Sukadev Bretzs Beiträge (5609)

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Yoga Sutra 2.20

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 21. Vers „Das Gesehene ist für den Sehenden da.“ Der Sehende ist der Purusha, das Gesehene ist die Prakriti. Das Gesehene ist das, was wir jetzt erfahren. Der Sehende, das sind wir. Warum geschieht das, was uns geschieht? Es geschieht auch, damit wir die Erfahrungen machen, die wir brauchen, um zu wachsen. Was uns geschieht, ist dazu da, damit wir die richtigen Lektionen machen, damit wir zur Befreiung kommen. Gehe davon aus, dass alles, was dir heute oder morgen geschieht, irgendwie für dich gut ist. Dass dein Schicksal eine Chance ist. Dass das Leben eine Schule ist. Natürlich darfst du daraus jetzt keinen Beziehungswahn machen. Das ist ein psychologischer Ausdruck dafür, wenn Menschen alles auf sich beziehen. Nicht unbedingt fällt ein Stein von einem Gebäude herunter, nur um dir eine Botschaft zu vermitteln. Wenn zwei Menschen sich unterhalten, dann unterhalten sie sich nicht unbedingt über dich. Das ist ein Beziehungswahn und du musst aufpassen, dass du spirituelle Weisheit nicht so interpretierst, dass du in eine psychische Krankheit kommst. Es gibt so viele andere Menschen und das Universum ist auch für ihre Entwicklung da. Nur das, was dir geschieht, das ist eine Herausforderung, an der du wachsen kannst. Und in diesem Sinne: Das Gesehene ist für den Sehenden da. Wenn du das nächste Mal etwas verlierst, und du fragst dich: „Warum verliere ich das?“, dann sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Das nächste Mal, wenn du eine Erkältung bekommst und du fragst dich: „Warum ich?“, sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Das nächste Mal wenn du kritisiert wirst, obgleich du das doch eigentlich nicht verdienst, sage dir: „Damit ich daran wachse.“ Nur, wie wächst du daran? Du kannst daran wachsen, indem du dich mehr bemühst. Du kannst daran wachsen, indem du loslässt. Du kannst daran wachsen, indem du weitermachst. Die Einstellung, dass alles dazu da ist, dass du daran wächst, sagt dir noch nicht, wie du dich nachher verhalten sollst. Es ist nur eine Grundeinstellung, die dir hilft, das Leben erfüllter zu erleben. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Zustände der Gunas

Yoga Vidya, tägliche Inspirationen, präsentiert von www.yoga-vidya.de. Mein Name ist Sukadev und ich bin dabei, über das Yoga Sutra zu sprechen. Im 2. Kapitel, 19. Vers. Einiges von dem, was ich lese, findest du in ähnlicher Form in meinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“. Dieses Buch bekommst du im Buchhandel, in den vielen Yoga-Vidya-Stadtzentren und du kannst es auch im Yogaversand beziehen. Den Link für den Versand findest du auf der Homepage www.yoga-vidya.de. Keine Angst, dieser Vorspann kommt nur ab und zu mal. Aber ein bisschen Information muss auch sein, und die vielen Dinge, die du in diesem Podcast hörst, kannst du natürlich besonders vertiefen, wenn du in einem Buch nachliest oder noch mehr, indem du ein Seminar über Raja-Yoga besuchst, welches du in den Yoga-Vidya-Zentren regelmäßig mitmachen kannst. Also jetzt 19. Vers, 2. Kapitel, Yoga Sutra „Die Zustände der drei Gunas sind grob, fein, manifest und unmanifest.“ Es gibt drei Gunas: Sattwa, Rajas und Tamas. Tamas – träge, Rajas – unruhig, Sattwa – rein. Sattwa lässt Glück durchstrahlen. Sattwa hilft, dass die Wonne des Selbst durchstrahlen kann. Ein Aspekt von spiritueller Evolution ist, Sattwa zu erhöhen. Je mehr du dein Leben sattwig gestaltest, umso näher kommst du der Erfahrung des Selbst. Sattwa heißt, dass du auf die Nahrung achtest. Natürlich heißt das, nach Möglichkeit keinem Lebewesen zu schaden für die Nahrung. Also vegetarisch zu leben. Sattwige Nahrung heißt dann auch vollwertig zu leben und auf das zu verzichten, was deinen Geist unruhig und träge macht. Du kannst jetzt auch schon überlegen: „Könnte ich vielleicht meine Ernährung heute etwas sattwiger machen?“ Sattwa hat auch Auswirkungen auf deine Zimmergestaltung. Wie ist dein Zimmer? Sind die Dinge, die du dort hast – egal ob es jetzt ein Büro ist oder ein Schlafzimmer oder ein Wohnzimmer – ist es so, dass es meinen Geist erhebt? Sind die Farben so, dass sie meinen Geist erheben? Sind meine Schmuckgegenstände so, dass sie mein Herz öffnen? Habe ich einiges, was mich an Gott erinnert? Schau dir das an und leite notwendige Änderungen ein. Sattwige Sprache. Sprichst du sattwig oder gebrauchst du Schimpfworte, gebrauchst du Ausdrücke, die dich oder andere eher herunterziehen. Es ist heute so üblich, einfach unreflektiert Ausdrücke zu gebrauchen, die eben nicht den Geist erheben. Lerne es, auch deine Sprache sattwig zu gebrauchen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Erfahrung und Befreiung

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 18. Vers, Fortsetzung Der letzte Teil dieses 18. Verses heißt: „Dieses Universum existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung, also für Bhoga und Apavargha.“ Wir sind in dieser relativen Welt, um Erfahrungen zu machen. Um das zu tun, was wir irgendwo wünschen. Bhoga heißt durchaus Erfahrung, es heißt auch Vergnügen. Eine Interpretation von Patanjalis Yoga Sutra ist, dass alle unsere Wünsche irgendwann auch in Erfüllung gehen müssen. Glücklicherweise müssen sie nicht alle auf der physischen Ebene in Erfüllung gehen. Manche unserer Wünsche können auch auf einer feinstofflichen Ebene, z.B. im Traum oder in der Vorstellung, in Erfüllung gehen. Vielleicht sogar manche in der Astralwelt zwischen zwei Welten oder zwischen zwei Leben. Es ist jetzt nicht erheblich, ob du daran glaubst oder nicht. Aber es ist in jedem Fall etwas, was für den Alltag wichtig ist. Es ist ganz okay, wenn du auch Vergnügungen suchst und vor allen Dingen ist es gut, dass du verschiedene Erfahrungen suchst. Das Universum ist dazu da, dass du Dinge erfährst, dass du Neues erfährst, dass du neugierig bist, dass du immer wieder Neues zu erfahren wünschst. Das ist eines der Dinge, die mich immer bei großen Meistern faszinieren. Die haben eine Neugier. Die wollen Neues erfahren. Sei es, sie wollen die Menschen, mit denen sie zu tun haben, genauer verstehen. Sie sind fasziniert von neuen technischen Errungenschaften. Oder fasziniert von der Natur. Fasziniert von Vögeln. Sie sind immer bereit, sich auf Neues einzulassen. Dafür ist das Universum auch da. Auch, dass man seine eigenen Kräfte dabei entwickelt. Es gilt, nicht stehen zu bleiben, sondern voranzuschreiten, sich nicht zu sehr zurückzuziehen, sondern zu gestalten. Erfahrungen zu machen ist einer der Gründe, weshalb wir auf dieser Welt sind. Als zweites geht es natürlich um Apavargha, Befreiung, um spirituelle Entwicklung, um Evolution. Die Erfahrungen, die uns geschehen, helfen uns zu wachsen. Man kann nicht auf dieser Welt sein, ohne zu lernen. Irgendwie wachsen wir. Egal in welchem Alter. Wir können dieses innere Wachsen aber auch beschleunigen, insbesondere können wir es bewusst gestalten. Indem du dir bewusst machst, dass das, was geschieht auch dazu da ist, dass du spirituell wächst, bekommst du eine innere Kraft. Und indem du von dieser Lebenseinstellung ausgehst – dass das Leben eine Schule ist, Schicksal eine Chance ist – kannst du besser leben. Wenn du in die Schule gehst und dabei weißt, irgendwie ist es gut für dich, hast du eine andere Einstellung, als wenn du in die Schule gehst und denkst, alles ist sinnlos. Wenn du also in diesem Leben bist und weißt, alles was auf dich zukommt, hilft dir, spirituell zu wachsen, hilft dir, in deiner Persönlichkeit zu wachsen, hilft dir, zum Höchsten zu kommen, dann kannst du dieses Universum wirklich genießen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.17

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 17. Vers „Die zu vermeidende Ursache des Leidens ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen.“ In diesem Vers hebt Patanjali das im 16. Vers Gesagte auf eine andere Ebene. Dort hieß es ja, künftiges Leid sollte vermieden werden. Die Ursache von jedem Leiden ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen. Bewusstsein, Purusha, Drashtri – das ist unsere wahre Natur. Deine wahre Natur ist Sat-Chid-Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit und dort ist Freude. Aber wenn du dich identifizierst mit dem Gesehenen, dann gibt es Leiden. Es gibt verschiedene Grade der Identifikation. Du kannst dich identifizieren mit deinem Auto oder deinem Fahrrad und sagen: „Das ist mein Auto, mein Fahrrad.“ Wenn du dich identifizierst und du findest Kratzspuren an deinem Auto oder dein Fahrrad hat einen Platten, dann bist du traurig und leidhaft. Wenn du dich damit nicht identifizierst, dann siehst du, dass das Auto einen Kratzer hat. Jetzt muss ich nur überlegen, rentiert es sich, diesen zu beseitigen, und das Auto lackieren zu lassen, oder wenn mein Fahrrad einen Platten hat, okay, dann pumpe ich den Reifen auf oder schaffe mir einen neuen Reifen an. Identifikation führt zu Leiden. Wenn du dich identifizierst mit deiner Arbeit, mit deiner Arbeitsstelle, daraus dein ganzes Selbstwertgefühl bekommst, und dann geht deine Firma pleite, dann bist du in großem Leiden. Wenn du dich nicht damit identifizierst und du verlierst deine Arbeitsstelle, dann freust du dich, dass ein neuer Aspekt deines Lebens beginnt. Vielleicht gibt es eine Weile der Jobsuche. Vielleicht gibt es die demütigende Erfahrung, dass du nicht so gleich angenommen wirst. Vielleicht musst du eine Weile auf Stütze angewiesen sein. Auch das ist dann eine karmische Lektion, die du annehmen kannst. Dann engagiere dich weiter. Vielleicht ist das die neue Herausforderung, deinem Leben eine neue Wende zu geben. Und dann beginne etwas Neues mit neuem Elan. Die zu vermeidende Ursache des Leidens ist die Identifikation des Sehers mit dem Gesehenen. Wenn du gerade heute merkst, dass du dich mit irgendetwas identifizierst, dann versuche, dich davon zu lösen. Bemerke, wie sehr du dich mit Kleidung, mit Besitz, mit deinem MP3-Player oder mit deinem Computer identifizierst. Wie sehr du dich identifizierst mit deiner Wohnungseinrichtung, mit deinem Job, mit deinem Schreibinstrument oder was auch immer es ist und lerne zu erkennen, „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin nicht das Gesehene.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.18

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 18. Vers Das ist ein etwas komplexerer Vers. Ich will nur Teile davon interpretieren. Mehr findest du ja in meinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“. Letzter Vers: „Das Gesehene, also das Universum, das aus den Eigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas und Tamas besteht, wird erfahren durch die Wechselwirkung zwischen den Elementen und den Sinnesorganen. Es existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung.“ Wozu gibt es überhaupt dieses Universum, und was ist überhaupt das Universum? Was wir sehen, ist ein Zusammenspiel zwischen den Elementen und den Sinnesorganen. Hier sagt also Patanjali, dass es zum einen ein Universum gibt, welches aus Elementen besteht und letztlich aus den Eigenschaften der Natur, Sattwa, Rajas, Tamas. Aber erfahren tun wir es über die Wechselwirkung zwischen Elementen und Sinnesorganen. Wegen unseren Sinnesorganen nehmen wir die Welt wahr als Bilder, als Klänge, als Gerüche, als etwas Fühlbares und als etwas Schmeckbares. Nicht dass die Welt aus diesen fünf Dingen besteht, aber wir nehmen es so wahr. Und unsere Wahrnehmung der Welt hängt auch sehr von unserem eigenen Geist ab. Es ist eines der faszinierendsten Dinge zu versuchen, die Welt durch die Augen von jemand anderem anzuschauen. Wenn du eine Katze oder einen Hund hast, überlege mal, wie Katze oder Hund diese Welt wahrnehmen. Wenn du ein kleines Kind hast, versuche zu schauen, wie dein Kind die Welt wahrnimmt. Wenn du einen Partner hast, ist es vielleicht gar nicht so einfach, sich in ihn ganz hineinzuversetzen. Versuche mit den Menschen, mit denen du zu tun hast, besser zurechtzukommen, indem du die Welt mal durch ihre Augen siehst. Sei dir aber immer gewiss: Ganz wird dir das nicht gelingen. Etwas zu schauen, wie andere Menschen die Welt sehen, hilft dir, tolerant zu sein, hilft dir, Liebe zu haben, hilft dir, heitere Gelassenheit zu üben. Du weißt, die Art, wie du die Welt siehst, ist nicht die einzige und es ist nicht unbedingt wahrer als die Welt, die andere sehen. Sieh die Relativität deiner Erfahrung. So kommst du zu Gelassenheit. So kommst du zu Liebe und Verständnis. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Bedeutung von Shivaratri am 23. - 24.02.09

Wir müssen einiges dafür tun, einiges dafür opfern, aber was wir dafür bekommen, ist sehr viel großartiger als vieles andere. So könnt ihr also an Shivaratri oder nächste Woche oder heute oder morgen überlegen, ob es vielleicht Vorsätze gibt, die ihr erneuern wollt. Oder ob ihr euch vielleicht vornehmt, an Shivaratri den ganzen Tag zu fasten oder eine Monodiät durchzuführen, und nachts bis 4:30 Uhr nicht zu schlafen oder doch wenigstens bis Mitternacht nicht, und dann die Minuten vor Mitternacht besonders zu meditieren, oder vielleicht an diesem Tag etwas länger spirituelle Praktiken zu machen. Und wir machen dann diese spirituellen Praktiken wie eine Verehrung Gottes. Denn es gibt da auch wieder so eine Geschichte: Shiva wurde gefragt: „Was können wir Dir denn zu Deiner Hochzeitsfeier schenken?“ Und da hat Shiva gesagt: „Meditiert. Das ist das beste Geschenk, das ihr mir machen könnt.“ Und als sie dann gefragt haben: „Können wir denn noch mehr machen?“, dann hat er gesagt: „Macht Pranayama, wenn ihr noch mehr machen wollt.“ „Aber könntest Du nicht irgendetwas gebrauchen?“ Und dann hat Shiva gesagt: „Okay, ihr könnt Puja machen, rituelle Verehrung.“ Und als sie gefragt haben: „Was können wir denn noch machen?“ „Homa, Feuerverehrung.“ Ich habe noch was vergessen, als drittes hat er gesagt: „Ihr könnt Mantras wiederholen.“ Also erstens Meditation, zweitens Pranayama, drittens Mantras. Das könnt ihr machen, unabhängig, ob ihr hier seid oder woanders. Und dann werden wir hier natürlich Puja und Homa machen und das Ganze Gott darbringen. Und das ist auch wieder wichtig. Wir sind ja in einem utilitaristischen Zeitalter und das war ja früher auch schon so. Oft praktiziert man Asanas und Pranayama um Rückenschmerzen loszuwerden, um Kopfweh zu überwinden, um mehr Energie zu haben, um freundlicher zu sein, mehr Erfolg im Beruf zu haben, nicht auszubrennen usw. Dafür können wir das machen, und es gibt ja genügend Untersuchungen, die zeigen, dass Yoga dafür gut ist. Aber wir können auch sagen, dass wir die spirituellen Praktiken als Verehrung Gottes machen. Wir machen sie aus Dankbarkeit für die Großartigkeit des Lebens und des Universums. Wir wollen gar nichts dafür haben. Wir machen es nicht, um etwas zu erreichen, sondern wir bringen es als Dankbarkeitsgeschenk Gott, dem Göttlichen, dem kosmischen Bewusstsein dar. Auch das ist eine der Symboliken von Shivaratri. In einer Woche mehr darüber. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Künftiges Leid sollte vermieden werden

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 16. Vers „Künftiges Leid sollte vermieden werden.“ Auf Sanskrit: „Heyam dukhamanagatam“ oder noch korrekter: „Heyam dukham anagatam“. Noch nicht eingetretenes (anagatam) Leiden (dukha) ist zu vermeiden (heyam). Ein einfacher Vers, der auf vielfältige Weise anzuwenden ist. Du kannst das auch wie so einen inneren Kraftruf benutzen. Wenn du merkst, du bist im Begriff, eine Dummheit zu begehen, die dich ins Leid bringt, dann sage einfach: „Heyam dukham anagatam“. Und sage dir: „Das will ich jetzt nicht tun.“ Manchmal gibt es Verhaftungen, Handlungstendenzen, und du bist dabei, Dinge zu tun, von denen du weißt, „Das sollte ich nicht tun. Es führt nur zum Leiden, Leiden für mich, Leiden für andere.“ Dann sage dir: „Heyam dukham anagatam. - Künftiges Leid ist zu vermeiden.“ Überlege besonders am heutigen Tag, oder falls du das abends hörst, am morgigen Tag: „Wie kann ich künftiges Leiden vermeiden?“ Und wenn du vor Handlungsalternativen stehst, überlege auch: „Welche davon führt mich ins Leiden?“ Und vermeide künftiges Leiden. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Alles Leben ist Leiden

Yoga Vidya, tägliche Inspirationen, Fortsetzung Patanjali, Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers In diesem Vers hatte Patanjali gesagt, für einen Menschen von Unterscheidungskraft ist letztlich alles leidhaft. Dieser Vers, abgekürzt wird er auch genannt: „Sarvam dukhham vivekinah“. Sarva - alles, dukha - leidhaft, vivekinah - ein Mensch von Unterscheidungskraft. Wenn du erkennst, dass du durch äußere Dinge nie glücklich wirst, kannst du entspannt sein. Wenn du nicht erwartest, dass es dich dauerhaft glücklich macht, wenn du einen bestimmten Menschen zu einer bestimmten Handlung bringst, dann bist du auch nicht unglücklich, wenn er sich anders verhält. Wenn du nicht erwartest, dass du von einer Wunscherfüllung dauerhaftes Glück bekommst, wirst du nicht enttäuscht sein, wenn die Erfüllung des Wunsches dich nicht dauerhaft glücklich macht. Wenn du nicht besessen bist, eine bestimmte Sache unbedingt erreichen zu müssen, wirst du nicht unglücklich sein, wenn du sie nicht erreichst. „Sarvam dukhham vivekinah“. Das Leiden hinter allem zu erkennen, macht dich eben nicht zu einem traurigen oder pessimistischen Menschen, sondern im Gegenteil zu einem Menschen von Gelassenheit und Heiterkeit. Du brauchst nicht zu warten, bis das Leid dich überwältigt. Du weißt von vorneherein, dass dauerhaftes Glück im Relativen nicht zu finden ist. So kannst du heiter sein, ob Dinge geschehen oder nicht geschehen, ob Wünsche in Erfüllung gehen oder nicht. Du siehst alles etwas spielerischer und auf diese Weise wirst du doch bis zu einem gewissen Grad glücklich in dieser Welt. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Nutze deine Unterscheidungskraft

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers, Fortsetzung Der Vers war: „Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass wegen der Vergänglichkeit, neuen Wünschen und Konflikten zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken alles leidhaft ist.“ Konflikte zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken. Wir haben ja nicht nur einen Wunsch, wir haben verschiedene Wünsche, und diese sind nicht wirklich miteinander vereinbar und verbindbar. Auf der einen Seite willst du ökologisch leben, auf der anderen Seite willst du ein großes Appartement haben. Auf der einen Seite willst du gerne Fahrradfahren, auf der anderen Seite willst du aber auch schnell von hier nach dort kommen. Auf der einen Seite willst du gerne Yoga üben, auf der anderen Seite Zeit für Frau, Mann, Kinder haben oder mal wieder mit Freunden ausgehen. Du willst dich zurückziehen. Du willst mit anderen zusammen sein usw. Der menschliche Geist ist komplex. Es ist nicht möglich, alles in Übereinstimmung zu bringen. So hast du verschiedene Gedanken, verschiedene Wünsche, die immer wieder konfliktbehaftet sind. Und nicht nur konfliktbehaftet innerhalb von dir, sondern auch mit anderen Menschen. Deine Wünsche sind nicht in Übereinstimmung zu bringen mit den Wünschen von anderen. Natürlich gilt es, zusammenzuleben, win-win-Situationen zu schaffen, Kompromisse zu schließen und zu schauen, wie man sich gegenseitig helfen kann und wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Glaube aber nicht, dass ein gut geführtes äußeres Leben dir dauerhaft Glück schenken kann. Dinge, die du magst, vergehen. Neue Wünsche tauchen immer wieder von vorne auf. Konflikte, innerhalb von dir selbst und Konflikte mit anderen kommen. Und die Natur ist nicht in der Lage, dir alles zu geben, was du gerne hättest. Heute haben wir vielleicht sehr viel mehr Möglichkeiten als die Zeitgenossen von Patanjali vor über 2000 Jahren. Dennoch, nicht alle unsere Wünsche können in Erfüllung gehen. Und wenn wir sehr viele Wünsche in Erfüllung gebracht haben, kommt oft sogar eine Leere. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Künftiges Leid sollte vermieden werden

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 15. Vers „Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass wegen der Vergänglichkeit, neuen Wünschen und Konflikten zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken, alles leidhaft ist.“ Ein außergewöhnlicher Vers, der nicht wirklich in unsere Zeit hinein passt, wo man denkt, die Welt bringt uns Vergnügen. Und wenn wir uns nur richtig verhalten, können wir das Leben genießen. Und Aufgabe wäre es, das Leben genießen zu können. Es vielleicht so zu gestalten, dass wir immer Freude und Spaß haben. Wir leben in einer Spaß- und Erlebnisgesellschaft. Patanjali sagt, dieses Konzept kann nicht stimmig sein. Die äußere Welt kann uns kein dauerhaftes Glück geben. Warum? Er nennt verschiedene Gründe. Erstens Vergänglichkeit. Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Alles, was beginnt, endet auch. Der Mensch, den wir heute so lieben, weil er vielleicht so schön ist, er wird irgendwann nicht mehr so aussehen. Der Mensch, den wir so lieben, weil er uns so lobt, irgendwann wird er uns vielleicht nicht mehr loben oder sein Lob wird uns nicht mehr das Gleiche bedeuten. Der Mensch, mit dem wir jetzt so schön zusammen sind, entwickelt sich anders. Das Auto, das wir haben, muss irgendwann repariert werden. Die Kinder werden erwachsen. Die Eltern werden irgendwann pflegebedürftig und krank. Der Job, den wir haben, ändert sich. Vielleicht verlieren wir ihn sogar. Auch unsere eigenen geistigen Fähigkeiten, an denen wir uns erfreut haben, auch die ändern sich im Laufe der Zeit. Nichts bleibt gleich, alles ist im Fluss. Zweiter Grund, warum hinter allem letztlich Leiden ist – neue Wünsche. Wenn wir einen Wunsch erfüllt haben, kommt ein nächster. Hast du den neuesten tollen MP3-Player, kommt ein halbes Jahr später ein noch besserer MP3-Player auf dem Markt. Hast du den neuen Computer, mit dem du die Videos gut anschauen kannst, kommt bald der neue phantastische Bildschirm. Hast du eine DSL-Leitung, willst du eine ADSL-Leitung oder eine VDSL-Leitung oder wie auch immer die Namen sein mögen. Oder schließlich stellst du fest, Computer ist nicht das, was du dauerhaft willst, du willst aufs Land. Bist du auf dem Land, willst du plötzlich doch einen Computer. Immer wieder tauchen neue Wünsche auf. Zu denken, man werde glücklich werden, wenn man alle Wünsche erfüllt, ist illusorisch. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.14

„Sie haben Vergnügen oder Schmerz als ihre Frucht, je nachdem, ob ihre Ursache Tugend oder Laster ist.“ Die verschiedenen sozialen Situationen, Lebensspannen und Erfahrungen, von denen Patanjali gesprochen hat, kann man als vergnüglich oder als schmerzhaft empfinden. Und hier sagt Patanjali, je nachdem, ob wir tugendhaft oder lasterhaft gehandelt haben, sind die resultierenden sozialen Situationen, Lebensspannen und Erfahrungen entweder vergnüglich oder schmerzhaft. Dies ist ein Aspekt des Karmas. Patanjali wird noch weitere Aspekte des Karmas beschreiben. Wenn wir etwas tun, um anderen etwas Gutes zu tun, dann wird uns später Gutes geschehen. Wenn wir etwas tun, um anderen zu schaden, dann wird später uns geschadet werden. Das ist ein Grund, weshalb du Gutes tun kannst. Und du brauchst auch keine Angst zu haben, dass, wenn du Gutes tust, du ausgenutzt wirst. Oder du brauchst auch nicht selbst Rache zu üben an jemand anderen, um ihm eine Lektion zu erteilen. Das erledigt letztlich das Karma von selbst. Gutes wird Gutes zur Frucht haben, Böses wird Böses zur Frucht haben. Dies ist natürlich nur ein Aspekt des Karmas. Aber ein Aspekt, der dir hilft, von Schuldgefühlen frei zu werden, denn du weißt, wenn du was Falsches getan hast, wirst du die Konsequenzen ernten. Und einem anderen kannst du auch nur das zufügen, was irgendwo in seinem Karma ist. Du wirst die Konsequenzen durchaus ernten, die anderen ebenso. So heißt es auch im Alten Testament: „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ Dies soll besagen, es liegt nicht an uns, Rache zu üben oder anderen eine Lektion zu erteilen. Das geschieht schon. Oder Jesus sagt auch: „Es muss ja Übles kommen, aber wehe dem, durch den es geschieht.“ Du musst dein Karma ernten und dazu gehört auch weniger Vergnügliches. Und der, der es dir zufügt, der ist nicht der, gegenüber dem du dann böse sein musst oder gegenüber dem du Rache üben musst. Auf eine gewisse Weise tut er dir einen Gefallen. Er bringt dich in die Situation, die für dich notwendig ist. Im Gegenteil kannst du Mitgefühl mit ihm haben. Er tut dir was Schlechtes. Vielleicht sogar im vollen Bewusstsein. Er hilft dir, deine Erfahrung zu machen. Er selbst schafft sich damit neues Karma. Lerne es, Mitgefühl zu haben mit dem, der dir Schlechtes tut. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.13

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 13. Vers „Solange die Wurzeln verbleiben, wird das Karma in verschiedenen Formen, von sozialen Situationen, Lebenspannen und Erfahrungen, reifen.“ Solange du aus den Kleshas heraus handelst, solange du aus Verhaftungen, Wünschen – Raga, aus Abneigungen – Dwesha, aus Fürchten – Abhiniwesha, aus Ego – Asmita und aus Unwissenheit heraus handelst, solange gibt es immer wieder neues Karma. Neue Dinge, die passieren. Neues, was dir geschieht. Neue Aufgaben. Schöne, wie auch weniger schöne. Um künftiges Karma zu vermeiden, ist es wichtig, dass du nicht von diesen Kleshas beherrscht bist, sondern dass du öfters sagst, „Nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“, und überlegst, „Was ist für das Wohl der anderen das Beste? Was ist meine Pflicht, was ist meine Aufgabe?“ Wenn du so handelst und außerdem das Gefühl hast, dass du nicht der Handelnde bist, sondern dass die göttliche Kraft durch dich hindurch wirkt, bist du nicht verhaftet, bist du frei. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Ausarbeitung von Karma

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 12. Vers „Karma hat seine Wurzeln in den Kleshas, den Schmerz verursachenden Anhaftungen und wird in diesem und in künftigen Leben ausgearbeitet.“ Karma, ein wichtiger Sanskrit-Ausdruck, der sowohl Handlung heißt, als auch Erfahrungen, als auch verschiedene Aufgaben, die wir zu tun haben. In diesem Kontext ist Karma die Resultate unserer Handlungen. Solange wir aus den Kleshas handeln, kommen auch neue karmische Ursachen. Wenn du dich identifizierst, wenn du aus Mögen handelst, aus Verhaftung, aus Abneigung und aus Ängsten, dann schaffst du damit neue Ursachen für neue Erfahrungen, für neue Aufgaben und letztlich auch für neues Leiden. Manche dieser Karmas werden in diesem Leben ausgearbeitet, manche im nächsten. Hier siehst du einen weiteren Grund, weshalb es wichtig ist, die Kleshas etwas zu reduzieren, nicht von ihnen beherrscht zu werden. Solange dein ganzes Handeln auf Ängsten, auf Verhaftungen, auf Abneigungen, auf Identifikationen und damit auf Unwissenheit beruht, solange schaffst du immer wieder neues Karma. Und dieses Karma führt dich immer wieder zu neuem Leiden. Lerne es, jenseits aller Verhaftungen das zu tun, was nötig ist. Lerne es, aus Liebe zu handeln. Lerne es, dich als Instrument zu fühlen des Göttlichen. Und lerne es, zu tun, was nötig ist. Lerne, das zu tun, was am besten ist für andere und letztlich auch für dich. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.11

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 11. Vers „Die aktiven Formen der Schmerz tragenden Leiden, also der Kleshas, können durch Meditation vermieden werden.“ Meditiere regelmäßig. Dies gibt dir eine gute Grundlage. Es hilft dir, immer wieder in Kontakt zu kommen mit deinem höheren Selbst. Es hilft dir, die Einheit zu erfahren. Es hilft dir zu erkennen, „Ich bin verbunden mit allen Wesen. Hinter mir steckt letztlich göttliche Kraft und Liebe.“ Indem du das in der Meditation regelmäßig tust, können die Kleshas nicht zu stark werden. Eine Grunderfahrung der Einheit, eine Grunderfahrung der Verbindung, eine Grunderfahrung der Liebe hilft dir, mit Kleshas viel besser umzugehen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.10

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 10. Vers
„Die subtilen Formen der Kleshas können durch das Zurückführen auf ihren Ursprung vermieden werden.“
Die Kleshas, die Patanjali in den vorigen Versen behandelt hat, also Avidya, Asmita, Raga, Dwesha und Abhiniwesha, sind Ursachen des Leidens. Es gilt, diese Ursachen zu überwinden, und eine Technik dabei ist es, sie auf ihren Ursprung zurückzuführen. Wenn du z.B. Angst hast, kannst du feststellen, „Ja, woher kommt die Angst?“ und du wirst sehen, da ist irgendein Raga und Dwesha dahinter. Und diese stammen aus Asmita, aus dem Ego und dieses aus der Unwissenheit. Letztlich kommt jedes Leid daher, dass wir nicht wissen: „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin reines Bewusstsein, jenseits von Körper, Denken und Gefühlen.“ Dann kommt Asmita, Identifikation. Wir identifizieren uns mit Körper, Emotionen, Gedanken, unserer Persönlichkeit und unseren Wünschen. Daraus entsteht Mögen und Nicht-Mögen. Wir wollen, dass das, womit wir uns identifizieren, irgendwo anerkannt wird. Du willst, dass deine Wünsche erfüllt werden, und du hast Angst, dass sie nicht erfüllt werden, oder dass das, was du nicht magst, geschieht. So kommen alle Arten von Leiden. Und manchmal hilft es, wenn du erkennst, „Ja, meine Angst kommt aus einem Mögen. Dieses Mögen oder diese Verhaftung kommt aus einer Identifikation. Die Identifikation kommt aus Unwissenheit.“ Und dann kannst du dich von allem lösen, denn du weißt, „Eigentlich bin ich das Selbst.“ Daher hat diese Identifikation keine wahre Bedeutung, und das daraus resultierende, verhaftende und ablehnende Verhalten sowie die daraus resultierende Angst haben keine wirkliche Grundlage, und daher kannst du loslassen.
Eine weitere Form, wie du Kleshas überwinden kannst, ist auch folgende: Ihr Ursprung ist ja oft auch ein evolutionsmäßiger Überlebensinstinkt. Also ist Angst vor dem Tod ja etwas, was dir hilft, dich klug zu verhalten und schnell zu reagieren. Mögen und Nicht-Mögen sind ursprünglich Weisen der Natur, wie du gesunde und gute Verhaltensweisen entwickelst und in der Mehrheit der Fälle ist das ja durchaus auch richtig. Und eine gewisse Verhaftung an den physischen Körper und an die Persönlichkeit hilft dir, eine kongruente Persönlichkeit zu sein und zu handeln, um Erfahrungen zu machen und deine Mission zu erfüllen. Wenn du also erkennst, dass dein Mögen, dein Nicht-Mögen, deine Ängste, deine Identifikation eigentlich auch auf einer Ebene sinnvoll sind, dann kannst du leichter davon loskommen. Wenn du ein Selbstbild hast, wo du denkst, dass alles, was du tust nur schlecht ist, dann hilft dir das nicht wirklich, frei zu werden. Sieh daher auch in deinen Begrenzungen das Gute und dann lerne, über diese Begrenzungen hinauszuwachsen.

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Furcht vor dem Tod

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 9. Vers „Furcht vor dem Tod, Abhiniwesha, ist der fortgesetzte Wunsch zu leben, von dem sogar der Weise beherrscht wird oder befallen wird.“ Furcht vor dem Tod. Im engeren Sinne ist es die Angst, dass der Körper verschwindet. Wenn du dich mit dem Körper identifizierst und denkst: „Ich bin der Körper“, dann hast du natürlich Angst, dass der Körper vergeht. Denn intuitiv weißt du: „Eigentlich bin ich unsterblich.“ Aber da der Körper vergeht, kommt so eine Diskrepanz in dir: Zum einen weißt du, „Ich sollte unsterblich sein oder Ich bin unsterblich“, aber der Körper vergeht. Daher, lerne es immer wieder zu erkennen: „Ich bin nicht der Körper. Ich bin nicht die Emotionen. Ich bin nicht die Gefühle. Ich bin das unsterbliche Selbst.“ Je mehr du diese Erfahrung auch in der Meditation machst, und je häufiger du diese Unterscheidungskraft übst, zwischen deinem Selbst, deinem Bewusstsein und dem Körper, umso gelassener kannst du den Veränderungen des Körpers entgegensehen. Aber du kannst auch Trost daraus schöpfen, dass Patanjali sagt, selbst Weise werden von dieser Angst vor dem Tod beherrscht. Auch wenn du ab und zu mal dann doch merkst, dass da Furcht ist, dass diese instinktive Angst vor dem Tod da ist, brauchst du dir deshalb kein schlechtes Gewissen zu machen. Lerne es, darüber hinaus zu wachsen. Letztlich ist der Überlebensinstinkt auch etwas Wichtiges. So wirst du dazu veranlasst, auch ohne nachzudenken, das Richtige zu tun. Wenn plötzlich ein Auto auf dich zufährt, du brauchst nicht zu überlegen, „Was soll ich tun?“, du springst zur Seite. Wenn jemand dich im Dunkeln bedroht, du bist plötzlich hellwach und bemühst dich, Schutz zu suchen. So ist der Überlebensinstinkt erstmal etwas Gutes. Auch Weise haben diesen Überlebensinstinkt. Nur werde nicht vollständig davon beherrscht. Erkenne, jenseits dieses guten Überlebensinstinktes ist die Bewusstheit der Unendlichkeit. Erkenne: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.“ Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Dwesha nach dem Raja Yoga Sutra

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 8. Vers „Dwesha, Abneigung, ist das, was aus Schmerz resultiert. Ist das, was am Schmerz haftet.“ Schmerz ist eine Information der Natur, dass etwas nicht gut für uns ist. Auf eine heiße Herdplatte zu fassen, bereitet Schmerz. Sich zu verletzen, bereitet Schmerz. Dies gibt die Information, nicht Herdplatten anzufassen und darauf zu achten, sich nicht zu verletzen und sich um eine Wunde zu kümmern. Aus dieser natürlichen Intelligenz des Schmerzes kommt Dwesha, Abneigung und dies ist zunächst etwas sehr Kluges der Natur. Wir brauchen nicht ständig zu überlegen, „Ist das gut oder schlecht? Soll ich es machen oder nicht?“ – intuitiv, also jetzt instinktiv, emotional haben wir eine Abneigung gegen das, was nicht gut für uns ist. Aber diese natürlichen Instinkte haben ihre Grenzen. Wir übertragen „Nicht-Mögen“ auf Dinge, auf die sie gar nicht übertragen werden müssten. Zum Beispiel ein Mensch mag in der Vergangenheit etwas gesagt haben, was wir als unangenehm interpretiert haben, und jetzt mögen wir ihn nicht. Oder er mag jemandem ähnlich sehen, der etwas getan hat, was uns nicht gepasst hat. Jetzt mögen wir ihn nicht. Und so werden wir in unserer Freiheit behindert. Daher lerne es, Dwesha anzuschauen. Lerne es, zu erkennen, dass Dwesha oft eine gute Handlungsalternative ist, ein guter Handlungsvorschlag. Und dann lerne loszukommen von Dwesha. Tue manchmal etwas bewusst, nur deshalb, weil du es nicht magst. Lerne es, einen Menschen zu lieben, auch wenn du ihn am Anfang erstmal nicht magst. Lerne, Tätigkeiten auszuführen, die du nicht magst. Vor allem heute – überlege, wenn du etwas nicht magst, ob dieses Nicht-Mögen eine wertvolle Information ist, eine Hilfe, oder ob es einfach nur ein Vorurteil ist, das es gilt zu überwinden. Und tue mindestens einmal etwas ganz bewusst, nur deshalb, weil du es nicht magst und weil du erkennen willst, dass es möglich ist, es zu mögen. So kommst du zu Freiheit. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Das Vergnügen

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 7. Vers „Raga ist das, was am Vergnügen haftet.“ Raga heißt Verhaftung, heißt Anziehung, heißt Zuneigung, heißt Mögen. Auf einer Ebene ist Raga eine Intelligenz, eine instinktive Intelligenz. Wir mögen das, was von der Erfahrung her Vergnügen bereitet hat. Und Vergnügen ist die natürliche Weise, wie Instinkte lernen, was gut für sie ist. Aber als spiritueller Aspirant wollen wir nicht verhaftet sein an Raga. Es ist gut, Vergnügen auch genießen zu können. Es ist auch gut, überlegen zu können, „Ist das, was ich mag, gut für mich?“ Und in sehr vielen Fällen ist das, was man mag, tatsächlich gut. Aber als Mensch gilt es, frei zu werden. Nicht immer ist das, was einem Vergnügen bereitet, tatsächlich gut. Gerade in den heutigen modernen Lebensverhältnissen ist vieles, was instinktiv gut ist oder Vergnügen bereitet, nicht wirklich gut. Menschen lieben es, Schokolade zu essen, Zucker-Fett-Gemische zu essen. Menschen mögen die Menschen, die freundlich zu ihnen waren oder die so ähnlich aussehen wie andere, die freundlich zu ihnen waren. Es gibt evolutionsmäßige Gerüche, die man besonders mag. Menschen, die vielleicht ähnlich riechen wie die eigene Verwandtschaft, die man mag. Daher gilt, Vergnügen ist okay. Auch etwas zu mögen ist okay. Wir sollten aber nicht davon abhängig sein, und wir sollten mittels unserer Buddhi die Stärke besitzen, auch von diesen Verhaftungen frei zu werden. Überlege heute am Tag, wann du Verhaftungen hast. Wann du vielleicht an dem haftest, was früher mal Vergnügen war. Und sieh, dass dies eine Ursache für künftiges Leid sein kann. Und lerne, Dinge zu genießen, auch wenn sie zunächst mal kein Vergnügen sind. Lerne, frei zu sein. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Kraft des Sehens

Yoga Sutra von Patanjali, 2. Kapitel, 6. Vers. „Asmita, Egoismus, ist die Identifikation des Sehenden mit dem Instrument des Sehens.“ Der Sehende, das reine Bewusstsein, identifiziert sich mit dem Instrument des Sehens. Instrument des Sehens ist dieser Körper, sind die Sinnesorgane und das Denken. Wenn du dich identifizierst mit deinem Körper, deinen Sinnesorganen, mit dem Denken, bist du beschränkt. Daraus entsteht Ego. Daraus entsteht alles Leid. Asmita ist ja eine der fünf Kleshas, Ursachen des Leides. Die fünf Ursachen des Leides: Avidya – Unwissenheit, Asmita – Egoismus, Raga – Mögen, Dwesha – Abneigung, Abhiniwesha – Furcht. Es gilt, diese fünf Kleshas zu überwinden, dann kommst du zum Glück, dann transzendierst du Leiden. Noch eine kleine Anmerkung. Mehr über die Yoga-Weisheit des Patanjali, das Yoga Sutra, kannst du auch lesen in meinem Buch: „Die Yoga-Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“. Diese Kommentare in dem Buch gehen noch etwas tiefer, vor allem intellektuell tiefer und enthalten auch mehr Sanskrit-Worte. Diese täglichen Kommentare sind ja gedacht, dass du jeden Tag etwas Inspiration hast. Dass du etwas Anregung hast, was du gerade heute praktizierst. In diesen täglichen Kommentaren überspringe ich auch immer wieder den ein oder anderen Vers, der vielleicht zu theoretisch ist. Am heutigen Tag beobachte das Instrument des Sehens. Werde dir bewusst, Körper, Sinne und Denken, sind Instrumente des Sehens. Werde dir bewusst, wie du die Welt siehst. Und werde dir auch immer wieder bewusst, wie du dich damit identifizierst und löse dich von diesen Identifikationen, denn du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Yoga Sutra 2.5 - Unwissenheit

Yoga Sutra 2.5 Durch Avidya, Unwissenheit, hält man das Vergängliche, das Unreine, das Leidvolle, das Nicht-Selbst fälschlicherweise für das Ewige, Reine, Freudevolle, das Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist ewig, rein, voller Freude, das unendliche Selbst. Aber du hast es vergessen. Du identifizierst dich mit dem Vergänglichen, dem Unreinen, dem Leidvollen, dem Nicht-Selbst. Was ist das Vergängliche? Zum Beispiel der Körper. Der Körper wurde geboren, er wächst, irgendwann stirbt er. Zwischendurch geht er durch verschiedene Krankheiten. Dieser Körper ist letztlich unrein im Sinne, dass er nicht das göttliche Selbst hindurch lässt. Er ist leidvoll, denn er beschränkt uns. Du willst eigentlich Unendlichkeit erfahren. Du willst frei sein. Aber dieser Körper ist nun mal begrenzt und er gibt dir keine Freiheit. Er ist auch nicht dein wahres Selbst. Du bist das unsterbliche Selbst. Aus Unwissenheit hältst du dich für diesen Körper. Genauso auch deine Persönlichkeit. Auch Persönlichkeit entwickelt, entfaltet sich. Du bist heute nicht mehr der Gleiche wie in Teenager-Jahren und du wirst auch in 20 Jahren nicht mehr der Gleiche sein. Was gleich bleiben wird, ist das höchste Selbst. Persönlichkeiten, Wünsche, Motive, Reaktionsmuster, vieles ändert sich. Diese Persönlichkeit ist per se unrein im Sinne von, sie reflektiert nicht das höchste Selbst. Du kannst sie reiner machen. Du kannst Liebe durch dich hindurchströmen lassen. Aber deine Persönlichkeit ist immer auch Ursache von Leid, denn du wirst deine Persönlichkeit nicht vervollkommnen können. Menschsein heißt auch unvollkommen zu sein. Und selbst der größte Meister oder die größte Meisterin hat Grenzen in der Persönlichkeit. Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Es ist gut, dass du daran arbeitest, deine Persönlichkeit zu entwickeln und zu entfalten, die guten Eigenschaften in dir zu entwickeln. Dennoch, die Persönlichkeit ist nicht dein Selbst. Nicht umsonst kommt Persönlichkeit von „Persona“, griechisch für „Maske“. Auch wenn Menschen heutzutage nach ihrer Individualität streben und sagen, „Ich bin eine einzigartige Person“, ist das „Person“ immer noch Maske. Sie ist die Maske, durch welche das unsterbliche Selbst, das ewig Reine, Freudevolle hindurchwirkt. Masken sind hilfreich im Theater und diese Welt ist ein Theater, sie ist eine Bühne, wo wir hingehen, unseren Part spielen und wieder gehen. Für diese Bühne brauchen wir die Persönlichkeit, wir brauchen unseren Körper, wir brauchen all das, was wir haben. Ein Schauspieler sollte nicht vergessen, dass er nicht die Rolle ist. Er sollte nicht vergessen, dass er nicht das Kostüm ist. Er sollte wissen, es ist gut, die Rolle gut zu spielen und während man die Rolle spielt, ist es vielleicht sogar gut, sich mit ihr zu identifizieren. Aber gleichzeitig sollte er sich bewusst sein, dass er nachher gleich wieder aus der Rolle herausgeht. So hast du jetzt das Kostüm dieses Körpers. Du hast die Rolle der Persönlichkeit. Du spielst dabei deinen Part, und das ist gut so. Es ist Lila, ein Spiel. Aber löse dich davon wieder. Lerne, du bist das Ewige, das Reine, das Freudevolle, das Selbst. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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