1. Vers

अथ यमनियमाः
अहिंसा सत्यमस्तेयं ब्रह्मचर्यं क्षमा धृतिः
दयार्जवं मिताहारः शौचं चैव यमा दश ॥१७॥

atha yama-niyamāḥ
ahiṁsā satyam-asteyaṁ brahmacaryaṁ kṣamā dhṛtiḥ… dayārjavaṁ mitāhāraḥ śaucaṁ caiva yamā daśa

atha : nun; yama : Yamas; niyamāḥ : (und) Niyamas; ahiṁsā* : Gewaltlosgkeit, Nichtschädigen; satyam* : Wahrhaftigkeit; asteyaṁ* : Nichtstehlen; brahmacarya* : Enthaltsamkeit; kṣamā : Geduld, Langmut, Nachsicht; dhṛtiḥ : (innere) Festigkeit, Entschlossenheit; dayā : Mitgefühl; ārjavaṁ : Aufrichtigkeit, Redlichkeit; mita-āhāraḥ : Mäßigung beim Essen; śaucaṁ* : Reinheit, Reinlichkeit; ca : und; eva : gewiss; yamāḥ : Yama; daśa : (dies sind) die zehn

Nun Yama und Niyama: Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Handeln im Bewusstsein eines höheren Ideals, Vergeben, Toleranz | Empathie, Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hygiene sind wahrlich Yam

 

Kennst du die fünf Yamas von Patanjalis Yoga Sutra?

Dann bist du vielleicht neugierig, was es mit den zehn Yamas der Hatha Yoga Pradipika auf sich hat.

Dasha heißt „zehn“ und yama sind die Regeln. Insbesondere sind die 10 Yamas die Regeln im Umgang mit anderen Menschen.

 

Diese zehn Regeln sind:

  1. keinem Schaden zufügen
  2. die Wahrheit sprechen
  3. nichts nehmen, was anderen gehört

4  Enthaltsamkeit pflegen

  1. Geduld und
  2. Seelenstärke praktizieren
  3. mit allen Erbarmen haben
  4. geradewegs vorwärts schreiten
  5. gemäßigt in der Diät sein
  6. sich selbst reinigen

 

  1. Ahimsa ‒ Gewaltlosigkeit: die wichtigste Pflicht und Regel

Ahimsa heißt nicht verletzen, keinem einen Schaden zufügen. Es heißt ahimsa paramo dharmah. Ahimsa ist die wichtigste Pflicht und die wichtigste Regel. Ahimsa ist wie die übergeordnete ethische Regel im ganzen Yoga.

Wenn du im Hatha Yoga Fortschritte machen willst, ist es wichtig, anderen in Gedanken, Worten und Taten nicht schaden zu wollen und nichts Schlechtes zu tun.

  1. Satyam ‒ Nicht lügen

Die zweite Regel, die auch ein Yama aus dem Patanjali Yoga Sutra ist, ist SatyamSatyam heißt „Wahrhaftigkeit“. Damit ist das nicht Lügen gemeint.

  1. Asteya ‒ Nicht stehlen

Die dritte Yama ist Asteya. Asteya heißt „nicht stehlen“. Man sollte nichts stehlen, nichts nehmen, was anderen gehört.

  1. Brahmacharya ‒ Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens

Es folgt Brahmacharya. Brahmacharya kann auf viele Weisen übersetzt werden. Oft wird Brahmacharya übersetzt als „Enthaltsamkeit“, insbesondere als sexuelle Enthaltsamkeit. Eine andere Übersetzung ist die „Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens“. In diesem Sinne gebrauche ich Brahmacharya relativ häufig, ähnlich wie es der Dalai Lama oft macht, wenn er über ein vergleichbares Prinzip im Buddhismus spricht.

Mönche und Nonnen sollten enthaltsam leben. Für den Durchschnittsaspiranten ist Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens wichtig. Es ist das Jahr 2017, in dem viele Skandale von Menschen zum Vorschein kommen, die ihre Machtposition ausgenutzt haben, um andere sexuell zu belästigen und vieles andere.

Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten ist auch deshalb wichtig:

Wer intensiv Hatha Yoga übt, hat ein stärkeres Prana, hat eine stärkere Ausstrahlung. Das kann sich niederschlagen in einem gesteigerten sexuellen Verlangen, einer gesteigerten sexuellen Attraktivität. Dies wiederum kann dazu führen, dass Menschen in Versuchung kommen, das auszunutzen.

Eine andere Übersetzung von Brahmacharya ist ein „Handeln im Bewusstsein eines höheren Ideals“. Das ist die wörtliche Übersetzung. Achara heißt ja „handeln“. Acharya heißt „handeln im Bewusstsein von“, Brahman ist das Göttliche.

Meistens wird brahmacharya im Kontext mit Sexualität gesehen: Es meint eine Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens.

Es ist hilfreich in deiner Phase der intensiven spirituellen Praxis, in der du ein, zwei oder vier Wochen ganz intensiv praktizieren willst, auf Sexualität zu verzichten und keine sexuellen Beziehungen zu pflegen.

Das ist ein Tipp, den ich gebe, wenn Menschen an einem Sadhana Intensiv teilnehmen, insbesondere wenn sie als Single kommen, dass in dieser Zeit mit anderen kein Anbandeln angebracht ist. Somit verschwenden sie ihre wertvolle Zeit, die sie sich eigentlich genommen haben, um intensiv zu praktizieren, nicht. Eine neue Beziehung zu beginnen ist nicht ratsam, wenn du dich in dieser Phase befindest.

Mein Tipp wäre: Wenn du dir vornimmst, intensiv zu praktizieren, nutze die Zeit für intensive Praxis. Wenn sich daraus etwas ergibt, dann kann man nachher schauen, ob es tatsächlich mehr ist als nur ein Energieaustausch auf einer subtilen Ebene aufgrund intensiver Yogapraxis.

 

Entsprechungen zu den Yamas in Patanjalis Yoga Sutra

Diese vier Yamas entsprechen den Patanjali Yoga Sutra-Yamas: Ahimsa, Satya, Asteya und Brahmacharya. Was Svatmarama nicht gebraucht, ist Aparigrahah. Das heißt die „Abwesenheit von Gier und Unbestechlichkeit“.

Die nächsten sechs Yamas, die Svatmarama gebraucht, stellen eine Ausführung von Aparigrahah dar. Svatmarama ist auf die sechs Yamas ausführlicher eingegangen, weil er vermutlich deren Bedeutung vermehrt hervorheben wollte.

Im Folgenden werden die sechs Yamas, die nach Svatmarama gleichbedeutend sind, mit Aparigrahah, beschrieben.

 

Kshama ‒ Angemessen und nachsichtig reagieren

Das erste Yama ist Kshama. Kshama heißt „Geduld“, „Langmut“ und „Nachsicht“.

Warum solltest du Geduld und Langmut haben, wenn du intensiv praktizierst und allein bist?

Die Antwort zu dieser Fragestellung lautet: In der Mehrheit der Fälle bist du nicht ganz allein.

Wenn du intensiv Hatha Yoga praktizierst und mehr Prana hast, kann es geschehen, dass du dich eher über andere aufregst. Die Worte von anderen Menschen werden um ein Vielfaches stärker sein.

Ich habe das selbst bei mir schon öfters in Phasen erlebt, in denen ich intensiv praktiziert habe. In einem Gespräch habe ich erfahren, was im Ashram nicht gut läuft. Diese Aussagen habe ich bedeutend intensiver wahrgenommen und gespürt, wie sie eigentlich sind. Wenn ich einfach darauf reagiere, ist meine Reaktion nicht angemessen.

Befindest du dich in einer Phase intensiver Praxis, sei nachsichtig und langmütig. Im Alltag ist mehr Langmut und Geduld hilfreich.

 

Dhritih ‒ Entschlossenheit aus der Stärke der Seele

Das nächste ist Dhritih. Es ist die „Festigkeit“ und „Entschlossenheit“. In der Übersetzung von der „Hatha Yoga Pradipika“ steht dies für „Seelenstärke“ haben: Seelenstärke zu besitzen, bedeutet die Fähigkeit zur Festigkeit und Entschlossenheit zu haben.

Seelenstärke ist ein sehr schönes Wort. Mahatma Gandhi und Martin Luther King haben es mit dem Wort: „soul force“ in den Umlauf gebracht. Es umschreibt eine  Entschlossenheit aus der Stärke der Seele.

 

Daya ‒ Aktiv Mitgefühl mit anderen üben

Dann folgt Daya. Daya ist das „Mitgefühl“. Svatmarama ist es wichtig, dass die Hatha Yoga Praxis dazu führt, dass du mehr Liebe und Mitgefühl zu anderen Menschen hast. Es geht im Hatha Yoga darum, nicht nur ein passives Ahimsa zu üben, sondern dass auch Daya, ein Mitgefühl, geübt wird und Kshama, Langmut und Geduld mit anderen. Daya ist eine der wichtigen Eigenschaften, die ein Aspirant entwickeln kann.

 

Arjava ‒ Nimm dir vor zu praktizieren und schreite voran

Dann folgt Arjava. Arjava wird als „geradewegs Vorwärtsschreiten“ übersetzt. Man kann auch von „Redlichkeit‘“und „Aufrichtigkeit“ sprechen. Praktiziere aufrichtig und sei redlich in dem, was du tust! Gebe nicht vor, etwas zu sein, was du nicht bist!

In der Übersetzung des „geradewegs Vorwärtsschreitens“ ist etwas Schönes zu finden. Menschen machen sich immer wieder Sorgen: Manche Menschen machen sich jedoch zu viele Sorgen. Reduziere deine Sorgen und lasse diese dich nicht beherrschen. Mach dir nicht zu viel Sorgen! Nimm dir vor zu praktizieren und schreite voran. Dies ist das Üben von Arjava.

 

Mitahara ‒ Mäßigung beim Essen

Mitahara heißt Mäßigung beim Essen. Es bedeutet auch gemäßigt in der Diät zu sein. Mitahara hat zwei Bedeutungen:

  1. Was du isst
  2. Wie viel du isst

Weiterhin kommt als drittes hinzu:

  1. Wie du isst.

An einer späteren Stelle wird Svatmarama das Thema weiter ausführen.

Die Kernaussage liegt darin, auf diese drei Sachen beim Essen zu achten.

 

Shaucha ‒ Reinheit

Im Generalvers heißt es: Shaucha. Shaucha bedeutet „Reinigung“, „Reinheit“ und „Reinlichkeit“. Bei Patanjali gehört Shaucha zu den Niyamas. Bei Svatmarama ist Shaucha die zehnte der Yamas.

Dies waren die zehn Empfehlungen, die Svatmarama beschreibt, als Regeln im Umgang mit anderen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 
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