ist, ´mal eine Aufgabe abzulehnen. Auch das kann in unserem Karma sein, dass wir das sagen. Und so sind die verschiedenen Aussagen von Krishna in der Bhagavad Gita meist nicht konkrete Entscheidungshilfen. Wenn wir in einer Situation sind, und sie ist schwierig: Wir könnten ja jetzt drei verschiedene, nicht nur drei, hunderte von verschiedenen Möglichkeiten sein: das eine ist : Aufgabe muß ich tun, damit ich dran lern, ich mache sie besser jetzt, besser jetzt als später, dann bin ich sie los, eine Aufgabe. Das zweite ist: es kann sein, dass ich auch einmal lernen muss, ich kann nicht alles gleich machen, es ist meine Aufgabe zu lernen, Prioritäten zu setzen und das, was jetzt schwierig ist, in die Zukunft zu verlagern. Gut, oder es kann auch sein, daß es die Aufgabe ist zu sagen: Nein, das muss ich loslassen. So, woher wissen wir das, was eigentlich unsere Aufgabe ist?Da ist die ganze BhG letztlich voller Ratschläge und Tipps, sie erledigt aber nicht die Aufgabe, selbst zu entscheiden, und letztlich auch die Aufgabe, in der Ungewissheit zu handeln.Manchmal gibt es eine klare, intuitive Führung – und manchmal hilft die. Manchmal gibt es eine klare, intuitive Führung, wo man nachher feststellt: war vielleicht doch nicht so eine gute Führung. Manchmal gibt es klare, ethische Entscheidungskriterien, gut, und manchmal ist klar, man ist in einer Situation, und da ist einfach klar, da hat man eine Verantwortung und niemals sollte Verhaftungslosigkeit als Ausrede für Verantwortungslosigkeit gelten. Und Satyam, Wahrhaftigkeit, schließt auch ein, dass man gegebene Versprechen hält, und dass ein Wort etwas gilt. Nur ansonsten gilt: wir können unseren Aufgaben nicht ausweichen, und die Natur wird uns irgendwann dazu bringen, dieses Karma zu erfüllen. Aber ihr seht, gewisse Freiheiten gibt es. Hari Om Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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