Sukadev Bretzs Beiträge (5597)

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Grundregeln des Alltags

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 31. Vers Die Yamas sind Grundregeln, die nicht durch soziale Schicht, Ort, Zeit oder Umstände bedingt sind. Sie gelten für alle Ebenen und bilden das große universelle Gelübde. Ethik ist etwas Relatives. Was in einem Land für richtig gilt, gilt im anderen Land für falsch. Was in einem Lebensalter o.k. ist, ist im nächsten Lebensalter nicht o.k. Wenn ein Kind, das zwei/drei Jahre ist, dich ans Schienbein tritt, ist das nicht weiter tragisch. Wenn das ein 14jähriger macht, ist es wiederum etwas anderes. Aber, obgleich Ethik relativ ist und moralische Vorstellungen unterschiedlich sind, sollte die dahinter stehende Grundmoral letztlich auf den Yamas beruhen. Wir finden dieses ähnlich in allen Weltreligionen. Ob es die 10 Gebote sind, ob es die 5 Yamas sind, ob es Buddhismus, Islam, Judentum, Christentum, Taoismus, Shintuismus ist, man kommt immer auf ähnliche Grundregeln. Die sind daher nicht bedingt durch soziale Kontexte. Wie sie konkret nachher ausgestaltet werden, das ist wieder relativ. Erst einmal gilt, als spiritueller Aspirant sollte unser Umgang mit anderen Menschen von dieser Grundethik ausgehen. Im Umgang mit anderen Menschen gilt Ahimsa, Nicht-Verletzen und damit Liebe. Es gilt Wahrhaftigkeit. Es gilt, anderen nichts wegzunehmen, was ihnen gehört. Es gilt, in ihnen keine Objekte zu sehen. Es gilt, unbestechlich zu sein. Diese sind Mahavratas, große Gelübde, großartige Vorsätze. Es ist auch tatsächlich ein Vorsatz, den wir uns machen können, uns und anderen gegenüber. Ein großes Versprechen: „Mein Verhalten sei geprägt davon, anderen mit Liebe zu begegnen. Möge ich eine positive Kraft im Leben aller Menschen sein. Möge ich wahrhaftig sein gegenüber anderen. Möge ich ihnen Respekt gegenüber geben. Sie anerkennen für das, was sie haben, was sie sind, was sie tun. Möge ich in jedem erkennen, dass er eine Persönlichkeit ist, mit unveräußerlichen Rechten und das jeder ein Recht hat, zu existieren. Und möge ich nicht selbst Objekt und Spielball von anderen sein. Möge ich frei sein. Ich möchte aus diesen Grundsätzen heraus handeln.“ Du kannst gleich selbst überlegen, ob du dir einiges davon jetzt vornehmen willst. Ob du dir vielleicht bewusst vornehmen willst, „Ja, mein Verhalten sei von diesen Grundsätzen geprägt und ich will diese Grundsätze nicht relativieren. Ich will sie nicht aussetzen. Sie sind mein großes Gelübde. Mahavrata, mein großer Vorsatz. Als spiritueller Mensch auf dieser Welt oder einfach als Mensch.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Yamas im Raja Yoga Sutra

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 30. Vers „Die Yamas bestehen aus Ahimsa, Satya, Asteya, Aparigraha und Brahmacharya.“ Yama – Empfehlungen für den Umgang mit anderen. Nicht verletzen, Wahrhaftigkeit, Nicht stehlen, Enthaltsamkeit, Unbestechlichkeit. Wenn du mit anderen zusammen bist, verletze sie nicht, sondern handle aus einer Grundlage von Maitri, Freundlichkeit und Liebe. Belüge sie nicht, sei wahrhaftig. Bestehle sie nicht, sei eher großzügig. Sehe in ihnen keine Sexualobjekte, vermeide sexuelles Fehlverhalten, Brahmacharya. Und sei unbestechlich. Lass dich in deiner ethischen Freiheit nicht behindern, durch Gefallen, die andere dir tun. Gerade am heutigen Tag, oder am morgigen Tag, wenn das, was du hörst, du abends hörst, achte besonders darauf. Halte diese Einstellung ein: „Ich will Menschen, mit denen ich zu tun habe, mit Freundlichkeit begegnen. Ich will wahrhaftig sein. Ich will ihnen nichts wegnehmen. Ich will in ihnen keine Objekte sehen. Und ich will mich auch nicht bestechen lassen.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra, 27. Vers, 2. Kapitel „Erleuchtung, wahres Wissen, Selbstverwirklichung wird in sieben Stufen erreicht.“ 28. Vers „Durch die Übung der verschiedenen Stufen des Yoga, verschwinden die Unreinheiten, das Licht des Wissens erstrahlt und es entsteht ununterbrochenes Unterscheidungsvermögen.“ Ein paar Verse vorher hat Patanjali gesagt, das Mittel zur Befreiung ist die Überwindung der Unwissenheit durch Viveka Khyati, ungebrochenes Unterscheidungsvermögen. Wie entwickelst du Unterscheidungsvermögen? Nicht nur, indem du dich nur fragst: „Wer bin ich?“ Patanjali erteilt hier einem reinen Jnana-Yoga-Weg eine gewisse Absage. Natürlich, für manche Menschen mag das reichen. Manche Menschen fragen, „Wer bin ich?“, erkennen ihr Selbst und sind frei. Lösen sich von Verhaftungen, von Mögen und Nicht-Mögen. Aber für die Mehrheit der Menschen reicht das nicht. Die Emotionen kommen, die Wünsche kommen, die Begierden kommen, die Samskaras, die Eindrücke im Unterbewusstsein kommen und das hält einen von der Unterscheidungskraft ab. Und so gilt es, die Stufen des Yoga zu erklimmen. In den nächsten Versen spricht Patanjali über die acht Stufen des Yogas, über die verschiedenen Yamas und Niyamas. Diese gilt es zu üben. Wenn man diese übt, dann verschwinden Unreinheiten. Verschiedene Unreinheiten, die uns davon abhalten, unsere wahre Natur zu erkennen. Die verschiedenen Stufen des Yoga enthüllen das Licht des Wissens, also Jnana Dipti. Letztlich, geben uns Zugang zur Intuition. Man sagt so oft: „Höre auf deine Intuition!“ Wenn aber unser Geist nicht gereinigt ist, ist das, was sich aus Intuition ausgibt, häufig nur Emotion. Oder, Emotion ist ja nichts Falsches, aber Instinktives. Auch das kann richtig sein, es kann aber auch falsch sein, ist aber nicht das Licht des intuitiven Wissens. Durch Übung von Yoga, durch die Praktiken, die man übt, kommt das Licht des Wissens und dadurch kommt die Möglichkeit und die Fähigkeit, zu echtem, dauerhaftem Viveka, Unterscheidungsvermögen und dann zur Erkenntnis des Selbst und Überwindung jeglicher Unwissenheit. Yoga Sutra, 2. Kapitel, 29. Vers „Die acht Stufen des Yogas sind Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.“ Ich nehme an, die meisten der Zuhörer kennen diese acht Stufen. Ich werde sie ja die nächsten Tage weiter erläutern. Acht Angas, acht Glieder und „Anga“ ist etwas anderes als eigentlich „Stufen“. Es sind acht Teile des Yoga. Wir können sie alle üben. Vielleicht mit Ausnahme von Samadhi. Wir üben all diese verschiedenen Teile des Yoga und dadurch verschwinden Unreinheiten, Licht des Wissens erstrahlt und ununterbrochenes Unterscheidungsvermögen kommt, wie Patanjali im vorigen Vers gesagt hat. Hier beginnen also konkrete Übungen, die wir machen können. Dinge, die wir umsetzen können. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Viveka Khyati

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 26. Vers „Das Mittel, Avidya, Unwissenheit, zu überwinden, ist Viveka Khyati, ungebrochenes Unterscheidungsvermögen.“ Immer wieder übe die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, zwischen dem Ewigen und dem Nicht-Ewigen, dem Freudevollen und dem Leidvollen. Der Körper, das bist du nicht. Du beobachtest den Körper. Die Emotionen, du bist nicht die Emotionen. Du beobachtest die Emotionen. Du bist nicht die Persönlichkeit. Du bist das Bewusstsein dahinter. Werde dir dessen immer wieder bewusst. Körper, Geist, Persönlichkeit sind wie die Mittel, mit denen du in dieser Welt handelst, sind wie Fahrzeuge oder Raumanzüge oder wie Persona, wie Masken, durch die du in dieser Welt lebst. Und so, wie wenn du auf den Mars gehen würdest, deinen Raumanzug tragen müsstest, musst du in dieser Welt diesen Körper tragen. Aber wenn du im Raumanzug bist, bist du dir öfters bewusst, dies ist ein Raumanzug, das bin ich nicht. So ähnlich, du bist im Raumanzug, mit dem du auf der Erde leben kannst, nennt sich Körper. Du bist nicht dieser Körper. Erkenne das immer wieder. Tief im Inneren weißt du, du bist ewig, du bist unendlich. Aber alles in dieser Welt ist vergänglich. Daher, sei dir immer wieder bewusst, was alles vergänglich ist und lerne es, dich nicht daran zu verhaften. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Überwindung der Unwissenheit

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 25. Vers „Durch das Überwinden der Unwissenheit verschwindet die Verbindung von Purusha und Prakriti und der Sehende erreicht die Befreiung.“ Wie kommen wir zur Befreiung? Wie kommen wir zur unendlichen Wirklichkeit? Patanjali gibt in den vier Kapiteln immer wieder andere Weisen, wie wir hinkommen. Es gibt viele Mittel zur Befreiung. Und ein Mittel, das er hier nennt, ist Überwindung der Unwissenheit. Durch Unwissenheit, Avidya, halten wir das Vergängliche, den Körper, die Emotionen, die Gefühle, die Persönlichkeit für das Unvergängliche, das Selbst. Wir halten das Nicht-Freudevolle für das Freudevolle. Wir halten das Unreine für das Reine. Diese Unterscheidung gilt es immer wieder zu üben. Davon spricht Patanjali im 26. Vers. Das Mittel, Avidya zu überwinden, ist Viveka Khyati, ungebrochenes Unterscheidungsvermögen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.24

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 24. Vers „Die Ursache der Verbindung von Purusha und Prakriti ist Avidya, die Unwissenheit.“ Nachdem Patanjali in den letzten Versen so optimistisch gesprochen hat über den Sinn, warum es gut ist, in der Welt zu sein, warum wir überhaupt hier sind, nämlich um Erfahrungen zu machen, um unsere Kräfte zu entfalten, um befreit zu werden, sagt er jetzt und relativiert er seine vorigen Aussagen, „Und letztlich ist alles die Ursache Unwissenheit.“ Das ist auch etwas Interessantes. Um Erfahrungen in der relativen Welt machen zu können, müssen wir vergessen, dass wir eins mit dem Unendlichen sind. Das wir dieses unendliche Bewusstsein sind. Und wenn wir aus dieser Relativität herauskommen wollen, dann gilt es, Avidya zu überwinden. Um Avidya überwinden zu können, ist es auch wichtig, erstmal wichtige Erfahrungen in der Welt gemacht zu haben, Bhoga. Es ist wichtig, die Kräfte in uns und in unserer Natur zu erkennen. Wirklich starke, mutige Menschen zu werden. Und dann können wir, nachdem wir so spielerisch die Aufgaben dieser Inkarnation bewältigt haben oder angegangen sind, kraftvoll unser Leben gestaltet haben, dann gilt es, daran nicht verhaftet zu sein. Über die Unwissenheit der Identifikation hinauszuwachsen. Zu erkennen, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin der Atman.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Bewusstsein und Welt

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 23. Vers Patanjali schreibt: „Der Zweck der Verbindung von Purusha und Prakriti, also von Bewusstsein und Welt, ist, dass Purusha, Bewusstsein, seine wahre Natur erlangt und die Kräfte erkennt, die in ihm und in Prakriti liegen.“ Patanjali ist ja in diesen Versen dabei zu erklären, warum wir überhaupt in der Welt sind. Was ist der Sinn dabei, in dieser Welt zu sein? Er sagt hier zunächst: Damit wir Bewusstsein unserer wahren Natur erlangen und die Kräfte erkennen, die in uns und in Prakriti liegen. Also zum einen sind wir in die Welt gekommen, um nachher wieder in unsere wahre Natur zurückzukommen. Das mag dir jetzt sinnvoll erscheinen oder nicht, aber es macht sicherlich das Leben selbst sinnvoll: Was auch immer jetzt geschieht, ist dazu da, dass du wachsen kannst, dass du deine wahre Natur erfahren kannst. Natürlich ist „wachsen“ auch nur bedingt richtig, denn Purusha, deine wahre Natur, ist jetzt schon vollkommen, braucht also nicht zu wachsen. Nur, es gilt, sich dieser Natur immer mehr bewusst zu werden. Die Dinge geschehen, damit du dir deiner wahren Natur bewusst wirst. Eine zweite interessante Aussage: Damit du die Kräfte erkennst, die in dir und in der Natur liegen. Raja Yoga heißt ja königlicher Yoga. Raja Yoga ist nicht der Yoga der Trägheit, nicht der Yoga des Zurückziehens aus der Welt. Es ist nicht der Yoga der Feigheit und der Angst, sondern der königliche Yoga. Und Patanjali, fast ganz modern, sagt, ein Sinn der Welt ist, seine Kräfte zu entfalten. Schaue also, was noch alles in dir drin steckt. Und schaue, wie du es entfalten kannst. Suche immer wieder neue Herausforderungen. Laufe nicht weg vor äußeren Herausforderungen. Wenn du z.B. Yogalehrer bist, und du hast die Gelegenheit vor 50 oder 100 oder 1000 Menschen zu sprechen, dann lehne nicht ab im Sinne von, „Ja, das ist mir jetzt zuviel Aufwand“, sondern heiße die Chance willkommen. Wenn du die Chance für beruflichen Aufstieg bekommst, nimm sie wahr. Wenn eine neue Herausforderung auf dich wartet, gehe sie aktiv an und suche auch neue Herausforderungen. Schaue, was in dir alles angelegt ist und wie du es weiter entfalten kannst. Das ist einer der Zwecke der Verbindung von Purusha und Prakriti. Natürlich, sollst du es auch nicht übertreiben. Zuviel zu machen ist auch nicht gut. Es gibt auch Burnout-Syndrom, und du musst mit deinen Kräften haushalten lernen. Meine Beobachtung ist aber, dass viele spirituelle Aspiranten eher eine Neigung haben, sich etwas zurückzuziehen. Also ihr Leben weniger aktiv zu gestalten, als sie es gemacht haben, bevor sie mit Yoga begonnen haben. Dies ist nicht im Sinne von Patanjali. Yoga will dir Kraft geben, will dir Energie geben, Zugang zu inneren Talenten und damit kannst du dein Leben aktiver gestalten, du kannst deine Kräfte entfalten und es auf diese Weise genießen, tätig zu sein. Es ist etwas Schönes, deine Kräfte zu entfalten. Es ist etwas Schönes zu schauen, was es im Universum alles zu tun gibt. Aber auch daran solltest du nicht verhaftet sein. Ein zweiter Grund der Verbindung von Purusha und Prakriti ist ja, zur Befreiung hin zu kommen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Shivaratri – Neue Vorsätze fassen

Om Namah Shivaya Guten Morgen! Morgen Nacht ist Shivaratri, die heilige Nacht von Shiva, und weil Shivaratri ein ganz besonders großartiges Fest ist, wird es in Indien auch mehrere Tage vorher schon gefeiert, und auch wir können uns schon so ein bisschen darauf einstimmen. Wir haben ja heute deshalb schon etwas mehr „Om Namah Shivaya“ gesungen, und wir haben „Brahma Murari“ gesungen. Ich möchte euch so ermutigen, zwischendurch am Tag das Mantra „Om Namah Shivaya“ zu wiederholen. Vielleicht auch mal darüber nachzudenken, ob es irgendetwas in eurem Leben gibt, was geändert gehört, was transformiert gehört: Gibt es irgendetwas, was ich mir vornehmen will, etwas, was ich vielleicht loslassen kann? Gibt es irgendetwas, wo ich bisher daran hänge und dabei meine spirituelle Entwicklung aufhalte? Swami Sivananda schreibt ja in einem seiner Bücher über die großen Hindernisse des Aspiranten, dass dazu auch gehört, wenn man alte Vorstellungen und Identifikationen festhält, auch Vorstellungen darüber, was auf dem spirituellen Weg unbedingt sein muss. Und als Antidot hat er immer wieder gebraucht, man soll offen sein. Und so könnt ihr auch überlegen, ob es vielleicht irgendwelche Vorstellungen gibt, die euch aufhalten, und ob es vielleicht irgendwelche Möglichkeiten gibt, diese festen Vorstellungen loszulassen. Natürlich, hohe Ideale sollte man behalten, denen sollte man treu sein, und dann kann man aber schauen, ob es dort irgendetwas gibt, wo sich Dinge manifestiert haben, verfestigt haben, die vielleicht nicht so ganz angebracht sind? Shiva gehört ja auch zum Aspekt von Entsagung. Allerdings, und das ist auch das Interessante, heißt der Ausdruck „Shiva“ wörtlich „der Gütige und der Liebevolle“. Das heißt, dieser Aspekt der Entsagung ist gütig und liebevoll, es geschieht nicht mit Brutalität. Obgleich dieser Aspekt auch dabei ist: Es ist ja jetzt bald Frühling – auch wenn es heute erstmal wie Winter draußen ausschaut, wir haben immerhin durchschnittlich einen Millimeter Schnee gerade. – Also wenn der Trieb aus der Erde kommt, dann ist das vermutlich für den Trieb erstmal schwierig. Er muss das wohlbehütete Erdreich verlassen, und dann kommt er raus und da ist es mal heiß und mal kalt, mal dunkel, mal hell. Ist also erstmal was Neues und dann muss aus dem Trieb irgendwann die Knospe kommen. Und dann, wenn die Knospe sich öffnet, müssen einige Schalen dort aufgebrochen werden, und dann sieht es erstmal so ein bisschen zerknautscht aus, mindestens bei manchen Blumenarten, und dann erblüht die volle Blüte. Und so ist manchmal das Loslassen von dem ein oder anderen nötig, damit sich der Keim aus der Zwiebel dort hoch begeben kann, damit der Keim aus der Erde kommen kann, damit die ersten Blätter kommen können, damit die Knospe kommen kann, damit die Knospe sich öffnen kann, damit die Blüte sich entfalten kann, und damit nachher der Samen entstehen kann. Zu diesem inneren Wachstum sollte man als spiritueller Aspirant immer bereit sein, und dazu ist Shivaratri sicher eine besondere Gelegenheit des Nachdenkens. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.20

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 21. Vers „Das Gesehene ist für den Sehenden da.“ Der Sehende ist der Purusha, das Gesehene ist die Prakriti. Das Gesehene ist das, was wir jetzt erfahren. Der Sehende, das sind wir. Warum geschieht das, was uns geschieht? Es geschieht auch, damit wir die Erfahrungen machen, die wir brauchen, um zu wachsen. Was uns geschieht, ist dazu da, damit wir die richtigen Lektionen machen, damit wir zur Befreiung kommen. Gehe davon aus, dass alles, was dir heute oder morgen geschieht, irgendwie für dich gut ist. Dass dein Schicksal eine Chance ist. Dass das Leben eine Schule ist. Natürlich darfst du daraus jetzt keinen Beziehungswahn machen. Das ist ein psychologischer Ausdruck dafür, wenn Menschen alles auf sich beziehen. Nicht unbedingt fällt ein Stein von einem Gebäude herunter, nur um dir eine Botschaft zu vermitteln. Wenn zwei Menschen sich unterhalten, dann unterhalten sie sich nicht unbedingt über dich. Das ist ein Beziehungswahn und du musst aufpassen, dass du spirituelle Weisheit nicht so interpretierst, dass du in eine psychische Krankheit kommst. Es gibt so viele andere Menschen und das Universum ist auch für ihre Entwicklung da. Nur das, was dir geschieht, das ist eine Herausforderung, an der du wachsen kannst. Und in diesem Sinne: Das Gesehene ist für den Sehenden da. Wenn du das nächste Mal etwas verlierst, und du fragst dich: „Warum verliere ich das?“, dann sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Das nächste Mal, wenn du eine Erkältung bekommst und du fragst dich: „Warum ich?“, sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Das nächste Mal wenn du kritisiert wirst, obgleich du das doch eigentlich nicht verdienst, sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Nur, wie wächst du daran? Du kannst daran wachsen, indem du dich mehr bemühst. Du kannst daran wachsen, indem du loslässt. Du kannst daran wachsen, indem du weitermachst. Die Einstellung, dass alles dazu da ist, dass du daran wächst, sagt dir noch nicht, wie du dich nachher verhalten sollst. Es ist nur eine Grundeinstellung, die dir hilft, das Leben erfüllter zu erleben. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Zustände der Gunas

Yoga Vidya, tägliche Inspirationen, präsentiert von www.yoga-vidya.de. Mein Name ist Sukadev und ich bin dabei, über das Yoga Sutra zu sprechen. Im 2. Kapitel, 19. Vers. Einiges von dem, was ich lese, findest du in ähnlicher Form in meinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“. Dieses Buch bekommst du im Buchhandel, in den vielen Yoga-Vidya-Stadtzentren und du kannst es auch im Yogaversand beziehen. Den Link für den Versand findest du auf der Homepage www.yoga-vidya.de. Keine Angst, dieser Vorspann kommt nur ab und zu mal. Aber ein bisschen Information muss auch sein, und die vielen Dinge, die du in diesem Podcast hörst, kannst du natürlich besonders vertiefen, wenn du in einem Buch nachliest oder noch mehr, indem du ein Seminar über Raja-Yoga besuchst, welches du in den Yoga-Vidya-Zentren regelmäßig mitmachen kannst. Also jetzt 19. Vers, 2. Kapitel, Yoga Sutra „Die Zustände der drei Gunas sind grob, fein, manifest und unmanifest.“ Es gibt drei Gunas: Sattwa, Rajas und Tamas. Tamas – träge, Rajas – unruhig, Sattwa – rein. Sattwa lässt Glück durchstrahlen. Sattwa hilft, dass die Wonne des Selbst durchstrahlen kann. Ein Aspekt von spiritueller Evolution ist, Sattwa zu erhöhen. Je mehr du dein Leben sattwig gestaltest, umso näher kommst du der Erfahrung des Selbst. Sattwa heißt, dass du auf die Nahrung achtest. Natürlich heißt das, nach Möglichkeit keinem Lebewesen zu schaden für die Nahrung. Also vegetarisch zu leben. Sattwige Nahrung heißt dann auch vollwertig zu leben und auf das zu verzichten, was deinen Geist unruhig und träge macht. Du kannst jetzt auch schon überlegen: „Könnte ich vielleicht meine Ernährung heute etwas sattwiger machen?“ Sattwa hat auch Auswirkungen auf deine Zimmergestaltung. Wie ist dein Zimmer? Sind die Dinge, die du dort hast – egal ob es jetzt ein Büro ist oder ein Schlafzimmer oder ein Wohnzimmer – ist es so, dass es meinen Geist erhebt? Sind die Farben so, dass sie meinen Geist erheben? Sind meine Schmuckgegenstände so, dass sie mein Herz öffnen? Habe ich einiges, was mich an Gott erinnert? Schau dir das an und leite notwendige Änderungen ein. Sattwige Sprache. Sprichst du sattwig oder gebrauchst du Schimpfworte, gebrauchst du Ausdrücke, die dich oder andere eher herunterziehen. Es ist heute so üblich, einfach unreflektiert Ausdrücke zu gebrauchen, die eben nicht den Geist erheben. Lerne es, auch deine Sprache sattwig zu gebrauchen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Erfahrung und Befreiung

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 18. Vers, Fortsetzung Der letzte Teil dieses 18. Verses heißt: „Dieses Universum existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung, also für Bhoga und Apavargha.“ Wir sind in dieser relativen Welt, um Erfahrungen zu machen. Um das zu tun, was wir irgendwo wünschen. Bhoga heißt durchaus Erfahrung, es heißt auch Vergnügen. Eine Interpretation von Patanjalis Yoga Sutra ist, dass alle unsere Wünsche irgendwann auch in Erfüllung gehen müssen. Glücklicherweise müssen sie nicht alle auf der physischen Ebene in Erfüllung gehen. Manche unserer Wünsche können auch auf einer feinstofflichen Ebene, z.B. im Traum oder in der Vorstellung, in Erfüllung gehen. Vielleicht sogar manche in der Astralwelt zwischen zwei Welten oder zwischen zwei Leben. Es ist jetzt nicht erheblich, ob du daran glaubst oder nicht. Aber es ist in jedem Fall etwas, was für den Alltag wichtig ist. Es ist ganz okay, wenn du auch Vergnügungen suchst und vor allen Dingen ist es gut, dass du verschiedene Erfahrungen suchst. Das Universum ist dazu da, dass du Dinge erfährst, dass du Neues erfährst, dass du neugierig bist, dass du immer wieder Neues zu erfahren wünschst. Das ist eines der Dinge, die mich immer bei großen Meistern faszinieren. Die haben eine Neugier. Die wollen Neues erfahren. Sei es, sie wollen die Menschen, mit denen sie zu tun haben, genauer verstehen. Sie sind fasziniert von neuen technischen Errungenschaften. Oder fasziniert von der Natur. Fasziniert von Vögeln. Sie sind immer bereit, sich auf Neues einzulassen. Dafür ist das Universum auch da. Auch, dass man seine eigenen Kräfte dabei entwickelt. Es gilt, nicht stehen zu bleiben, sondern voranzuschreiten, sich nicht zu sehr zurückzuziehen, sondern zu gestalten. Erfahrungen zu machen ist einer der Gründe, weshalb wir auf dieser Welt sind. Als zweites geht es natürlich um Apavargha, Befreiung, um spirituelle Entwicklung, um Evolution. Die Erfahrungen, die uns geschehen, helfen uns zu wachsen. Man kann nicht auf dieser Welt sein, ohne zu lernen. Irgendwie wachsen wir. Egal in welchem Alter. Wir können dieses innere Wachsen aber auch beschleunigen, insbesondere können wir es bewusst gestalten. Indem du dir bewusst machst, dass das, was geschieht auch dazu da ist, dass du spirituell wächst, bekommst du eine innere Kraft. Und indem du von dieser Lebenseinstellung ausgehst – dass das Leben eine Schule ist, Schicksal eine Chance ist – kannst du besser leben. Wenn du in die Schule gehst und dabei weißt, irgendwie ist es gut für dich, hast du eine andere Einstellung, als wenn du in die Schule gehst und denkst, alles ist sinnlos. Wenn du also in diesem Leben bist und weißt, alles was auf dich zukommt, hilft dir, spirituell zu wachsen, hilft dir, in deiner Persönlichkeit zu wachsen, hilft dir, zum Höchsten zu kommen, dann kannst du dieses Universum wirklich genießen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.17

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 17. Vers „Die zu vermeidende Ursache des Leidens ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen.“ In diesem Vers hebt Patanjali das im 16. Vers Gesagte auf eine andere Ebene. Dort hieß es ja, künftiges Leid sollte vermieden werden. Die Ursache von jedem Leiden ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen. Bewusstsein, Purusha, Drashtri – das ist unsere wahre Natur. Deine wahre Natur ist Sat-Chid-Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit und dort ist Freude. Aber wenn du dich identifizierst mit dem Gesehenen, dann gibt es Leiden. Es gibt verschiedene Grade der Identifikation. Du kannst dich identifizieren mit deinem Auto oder deinem Fahrrad und sagen: „Das ist mein Auto, mein Fahrrad.“ Wenn du dich identifizierst und du findest Kratzspuren an deinem Auto oder dein Fahrrad hat einen Platten, dann bist du traurig und leidhaft. Wenn du dich damit nicht identifizierst, dann siehst du, dass das Auto einen Kratzer hat. Jetzt muss ich nur überlegen, rentiert es sich, diesen zu beseitigen, und das Auto lackieren zu lassen, oder wenn mein Fahrrad einen Platten hat, okay, dann pumpe ich den Reifen auf oder schaffe mir einen neuen Reifen an. Identifikation führt zu Leiden. Wenn du dich identifizierst mit deiner Arbeit, mit deiner Arbeitsstelle, daraus dein ganzes Selbstwertgefühl bekommst, und dann geht deine Firma pleite, dann bist du in großem Leiden. Wenn du dich nicht damit identifizierst und du verlierst deine Arbeitsstelle, dann freust du dich, dass ein neuer Aspekt deines Lebens beginnt. Vielleicht gibt es eine Weile der Jobsuche. Vielleicht gibt es die demütigende Erfahrung, dass du nicht so gleich angenommen wirst. Vielleicht musst du eine Weile auf Stütze angewiesen sein. Auch das ist dann eine karmische Lektion, die du annehmen kannst. Dann engagiere dich weiter. Vielleicht ist das die neue Herausforderung, deinem Leben eine neue Wende zu geben. Und dann beginne etwas Neues mit neuem Elan. Die zu vermeidende Ursache des Leidens ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen. Wenn du gerade heute merkst, dass du dich mit irgendetwas identifizierst, dann versuche, dich davon zu lösen. Bemerke, wie sehr du dich mit Kleidung, mit Besitz, mit deinem MP3-Player oder mit deinem Computer identifizierst. Wie sehr du dich identifizierst mit deiner Wohnungseinrichtung, mit deinem Job, mit deinem Schreibinstrument oder was auch immer es ist und lerne zu erkennen, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin nicht das Gesehene.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.18

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 18. Vers Das ist ein etwas komplexerer Vers. Ich will nur Teile davon interpretieren. Mehr findest du ja in meinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“. Letzter Vers: „Das Gesehene, also das Universum, das aus den Eigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas und Tamas besteht, wird erfahren durch die Wechselwirkung zwischen den Elementen und den Sinnesorganen. Es existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung.“ Wozu gibt es überhaupt dieses Universum, und was ist überhaupt das Universum? Was wir sehen, ist ein Zusammenspiel zwischen den Elementen und den Sinnesorganen. Hier sagt also Patanjali, dass es zum einen ein Universum gibt, welches aus Elementen besteht und letztlich aus den Eigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas, Tamas. Aber erfahren tun wir es über die Wechselwirkung zwischen Elementen und Sinnesorganen. Wegen unseren Sinnesorganen nehmen wir die Welt wahr als Bilder, als Klänge, als Gerüche, als etwas Fühlbares und als etwas Schmeckbares. Nicht dass die Welt aus diesen fünf Dingen besteht, aber wir nehmen es so wahr. Und unsere Wahrnehmung der Welt hängt auch sehr von unserem eigenen Geist ab. Es ist eines der faszinierendsten Dinge zu versuchen, die Welt durch die Augen von jemand anderem anzuschauen. Wenn du eine Katze oder einen Hund hast, überlege mal, wie Katze oder Hund diese Welt wahrnehmen. Wenn du ein kleines Kind hast, versuche zu schauen, wie dein Kind die Welt wahrnimmt. Wenn du einen Partner hast, ist es vielleicht gar nicht so einfach, sich in ihn ganz hineinzuversetzen. Versuche mit den Menschen, mit denen du zu tun hast, besser zurechtzukommen, indem du die Welt mal durch ihre Augen siehst. Sei dir aber immer gewiss: Ganz wird dir das nicht gelingen. Etwas zu schauen, wie andere Menschen die Welt sehen, hilft dir, tolerant zu sein, hilft dir, Liebe zu haben, hilft dir, heitere Gelassenheit zu üben. Du weißt, die Art, wie du die Welt siehst, ist nicht die einzige und es ist nicht unbedingt wahrer als die Welt, die andere sehen. Sieh die Relativität deiner Erfahrung. So kommst du zu Gelassenheit. So kommst du zu Liebe und Verständnis. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Bedeutung von Shivaratri am 23. - 24.02.09

Wir müssen einiges dafür tun, einiges dafür opfern, aber was wir dafür bekommen, ist sehr viel großartiger als vieles andere. So könnt ihr also an Shivaratri oder nächste Woche oder heute oder morgen überlegen, ob es vielleicht Vorsätze gibt, die ihr erneuern wollt. Oder ob ihr euch vielleicht vornehmt, an Shivaratri den ganzen Tag zu fasten oder eine Monodiät durchzuführen, und nachts bis 4:30 Uhr nicht zu schlafen oder doch wenigstens bis Mitternacht nicht, und dann die Minuten vor Mitternacht besonders zu meditieren, oder vielleicht an diesem Tag etwas länger spirituelle Praktiken zu machen. Und wir machen dann diese spirituellen Praktiken wie eine Verehrung Gottes. Denn es gibt da auch wieder so eine Geschichte: Shiva wurde gefragt: „Was können wir Dir denn zu Deiner Hochzeitsfeier schenken?“ Und da hat Shiva gesagt: „Meditiert. Das ist das beste Geschenk, das ihr mir machen könnt.“ Und als sie dann gefragt haben: „Können wir denn noch mehr machen?“, dann hat er gesagt: „Macht Pranayama, wenn ihr noch mehr machen wollt.“ „Aber könntest Du nicht irgendetwas gebrauchen?“ Und dann hat Shiva gesagt: „Okay, ihr könnt Puja machen, rituelle Verehrung.“ Und als sie gefragt haben: „Was können wir denn noch machen?“ „Homa, Feuerverehrung.“ Ich habe noch was vergessen, als drittes hat er gesagt: „Ihr könnt Mantras wiederholen.“ Also erstens Meditation, zweitens Pranayama, drittens Mantras. Das könnt ihr machen, unabhängig, ob ihr hier seid oder woanders. Und dann werden wir hier natürlich Puja und Homa machen und das Ganze Gott darbringen. Und das ist auch wieder wichtig. Wir sind ja in einem utilitaristischen Zeitalter und das war ja früher auch schon so. Oft praktiziert man Asanas und Pranayama um Rückenschmerzen loszuwerden, um Kopfweh zu überwinden, um mehr Energie zu haben, um freundlicher zu sein, mehr Erfolg im Beruf zu haben, nicht auszubrennen usw. Dafür können wir das machen, und es gibt ja genügend Untersuchungen, die zeigen, dass Yoga dafür gut ist. Aber wir können auch sagen, dass wir die spirituellen Praktiken als Verehrung Gottes machen. Wir machen sie aus Dankbarkeit für die Großartigkeit des Lebens und des Universums. Wir wollen gar nichts dafür haben. Wir machen es nicht, um etwas zu erreichen, sondern wir bringen es als Dankbarkeitsgeschenk Gott, dem Göttlichen, dem kosmischen Bewusstsein dar. Auch das ist eine der Symboliken von Shivaratri. In einer Woche mehr darüber. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Künftiges Leid sollte vermieden werden

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 16. Vers „Künftiges Leid sollte vermieden werden.“ Auf Sanskrit: „Heyam dukhamanagatam“ oder noch korrekter: „Heyam dukham anagatam“. Noch nicht eingetretenes (anagatam) Leiden (dukha) ist zu vermeiden (heyam). Ein einfacher Vers, der auf vielfältige Weise anzuwenden ist. Du kannst das auch wie so einen inneren Kraftruf benutzen. Wenn du merkst, du bist im Begriff, eine Dummheit zu begehen, die dich ins Leid bringt, dann sage einfach: „Heyam dukham anagatam“. Und sage dir: „Das will ich jetzt nicht tun.“ Manchmal gibt es Verhaftungen, Handlungstendenzen, und du bist dabei, Dinge zu tun, von denen du weißt, „Das sollte ich nicht tun. Es führt nur zum Leiden, Leiden für mich, Leiden für andere.“ Dann sage dir: „Heyam dukham anagatam. - Künftiges Leid ist zu vermeiden.“ Überlege besonders am heutigen Tag, oder falls du das abends hörst, am morgigen Tag: „Wie kann ich künftiges Leiden vermeiden?“ Und wenn du vor Handlungsalternativen stehst, überlege auch: „Welche davon führt mich ins Leiden?“ Und vermeide künftiges Leiden. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Alles Leben ist Leiden

Yoga Vidya, tägliche Inspirationen, Fortsetzung Patanjali, Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers In diesem Vers hatte Patanjali gesagt, für einen Menschen von Unterscheidungskraft ist letztlich alles leidhaft. Dieser Vers, abgekürzt wird er auch genannt: „Sarvam dukhham vivekinah“. Sarva - alles, dukha - leidhaft, vivekinah - ein Mensch von Unterscheidungskraft. Wenn du erkennst, dass du durch äußere Dinge nie glücklich wirst, kannst du entspannt sein. Wenn du nicht erwartest, dass es dich dauerhaft glücklich macht, wenn du einen bestimmten Menschen zu einer bestimmten Handlung bringst, dann bist du auch nicht unglücklich, wenn er sich anders verhält. Wenn du nicht erwartest, dass du von einer Wunscherfüllung dauerhaftes Glück bekommst, wirst du nicht enttäuscht sein, wenn die Erfüllung des Wunsches dich nicht dauerhaft glücklich macht. Wenn du nicht besessen bist, eine bestimmte Sache unbedingt erreichen zu müssen, wirst du nicht unglücklich sein, wenn du sie nicht erreichst. „Sarvam dukhham vivekinah“. Das Leiden hinter allem zu erkennen, macht dich eben nicht zu einem traurigen oder pessimistischen Menschen, sondern im Gegenteil zu einem Menschen von Gelassenheit und Heiterkeit. Du brauchst nicht zu warten, bis das Leid dich überwältigt. Du weißt von vorneherein, dass dauerhaftes Glück im Relativen nicht zu finden ist. So kannst du heiter sein, ob Dinge geschehen oder nicht geschehen, ob Wünsche in Erfüllung gehen oder nicht. Du siehst alles etwas spielerischer und auf diese Weise wirst du doch bis zu einem gewissen Grad glücklich in dieser Welt. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nutze deine Unterscheidungskraft

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers, Fortsetzung Der Vers war: „Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass wegen der Vergänglichkeit, neuen Wünschen und Konflikten zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken alles leidhaft ist.“ Konflikte zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken. Wir haben ja nicht nur einen Wunsch, wir haben verschiedene Wünsche, und diese sind nicht wirklich miteinander vereinbar und verbindbar. Auf der einen Seite willst du ökologisch leben, auf der anderen Seite willst du ein großes Appartement haben. Auf der einen Seite willst du gerne Fahrradfahren, auf der anderen Seite willst du aber auch schnell von hier nach dort kommen. Auf der einen Seite willst du gerne Yoga üben, auf der anderen Seite Zeit für Frau, Mann, Kinder haben oder mal wieder mit Freunden ausgehen. Du willst dich zurückziehen. Du willst mit anderen zusammen sein usw. Der menschliche Geist ist komplex. Es ist nicht möglich, alles in Übereinstimmung zu bringen. So hast du verschiedene Gedanken, verschiedene Wünsche, die immer wieder konfliktbehaftet sind. Und nicht nur konfliktbehaftet innerhalb von dir, sondern auch mit anderen Menschen. Deine Wünsche sind nicht in Übereinstimmung zu bringen mit den Wünschen von anderen. Natürlich gilt es, zusammenzuleben, win-win-Situationen zu schaffen, Kompromisse zu schließen und zu schauen, wie man sich gegenseitig helfen kann und wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Glaube aber nicht, dass ein gut geführtes äußeres Leben dir dauerhaft Glück schenken kann. Dinge, die du magst, vergehen. Neue Wünsche tauchen immer wieder von vorne auf. Konflikte, innerhalb von dir selbst und Konflikte mit anderen kommen. Und die Natur ist nicht in der Lage, dir alles zu geben, was du gerne hättest. Heute haben wir vielleicht sehr viel mehr Möglichkeiten als die Zeitgenossen von Patanjali vor über 2000 Jahren. Dennoch, nicht alle unsere Wünsche können in Erfüllung gehen. Und wenn wir sehr viele Wünsche in Erfüllung gebracht haben, kommt oft sogar eine Leere. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Künftiges Leid sollte vermieden werden

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers „Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass wegen der Vergänglichkeit, neuen Wünschen und Konflikten zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken, alles leidhaft ist.“ Ein außergewöhnlicher Vers, der nicht wirklich in unsere Zeit hinein passt, wo man denkt, die Welt bringt uns Vergnügen. Und wenn wir uns nur richtig verhalten, können wir das Leben genießen. Und Aufgabe wäre es, das Leben genießen zu können. Es vielleicht so zu gestalten, dass wir immer Freude und Spaß haben. Wir leben in einer Spaß- und Erlebnisgesellschaft. Patanjali sagt, dieses Konzept kann nicht stimmig sein. Die äußere Welt kann uns kein dauerhaftes Glück geben. Warum? Er nennt verschiedene Gründe. Erstens Vergänglichkeit. Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Alles, was beginnt, endet auch. Der Mensch, den wir heute so lieben, weil er vielleicht so schön ist, er wird irgendwann nicht mehr so aussehen. Der Mensch, den wir so lieben, weil er uns so lobt, irgendwann wird er uns vielleicht nicht mehr loben oder sein Lob wird uns nicht mehr das Gleiche bedeuten. Der Mensch, mit dem wir jetzt so schön zusammen sind, entwickelt sich anders. Das Auto, das wir haben, muss irgendwann repariert werden. Die Kinder werden erwachsen. Die Eltern werden irgendwann pflegebedürftig und krank. Der Job, den wir haben, ändert sich. Vielleicht verlieren wir ihn sogar. Auch unsere eigenen geistigen Fähigkeiten, an denen wir uns erfreut haben, auch die ändern sich im Laufe der Zeit. Nichts bleibt gleich, alles ist im Fluss. Zweiter Grund, warum hinter allem letztlich Leiden ist – neue Wünsche. Wenn wir einen Wunsch erfüllt haben, kommt ein nächster. Hast du den neuesten tollen MP3-Player, kommt ein halbes Jahr später ein noch besserer MP3-Player auf dem Markt. Hast du den neuen Computer, mit dem du die Videos gut anschauen kannst, kommt bald der neue phantastische Bildschirm. Hast du eine DSL-Leitung, willst du eine ADSL-Leitung oder eine VDSL-Leitung oder wie auch immer die Namen sein mögen. Oder schließlich stellst du fest, Computer ist nicht das, was du dauerhaft willst, du willst aufs Land. Bist du auf dem Land, willst du plötzlich doch einen Computer. Immer wieder tauchen neue Wünsche auf. Zu denken, man werde glücklich werden, wenn man alle Wünsche erfüllt, ist illusorisch. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.14

„Sie haben Vergnügen oder Schmerz als ihre Frucht, je nachdem, ob ihre Ursache Tugend oder Laster ist.“ Die verschiedenen sozialen Situationen, Lebensspannen und Erfahrungen, von denen Patanjali gesprochen hat, kann man als vergnüglich oder als schmerzhaft empfinden. Und hier sagt Patanjali, je nachdem, ob wir tugendhaft oder lasterhaft gehandelt haben, sind die resultierenden sozialen Situationen, Lebensspannen und Erfahrungen entweder vergnüglich oder schmerzhaft. Dies ist ein Aspekt des Karmas. Patanjali wird noch weitere Aspekte des Karmas beschreiben. Wenn wir etwas tun, um anderen etwas Gutes zu tun, dann wird uns später Gutes geschehen. Wenn wir etwas tun, um anderen zu schaden, dann wird später uns geschadet werden. Das ist ein Grund, weshalb du Gutes tun kannst. Und du brauchst auch keine Angst zu haben, dass, wenn du Gutes tust, du ausgenutzt wirst. Oder du brauchst auch nicht selbst Rache zu üben an jemand anderen, um ihm eine Lektion zu erteilen. Das erledigt letztlich das Karma von selbst. Gutes wird Gutes zur Frucht haben, Böses wird Böses zur Frucht haben. Dies ist natürlich nur ein Aspekt des Karmas. Aber ein Aspekt, der dir hilft, von Schuldgefühlen frei zu werden, denn du weißt, wenn du was Falsches getan hast, wirst du die Konsequenzen ernten. Und einem anderen kannst du auch nur das zufügen, was irgendwo in seinem Karma ist. Du wirst die Konsequenzen durchaus ernten, die anderen ebenso. So heißt es auch im Alten Testament: „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ Dies soll besagen, es liegt nicht an uns, Rache zu üben oder anderen eine Lektion zu erteilen. Das geschieht schon. Oder Jesus sagt auch: „Es muss ja Übles kommen, aber wehe dem, durch den es geschieht.“ Du musst dein Karma ernten und dazu gehört auch weniger Vergnügliches. Und der, der es dir zufügt, der ist nicht der, gegenüber dem du dann böse sein musst oder gegenüber dem du Rache üben musst. Auf eine gewisse Weise tut er dir einen Gefallen. Er bringt dich in die Situation, die für dich notwendig ist. Im Gegenteil kannst du Mitgefühl mit ihm haben. Er tut dir was Schlechtes. Vielleicht sogar im vollen Bewusstsein. Er hilft dir, deine Erfahrung zu machen. Er selbst schafft sich damit neues Karma. Lerne es, Mitgefühl zu haben mit dem, der dir Schlechtes tut. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.13

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 13. Vers „Solange die Wurzeln verbleiben, wird das Karma in verschiedenen Formen, von sozialen Situationen, Lebenspannen und Erfahrungen, reifen.“ Solange du aus den Kleshas heraus handelst, solange du aus Verhaftungen, Wünschen – Raga, aus Abneigungen – Dwesha, aus Fürchten – Abhiniwesha, aus Ego – Asmita und aus Unwissenheit heraus handelst, solange gibt es immer wieder neues Karma. Neue Dinge, die passieren. Neues, was dir geschieht. Neue Aufgaben. Schöne, wie auch weniger schöne. Um künftiges Karma zu vermeiden, ist es wichtig, dass du nicht von diesen Kleshas beherrscht bist, sondern dass du öfters sagst, „Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“, und überlegst, „Was ist für das Wohl der anderen das Beste? Was ist meine Pflicht, was ist meine Aufgabe?“ Wenn du so handelst und außerdem das Gefühl hast, dass du nicht der Handelnde bist, sondern dass die göttliche Kraft durch dich hindurch wirkt, bist du nicht verhaftet, bist du frei. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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