Sukadev Bretzs Beiträge (5618)

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Schüler und Lehrer auf dem Weg zur Befreiung

Das Shanti Mantra „Sham No Mitrah“ – „Möge die Sonne gut zu uns sein“ hat eine wunderschöne Bedeutung: „Möge das Göttliche uns beide beschützen, Lehrer und Schüler. Möge es uns beide die Wonne der Befreiung genießen lassen. Mögen wir uns beide darum bemühen, die wahre Bedeutung der Schriften zu erfassen. Möge unser Lernen Tejas sein, lichtvoll sein, strahlend sein, auch enthusiastisch sein, feurig sein wörtlich. Mögen wir dabei niemals miteinander streiten.“ Auf dem spirituellen Weg bemühen wir uns, die Wahrheit zu erfassen. Wir wollen zum Höchsten hinkommen und dabei gibt es immer jemanden, der vielleicht etwas mehr weiß, als ein anderer. Es ist klug für jemanden, der etwas weniger weiß, Schüler zu werden von dem, der etwas mehr weiß. In kleinerer wie auch in größerer Hinsicht. Im Alltag kann man einmal Lehrer sein und einmal Schüler - und ein guter Lehrer ist immer auch ein guter Schüler. Das habe ich bei meinem Lehrer gut gesehen. Swami Vishnu war immer lernbereit. Wenn es jemanden gab, der etwas mehr wusste, dann hat er sich auf die Rolle eines Schülers eingestellt und so sehr schnell gelernt. Ich habe auch schon Menschen getroffen, die weniger wussten. Wenn sie jemanden trafen, der ein bisschen mehr wusste als sie, aber die Sache nicht so vermittelte, wie sie es gerne hätten, dann verzichteten sie lieber auf dieses Wissen. In Indien gilt es sieht man es dagegen als Aufgabe des Schülers, das Wissen aus dem Lehrer herauszukitzeln. Die Aufgabe des Lehrers ist dort nicht, dem Schüler das Wissen möglichst geschickt zu vermitteln, sondern im Gegenteil, den Schüler eher abzuschrecken und das Ganze so zu machen, dass der Schüler eher das Weite sucht. Die Aufgabe des Schülers ist es, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, sondern im Gegenteil, weiter bei der Stange zu bleiben und trotzdem zu lernen. Ich erinnere mich, dass das dort, wo ich ursprünglich gelernt und gelehrt habe, auch üblich war. Dort hatten sich die Schüler dem Lehrer würdig zu erweisen. Dass ein Schüler den Lehrer kritisierte, das gab es dort einfach nicht. Aber es hat alles sein Gutes. Lehrer- und Schülerrolle können variieren. Swami Vishnu konnte der beste Schüler sein, den man sich vorstellen kann. Er hat diejenigen, von denen er etwas gelernt hat. wirklich mit großem Respekt und Hochachtung behandelt. Aber wenn er Lehrer war, war er eben auch Lehrer. Wir haben in unserer demokratischen Zeit entdeckt, dass es durchaus gut ist, den Schüler mit etwas mehr diplomatischem und pädagogischem Geschick zu begegnen. Aber egal, ob wir in der Lehrer oder in der Schülerrolle sind, es ist wichtig, dass wir uns bemühen, das Höchste zu erfahren. Auch ein Lehrer der Upanishaden bildet sich nicht ein, dass er immer alles weiß, sondern er sagt: „Mögen wir beide uns bemühen, zur Wahrheit zu kommen. Möge das Göttliche und beide beschützen. Mögen wir uns beide anstrengen, die wahre Bedeutung der Schriften zu erfassen. Und mögen wir darüber zur Wonne der Befreiung kommen.“ Diese Shanti Mantras sind Einleitungen zu den Upanishaden. Sie sagen uns: „Mögen wir die Wonne der Befreiung genießen.“ Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass diese Befreiung nicht aufhören soll. Man kann sich darum streiten, ob die Finger in der Kobra zusammengehören oder auseinander und man kann alles über die Nadis und die Chakras lernen, man kann diverseste Energietechniken und alles über Heilung lernen, aber das Ziel von all dem ist nicht, dass wir die Chakras irgendwie optimal farbig strahlen lassen, auch wenn das auch schön ist. Das Ziel ist, uns vorzubereiten, die Wonne der Befreiung zu genießen. Wir wissen, wir wollen zum Höchsten kommen, zur Wonne der Befreiung. Und wir wollen den Weg dorthin mit gegenseitigem Respekt und Hochachtung gehen Hari Om Tat Sat

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Wir sind mit der Natur verbunden

Das Shanti Mantra „Sham No Mitrah“ – „Möge die Sonne gut zu uns sein“, Strophe 1, und seine Bedeutung: Sham No Mitrah Sham Varunaha Sham No Bhava Tyaryama Sham Na Indro Brihaspatihi Sham No Vishnururu Kramaha „Mitrah“ heißt wörtlich „Freund“. Mitrah ist aber auch ein Name für die Sonne. Ohne die Sonne gäbe es kein Leben auf der Erde. Dieses erste Shanti Mantra erinnert uns daran, dass wir als Menschen nicht isoliert auf dieser Erde leben, sondern dass wir aufgehoben sind in einem Netzwerk verschiedener Naturkräfte. Das erste Shanti Mantra ist wie der Ausdruck eines tiefen ökologischen Bewusstseins.Man kann das modern ökologisch so verstehen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Im klassischen Sinn der Veden, aus denen dieses Mantra stammt, wird angenommen, dass diese Naturkräfte nicht einfach nur physische Kräfte sind, sondern dass dahinter Geistwesen stehen. Die Sonne ist nicht nur ein physisches Gestirn, das mal sichtbar ist und mal hinter den Wolken scheinbar verschwindet. Hinter der Sonne steckt eine Wesenheit, auf die wir uns einstimmen können. Wir können uns mit ihr verbinden und die Sonnenkraft bewusst in uns wirken lassen. “Sham Varunaha” – möge nicht nur die Sonne gut zu uns sein, sondern auch Varunaha und Varunaha, das Wasser und der Regen. Angenommen, wir hätten Varunaha nicht, dann hätten wir hier eine Wüste. Manchmal sagen Menschen: „Ach, wenn doch nur die Sonne scheinen würde.“ Und wenn sie dann in einer Wüstengegend sind: „Ach, wenn es doch grün wäre.“ Beides ist wichtig, Mitrah und Varunaha. “Sham No Bhava Tyaryama“: „Möge der Totengott gut zu uns sein.“ Wir haben alle Angst vor dem Totengott. Aber angenommen, nichts würde irgendwann vergehen. Das wäre auch wieder nicht gut. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Wir können darum bitten, dass dieses Ende zur rechten Zeit kommen möge und dass wir es auch als solches akzeptieren können. „Indra“ – Indra gilt als der König der Götter, manchmal auch als Donnergott. Er gilt als derjenige, der alle Naturgewalten steuert und dafür sorgt, dass diese verschiedenen Naturkräfte miteinander harmonisch wirken. „Brihaspatihi“ - Brihaspatihi ist der Lehrer der Engelswesen. Denn auch die Naturkräfte haben der vedischen Lehre einen eigenen Lehrer. So werden in diesen Shanti Mantras verschiedene Naturkräfte besungen. Wenn du gerne spazieren gehst, dann nimm dabei für ein paar Minuten bewusst Kontakt mit der Natur auf - mit den Bäumen, dem Gras, den Gewässern, den Vögeln und den Naturwesen. Du kannst dich von diesen Wesen inspirieren lassen. Manche kennen die Praxis, einen Baum zu umarmen. Sie merken dann, dass dort wirklich Kraft ist.Man kann aber auch einfach die Sonne auf sich wirken lassen. Oder, wenn es regnet, die Regentropfen besonders spüren. Der Mensch ist verbunden mit der Natur und es ist gut, diese Verbindung wirken zu lassen und gut zur Natur zu sein. Sanskrit ist eine doppeldeutige Sprache. Man kann dieses Mantra auch so interpretieren: Mögen wir gut sein zur Natur - als Ausdruck unseres ökologischen Bewusstseins.

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Handle als Instrument Gottes

Kurze Lesung aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda: „Handle als Iswarapam, als Instrument in den Händen Gottes. Gott ist großartig. Gib dich völlig seinem Willen hin. Sein Wille ist groß, im Handeln weise. Murre nicht und beklage dich nicht, wenn das Kollektivkarma sich auswirkt. Stets gibt es ein Kapitel mit Unfällen in der Geschichte des Naturwirkens. Lasst uns aufrichtig sein und unser Handeln und dessen Früchte Gott zu Füßen legen, als wahrer Iswarapam, als Diener Gottes. Lasst uns Gott nie vergessen. Lasst uns für den Frieden der ganzen Welt beten. Möget ihr euch ohne aufhören der Atman-Erforschung widmen. Der Erforschung, „Wer bin ich.“ Möge der Friede immer in euch spürbar sein.“

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Bhagavad Gita, 2. Kapitel, 54. Vers, Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer und Arjuna, dem Schüler. Der Arjuna fragt: „Wie, Oh Krishna, ist ein Mensch von stetiger Weisheit, einer, der im überbewussten Zustand aufgegangen ist? Wie spricht jemand, der ewige Weisheit besitzt, wie sitzt er, wie geht er?“

Das ist eine wichtige Frage, denn es gibt ein psychologisches Gesetz, das sagt: Woran man denkt, das wird man. Wenn man ständig über seine Fehler und Schwächen nachdenkt, dann sind die besonders gegenwärtig und vielleicht werden sie sogar stärker. Im Menschen ist ja alles drin. Da sind Schwächen, Stärken, Probleme - aber auch das höchste Selbst. Darum fragt der Arjuna an einigen Stellen in der Bhagavad Gita, wie er sich den vollkommenen Zustand vorstellen soll. Er will wissen, wie jemand spricht, der das höchste Selbst erreicht hat, wie er geht und wie er sitzt. „Wie müsste ich sprechen, damit ich so große Weisheit besitze? Überlegt er sich. „Wie müsste ich mich hinsetzen oder gehen?“ Vielleicht spricht ein selbstverwirklichter Mensch sehr getragene und ruhige Worte. Vielleicht sitzt er ständig gerade aufgerichtet und schaut einen mit durchdringenden Blick an. Vielleicht schreitet er sehr gemäßigt in ruhigen Schritten.
Krishna geht in seiner Antwort darauf überhaupt nicht ein, denn einen Verwirklichten erkennt man nicht an seinem Verhalten. Es gibt Verwirklichte, die sprechen sehr gemäßigt und es gibt andere, die sprechen überschwänglich. Es gibt Verwirklichte, die sitzen kerzengerade und es gibt auch solche, die vielleicht nicht so gerade sitzen. Es gibt Verwirklichte, die schreiten tatsächlich sehr gemäßigt und es gibt solche, die rennen durch die Gegend. Es gibt so viele Weisen, wie es Charaktere gibt und letztlich ist jeder Mensch anders. Trotzdem beschreibt Krishna an vielen anderen Stellen einige Charakteristika verwirklichter Menschen. Hier einige davon:
„Von dem Menschen, Oh Arjuna, der alle Wünsche des Geistes von sich weist und im Selbst durch das Selbst Zufriedenheit erfährt, wird gesagt, er sei ein Sthita-Prajna, ein Verwirklichter, ein Mensch beständiger Weisheit.“
„Ein Mensch, dessen Geist durch Unglück nicht erschüttert wird, der sich nicht nach Vergnügen sehnt und frei ist von Anhaftung, Furcht und Zorn, wird ein Mensch stetiger Weisheit genannt.“
„Wer überall ohne Verhaftung ist, Gutem oder Schlechtem verhaftungslos begegnet, weder bejubelt noch verabscheut, dessen Weisheit ist fest begründet.“
„Wenn er in der Lage ist, so wie die Schildkröte, die ihre Glieder an allen Seiten einzieht, seine Sinne von den Sinnesobjekten zurückzuziehen, wird seine Weisheit unerschütterlich.“
„Nachdem der Weise über alle Sinne hinausgewachsen ist, sitze er unverwandt und versenke sich in das höchste Selbst; die Erkenntnis des Menschen ist stetig, der über seine Sinne hinausgewachsen ist.“
„Der Mensch erlangt Frieden, in den alle Wünsche einfließen wie das Wasser in den Ozean und der unbewegt bleibt, obgleich er von allen Seiten her gespeist wird.“
„Der Mensch erlangt Frieden, der über alle Wünsche hinausgewachsen ist, ohne Verlangen, ohne den Gedanken von „Mein“ und ohne Ichbewusstsein.“
„Das ist der Sitz Brahmans, der ewige Zustand. Keiner, der diesen erreicht hat, unterliegt jemals wieder der Täuschung. Und wer darin auch am Ende des Lebens fest verankert ist, erreicht die Einheit mit Brahman.“

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Wie man seine Vorsätze umsetzt

In der "Wissenschaft der sieben Disziplinen" lautet eine von Swamis 32 Empfehlungen (Im Buch „Sadhana“ auf Seite 328): „Fasse dir ein paar Vorsätze und setze sie um.“ Das klingt ganz banal, aber es gibt viele Menschen, die fassen gute Vorsätze und setzen sie sie nicht um. Erst, wenn man seine Vorsätze auch umsetzt, schafft man eine gewisse geistige Kraft. Swami Sivananda sagt auch, dass es besser ist, sich wenig vorzunehmen und es umzusetzen, als sich viel vorzunehmen und es nicht umzusetzen. Selbst wenn man normalerweise immer umsetzt, was man sich vorgenommen hatte, gibt es manchmal Momente, in denen das durch irgendwelche äußeren Umstände das nicht geht. Zum Beispiel bei Krankheiten, oder wenn man berufliche oder andere Verpflichtungen hat. Dann, schreibt Swami Sivananda, muss das aktive Sadhana - also das tatsächliche Praktizieren von Asanas, Pranayama, Meditation usw. - durch häufiges Denken an Gott ersetzt werden. Und wenn dann diese Phase vorbei ist, dann gilt es wieder, nach den alten Vorsätzen zu praktizieren, die man sich gefasst hat. Es gibt aber auch Menschen, die sich oft etwas vorzunehmen, es eine Weile machen und dann wieder aufgeben, weil ihnen irgendwann etwas dazwischengekommen ist. Dann kommen sie vielleicht ein Jahr später in einen Ashram oder machen woanders ein Seminar mit und bekommen so wieder neue Inspiration. – Seminare sind ja eine der besten Möglichkeiten, um wieder neue Inspiration zu bekommen. - Danach praktizieren sie wieder eine Weile, bis wieder etwas dazwischen kommt. Aber dieses Mal haben sie dazugelernt. Und deshalb praktizieren sie danach einfach wieder regelmäßig weiter, so das irgendwann eine gute spirituelle Verankerung entsteht. Swami Sivananda schreibt auch: „Steigere langsam die Dauer.“ Wenn man mit etwas anfängt, muss man schauen, wie es läuft und aufpassen, dass man nach und nach auch wirklich die Dauer steigert. Am Anfang ist das vielleicht ein bisschen herausfordernd. Manchmal neigt man dazu, sich enthusiastisch in eine Sache zu stürzen. Man praktiziert anfangs sehr lange, und dann, wenn man erste Fortschritte bemerkt und etwas Wichtiges gelernt hat, wird es vielleicht wieder weniger. Dann ist es sehr wichtig, dass man sich immer wieder fragt: „Könnte ich das noch etwas steigern?“ Vielleicht etwas länger dabei bleiben oder es mit mehr Intensität und Bewusstheit praktizieren? Genau in diesem Moment kann man beschließen, die nächsten Minuten oder das nächste Mal etwas so konzentriert wie möglich zu tun.

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Wie man zu spiritueller Erfahrung kommen kann

Heute kommentiere ich einen Abschnitt aus dem Buch „Sadhana“ von Swami Sivananda: „Die Wissenschaft der sieben Disziplinen“: Als Swami Vishnu-Devananda irgendwann im Jahr 1944 einmal gerade so am Grübeln war, fand er in einem Papierkorb so ein Flugblatt, auf dem stand: „The science of seven culture - Die Wissenschaft der sieben Kulturen oder Disziplinen.“ Es war ein Flugblatt von Swami Sivananda über seine zentrale Lehre. Swami Vishnu war davon sehr berührt. Er setzte einiges davon gleich in die Tat um und merkte schnell, dass das seinem Leben ganz eine neue Dimension gab. Es hieß dort: „Ein Gramm Praxis ist besser, als Tonnen von Theorie. Übe Yoga, Spiritualität und Philosophie im täglichen Leben und erlange Selbstverwirklichung. Diese zweiunddreißig Anweisungen stellen die Essenz der ewigen Spiritualität in ihrer reinsten Form dar. Sie sind für moderne Menschen in Familie und Beruf mit festen Arbeitszeiten geeignet. Passe sie deinen Lebensumständen an und steigere langsam die Dauer. Fasse zu Beginn nur einige Vorsätze, die du auch einhalten kannst und die einen kleinen, aber deutlichen Fortschritt gegenüber deinen gegenwärtigen Gewohnheiten und deinem Charakter darstellen. Wenn du krank bist, beruflich sehr gefordert oder unvermeidliche Verpflichtungen hast, ersetze das aktive Sadhana durch häufiges Denken an Gott.“ Man erkennt daran die große Praxisnähe von Swami Sivananda. Es geht darum, wie man zu einer spirituellen Erfahrung kommen kann. Spiritualität ist ja nicht irgendein Glaube, sondern sie soll auch erfahren werden. Und das erreicht man, indem man praktiziert. Du kannst dir zum Beispiel heute den Lieblingssatz von Swami Sivananda zu Herzen nehmen. Finde eine spirituelle Praxis oder Übung, die dir grundsätzlich für dich geeignet erscheint und das in deinen Tagesablauf passt - Yoga, Meditation, ein Ritual oder etwas anderes. Nimm dir vor, das regelmäßig zu praktizieren. Und dann mach es genau so.

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Erkenntnis führt zu Freiheit

Aus dem Buch:„Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda: „Erkenntnis führt zur Freiheit. Die Übung im selbstlosen Dienen überwindet Unreinheiten und bewirkt die Reinheit des Geistes. Im reinen Gemüt erwacht die Erkenntnis des Selbst. Ohne Feuer ist Kochen nicht möglich, ebenso steht es mit der Befreiung ohne Selbsterkenntnis. Die höchste Erkenntnis hebt die Unwissenheit auf. Genauso sicher wie das Licht die dickste Finsternis überwindet. Habe volles Vertrauen. Sei heiter. Bewahre ein ruhiges Gleichgewicht und kehre immer wieder dorthin zurück. Sei tapfer und kühn. So wird dir alles gelingen, auch die höchste Selbsterkenntnis.“
Hari Om Tat Sat

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Verse über echte Freiheit

Verse aus der Hatha Yoga Pradipika, 4. Kapitel: 6. Vers Wenn Prana und Geist zur Ruhe gebracht worden sind, nennt man den harmonischen Zustand, der daraus hervorgeht, Samadhi. 7. Vers Dieser Zustand der unendlichen Harmonie wird durch die Vereinigung von Jivatman und Paramatman und durch die Auflösung aller Gedanken herbeigeführt. 8. Vers Derjenige, der die Großartigkeit von Raja Yoga und damit die Herrschaft über den Geist kennt, erlangt mit der Gunst des Gurus: Jnana (höchstes Wissen), Mukti (Befreiung), Sthiti (innere Festigkeit) und Siddhi (Vollkommenheit). 11. Vers Der Yogi, dessen Kundalini Shakti sich erhoben hat und der so frei wird von allen Affinitäten des Karmas, erlangt den Samadhi-Zustand auf natürlichem Wege. 13. Vers Gegrüßt seid ihr Amaras, ihr Unsterblichen, durch die die Zeit, in deren Mund das Universum fällt, besiegt, überwunden, transzendiert worden ist. 28. Vers Ist der Geist beständig, ist es auch das Prana. 34. Vers Die Menschen sagen: „Laya, Laya“. (Freiheit, Freiheit) Was jedoch ist der Zustand von Freiheit? Freiheit ist der Zustand, in dem man über die Meditation auf ein Objekt die Sinnesobjekte vergisst und die Vasanas, die Wünsche, nicht wieder auftauchen. Hari Om Tat Sat

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Wie ein dekadentes Kloster spirituell wurde

Hallo und herzlich Willkommen zu den täglichen Inspirationen! Neulich hörte ich die Geschichte von einem Kloster, dessen Abt unzufrieden mit der Disziplin seiner Leute war. Sie kamen nicht zu den regelmäßigen Gebeten. Sie erledigten ihre Pflichten eher schlecht als recht und stritten oft miteinander, weil jeder dachte, er wäre im Recht. Der Abt war deshalb ziemlich frustriert. Er hatte einen Freund außerhalb des Klosters, einen jüdischen Rabbi, der sehr weise war. Die beiden verstanden sich sehr gut, sie meditierten oft zusammen und unterhielten sich über Schriften. Über ihre Sorgen in der Gemeinde redeten sie allerdings kaum. Eines Tages ging der Abt aber doch zu seinem Freund und sagte: „Du, Rabbi, es ist so schlimm bei uns im Kloster.“ Der Rabbi antwortete: „Das ist wundert mich aber. Ich habe gehört, in eurem Kloster leben zwei ganz große Heilige.“ Der Abt ging zurück ins Kloster und sagte zu seinen Leuten: „Wisst ihr, der Rabbi, von dem ich soviel halte, hat gesagt, es gäbe zwei ganz große Heilige unter uns. Wer könnte das bloß sein?“ Alle überlegten: Ist vielleicht dieser der Heilige? Oder jener? Vielleicht bin es sogar selbst? Von da an war die Atmosphäre im Kloster ganz anders als vorher. Jeder suchte plötzlich nach den heiligen Eigenschaften in den anderen. Jeder behandelte die anderen wie Heilige. Und weil alle so behandelt wurden, verhielten sie sich auch wie Heilige – schon deshalb, weil sie dachten: „Wenn ein Heiliger hier ist, dann sollte ich mich auch darauf einstimmen“. Und so kehrte ganz einfach die Disziplin zurück und im Kloster herrschte eine heilige, friedliche und gute Atmosphäre. Hari Om Tat Sat

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Tipps, wie man zu Samadhi gelangt

Yoga Sutra, 3. Kapitel, 11. Vers: "Durch Abnahme der Zerstreutheit und Zunahme der vollkommenen Konzentration im Geist entwickelt sich Samadhi." Er gibt uns damit einen Hinweis, wie wir zu Samadhi gelangen. Das können wir, indem wir uns regelmäßig konzentrieren und dem Geist seltener als bisher erlauben, sich zu zerstreuen. Jedes Mal, wenn du dich auf etwas konzentrierst, stärkst du deine Fähigkeit zur Konzentration. Das ist so ähnlich wie bei einem Muskel. Angenommen, du willst die Heuschrecke (eine Yoga-Asana) gut können. Als Anfänger wirst du erst ein Bein heben, es ein paar Sekunden lang halten und dann wieder senken. Das machst du regelmäßig: die Muskeln werden stärker. Irgendwann kannst du beide Beine heben und sie kurz halten. Nach einer Weile hältst du die Stellung eine Zeit lang. Die Muskeln haben sich entwickelt. Ähnlich ist es mit dem Geist. Nimm dir vor, täglich zu meditieren und mindestens einen Teil der Meditation sehr konzentriert zu sein. Nimm dir vor, täglich Asanas und Pranayama zu üben und dabei zwischendurch sehr konzentriert zu sein. Nimm dir auch beim Essen vor, mindestens ein paar Minuten sehr konzentriert zu sein. Wenn du dich mit jemandem unterhältst, nimm dir vor, wenigstens ein paar Momente lang ganz konzentriert bei diesem Menschen zu sein. Wenn du bei der Arbeit bist, nimm dir vor, dich mindestens ab und zu mal vollkommen zu konzentrieren. Je häufiger du dich - auch im Alltag - konzentrierst, desto schneller wird Samadhi, der überbewusste Zustand, folgen.

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Vertrauen und innere Ruhe finden

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga-Vidya täglichen Inspirationen! Indem du regelmäßig spirituell praktizierst, erlangst du nach und nach eine gewisse Ruhe. Zu Anfang gibt es große Höhen und Tiefen auf dem spirituellen Weg. Mal machst du schöne Erfahrungen und glaubst schon, bald im Samadhi zu sein. Und dann bist du wieder grenzenlos enttäuscht, weil du eine große Dummheit begangen hast oder etwas nicht so läuft, wie du es möchtest. Mal bist du besonders selbstlos, uneigennützig und hilfsbereit, dann ertappst du dich dabei, wie du etwas höchst Eigennütziges gemacht hast oder aus der Rolle gefallen und jemanden beschimpft hast. Mal erlebst du eine großartige Meditation oder machst in einem Yogaseminar, oder in einem Yoga Vidya Ashram großartige Erfahrungen, dann nimmst dir wieder zuviel vor und stellst fest, dass du ein paar Tage lang gar nicht meditiert hast. Dir gelingt es, dich ein paar Wochen sehr gut zu ernähren, ein gesundes Leben zu führen und mit dir selbst und anderen freundlich umzugehen. Und etwas später hast du auf einmal all diese Vorsätze und guten Entwicklungen fallen lassen.
So ist es sehr häufig am Anfang. Und der Anfang kann einige Jahre dauern. Wenn du regelmäßig an dir arbeitest wird irgendwann ein größeres Vertrauen entstehen. Ein Vertrauen, dass deine tiefe Natur reines Selbst ist. Ein Vertrauen darauf, dass du auf dem spirituellen Weg vorankommst. Ein Vertrauen, dass hinter allem eine göttliche Wirklichkeit steckt. Ein Vertrauen, dass du diese göttliche Wirklichkeit irgendwann erfahren wirst. Ein Vertrauen, dass es auch einen Grund gibt, warum du das bisher noch nicht erfährst. Ein Vertrauen, dass du wichtige Lebensaufgaben hast. Ein Vertrauen aber auch, dass nicht alles an dir hängt, sondern dass du nur ein Teil des Ganzen bist. Ein Vertrauen, dass du auch aus Misserfolgen lernen kannst. Ein Vertrauen, dass immer dann, wenn du Hilfe brauchst, diese Hilfe auch da sein wird. Ein Vertrauen, dass du niemals allein sein wirst.
Durch dieses Vertrauen wirst du - im Laufe der spirituellen Entwicklung –insgesamt ruhig. Je nach Temperament mast du auch weiterhin Höhen und Tiefen erleben, auch mag sich das „Himmelhoch-jauchzen“ und „Zu-Tode-betrübt-Sein“ manifestieren. Aber das ist dann letztlich dein Temperament und nur die Oberfläche deiner Gedanken. Tief im Inneren weißt du: „Ich bin nicht die Höhen und die Tiefen. Ich bin nicht das Temperament. Ich bin nicht die Stimmungen, sondern ich bin das unendliche Selbst und ich gehe beständig voran.“ Und aus diesem Vertrauen kommt das ruhigere Weiterschreiten in Nirodha Parinama, die Entwicklung hin zu Nirodha und damit zur vollkommenen Verwirklichung des Selbst.“

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Durch unerfüllte Wünsche wachsen

Yoga Sutra, 3. Kapitel, 10. Vers: "Der Fluss von Nirodha Parinama wird durch Wiederholung ruhig." Über Nirodha Parinama hat Patanjali schon im 9. Vers gesprochen. Es ist die allmähliche Entwicklung hin zu Nirodha: Mit jedem Gedanken, den du beherrscht, kommst du einen Schritt weiter. In jedem Moment, in dem du dein wahres Wesen spürst und erfährst, in jedem Moment, wo du ganz bewusst bist, wird der Geist ruhiger. Dann gehst du einen Schritt weiter auf dem spirituellen Weg. Und indem du immer wieder daran arbeitest, deine Gedanken zur Ruhe zu bringen und einen Moment von Ruhe in dir selbst zu spüren, kommt etwas mehr Frieden. So machst du immer weitere Fortschritte auf dem spirituellen Weg. Die Lebenseinstellung eines Raja-Yogis ist eine etwas anders als die eines Alltagsmenschen. Wenn der Alltagsmensch einen Wunsch hat, denkt er: „Dem muss ich folgen.“ Solange er genügend Geld und Zeit hat und ihn nicht andere davon abhalten, wird er versuchen, den Wunsch zu befriedigen. Er glaubt, dass es ihn glücklich macht oder dass er unglücklich wird, wenn er den Wunsch nicht befriedigen kann. Vielleicht ist er besonders unglücklich, wenn er meint, dass die Umwelt es ihm nicht erlaubt, seinen Wunsch zu befriedigen. Ein Yogi hat eine andere Einstellung. Er weiß, dass mit jedem Wunsch, der nicht erfüllt und stattdessen beherrscht wird, die geistige Größe wächst. Mit jedem beherrschten Gedanken wächst der Yoga-Übende oder die Yoga-Übende auf dem spirituellen Weg. Und so freut sich ein Yogi über jede Möglichkeit, den Geist zu beherrschen. Swami Vishnu hat uns davor gewarnt, es zu übertreiben. Irgendwann werden die Wünsche nicht mehr beherrscht, sondern unterdrückt. Dann kann es irgendeine Reaktion geben. Er sagte auch, dass der spirituelle Weg eine Entwicklung ist und keine Revolution. Swami Vishnu hat gesagt: „Evolution - not revolution.“ Schrittweise Entwicklung, „because after revolution comes counter revolution.“: Wenn man zu schnell zu weit geht, kann es auch eine negative Reaktion geben. Darum hat Buddha den Mittelweg empfohlen und auch Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita, im 6. Kapitel, gemäßigt zu sein.

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Schritt für Schritt sich selbst verwirklichen

Yoga Sutra 3. Kapitel, 9. Vers: "Durch die wachsende Beherrschung der ständig auftauchenden und wieder verschwindenden Eindrücke des Unterbewusstseins und das jederzeitige Verweilen des Geistes im Ruhezustand, entwickelt sich allmählich die Meisterschaft im Nirodha." Verwirklichung geschieht schrittweise. So wie die Bäume nicht von einem Tag auf den anderen zehn Meter wachsen, sondern eine Weile brauchen, so wie nicht nach dem Winter sofort Sommer ist, so ähnlich wächst auch der spirituelle Forschritt schrittweise. Schrittweise ist vielleicht nicht immer die richtige Beschreibung. So ähnlich, wie es vom Winter zum Sommer auch mal vorübergehend plötzlich sehr warm wird und dann wieder kälter, so ähnlich ist auch der spirituelle Fortschritt durchaus nicht immer ruhig und beständig. Auch hier kann es Höhen und Tiefen geben. Allmählich, Schritt für Schritt, entwickelt sich dabei die Herrschaft über den Geist. Wie kommen wir zur Herrschaft über den Geist? Wir lernen langsam, die auftauchenden und verschwindenden Eindrücke des Unterbewusstseins zu beherrschen und wir verweilen immer häufiger im Ruhezustand des Geistes. Zum einen arbeiten wir daran, nicht allen möglichen Wünschen und Impulsen zu folgen. Zum anderen lernen wir, in uns selbst zu verweilen, in unserem höheren Selbst. Man kann auch sagen: Im Göttlichen verweilen, in diesem unbedingten Zustand von Wonne und reinem Sein. Das geschieht schrittweise. Jeder Gedanke, der beherrscht wird, jeder Wunsch, der beherrscht wird, führt dich einen Schritt näher zum Göttlichen. Genau so wie jeder Moment, in dem du das Göttliche spürst. Dieser Vers ist auch eine Vorlage für eine Meditation. In der Meditation siehst du die auftauchenden und verschwindenden Eindrücke des Unterbewusstseins. Auch damit kannst du lernen, einen Wunsch zu beherrschen. Wenn du den Wunsch eine Weile beobachtest, wirst du merken, dass er irgendwann plötzlich nicht mehr da ist. Die Unruhe durch diesen Wunsch verschwindet irgendwann ganz von allein. Selbst wenn du dich über etwas furchtbar geärgert hast, bleibt der Ärger nicht andauernd. Er kommt und er geht. Wenn du dich immer daran erinnerst, kannst du das für dich nutzen. Eine Möglichkeit wäre, diese Bewusstseinsinhalte, also die Eindrücke, die Vrittis, zu beherrschen. Eine andere Möglichkeit wäre, sie nicht unbedingt zu beherrschen, sondern zu beobachten, wie sie kommen und gehen. Nach einer Weile merkst du dann plötzlich, dass da zwischen diesem Kommen und Gehen noch mehr ist. Zwischen zwei Gedankenwellen gibt es einen Moment der Stille. Du kannst dich auf diese Stille zwischen zwei Gedankenwellen ganz konzentrieren. In diesem Moment ist Frieden, ist Nirodha, ist die Ruhe des Geistes. Und diese Ruhe kannst du noch weiter ausdehnen, zum Beispiel mit einem Mantra. Konzentriere dich auf ein Mantra und wiederhole es mit jedem Ein- und Ausatmen. Denke zum Beispiel „Om“ beim Einatmen und Ausatmen. Am Ende des „Om“ hast du einen Moment der Stille, in dem weder das Mantra noch ein anderer Gedanke da ist. Wenn du beim Einatmen „Om“ rezitierst, mögen parallel andere Gedanken kommen. Dann wiederhole „Om“ beim Ausatmen, und lass die Gedanken wieder verschwinden. Nach dem Ausatmen erfährst du einen Moment der Atempause, der Stille des Geistes. Noch nicht mal das Mantra ist da, erst recht kein anderer Gedanke. Daraus kann dann Kevala Kumbhaka entstehen, das natürliche Aussetzen des Atems oder das sehr ruhige Atmen, bei dem du in einem ruhigen Gemütszustand verweilst.

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Erleuchtung kann man üben

Yoga Sutra 3. Kapitel, 6. Vers: „Die Anwendung von Samyama erfolgt in Stufen.“ Damit sagt Patanjali, dass Samyama nicht nur für den fortgeschrittenen Meister gut ist, sondern dass jeder Aspirant Samyama üben kann - Konzentration, Absorption und Verschmelzung. Die ersten Schritte von Samyama sind für jeden praktikabel. 7. Vers Diese drei Stufen, also Dharana, Dhyana und Samadhi, sind innerlicher als die vorhergehenden. Also, Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara. Aber sogar diese sind äußerlicher als der samenlose Zustand, Nirbija. Dharana, Dhyana, Samadhi sind innere Zustände. Das heißt, es geht dabei nicht so sehr um Körperbeherrschung wie bei den Asanas oder um Atembeherrschung, wie beim Pranayama. Es geht auch nicht um die Sinne, wie bei Dharana. Hier sind wir direkt beim Geist und bei den Gedanken. Bei Dharana, Dhyana und Samadhi geht es direkt ums Konzentrieren und Zur-Ruhe-bringen der Gedanken. Dieser Prozess mündet dann irgendwann in der vollständigen Ruhe des Geistes, im Nirbija. Samyama selbst führt nicht direkt bis zu Nirvikalpa Samadhi oder Nirbija Samadhi, dem innerlichsten, samenlosen Zustand. Es führt aber zur ersten Stufe davon, zu Samprajnata Samadhi. Der höchste Zustand, Nirbija oder Nirvikalpa - ohne Same, ohne Gedanken - entspricht dem Nirodha, über das Patanjali im 2. Vers des 1. Kapitels spricht: „Yogas Chitta Vritti Nirodha – Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist.“ „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam – Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“

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Wie man eine Herausforderung meistert

Yoga Sutra 3. Kapitel, 5. Vers ff.: Durch Samyama entsteht Meisterung und das Licht direkten Wissens. Wenn du eine Sache meistern willst, dann ist es wichtig, dass du dich ganz darauf konzentrierst. Denn wenn du dich auf etwas konzentrierst und es meisterst, dann bekommst du intuitives Wissen darüber. Angenommen, du willst ein Computerprogramm lernen.Dann schiebst du am besten als erstes deine Selbstzweifel zur Seite. Sätze wie: Ich kann das nicht. Das ist zu kompliziert. Das packe ich niemals. Warum ich? usw. Stattdessen, nimm dir vor: Ja, ich will mich ganz damit beschäftigen. Und dann tu es, auf die Art und Weise, wie es dir am besten liegt. Wenn du dich ganz darauf einlässt, hast du plötzlich das Gefühl: Ja, jetzt beherrsche ich es. Dann wirst du intuitiv noch andere Funktionen dieses Programms verstehen, wie ganz von selbst. Genau so kannst du vorgehen, wenn du eine Krankheit hast. Wenn du zum Beispiel Knieprobleme hast, kannst du dich damit ganz unterschiedlich auseinandersetzen. Du kannst Medizinbücher studieren, im Internet forschen, Untersuchungen machen lassen, du kannst zum Arzt gehen oder zum Heilpraktiker oder Chiropraktiker. Jeder dieser Wege hilft dir, etwas über deine Probleme zu verstehen. Medizinische Behandlung ist natürlich sinnvoll. Ich halte sehr viel davon, wenn Menschen ein grundlegendes medizinisches Wissen haben, insbesondere zu Krankheiten, an denen sie selbst oder Menschen in ihrer Umgebung leiden. Dann haben sie eine Grundlage, um mit den Ärzten zu sprechen und sich genau zu informieren, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden. Zusätzlich dazu kann aber auch Samyama helfen. Angenommen, du hast ein Problem mit deinem rechten Knie, dann konzentriere dich ganz auf diese Stelle. Spüre dein rechtes Knie. Fühle es. Zunächst mag da nur Schmerz sein. Aber du kannst noch weiter gehen. Du kannst spüren, was außer dem Schmerz noch da. Was ist vielleicht neben dem Schmerz, unter dem Schmerz, oberhalb des Schmerzes? Oder auch: Wie fühlt sich der Schmerz an? Wie tief geht er? Wenn du deine ganze Aufmerksamkeit auf den Schmerz richtest, kannst du ihn erfühlen und mit deiner Bewusstheit ganz hineingehen. Und in dem Moment, in dem du mit deiner Bewusstheit ganz im Knie bist, kann es plötzlich einen Moment geben, wo du intuitives Verständnis, also Prajna hast, darüber, was dein Knie eigentlich braucht. Vielleicht merkst du dann, dass dir eine bestimmte Übung gut tun könnte. Vielleicht hast du die Intuition, dass dir Heilerde oder Quarkwickel oder Fahrradfahren helfen. Oder vielleicht verstehst du auch den Sinn des Ganzen und welche wertvolle Erfahrung du durch deine Knieprobleme machst. So entsteht intuitives Wissen. Es kann auch passieren, dass der Schmerz, allein dadurch, dass du dein Knie so intensiv spürst, plötzlich verschwindet und es deinem Knie wieder gut geht. Das funktioniert nicht unbedingt immer sofort. Oft ist medizinische und naturheilkundliche Behandlung notwendig. Ich möchte dich aber ermutigen, zusätzlich zu diesen Behandlungsmöglichkeiten auch Samyama einzusetzen, die Konzentration, Absorption und Verschmelzung. Auf diesem Weg kannst du Meisterung, Licht und direktes Wissens erfahren.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3

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Über Erleuchtung und Konzentration (2.Teil)

Yoga Sutra, 3. Kapitel, 5.Vers: "Durch Samyama entsteht Jaya (Meisterung) und Prajna Loka, das heißt, das Licht (Aloka) direkten Wissens (Prajna)." Samyama heißt Absorption: sich ganz auf etwas einlassen. Wer sich ganz auf eine Sache konzentriert, kommt zu Jaya, zur Meisterung und zum intuitiven Wissen von etwas. Diese besondere Fähigkeit des menschlichen Geistes hat Patanjali einmal so beschrieben: Wenn sich der menschliche Geister auf etwas konzentriert, dann entsteht dabei nicht nur intuitives Wissen, sondern auch Meisterschaft. Vielleicht kennst du das ja. Du hast dich auf etwas ganz besonders konzentriert, und plötzlich verstehst du, worum es geht. So wie Verliebte einander die Wünsche von den Augen ablesen können. Sie lesen die Wünsche nicht wirklich von den Augen ab, sondern sie erspüren sich gegenseitig. Sie konzentrieren sich ganz aufeinander, und darum haben sie ein intuitives Wissen übereinander – und auch Einfluss auf den anderen. In diesem Moment erfahren sie Jaya. Das geht zum Teil so weit, dass, wenn der eine etwas will, der andere das auch möchte. Die Verliebten erraten nicht nur gegenseitig ihre Wünsche, sondern sie wünschen sich gleichzeitig dasselbe. Durch Samyama entsteht Meisterung und das Licht direkten Wissens. Diesen Generalvers kann man auf alles anwenden. Wann immer du dich auf etwas konzentrierst, entsteht daraus eine gewisse Meisterschaft davon, und auch das Licht direkten Wissens.

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Über Erleuchtung und Konzentration (1. Teil)

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga-Vidya täglichen Inspirationen! Das Thema heute heißt "Samyama als Konzentrationsform“ Die Yoga Sutra 3. Kapitel, 4. und 5. Vers sagt: Die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi führt zu Samyama. Durch Samyama entsteht Meisterung und das Licht direkten Wissens Es geht also um Samyama, die vollständige Auflösung im Göttlichen. Aus Samyama resultieren die Vibhuti, die außergewöhnlichen Fähigkeiten und Kräfte. Samyama, das absolute Eingehen in das Ganze, entsteht durch die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi. Du erlebst es erst, wenn du voll in Dharana und Samadhi eingetaucht bist. Wäre das so einfach, müsstest du nur täglich in den Sutren lesen. Weil man ins wirkliche Samadhi aber nicht durch das Lesen von Versen gelangt, wäre dir das kaum von Nutzen. Und wenn du regelmäßig ins Samadhi kommst, kannst du auf Verse ebenso gut verzichten wie auf dieses Podcast. Patanjali war ein sehr lebensnaher Lehrer. Sein höchstes Ziel war es, seine Schüler auf ihrem Weg, intensiv erlebende, arbeitende, sich selbst verwirklichende und dienende Menschen zu werden, zu führen. Samyama muss man auf diesem Weg als Kontinuum verstehen. Stell dir vor, du gehst in die einfache Vorwärtsbeuge und umfasst ohne Anstrengung die Knie. Nun bist du im Paschimothanasana. Wenn dein Bauch die Oberschenkel berührt, dein Kinn die Schienbeine und vielleicht noch dein Scheitel die Zehen, dann gelangst du von dort ohne Mühe ins Paschimothanasana. Ein ebenso müheloses Kontinuum wie bei der Vorwärtsbeuge kannst du auch bei Samyama erfahren. Samyama ist also eine Form der Konzentration. Wenn du dich auf etwas ganz konzentrierst und dich mit all deiner Bewusstseinskraft dort hinein versenkst, gelangst du ins Samyama. Konzentriere dich auf etwas und vesuche es mit deinem ganzen Wesen zu erfassen, zu erspüren, zu erfahren, dann bist du im Dharana. Wenn du dabei wirklich ganz absorbiert bist und dich selbst vergisst, gelangst du ins Dhyana. Wenn du schließlich aufhörst, die Subjekt-Objekt-Spaltung zu spüren und dich mit dem, worauf du dich konzentrierst, ganz verbunden fühlst, dann gelangst du ins Samadhi. Du denkst nicht mehr: „Ich bin“ oder „Ich nehme dieses Objekt wahr“. Stattdessen wirst du zum Objekt. Du erfährst nicht das Objekt als Objekt, sondern dich selbst als dieses Objekt. In Samadhi erfährst du den wahren Seinszustand des Objektes, auf das du dich konzentrierst. Wenn ich jetzt Objekt sage, dann sind das nicht nur leblose Dinge. Du kannst dich auch auf einen Menschen konzentrieren. Wenn du dich auf einen Menschen konzentrierst, dann kannst du ihn zunächst spüren, du kannst ihn sehen und hören. Das alles ist noch Dharana. Wenn es dir gelingt, den Menschen wirklich zu spüren, wenn du eine Verbindung spürst und merkst: „Ja, wir sind ganz miteinander verbunden“, wenn du auf diese Weise eine Ahnung hast, wie dieser Mensch sich in diesem Moment fühlt, dann bist du im Dhyana. Erst wenn die Trennung von dir zum anderen vollständig verschmilzt, dann gelangst du wirklich ins Samadhi.

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Wie wäre es, wenn ich vollkommen wäre?

Yoga Sutra 3. Kapitel, 3. Vers: "Wenn nur die eigentliche Bedeutung des Meditationsgegenstandes frei von Subjektivität erstrahlt, so ist dies Samadhi. Samadhi ist die Erfahrung von Einheit. Samadhi ist die Erfahrung von Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit." ,Wie wäre es, wenn ich die Vollkommenheit erreicht hätte? Wie werde ich dann sein? Es ist gut, sich diese Frage hin und wieder zu stellen. Zwar wird jede Vorstellung, die man davon hat, falsch sein, denn Samadhi ist bar von jeder Subjektivität und damit frei von jeder Vorstellung. Dennoch ist es nicht falsch, sich darüber Gedanken zu machen. Swami Sivananda hat mal humorvoll gesagt: „Samadhi ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Wenn die Nachfrage da ist, kommt auch das Angebot.“ Wenn wir wirklich zu Samadhi hinwollen, dann kommt es auch. Immer wieder spricht er über Vollkommenheit und die außergewöhnlichen Fähigkeiten. Warum? Damit wir darüber nachdenken, dass wir es für möglich halten und Sehnsucht danach entwickeln. Patanjali sagte: „Dem intensiv Strebenden ist Samadhi nahe.“ In der Bhagavad Gita sagt Krishna: „Wenn man intensiv nach dem Höchsten strebt, dann kommt die Erfahrung schnell.“ Patanjali kannte seine Schüler. Vermutlich waren das nicht lauter Meisterschüler, die nur darauf warteten, umgehend in die unendliche Seligkeit einzugehen. Patanjali wird auch ganz normale Schüler gehabt haben. Ihnen hat er vieles über Samadhi erzählt. Wir haben uns daran gewöhnt, über alle möglichen schlimmen Dinge nachzudenken. Wenn etwas Schlimmes in der Welt passiert, erscheint es sofort auf allen Titelseiten und die Menschen unterhalten sich darüber. Etwas Großartiges dagegen schafft es selten auf die Titelseite. Und wenn, dann nur sehr kurz. „Hast du schon gehört, was heute Großartiges passiert ist? Welche tollen Entwicklungen es gab? Weißt du, was wir in unserem Team heute alles Großartiges gemacht haben? Und wie mich mein Chef heute behandelt hat? Das war wirklich klasse.“ Sei ehrlich, wie häufig passiert dir so etwas? Auch moderne spirituelle Aspiranten sprechen mehr über ihre Probleme als über großartige Ereignisse. Ich muss sogar zugeben, dass ich sogar als spiritueller Lehrer oft dazu neige, über alle möglichen Probleme nachzudenken und die Teilnehmer zu fragen: „Ja, wo hakt es denn?“ Auch in meinen Seminaren wird häufig über Probleme und Schwierigkeiten gesprochen. Und es ist ja auch sinnvoll, an Dinge ranzugehen, die nicht so gut sind, denn dadurch kann man lernen, wie man damit besser umgeht. Aber es ist eben auch sehr schön und wichtig, sich auszumalen, wie es wäre, wenn alles vollkommen wäre. Durch diese Vorstellung entsteht die Sehnsucht nach Samadhi. Und durch die Sehnsucht nach Samadhi entsteht Samadhi. Du kannst fixiert sein auf alle möglichen Schwierigkeiten, die du hast. Oder du kannst dir bewusst sein: „Ich werde irgendwann Samadhi erreichen. Vielleicht in diesem Leben, vielleicht in einem nächsten Leben. Und es gibt nichts Großartigeres und keine wichtigere Aufgabe, als dieses Samadhi zu erreichen. Natürlich habe ich auch andere Aufgaben zu erledigen, aber meine Sehnsucht ist es, zu diesem Samadhi zu kommen. Eine Schülerin vom Swami Vishnu sang gerne ein Lied, das hieß: „One fine morning, when my word is over, I gonna fly away home. - Eines Tages, wenn meine Arbeit vorbei ist, dann fliege ich zurück nach Hause. Fly away home to my soul, fly away home. Ich fliege zurück zu meinem Zuhause, zu meiner Seele, zu meinem wahren Zuhause.“ Bis dahin haben wir natürlich noch einiges zu tun auf dieser Welt. Wir haben eine Lebensaufgabe, etwas, das wir bewirken können. Wenn wir das erledigt haben, dann kommen wir zum Höchsten. Wenn unsere Sehnsucht nach dem Höchsten stärker ist als alle anderen Wünsche, dann werden wir Samadhi noch in diesem Leben erreichen.

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Über wirkliches Wissen (3.Teil)

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga-Vidya täglichen Inspirationen! Im 10. Kap. 3 Vers, in der Bhagavad Gita spricht Krisha: „Der Mensch, der Mich als ungeboren, ohne Anfang und großen Herrn der Welten erkennt, ist, unter Sterblichen, ungetäuscht und von allen Sünden befreit.“ Was will uns Krishna, die Inkarnation Gottes, damit sagen? Er sagt: „Ich bin ungeboren. Ich bin ohne Anfang.“ Wenn du Gott so erkennst – nicht unbedingt intellektuell begreifst, sondern wirklich erkennst – dann bist du ungetäuscht. Wir stellen immer wieder die gleiche Frage: Woher kommt Gott? Natürlich können wir sagen: Es gibt die Welt – also muss die Welt aus Gott kommen. Aber woher kommt Gott? Gott muss vor der Welt gewesen sein. Er kann nicht irgendwo manifest gewesen sein, denn wenn er manifest gewesen wäre, dann hätte es etwas geben müssen, das schon vorher da war. Das ist mit dem Kopf nicht zu verstehen. Aber wenn wir es irgendwo tief im Inneren erkennen - das Sein ohne Anfang und letztlich auch „den großen Herrn aller Wesen“ - dann sind wir ungetäuscht und befreit von allen Sünden. In der christlichen Theologie ist das ganz ähnlich. Im Johannes-Evangelium heißt es: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort und aus ihm sind alle Dinge gemacht.“ Auch hier ist die Welt durch das Wort geschaffen. Aus dem Wort ist alles gemacht, es wird zu Fleisch, zu Knochen, Haut und Herz, zum Blutkreislauf, zur Atmung, zu Zähnen, Essen und dem, was aus dem Essen wird. All das ist eine Manifestation des Wortes und stammt letztlich aus dem Ursprünglichen, aus dem Ungeborenen, das die ganze Welt geschaffen hat. So gesehen spricht Krishna sehr ähnlich wie Jesus. Im Christentum heißt es, dass alle Sünden vergeben sind, wenn man an Jesus glaubt. Krishna sagt das so: „Wenn du daran glaubst, dann bist du auch frei von Fehlern.“ Warum? Weil du dann nicht mehr das Individuum bist. Als Individuum haben wir Probleme. Als Individuum sind wir unvollkommen. Aber als Geschöpf Gottes sind wir notwendigerweise vollkommen. Denn warum würde Gott, der allmächtig, allwissend, allgegenwärtig ist, etwas Unvollkommenes schaffen? Über diese Frage haben sich schon viele Philosophen gestritten. Kant hielt diesen Gottesbeweis für eine Art Zirkelschluss. Leibnitz dagegen überlegte schon im 17. und 18. Jahrhundert, dass diese Welt die beste aller möglichen Welten sein müsse. Er begründete das genauso: Wer eine so schwierige und komplizierte Welt schöpfen könne, der müsse doch sehr intelligent gewesen sein. Und warum würde ein so intelligentes Wesen etwas Unvollkommenes schaffen? Unter allen Möglichkeiten würde ein intelligentes Wesen immer das Beste alles Möglichen schaffen, also muss jemand, der so intelligent ist, dass er die Welt geschaffen hat, die beste aller möglichen Welten geschaffen haben. Dieser Logik zufolge leben wir notwendigerweise in der besten aller möglichen Welten. Bei all dem Leidens in dieser Welt ist das natürlich nicht ganz einfach zu verstehen. Wir können das aber auch einfach so sehen, dass jeder und alles, genau so, wie er und es jetzt gerade ist, vollkommen und ein vollkommenes Geschöpf Gottes ist. Wenn wir Geschöpfe Gottes sind und Gott der Herr aller Wesen ist, dann steht er auch hinter allem, was geschieht und hinter allem, was wir tun. In dem Moment, in dem wir das erkennen, können wir entspannen. Das ist so ähnlich wie bei kleinen Kindern, die – meistens - noch wissen, dass Mami und Papi ihnen nicht wirklich böse sein können. Bei Kindern gilt das natürlich in extremen Fällen und Notsituationen manchmal nicht. Aber Gott ist eben auch mehr als nur Mama und Papa. Diese höhere Macht nimmt uns so an, wie wir sind und nutzt letztlich auch unsere Schwächen, um das Beste daraus zu machen. Ich erinnere mich, dass ich einmal gesagt habe: „Ich bin nicht gut genug, um den Kurs zu geben.“ Darauf bekam ich folgende Antwort: „Wenn Gott wollte, dass da jemand wäre, der besser ist als du, dann hätte er jemand anders an diese Stelle gestellt. Du bist derjenige, der genau die Fähigkeiten hat, die Gott dort haben will. Also setze sie auch ein.“ Als ich Jahre später meinen ersten Ashram leiten sollte, habe ich mich gefragt, wie eigentlich ein richtiger Ashramleiter sein müsse. Ich habe mir genau überlegt, wie so ein idealer Ashramleiter sein würde und festgestellt, dass ich so niemals sein würde. In diesem Moment habe ich mich an den Ratschlag von damals erinnert. Ich habe mir einfach gesagt: „Wenn der Sivananda gewollt hätte, dass der Ashramleiter so und so wäre, dann hätte er dafür einen anderen gefunden. Er hat mich dort so hingestellt, wie ich bin, und ich darum werde ich mein Bestes geben. Zehn oder zwanzig Jahre später hätte ich vielleicht etwas anderes geben können, aber in diesem Moment und in dieser Situation konnte ich den Ashram nur genau so leiten, wie ich es tat. Also tat ich, was nötig war und versuchte mir nicht mehr auszumalen, was ich in zehn oder zwanzig Jahren hätte tun können. Ich weiß, dass Gott der Herr aller Wesen ist. Gott ist überall. Gott ist hinter allem. Und Gott arrangiert die Dinge immer so, wie sie sein sollen. Wenn wir uns das bewusst machen, dann brauchen wir keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Natürlich müssen wir uns an ethische Grundregeln halten und gewisse Regeln einhalten. Manchmal tun wir auch Dinge, die wir irgendwann vielleicht bereuen, und dann gilt es, sie wieder gut zu machen. Manchmal haben wir auch einen Fehler gemacht. Dann müssen wir einen neuen Ansatz finden und immer wieder an uns selbst arbeiten. Das ist aber nur eine Ebene. Die tiefere Ebene ist die, zu erkennen, dass hinter allem Gott steht. Gott ist der Ursprung von allem. Gott ist ohne Anfang. Er ist der Herr von allen Wesen. In dem Moment, in dem wir das erkennen, sind wir ungetäuscht und von aller Schuld befreit.

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Über wirkliches Wissen (2. Teil)

Bhagavad Gita, Zwiegespräch zwischen Krishna und dem Arjuna, 10. Kap. 2. Vers: „Weder die Heerscharen der Engelswesen noch die großen Weisen, die Maharishis, kennen Meinen Ursprung; denn in jeder Hinsicht bin Ich der Ursprung aller Götter und großen Weisen.“ Krishna sagt hier seinem Schüler, dem Arjurna: „Ich will dir jetzt etwas sagen, das eigentlich niemand weiß.“ Selbst die Maharishis – die Rishis sind die Verkünder der Veden und die großen Heiligen sind die Maharishis – selbst die wissen es nicht wirklich. Das stimmt uns ein bisschen demütig. Wir sehen ein, dass Gott intellektuell nicht erfahrbar und nicht begreifbar ist. Selbst die Schöpfung ist nicht intellektuell begreifbar. Die modernen Mathematiker und Physiker und Chemiker arbeiten weiter an der Weltenformel, und vor über 100 Jahren hatte man schon gedacht, man hätte sie gefunden. Man entdeckte diese komischen Mikropartikel, die sich etwas eigenartig verhalten, und dann hat Einstein daran gearbeitet, aus diesen Erkenntnissen eine Weltenformel zu schaffen. Er konnte die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie postulieren, aber an der wahren großen Weltenformel, an der er einige Jahrzehnte gearbeitet hat, ist er gescheitert. Inzwischen gibt es sogar einige Natur- und Physikphilosophen, die einräumen, dass die physische Welt womöglich nicht intellektuell begreifbar ist. Und selbst wenn sie tatsächlich in mathematische Formeln zu bringen wäre, wer würde die wirklich begreifen? Wenn ihr hört, dass es im Hirn Hundertmilliarden Zellen gibt, sagt euch das was? Es gibt so viele Zellen im Hirn, wie es Sterne im ganzen Universum gibt. Plus-Minus ein paar Milliarden. Es gibt so viele Verbindungen zwischen Hirnzellen, wie es Sandkörner im Universum gibt. Wir wissen das. Aber wirklich verstehen können wir es nicht. Wir denken manchmal: „Ja, ich habe es verstanden. Jetzt habe ich es kapiert.“ Meiner Beobachtung nach denken Menschen nach drei Jahren Praxis, sie hätten Yoga verstanden. Nach zwölf Jahren denkt das keiner mehr. Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die irgendwann das Gefühl haben, Yoga im Wesentlichen verstanden zu haben. Was tut man als nächstes? Gut, man kann sich noch intensiver damit beschäftigen. Als nächstes kommt man vielleicht ins Ayurveda und lernt die drei Doshas, die sieben Dhatus und die zehn Vatas und Vayus kennen. Sofort hat man wieder einiges zu tun. Aber selbst wenn wir uns immer weiter bilden, nur mit dem Intellekt können wir nichts wirklich verstehen, weder die Maharishis, die großen Rishis noch die schwer fassbaren Engelswesen. Krishna bezieht sich hier auch auf einen Vers aus einem Rig Veda, in dem es heißt: „Wer kann es sagen, wer weiß es, wie diese Welt entstanden ist? Selbst die ersten, die etwas wissen, kamen nachher.“

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