- Vers
चतुरशीत्य् आसनानि शिवेन कथितानि च ।
तेभ्यश् चतुष्कम् आदाय सारभूतं ब्रवीम्य् अहम् ॥३५॥
catur-aśīty āsanāni śivena kathitāni ca… tebhyaś catuṣkam ādāya sāra-bhūtaṁ bravīmy aham
catur-aśīti : 84; āsanāni : (Körper-)Stellungen; śivena : von Shiva; kathitāni : wurden gelehrt, erwähnt; ca : und, aber; tebhyaḥ : von diesen, aus diesen; catuṣkam : vier; ādāya : genommen, ausgewählt habend; sāra-bhūtaṁ : als Hauptsache, als Bestes; bravīmi : bespreche, beschreibe; aham : ich
Und 84 Asanas sind von Shiva beschrieben worden, | von diesen sind vier als Essenz extrahiert worden. [Diese] beschreibe ich.
Die 84 Hauptasanas und die 8.400.000 Asanas in der Hatha Yoga Pradipika
Svatmarama schreibt: Es gibt chaturashiti (84) Asanas. Diese 84 Asanas wurden gelehrt und erwähnt. Von diesen sind eine Vierzahl (Chatushka) besonders wichtig.
Diese sind Adaya. Sie sind genommen und ausgewählt worden, weil sie Sarabudha sind. Es ist das, was die Essenz ist. Sie sind das Element, die höchste Essenz, Aham (das ICH). Diese werde ich besprechen. Die Zahl der Asanas, die von Shiva gelehrt wurden, beträgt 84. Von diesen werde ich 4 der allerwichtigsten beschreiben“.
Das ist die Ankündigung, die Svatmarama für die nächsten Verse macht. Er bezieht sich folgend auf 84 Asanas.
Auf den Yoga Vidya Seiten findest du 84 Asanas. Manche Traditionen haben ihre eigenen 84 Asanas.
Nirgendwo steht verbindlich drin, was diese 84 Asanas genau sind. Einige der Hatha Yoga Texte sagen, es gibt genau 84 Asanas. Welche das nun genau sind, wird nicht explizit gesagt.
Bei Yoga Vidya haben wir ein Konzept von 84 Asanas. Du findest sie auf unseren Internetseiten und in meinem Buch „Das Yoga Vidya Asana Buch“. Zudem sind diese 84 Asanas im Buch: „Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch“ beschrieben.
Brahmananda, der den klassischen Jyotsna (Mondlicht) Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika im 19. Jahrhundert geschrieben hat, sagt, dass Goraksha von der Existenz über 8.400.00 Asanas schreibt. Es gibt so viele Asanas, wie es lebendige Wesen gibt. Das ist jetzt interessant. Demnach gibt es 8.400.000 Lebewesen. Man könnte sagen 8.400.000 Tierarten. Goraksha hat vermutlich im frühen indischen Mittelalter gelebt. Nach manchen Traditionen war seine Lebenszeit im 9., 10., 11., 12. Jahrhundert nach Christus. Die Inder gehen davon aus, dass er viel früher gelebt haben muss, weil er kurz nach Beginn des Kali Yogas das Hatha Yoga von Matsyendranath gelernt haben soll. Manche sagen, das Übermittelte geschah durch andere Lehrer in der Tradition von Matsyendranath.
Vor mindestens 1000 Jahren sind die Inder davon ausgegangen, dass es 8.400.000 Tierarten gibt. Heute haben die modernen Biologen etwa 2.000.000 oder 3.000.000 Tierarten katalogisiert. Sie gehen davon aus, dass es zwischen 8.000.000 und 30.000.000 Tierarten gibt. Man nimmt an, dass die Mehrheit ausgestorben sein wird, bevor man sie überhaupt katalogisiert hat. Durch das Roden des Urwaldes und des Regenwaldes sowie durch viele andere schlimme Sachen, die der Mensch macht, sind die meisten Tierarten ausgerottet, bevor ein Mensch sie zur Kenntnis genommen hat. Ob es jetzt tatsächlich 8.400.000 Tiersorten sind oder doch 20.000.000 kann nicht gesagt werden. Es ist bemerkenswert, dass die alten Inder in einer ähnlichen Größenkategorie gedacht haben, wie die modernen Biologen heute. Zu einer Zeit, als im Westen plötzlich Philosophen und Naturwissenschaftler davon ausgegangen sind, dass die Anzahl der Tierarten sich auf ein paar Hundert oder maximal auf ein paar Tausend beschränkt.
Eine weitere Bedeutung mit der Zahl 8.400.000 ist, dass es im Tierreich 8.400.000 Tierarten gibt. In den vielen spirituellen und esoterischen Traditionen ist die Aussage, wie oben so unten. Es wird gesagt, wie 8.400.000 Tierarten bestehen, gibt es 8.400.000 wichtige Erfahrungen, die der Mensch machen muss, bevor er die Befreiung erlangt. Dies bedeutet karmisch gesehen, wenn du das erste Mal Mensch wirst, musst du 8.400.000 Erfahrungen machen bis zur Erleuchtung. Zusätzlich schaffst du noch dein eigenes Karma durch deine Handlungen, deine Wünsche und ethisches oder unethisches Handeln. Erstmal kommen 8.400.000 Lektionen. Die Asanas sollen dem Menschen Erfahrungen ermöglichen, die ihm helfen, diese Lektionen zu lernen.
Wenn du in einer bestimmten Asana einige Minuten verweilst, wird sich plötzlich dein Bewusstsein verändern. Du wirst bestimmte Lektionen lernen. Angenommen, du machst die Heuschrecke. Du nimmst dir vor, die Heuschrecke 3 Minuten zu halten. Das Halten dieser Stellung ist unglaublich anstrengend. Du machst die Erfahrung einer unglaublichen Anstrengung und Willensanstrengung. Das ist zum Beispiel eine der großen, wichtigen Erfahrungen.
Wenn du die Vorwärtsbeuge zwanzig Minuten lang hältst, ist es zum einen eine Geduldsübung. Zum anderen ist es eine Schmerzertragungsübung. Über einen Zeitraum von 20 Minuten in der Vorwärtsbeuge zu verweilen, bedeutet eine Anstrengung für die Rückseite der Beine. Du wirst vermutlich ein Ziehen empfinden. Zum Teil kann es eine Übung sein, eingeschlafene Beine und ein Ziehen in den Beinen auszuhalten.
Beim Üben des Drehsitzes kannst du Schwierigkeiten haben, aber er führt auch zu unglaublich erhabenen Erfahrungen. Sage dir, die Asanas helfen dir, dein Karma auszuarbeiten. Auf eine gewisse Weise, entspricht jede Asana einer bestimmten Lebenserfahrung. Du musst nicht unbedingt 8.400.000 Asanas üben. Im Laufe der Inkarnationen gehst du durch 8.400.000 Lebenserfahrungen. Manche brauchen Wochen und Monate für eine Erfahrung. Andere Menschen gehen mit großer Bewusstheit in eine Asana hinein und erlauben es, Körper und Psyche in diese besondere Erfahrung hineinzugehen und haben dann in ein paar Minuten vielleicht sogar ein ganzes Leben oder mindestens einige Monate von karmischen Erfahrungen gemacht. In diesem Sinne können Asanas dein Karma ermöglichen und deine spirituelle Entwicklung sehr stark fördern.
Du kannst selbst überlegen, in welche besonderen Erfahrungen haben Asanas dich schon gebracht? Gerade beim längeren Halten wirst du es vielleicht erfahren haben. Welche menschlich wertvolle Erfahrung hast du gemacht, indem du dich dazu gebracht hast, durch all diese Erfahrungen hindurch zu gehen?
Du solltest nicht gleich aufgeben, wenn es schwierig wird und nicht gleich hinausgehen, wenn du merkst, du sinkst in etwas ganz Besonderes hinein. Sich selbst zu ermöglichen, in solche Erfahrungen hineinzugehen, ist auch etwas sehr wichtiges.
Reflektiere: Was hast du bisher gemacht? Nehme dir vor, die Asanas etwas bewusster, intensiver und länger zu halten.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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