Sukadev Bretzs Beiträge (5899)

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Die Essenz der Verwirklichung

Hallo und herzlich willkommen zu den täglichen Inspirationen! Heute mit einer Geschichte  über die Essenz der Verwirklichung.

Satchidananda Shivoham Shivoham: Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Ich bin Shiva, reines Bewusstsein. Das ist die Essenz der Verwirklichung aller großen Meister der mystischen Traditionen. „Meine wahre Natur ist nicht dieser Körper.“ Der Körper hat einen Anfang, er hat ein Ende, er geht durch Höhen, er ist klein, wird groß und irgendwann, ab einem gewissen Alter, schrumpft er wieder, er ist mal gesünder, mal weniger gesund und so weiter.

Wir sind auch nicht die Emotionen, mit denen wir uns gerne identifizieren: Oh, mir geht es so gut. Mir geht es so schlecht.“ Unsere Emotionen haben Höhen und Tiefen. Aber wir sind nicht die Persönlichkeit, in die manche Menschen ganz selbstverliebt sind und sagen: „Ah, ich bin künstlerisch.“ oder „Oh, ich bin intellektuell. Ich bin ein guter Mathematiker. Ich bin ein sehr liebevoller Mensch.“ Das ist die Persönlichkeit. Die Persönlichkeit ändert sich. Es mögen bestimmte Anteile relativ konstant bleiben, wenn man genauer hin sieht, ändert sich eine ganze Menge. Jemand, der systematisch an sich arbeitet, wird feststellen, dass sich vieles tut ändert. Wenn Menschen in unterschiedliche Situationen kommen, ändert sich auch die Persönlichkeit. Daher wissen wir:„Ich bin nicht die Persönlichkeit und erst recht nicht all diese äußeren Dinge oder meine die Aufgaben.

Manche identifizieren sich mit solchen Denkmustern: „Ich bin Mutter. Ich bin Vater. Ich bin Kind. Ich bin Chef. Ich bin Angestellter. Ich bin Außendienstmitarbeiter.“ Oder: „Ich bin deutsch, ich bin englisch, ich bin französisch. Ich bin Agnostiker. Ich bin evangelischer Christ. Ich bin Mitglied der Landeskirche. Ich bin katholisch.“ Im Alltag ist das ja ein nettes Spiel. Nur wenn wir uns damit identifizieren, wird es schwierig.


Wir kommen auf diese Welt, wir spielen unsere Rolle, unseren Part und gehen dann wieder. Wie in einem Kleinkunsttheater spielen wir nicht nur eine Rolle, sondern mehrere Rollen. In einer Kleinkunstbühne hat man nicht das Geld, hundert Schauspieler zu bezahlen. Da spielt ein Schauspieler mehrere Rollen hintereinander. Selbst bei den Shakespeare-Theatern im 16. Jahrhundert soll es so gewesen sein, dass die sich schnell hinter der Bühne umgezogen haben und wieder auf die Bühne gegangen sind. So haben wir die verschiedensten Rollen, die wir spielen. Wenn wir uns mit diesen Rollen identifizieren, gibt es Probleme. Angenommen, ein Schauspieler, der Wilhelm Tell spielt – ich bin jetzt mit klassischem Theater etwas besser vertraut als mit dem modernen Theater - bemerkt anschließend nicht, dass das Spiel vorbei ist. Er fängt weiter an auf Äpfel zu schießen oder irgendwo seine Bogenkünste im öffentlichen Raum auszuprobieren. Dann hat er ein Problem. 

Letztlich verhalten wir uns alle wie in einem Irrenhaus. Wir haben unsere Rollen und identifizieren uns damit. Die großen Meister sind wie Therapeuten, die versuchen, uns klarzumachen, dass wir nicht die Rolle sind, die wir spielen.  Es ist vielleicht sinnvoll, dass du auf diese Welt kommst, um diese Rolle zu spielen, aber du bist nicht diese Rolle. Spiel deinen Part so gut, wie du kannst und sei dir bewusst: Satchidananda Rupa Shivoham Shivomham. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, Shiva, reines Bewusstsein.


Hari Om tat sat


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Der innere Kern des Menschen

Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!

Was heißt „Om Namah Shivaya“? „Om“ heißt „Om“, „Namah“ heißt „Ehrerbietung oder Gruß an“, und „Shivaya“ heißt „an Shiva“. Und „Shiva“ heißt wörtlich „liebevoll und gütig“. Om Namah Shivaya heißt also: Gruß an das Liebevolle, das Gütige, letztlich auch das Göttliche in allen. Das ist die große Behauptung der großen Yogameister, dass in jedem Menschen ein göttlicher Kern steckt, ein göttlicher Funke. Also dass in jedem Menschen letztlich Güte und Liebe sind.

Natürlich, jeder weiß, wir haben auch noch andere Aspekte in uns, die vielleicht sogar evolutionsmäßig irgendwann sinnvoll waren, wie Ärger, Angst und Minderwertigkeitsgefühle und andere. Aber das ist äußerlich. Der innerste Kern in jedem Menschen ist Bewusstsein an sich, Satchidananda oder Shiva. Wenn wir uns im Yoga gegenseitig grüßen mit „Om Namah Shivaya, dann heißt das: „Ich grüße das Gute, das Göttliche in dir.“ Ich grüße dich und ich weiß, du bist eine Manifestation von Satchidananda, von Sein, Wissen und Glückseligkeit. Wir sind damit eins, denn das Gleiche ist in mir. Ich grüße das, was in mir ist und auch das, was in dir ist.

So ist gleich eine Verbindung da. Das gibt es natürlich nicht nur in Indien. Im Süddeutschen kennen wir den Ausdruck „Grüß Gott“. Wir grüßen Gott im anderen. Oder „Hallo“. Das kommt vom Englischen: „Hey Lord“ und heißt „Grüß Gott“.

Die Übersetzung von „Om Namah Shivaya“ ist also „Hallo“. Nur, wenn man „Om Namah Shivaya“ sagt, ist man sich dieser Bedeutung etwas bewusster, als wenn man „Hallo“ sagt. „Tschüss“ oder „Tschö“ kommt vom Spanischen „Adiós“, und „Adiós“ heißt „zu Gott“. Und das heißt auch wieder „Om Namah Shivaya“.

So kann das Grüßen und Verabschieden eine schöne Gewohnheit sein.

Allerdings wäre es vermutlich nicht angemessen, wenn ihr am Montag zu eurem Chef kommen würdet und „Om Namah Shivaya“ sagen würdet. Je nach Kontext muss man da eben auch die passende Grußformel benutzen. Aber innerlich kann man die gleiche Sache spüren: Mögen wir uns eins fühlen vom Herzen her, in gegenseitigem Respekt und Hochachtung.

Om Namah Shivaya
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Wir sind alle eins

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!

Die Menschen sind auf der einen Seite unterschiedlich, auf der anderen Seite sind die Menschen alle ähnlich. Auf einer Seite hat jeder seine Besonderheiten. Ich glaube, es gibt keine zwei Menschen, die den gleichen Fingerabdruck haben, keine, die den gleichen Irisabdruck haben. Außer eineiigen Zwillingen haben keine zwei Menschen die gleichen Gene. Dennoch sind sich die Menschen auch alle ähnlich und zwar unabhängig, ob die Hauptfarbe jetzt schwarz, weiß, rot oder gelb ist. Ich glaube, dass hat sich inzwischen als Erkenntnis durchgesetzt.

Als Swami Sivananda darüber geschrieben hat, war das noch nicht so klar. Manchmal macht man große Unterschiede und sagt oder denkt Dinge, wie: „Der ist so viel besser als ich.“ oder „Der taugt nichts.“ oder „Der ist böse.“ usw. So hat man verschiedene instinktive Gedanken. Dabei wissen wir eigentlich, dass wir auf allen Ebenen verbunden sind. Wir atmen die gleiche Luft. Wir trinken das gleiche Wasser. Selbst wenn der eine das mit Pfefferminzgeschmack anreichert und der nächste es vorher filtert oder mit Grander-Energiestäben auflädt – wir trinken alle H2O. Wir essen Nahrung, die aus ähnlichen Molekülen besteht. Wir stehen und bewegen uns auf der gleichen Erde. So sind wir auf dieser Ebene alle miteinander verbunden. Wir sind verbunden auf der geistigen Ebene. „Geistig“ kann man auch als die höchste spirituelle Ebene interpretieren. Die Psyche der Menschen funktioniert immer ähnlich und man kann sagen, dass jede Neigung, die in jedem Menschen ist, in unterschiedlichem Grad auch in jedem anderen steckt, als Grundneigung und Grundstruktur.

So können wir uns niemals über einen anderen stellen, aber uns auch nicht klein machen. Irgendwo sind wir miteinander verbunden. Und nicht nur sind wir miteinander verbunden, weil wir ähnlich gestrickt sind, sondern auch, weil auf einer feinstofflichen Ebene wir alle miteinander verbunden sind. Wir werden beeinflusst von anderen, wir beeinflussen andere. Wir können uns darum bemühen, uns auf höhere Schwingungen einzulassen, indem wir uns bemühen, positive Schwingungen zu verbreiten. Wir können uns bemühen, anderen Lichtgedanken zu geben, aber wir sind trotzdem alle miteinander verbunden. Und auf der allerhöchsten Ebene sind wir eins. Wir können sagen: „Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman.“ oder „Ayam Atman Brahman. Das eigene Selbst ist das gleiche Selbst wie Brahman.“ Im Deutschen gibt es keinen Plural von Bewusstsein, es gibt nicht Bewusstseine, sondern es gibt nur ein allumfassendes Bewusstsein. Dieses Bewusstsein kann sich in so vielen Einzelseelen oder Einzelkörpern und Geistern manifestieren. Auch von „Geist“ gibt es eigentlich keinen echten Plural. Der Plural von Geist ist nicht Geister, das ist wieder etwas anderes.

Es ist gut, sich das immer wieder bewusst zu machen. Aus dieser Bewusstheit heraus entsteht dann Liebe. Liebe ist nichts anderes als diese Erfahrung von Verbundenheit. Wir können lernen, Liebe zu allen Wesen zu haben, als Ausdruck davon, das wir alle verbunden und gleich sind.

Swami Sivananda schreibt dazu:

„Spüre, dass alle ein Teil von dir sind. Fühle überall und in jedem die göttliche Gegenwart. So bist du sicher, höchstes Wissen und höchste Freude zu erfahren.“

Hari Om Tat Sat


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Wie man Schüchternheit überwindet

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas lesen aus einem weniger bekannten Buch von Swami Sivananda: „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“. Das Kapitel heißt: „Überwindung unguter Eigenschaften“

Swami Sivananda schreibt dort:

„Schüchternheit ist ein Hindernis auf dem Weg zum Erfolg. Es ist eine Form von Scheu, von Ängstlichkeit. Schüchternheit zeigt sich, wenn man nicht auf dem richtigen Weg ist. Ein scheuer Mensch kann seine Gedanken nicht frei vor anderen ausdrücken. Er kann auch nicht direkt in die Augen eines anderen blicken. Er wird beim Sprechen auf den Boden schauen. Einem Fremden wird er nicht frei begegnen können. Ein schüchterner Mensch wird nicht vorankommen. Bescheidenheit und Demut ist nicht Schüchternheit, sondern entspricht Höflichkeit und Freundlichkeit. Ein Schüchterner sollte lernen, mit anderen mutig zu sprechen und direkt dem anderen in die Augen zu blicken. Scheu ist letztlich eine Schwäche. Man kann sie überwinden, indem man Mut entwickelt.“

Danach kommen natürlich noch eine Menge weiterer Tipps, aber eines, was man sagen kann, was bei Schüchternheit hilft, ist, genau das zu tun, wovor man ängstlich ist. Also angenommen, man hat Angst, Menschen anzusprechen, dann wäre es gut, Menschen anzusprechen. Angenommen, man ist schüchtern, sich in irgendeiner Versammlung oder irgendeinem Meeting zu melden, dann sollte man sich melden. Angenommen, man hat Schwierigkeiten, einen Vortrag zu geben, dann sollte man Vorträge geben. Und es ist gut, das in Schritten zu machen.

Angenommen, man ist ein bisschen schüchtern, einen Vortrag zu geben, dann wäre es nicht angemessen, zu sagen, man will sofort im Fernsehen vor tausend oder zehntausend Menschen sprechen. Man kann im Kleinen anfangen. Angenommen, man ist schüchtern, Menschen anzusprechen, dann kann man es sich zur Gewohnheit machen, wenn man in ein Geschäft geht, anstatt selbst dreimal jedes Regal zu durchsuchen, irgendjemanden anzusprechen. Das ist eine einfache Sache, es wird einem kein Unglück passieren, man wird nicht in Probleme geraten, aber man kann es so machen. Oder angenommen, man sucht immer nach dem Weg, dann kann man einfach mal stehenbleiben und jemanden fragen: „Können Sie mir den Weg zeigen? Ich will da und da hin.“ Man kann auch das Navi mal zu Hause lassen und sich dann durchfragen. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie einem helfen können. Und meistens fühlt man sich sogar gut, wenn man helfen konnte. Also tut ihr dem anderen auch einen Gefallen, wenn ihr ihn nach dem Weg fragt. Wenn man so kleine Schritte macht, dann fällt es leicht, zu wachsen.

Mausgebildete Yogalehrer unterrichten nicht, weil sie denken, sie unterrichten vielleicht nicht gut genug. Da kann man auch anfangen, indem man in irgendeiner kleinen Gruppe unterrichtet. Man könnte z.B. seinen Partner sagen: „Du, ich brauche ein bisschen Unterrichtspraxis. Wäre es möglich, dass du dich mal als Versuchskaninchen zur Verfügung stellst?“ Partner machen das manchmal. Wobei man sagen muss, oft sind dann die Partner die Kritischten. Man kann aber auch dem Partner sagen: „Und dann anschließend sage mir, was dir besonders gut gefallen hat.“

Die schwierigste Yogastunde meines Lebens war die Yogastunde, die ich meiner Mutter gegeben hatte. Die ist dann zwischendurch runter und musste die Wäsche noch in den Trockner tun, danach musste sie nochmal runter, um zu gucken, ob der Herd tatsächlich aus war. Aber es war eine erfolgreiche Yogastunde, ab den Tag hat sie – mindestens viele Jahre lang bis zu einem schweren Unfall – dann jeden Tag Yoga geübt. Die eine Stunde war schon ziemlich schwierig, aber es war auch eine lustige Stunde.

Natürlich, es muss nicht jeder zu einem Vortragenden werden, der dann irgendwo als Comedian durch die Republik tingelt und Tausende von Menschen begeistert. Das ist nicht jedermanns Sache. Und so muss man auch schauen: „Was ist das, was ich wirklich in meinem Aufgabengebiet mache und wo meine Energie hinfließt?“ Wenn man dann merkt: „Da wäre meine Aufgabe, aber ich mache sie aus Schüchternheit nicht“, dann kann man kleine Schritte gehen, sich das bewusst vornehmen und einfach überlegen: „Was wäre ein gangbarer, einfacher Schritt, um diese Art von Schüchternheit zu überwinden?“ Man kann auch sagen: „Gott, ich mache das für dich, fließe du durch mich. Ich mache es so gut, wie ich kann und was herauskommt ist letztlich deine Sache. Du hast mich in die Situation gebracht, jetzt musst du auch das Beste daraus machen. Wenn du jemanden gerne gehabt hättest, der es besser macht, dann hättest du jemand anderes hinschicken können.“

Das ist der Bhakti-Yogaweg. Dann gibt es natürlich noch den Jnana-Yogaweg, wo wir sagen: „Aham Brahmasmi. Ich bin das unsterbliche Selbst und letztlich ist die Welt eh nur ein Spiel.“

Angenommen, ihr würdet ein Computerspiel spielen mit drei Figuren, und die eine spricht in eurem Computerspiel zu einer anderen, dann habt ihr auch keine Schüchternheit. Und so ähnlich können wir sagen: „Wir sind alle Teil dieses kosmischen Spieles, ich bin das unsterbliche Selbst, was der Körper und der Geist jetzt gerade so erzählen und ob die sich blamieren oder nicht, ist nicht weiter von Bedeutung Es gehört zu den amüsierenden Teilen des kosmischen Spiels.

Hari Om Tat Sat


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Rüste dich mit den vier Mitteln

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich etwas aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda. Aus dem Kapitel: „Rüste dich mit den vier Mitteln“.

„Stehe fest auf dem Fels der Wahrheit von Brahman, dem Absoluten. Halte dich fest an die höhere Wahrheit, an den selbstleuchtenden, unsterblichen Atman, die unendliche Seele. Rüste dich aus mit den vier Mitteln: Viveka, die rechte Unterscheidungskraft, Vairagya, Nicht-Anhaften, Shatsampat, Mehr zum Thema Gelassenheit und Mumukshutwa, intensiver Wunsch nach Befreiung. Versuche so viele Werke der Tugend zu vollbringen wie möglich. Wiederhole ein Mantra im Geist, entweder unhörbar oder im Rhythmus deines Atems, wie „Om“ oder „Shri Ram“ oder ein Mantra deiner Wahl. Die Verwirklichung der Tugend im Handeln ist der Beginn eines tiefen geistigen Lebens. Führe ein schlichtes, natürliches Leben, unterstützt von vornehmer Denkungsart. Entfalte ethische Tugenden. Halte Sinne und Geist unter Kontrolle. Übe dich in der Meditation. Verwirkliche das Selbst und erreiche die unendliche Freiheit.“

Hari Om Tat Sat
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Raja-Yoga, der Yoga der Geisteskontrolle

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich etwas über Raja Yoga.

Raja Yoga ist einer der sechs großen Yogawege. Raja heißt wörtlich König, Herrscher. Raja Yoga ist der Yoga, der uns helfen will, Herrscher über uns selbst und über unser Leben zu werden.

Viele Menschen sind mit einer Art Opfermentalität aufgewachsen. Entweder sind unsere Eltern schuld oder unsere Großeltern oder unsere Lehrer oder unsere Mitschüler. Die Eltern sind schuld, weil sie uns falsch aufgezogen haben, die Großeltern sind schuld, weil sie uns die falschen Gene gegeben haben, die Lehrer sind natürlich immer schuld und die Umgebung sowieso.

Zweifelsohne gibt es große Einflüsse von Genen, durch die Eltern, von Lehrern, von den Erfahrungen, die wir alle haben. Aber Raja Yoga sagt, dass wir unser Leben selbst in die Hand nehmen können. Wir haben Einfluss darauf, wie wir denken, wie wir fühlen, wie wir uns verhalten. Raja, das Konzept des Königs, des Herrschers. Es besagt aber auch, dass wir keinen absoluten Einfluss darauf haben. Es sei denn, wir werden irgendwann zum absoluten Raja.

Auch ein König oder eine Führungspersönlichkeit hat nicht die vollkommene Kontrolle über jeden ihrer Untertanen. Aber was ein Raja, eine Führungspersönlichkeit in unserem eigenen Kopf vermag, das ist zunächst mal herauszufinden: „Was gibt es alles an Fähigkeiten in mir? Was gibt es alles an Anteilen in mir? Was habe ich alles für besondere Möglichkeiten?“

Und damit können wir lernen, manches davon stärker zu entwickeln, es in einer guten Weise einzusetzen, anderes etwas schwächer werden zu lassen und die Tendenzen, die sich besonders stark vordrängeln, ein bisschen in den Hintergrund zu setzen. Wir sind den vielen Reiz-Reaktionsketten nicht hilflos ausgeliefert. Wir können unsere Neigungen und Stimmungen ändern. Dazu gibt es im Raja Yoga eine Menge von Möglichkeiten.

Ein Aspekt im Raja Yoga ist es, seine eigenen Fähigkeiten, seine eigenen Möglichkeiten zu würdigen, sie kompetent einzusetzen und einen gewissen Einfluss darauf auszuüben, wie wir auf Situationen reagieren. Ein wichtiger Begriff im Raja Yoga ist Freiheit. Es geht darum, frei zu sein in den Entscheidungen, in den Reaktionen, in den Handlungen, sogar bis zu einem gewissen Grad frei zu sein, welche Stimmung wir gerade haben. Ein zweiter wichtiger Aspekt des Raja Yoga ist die Erweckung von schlafenden Talenten und Fähigkeiten. Raja Yoga sagt, dass in jedem Menschen sehr viel mehr Fähigkeiten stecken, als wir es für möglich halten. Im Raja Yoga gibt es ja eine wichtige Schrift, das so genannte Yoga Sutra. Da gibt es ein ganzes Kapitel, das beschreibt, was alles noch an Talenten im Menschen drin sein könnte und wie wir die erwecken können. Raja Yoga will uns aus dem kleinen Denken: „Ich kann dieses nicht und jenes nicht und mir ist alles zu viel und ich habe keine Energie usw.“ herausholen und uns sagen: „Du kannst Herrscher über dein Leben sein. Du hast so viele Möglichkeiten und Fähigkeiten, und so viele Schätze ruhen noch in dir. Die wollen sich alle noch entfalten.“ Es gilt, diese zu fördern und in den Alltag zu integrieren.

Natürlich, der höchste Aspekt des Raja Yoga ist, Herrscher über den Geist zu werden in dem Sinne, die Gedanken auch mal zur Ruhe bringen zu können. Also auch die Fähigkeit zu haben, einen Moment lang wirklich gar nichts zu denken. Volle Bewusstheit zu haben und dabei vollkommen ruhige Gedanken. Das ist das erhabendste Ziel im Raja Yoga: Sich seiner selbst bewusst werden.

Der König, das ist das Bewusstsein, das Selbst, die wahre Natur. Wenn es gelingt, die Gedanken zur Ruhe zu bringen und jenseits der Identifikation mit den Gedanken zu kommen, dann erfahren wir, wer wir wirklich sind, unsere wahre Natur.

Die großen Raja Yogis, die in der Lage waren, ihren Geist ganz zur Ruhe zu bringen, haben gesagt: Die wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit. In Wahrheit sind wir unendliches Sein, nicht begrenzt vom Körper, nicht begrenzt von Geburt und Tod. Wir sind ewig und unendlich. Wir sind unendliches Wissen und wir sind unendliche Wonne. Aus dieser Erfahrung von großen Meistern stammt auch eine simple Sache für den Alltag: Wann immer wir uns mehr bei uns selbst fühlen wollen, gilt es, den Geist ein klein wenig mehr zur Ruhe zu bringen. Wann immer wir ein klein wenig mehr glücklich sein wollen, gilt es, den Geist zu konzentrieren. In dem Maße, in dem es uns gelingt, den Geist etwas mehr zur Ruhe zu bringen, in dem Maße ruhen wir bei uns selbst, sind wir verankert in uns selbst, fühlen wir uns verbunden mit allen Wesen, voller Freude und Wonne.

Hari Om Tat Sat


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Verhaftungslos sein

 

sukadev_satsang_podcast.jpg?width=150Verhaftungslos sein, verhaftungslos handeln: Enthusiasmus muss gekoppelt werden mit Loslassen. So kannst du deinen Enthusiasmus inmitten der Hochs und Tiefs des Lebens behalten und wachsen lassen. Sukadev spricht hier über die Karma Yoga Empfehlungen Krishnas aus der Bhagavad Gita – und wie man sie im Alltag umsetzen kann.

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Über die Kraft von Pranayama

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel „Pranayama“. Pranayama ist die Herrschaft über das Prana, die Lebensenergie, vor allem durch Atemübungen.

Swami Sivananda schreibt hier: „Durch Prana leben die Engelswesen, die Menschen und die Tiere. Prana ist wahrlich das Leben aller Wesen. Deshalb nennt man Prana das universelle Leben, das Leben aller. Prana ist das universelle Prinzip von Energie und Kraft. Prana ist Lebenskraft. Es ist alldurchdringend. Prana kann statisch oder auch dynamisch sein. Es findet sich in allen Formen, von den höchsten zu den niedrigsten, von der Ameise zum Elefanten, von der einzelligen Amöbe bis zum Menschen. Das Strahlen deiner Augen ist Prana. Durch die Kraft des Pranas hören die Ohren, sehen die Augen, fühlt die Haut, schmeckt die Zunge, riecht die Nase und erfüllen Gehirn und Verstand ihre Funktionen. Das Lächeln einer jungen Frau, die Melodie in der Musik, die Kraft in den begeisterten Worten des Vortragenden, der Zauber in den Worten des Geliebten, all das beruht auf Prana. Prana steckt hinter allem Denken, Wollen, Handeln, Bewegen, Sprechen, Schreiben usw. Der Yogi speichert ein Übermaß an Prana durch regelmäßige Praxis von Pranayama. So wie auch eine Speicherbatterie Elektrizität speichert. Und der Yogi, der viel Prana gespeichert hat, strahlt Stärke und Vitalität aus. Er ist ein starkes Kraftwerk. Wer mit ihm oder ihr in Kontakt kommt, nimmt von ihm oder ihr Prana, Stärke, Kraft, Vitalität und Frohsinn auf. So wie Wasser aus einem Gefäß in ein anderes fließt, fließt Prana tatsächlich wie ein ständiger Fluss von einem fortgeschrittenen Yogi zu einem schwachen Menschen.“

Im Yoga geht es sehr oft darum, das Prana zu erhöhen und es harmonisch fließen zu lassen. Wir brauchen viel Energie, viel Prana, für alles, was wir im Alltag tun. Praktisch alles, was wir tun, wird effektiver, wenn wir mehr Prana haben. Deshalb sollte man sich auch nie egoistisch fühlen, wenn man mehr Pranayama übt. Wenn man es anschließend nämlich in den Umgang mit anderen Menschen hineinsteckt, um anderen zu helfen und zu dienen, dann wird das alles effektiver, nachdem man Pranayama praktiziert hat. Und vieles ist letztlich gar nicht so kompliziert. Viele Probleme des Alltags beruhen einfach auf einen Mangel von Prana und viele Probleme, über die man sich so viele Gedanken macht und sich das Hirn zermartert, würden schon anders sein, wenn man einfach Pranayama üben würde und mehr Prana hätte. Manchmal wird dadurch einfach der Geist klarer. Manchmal bekommt man mehr Kraft, manchmal mehr Positivität.

Ich kenne einen Meister, der eigentlich ein Karma Yogi ist, der also sehr viel tut, und der sehr engagiert ist für soziale Werke. Eine seiner Standardantworten, die er hat, wenn Menschen mit irgendwelchen Fragen kommen, lautet: „Do Pranayama.“ Und wenn die Menschen dann sagen: „Aber Swamiji, ich mache schon Pranayama und die Probleme sind nicht verschwunden.“, dann sagt er: „Do more Pranayama. Mache mehr Pranayama.“ Gut, natürlich gehen nicht alle Probleme des Lebens allein durch Pranayama weg. Aber vieles wird leichter, vieles kann man mit mehr Enegie angehen und sehr viel wird schöner, freudevoller und auch wirkungsvoller, wenn man mehr Prana hat. Die einfachste Weise, zu mehr Energie zu kommen, ist, Pranayama zu üben. Also: Übt Pranayama!

Hari Om Tat Sat


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Über Jnana Yoga, den Yoga des Wissens

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das Jnana Yoga. Das ist der Yogaweg des Wissens, der Yoga der Weisheit.

Jnana Yoga stellt die ewigen Fragen, die Menschen sich seit uralten Zeiten gestellt haben: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist wahres Glück? Was ist die Ursache von Leid? Gibt es so etwas wie eine höhere Wirklichkeit? Existiert diese Welt? Das Jnana Yoga stellt diese Fragen zum einen intellektuell, aber wichtiger noch, es geht von einer höheren Wirklichkeit aus, die intuitiv erfahrbar und begreifbar ist. Und die Jnana Yogis behaupten – vielleicht im Unterschied zu vielen Philosophen – dass sie diese Wahrheit tatsächlich erfahren haben, dass es einen Zustand gibt im Überbewusstsein, in dem wir tatsächlich erfahren können, wer wir sind.

 

Bis wir diesen Zustand erreicht haben, gibt es verschiedene Weisen, uns der Frage zu nähern. Wir können intellektuell daran gehen, das ist eine Möglichkeit. Die zweite ist, dass wir über diese Frage meditieren können. Es gibt spezielle Meditationstechniken im Jnana Yoga dafür und die großen Schriften beschreiben die Antworten auf diese Fragen oder geben uns Hilfen, wie wir diesen Fragen nachgehen können. Eine typische Jnana-Yoga-Analyse geht so: Wer bin ich? Ich bin der, der beobachtet. Ich nehme etwas wahr. Das Wahrgenommene bin ich nicht. Ich kann meine Hände wahrnehmen, ich kann meine Füße wahrnehmen, ich kann meine Beine wahrnehmen, ich kann meinen Körper wahrnehmen. Wenn ich meinen Körper wahrnehme, wer bin ich, der ich den Körper wahrnehme?“ Das ist eine Frage, die man sich öfters stellen kann.

 

Oder angenommen, man spürt irgendwo viel Energie, dann kann man fragen: „Ich spüre viel Energie. Wer bin ich, der ich viel Energie wahrnehme? Wer bin ich, der wenig Energie wahrnimmt?“ Wenn man Emotionen hat, kann man fragen: „Wer ist derjenige, der jetzt gerade Begeisterung spürt? Wer bin ich, der sich gerade über etwas geärgert hat? Wer ist derjenige, der den Ärger wahrnimmt?“ Oder auch Gedanken: „Wer denkt? Wer ist derjenige, der die Gedanken beobachtet?“ Diese Jnana-Yoga-Analyse wird umso tiefer, je mehr man dabei meditiert. In der Meditation können wir beobachten, dass da alles Mögliche körperlich abläuft. Aber wir merken, dass der Beobachter gleich bleibt. Oder wenn wir spüren, dass Gedanken kommen und gehen, dann nehmen wir auch wahr, dass es jemanden gibt, der die Gedanken beobachtet.

 

Diese Erfahrung kann in der Meditation sehr, sehr tief werden. Wir können insbesondere feststellen, wer wir alles nicht sind, denn wir sind nicht das, was beobachtbar ist. Aber wir können sowohl durch logische Schlussfolgerung, als auch durch tiefe Meditation – auch wenn wir noch nicht so fortgeschritten sind – feststellen, wer wir sind. Zum einen können wir sicher wissen: „Ich bin.“ Das klingt banal, aber es gibt eine berühmte Schrift von Descartes, in der sagt; „Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich.“ Und das heißt nicht: „Ich bin die Gedanken.“, sondern es heißt, dass wir an allen zweifeln können.

 

Diese Fragen stellen sich ja auch Jnana Yogis: Gibt es die Welt überhaupt? Es gibt keinen objektiven Beweis, dass es diese Welt gibt. Es gibt keinen objektiven Beweis, dass wir nicht gerade träumen. Es gibt sogar im Jnana Yoga die Aussage, dass wir träumen. Nur an einem können wir nicht zweifeln: Es gibt jemanden, der sich die Frage stellt: „Ist es wirklich? Ist es unwirklich? Ist es Traum oder nicht Traum?“ Wir können mit Sicherheit sagen: „Ich bin.“ Ich bin jenseits aller körperlichen, emotionalen, energetischen und geistigen Zustände. Ich bin. Das kann uns großen Trost geben. Egal, was wir sonst so alles anstellen, letztlich bleibt nur das „Ich bin.“ Ich bin Bewusstheit. Und aus dieser Bewusstheit kommen Wissen und Weisheit.

 

Und noch etwas können wir daraus eruieren. Wenn wir ganz in uns selbst ruhen, dann wissen wir auch, dass das ein schöner Zustand ist. Das ist kein trauriger, kein leerer Zustand. Wenn wir wirklich in uns selbst ruhen, wenn wir merken: „Ich bin dieser Beobachter. Ich bin dieser ruhende Pol, der immer gleich bleibt.“ dann ist Freude da. So kommen wir zu der Erfahrung: „Ich bin bewusst und ich bin – wie Yogis sagen – Ananda, Wonne.“ Wenn wir das einmal wirklich tief verstanden haben, dann gibt uns das eine ungeheure Sicherheit. „Ich bin. Egal, was mit dem Körper passiert. Egal, welche Hochs und Tiefs ich habe.“ Wann immer es mir gelingt, zu mir selbst zu kommen, zu diesen ruhenden Pol, dann ist Ananda da. Diese Freude hängt nicht davon ab, ob ich das richtige Weihnachtsgeschenk aussuche oder ob ich ein guter Mensch bin oder ob ich meine Wünsche erfüllt bekomme. Auch nicht davon, was ich leiste oder nicht leiste, was ich tue oder nicht tue. Ich bleibe immer Sein, Bewusstheit und Ananda und ich werde das spüren, wann immer ich mich von dem Äußeren lösen kann und zu mir selbst zurückkehren kann. Daher ist die Hauptwirkung des Jnana Yoga eine gewisse Gelassenheit. Alles ist, wie es ist, und es ist gut.

 

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Wie wir Gott im Bhakti Yoga spüren können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas zum Thema Bhakti Yoga sagen. Bhakti Yoga ist einer der sechs Hauptyogawege. Bhakti Yoga ist die Hingabe an Gott. Es heißt, Liebe zu Gott in allen Geschöpfen zu leben.

Bhakti Yoga ist die Weise, wie wir unser Herz öffnen können und mit dem Herzen einen Zugang zu einer höheren Wirklichkeit finden. Im Jnana Yoga fragen wir uns: „Wer bin ich?“ und mit logischer Analyse erkennen wir, dass hinter allem irgendwie eine höhere Wirklichkeit stehen muss. Im Raja Yoga sagen wir, wir wollen unseren Geist zur Ruhe bringen. Ist der Geist zur Ruhe gebracht, dann kommen wir in unserem eigenen Herzen zur Erfahrung einer höheren Wirklichkeit, zu Purusha, unserer wahren Seele.

Krishna spricht in der Bhagavad Gita an einigen Stellen auch über diesen Jnana Yoga der Erkenntnis. Er spricht über das höhere Selbst, darüber, wie wichtig es ist, den Geist zur Ruhe zu bringen. Und dann sagt er immer: „Und wenn dir das alles zu kompliziert ist, dich zu fragen: „Wer bin ich wirklich? Was ist unwirklich?“ Wenn es dir schwerfällt, deinen Geist zur Ruhe zu bringen, dann kannst du den Weg des Bhakti Yoga gehen, den Weg der Hingabe, den Weg, Gott vom Herzen her zu spüren.“ Intellekt ist eine Sache, aber was den Menschen im Alltag mehr motiviert, ist das Herz, sind die Emotionen und Gefühle.

Bhakti Yoga ist letztlich ein religionsübergreifendes System, Hingabe zu entwickeln. Bhakti Yoga sagt: „Wenn du jetzt keine Hingabe hast, wenn du jetzt kein Vertrauen zu Gott hast, wenn du das nicht wirklich spürst, dann kannst du dieses Spüren entwickeln.“ Da gibt es einfache Methoden, wie z.B. Staunen. Das ist eine Weise des Bhakti. Z.B. haben wir jetzt momentan Winter. Da könnt ihr dieses Wunder von weißen Landschaften sehen. Man kann sich auch, wenn man eine Blume anschaut, mit dem Herzen spüren und diese Schönheit genießen. Es heißt, Gott ist Satyam Shivam Sundaram, Wahrheit, Liebe, Güte und Schönheit. Es ist immer wieder gut, sich einen Moment zu nehmen, um diese Schönheit wahrzunehmen, die Schönheit in der Natur, die Schönheit im Menschen. Sogar, wenn man einen Flecken auf der Kleidung sieht, wenn man genauer drauf guckt, ist das auch schön. Wenn wir unseren Intellekt mal einen Moment Pause gönnen, dann können wir schauen.

Krishna spricht in der Bhagavad Gita im zehnten Kapitel von Schönheit. Wo können wir Gott überall sehen? Er ist im Lächeln eines Menschen, in der Großartigkeit eines Berges, im Wehen des Windes, in der Schönheit einer Blume. In so vielen Momenten können wir spüren: „Ja, da ist Gott.“ Eine zweite Weise neben Schönheit ist letztlich auch Güte und auch in den Großartigkeiten, was Menschen machen. Viele Menschen machen großartig Schlimmes, viele Menschen machen aber großartig Gutes. Und wir haben vielleicht besonders im Westen und vielleicht noch mehr im deutschen Sprachraum die Kunst kultiviert, immer darüber nachzudenken, was Menschen alles Schlimmes tun. Aber Menschen machen auch viel Gutes. In jedem Menschen steckt der gute Kern, und da können wir sehen. Das ist das Göttliche.

Desweiteren hat der Mensch die Fähigkeit, sich an etwas Höheres zu wenden. Wir können immer wieder das Bedürfnis nach Trost und nach etwas Höherem in uns spüren. Und beides können wir wahrnehmen, selbst dann, wenn noch nicht ein großer Glaube an Gott da ist. Man kann ein Gebet sprechen wie: „Lieber Gott, wenn es dich gibt, würde ich dir Folgendes sagen.“ Oder: „Liebes kosmische Bewusstsein oder liebe Weltenmutter, wenn du mich hörst oder wenn so etwas möglich ist, dann lass mich Folgendes wissen.“ Diejenigen, die das probieren, werden feststellen, da kommt dann auch eine Antwort. Wir können Kontakt aufnehmen zu dieser höheren Wirklichkeit. Da diese höhere Wirklichkeit in uns ist, da sie überall ist, können wir uns auch an sie wenden. Und dazu möchte ich euch in besonderem Maße ermutigen, besonders heute. Sagt immer wieder: „Höhere Wirklichkeit, göttliche Mutter oder Gott, ich möchte dir Folgendes sagen, ich möchte dir für Folgendes dankbar sein, ich möchte dich bitten, dass du mir vielleicht bei Folgendem behilflich bist.“ Oder: „Bitte zeige mir, was du von mir willst. Dein Wille geschehe, nicht mein Wille. Ich stehe vor der und der Entscheidung, bitte, hilf mir.“ Oder: „Es gibt dieses Problem, da komme ich überhaupt nicht mit zurecht. Bitte, hilf du mir.“

Das ist vielleicht der schönste Aspekt im Bhakti Yoga: Wir können uns so, wie wir sind, an Gott wenden. Wir brauchen in keinster Weise vollkommen zu sein, wir müssen noch nicht mal denken, dass wir ein guter Mensch wären. Wir können so, wie wir sind, unser Herz vor Gott, Göttin, vor kosmischem Bewusstsein ausschütten und so Kontakt aufnehmen. Und so kommen wir zu einem Gefühl von Geborgenheit, Verbindung, Liebe, einem Gefühl von angenommen sein und tiefer Freude.

Hari Om Tat Sat


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Verwirkliche die unendliche Seligkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda aus dem Kapitel: „Verwirkliche die unendliche Seligkeit“.

„Du bist für Höheres geboren. Eine leuchtende, glorreiche Zukunft erwartet dich. Denke nicht an das Vergangene. Reinige, konzentriere dich. Denke nach, reflektiere tief, meditiere. Schreite voran und finde deine Ruhe in der allerhöchsten Seele. Lass dich nicht bekümmern durch Schwierigkeiten, Widerwärtigkeiten und Sorgen. Sie sind dazu angetan, dich Barmherzigkeit zu lehren und helfen dir, deinen Willen und deine Ausdauer zu entwickeln. Sie werden dich weise machen und deine Entwicklung beschleunigen. Sei tapfer. Verzweifle nie. Schöpfe Kraft aus dem Inneren. Schreite voran. Fühle die göttliche Allgegenwart. Schaue die göttliche Herrlichkeit überall rundum. Tauche tief hinein in die göttliche Quelle. Du wirst die unendliche Seligkeit erreichen.“

Hari Om Tat Sat


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Einfach leben, erhaben denken

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute spreche ich über das Motto von Swami Sivananda, das er in seinem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ beschreibt: „Einfach leben und erhaben denken“.

Das ist eines der Grundprinzipien der spirituellen Praxis: Einfach leben, erhaben denken oder in Englisch: „Simple living, high thinking“.

Wir sind es heutzutage gewohnt, unser Leben immer komplizierter zu machen. Wir denken, wenn wir nur eine ausreichend große Wohnung, eine ausreichend warme und schöne Wohnung haben, ein ausreichend gutes Auto, ein ausreichend gutes Handy, ein ausreichend guten Notebook, dann wird alles gut. Und wenn wir dann noch eine ausreichend gute Krankenversicherung, Lebensversicherung, Diebstahlversicherung, Einbruchsversicherung und hunderttausend andere Versicherungen haben, dann sind wir glücklich. In unserer Gesellschaft sind Menschen hauptsächlich damit beschäftigt, die äußeren Lebensumstände immer wieder zu verbessern, was ja an sich nichts Schlechtes ist. Aber indem man sich die ganze Zeit hauptsächlich damit beschäftigt, kommt man weniger dazu, erhaben zu denken.

Auch unter Yogaschülern gibt es eine gewisse Neigung dazu. In letzter Zeit gibt es im Yogaforum so Diskussionen. Welche Matte ist die Richtige für mich? Nagelmatte, Yantramatte, Schafswollmatte oder eine Plastikmatte, Sticky Mat oder eine Öko Sticky Mat oder eine Tapasmatte oder die Yogistar-Matte. Als ich mit Yoga angefangen habe, hat man immer gesagt, Handtuch plus Teppich, fertig, mehr braucht es nicht. Was ist das ideale Kissen? Großes Kissen, kleines Kissen, ovales Kissen, rundes Kissen, Halbmondkissen, quadratisches Kissen, dinkelspelzgefülltes Kissen oder buchweizenspelzgefülltes Kissen oder kapokgefülltes Kissen, rotes Kissen, blaues Kissen, grünes Kissen, mit Innenfutter, ohne Innenfutter. Als ich mit Yoga angefangen habe, hat man noch gesagt, eine gerollte Decke ist alles, was es braucht. Oder die Yogakleidung. Leichter Stretchingstoff oder fester Stoff, Baumwolle oder nicht ganz Baumwolle, Chi-angereicherte Kleidung, dehnbarer Stoff, haltbarer Stoff, Öko-Stoff.

Inzwischen sind viele Menschen hauptsächlich – oder doch zu einem großen Teil – damit beschäftigt, solche äußeren Dinge zu verbessern, in der Hoffnung, es verbessere die Qualität von Meditation und Asanas. Ich will euch ein offenes Geheimnis sagen, auch wenn das jetzt umsatzschädigend für unsere Boutique ist. Die Qualität der Meditation hängt nicht allzu sehr davon ab, worauf man sitzt. Und die Tiefe der Erfahrung im Pranayama und in den Asanas hängt nicht davon ab, worauf man liegt. Die Erhabenheit der Erfahrung in der Yogapraxis hängt auch nicht übermäßig davon ab, welche Kleidung man trägt. Sie sollte irgendwo zweckmäßig sein. Natürlich ist es auch nichts Falsches, seinen ästhetischen Sinn auszuleben, solange man das ein bisschen spielerisch macht und nicht nach dem Motto: „Wenn ich nur die richtige Matte und die richtige Kleidung und das richtige Kissen finde, dann werde ich Samadhi in der Hälfte der Zeit erreichen.“

So sollte man sich immer wieder bewusst machen: Simple living und high thinking, einfach leben, erhaben denken. Ihr könnt öfters mal überlegen: „Bin ich wieder dabei, dem westlichen Prinzip von „Leben komplexer gestalten“ zum Opfer zu fallen? Ist mein Geist irgendwo im Materiellen gefangen und kann sich nicht erheben?“ Wie gesagt, man kann das Spiel mitspielen. Bei Yoga Vidya, spielen wir es ja auch bis zu einem gewissen Grad mit. Aber letztlich halten wir es hier eher mit dem Gedanken: Einfacher geht es genau so gut. Angenommen, wir hätten die Yoga Vidya Häuser für eine halbe Million luxuriös ausgestattet und saniert. Angenommen, wir hätten einen edlen Spender gefunden. Wäre die Meditation hier besser? Oder tiefer? Oder weiter? Könnte man deshalb Gott besser erfahren? Nein.

Natürlich, der Altar muss irgendwo schön sein, denn das hat eine Wirkung auf uns. Der Rest ist einfach so, wie man es sich halt leisten kann. Wenn man sich mehr leisten kann, spricht nichts dagegen, mehr Geld auszugeben und damit vielleicht anderen etwas Gutes zu tun. Es wird ja heute überall gesagt, man soll mehr Geld ausgeben, damit Arbeitsplätze erhalten werden. Nur sollte man sich nicht vorstellen, dass das dazu führen würde, die Meditation zu vertiefen. „Simple living, high thinking. Einfach leben, erhaben denken.

Ihr könnt auch ohne materielle Güter glücklich sein, freundlich sein, liebevoll eure Beziehungen mit anderen Menschen gestalten, die Schönheit wahrnehmen in dem, was schon ist, euren Geist erheben, um Satchidananda wahrzunehmen: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Swami Sivanada schreibt hier zum Schluss des Kapitels: „Möge ein Meer göttlicher Ekstase und göttlicher Glückseligkeit sich dir auftun. Möge dir so alles herrlich gelingen.“

Hari Om Tat Sat


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Lerne, zu unterscheiden

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich etwas aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Lerne, zu unterscheiden“:

„Erkenne die Dinge in ihrem wahren Licht. Erkenne die Gesetze des Weltalls. Bewege dich taktvoll in dieser Welt. Lerne die Geheimnisse der Natur. Lerne, zu unterscheiden zwischen wahrem Glück und dem Vergänglichen, zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Ficht diesen inneren Kampf immer wieder aufs Neue aus. Mögest du alle Zeit im göttlichen Licht und unerschöpflichen Reichtum des Atman Jnana, der Erkenntnis des höchsten Selbst leuchten, der das allgemeine Besitztum aller Menschen ist. Erwache aus dem tiefen Schlummer der Unwissenheit. Denke richtig, handle recht und führe ein tugendhaftes Leben, so wirst du das Ziel des Lebens erreichen.“


Hari Om Tat Sat


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Die Bedeutung des Mantras Shuddhosi-Buddhosi

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sage ich etwas zur Bedeutung des Mantras: Shuddhosi Buddhosi Niranjanosi Samsara Maya Prariva Chidhosi.

Das war ein Wiegenlied der heiligen Medalasa, auch Mandalasa genannt. Diese große Heilige lebte vor vielen tausend Jahren, heißt es in den Upanishaden. Sie hatte das Höchste verwirklicht und sie hatte eine Reihe von Kindern. Ihren Kindern sang sie dann immer ein Wiegenlied. Das war nicht so die typischen Wiegenlieder, wie man sie in sonstigen Sprachen kennt, sondern es hieß: „Shuddhosi Buddhosi.“ Du bist rein: Shuddhosi. Du bist Manifestation der kosmischen Intelligenz: Buddhosi. Niranjanosi: Du bist unberührt von allem, was auf dieser Welt geschieht, du bist ewig rein. Chidhosi: Du bist reines kosmisches Bewusstsein, jenseits von Samsara, dem Kreislauf von Geburt und Tod, jenseits von Maya, Täuschung und Illusion, jenseits von Pariva, dem Wandern in dieser Welt.

Diese Aussagen können einem ein gewisses Urvertrauen, ein Grundvertrauen ins Leben geben. Wenn man wirklich tief in die Meditation hineingeht, wenn der Geist zur Ruhe kommt, dann erfährt man sein eigenes Selbst als Bewusstsein an sich. Jenseits von Körper, jenseits von Emotionen, jenseits von Gedanken. Und dieses reine, unendliche Bewusstsein ist das Bewusstsein, das sich auch in jedem anderen Menschen und jedem Wesen manifestiert, es ist letztlich das Bewusstsein hinter dem gesamten Universum. Wenn wir uns darauf immer wieder besinnen, dann bekommen wir dadurch Kraft, Ruhe und Stärke. Natürlich, wir müssen uns auch um diese Welt kümmern. Wir sind in diesem Universum und wir haben einen Körper.Der Körper hat Bedürfnisse, man muss sich um den Körper kümmern, damit er gesund ist. Wir müssen geschickt mit unseren Emotionen umgehen. Und es gilt, die zwischenmenschlichen Beziehungen gut zu gestalten. Wir wollen etwas bewirken in dieser Welt und so sagt ja auch die Bhagavad Gita, dass wir eine bestimmte Mission im Leben haben. Es gilt, unsere Aufgabe zu erfüllen und daran zu wachsen.

Patanjali sagt, wir haben bestimmte Kräfte in uns und es gilt, diese Kräfte in uns zu manifestieren. Oder modern ausgedrückt, es gilt, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, zu entfalten, immer mehr von dem, was in einem ist, auch zum Ausdruck zu bringen, zu erfahren, sich als autonome Person zu begreifen, die vielleicht nicht in jeder Hinsicht autonom ist, aber als Individuum eine eigene Botschaft hat.

Für all das gibt es eine gute Grundlage und das ist, man kann sagen, der Fels, auf dem wir begründet sind oder das, wohin wir immer wieder zurückkehren können, wenn wir uns aus dem Alltag und dem Stress des täglichen Lebens und den Herausforderungen wieder zurückziehen wollen. So wie ein Kind hoffentlich zu seinen Eltern Urvertrauen aufbaut und aus diesem Urvertrauen in diese Welt hineingehen kann, so können wir ein noch tieferes Urvertrauen aufbauen. Ein Urvertrauen, das auf dieser Erfahrung gründet: Shuddhosi Buddhosi Niranjanosi Samsara Maya Prariva Chidhosi. Was auch immer geschieht, du bleibst das reine, unsterbliche Selbst. Du bleibst die Intelligenz hinter dem gesamten Universum. Du bist verankert in diesem unendlichen, ewigen Bewusstsein. Aus dieser tiefen Verankerung kannst du dein ganzes Leben gestalten und erfahren.

Hari Om Tat Sat


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Wer ist Shiva?

Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute erzähle ich etwas über Shiva.

Shiva verkörpert in der Mythologie die verschiedenen Polaritäten, um die sich das Leben dreht. Shiva ist zum einen der Meditierende, zum anderen der Tanzende. Shiva steht als Meditierender dafür, dass es notwendig ist, sich jeden Tag ein paar Minuten zurückzuziehen - vielleicht sogar ein paar Minuten mehr - jeden Tag vielleicht zwanzig, dreißig Minuten zu meditieren, Asanas und Pranayama zu üben, sich zurückzuziehen, um Kraft zu sammeln. Und das nicht nur dann, wenn man gerade viel Zeit hat, sondern insbesondere dann, wenn man wenig Zeit hat. Es gibt die Aussage eines Mystikers, jeder sollte eine Stunde am Tag seinen spirituellen Praktiken widmen, es sei denn, man ist sehr beschäftigt. Dann sollte man mindestens zwei Stunden den spirituellen Praktiken widmen. Das war auch ein Grundsatz, den Mutter Theresa in ihren Klöstern vertrat. Wenn man intensiver selbstlosen Dienst macht, dann muss man auch längere Zeit haben, um spirituell zu praktizieren. Wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, spirituell zu praktizieren, dann verlieren wir uns relativ schnell im Äußeren und dann kann es sein, dass wir ausbrennen und weniger Kraft haben und dass man das, was wir tun, mit weniger Liebe und mit weniger Freude tun. Darum ist es wichtig, dass wir uns jeden Tag etwas Zeit nehmen, um nach innen zu gehen.

Das wird auch symbolisiert durch den Shiva, der sitzt und meditiert. Gerade wenn es eine Phase gibt, in der wir etwas mehr zu tun haben oder sich das äußere Leben verändert und die Energie etwas mehr nach außen geht, dann müssen wir uns mit unserer Viveka und unserer Unterscheidungskraft dazu motivieren, etwas mehr zu praktizieren.

Aber es gilt natürlich nicht nur, sich zu zurückzuziehen, sondern Shiva hat auch einen anderen Aspekt. Die bekannteste Darstellung von indischer Mythologie ist Shiva tanzend in einem Feuerkranz. Und dieses Tanzen in einem Feuerkranz, das heißt, dass wir etwas mit Enthusiasmus tun können, wenn wir es in der äußeren Welt tun. Gerade weil Shiva meditativ ist, ist auch wichtig, dass der zweite Aspekt von ihm so etwas Feuriges ist. Das soll auch einem Vorurteil vorbeugen, das spirituelle Aspiranten manchmal über den spirituellen Weg haben: Dass man denkt, wenn man meditiert, dann sollte man immer nur ruhig und mäßig durchs Leben gehen. Je nach Temperament mag es Menschen geben, für die das auch möglich ist, aber die meisten großen Meister, die man kennt, die hatten auch großes Temperament. Sie hatten eine große Fähigkeit, nach innen zu gehen, aber auch die Fähigkeit, wenn sie im Äußeren etwas gemacht haben, das mit Feuer und Enthusiasmus zu machen.

Krishna sagt zu Arjuna: Yoga ist für den, der Feuer hat. Shiva verkörpert starkes Feuer und gleichzeitig die Fähigkeit, loszulassen. Damit haben wir eine weitere der vielen Polaritäten von Shiva. Die abstrakte und die konkrete Gottesverehrung. Der Shiva Lingam symbolisiert die abstrakte Gottesverehrung. Es ist die Verbindung aus dem Himmlischen und dem Irdischen, dem Senkrechten und dem Waagrechten. Man kann auch sagen, der Shiva Lingam ist die Eins. Linga heißt auch Licht. Wir finden Shiva schließlich auch dargestellt mit Parvati, Ganesha und Sharavanabhava. Für den Aspiranten sind auch diese beiden Formen von Gottesverehrung hilfreich. Zum einen, Gott zu verehren als abstrakte, unendliche, ewige Wirklichkeit, als ein namenloses, höheres Prinzip, als kosmisches Licht und Intelligenz. Und dann auch als etwas sehr Konkretes. Sei es, dass wir Gott in konkreter Gestalt verehren, wie Shiva oder Krishna oder Jesus. Oder auch, dass wir Gott im Konkreten, im Manifesten verehren. In der Schönheit der Dinge, im Guten in jedem Menschen, mit dem wir zu tun haben, in der Kraft hinter allen Naturereignissen.

Und so können wir Gott in Form von Shiva sowohl als das verehren, was jenseits dieser Welt ist, als auch als das, was in dieser Welt ist und sich als alles in dieser Welt manifestiert. Gott ist derjenige, der über alles hinaus geht und zugleich der, zu dem ich beten kann, an den ich mich richten kann, den ich um Hilfe bitten und dessen konkrete Hilfe ich immer wieder spüren kann.

Hari Om Tat Sat


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Praktische Tipps für die spirituelle Praxis

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sage ich etwas zu den vier großen S: Sadhana, Sattva, Seva und Satsang.


Wenn man diese vier Grundlagen beachtet, dann kann man praktische spirituelle Fortschritte machen. Natürlich, man muss sie auch mit der richtigen Einstellung machen, dann wirken diese Praktiken umso besser.
Sadhana im engeren Sinne heißt, man nimmt sich eine gewisse Zeit, in der man nur spirituelle Praktiken macht und nichts anderes. Das ist die tägliche Praxis. Im ganzheitlichen Yoga unserer Tradition gehören die drei Hauptpraktiken dazu: Meditation, Asanas und Pranayama, also stille, sitzende Meditation, die Atemübungen und die Körperübungen. Das ist ein wichtiger Aspekt und wahrscheinlich von all den vieren der wichtigste. Damit hat man eine regelmäßige spirituelle Praxis.


Das zweite sind die so genannten Sattva Regeln. Sattva ist eine reine Lebensführung. Das, was eher ungesund ist, das, was träge macht, das, was die Klarheit des Geistes mindert, das, was das Bewusstsein trübt oder zu erdend macht, das, was anderen Lebewesen schadet, also das Tamasige wird damit reduziert. Also all das ist, was der Erfahrung von Einheit und Erhabenheit entgegengesetzt ist. Sattva heißt auch, über die Ernährung niemanden zu töten, was heißt, auf Fleisch zu verzichten. Es heißt auch, keine Getränke zu sich zu nehmen, die einen benebeln oder zum Alkoholiker werden zu lassen. Dazu gehören noch eine Reihe von anderen Dingen, die die meisten von euch kennen.


Sattvig meint auch eine Ethik im Alltag, das heißt, gute Umgangsformen mit anderen Menschen. Es heißt auch, in der Kleidung und in der Wohnung auf ökologisches Verhalten zu achten. Es heißt, dass das, was wir tun, mit Rücksicht auf alle getan wird. Sattva ist also ein sehr weiter Begriff.


Das dritte ist Seva. Seva heißt uneigennütziges Dienen, etwas für andere zu tun. Das Konzept des Karma Yoga geht da nochmal weiter und sagt, dass wir alles, was wir tun, für andere tun und dass wir alles, was wir tun, als Dienst Gottes tun. Seva ist da durchaus konkret gemeint. Wir tun etwas, wofür wir keinen normalen Lohn bekommen. Seva ist etwas ganz Konkretes. Wir tun etwas, wofür wir keinen äußeren Lohn bekommen. Seva ist etwas anderes als Karma Yoga. Wenn zum Beispiel ein Yogalehrer sich seine Tätigkeit entlohnen läßt, damit er leben kann, dann kann das Karma Yoga sein. Aber es gilt auch, jeden Tag etwas im Seva-Gedanken zu tun, wofür man keine materielle Entlohnung bekommt. Dann ist das Seva. Auch das ist etwas ganz Praktisches und sehr Wichtiges. Das vierte S ist Satsang. Satsang im weiteren Sinne heißt gemeinsame spirituelle Praxis. Im engeren Sinne, in unserer Tradition, heißt Satsang Meditation, Mantrasingen, Om Tryambakam, Arati, also eine bestimmte rituelle Form der gemeinschaftlichen spirituellen Praxis, mit der wir uns aufeinander einstimmen, indem wir uns auf die Kraft unserer Meister einstimmen und natürlich auf das Göttliche. Ihr könnt das Konzept von Satsang auch im Weiten definieren. Das heißt, es ist wichtig, dass ihr regelmäßig mit anderen zusammen praktiziert. Buddha wurde mal gefragt: „Stimmt es, dass die Hälfte des spirituellen Weges die richtigen Freunde sind?“ Und er sagte: „Nein. Hundertprozent des spirituellen Weges sind die richtigen Freunde.“


Da ist ein bisschen indische Übertreibung dabei, von der auch Buddha nicht frei war, aber die Essenz ist wichtig. Auch Aristoteles hat mal gesagt, der Mensch sei ein Zoon Politikon, ein geselliges Wesen. Wenn wir nur für uns selbst praktizieren, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man kapselt sich ab und das Herz geht zu oder man passt sich zu sehr an die Denkweise der Menschen in der Umgebung an. Und es reicht auch nicht aus, nur mit Menschen zusammen zu sein, die spirituell praktizieren und dann Klatschgeschichten zu verbreiten. Da ist man zwar mit anderen spirituellen Aspiranten zusammen, aber Satsang ist das nicht. Gemeinsam und ehrlich zusammen spirituell zu praktizieren, das ist wichtig. Da ist es gut wenn ihr ab und zu mal an einen Ort geht, an dem man gemeinsam spirituell praktiziert, meditiert, nach dem Höchsten strebt, sich gegenseitig inspiriert.
Sadhana, tägliche spirituelle Praxis, Satsang, gemeinsame spirituelle Praxis, mindestens ab und zu, Sattva, einen reinen Lebensstil pflegen und schließlich Seva. Seva ist der uneigennützige Dienst, jeden Tag etwas zu machen, für das ihr keine materielle Entlohnung bekommt. Wenn ihr diese vier S beachtet, dann könnt ihr sicher sein, dass ihr guten spirituellen Fortschritt macht.


Hari Om Tat Sat
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Über den Umgang mit Karma und Schicksal

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich will heute ein paar Worte über Karma sprechen. Karma, das heißt Handlung, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist das, was uns erklären will, warum das, was geschieht, geschieht und letztlich auch, was unsere Aufgabe ist. Bezüglich Karma gibt es eine niedere Ebene und eine höhere Ebene des Verständnisses. Oft hört man, Karma, als Gesetz von Ursache und Wirkung, bedeutet, dass man, wenn man Gutes tut, auch etwas Gutes zurück bekommt und wenn man etwas Schlechtes tut, bekommt man etwas Schlechtes. In vielen Religionen findet man das wie eine Art moralischer Imperativ, im Sinne von: „Wenn du nicht willst, dass dir etwas Schlechtes passiert, dann tue nur Gutes!“


So finden wir das im alten und im neuen Testament immer wieder angedeutet Dort steht dann so etwas wie: Wenn etwas Schlimmes kommt, dann ist es die Strafe Gottes für Fehler, die man gemacht hat. Und so findet man das auch in der indischen Kultur. Das ist eine Ebene des Verständnisses und das kann den Menschen helfen, sich moralisch und gut zu verhalten.


Es gibt aber eine höhere Stufe des Verständnisses und die hat Jesus an allen möglichen Stellen im Neuen Testament aufgeführt. Insbesondere haben diese Patanjali und Krishna erwähnt. Patanjali sagt im zweiten Kapitel des Yoga Sutra, für nicht-spirituelle Menschen ist Karma entweder schwarz, weiß oder grau. Das heißt, entweder gut, schlecht oder gemischt. Für einen Yogi gibt es letztlich nur Aufgaben, an denen man wachsen kann. Ein Yogameister würde niemals sagen, das ist gutes Karma, das ist schlechtes Karma, sondern alles sind Aufgaben, an denen wir wachsen können.


Patanjali sagt desweiteren, das das, was auf uns zukommt zum einen ein Resultat von dem ist, was wir früher gemacht haben. Aber Karma ist auch dazu da, dass wir das erfahren, was wir erfahren wollen. Letztlich sagt er auch, dass der Sinn, dass wir überhaupt in dieser Welt sind, ist, der ist, dass wir Erfahrungen machen - Erfahrungen, die wir gerne machen wollten. Das heißt auch: Man sollte vorsichtig sein mit dem, was man gerne will. Es könnte sich irgendwann manifestieren. Manchmal Jahre, nachdem wir das gewollt haben. Dann begreift man das oft als Ironie des Schicksals: „Vor ein paar Jahren wäre ich darüber glücklich gewesen, aber muss das heute sein?“


Ein nächster Aspekt von Karma, den Patanjali erwähnt, ist: Wir sind auch auf dieser Welt, um die Kräfte zu erfahren, die in uns und in der Prakriti liegen. Das heißt, Situationen sind auch dazu da, dass wir daran wachsen. Wenn wir Yoga üben, dann geht es nicht darum, sich aus allem zurückzuziehen und zu hoffen, dass man sich als eine kleine Maus verkriechen kann, in der Hoffnung, dass man so die Stürme des Lebens übersteht oder gar nicht erst abkriegt. Im Yoga geht es darum, innere Kräfte zu entfalten, Talente zu entfalten, auf vielen Ebenen zu wachsen. Deshalb sind wir in diesem Leben. Das, was auf uns zukommt, ist auch dazu da, dass wir daran stärker werden, dass wir unsere Kräfte entfalten. Und dazu, dass wir lernen zu sehen, was für Kräfte im Universum wirksam sind.


Es gibt große Kräfte, die dem entgehen stehen, was man denkt oder was man irgendwo arrangieren will. Dadurch können wir auch lernen, in Hochachtung vor den kosmischen Kräften zu leben. Und so können wir unsere Kräfte am besten entfalten. Darum kommen manchmal Dinge auf uns zu, die uns nicht so angenehm erscheinen. Damit wir über uns selbst hinauswachsen, dass wir Kräfte, die in uns da sind, entwickeln und entfalten und positive Eigenschaften und Fähigkeiten zum Vorschein bringen. Gerade an besonderen Herausforderungen, bei denen man denkt: „Muss das jetzt sein? Ich war doch so ein freundlicher Mensch. Warum schickt mir jetzt das Schicksal diese Sache? Warum mir und nicht irgendjemand anderen?“, wächst man am meisten. Diese Dinge geschehen, damit wir zur Befreiung kommen, damit wir spirituell wachsen. Wir können alles, was kommt, vor diesem Hintergrund interpretieren. Wir wissen nicht, warum und wieso. Aber wenn wir zurück blicken, dann erkennen wir oft, dass Schicksalsschläge von vor einigen Jahren das Beste waren, was uns passieren konnte für das spirituelle Wachstum.


Und so können wir davon ausgehen: Auch wenn einem Schicksalsschläge passieren, bei denen man momentan denkt: „Warum muss das jetzt sein?“, wird man langfristig feststellen, dass das genau das war, was man gebraucht hat, um spirituell zu wachsen. Das ist die höchste Ebene des Verständnisses von Karma: „Was auch immer geschieht, es ist irgendwo gut für mein spirituelles Wachstum. Ich weiß jetzt in diesem Moment nicht, warum und wieso. Ich bin auch als spirituelles Aspiräntchen nicht so vermessen, zu denken, ich müsste das alles verstehen. Aber ich gehe davon aus, dass es gut ist und ich nehme mein Schicksal als solches an. Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen die Herausforderungen anzunehmen, die darin liegen und bete dabei zur höheren Kraft, zu Gott, zur kosmischen Mutter, zur kosmischen Intelligenz. Ich bitte das Universum, mir zu zeigen, was darin meine Aufgabe ist, sodass ich daran wachsen kann und mein Bewusstheit immer mehr erweitern, mein Einheitsgefühl und meine Liebe verstärken kann.“


Hari Om Tat Sat


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Mache alles was du tust von Herzen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute spreche ich ein paar Worte über Rama. Rama hat immer das, was er gemacht hat, so gut wie es ging gemacht. Beim Swami Vishnu war das auch sehr charakteristisch. Was auch immer Swami Vishnu gemacht hat, er hat seine ganze Energie, sein ganzes Herz und seine ganze Kraft hinein gegeben und er hat auch seine Schüler dazu veranlasst. Halbherzigkeit konnte es bei ihm nicht geben. Er hätte nie gesagt: „Ich schau mal und probier mal so ein bisschen.“ Gut, so konnte man anfangen, das war für ihn auch okay. Aber wenn man eine Aufgabe übernommen hat, dann hat er gesagt: „Gib dein ganzes Herz und deine ganze Seele hinein.“

Swami Vishnu war kein äußerer Perfektionist. Ob die Sache nachher gut ging oder nicht, das war zweitrangig, auch wenn er manchmal schimpfen konnte, weil Sachen nicht richtig gemacht waren. Aber das tat er hauptsächlich dann, wenn man sie halbherzig gemacht hat. Er hat einen immer dazu gebracht, sein Herz weiter hinein zu geben und sein ganzes Wissen und seine ganze Konzentration zu gebrauchen. So hat er uns auch gelehrt, im Hier und Jetzt zu sein.

Wenn der Swami Vishnu einem eine Aufgabe gegeben hat, dann wusste man, das muss man jetzt mit ganzem Herzen machen und so gut, wie es geht. Und damit man auch wirklich hundertprozentig im Hier und Jetzt war, hat er einen manchmal noch ein bisschen unter Zeitdruck gesetzt.

Irgendwann habe ich mal gesagt: „Swamiji, ich brauche eine Woche.“ Da hat er gesagt: „Tomorrow it`s done. Morgen muss es gemacht sein.“ Da habe ich gesagt: „Aber Swamiji, ich muss auch schlafen.“ Da hat er gesagt: „Make sure you sleep enough.“ Dann habe ich noch gesagt: „Und wie soll ich das bis morgen fertig kriegen?“ Da hat er mich einfach angeguckt und es kam so ein Feuer aus seinen Augen. Und er hat gesagt: „Was sitzt du da noch?“
Ihr könnt sicher sein, ich habe dann die nächsten Stunden nicht gedacht: „Bin ich gut genug? Kann ich das, kann ich das nicht? Wie hätte ich das früher gemacht? Wie könnte ich das machen, wenn ich anderes wäre? Was wird dabei rauskommen und habe ich genügend Mittel dazu?“ Das ging dann alles nicht. Ich konnte einfach nur jetzt, mit dem, was möglich war, so gut, wie möglich, von ganzem Herzen alles in die Sache hinein geben. Und nachher kam sogar etwas dabei heraus, das ganz in Ordnung war. Es kam nicht so raus, wie wenn ich eine Woche Zeit gehabt hätte. Dann wäre ich da aber vielleicht auch sehr stolz drauf gewesen. Nach einer Woche hätte ich vielleicht gesagt: „Ah, so toll habe ich das gemacht. Es gibt niemanden im ganzen Universum, der das hätte besser machen können als ich.“
So habe ich es mit Intensität gemacht, mit all meinem Herzen und hatte nachher, als es dann fertig war, doch noch die Gelegenheit, demütig zu sein. Ich muss zugeben, ich weiß gar nicht mehr, was es war. Das war beim Swami Vishnu häufig gar nicht so wichtig. Aber in dem Moment, in dem er einem was gegeben hat, war es wichtig. Auch wenn es das nachher nicht mehr war.

Und das ist auch so ein bisschen die Eigenschaft von Rama. Was er macht, das macht er richtig. Das missverstehen viele Menschen. Sie denken: „Was man macht, das macht man richtig, heißt, dass es nachher 100 Prozent vollkommen aussehen muss. Das war nicht das, was uns Swami Vishnu beibringen wollte. „Was man macht, macht man richtig“, das heißt, man gibt Herz und Seele hinein. Und dann bringt man es Gott dar und lässt es los, in aller Demut.
Swami Vishnu war selbst das beste Beispiel dafür und es war für mich auch immer wieder interessant, wie er gerade seine engeren Schüler darin geschult hat, so über alle Ängste hinaus zu gehen. Vieles machen wir gar nicht erst, weil wir denken: „Was passiert, wenn das schief geht? Was passiert, wenn ich es nicht gut genug mache?“ Kennt ihr diese Fragen?
Viele Menschen sind ein Bündel von Ängsten. Rama hatte keine Angst vor irgendetwas. Rama steht für Mut. Auch Hanuman hatte keine Angst vor irgendetwas. Das sind jetzt mythologische Gestalten und wer weiß, wenn sie heute vor uns stehen würden. Außerdem sind Rama und Hanuman Inkarnationen Gottes. Da können wir leicht sagen: „Schön und gut. Aber ich bin keine Inkarnation Gottes, ich bin ein armer Mensch.“ Aber dann haben wir auch Menschen wie Swami Vishnu. Der war keine Inkarnation von Gott, keiner seiner Schüler behauptet, er war ein Avatar. Er hat nie behauptet, er wäre vollkommen. Im Gegenteil, er hat seine Unvollkommenheit fast sichtbar vor sich hergetragen. Die konnte man eher sehen als seine tiefe Entwicklung. Da gab es einfach nicht die Ausrede, Swami Vishnu sei eben schon selbstverwirklicht.
E hat immer gesagt: „Ja, ich habe diese und jene Fehler“. Er hat das selbst gelebt, an sich selbst gezeigt. Das kann eine große Ermutigung für uns alle sein, mutig die Dinge anzugehen und das zu tun, was unser Dharma ist, unsere Aufgabe, das, woran unser Herz hängt. Die Lektion von Swami Vishnu lautete: „Mach, was du machst intensiv, aber kümmere dich auch um das, was du brauchst, damit du es auch in ein paar Tagen noch intensiv machen kannst. Dann lass los und es kommt dabei raus, was herauskommen soll.“
Hari Om Tat Sat


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Was uns wirklich satt macht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich will heute etwas lesen aus der Bergpredigt, aus dem Matthäus-Evangelium. Jesus sagt dort: „Selig sind, die da hungert und durstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“

Das ist ein Vers, der nicht einfach zu verstehen ist, denn angenommen, man schaut in dieser Welt nach Gerechtigkeit, was wird man feststellen? Es gibt keine Gerechtigkeit. Diejenigen, die Gutes tun werden krank, die, die Schlechtes tun sind vielleicht auch gesünder und so weiter. Wenn man wirklich nach Gerechtigkeit geht, dann wird man feststellen, da scheint keine Gerechtigkeit zu herrschen.

Natürlich, wir können dann in die Richtung Karma gehen und können sagen, vielleicht gibt es noch ein früheres Leben und künftige Leben und so ist dann irgendwo die Gerechtigkeit wieder hergestellt. Man kann das aber auch noch auf andere Weisen verstehen. Zum einen: „hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit“ heißt letztlich auch, die Sinnfrage zu stellen. Wenn wir fragen: „Warum ist das Ganze so?“, dann bringt es natürlich wenig, wenn wir nur sagen: „Warum bekomme ausgerechnet ich, zu dem Zeitpunkt, wo ich mich zu etwas Gutem entschlossen habe, diesen Unfall oder diese Krankheit? Oder irgendjemand anderes wirft mir irgendwelche Steine in den Weg.“ Das bringt uns nicht weiter. Aber insgesamt zu fragen: „Gibt es da nicht einen höheren Sinn dahinter?“ Wenn wir dieses Hungern und Dursten haben, dann sind wir auf der richtigen Fährte.

Wenn wir dort noch weitergehen, dann entdecken wir, dass Gerechtigkeit, das, was dort im Griechischen steht und was vielleicht Jesus im Aramäischen gesagt hat, mehr ist, als der deutsche Begriff „Gerechtigkeit“, sondern da geht es noch etwas tiefer. Es geht darum, zum Heil zu kommen. Selig sind die, die da hungert und durstet nach etwas Höherem - das wäre dann das, was wir im Yoga als Mumukshutwa bezeichnen. Mumukshutwa ist der Wunsch nach Befreiung.

Vielleicht hat der ein oder andere von euch auch mal in irgendwelchen Zeitungen oder Fernsehen oder Internet gelesen, dass die christlichen Kirchen sich immer mit der so genannten Rechtfertigungsfrage beschäftigen. Der theologische Begriff „Rechtfertigung“ heißt: Wie kommen wir zum Heil? Wie kommen wir zur Erlösung? Wie kommen wir zu Gott? Und damit ist auch hier klar: Nach Gerechtigkeit zu streben, das ist nicht wirklich die irdische Gerechtigkeit, auch wenn dort jeder sich bemühen muss. Aber von einer höheren Ebene aus ist das Streben nach dem Höchsten eine der ganz wichtigen Aspekte auf dem Weg.

Patanjali sagt auch: „Verwirklichung kommt schnell für die, deren Streben intensiv ist.“ So ist jetzt vielleicht auch so ein Moment, in dem man sich fragen kann: „Strebe ich weiter nach dem Höchsten? Dieser Wunsch nach Befreiung oder Wunsch nach Gottverwirklichung oder Wunsch, die Einheit zu erfahren, ist dieser Wunsch stark genug in mir?

Man kann nach Höherem streben, man kann nach Einfacheren streben. Wir können Yoga machen, um ein bisschen mehr Energie zu haben, wir können Yoga machen, um ein bisschen besser zu entspannen, wir können Yoga machen, um ein bisschen gesünder zu sein. Es gibt Menschen, die machen Yoga, um besser auszusehen. Es gibt Menschen, die machen Yoga, um kreativer zu werden, um im Job etwas erfolgreicher zu sein. Und Yoga hilft ja auch bei all dem. Aber das wird uns nicht dauerhaft satt machen. Was uns satt macht, ist, wenn wir wirklich nach dem Höchsten streben. Das Höchste mag schwer zu erreichen sein, aber es macht uns dauerhaft satt. Nichts anderes wird uns dauerhaft satt machen. So können wir jetzt noch einmal einen Moment lang in die Meditation gehen, in die innere Stille, und uns fragen: „Was ist wirklich das tiefste Ziel in meinem Leben? Wozu bin ich auf der Welt? Was ist mein wirklich starkes Streben?“

Hari Om Tat Sat

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sukadev_satsang_podcast.jpg?width=150Verhaftungslos sein, verhaftungslos handeln: Enthusiasmus muss gekoppelt werden mit Loslassen. So kannst du deinen Enthusiasmus inmitten der Hochs und Tiefs des Lebens behalten und wachsen lassen. Sukadev spricht hier über die Karma Yoga Empfehlungen Krishnas aus der Bhagavad Gita – und wie man sie im Alltag umsetzen kann.


11. und letzter Teil der Podcast Serie als Mitschnitte aus dem gleichnamigen Seminar “Enthusiastisch und verhaftungslos leben“. Seminare zu diesem und anderen Themen findest du unter Raja Yoga und positives Denken. Eine Auswahl an weiterführenden Links und Empfehlungen:

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