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YVS382 Yogatherapie – Tipps für Yogalehrer

  1. Was ist Yogatherapie?
  2. Verschiedene Anwendungsmöglichkeiten
  3. Was beinhaltet Yogatherapie bei Yoga Vidya?
  4. Wo kannst du Aus- und Weiterbildungen machen?

 

  1. Was ist Yogatherapie?

Allgemein gesehen ist Yogatherapie die Anwendung von klassischen Yogatechniken auf konkrete Beschwerden. Oft wird gesagt, dass Therapie die Behandlung von Krankheiten ist, aber so ganz stimmt das auch nicht. Yogatherapie kommt von Therapie und Therapie bedeutet „sich kümmern“. Yogatherapie heißt, dass der Yogatherapeut sich etwas mehr um den einzelnen Yogaschüler/-schülerin kümmert als jemand anders. Ähnlich gibt es den Musiktherapeuten, den Klangtherapeuten usw. Diese sind auch nicht in der Medizin im engeren Sinne tätig, sondern kümmern sich um den entsprechenden Menschen, um ihm oder ihr zu helfen.

In Indien ist Yogatherapie der Ausdruck für Yoga tchikitha. Man könnte auch sagen `sanftes Yoga´ mit Anpassung der Yogaübungen an die besonderen Bedürfnisse des Körpers und der Psyche.

 

Yogatherapie kann in 5 verschiedene Manifestationen unterteilt werden

  1. Yogatherapie als Anpassung der Yogapraxis an spezielle Bedürfnisse
  2. Yogatherapie als Prävention
  3. Yogatherapie als adjuvante Therapie, also unterstützende Therapie bzw. Therapie, die verschrieben wird
  4. Yogatherapie als eigenständige Heiltherapie
  5. Yogatherapie als Sanft-Yoga (wie in Indien)

 

  1. Yogatherapie als Hilfe für die Anpassung der Yogapraxis an spezielle Bedürfnisse

Der/die Teilnehmer/in sagt dem/der Yogalehrer/in oder der Yogatherapeutin, dass der Arzt folgende Beschwerden festgestellt hat. Der Yogatherapeut schaut dann, wie die Übungen angepasst werden können, sodass sie bei diesem Beschwerdebild gut ausführbar sind. Das bedeutet, er nimmt bei bestehender Diagnose die Anpassung an die konkreten Bedürfnisse vor. Der Yogatherapeut ist also derjenige, der sich kümmert und im Einzelgespräch oder auch einer Einzelsitzung die Situation genauer analysiert und dem Teilnehmer hilft.

 

  1. Yogatherapie als Prävention

Wenn ein Teilnehmer weiß, dass z. B. Eltern oder Großeltern ab einem gewissen Alter eine bestimmte Krankheit hatten, kann der Yogatherapeut präventiv schauen, wie Yogaübungen angepasst werden könnten, damit diese Erkrankung später nicht auftritt.

 

  1. Yogatherapie als adjuvante Therapie, also unterstützende bzw. verschreibungsfähige Therapie

Ein Arzt oder Heilpraktiker, der sich mit Yoga auskennt, die Yogatherapie aber nicht selbst ausführt, kann diese verschreiben als unterstützende Maßnahme. Er kann die Empfehlung geben, dass bei einem bestimmten Beschwerdebild eine Yogatherapie gut wäre und an eine Physiotherapiepraxis verweisen, in der es einen Yogatherapeuten gibt. Diese Empfehlung/Verschreibung kann konkrete Übungen enthalten oder allgemein sein. In der Regel wird Yogatherapie momentan noch nicht von den Krankenkassen gezahlt. Nichtsdestotrotz kann ein Arzt Yogatherapie verschreiben und ein Yogalehrer/-therapeut daraufhin yogatherapeutische Übungen durchführen, in Verantwortung des Arztes (ähnlich wie der Physiotherapeut auf Verschreibung von Orthopäden oder Hausärzten handelt).

 

  1. Yogatherapie als eigenständige Heiltherapie

In Indien ist Yogatherapie auch eigenständige Heiltherapie. Das heißt Yogatherapeuten können den Patienten untersuchen, eine Anamnese durchführen, yogatherapeutisch diagnostizieren, einen Behandlungsplan aufstellen und auch eine Heilprognose geben. Dies darf man in Deutschland nur als Heilpraktiker oder Arzt. Aber grundsätzlich gibt es in der Yogatherapie auch diese Möglichkeit. Wenn du die Bausteinausbildung oder die Yogatherapie-Intensiv-Weiterbildung als Yogatherapiestudiengang bei Yoga Vidya machst, könntest du als Arzt oder Heilpraktiker die Yogatherapie auch als Heilmethode und Heiltherapie praktizieren einschließlich Anamnese, Diagnose und Therapie. Nicht immer wird die Diagnose eine schulmedizinische sein. Yoga basiert zum Teil auf Ayurveda und z. T. auf eigenständigen Kategorien. Es gilt zu schauen, worin die Problematik des Patienten liegt, und je nachdem, ob dazu Ayurveda oder die 5 Koshas oder auch im Patanjali die Kleshas zu Hilfe genommen werden, ist die Diagnose eine etwas andere und auch die Therapie kann sich unterscheiden.

 

  1. Yogatherapie als Sanft-Yoga

In Indien ist Yogatherapie manchmal auch die Bezeichnung für Sanft-Yoga. Wenn man in Indien in einen Ashram geht und dort wird „Yogatherapie class“ angeboten, verbirgt sich nichts Medizinisches dahinter, sondern sanfter Yoga. Die Übungen sind insgesamt sehr sanft, es wird dann z. B. kein Kopfstand praktiziert und keine Sonnengrüße oder nur sehr sanfte.

 

  1. Anwendungsmöglichkeiten

Wenn du überlegst, Yogatherapie zu machen, gilt es zunächst zu überlegen, ob du Arzt oder Heilpraktiker bist bzw. die Heilpraktikerprüfung machen willst? Wenn du die Prüfung nicht machen willst, entfällt für dich die Yogatherapie als eigenständiges Heilverfahren.

Dann hast du die 4 weiteren Möglichkeiten zur Anpassung der Yogaübungen an die Bedürfnisse des Teilnehmers (den du dann nicht als Patient bezeichnest)

 

  1. aufgrund von Diagnosen eines Arztes oder Heilpraktikers.
  2. als Prävention, damit der Teilnehmer möglichst nicht die Erkrankung bekommt, die aufgrund von erblichen Anlagen o. ä. zu erwarten ist/ es gute Gründe gibt, dass ein Ausbruch dieser Krankheit in den nächsten Jahren wahrscheinlich ist.
  3. als adjuvante Therapie, wenn du einen Arzt kennst, mit dem du zusammen arbeitest.
  4. Yogatherapie als Sanft-Yoga.

 

  1. Was beinhaltet Yogatherapie bei Yoga Vidya?

Yoga Vidya bietet das gesamte Spektrum der Yogatherapie an.

  1. Yogatherapie angepasst an spezielle Bedürfnisse

Zum einen gibt es die Yogatherapieabteilung, wo Heilpraktiker/innen arbeiten, die Yogatherapie im vollen Spektrum anbieten, mit Anamnese, Diagnose, Therapieplan inklusive Prognose, wie erfolgreich es sein kann. Leider ist es bis jetzt noch nicht erstattungsfähig durch Krankenkassen, aber bei bestimmten Krankheitsbildern ist unsere Yogatherapieabteilung sehr erfolgreich und viele Menschen können so Heilung erfahren. Zum zweiten gibt es sogenannte Yogatherapiestunden, die angepasst werden auf spezifische Beschwerden, z. B. Rückenprobleme o. ä. Dies ist nicht mit Anamnese, Diagnose und Heilversprechen verbunden.

  1. Yogatherapie als Prävention ist insgesamt ein großer Bestandteil des Programms.
  2. Adjuvante Therapie, durch Verschreibung von Arzt und Heilpraktiker. Hier hoffen wir, dass sich dieser Bereich in Zukunft weiter ausbaut. Dass Ärzte mit uns zusammen arbeiten und Patienten schicken, mit konkreter Diagnose und vielleicht sogar einem Grundtherapieplan, welche Yogatherapie angewendet werden kann.

Sanft-Yoga als 5. Aspekt ist natürlich auch im Programm.

 

 

  1. Yogatherapie Aus- und Weiterbildungen bei Yoga Vidya

Im Ashram in Bad Meinberg gibt es Aus- und Weiterbildungen im Programm, in denen du das gesamte Spektrum der Yogatherapie lernen kannst, aufbauend auf einer Yogalehrerausbildung. 

  • 4wöchige Intensiv-Weiterbildung mit vielen Praxiseinheiten und Vermittlung eines anatomischen Grundverständnisses
  • 5wöchige Bausteinausbildung
  • Zusammenarbeit zwischen Zentren und dem Ashram, zum Teil mit Internetlearning, Webinaren, Internetworkshops
  • Seminare für bestimmte Beschwerdebilder

Der Inhalt dieses Vortrags kann ausführlicher nachgelesen werden unter wiki.yoga-vidya.de/yogatherapie

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Was gilt es zu beachten, wenn du Yoga unterrichtest für Menschen, die Beschwerden haben? Wie kannst du deinen Yogaunterricht anpassen? Die Ausbildung bei Yoga Vidya beinhaltet, viele verschiedene Aspekte zu integrieren. Anatomie und Physiologie sind Bestandteil der Ausbildung und sollen neben biologischem Grundwissen auch verdeutlichen, welche Beschwerden Menschen relativ häufig haben, die in den Yogaunterricht gehen. Was bedeutet dies für die Yogaübungen und den Yogaunterricht?

Ich habe ein allgemeines Modell mit Empfehlungen entwickelt, mit dessen Hilfe du deinen Yogaunterricht ausrichten kannst, sodass es dem Menschen hilfreich ist, egal welche Beschwerden er hat.

 

Diese 7 Prinzipien habe ich wie folgt benannt:

  1. Mit offenem Geist recherchieren
  2. Schwieriges und Schädliches Abwandeln
  3. Hilfreiches ergänzen
  4. Ganzheitlich unterrichten
  5. Dem Übenden/der Übenden Verantwortung überlassen
  6. Grenzen beachten
  7. Psychische und spirituelle Aspekte einbeziehen

 

  1. Mit offenem Geist recherchieren

Der Mensch kann verschiedenste Beschwerden haben. Diese so weit zu verstehen, da es ausreicht zu wissen, was es für die Yogapraxis bedeutet, ist durch die heutige Möglichkeit der Internetrecherche gar nicht so schwer. Mit einer einfachen Suchanfrage in einer beliebigen Suchmaschine kann man über die meisten Erkrankungen und Beschwerden etwas herausfinden. Vom Standpunkt des Yoga aus ist es gut, dabei verschiedene Quellen zu nutzen. Zum ersten gibt es die eher populärwissenschaftlichen Ratgeberseiten wie „netdoktor.de“ oder „onmeda.de“. Als Zweites gibt es die sog. schulmedizinischen Leitlinien, die man über den jeweiligen Suchbegriff „Erkrankung+Leitlinie“ findet und so erfährt, was vom schulmedizinischen Standpunkt aus der momentane Stand der Wissenschaft ist. Als Drittes ist es gut, eine alternative Sichtweise hinzuzuziehen (Erkrankung+Naturheilkunde ; Erkrankung+alternativ). Viertens kann man speziell Informationen über Yoga suchen (Erkrankung+Yoga).

 

Mit offenem Geist recherchieren bedeutet also

  1. Definition: herausbekommen, was sich hinter dem Beschwerdebild verbirgt
  2. Anamnese bzw. Diagnose: Welche Untersuchungsmethoden sind notwendig, um diese Erkrankung festzustellen? Hierbei kommt auch die Differenzialdiagnose zum Tragen, denn manchmal kann ein ähnliches Beschwerdebild verschiedene Ursachen haben.
  3. Therapie: welche Art von Therapien gibt es für diese Beschwerde?
  4. Prognose: Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Erkrankung geheilt werden kann? Wie lange dauert es oder wie wahrscheinlich ist es, dass der Betroffene mit dieser Beschwerde leben muss?

 

Wenn man diese Dinge also mit offenem Geist recherchiert, bekommt man wichtige Informationen für die Yogapraxis, z. B. ob bestimmte Körperteile eine Zeit lang ruhig zu stellen sind. Bei einem Handknochenbruch muss die Hand ruhig gestellt werden, auf andere Yogaübungen muss man jedoch nicht verzichten. Manches geht, manches nicht, und manches muss abgewandelt werden.

Informationen zur Therapie könnten z. B. lauten „kleine Bewegungen sind wichtig, umliegende Muskeln müssen gestärkt werden, aber ein Überdehnen des Gelenkes ist zu vermeiden“. Vom Yogastandpunkt aus weißt du also, dass viel Bewegung und die Stärkung der Muskeln wichtig sind, aber z. B. die Krähe muss abgewandelt werden.

Diese Art von Recherche kannst du oft auf den Leitlinien-Seiten und den populärmedizinischen Ratgeber-Internetseiten betreiben. Manchmal findest du dazu auch etwas auf den Seiten der Naturheilkunde und auf den Yoga Vidya Seiten. Hier aber eher nur, was es vom Standpunkt des Yoga aus zu beachten gilt, da dies kein medizinisches Portal ist. Wir greifen eher zurück auf das, was in der Schulmedizin etabliert ist oder in der Naturheilkunde und der Ayurveda. Wir gehen davon aus, dass eine Diagnose bereits besteht und dann schauen wir, wie wir aufgrund von Empfehlungen aus ärztlicher Sicht die empfohlenen Yogapraktiken anpassen. Für die Recherche kann es also genauso hilfreich sein, den Klienten zu fragen, was er über seine Erkrankung weiß.

 

  1. Schwieriges und Schädliches abwandeln

Schädliches abwandeln könnte z. B. bei einem Teilnehmer mit einer gebrochenen Hand, der ein paar Wochen kein Gewicht auf diese Hand geben darf, bedeuten, die Übungen, die mit Gewicht auf die Hand verbunden sind, abzuwandeln. Bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule wurde dem Betroffenen möglicherweise vom Arzt oder Physiotherapeuten gesagt, er möge sich der Vorwärtsbeugen enthalten. Dann bedeutet es für die Yogatherapie, die Vorwärtsbeuge so abzuwandeln, dass der Rücken gerade ist und die Knie gebeugt sind. Der Sonnengruß muss dann erheblich abgewandelt werden und statt dem Pflug muss eine andere Übung gemacht werden.

Schwieriges abwandeln könnte z. B. notwendig sein, wenn jemand mit nur einem Bein zur Yogapraxis kommt. Dann sind natürlich manche Übungen nicht möglich und müssen abgewandelt werden. Manchmal kommen auch Menschen mit einer Prothese in den Yogaunterricht, die erstaunlich viel machen können. Aber auch hier müssen schwierige Übungen angepasst werden.

Das Grundprinzip in der Medizin lautet „primum non nocere – erstens nicht schaden“. Ärztliches Handeln sollte also nie mehr schaden als es nutzt. Dies ist normalerweise die Richtschnur ärztlichen Handelns. Allerdings gilt eben auch das schulmedizinische Prinzip, einen gewissen Schaden in Kauf zu nehmen, um mehr Nutzen zu erzielen, beispielsweise bei einer Krebstherapie. Im Yoga hingegen gilt das „non nocere“ extrem. Als Nicht-Heilpraktiker und Nicht-Arzt machen wir im Yoga nichts, was schädlich ist. Auch nicht, um etwas Wertvolleres dadurch hervorzurufen. Wir nehmen das „non nocere“ ziemlich wörtlich.

 

  1. Hilfreiches ergänzen

Angenommen jemand hat einen Bandscheibenvorfall in der unteren Wirbelsäule und die Vorwärtsbeugen sind kontraindiziert. Dann muss der Rücken gerade gehalten werden, wenn man sich nach vorn beugt, und auch die Knie müssen gebeugt sein. Der Sonnengruß wird extrem abgewandelt, sodass hier keine Vorwärtsbeuge vorkommt. Stattdessen ergänzt man hilfreiche Übungen wie z. B. Bauchmuskelübungen, Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur, Minibewegungen nach rechts, links, vorn, hinten, sanfte Drehungen. Die Dehnung des Psoas und Iliopsoas kann sehr hilfreich sein, denn manchmal sind stark verspannte Psoasmuskeln die eigentliche Ursache für Rückenbeschwerden. Die Lendenmuskeln halten dann dagegen, sind aber schwächer und beginnen zu schmerzen. In diesem Fall sollte man folglich die Psoasmuskeln dehnen, um Besserung zu erzielen. 

 

Beispiel Nackenbeschwerden

Manche Nackenprobleme sind über Muskelketten verbunden mit verspannten Wadenmuskeln. Dann gilt im Sinne „Schwieriges und Schädliches abwandeln“, z. B. den Kopfstand wegzulassen oder zu ersetzen durch den Hund. Statt dem Schulterstand gibt man Kissen unter das Kreuzbein, um den Nacken nicht zu überdehnen. Den klassischen Fisch wird man abwandeln und mit dem Hinterkopf am Boden praktizieren, in der schiefen Ebene den Kopf oben halten, in der Heuschrecke die Stirn am Boden lassen statt des Kinns, um Überdehnung und Überstreckung des Nackens zu vermeiden. Hilfreich ergänzen würde man in diesem Fall Übungen zur Wadendehnung, z. B. den Ausfallschritt. Bei einigen Menschen entspannt sich nur durch die Dehnung der Waden bereits der Nackenbereich. Eine der besten Methoden, Nackenbeschwerden langfristig zu überwinden, ist die Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur. Eine gute Methode hierfür sind die isometrischen Hals-Nackenübungen. Dabei wird der Kopf mit langsamen Bewegungen gegen den Widerstand der Hand in insgesamt 8 Richtungen gedrückt, in die der Kopf bewegt werden kann.

So gibt es für nahezu jede Beschwerde etwas Hilfreiches, das man ergänzen kann.

 

  1. Ganzheitlich unterrichten

Bevor es nun aber ein Rezept Yoga gibt, in dem es heißt: „mache diese 3 Übungen am Tag und deine Beschwerden verschwinden“, kommt das 4. Prinzip zum Tragen. Die Yogaheilwirkung ist vor allem nachgewiesen durch das ganzheitliche, gesamte Yogakonzept. Es heißt daher auch, Yoga wirkt grundsätzlich unspezifisch. Yoga als Ganzes stärkt die Muskeln, dehnt die Muskeln, stärkt die körperliche Leistungsfähigkeit, das Körperbewusstsein, fördert die Entspannung. Aus yogischer Sicht  würde man sagen, es hilft das Prana zu aktivieren, die Nadis und Chakras zu öffnen. Aus ayurvedischer Sicht würde man sagen, die Doshas werden in ihren natürlichen Zustand gebracht (prakriti), es hilft Amas zu beseitigen und Agni zu erhöhen. 

 

Yoga hilft dem Menschen, mehr in Kontakt zu sich selbst zu kommen, und dass Körper und Psyche durchlässig werden.

Krankheit kann auf verschiedenen Ebenen anfangen und wo sie anfängt wissen wir nicht. Körperliche Beschwerden sind meistens Symptome für etwas Energetisches oder Geistiges, manchmal sogar für etwas Karmisches. Wo soll man also mit der Heilwirkung ansetzen? Yoga als Ganzes ist etwas, das auf allen Ebenen des Menschseins wirkt. Es gibt die 3 Körper und die 5 Hüllen und Hatha Yoga wirkt auf alle davon. Ob physischer Körper, Energiehülle, emotionale Hülle, intellektuelle Hülle, karmische Hülle … Yoga wirkt auf allen Ebenen. Bei der Yoga Vidya Grundreihe, die überliefert ist von Swami Sivananda und auf sehr viel älteren Quellen beruht, wissen wir, dass sie auf alles wirkt. Sie wirkt auf den physischen Körper, den Energiekörper, den emotionalen Körper, den mental-intellektuellen Körper und den Kausalkörper. Physische Spannungen werden beseitigt und Muskeln gestärkt, und zwar überall.

 

Es reicht also nicht aus, allein das Beschwerdebild anzugucken. Wichtig ist es, den ganzen Körper zu sehen. Bestimmte Muskelverspannungen können wiederum andere Verspannungen auslösen. Ein zu schwacher Muskel kann an einer anderen Stelle im Körper zu Schmerzen führen. Beschwerden auf der physischen Ebene können ihren Ursprung auf einer anderen Ebene haben. Halte dich daher an eine bekannte Grundreihe, z. B. die Yoga Vidya Grundreihe mit

  • der Anfangsentspannung,
  • dem Pranayama,
  • dem Sonnengruß oder anderen Aufwärmübungen,
  • die Asanas in der bewährten Reihenfolge und
  • Zum Schluss die Tiefenentspannung.

So unterrichtest du ganzheitlich.

Beziehe auch Ernährung mit ein und gib eventuell Tipps für spezialisiertere Ernährung oder Kriyas (Reinigungstechniken).

 

Beispiel Grundreihe bei Bandscheibenvorfall

Ganzheitlich unterrichten heißt also, sich auch bei einem Klienten mit Bandscheibenvorfall, der Schmerzen im Lendenwirbelbereich und vielleicht Missempfindungen in den Zehen hat, an der Grundreihe zu orientieren.

  • Mit der Anfangsentspannung beginnen,
  • sorgfältiger und ruhiger über die Seitenlage aufsetzen,
  • die Atemübungen durchführen,
  • den Sonnengruß erheblich abwandeln (siehe abgewandelter Sonnengruß für Menschen mit Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss),
  • Kopfstand durch den Hund ersetzen und hierbei die Knie gebeugt halten,
  • Schulterstand eventuell mit 2 Kissen unter dem Kreuzbein,
  • im Pflug dann nur die Knie etwas beugen und die Lendenwirbel relativ gerade halten,
  • Vorwärtsbeuge mit geradem Rücken,
  • die Kobra ist typischerweise besonders gut,
  • die Heuschrecke,
  • den Bogen ersetzen durch diagonales Boot oder diagonale Katze,
  • Drehsitz eventuell sitzend auf den Fersen und nur ganz leicht die Brustwirbelsäule drehen,
  • auf die stehende Vorwärtsbeuge verzichten oder mit geradem Rücken die Knie beugen und Hände auf die Knie geben,
  • eine Gleichgewichtsübung geht auch mit Bandscheibenvorfall,
  • die Seitbeuge des Dreiecks ist gut,
  • ebenso wie die Tiefenentspannung.

 

  1. Dem Übenden/der Übenden Verantwortung überlassen

Der nächste wichtige Punkt ist, dem Yogaübenden bzw. der Yogaübenden die Verantwortung zu geben bzw. zu lassen. Wir wollen im Yoga Vidya Unterricht den Teilnehmenden nicht sagen, was genau die richtige Stellung für sie ist, sondern sie befähigen, selbst herauszufinden, was für sie besonders gut ist. Am Anfang sind wir eher etwas vorsichtiger und werden all das weglassen, was potenziell schwierig oder schädlich ist. Aber gerade beim Unterrichten von Yoga mit Beschwerden gilt, dass wir verschiedenste Vorschläge machen für kleine Variationen bis hin zu radikaleren Abwandlungen. So kann der Teilnehmer oder die Teilnehmerin selbst herausbekommen, was für ihn oder sie am besten ist. Die Tipps weiter oben für Menschen mit Beschwerden im Lendenbereich/ Schmerzen im unteren Rücken beinhalten z. B., in die Vorwärtsbeuge mit geradem Rücken zu gehen.

Für einige Betroffene ist dies jedoch nicht richtig, sondern im Gegenteil hat sie die Vorwärtsbeuge mit gebeugtem Rücken von ihren Schmerzen befreit. Manchmal ist also das Gegenteil vom Standardprogramm das Richtige und so überlassen wir dem Teilnehmenden die Verantwortung. Zu Anfang wollen wir weglassen, was potenziell gefährlich ist. Dabei lehren wir dem Übenden, wie sich eine Stellung gut anfühlt und wie er oder sie spüren kann, was gut tut, und dann vertrauen wir der Intuition und dem Gespür des Teilnehmenden/der Teilnehmenden. Das gelingt natürlich besonders gut, wenn du eine Atmosphäre frei von Wettbewerb schaffst, sodass keiner Angst haben muss, nicht ausreichend gut zu sein, oder dir beweisen zu müssen, wie gut er/sie ist. Denn dann ist es mit der Eigenverantwortung vorbei. Die Menschen spüren nicht mehr in sich selbst hinein, was dazu führen kann, dass sie Schwieriges oder Schädliches üben, obgleich ihr Körper ihnen etwas anderes sagt. Sie hören nicht mehr darauf, was ihr Körper ihnen sagt was gut wäre.

 

  1. Grenzen beachten

Wenn wir Yoga unterrichten für Menschen mit Beschwerden, gibt es 3 Grenzen zu beachten.

  • Juristische Grenzen
  • fachliche Grenzen
  • karmische Grenzen

 

 

  • Juristische Grenzen

In Deutschland gibt es zwei Gesetze, die relevant sind,

  1. das Heilpraktikergesetz und
  2. das Heilmittelwerbegesetz.

 

  1. Das Heilpraktikergesetz besagt, dass die Ausübung der gewerblichen Heilkunde zugelassenen Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten ist. Wenn du also kein Arzt oder Heilpraktiker bist, darfst du nicht gegen Geld ärztliche Behandlung anbieten. Eine ärztliche Behandlung besteht aus Anamnese, Diagnose, Therapievorschlag und Heilversprechen, also Prognose. Du darfst den Menschen nicht als Patienten bezeichnen, ihn nicht untersuchen, keine Diagnose stellen, keine Therapie vorschlagen und kein Heilversprechen geben, geschweige denn dafür Geld verlangen. Sollte es allerdings einer Kollegin nicht so gut gehen und du wüsstest einiges und würdest dafür kein Geld verlangen, dürftest du dies alles. Es geht nur um die gewerbliche Heilkunde. Angenommen du bist Yogalehrender und du unterrichtest umsonst, dürftest du auch alles machen. Und auch wenn du Yogalehrender bist und nichts für deine medizinischen Ratschläge verlangst, also allgemein Yoga unterrichtest und was du sonst gibst, ist kostenlos, dann ist es auch kein Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz, wobei es natürlich nicht ganz einfach ist, dies zu trennen. Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch fachliche Grenzen.

 

Wenn du dich im Allgemeinen an die 7 Prinzipien hältst, schwieriges und Schädliches abwandelst, Hilfreiches ergänzt und nicht selbst die Erkrankung diagnostizierst, sondern nur sagst „bei dieser Art von Beschwerde solltest du Yoga so und so abwandeln, das könnte eventuell hilfreich sein, das andere ist eher schädlich“, dann darfst du das. Dies ist ähnlich, wie ein guter Trainer im Fitness-Studio die Übungen an deine besonderen körperlichen Beschwerden anpasst und jeder Trainer in einem Sportverein es machen würde.

 

 

  1. Das Heilmittelwerbegesetz besagt, dass gesundheitliche Aussagen über ein Produkt oder eine Dienstleistung nur dann getroffen werden können, wenn es dazu eine wissenschaftliche Studie gibt. Deshalb sind heutzutage z. B. bei vielen Kräutertees andere Beschreibungen auf der Verpackung zu lesen. Statt „hilft gegen Husten“ steht dort nun „wird gemäß traditioneller Überlieferung bei Husten angewandt“, oder „nach Ayurveda-Richtlinien für … verwandt“. Sobald eine konkrete gesundheitliche Wirkung behauptet würde, müsste sie mit einer Studie nachweisbar sein. Es gibt bezüglich Yoga schon eine Menge wissenschaftlicher Studien, die auf unserer Homepage gesammelt werden. Dort kann man den deutschsprachigen Stand der wissenschaftlichen Forschung erkunden. Es gibt eine große Menge an Forschungsarbeiten, die zeigen, dass Yoga in vielfältiger Weise hilft.

 

Im Zweifelsfall gilt hier aber: Schreib nicht zu viel von den Gesundheitswirkungen auf deine Internetseite! Es gibt sogenannte Abmahnvereine, die sich darauf spezialisiert haben, Internetseiten zu durchforsten, um auf diese Weise sich selbst und ihren Angestellten und Rechtsanwälten ein Einkommen zu ermöglichen. Sei also vorsichtig. Schreib nicht, Yoga heilt alle Rückenbeschwerden. Du könntest schreiben, dass Yoga hilfreich sein könnte bei bestimmten Rückenbeschwerden. Und dann könntest du verweisen auf die entsprechende Forschungsarbeit. Oder du könntest Bezug nehmen auf das, was durch Studienlage bekannt ist. Oder du könntest auch sagen, gemäß Swami Sivanandas Buch „Gesundheit und Hatha Yoga“ oder „Asanas“ ist Yoga hilfreich bei der und der Beschwerde. Nicht du selbst behauptest etwas, sondern du zitierst jemanden, der eine Aussage getroffen hat.

 

Beachte diese juristischen Grenzen!

 

 

  • Fachliche Grenzen

Sei dir bewusst, dass deine eigene Recherche fehlerhaft sein kann. Und dein Wissen über die Erkrankung ist typischerweise lückenhaft. Sei dir bewusst, dass du manches nicht weißt, und es manchmal wichtig ist, dem Betroffenen zu raten, zum Arzt oder Heilpraktiker oder Physiotherapeuten zu gehen. Diese Leute wissen mehr darüber, wie du Yogaübungen bei bestimmten Beschwerden anpassen kannst. Habe keine Hemmungen, die Menschen weiterzuverweisen, wenn du merkst, dass das, was du unterrichtest, ihnen allein nicht weiter hilft. Im Allgemeinen hilft Yoga relativ zügig dabei, dass Beschwerden besser werden. Wenn also eine bestimmte Yogaart nicht innerhalb von einer bis vier Wochen zu einer Besserung führt, muss das Yoga abgewandelt werden. Du könntest auch dann immer noch selbst schauen, ob du selber eine andere Lösung kennst und andere Übungen vorschlagen, die der Übende probieren kann. Aber wenn du merkst, dass du mit deinem Latein am Ende bist, dann sage es auch offen und gib dem Teilnehmer die Chance, sich von jemand anderem vielleicht qualifiziertere Ratschläge zu holen. Beachte deine fachlichen Grenzen!

 

 Jemand, der Arzt, Heilpraktiker und Yogalehrer ist und vielleicht noch eine Yogatherapieausbildung mitgemacht hat, vielleicht sogar bei Yoga Vidya, weiß mehr. Vielleicht kennst du ja einen Yogatherapeuten, der gleichzeitig Arzt oder Heilpraktiker ist oder Yogatherapeut oder Physiotherapeut plus Heilpraktiker, dann könnt ihr gut zusammen arbeiten und zusammen wirken.

 

 

  • Karmische Grenzen

Nicht jede Beschwerde ist heilbar. Karma läuft ab. Und Karma ermöglicht dem Menschen Erfahrungen, um spirituell zu wachsen. Und wir wachsen nicht durch die schönen Erfahrungen, die gesunden Erfahrungen, die großen Erfolge. Manchmal wachsen wir viel besser durch Niederlagen, Scheitern, Krankheiten, Unfälle und Schmerzen. Und so gibt es karmische Grenzen, die bedeuten, dass Mensch körperliche Einschränkungen, Beschwerden, Krankheiten und auch Schmerzen erfahren muss, um zu wachsen.

Wie der Buddha gern gesagt hat: „Alles Leben ist Leiden.“ Auch Patanjali hat gesagt `Leben voller Leiden´. Und er  hat auch gesagt: „heyaṁ duḥkham-anāgatam – zukünftiges Leiden ist zu vermeiden, oder noch nicht manifestes Leiden ist zu vermeiden“. Damit drückt er aus, dass, auch wenn der Mensch jetzt leidet, dieses Leiden vielleicht durch gute Yogapraxis überwunden werden kann. Aber nicht alles ist heilbar. Und auch, wenn die Medizin weiter fortschreitet, wird nicht alles heilbar sein. Es braucht letztlich karmische Lektionen. Und so gibt es etwas wie einen Respekt vor der Würde des Leidens.

 

  1. Psychische und spirituelle Aspekte mit einbeziehen

Dies kann vieles heißen, unter anderem, dass du dir bewusst bist, dass ein Teil aller Heilwirkungen von jeglicher Heilmethode Placebo-Effekt ist plus Vertrauen des Patienten. Wenn du in deiner Yogastunde deine Positivität und deine positive Ausstrahlung nutzt, kann damit Heilung bewirkt werden.

 

Bei Affirmationen oder Suggestionen können die Grenzen zum Heilversprechen fließend und daher schwierig sein. z. B. „mache die Kobra täglich dreimal hintereinander und dann wird innerhalb von ein paar Wochen dein Rücken stark und gut sein“. Oder „Bleib in der Vorwärtsbeuge jeden Tag 3 Minuten und dein Verdauungssystem wird sich normalisieren“. Aber ich kenne viele, die durch eine solche Übung plus Suggestion z. B. ihren Reizdarm entspannen konnten und Beschwerden wie Dauerdurchfall verschwanden.

 

Yoga wirkt bereits allein durch die Übungen, aber in vertrauensvoller Atmosphäre haben auch deine Worte eine große Kraft. Sie wirken als Placebo bzw. Positivität. Sage daher niemals negative Dinge, die zum Nocebo-Effekt werden. Sage also nicht: „Wenn du die Übung weiter so machst, ruinierst du dir den Hals“. Oder „wenn du weiter so machst, bekommst du noch einen Bandscheibenvorfall“. Oder „wie kann man nur den Kopfstand machen, damit ruinierst du dir die Halswirbelsäule“. Bei diesen Nocebo-Effekten sind die Aussagen des Yogalehrenden erheblich schädlicher als die Übungen, vor denen sie warnen. Sei dir bewusst, dass deine Worte eine große Kraft haben.

 

Aus der Placebo-Forschung weiß man, dass Placebos und damit Suggestion/Affirmation in bestimmten Umständen besonders stark wirken:

  • Wenn der Patient Vertrauen zu dem Heilenden hat.
  • Wenn die Atmosphäre entspannt ist.
  • Wenn die Suggestion klar und gleichzeitig entspannend gegeben wird.

Auf dieser Grundlage kann man also sagen:

  • Leite eine entspannte Yogastunde.
  • Strahle Vertrauen aus.
  • mache positive Aussagen.

Dies wird automatisch positive Auswirkungen haben.

 

Es gibt auch ein paar Dinge zum Setting in Bezug auf den Placebo-Effekt. Wenn die Praxis des Arztes eine ganz andere Atmosphäre ausstrahlt im Gegensatz zur Alltagswelt, z. B. eine exotische Mediziner-Atmosphäre, stärkt es den Placebo-Effekt. Auch eine besondere Kleidung des Arztes, eine Berührung des Patienten stärkt diesen Effekt. Aus diesem Grund geben Ärzte heutzutage Patienten die Hand. Obwohl es die Übertragung von Krankheitserregern erhöht, hat man festgestellt, dass die Patienten erheblich schneller gesund werden. Ein körperlicher Kontakt ist also wichtig. Auch ein besonderer Geruch ist wichtig. Und die Entspannung des Patienten. Der größte rituelle Kontext in dieser Art ist z. B. die Operation. Der Patient kommt hinein. Er wird entspannt und ruhig gestellt. Es sind lauter Leute in außergewöhnlicher Kleidung im Raum. Es herrscht eine besondere Atmosphäre. All das hebt den Menschen aus dem Alltagsbewusstsein heraus, und was die Ärzte dann sagen, hat große Wirkung.

Wenn der Arzt z. B. vor der Operation sagt „oh, das sieht gar nicht gut aus, es wird gefährlich aber wir machen es trotzdem“, erhöht es die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen, z. B. dass der Patient während oder nach der Operation stirbt, erheblich. Wenn der Arzt dagegen Vertrauen ausstrahlt und positive Affirmationen gibt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel größer, dass die Operation gelingt und der Patient sich gut erholt. Man weiß z. B., dass die Mehrheit der Schulter- und Knieoperationen medizinisch gar nicht notwendig sind, aber einen unglaublichen Placebo-Effekt auslösen. Dies weiß man, weil man auch schon Scheinoperationen durchgeführt hat, die genauso gute Wirkungen erzielten wie die echten.

 

Für das Unterrichten des Yoga bedeutet dies:

  • sorge für eine exotische/nicht alltägliche Atmosphäre, z. B. durch andere Farben und Bilder
  • sorge für einen anderen Geruch
  • trage Yogalehrerkleidung (Yoga Vidya empfiehlt weiß-gelb)
  • sorge vielleicht für exotische Musik (z. B. Mantra-Musik)
  • sorge insgesamt für eine entspannte Atmosphäre

Dann wirken deine Worte umso mehr. Auf diese Weise beziehst du psychische Aspekte mit ein.

 

Darüber hinaus gibt es noch andere psychische Wirkungen. Die Asanas wirken an sich schon auf die Psyche, da körperliche Beschwerden auch etwas mit der Psyche zu tun haben. Das bewusste Hineingehen in die Stellungen an sich ist bereits etwas Heilsames.

Und es gibt spirituelle Aspekte. Man weiß, dass Menschen, die einen spirituellen Glauben haben, länger leben als Menschen, die dies nicht haben. Ebenso werden Menschen mit spirituellem Glauben nach einem Unfall schneller gesund als solche ohne. Wenn du also in der Yogastunde eine spirituelle Atmosphäre schaffst, wird das den Menschen helfen, schneller zu heilen.

 

Zitat eines Arztes: „Wer Arzt ist und nicht an Wunder glaubt, läuft entweder mit Scheuklappen herum oder ist kein Arzt.“ Es geschehen Wunder. Es geschieht Heilung von höherer Ebene. Und wenn du Yoga unterrichtest, öffnest du ein Kraftfeld. Über dieses Kraftfeld strömt Heilenergie, Lichtenergie, Segen hinein. Manchmal spürst du vielleicht selbst, wie Energie in dich hinein strömt und diese Energie bei der Berührung eines Teilnehmenden, z. B. sanft am Rücken um bei der Aufrichtung zu unterstützen, auf ihn übergeht und anschließend seine Rückenbeschwerden verschwunden sind. Solche Dinge werden geschehen, auch wenn du es nicht unbedingt merkst, wenn diese Heilenergie durch dich hindurch fließt. Du kannst diese Heilenergie noch erhöhen, indem du dich sattwig ernährst, Pranayama übst, indem du dich zum Instrument machst, am Anfang der Stunde OM wiederholst und selbst darum bittest, zum Instrument zu werden. Wenn du merkst, dass ein Teilnehmer besondere Probleme hat, kannst du um Führung bitten, z. B. Swami Sivananda. Plötzlich hast du eine Intuition und weißt, was zu tun ist. Dies alles sind sehr wichtige Faktoren. Beziehe daher psychische und spirituelle Aspekte mit ein.

Das sind die 7 Prinzipien von Yoga Vidya bei Yoga mit Beschwerden in der Kurzfassung. Ausführliche Informationen dazu gibt es auf der Internetseite. Wenn du diese Grundprinzipien berücksichtigst, wird es dir gar nicht so schwerfallen, die Yogaübungen anzupassen an die besonderen Bedürfnisse deiner Teilnehmer.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 
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Was kannst du tun, um das Unterrichten von Yoga wirklich zu spiritualisieren. Warum ist das Unterrichten von Yoga spirituelle Praxis? Und warum ist das Unterrichten von Yoga etwas ganz großartiges, um auch Yoga in den Alltag zu bringen?

Dieser Beitrag richtet sich besonders an Yogaunterrichtende, kann aber auch für alle interessant sein, die sich fragen, worum es im Yoga unterrichten geht.

Sadhana heißt spirituelle Praxis. Spirituelle Praktiken im engeren Sinne im Yoga sind natürlich: Asana, Pranayama, Meditation, Mantra Rezitation, Mantra singen usw. Aber in einem weiteren Sinne ist der Alltag spirituelle Praxis. Gerade das Unterrichten von Yoga ist eine tiefe spirituelle Praxis.

Krishna sagt im 18 Kapitel 68 Vers der Bhagavad Gita: „Wer mit höchster Hingabe an das Göttliche den Menschen Yoga lehrt, wird ohne Zweifel zu Gott hinkommen. Es gibt keinen Menschen, der einen größeren Dienst dem Göttlichen erweisen kann und es wird auch keinen auf der Erde geben, der mehr in der göttlichen Liebe verankert ist, als der, der spirituelles Wissen weitergibt.“

Hier lobt Krishna das Weitergeben von spiritueller Weisheit und damit auch das Yoga unterrichten in höchsten Tönen. Er verspricht uns, dass wenn wir Yoga mit großer Hingabe, als Dienst an Gott und den Menschen weitergeben, dass wir die göttliche Liebe spüren, Gott erfahren und die Gott-Verwirklichung erreichen  werden.

 

Aber warum eigentlich?

Warum ist das Unterrichten von Yoga eine so gute spirituelle Praxis?

Spirituelle Praktiken im Yoga kann man sehen, als Karma-, Bhakti-, Raja-, Jnana- und Kundalini Yoga. Und zunächst ist Karma Yoga, Yoga des uneigennützigen Dienens, des verhaftungslosen Handelns. Ich hatte eben aus der Bhagavad Gita zitiert und dort wird beschrieben, dass einige Bestandteile sehr wichtig für das Karma Yoga sind. Es ist die Motivation, die Art wie und was du tust, die Verhaftungslosigkeit und der Gleichmut im Erfolg und Misserfolg.

 

Wenn wir diese Dinge ins Unterrichten bringen, wenn du Yoga unterrichtest, dann ist deine Motivation hoffentlich, dass du dienst und Menschen etwas Gutes tun willst, dass du das Ganze als Dienst an Gott an dem Guru machst. Es gibt kaum etwas, was in der modernen Welt  Menschen so viel Gutes tut, wie Yoga zu praktizieren. So kannst du dem Menschen so viel Gutes tun, indem du Yoga unterrichtest. Wenn du also Yoga unterrichtest, sollte eine wichtige Motivation immer sein: „Ich möchte Gutes für die Menschen tun!“.

Auch wenn du deinen Lebensunterhalt irgendwann von Yogaunterricht bestreiten willst, auch wenn du durch den Yogaunterricht vielleicht Geld verdienen musst, um deine Weiterbildungsseminare zu machen, oder vielleicht um deine Familie zu ernähren, dann soll das Geld nie deine Motivation sein, Yoga zu unterrichten.

Wenn du gefragt bist, ob du einen bestimmten Workshop geben kannst, dann überlege nicht als Erstes wie viel Geld du dafür bekommst. Frage dich lieber, ob du dadurch Menschen im besonderen Maße etwas Gutes tust.

 

Die zweite Motivation ist es, Gott zu dienen. Yoga ist göttlich inspiriert. Wenn du Yoga übst, spürst du das Göttliche und willst dem Göttlichen ermöglichen noch stärker erfahrbar zu sein, in dem Menschen auch Hatha Yoga üben.

Im Yoga haben wir viele verschiedene Möglichkeiten das Göttliche zu sehen. Wenn du Yoga unterrichtest, dann mache es als Dienst an Gott und in der Hoffnung, Sehnsucht und in dem Wunsch, dass dadurch mehr Menschen durch Yoga in der Lage sind, das Göttliche zu spüren und durch sich wirken zu lassen.

 

Die nächste Motivation ist es, dem Guru zu dienen. Yoga unterrichten ist ein Aspekt in der Guru Parampara Shakti. Wenn du Yoga unterrichtest, unterrichtest du nicht einfach nur intellektuell, was du weißt und du gibst nicht einfach nur Techniken weiter, oder achtest nur auf Äußere Dinge. Du willst dem Guru dienen und zum Beispiel Swami Sivananda dienen, der ganzen Guru Parampara dienen. Indem du unterrichtest, wirst du spüren, dass das Göttliche durch dich wirkt.

Swami Sivananda hat die große Vision gehabt, dass Yoga in die ganze Welt  hinein kommt. Die Swamis waren nicht zufrieden damit, dass sie selbst die Gottverwirklichung erreicht haben, sondern sie haben die Vision auf dem Weg dorthin, dass im neuen Zeitalter Menschen Yoga üben können und sollten. Es sollte dadurch eine friedvolle Welt entstehen. Dass Anliegen unserer Meister war, dass das Yoga weiterverbreitet wird. Somit, wenn du Yoga unterrichtest, machst du das als Dienst am Guru.

 Um spirituell zu wachsen, muss man dem Guru dienen. Unsere Gurus sind nicht mehr im physischen Körper, aber wir können ihrem Werk dienen. Im besonderen Maße können wir ihnen durch das Unterrichten dienen. Indem wir den Gurus dienen, wird ihre Energie in uns spürbar und fühlbar sein.

 

Damit Yoga unterrichten eine spirituelle Praxis ist, machst du dir immer vor dem Unterrichten bewusst, dass du den Menschen, Gott und dem Guru dienen willst. Du könntest sogar sagen, dass du für die ganze Welt etwas Gutes tun willst, denn Menschen, die Yoga üben, werden weniger materielle Wünsche haben und ihren Lebensstil ökologischer machen. Sie werden eine größere Neigung dazu haben Vegetarier, oder Veganer zu sein. Also wenn du Menschen inspirierst Yoga zu üben, dann machst du eine ganze Menge. Nicht nur für das wohl Gefühl des Menschen, sondern dadurch, dass das Yoga Menschen transformiert tust du etwas Gutes für die ganze Welt.

 

Karma Yoga – Motivation

Erster Aspekt des Karma Yoga ist die Motivation. Der zweite Aspekt ist, alles so gutzutun, wie du kannst. Vielleicht erinnerst du dich an den Vers: Yoga Karma Sukau Shalam. Also Yoga ist Geschick und Engagement im Handeln. Das heißt, wenn du unterrichtest, dann tue es so gut du kannst.

Vertraue zumindest, als Anfänger nicht vollständig darauf, dass Gott einfach durch dich hindurch wirken wird, sondern bereite dich vor. Mache vorher einige spirituelle Praktiken und vorher etwas, was dich in den richtigen Zustand bringt. Überlege, was für die Teilnehmer besonders gut sein wird. Es ist gut sich auf eine Stunde vorzubereiten, ein Konzept zu haben und sich zu überlegen, wie man es machen kann. Es ist gut an deiner Sprache zu arbeiten usw.

Und es ist wichtig eine gute Yogalehrerausbildung und Yogalehrer Weiterbildungen zu haben. Unterrichte so gut du kannst! Es ist gut ab und zu die Rückmeldung der Teilnehmer zu beachten.

 

Karma Yoga – ein Instrument Gottes sein

Der dritte Aspekt ist sich als Instrument zu fühlen. Wenn du unterrichtest, denke nicht, dass du der Yogalehrer bist, sondern bitte Gott, den Guru, oder die kosmische Energie durch dich wirken zu lassen. Mache dich zum Instrument. Fühle, dass das Göttliche durch dich hindurch wirkt. Vermutlich unter all den Handlungen im Alltag, ist das Unterrichten die Handlung, bei der es am leichtesten fällt, sich als Instrument zu fühlen.

Die Anfänger sind dabei manchmal im Vorteil, denn sie sind nervös und aus dieser heraus fällt es besonders leicht sich ganz an Gott zu wenden. Manchmal wirst du auch vom Schicksal/ Karma/ Gott/ Guru in Situationen gebracht und du weißt nicht wie du handeln sollst.

Das ist mir auch passiert! Ich habe mich gemeldet, um auf einem größeren Betriebsfest Yoga zu unterrichten. Sie hatten eine riesige Wiese und dort wurde nicht vegan gegrillt, es gab eine Tanzbühne und ein Teil der Wiese sollte für die Yogastunde sein. Das hatte ich mir das im Vorhinein nicht so vorgestellt und wusste nicht wie ich dort unterrichten kann. Dann kam der Gedanke, dass Swami Sivananda mich in diese Situation gebracht hat und ich bat ihn, mir zu zeigen, was ich jetzt machen soll.

Ich habe die Yogastunde gegeben und es waren um die 10 Teilnehmer, im Hintergrund war Rockmusik und Bratwurstgeruch in der Nase. Das war die wirrste Situation, die man sich für eine Yogastunde vorstellen konnte. Trotzdem ist es mir gelungen dort eine Art Energiefeld entstehen zu lassen. Danach kamen ein paar Menschen und sagten, dass es eine tiefe Erfahrung war. 2 von den 10 haben danach sogar eine Yogalehrerausbildung gemacht. Die fanden das so beeindruckend, dass sie in diesem Trubel eine spirituelle Erfahrung haben konnten.

Manchmal kommt aus der Verzweiflung ein tiefes Gebet an den Meister und dann wirkt plötzlich eine Energie auf eine Weise, die man sich gar nicht vorstellen kann. Deshalb solltest du dich immer als ein Instrument Gottes/ Gurus und der kosmischen Kraft fühlen. Selbst wenn du schon Jahre unterrichtest, solltest du dir bewusst machen, dass nicht du unterrichtest, sondern das Göttliche durch dich hindurch fließt.

 

Karma Yoga – nicht an den Früchten der Handlung hängen

Der folgende Aspekt ist nicht an der Handlung zu hängen. Nicht an dem zu hängen, was du tust. Was heißt das? Es kann heißen, dass wenn du vertretungsweise ein Yogakurs übernommen hast, es großartig lief und du dort weiter unterrichten willst. Die Teilnehmer dir vielleicht sagen, dass du besser unterrichtest, als ihr eigentlicher Yogalehrer. Hier greift die Yogaethik von Aparigraha/ Santosha ein, also nicht gierig sein ein. Du sagst dann, dass es der Kurs des anderen Yogalehrers ist und dass er das wieder unterrichtet.

Anstatt dich geschmeichelt zu fühlen, dass du so großartig unterrichtet hast, schwärme liebe über den, der den Yogakurs eigentlich gibt. Und wenn es umgekehrt passiert, und du vielleicht bei der Volkshochschule Yogastunden gibst. Du aber nicht so qualifiziert bist, wie der neue Yogalehrer und dir gesagt wird, dass sie die Zusammenarbeit mit dir beenden wollen. Wie reagierst du in dem Moment? Wenn du in diesem Moment Gleichmut bewahren kannst, dann bist du schon fast ein Heiliger und hast wirklich eine Karma Yoga Handlung gemacht. Wenn du in der Lage bist, das als Lektion zu sehen, dann bist du wieder auf dem spirituellen Weg.

 

Verhaftungslos gegenüber der Handlung sein! Und das bedeutet nicht, dass du verantwortungslos sein musst. Es bedeutet nicht, dass wenn man negative Rückmeldung von den Teilnehmern bekommt, man diese nicht mehr unterrichtet. Das ist Handeln aus Kränkung.

Verhaftungslosigkeit heißt nicht aus Kränkung den Kurs abzugeben, sondern tun was du tun kannst, so gut du kannst. Wenn es nicht so sein soll, dann bist du eben verhaftungslos. Verhaftungslosigkeit kann auch heißen, dass du dir etwas Falsches vorgestellt hast. Vielleicht hast du gedacht, dass dort 10 Teilnehmer kommen, aber es sind plötzlich nur 2 da. Verhaftungslosigkeit würde heißen, dass du den Kurs auch für 2 gibst.

Ich erinnere mich, als ich das erste Yogazentrum geleitet habe (1984 in Wien), dass ich auf die Idee kam im August einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Es war warmes Wetter und der andere Mitarbeiter hat um 12 Uhr gesagt, dass bis jetzt noch niemand angerufen hat und niemand kommen wird und ob er jetzt schon gehen kann. Ich habe gesagt, dass wenn 3 oder 4 kommen, es kein Problem ist. Das werde ich alleine machen können. Wir hatten für 15 Leute Essen vorbereitet. Und um 13 Uhr kam eine nach der anderen und um 13:30 waren schon 150 Menschen im Zentrum. Ich habe jemanden angerufen, der Yogalehrer finden kann und die in das Zentrum kommen. Es waren schon 250 Menschen gekommen. Ich musste das erste Mal in meinem Leben auf einem Stuhl sitzen, damit man mich sieht. Und mich von meinem vorherigen Konzept lösen. Es war sehr euphorisch 250 Leuten einen Vortrag zu geben und alles zu koordinieren.

Gott wird dich in unterschiedliche Situationen hinein bringen! Sei nicht an die Vorstellung, wie es zu sein hat, verhaftet. Sei offen, was Gott für dich hat.

 

Vierter Aspekt von Karma Yoga, den wir auch in den Yoga Unterricht hinein bringen, ist es nicht an den Früchten der Handlung zu hängen. Welche Früchte hast du, wenn du Yoga unterrichtest? Zum einen, dass Menschen dich loben und Anerkennung geben können. Sie können dir am Ende des Kurses ein kleines Geschenk machen. Sie können auch auf Facebook von dir als Yogalehrer schwärmen.

Die Teilnehmer können auch nachher sagen, dass sie besseren Yoga Unterricht bei einem anderen Yogalehrer hatten. Sie können dich auf Facebook kritisieren. Wie bist du dort? Hängst du an den Früchten? Bist du voller Euphorie, wenn Menschen von dir schwärmen, oder tief deprimiert, wenn jemand negative Dinge über dich sagt? Bist du in der Lage gleichmütig zu sein?

 

Du musst nicht alles an Kritik an dir abprallen lassen. Du willst die Qualität deines Unterrichtes auch steigern und dafür ist es wichtig, sich Kritik anzuhören und zu schauen, ob du es umsetzten kannst. Manche Kritik stimmt und andere ist nicht umzusetzen, weil es nicht in deinen Händen liegt. Manch eine Kritik öffnet dir die Augen und du kannst Dinge umsetzten.

Sei dir im Umgang mit Kritik bewusst, dass du es nicht allen recht machen kannst. Selbst der Meister, bei dem ich gelernt habe, hat fantastische Yogastunden gegeben. Und es gab Menschen, die die Stunden nicht mochten. Warum sollte es dir anders gehen?

Du solltest trotzdem schauen, wie du deinen Unterricht verbessern kannst, wenn Kritik kommt. Hänge trotzdem nicht an den Früchten! Wie reagierst du darauf, wenn du anders als erwartet dafür bezahlt wirst? Oder wenn der Anbieter, bei dem du unterrichtest, pleite gemacht hat? Wie fühlst du dich dann? Das ist alles schon Yogalehrern passiert. Hänge weder an den monetären Früchten, also an Geld, noch an Geschenken.

Das heißt aber auch, dass du nicht ablehnst! Wenn dir z. B.: ein Teilnehmer nach einem Kurs ein kleines Geschenk überreicht, dann sage nicht, dass du keine Geschenke haben willst. Schlage Menschen nicht unnötigerweise vor den Kopf. Du solltest auch Lob annehmen können und einfach danke sagen. Innerlich kannst du das Lob gleich weiter an Swami Sivananda/ Guru/ Gott weitergeben und sich bedanken. Halte die innerer Demut, gibt dir nichts darauf ein, sondern gib das Lob weiter. Du kannst auch den Tadel weitergeben und Swami Sivananda sagen, dass er dir eine falsche Inspiration gegeben hat. Oder Swami Sivananda darum bitte es dir beim nächsten Mal deutlicher zu zeigen.

 

Hänge nicht an den Früchten! Und das fünfte ist vielleicht das schwierigste: Hänge nicht am Ergebnis. Als Yogalehrende wollen wir etwas Gutes tun. Wir engagieren uns und merken auch, dass die Teilnehmer viel aus den Yogastunden mitnehmen und einen Nutzen daraus ziehen. Viele Menschen, die in der Einführungsrunde eines Yogakurses gesagt haben, dass sie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen haben. Würden am Ende der fünf Wochen sagen, dass sie seit dem gut schlafen können, dass z. B. die Kopfschmerzen kaum mehr vorhanden sind.

Viele dieser Probleme verschwinden bei Anfängern relativ zügig, aber eben auch nicht bei allen. Es kann sein, dass du einen Yogakurs gibt und währenddessen die Teilnehmer eine Zerrung haben, oder gar dass Yoga ihre Probleme erhöht hat. Dabei gilt es, gleichmütig zu sein. Man sollte nicht sagen, dass Yoga nicht taugt, sondern überlegen, was du in deinem Yogaunterricht verbessern kannst. 

 

Es hat zwei Seiten. Zum einen, wenn Menschen nicht den Nutzen bekommen, welchen sie sich erhofft haben, dann solltest du dich nicht zu tief davon beeinträchtigen, aber auch überlegen, ob man daran etwas ändern könnte. Sei dir bewusst, dass nicht alle Wirkungen, von denen die Teilnehmer berichtigen, nur mit dem Yoga zu tun haben. Menschen entwickeln Rückenbeschwerden auch ohne Yoga.

Mir hat eine Teilnehmende gesagt, dass seit dem sie Yoga praktiziert, ihr am Morgen immer übel ist. Ich habe sie gefragt, ob sie die Luft vielleicht auch nicht so gut anhalten kann. Sie bestätigte das und ich riet ihr einen Schwangerschaftstest zu machen. Diese Frau war tatsächlich schwanger, aber sie hatte die Schuld der Übelkeit ihrer täglichen Yogapraxis zugewiesen. Wenn Menschen negative Wirkungen berichten, ist es nicht immer Yoga, aber das könnte auch mal sein.

Noch ein Beispiel: Du unterrichtest einen Yogakurs, es ist die erste Stunde und hast 18 Teilnehmer, aber am Ende sind es nur noch 5. Sei dadurch nicht niedergeschlagen, aber auch nicht gleichgültig. Mir ist es vorgekommen, dass ich am Ende des Kurses nur noch 9 von 18 Teilnehmenden da hatte. Ich rief bei den anderen an und habe nachgefragt, woran das liegt. Es stellte sich heraus, dass es alles Kolleginnen waren und sich ihre Arbeitszeiten geändert hatten. Sie trauten es sich nicht, es mir zu sagen und dachten, dass es nicht auffällt, wenn sie nicht mehr kommen. Ich konnte ihnen einen anderen Kurs anbieten und auch die fehlenden Stunden nachholen.

 

Es wird auch manchmal so sein, dass du nicht weißt, warum die Teilnehmer nicht mehr kommen. Hänge nicht am Ergebnis, aber überlege trotzdem, wie du den Yogaunterricht weiterentwickeln kannst. Das aller Wichtigste bleibt immer die Motivation. Unterrichte, um Gutes zu tun, Menschen zu helfen, etwas Gutes für unseren Planeten zu bewirken, um Gott zu dienen und die höhere Wirklichkeit erfahrbarer zu machen.

In diesem Sinne ist das Unterrichten von Yoga: Karma Yoga. Es ist nicht selten auch eine euphorische Erfahrung von Energie, Führung und Licht. Für viele, die Yoga unterrichten, ist das Unterrichten die schönste Zeit.

 

Wenn du regelmäßig und häufig Yoga unterrichtest, dann wird das Gefühl von Geführtsein zum Normalzustand. Man wird dieses euphorische Gefühl nicht in jeder Stunde haben. Es wird manchmal so sein, dass du nach dem Unterricht, wie aufgeladen bist und dich fühlst, als würdest du auf Wolken gehen. Es kann aber auch sein, dass du dich nach dem Unterrichten ausgelaugt und leer fühlst. Hier gilt es auch nicht an den Früchten zu hängen.

Wenn du Yoga unterrichtest, ist das ein Energieaustausch. Energie wird durch dich hindurch fließen und Teilnehmende werden über dich Energie bekommen. Manchmal überwiegt das Gefühl, dass Energie durch dich hindurch fließt und manchmal überwiegt das Gefühl, dass Teilnehmende Energie von dir genommen haben. Wenn du am nächsten Morgen müde bist, dann übe deine Praktiken. Sei gleichmütig darüber, dass du ein bisschen müde bist und mache trotzdem deine Yogapraxis (Asana, Pranayama und Meditation). Lade dich auf und dann ist alles gut. Hänge auch nicht am Ergebnis, oder den Früchten, die das Unterrichten gegenüber dir selbst hat.

Das sind einige Aspekte des Unterrichtens von Yoga, als spirituelles Sadhana vom Standpunkt des Karma Yogas aus. Es gibt auch Aspekt der anderen Yogawege (Bhakti-, Jnana-, Kundalini-, Raja-, Hatha Yoga).

 

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga ist der Aspekt, den ich besonders mit dem Karma Yoga verbinde. Du unterrichtest, um Gott zu dienen. Man könnte sagen, dass die Teilnehmenden, auch Gott sind, der jetzt auf zwei Beinen in deine Yogastunde hineinkommt.

Du bittest darum, dass Gott durch dich hindurch fließt. Du willst das alles Gott darbringen, machst die Yogastunde als Gottesverehrung und siehst Gott in den Teilnehmenden. Damit das besonders gut funktioniert, ist es wichtig, dass du eine Kerze, die Bilder der Meister und Murtis aufstellst. All das hilft dir, dass du in diese Stimmung hinein kommst. Du leitest die Yogastunde mit einem Mantra an und schließt sie mit einem Mantra. Zwischen durch kannst du auch ein Mantra wiederholen. Und wenn du in der Stunde nicht weißt, was du sagen sollst, oder wie du reagieren sollst, dann sprich ein Gebet.

In einer Yogastunde kannst du ständig Bhakti praktizieren. Mein Tipp ist es, dass wenn Teilnehmer in dein Zentrum, oder in die Yogastunde kommen, dann spiele z. B.: eine Mantra CD ab. Du kannst Räucherstäbchen anzünden, oder Duftöl im Raum verbreiten. So schaffst du eine spirituelle Schwingung und Stimmung. Du könntest auch vor der Yogastunde ein Arati, eine Puja, oder ein Mantra singen in dem Raum machen.

 

Raja Yoga – Konzentrationsübung

Yoga zu unterrichten ist auch eine Raja Yoga Übung. Zum einen ist das eine Konzentrationsübung, denn der Yogalehrer sollte in der Lage sein den Alltag während der Stunde vollkommen zu vergessen. Wenn du Yoga unterrichtest, dann sollten keine sonstigen Sorgen in deinem Geist präsent sein. Während der Yogastunde gilt es volle Konzentration zu haben. Das ist Raja Yoga. Wahrscheinlich kannst du dich in einer Yogastunde besser konzentrieren, als generell im Alltag. Die meisten Yogaunterrichtenden werden vollkommen konzentriert sein, während des Unterrichtens. Besonders erfahrene Yoga unterrichtende sollten sich besonders darauf einstellen ganz konzentriert zu sein. Die meisten Anfänger haben ausreichend damit zu tun, was und wie sie etwas ansagen. Aber gerade, wenn das Yoga unterrichten zur Routine wird, dann solltest du dich bemühen voll konzentriert zu sein.

 

Raja Yoga hat auch einen Aspekt, der sich Samyama nennt. Samyama ist die volle Konzentration, auf das, was hier und jetzt ist. Du kannst dich auf einen Teilnehmer, auf die ganze Gruppe und die Erfahrung in diesem Moment ganz einstellen. Patanjali sagt im Yoga Sutra im dritten Kapitel: „Samyama, volle Konzentration führt zu Jaya (Meisterschaft) und Prajna (intuitives Wissen). Wenn es dir gelingt, dich in einer Yogastunde voll auf deine Teilnehmenden zu konzentrieren, dann spürst du die Bedürfnisse. Wenn du einen Teilnehmer hast und du weißt, dass es ihr/ ihm nicht gut geht, dann kannst du dich ein paar Sekunden voll auf den Teilnehmer konzentrieren und du wirst intuitiv wissen, welche Übung/ Hilfestellung helfen wird.

Du spürst vielleicht eine Energieverbindung und kannst dem Teilnehmer Energie schicken. Es ist dann, wie eine telepathische Energieverbindung. Diese Raja Yoga Technik, voll konzentriert zu sein auf die Gruppe/ einen Teilnehmenden hilft dir intuitives Wissen zu bekommen und auch den Teilnehmenden allein durch deine Konzentration und Achtsamkeit zu helfen.

 

Raja Yoga – Affirmation

Ein weiterer Aspekt des Raja Yoga ist es die Kraft der Affirmationen zu nutzen. Was du während einer Yogastunde sagst, hat eine große Wirkung. Darüber habe ich schon öfters in anderen Vorträgen gesprochen: Menschen in einer Yogastunde sind sehr offen und entspannt, somit haben deine Worte eine große Wirkung. Wenn du z. B. sagst, dass der Teilnehmer in die Stellung gehen und tiefe Freude im Herzen spüren soll, dann werden Teilnehmende diese Freude spüren, weil du es ihnen gesagt hast.

Oder wenn du sagst, dass sie sich in der Kobra auf starke Rückenmuskeln konzentrieren sollen, dann werden die Teilnehmer wahrnehmen, dass sie etwas Gutes für ihre Rückenmuskeln machen. Du sagst zum Beispiel während einer Nackendehnung, dass sie den Kopf entspannt herunterhängen lassen sollen und der Nacken sich entspannen und wohlfühlen wird. Dann werden die Teilnehmer es genau so empfinden. Nutze die Kraft der Affirmationen und auch die Kraft der Visualisierung.

Wenn ein Teilnehmer irgendwo Beschwerden hat, dann kannst du ihm sagen, dass er mit dem Einatmen Licht zum Bauch schicken und mit dem Ausatmen Licht an die schmerzende Stelle schicken soll. So nutzt du die Kraft des Geistes und der Gedanken (Vrittis), damit die Teilnehmer eine positive Wirkung davon haben. Das sind ein paar der Raja Yoga Aspekte des Unterrichtens, aber es gibt natürlich noch sehr viel mehr.

 

Jnana Yoga – Yoga des Wissens

Sarvam Khalvidam Brahman bedeutet, dass alles wahrhaftig Brahman ist. Wenn du Yoga unterrichtest, dann sei dir bewusst, dass es ein großes Feld des Bewusstseins gibt. Alles ist Bewusstsein und die Yogastunde an sich ist ein Bewusstseinsfeld. In der tiefe deines Wesens bist du eins mit jedem Teilnehmenden, somit kannst du auch tiefe eins Erfahrungen in der Stunde möglich. Du kannst den Teilnehmern ermöglichen tiefe Einheitserfahrungen zu haben.

Manchmal bist du in seltsamen Unterrichtssituationen, wie ich es zum Beispiel bei diesem großen Betriebsfest, auf der großen Wiese war (von dem ich am Anfang geschrieben habe). Da hilft es die Absurdität, als Maya anzusehen. In Mitten dieser Maya kann ein Bewusstseinsfeld entstehen, in dem Brahman erfahrbar ist.

 

Kundalini und Hatha Yoga

Kundalini Yoga würde heißen, ein Energiebewusstsein während der Stunde zu haben. Natürlich überschneidet sich alles, denn Karma Yoga zu praktizieren, also Energie durch sich hindurch fließen zu lassen, ist natürlich auch Kundalini Yoga.  Du kannst einem Menschen bewusst Energie schicken. Wenn du weißt, dass ein Teilnehmer Schmerzen am unteren Rücken hat, kannst du ihn dort berühren und Energie hineinfließen lassen. So als würdest du eine sanfte Hilfestellung geben.

Du kannst verschiedene Energie Praktiken üben und dir z. B. vorstellen, dass eine kosmische Energie da ist, die eine Lichtenergie in die Gruppe hinein bringt. Manchmal siehst du dann tatsächlich in dem Feld deiner Gruppe ein Lichtfeld. Dieses Energiefeld kannst du halten und den Gott/ Guru bitten es zu halten. Du kannst dich verbinden und eintauchen in das Energiefeld. Yoga zu unterrichten ist auch eine Kundalini Yoga, Prana, und Energie Erfahrung.

Du kannst auch spüren, welches Chakra  in dem Menschen gerade aktiv ist und spüren, wo eine Blockade ist. Du kannst Energie selbst hinschicken und Teilnehmende dazu inspirieren Energie durch dieses Chakra hindurch zu geben. Es gibt viele Aspekte von Kundalini Yoga, die du als Unterrichtender spüren kannst.

 

 

Hatha Yoga

Yoga zu unterrichten ist für dich auch eine Hatha Yoga Erfahrung. Du kannst es nur dann praktizieren, wenn du selber Hatha Yoga übst. Wenn du Hatha Yoga unterrichtest, dann musst du auch Asanas und Pranayama üben. Wenn du keine Hatha Yoga Übungen praktizierst, dann solltest du es auch nicht unterrichten. Das ist meine feste Überzeugung und auch Erfahrung. Bei den vielen Seminarteilnehmern konnte ich das sehr gut beobachten, dass diejenigen, die unterrichten auch am meisten selber praktizieren. Wenn du unterrichtest,  hast du auch eine gewisse Garantie, dass du selbst praktizieren wirst.

Natürlich kannst du beim Unterrichten selbst einige Hatha Yoga Techniken mit integrieren. Du kannst tiefe Bauchatmung, Kevala Kumbhaka während der Tiefenentspannung, unhörbares Ujjayi, kleines Kechari und Mulabandha üben. Beim Kapalabhati ansagen, auch mitmachen und während dem Anhalten, bei der Wechselatmung/ Kapalabhati auch selbst kurz die Luft anhalten.

 

Ich selbst empfehle, aber dass die Asanas und Pranayama während der Stunde nicht von dir mit geübt werden. Mein Meister sagte, dass wenn du Yoga unterrichtest, du unterrichtest und nicht selber übst. Deine Aufmerksamkeit soll bei den Teilnehmern sein. Unterrichten an sich ist spirituelle Praxis, aber dein Hatha Yoga selbst übst du außerhalb der Stunde.

Kleine Techniken, kleine Mudras und kleine Atemtechniken sind sehr wohl hilfreich. Sich selbst zwischendurch aufrichten, also Brustkorb aufrichten. Oder die Arme zwischen durch nach oben geben, dass Energie zu dir hinfließen möge, oder die Hände zum Guru ausstrecken und darum bitten, dass Energie in dich hinein strömt. Wenn das hilft, kannst du das besonders, wenn die Teilnehmer die Augen geschlossen haben, machen. Das sind alles verschiedene Energie Techniken. Hatha und Kundalini Yoga Techniken, die du üben kannst, aber deine eigene Praxis machst du außerhalb des Yogaunterrichts.

 

Das waren einige Anregungen und die wichtigsten sind aus dem Karma Yoga. Unterrichte, um Gutes zu tun, um Gott/Guru/den Menschen zu dienen. Unterrichte, so gut du kannst, fühle dich als Instrument, lass göttlichen Segen durch dich hindurch wirken, sei verhaftungslos, sei auch verhaftungslos gegenüber dem Ergebnis, gegen über den Erfolg oder nicht Erfolg, lasse los und spüre die göttliche Kraft. Unterrichten von Yoga ist die einfachste Weise, um die göttliche Gegenwart durch dich wirken zu spüren.

 

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 
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YVS379 Rückenyoga unterrichten

Tipps für Yogalehrende

Dieser Vortrag ist als Ergänzung zu allen anderen Vorträgen über das Thema Rückenyoga zu verstehen.

Muskelaufbau statt Schonen

Rückenprobleme hängen oft mit Verspannungen zusammen, mit mangelnder Bewegung, mit Muskelschwäche, mangelnder Flexibilität.

Wenn du Menschen mit Rückenproblemen unterrichtest, denke mittelfristig daran, dass die Beschwerden nicht durch Schonen abnehmen, sondern im Gegenteil durch Anstrengung und Bemühen.

 

Zu Anfang gilt es, Rückenyoga sanft zu üben, damit Menschen mit Rückenbeschwerden eine positive Erfahrung machen, eine Erfahrung von Energie, Freude und Entspannung. Dann sind sie bereit, regelmäßig zu kommen. Daher ist Rückenyoga am Anfang sanft, es startet noch sanfter als der normale Yoga Anfängerkurs (eine gute Orientierung bietet die 5wöchige Rückenschulung auf der Yoga Vidya Internetseite, an der du dich orientieren kannst). Aber im Laufe der Zeit fordere deine Teilnehmer. Wenn Menschen z. B. Nackenprobleme haben, ist es wichtig, dass sie die Halsmuskeln und die Nackenmuskeln stärken. Und das geht nicht durchs Schonen. Wer Probleme im oberen Rücken hat, muss die oberen Rückenmuskeln stärken, wer Probleme im Lendenbereich hat, muss diese Muskeln besonders stärken, wer Schwierigkeiten im Kreuzbeinbereich und Iliosakralgelenk hat, muss die Abduktoren stärken, also die tiefen Gesäßmuskeln. Gleichzeitig müssen auch die Antagonisten, die entgegengesetzten Muskeln stärker werden, also Quadrizeps als Antagonist des Gluteus, Bauchmuskeln als Antagonist für die Lendenmuskulatur, Brustmuskeln als Antagonist für Latissimus, Trapezius als Antagonist für die vorderen Halsmuskeln, wie auch die Schultermuskeln als Antagonisten der Nackenmuskeln und Kehlmuskeln. Achte also darauf, dass die Muskeln der Teilnehmer gestärkt werden. Rückenyoga sollte kein Schonen-Yoga sein.

 

Atemübungen, Tiefenentspannung, Meditation

Vergiss beim Rückenyoga auch nicht die Atemübungen, die Tiefenentspannung und die Meditation. Viele Rückenprobleme sind auch psychisch bedingt. Durch Atemübungen bekommen die Menschen mehr Energie, mehr Lebensfreude. Das hilft ihnen dabei, über Ängste, Depressivität und Verzweiflung hinauszukommen. Auch Tiefenentspannung und Meditation dienen dazu. Denke also daran, diese Komponenten neben den Muskel-kräftigenden Übungen immer in die Yogastunde mit einfließen zu lassen.

 

Rückenyoga muss individuell sein

Auch in anderen Disziplinen wie Krankengymnastik, Orthopädie, moderner Rückenschule ist man davon abgekommen, allgemeine Grundsätze zu formulieren, welche Körperhaltungen und Übungen gut sind. In den 70er Jahren gab es z. B. eine Phase, in der Rückbeugen als schlecht galten, sie würden ins Hohlkreuz gehen und dieses wäre Ursache der Rückenprobleme. Ende der 80er galten dann Vorwärtsbeugen als problematisch und als Verursacher der Rückenbeschwerden. Heute weiß man, dass Vorwärtsbeugen, Rückwärtsbeugen, Drehungen und seitliche Beugen gut und wichtig sind.

 

Die beste Vorbeugung gegen Rückenprobleme sind:

 

Und das geht eben durch Körperübungen in alle Richtungen. Trotz dieser allgemeinen Aussage gibt es einige Menschen, für die übermäßige Rückbeugen nicht so gut sind, z. B. für ihren Nacken oder den unteren Rücken. Und es gibt Menschen, für die übermäßige Vorwärtsbeugen nicht so gut sind, z. B. für ihre Hüfte oder den oberen Rücken. Oder diejenigen, für die seitliche Drehung oder Beugung nicht so gut sind.

Deshalb werden bei Yoga Vidya die Übungen zunächst so sanft gemacht, dass keiner sich verletzt. Danach lernen die Teilnehmer, selbst auf ihren Körper zu hören. Diejenigen, die merken, dass ihnen Rückbeugen guttun, werden dann ermutigt und angeleitet, weiter in die Rückbeugen hineinzugehen usw.

Auf diese Weise können Menschen selbst bestimmen, welche Art von Übung für sie besonders gut ist.

Dies sind nur ein paar Tipps für Rückenyogastunden. Viele weitere Tipps, Anregungen und Themen auf www.yoga-vidya.de

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Tipps für Yogalehrende

Willst du wissen, was es beim Unterrichten für Menschen ab einem gewissen Alter zu beachten gilt? Welche verschiedenen Grade von Seniorität es letztlich gibt? Und wie man vielleicht die Yogakurse gut benennen kann? Ja, darüber möchte ich heute sprechen.

Zunächst einmal wer ist überhaupt Senior, wer gehört zu den Senioren? Das ist heute gar nicht so einfach. Und wie benennt man sie eigentlich? Ich kann mich noch erinnern, als ich mit 18 Jahren begonnen habe Yoga zu unterrichten, da galt man als Senior ab 50. Ich würde mich heute nicht als Senior bezeichnen, obgleich ich über 50 hinaus bin. Vielleicht ab 60, vielleicht ab 70, vielleicht ab 80, vermutlich 60/70 ist irgendwo das Alter, wo mindestens manche sich als Senioren bezeichnen. Oder zumindest diese Bezeichnung nicht vehement ablehnen würden. Gut dann gibt es ja auch verschieden andere Aussagen, Yoga für Junggebliebene oder Yoga ab 50 oder ab 60. Wobei man eine Erfahrung hat, wenn es heißt Yoga ab 50, dann kommen hauptsächlich die über 60-jährigen. Wenn es heißt Yoga ab 60, dann kommen die über 70-jährigen.

So haben wir tatsächlich eine Weile Yoga ab 50 genannt und ich weiß nicht, vielleicht haben wir das jetzt noch in der Broschüre. Oder es gibt die Silver Ager, das ist, dass die Haare ab einem gewissen Alter sich Silber färben. Aber viele, gerade die Frauen und manche Männer färben sich die Haare. Da sieht man gar nicht, dass sie Silver Ager sind. Und dann gibt es noch die Best Ager und es gibt auch noch die Golden Yoga, so wurde es mal in Amerika bezeichnet, das Golden Yoga, Yoga für Senioren.

Im Französischen gibt es eigentlich einen guten Ausdruck: troisième âge – drittes Lebensalter –, und dann gibt es noch das quatrième âge, das ist dann das letzte Alter. Und tatsächlich betrifft es sowas wie troisième âge, Yoga für Senioren. Wichtig ist, erstes Lebensalter ist das Aufwachsen, zweites Alter ist letztlich von 20 bis eben um die 60–70, drittes Lebensalter irgendwo 60 bis 75 und dann kommt schließlich 80, 85 bis zum Schluss. Ich will es nochmal auf eine andere Weise definieren, weniger mit Terminologie und weniger mit festem Alter.

 

Yoga für Senioren sind letztlich Menschen, die in einem Alter sind, wo sie bemerkt haben, dass körperliche und physische Leistungsfähigkeit anfängt abzunehmen und wo es immer mehr Einschränkungen geben kann. Oder sie mindestens bei ihrem Altersgefährden erleben, dass die körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeiten abnehmen können. Unabhängig davon, ob man jetzt Senioreneintrittsalter 55 oder 65 oder 70 sehen will, man kann die Senioren in drei Gruppen einteilen. Es gibt die sogenannten fitten Senioren, es gibt die Senioren mit leichten Einschränkungen und verschiedenen Erkrankungen und es gibt die Senioren, die nicht mehr in der Lage sind selbstständig sich hinzulegen und wieder aufzustehen.

 

Fangen wir mit dem Ersten an, die fitten Senioren. Fitte Senioren sind solche die vielleicht Zeit ihres Lebens Sport gemacht haben, Yoga gemacht haben, Gymnastik gemacht haben. Diese sind fit, selbst wenn sie 65, 70 sind oder sogar 75. Die hätten auch keine Probleme einen Dauerlauf zu machen. Sie fahren Fahrrad, sie gehen auf Wanderungen, sie machen Bergsteigen und so weiter. Diese Gruppe der fitten Senioren, die können in ganz normalen Yogakursen dabei sein. Und sind auch gerne in Yogakursen wo auch jüngere Menschen da sind und besonders freuen sie sich, wenn sie mit 20-jährigen Schülern zusammen sind und dann vielleicht in besserer körperlicher Verfassung sind als die 20, 25-jährigen. Es gibt etwas zu beachten trotzdem, bei diesen fitten Senioren, auch wenn sie durch körperliches Training und auch geistige Wachheit fit sind, Gehör lässt oft etwas nach. Und so ist es wichtig, wenn du Menschen über 55, 60 unterrichtest, dass du laut genug sprichst. Ja, es gibt auch jüngere die schlechter hören. Aber wenn du 20-30-jährige hast, da schadet es auch nichts, wenn du in der Tiefenentspannung relativ leise bist. Aber wenn du Menschen über 50 in einem Kurs hast, pass auf, dass du laut genug sprichst.

 

Wenn du Menschen über 50 hast und sie tun nicht was du ansagst sind die nicht renitent und auch nicht respektlos gegenüber dir wo du jünger bist und es ist nicht so, dass sie sich von Jüngeren nichts sagen lassen wollen, sie hören dich nicht. Du bist zu leise. Oder wenn du jemand über 50 oder über 60 siehst, der ständig die Augen aufmacht und andere anguckt, dann ist der nicht jemand der deinen Worten nicht folgt und obgleich du immer wieder sagst, sie sollen die Augen geschlossen halten, die Augen öffnen, sondern du bist zu leise. Du kannst ja mal ausprobieren, du kannst einfach mal in deiner leisen meditativen Stimme sagen „Hebe das rechte Bein hoch.“ und dann schau mal, wer das Bein unten lässt. Und das sind manchmal Menschen, die diesen Test machen, die in ihrer langsamen Entspannungsstimmung sagen „Jetzt hebe das rechte Bein hoch.“ sind sie zum Teil ganz entsetzt, dass die Hälfte das Bein nicht hochhebt.

 

Wenn du in deiner meditativen Entspannungsstimme sprichst und Menschen tun nicht, was du sagst, hast du die anderen entweder eingeschläfert mit deiner langweiligen Singsang-Stimme oder du sprichst einfach zu leise. Also, Prinzip für fitte Senioren sprich laut genug, sprich deutlich und frage den Menschen nach der Stunde einfach so, habe ich heute laut genug gesprochen.

Beginne nicht, du bist ja der einzige über 70 und so möchte ich dich fragen, ob du als Senior mich verstehst. Mache das nicht. Dann frag nur einfach nachher „War ich heute laut genug?“. Das ist alles. Keine Vorrede. Oder du könntest auch irgendwo in der Mitte der Stunde auch fragen „Versteht ihr mich?“ oder „Wer meint, ich sollte etwas lauter sprechen?“. Das ist manchmal auch besser, als zu sagen „Bin ich laut genug?“, denn Menschen wollen nicht auffallen.

Aber du könntest fragen „Wäre es besser, wenn ich etwas lauter spreche?“. Und dann werden die ein oder anderen etwas sagen. O.k. und dann können die fitten Senioren alles mitmachen wie die anderen auch. Vielleicht noch etwas zu den fitten Senioren. Meistens wenn ich jetzt schon im engeren Sinne sage, Senioren sind die über 65 und selbst die über 60-jährigen, meistens haben die meisten mehr Zeit als Andere. Die fitten Senioren sind ja auch solche, die sonst sich Zeit nehmen konnten, überhaupt fit zu sein, Sport zu treiben und so weiter. Die haben typischerweise keine unter 14-jährige Kinder mehr, und mag so bei Männern mal anders sein, aber normalerweise haben die keine unter 14-jährige Kinder mehr und sie haben also etwas mehr Zeit und sie sind oft etwas geselliger auch. Eine Erfahrung war, dass Menschen über 60/65 gerne früher zum Yogaunterricht kommen und länger im Yogazentrum bleiben.

 

Und so ist ein Tipp für Seniorenyoga, schaffe die Möglichkeit, dass die Menschen etwas früher kommen und länger bleiben können. Sie unterhalten sich gerne, sie sehen gerne gleichgesinnte und sie fühlen sich irgendwo unter Yogamenschen gut. Deshalb gehen sie ja in das Yogazentrum. Ein weiteres ist, Menschen in diesem Alter, die suchen sich gerne eine Yogaschule, wo sie die nächsten Jahre bleiben. Meine Erfahrung war immer, dass in Yogazentren, wo ich Menschen, jetzt muss ich sogar sagen ab 50, wenn ich diesen einen guten Yogaunterricht gegeben habe, dann blieben die auf Jahre treu. Sie waren auch solche die gerne mitgeholfen haben im Zentrum, bei der Rezeption mitgeholfen haben. Die vielleicht bei der Buchführung mithelfen. Bei anderem mithelfen und für die praktisch das Zentrum ihr Zuhause wird, ihre neue Wirkungsstätte. Fitte Senioren zwischen 55 und 70 sind schon solche die gerne ihre Kraft und ihre Energie und ihren Elan und ihr Wissen gerne wieder in den Dienst der Allgemeinheit bringen. Bei Frauen kommt dazu, es ist immer noch so, dass die jetzt 55-70-jährigen oft ihre Kinder als Vollhausfrau oder mindestens höchstens Teilzeitarbeitsplatz habend groß gezogen haben. Die Kinder sind langsam aus dem Haus und die über 14-jährigen haben anderes zu tun, als sich mit Mama und Papa rumzuschlagen, eigentlich ist die Erziehung mit 14 zu Ende und zu probieren dort allzu viel einzuwirken führt eher zu überflüssigen Energieverschwendung, und so könnte jetzt Mutter sich mehr um Anderes kümmern, versucht berufstätig zu werden. Oft gelingt das zum einen zum Beispiel mit Yogaunterricht, manchmal Teilzeitbeschäftigung und manchmal eben auch sind es Menschen die gerne im Yogazentrum mitwirken und mithelfen und deren Fähigkeiten eben auch ganz besonders sind. Jemand der Kinder groß gezogen hat, hat Einfühlungsvermögen gelernt, hatte gelernt mit anderen Menschen gut umzugehen, Kindergeburtstage zu organisieren, so viele andere tolle Eigenschaften.

Das sind tolle Menschen, die im Yogazentrum sich engagieren und meistens haben sie auch eine gute Bildung gehabt, wenn sie in das Yogazentrum gehen und sich einbringen wollen und hatten auch schon guten, mindestens Beginn des beruflichen Lebens. Was ich sage, ändert sich vielleicht oder hoffentlich in 20 oder 30 Jahren. Vielleicht wird sich das etwas ausgleichen bei Männern und Frauen, wer sich um die Kinder kümmert und wer seiner Karriere nachgehen wird. Aber wie in 20–30 Jahren Arbeitsleben aussehen wird, weiß man sowieso nicht. Und wie dann vielleicht in 60–80 Jahren die 60 – 80 Jahren bis dahin fitten Senioren aussehen werden, wissen wir auch nicht.

 

O.k., also nächster Punkt. Senioren, auch die fitten Senioren haben schon etwas Zeit und sie sind treuer, sie bleiben bei dem. Sie reisen ein bisschen mehr als andere, weshalb sie manchmal ein paar Wochen nicht da sind, wo du dir vielleicht Sorgen machst und dann sind sie plötzlich wieder da. Aber sie bleiben typischerweise in der Yogaschule, die sie irgendwo für gut finden und wenn du guten Yogaunterricht gibst und die Menschen mit Respekt behandelst, dann werden diese sehr dauerhaft bei dir bleiben. Währenddessen die 18-19-jährigen sich oft ausprobieren wollen, die probieren diese Yogaschule aus, jene Yogaschule aus, ziehen um für Studium oder für ein Auslandspraktikum oder nach dem Bachelor machen sie den Master oder wenn sie ihre Klempnerausbildung zu Ende haben ziehen sie woanders hin und sie verlieben sich, bekommen Kinder, ziehen aufs Land oder wie auch immer.  Also so schön es ist junge Menschen zu unterrichten, die vielleicht einen offenen Geist haben, ihr Leben vor sich haben, denen du vielleicht auch Inspiration geben willst und die vielleicht auch schnellere Fortschritte machen, so schön ist es Menschen zu unterrichten die langfristig dabei bleiben. Es kommt noch eines dazu. Wenn die Senioren tatsächlich Zeit haben, es trifft nicht für alle zu, heißt das auch, dass Senioren oft auch häufiger als einmal in den Yogaunterricht kommen können. 

 

Es heißt auch, dass sie zu anderen Zeiten kommen können als andere, wenn sie über 65 sind oder eben nicht mehr Hausfrau und Mutter, beziehungsweise sich aber nicht mehr den ganzen Tag um die Kinder kümmern müsste und vielleicht auch den Mut hat nicht ständig Taxifahrerin zu sein. Kinder können mit dem Fahrrad fahren, sie können mit U-Bahn fahren, sie können mit Bus fahren, sie können Mitfahrgelegenheiten mit anderen Jugendlichen organisieren. Mütter müssen nicht als Haupttätigkeit Taxifahrerin spielen. Oft haben sie mehr Zeit und sie machen auch gerne zusätzliche Übungen und dann machen sie vielleicht auch bessere Fortschritte als die Jüngeren. Soweit also fitte Senioren.

 

Es gibt noch einen Grund weshalb, wenn man Seniorenyoga auch anbieten kann für fitte Senioren, weil sie manchmal zu Zeiten Zeit haben, wo die Jüngeren keine Zeit haben. Und so kannst du um 16 : 00Uhr einen Seniorenyogakurs haben und so ist dein Yogastudio zu Zeiten vielleicht gefüllt, wo berufstätige nicht regelmäßig Zeit haben. Und so habe ich auch in vielen Yogazentren um 16 : 00 Uhr Seniorenyoga unterrichtet. Habe ich auch immer gerne unterrichtet. Es gab auch 10 : 30 Uhr Unterricht und der ist so zu Ende, dass die Senioren noch nach Hause fahren können, sich was zu essen machen können oder für Partner und sich selbst essen machen können. Darf also auch nicht zu spät sein, so 10 : 00 Uhr oder spätestens 10 : 30 Uhr ist gut, dann kann auch um 12 : 00 Uhr gekocht werden oder 12 : 15Uhr, das 13: 15 Uhr, 13 : 30 Uhr das Essen auf dem Tisch ist. Alles sind kleine Dinge, die es zu beachten gilt.

 

Zweite Gruppe der Senioren sind Senioren mit der ein oder anderen Einschränkung. Die meisten Menschen über 50, die nicht vorher Yoga geübt haben, fangen an mit den ein oder anderen Wehwehchen, Bluthochdruck, Arthrose, chronische Rückenprobleme, Herz-Kranzgefäße Probleme, Autoimmunerkrankungen kumulieren sich und natürlich Frauen sind in den Wechseljahren. All das kann zu bestimmten Einschränkungen führen. Und gerade, wenn es dann über 60, 65 wird, kann das heißen, dass die Teilnahme am normalen Anfängerkurs nicht mehr so einfach ist, wenn diese Altersgruppe nicht zu den fitten Senioren gehört. Wir haben auf unseren Internetseiten eine Reihe, die nennt sich Yoga für den Rücken und dort gibt es eben auch einen 5wöchigen Rückenyogakurs und der eignet sich auch sehr gut für Seniorenyoga, wobei du dort natürlich dann die Atemübungen mitintegrieren solltest. Die werden bei dem Rückenyogakurs weggelassen. Aber du könntest anhand dieses Rückenyogakurses den Seniorenyogakurs nutzen.

 

Letztlich gilt aber auch, wir haben ja auch den 10wöchigen Yoga Anfängerkurs als Stundenbild für Präventionskurse für Krankenkasse angepasst. Dort wird eben auch gesagt von der ZPP der Zentralstellen Prüfstelle für Prävention, das Kopfstand und Schulterstand nicht gemacht werden sollen und dort haben wir eben auch ein Stundenbild ohne Kopfstand, Schulterstand und dann ist der Rest recht gut machbar. Also für diese zweite Gruppe kannst du dich an dem Rückenyogakurs orientieren, den es auf unseren Internetseiten gibt oder eben diesen ZPP Kurs. Vielleicht noch etwas sanfter, als einfachen diesen 10wöchigen Kurs auf 20 Wochen auszubauen und dann können die nicht mehr ganz fitten Senioren dort gut mit umgehen.

 

Zu dieser zweiten Gruppe gehören natürlich auch viele Senioren die verschiedenste Beschwerden haben. Auch junge Menschen haben Beschwerden, aber mit steigendem Alter, gerade bei Menschen, die nicht so viel Yoga geübt haben, steigt auch die Anzahl von Beschwerden, beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit irgendwo Arthrose zu haben oder irgendwelche sogenannte Abnutzungserscheinungen zu haben oder eben Bluthochdruck oder nach einer Krebsbehandlung wieder in den Alltag zu kommen und so weiter. Und so gibt es ja auch bei Yoga Vidya die Weiterbildung „Yoga bei Beschwerden“. Es gibt auch die Seniorenyoga Übungsleiterausbildung. Aber gerade die Weiterbildung „Yoga bei Beschwerden“ ist ausgesprochen gut, wenn du Seniorenyoga unterrichten willst und die Zielgruppe schon die Menschen umfasst, die leichtere Einschränkungen haben, sodass manche der Übungen abgewandelt werden müssen und andere Übungen eingefügt werden, die den Menschen helfen diese Einschränkung wieder zu überwinden. Ich muss zugeben, ich selbst habe immer diese zweite Gruppe ganz besonders gerne unterrichtet, also Senioren, die schon gemerkt haben, dass die letzten 5–10 Jahre immer mehr nicht geht, dass dort immer weitere Einschränkungen kommen. Wenn die nämlich mit Yoga anfangen, dann ändert sich plötzlich wieder ihre Lebenserfahrung. Es ist nicht so, dass immer mehr das ein oder andere weggeht, sondern es gehen plötzlich Dinge, die noch nicht mal in der Jugend gegangen sind.

 

Man kann auch Menschen mit leichten Einschränkungen, kann man ermutigen und kann ihnen helfen wieder flexibel zu werden. Vielleicht flexibler als sie jemals waren. Man kann ihnen helfen Gleichgewichtsübungen zu machen. Ich hatte schon Senioren gehabt, die sie als sie mit Yoga begonnen hatten schwere Formen von Arthrose hatten, nicht mehr gut gehen konnten, die nach 5–10 Jahren Yoga den Skorpion alleine üben konnten. Da waren sie dann über 80 gewesen. Also das geht durchaus. Hier also für Menschen mit leichten bis mittelschweren Einschränkungen gilt also, fange langsamer an, lasse Menschen lernen sich zu entspannen, sich wohl zu fühlen. Auch achte natürlich auf alle Prinzipien, die wir bei Yoga Vidya beachten, Atmung, Entspannung, Konzentration, Bewusstheit. Äußere vielleicht häufiger deine Anerkennung, wenn Senioren etwas weiter kommen. Hilf durchaus, sprich natürlich ausreichend laut, alles andere, was ich vorher gesagt hatte, gilt weiter.

 

Und wenn die Senioren dann länger kommen, dann würde ich durchaus stärkere Ermutigung machen und den Senioren durchaus helfen weiter voranzuschreiten. Das ist wie eine neue Perspektive auf das Leben, das eben nicht so geht, dass jetzt Fähigkeiten verloren gehen, sondern dass plötzlich es jetzt wieder bergauf geht. Eine Besonderheit sind sicherlich Senioren die seit länger als 10–20 Jahren Yoga üben. Das gibt es ja jetzt auch. Die ersten Yogawellen gab es ja schon in den 60er, 70er Jahren und immer wieder hat sich die Anzahl der Yogateilnehmer erhöht. Inzwischen haben wir hier bei Yoga Vidya immer wieder Ausbildungsteilnehmer, die sagen, wir sind zum Yoga gekommen durch die Eltern, meine Mutter oder mein Vater haben Yoga geübt und ich habe einfach mit geübt und jetzt will ich mal selbst eine Ausbildung machen.

 

Und so gibt es auch Menschen, die in Seniorenyogakursen kommen, die vielleicht schon seit 20, 30, 40 Jahren Yoga üben. Aber vielleicht sich nicht mehr ganz so lange so intensiv anstrengen wollen. Hier hast du dann zwei verschiedene Menschen im Seniorenkurs. Die einen sind relativ neu und die könnten, weil sie eben bisher wenig geübt haben relativ zügig mit Üben weitere Fortschritte machen und die anderen üben ja schon regelmäßig und lange und die haben sicherlich erheblich weniger Probleme als die sonstigen Gleichaltrigen. Aber sie werden damit konfrontiert, dass sie eben, auch wenn sie den Yogakurs besuchen eben nicht weitere Fortschritte machen in der körperlichen Flexibilität, Kraft und Leistungsfähigkeit, aber sie spüren Prana und neue Freude. Dann gilt bei dieser zweiten Gruppe der Senioren, dass es gut ist, wenn du ein gründliches Wissen hast, wie du Yogastellungen variieren kannst um auch bei verschiedenen Einschränkungen besser eingehen zu können. In dem großen Yoga Vidya Asanabuch findest du ja für jede Stellung eine Fülle von Variationen unter anderem auch einfachere Variationen und fortgeschrittenere Variationen.

 

Vielleicht auch noch etwas, was für beide Seniorengruppen  häufiger der Fall ist, als manche das denken, die Senioren auch die mit Einschränkungen, die vielleicht jetzt über 65, 70, 75 sind heute solche die für Spiritualität offener sind als frühere Senioren und zum Teil offener als später Geborene. Es ist das Jahr 2018, die 68er Generation feiert jetzt ihr 50-jähriges Bestehen und wie alt sind die heute? Die sind jetzt 70 Jahre alt plus minus 2–10 Jahre. Das heißt also, die heutigen Senioren sind solche, die die Jugend verbracht haben mit Protesten gegen die Spießbürger Gesellschaft, gegen Vietnam, gegen dass die Nazis weiter an den Schaltstellen der Macht sitzen und Scheinbar-Demokraten oder auch Echt-Demokraten geworden sind, Leugnung des Unrechts der Nazis oder nicht beachtet. Es sind auch solche, die kommunistisch waren oder in Wohngemeinschaft gewohnt haben, oder Räucherstäbchen angezündet haben, die sexuelle Revolution mindestens gedacht haben. Die zum Teil gereist sind oder damit geliebäugelt haben, die meditiert haben, zum Teil in fernöstlichen Gemeinschaften sich mal ausprobiert haben oder sich mit all dem mal auseinandergesetzt haben. Im Laufe der Jahre haben sie den Marsch durch die Institutionen gemacht, sie sind zum Teil dann zu den Spießbürgern geworden, von denen sie sich absetzen wollten. Aber jetzt, wo sie im Rentenalter sind, wollen sie tiefer in die Spiritualität gehen.

Also keine Hemmungen 70-jährigen mit Mantras singen irgendwo zu inspirieren. Keine Hemmungen Räucherstäbchen anzuzünden, Duftöle in die Atmosphäre zu bringen, hinduistische Bilder aufzustellen und über Spiritualität zu sprechen. Über 70-jährige Senioren sind dort offener, als die später geborenen, mindestens meine Erfahrung heute.

 

Als drittes gibt es noch eine Gruppe, nämlich Yoga für Senioren, die nicht mehr selbstständig sich hinlegen und wieder aufstehen können, oder denen das mindestens sehr schwerfällt. Ich spreche jetzt nicht von Bettlägerigen und Pflegefällen, sondern schon von solchen die selbstständig in einen Volkshochschulkurs gehen können, in eine Yogaschule gehen können.

 

Hier gibt es natürlich mehr zu wissen. Wenn du unsere Senioren Übungsleiter Ausbildung mitmachst du dort mehr darüber oder auch bei der Weiterbildung „Yoga bei Beschwerden“ lernst du auch etwas mehr wie du mit dieser Gruppe von Senioren umgehen kannst. Ein paar kleine Tipps dort. Wenn es Menschen schwerfällt, sich hinzulegen und wieder aufzusetzen, aufzustehen, dann gilt es natürlich die Menge des Hinlegens und Aufsetzens zu vermeiden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel Anfangsentspannung im Sitzen auf einen Stuhl. Dann einige Übungen, wie zum Beispiel die Schulterübungen, stehende Übungen im Stehen oder im Sitzen zu machen. Eventuell eine sanfte Variation des Sonnengrußes, das gibt es tatsächlich, dass auch diese Zielgruppe Sonnengruß machen kann, danach gäbe es die Stellungen im Liegen, und zwar nicht immer wieder aufsetzen und eventuell auch nicht zwischen Stellungen hinlegen lassen, sondern von einer Stellung zur anderen gehen und zum Schluss die Tiefenentspannung und nach der Tiefenentspannung vielleicht die Atemübungen.

Oder sitzende Anfangsentspannung auf einem Stuhl, dann auf einem Stuhl Kapalabhati, Wechselatmung, Atemübungen, dann Aufwärmübungen im Stehen, dann anschließend auf dem Boden sitzende Übungen wie sitzende Vorwärtsbeuge und vielleicht auch Drehsitz, dann vielleicht auf dem Bauch liegende Übungen, dann auf den Rücken drehen lassen und zum Schluss wieder aufsetzen auf Stuhl. Also hier würdest du zum Beispiel auch manche Übungen, die normalerweise am Schluss kommen, im Stehen vorziehen vor den Sonnengruß oder nach dem Sonnengruß.

 

Das also ein paar Tipps für die dritte Gruppe der Senioren und wie gesagt in den Senioren Yoga Weiterbildungen, Senioren Yoga Übungsleiterausbildung bei Yoga Vidya erfährst du noch sehr viel mehr darüber.

Und es gibt natürlich noch eine vierte Gruppe der Senioren und das würde jetzt den Rahmen hier etwas sprengen. Das sind Senioren, die Pflegefälle sind, die nicht mehr selbstständig gehen können, eventuell noch mit dem Rollator, wenn ihnen ein bisschen hereingeholfen wird. Zur dritten Gruppe der Senioren können auch flotte Rollator-Fahrer gehören, die eher den Rollator nehmen, um nicht zu stürzen, aber eigentlich ginge es auch ohne. Aber die 4. Gruppe hat größere Probleme und hier gilt, dass es trotzdem möglich ist Yoga zu machen, aber das würde jetzt den Rahmen dieses Vortrages etwas sprengen.

Auch das ist Thema von manchen der Senioren Yoga Übungsleiterausbildungen oder eben auch „Yoga auf dem Rollstuhl“. Wobei bei den Rollstuhlfahrern es natürlich auch wieder viele gibt. Es gibt die jungen, fitten Rollstuhlfahrer, die durch einen Unfall oder vielleicht etwa von Geburt an nicht gehen können, aber ansonsten starke Arme haben, wachen Geist und viel tun, berufstätig und so weiter und es gibt natürlich die nicht mehr wirklich selbstständigen Senioren im Rollstuhl. Und die letzte Gruppe ist natürlich noch mal anders zu unterrichten als die fitten Rollstuhlfahrer.

So ich hoffe, du hast jetzt so ein paar Anregungen bekommen, ein paar Gedankenanstöße mindestens.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS377 Kinderyoga unterrichten

Tipps für Yogalehrende

Wie kann man Kinder und Jugendliche unterrichten? Was gilt es im besonderen Maße zu beachten? Welches sind die Wirkungen von Kinderyoga? Darüber möchte ich etwas sprechen. Und dies ist natürlich nur eine kurze Zusammenfassung. Angenommen du machst eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya mit, dort ist Kinderyoga ein Teil davon und Yoga Vidya hat auch eine sehr umfangreiche Weiterbildung, bzw. viele Weiterbildungsseminare bis zum Kinderyogalehrer, wo verschiedene Bausteine zusammengeführt werden. Also es gibt zu beachten, aber grundsätzlich, wenn du werdender Yogalehrer, Yogalehrerin bist oder auch schon Yoga unterrichtest und du bekommst die Möglichkeit Kinder zu unterrichten, dann brauchst du auch nicht zu lange zu warten. Du kannst auch einfach anfangen und dazu möchte ich dir ein paar Tipps geben von meiner Warte aus.

 

Kinderyoga selbst gibt es schon sehr lange. Im alten Indien gehörte Hatha Yoga zum Gurukula Konzept, das heißt Kinder sind mit Hatha Yoga aufgewachsen und das heißt sie haben gelernt als Kinder und Jugendliche Asana und Pranayama zu üben, Tiefenentspannung zu üben und zusätzlich auch Meditation und sie sind auch in spirituelle Praktiken, Kenntnis der Schriften und der Philosophie Systeme hineingewachsen. Und ich kenne auch Indien einige Familien wo Kindern ab dem 6. Lebensjahr Yoga beigebracht wurde und die damit aufgewachsen sind. Ich kenne auch einige indische Yogalehrer, Yogalehrerinnen. Wenn man sie fragt, wo hast du Yoga gelernt, dann lachen sie und sagen, ich habe es nicht gelernt, ich bin damit aufgewachsen. Und so gibt es seit Jahrhunderten, vielleicht schon seit Jahrtausenden Kinder die mit Yoga aufgewachsen sind.

Kinderyoga in Deutschland ist vielleicht noch nicht so alt, Kinderyoga in Deutschland gibt es vermutlich seit den 1970er Jahren. Es gab auch schon Kinderyogabücher in den 1970er Jahren und ich selbst habe ja mit 1980 mit Hatha Yoga begonnen. Und dort wo ich gelernt hatte in den Sivananda Yogazentrum München wurde auch schon seit Ende der 1970er Jahre Kinderyoga unterrichtet. Bei meinem Lehrer in Kanada und auch in den USA wurde schon in den 1960er Jahren Yogakurse für Kinder gegeben und es gab auch ein sogenanntes Kidscamp oder Yoga Kidscamp wo 40–80 Kinder einen Monat zusammen im Ashram verbracht haben und dort in Armeezelten übernachtet. Das war dann gleichzeitig auch so ein richtiger Camp-Abenteuerurlaub im Wald. Aber eben auch Yogastunden und Meditation und Mantras singen und Abenteuer Naturerlebnis. Also letztlich Yoga mit Naturpädagogik irgendwo verbunden. Und so sind dort viele Menschen zusammengekommen, auch die als Councilors dazugekommen sind um in diesem Kidscamp zu sein. Viele dieser Councilors haben nachher auch Kinderyoga zu Hause unterrichtet.

Gut bei Yoga Vidya gibt es seit 1993 Kinderyoga. Also seitdem wir Yoga Vidya hatten, ein knappes Jahr danach haben wir auch Kinderyoga angefangen. 

Was kann man erwarten von Kinderyoga, warum sollte man überhaupt Kinderyoga unterrichten? Es gibt viele Gründe und inzwischen gibt es ja auch jede Menge Studie die zeigen, dass Kinderyoga gut ist. Man kann unterscheiden letztlich positive Effekte auf das Muskel-Skelettsystem, positive Effekte auf innere Organe, positive Effekte auf die Gefühlswelt und positive auf die Klarheit des Geistes und damit die geistigen Kräfte, man könnte sogar sagen für die schulische Leistung. Erstes ist, Effekte von Kinderyoga auf das Muskel-Skelettsystem und das liegt natürlich zunächst einmal auf der Hand, Yoga ist ja auch eine Körperübung, Yoga ist auch Sport. Und heutzutage machen oft Kinder zu wenig Sport, zu wenig Bewegung und Hatha Yoga ist ja, man könnte sagen, das umfassendste  Sportsystem das es gibt. Es kann drinnen gemacht werden, es kann draußen gemacht werden. Und das Schöne ist viele Kinder machen es auch ganz gerne für sich zu Hause selbst. Und Kinderyoga hilft flexibler zu werden, höhere Muskelkraft zu entwickeln, beweglicher zu werden, es ist auch noch gut für die Ausdauer und so ist es kein Wunder, dass Kinder, die Yoga üben, nachher auch bessere Koordinationsfähigkeit haben und das sie weniger Rückenprobleme haben, bessere Haltung haben.

 

Es gibt inzwischen sogar Hinweise, dass Menschen die als Kinder Yoga geübt haben später im Alter weniger Arthrose bekommen und weniger Probleme in den Gelenken. Also Kinderyoga ist sehr gut für die Gelenke, für den Rücken, für die Muskeln und damit eben auch für sportliche Leistungen. Yoga wirkt aber auch auf andere Körpersysteme. Man weiß, dass Kinder, die Yoga üben, weniger unter Asthma leiden, dass sie weniger Magenprobleme haben, seltener Kopfschmerzen haben, dass sie auch sonst sich wohler fühlen. Also viele Krankheiten, die Kinder heute haben, auch Hautprobleme und anderes werden dadurch weniger, dass Kinder Yoga üben. Warum?

 

Da kann es wieder viele Gründe geben, von einem westlichen wissenschaftlichen Standpunkt haben da die Entspannungstechniken etwas zu tun, hat Selbstwertgefühl etwas zu tun. Hat aber auch Sport etwas damit zu tun. Darüber hinaus weiß man, dass Kinder die Hatha Yoga üben mehr Zugang haben zu ihren natürlichen Instinkten. Kinder die Hatha Yoga üben mögen mehr Obst und mehr Gemüse, Salate und sie verzichten eher auf Fleisch und Zucker und all das was nicht so gesund ist. Hatha Yoga ist ja manchmal so eine Schlüsselübung, die einen gesunden Lebensstil einleiten kann und das gilt sogar bei Kindern, also Hatha Yoga wirkt auf viele Körpersysteme und auch hier gibt es schöne Studien die zeigen, dass Hatha Yoga hilft auf vielfältige Weise gesund zu sein, zu bleiben oder auch zu werden.

Die dritte Kategorie wo Hatha Yoga wirkt, ist eben die Psyche, die Emotionen. Man weiß zum Beispiel, dass Kinder die ADS oder ADHS-Syndrom haben, wenn sie Kinderyoga üben, das die Problematik erheblich weniger wird. Man nimmt sogar an, das 80-90 % der Kinder die Ritalin brauchen oder Medikamente bekommen, wenn sie nur zweimal die Woche eine Yogastunde mitmachen, ohne Verhaltensauffälligkeit den Schulunterricht beschreiten könnten und eben keine Medikamente brauchen. Tatsächlich eine sehr gute empirische Studienlage hier. Kinder werden weniger auffällig. Es gibt weniger Verhaltensauffälligkeiten, sie sind weniger aggressiv und sie fühlen sich besser und haben mehr Freude.

Hier spielt nochmal, insbesondere bei Jugendlichen das auch eine Rolle. Wenn Jugendliche Hatha Yoga üben haben sie mehr Energie, mehr Freude, was vielleicht auch die Suizidrate senken kann und die Depressivität bei Kindern und Jugendlichen senkt. Also für das psychische Gleichgewicht und für die Freude der Kinder ist Yoga auch wieder sehr hilfreich. Schließlich kommt es zu den mentalen Fähigkeiten. Interessanterweise hat man bei Studenten nachweisen können, Studenten die mit Yoga und Meditation begonnen haben, erhöhen Ihren IQ um 5–10 Punkte innerhalb von einigen Wochen, was schon hochsignifikant ist. Und man weiß auch von einigen Studien in Indien, in Amerika und auch in Deutschland, dass Kinder die Hatha Yoga üben, den Notendurchschnitt verbessern. Eine ganz einfache Weise, um stressfrei die Noten der Kinder zu verbessern, ist sie dazu zu inspirieren, Hatha Yoga zu üben.

 

Natürlich gibt es auch noch eine weitere Dimension. Hatha Yoga kann auch spirituelle Wirkung haben. Jetzt angenommen, du unterrichtest Hatha Yoga im schulischen Kontext, in Kitas, dann würdest du auf diese weniger Wert legen, denn Schulen und Kitas sind normalerweise zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet. Und wenn es kirchliche Kitas sind, dann wollen sie nicht unbedingt Yogaspiritualität drin haben. Und Kinderyoga eben auch unterrichtet werden, ohne dass dort zu viel Yogaspiritualität drin ist. Die Spiritualität kommt indirekt eben durch die meditativen Zustände, gesteigertes Selbstwertgefühl, ein Gefühl von Freude im Herzen, von Verbundenheit und dass die Kinder nachher mehr Mitgefühl haben und Schönheit besser wahrnehmen können. Also die spirituelle Dimension kommt, ohne dass du sie thematisieren musst und ohne das es Kinder stören würde. Also brauchst du auch jetzt keine Ängste zu haben. Mit anderen Worten Kinderyoga hat so viele positive Wirkungen, dass Kinderyoga unbedingt unterrichtet werden sollte in Kitas, in Grundschulen in der Mittelstufe, in der Oberstufe für Jugendliche. So jetzt bist du vielleicht überzeugt und wenn du jetzt überzeugt bist, Kinderyoga zu unterrichten wäre es jetzt natürlich am klügsten du machst eine Kinderyoga Ausbildung, Kinderyoga Weiterbildung, Kinderyoga Übungsleiter Ausbildung oder gar eine Kinderyoga Lehrerinnenausbildung. Aber ich hatte ja versprochen, dass ich schon einiges sage, was auch jetzt schon hilfreich ist.

 

Zunächst einmal ein paar Grundsätze des Kinderyoga bei Yoga Vidya, mindestens wie ich es unterrichtet habe und weitergegeben habe. Ich muss dazusagen, Yoga Vidya ist ja ein Netzwerk von inzwischen 15.000 Yogalehrerinnen und –lehrer. Es gibt viele Yoga Vidya Zentren im engeren Sinne aber vermutlich gibt es über tausend Yogazentren in Deutschland, die geleitet werden von Yoga Vidya ausgebildeten Yogalehrerinnen, Yogalehrer. Und im Rahmen der Yoga Vidya Ashram Seminarhäuser gibt es mehrere hundert Unterrichtende und da gibt es also viel Wissen, Erfahrungswissen, inspiriert durch verschiedene Traditionen und so bin ich jetzt nicht mehr der einzige, der diese Prinzipien selbst erfahren und weitergegeben hat. Und so möchte ich so aus meiner Sicht etwas sagen, auch wenn es bei Yoga Vidya auch andere Lehren inzwischen gibt.

 

Grundsätze des Kinderyoga von meinem Standpunkt aus, zuerst einmal die Yogastunde bei Yoga Vidya sollte auch für Kinder bestehen aus  Anfangsentspannung, Atemübungen, Sonnengruß, Körperstellungen, Tiefenentspannung, evtl. Meditation. Die Yoga Vidya Grundreihe sollte beachtet werden. Die sieben Yoga Vidya Grundsätze zum Unterrichten des Yoga gelten auch beim Kinderyoga. Was auch heißt mindestens einige Stellungen werden gehalten auch im Kinderyoga. Auch bei Kindern gilt Konzentration, Entspannung und Atmung ist während der ganzen Yogastunde wichtig. Wir sind uns bewusst, dass dabei Wirkungen entstehen auf körperlicher, energetischer, emotionaler, geistiger und spiritueller Ebene. Wir wollen die Kinder auch dazu bringen, dass sie auch sich selbst hören lernen, dass sie spüren, was ihnen besonders guttut. Als Lehrende wollen wir auch die Kinder in die Lage versetzen, wenn sie lange genug Yoga geübt haben, ihre eigene Variation zu finden. Als Lehrer unterrichten wir Kinderyoga mit unserer Stimme. Wir machen Adjustments, Hilfestellungen, Korrekturen. Und wir wollen auch irgendwo mit unserer Ausstrahlung Kindern helfen. Und wir wollen als Yogalehrende Liebe zu unseren Teilnehmern weitergeben und auch zu den Kindern. Wir wollen uns zum Instrument machen, dass eine göttliche Kraft durch uns hindurchströmt.

 

Es ist das Jahr 2025. In den Jahren vorher gab es so einige schlimme Entdeckungen, Kindermissbrauch wurde aufgedeckt und so sage ich manchmal, wenn du männlicher Kinderyoga Lehrender bist, muss du etwas vorsichtiger sein mit Hilfestellungen für Kinder, dass du nicht in einen falschen Ruf kommst oder vielleicht das du auch nicht in Versuchung kommst oder auch, dass Eltern nicht Angst haben. Früher war es durchaus mehr üblich Kinder etwas mehr in die Stellung hineinzuhelfen, auch mal zwischendurch hochzuheben.

Eigentlich gilt ja, Körperkontakt ist gut für Kinder, aber es gibt dann leider manche, glücklicherweise ist mir noch kein Yogalehrerskandal zu Ohren gekommen, obgleich es zu befürchten gibt, das es den gibt, ich hoffe nicht bei Yoga Vidya. Ich habe noch nichts davon gehört, aber es ist eigentlich in jedem Kontext, wo Kinder unterrichtet werden hat es leider auch Übergriffigkeiten gegeben und so gilt es vorsichtig zu sein bei Berührungen und wenn du von einem Yogalehrer irgendwo das Gefühl hast, der berührt die Kinder zu sehr, besser gleich eingreifen und besser gleich stoppen. Also dieses Wort zur Vorsicht noch.

 

Ja, wenn du jetzt diese Grundsätze angehört hast zum Unterrichten von Kinderyoga, dann ist die vielleicht aufgefallen, dass die nahezu identisch sind zu den Yoga Vidya Grundätzen des Yogaunterrichtes grundsätzlich, also die sieben Prinzipien findest du dort letztlich wieder. Was sind jetzt Besonderheiten beim Kinderyoga. Und hier ist es auch wiederum nicht so einfach davon zu sprechen, den eigentlich kann man sagen es gibt drei Arten von Kinderyoga zu unterrichten.

Die erste wäre reines Hatha Yoga. Yoga Übungen so zu unterrichten, das Kinder richtig Spaß dabei haben und merken, dass es ihnen so richtig guttut. Und verzichten auf alles andere.

Die zweite Weise Kinderyoga zu unterrichten ist Kinderyoga anzureichern mit spielerischen Elementen, das heißt Geschichten erzählen und irgendwelche spielerischen Sachen zu verbinden. Und dann gibt es die dritte Weise und das ist Kinderyoga zu verbinden mit noch mehr Elementen. Also Bewegungsspiele am Anfang, Kinder austoben lassen, Trommeln, Massage, Tanzen, Musik, Klangschalen und so weiter. Und hier ist Kinderyoga manchmal so ein Sammelbehälter für alles Mögliche, was gut ist für Kinder.  Ich habe durchaus auch schon auf Yogakongressen Kinderyogastunden mitgemacht, also andere Erwachsene unterrichten Kinderyoga, oder ich habe durch das Fenster gesehen, wo eigentlich, das was unterrichtet war, der Yogaanteil vielleicht ein Viertel der Stunde und Tanzen und spielen und Rennen und Massage und so weiter hatte einen größeren Anteil genommen. Also das sind drei verschiedene Möglichkeiten. Ich selbst, wann immer ich Kinder unterrichtet hatte, habe eigentlich eher das Dritte gemacht, nämlich reinen Hatha Yoga unterrichtet.

Also Anfangsentspannung, Om und Mantra, Atemübungen, Sonnengruß, Asanas, Tiefenentspannung, Meditation, Om und Mantra am Ende. Und Kinder haben das sehr schön gemacht oder sehr gerne auch gemacht. Da ich jetzt eher Spezialist darin war, bin reines Hatha Yoga für Kinder zu unterrichten will ich über diesen Aspekt ein paar zusätzliche Worte sagen. Was gilt es, wenn du jetzt reinen Hatha Yoga unterrichten willst ohne ihn zu sehr mit Spielen und anderen Sachen anzureichern.

 

Erstens, Kinder brauchen mehr Abwechslung als Erwachsene bei den Asanas. Also du wirst typischerweise mehr Asanas in einer Yogastunde machen und im Laufe der Wochen auch immer wieder neues machen.

 

Zweitens, Kinder können die Asanas nicht so lange halten wie Erwachsene. Ich bin ja im Erwachsenen Yoga einer gewesen, der gerne mindestens in der Mittelstufe Erwachsene 3-5 Minuten oder länger Hauptasanas hat halten lassen. Kinder können schon 10 Atemzüge lang die wichtigsten Asanas halten, aber selten länger. Kinder können die Augen nicht so lange geschlossen halten und deshalb auch nicht versuchen die Kinder dazu veranlassen ständig die Augen geschlossen zu halten. Sie können es nicht, sie wollen es nicht. Aber innerhalb einer Asana, wenn die Teilnehmer schon in der Asana sind, können die Kinder auch die Augen geschlossen halten. Aber zwischendurch machen Kinder die Augen auf und sie werden auch mal schauen, was andere Kinder machen, sie werden dich anschauen und das ist o.k. Also anders als im Erwachsenen Yoga, wo du ja ständig Teilnehmende ermutigst und manchmal auch ermahnst nicht zu gucken, was die anderen machen, Kinder werden ab und zu mal schauen und du brauchst sie nicht zu ermahnen.

Öfters mal sagen, jetzt will ich mal schauen, ob ihr auch 10 Atemzüge lang die Augen geschlossen halten könnt. Kinder sind flexibler als Erwachsene und machen recht schnell gute Fortschritte. Ja, ich weiß manche sagen heutzutage sind auch Kinder schon sehr steif, aber in einem Kinderyogakurs hast du immer einige die schon recht schnell flexibel sind. Und, wenn Kinder ein- zweimal die Woche Yogaunterricht mitmachen. Nach ein, zwei Monaten hast du schon ganz schöne Fortschritte bei deinen Kindern zu beobachten.

 

Nächster Punkt, ein klein wenig sportlicher Ehrgeiz beim Kinderyoga ist durchaus hilfreich. Also ich würde nicht so viel Wert darauf legen immer zu sagen Yoga ist kein Wettbewerb, gehe nur so weit wie du kannst. Kinder brauchen auch Herausforderungen, gerade Jungs brauchen das. Ansonsten wird es langweilig und du hast dann plötzlich wieder nur noch Mädchen. Das ist eben auch das Schöne im Yogaunterricht, dass die Jungs das durchaus gerne mitmachen. Aber sie wollen auch ihren Ehrgeiz ein bisschen angefordert bekommen.  Du kannst durchaus mal sagen, ich bin mal gespannt, wer kann die Krähe, ich bin mal gespannt, wer schon im Schulterstand gerade ist, ich bin mal gespannt, wer heute 10 Atemzüge lang in der Vorwärtsbeuge bewegungslos sein kann und jetzt will ich mal sehen, ob ihr wirklich den Bauch 5 Atemzüge lang wirklich heben und senken könnt. Auch Worte des Lobs und der Anerkennung ist bei Kindern immer wieder angebracht, obgleich ich das beim Erwachsenenyoga eher spärlich mache, das eben die Erwachsenen nicht ständig überlegen, ob der Yogalehrer, die Yogalehrerin das gut findet, was sie machen. Bei Kindern ist Anerkennung hilfreich. Hilfestellungen bei Kindern müssen einfühlsam sein, sollten nicht übertrieben werden und die Hilfestellungen sollen vom Kind als hilfreich angesehen werden und bitte mache keine Hilfestellungen die als übergriffig gewertet oder empfunden werden können. Im Zweifelsfall bei Kindern eher weniger Hilfestellungen, insbesondere wenn du Mann bist.

 

Nächster Punkt, Kinder lieben es nachzuahmen und deshalb gilt beim Kinderyoga, dass du durchaus die Yogastellungen auch vormachen kannst, zum Teil sogar die ersten Sekunden mitmachen kannst. Also mehr als im Erwachsenen Yoga kannst du die Asanas vormachen oder du kannst auch ein Kind herausgreifen, dass du die Asana vormachen lässt, dass die anderen das dann nachmachen können. Gerade jüngere Kinder haben Schwierigkeiten nur Worten zu folgen. Sie brauchen den visuellen Kanal um das mitmachen zu können. Auch bei Kindern kannst du über die Wirkungen der Asanas sprechen. Aber achte auf die Lebenswelt der Kinder. Es nutzt jetzt wenig, wenn du sagst, dass die Übung das Immunsystem fördert oder das es die mentale Leistungsfähigkeit fördert, aber du kannst durchaus sagen über den Drehsitz und „Dann kannst du Dinge dir nachher leichter merken“, „mache Kapalabhati, dann hast du einen klareren Geist und verstehst auch Dinge leichter oder „mache die Kobra und das steigert dein Selbstbewusstsein. Dann kannst du mutiger sein.“ Also sage die Ansagen so an, dass  es mit der Lebenswelt der Kinder etwas zu tun hat.

 

Du kannst bei Yogastunden auch eine Geschichte erzählen, aber achte darauf, dass sie altersgemäß sind. Leider habe ich es immer wieder bemerkt, dass Kinderyoga Lehrerinnen und Lehrer Jugendlichen irgendetwas erzählen und die Jugendlichen dann irgendwo keine Lust haben, sowie Kleinkinder behandelt zu werden. Also achte darauf, dass die Geschichten, die du eventuell erzählst, in einer Yogastunde zum Alter passen. Du könntest ja auch eine Geschichte erzählen mit Umkehrstellungen, dass irgendjemand ein Abenteuer hat und so weiter. Die ganze Yogastunde eignet sich ja auch für ein vollständiges Abenteuer und die Tiere eignen sich dafür, aber achte darauf, dass es altersgemäß ist. Ich erlebe es immer wieder, gerade Yogalehrende die nicht so viel Kontakt mit Kindern haben, werden zu sehr wahrgenommen als Kindergartenbetreuer.

Sei also vorsichtig mit den Geschichten, die du eventuell erzählst, sie sollen altersgemäß sein. Versuche nicht die Kindersprache und Jugendlichen-Jargon nachzuahmen, es sei denn, das ist deine normale Sprache. Die Kinder können sehr wohl Erwachsenen-Jargon verstehen. Versuche jetzt nicht Kindersprache zu sprechen, das kommt ziemlich schräg an. Kinder wollen letztlich Erwachsene als Erwachsene sehen und sie wollen ihre Sprachwelt als ihre eigene Sprachwelt halten. Wenn du versuchst, Kinder nachzuahmen, gilt das schnell als uncool und out, insbesondere, wenn du altmodischen Kinder-Jargon gebrauchst. Benutze deine normale Sprache, aber sodass Kinder sie verstehen können.

 

Kinder können sehr wohl auch anspruchsvollen Yogaunterricht vertragen. Kinder wollen gefordert werden. Sie wollen aber nicht gelangweilt werden. Deshalb unterrichte Kinderyoga interessant. Übrigens auch ein Grund, weshalb ich es gut finde, wenn alle Erwachsenen Yogalehrer auch mal Kinderyoga unterrichten. Wenn du an Erwachsene langweiligen Yogaunterricht gibst, Erwachsene verzeihen dir das. Kinder machen das nicht. Sie stehen auf, sie rennen herum, sie unterhalten sich, sie werfen mit Kissen oder anderen Dingen. Es liegt an dir den Unterricht so zu gestalten, dass Kinder Freude haben, konzentriert sind, gut mit üben.

 

Vielleicht noch eine weitere Anmerkung. In der Anfangszeit des Kinderyoga war es manchmal üblich alle möglichen Übungen als für Kinder ungeeignet zu halten. Das wird zum Teil heute noch unterrichtet, zum Teil sogar bei Yoga Vidya, das Kinder nicht Luft anhalten sollten. Großer Unsinn. Was machen Kinder in dem Schwimmbad? Sie machen Wettbewerb, wer am längsten unter Wasser sein kann. Was machen Kinder schon im Kindergarten? Zumindest die Jungs versuchen zu schauen, wer kann länger die Luft anhalten. Kinder können Luft anhalten, wollen Luft anhalten. Luft anhalten ist sogar gut zur Entwicklung des Atmungssystems, ist gesund für die Lungen, gut gegen Asthma, was es ja jetzt auch immer häufiger für die Kinder gibt. Manchmal wird gesagt kein Kapalabhati, auch unsinnig. Natürlich können Kinder Kapalabhati üben.

Manchmal wird gesagt, Kinder dürfen bis zum elften, zwölften Lebensjahr keinen Kopfstand machen. Ich kenne keine Kinder, die nicht ihre Eltern mal im Kopfstand sehen würden, die nicht den Kopfstand nachmachen würden. Es schadet keinem Kind. Manchmal wird gesagt, der Schädel sei noch nicht ausgewachsen und wenn dann die Kinder sich auf den Kopf stellen, dann gäbe es eine Delle im Kopf. Glücklicherweise ist das alles im Bereich der Legende. Also ich lebe ja in einer Yogagemeinschaft, und ich kenne viele Kinder die im Alter von 3,4 versucht haben Mami, Papi nachzuahmen. Sie können natürlich den Kopfstand nicht lange halten, aber irgendwie gegen die Wand und Füße dorthin oder auch am Sofa oder irgendwo anders. Es gibt keine Bedenken, auch Kopfstand, Schulterstand, Fisch, Vorwärtsbeuge und so weiter machen zu lassen.

Sei dir bewusst in früheren Zeiten sind Kinder herumgetollt, haben mit Bällen geworfen, machen es heute hoffentlich auch noch, sind auf Bäume geklettert, heruntergesprungen von mehreren Metern Höhe, sie haben geraucht und vieles andere gemacht. Kinder spielen schon Fußball, dabei gibt es Kopfball und alles Mögliche andere. Also, Kinder lieben es ihre sportliche Leistungsfähigkeit zu trainieren und auszubauen. Natürlich eignen sich die Erwachsenen Yoga Übungen für Kinderyoga, die die Kinder auch gerne machen. Und ansonsten, all diese Aussagen, die es dort gibt, dass diese und jene Yogaübung für Kinder nicht geeignet ist, ist fast immer unsinnig. Achte nur darauf, das Gleichgewicht bewahrt ist.

 

Wenn du fortgeschrittene Flexibilitätsübungen machst, dann versuche Vorwärts- und Rückwärtsbeuge zu machen. Es gibt gar nicht mal wenige Kinder, die kein Problem haben mit der vollen Kobra, Königskobra. Also Hände auf den Boden, Füße auf den Kopf. Aber diese Kinder sollten auch die Vorwärtsbeuge üben. Umgekehrt gibt es einige Kinder, die sehr schnell in den vollen Spagat kommen. Diese sollten aber auch lernen, die anstrengenden Kraftübungen zu machen. Also, es gibt keine Kontraindikationen für irgendwelche Yogaübungen achte nur darauf, dass Vorwärts- und Rückwärtsbeugen, Kraft- und Flexibilitätsübungen da sind, und das Koordinationsübungen auch wichtig sind.

Ja, wenn du das so ein bisschen beachtest, dann bekommst du hoffentlich einiges an Inspiration, selbst Kinderyoga so zu lehren, dass es Kinder Freude macht. Und das ist letztlich die Hauptherausforderung für Kinderyoga. Du musst die Yogastunden so geben, dass Kinder Freude daran haben und es gerne machen. Die Zeit wo man Kinder zu etwas zwingen kann ist nicht mehr so gegeben. Und solange Kinderyoga nicht ein Regelunterricht ist, ist es besonders wichtig, dass Kinderyoga Spaß macht. Es gibt inzwischen auch Grundschulen und auch andere Schulen wo Kinderyoga auch verpflichtend ist für Kinder. Und Kinder müssen es machen. Das ist manchmal eine größere Herausforderung. Aber keine größere Herausforderung als Kinder Fußball spielen zu lassen oder Englischunterricht zu geben oder Mathematikunterricht zu geben.

Wenn du Kinderyoga im Regelunterricht unterrichten würdest, musst du nur damit rechnen, dass da der ein oder andere auch da ist, der es nicht wirklich will und auch das ist o.k. Normalerweise wirst du lernen Kinderyoga so zu geben, dass auch im Regelunterricht die Kinder es gerne machen. Natürlich wäre es dann hilfreich, wenn du regelmäßig Kinderyoga unterrichtest eine Kinderyoga Aus- und Weiterbildung zu machen, z. B. bei Yoga Vidya. Vielleicht ein Wort zur Vorsicht. Als Kinderyogalehrer, Kinderyogalehrerin geht es nicht hauptsächlich darum, dass du deine Kreativität auslebst und das du all diese Spiele machst, die du vielleicht als Kind gerne gemacht hast oder gerne gemacht hättest, sondern es geht darum, dass du selbst so unterrichtest wie es für Kinder gut ist. Und dort vielleicht noch ein paar Prinzipien, die auch wichtig sind. Kinder brauchen Struktur, Verlässlichkeit und letztlich ein gewisser ritualisierter Yogaunterricht ist auch hilfreich und wichtig.

Wenn also Kinder immer wissen, Yogaunterricht beginnt so, dann geht es so und so weiter und das ist der Mittelteil und der Endteil, dann freuen sich Kinder. Nicht umsonst schauen sich zum Beispiel Kinder gerne die gleiche DVD 10,20,50 mal an und hören sich die gleiche CD immer wieder an. Ich kann mich erinnern, ich hatte eine Schallplatte als Kind, die Älteren erinnern sich noch an Schallplatten, die ich wahrscheinlich ein Jahr lang mindestens jeden 2., 3. Tag angehört hatte.

Also keine Angst du musst nicht immer alles abwechseln, im Gegenteil eine gewisse ritualisierter Beginn des Kinderyoga ist gut und die wichtigsten Elemente sind gut, dann wissen Kinder worauf sie sich verlassen können. Und das gilt umso mehr, wenn Kinder aus prekären Familien kommen, wo vielleicht weniger Verlässlichkeit ist und wo es weniger ritualisierte Abläufe gibt. Das ist natürlich auch etwas, was im Kinderyoga Weiterbildungen bei Yoga Vidya etwas ausführlicher behandelt wird. In diesem Sinne, letztlich Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft. Umso wichtiger, Kinder auch Yoga beizubringen. Und ich würde es sehr hilfreich finden, wenn Kinder in Kitas, in Grundschulen, in Mittelstufen, Oberstufe, ja auch in der Berufsbildung, auch im Rahmen von den dualen Ausbildungssystemen Yoga lernen würden und wenn eine Generation von Kindern und Jugendlichen heranwachsen könnte, die mehr Gefühl für Atmung und Entspannung hat und ihren Körper und ihre Psyche.

 

Die Teenager lernen ihre Stimmungen zu modulieren über Atmung, Entspannung, Körperübung. Vielleicht sogar durch Aufmerksamkeitsübungen und so weiter. So viel steckt im Yoga drin an Fähigkeiten, die im Kindesalter gelernt werden können und im Erwachsenenalter reiche Früchte bringen können. Und ich glaube auch, wir könnten eine friedlichere Welt haben, wenn mehr Kinder Yoga lernen würden. Es könnten sicherlich viele Psychopharmaka abgesetzt werden für Kinder, viele Medikamente bräuchte es nicht und viele psychische Auffälligkeiten und Aggressivitäten bräuchte es auch nicht. Die Suizidrate könnte reduziert werden. Und umgekehrt eine mitfühlende, selbstbewusste und doch der Konzentration fähige Generation könnte heranwachsen, wenn mehr Kinder und Jugendliche Yoga üben würden. Daher fang doch an und probiere es aus. Nicht immer braucht es die umfangreiche Aus- und Weiterbildung im Kinderyoga um zu beginnen. Probiere es einfach aus! Und wenn du feststellst, es liegt dir, dann lerne mehr.

 

Das waren ein paar Anregungen. Bei Yoga Vidya gibt es nämlich regelmäßig Kinderyogakongresse, alle 2–3 Jahre, wo sich viele austauschen und in dem Hatha Yoga Buch von Yoga Vidya, „Das Große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch“ bekommst du weitere Anregungen zum Kinderyoga. Auf unseren Internetseiten gibt es Kinderyoga Musterstunden. Es gibt das Kinderyoga Portal. Du findest Kinderyogageschichten, Kinderyogaentspannung, Kinderyoga Asanas. Du findest sehr viel zum Thema Kinderyoga und Aus- und Weiterbildungen. Und in den Yoga Vidya Ashrams und Seminarhäusern können Kinder auch an Kinderyogaseminaren mit teilnehmen. Bei Yoga Vidya ist es immer notwendig, dass die Eltern mit den Kindern mitkommen. Wir machen es nicht, dass die Kinder alleine in den Ashram kommen. Sondern wir wollen, dass Kinder und Erwachsene zusammen im Ashram sind. Aber die Erwachsenen machen dann ihr Seminar, die Kinder machen ihr Kinderyogaseminar. Die ganze Familie kann dann zusammen essen, wenn sie will oder die können auch in einem Kinderyogatisch dann auch essen. Also die Kinder könnten auch eingeführt werden ins Kinderyoga einfach in den Yoga Vidya Ashrams. In Bad Meinberg gibt es die im ganzen Jahr während aller Ferien und an jedem Wochenende Kinderyogaseminare. In den anderen Yoga Vidya Ashrams sind die Kinderyogaseminare nur zu bestimmten Zeiten da, die du im Programm findest.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Willst du wissen, was es zu beachten gilt, wenn du Yoga für Schwangere unterrichten willst, wenn mal eine Schwangere in deinem Yoga-Unterricht auftaucht oder wenn du Yogakurse für Schwangere geben willst? Dann will ich dir ein paar Tipps geben.

Bei den Yoga Vidya Yogalehrerausbildungen gibt es auch immer einiges über Yoga für Schwangere. Es gehört auch dazu, dass auch eine Schwangeren-Yogamusterstunde unterrichtet wird. Wir haben bei Yoga Vidya auch Yoga für Schwangere oder Schwangeren-Yoga Yogalehrer-Weiterbildungen und so kannst du eine ganze Menge lernen. Das hier sind nur ein paar kurze Anregungen und können jetzt keinesfalls eine Yogalehrerausbildung ersetzen. Du findest auch in unserem Buch: Das Große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch auch ein ganzes Kapitel über Schwangeren-Yoga, wo du auch noch mehr erfährst und auf unseren Internetseiten gibt es das eben auch.

 

Drei Phasen der Schwangerschaft

Zunächst gilt es zu beachten: Es gibt drei Phasen der Schwangerschaft, vom Standpunkt des Yoga her. Es gibt den ersten bis dritten Monat, den vierten bis sechsten Monat und den siebten bis neunten Monat. Und dabei gilt es jeweils anderes zu beachten. Grundsätzlich will ich noch vorausschicken: Schwangeren-Yoga ist etwas sehr Gutes. Frauen, die Schwangeren-Yoga üben, fühlen sich sehr viel besser. Sie haben mehr Energie. Sie bekommen eine bessere Beziehung zu ihrem Kind. Und sie haben weniger typische Schwangerschaftsleiden, wie Rückenschmerzen, manchmal Kopfschmerzen, manchmal Stimmungsschwankungen, manchmal Übelkeit und so weiter. Schwangere, die Yoga üben, geht es insgesamt sehr viel besser. In diesem Sinne ist erst mal zu empfehlen, Schwangeren-Yoga zu üben oder in der Schwangerschaft Yoga zu üben und auch das anzuleiten. Aber das ist jetzt kein Vortrag für Schwangere, sondern Tipps für Yoga-Lehrende.

 

Die erste Phase der Schwangerschaft sind die ersten drei Monate. Manchmal wissen Schwangere gar nicht, dass sie schwanger sind. Sie kriegen es erst nach eins, zwei oder drei Monaten heraus. Und ich kannte auch eine Frau, die erst im sechsten Monat herausgefunden hatte, dass sie schwanger war. Es war eine Frau, die auch ansonsten unregelmäßigen Zyklus hatte und letztlich die Schwangerschaft geschoben hatte auf ihre intensive Yoga-Praxis. Und als sie anfing etwas Gewicht zuzunehmen, hat sie gedacht, das sie aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen mehr isst als sonst und deshalb zunimmt. Also: Es gibt auch diese Phänomene.

Allerdings, normalerweise haben wir vom Yogastandpunkt auch so etwas, das ein Anzeichen für Schwangerschaft sein kann, nämlich: Menschen, die regelmäßig Yoga üben, Pranayama üben und plötzlich merken, dass sie die Luft erheblich kürzer anhalten können als vorher. Das ist oft ein Zeichen für Schwangerschaft. Übrigens, wenn du Mann bist und dieses Phänomen hast, dann bist du trotzdem nicht schwanger ;-). Auch wenn du die Luft mal nicht so lange anhalten kannst, vielleicht hast du eine Erkältung im Anmarsch oder sie ist vorbei.

 

Drei Phasen der Schwangerschaft – Die ersten drei Monate

Also: Was gilt jetzt in den ersten drei Monaten? Vom Prinzip können Frauen in den ersten drei Monaten alle Übungen machen. Typischerweise kann die Frau die Luft nicht so lange anhalten. Oft sogar nur halb so lange oder noch kürzer. Angenommen, du würdest einen Schwangeren-Yogakurs anbieten. Dann würdest du, auch wenn Schwangere in den ersten Monaten sind, Kapalabhati sanft ansagen, nicht zu fest und du würdest das Luftanhalten bei Kapalabhati auf zehn, fünfzehn Sekunden beschränken und das Luftanhalten in der Wechselatmung auf vier Sekunden. Grundsätzlich können Schwangere aber die Luft so lange anhalten, wie vollständig angenehm. In den ersten drei Monaten ist die Gefahr des Abortes, also des vorzeitigen Schwangerschaftsabbruchs am größten. Und so gilt es das zu vermeiden, was das potenziell auslösen könnte. Und so gilt eben zum einen zu vermeiden heftiges Kapalabhati, also festes ausatmen und es gilt zu vermeiden, länger als angenehm die Luft anzuhalten.

 

Wir würden auch empfehlen keine Übungen zu machen, wo Sturzgefahr ist, also eine Schwangere in den ersten drei Monaten sollte jetzt nicht probieren, den Handstand zu üben ohne Wand, wenn sie nicht absolut sicher ist, dass sie den Handstand gut kann und genauso auch ist jetzt nicht die Phase, wo Schwangere den Kopfstand unbedingt lernen sollten. Allerdings, wenn die Schwangere den Handstand gut kann, Kopfstand gut kann, Schulterstand gut kann, das Ganze angenehm ist, spricht da auch nichts dagegen. In den ersten drei Monaten gilt auch, das Schwangere keine außergewöhnliche Anstrengung machen sollten, aber bei Yoga Vidya machen wir ja sowieso keine außergewöhnlichen Anstrengungen in Anfänger- und Mittelstufenkursen und beim fortgeschrittenen geht es eben darum, dass Schwangere jetzt eben keinen Power-Yoga üben, keine Sprungvariationen und so weiter. Aber das klassische Hatha Yoga wie wir es bei Yoga Vidya lehren ist dort gut.

 

Zweite Phase der Schwangerschaft – Der vierte bis sechste Monat

Nach den ersten drei Monaten folgen die nächsten drei Monate – vierter bis sechster Monat – und hier gilt es das Sonnengebet muss etwas abgewandelt werden, weil der Bauch etwas größer wird. Auf unseren Internetseiten findest du dabei den Sonnengruß für Schwangere. Manchmal müssen auch manche Stellungen schon etwas variiert werden auf dem Sonnengruß. Das heißt, dass man in dieser Zeit als Frau manche der Stellungen etwas abwandeln muss, um dem langsam größer werdenden Bauch Rechnung zu tragen, wobei das je nach Frau unterschiedlich sein kann. Ansonsten gilt ja, dass der vierte bis sechste Schwangerschaftsmonat für die Frauen am angenehmsten ist -- diese drei Monate. Die Übelkeit, die manchmal in den ersten drei Monaten da ist, ist überstanden. Die Stimmungsschwankungen sind weniger – Bauch ist aber noch nicht so groß -- aber ist immerhin sichtbar, ausreichend sichtbar, das alle in der Umgebung Rücksicht nehmen und das Schwangere eben mit Freundlichkeit behandelt werden.

Und die Schwangere hat hoffentlich bis dahin sich auch daran gewöhnt schwanger zu sein und überlegt, wie sie nachher die ersten Monate nach der Geburt gestalten will. In den ersten drei Monaten ist da natürlich sehr viel mehr Aufregung und Unruhe.

 

Phase zwei der Schwangerschaft – Der vierte bis sechste Monat: Zusätzliche,  zu ersetzende und zu variierende Übungen

Ab dem sechsten oder siebten Monat gibt es eine Besonderheit: Im Normalfall gibt es schon im vierten bis sechsten Monat einige Stellungen, die integriert werden sollten, die aber manchmal mit Vorsicht zu beachten sind. Ich will erst mal sagen, was man in den vierten bis sechsten Monat integrieren kann. Es gilt die hüft- öffnenden Übungen zu integrieren. Es gilt Übungen zu integrieren, die Rückenschmerzen verhindern, eben stärkende Rückenmuskelübungen. Bauchmuskelübungen, die gerade nach vorn gehen, die sind nicht mehr so gut, weil der gerade Bauchmuskel etwas umgestaltet wird und umstrukturiert wird bei Schwangeren, damit eben der Bauch wachsen kann. Schräge Bauchmuskelübungen sind aber gut.

 

Und manche Übungen müssen etwas ersetzt werden, wie gesagt, das ist der Sonnengruß. Wenn Kopfstand, Schulterstand einfach zu machen sind, kann man in der Zeit eben die Umkehrstellungen machen. In einem Schwangerenkurs würde man nicht separat Kopfstand und Schulterstand lernen, sondern im Kurs für Schwangere würde man jetzt Kopfstand und Schulterstand ersetzen. Zum Beispiel statt Kopfstand würde man den Hund üben. Und statt Schulterstand den gestützten Schulterstand, eins, zwei Kissen unter das Kreuzbein. Aber wenn die schwangere Frau Kopf- und Schulterstand machen kann, spricht nichts dagegen, das weiter zu üben, wenn es auch für den Nacken weiter Okay ist.

 

Fisch ist etwas sehr Gutes. Bei der Vorwärtsbeuge müssen eventuell die Beine etwas auseinander gemacht werden. Die schiefe Ebene ist auch normal möglich. Die Kobra ist mit gestreckten Armen zu machen. Heuschrecke muss ersetzt werden, zum Beispiel durch eine Variation der Katze, z. B. eine diagonale Katze. Bogen kann ersetzt werden durch das Kamel oder auch den Halbmond. Drehsitz wird ersetzt durch kreuzbeinigen Drehsitz oder knienden Drehsitz. Stehende Vorwärtsbeuge mit gebeugten Knien. Die Frage des Pfaus stellt sich nicht mehr ab dem Moment des Schwangerschaftsbeginns. Aber Krähe geht eventuell in den ersten drei Monaten, vielleicht auch noch in den nächsten drei Monaten. Wenn nicht, kann ausgewichen werden -- auf den Baum zum Beispiel. Und natürlich stehende Übungen sind gut, um die Beinmuskeln stärker werden zu lassen. Also, im Rahmen von Trikonasana auch weitere Stehhaltungen zu integrieren ist gut. Oder auch nach dem Sonnengruß einige weitere Stehhaltungen zu integrieren.

 

Besondere Übungen, die man integrieren kann -- nach der Vorwärtsbeuge -- sind der Schmetterling oder hockende Stellungen und anderes, was eben die Hüftdehnung ermöglicht. Ich sagte, es gibt eine Sache der Vorsicht. Frauen, die merken, dass sie ab dem sechsten Monat plötzlich sehr viel flexibler werden wie vorher, die z. B. auch merken, dass sie plötzlich ganz leicht in den Spagat gehen können, die sollten verzichten auf Hüft- öffnende Übungen, insbesondere auf Spagat und Anjaneyasana, weil – das kann sein -- das die Schambeinfuge sich zu weit öffnet. Es kann sein, das schwangere Frauen typischerweise ab dem fünften, sechsten, siebten Schwangerschaftsmonat Hormone zu sehr ausschütten, die das Bindegewebe flexibel machen und wenn das Bindegewebe dann zu flexibel ist, kann eine Beckenschaufel abkippen und das wäre nicht so gut. Also: Normalerweise ist es gut, das Becken zu öffnen und flexibler zu machen. Wenn die schwangere Frau merkt, dass sie plötzlich sehr viel flexibler wird, sofort dann alle Hüftöffner aufhören – Bindegewebe ist schon flexibel genug – keine weiteren Spagat-, Halbmond- oder sogar Schmetterling und andere Übungen machen, die für die meisten vielleicht 90 bis 95 Prozent der Schwangeren gut sind.

 

Dritte Phase der Schwangerschaft – Der sechste bis neunte Monat

Ja, dann geht es weiter. Nach diesem zweiten Drittel kommt das dritte Drittel. Dort gelten vielleicht besondere Bedingungen und da gibt es auch unterschiedliche Meinungen von Yoga-Lehrenden. Es gibt sogar die Aussage, dass Schwangere in diesem Drittel nur noch wenige Yoga-Übungen machen können.

 

Ich weiß von vielen Schwangeren, die sagen, dass das eine besonders schöne Zeit ist um Yoga zu üben. Es geht weiter Kapalabhati zu machen. Nicht so fest ausatmen. Luftanhalten kurz, Wechselatmung geht, Luftanhalten kurz. Brahmari ist etwas Schönes. So erfährt auch das werdende Kind eine schöne Schwingung und spürt das und das hilft ihm, dass es sich dort besser fühlt. Es geht auch Sonnengruß – hier müssen stärkere Abwandlungen gemacht werden. Auf den Yoga Vidya Seiten findest du ja auch Sonnengruß für Anfänger und es gibt auch Videos „Sonnengruß für Schwangere“ und auf den Internetseiten Sonnengruß für Schwangere.

 

Viele sagen, dass im letzten Drittel der Schwangerschaft auf die Umkehrstellung verzichtet werden soll, weil die Geburtslage des Kindes sich verschieben kann. Ich kenne eine Reihe von Schwangeren, die noch am Tag vor der Geburt den Skorpion geübt haben. Natürlich solche, die schon lange vorher Yoga geübt haben und im Skorpion absolut sicher waren. Ich kenne mehr Schwangere, die noch ein oder ein paar Tage vor der Geburt den Schulterstand geübt hatten und die Geburt ist gut verlaufen. Aber im Zweifelsfall Hebamme oder Gynäkologin fragen, ob die Umkehrstellungen bei der spezifischen Lage des Kindes angemessen sind oder nicht.

 

In einem speziellen Schwangeren-Yogakurs verzichtet man ja sowieso auf das Unterrichten von Kopfstand oder Schulterstand. Der gestützte Schulterstand geht sicherlich auch im letzten Schwangerschaftsdrittel. Im dritten Drittel muss auch die Anfangs- und Endentspannung etwas variiert werden. Zum Beispiel geht dort die Krishna Asana bzw. Balasana, also seitliche Bauchlage -- wird auch manchmal als die stabile Seitenlage bezeichnet – also Rückenlage ist dort nicht mehr so angenehm, gerade nicht auf dem Boden der typischerweise etwas fester ist. Bauchlage geht auch nicht so gut, aber die seitliche Entspannung mit angezogenem Knie geht gut und das geht sicherlich ab dem letzten Drittel. Angenommen es gäbe einen Schwangeren-Kurs – dort macht man letztlich diese Seitlage als Entspannung schon ab der ersten Stunde, gibt höchstens mal die Rückenlage und Bauchlage als Variation an, für Schwangere, die das gut machen können. Ansonsten würde der gesunde Menschenverstand sagen, als Unterrichtender/Unterrichtende, welche Stellungen weiter abgewandelt werden müssen, dass der Bauch eben Platz hat und der Bauch nicht gedrückt wird.

 

Weitere Aspekte des Schwangeren-Yoga

Vielleicht noch ein paar Worte zu weiteren Aspekten des Schwangeren-Yoga. Zum einen: Sehr viele Schwangere sind gerade in der Schwangerschaft besonders offen für Spiritualität. Und in den Schwangerenkursen, die ich unterrichtet habe – Ja, ich habe als Mann Schwangerenkurse unterrichtet. Es gibt ja auch Frauen, die Männer unterrichten und es gibt auch männliche Gynäkologen, die Frauenärzte sind. Mir ist jetzt zwar keine männliche Hebamme bekannt. Aber auch als Mann kann man Schwangeren-Yoga unterrichten. Und du kannst insbesondere auch im Rahmen von offenen Stunden und Anfänger-Yoga auch schwangere Frauen haben.

Zugegebenermaßen, die meisten Frauen haben lieber eine Yogalehrerin als Unterrichtende und deshalb, meine Erfahrung mit Schwangeren-Yoga ist schon auch länger her, zu einer Zeit als es nicht so viele Yogalehrende gab. Seit es Yoga Vidya gibt, sind typischerweise die Schwangeren-Yogakurse meistens von Frauen gegeben worden. Schwangere sind also offen für Spiritualität und deshalb kannst du auch Schwangeren-Yogakurse durchaus etwas spiritueller unterrichten, als normale Hatha-Yogakurse.

 

Meditationen finden Frauen besonders schön. Mantra-Singen hilft ihnen zur Beruhigung. Und ich kenne eine Reihe von Schwangeren-Yogalehrerinnen, die in jeder Yogastunde mit Harmonium zum Schluss Mantras singen lassen. Schwangere spüren das besonders gut und sind bereit, alle möglichen anderen Vorurteile fallen zu lassen. Es ist einfach eine Erfahrung von Segen. Und Schwangere haben natürlich auch ein gewisses Gefühl der Unsicherheit: Wie geht es weiter? Manche haben ein Gefühl der Freude. Manche haben freudige Erwartungen. Alles öffnet sich irgendwo, dass Frauen sich geborgen fühlen wollen in einer höheren Dimension. Daher Offenheit für Spiritualität, für Meditation, für Bewusstheit nach oben.

Und natürlich wünscht sich die Frau mit dem Kind Kontakt aufzunehmen. Und so ist die tiefe Bauchatmung nicht nur ein Spüren in den Bauch selbst, sondern die tiefe Bauchatmung heißt auch Kontakt aufzunehmen mit dem Kind, mit dieser Seele, die schon im Mutterleib ist. Vom Yogastandpunkt aus heißt das übrigens, dass im Moment der Empfängnis die Seele, die sich ja schon so häufig inkarniert hatte, in die Nähe kommt und lose verbunden ist mit dem Embryo, das die Seele durchaus immer da ist, manchmal im Mutterleibe, manchmal drumherum ist, das die Verbindung von Embryo mit Seele schrittweise stärker wird und das so ab dem dritten, vierten Schwangerschaftsmonat die Seele überwiegend im Mutterleib ist, bis sie schließlich ganz in diesem Mutterleib ist.

Man weiß, z. B. bei Menschen, die Rückführungen erlebt haben und dann sich erlebt haben vor der Geburt, dass sie diese Erfahrung von im Mutterleib geborgen sein sehr genau beschreiben können und das sie also tatsächlich da sind, aber in dem Moment auch noch wissen, dass sie durchaus demnächst geboren werden, das sie frühere Leben hatten und sie sich bemühen, jetzt mit dieser Mutter Kontakt aufzunehmen. Sie hatten ja vorher schon so viele andere Mütter. Vielleicht auch mit dem Vater, vielleicht mit den Geschwistern, mit dem Zuhause, und wenn die Frau Yoga übt, noch mehr, wenn die Frau, wenn Mutter und Vater zusammen Yoga üben – dass sie das als besonders hilfreich empfinden.

 

Was auch hilfreich ist: In Indien zum Beispiel wird Frauen geraten, wenn sie schwanger sind in Ashrams zu gehen, in Tempel zu gehen, auf Pilgerreise zu gehen -- natürlich auf sanfte Weise, wie es für die Frau angenehm ist – und so ist es gut Frauen in der Schwangerschaft zu ermutigen auch mal in den Ashram zu gehen, mal in den Satsang zu gehen, häufiger auch in spirituelle Gemeinschaft zu gehen – es hilft der Schwangerschaft, es hilft der Frau, es hilft dem Kind anzukommen und sich entspannen zu können.

 

Mit diesen Tipps und Anregungen möchte ich dann schließen und ich will dir vielleicht einfach nur sagen: Ich will dich ermutigen auch Schwangere zu unterrichten. Wenn mal eine Schwangere im Kurs ist, keine Angst. Mit den Tipps, die ich dir genannt habe und die du auch auf unseren Internetseiten findest, in unserem Yoga Vidya Yogalehrerhandbuch findest, im Yoga Vidya Hatha Yogabuch findest, kannst du Schwangere auch im normalen Anfängerkurs unterrichten. Wenn du einen echten Schwangeren-Yogakurs unterrichten willst, dann empfehle ich dir aber – also in einem mehrwöchigen Kurs – dann empfehle ich dir auch die Schwangeren-Yoga-Weiterbildung oder die Schwangeren-Yoga-Übungsleiter-Ausbildung bei Yoga Vidya mitzumachen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS375 Meditation im Yoga Unterricht

Bist du Yogalehrer, Yogalehrerin?  Würdest du gerne deine Teilnehmende in die Meditation führen, auch im Hatha Yoga Unterricht, hast aber vielleicht etwas bedenken, ob das angemessen ist? Ja, dann möchte ich dir dazu ein paar Tipps geben. Ich will dir auch sagen, welche Meditationstechniken im Hatha Yoga vielleicht besonders geeignet sind.

 

Zunächst einmal, ich möchte dich ermutigen Meditationen in den Hatha Yoga Unterricht einzufügen. Du brauchst dort keine Hemmungen zu machen. Manche Menschen machen die Schwelle zwischen Asana, Pranayama, Tiefenentspannung und etwas mehr spirituellen Teilen wie Meditation, Mantras singen und Philosophie etwas zu groß. Eigentlich kann das eine in das andere übergehen. Wenn du Teilnehmende in den Asanas länger verweilen lässt und dabei im Hier und Jetzt bist, dann ist das an sich schon Meditation. Und Tiefenentspannung ist auch eine Art Meditation. Die Anfangsentspannung ist es manchmal. Es ist eine Art liegende Meditation. Und wenn du Teilnehmende am Ende einer Asana vielleicht einen Moment im Sitzen lässt, dann entsteht dort ein meditativer Gemütszustand von selbst. Und Menschen sind auch durchaus offen für Meditation.

 

Es kommt eigentlich jede Woche eine neue Studie heraus die zeigt, das Meditation gut ist. Meditation wird heutzutage von vielen Psychologen, Psychotherapeuten, Medizinern sehr geschätzt und es ist nicht mehr etwas, was etwas Eigenartiges, was nur komische Menschen machen. Und gerade durch Hatha Yoga kannst du auch die Schwelle zur Spiritualität niedrig setzen. Und ich habe früher als ich viele Hatha Yoga Stunden, gerade in Yogazentren unterrichtet habe sehr gerne Meditation in die Yogastunde integriert.

 

An welcher Stelle kann man Meditation integrieren und wie lange kann sie dauern? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Meditation in den Yogaunterricht zu integrieren. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel nach den Anfangsmantras, zum Beispiel dreimal Om und Mantra und dann 1,2 oder 3 Minuten einfach in die Stille gehen. Es beginnt also mit der Anfangsentspannung, Aufsetzen, dreimal Om, Mantra und dann kommt sofort eine schöne Ruhe und in dieser Stille können die Teilnehmenden einfach 1,2,3 Minuten verharren und prompt ist da ein meditativer Gemütszustand. Wenn du willst, kannst du sie ja auch dazu ermutigen beim Om sich auf das dritte Auge zu konzentrieren und dann vielleicht das Om 3 oder 5, 7 oder 9mal wiederholen lassen und dann danach das Om geistig wiederholen oder das Pulsieren in der Stirn zu spüren. Oder beim Om konzentrieren auf das Herzchakra und danach einfach das Herzchakra spüren. Also 1,2,3 Minuten Kurzmeditation am Anfang kann schon schön sein.

 

Nächste Möglichkeit ist, nach Kapalabhati. Kapalabhati heißt ja scheinender Schädel, strahlender Kopf. Am Ende vom Kapalabhati können Teilnehmende so eine wunderbare Weite und Leichtigkeit spüren und viele wollen einfach weiter ruhig sitzen bleiben und manchmal bedauern sie es, wenn dann danach die Wechselatmung gleich kommt. Wenn du irgendwann mal das Gefühl hast, das die Teilnehmenden beim Luft anhalten in der dritten Runde tiefe Erfahrungen haben, dann lass sie doch einfach ein paar Minuten ruhig sitzen.

Mir ist es schon so gegangen, dass ich nach Kapalabhati 5–10 Minuten Meditation angeleitet habe, beziehungsweise eigentlich nicht angeleitet habe, sondern die Teilnehmenden in der Meditation gelassen habe und dann die Wechselatmung weggelassen habe. Normalerweise habe ich immer Kapalabhati, Wechselatmung unterrichtet, aber manchmal, wenn Teilnehmende schon in meditativen Gemütszustand sind, dann freut man sich einfach.

 

Weitere Möglichkeit ist auch nach der Wechselatmung kurz in die Stille zugehen oder vielleicht 2,3,4,5mal tief durchatmen lassen und dann in die Stille gehen lassen. Natürlich nach Kapalabhati und Wechselatmung gibt es eine kleine Schwierigkeit, da sind ja schon 20 Minuten vergangen typischerweise, viele können dann nicht mehr ruhig sitzen und so ist nach der Wechselatmung manchmal schwierig länger als 1 Minute sitzen zu bleiben, aber 1 Minute geht.

Gut danach kommt natürlich Sonnengruß und dann folgen die verschiedenen Asanas und es gibt noch zwei Momente, wo die Meditation auch schön möglich ist. Zum Beispiel nach einem längeren Verharren in der Vorwärtsbeuge. Danach langsam Aufsetzen. Vielleicht einfach nur so leicht Brustkorb wölben lassen, also nicht die volle schiefe Ebene und dann entweder in den Langsitz mit gestreckten Beinen oder Kniehaltung oder kreuzbeinige Sitzhaltung und dann 2,3,4 Minuten verharren lassen und Meditation entstehen lassen. Ich hatte es auch schon gehabt, dass dann die Teilnehmenden so in die Meditation gefallen sind, keiner wollte sich bewegen, dass sie dann 20 Minuten ruhig waren. Ja es braucht noch die Rückbeuge, die kürzt man dann eben ab und ja es wäre noch gut einen Drehsitz zu haben, den kann man ja auch nochmal verkürzen.

 

Und die Tiefenentspannung kann man auch noch machen. Die kann ja dann auch kürzer sein. Und normalerweise macht man eben nicht die 20minütige Meditation nach der Vorwärtsbeuge, aber wenn sie mal entsteht, lass sie doch entstehen. Lass dich führen. Teilnehmende werden dir dankbar sein. Also normalerweise nach der Vorwärtsbeuge geht man gleich in die schiefe Ebene oder verharrt eine Minute im Langsitz bei gestreckten Beinen, Hände hinter dem Gesäß auf dem Boden oder Hände auf den Oberschenkeln je nachdem wie flexibel jemand ist. Schon das ist meditativ. Aber du könntest auch 1,2,3 Minuten kreuzbeinig oder kniend die Teilnehmer in die Meditation kommen lassen.

Sehr schön ist die Meditation oft nach dem Drehsitz. Der Drehsitz führt Menschen in einen tiefen Bewusstseinszustand. Und Drehsitz ist ja auch nicht so schwer. Menschen machen den Drehsitz gerne und der Drehsitz aktiviert auch die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule, hilft den Energien nach oben zu kommen, macht den Geist wach und viele merken am Ende des Drehsitzes das dritte Auge oder auch Sahasrara Chakra. Du könntest also nach dem Drehsitz, nach dem Drehen nach jeder Seite 1,2,3 Minuten in der knienden Stellung wie Vajrasana oder auch in einer kreuzbeinigen Stellung sitzen lassen und dabei in die Ruhe gehen. Ich würde dabei jetzt nicht viel ansagen, sondern entweder sagen „Spüre dein 3.Auge.“ oder „Spüre deinen Scheitel.“ oder „Spüre den Raum oberhalb des Kopfes.“ oder eben einfach sagen „Spüre die Stille und spüre die Verbindung mit Allem.“ Nach dem Drehsitz geht Meditation oft ganz von selbst.

 

Die nächste Möglichkeit und das ist auch die beste Möglichkeit um eine längere Meditation anzuleiten, dass ist nach der Tiefenentspannung. Durch Pranayama, Sonnengruß, Asanas sind ja die ganzen Chakras geöffnet, Prana aktiviert, die Nadis geöffnet. Durch die Tiefenentspannung hat sich das Energiefeld geweitet. Eventuell ist eine Müdigkeit durch die längere Konzentration in der Tiefenentspannung abgebaut worden, vielleicht der ein oder andere da sogar eingenickt und jetzt bei nach dem Aufstehen, Aufsetzen vielmehr nach der Tiefenentspannung ist der Geist klar. Und manchmal kannst du die Teilnehmenden einfach bitten, nach dem Aufsetzen einfach in die Stille zu gehen. Oder erst dreimal Om sagen. Und dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, entweder einfach nur sagen „Spüre die Stille.“ oder „Spüre in dein Herz.“ oder „Spüre in der Stirn.“  Oder „Spüre den Raum oberhalb des Kopfes.“ oder „Fühle dich verbunden mit Allem.“ oder „Schicke Gedanken des Wohlwollens in alle Richtungen.“ also eine Form von Maitri Bhava oder „Öffne dich für Licht und stelle dir ein Licht oberhalb des Kopfes vor.“ oder „Wiederhole Om. Einatmen Om. Ausatmen Om.“

 

Oder eine besondere Art der Meditation, eine besonders schöne ist ja auch Trataka, also Tratak. Teilnehmende setzen sich in einen Kreis und du stellst eine Kerze in die Mitte des Raumes auf und dann sollen die Teilnehmer 30 Sekunden in die Kerze schauen danach 30–40 Sekunden in der Stille, in der sie das Nachbild sehen oder die gleiche Flamme sich visualisieren. Das kannst du dreimal wiederholen lassen. Dauert also etwa 5–8 Minuten. Viele machen dort schöne und tiefe Erfahrungen. Und manchmal kannst du sogar die Meditation länger werden lassen. Das ist dann gut, wenn du das vorher ansagst und das die Teilnehmenden auch wissen, dass die Stunde dann um die und die Zeit zu Ende ist. Nicht, dass Menschen dann aufschrecken, ob sie vielleicht ihren Zug verpassen, U-Bahn verpassen, den Babysitter nicht rechtzeitig ablösen können und so weiter. Damit die Meditation am Ende gut verläuft, ist es eben wichtig, dass du trotz längerer Meditation pünktlich abschließt, gerade wenn du außerhalb eines Ashrams dort unterrichtest. In einem Yoga Vidya Ashram leben ja die Menschen auch die Zeit, machen ein Seminar und dort kann eine Yogastunde auch mal länger werden. So hast du manchmal etwas mehr Zeit.

Typischerweise in einer Volkshochschule, Fitnessstudio oder Yogazentrum dauert ja die Yogastunde 1,5 Stunden oder auch nur 60 Minuten und dort wird die Meditation nicht ganz so lange sein können. Aber eventuell willst du ja auch mal einen Workshop machen. Du kannst sagen 3 Stunden Workshop Pranayama, Asana, Yoga Nidra und Meditation. Oder einfach Yoga- und Meditationsworkshop 3 Stunden. Dann hast du auch 20 Minuten Zeit für die Meditation am Ende und auch genügend Zeit für alles andere. Das sind also einige Möglichkeiten für Meditation im Yogaunterricht.

 

Ich hatte jetzt so mehr gesagt, dass es normalerweise gut ist einfachere Meditationen anzusagen, aber du könntest auch andere ansagen. Neben Mantra-Meditation, der einfachen Beobachtungsmeditation gibt es die kombinierte Mantra-Meditation, die Ausdehnungsmeditation, auch eine vereinfachte Form der Eigenschaftsmediation eignet sich, Tratak eignet sich sowieso, aber auch Vedanta-Meditationstechniken, wie die Neti-Neti Meditationstechnik oder Sakshi Bhava oder auch Satchidananda Swarupoham Technik sind Möglichkeiten unter vielen anderen auch.

 

Nutze es, oder gibt den Menschen die Möglichkeit in Meditation zu fallen auch im Hatha Yoga. Und so kannst du viele Menschen, die eigentlich von innen heraus Talent zur Meditation haben oder die Sehnsucht nach innerem Frieden haben es ermöglichen, dass diese Sehnsucht Ausdruck finden kann. Letztlich ist meine feste Überzeugung: Menschen wollen die Erleuchtung, bewusst oder unbewusst und Meditation kann mindestens manches davon erahnen lassen und sie kann der tiefen Sehnsucht der Seele Ausdruck verleihen. Übrigens, wenn du mehr wissen willst wie du auch komplexere Meditationen anleiten kannst oder auch einen Meditationskurs geben kannst, dann schau auf unsere Internetseite. Dort findest du auch alle Informationen über die Meditationskursleiter Ausbildung.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Tipps für Yogalehrende

Willst du in deinen Yogastunden etwas Variation schaffen durch unterschiedliche Entspannungstechniken? Darüber möchte ich heute sprechen. Auch darüber welche Entspannungstechniken vielleicht besonders im Yogaunterricht besonders angemessen sind. Dies ist ein Vortrag aus der Reihe Tipps für Yogalehrende.

 

Bei Yoga Vidya haben wir zunächst mal eine Haupttiefenentspannungstechnik, wir nennen sie auch einfach klassische Yoga Entspannung oder auch kombinierte Yoga Entspannung oder auch Tiefenentspannung. Das Anspannen und Loslassen kann entweder geschehen länger anspannen und plötzlich loslassen oder auch kürzer anspannen und plötzlich loslassen oder wie es in der PMR üblich ist langsam anspannen, dann Anspannung spüren, langsam loslassen, Entspannung spüren.

 

Dann die Affirmationen können sehr detailliert sein und zum Beispiel auch durch die ganzen inneren Organe gehen oder diese Autosuggestionen können etwas gröber sein und zügiger verlaufen. Hier gibt es einiges an Variationen. Dann die Visualisierung kann ganz unterschiedlich sein. Es kann diese ganz einfachen Naturvisualisierungen sein, zum Beispiel sich einen See vorzustellen oder das Meer oder man stellt sich vor, man ist auf einer Palmeninsel, stellt sich den Himmel vor, blauer Himmel und ab und zu mal eine kleine Wolke oder eben auch den Sternenhimmel oder auf einem Berg sich vorstellen und in das Tal hineinblicken.

Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich die Visualisierungen weiter auszubauen, in eine Art Fantasiereise. Wenn diese etwas umfangreicher ist, sodass anspannen, loslassen kürzer, die Autosuggestionen, Entspannung auch kürzer oder du kannst es sogar wegfallen lassen. Dann ist es aber nicht mehr dieses Schema. Aber dann könntest du durchaus verschiedene Visualisierungen bis Fantasiereisen ansagen lassen. Und es gibt natürlich die Fantasiereisen, die einfachen, wo du in den Himmel hineingehst und dich entspannst oder wo du an einen heiligen Ort kommst.

 

Hier kommen wir in die spirituellen Tiefenentspannungstechniken, wo die Fantasiereisen weiter ausgebaut sind. Du kannst deinen Teilnehmenden ansagen, dass sie zu einem heiligen Meister gehen, den sie sich vorstellen können oder einen heiligen Ort, wo sie die göttliche Gegenwart spüren oder du kannst sogar Bhakti Tiefenentspannungen anleiten. Die Leute gehen an das Ufer eines Flusses und dort sind wunderschöne Wiesen und dort ist Krishna mit der Flöte und tänzelnd und da sind heilige Kühe und so weiter. Oder sie gehen auf einen hohen Berg und dort sitzt ein Yogi in vollem Lotus und er hat vier Arme und hat wunderbar friedliche Schlangen um den Hals gewunden und er hebt eine Hand voller Segen, also Fantasiereise zu Shiva.

Und so gibt es ja auch auf den Yoga Vidya Seiten Beispiele für verschiedenste Tiefenentspannungsanleitungen als Video, als Audio und es gibt sie auch als Niederschrift, sodass du dich davon inspirieren lassen kannst. Was immer wichtig ist in unserer Weise wie wir unterrichten, es muss immer auch eine Periode der Stille geben, wo die Teilnehmenden in wirklich tiefe Erfahrungen kommen. Also eine Variation der Tiefenentspannung ist, das du aus der einfachen Visualisierung einer Landschaft eine spirituelle Fantasiereise machst oder eine längere Fantasiereise. Es gibt sogar die therapeutischen Fantasiereisen, wo jemand irgendwo merkt, er geht in die Vergangenheit und kommt an eine wichtige Stelle im Leben und so weiter.

 

Da musst du nur aufpassen, dass du dann nach der Stunde durchaus Zeit hast, weil wenn jemand da in etwas Tiefes hineingeht, braucht er oder sie vielleicht ein paar Tipps, wie er oder sie damit umgeht und was dabei vielleicht geschehen ist. In der psychologischen Yogatherapie sind solche therapeutischen Fantasiereisen durchaus ein sehr hilfreiches, machtvolles und wichtiges Element. Eine weitere Variation wäre auch, diese, man könnte sagen dieses Schema etwas zu verlassen. Du könntest zum Beispiel auch als Tiefenentspannung das autogene Training ansagen lassen. Was ich gerne mache, ist in der Tiefenentspannung durchaus immer Elemente von Anderem einfließen zu lassen. Grundsätzlich kann man ja tief entspannen mittels Worten, Autosuggestion, Affirmation, mittels Bilder, wie zum Beispiel bei der Fantasiereise oder auch mittels anspannen, loslassen oder eben auch durch Reise durch den Körper, wie Bodyscan.

 

Jetzt gibt es manche Menschen, die sprechen besonders gut an auf Autosuggestionen. Aber es gibt auch manche Menschen, denen sagen Autosuggestionen gar nichts. Es gibt manche Menschen die sprechen besonders gut an auf Visualisierungen und es gibt andere, sowie man ihnen irgendwelche Visualisierungen vorschlägt, die nicken sofort ein oder driften weg oder ärgern sich einfach nur, das sie nicht das visualisieren können, was angesagt ist. Und es gibt Menschen, die, wenn sie einfach nur Körper spüren längst an irgendetwas anderes denken. Also es gibt Menschen, die über eine dieser verschiedenen grundsätzlich visuelle, taktile oder auditiven Entspannungstechniken entspannen können und es gibt Menschen, die mit jeder dieser Technik entspannen können. Es gibt solche die nur einen Kanal, also sehen, hören oder fühlen angesprochen wird innerlich sich ausklinken oder nicht entspannen können.

Und so empfehle ich immer, egal welche Tiefenentspannung du anleitest irgendwo ein paar Elemente von allen drei Kanälen zu haben. Also wenn ich zum Beispiel das autogene Training anleite, welches ja eigentlich nur auditiv ist, also mit Autosuggestion arbeitet, fange ich erst mal an mit anspannen und loslassen, dabei den Körper zu spüren und dann als Zweites durchaus die Visualisierung verbinden mit den Autosuggestionen. Und so können auch Menschen die nicht mit Suggestionen alleine zurechtkommen schöne Entspannungserfahrungen machen.

 

Oder eine nächste Möglichkeit wäre die PMR am Ende als Entspannungstechnik machen. Was ja etwas ist, was über den taktilen Kanal geht mit anspannen und loslassen verbunden ist. Und PMR würde ja heißen, dass du das sehr viel langsamer machst. Wenn du nicht genau weißt, wie PMR geht, auf unserem Internetkanal gibt es auch Anleitungen dazu. PMR – Progressive Muskelrelaxation, PME – Progressive Muskelentspannung, oder FME – Fortschreitende Muskelentspannung. Die besteht eben aus den 3 Schritten, erst mal spüren, dann anspannen, spüren wie es sich fühlt anzuspannen, Anspannung halten, das spüren, langsam die Anspannung lösen, das spüren und dann fühlen wie es ist, wenn Muskel entspannt ist.

In der klassischen PME geht es nicht von den Füßen, sondern es geht von den Fingern irgendwo aus. Du könntest aber auch die PME von unten nach oben machen. Ich würde danach empfehlen mit irgendeiner Visualisierung oder eben auch in die Stille zu gehen, um etwas tiefer zu kommen.

 

Dann gibt es eine nächste klassische Entspannungstechnik, die eigentlich aus den Achtsamkeitstechniken und damit der Vedanta Sakshi Bhava und der buddhistischen Vipassana kommt, das ist der sogenannte Bodyscan durch den Körper hindurchgehen. Statt mit Autosuggestion einfach den Körper nur spüren. Es ist auch eine Möglichkeit nach dem Anspannen und Loslassen einfach den Körper spüren ohne Suggestion. Du kannst dabei von unten nach oben gehen oder du kannst vom linken Fuß nach oben gehen und dann den rechten Fuß oder du kannst auch erst beide Beine und dann die Hüften und dann die Arme hoch und dann seitlich zum Kopf und dann vorne hinunter und hinten wieder hoch, etwas was ich manchmal ganz gerne mache, wenn ich Bodyscan als Tiefenentspannung ansage. Und auf Bodyscan kann dann natürlich auch das Hineinfühlen in den Boden und die Ausdehnungsentspannung folgen, die Menschen schöne Erfahrungen machen.

 

Eine weitere schöne Technik für Tiefenentspannung ist die Laya Yoga Entspannung, wo du durch die verschiedenen Körperfelder, Energiefelder die sogenannten Marmas hindurchleitest und in das Körperteil hineinatmen und ausstrahlen lassen. Da gibt es eine ganze Reihe von Menschen die dort wunderbare tiefe Erfahrungen, Ausdehnungserfahrungen machen und zum Schluss dieses unglaubliche Pulsieren haben von Prana und die Verbindung zum kosmischen Energiefeld spüren.

Oder es gibt die Ausdehnungsentspannung ähnlich wie es die Ausdehnungsmeditation gibt in den Boden hineinspüren und nach links und nach rechts, vorne, hinten, unten, oben und dann in alle Richtungen. Oder es gibt Energieentspannungen wo man Aufmerksamkeit lenkt auf bestimmte energetisch aktive Körperzonen und so zum Beispiel kribbeln in den Händen, kribbeln in den Füßen, in den Ohren, in der Stirn erzeugt und dann das Kribbeln im gesamten Körper bis die Teilnehmenden sich als ein pulsierendes Energiefeld erleben, da sich verbindet mit dem kosmischen Energiefeld.

 

Und dann gibt es auch noch Yoga Nidra. In einem weiteren Sinn ist Yoga Nidra eigentlich nichts anderes als Tiefenentspannung. Yoga Nidra, den Ausdruck gibt es schon in uralten Schriften. Es gibt zum Beispiel im Devi Mahatmyam den Ausdruck vom Yoga Nidra, wo sich die göttliche Mutter manifestiert hat als Yoga Nidra, als Yogaschlaf von Vishnu und es gibt auch andere Schriften, die als Yoga Nidra bezeichnen auch Meditiationszustände, wo der Geist vollständig zur Ruhe gekommen ist, aber der Mensch vollkommen wach ist und deshalb Yoga Einheit erfährt. Im Hatha Yoga gibt es zwei Ausdrücke für Tiefenentspannung, das eine nennt sich Shavasana, wörtlich Leichenstellung und die zweite ist eben tatsächlich Yoga Nidra und es gibt noch einen dritten Ausdruck, das ist Pratyahara. Letztlich die Tiefenentspannung im Hatha Yoga entspricht dem Pratyahara im Raja Yoga System, im Ashtanga Yoga System also in den 8 Stufen des Yoga.

Jetzt gab es einen Meister namens Swami Satyananda und der hat verschiedene hocheffektive Bewusstseinslenkungstechniken verbunden mit Affirmation, Visualisierung und so weiter und hat diese dann als Yoga Nidra bezeichnet. In der Satyananda Tradition gibt es kürzere Tiefenentspannungen und es gibt längere Yoga Nidra Variationen. Und angelehnt an Swami Satyananda gibt es eine ganze Reihe von anderen Yogameistern, die eigene Yoga Nidra Techniken entwickelt haben. In diesem Sinne kannst du auch Yoga Nidra am Ende der Yogastunde unterrichten, selbst wenn du es dann etwas verkürzt, denn die Satyananda Yoga Nidras können ja sogar bis 90 Minuten dauern, meistens dauern sie 20–45 Minuten. Und in einer normalen Yogastunde hast du ja eher 8–12 Minuten für die Tiefenentspannung. Du kannst aber mal auch die Tiefenentspannung auf 20 Minuten ausbauen. Oder du kannst auch mal eine längere Yogastunde geben, vielleicht auch als Workshop, 3 Stunden Workshop, wo vielleicht auch eine längere Yoga Nidra am Ende ist.

 

Nur es gibt ein kleines Problem damit, wenn du eine intensive Yogastunde machst, die 3 Stunden dauert und du dabei die Teilnehmenden dort immer zu sehr großer Achtsamkeit inspiriert hast, dann braucht der Geist irgendwie nach 2–2,5 Stunden auch eine Periode der Ruhe und die nimmt er sich dann indem er am Ende der Yogastunde in Schlaf hinein sinkt. Also eine längere Entspannung am Ende einer längeren Yogastunde führt oft dazu das Teilnehmende ein nicken oder träumen. Deshalb, wenn ich Yoga Nidra in einer Yogastunde unterrichtet habe, habe ich es meistens etwas verkürzt gemacht und auch mit einer etwas intensiveren Stimme, damit möglichst viele der Teilnehmenden auch diese Tiefenentspannung mitmachen.

 

Vielleicht noch etwas Realistisches. In den meisten Yogastunden wirst du mindestens einige Teilnehmende haben die bei der Tiefenentspannung am Ende der Yogastunde ein nicken. Dort ist es sowieso egal was du ansagst mindestens vom Bewussten her merken es die Teilnehmenden nicht. Aber das macht auch nichts, dann wird es eben zu einem Powernickerchen und die Energiearbeit besteht ja weiter, das Prana, das aktiviert wurde durch Pranayama und Asanas und letztlich auch die Bewusstseinsprozesse, die durch die Yogaübungen entstanden sind, all die gehen weiter in der Tiefenentspannung, und zwar unabhängig davon ob die Teilnehmenden dabei ein nicken oder nicht.

 Ja ich weiß es gibt Yogalehrende die sagen, das man unbedingt verhindern soll, dass die Teilnehmenden ein nicken am Ende und vielleicht sogar die Tiefenentspannung oder Yoga Nidra immer wieder unterbrechen und sagen „Schlaf nicht ein! Sei wach!“ Manchmal ist das der Moment wo die Eingeschlafenen mal wieder ein paar Sekunden aufwachen. Ich selbst würde das jetzt nicht machen, das bringt nur Menschen irgendwo dazu sich schlecht zu fühlen, weil sie wieder eingenickt sind. Ich nehme es durchaus in Kauf, wenn der Eine oder Andere ein nickt, es ist jetzt nicht so erheblich.

Dabei bemühe ich mich bei Tiefenentspannung besonders klar zu sein und eben nicht zu einschläfernd oder meditativ zu sprechen. Und natürlich man sieht es als erfahrener Yogalehrer, Yogalehrerin auch wer in der Yogagruppe vielleicht weggenickt ist. Und das kannst du liebevoll zur Kenntnis nehmen und demjenigen auch Energie schicken. Denn ich meine, die Tiefenentspannung wirkt auf einer unterbewussten Ebene selbst dann, wenn der Mensch es bewusst nicht mitbekommt. Tiefenentspannung in einer Yogagruppe in der heiligen Atmosphäre einer Yogastunde vielleicht sogar eines Yogacenters oder Yoga Ashrams hat eine eigenständige tiefe Bedeutung und besondere Wirkung.

 

Soweit einige Tipps für Yogalehrende über Tiefenentspannungstechniken und Yoga Nidra im Yogaunterricht, auch Variationen. Vielleicht möchte ich noch dazu sagen, ich kenne auch einige sehr gute Yogalehrende, die die Tiefenentspannung nie abwechseln, exakt die gleichen Worte in jeder Stunde. Und das hat sogar auch einen Vorteil, ich weiß, dass diejenigen die von diesem Yogalehrer, dieser Yogalehrerin dort Yogastunden mitmachen, die wissen genau welche Worte sie für sich selbst gebrauchen, um sich zu entspannen. Durch Wiederholung wird eine Technik besonders tief und fällt leicht. Darum mache ich es ja auch gerne, dass ich in einem Anfängerkurs die ersten fünf Yogastunden es keine Variation in der Tiefenentspannung gibt, damit die Teilnehmenden in diesen 5 Stunden eben lernen mit einer konkreten Technik wirklich tief zu gehen. Ich selbst mag es dann aber durchaus dann später Variationen zu unterrichten und habe ja auch diese umfangreiche Bandbreite von Tiefenentspannungstechniken bei Yoga Vidya entwickelt, gesammelt und gelehrt.

 

Und inzwischen findest du sogar mehrere 100 Anleitungen zur Tiefenentspannung auf Video und auf Audio auf unseren Internetseiten. Auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de kannst du zum Beispiel in das Suchfeld eingeben „Tiefenentspannung Anleitung“ und dann findest du viele Anleitungen zur Tiefenentspannung als Audio und Video. Es gibt bei Yoga Vidya auch spezielle Ausbildungen, wenn du nur die Tiefenentspannung anleiten willst und diese sind auch gut, wenn du als Yogalehrender, Yogalehrende mehr Wissen bekommen willst, wie du deine Tiefenentspannungstechniken, die du unterrichtest oder selbst praktizierst weiter ausbauen kannst. So gibt es die Entspannungskursleiterausbildung, Autogenes Training Ausbildung, es gibt die Fantasiereisen Ausbildung und vermutlich demnächst auch die Bodyscan Kursleiter Ausbildung.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Welche Atemübungen kannst du als Yogalehrender, als Yogalehrende in die Yogastunden integrieren? Was gilt es zu beachten bei Anfänger, bei Mittelstufe, bei Fortgeschrittene? Darüber möchte ich heute sprechen. Dies ist wieder ein Vortrag, also keine Pranayama-Anleitung. Und es ist Teil der Reihe Tipps für Yogalehrende.

Im Yoga Vidya Stil spielt Pranayama eine besondere Rolle. Pranayama sind Atemübungen. Und Atemübungen machen wir im Stehen oder im Sitzen. Ich spreche jetzt nicht von der Atmung in den Asanas selbst, da gibt es auch wieder viele Möglichkeiten und vielleicht erwähne ich das am Ende auch noch, sondern bei Yoga Vidya macht man typischerweise das Pranayama ziemlich am Anfang der Yogastunde.

 

Du fängst natürlich an mit der Anfangsentspannung, dann Aufsetzen, Om und Mantra und dann folgen die Atemübungen. Anfänger können da zum Beispiel stehende Atemübungen machen, wie Aufladeübungen uddiyana bandha, agni sara, gorilla. Das machen wir nicht unbedingt in der ersten, zweiten, dritten Stunde. Wir haben ja einen mehrwöchigen Kurs und du findest ja auch den 10-wöchigen Hatha  Yoga Kurs für Anfänger als Video- und Audioreihe im Internet und auf unseren Internetseiten. Und ich hatte ja auch schon in einem Vortrag dieser Yoga Vidya Schulungsreihe, in einigen Vorträgen die verschiedenen Stunden dieses Anfängerkurses erläutert. Aber es gibt ja Menschen, die in die offene Yoga Anfänger Stunde gehen und manche machen es sogar über viele Jahre und dann gibt es diese gemischten Gruppen, wo Anfänger einen großen Anteil ausmachen. Dort kannst du also in die Yogastunden stehende Atemübungen integrieren, ich erwähne sie nochmal, also stehende Aufladeübungen gibt es bei Yoga Vidya einige, du kannst die uddiyana bandha, agni sara und gorilla üben lassen. Und du kannst zum Beispiel auch Kavacham Energiefeldübungen machen lassen. Und dann gibt es auch noch verschiedene Formen von gehendem Pranayama, wozu es auch einige Videos gibt.

 

Dann ab der Mittelstufe sind ja die Grundatemübungen Kapalabhati und Wechselatmung, wobei man bei fortgeschrittenen Anfängern auch schon Kapalabhati und Wechselatmung üben kann. Wenn die Teilnehmenden diese Übungen kennen, gibt es auch Variationen.

Du kannst Kapalabhati langsamer oder schneller machen. Es gibt zum Beispiel sehr schnelles Kapalabhati, es gibt schnelles, mittleres und langsames. Es gibt sanftes Kapalabhati, wo man nur wenig Luft ein- und ausatmet, es gibt mittelstarkes und es gibt starkes Kapalabhati, intensives. Und all das kannst du miteinander mischen. Bei Fortgeschrittenen kannst du darüber hinaus auch noch mula bandha verbinden, beim Ausatmen mula bandha oder beim Einatmen. Du könntest auch vorderes, mittleres und hinteres mula bandha ins Kapalabhati integrieren. Du kannst vor dem Anhalten zweimal ein- und ausatmen lassen, einmal ein- und ausatmen lassen bevor du einatmen lässt oder du kannst nach dem schnellen Kapalabhati gleich einatmen lassen und die Luft anhalten.

Während dem Anhalten kannst du mula bandha integrieren lassen, ashwini mudra, kleines shvashura mudra. Vor dem Anhalten, bei gefüllten Lungen kannst du auch uddiyana bandha und agni sara üben lassen oder du kannst auch bahir kumbhaka üben lassen, also mit leeren Lungen die Luft länger anhalten. Es gibt darüber hinaus auch noch wechselseitiges Kapalabhati. Du siehst es gibt einige Möglichkeiten, wie du Kapalabhati variieren kannst.

 

Genauso kannst du auch anuloma viloma, die Wechselatmung variieren. Du kannst beim Einatmen mula bandha üben lassen, beim Anhalten mula bandha oder ashwini mudra oder vajroli mudra. Das ist jetzt natürlich bei Fortgeschritteneren. Du kannst nach dem Ausatmen auch uddiyhana bandha und agni sara üben lassen und dabei eben bahir kumbhaka üben lassen, Atem anhalten mit leeren Lungen.

Anfänger werden sicherlich einfach nur Wechselatmung üben im Rhythmus 4/4/8 irgendwann zu 4/8/8, Mittelstufe wird langsam zu 4/12/8 übergehen und irgendwann zu 4/16/8. Und wenn die Teilnehmenden fortgeschrittener werden kann es auch 5/20/10, 6/24/12 üben. Zugegebener Maßen ist selten, dass in Yogastunden auch 8/32/16 oder gar 10/40/20 vorkommen. Aber du kannst schauen, ob du vielleicht doch eine Gruppe hast. Und erst ab 5/20/10 kannst du das mit diesen mudras probieren, also vajroli mudra und ashwini mudra und so weiter.

 

Dann gibt es die sogenannten mahakumbhakas, die du auch in den Yogaunterricht in ihrer einfachen Variation integrieren kannst. Es gibt ja auch den Pranayama Mittelstufenkurs, wo ich die verschiedenen Pranayama Variationen systematisch anleite, die auch in den normalen Yogaunterricht integriert werden können. Du kannst zum Beispiel den ujjayi Atem, den sanft hörbaren Kehllaut integrieren in die Wechselatmung oder nach ein paar Runden Wechselatmung ein paar Runden sanftes ujjayi machen, allerdings ohne jalandhara bandha. Du kannst nach der Wechselatmung surya bheda üben lassen, rechts einatmen, anhalten, links ausatmen um eine wärmende und sonnen verstärkende Wirkung erfahrbar werden zu lassen. Oder du kannst chandra bheda üben lassen, auch chandra bhedana genannt, links einatmen, anhalten, rechts ausatmen. Du kannst bhramari üben lassen, das geht sogar separat vom sonstigen Pranayama, auch zum Ende der Yogastunde um dort die Meditation einzuleiten oder nach Kapalabhati und ein paar Runden Wechselatmung. Wenn du dieses das erste Mal anleitest, dann wird bhramari immer zu großer Heiterkeit führen, weil Menschen anfangen zu lachen. Eventuell willst du es vermeiden, dann machst du es eher am Ende oder du sagst einfach, es ist auch etwas Schönes, dass Menschen loslassen.

So hast du also ujjayi, surya bheda, Gegenstück chandra bheda und dann folgt als drittes bhramari. Dann gibt es noch sitali, sitkari. Gerade an warmen Tagen kannst du diese integrieren. Oder auch, dann gibt es noch murccha, das heißt sehr langsam ausatmen lassen oder plavini, bei gefüllten Lungen wenig ein- und auszuatmen. Auch diese Übungen sind in den Yogaunterricht bei Mittelstufe und Fortgeschrittene zu integrieren. Entweder am Anfang nach Kapalabhati, Wechselatmung oder murccha und plavini eignen sich auch nach der Tiefenentspannung als Übung, die nachher in die Meditation führt. Dann gibt es auch noch bhastrika in sanfter Variation nach Kapalabhati und Wechselatmung, festes ein- und ausatmen mit dem Bauch nachher die Lungen zu 80–85 % füllen, dann die Luft anhalten mit mula und uddiyana bhanda, laghu jalandhara üben, also Kopf nur ganz leicht senken und Kehlverschluss üben, also jihva bandha. Und Menschen machen dort oft eine sehr intensive Erfahrung. Also diese Form von bhastrika kannst du auch in die Mittelstufe integrieren.

Es gibt ein paar Pranayamas, die in der normalen Mittelstufe nichts zu suchen haben. Dazu gehört maha bandha, einschließlich jalandhara bandha, dazu gehören die samanu Konzentrationen mit den bija’s und dazu gehört auch volles bhastrika oder auch fortgeschrittene Formen von ujjayi, surya bheda, die verbunden sind mit vollständig eingeatmeten Lungen und eben maha bandha. Aber die Vorstufen sind auch im Mittelstufenunterricht einsetzbar und können Menschen zu tiefen Erfahrungen führen.

 

Wenn du weißt, das die Teilnehmenden jeden Tag 20 Minuten meditieren, jeden Tag Asanas üben, jeden Tag Pranayama üben und eine vegetarische Ernährung befolgen und kein Fleisch, Fisch, Alkohol zu sich nehmen, keine Drogen und keine Zigaretten zu sich nehmen, beziehungsweise rauchen, dann kannst du auch im fortgeschrittenen Yogaunterricht die drei bandhas integrieren oder auch maha bandha bei ujjayi und surya bheda und auch volles bhastrika. Manchmal, wenn du weißt, das in der Yogastunde auch Fortgeschrittene sind, die eine sattvige Lebensweise haben, vielleicht mal bei Yoga Vidya eine Yogalehrerausbildung mitgemacht haben oder auch Kundalini Yoga Seminare oder Intensiv-Wochen, dann kannst du auch in einer Mittelstufe durchaus sagen, wer die drei bandhas kennt, kann die drei bandhas auch üben. Also auch das ist möglich. Gerade wenn du den einen oder anderen in der Yogastunde hast, von denen du weißt, das sie auch intensiv Pranayama üben und das bei Yoga Vidya schon gelernt haben.

 

Ja, das waren einige Informationen über Pranayama Variationen im Yogaunterricht. Wenn du mehr von diesen Variationen kennenlernen willst, dann findest du in unseren Internetseiten verschiedene Pranayama Kurse. Es gibt zum einen Atemkurs für Anfänger, dort lernst du auch als Yogalehrende, welche Übungen, Atemübungen es gibt für Anfänger. Und da gibt es mehr als wir bei Yoga Vidya im 10wöchigen Hatha Yoga Anfängerkurs anbieten. In dem Atemkurs für Anfänger kriegst du noch sehr viel mehr. Dann gibt es Pranayama Mittelstufe. Das ist auch ein mehrwöchiger Kurs und dort lernst du eben auch Pranayama Variationen von Kapalabhati, Wechselatmung.

Du wirst angeleitet in die 8 mahakumbhakas. Du lernst verschiedene kleinere, mittlere und größere mudras zu integrieren in den Yogaunterricht und du lernst auch besondere weitere Atemübungen anzuleiten, insbesondere auch die 8 mahakumbhakas in einfacher Variation. Und dann gibt es noch den mehrwöchigen Kurs fortgeschrittenes Pranayama und Kundalini Yoga, was dich zunächst einmal inspirieren kann selbst intensiv zu üben. Wenn du das alles anleiten willst, gibt es bei Yoga Vidya in den Yoga Vidya Ashrams auch die Atemkursleiterausbildung. Dort lernst du eben verschiedene Atemübungen für Anfänger und sanfte Mittelstufe anleiten. Es gibt die Pranayama Mittelstufe Weiterbildung, nennt sich einfach Pranayama Weiterbildung für Yogalehrende und dann gibt es noch unterrichten von Fortgeschrittenen Pranayama und Kundalini Yoga als Yogalehrer Weiterbildung, wo du lernen kannst auch fortgeschrittenes Pranayama und Kundalini Yoga Techniken zu lehren.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 
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Tipps für Yogalehrerinnen und Yogalehrer

Was ist das Besondere, wie mein Lehrer Hatha Yoga unterrichtet hat? Was hat das mit Karma Yoga und mit der Bhagavad Gita zu tun? Und wie kannst du selbst in besonderem Maße Karma Yoga Prinzipien in den Yogaunterricht integrieren?

Dieser Vortrag ist aus der Reihe Tipps zum Yoga unterrichten für Yogalehrende. Karma Yoga. Karma Yoga, einer der großen Yogawege. Es hat verschiedene Aspekte. Karma Yoga ist zum einen der des uneigennützigen Dienens. Und natürlich meine ich, wenn du Yoga unterrichtest, solltest du es aus uneigennützigem Dienen heraus tun. Unterrichte mit Hingabe. Unterrichte selbst als Instrument. Fühle dich als Instrument in den Händen des Göttlichen. Mache den Yogaunterricht als Dienst an Menschheit, an Guru, an Gott, Göttinnen, dem Göttlichen. Das ist ein Aspekt von Karma Yoga.

 

Ein zweiter Aspekt von Karma Yoga ist natürlich auch aus allen Situationen das Beste zu machen. Das heißt, wenn du unterrichtest, gehe mal davon aus, was auch immer geschieht, genau die Herausforderung ist, die du brauchst. Wenn du also Yoga unterrichtest und du hörst jetzt plötzlich das nebendran zwei Zimmer weiter oder im Zimmer nebenan mit dem Schlagbohrer gebohrt wird oder das gerade die Straße repariert wird, nimm das als Herausforderung an und schimpfe nicht, sondern versuche die Teilnehmenden besonders konzentriert zu machen.

 

Und wenn du dich vorbereitet hast auf eine fortgeschrittene Stunde, und nachher kommen nur Anfänger in die Stunde, nimm das als Herausforderung dich daran anzupassen. Und wenn nach einer Stunde du Kritik erntest oder irgendwelche Dinge passieren, dann nimm das als Herausforderung. Wenn du über alle Maßen gelobt wirst, ist das manchmal für Yogalehrende die schwierigste Herausforderung, einfach nur Danke zu sagen und innerlich das Lob weiter zu geben an das Göttliche. Aber es gibt noch weitere Weisen, wie du Karma Yoga Prinzipien in der Yogastunde leben kannst und letztlich weitergeben kannst, denn nicht nur du bist der Karma Yogi bei der Yogastunde, sondern du kannst deinen Teilnehmenden Karma Yoga Prinzipien vermitteln.

 

Aber es ist nicht bei allen Körperübungen selbstverständlich, zum Beispiel beim Sport ist es anders und es ist auch nicht bei allen Yoga Richtungen identisch. Wenn Menschen Sport machen, dann geht es ihnen oft darum, besser zu sein als andere. Sie setzen sich Ziele, Ziele wie viel sie abnehmen wollen, setzen sich Ziele wie schnell sie laufen wollen, bis wann sie den Marathon machen können, besser sein als andere und so weiter. Letztlich gerade der Leistungssport läuft ja darauf hinaus, dass alle sich miteinander vergleichen. Und im Yoga machen wir genau das nicht. Ja, wir können uns bemühen, den Kopfstand zu lernen oder den Handstand oder den Pfau oder in der Vorwärtsbeuge den Bauch auf die Oberschenkel zu bringen. Aber das heißt nicht, dass wir das in dieser Yogastunde erwarten. Und es heißt auch nicht, dass wir, wenn wir es nicht erreichen, unglücklich sind. Und insbesondere heißt es nicht, dass wir schauen, ob das es andere hinkriegen und wir nicht. Sich bemühen, aber dann loslassen. Letztlich die richtigen Muskeln anspannen, alles andere entspannen, das ist das, was Karma Yoga Prinzipien im Hatha Yoga ausmacht. Und das ist tatsächlich nicht in allen Yoga Richtungen so.

 

Es gibt Yoga Richtungen da werden bewusst Spiegel in das ganze Yogastudio aufgestellt und dann sehen alle Menschen wie gut sie sind im Vergleich zu Anderen. Theoretisch sind die Spiegel, dass man nur anschaut, wie man selbst ist und ob man noch etwas gerader machen kann, ob man seine Stellung anpassen muss. Aber die meisten werden dazu verleitet zu schauen, wie sie aussehen im Vergleich zu Anderen. Und prompt ist da nicht mehr diese Karma Yoga Einstellung. Und dann manche freuen sich, weil sie besser sind als andere, bessere Fortschritte machen und manche sind enttäuscht, weil es so viele gibt, die besser sind. Dann kommen die Menschen das nächst mal in die Yogastunde und überlegen „Bin ich diesmal gut genug?“ und manche kommen gar nicht mehr in die Yogastunde, weil sie nicht schlechter sein wollen als andere und sagen „Da gehe ich lieber nicht hin.“

 

Karma Yoga in der Yogastunde heißt auch, auch wenn man an einem Tag nicht so körperlich gut in Form ist, die Tiefe der Erfahrung kann trotzdem da sein. Und wer beim Kapalabhati beim Anhalten die Luft nur halb so lange anhalten kann wie andere, kann vielleicht sogar besonders tiefe Erfahrungen machen. Es kommt nicht darauf an, besser zu sein als andere, es kommt nicht darauf an, heute besser zu sein als gestern, es kommt darauf an, das was du machst in der Yogastunde bewusst zu machen, konzentriert zu machen, alles andere zu vergessen, alles andere loszulassen und dann Zufriedenheit spüren. Und dann kommt die Erfahrung von tiefer Ruhe, von tiefem Gleichmut und letztlich göttlicher Inspiration. Es sind die Karma Yoga Prinzipien in einer Yogastunde, die in der Yogastunde tiefe spirituelle Erfahrungen ermöglichen. Selbst, wenn du kein Sanskrit-Ausdruck verwendest und nicht über Spiritualität sprichst.

 

Karma Yoga Prinzipien heißt ja nicht, dass du jetzt erst mal das Konzept von Karma Yoga erläutern musst und zum Beispiel das vierte Kapitel der Bhagavad Gita erst mal interpretieren musst. Sondern es heißt, deine Teilnehmenden dazu veranlassen voll in der Yogastunde zu sein, alles andere zu vergessen, das was zu tun ist wirklich gutzumachen, dabei die Augen geschlossen zu halten, nicht vergleichen mit Anderen, loslassen und dann die Erfahrung dabei genießen.

Manchmal ist es etwas schwierig, sollte man Teilnehmende loben in der Yogastunde, oder nicht? Mein Lehrer hat äußerst selten jemanden gelobt in der Yogastunde. Und er hat eigentlich nie gesagt, dass jemand nicht gut wäre. Indem er Menschen eben nicht gesagt hat „Toll wie du in der Vorwärtsbeuge bist“, nicht gesagt hat wie toll die Fortschritte in der Kobra sind, hat er eben nicht den Menschen dazu gebracht zu schauen, ja ich will das nächste Mal vom Yogalehrer wieder gelobt werden. Deshalb werde ich mich jetzt mehr anstrengen. Es ist letztlich das Verlassen des Karma Yoga Prinzips.

Aber manche engen Schüler haben schon auch ermutigende Kommentare gegeben und manchmal hat er es auch gemacht. Menschen freuen sich, wenn sie anerkannt werden. Aber manchmal kann ein paar mal Anerkennung dazu führen, dass die Leute im Yoga Unterricht auf die Anerkennung der Yogalehrerin, des Yogalehrers hoffen und diejenigen, die nicht im Yogaunterricht diese Anerkennung bekommen, die fühlen sich nicht so gut. Deshalb meistens ist es gut, mit Anerkennung sparsam zu sein. Höchstens Menschen, den es nicht so gut geht oder die wirklich eine Ermutigung brauchen, zu ermutigen und Anerkennung zeigen.

Veranlasse deine Teilnehmenden in der Yogastunde bewusst zu sein, los zu sein, Gegenwart zu genießen und dann diese schöne Erfahrung zu machen, die kommt, wenn man ganz im Hier und Jetzt ist. Vom Vedantischen her ist Hier und Jetzt Satchidananda, das Gefühl von Weite und Verbundenheit – sat, gesteigerte Bewusstheit, die von nichts abhängig ist – chid, reine Freude, die unbedingt ist und nichts Äußeres braucht – ananda. Durch Karma Yoga Prinzipien kannst du Teilnehmende in das Hier und Jetzt führen und zu einer Erfahrung der Verbundenheit, der Bewusstheit, der reinen Freude.

 

Wenn du noch nicht bei Yoga Vidya warst oder eine Weile nicht mehr warst, möchte ich dich ermutigen mal in einen Yoga Vidya Ashram zu kommen oder ein Yoga Vidya Zentrum und mal zu spüren, wie es ist, solche Yogastunden in einer entspannten, bewussten Atmosphäre, geprägt vom Karma Yoga zu üben. Es hat schon eine Besonderheit im Karma Yoga zu üben oder auch zu unterrichten. Und wenn du noch kein Yogalehrer bist und eigentlich nur neugierig bist, was so Interna von Yoga Unterrichtenden untereinander sind, ja dann herzlichen Glückwunsch, dass du immer noch dabei bist. Vielleicht magst du ja mal an einer Yogalehrerausbildung teilnehmen. Alle Informationen auf www.yoga-vidya.de

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS372 Vedanta im Yoga Unterricht

Tipps für Yogalehrende

Ein Vortrag darüber, wie du Vedanta in den Yogaunterricht integrieren kannst. Vedanta ist die Philosophie des Absoluten. Vedanta sagt, deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Vedanta kommt aus der Verwirklichung heraus – du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, Zeit und Raum sind nur Kreaturen des Geistes. Und diese Vedanta Prinzipien kannst du in den Yoga Unterricht integrieren, sogar, ohne Vedanta Fachterminologie zu verwenden. Es gibt die zwei Möglichkeiten:

Du könntest entweder, vielleicht zu Anfang der Yogastunde, kurz ein paar Vedanta Begriffe einführen und danach diese erfahrbar machen im Yogaunterricht, oder du könntest die vedantischen Prinzipien einfach in den Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung erfahrbar machen.

Was gibt es da zum Beispiel für Möglichkeiten? Eine Möglichkeit ist ja grundsätzlich das Konzept der Achtsamkeit auf buddhistisch Vipassana, im Sanskrit Sakshi Bhav. Das heißt Beobachten. Der Übende, die Übende kann von Anfang bis Ende oder auch nur für bestimmte Teile der Yogastunde einfach beobachten.

Am Leichtesten geht das zum Beispiel, wenn jemand in einer Asana ist, zum Beispiel der Vorwärtsbeuge. Man wird natürlich zu Anfang Einnehmen der Stellung, darauf achten, dass die Stellung so ist, dass der/ die Teilnehmende sich nicht verletzt, dann das der Atem tief ist, die Stellung bewegungslos machen. Und dann kannst du den Übenden, die Übende dazu veranlassen, den Körper zu spüren, Wahrnehmungen zu spüren und dabei nicht zu reagieren, nicht zu urteilen, analysieren, einfach nur spüren. Vielleicht aber auch den Atem spüren, Prana, die Energien wahrnehmen. Dann auch spüren, welche Gedanken aufkommen oder welche Emotionen, Gefühle.

Und dann die Frage stellen „Wer bin ich?“. Ich bin nicht das Beobachtbare, ich bin der, der beobachtet. Wenn also eine Yogaschülerin spürt, da ist Dehnung im Körper, dadurch kann sie sich bewusst machen, ich bin nicht der Körper, ich kann den Körper beobachten. Wenn sie spürt, da kommt Prana, da gibt es ein schönes Pulsieren in den Händen oder die Wirbelsäule wird heiß oder das dritte Auge pulsiert, dann kann sie auch wieder sich bewusst machen „Ich bin nicht das Pulsieren“, „Ich bin nicht das Prana“, „Ich bin nicht die Hitze in der Wirbelsäule“, „Ich bin die Beobachterin/ der Beobachter.“ Und wenn Gedanken da sind, Wortgedanken, Bildgedanken oder auch Gefühle bewusst werden „All das bin ich nicht.“

Und so bist du beim Vedantakonzept nachdem Sakshi Bhav – Neti, Neti „Nicht dies. Nicht das.“, bei der Fragestellung „Wer bin ich?“ Vichara und dann schließlich Bewusstsein Satchidananda Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Oder eben einfach sagen Sakshi Aham, „Ich bin der Beobachter. Immer gleich, nicht veränderlich.“ Auf diese Weise kannst du also die Achtsamkeit, Frage „Wer bin ich?“, Nichtidentifikation, Bewusstsein wer man ist, alles miteinander verbinden. Und manchmal kann Teilnehmer / Teilnehmerin sich eben auch bewusst machen, Glück ist nicht von Äußeren abhängig. Auch wenn die Rückseite der Beine irgendwo zieht und Schmerzen verursacht, ist es möglich das zu beobachten und sich dann zu spüren, als Ananda, als Freude. Und egal, welche Gedanken da sind, man kann sich davon lösen und sich erfahren als Freude. Und egal wie weit man kommt oder nicht kommt, dieses innere Gefühl des Glückes ist nicht davon abhängig. Das wäre Bewusstheit von Ananda.

Und dann gibt es auch Asanas, die besonders geeignet sind, oder auch Pranayama, Bewusstsein zu erweitern. Sich bewusst machen „Ich bin Sat, unendliches Sein.“ Zum Beispiel bei Kapalabhati geht diese Ausdehnung fast von selbst, spätestens bei der dritten Runde, die Ausdehnung vom Kopf her und dann überall hin. Oder auch im Drehsitz kann die Weite nach vorne, nach oben sein. Oder auch bei den Rückbeugen, wie Anjaneyasana diese Ausdehnung in die Unendlichkeit.

Es gibt die Ausdehnungsentspannung zum Beispiel, die zu einer erfahrbaren Verbindung mit Allem führt. Und so kannst du deine Teilnehmenden dazu inspirieren und letztlich auch ihnen zu ermöglichen, dass sie tatsächlich spüren Bewusstsein zu sein und nicht das, was bewusst gemacht werden kann. Zu spüren, dass sie Freude sind, die nicht abhängig ist von irgendetwas. Oder sie reines Sein sind, nicht begrenzt, weder körperlich noch durch Raum, noch durch Zeit. Und da ist Vedanta erfahrbar.

Ich möchte dich also durchaus ermutigen zum einen selbst während du Yoga übst Vedanta Prinzipien wirklich umzusetzen. Aus deinem Hatha Yoga üben eine wirklich Vedanta Übung zu machen, sodass du diese auch in den Alltag bringen kannst. Und diese Vedanta Prinzipien auch in das Unterrichten zu integrieren. Deine Teilnehmenden werden dir dankbar sein. Sie werden zu tiefen Erfahrungen kommen und sie werden merken, dass sie aus der Tiefe der Seele sie sehr viel mehr wollen als was sie ursprünglich vom Yoga wollten, nämlich Entspannung, mehr Energie, Wohlbefinden und sich irgendwie besser fühlen. Hatha Yoga kann so tief führen.

 

Übrigens es gibt auch vollständige Jnana Yoga Stunden auf unserem Internetkanal zum Beispiel auf mein.yoga-vidya.de kannst du suchen nach in dem Suchfeld „Jnana Yogastunde“ oder „Vedanta Yogastunde“ und so findest du einige Beispiele. Oder mache mal eine Vedanta Yogalehrer Weiterbildung mit und dort wirst du nicht nur lernen in den Ashrams die Schriften und die Konzepte, sondern du wirst auch lernen, wie man Jnana Yoga, Vedanta in den Yoga Unterricht integriert.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Tipps für Yogalehrende

Willst du wissen wie du Yogaphilosophie in den Yogaunterricht hineinbringen kannst, wie du Menschen zu spirituellen Erfahrungen führen kannst? Wie du, wenn Menschen bestimmte philosophische Konzepte nahe bringen willst, dass in die Yogastunde hinein bringen kannst?

Wir wollen beginnen, da es ja schon eine philosophisch, spirituelle Yoga Vortragsreihe ist mit dreimal Om und einem Mantra.

Om. Om. Om.

Menschen sind spirituell interessiert, aber weniger interessiert zu langen Vorträgen zu gehen, oder manchmal auch einfach spirituell philosophische Vortragsreihen zu besuchen. Und hier bietet Hatha Yoga etwas ganz großartiges.

Hatha Yoga führt Menschen zu einer lebendigen Erfahrung. Hatha Yoga führt Menschen dazu, dass die Tiefen der Seele sich melden. Hatha Yoga, insbesondere im Yoga Vidya Stil ist ganz ausgezeichnet, um philosophische Prinzipien in den Yoga Unterricht zu integrieren. Und wenn du Yogalehrender / Yogalehrende bist, dann will ich dich nur ermutigen, das zu integrieren. Glaube nicht, dass Menschen langfristig wirklich so viel machen für die Gesundheit alleine, glaube nicht, dass Menschen so viel machen um mit Stress besser umgehen zu können oder gegen Kopfschmerzen und Rückenschmerzen. Menschen machen das vorübergehend. Aber Menschen haben tiefere Sehnsüchte. Menschen haben tieferes, was sie bewegt. Und das spirituell, philosophische gehört zu dem, was eigentlich die meisten Menschen bewegt, wenn es erfahrbar wird. Und es gibt zwei Weisen, wie du zu philosophischen Yogastunden kommen kannst. Oder wie du dir selbst Themen aussuchen kannst.

 

Es gibt noch die dritte Weise, geh einfach auf unseren Internetkanal und schaue dir alle Yogastunden an, und dabei siehst du viele Yogastunden, die auch philosophische Inhalte haben. Aber ansonsten gibt es zum einen die Möglichkeit, du nimmst dir deinen klassischen Yogatext mit bestimmten Prinzipien und setzt die dann in der Yogastunde um. Eine zweite Möglichkeit ist, du übst zunächst einmal selbst die Yogastunde und überlegst, welche spirituellen Erfahrungen du machen kannst und welche du dort umsetzen kannst. Ich gebe einfach mal ein paar Beispiele.

 

Eine Möglichkeit ist, du möchtest Menschen das Konzept der Achtsamkeit vermitteln. Achtsamkeit ist ein spirituelles, ein philosophisches und ein psychologisches Konzept. Achtsamkeit heißt beobachten, wahrnehmen, nicht beurteilen, nichts ändern und auch nicht reagieren. Wahrnehmung in der Yogastunde könnte zum Beispiel heißen, du sagst zu Anfang der Stunde, heute wird es eine Yogastunde sein, wo wir uns besonders mit Achtsamkeit beschäftigen werden. Du erklärst vielleicht ein paar Minuten lang das Konzept der Achtsamkeit und dann legen sich Menschen hin und beobachten den Körper, machen vielleicht ein Bodyscan. Anschließend während sie zum Beispiel das Kapalabhati üben, beobachten sie, wie es sich anfühlt, wenn der Bauch vor- und zurückgeht. Wie es sich anfühlt, wenn die Luft angehalten wird. Oder sie können dann bei der Wechselatmung die Aufmerksamkeit auf den Fluss der Atmung durch die Nasendurchgänge richten.

Beim Sonnengruß genau spüren wie es sich anfühlt. Aber die Achtsamkeit wird besonders interessant bei den Asanas selbst. In den Asanas, Asanas halten und dann einfach beobachten was kommt. Vielleicht kommt zwischendurch der Wunsch sich zu bewegen. Teilnehmende bleiben einfach in der Stellung. Zwischendurch kommt irgendwo der Wunsch die Stellung zu ändern. Lass die Teilnehmenden die Stellungen halten. Vielleicht kommen bestimmte Schmerzen oder schöne Erfahrungen. Teilnehmende beobachten das und verändern nichts. Und am Ende der Stunde können Teilnehmende dort spüren. Ja, so ist es, einfach beobachten, nicht beurteilen, nicht analysieren, nicht reagieren und einfach annehmen, spüren, bewusst sein.

 

Nächste Möglichkeit ist zum Beispiel Konzept Yamas und Niyamas. Das heißt, du sprichst und setzt diese Prinzipien um in einer Yogastunde. Yamas können zum Beispiel sein, zum Beispiel jetzt bei Patanjali: Ahimsa, Satya, Asteya, Brahmacharya und Aparigraha. Du könntest sagen:

Ahimsa heißt du spürst, wie weit du gehen kannst, ohne dich selbst zu verletzen. Übe das Hatha Yoga ebenso, dass du es machst, ohne dich zu verletzen mit Mitgefühl. Satya heißt: mache die Stellungen korrekt. Versuche nicht zu schummeln, versuche nicht irgendwo fortgeschrittener zu sein als du scheinst. Über die Stellung so, wie sie korrekt ist. Asteya, nicht stehlen, man würde hier sagen: Habe nicht die Augen auf und schaue nicht, was die anderen machen. Brahmacharya, was ja auch Enthaltsamkeit ist, kann heißen: Übe auch das, was nicht nur angenehm ist. Und dann folgt noch Aparigraha, also oft übersetzt als Unbestechlichkeit, aber auch Abwesenheit von dir und deinem Ego, zufrieden sein mit dem, was du jetzt machen kannst.

 

Du musst nicht immer jeder dieser fünf Yamas, in jede Stellung hinein bringen, aber du könntest im Lauf der Yogastunde immer wieder auf die fünf Yamas hinweisen. Oder du kannst eine Yogastunde mit den fünf Niyamas machen, also Saucha, Santosha, Tapas, Swadhyaya, Ishwara Pranidhana. Also Tapas könnte heißen auch das zu üben, was nicht nur angenehm ist. Santosha kann aber heißen, zufrieden zu sein, was du heute machen kannst. Tapas heißt bewusst, intensiv zu üben, Swadhyaya während der Stellung Selbstbeobachtung betreiben. Könnte wieder die Achtsamkeit sein. Letztendlich ist Swadhyaya, Achtsamkeit, ja das was eng zusammenhängt. Nicht umsonst heißt ja auch der buddhistische Ausdruck für Achtsamkeit Vipassana, was Einsicht heißt und so eine ähnliche Bedeutung hat wie Swadhyaya. Und natürlich Ishwara Pranidhana, Hingabe an Gott, auch Loslassen und Entspannung.

 

Oder eine weitere Möglichkeit eines philosophischen Konzeptes aus der Yogaspiritualität sind die fünf Kleshas. Fünf Kleshas: Avidya, Asmita, Raga, Dvesha und Abhinivesha. Du könntest als eine Yogastunde machen, wo es zum Einem darum geht über Asmita hinaus zu gehen. Asmita – Identifikation. Teilnehmende können schauen, „Womit identifiziere ich mich?“, denke ich, ich bin zu dick, zu dünn, zu … Und so weiter. Dann Raga, „Was mag ich?“, Dvesha, „Was mag ich nicht?“. Und im Konzept der Kleshas heißt natürlich manchmal bewusst das zu tun, was man nicht mag und manchmal bewusst auf das verzichten, was man mag. Dann Abhinivesha ist immer Anhaftung, aber auch alle möglichen Emotionen. Du kannst auch Teilnehmende in Asanas hineingehen lassen und dann können sie selbst spüren, wo ist Identifikation, wo verlassen sie die reine Beobachtung, wo tauchen Wünsche auf – Raga, wo kommt irgendwelche Ablehnung auf – Dvesha. Du könntest auch manchmal bewusst Stellung ansagen, die nicht ganz so populär sind, sodass die Teilnehmenden irgendwo merken, ah da ist mein Dvesha. Oder was dann für Abhinivesha kommt, welche Ängste damit verbunden sind.

Und dann gibt es natürlich Avidya die Unwissenheit. Und dann könntest du die Teilnehmenden öfter dazu spüren lassen, dass sie weder der Körper sind noch die Psyche, weder die Wünsche noch die Abneigungen, auch nicht die Ängste. Reines Bewusstsein beobachtet alles.

 

Das sind also einige Möglichkeiten, wie du philosophische Konzepte in den Unterricht hinein bringen kannst. Es gibt natürlich auch noch vom Vedanta her die Frage „Wer bin ich?“, Beobachtung, Nichtidentifikation. Aber das wird ein Thema eines separaten Textes sein, denn Vedanta im Yogaunterricht ist vielleicht die einfachste Weise, Menschen Jnana Yoga, den Yoga des Wissens, nahezubringen.

 

Jetzt kannst du vielleicht selbst überlegen insbesondere, wenn du Yoga selbst unterrichtest, wie kannst du philosophische Konzepte in den Yogaunterricht hinein bringen. Es gibt die Möglichkeit die ganze Yogastunde so zu gestalten. Es gibt aber auch die Möglichkeit einzelne Elemente in mancher Stellung mal hineinzubringen. Selbstbeobachtung oder Konzepte aus Yogasutra oder aus der ganzen Yogaphilosophie oder Frage „Wer bin ich? Wer bin ich nicht?“ und so weiter. All das eignet sich in den Hatha Yogaunterricht zu integrieren, in Entspannung, Pranayama, Asanas, Tiefenentspannung. Letztlich ist Hatha Yoga ja eine Möglichkeit sich bewusst zu machen und der Vorteil ist auch, Menschen machen in jedem Fall etwas Gutes für ihren Körper, sie machen etwas Gutes für ihr Prana, sie machen etwas Gutes für ihre Psyche und dann können sie dort noch philosophische Betrachtungen hineinbringen. Ich möchte dich ermutigen, das zu tun. Ich selbst fand immer philosophische Konzepte, einschließlich auch Bhakti Yoga, Karma Yoga, Jnana Yoga, Raja Yoga in den Yogaunterricht zu bringen war mit das Befriedigendste und hat viele Menschen auf den spirituellen Weg gebracht.

 

Falls du Yogalehrender bist, möchte ich dich auch darauf aufmerksam machen, dass wir einen Berufsverband haben, den Berufsverband der Yoga Vidya Lehrerinnen und Lehrer. Da gibt es auch eigene Internetseiten, wo du Stundenbilder, Tipps zum Unterrichten bekommen kannst. Und es gibt auch eine Geschäftsstelle, wo du auch per Telefon oder E-Mail weitere Hilfen bekommen kannst.

Und natürlich auf www.yoga-vidya.de und noch mehr auf mein.yoga-vidya.de findest du viele Yogastunden. Darunter eine ganze Menge Yogastunden mit philosophischen Inhalten, in denen du selbst zum Yoga angeleitet werden kannst. Und wenn du mal bei Yoga Vidya an einer Yogalehrerweiterbildung, zum Beispiel zum Thema Vedanta, Jnana Yoga, Upanishaden teilnimmst, wirst du es erfahren, wie es ist, Hatha Yoga mit philosophischer Betrachtung zu verbinden.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS370 Klang Yogastunde unterrichten

Tipps für werdende Yogalehrerinnen und Yogalehrer und die es schon sind.

Heute will ich sprechen über Klang Yoga. Klang Yoga bedeutet in die Yogastunde Klanginstrumente zu integrieren. Das sind zum Beispiel Tibetische Klangschalen. Das kann die Sansula sein, Monochord. Dies kann Xylofon sein, kann auch ein Gong und viele andere Instrumente sein. Im Klang Yoga werden heutzutage eben gerade die nicht klassischen Musikinstrumente genommen, auch Didgeridoo ist zum Beispiel ein beliebtes Klanginstrument. Wobei Didgeridoo den Nachteil hat, du kannst nicht gleichzeitig die Yogastunde ansagen und das Instrument spielen. Mit all diesen Klanginstrumenten kannst du eine Art Klangteppich bilden, der den Teilnehmenden hilft tiefe Erfahrungen zu machen. Klang Yoga heißt also, die Yogastunde ansagen und dabei deine Ansagen auf ein Minimum zu reduzieren und die Betonung mehr zu legen auf die Klanginstrumente, die dann auch immer wieder in die Stille führen. Klang Yogastunden sind momentan bei Yoga Vidya nach den Mantra Yogastunden und zusammen mit den Yin Yogastunden die populärsten Stunden, die es gerade gibt. Auch Hatha Yoga ist Modeströmungen unterworfen. Vielleicht ist das in ein paar Jahren wieder anders.

 

Auch bei Klang Yogastunden gilt natürlich, es ist Yoga Vidya Stil. Man beginnt mit Anfangsentspannung, dabei kann man vielleicht schon die Sansula verwenden, dabei kann man Klangschalen verwenden oder Monochord. Danach kommt dann Aufsetzen, Om und Mantra. Dann kommen die Atemübungen, Kapalabhati, Wechselatmung. Bei Kapalabhati bietet es sich manchmal an bei dem Schnellen „Ham, Ham, Ham“ das mit einer Trommel zu verbinden oder mit einem Gong, dass kann Menschen sehr stark anregen. Beim Anhalten einen sehr meditativen Klang, der dann in die Stille führt. Dann folgt der Sonnengruß. Wenn du allein bist beim Sonnengruß, dann wirst du wahrscheinlich beim Ansagen erst mal kein Klanginstrument verwenden. Wenn du es zu zweit machst, dann kann dann der Andere sich um die Klänge kümmern und du um die Ansagen. Und so geht es dann weiter mit den verschiedenen Asanas, wo es immer erst darum geht, die Asana richtig anzusagen, dann kommt das Klanginstrument und dann kommt die Stille. Also diese drei Schritte: Stellung ansagen mit Atmung, dann das Klanginstrument in den Vordergrund geraten lassen, also stehen lassen und dann die Stille. Das geht dann bis zur Tiefenentspannung, wo natürlich auch die Klänge helfen können. Und wo natürlich auch Klänge und Ansage auch miteinander verbunden werden können. Zum Schluss aber auch einen Moment Stille. Aufsetzen, Om und Mantra. Und das sind so Prinzipien der Klang Yogastunde.

 

Sehr viel mehr kannst du natürlich lernen, wenn du mal zu einem Klang Yoga Wochenende zu Yoga Vidya gehst oder Klang Yogastunden in den Yoga Vidya Zentren oder anderen Yoga Zentren besuchst. Klang Yogastunden wie gesagt, kann von einem Menschen gegeben werden, manchmal machen wir es aber auch das es Einen gibt, der sich um die Klänge kümmert und einen Zweiten der die Yogastunde ansagt. Und manchmal haben wir es auch so, dass zwei oder drei die Klänge machen.

 

Man kann ja auch Monochord, Klangschalen und Didgeridoo verbinden, dann gibt es eine Person, die ansagt und vielleicht ein oder zwei, welche assistieren, und dann braucht es natürlich auch einen Soundanlagenbetreuer. Denn das sind ja bei großen Yogastunden, wo es dann auch Mikrofone und Verstärker braucht. Also du kannst es alleine machen, du kannst es mit Einem machen und mehreren und letztlich kann es sogar zu einem richtigen Event werden.

Wie du Klang Yogastunden geben kannst, lernst du natürlich auch in den Klang Yoga Aus- und Weiterbildungen bei Yoga Vidya oder einfach in dem du ein Klang Yoga Wochenende oder ein Klang Yogawoche mal mitmachst. Und es gibt auch Klang Yogastunden als Video kostenlos auf unseren Internetseiten.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Was ist eine Mantra-Yogastunde? Wo kannst du Mantra-Yogastunden machen? Was lernt man in der Mantra-Yogalehrerausbildung? Darüber möchte ich heute sprechen. Und etwas, was im Jahr 2018 mit die populärste Variation des Yoga Vidya Stils ist, ist die Mantra Yogastunde. Letztlich Yogastunde mit Live-Mantras.

 

Bedeutung der Mantra-Yogastunde

Was heißt die Mantra Yogastunde? Natürlich kann jeder Mensch in dem Yoga selbst Mantras wiederholen. Ganz klassisch zum Beispiel ist, dass du in der Yogastunde dein persönliches Mantra wiederholst. Das macht es aber noch nicht zur Mantra Yogastunde, wie wir es jetzt heute bei Yoga Vidya verstehen. Aber, Svatmarama sagt zum Beispiel in der Hatha Yoga Pradipika, dass man durch Mantra die Erfahrung in der Yogastunde oder im Hatha Yoga vertiefen kann. Und so ist das Wiederholen von Mantras in der Stille etwas sehr Machtvolles. Im Pranayama gibt es auch spezielle Mantras, z. B. die Bija-Mantras im Samanu, die man wiederholen kann und typischerweise wiederholt man sein persönliches Mantra.

 

Mantra Yogastunde bedeutet aber, dass jemand Mantras singt, vielleicht sogar ihn mit Harmonium begleitet. Idealerweise gibt es vielleicht sogar zwei oder mehr Yoga-Unterrichtende, bzw. einer singt die Mantras mit Harmonium und ein zweiter leitet die Yogastunde an. Und vielleicht gibt es noch jemand, der zusätzlich assistiert, um Teilnehmenden in die Stellung hineinzuhelfen. Bei der Mantra Yogastunde müsste dann der, der singt und spielt gut eingespielt sein auf den, der die Yogastunde ansagt. Bei uns bei Yoga Vidya Bad Meinberg haben wir inzwischen mindestens drei dieser Mantra Yogastunden pro Woche und das gehört zu unseren populärsten Yogastunden. Da gibt es zum Teil sogar zwei, drei Musiker + einen der unterrichtet + einen, der die Soundanlage betreut + einen bis drei Assistenten.

 

Mantra Yogastunde als Einzelner

Das ist natürlich nicht in jedem Yogazentrum möglich, aber es ist sogar möglich, dass du als Einzelner eine Mantra Yogastunde gibst. Du würdest dort zu Anfang den Teilnehmenden sagen, wie sie die Yogaübungen machen, zum Beispiel Anfangsentspannung – Anspannen, Loslassen, Atem konzentrieren -- und dann kannst du ein Mantra singen, vielleicht mit Harmonium-Begleitung. Danach folgt Kapalabhati und vielleicht beim Anhalten kurz ein Mantra singen. Dann folgt die Wechselatmung, die musst du ansagen, Sonnengruß kannst du die ersten Runden ansagen. Dann bietet es sich ja geradezu an, die Surya Namaskar Mantras zu rezitieren. Eventuell kannst du sie auch mit Harmonium verbinden. Und dann gehst du durch die einzelnen Asanas und für die einzelnen Asanas findest du jeweils auch ein geeignetes Mantra, das du selbst singst, rezitierst, vielleicht auch mit Harmonium verbindest. Und zum Schluss die Tiefenentspannung, die dann mündet in die Stille -- und dann Aufsetzen und Meditation und Mantra.

 

Wichtig, meiner Ansicht nach, ist auch, dass du mindestens zwischendurch auch mal Stille hast, also nicht die ganze Zeit Mantras singst, sondern Mantra will ja auch in die Stille führen. So kann über Mantra, Kirtan und Gesang die Stille entstehen und diese kann Menschen tief berühren.

 

Das sind so die Prinzipien einer Mantra Yogastunde. Du findest auf den Yoga Vidya Internetseiten einige Mantra Yogastunden auch veröffentlicht, mit denen du das miterleben kannst. Eben in Bad Meinberg haben wir eigentlich jede Woche mindestens drei Mantra Yogastunden. Wir haben natürlich auch Mantra Yogawochenenden. Wir haben die Mantra Yogalehrerausbildung, wo du auch besonders lernst, wie du so etwas sehr sinnvoll machen kannst, auch eben, wie du es allein machen kannst. Wir haben auch die Musikfestivals, wo immer auch Mantra Yogastunden dabei sind. Ebenso auch im Xperience-Festival.

Alle Informationen über diese Mantra Yogaausbildungen und –weiterbildungen, Seminare, die Festivals, wie auch die Online Mantra Yogastunden findest du auf www.yoga-vidya.de sowie auch in unserer Yoga Vidya App.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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Ich bin gerade dabei das große Spektrum – eigentlich muss ich sagen, einen Auszug aus dem großen Spektrum -- der Unterrichtstechniken von Yoga Vidya vorzustellen. Unter anderem für Yoga Vidya Yogalehrerinnen und Teilnehmer von Yogalehrer(Ausbildungen), aber auch für solche, die herausfinden wollen, was es alles bei Yoga Vidya so gibt. Ich habe in den letzten Vorträgen mehr gesprochen über Yoga für Fortgeschrittene – heute über etwas, dass man sowohl für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene einbauen kann, nämlich Selbstreflexion im Hatha Yoga, einen Aspekt, den wir gerade in der psychologischen Yogatherapieausbildung sehr viel weiter ausbauen.

 

Was heißt Selbstreflexion im Hatha Yoga? Hatha Yoga führt Menschen nicht nur in körperliche Übungen, sondern auch in psychische Zustände. Wenn du in der Vorwärtsbeuge bist, hast du eine andere Empfindung, als wenn du in der Kobra bist. Wenn du in der Bauchentspannungslage dich auf Mutter Erde legst, macht das etwas mit dir. Falls du dich in Anjaneyasana, dem Halbmond, zum Himmel öffnest, macht das etwas mit dir. Wenn du dich in eine Umkehrstellung begibst, macht das etwas mit dir. Und das Konzept Selbstreflexion im Hatha Yoga bedeutet: Du gehst in eine Stellung. Du hältst sie relativ entspannt. Du hältst sie eine Weile und dann überlegst du, welche Emotionen kommen. Was bedeutet diese Stellung für dich? Welche Affirmationen könnten für dich passen? Welche Symbolik steckt in dieser Stellung? Es ist ein faszinierendes Thema, welches du gerade sowohl in Seminaren vertiefen kannst, die sich nennen Selbstreflexion im Hatha Yoga, als auch in der psychologischen Yogatherapieausbildung.

 

Also, noch mal kurz die Prinzipien: Eine Stellung halten und dann nachdenken, wofür steht die Stellung, welche Empfindungen kommen, welche Gedanken kommen, welche Archetypen stehen für mich dafür und was kann das heißen für meinen Alltag.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Tipps für Yogalehrerinnen und Yogalehrer

Wir haben bei Yoga Vidya im Yoga Vidya Stil eine große Bandbreite des Unterrichtes. Es gibt Anfänger-Yoga, es gibt Sanft-Yoga, Yoga bei Beschwerden, Yoga-Therapie. Es gibt verschiedene Mittelstufen und verschiedene Formen des Fortgeschrittenen-Unterrichtes. Und eine des Fortgeschrittenen-Unterrichtes, den ich selbst entwickelt habe, ist die Yoga Vidya Fitnessreihe, auch Hanuman Yoga genannt. Eine sportliche Yogastunde, welche verschiedenste Elemente beinhaltet -- Konditionstraining, Krafttraining, Flexibilitätstraining, Koordinationstraining, dann aber auch Entspannungstraining, tiefe spirituelle Erfahrungen. Die Yoga Vidya Fitnessreihe findest du auch beschrieben unter dem Kapitel 11.10.3 im Yoga Vidya Yogalehrerhandbuch. Du findest das auch als Internetseite auf den Yoga Vidya Seiten und eben auch als Video.

 

Yoga Vidya Fitnessreihe -- Ablauf

Die Yoga Vidya Fitnessreihe / Hanuman Fitnessreihe, auch Total-Fitnessreihe genannt, beginnt natürlich mit Anfangsentspannung, OM und Mantra. Dann folgt Surya Namaskar, zunächst zwölf Runden klassische Variation, nächster Teil sind sechs bis zwölf Minuten lang zügige Sonnengrüße, die den Puls in die Zielzone bringen. Wenn die Teilnehmenden eine Pulsuhr haben und wissen, wie hoch die Zielzone ist, können die Teilnehmenden das selbst gestalten. Oder du kannst auch alle sechs bis zwölf Runden die Teilnehmenden bitten, den Puls zu fühlen und ihnen vorher ein Blatt austeilen, bezüglich der Zielzone oder es auch an die Tafel zu malen. Im Yoga Vidya Yogalehrerhandbuch stehen ja auch die Zielzonen für Herz-Kreislauftraining drin. Dabei werden manche sogar relativ schnell üben müssen -- manche die sehr sportlich sind und vielleicht Marathonläufer sind oder schon Zweihundert-Kilometer-Fahrradtouren machen – die werden vielleicht mit dem Sonnengruß kaum in die Pulszone kommen, weil sie einen Kreislauf haben, der große Anstrengungen gut aushalten kann – dann könnten sogar Sprungvariationen eingeführt werden, wie wir es bei Yoga Vidya auch haben. Also erster Schritt: Surya Namaskar mit vielen schnellen Sonnengrüßen, um mindestens sechs bis zwölf Minuten lang den Puls in der Zielzone zu haben.

 

Nächster Teil ist Surya Namaskar für die Entwicklung von Muskelkraft. Du findest unter 11.10.3 die verschiedenen Surya Namaskar Variationen, um die einzelnen Muskeln zu stärken. Da gibt es zum Beispiel den Ausfallschritt, wo das Knie oben bleibt. Bevor du zur Knie-Brust-Stirnstellung kommst, kannst du die Liegestütze halten. Wenn du in der Kobra bist, kannst du stärker mit den Händen den Boden zu dir hinziehen. Du kannst im Hund die Ellbogen beugen und den Kopf fünf Zentimeter oberhalb des Bodens halten. Du kannst auch noch in der Einbein-Stellung ein Bein vorne, die Hände vorne und die Ferse heben. Also viele Möglichkeiten Krafttraining in Surya Namaskar einzufügen. Dann gibt es noch die Navasana-Variationen für die Entwicklung von Muskelkraft. Du kannst nämlich nicht nur die Bauchmuskeln stärken, natürlich auch die schrägen Bauchmuskeln, aber du kannst auch die Hände oder ein Kissen zwischen die Knie geben für die Adduktorenübung und auch die Ellbogen um die Knie oder die Unterarme um die Knie für die Abduktorenübung. Du kannst mit den Händen die Knie zu dir hinziehen, für die Bizepsübung und du kannst auch eine Oberschenkelbizepsübung machen. Dabei hältst du jede Stellung etwa fünf bis acht Atemzüge lang.

 

Eigentlich müsstest du das Yogalehrerhandbuch oder die entsprechende Internetseite vor dir haben, um das zu verstehen. Danach geht es zu den Flexibilitätsasanas – Das sind letztlich die klassischen Asanas, länger gehalten. Du wirst natürlich bei anderthalb Stunden nicht mehr so viel Zeit haben für die klassischen Asanas. Du kannst sie trotzdem acht bis zwölf Atemzügen lang halten und so in die verschiedenen Übungen hineinkommen, um zum Schluss zur Tiefenentspannung zu gehen und danach dich aufzusetzen, in die Meditation gehen – ein bis zwei Minuten – OM und Mantra.

 

Das ist also die Yoga Vidya Fitnessreihe, auch Total-Fitnessreihe genannt, die optimiert ist auf Ausdauertraining, Krafttraining, Flexibilitätstraining und natürlich ist dabei automatisch auch Koordinationstraining dabei, denn diese Kraftübungen ohne Maschinen und ohne Hanteln, nur mit dem Körper sind durchaus fortgeschrittene Koordinationsübungen. Wenn du außerhalb von Yoga kein weiteres Kraft- und Ausdauertraining machst, würde ich dir empfehlen einmal die Woche diese Yoga Vidya Fitnessreihe oder Hanuman Fitnessreihe / Total Fitnessreihe genannt, zu üben -- deine Gesundheit und deine körperliche Leistungsfähigkeit wird es dir danken.

 

Hier noch mal der Hinweis: Die Hanuman Fitnessreihe findest du als Übungsanleitung im Internet. Wir haben auch Hanuman Yoga Fitnesstrainerausbildung, wo du noch mehr lernen kannst, diese anzusagen. Und wir haben auch bei Yoga Vidya manchmal im Rahmen der Asana Intensiv die Hanuman Yoga Fitnessreihe angeleitet und du findest sie im Yogalehrerhandbuch sowie auf unseren Internetseiten beschrieben, mit Abbildungen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Tipps für Yogalehrerinnen und Yogalehrer

Bei Yoga Vidya haben wir ein sehr reichhaltiges Material und eine sehr weite Bandbreite für fortgeschrittenes Unterrichten und dazu gehört auch Yoga Vidya Bodywork. Ich will nur ein paar Tipps dazu geben. Und letztlich möchte ich zum einen sagen: Bist du ein Yoga Vidya Yogalehrer / Yogalehrerin, findest du alle Asanas, die bei Yoga Vidya Bodywork besonders integriert sein können unter 11.10.4 des Yogalehrerhandbuches. Es gibt auch Yoga Vidya Bodywork in den Yoga Vidya Internetseiten – musst du einfach auf die Seite www.yoga-vidya.de gehen und dann schaue nach „Yoga Vidya Bodywork“. Manchmal wird das auch genannt: „Yoga Vidya Partneryoga“ oder auch „Faszien Yoga Partner-Asanas“ – gibt unterschiedliche Namen – aber es läuft immer auf das Gleiche hinaus. Grundlage ist: Damit Menschen fortgeschrittener werden in den Asanas, kann es manchmal helfen, dass man sich gegenseitig hineinhilft.

 

Dehn-Entspannungsimpuls, Entspannungs-Dehnimpuls und Berührungs-Entspannungsimpuls

Es gibt so etwas wie den Dehn-Entspannungsimpuls und auch der Entspannungs-Dehnimpuls und es gibt auch den Berührungs-Entspannungsimpuls. Angenommen, du hast die ganze Reihe der Vorträge der Yoga Vidya Schulung angehört – hast du auch schon etwas über das Dehntraining gehört, Flexibilitätstraining -- und dort weißt du, dass ein Muskel entspannen muss, damit er gut gedehnt werden kann. Manchmal ist es schwierig in fortgeschrittene Dehnübungen hineinzugehen, weil man gleichzeitig anspannen muss und gleichzeitig dehnen muss und es geht leichter, wenn man selbst sich entspannt und ein anderer einem hineinhilft. Das ist ja auch ein Grund, weshalb es so wichtig ist, dass Yogalehrende gerade bei Fortgeschrittenen gut den Teilnehmenden in die Stellung hineinhelfen. Übende können sehr viel schnellere Fortschritte machen, wenn der Yogalehrer / die Yogalehrerin ihnen in die Stellungen hineinhilft.

 

Yoga Vidya Bodywork -- Grundprinzipien

Und nicht immer kann ein Yogalehrer in jeder Stellung auf jeden Teilnehmer eingehen. Das geht aber im Yoga Vidya Bodywork. Natürlich gilt: Yoga Vidya Bodywork sollte auch eine normale Yogastunde sein. Das heißt: Beginne mit Anfangsentspannung, Om und Mantra, danach folgen die Atemübungen -- Kapalabhati, Wechselatmung. Dann folgt der Sonnengruß. Es muss einige schnelle Sonnengrüße geben, dass die Teilnehmenden aufgewärmt sind und dann müssen die Zwischenentspannungen letztlich fehlen. Wenn man nämlich Zwischenentspannungen macht, kühlt der Körper ab. Dann steigt wieder die Verletzungsgefahr, also Zerrungen. Du musst dir bewusst machen: Mindestens in meiner ursprünglichen Konzeption von Yoga Vidya Bodywork ging es darum, dass wirklich Teilnehmende über ihre Grenzen hinausgehen, Übungen machen können, die sie allein nicht machen würden. So gilt es warm zu sein.

 

Nach Sonnengruß kann dann Bauchmuskelübung sein. Und dann gibt es jede Menge Übungen, in denen die Teilnehmenden sich gegenseitig hineinhelfen. Also der Punkt 11.10.4 im Yoga Vidya Yogalehrerhandbuch sowie auf den Internetseiten findest du die verschiedenen Asanas, in die man helfen kann beschrieben. Wenn du diese Stunde gibst, dann gilt natürlich auch: Normalerweise brauchst du jemanden, dem du das zeigen kannst. Idealerweise hast du einen Assistenten / eine Assistentin, sodass du es vormachen kannst oder du greifst dir irgendeinen Teilnehmer / Teilnehmerin heraus, dem du dann in die Stellungen hineinhilfst. Und der oder diejenige nicht unbedingt dann dir hineinhelfen will. Denn du musst die anderen im Blick haben. In diesen Yoga Vidya Bodywork kannst du also deine Teilnehmenden dazu veranlassen sich gegenseitig in die Stellungen zu verhelfen. Es gibt dann immer eine Zweier-Variation. Du lässt also die Gruppe jeweils in Paare zusammenkommen und -- angenommen, die Gruppe geht genau auf – dann musst du dir einen herausgreifen, wo du vormachst und die anderen werden anschließend das nachmachen. Oder, wenn die Gruppe ungerade ist, dann übst du eben mit einem Teilnehmer selbst.

 

Wichtig ist auch, dass du ab und zu mal die eine oder andere Stellung allein machen lässt, dass die Teilnehmenden selbst die Stellung länger halten können / tiefere Erfahrungen machen. Wichtig ist auch, dass beim Hineinhelfen der Stellungen derjenige, der hineinhilft, dabei selbst sich nicht verletzt, weil er ja nicht auf sich selbst bezogen ist. Du musst darauf aufpassen, dass diejenigen, die helfen durchaus rückengerecht hineinhelfen und dass die Stellung auch lang genug gehalten wird und das nicht zu viel Gerede ist. Zwar muss etwas geredet werden, damit die Übenden und Helfenden sich absprechen, dass Gehen möglich ist, aber deine Aufgabe als Yoga-Lehrender / Yogalehrende ist eben auch zwischendurch dafür zu sorgen, dass ein meditativer Gemütszustand da ist. Es hat etwas Wunderschönes, wenn man in die Vorwärtsbeuge geht, ganz loslässt und von hinten drückt jemand oder legt sich sogar über einen. Und es hat etwas sehr Meditatives, wenn man in die Kobra hineingeholfen wird, vielleicht die Hände hinter dem Kopf hat und die Ellbogen und man diese Weite spürt. Oder im Drehsitz ganz loslassen kann. Also es kann zu sehr tiefen meditativen Erfahrungen führen, aber dabei ist es wichtig, dass auch diese tiefe meditative Erfahrung ermöglicht wird. Achte darauf, dass zum Schluss Zeit ist für die Tiefenentspannung und eine kurze Meditation.

 

Yoga Vidya Bodywork -- Gestaltungsmöglichkeiten

Yoga Bodywork kannst du auch integrieren in eine fortgeschrittene Stunde, indem du einfach eine der zwei Übungen machst oder einfach zwei Übungsgruppen mit gegenseitigen Helfen. Oder du kannst die ganze Stunde so gestalten. Oder du kannst ab und zu mal einen Asana Workshop machen. Eigentlich braucht man drei bis sechs Stunden, um alle Asanas der Reihe durchzumachen. Ich habe früher gerne Asana Intensiv Yoga Bodywork gemacht in einem Dreistunden-Workshop oder auch sechs oder sieben Stunden Workshop. Dort hat man genügend Zeit wirklich gründlich in die Asanas hineinzugehen und manche Menschen haben dabei sehr tiefe spirituelle Erfahrungen gemacht.

Ich kenne einige, die nach dem einmaligen Besuch solcher Workshops sich zur Yogalehrerausbildung angemeldet haben und ab da auf dem spirituellen Weg waren. Dieses lange Halten und Hineingezogen werden und dabei ganz entspannt, kann zu tiefen spirituellen Erfahrungen führen, zur Lösung von vielen Blockaden. Daher würde ich durchaus ermutigen, das auch zu unterrichten. Wir haben auch Yoga Vidya Bodywork Kursleiter-Ausbildungen, wo du lernen kannst, das anzusagen. Du kannst aber auch einfach, indem du es ein paarmal selbst erlebt hast, es selbst ansagen.

 

Es gibt bei Yoga Vidya auch immer wieder Seminare Yoga Vidya Bodywork oder auch Yoga Partner-Asana-Seminare und manchmal nennen wir es jetzt auch Yoga Vidya Faszien-Yoga, Partner Asanas / Yoga Vidya Bodywork. Wir versuchen immer noch gute Titel zu finden, denn wenn es Menschen machen, wirkt es ganz großartig, aber was wir wirklich machen – das in einen prägnanten Begriff zu bringen – da sind wir immer noch am Experimentieren. Obgleich ich Yoga Vidya Bodywork schon seit 1993 unterrichte.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Yogastunde mit langem Halten und Affirmationen für geistige Wirkungen – Tipps für Yogalehrerinnen und Yogalehrer

 

Langes Halten der Stellungen mit Affirmationen zur geistigen Wirkung ist mit das Schönste, was Teilnehmende erfahren. In einer solchen Yogastunde kannst du auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu verhelfen, an sich selbst zu arbeiten. Die einfachste Weise Menschen zur spirituellen Entwicklung zu bringen ist Hatha Yoga zu verbinden mit spirituellen Themen. Und eines davon wäre Affirmationen. Natürlich gilt für diese Yogastunde die Yoga Vidya Grundreihe: Anfangsentspannung, Om und Mantra, Atemübungen, Sonnengruß, die Haupt-Asanas länger halten, Tiefenentspannung, Om und Meditation. Und all das kannst du verbinden mit Affirmationen.

 

Affirmationen – Informationen im Yogalehrerhandbuch

Zu Affirmationen für die Asanas kommst du auf verschiedene Weisen. Nimm das Yogalehrer/-Lehrerinnen Handbuch von Yoga Vidya, dann findest du für die verschiedenen Asanas auch verschiedene Vorschläge für Affirmationen. Das Kapitel 11.6 ist dort voller Affirmationsvorschläge. Zweite Möglichkeit ist natürlich: mache einfach mal mit an einem Wochenende bei Yoga Vidya, wo dies Thema ist, also Asana Intensiv: Langes Halten der Stellungen mit Affirmationen. Oder verbringe eine Woche bei Yoga Vidya in den Ashrams. Dort gibt es auch jede Woche Stunden zum Thema Langes Halten der Stellungen mit Affirmationen.

 

Affirmationen – Basierend auf benötigten Fähigkeiten

Ja, weitere Möglichkeit ist: Du kannst auch überlegen, zum einen – welche Fähigkeit brauchst du um in eine Asana zu gehen. Zum Beispiel in der Tiefenentspannung kannst du sagen: Ich lasse ganz los. Oder auch: Ich öffne mich für die Kraft des Himmels. Oder für den Kopfstand brauchst du ja Mut, um ihn überhaupt zu machen. Du brauchst Konzentration und Gleichgewicht. So kannst du sagen: Ich bin mutig. Oder ich entwickle Mut. Oder ich bin konzentriert. Ich bin im Gleichgewicht. In der Vorwärtsbeuge brauchst du Flexibilität und Geduld, um die Stellung länger zu halten, also sage: Ich bin körperlich und geistig flexibel. Ich bin geduldig.

 

Affirmationen – Basierend auf dem Namen der Stellung

Eine nächste Möglichkeit zu passenden Affirmationen zu kommen ist der Name der Stellung. Zum Beispiel der Schulterstand heißt auf Sanskrit Sarvangasana. Sarvangasana heißt: alle Teile. Sarva – alle, Anga – Teile. Du kannst sagen: Ich nehme mich selbst an, in all meinen Teilen. Ich nehme meine Mitmenschen an, in all ihren Teilen. Ich nehme mein Schicksal, meine Aufgaben an, in allen Teilen. Oder Pflug: Halasana. Du kannst sagen: Ich bestelle den Acker meines Lebens. Ich bin bereit, auch alles umzupflügen. Oder Fisch: Ich fühle mich wohl, wie ein Fisch im Wasser. Des Weiteren kannst du auch von der Symbolik der Asana ausgehen. Fisch zum Beispiel -- Brustkorb nach oben geöffnet. Du kannst sagen: Ich öffne mein Herz in Weite. Oder in der Bauchentspannungslage liegst du auf der Erde. Ich verbinde mich mit Mutter Erde. Ich lasse ganz los. Auf diese Weise kannst du zu passenden Affirmationen kommen.

 

Wann sage ich die Affirmationen an?

Natürlich kannst du das erst mal mit dir selbst ausprobieren. Wenn du selbst Yoga übst, dann sage dir selbst diese Affirmationen. Es schadet nichts, wenn du eine Art Spickzettel hast, was du heute unterrichten wirst. Selbst Politiker lesen ihre Reden ab. Also, es schadet nichts, wenn du ein Blatt hast, wo du aufgeschrieben hast, welche Affirmationen du für welche Asana dort ansagen willst. Noch etwas, wie du die Affirmationen praktisch ansagst. Immer muss natürlich erst vorkommen: Du sagst, wie die Teilnehmenden in die Asana hineinkommen. Danach forderst du sie auf, dass sie wirklich die Stellung korrekt machen. Du musst ein paar Tipps dann geben. Dann folgt die Bewegungslosigkeit und der tiefe Atem. Danach kannst du ein paar Vorschläge machen für Affirmationen und dann schweige. Lass Stille für die Teilnehmenden.

Manchmal ist es nämlich gut, die Affirmation sogar verklingen zu lassen oder einfach, dass die Teilnehmenden spüren. Dann werden die Erfahrungen besonders tief. Du kannst diese Affirmationen schon in der Anfangsentspannung, in Kapalabhati und Wechselatmung machen. Du kannst den Sonnengruß mit Affirmationen verbinden. In der Tiefenentspannung zum Schluss muss die Stille länger sein. Und wenn du nach der Tiefenentspannung zum Schluss die Meditation übst, empfehle ich: Lass dort erst mal alle Affirmationen weg. Wenn du zu viel sprichst, kann das die meditative Stimmung wegnehmen. Aber am Ende der Meditation oder auch am Ende der Tiefenentspannung, wenn du keine Meditation haben willst, vielleicht weil die Zeit nicht mehr da ist, dann mache nochmal die allgemeinen Affirmationen: Ich bin voller Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich freue mich auf den weiteren Tag.

 

Langes Halten – Tipps für geeignete Stellungen

Du kannst übrigens auch andere Asanas machen, als nur die Grund-Asanas. Manchmal ist Virabhadrasana gut, als Heldenstellung. Manchmal ist die Schildkröte gut als Asana länger zu halten. Oder Yoga Nidrasana als eine Asana zum längeren Halten. Und so kannst du auch die eine oder andere Variation einführen.

Grundsätzlich gilt aber: Die Grundstellungen, vielleicht sogar reduziert auf ein Grundgerüst sind besonders geeignet, diese dann länger halten, mit Affirmationen verbinden, einen Moment der Stille zu geben. Es gilt auch: Affirmationen kannst du auch in Sanft-Yogastunden geben und Mittelstufen Yoga geben. Aber gerade beim besonders langem halten, wie in einer Variation des fortgeschrittenen Unterrichtes verhilft Menschen zu ganz besonders tiefen Erfahrungen.

 

Weitere Informationsmöglichkeiten

Mehr Informationen zum Unterrichten für Fortgeschrittene findest du bei den Yogalehrer-Weiterbildungen bei Yoga Vidya und eben in den MP3s wie auch Videos: Yoga für Fortgeschrittene mit längerem Halten und Affirmationen. Gehe dazu einfach auf unsere Internetseite und gib ins Suchfeld ein: Yogastunde längeres Halten, geistige Wirkungen oder Yogastunde längeres Halten, Affirmationen und so kannst du dazu angeleitet werden. Aber besonders schön ist es von einem Yogalehrer / einer Yogalehrerin angeleitet zu werden und das ist in den Yoga Vidya Ashrams und in den meisten der Yoga Vidya Stadtzentren auch möglich. Die Internetseiten geben dir die Daten dafür.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wie kannst du fortgeschrittene Yoga-Stunden geben, mit langem Halten der Stellungen und Chakra-Konzentration? Ich halte es ja für besonders befriedigend auch Fortgeschrittene zu unterrichten und dazu ist natürlich auch wichtig, dass du fortgeschritten unterrichtest. Fortgeschritten unterrichten kannst du zum einen durch Variationen, zum anderen, indem du die Stellungen länger halten kannst. Im Yoga Vidya Handbuch findest du ja auch die einzelnen Wirkungen der Asanas, auch die Chakras, auf die man sich konzentrieren kann. Es gibt im Internet auch einige Videos von mir: Langes Halten der Stellungen mit Chakra-Konzentration und eine der am meisten verkauften Yoga Vidya CDs ist die: Yoga für Fortgeschrittene – Langes Halten, die Fortgeschrittene B. Diese könntest du also auch mitmachen oder mal eine Yoga Vidya Kundalini-Yoga-Woche mitmachen in einem der Ashrams. Dort lernst du wie es ist, langes Halten der Stellungen zu üben.

 

Yogastunde mit langem Halten der Asanas – Beispielablauf

Grundsätzlich gilt: Du fängst an mit Anfangsentspannung, danach folgt Om und Mantra, dann besonders wichtig, damit man die Chakras spürt, ist intensives Pranayama. Im Rahmen einer Yogastunde, die anderthalb Stunden dauert, kannst du vielleicht zwei, drei Runden Kapalabhati, acht bis zehn Runden Wechselatmung üben. Schön wäre es, wenn du zwei Stunden Zeit hättest, so wie wir es z. B. im Yoga Vidya Ashram haben für die Fortgeschrittenen-Stunde, dann kannst du nämlich drei oder vier Runden Kapalabhati machen, zehn bis fünfzehn Minuten Wechselatmung und danach vielleicht sogar noch ein oder zwei andere Atemübungen. Dann folgt der Sonnengruß, durchaus auch flotte Sonnengrüße, vielleicht auch mit Mantra wie Surya Mantra oder Surya Bija Mantras, damit die Teilnehmenden sich aufwärmen und mit den Mantras kann natürlich auch das Prana in Gang kommen. Dann vielleicht noch die Bauchmuskelübungen, um das Sonnengeflecht zu aktivieren.

 

Und dann gehst du durch die einzelnen Stellungen hindurch. Du kannst den Kopfstand z. B. mindestens fünf, vielleicht sogar zehn Minuten lang halten lassen. Schulterstand kann man fünf bis zehn Minuten lang halten. Pflug kann man eins bis drei Minuten halten. Fisch zwei bis fünf Minuten lang halten. Vorwärtsbeuge ist eine der schönsten Stellungen, um lange zu halten: acht bis zwanzig Minuten geht. Du kannst danach eventuell die schiefe Ebene machen, diese vielleicht auch weglassen. Dann gleich zur Kobra gehen: Die kannst du eins bis zwei/drei Minuten lang halten lassen. Eventuell dann noch den Bogen oder Anjaneyasana (Halbmond). Danach kurz die Stellung des Kindes. Dann folgt der Drehsitz: fünf Minuten auf jede Seite. Meistens ist dann die Zeit abgelaufen. Dann folgt die Tiefenentspannung. Tiefenentspannung: Im Rahmen der Chakra-Konzentrationsstunde ist manchmal gerade gut die Laya-Entspannung mit hineinatmen/ausstrahlen lassen. Zum Schluss Om und Meditation. Die Meditation geht dann fast von selbst. Mantra und Shanti. Das ist also eine wunderbare Weise.

 

Chakrakonzentration und andere Energietechniken

Wie die Konzentration in den Asanas ist, findest du zum einen im Yoga Vidya Yogalehrer Handbuch. Du kannst meistens mit einer dynamischen Konzentration beginnen, also jede Asana geht in der Reihenfolge: Zunächst die Asana richtig einnehmen – darauf achten, dass sie korrekt ist. Zweiter Schritt: dass die Atmung tief ist, die Asana bewegungslos machen. Dritter Schritt: Tiefe Atmung. Vierter Schritt ist die Konzentration. Die Konzentration ist am Anfang eher dynamisch, zum Beispiel bei der Vorwärtsbeuge. Einatmen, vorne hinunter zur untersten Wirbelsäule. Ausatmen, über die Wirbelsäule nach oben. Als Nächstes geht die Konzentration zu einem konkreten Chakra. Eventuell danach von diesem Chakra zum Unendlichen. So wie Patanjali schreibt – im zweiten Kapitel Yoga Sutra –, dass die Asana vollkommen wird: durch das Loslassen von Spannungen und die Konzentration auf das Unendliche. Du kannst auch die eine oder andere Energietechnik in die Asana einführen, wie Mula Bandha, Ashvini Mudra, auch den kreisförmigen Atem oder Kumbhaka nach dem Ein- und Ausatmen, Uddiyana Bandha nach dem Ausatmen. Murccha oder Plavini in die Asanas und so weiter. Also du kannst auch noch kleines Khechari oder Nabho Mudra, vorderes Nabho Mudra, verschiedene Shambhavi Mudras einführen. Es gibt also noch eine Menge von verschiedenen Möglichkeiten, Energietechniken in die Asanas hineinzubringen.

 

Wenn du dort mehr Anregungen suchst, dann gehe einfach auf den Yoga Vidya Blog. Dort gibt es auch fortgeschrittene Asanas und eben auch längere Asana-Workshops, wo du dazu angeleitet werden kannst. Allerdings, mein Tipp wäre auch: mache nicht zu viele der kleinen Mudras und nicht zu viel von diesen Techniken. Manchmal ist für viele Menschen besonders gut: Einfach die Stellungen länger halten. Konzentration auf einem Chakra. Dort verharren und sich in tiefe meditative Zustände führen lassen. Die Kraft einer Asana in Verbindung mit Konzentration, Atmung führt zu tiefen Erfahrungen. Behindere es nicht durch zu viel Details und vor allen Dingen nicht durch zu viel Reden. Trotzdem, manchmal kann die eine oder andere Atemtechnik – auch Kapalabhati – in den Asanas zusätzlich helfen. Manchmal können kleine Mudras helfen. Manchmal können Visualisierungen helfen. Einmal kannst du dir das Yantra des Chakras vorstellen. Oder mit einem Mantra arbeiten. Manchmal bei wirklich Fortgeschrittenen mit Bija-Mantras der Chakras arbeiten. Aber immer dann auch Stille und meditatives Gewahrsein. So machen Menschen tiefe Erfahrungen mit langem Halten der Chakra-Konzentration.

Und nochmals der Hinweis. Es gibt mehrere Musterstunden von mir angeleitet, z. B. „Yogastunde Chakra-Konzentration Fortgeschrittene“ und dann kannst du dort mit üben.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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