YVS397 Wie man Asanas üben sollte – HYP I 19

  1. Vers

अथ आसनम्
हठस्य प्रथमाङ्गत्वाद् आसनं पूर्वम् उच्यते
कुर्यात् तद् आसनं स्थैर्यम् आरोग्यं चाङ्गलाघवम् ॥१९॥

atha āsanam
haṭhasya prathamāṅgatvād āsanaṁ pūrvam ucyate… kuryāt tad āsanaṁ sthairyam ārogyaṁ cāṅga-lāghava

atha : nun; āsanam : (die) Körperstellung; haṭhasya : des Hatha; prathama-aṅgatvād : denn das ist das erste Glied; āsanaṁ : Asana; pūrvam : zuerst, als erstes; ucyate : wird genannt, gelehrt; kuryāt : bewirkt; tad : dieses; āsanaṁ : Asana; sthairyam : (körperliche und geistige) Festigkeit, Ausdauer; ārogyaṁ : Gesundheit; ca : und; aṅga : (der) Glieder, (des) Körpers; lāghavam : Leichtigkeit

Nun Asana: Asana wird zuerst erklärt, da es die erste Stufe des Hatha-Yoga ist. | Diese Asana-Praxis soll geübt werden, da sie Kraft, Gesundheit und Leichtigkeit im Körper verleiht.

 

Was sagt Svatmarama zur Asana Praxis?

Wie sollte man Asanas üben und welche Wirkung haben sie?

Svatmarama erklärt in diesem Vers, was Asanas sind. Asanas sind die erste Stufe des Hatha Yogas. Die Asana Praxis soll geübt werden. Das Üben der Yogastellungen gibt Kraft, Gesundheit und verleiht Leichtigkeit im Körper.

Er sagt, das erste Glied im Hatha Yoga ist: Asana. Die Aussage, dass das erste Glied im Hatha Yoga die Asanas sind, klingt etwas paradox, da er direkt zuvor über Yamas und Niyamas gesprochen hat. Demnach wären die Asanas an 3. Stelle des Hatha Yogas.

Die Yamas und Niyamas hat das Hatha Yoga identisch mit dem Raja Yoga von Patanjali. Asanas sind zwar auch das 3. Glied im Yogasutra, aber viele nehmen an, dass die Asana im Yogasutra hauptsächlich die Sitzhaltung meint.

In der Hatha Yoga Pradipika werden die Sitzhaltungen auch erläutert. Zudem nehmen ebenfalls die Asanas einen Stellenwert ein. In anderen Systemen wird manchmal von Yamas und Niyamas zuerst gesprochen. Im Hatha Yoga sind typischerweise Asanas zu finden und von Wichtigkeit. Dies war in der Zeit von Svatmarama und es bezieht sich ebenfalls auf unsere heutige Zeit.

Wenn du Menschen von deiner Yogapraxis erzählst, verbinden sie es zumeist mit Übungen, welche sich auf eine ungewöhnliche Körperposition beziehen. Die meisten Menschen sehen einen Yogaübenden vor sich, der auf dem Kopf steht, der sich in der Vorwärtsbeuge befindet oder eine Rückbeuge, wie die Kobra oder den Halbmond, macht.

Asana ist das erste Glied, dass typisch für Hatha Yoga ist.

 

Wie sollte man Hatha Yoga üben?

Hatha Yoga sollte mit dem Ziel geübt werden, dass Gesundheit entsteht. Dazu sind Asanas unter anderem förderlich. Gesundheit wird übersetzt mit Arogya.

Asana sollen styria sein. Styria kann man als Festigkeit und Ausdauer übersetzen. Zudem steht es für Stärke und Kraft. Schließlich soll die Asana Praxis einen laghavar machen. Das heißt eine Leichtigkeit und Gewandtheit des Körpers sollen die Asanas hervorrufen.

 

Die Wirkung der Asanas befasst sich mit drei Punkten:

  1. Arogya: Eine Freiheit von Beschwerden und Krankheiten. Rogya heißt Krankheiten und Arogya ist der Zustand ohne Krankheit, die Gesundheit.
  2. Styria: Asanas sollen zur Festigkeit und Stärke verhelfen. Styria heißt Festigkeit und Stärke.
  3. Laghava ist die Leichtigkeit.

Dies sind die Unterschiede der Hatha Yoga Praxis von anderen Sportarten. Wenn du zum Beispiel einem intensiven Fitnesstraining nachgehst, kann dir dies vielleicht bei verschiedenen Erkrankungen helfen und zu einer gewissen Stärke beitragen. Du bekommst Kraft und Disziplin, aber diese Leichtigkeit, die du nach einer Yogastunde spürst, ist nach einem Fitnesstraining typischerweise nicht gegeben. Du magst dich wohlig entspannt fühlen, aber selten fühlst du dich nach dem Fitness leicht. Nach einer Yogastunde fühlst du dich typischerweise leicht und schwebend. Deshalb ist es so wichtig, Yoga zu üben.

Man kann diesen Vers auch folgendermaßen interpretieren:

Asanas kann man mit drei Schwerpunkten üben. Man kann schauen, dass bei der Asanapraxis ein besonderer Bezug zu Arogya besteht. Die Freiheit von Beschwerden kann hervorgehoben werden.

Eine weitere Interpretation ist die Freiheit von Verspannungen.

Bei Yoga Vidya sind die ersten Yogastunden in einem Anfängerkurs immer sanft. Menschen sollen zuerst lernen, ihren Körper zu kennen. Sie sollen lernen, los zulassen und zu entspannen. Diese schrittweise Herangehensweise hilft, dass viele Spannungen und Krankheiten verschwinden. Es geht zunächst um ein sanftes und entspanntes Üben. Dies ist Arogya.

Das zweite Prinzip ist Styria. Es handelt sich um die Entwicklung von Stärke und Festigkeit. Wenn du bereits über diese Spannung verfügst und ein gutes Körpergefühl entwickelt hast, folgt eine intensivere Praxis. Dazu zählen unter anderem das Üben von anstrengenden Asanas. Mit Disziplin können Stellungen länger gehalten werden. Gerade dann, wenn du aufgehört hast, Asanas als Wettbewerb zu üben und keinen Vergleich zu anderen Praktizierenden siehst, du in deinen eigenen Asanas verweilst und du sie nicht als besonders tolle Körperverrenkung betrachtest, ist es an der Zeit, ohne Wettbewerbsdenken dich anzustrengen und durchzuhalten. Das gibt dir Styria.

Der zweite Schritt der Yogapraxis ist ein intensives Üben unter Anstrengung.

Bedauerlicherweise wird dieser Schritt bei den Übenden in unserem Yogazentrum oft übersprungen. Es ist ratsam, ruhig mal in die fortgeschrittene und fordernde Stunde zu gehen. Übe eine Weile, bis du diese Stärke entwickelt hast. Es ist etwas Besonderes, wenn du den Skorpion beherrschst oder den Handstand kannst. Es hat etwas, wenn du Vira Bhadrasana, die Heldenstellung, wirklich eine Minute in der richtigen Haltung üben kannst. Wenn du eine Minute in der Heuschrecke sein kannst oder eine Minute im Bogen verweilen kannst, bekommst du Selbstvertrauen und eine innere Stärke. Es ist anstrengend, aber das ist gut. Anstrengend zu üben führt zu Styria. Eine Festigkeit, Stärke und Willensstärke entsteht. Dies sind wichtige Eigenschaften, die du brauchst.

Die vornehmste Weise Asanas zu üben, ist laghava. Im Nachhinein fühlst du dich leichtgliedrig. Diese Leichtigkeit spürt vermutlich jeder, der bei Yoga Vidya in eine Yogastunde geht. Nach der Yogastunde ist eine Leichtigkeit zu erfahren, die glücklich macht. Darauf ist die Praxis ausgerichtet.

Diese Leichtigkeit, diese Subtilität, bedeutet große Gefühle für die spirituelle Dimension der Asanas zu haben. Sie geschieht, wenn du die Asanas lange hältst. Wenn du in der Vorwärtsbeuge 5 Minuten, 10 Minuten oder länger verweilst, kannst du diese Leichtigkeit erfahren. Wenn du den Drehsitz einige Minuten hältst oder du 10 Minuten im Kopfstand oder im Schulterstand bist, wirst du dieses Gefühl in dir hervorrufen. Hilfreich ist hier eine bewusste Konzentration und die Wiederholung eines Mantras sowie eine bewusste Pranalenkung.

Der dritte Schritt der Asana Praxis ist das lange Halten der Stellungen, mit spiritueller Konzentration. Dieses Übung führt ganz besonders stark zu einer Leichtigkeit der Glieder.

Zusammenfassung:

Asana ist das erste Glied der eigentlichen Hatha Yoga Praxis. Es gibt 3 Aspekte, die zur Asana Yogapraxis führen.

  1. Arogya: Freiheit von Beschwerden
  2. Styria,: Festigkeit und Stärke
  3. Laghava: Leichtigkeit der Glieder

 

Das sind die drei Etappen der Yogapraxis:

  1. Erst entspannt, leicht und sanft
  2. dann fordernd, intensiv mit Willenskraft
  3. langes Halten der Stellungen mit spiritueller Konzentration

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 
 
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