YVS392 Hatha Yoga Lebensstil, Yamas, Niyamas

Tipps zur Hatha Yoga Praxis HYP I 12 – 14 Vers

Wo kannst du gut Hatha Yoga üben?

Wo kannst du sehr intensiv Hatha Yoga üben?

Was gilt es bei der Hatha Yoga Praxis zu beachten?

 

Darüber spricht Svatmarama in den Versen 12, 13 und 14 des 1. Kapitels der Hatha Yoga Pradipika.

 

  1. Vers

सुराज्ये धार्मिके देशे सुभिक्षे निरुपद्रवे
धनुः प्रमाणपर्यन्तं शिलाग्निजलवर्जिते
एकान्ते मठिकामध्ये स्थातव्यं हठयोगिना ॥१२॥

su-rājye dhārmike deśe su-bhikṣe nirupadrave… dhanuḥ-pramāṇa-paryantaṁ śilāgni-jala-varjite… ekānte maṭhikā-madhye sthātavyaṁ haṭha-yoginā

Dersu-rājye : in einem guten Königreich; dhārmike : voller Tugenden, voll Rechtschaffenheit; deśe : in einer Gegend; su-bhikṣe : reich an Nahrungsmitteln, reich an Almosen; nir-upadrave : frei von Gefahren; dhanuḥ-pramāṇa* : (einer) Bogenlänge; paryantaṁ* : (im) Umkreis; śilā* : Steine, Felsbrocken; agni* : Feuer; jala* : Wasser; varjite : frei von; ekānte : an einem einsamen Ort; maṭhikā : (einer) Hütte, Klause, Einsiedelei; madhye : inmitten; sthātavyaṁ : soll wohnen; haṭha-yoginā : (ein) HathaYogi

Hatha-Yogi soll in einer Einsiedelei wohnen, | diese soll 2 Meter lang sein und entfernt von Felsen, Wasser oder Feuer, | sie soll sich in einem tugendhaften Königreich befinden, in einer gefahrlosen Gegend, wo es viele Almosen gibt.

 

Svatmarama bezieht sich auf seine Zeit. Bei manchem Ausführungen muss man schmunzeln, denn den Ort, den er dort beschreibt, findest du vermutlich heutzutage weder in Europa noch in Indien. Aber einige der Prinzipien können uns in der Hatha Yoga Praxis bis heute inspirieren.

Einige Techniken dienen zum intensiven Praktizieren über ein paar Wochen. Andere wiederum sind hilfreich beim täglichen Üben von Hatha Yoga, wenn deine Praxis eine halbe bis eine Stunde andauert.

Der Praktizierende von Hatha Yoga sollte allein in einer kleinen Hütte leben,

die auf einem Platz liegt, der frei ist von Gestein, Wasser und Feuer in der Reichweite einer Bogenlänge,

und in einem fruchtbaren Landstück von einem tugendhaften König regiert, wo er nicht gestört ist.

Diese Aussage klingt exotisch, wie aus einer anderen Zeit. Zum besseren Verständnis ist es wichtig, was historisch damit gemeint ist. Daraufhin kannst du überlegen: Was heißt das für uns heute?

 

Zwei Hauptadressaten der Hatha Yoga Pradipika

Die Hatha Yoga Pradipika hat zwei Hauptadressaten. Zum einen richtet sich Hatha Yoga an Menschen, die sich für eine gewisse Zeit zurückziehen wollen, um ganz intensiv Hatha Yoga zu üben. Das Üben bezieht sich auf viele Stunden am Tag.

Bei Yoga Vidya bieten wir Kundalini Yoga Intensivseminare an, in denen Menschen von morgens 6 Uhr bis abends 22 Uhr intensiv praktizieren können. Zudem haben wir in unserem Haus in Bad Meinberg das 2-wöchige Sadhana Intensiv Seminar. Der Inhalt dieses Seminars entspricht den Beschreibungen und Empfehlungen von Svatmarama an vielen Stellen in der Hatha Yoga Pradipika. Die Übungen beinhalten 4 Mal am Tag Pranayama, 2 Mal tägliche Asanapraxis, 2 Mal am Tag der Besuch eines Satsangs und noch weitere Meditationen.

Wenn du intensiv praktizieren willst, dann empfiehlt Svatmarama einige sehr praktische Übungen.

Zum zweiten ist die Hatha Yoga Pradipika an Menschen gerichtet, die eine oder zwei Stunden Yoga täglich üben. Dazu kannst du etwas aus der Schrift ziehen.

Historisch betrachtet geht Svatmarama auf folgende Hinweise ein:

Der Praktizierende von Hatha Yoga sollte alleine sein.

Alleine, weil Menschen, wenn sie zusammen sind, schnell anfangen zu sprechen. Sie beginnen zu streiten und regen sich gegenseitig auf. Es können Konflikte entstehen, die an dieser Stelle unangebracht sind.  Selbst wenn du mit anderen Menschen praktizierst, solltest du dir bewusst sein, dass ein intensives Praktizieren das Wichtigste ist. Dieses intensive Üben sollte beibehalten und ausgeführt werden, wenn dies dein Vorhaben ist.

Auch wenn du mit anderen zusammen praktizierst, übst du nicht um anderen zu zeigen, wie gut du bist. Wenn du eine Yogastunde besuchst und während der Stunde ein großes Verbundenheitsgefühl auftritt , sei dir bewusst, du praktizierst alleine. Es geht nicht darum, ob du besser oder schlechter bist als andere, sondern übe für dich alleine.

 

Schütze dich vor den Naturgewalten

Svatmarama sagt zu diesem Thema: „Übe Yoga in einer kleinen Hütte, die auf einem Platz liegt, der frei ist von Gestein, Wasser und Feuer.“

Das Wort „Gestein“ bezieht sich nicht direkt auf das Herunterfallen von Steinen, sondern nur im übertragenen Sinne sei es hier an dieser Stelle gemeint.

Mit dem Begriff des „Wassers“ meint Svatmarama: „Wasser“ heißt, nicht da, wo vielleicht ein Fluss Überschwemmungen verursachen kann. Das wäre schön am Flussufer zu meditieren. Der Monsun in Indien kann mit Überschwemmungen einhergehen. In diesem Fall musst du woanders hingehen und deine Yogapraxis dort ausführen.

Genauso ist es mit dem Begriff „Feuer“: Es ist nicht ratsam einen Ort zu wählen, ein Landstück, wo vielleicht eine Waldbrandgefahr besteht.

In unserer heutigen Zeit in Mitteleuropa musst du dir nicht so viele Gedanken machen. Aber sorge dafür, dass dort, wo du praktizierst, die Naturgewalten dich nicht stören.

Angenommen, du willst irgendwo zelten, um intensiv Hatha Yoga zu üben, dann achte darauf, dass dort kein Steinschlag ist, dass nicht die Gefahr der Überschwemmung ist, dass keine Waldbrandgefahr besteht. Zudem erzeuge bitte nicht selbst eine Waldbrandgefahr durch Kerzen oder offenes Feuer im Wald!

 

Sorge für deine physische Verpflegung

Dazu steht die Begrifflichkeit „Fruchtbares Landstück“ an dieser Stelle. Angenommen du hättest dich im alten Indien ein paar Wochen oder Monate intensiver Hatha Yoga Praxis gewidmet, dann würdest du nicht für dich selbst kochen. Anstatt dessen würdest du ein oder zweimal am Tag ins Dorf gehen und die Menschen dort bitten, dir etwas zu essen geben.

Im alten Indien gehörte es dazu, dass spirituell Praktizierende, die sich in einer intensiven Zeit befinden, von den Dorfbewohnern etwas zu Essen bekamen. Vielleicht haben die Praktizierenden den Dorfbewohnern nachher spirituelle Unterweisungen geschenkt. Oft fanden Partnerschaftsberatungen, psychologische Lebensberatungen usw. im Gegensatz dazu statt. Von den spirituellen Aspiranten, die höhere Bewusstseinsebenen erreicht haben, wurde erwartet, dass sie etwas gaben. Es fand ein Austausch  statt.

Natürlich können Menschen nur dann geben, wenn sie selbst genügend haben. Deshalb wird es mit „fruchtbarem Landstück“ beschrieben.

Heute bedeutet es, dass es bei deinen Übungen klug ist, diese dort zu machen, wo genügend an Nahrung zur Verfügung steht und dass du dich wenig darum kümmern musst.

 

Nutze deinen gesunden Menschenverstand

Der von einem tugendhaften König regiert wird, der ihn nicht stört:

Svatmaramas Zeit war letztlich eine Zeit von religiöser Verfolgung. Er musste dafür sorgen, in einer Region zu leben, wo man spirituell praktizieren kann ohne religiös verfolgt zu werden.

Wenn man die Wahl hat, ist es sinnvoll sich dort hinzu begeben, wo man gut praktizieren kann. Wenn du Nachbarn hast, die dich ständig stören, wäre es zu überlegen, ob du vielleicht woanders hinziehst. Ein Wohnortwechsel könnte in Betracht kommen, wenn dort mehr Ruhe einkehren würde. Dies wäre zum Vorteil für deine eigene Praxis. Eine ruhige und ungestörte Umgebung ist besser, als in dem schönsten und günstigsten Apartment zu leben, wo keine Ruhe herrscht.

Dieser Vers bedeutet: Wenn du spirituell praktizieren willst, nutze deinen gesunden Menschenverstand.

 

  1. Vers

अल्पद्वारम् अरन्ध्रगर्तविवरं नात्युच्चनीचायतं
सम्यग्गोमयसान्द्रलिप्तम् अमलं निःशेसजन्तूज्झितम्
बाह्ये मण्डपवेदिकूपरुचिरं प्राकारसंवेष्टितं
प्रोक्तं योगमठस्य लक्षणम् इदं सिद्धैर् हठाभ्यासिभिः ॥१३॥

alpa-dvāram arandhra-garta-vivaraṁ nāty-ucca-nīcāyataṁ
samyag-gomaya-sāndra-liptam amalaṁ niḥśesa-jantūjjhitam… bāhye maṇḍapa-vedi-kūpa-ruciraṁ prākāra-saṁveṣṭitaṁ
proktaṁ yoga-maṭhasya lakṣaṇam idaṁ siddhair haṭhābhyāsibhiḥ

alpa : (mit) kleiner; dvāram : Tür; a-randhra : ohne Öffnung, ohne Fenster; garta : Loch, Grube ; vivaraṁ : Öffnung, Spalte, schadhafte Stelle; na : nicht; ati : allzu; ucca : hoch; nīca : niedrig; āyataṁ : sich erstreckend, sich ausdehnend; samyak : vollständig, auf die rechte Weise; gomaya : (Schicht aus) Kuhdung; sāndra : (mit einer) dicken; amalaṁ : makellos, rein; niḥśesa : vollständig, restlos; jantu : Ungeziefer, Insekten, Getier; ujjhitam : frei; bāhye : draußen, außerhalb; maṇḍapa : (einen) einer Gottheit geweihten Ort, (einen kleinen) Schrein; vedi : Opferaltar; kūpa : Brunnen; ruciraṁ : schön, ansprechend, zusagend; prākāra : (einer) Mauer, (einem) Wall; saṁveṣṭitaṁ : umgeben; proktaṁ : wurde gegeben, wurde gelehrt; yoga-maṭhasya : einer Yoga-Klause; lakṣaṇam : Beschreibung; idaṁ : diese; siddhaiḥ : von den vollkommenen Meistern; haṭha : (des) Hatha; abhyāsibhiḥ : den Praktzierenden

Mit einer kleinen Tür, ohne Fenster, Löcher oder Spalten, nicht zu hoch oder niedrig, vollständig mit einer dicken, intakten Schicht von Kuh-Dung beschmiert, komplett frei von Getier. | Auch äußerlich ist die kleine Hütte ordentlich mit Umzäunung, Altar, von einer freien Fläche umgeben. Genau so wurde die Yoga-Klause sogar von den Meistern für den Hatha-Yogi beschrieb

 

 

Die Yogahütte sollte eine sehr kleine Tür haben, sie sollte fensterlos sein. Sie sollte eben und ohne Löcher sein. Sie sollte weder zu hoch noch zu lang sein. Sie sollte sehr sauber sein, täglich mit Kuhdung überschmiert und frei von allen Insekten.

Außerdem sollte sie einen kleinen Platz mit einem erhöhten Sitz haben und einen kleinen Brunnen. Das Ganze sollte von einer Mauer umgeben sein. Das sind die Wesensmerkmale einer Yogahütte, wie sie von den Siddhas dargelegt worden sind, die Hatha Yoga ausgeübt haben.

Angenommen, du willst deine eigene Yogahütte errichten. Mit diesem Vers bekommst du den Rat, wie diese sein sollte.

 

Zu große Wohnungen haben ihren Sinn verfehlt.

Diese Aussage sollte mit einem gesunden Menschenverstand gesehen werden. Im Grunde genommen sind es praktische Ratschläge.

In Indien kann es sehr heiß werden. Deshalb sollte man keine Fenster haben. Die Tür des Hauses sollte klein sein, damit die Hitze nicht in das Innere der Räume gelangt. Die Yogahütte sollte nicht zu viele Löcher haben, damit keine Insekten hinein gelangen können. Wenn dort plötzlich ein Skorpion reinkommt, ist dieser Besuch nicht gerade wünschenswert.

Die Yogahütte sollte nicht zu hoch und nicht zu lang sein.

Bleibe einfach in deinen Bedürfnissen! Wenn man diese Aussage auf die heutige Zeit überträgt beinhaltet es diesen Kern. Es ist heutzutage erstaunlich, wie viel Prozent die Menschen von ihrem verfügbaren Einkommen für ihre Wohnung ausgeben. Sie wollen eine große Wohnung und beklagen sich über Geldmangel.

Der Mensch braucht nicht viel. Nimm dir ein kleines Zimmer, ein kleines Apartment. In diesem Fall brauchst du keinen Druck haben, um entsprechendes Geld zu verdienen für die Mietzahlung und zu deinem weiteren Lebensunterhalt. Wenn du viel Geld verdienst, kannst du es anderen Menschen geben. Du kannst anderen helfen und dienen.

Eine große Wohnung zu haben, bedeutet mehr Arbeit und das Üben gelangt in den Hintergrund. Es steht weniger an Zeit zur Verfügung für dies. Reduziere deine Bedürfnisse und reduziere die Menge an Wohnraum. Mit dieser Vorgehensweise ist viel gewonnen.

Dein Wohnraum sollte sauber und rein sein. Zum Praktizieren ist sattwa ein wichtiger Gesichtspunkt, der an dieser Stelle genannt werden sollte.

 

Schutz vor Insekten und wilden Tieren

Die Sache mit dem Kuhdung mag lustig klingen. In Indien hat man früher getrockneten Kuhdung genommen und diesen mit Wasser vermischt. Daraus ergab sich eine schöne weiße Farbe, die dazu beitrug, dass Insekten sich ferngehalten haben. Als Insektenschutz eignet sich diese Mischung aus Kuhdung und Wasser optimal.

In unserer heutigen Zeit gibt es sehr wenige Insekten im Vergleich zu früher. Relativ selten wirst du stark  von Mücken, Fliegen und Wespen gestört.

Getrockneter Kuhdung, der anschließend mit Wasser vermischt wird, hat zudem die Eigenschaft, desinfizierend zu sein. Insekten mögen die Kuhdungmischung nicht und sie halten sich diesem fern.

Svatmarama beschreibt in der Hatha Yoga Pradipika einen optimalen Ort für die Meditation. Es ist ein kleiner Platz mit einem erhöhten Sitz. Kleine Kriechtiere haben unter dieser Voraussetzung erschwerten Zugang zum übenden Menschen. Ameisen und andere Insekten werden nicht so schnell den Meditierenden oder den Yogaübenden belästigen und ihn in seiner Praxis stören. Der Yogi kann sich ungestört in die Meditation begeben und Pranayama üben.

Einen Brunnen in der Nähe zu haben, ist hilfreich, um genügend Wasser zur Stelle zu haben. Man muss nicht ständig weit laufen, um an Wasser gelangen.

Der Ort sollte von einer Mauer umgeben sein, beschreibt die Tatsache, dass es im alten Indien gefährliche Tiere gab. Darunter zählten Tiger, Löwen usw. unter diesen Gegebenheiten war es sinnvoll eine Mauer um sich herum zu haben. Es wäre fatal, wenn während des Übens ein Tiger vorbeikommt und man gefressen werden würde.

Das sind einige praktische Gesichtspunkte.

 

Die Vorteile des Praktizierens im Ashram

Heutzutage würde man sagen: Wenn du intensiv praktizieren willst und das zu Hause machen willst, dann sorge dafür, dass du nicht gestört bist. Kümmere dich darum, dass du ausreichend das für dich bestimmte Essen zu Verfügung hast.

Am Sinnvollsten wäre es, wenn du zum intensiven Praktizieren in einen Yoga Ashram gehen könntest. Du kannst in einem Yoga Ashram deine Zeit optimal zum Üben nutzen und dir entsprechend einteilen. Dort wirst du von niemandem gestört und du bekommst all deine Mahlzeiten, die du brauchst. Du hast dort die optimalen Voraussetzungen um dich ganz auf deine Praxis zu konzentrieren. Zudem ist ein Ashram, wie unsere Yoga Vidya Ashrams in Bad Meinberg, im Allgäu, im Westerwald und an der Nordsee,  in einer Natur nahen Umgebung eingegliedert. Diese Orte in der Natur wirken sich positiv auf deine Praxis aus. Es sind alles Orte, um in Ruhe intensiv praktizieren zu können.

Wenn du beabsichtigst, eine längere Zeit intensiv zu praktizieren, dann suche dir einen guten Platz aus.  Achte darauf, dass deine wertvolle Zeit, die du mit spiritueller Praxis verbringst, wirklich gut nutzen zu können.

Zuhause in deinem alltäglichen Leben können intensive Praktiken manchmal zum Problem werden. Du bist weiterhin mit deinen Pflichten konfrontiert. Einkaufen, Kochen und das Saubermachen erledigen sich nicht von alleine und können dich in der Zeit deiner intensiven Praxis stören. In einem Ashram musst du dich nicht mit alltäglichen Schwierigkeiten beschäftigen. Wenn es irgendwo ein Problem im Haushalt gibt, musst du dich z.B. nicht um den Abfluss kümmern, die Handwerker holen oder selber Reparaturen erledigen. Du kannst deine Zeit im Ashram sinnvoller einsetzen und Dinge aus dem Alltag an andere Menschen übertragen, damit du selbst intensiver üben kannst.

Es ist einfacher in einen Ashram zu gehen und dort intensiv zu praktizieren. Zudem ist der Ashram spezialisiert auf diese Gegebenheiten und die Menschen dort sind mit gleichen Voraussetzungen an diesem Ort.

Bei Yoga Vidya haben wir zum einen die Kundalini Intensiv Seminare, die es als Woche und als Monat gibt. Beim Sadhana Intensiv kannst du die Hatha Yoga Praktiken, die in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben sind, tatsächlich praktizieren.

Ohne dass du dich um irgendetwas kümmern musst, praktiziere einfach. Aber sei dir bewusst: Du willst praktizieren.

 

  1. Vers

एवं विधे मठे स्थित्वा सर्वचिन्ताविवर्जितः
गुरूपदिष्टमार्गेण योगम् एव समभ्यसेत् ॥१४॥

evam vidhe mathe sthitva sarva chinta vivarjitah… gurupadishta margena yogam eva samabhyaset ||

evaṁ-vidhe : in (einer) sogearteten; maṭhe : Klause; sthitvā : sich befindend, wohnend; sarva : aller; cintā : Sorgen; vivarjitaḥ : ledig; guru : (vom eigenen) Meister; upadiṣṭa : (wie) es gelehrt wurde; mārgeṇa : in der Weise; yogam : den Yoga; eva : einzig, allein, ausschließlich; samabhyaset : soll man praktizieren

Wahrlich in eben dieser Klause, frei von Sorgen, | soll Yoga wahrlich genau so geübt werden, wie es vom Lehrer unterrichtet wurde.

 

Dieser Vers ist für den Aspiranten ganz besonders wichtig.

Du solltest einen idealen Platz finden, der sich für deine Hatha Yoga Praktiken als geeignet erweist. Optimale Voraussetzungen sind wichtig, um üben zu können. Hast du diesen Platz gefunden, dann solltest du dich deinen Praktiken hingeben.

Vielleicht hast du in deinem zu Hause einen solchen idealen Platz nicht zur Verfügung. In diesem Fall ist es ratsam, dass du dir deinen Platz visualisierst. Wenn du in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebst mit einer Schlafmöglichkeit, einer Kochecke, Bibliothek, Computer und usw. und sich dieser Lebensraum auf wenige Quadratmeter beschränkt, kannst du dir dennoch eine kleine Yogaecke einrichten. Wenn du in deiner Yogaecke bist, die muss nur 2 mal 1 Meter groß sein, stelle dir vor, du bist im alten Indien. Du befindest dich in der Mitte des Dschungels und bist beschützt durch eine Mauer. Um dich herum siehst du die Wälder. In deiner Vorstellung kann du dich auch in einer wunderschönen Umgebung in der Natur aufhalten.

 

Befreie dich von deinen Sorgen und verschiebe deine Sorgen auf die Zeit nach deiner  Yogapraxis

Stelle dir diese Situation vor und male sie nach deiner Fantasie entsprechend angenehm aus. Nimm dir vor, für diese Zeit deiner Praxis, es kann eine Stunde, eine halbe Stunde oder zwei Stunden sein, ganz bei dir zu sein. Du bist nur für dich da. Du verbindest dich mit Gott oder mit deinem Guru.

Befreie dich von allen Sorgen. Beim Üben sage dir: „Meine Aufmerksamkeit ist jetzt ganz dem Yoga gewidmet.“

Im Yoga Sutra beginnt Patanjali mit den zwei Worten: „Atha Yoga ‒ jetzt Yoga“.

Du kannst deinem Geist sagen, die nächsten 30, 60 oder 90 Minuten, eventuell können dies auch zwei oder drei Stunden sein, sind ganz der Übung des Yoga gewidmet.

Wenn dein Geist sagt: „Ich weiß noch nicht was heute Nachmittag sein wird. Ich weiß noch nicht, ob ich meine Aufgaben erledigt bekomme, dann sage ihm: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst. Ich verschiebe es bis auf die Zeit, wenn ich fertig bin mit meiner Praxis.“ Du könntest deinem Geist sagen: „Wiedervorladung in zwei Stunden.“

Deine Sorgen können warten. Das kannst du dir bewusst vornehmen. Immer dann, wenn dein Geist dir erneut vorschlägt, sich damit zu beschäftigen, deine Sorgen in Erscheinung treten, befreie dich von deinen Sorgen und habe einen klaren Geist.

 

Praktiziere nach den Lehren deines Gurus

Svatmarama sagt: „Übe den Yoga, den dir dein Guru lehrt.“

Es gibt viele verschiedene Richtungen im Hatha Yoga. Mit dieser Aussage möchte er hervorheben: Du solltest Yoga von einem Guru lernen. Wenn Svatmarama viele Tipps für die Yogapraxis gibt, sagt er hier: Im Zweifelsfall, wenn dein Guru dir etwas anderes lehrt als ich, dann praktiziere es so, wie es dein Guru dir  gelehrt hat.

Die Praxis des Hatha Yoga kann nicht wirklich von einem Buch gelernt werden. Ich habe selbst viele Videos ins Internet gestellt. Es gibt den 10-wöchigen Hatha Yoga für Anfänger Kurs, den mehrwöchigen Atemkurs für Anfänger, den mehrwöchigen Pranayama Mittelstufen Kurs, den mehrwöchigen Pranayama Kurs, den Kundalini Yoga Fortgeschrittenen Kurs und viele weitere. All diese Kurse mögen als Begleitmaterial hilfreich sein.

Wenn du bei einem wirklichen Lehrer/in lernst, hast du ganz andere Lernvoraussetzungen und Gegebenheiten zur Verfügung. Die Lerninhalte mit direktem Kontakt sind bedeutend intensiver und unter besseren Bedingungen. Ein tieferes und intensiveres Wirken ist möglich.

Im Lauf der Zeit kannst du auch einiges ausprobieren, was über das Gelernte und Erfahrene hinausgeht. Irgendwann wird deine Intuition kommen. Du kannst dann ausprobieren, was daraus entsteht und welche Praktiken sich für deine Bedürfnisse als angemessen herausstellen. Achte auf deine Intuition und setze daraus neue Praktiken um.

Zunächst übe so, wie du es von deinem Lehrer oder deiner Lehrerin gelernt hast. Du bist dir des Wissens, dass es in jedem Fall wirkt. Im Lauf der Zeit kannst du anderes ausprobieren oder es von Innen entstehen lassen.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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