1. Vers

तपः सन्तोष आस्तिक्यं दानम् ईश्वरपूजनम्
सिद्धान्तवाक्यश्रवणं ह्रीमती तपो हुतम्
नियमा दश सम्प्रोक्ता योगशास्त्रविशारदैः ॥१८॥

tapaḥ santoṣa āstikyaṁ dānam īśvara-pūjanam |
siddhānta-vākya-śravaṇaṁ hrīmatī ca japo hutam |
niyamā daśa samproktā yoga-śāstra-viśāradaiḥ

tapas : Askese, innere Glut, Inbrunst, Verinnerlichung; santoṣaḥ : Zufriedenheit; āstikyaṁ : Glaube an Gott, Gläubigkeit; dānam : Freigebigkeit; īśvara : (des) Herrn, Gottes; pūjana : (die) Verehrung; siddhānta : (der) Lehrbücher, (der) heiligen Texte; vākya : der Lehrsätze, Aussprüche, Aussagen; śravaṇaṁ : (das) Hören; hrī : Scham, Schamhaftigkeit; mati : Einsicht; ca : und; japaḥ : halblautes Wiederholen eines Gebetes oder Mantras; hutam : Opfer; niyamāḥ : (sind die als) Niyamas; daśa : zehn; samproktāḥ : die genannt werden; yoga-śāstra : (mit den) Yoga-Schriften; viśāradaiḥ : von denjenigen, die vertraut sind

Selbstdisziplin, Zufriedenheit, Glaube, Mildtätigkeit, Respekt | Quell-Studium, Mäßigung, Besonnenheit, Lernen von Texten und Opferbereitschaft, | sind die 10 Niyamas, anerkannt von den Yoga-Schrift-Gelehrten.

 

Svatmarama schreibt:

Tapas, Frohsinn, Glaube an Gott, Wohltätigkeit, Verehrung der Gottheit, Anhören oder Auslegung der vedantischen Lehrsätze, Scham, ausgewogener Geist, das Wiederholen von Gottes Namen und das Einhalten von passenden Gelübden

Das macht Niyama aus.

Patanjali erwähnt im Yoga Sutra 5 Niyamas: Shaucha, Santosha, Tapas, Swadhyaya und Ishwara Pranidhara.

Svatmarama bezieht sich auf insgesamt 10 Niyamas.

Diese 10 Niyamas sind Folgende:

 

Tapas

Das erste dieser 10 Niyamas ist Tapas, die „Askese“. Askese wird übersetzt mit der „inneren Glut“, mit „Inbrunst“. Es bedeutet innerlich etwas tun, was du nicht magst. Tapas ist wichtig.

 

Santosha

Der Gegenpol zu Tapas ist Santosha. Santosha kann man übersetzen mit „Zufriedenheit“. Im Kommentar von meinem Lehrer ist es auf Deutsch mit „Frohsinn“ übersetzt worden. Zufriedenheit und Frohsinn, diese beiden Niyamas kennt auch Patanjali.

 

Astikya

Das dritte ist Astikya. Astikya heißt „Glaube an Gott“, „Gläubigkeit“ und „tiefes Vertrauen“ zu haben.

 

Dana

Das nächste ist Dana. Damit wird die „Mildtätigkeit“ übersetzt. Ein weiterer Begriff dazu ist die „Wohltätigkeit“. Dana heißt anderen Geschenke geben und Gutes für andere tun.

Svatmarama geht in manchen darüber hinaus, was Patanjali sagt. Ihm geht es zum Beispiel bei den Yamas nicht nur um Ahimsa. Ihm ist es zudem wichtig, dass man Geduld mit anderen haben sollte. Er hebt ein Mitgefühl mit anderen und Liebe zu haben, hervor. Er geht noch weiter. Dies alleine reicht ihm nicht aus. Man soll anderen etwas Gutes tun: Dies ist Dana. Man kann es auch mit „Freigiebigkeit“ übersetzen.

 

Ishvara Pujana

Dann folgt Ishvara Pujana. Dies ist die „Verehrung Gottes“. Ähnlich wie Patanjali von Ishwara Pranidhara spricht, schreibt Svatmarama hier von Ishvara Pujana, der „Gottesverehrung“.

 

Siddhanta Vakya Shravanam

Es folgt Siddhanta Vakya Shravanam. Siddhanta Vakya Shravanam ist das, wie Svatmarama es beschreibt. Patanjali nennt das Swadhyaya, das Selbststudium. Der Ausdruck bei Patanjali ist mehrdeutig. Unter anderem wird diesbezüglich von „Introspektion“gesprochen. In diesem Sinne bedeutet es das selbständige Lesen der Schriften.

Svatmaramas Siddhanta Vakya Shravanam heißt „das Anhören der Lehrsätze der heiligen Texte“. Es beinhaltet Besuche von spirituellen Vorträgen, Ansehen von spirituellen Videos, spirituelle Audio-Vorträge anzuhören und Inspirierendes zu lesen.

Im Buch von meinem Lehrer wird gesagt: Es ist ein „Anhören der Auslegung der vedantischen Lehrsätze“. Man könnte sagen, über Siddhanta Vakya Shravanam kommt Vedanta, Jnana Yoga ins Spiel.

Das habe ich auch immer wieder gemerkt, wenn ich Sadhana Intensiv Seminare gebe. Es ist wichtig, Menschen etwas über die höchste abstrakte Wahrheit zu erzählen. Gerade wenn man praktiziert und Prana aktiviert wird, sollte man sich nicht nur in die Reinigungserfahrungen hinein begeben und nicht nur analysieren, wie es mir gerade geht und was ich fühle. Man sollte den Geist auf die höchste Wahrheit aufrichten. Das sind meine Erfahrungen.

 

Hri

Dann beschreibt Svatmarama Hri. Mit diesem Begriff ist die „Scham“, die „Schamhaftigkeit“ gemeint.

Schamhaftigkeit soll heißen: Wenn man sich auf dem Yoga Weg befindet und intensiv Hatha Yoga übt, wird man manchmal sehr individualistisch. Manchmal verlieren Menschen ihre Scham, ziehen sich unangemessen an oder machen unangemessene Laute. Sie achten nicht mehr darauf, ob ihr Verhalten oder ihre Kommunikation wirklich angemessen ist in der Gesellschaft.

Man könnte sagen: Hri bedeutet eine gewisse Rücksichtnahme auf andere Menschen.

 

Mati

Es folgt Mati. Dies kann man als „Einsicht“ oder mit einem „ausgewogenen Geist“ übersetzen.

Manchmal kann dich intensive spirituelle Praxis durcheinander bringen. Dann ist Mati, die Einsicht, hilfreich. Eine gewisse Besonnenheit und Ausgewogenheit ist zu empfehlen.

 

Japa

Svatmarama sagt: Japa ist gut. Japa ist das Wiederholen eines Mantras.

Japa kannst du mit der Hatha Yoga Praxis verbinden. Die ganzen Hatha Yoga Übungen werden wirksamer, wenn du dabei Mantras wiederholst.

 

Huta

Das letzte dieser 10 Niyamas ist Huta. Huta kann man übersetzen als „Opferzeremonie“. Es kann eine „Feuerzeremonie“ sein, Yajna. Gleichbedeutend kann es mit Vrata übersetzt werden. Vrata heißt ein „besonderes Gelübde“ und „Vorsätze“ zu haben.

Svatmarama hat in einem vorigen Vers gesagt, dass unpassende Gelübde nicht gut sind. Passende Vorsätze zu machen und diese mit Opferbereitschaft zu verbinden, ist allerdings etwas Gutes.

 

Der Vergleich zu Patanjalis Niyamas

Patanjalis fünftes Niyama, Shaucha, hat Svatmarama als Yama definiert. Wir können seine anderen sechs Niyamas als Shaucha bezeichnen, als Methoden der Reinigung.

Wie reinigen wir unseren Geist?

Durch Astikya ‒ Glaube an Gott, durch Dana ‒ Freigiebigkeit, durch Hri‒ Schamhaftigkeit und Rücksichtnahme, durch Mati ‒ Einsicht, durch Japa ‒ Wiederholen eines Mantras und durch Huta ‒ Opferbereitschaft.

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 
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