Wie wir Gott im Bhakti Yoga spüren können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas zum Thema Bhakti Yoga sagen. Bhakti Yoga ist einer der sechs Hauptyogawege. Bhakti Yoga ist die Hingabe an Gott. Es heißt, Liebe zu Gott in allen Geschöpfen zu leben.

Bhakti Yoga ist die Weise, wie wir unser Herz öffnen können und mit dem Herzen einen Zugang zu einer höheren Wirklichkeit finden. Im Jnana Yoga fragen wir uns: „Wer bin ich?“ und mit logischer Analyse erkennen wir, dass hinter allem irgendwie eine höhere Wirklichkeit stehen muss. Im Raja Yoga sagen wir, wir wollen unseren Geist zur Ruhe bringen. Ist der Geist zur Ruhe gebracht, dann kommen wir in unserem eigenen Herzen zur Erfahrung einer höheren Wirklichkeit, zu Purusha, unserer wahren Seele.

Krishna spricht in der Bhagavad Gita an einigen Stellen auch über diesen Jnana Yoga der Erkenntnis. Er spricht über das höhere Selbst, darüber, wie wichtig es ist, den Geist zur Ruhe zu bringen. Und dann sagt er immer: „Und wenn dir das alles zu kompliziert ist, dich zu fragen: „Wer bin ich wirklich? Was ist unwirklich?“ Wenn es dir schwerfällt, deinen Geist zur Ruhe zu bringen, dann kannst du den Weg des Bhakti Yoga gehen, den Weg der Hingabe, den Weg, Gott vom Herzen her zu spüren.“ Intellekt ist eine Sache, aber was den Menschen im Alltag mehr motiviert, ist das Herz, sind die Emotionen und Gefühle.

Bhakti Yoga ist letztlich ein religionsübergreifendes System, Hingabe zu entwickeln. Bhakti Yoga sagt: „Wenn du jetzt keine Hingabe hast, wenn du jetzt kein Vertrauen zu Gott hast, wenn du das nicht wirklich spürst, dann kannst du dieses Spüren entwickeln.“ Da gibt es einfache Methoden, wie z.B. Staunen. Das ist eine Weise des Bhakti. Z.B. haben wir jetzt momentan Winter. Da könnt ihr dieses Wunder von weißen Landschaften sehen. Man kann sich auch, wenn man eine Blume anschaut, mit dem Herzen spüren und diese Schönheit genießen. Es heißt, Gott ist Satyam Shivam Sundaram, Wahrheit, Liebe, Güte und Schönheit. Es ist immer wieder gut, sich einen Moment zu nehmen, um diese Schönheit wahrzunehmen, die Schönheit in der Natur, die Schönheit im Menschen. Sogar, wenn man einen Flecken auf der Kleidung sieht, wenn man genauer drauf guckt, ist das auch schön. Wenn wir unseren Intellekt mal einen Moment Pause gönnen, dann können wir schauen.

Krishna spricht in der Bhagavad Gita im zehnten Kapitel von Schönheit. Wo können wir Gott überall sehen? Er ist im Lächeln eines Menschen, in der Großartigkeit eines Berges, im Wehen des Windes, in der Schönheit einer Blume. In so vielen Momenten können wir spüren: „Ja, da ist Gott.“ Eine zweite Weise neben Schönheit ist letztlich auch Güte und auch in den Großartigkeiten, was Menschen machen. Viele Menschen machen großartig Schlimmes, viele Menschen machen aber großartig Gutes. Und wir haben vielleicht besonders im Westen und vielleicht noch mehr im deutschen Sprachraum die Kunst kultiviert, immer darüber nachzudenken, was Menschen alles Schlimmes tun. Aber Menschen machen auch viel Gutes. In jedem Menschen steckt der gute Kern, und da können wir sehen. Das ist das Göttliche.

Desweiteren hat der Mensch die Fähigkeit, sich an etwas Höheres zu wenden. Wir können immer wieder das Bedürfnis nach Trost und nach etwas Höherem in uns spüren. Und beides können wir wahrnehmen, selbst dann, wenn noch nicht ein großer Glaube an Gott da ist. Man kann ein Gebet sprechen wie: „Lieber Gott, wenn es dich gibt, würde ich dir Folgendes sagen.“ Oder: „Liebes kosmische Bewusstsein oder liebe Weltenmutter, wenn du mich hörst oder wenn so etwas möglich ist, dann lass mich Folgendes wissen.“ Diejenigen, die das probieren, werden feststellen, da kommt dann auch eine Antwort. Wir können Kontakt aufnehmen zu dieser höheren Wirklichkeit. Da diese höhere Wirklichkeit in uns ist, da sie überall ist, können wir uns auch an sie wenden. Und dazu möchte ich euch in besonderem Maße ermutigen, besonders heute. Sagt immer wieder: „Höhere Wirklichkeit, göttliche Mutter oder Gott, ich möchte dir Folgendes sagen, ich möchte dir für Folgendes dankbar sein, ich möchte dich bitten, dass du mir vielleicht bei Folgendem behilflich bist.“ Oder: „Bitte zeige mir, was du von mir willst. Dein Wille geschehe, nicht mein Wille. Ich stehe vor der und der Entscheidung, bitte, hilf mir.“ Oder: „Es gibt dieses Problem, da komme ich überhaupt nicht mit zurecht. Bitte, hilf du mir.“

Das ist vielleicht der schönste Aspekt im Bhakti Yoga: Wir können uns so, wie wir sind, an Gott wenden. Wir brauchen in keinster Weise vollkommen zu sein, wir müssen noch nicht mal denken, dass wir ein guter Mensch wären. Wir können so, wie wir sind, unser Herz vor Gott, Göttin, vor kosmischem Bewusstsein ausschütten und so Kontakt aufnehmen. Und so kommen wir zu einem Gefühl von Geborgenheit, Verbindung, Liebe, einem Gefühl von angenommen sein und tiefer Freude.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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