Shreya und Preya Marga

Om Namah Shivaya, guten Morgen und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!
Ist ein guter Morgen heute Morgen? Es ist ein sehr guter Morgen heute Morgen. Wisst ihr warum? Ihr habt schon meditiert, ihr habt Mantras gesungen, ihr werdet nachher noch Asanas üben, Pranayama üben und all das macht aus einem Morgen einen guten Morgen. In den alten Schriften wird unterschieden zwischen Shreya und Preya. Man kann sagen, Shreya ist gut und Preya ist angenehm vergnüglich.
Was wäre bspw. ein angenehm vergnüglicher Sonntagmorgen? Für manche wäre es bis 10:00 Uhr oder 11:00 Uhr schlafen, anschließend Kaffee mit Kuchen im Bett.
Dabei ist der gute Morgen nicht immer angenehm. Die alten Lateiner kannten das Sprichwort „Bonum non semper iucundum est.“ – Das Gute ist nicht immer angenehm. Und umgekehrt „Iucundum non semper bonum est.“ – Das Angenehme ist nicht immer gut. In der Bhagavad Gita wird gesagt, es gibt drei Arten von Freuden, sattvige, rajasige und tamasige.
Rajasige Freuden sind das, was zunächst wie Nektar ist und nachher wie Gift. Also z.B. mehrere Tassen Kaffee zu trinken – für manche Menschen ist das wie Nektar, aber nachher hat es keine nur positiven Einflüsse auf Kreislauf, Gemütszustand am Nachmittag usw. oder ein großes Stück Torte zu essen – nicht gesund für den Körper, auf die Dauer nicht gut für die Psyche, bringt den Blutzuckerkreislauf durcheinander.
Bei den sattvige Freuden verhält es sich genau umgekehrt: sie sind zunächst wie Gift und nachher wie Nektar. Für manche von euch, als heute Morgen 06:15 Uhr der Wecker geklingelt hat, war das sicher wie Gift. Und irgendwie habt ihr es doch geschafft, hierher zu kommen und nachher werdet ihr viel Energie und Kraft haben und die nächste Woche euch voller Prana fühlen. Das ist also zuerst wie Gift, nachher wie Nektar.
Dann gibt es tamasige Freuden, die weder am Anfang, noch am Ende wirklich Freuden sind, man es aber nicht lassen kann. Dazu gehören z.B. die verschiedenen Süchte, wenn man bspw. das Zigarettenrauchen nicht seinlassen kann. Eigentlich will man es nicht und man fühlt sich schlecht, bevor man die Zigarette anzündet, während man die Zigarette raucht und auch nachher. Das ist tamasige Pseudo-Freude.
Und jetzt kommt noch die gute Nachricht. Es gibt auch sattvige Freude zweiten Grades, die ist sowohl gut, als auch angenehm. Wie z.B., ich hoffe, dass den meisten das Essen hier schmeckt und das Essen hier ist sowohl sattvig, also sowohl gut, als auch – hoffentlich – wohlschmeckend. Oder diejenigen, die schon eine Weile regelmäßig morgens meditieren, wenn man morgens aufwacht und dann weiß man, „ah, jetzt kann ich meditieren“, dann ist das vorher wie Nektar, während man meditiert wie Nektar und nachher auch wie Nektar.
Also, das ist sattvig, rajasig und tamasig. Nur, man muss eben auch bereit sein, um zu diesen höheren Formen von sattviger Freude zu kommen, zwischendurch auch mal diese sattvige Freude ersten Grades zu haben, die zuerst wie Gift ist und dann wie Nektar. Manchmal ist es schon eine Überwindung, morgens aufzustehen für die Meditation. Manchmal ist es eine Überwindung, seine Matte auszubreiten, um Asanas zu üben. Manchmal ist es eine Überwindung, gesundes Essen zu essen. Aber, wenn man das ein paar Mal regelmäßig gemacht hat, dann freut man sich darauf und dann ist es Nektar am Anfang, Nektar in der Mitte und Nektar am Ende und wir entwickeln Schritt für Schritt die Fähigkeit, die Einheit hinter allem zu sehen.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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