Über Erleuchtung und Konzentration (1. Teil)

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga-Vidya täglichen Inspirationen! Das Thema heute heißt "Samyama als Konzentrationsform“ Die Yoga Sutra 3. Kapitel, 4. und 5. Vers sagt: Die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi führt zu Samyama. Durch Samyama entsteht Meisterung und das Licht direkten Wissens Es geht also um Samyama, die vollständige Auflösung im Göttlichen. Aus Samyama resultieren die Vibhuti, die außergewöhnlichen Fähigkeiten und Kräfte. Samyama, das absolute Eingehen in das Ganze, entsteht durch die Aufeinanderfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi. Du erlebst es erst, wenn du voll in Dharana und Samadhi eingetaucht bist. Wäre das so einfach, müsstest du nur täglich in den Sutren lesen. Weil man ins wirkliche Samadhi aber nicht durch das Lesen von Versen gelangt, wäre dir das kaum von Nutzen. Und wenn du regelmäßig ins Samadhi kommst, kannst du auf Verse ebenso gut verzichten wie auf dieses Podcast. Patanjali war ein sehr lebensnaher Lehrer. Sein höchstes Ziel war es, seine Schüler auf ihrem Weg, intensiv erlebende, arbeitende, sich selbst verwirklichende und dienende Menschen zu werden, zu führen. Samyama muss man auf diesem Weg als Kontinuum verstehen. Stell dir vor, du gehst in die einfache Vorwärtsbeuge und umfasst ohne Anstrengung die Knie. Nun bist du im Paschimothanasana. Wenn dein Bauch die Oberschenkel berührt, dein Kinn die Schienbeine und vielleicht noch dein Scheitel die Zehen, dann gelangst du von dort ohne Mühe ins Paschimothanasana. Ein ebenso müheloses Kontinuum wie bei der Vorwärtsbeuge kannst du auch bei Samyama erfahren. Samyama ist also eine Form der Konzentration. Wenn du dich auf etwas ganz konzentrierst und dich mit all deiner Bewusstseinskraft dort hinein versenkst, gelangst du ins Samyama. Konzentriere dich auf etwas und vesuche es mit deinem ganzen Wesen zu erfassen, zu erspüren, zu erfahren, dann bist du im Dharana. Wenn du dabei wirklich ganz absorbiert bist und dich selbst vergisst, gelangst du ins Dhyana. Wenn du schließlich aufhörst, die Subjekt-Objekt-Spaltung zu spüren und dich mit dem, worauf du dich konzentrierst, ganz verbunden fühlst, dann gelangst du ins Samadhi. Du denkst nicht mehr: „Ich bin“ oder „Ich nehme dieses Objekt wahr“. Stattdessen wirst du zum Objekt. Du erfährst nicht das Objekt als Objekt, sondern dich selbst als dieses Objekt. In Samadhi erfährst du den wahren Seinszustand des Objektes, auf das du dich konzentrierst. Wenn ich jetzt Objekt sage, dann sind das nicht nur leblose Dinge. Du kannst dich auch auf einen Menschen konzentrieren. Wenn du dich auf einen Menschen konzentrierst, dann kannst du ihn zunächst spüren, du kannst ihn sehen und hören. Das alles ist noch Dharana. Wenn es dir gelingt, den Menschen wirklich zu spüren, wenn du eine Verbindung spürst und merkst: „Ja, wir sind ganz miteinander verbunden“, wenn du auf diese Weise eine Ahnung hast, wie dieser Mensch sich in diesem Moment fühlt, dann bist du im Dhyana. Erst wenn die Trennung von dir zum anderen vollständig verschmilzt, dann gelangst du wirklich ins Samadhi.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3

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