Sukadev Bretzs Beiträge (5601)

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Vicharana heißt richtiges Streben, Vicharana ist die systematische spirituelle Praxis. Vicharana ist die zweite Bhumika, die zweite Stufe, die zweite Ebene der spirituellen Praxis, die zweite Aufgabe des spirituellen Weges.

Vicharana, die zweite der Bhumikas, ihr geht Shubheccha voraus, die spirituelle Sehnsucht, nach Vicharana folgt Tanumanasa, transparent werden zu einer höheren Wirklichkeit. Sattvapatti, Erlangen von Reinheit, schließlich Asamsakti, die Erleuchtung, die dazu führt, dass man von nichts mehr im Inneren negativ berührt wird, was bis zur vollständigen Verschmelzung mit dem Göttlichen geht. Vicharana, also die zweite Ebene, und diese Ebene sind ganz besonders wichtig, es ist die Ebene wo man besonders bewusst praktiziert. Vicharana heißt zum einen, dass wir unser Leben an den sieben spirituellen Prinzipien ausrichten und Vicharana heißt auch, dass man die Sadhana Chatushtaya, die man im Shubheccha zum Erwachen gespürt hat, weiter entwickelt. In Vicharana geht man weiter in die Viveka, man könnte sogar sagen, in Vicharana ist Viveka von besonderer Wichtigkeit, Viveka heißt die Unterscheidungskraft.

Vicharana heißt wörtlich die rechte Fragestellung, die rechte Untersuchung. Vicharana heißt, man stellt sich bei allem die Frage: Was hilft mir zur Erleuchtung zu kommen? Wie kann ich Gott erfahren? Vicharana heißt also dem Leben einen Sinn geben, zu sagen: Ja, ich habe es erkannt, es muss eine höhere Wirklichkeit geben, diese will ich erreichen.

Man könnte Vicharana noch in mehreren Intensitäten ansehen. In der intensiven Form von Vicharana weiß man, hat die Überzeugung, das tiefe Vertrauen, man weiß von innen heraus, es gibt die höchste Wirklichkeit, die man erreichen will, das Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung. Dann überlegt man und das ist Viveka. Was führt dorthin? Und alle Aspekte des Lebens werden vor der Frage überprüft: Was hilft mir zur Gottverwirklichung zu kommen, was hilft mir, ein sinnvolles Leben zu führen, wie kann ich so leben, wie die höhere Wirklichkeit vielleicht durch mich wirken will?

Auf Vicharana entwickelt man auch Vairagya, das heißt ein inneres Lösen von Erwartungen, Vorstellungen, Wünschen. Auf Vicharana entwickelt man Shatsampat, die Tugenden der Gelassenheit, auf Vicharana entwickelt man Mumukshutva, die Sehnsucht nach Befreiung, die in Shubheccha immer tiefer erwacht ist, man gibt ihr Nahrung. Wenn man so Vicharana übt, gelangt man irgendwann in Tanumanasa und in Tanumanasa wird man von der Intuition geleitet, man hat das Gefühl der beständigen Führung durch Gott. Auf Vicharana hat man dieses Gefühl gelegentlich und manche Menschen fluktuieren auch zwischen Vicharana und Tanumanasa, manchmal ist es klar, was zu tun ist, manchmal spürt man es, manchmal ist der Ruf der Seele stark und manchmal ist er nicht so stark und man muss wieder Viveka nutzen, die Unterscheidungskraft. Und diese Unterscheidungskraft nutzt man, um den spirituellen Weg zu leben. Das heißt, man sieht einen Sinn im Leben, man macht sich bewusst: Hinter allem gibt es die höhere Wirklichkeit, Brahman, das relative Leben und die Art und Weise wie Geist, Sinne, Emotionen, die Welt wahrnehmen, ist Maya, eine Illusion. Solange nicht die Erleuchtung erlangt ist, gibt es immer wieder Duhkha, immer wieder Leiden. Das ist nicht weiter tragisch, denn langfristig komme ich zu Moksha, zur Befreiung und auf dem Weg dorthin werde ich immer wieder Brahman erfahren. Ich habe großes Vertrauen, dass die Gnade Gottes, Kripa, mich immer mehr in göttliche und spirituelle Erfahrungen führt, aber ich kann auch einiges tun, Abhyasa, ich kann Sadhana üben, spirituelle Praktiken üben, ich will mit anderen Menschen zusammen praktizieren, Satsang, ich will mein Leben sattwig, rein ausrichten und ich sehe mein Leben auch als Seva, als Dienst, Dienst an der Menschheit, Dienst an Gott und ich möchte auch in der spirituellen Tradition, in der ich bin, spirituellen Dienst leisten, um mich dort noch tiefer zu verankern und ich möchte in dem, was mir geschieht, auch die spirituellen Lektionen sehen, Karma, und ich möchte den Teil tun, der irgendwo von einem höheren Ganzen sich durch mich manifestieren will. So ist also Vicharana das systematische Gehen des spirituellen Weges und dabei gibt es verschiedene Aufgaben.  

 

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Shubheccha heißt Sehnsucht nach Wahrheit. Es folgt eine Geschichte über das Erwachen von Rama wie sie im Yoga Vasishtha erzählt wird, einer Yogaschrift auf der auch das Konzept der sieben Bhumikas beruht. Ich nehme mir einiges an erzählerischer Freiheit, wie das in den spirituellen Traditionen üblich ist.

Es war einmal vor langer Zeit ein Königssohn, der hieß Rama. Dieser Rama sollte in naher Zukunft den Thron besteigen. Sein Vater Dasharatha freute sich darüber, dass Rama langsam erwachsen wurde. Er selbst wollte sich zurückziehen und seinen Lebensabend genießen. Rama, der Königssohn bat seinen Vater: „Lass mich einmal durch das ganze Königreich reisen, lass mich inkognito reisen, lass mich sehen, was die Menschen wollen und was sie beschäftigt. Wenn ich das Königreich regieren soll, ist es wichtig zu wissen, was die Menschen im Königreich machen und was sie beschäftigt. Wo ihre Probleme sind, was sie von der Regierung erwarten, was sie sich erhoffen, sollte in meinem Wissen sein“. Dasharatha war darüber froh und Rama reiste durch das ganze Königreich.

Nach einiger Zeit, einigen Monaten, vielleicht länger, kam Rama zurück. Er war transformiert. Rama ging  voller Freude, Enthusiasmus, Humor war, voller Heiterkeit war plötzlich müde, traurig, depressiv, melancholisch auf die Reise. Er, der so viel Freude hatte zu reiten und auf Tanzveranstaltungen dabei zu sein, wollte fast nichts mehr machen. Er blieb in seiner Kammer. Zog sich zurück und nur ab und zu kam er heraus. Aber der Lebensmut war aus ihm draußen. Dasharatha machte sich verständlicherweise große Sorgen um seinen Sohn. Er rief die ganzen Ärzte des Königreichs. Sie fassten den Puls, schauten auf die Zunge und betrachteten Rama im Gesamten: „Körperlich ist alles in Ordnung“. Damals gab es noch keine Psychologen und keine Psychopharmaka. Es gab Ayurveda Stärkungsmittel, die Rama verschrieben wurden, aber die nutzten nichts.

 

Dasharatha rief die Weisen seines Landes zusammen und bat sie, sich Rama anzuschauen. Sie sollten herauszufinden, was mit ihm fehle. Die Weisen kamen und es gab einen Weisen namens Vishvamitra. Auf der Versammlung der Weisen bat er den König, seinen Sohn Rama herzuholen. Rama kam in den Raum und Vishvamitra ging zu ihm hin. Er stelle Ramadie Frage: „Rama, sag mir, was ist los mit dir? Was bedrückt dich?“ Rama hatte jetzt das Gefühl, dass zum ersten Mal jemand war, der wirklich fragte. Vorher als die Ärzte, Dasharatha oder seine Geschwister ihn fragten, hatte er immer das Gefühl gehabt, dass sie sich nicht wirklich dafür interessieren, was ihn beschäftigt. Sie sahen nur, dass er so wie er ist, es nicht richtig ist. Sie überlegzen nur, wie sie ihn ändern können. Bei Vishvamitra merkte er tatsächliches Interesse. Er merkte, dass er wirklich wissen wollte, was in ihm vorging.  

Jetzt sprudelte es aus Rama heraus: „Ich war in meinem Königreich, bin Monate gereist, habe mit Menschen gesprochen und festgestellt, dass kein Mensch wirklich glücklich ist. Menschen leiden unter Verlusten, sind krank. Menschen werden krank und die Menschen, welche sich eine Weile erholt haben, haben einen Unfall, verlieren ihre körperlichen Fertigkeiten, irgendwann sterben sie. Oh Vishvamitra, vor dem Hintergrund der Sterblichkeit der Menschen und dass alles einmal zu Ende ist und dass das Leben in Krankheit, Alter und Tod endet, wie könnte ich da glücklich sein? Ich soll ein Königreich regieren und soll Menschen helfen, glücklich zu werden. Ich bin in dem Wissen, dass alle Menschen irgendwann sterben werden. Viele leiden unter Krankheiten und unter Unfällen. Menschen haben Wünsche, aber die Wünsche machen sie nur unglücklich. Menschen haben einen Wunsch und der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Sie leiden und sind unglücklich als Konsequenz. Geht der Wunsch in Erfüllung, vielleicht nachdem sie vieles dafür getan haben, das zu erreichen, verlieren sie das Objekt des Wunsches wieder und leiden als Konsequenz. Die Menschen haben einen Wunsch, wollen es erreichen. Sie erreichen es und dann bleibt es mit ihnen. Sie stellen fest, es bringt ihnen nicht das dauerhafte Glück, das sie sich erhofft haben. Menschen streben nach Reichtum, erlangen einen gewissen Reichtum, leisten sich das Haus, das sie bauen wollten und danach fühlt es sich schal an. Menschen streben nach einer bestimmten Stellung, tun alles um sie zu erreichen und merken, es fühlt sich nicht richtig an. Oh Vishvamitra, wie kann ich ein Königreich regieren, wo ich weiß, dass alles was ich tue, die Menschen nicht glücklich machen wird? Oh Vishvamitra, Menschen denken immer, andere sind glücklicher. Menschen haben auf der einen Seite Angst vor dem Tod und verdrängen andererseits, dass sie irgendwann sterben werden.  

Der Knecht denkt, dass der Bauer glücklich ist, der Bauer glaubt, dass der Kaufmann, der mehr Geld hat, glücklich ist, der Kaufmann denkt, dass die Adeligen, die eine bessere Stellung haben, glücklich sind und die Adeligen denken, dass der König glücklich ist.

Oh Vishvamitra, ich weiß, auch mein Vater, der König ist nicht wirklich glücklich. Vor dem Hintergrund dieses Leidens, der Vergänglichkeit und der Sinnlosigkeit aller Wünsche, wie könnte ich glücklich sein und wie könnte ich so ein Königreich regieren?“  

Als Vishvamitra dies hörte, war er froh. Er erkannte, Rama litt nicht unter einer Depression. Rama litt nicht unter einer Krankheit und nicht unter einer Erschöpfung. Rama war auf der ersten Ebene der spirituellen Evolution, auf Shubheccha. Man könnte sagen, er hatte eine Anamnese gemacht, indem er Rama zu Wort kommen gelassen hat.

Die Diagnose teilte er Dasharatha, Rama und allen Versammelten mit: „Oh König, dein Sohn ist nicht krank, ihm fehlt nichts. Das Gegenteil, ist der Fall, denn dein Sohn ist zu bewundern. Er hat Shubheccha erreicht. Er befindet sich auf der ersten Ebene des spirituellen Erwachens. Der hat erkannt, dass in dieser äußeren Welt kein dauerhaftes Glück ist. Er hat die Vergänglichkeit dieser Welt durchschaut. In ihm ist spirituelle Sehnsucht erwacht. Jetzt wäre es die Aufgabe auf Vicharana zu gehen, d. h. spirituelles Streben, spirituelle Praktiken. Es ist an der Zeit, spirituell praktizieren. Wenn er spirituell praktiziert und sein Leben spirituell ausrichtet, wird er wieder erkennen, dass das Leben als Königssohn ihm dazu hilfreich ist. Rama wird nicht dadurch glücklich werden, dass du ihm mehr Zeitvertreib gibst, besseres Essen oder Heilmittel. Rama wird nur dann wieder glücklich sein, wenn er wieder einen Sinn im Leben sieht und wenn er erkennt: Hinter all der Vergänglichkeit gibt es die Ewigkeit. Hinter allem Leiden gibt es das höchste Glück und hinter allen Höhen und Tiefen des Lebens ist die spirituelle Aufgabe. Das Leben ist dazu da, Gott zu verwirklichen. Ein Königreich zu regieren heißt, Gott zu dienen und Menschen dabei zu helfen, spirituell zu wachse. Es ist wichtig selbst spirituell zu wachsen.  

Oh König, Rama hat jetzt einige Aufgaben zu bewältigen: Seine Aufgaben bestehen darin, Vicharana, spirituelles Streben, spirituelle Praxis, den Alltag zu spiritualisieren. Dann wird er zu Tanumanasa kommen. Er wird diese göttliche Wirklichkeit spüren und durch sich wirken lassen. Er wird zu Sattvapatti kommen, zur Reinheit. Irgendwann wird er zu Asamsakti kommen, zur Erleuchtung.

Aber keine Angst, oh Dasharatha, das wird nicht heißen, dass er sich zurückziehen wird. Nach der Erleuchtung wird er weiter leben und seine Aufgaben als König erfüllen. Dies erfolgt so lange er dort Karma hat. Geht das Karma zu Ende, wird er die Leitung des Königreichs an andere übertragen. Er wird zu Padarthabhavini kommen, zur dauernden Erfahrung Gottes, bis er schließlich in Turiyaga ist, dauernder Samadhi und sein Körper wegfällt. Damit Rama dorthin kommt, braucht er die Unterweisung durch seinen Guru. Der Guru von Rama werde nicht ich sein, sondern Vasishtha. Vasishtha möge Rama unterrichten in dem spirituellen Leben und ihn ausbilden.“

Es geschah, dass Vasishtha Rama die Grundprinzipien des spirituellen Lebens erläuterte und Rama diese umsetzte. Die Erläuterungen zum spirituellen Leben, die Vasishtha an Rama gegeben hat, wurden niedergeschrieben in einer Schrift namens „Yoga Vasishtha“. Da Rama als Königssohn kein Intellektueller war, ist diese Schrift nicht voller intellektueller Beschreibungen, sondern voller spiritueller Geschichten, die das spirituelle Leben ausdrücken.  

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Shubheccha bedeutet spirituelles Erwachen, die erste Stufe der sieben Bhumikas, ‚Bhumika heißt Entwicklungsstufe, Entwicklungsebene. ‚Bhumi‘ hat etwas mit Ebene zu tun, etwas Gewordenes, etwas sich entwickelndes und Bhumika ist eine Entwicklungsebene auf dem spirituellen Weg. Die

 

Was heißt Shubheccha?

Shubheccha ist gekennzeichnet durch die vier Sadhana Chatushtayas. Shubheccha ist charakterisiert durch Sadhana Chatushtay. Es bedeutet die Vierheit der spirituellen Praxis. Wir können sagen, das Erwachen von vier Eigenschaften eines Aspiranten. Wenn eine dieser vier erwacht, ist man auf Shubheccha. Die vier Eigenschaften sind:  

  1. Vairagya – Abwesenheit von Gier und Wünschen
  2. Viveka – Unterscheidungskraft
  3. Shatsampat – die sechs Tugenden der Gelassenheit
  4. Mumukshutva – intensives Verlangen nach Befreiung, nach einer höheren Wirklichkeit
  1. Vairagya – Abwesenheit von Gier und Wünschen

Vairagya heißt ein Zustand, der gekennzeichnet ist durch die Abwesenheit von ‚Raga‘, ‚Raga‘ heißt mögen, Wunsch, Gier, Verhaftung usw. Einfach ausgedrückt ist Vairagya die tiefe innere Erkenntnis, Sehnsucht, Verwirklichung, das tiefe innere Gefühl, dass ein äußerlich gelebtes Leben einen nicht dauerhaft glücklich macht.

Vairagya ist zudem eine gewisse Enttäuschung oder gar Verzweiflung an der Welt. Vairagya bedeutet, man weiß, spürt, erfährt und fühlt, dass die äußere Welt einen nicht dauerhaft glücklich machen wird. Das kann aus einer Enttäuschung heraus geschehen. Es kann aus einem Verlust heraus geschehen oder aus heiterem Himmel heraus kommen. Ein Erfolg kann ausschlaggebend sein, wenn man nachher feststellt, dass es einen nicht so befriedigt. 

  1. Viveka – Unterscheidung

Man könnte sagen, Vairagya ist das Emotionale. Viveka ist das Intellektuelle. Viveka kann heißen die tiefe Überzeugung und die tiefe Verwirklichung, intellektuelle Klarheit, dass äußeres Leben allein nicht sinnvoll sein kann. Es kann die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen sein, insbesondere die Erkenntnis, dass das äußere Leben vergänglich ist. Es kann heißen die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Das kann die tiefe Erkenntnis ‚Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Geist, wer bin ich überhaupt?‘ bedeuten. Dann stellt sich die tiefe Frage: ‚Wer bin ich?‘. Dies ist ein Teil von Viveka. Sie umfasst die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wenn diese Frage intellektuell wichtig ist, ist Viveka da. Die tiefe Überzeugung, es muss ein Göttliches hinter allem geben, es muss ein Göttliches geben, gibt Hinweise auf Viveka.

Man liest viel über Menschen, die spirituell sind oder man liest über Gott. Wenn darauf die Frage kommt und wichtig wird: ‚Was ist denn überhaupt Gott?‘, dann ist Viveka erwacht. Das Suchen nach Wahrheit trifft hier auch zu. Selbst viele Physiker, Wissenschaftler, Biologen etc. sind auf Shubheccha. Sie wollen herausfinden: Was ist das Universum? Wer bin ich? Was ist der Sinn hinter dem Ganzen? 

  1. Shatsampat – die sechs edlen Tugenden der Gleichmut

Shubheccha ist keine Depression. Die Depression gibt es als einen Gemütszustand, wo Menschen aus einer Enttäuschung heraus, aus einer Überanstrengung, einem Burnout oder einer traumatischen Erfahrung heraus in ein Gefühl der Sinnlosigkeit kommen. Es ist ein Gefühl, dass nichts sinnvoll ist. Shatsampat heißt ein gewisser Gleichmut, eine gewisse Heiterkeit inmitten der Veränderungen des täglichen Lebens. Man könnte vielleicht ein erfolgreiches Leben führen, aber man sieht den Sinn dahinter nicht. Man fühlt, dass das nicht alles gewesen sein kann. Wenn man aus irgendeinem Grund plötzlich eine Gelassenheit hat, ob man erfolgreich ist oder weniger erfolgreich, ob Menschen einen mögen oder nicht, loben oder nicht, wenn das einfach weniger wichtig ist und man eine heitere Gelassenheit hat, ist das ein Zeichen für Shatsampat.  

  1. Mumukshutva – intensives Verlangen nach Befreiung, nach einer höheren Wirklichkeit

Schließlich tritt Mumukshutva auf, du kennst vielleicht Moksha (Befreiung, Erlösung, Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung). Mumukshutva heißt intensive Sehnsucht nach der höheren Wirklichkeit, man sehnt sich nach der höheren Wirklichkeit, man möchte sein Leben danach ausrichten.

Shubheccha kann auf unterschiedliche Weise erwachen. Bei manchen ist Vairagya oder Viveka zuerst da, Mumukshutva oder Shatsampat können ebenfalls als erster in Erscheinung treten.

 

 

Aufgaben auf Shubheccha

Es gibt verschiedene Aufgaben auf Shubheccha. Das erste wäre es, wenn spirituelle Sehnsucht da ist, tiefes Nachdenken über das Leben, den spirituellen Fragen Raum zu geben, sich selbst wertzuschätzen dafür, dass man diese tiefen Fragen hat.

Die nächste Aufgabe wäre, erkennen, dass es andere gibt, die diese Fragen stellen und sich mit diesen Menschen verbinden. Es ist wichtig, gerade wenn man ein Umfeld hat, wo keiner manifest auf dem spirituellen Weg ist, dass man die Gemeinschaft von anderen Menschen sucht, die auch auf dem Weg sind. Der Mensch ist nun mal ein Zoon Politicon, d. h. ein geselliges Wesen. Wenn du irgendwo bist, wo du der einzige bist auf dem spirituellen Weg, fühlst du dich allein und einsam.

Vermutlich wäre es einfach gut, wenn du diese Themen ansprichst. Vermutlich gibt es vielmehr Menschen, die sich auf Shubheccha oder Vicharana befinden, als du denkst. Weil aber viele Menschen sich nicht trauen, ihrer spirituellen Sehnsucht Ausdruck zu geben, darüberzusprechen, kann es sein, dass du in deinem Umfeld viele hast, die alle die gleiche Sehnsucht haben, aber weil keiner sich traut darüber zu sprechen. Jeder denkt, er sei ganz allein. Äußere ruhig deine tiefen Fragen und schaue, ob es vielleicht andere gibt, die auch auf diesem Weg sind.

Eine nächste Aufgabe wäre, dir einen spirituellen Überblick zu verschaffen. Dies ist ein gutes Gegenmittel gegen Fanatismus, denn eine Gefahr auf dem spirituellen Weg ist immer Fanatismus. Menschen, die denken ihr Weg sei der einzige, haben eine Neigung zum Fanatismus. Zudem werden Menschen mit spiritueller Sehnsucht manchmal Opfer von spirituellen Fanatikern. Daher verschaffe dir, wenn Shubheccha erwacht ist, einen gewissen spirituellen Überblick und entwickle eine Weite des Geistes. Sei dir bewusst, es gibt verschiedene Wege zum Höchsten. In allen Religionen gibt es spirituelle Menschen, die Gottverwirklichung erreichen. Zudem gibt es die Möglichkeit die Gottverwirklichung außerhalb einer etablierten Religion zu erreichen und zu verschiedenen Stadien verschiedenen spirituellen Richtungen zu folgen. Entwickle eine Weite des Geistes. 

Eine weitere Aufgabe gerade zu Anfang kann ein Ausprobieren sein, um den eigenen Weg herauszufinden. Es gilt nicht nur einen intellektuellen Überblick zu verschaffen, sondern das ein oder andere auszuprobieren. Das kann dir helfen, herauszufinden, was für dich am besten ist. Du musst jetzt nicht notwendigerweise zu Anfang des Weges verschiedene Seminare mitmachen. Es bedeutet nicht, verschiedene Richtungen wie Zen Buddhismus, Vipassana Buddhismus, tibetischer Buddhismus, Theravada Buddhismus, jesuitische Exerzitien, Franziskanerkloster-Aufenthalt, Yoga Vidya, Sivananda Yoga, Hare Krishna, Kriya Yoga, Vedanta, Neo-Vedanta, Neo-Tantra, Sufismus, Schamanismus oder weitere auszuprobieren. Wenn du zu Anfang deines Weges merkst, dass du das machen willst, ist es gut. Ein intellektueller Überblick ist gut. 

Wenn du zügig zum spirituellen Erwachen kommst und schnell einen spirituellen Weg gehst, ist das gut. Es ist zudem wichtig einen offenen und weiten Geist zu haben. Die Aufgabe besteht darin, auf Shubheccha auf die nächste Stufe zu gehen – Vicharana.

Entwicklungsstufe heißt, den nächsten Schritt zu gehen und die nächste Stufe zu erlangen. Irgendwann reicht es aus, sich einen Überblick verschafft zu haben. Irgendwann sollte die Phase in der spirituellen Verzweiflung zu schwelgen überstanden sein. Die Phase des Ausprobierens vorbei ist an einem gewissen Zeitpunkt vorbei. Jetzt gilt es den spirituellen Weg zu gehen, spirituell zu strebenund sein Leben spirituell auszurichten. Dann bist du auf Vicharana.

Gefahren auf Shubheccha

Gefahren auf Shubheccha sind Verzweiflung, Süchte, Verdrängung bis zum Suizid. Es kann auch ein Steckenbleiben bei Intellektualität sein, Schaufensterbummel und Wellness-Spiritualität im Sinne von Wohlfühlen wollen, es soll weiter gehen, wir wollen zur Transformation kommen. Eine weitere Gefahr ist es, Menschheitsverführern zum Opfer zu fallen, einem Lehrer oder einer spirituellen Richtung zu folgen, die mit Gewalt verbunden ist, mit Fanatismus und dich in tiefe Probleme stürzen wird.

Darüber wird noch gesprochen, wenn es um Vicharana geht und um sattwige, rajasige und tamasige Spiritualität, um sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Lehrer.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Auf dem Weg zu dieser höchsten Erfahrung gibt es verschiedene Abschnitte und unterschiedliche Entwicklungsstufen. Es gibt viele Weisen, diese Stufen zu klassifizieren und einzuteilen. Im Yoga finden wir unterschiedliche Weisen und in anderen spirituellen Systemen, z. B. im Buddhismus oder in manchen Aspekten der christlichen Mystik gibt es ebenso verschiedene Weisen der Einteilung der Entwicklungsstufen auf dem spirituellen Weg. 

In der berühmten Yoga-Schrift, die ‚Yoga Vasishtha‘ von einem Weisen namens Vasishtha, werden unter anderem die sieben Stufen des spirituellen Wegs beschrieben. Viele spätere Schriften beziehen sich darauf. Wenn man über die sieben Entwicklungsstufen, -schritte und -ebenen des spirituellen Weges spricht, muss man sich bewusst sein, dass es eine Sache ist, darüber zu sprechen. Diese zu erfahren ist eine andere. 

 

  1. Ebene: Shubheccha – Sehnsucht nach Wahrheit

‚Shubheccha‘ bedeutet spirituelle Sehnsucht. Es handelt sich um eine Sehnsucht nach etwas Höherem. ‚Shubha‘ heißt das Gute, ‚Iccha‘, es ist der Wille, der Wunsch und die Sehnsucht nach einer höheren Wirklichkeit. Man befindet sich erst überhaupt auf einer der Bhumikas des spirituellen Wissens, wenn man sich fragt: Gibt es etwas Höheres. Man stellt sich die Frage: Wie kann ich es erfahren?

Die meisten Menschen haben kein allzu großes spirituelles Interesse. Die meisten Menschen haben zwischendurch Phasen von Shubheccha, wo sie sich fragen: „Wer bin ich? Woher komm ich? Wohin geh ich? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine höhere Wirklichkeit? Kann ich sie erfahren?“. Wenn diese Fragen stark werden, befindet man sich auf Shubheccha, das ist die der ersten Entwicklungsstufe der spirituellen Wahrheit. 

  1. Stufe: Vicharana – Ausrichten des spirituellen Lebens auf die Erfahrung der spirituellen Wahrheit

‚Vicharana‘ heißt spirituelle Praxis, den spirituellen Weg gehen. ‚Vicharana‘ heißt wörtlich die rechte Untersuchung. Vicharana heißt die spirituelle Praxis auf sein Leben darauf auszurichten, in dem man Spiritualität, bewusstes Führen des spirituellen Lebens und bewusstes Arbeiten an der Transformation von Psyche und Geist führt. Vicharana ist die wichtigste Stufe auf dem spirituellen Weg. Viele Schriften und Meister gibt es aufgrund dessen, die Vicharana unterteilen in weitere Entwicklungsstufen und Unterstufen. 

  1. Stufe: Tanumanasa – Transparentwerden der Psyche

‚Tanumanasa‘ bedeutet das Ausdünnen des Geistes, ‚Tanu‘ heißt ausdünnen und ‚manas‘ bedeutet Geist. Dies soll heißen, dass man durchlässig und transparent wird. Wenn du der gesamten Schulung gefolgt bist, hast du in einer der vorigen Lektionen die Definition von Spiritualität als ‚Transparenz zum immanent Transzendenten‘ erfahren. Wir werden transparent und durchlässig. Wir spüren die göttliche Wirklichkeit in uns und überall. Es ist noch nicht die vollständige Erfahrung, aber wir spüren sie. Wir vernehmen Freude in uns und in anderen Menschen. Die Gottesliebe und die Liebe zu unseren Nächsten ist immer wieder da.

Tanumanasa heißt zudem, dass die spirituelle Praxis fast von selbst geschieht. Wir werden dazu hingezogen und geführt. Dies geschieht durch eine höhere Intuition. Wir spüren die Führung des Göttlichen, des höheren Selbst und die spirituelle Führung. Wir machen tiefe Erfahrungen in der Meditation und können ganz loslassen. 

  1. Ebene: Sattvapatti – Erlangung von Reinheit

Tanumanasa führt weiter zu Sattvapatti. Sattvapatti ist das Erlangen von Reinheit. Es bedeutet eine vollkommene Verankerung in Sattwa. ‚Sattwa‘ ist jenes, welches aus ‚Sat‘, aus der höchsten Wirklichkeit kommt. Es ist das, was zu Sat, zur höchsten Wirklichkeit führt. ‚Patti‘ hat etwas mit erlangen und erreichen zu tun. Sattvapatti ist die Erlangung von Höherem. Es ist gekennzeichnet durch die Erfahrung von Siddhis, von außergewöhnlichen Kräften und Fähigkeiten. 

  1. Stufe: Asamsakti – Gottverwirklicht in Karma und Alltag sein, Erleuchtetes Leben

‚Asamsakti‘ heißt durch nichts berührt. Asamsakti bedeutet das Erreichen der Gottverwirklichung: Man könnte sagen, dass mit dem Erreichen dieser Stufe die höchste Wirklichkeit erfahren wurde. Der Rest sind nur Stufen des äußeren Lebens. In Asamsakti wird Nirvikalpa Samadhi erfahren. In Asamsakti wird die Erleuchtung erfahren.

In Asamsakti gibt es zudem Karma. Das Karma gilt es zu erfahren und auszuarbeiten. Jemand in Asamsakti kann leben, wie jeder andere Mensch. Man muss es ihm nicht äußerlich ansehen. Der Mensch weiß, dass er eins mit dem Göttlichen ist und sieht überall das Göttliche. Er hat das Ziel des Lebens erreicht. 

  1. Stufe: Padarthabhavini – Karma geht langsam zu Ende

‚Padarthabhavini‘ bedeutet, man ist vollständig verankert im höchsten Ziel. Man wird nicht mehr viel tun und das Karma ist weitestgehend zu Ende. Die selbstverwirklichten Meister, Jivanmuktas, erreichen die Gottverwirklichung, Asamsakti, gehen weiter ihrem Karma nach bis ihr Karma abgelaufen ist. Dies ist typischerweise im hohen Alter der Fall. Ab diesem Zeitpunkt handeln sie nicht mehr aus eigenem Antrieb. Sie sind im beständigen Gottesbewusstsein, bis sie irgendwann in Turiyaga kommen. 

  1. Stufe Turiyaga – dauerhafter Samadhi bis Aufgeben des physischen Körpers.

Turiyaga ist ein Zustand, charakterisiert durch ständiges Veranktertsein in Turiya. Deshalb wird manchmal Turiyaga als Turiya bezeichnet. Turiya bedeutet Gottesbewusstsein. Es bedeutet Nirvikalpa Samadhi. In diesem Zustand befindet man sich zwischen 3 Tagen und 3 Wochen, bis man den physischen Körper aufgibt. Man erreicht Mahasamadhi und wird eins mit dem Höchsten. Man ist mit dem Unendlichen dauerhaft verschmolzen.

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Mit diesem Vortrag folgt ein kleiner Ausflug in die lutherische Theologie im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Ich möchte betonen, dass Yoga-Spiritualität nicht an eine bestimmte Religion gebunden ist. Spiritualität ist überhaupt religionsübergreifend.

Spiritualität heißt, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten. Das Ziel ist die höhere Wirklichkeit zu erfahren und dass diese durch uns hindurch wirken kann. Spiritualität heißt die Liebe zu Gott und zu den Tiefen seines Wesens. Es bedeutet die Liebe zu anderen Menschen und die Liebe zu Gottesschöpfung.

Die sieben Worte spiritueller Philosophie und Prinzipien finden wir in den meisten anderen spirituellen Traditionen wieder. Dazu möchte ich ein paar Worte, insbesondere vom Standpunkt der lutherischen Theologie, sagen.

Sieben Worte spiritueller Philosophie

  1. Brahman – es gibt eine höhere Wirklichkeit.
  2. Maya – die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist nicht so wie wir sie wahrnehmen. Was wir als getrennt und in der Dualität in Zeit und Raum und als Materie wahrnehmen, ist nicht wirklich. Diese Wahrnehmung ist Maya.
  3. Solange wir in dieser Getrenntheit und Maya leben sind wir in Duhkha, einem Leiden.
  4. Aufgabe des Menschen ist es zu Moksha zu kommen. Moksha heißt zur Befreiung, zur Erlösung, zur Selbstverwirklichung, zur Gottverwirklichung zu kommen.
  5. Um dort hinzukommen, gilt es Abhyasa zu praktizieren. Damit ist das Üben von spirituellen Praktiken gemeint.
  6. Wir gehen von Karma aus. Karma bedeuten Gottesaufgaben, die auf uns zu kommen. Wir gehen davon aus, dass das was auf uns zukommt, Lernaufgaben sind.
  7. Wir vertrauen darauf, dass wir durch Kripa, durch Gnade, zum Höchsten kommen.

Diese Thesen stelle ich nun anhand der christlichen Theologie dar, um sie in Beziehung zu setzen.

Die christliche Theologie ist sehr komplex und sie beinhaltet sehr viele verschiedene Aspekte. Christliche Theologie wird seit Jahrhunderten an Universitäten gelehrt. Es gibt sehr viele kluge Köpfe, die sich damit beschäftigt haben.

Diese bitte ich um Entschuldigung, dass ich das Ganze jetzt erstens vereinfache und zweitens auf ein paar Schlagworte reduziere. Nicht, weil ich damit hoffe christlicher Theologie gerecht zu werden, das kann ich als Nichttheologe nicht machen. Sondern, in dem Wunsch Verbindungen herzustellen. Es stellt keinen akademischen Vortrag dar. Mit meinen Auslegungen möchte ich auch von niemandem die religiösen Gefühle verletzen, wenn ich dort vielleicht etwas anderes sage, als jemand tief im Inneren glaubt. Mein Anliegen besteht darin vielmehr zu zeigen, dass es bestimmte Ähnlichkeiten vorhanden sind.

Diese Ähnlichkeiten weisen einige Bezüge auf, die in Verbindung mit der christlichen Theologie stehen, insbesondere der lutherischen Theologie, mit der ich am vertrautesten bin, weil ich damit aufgewachsen bin. Die evangelische Religion war eines meiner Abiturprüfungsfächer. Ich habe mich seitdem immer wieder damit beschäftigt. Nicht nur mit Mystikern, sondern mit verschiedenen theologischen Strömungen im katholischen und evangelischen Christentum.

Brahman würde hier Gott entsprechen. Gott ist allmächtig, allgegenwärtig, allwissend.

Maya könnte man in diesem Bezug mit der sogenannten Ursünde übersetzen. Es soll heißen, dass man Sünde als Absonderung interpretieren kann. Wir müssen es nicht unbedingt entsprechend der Interpretation von früher darstellen.

Adam, der sich von Eva dazu verleiten lassen hat, der Versuchung der Schlange zu folgen und von einem Apfel zu beißen, woraufhin alle Probleme kamen. Wenn wir es uns genauer anschauen, ist es der Baum der Erkenntnis. Als sie von diesem einen Apfel gegessen hatten, sahen sie, dass sie nackt waren. Der Baum der Erkenntnis stellt die Absonderung von mir zu anderen dar. Damit ich etwas erkennen kann, bin ich in der Dualität. Sich anschließend nackt zu fühlen heißt, dass man die äußere Welt als bedrohlich wahrnimmt. Man könnte daraus interpretieren, dass die Ursünde wie die Maya ist. Wir sind abgesondert vom Göttlichen und in die Dualität hineingeworfen.

Als Nächstes folgt, dass Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hat. Es heißt, dass Frauen unter Schmerzen gebären müssen und der Mensch im Schweiße seines Angesichts seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Das heißt letztlich, solange man in der Ursünde gefangen ist, kommt man ins Leiden.

Dazu gibt es verschiedene christliche Ausdrücke. Hier sagt die Theologie, dass es die Erlösung gibt. Erlösung heißt, dass wir aus der Ursünde herauskommen und Gott erfahren. Die Erlösung kommt aus der Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Hier muss man wissen, dass in der Sprache der Bibel Rechtfertigung bedeutet, dass der Mensch sich von der Sünde befreit und dann Gott erfahren kann. Das ist die Erlösung. Ähnlich finden wir in der Bibel öfter die Aussage von Gerechten. Ein Gerechter ist nicht jemand, der gerecht mit anderen Menschen umgeht. Ein Gerechter ist letztlich einer, der Gott erfahren hat.

Luther hat sehr großen Wert auf die Gnade gelegt, auf Kripa. Er hat sogar gesagt: „Sola Gratia.“ Allein durch die Gnade kann der Mensch die Erlösung erlangen, nicht durch eigene Werke. Das scheint dem zu widersprechen. Aber das ist die große Betonung „Sola Gratia.“

Wie kommen wir zu dieser Gnade? Er sagt: „Sola Fide.“ Es geschieht allein durch den Glauben.

Wie kommen wir zu diesem Glauben? Durch „Sola Scriptura“ erfolgt dies. Allein durch die Schrift.

Karma bedeutet Folgendes: Es steht für ein religiöses Leben bzw. einen religösen Alltag. Es gibt im Christentum verschiedenste theologische Aussagen.

Die heute oft wiederholte Aussage ist: „Wir wissen nicht, warum die Welt geschaffen ist. Wir wissen nicht, warum Gott all das macht, was ist. Menschlicher Verstand ist zu klein, um das zu verstehen. Wir gehen aber davon aus, dass es irgendwo sinnvoll ist und dass Gott, der allmächtig, allgegenwärtig, allwissend ist, dass er uns auch die Aufgaben gibt, die wir brauchen.“

Jesus sagt: „Vater, dein Wille geschehe.“ In einem Psalm heißt es: „Zeige mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“

Man ist der Annahme, dass der Alltag etwas ist, den wir auf Gott aufrichten können. Wir können in unserem Alltag lernen und Gott dienen. Der Alltag wurde uns von Gott geschenkt.

 

Mehr Informationen über Yoga und weitere Vorträge, Artikel über alle Aspekte von Yoga, über Christentum u. a. Religionen aus Sicht des Yoga, Yoga aus christlicher Sicht, findest du auf www.yoga-vidya.de

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YVS036 Spiritueller Gruß

Om Namah Shivaya – weißt du, was das heißt?

  • Om heißt ‚Om‘
  • ‚Namah‘ heißt Ehrerbietung an, Gruß an
  • ‚Shivaya‘ heißt ‚an Shiva‘ und Shiva heißt Gott, Göttliches, wörtlich heißt Shiva ‚der Liebevolle‘ oder liebevoll, gütig, glücksverheißend.
  • ‚Om Namah Shivaya‘ hießt Ehrerbietung oder Gruß an die Liebe, das Glücksverheißende, das Gütige in jedem.

Im Yoga kann man ‚Om Namah Shivaya‘ als spirituellen Gruß verwenden. Wenn du einen Yoga Vidya Ashram besuchst, wird es dir öfters passieren, dass Menschen sich gegenseitig oder dich mit ‚Om Namah Shivaya‘ begrüßen - Ehrerbietung an das Göttlich in dir.

In Indien gibt es den Ausdruck ‚Namaste‘. ‚Namas‘ heißt Ehrerbietung, ‚te‘ heißt: an dich‘. Namaste ist die Ehrerbietung an dich, an das Göttliche in dir. Es ist eine Ehrerbietung an das Gute in dir.

Darüber hinaus haben wir zwei Hände und können in einem Gruß auf verschiedene Weise dieses Göttliche zum Ausdruck bringen.

Im indischen Gruß geben wir beide Hände vor die Brust: Wir haben zwei Hände – diese stehen für die Dualität. Möge aus zwei eins werden. Dafür fügen wir die Hände vor der Brust zusammen vor das Herz als Symbol für ‚in Liebe‘. Dabei neigen wird den Kopf als Zeichen von Respekt. Mögen wir uns verbinden – in Liebe, vom Herzen her und in gegenseitigem Respekt.

Im westlichen Gruß gibt man sich die Hand. Diese Geste kann man ebenso als spirituellen Gruß bezeichnen. Das Herz ist in der Nähe von der Schulter. Wir reichen uns die Hand als Symbol für die Verbindung unserer Herzen. Möge mein Herz sich mit deinem Herzen verbinden. Möge aus uns beiden, die wir zwei sind, eine Einheit entstehen. Mögen wir beide zusammen aus diesem Geist der Einheit heraus leben. 

Ein spiritueller Gruß kann heißen, bevor wir mit dem Menschen sprechen verbinden wir uns mit dem Göttlichen im Menschen. Das kann eine Kommunikation stark bereichern. Nachher wird man sich vielleicht auseinandersetzen, Informationen austauschen, Meinungsverschiedenheiten haben, sich vielleicht sogar streiten, verhandeln, Aufgaben verteilen usw. Bevor man in die relative Ebene geht, die Ebene der Maya und des Karmas, richten wir uns an Brahman, das Göttliche im Menschen: Ich grüße das Göttliche in dir.

Das wird nicht nur mit Sanskrit-Grüßen gemacht. Wenn du aus Süddeutschland kommst, kennst du vielleicht die Grußformel: ‚Grüß Gott‘ oder ‚Gruezi‘. Diese Ausdrücke heißen: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘. Der neudeutsche Gruß ‚Hallo‘ kommt vom Englischen ‚Hail Lord‘, was heißt ‚Grüß Gott‘, ‚Ehrerbietung an Gott‘. ‚Hallo‘ ist ein äußerst spiritueller Gruß. Beim ‚Hallo‘ sagen, kannst du innerlich einen Moment spüren: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘.

Das Gleiche trifft auf das Wort ‚Tschüss‘ bzw. ‚Tschö‘ zu. Dieser Ausdruck kommt vom französischen ‚Adieu‘ und vom spanischen ‚Adios‘. Es bedeutet: ‚an Gott‘. Wenn wir ‚Tschüss‘ sagen, soll das heißen: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘, ich wende mich an Gott, an dich‘.

In diesem Sinne: Wann immer du einen Menschen grüßt, grüße erst das Göttliche im Menschen. Nachdem ihr euch unterhalten habt, grüße nochmals das Göttliche im Menschen zum Schluss. Selbst wenn du ‚Guten Morgen‘ oder ‚Guten Tag‘ sagst, kannst du vom Herzen her, dem anderen einen ‚Guten Morgen‘ wünschen. Dies heißt: Ein Morgen wird erfüllt von göttlicher Erfahrung und göttlichem Segen.

In diesem Sinne: Om Namah Shivaya, Hallo …und Tschüss!

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS035 7 Prinzipien spiritueller Philosophie

Die 7 Aspekte spiritueller Philosophie. Was heißt es überhaupt “spirituell“ zu sein? Was heißt spirituelles Leben? Was heißt, sein Leben auf spirituelle Grundsätze auszurichten? 

Spirituell kommt vom Substantiv Spiritualität. Spirituell bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten und sich bewusst zu machen, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit ist.  
Um zu verstehen, was spirituell heißt, gibt es die sieben Worte der spirituellen Philosophie. Man könnte auch sagen: “Die sieben Prinzipien spiritueller Philosophie“.  

Diese Aspekte sind alle in Sanskrit festgehalten worden. Sanskrit ist die Sprache, die hinter dem Yoga steht. Sanskrit ist eine Sprache, die auf Spiritualität ausgerichtet ist. Es ist eine Sprache voller Kraft, die alles, was Yoga ausmacht, ausdrückt.  

Das erste dieser sieben Aspekte ist: „Brahman“. “Brahman” bedeutet “das Absolute”. Das Konzept von Brahman bedeutet, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit steht und dass diese höhere Wirklichkeit erfahrbar ist. Wir können “Brahman” erfahren, das ist die große Behauptung. Spiritualität sagt auch was auch immer wir erleben, es ist eine Manifestation des Göttlichen. 

Der zweite Aspekt ist „Maya“. “Maya“ bedeutet Illusion, Täuschung, das, was scheinbar erschafft: So wie wir die Welt sehen, ist sie nicht wirklich. Wir nehmen im Alltag normalerweise “Brahman” nicht wahr, sondern wir nehmen eine Welt wahr, die getrennt ist von “Brahman”. Eine Welt, die scheinbar Materie ist, die in Zeit, Raum und Kausalität aufgebaut ist. Eine Welt der Dualität: Ich und Du. Ich und Welt. Eine Welt von Trennungen. Diese Trennungen sind aber alle Maya/Täuschung. Auch die Physik sagt, dass Alles mit Allem zusammenhängt. Und auch wenn wir genau überlegen und in uns gehen, spüren wir, dass wir nicht so getrennt von Allem sind, wie wir im Alltag oft meinen. Mit jedem Atemzug verbinden wir uns mit unserer Umgebung, mit jeder Aufnahme von Nahrung nehmen wir etwas in uns auf. Mit jeder Ausatmung oder Ausscheidung unseres Körpers geben wir wieder etwas ab. Auch über unsere Sinne sind wir mit unserer Umwelt verbunden, auch wenn wir das nicht bewusst wahrnehmen. Das bedeutet allerdings auch, dass unser Körper und unsere Psyche voneinander getrennt sind. Und wir sind auch getrennt von anderen Körpern und Psychen. Dies stellt uns vor diverse Herausforderungen: Unsere Ansprüche, Wünsche und vieles mehr kann dazu führen, dass wir manchmal verzweifeln, ängstlich oder deprimiert sind, aber auch freudvoll. Wir sind unseren Gefühlen völlig ausgeliefert. Das kommt daher, dass wir nicht erfahren, wer wir wirklich sind. Also der Täuschung, “Maya“ unterworfen sind: Wir nehmen die Welt nicht so wahr, wie sie wirklich ist. Die Konsequenz daraus ist: „Duhkha“. Duhkha heißt Leiden.

In der Yoga-Philosophie heißt es, dass das Leben, die Existenz grundsätzlich aus Leiden besteht. Man könnte auch sagen, Duhkha ist existenzielles Leiden. Wir erfahren Duhkha, weil wir in Maya, in der Täuschung leben und Brahman nicht erfahren können. Duhkha erfahren wir, weil wir nicht bekommen, was wir gerne hätten, uns wünschen. Duhkha wird nicht dadurch beseitigt, dass Menschen nett zu uns sind, dass unser Vorgesetzte uns lobt oder dadurch, dass wir eine schöne Zeit mit unserem/r Partner/in haben.  
Duhkha heißt auch, dass wir darunter leiden, dass das Leben endlich ist, dass die Erfahrungen endlich sind, auch die schönen Erfahrungen irgendwann vorbei sind und man weiß, dass das Glück, dass wir momentan erfahren, nicht für immer währen wird.  
Das Prinzip von Duhkha besagt: Solange wir in Maya/Täuschung sind und Brahman nicht erfahren, sind wir im Leiden. Egal wie viel Geld wir haben, egal wie nett Menschen zu einem sind, egal wie toll Menschen in der direkten Umgebung sind, egal was man tun und lassen kann, Duhkha kommt schon allein deshalb, weil das Leben endlich ist.  
Solange man in Maya ist, ist man in der Dualität gefangen, und daher im Leiden.  
Aus Duhkha entfliehen wir nur dann, wenn wir es schaffen, der Täuschung zu entfliehen. Das geschieht dann, wenn wir hinter die Leinwand / Maya schauen und Brahman erfahren.  

Die gute Botschaft: Moksha/die Befreiung ist möglich!
Und zwar dann, wenn wir in diesem Leben Brahman erfahren.  
Und wenn wir Brahman, das Göttliche erfahren, dann erfahren wir uns selbst als Sat-Chid-Ananda. Das bedeutet: Sein-Wissen-Glückseligkeit – Eins sein mit der Weltenseele, Eins sein mit dem Göttlichen.  
Moksha vollzieht sich in Etappen. Es gibt kleine Moksha- und Brahman Erfahrungen und große.  
Das ist spirituelles Leben: Zwischendurch das Göttliche in uns, in anderen erfahren, in Begegnungen, in der Natur und in dem was wir tun.  
 
Wie kommen wir aber zu Moksha? Und hier sei gesagt, es gibt tatsächlich auch endgültiges Moksha: die Erlösung, die Befreiung, die Erleuchtung, Unio Mystica, die endgültige Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung und Einheit. Aber wie kommen wir dorthin? 

Und hier kommen die drei weiteren Aspekte spiritueller Philosophie: Abhyasa, Karma und Kripa.  
Abhyasa heißt Übung.  
Wir können selbst etwas tun, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen. Das mag für dich jetzt selbstverständlich klingen, aber es gibt auch religiöse Systeme, die sagen, dass der Einzelne nichts machen kann, sondern dass alles nur von der Gnade Gottes abhängt.  
Im Yoga und auch in den meisten anderen spirituellen Übungssystemen wird davon gesprochen, dass wir auch selbst etwas tun können, und zwar durch Abhyasa/Übung: 
 
Die vier großen „S“ im Yoga-System:  

  • Sadhana: Spirituelle Praxis: Asanas, Pranayama, Meditation und Mantra Rezitation
  • Satsang: Gemeinsame spirituelle Praxis.
  • Sattwa: Reiner und ethischer Lebensstil. Und spirituelle Prinzipien in Beruf, Partnerschaft, Familie, Wohnen, Hobby umsetzten und leben. 
  • Seva: Dienst am Nächsten. Im engeren Sinne bedeutet dies, Dienst und Engagement an seinem spirituellen Führer und innerhalb der spirituellen Gemeinschaft,  
    im weiteren Sinne heißt Seva, alles, was man tut darauf auszurichten Gutes zu tun. Gott, die Menschheit, Mutter Erde zu dienen und alles, was man tut, als Dienst für Andere zu begreifen. 

All das sind Aspekte von Abhyasa, der spirituellen Praxis.  
 
Ein weiterer Aspekt ist unser Karma. Das Wort Karma hat viele Bedeutungen: Karma heißt “hier”.
Das Karma gibt uns die Möglichkeit, aus dem zu lernen, was uns das Leben uns bringt. Das Schicksal ist eine Chance und das Leben ist eine Schule. Was auch immer an Schicksalsschlägen kommt, hilft uns, die Erfahrungen zu machen, die wir brauchen, um spirituell zu wachsen. Wie gehen wir aber mit unserem Karma um?  
Versuchen, nicht zu klagen, nicht zu schimpfen, wenn man denkt, jemand hat sich uns gegenüber ungerecht oder dumm verhalten, nicht lamentieren über das Schicksal, das paradox, willkürlich, irrational, unfair und ungerecht ist. Das ist manchmal schwer und bedarf viel Übung.  
Vielleicht hilft es, zu denken, “Ich wäre ja schon selbstverwirklicht, wenn mein Schicksal nicht so mit mir hadern würde?  
Man geht im Karma immer davon aus, dass das, was mir geschieht, mir die Lektionen gibt, die ich brauche, um zu wachsen. Die Dinge, die kommen sind die Aufgaben, die mir helfen, auch die Fähigkeiten zu entwickeln, um spirituell zu wachsen.   

Und schließlich gibt es Kripa – das Vertrauen auf göttliche Gnade. Das nimmt uns ein bisschen den Leistungsdruck. Wir müssen nicht denken, dass wir nur dann gottverwirklicht werden, wenn wir nur ein ausreichend guter Aspirant sind. Wenn wir uns stetig Mühe geben werden wir spirituelle Erfahrungen machen und mit der Gnade Gottes letztendlich dafür belohnt – wir kommen in höhere Sphären. 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS034 Der spirituelle Weg – Einführung

Was ist Spiritualität? Was heißt spirituelles Leben? Was hat es mit dem spirituellen Weg auf sich? Was ist das Ziel des spirituellen Weges? Welche Entwicklungen gibt es auf dem spirituellen Weg? Welche Gefahren und Stolpersteine gibt es auf dem spirituellen Weg? Und woran erkennt man, welche Aufgaben man auf den verschiedenen Ebenen und Stufen des spirituellen Weges hat? 

Zunächst zur ersten Frage: Was ist Spiritualität? Das Wort ist vom lateinischen abgeleitet und bedeutet soviel wie „Geist, Seele, höheres Bewusstsein.“ Spiritualität bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten. Der erste Schritt zu einem spirituellen Leben ist, anzuerkennen, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt, die erfahrbar ist. Im zweiten Schritt muss der Wille in einem wachsen, diese höhere Wirklichkeit zu erfahren. Im dritten Schritt muss sich die Hoffnung auf diese Erfahrung und das Durchhaltevermögen in einem Selbst entwickeln, alles für dieses Erfahren einer höheren Wirklichkeit zu tun. Es muss sich also eine spirituelle Lebens- und Weltsicht entwickeln.  

Spiritualität kann natürlich unterschiedlich definiert werden. Ein spiritueller Meister des 20. Jahrhunderts namens Graf Dürckheim hat Spiritualität allerdings sehr schön auf den Punkt gebracht: „Spiritualität ist Transparenz zum immanent Transzendenten.“ Aber was heißt das? Transparenz bedeutet soviel wie durchlässig sein. Transzendent ist das, was über die Transparenz hinausgeht, insbesondere über das, was wir im Alltagsbewusstsein mit unseren Sinnen wahrnehmen. Immanent bedeutet “innewohnend”. Spiritualität geht davon aus, dass hinter allen Phänomenen eine höhere Wirklichkeit ist und diese in allem innewohnt, also in allem, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, was wir sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen. Hinter Allem verbirgt sich eine höhere Wirklichkeit. Wir könnten auch sagen, hinter Allem verbirgt sich das Göttliche, ein Numinosis, eine kosmische Intelligenz oder Energie.

Spiritualität heißt also Transparenz zu entwickeln. Transparent zu sein, heißt zum einen, dass wir in dem, was von außen auf uns zukommt, das zu sehen, was dort immanent transzendent ist. Ein spiritueller Mensch sieht nicht nur einen Baum, wenn er einen Baum sieht, sondern er sieht in dem Baum das Göttliche. Ein spiritueller Mensch sieht in einem Menschen, nicht nur einen Menschen, sondern ein göttliches Wesen, das dort durchscheint und spricht. Diese immanente Transzendenz gibt es auch in dir. Ein spiritueller Mensch spürt in sich selbst dieses Göttliche. Und ein spiritueller Mensch hat den Wunsch, dass dieses Göttliche durch ihn hindurch wirkt, er transparent wird und dass das immanent Transzendente in anderen zu ihm wirkt. Ein spiritueller Mensch möchte sich nach dem Göttlichen ihm gegenüber und in sich selbst richten.  

Spiritualität ist das, was alle Religionen verbindet. Spiritualität und Religiosität sind nicht unbedingt dasselbe: Religion kann Spiritualität bedeuten, kann aber auch einfach nur eine Art Glaube sein, die Hoffnung, dass, wenn man einer Religion angehörig und im Wesentlichen die Empfehlungen dieser Religion umsetzt, die Erlösung erfährt. Bei dieser Art von Religion kommt es nicht darauf an, in diesem Leben wirklich Gott zu erfahren oder zu verwirklichen, sondern man verschiebt letztlich diese Gotteserfahrung auf nach dem Tod. Dann ist Religion reiner Glaube, kultureller Lebensstil, man hofft, aber man “erfährt“ nicht. 

Der spirituelle Mensch ist ungeduldiger, er will nicht warten bis er tot ist, um Gott oder die höhere Wirklichkeit zu erfahren, sondern er möchte dies in diesem Leben tun. Es gibt im Gegensatz dazu aber auch Spiritualität ohne eine konkrete Religion. Es gibt spirituelle Menschen, die sich nicht einer Religion zugehörig fühlen. Sie fühlen sich spirituell, aber nicht religiös. Heutzutage würde man sagen, dass zumindest in Europa die meisten religiösen Menschen auch spirituell sind. Wer heutzutage den christlichen Weg geht, der will nicht bis nach dem Tod warten und er vertraut nicht einfach auf die Erlösung nach dem Tod, sondern er geht davon aus oder erhofft in diesem Leben Gott zu erfahren und spürt auch die Gegenwart des Göttlichen. Aber es gibt spirituelle Menschen, die nicht religiös sind. Wenn jemand religiös ist ohne spirituell zu sein, dann kann es viele Probleme geben. Wenn jemand vor allem spirituell ist, erkennt er die Gemeinsamkeiten zu allen Religionen und weiß auch, dass ohne konkreten religiösen Kontext Spiritualität möglich ist. 

Spiritualität ist nicht nur eine theoretische Philosophie, nicht nur ein Glaube, sondern in der Spiritualität geht es um Erfahrung. Man will das Göttliche erfahren und man will aus der Erfahrung des Göttlichen heraus handeln. Man will dem Leben einen höheren Sinn geben.  

Es heißt ja “spiritueller Weg”, das bedeutet, dass wir einen Weg gehen, eine bestimmte Wegstrecke zurücklegen. Der Weg fängt irgendwo an und hat ein Ziel. “Weg” bedeutet, wir wollen irgendwohin gehen und einen Sinn im Leben finden. Das Wort “Weg” hat eine wunderschöne Symbolik: Wir befinden uns an einem Punkt unserer spirituellen Entwicklung, wir haben auch schon eine gewisse Strecke hinter uns gebracht – ob bewusst oder unbewusst – und wir wollen zur Erleuchtung, zur Gottverwirklichung, zur Gotteinheit, unio mystica, Satori, zur Nirvikalpa Samadhi, zu Moksha, zu Kaivalya gelangen.

So viele verschiedene Worte haben die spirituellen Traditionen für dieses Ziel – die Erleuchtung - gefunden. Dort wollen wir hinkommen und es gibt einen Weg dorthin. Ein Weg hat auch verschiedene Etappen und ein Weg hat verschiedene Strecken. Und es gibt immer wieder Abzweigungen. Da mag es Abzweigungen geben, die einen in Richtung unseres Zieles führen und es gibt Abzweigungen, die uns auch woanders hinführen. Auf dem Weg dorthin kann es auch sein, dass man mal stolpert und der Weg ist manchmal steinig und manchmal eben oder er hat tiefe Furchen. Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen. Es kann auch sein, dass man mal eine Weile irgendwo Rast macht oder verweilt. Aber irgendwann kommt man zum Ziel und erfährt sich selbst als Eins mit dem Unendlichen.

Auf den verschiedenen Etappen des spirituellen Weges werden uns auch immer wieder Aufgaben gestellt, die es zu lösen gilt, es gibt Stolpersteine, über die man fallen kann.

In dieser Vortragsreihe möchte ich über die verschiedenen Entwicklungsstufen auf dem spirituellen Weg, über die Aufgaben und darüber sprechen, wie man die Stolperfallen auf dem spirituellen Weg erkennt. Was es heißt, seinen spirituellen Weg zu gehen. Wie man erkennt, welchen Schritt man als Nächstes zu gehen hat und welche Abzweigung man nehmen soll.  

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS033 Verdauungsprobleme – Yoga Hausrezepte

Probleme und Beschwerden mit der Verdauung treten in den verschiedensten Teilen des Verdauungstraktes auf und haben unterschiedliche Symptome: Durchfall (Dünndarm), Dickdarm (Verstopfung). Dann gibt es noch verschiedene Krankheiten wie Magengeschwüre, chronische Entzündungskrankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn oder das Reizdarmsyndrom. 

Yoga kann gegen all diese Krankheiten helfen, aber an dieser Stelle werden nur zwei Krankheitsbilder behandelt, die plötzlich auftreten oder auch chronisch sein können:

Durchfall (Diarrhö)

Man spricht von Diarrhö, wenn man innerhalb von 24 Stunden dreimal oder öfter breiigen oder dünnflüssigen Stuhlgang hat und die Menge des Stuhlgangs überdurchschnittlich groß ist.
Die folgenden Hausrezepte helfen sowohl bei akutem Durchfall als auch bei chronischen Beschwerden. 
Natürlich solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn du dir einen Magen-Darm-Virus eingefangen hast, der womöglich noch mit Fieber verbunden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Durchfall chronisch ist.

Auch hier verweise ich wieder auf die fünf Säulen des Hatha Yoga:

Das lange Halten der Asanas, insbesondere das Üben der Vorwärtsbeuge hilft gegen Durchfallbeschwerden und Reizdarmsyndrom. Vielleicht schaffst du es bei akutem Durchfall die Vorwärtsbeuge eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde zu halten. Wenn du das zwei- bis dreimal am Tag machst, kann es sein, dass du eine Magen-Darm-Verstimmung, die sonst mehrere Tage Elend bewirken würde, in einem Tag vorbei ist. Natürlich solltest du dabei darauf achten, dass es deinem unteren Rücken gut geht.

Durchfall ist oft eine Übersteuerung des Pitta, also gilt es diese zu reduzieren. Durch sanftes Pranayama, insbesondere die Wechselatmung und eventuell ein oder zwei Runden Kapalabhati kann man dies erreichen. 

Regelmäßige Tiefenentspannung trägt dazu bei, dass sich die Verdauungsorgane harmonisieren und beruhigen können.  
Unterstützend wirkt natürlich eine gesunde, yogische Ernährung. Bei einer Magen-Darm-Verstimmung solltest du nicht fasten, sondern lediglich Vollkornreis, Zwieback oder Salzstangen essen. Der Vollkorn Reis sollte ausreichend gesalzen sein. 

Auch Meditation hilft insbesondere bei chronischem Reiz-Darm-Syndrom, welches mit Durchfall verbunden ist. Meditation beruhigt und harmonisiert. Bei chronischen Verdauungsbeschwerden sind auch Kriyas (Reinigungsübungen) gut, insbesondere täglich Agni Sara (rhyhtmisches Einziehen und Bewegen der Bauchmuskeln), Uddiyana Bandha (Bauchverschluss) und vielleicht einmal die Woche Kunjar Kriya (Trinken und anschließendes Erbrechen von ein bis zwei Litern lauwarmen Salzwassers).
Auch bei akuten Beschwerden übe Kunjar Kriya und mache zusätzlich noch einen Einlauf. Die Krankheitserreger werden dadurch schnell ausgespült. Iss danach mäßig und reizarm, also nichts Scharfes oder Saures. Trinke 2 bis 3 Liter täglich Wasser oder Kräutertee. 

 

Verstopfung

Verstopfung ist oft ein Überschuss an Kapha. Der Körper hält fest, er ist zu ruhig, also gilt es Asanas zu machen, die die Verdauung anregen: aktivierende Übungen wie der Sonnengruß, Rückbeugen wie Kobra und Bogen, Drehsitz, Umkehrstellungen wie Kopf- und Schulterstand.

Bei Verstopfung hilft Kapalabhati besonders gut. Aber nicht nur drei Runden, sondern besser 4/5/6 Runden und übe die jeweiligen Runden mit mehr Ausatmungen, das beschleunigt den Verdauungsvorgang. Auch hier ist die Tiefenentspannung ein wichtiges Element, da der Körper sich regenerieren und “loslassen” kann.  
Auch über die Ernährung kann man vieles bewirken. Auch hier gilt: Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte, Zucker und Weißmehlprodukte, dafür mehr Vollkorn. Eventuell kannst du auch mal 1–12 Wochen deine Ernährung auf Rohkost umstellen. Du wirst schnell spüren, dass sich deine Verdauung einpendelt. Auch regelmäßiges Meditation kann dir helfen, innerlich loszulassen.  
Auch die Anwendung der Reinigungsrituale, der Yoga Kriyas, können hier wiederum sehr hilfreich sein, deine Beschwerden in den Griff zu bekommen: tägliches Agni Sara und Uddiyana Bandha, vielleicht einmal die Woche Dhauti und einmal im Monat Basti, also zum Beispiel mit einem Einlauf.  

Vielleicht bei Durchfall und Verstopfung noch etwas: Es gibt viele Menschen, die haben eine sehr enge Vorstellung, wie ihre Verdauung zu funktionieren hat. Schulmedizinisch gesehen ist es absolut in Ordnung und normal, wenn man fünfmal am Tag Stuhlgang hat oder auch nur einmal alle fünf Tage.  
Man kann die ganze Sache also etwas beruhigter angehen. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen gibt es eben große Unterschiede, wie die Verdauung funktioniert.  
Vom Standpunkt desYoga und Ayurveda aus gesehen ist es allerdings erstaunlich, da es hier heißt, dass 1–3 mal Stuhlgang am Tag gut sei und wenn der Stuhlgang seltener auftritt, sollte man etwas ändern.  Letztendlich kommt es auf dein Körpergefühl an, das heißt, wenn Du Dich nicht sonderlich wohlfühlst, wenn du nur alle paar Tage Stuhlgang hast, dann beherzige die Tipps. Falls Du aber trotz all dieser Tipps entweder fünfmal am Tag Stuhlgang hast oder doch nicht jeden Tag, brauchst du dir keine großen Sorgen zu machen. Es scheint nicht so tragisch zu sein wie du vielleicht denkst. Gehe allgemein etwas entspannter mit deiner Verdauung um, das kann auch schon helfen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Yoga Hausrezepte für die Haut

Unser Organismus ist ein sehr komplexes System. Allergische Hautausschläge und Neurodermitis betreffen den gesamten Organismus des Menschen. Auch die psychische Verfassung spielt hierbei eine große Rolle. Die 5 Säulen des Hatha-Yoga können bei Hauterkrankungen helfen. Bei Neurodermitis hat sich das lange Halten bestimmter Asanas wie die Vorwärtsbeuge und der Drehsitz bewährt.

Regelmäßige Pranayama-Übungen wie Kapalabhati (Feueratmung) und Anuloma Viloma (Wechselatmung) sollen die Beschwerden mildern. Da Hauterkrankungen oft mit Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen in Zusammenhang gebracht werden, wird zusätzlich empfohlen, herzöffnende Pranayamas zu üben. Zu diesen gehören das Pitta reduzierende Murccha (sehr langsames Ausatmen), Sitali und Sitkari (durch die aufgerollte Zunge atmen), Brahmari (Bienenatmung) und Plavini (sanftes Ein- und Ausatmen bei gefüllten Lungen). 
Diese Atemübungen helfen, die Haut als Kontaktorgan zu harmonisieren. Hier ist es sicherlich vorteilhaft, einen Atem-Kurs (z. B. bei Yoga Vidya) zu besuchen, da es sich zum Teil um fortgeschrittenere Atemtechniken handelt.

Regelmäßige Tiefenentspannung wird den Juckreiz mildern und helfen, den Zwang zu kratzen auszuhalten. Da Allergien häufig auf eine Übersteuerung des Pitta im Körper zurückzuführen ist, hilft die Tiefenentspannung, dass Pitta im Körper zu reduzieren und somit die allergische Reaktion bzw. die Symptome der Neurodermitis zu mildern.  

Neueste Studien zeigen auf, wie groß der Einfluss unserer Ernährung auf unsere Haut ist. Zuviel Zucker und der erhöhte Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten können das Risiko von Hauterkrankungen erhöhen und die Symptome verschlimmern.   

Allergische Hautkrankheiten sind oft auch auf Lebensmittelunverträglichkeiten zurückzuführen. Hier muss man austesten, beispielsweise mit Fasten: 1. Woche Wasserfasten. Wenn du merkst, dass deine Hautallergie weniger wird, dann kannst schrittweise ein Nahrungsmittel nach dem anderen wieder in deinen Speiseplan aufnehmen. Einige Menschen reagieren allergisch auf Zitrusfrüchte, andere haben eine Glutenunverträglichkeit, wieder andere vertragen keine Nüsse. Die Liste der Lebensmittel-unverträglichkeiten ist lang. Durch Fasten wirst Du merken, welche Nahrungsmittel dir und deiner Haut nicht guttun. Wenn du eine Weile auf ein Nahrungsmittel verzichtest, welches bei dir eine Reaktion hervorruft, dann kannst du nach ein paar Monaten, einem halben Jahr, oder zwei Jahren wieder ausprobieren, ob die allergische Reaktion weg ist. Auch hier ist es sehr wichtig, die genaue Vorgehensweise mit deinem Heilpraktiker und/oder Arzt abzusprechen.

Regelmäßiges Meditieren wirkt ebenfalls allergischen Hautauschlägen und Neurodermitis entgegen. Einige Studien haben gezeigt, dass Menschen, die eine Psychotherapie machten, im Anschluss deutlich weniger mit Hauterkrankungen zu kämpfen hatten als vor der Therapie.

Wenn diese Hausrezepte dir nicht helfen, dann habe keine Hemmungen zum Heilpraktiker, oder zum modernen Hautarzt zu gehen. Die Schulmedizin hat heutzutage viele gute Mittel, die gut ansprechen. Wenn Du gleichzeitig Yoga übst und die Hausmittel beherzigst, wird das deine Behandlung sicher unterstützen.  
 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS031 Asthma - Yoga-Hausrezepte

Das Wort “Asthma” lässt sich aus dem griechischen herleiten und bedeutet so viel wie Atemnot, Keuchen, Beklemmung. Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege. Es handelt sich dabei um eine Überempfindlichkeit des Bronchialsystems durch eine akute Verengung der Atemwege. Diese wird verursacht durch eine vermehrte Sekretion von Schleim, einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur oder einer Bildung von Ödemen der Bronchialschleimhaut.  
Eine Behandlung ist meist rückbildungsfähig.  

Es gibt zwei Arten von Asthma. Man unterscheidet zwischen allergischem Asthma (extrinsisches Asthma) und nicht-allergischem Asthma (intrinsisches Asthma). Meist kommen bei den Betroffenen Mischformen vor. 
 
Hervorgerufen wird Asthma durch verschiedenste innere und äußere Einflüsse:  
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Heuschnupfen, Allergien, Medikamentenunverträglichkeit und der Konsum von Zigaretten begünstigen das Auftreten von Asthmaanfällen.  

Die Symptome sind anfallartige Atembeschwerden. Das Kuriose ist, dass man das Gefühl hat, zu ersticken und keine Luft mehr einatmen zu können, man aber faktisch nicht mehr ausatmen kann und daher keine frische Luft zuführen kann, da die Lungen nicht entleert sind.

Ein wichtiger Hinweis: Wenn du unter Atemnot leidest, ist es absolut notwendig, dich von einem Arzt untersuchen zu lassen, um sicherzustellen, unter welcher Atemwegserkrankung du leidest. Es gibt Asthma, COPD und auch andere schwerwiegende Lungenerkrankungen.  
Bei manchen Diagnosen ist eine schulmedizinische Versorgung notwendig und die Krankheit lässt sich nicht allein mit einfachen Yoga-Hausrezepten behandeln.

Es gibt mittlerweile auch einschlägige Studien zu diesem Thema, die besagen, dass durch regelmäßige Yoga Atemübungen Asthma vollständig unter Kontrolle gebracht werden kann oder zumindest gelindert werden kann. Auch bei Leidenden, die nicht auf schulmedizinische Behandlungsmethoden und Medikamente verzichten können, kann regelmäßiges Pranayama (Atemübungen) und andere Yogaübungungen das Krankheitsbild positiv beeinflussen.
 

Die 5 Säulen des Hatha-Yoga sind:

Obwohl alle 5 Säulen bei Asthmabeschwerden den Genesungsprozess positiv unterstützen ist das Pranayama die wohl wichtigste Säule. Es gibt Studien, in der Patienten nur durch das Üben von Pranayama geheilt wurden.

Welche Atemübungen sollte man wie oft üben, wenn man unter Asthma leidet?

  • 3 Runden Kapalabhati (Feueratmung)
  • 10-20 Minuten Anuloma Viloma (Wechselatmung)
  • 10 Runden Brahmari (Bienenatmung)

Diese drei Übungen – täglich, über einen längeren Zeitraum ausgeführt – können dazu verhelfen, dass die Anfälle weniger häufig auftreten, dass die Anfälle schwächer werden und auf eine regelmäßige Medikamentengabe verzichten werden kann. Es kann auch passieren, dass die Anfälle auf Dauer ganz ausbleiben. Das Asthmaspray kann man ja weiterhin zur Sicherheit mit sich führen. 

Zweitens ist es sehr wichtig, die tiefe Bauchatmung als normale Atmung zu erlernen. Das heißt, beim Einatmen wölbt sich die Bauchdecke hinaus, beim Ausatmen geht sie hinein. Und immer dann, wenn du psychisch gefordert bist oder in Stresssituationen gerätst, vertiefe deine Ausatmung. Immer dann, wenn du das Gefühl hast wenig keine Luft zu bekommen, vertiefe die Ausatmung. Versuche nicht, tiefer einzuatmen, denn dann kann es zu einem Panikanfall kommen. Verlangsame und vertiefe die Ausatmung. 
Atme vollständig aus und sanft ein, dann wird die Einatmung von selbst kommen. Die Konzentration auf die Ausatmung wird dazu führen, dass sich deine Psyche schnell normalisiert und sich dein Atemsystemsystem beruhigt. 

Bei den Körperhaltungen (Asanas) gelten insbesondere diejenigen als besonders hilfreich, welche den Brustkorb öffnen und weit machen und die Lungen ausdehnen und somit die Lungenfunktion unterstützen. Zu diesen zählen der Fisch, die Kobra und der Halbmond. Übe natürlich auch die anderen Asanas, aber besonders die Rückbeugen. Du wirst ein Gefühl der Weite in den Lungen entwickeln.  

Übe täglich Tiefenentspannung und Meditation, denn Asthma geht oft einher mit psychischer Anspannung. Regelmäßige Tiefenentspannung und Meditation wird dir helfen, den Alltag entspannter angehen zu können. Positives Denken und eine tiefe, spirituelle Lebensphilosophie, helfen zudem, mit Stress und den Herausforderungen des Lebens besser umzugehen. 

Gesunde, yogische Ernährung kann ebenso dazu verhelfen, Asthmabeschwerden zu mildern. Dazu gehört insbesondere der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte. Wenn dadurch keine Verbesserung erzielt wird, wird empfohlen, einen Monat auf raffinierten Zucker und Weizen zu verzichten.  

 
Das sind einige Tipps zum Thema Asthma und Yoga. Es ist in jedem Fall sinnvoll, dich mit deinem Arzt und/oder Heilpraktiker zu besprechen.  

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS030 Heuschnupfen Yoga Hausrezepte

Zunächst einmal ist Heuschnupfen vom Standpunkt des Yoga eine Überreaktion auf Pollen. Das sagt auch die Medizin, dass Heuschnupfen auftreten kann, wenn der Körper auf etwas überreagiert. Du könntest auch von Psyche her überlegen, wo du vielleicht überreagierst und womit könntest du gelassener umgehen. Heuschnupfen heißt ja typischerweise, dass du wegen etwas natürlichem überreagierst. Vielleicht kann es auch hilfreich sein, dass du lernst, mit der Natur freundlicher und entspannter umzugehen.

Vom Yoga her gibt es das Modell der fünf Punkte, die du machen kannst, um Heuschnupfen zu überwinden, vorbeugend wie auch akut.

Vom Standpunkt der Körperübungen sind alle Asanas erstmal gut als Vorbeugung. Ich kenne eine Reihe von Menschen, die mir gesagt haben, dass sie mit dem Beginn ihrer Yogapraxis ihren Heuschnupfen entweder dauerhaft verloren haben oder, dass dieser erheblich weniger geworden ist. Asanas helfen, dass der Körper besser mit Reizen aus der Außenwelt umgeht. Es gibt auch Menschen, du nur durch Asanas den Heuschnupfen nicht reduzieren konnten. Jedoch gäbe es da den Tipp die Vorwärtsbeuge und den Drehsitz länger zu halten.

Von einem Ayurveda Standpunkt aus ist es eine Form von Überreaktion und damit eine Pitta Steuerung. Pitta reduzierst du unter anderen, indem du die Vorwärtsbeuge länger hältst.

Heuschnupfen kann auch durch Pranayama reduziert werden. Gerade längere Zeit Wechselatmung hilft, dass das Lungen- und Atmungssystem besser funktioniert. Sogar auch die Augenreizbarkeit bei Heuschnupfen wird reduziert, wenn du längere Zeit Wechselatmung übst. Auch Murccha ist besonders hilfreich. Murccha heißt das Ausatmen besonders zu verlangsamen.

Wenn du unter Heuschnupfen leidest, könntest du nach ein paar Runden Kapalabhati und Wechselatmung ein paar Runden Murccha anwenden. Das heißt sanft einatmen und sehr langsam ausatmen. Murccha ist auch hilfreich im akuten Fall des Heuschnupfens. Das heißt, wenn du gerade tränende Augen hast oder gereizte und juckende Nase, dann atme sanft und zügig vollständig ein und dann sehr langsam aus.

  1. B. vier Sekunden einatmen und 16 ausatmen. Du kannst das auch zählen oder du kannst zwei Mantras einatmen und acht Mantras ausatmen. Gerade das extreme Verlangsamen der Ausatmung, vielleicht sogar langsamer, als es dir angenehm ist, ein bisschen forcieren, kann Wunder wirken bei einem manifesten Heuschnupfen.

Ein nächster Punkt bei Heuschnupfen ist auch die Tiefenentspannung. Heuschnupfen ist oft eine Überreaktion und eine Pitta Übersteuerung. Tiefenentspannung regelmäßig geübt, hilft, dass sich Pitta beruhigt.

Ernährung hat nochmal eine besondere Bedeutung, gerade bei Allergien, wie bei Heuschnupfen. Natürlich ist wichtig kein Fleisch zu essen und keine alkoholischen Getränke zu dir zu nehmen. Bei Heuschnupfen ist es außerdem wichtig die Zuckermenge zu reduzieren oder sogar Zucker- und Weißmehlprodukte ganz wegzulassen und auf Milchprodukte verzichten.

Es ist allgemein gut Veganer zu sein, auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Gerade bei Allergien kann dies nochmal besonders wichtig sein. Milchprodukte sind tierisches Eiweiß, Eiweiß einer anderen Spezies. Kuhmilch ist eine ideale Nahrung für Kälber, Kuhmilch ist keine geeignete Nahrung für Menschen. Wenn du dir vorstellst, du würdest jetzt an die Euter einer Kuh gehen und daran saugen, wirst du sofort feststellen, dass es nichts Gesundes ist.

Wenn du dir vorstellst, du gehst an einen Apfelbaum, nimmst dir einen Apfel und beißt hinein, darauf freust du dich. Aber am Euter einer Kuh zu saugen, das klingt sehr eigenartig. Und nicht umsonst reagiert der Körper mit Autoimmunerkrankungen, wenn er Milchprodukte einer anderen Tierart bekommt und außerhalb seiner Säugezeit.

Als Fünftes ist bei Heuschnupfen die Meditation hilfreich, die auch wiederum beruhigend ist. Noch zwei zusätzliche Tipps: Der eine Tipp ist Kriya. Es gibt verschiedene Kriyas/Reinigungstechniken, unter anderem Neti, also Salzwassereinigung, die wirkt vorbeugend und auch heilend bei Heuschnupfen. Einen halben Teelöffel Salz in ein Glas Wasser geben und das dann mit einem Neti Kännchen durch die Nase erst von der einen Seite, dann zur anderen hindurchrinnen lassen, oder auch mit dem Salzwasser 1–3 Mal am Tag gurgeln. Das ist vorbeugend und heilend und bei Heuschnupfen hilfreich. Für viele ist auch hilfreich Kunjar Kriya zu machen.

Manchmal hilft auch eine Fastenkur und auch eine Rohkost Kur 1–4 Wochen lang, um den Heuschnupfen gar nicht erst entstehen kann. Ein zusätzlicher Tipp wäre bei Niesreiz oder Jucken der Augen mit der Zungenspitz mehrmals den Gaumen entlang vor und zurückgehen. Es gibt die Mittellinie des Gaumens bei den meisten Menschen: Wenn du dieser von den Zähnen bis zur Kehle ein paar Mal entlang gehst, dann kann das helfen deinen Niesreiz zu beseitigen. Das kann sogar bei Vorträgen, leichter Erkältung und Meditation hilfreich sein. Ein paar Mal mit der Zunge den mittleren Bereich des Gaumens vor und zurückgehen, was helfen kann den Niesreiz abklingen zu lassen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS029 Kopfschmerzen Yoga Hausrezepte

Das Interessante zunächst einmal ist: Die meisten Menschen, die vor ihrer Yoga Praxis regelmäßig Kopfschmerzen hatten, werden alleine dadurch, dass sie Yoga üben erheblich weniger Kopfschmerzen haben. Nach meiner Erfahrung ist es sogar so, dass Dreiviertel der Menschen, die vor der Yoga Praxis Kopfschmerzen hatten, nach der Yoga Praxis fast nie mehr Kopfschmerzen haben.

Also grundsätzlich ist erst einmal insgesamt das effektivste Mittel gegen Kopfschmerzen Yoga. Und wie du vielleicht inzwischen weißt, gibt es im Rahmen des Yoga verschiedene Yoga Praktiken. Es gibt insbesondere die Körperübungen/Asanas, Atemübungen/Pranayama und Entspannung. Dann gibt es noch als zusätzliche wichtige Dinge Ernährung und Meditation.

Wenn du unter Kopfschmerzen leidest, sind die Körperübungen/Asanas besonders wichtig. Vorbeugend gilt es die gesamte Yogareihe zu üben, ist es gut, natürlich bei manifesten Kopfschmerzen wirst du typischerweise nichts Anstrengendes machen, sondern du wirst die Yogaübungen machen, die sanft sind und entspannend wirken. Ich kenne Menschen, die sagen der Kopfstand hilft ihnen, den Kopfschmerz sofort zu eliminieren und es gibt Andere, die sagen Kopfstand ist bei Kopfschmerzen nicht so gut. Probiere es aus und dann weißt du wie es für dich geht. Vorbeugend bei Kopfschmerzen geht Kopfstand gut, ansonsten alle Asanas.

Atemübungen sind gut bei Kopfschmerzen, vorbeugend alle Atemübungen. Bei manifesten Kopfschmerzen ist insbesondere die Wechselatmung gut und manche werden jedoch auf Kapalabhati verzichten.

Tiefenentspannung ist besonders gut bei Kopfschmerzen. Schon die Tiefenentspannung allein reduziert die Kopfschmerzwahrscheinlichkeit um die Hälfte, also kann sehr vielen Menschen helfen. Wer Kopfschmerzen hat, wird manchmal bei der Tiefenentspannung den Kopf gerne etwas höher geben, z. B. ein Kissen unter den Kopf geben.

Von besonderer Wichtigkeit für Kopfschmerzen ist auch die Ernährung. Man weiß z. B., dass Vegetarier sehr viel seltener Kopfschmerzen haben, als Fleischesser. Jemand, der nie alkoholische Getränke trinkt, hat auch erheblich seltener Kopfschmerzen. Kopfschmerzwahrscheinlichkeit steigt mit der Menge an tierischen Produkten, die du isst und die Menge an alkoholischen Getränken die du trinkst. Kopfschmerzen können auch weiter gesenkt werden, wenn du die Zuckermenge reduzierst und auch wenn du Koffeingetränke reduzierst.

Eine Besonderheit: Angenommen du trinkst jeden Tag Kaffee und du gehst in ein Yoga Vidya Ashram für ein Wochenende und trinkst dort vielleicht keinen Kaffee und keinen Schwarztee, dann kann es sein, dass du am ersten Tag nach deiner Ankunft am Nachmittag Kopfschmerzen hast als Kaffeeentzug. Das könntest du natürlich sofort abbauen, indem du dir dort irgendwo selber einen grünen oder schwarzen Tee braust oder du könntest sagen ich halte das aus und dann bin ich am nächsten Tag von meiner Koffeinabhängigkeit geheilt. In diesem Sinne kann zu viel Kaffee die Kopfschmerzwahrscheinlichkeit erhöhen, ansonsten gilt es eine gesunde Ernährung zu haben.

Regelmäßige Meditation hilft auch gegen Kopfschmerzen, auch da gibt es gute empirische Studien. Im Grund könnte man sagen: Übe die fünf Yoga Praktiken, dann hast du alles, was du gegen Kopfschmerzen tun kannst. Ein paar weitere Tipps: Angenommen du hast manifest Kopfschmerzen, dann kann eine sanfte Wechselatmung, eine Tiefenentspannung, und eine Konzentration weg vom Kopf helfen. Bei vielen Erkrankungen hilft es ja Energie hinzuschicken zu dem Körperteil was weh tut.

Bei Kopfschmerzen ist es anders. Energetisch betrachtet sind diese oft ein Energiestau im Kopf. Da willst du nicht noch zusätzlich Energie hinbringen, indem du dich darauf konzentrierst. Besser ist es, wenn du dich dann auf die Füße konzentrierst oder den Energiefluss zwischen den Bauch und Füßen. Du kannst z. B. einatmen zum Bauch und ausatmen zu den Beinen und Füßen. Einatmen Energie in den Bauch und ausatmen Bewusstheit, Licht und Energie zu den Füßen, einatmen zum Bauch und ausatmen zu den Füßen. Wenn du dich konzentrierst auf den Energiefluss zwischen Bauch und Füßen, fließt die Energie weg vom Kopf, sie geht in Bauch und Füße und innerhalb von wenigen Minuten kann das Kopfschmerzgefühl verschwinden.

Das gilt sowohl für Spannungskopfschmerz wie auch für Migräne vor allem in den Anfangsstadien. Aufmerksamkeit weg vom Kopf, hin zu Bauch und Füßen, Prana geht dorthin und der Kopf kann sich selbst regenerieren.

Noch ein etwas unkonventioneller Ratschlag bei Migräne, wenn du eine Migräne hast in Verbindung mit Übelkeit, dann kann es hilfreich sein in dem Moment ein paar Gläser Salzwasser zu trinken, dann 2-3 Finger in den Hals, dich übergeben und dann kann die Migräne, die vielleicht sonst einige Stunden oder Tage bleibt in wenigen Minuten verschwunden sein. Es rentiert sich, das auszuprobieren. Ich kenne einige Menschen, die gesagt haben, dass dieser Tipp ihnen geholfen hat, ihre früher jahrelange Migräne mit einem Schlag sofort zu beseitigen und sie seltener auftreten zu lassen.

Probiere das aus, was dir geeignet erscheint. Das waren einige einfach Tipps für Kopfschmerzen und sowohl vorbeugend, als auch in der akuten Phase.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS028 Erkältung-Yoga Hausrezepte

Es gibt verschiedene Arten von Erkältung, jedoch will ich es hier nicht weiter behandeln, denn im Rahmen des Atmungssystems und Yoga bei Erkrankungen des Atemsystems will ich das etwas detaillierter machen.

Hier gibt es ein paar Tipps:

Erkältung ist eine gute Reinigung für den Organismus und etwas Gutes, um zu neuer Kraft und Energie zu kommen. Du könntest sagen Erkältung ist eine Weise wie der Organismus dir hilft zur Ruhe zu kommen.

Psychosomatisch könnte man sagen, wenn du die Nase voll hast, dann kann es sein, dass es gut ist mal eine Weile Abstand zu nehmen. Und wenn du jemanden etwas husten willst, kann es auch gut sein ein  bisschen Abstand zu haben. Wenn dir der Kopf brummt, dann kann es auch gut sein, dass du dir dich dem Brummen etwas entziehst.

Tatsächlich lauten die zwei wichtigsten Empfehlungen bei Erkältung:

  • Gönne dir mindestens etwas mehr Ruhe.
  • Trinke genügend Flüssigkeit insbesondere Wasser, Kräutertees oder Gemüsebrühe, dann fließt es durch dich hindurch und du regenerierst dich.

So könnte man grundsätzlich sagen eine gewisse Ruhe und fließen lassen und Entspannung ist hilfreich. Das muss nicht heißen, dass du unbedingt Bettruhe bei Erkältung brauchst, aber weniger sprechen, weniger Kommunikation, mehr Rückzug und mehr fließen lassen.

Im Hatha Yoga gibt es die sogenannten Kriyas. Kriyas sind Reinigungstechniken und dort gilt insbesondere, dass Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser gut ist. Du kannst z. B. ein halbes Glas nehmen, lauwarmes Wasser, dazu ein viertel Teelöffel Salz, umrühren und dann dreimal am Tag halbe bis zwei Minuten damit gurgeln und das ist schon mal hilfreich. Wenn du willst, kannst du auch eine Prise Kurkuma dazugeben. Im Ayurveda gilt Kurkuma als besonders hilfreich und heilend für die Kehle.

Als nächstes wird empfohlen dreimal täglich Jala Neti zu üben, also Nasenspülung mit Salzwasser. Hier würde auch gelten auf ein halbes Glas lauwarmem ein viertel Teelöffel Salz vermengen, dass in ein Neti Kännchen geben und dann durchlaufen lassen von der einen Seite zur anderen und auch wieder zurück. Wenn es nicht durchlaufen kann, ist es auch nicht weiter schlimm, dann ein bisschen Salzwasser in die Nase laufen lassen, dann wieder herauslaufen lassen, sanft ausschnauben. Das hilft für die Nasenschleimhäute und der Regeneration.

Das dritte wäre auch hilfreich, nämlich das dreimal tägliche Inhalieren mit Wasserdampf. Es gibt  Inhalationsgeräte, wo du direkt etwas an die Nase gibst und einatmest durch die Nase und ausatmest durch den Mund. Es gibt auch die alte Methode ein Handtuch über dem Kopf und Topf geben. Wenn du magst, kannst du auch ein ätherisches Öl hineingeben. Manche schwören auf Teebaumöl, manche auf Tigerbalsam, Eukalyptus, manche geben Kräuter hinein wie Kamille, Thymian oder Eukalyptusblätter.

Vom Hatha Yoga her gilt besonders gut: Vorwärtsbeuge länger halten. Grundsätzlich gilt: Wenn du Fieber hast, ist keine körperliche Anstrengung angemessen, dann entfällt das. Wenn du aber eine Erkältung ohne Fieber hast, dann kannst du sanftes Yoga üben. Du kannst insbesondere die Vorwärtsbeuge 5–10 Minuten halten, auch den Drehsitz 2–5 Minuten auf jeder Seite. Das regeneriert den Bauch, der führt dich zu Ruhe und hilft dir neue Kraft zu bekommen.

Sanftes Pranayama soweit es möglich ist, ist gut. Man empfiehlt bei Erkrankungen des Atemsystems entweder kein Kapalabhati oder sehr sanftes. Die Wechselatmung ist gut, aber sanft üben damit sie nicht anstrengend ist. Also sanftes Pranayama hilft dir zu neuem Prana zu kommen, aber Erkältung ist keine Zeit in der du deinem Atemsystem zusätzliche Anstrengung geben willst. Liegendes Pranayama kann auch hilfreich sein angenommen du bist müde und hast sogar leichtes Fieber. Liegendes Pranayama könnte heißen: Sanft einatmen, sanft einhalten, sanft ausatmen. Beim Einatmen stelle dir vor Licht und Energie strömt in dich hinein. Beim Anhalten fühle dich aufgeladen und beim Ausatmen entspannst du ganz. Einatmen Lichtenergie in dich hinein, kurz anhalten-fühle das Prana, ausatmen –du entspannst.

Tiefenentspannung ist gut bei Erkältung! Angenommen, du hast eine Erkältung, die mit starker Schlaffheit in Verbindung steht und sogar Fieber, dann wirst du vielleicht wenig anderes machen können, außer im Bett liegen und viel Wasser, warmes Wasser oder Kräutertee trinken. Aber du kannst Tiefentspannung machen. Wann immer du wach bist anspannen und loslassen, Affirmationen oder eine Tiefenentspannungstechnik nach der anderen. Tiefenentspannung hilft dir zu Ruhe zu kommen, regeneriert dein Prana und hilft dir auch in neue Kraft zu bekommen.

Fasten ist hilfreich bei Erkältung. Bei den meisten Menschen ist es so, dass sie bei Erkältung auch weiniger Appetit haben und so kannst du auch gleich fasten. Vielleicht ein paar weitere Kriyas machen, einen Einlauf nehmen oder wenn du es kennst Kunjara Kriya. Und dann fasten sei es mit Kräutertees, mit Gemüsebrühe, mit frischgepressten Säften und wenn du nicht die Kraft und Zeit dafür hast, durchaus auch mit Biosäften aus dem Naturkostladen.

Hilfreich kann auch die Kneippsche Anwendung sein. Etwas was ich sehr schätze ist, du nimmst ein Eimer eiskaltes Wasser, in den anderen Eimer sehr warmes Wasser, dann gehst du mit den Füßen und Händen in den Eimer mit warmen Wasser und als Yoga-Übender schaffst du es auch gleichzeitig mit Füßen und Händen hereinzugehen. Du kannst auch auf einen Hocker gehen, die Füße ins heiße Wasser und die Hände sollen etwa 60 Sekunden drin sein. Du kannst ja zählen Om1, Om2, Om3 …oder dein persönliches Mantra und eine Anzahl machen, dass du weißt, es sind ca. 60 Sekunden. Wobei es keine Rolle spielt, ob es 50 oder 70 Sekunden sind, also etwa 60 Sekunden. Danach gibst du Füße und Hände in den Eimer mit kaltem Wasser und bleibst da etwa 20–30 Sekunden lang. Wenn du Eiswürfel hast, sind die sogar besonders gut, diese in dem Eimer mit kaltem Wasser zu tun. 20-30 Sekunden Füße und Hände in den Eimer mit kaltem Wasser, dann nochmals 60 Sekunden warm, 20–30 Sekunden kalt und ein drittes Mal 60 Sekunden warm bis heiß, 20–30 Sekunden kalt. Das kannst du dreimal am Tag machen und du wirst merken, dass du recht schnell wieder auf die Beine kommst.

Übrigens wenn du jemand bist, der relativ häufig Erkältung bekommt, dann würde ich empfehlen das auch vorbeugend zu machen. Einmal am Tag diese kalt warm Anwendungen z. B. mit einem Eimer 3 Mal heiß und 3 Mal kalt, eben im Wechsel. Oder mindestens am Ende des Duschens nimm 20–30 Sekunden den Duschkopf und lass deine Unterarme und Hände und deine Waden und Füße jeweils 20–30 Sekunden mit kaltem Wasser laufen, um ihnen einen guten Trainingsreiz zu geben. Das sind gute Dinge, um dich zu regenerieren. Ansonsten schlafe ausreichend, gib dir mehr Zeit zu schlafen und mach dann das, was du sonst noch weißt, was dir gut tut.

Schulmedizinisch weiß man, dass es kaum etwas gibt, was wirklich hilft. Folgende Tipps helfen:

  • Viel trinken.
  • Neti, die Salzwasserspülung
  • Salzwassergurgeln

Alle diese Anwendungen und ausreichend Schlaf haben sich als hilfreicher erwiesen, als alle pharmazeutischen Mittel dieser Welt. Aber man weiß auch, dass jeder Mensch seine eigenen Mittelchen hat von denen er weiß, dass sie ihm gut tun. Tatsächlich gibt es da auch Studien, dass Menschen, die das tun, was sie denken, was ihnen gut tut schneller gesund werden, als wenn sie das nichts tun können. In diesem Sinne: Falls du erkältet bist, dann überlege was von dem, was ich dir empfohlen habe, hilfreich ist und überlege was dir sonst noch gut tut.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Allgemeines Anpassungsprinzip und kleine Trainingslehre. Diesmal ein Konzept aus der westlichen Psychologie, Sportmedizin und Medizin, um zu erklären wie die Yogaübungen wirken und was du tun kannst, um gesund zu sein.

Man kann sagen der Mensch ist ein Organismus, der sich an die Herausforderungen der Umwelt anpasst. Bei Menschen ist das ganz besonders stark, denn der Mensch reagiert auf Anforderungen der Umwelt entweder mit Wachstum, Verkümmerung oder Zusammenbruch.

Ein Beispiel: Angenommen du brichst dir das Handgelenk, anschließend wird dein Arm in Gips gelegt und nach ein paar Wochen geht der Gips wieder ab und danach wirst du feststellen, dass du nur noch ein Drittel deines Handvolumens hast und dass dein Handgelenk steif ist. Wenn also dein Arm nicht gefordert ist, dann verkümmern letztlich die Muskeln und die Flexibilität in deinem Handgelenk.

Wenn du willst, dass die Muskeln wieder stark werden, dein Handgelenk beweglich ist, nutzt es nichts zu warten, denn jetzt musst du Trainingsreize setzen. Das heißt Training machen, um die Unterarmmuskeln zu stärken. Du musst Training machen, um das Handgelenk wieder flexibel zu bekommen und im Laufe der Zeit wird der Unterarm wieder stark und das Handgelenk flexibel. Trainierst du nicht, kann es sein, dass das Handgelenk langfristig steifer bleibt, die Unterarmmuskulatur immer schwächer ist als die vom anderen Arm und es kann sein, dass nach einer Weile im Handgelenk Arthrose auftritt.

Also eine körperliche Funktion, die nicht genutzt wird verkümmern, und eine körperliche Funktion, die genutzt wird, wächst.

Das gilt aber nicht nur für die körperliche Funktion, sondern auch die für die geistigen Funktionen. Das, was du nutzt, wird stärker, das, was du nicht nutzt, wir schwächer.

Es gibt im Rahmen dieser Trainingslehre die Aussage, dass du auch übertrainieren kannst, was zum Zusammenbruch führen kann. Angenommen du hast bisher wenig trainiert und du würdest jeden Tag zwei Stunden laufen wollen oder gleiche einen Marathon und du hast eine Willenskraft und du machst das einfach, dann kann es sein, dass du unterwegs zusammenbrichst. Dann kann es sein, dass du einen körperlichen Zusammenbruch erlebst oder sogar einen Herzanfall bekommst. Du solltest es nicht übertreiben. Fordern ist gut, überfordern ist nicht gut.

Jetzt gibt es noch einen weiteren Ausdruck: Regenerationszeit. Angenommen du will etwas trainieren z. B. du willst die Flexibilität in der Rückseite der Beine trainieren, dann ist es gut in die Vorwärtsbeute zu gehen. Wenn du in die Vorwärtsbeuge gehst, dehnt das die Rückseite der Beine. Wichtig zu verstehen ist dabei zu verstehen, dass die Rückseite der Beine nicht gleich flexibel während du drin bist, sondern es ist ein Trainingsreiz. In den Stunden danach und in den 1–3 Tagen danach wird der Körper Anpassungsleistungen vollbringen, die die Rückseite der Beine flexibler machen. Also nicht während du in der Stellung bist, werden die Beine flexibel, sondern während du in der Stellung bist, gibst du einen Trainingsreiz. Und die Zeit danach verbringt dann der Körper mit den Anpassungsleistungen.

Oder genauso wenn du die Oberschenkelmuskulatur, den Quadrizeps stärken willst, dann kannst du das z. B. machen durch die Heldenstellung, also Virabhadrasana. Dann geschieht aber die Anpassungsleistung nicht während du in der Heldenstellung bist, in der Zeit ist es nur anstrengend, sondern in den zwei bis drei Tagen danach wird der Körper die Oberschenkelmuskulatur, den Quadrizeps stärker machen. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass wenn du trainierst, dann kann es auch sein, dass danach Muskelkater auftritt oder dass du auch einen Tag danach etwas müde bist. Denn in der Zeit, in der der Körper Anpassungsleistungen vollbringt, kann es auch sein, dass er etwas mit Müdigkeit reagiert. Es gilt auch dem Körper die Regenerationszeit zu lassen. Wenn der Körper die Regenerationszeit bekommt, dann kann er entsprechende Anpassungsleistungen machen.

Genauso ist es auch mit dem Geist: Angenommen du hast längere Zeit nichts gelernt und jetzt kommt die Anforderung etwas zu lernen, z. B. indem du eine zweijährige Yogalehrerausbildung mitmachst, dann passiert es, dass du natürlich viel lernen musst und dann wehrt sich der Geist erstmal dagegen. Du gibst Input und dann scheint es erstmal, dass du nicht lernst, aber wenn du regelmäßig dran bleibst, steigt auch plötzlich deine Lernfähigkeit. Nicht nur behältst du mehr, sondern auch die Fähigkeit etwas zu behalten wird gestärkt, indem du versuchst, etwas zu behalten. So wenn du z. B. bei Yoga Vidya eine Yogalehrerausbildung machst, hast du auch viele Trainingsreize. Du machst Atemübungen. Das sind Trainingsreize für das Atmungssystem, sodass du bessere Lungenkapazität bekommst, dass der Austausch in den Alveolen besser wird, dass die Herz-Kreislauf-Effizienz sich verbessert usw. Du machst eine Menge für die Stärkung der Muskeln, die Flexibilität und Koordination. Du lernst auch, dass du dich leichter entspannen kannst usw.

Also vielfältiges Training: Du trainierst deinen Geist, die Konzentrationsfähigkeit, die Willenskraft, die Geduld, die Hingabe und das Gedächtnis. All das ist etwas, was du trainierst.

In diesem Sinne kannst du auch überlegen bei Gesundheit und Krankheit welche Fertigkeit entwickelt werden müsste, damit der betreffende Körperteil wieder gesund wird. Da ist auch nicht immer Schonung das Mittel der Wahl für Gesundheit, sondern du kannst auch überlegen welches Training es braucht, damit der Körper zu Anpassungsleistungen gebracht wird, die helfen diese Erkrankung zu heilen.

Nehmen wir ein Beispiel: Angenommen du hast Handgelenksprobleme, da könntest du ja als erstes sagen, dass du erstmal nichts tust und es schonst. Es mag auch Handgelenksprobleme geben, wo man eins-zwei Tage oder auch mal eine Woche das Handgelenk schonen muss. Aber nur schonen macht es selten besser. Die Ausnahme ist vielleicht ein Knochenbruch. Ansonsten kannst du überlegen welche Körperübungen du machen müsstest, um den Körper zu Anpassungsleistungen zu bringen, die das Handgelenk wieder gesund machen. Hier würde man sagen die umliegende Muskulatur muss stärker werden. Wenn das Handgelenk weh tut, ist vielleicht das Handgelenk überlastet, aber die Muskeln sind nicht ausreichend stark. Also könntest du z. B. isometrische Übungen machen oder kleine Übungen, die die Unterarmmuskeln stärken, ohne das Handgelenk zu fordern.

Es gibt auf den Yoga Vidya Seiten eine Reihe von Videos wo es z. B.  Videos für gesunde Handgelenke gibt und dann sind dort Übungen dabei wie du deine Unterarmmuskulatur stärkst. Als zweites würde man sagen, dass auch eine Dehnung stattfinden muss. Also kannst du auch lernen das Handgelenk sanft auf eine solche Weise zu dehnen, die nicht weh tut. Es gibt auch Physiotherapien, die auch in den Schmerz hineingehen, aber das ist die Domäne der Physiotherapeuten.

Im Yoga würden wir sagen, wenn es irgendwo etwas gibt, was erkrankt ist und weh tut, dann machen wir solche Übungen, die unterstützen, aber eben nicht wehtun oder mindestens den Schmerz nicht erhöhen. Also wird man sagen wir müssen beim erkrankten Handgelenk die Unterarmmuskeln stärker bekommen und das machen wir durch Stärkung. Wir müssen Flexibilität entwickeln, aber auf eine solche Weise, die nicht weh tut. Als nächstes würde man sagen man muss die Gelenkschmiere in Gang setzen und das kann man durch Mini Bewegungen machen, die nicht weh tun und die sowohl Prana als auch Energie hineinbringen, auch die Gelenkschmiere aktivieren und so die Heilkräfte auch ins Handgelenk bringen. Zusätzlich würde man sein Bewusstsein hineinbringen, denn wo der Geist hingeht, da geht auch das Prana hin. Man könnte sich auch zusätzlich vorstellen, dass Licht und Heilenergie hineingeht, man kann vielleicht sogar ein Heilmantra wiederholen. So hat man eine Menge für das Handgelenk gemacht.

So kann man also bei verschiedenen Erkrankungen überlegen welche Übungen man machen kann, um etwas zu trainieren und um den Körper zu Anpassungsleistungen zu bringen. Man könnte auch überlegen, ob es eine energetische Komponente gibt und was können wir tun, um entsprechende Energien zu aktivieren. Gibt es eine emotionale Komponente und was können wir tun, um auf dieser Ebene zu wirken und es gibt natürlich auch eine reine Bewusstseins-Ebene.

Soweit das allgemeine Anpassungsprinzip und seine Anwendung im Yoga die kleine Trainingslehre und das Konzept von Reiz, Regenerationszeit und Anpassung. Und auch zur Heilung reicht es nicht aus nichts zu tun und schonen, sondern das Konzept in dem gilt die richtigen Fähigkeiten zu trainieren, das hilft dir zu Gesundheit.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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Die 5 Hauptpraktiken im Yoga für Gesundheit und Wohlbefinden. Ich hatte beim letzten Mal gesprochen über Gesundheit und Krankheit aus Yoga Sicht. Ich hab Gesundheit und Krankheit in Beziehung gesetzt zu drei Körper und fünf Hüllen. Heute möchte ich besonders über fünf Dinge/Praktiken sprechen, die du machen kannst und die du insbesondere im täglichen Leben umsetzen kannst. Die dir helfen gesund zu werden oder zu bleiben, noch gesünder als gesund zu sein bzw., dass du dich insbesondere auch wohlfühlen kannst.

Der Mensch ist eben ein Organismus und im Organismus geht alles Mögliche gut und da geht das Eine oder Andere auch schief. Manches was man noch nicht bemerkt hat, ist vielleicht dort. Der Körper wird auch irgendwann sterben, trotzdem können wir einiges tun, um gesund zu sein. Wir können auch einiges tun, dass der Körper insgesamt sehr gut funktioniert und dass er besser funktioniert als bisher. Daher egal, ob du jetzt schon sehr gesund, krank oder ziemlich krank/chronisch krank bist, im Yoga kannst du einiges tun, um mehr in Richtung Svasti zu kommen und weniger in Richtung Roga.

Vom praktischen her jenseits von allem, was die höheren Hüllen betrifft, gibt es fünf Ebenen wo du grundsätzlich tätig sein kannst. Wenn du diese fünf beachtest, wirst du insgesamt gesünder sein, als wenn du sie nicht beachtest.

Das erste sind die sogenannten Körperübungen im Yoga, insbesondere die Asanas. Das zweite sind die Atemübungen im Yoga, insbesondere Pranayama. Drittens ist die Entspannung, im Yoga als Shavasana bezeichnet. Ein anderer Ausdruck für Entspannung wäre auch Pratyahara. Der vierte Punkt ist Ernährung, auch genannt Mitahara und der fünfte Punkt ist Meditation, auch genannt Dhyana. Diese fünf Punkte sind vom Yogastandpunkt aus wichtig für Gesundheit.

Interessanterweise kommt die Medizin seit den 60er/70er Jahren zu ähnlichen Schlüssen. Die Medizin sagt, um gesund zu sein braucht man Körperübungen, die richtige Ernährung, Entspannung und manchmal sind Atemübungen auch schon einbezogen. Es gibt außerdem zahllose Studien, die zeigen, dass Meditation auch dazu beiträgt, dass Menschen gesünder sind. Zusätzlich weißt du auch, die Psyche und Sinnkontexte spielen eine Rolle, darüber hatte ich das letzte Mal gesprochen.

Wenn du also gesund bleiben und werden willst oder noch gesünder sein oder deine Gesundheit erhalten willst, dann achte auf diese Punkte:

  • Jeden Tag Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung
  • Ernähre dich gesund
  • Jeden Tag meditieren

Wenn du das alles machst, hast du viel getan für deine Gesundheit. Natürlich musst du alles so anpassen, dass es dir entspricht. Bestimmte körperliche Erkrankungen erfordern, dass du die Asanas entsprechend anpasst.

Im Yoga gibt es ganz viele Asanas, laut der Hatha Yoga Pradipika 8 Millionen 400.000 Asanas. Davon gibt es 84 besonders wichtige Asanas und bei Yoga Vidya sprechen wir auch von den 12 Haupt Asanas der Grundreihe, die auf verschiedenste Weise angepasst werden können.

 

 

Die zweite wichtige Übung war Pranayama, die Atemübungen. Es gibt auch in der westlichen Physiotherapie Atemtherapie und Atemübungen, im Sport ebenfalls. Im Yoga sind die Pranayamas- die Atemübungen besonders ausgefeilt. Atemübungen wirken auf den physischen Körper, sie helfen die Lungenkapazität zu erhöhen und sind sehr gut für das Herzkreislaufsystem. Wer regelmäßig Atemübungen macht, kann z. B. eine chronische Herzinsuffizienz reduzieren und besser sein Herz stimulieren. Atemübungen helfen auch letztlich, dass die Effizienz des Herz-Kreislaufsystems verbessert wird. Atemübungen wirken also auch physisch.

 

Die dritte Gruppe von Übungen sind die Tiefentspannung oder Entspannungstechniken im Alltag. Shavasana genannt oder auch Pratyahara. Die Tiefenentspannung wirkt direkt auf den physischen Körper, wenn es um Stress geht.

Beim Flucht-Kampf-Mechanismus, Stresssyndrom usw. hilft Entspannung, dass der physische Körper sich entspannt, dass das sympathische Nervensystem etwas ruhiger wird, der Parasympathikus angeregt wird, Stresshormone abgebaut werden, der Körper sich selbst regenerieren kann, das Nervensystem besser funktioniert usw. Tiefenentspannung wirkt direkt auf den physischen Körper, da gibt es inzwischen so viele Studien, dass es bei fast allen chronischen Beschwerden empfohlen wird.

Tiefenentspannung wirkt auch auf die Pranamaya Kosha. Physische Verspannungen können auch Energien blockieren. Physisch zu entspannen hilft auch, dass Energien fließen können. Wer Tiefenentspannung macht, hat manchmal wunderschöne Energieerfahrung während oder nach der Tiefenentspannung. Durch die Tiefenentspannung kann sich auch dein Geist entspannen, psychische Heilung einsetzen und nicht umsonst werden auch in psychosomatischen Kliniken oder auch in einer psychotherapeutischen Rehabilitation immer Entspannungstechniken eingesetzt.

Die vierte dieser Techniken oder Praktiken im Yoga ist die richtige Ernährung. Die richtige Ernährung ist wichtig für den physischen Körper. Die Yoga-Ernährung, die vollwertig, vegetarisch ist und viel Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte, Vollkorn usw. beinhaltet, hat sich als die gesündeste Ernährung überhaupt erwiesen.

 

So gibt es auch als fünften Punkt die Meditation. Meditation wirkt auch auf allen fünf Ebenen. Meditation wirkt auch auf die Sthula Sharira, den physischen Körper, die Annamaya Kosha. Sie wirkt auch direkt darauf über die Entspannung, Ruhe und über die Regeneration. Es gibt so viele Studien die zeigen, dass Menschen, die meditieren ruhiger und gesünder sind. Meditation wirkt auf das Prana. Wenn du 20 Minuten meditierst, spürst du nachher neue Energien. Meditation kann manchmal zu Energieerfahrungen und Energiereinigungserfahrungen führen. Meditation hilft für die Ruhe des Geistes, sie kann auch Prozesse auslösen, wo du mit deinen eigenen Emotionen konfrontiert wirst.

In der Meditation kannst du aber auch lernen zu erkennen: „Ich bin nicht meine Emotion, ich bin nicht mein Geist.“ So kannst du geschickter damit umgehen. Meditation kann auch dazu beitragen, dass du überhaupt lernen kannst mit deinen Emotionen gut umzugehen. Meditation gibt dir Klarheit des Geistes. Es hilft dir dann auch in der Lage zu sein das zu tun, was du für richtig hältst. Meditation stärkt deine Buddhi. Meditation hilft dir auch ein enges Selbstbild (Ahamkara) zu lösen und ein weites Selbstbild zu haben. Meditation hilft dir Zugang zu finden zur Freude deiner Seele, Anandamaya Kosha. Und all das geht zu Rückkopplungseffekten in die Annamaya Kosha.

So kann man sagen, willst du gesund sein, dann setze diese fünf Praktiken täglich um und sei dir bewusst über Körperübungen/Asanas tust du viel für die Gesundheit auf allen Ebenen deines Seins. Über Atemübungen/Pranayama, Entspannung/Shavasana, über gesunde, gute Yoga-Ernährung und über Meditation wirkst du auf alle Aspekte deines Menschseins direkt auf den Körper für Gesundheit, aber auch auf die anderen Koshas. Dadurch, dass du durch die Praktiken auch auf die anderen Koshas einen positiven Effekt hast, wirken diese Koshas wieder zurück auf den physischen Körper.

So wirkt Yoga auf deine Gesundheit erstmal direkt körperlich, aber auch auf die anderen Koshas und über die anderen Koshas auch für die Gesundheit. Ich hatte vorher von Svasthya als Ausdruck für Gesundheit gesprochen. Es heißt vor allen Dingen Wohlbefinden. Das ist dann nicht nur körperlich, sondern auch energetisch, psychisch, geistig und spirituell.

Übe Yoga regelmäßig und du wirst merken, dass es dir körperlich, energetisch, emotional, geistig, intellektuell und von der tiefe deines Wesens gut geht.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS25 Gesundheit und Krankheit aus Yoga Sicht

Gesundheit ist zum einen das Gegenteil von Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Gesundheit als vollständigen körperlichen, geistigen, sozialen und ökologischen Wohlbefinden.

Das ist ein sehr hoher Anspruch. Gesundheit könnte man auch definieren als einen Zustand, in dem es dir körperlich und psychisch gut geht. Im Ayurveda spricht man von sogenannten Svasti, das ist ein bestimmtes Wohlergehen. Wenn es dir insgesamt wohlergeht und du dich wohlfühlst in deiner Haut, in deinen Knochen und allem Anderen, dann bist du gesund.

Ich möchte das Thema Gesundheit in Beziehung setzen zu etwas, was du schon kennst. Wenn du die vorherigen Vorträge mitverfolgt hast, nämlich zu der Theorie der drei Körper und der fünf Hüllen. Jetzt bespreche ich erst einmal Gesundheit als Zustand des Körpers, der aber beeinflusst wird von allen Koshas. Hier möchte ich dir gerade das Modell der drei Körper und fünf Hüllen zeigen.

Wenn man Gesundheit auf eine Ebene bezieht, dann ist Gesundheit etwas das die Sthula Sharira betrifft, also den grobstofflichen Körper. Sharira heißt Körper und Sthula heißt grobstofflich. Die Sthula Sharira, der physische Körper wird auch als Annamaya Kosha bezeichnet, also als Kosha, als Hülle, maya gemacht aus Anna und Nahrung. Und dieser physische Körper steht in Beziehung zu den anderen Körpern des Menschen, nämlich  Sukshma Sharira und Karana Sharira. Sukshma heißt feinstofflich, Sukshma Sharira ist der Feinstoffkörper/Astralkörper. Karana Sharira ist der Kausalkörper. Die Sukshma Sharira  kann man wieder unterteilen in drei Koshas/Hüllen:

  • Pranamaya Kosha; die Hülle gemacht aus Prana, man kann auch sagen unsere Energiehülle
  • Manomaya Kosha, die Hülle gemacht aus Denken und Fühlen, also unsere geistig, emotionale Hülle
  • Vijnanamaya Kosha, die Hülle gemacht aus Erkenntnis und Verstehen, eben die Erkenntnishülle

Und Karana Sharira, der Kausalkörper wird auch bezeichnet als Ananda Maya Kosha bezeichnet, als Hülle gemacht aus Wonne und Freude. Deine wahre Natur: Atman das Selbstbewusstsein jenseits aller Körper und jenseits aller Hüllen.

Yoga sagt jetzt: es sind alle Teile des Menschen miteinander verbunden. Gesundheit und Krankheit kann irgendwo beginnen und setzt sich dann in den anderen Koshas fort. [...]

Heilung kann auch geschehen von der Manomaya Kosha aus. Kann sein, dass du eine körperliche Erkrankung hast und vielleicht hängt sie damit zusammen, dass du Minderwertigkeitsgefühle hast, dass du dich gekränkt fühlst, dass du voller Ärger bist, unterdrückten Zorn hast usw. Es kann sein, dass du in eine neue Situation kommst und die neue Situation hilft dir andere geistig-emotionale Zustände zu erleben.

Es kann sein, dass du eine Psychotherapie mitmachst und dass sie dir hilft. Als ein Beispiel: Es gibt empirische Studien, die zeigen, dass eine Psychotherapie hilfreicher ist bei Rückenproblemen, als viele andere Ansätze. Rückenprobleme haben sehr viel zu tun mit der Manomaya Ebene. In diesem Sinne: An deiner Psyche zu arbeiten, kann helfen körperlich gesund zu werden.

Es kann auch die Pranamaya Kosha helfen. Es gibt Formen der Energiemedizin/Energieheilung. Es gibt Prana Heilung, Reiki, Homöopathie, Edelsteinmedizin und viele andere, was auf die Energieebene wirkt. Du kannst auch einfach in die Gegenwart eines heilsamen Menschen kommen, du spürst eine Energieübertragung und plötzlich geht es dir besser. In diesem Sinne: Krankheit kann geheilt werden über Energie.

Energie kann auch über die Manomaya Ebene wirken. Angenommen du bist irgendwie erschöpft und aus der Erschöpfung kommt auch Erkältungsanfälligkeit und vieles andere. Du übst du Yoga, Asana, Pranayama, Meditation und gehst vielleicht mal zu einer Ferienwoche zu Yoga Vidya.

Dann merkst du, dass du mehr Energie hast. Plötzlich empfindest du wieder Freude im Leben, es kommen positivere Emotionen. Durch das Mehr an Prana siehst du plötzlich einen Sinn im Leben und dem Körper geht’s auch besser. Also Heilung beginnend aus Manomaya Kosha. Oder gar nicht selten ein Mensch findet eine neue Liebe und angenommen das klappt dann unproblematisch. Dann ist auch wieder neuer Lebenssinn, neue Lebensfreude, mehr Energie und einige Erkrankungen verschwinden.

So kannst du, wenn du irgendwo eine Erkrankung hast überlegen, was könnte ich tun, um gesundzuwerden. Was könnte ich tun auf der physischen Ebene – Annamaya Kosha. Da gibt es Dinge vom Yoga her wie Körperübungen, Atmung, Entspannung und Ernährung. Was könnte ich medizinisch, Schulmedizinisch, ayurvedisch, Naturheilkundlich usw. tun.

Du könntest auch überlegen was könnte ich tun für meine Pranamaya Kosha, für meine Energiehülle. Wie könnte ich mein Prana erhöhen. Hat die Erkrankung auch eine emotionale Komponente? Bin ich vielleicht bevor ich erkrankt bin in einem emotionalen Zustand gekommen? Wäre die Krankheit weniger, wenn ich andere emotionale Zustände habe? Könnte ich auf der Ebene arbeiten?

Du könntest auch überlegen: Gibt es auch einen Sinn in meinem Leben, der abhanden gekommen ist? Hat die Krankheit vielleicht einen Sinn, gibt mir diese Krankheit bestimmte Erfahrungen, die hilfreich sind, an denen ich wachsen kann, die vielleicht gut sind. Und die Frage kann auch natürlich sein: Ist es eine karmische Erkrankung, die ich nicht verstehen kann, die von einer höheren Warte kommt und wo sich mir der Sinn erst nachträglich erschließt.

Vielleicht magst du einen Moment nachdenken, ob du gerade irgendeine Erkrankung hast. Was hat diese Erkrankung auf der physischen Ebene, geht sie einher mit irgendwas auf der Prana Ebene, auf der geistig emotionalen Ebene, hat die Erkrankung was zu tun mit irgendwelchen Sinnkontexten oder ist sie vielleicht auch eine höhere karmische Erkrankung. Und du kannst überlegen was du auf der physischen Ebene, für die Energien, für die Emotion/die Psyche tun kannst, um mehr sehr Sinn im Leben zu sehen oder dich zu öffnen für göttliche Gnade oder die Heilkraft aus dem Inneren.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS024 Finde deine Wesensnatur

Dies ist der 24. Teil der Yoga Vidya Schulung zum Thema deine Wesens- oder wahre Natur finden. Die Frage „Wer bin ich?“ ist eine der entscheidenden Fragen. Im Lauf dieser Lektion werden nur ein paar Anregungen dazu gegeben. Weitere Lektionen und Anregungen werden im Rahmen dieser Schulung folgen.

Relative Natur & absolute Natur

Absolute Natur

Die absolute Natur ist ein Thema des Jnana Yoga, von Vedanta. Jnana Yoga sagt: Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit – Satchidananda, dein Selbst, Atman, ist letztlich eins mit Brahman, mit dem Absoluten. Es ist gut, das sich immer wieder zu vergegenwärtigen.

Der Körper geht durch verschiedene Prozesse, ist mal gesund und mal krank. Deine wahre Natur ist Satchidananda und selbst wenn dein Körper irgendwie schmerzt und Schwierigkeiten macht, du selbst bist immer Satchidananda. Deine Psyche geht durch verschiedene Prozesse. Du fühlst dich mal mehr und mal weniger froh, du hast mal mehr Ideen, mal weniger, du bist mal konzentrierter, mal weniger konzentriert. Dein Geist, dein Chitta, geht durch verschiedene Bhumis, all das geschieht, kommt und geht, aber du selbst, als Selbst, bist Satchidananda.

Relative Natur

Die relative Natur ist auch ein Thema, die im Ayurveda und in der Bhagavad Gita eine Rolle spielt, auf die ich in den künftigen Vorträgen  eingehen werde. Es gibt auf Sanskrit dafür drei Ausdrücke:

  1. Prakriti: Die gesamte Natur, die ganze Welt, das was im Vedanta als Maya und Jagad beschrieben wird, ist im Samkhya System (eines der verschiedenen philosophischen oder auch Begriffssysteme in Indien) Prakriti, die gesamte Natur.

Prakriti ist aber auch deine individuelle Natur, die Tiefe deiner Psyche.

  1. Swarupa: Deine eigene Natur. Swarupa kann sich auch auf die höchste Natur beziehen, es gibt den Ausdruck ‚Satchidananda Swarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit‘. ‚Swa‘ heißt eigen, ‚rupa‘ heißt sowohl Natur als auch Form, Swarupa kann auch relativ verstanden werden, deine relative Wesensnatur.
  2. Svabhava: Das tiefe innere Empfinden und Gefühl, ‚bhava‘ heißt Gefühl, Empfinden, aber auch Seinszustand.

So gilt es auch herauszufinden, was der eigene bewusste Gemütszustand ist, was man in der Tiefe vom Charakter her ist. So hilft es durchaus heraus zu finden, was besondere Stärken und Fähigkeiten sind. Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:

Astrologie: z. B. Sonne Schütze, Aszendent Wassermann, welcher Planet in welchem Haus – vielleicht hilft dir das etwas über deine Natur herauszufinden.

 

Ayurveda:

Im Ayurveda gibt es Vata, Pitta und Kapha, auch dies kann dir helfen zu erkennen, was du im relativen, im Besonderen bist.

  1. Vata - Luft

Vata ist Luft, bzw. Luft und Äther zusammen. Vata heißt eine gewisse Leichtigkeit, die Fähigkeit vieles wahrzunehmen, mit vielen zu kommunizieren.

  • Extravertiert Vata: Auf andere zugehen, mit anderen etwas tun wollen, Anregung brauchen usw.
  • Introvertiert Vata: Sensibel, manchmal auch hypersensibel, alles fühlen und spüren, öfters abschirmen müssen um nicht zu viele Eindrücke zu haben, um sich zu regenerieren.
  1. Pitta – Feuer

Der Pitta-Typ ist der feurige Typ, der für etwas brennt, der sich durchsetzen will, der erfolgsorientiert ist, vielleicht auch Lob braucht, der begeisterungsfähig ist.

  • Introvertiert Pitta: Dinge allein machen wollen, das Gefühl haben alles allein machen zu müssen, leistungsorientiert.
  • Extravertiert Pitta: Andere zur Begeisterung mitreißen, geborene Führungspersönlichkeit, andere begeistern und mitreißen können, braucht das Zusammensein mit anderen.
  1. Kapha – Erde und Wasser

Kapha ist Wasser und Erde.

  • Introvertiert Kapha: regelorientiert; Erdelement überwiegend
  • Extravertiert Kapha: Gemütlichkeitsmensch, andere zur Gemütlichkeit bringen wollen, um andere kümmern, andere zu Langsamkeit und Selbstfürsorge anhalten, in Gruppen dafür sorgen, dass andere sich nicht überbeanspruchen, zu sehr ins Vata gehen und die Bodenhaftung verlieren, nicht zu sehr ins Pitta und ausbrennen, er hält die Gruppe zusammen, Wasserelement überwiegend

Jetzt kannst du dir überlegen, ob du zu einem dieser Typen dazu gehörst, ich hatte schon über die vier Elemente, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther, gesprochen, die hängen auch mit Vata, Pitta und Kapha zusammen.

Hilfreich ist auch zu überlegen was deine Stärken sind und wie du sie einsetzen kannst:

  1. Extravertiert Vata: Fähigkeit mit anderen zu sprechen, verschiedenes probieren, neugierig sein.
  2. Pitta: Fähigkeit viel zu tun, lange etwas zu tun, immer wieder probieren, zielorientiert, leistungsorientiert.
  3. Kapha: Langsameres Erledigen von Dingen, aber dafür dauerhafter i.S.v. steter Tropfen höhlt dein Stein, Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, ein Vogel baut sein Nest Ast um Ast. Der Kapha Typ wird sich auf das Langfristige verlegen.

Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass andere anders als du sind. Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass deine Wesensnatur alleine auch nicht ausreicht. Du musst auch manchmal, selbst wenn du introvertiert bist, auf andere zugehen. Du brauchst auch mal eine Phase der Überlegung, mit dir allein, selbst wenn du extravertiert bist. Und du musst dich auch mal an Regeln halten, selbst wenn dir eigentlich Regeln nichts bedeuten. In diesem Sinne: Nutze deine Stärken, aber achte darauf, dass du in dem Maße wie nötig, auch andere Aspekte deines Geistes benutzt. 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS023 Bekommen, was du wirklich willst

Diese 23. Einheit im Rahmen der Yoga Vidya Schulung stellt eine Art Fortsetzung der vorangegangenen Lektion dar, wo es darum geht, herauszufinden, was du willst. Wenn du wirklich weißt, was du willst, dann wäre der nächste Schritt zu bekommen, was du willst. Natürlich gehe ich davon aus, dass du ein ethischer Mensch bist und dass du nur das wirklich willst, was ethisch ist.

Vielleicht bist du auch ein Mensch, der viel Gutes bewirken will, vielleicht bist du auch ein Mensch, der dienen will und sich vielleicht auch als Diener des Göttlichen ansieht. Du könntest es auch umformulieren: Nicht nur bekommen, was du willst, sondern umsetzen, was du spürst, was deine Aufgabe, deine Mission ist.

Swami Sivananda hat ein Buch geschrieben „Die Kraft der Gedanken“, bzw. „Gedankenkraft“ („Thought Power“ auf Englisch, verschiedene deutsche Auflagen haben verschiedene Titel), dort geht es auch darum, wie du deine geistigen Kräfte einsetzen kannst. Ich möchte hieraus ein paar Tipps geben:

  • Sei dir bewusst: Gedanken sind Kräfte

Autosuggestion und Visualisierung sind hilfreich. Wenn du also weißt, was deine Aufgabe ist, oder wenn du weißt, was du erreichen willst, dann nutze entsprechende Affirmationen oder Suggestionen. Z. B. kannst du morgens, wenn du aufwachst sagen: „Ich werde das und das tun, ich freue mich darauf, das und das zu erreichen, ich freue mich darauf, das und das erfolgreich abzuschließen“. So stimmst du deinen Geist freundlich und auch zuversichtlich und du bringst Kräfte hinein.

Wenn dein Geist dir sagt „Das schaffst du doch nie“, dann sage: „Ich werde es erfolgreich abschließen. Ich freue mich darauf, es erfolgreich abzuschließen“. Und wenn dein Partner/deine Partnerin oder Bekannte oder Freunde dir sagen „Das ist zu viel, das kriegst du nie hin“, sage innerlich: „Ich werde es hinbekommen, ich freue mich darauf, das und das zu tun“. Du musst dich deshalb nicht mit anderen streiten, aber du kannst innerlich sagen „Ich freue mich darauf das und das zu tun, ich freue mich darauf, das und das erfolgreich abzuschließen“.

Du kannst auch die Visualisierung nutzen: Du kannst dir vorstellen, wie du das und das machst, du kannst dir vorstellen, wie es abgeschlossen ist, du kannst dir vorstellen, wie du dich fühlen wirst, wenn du das Projekt erfolgreich abgeschlossen hast. Das ist auch etwas, wo du die Kraft deines Geistes nutzen kannst.

Also nutze Autosuggestion und Visualisierung, z. B. wenn du morgens aufwachst, oder am Ende der Meditation oder zu Beginn deiner Tätigkeit, oder auch vor dem Einschlafen. Nutze die Kraft deines Geistes, nutze Autosuggestion, Affirmation und Visualisierung.

 

  • Bleibe bei dem, wofür du dich entschlossen hast

Wenn du dich zu etwas entschlossen hast, dann bleibe dabei. Im Amerikanischen gibt es den Ausdruck „Once you decided, kill the alternatives“, etwas freundlicher übersetzt formuliert: Wenn du dich für etwas entschlossen hast, verwirf die Alternativen. Bevor du dich für etwas entschieden hast, kann es gut sein, viele Alternativen zu haben, wenn du dich entschlossen hast, bleibe dabei. Wenn dein Unterbewusstsein oder dein Geist dir andere Vorschläge macht, kannst du ihm zulächeln und sagen: „Danke für den Vorschlag, ich habe mich entschlossen“.

Ähnlich ist es auch, wenn dann deine beste Freundin oder dein bester Freund dir sagen: „Du nimmst dir zu viel vor“, dann kannst du auch sagen: „Danke, aber ich habe mich entschlossen“. Anstatt dich zu rechtfertigen, ist es auch hilfreich, zu den Menschen in deiner Umgebung zu sagen: „Ich weiß es ist schwierig und ich brauche deine Hilfe, könntest du mich unterstützen?“. Oder auch zu Partner/in, die dich vielleicht auch abbringen wollen, kannst du sagen „Ja, ich weiß es ist schwierig und ich brauche deine Unterstützung, könntest du mir helfen?“. Also in diesem Sinne, anstatt dich zu rechtfertigen, anstatt andere zu beschimpfen, bitte andere um Hilfe, auch dein Unterbewusstsein selbst, wenn es dir sagt, es sei zu schwierig, dann sage: „Ja, danke, ich brauche deine Hilfe, sage mir, was ich tun muss, um es zu erreichen“.

  • Lass dich nicht von Kränkungen und kleinen Enttäuschungen abbringen

Nutze aber etwaige Chancen auf dem Weg. Wenn du weißt, was deine Aufgabe ist, was du erreichen willst oder sollst, dann halte auch das Ziel vor Augen und frage dich öfters: Vor dem Hintergrund dieses Ziels – was sollte ich tun? Auf dem Weg dorthin wirst du vielleicht manchmal mit Menschen zusammen wirken müssen, die nicht so freundlich zu dir sind, du wirst zusammen wirken müssen mit Menschen, die vielleicht sogar unverschämt sind.

Menschen, die erfolgreich sind, sind solche, die sich davon nicht zu sehr in die Irre führen lassen. Es gibt manche Menschen, denen ist es irgendwo wichtiger aus Kränkungen heraus zu handeln, als das umzusetzen, was sie merken, was ihre Aufgabe ist. In diesem Sinne, wenn du mit Menschen zusammen bist, gehe mitfühlend mit ihnen um, und gehe auch einfühlsam um, lerne es, gut zu kommunizieren. Aber lasse dich nicht abbringen von Kränkungen. Sei dir bewusst: Worum geht es, wohin will ich, wie komme ich dorthin?

Es gibt kleinere und größere Enttäuschungen und Fehlschläge, bewerte diese nicht über. Manchmal musst du ein zweites, drittes, viertes Mal etwas tun. Wie z. B. auch ein Kleinkind, das lernt zu laufen, fällt es immer wieder um. Wenn das Kind dabei enttäuscht wäre, würde es vielleicht nie wieder versuchen zu gehen, denn es schließt, dass Gehversuche Umfallen bedeuten. Ein Kind steht immer wieder auf, fällt immer wieder hin, es geht wieder und wieder und irgendwann hat es gehen gelernt. So ähnlich wird es auch immer wieder Fehlschläge geben. Mache weiter und du wirst dorthin kommen.

Nicht immer ist es ausreichend, das Gleiche immer wieder zu versuchen. Wenn die gleiche Vorgehensweise nicht zum Erfolg führt und auch beim dritten, vierten, fünften Versuch nicht erfolgversprechender ist, dann schaue, ob es eine andere Lösung gibt. Vertraue darauf, dass das Schicksal dir andere Weisen zeigen wird. Wenn es nichts nutzt, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und der vierte Versuch mit dem Kopf durch die Wand zu gehen nicht dazu geführt hat, dass die Wand nachgegeben hat, gehe vielleicht ein paar Schritte zurück und vielleicht siehst du irgendwo eine Tür. Vielleicht ist irgendwo die Wand zu Ende oder vielleicht gibt es irgendwo die Möglichkeit über die Mauer drüber zu klettern. Suche also nach Chancen.

In diesem Sinne – suche nach Chancen, halte dir vor Augen, was deine Aufgabe ist, was du erreichen willst. Nutze Affirmationen, Visualisierungen, Autosuggestionen. Bitte andere um Hilfe, lass dich durch Fehlschläge nicht zu sehr beirren. Verwirf Alternativen der Ziele, aber suche nach Alternativen der Methode und ergreife die Chancen, die das Schicksal dir gibt.

Vom höheren Standpunkt aus: Wenn Gott dir eine Aufgabe gegeben hat, wird er dir auch die Mittel geben, die du brauchst, um die Aufgabe zu erledigen. Er will aber, dass du auf dem Weg einiges lernt und deshalb wird er es dir oft nicht einfach machen. Er wird dir helfen, bei der Erledigung dieser Aufgaben Fähigkeiten zu kultivieren. Sei neugierig, was du auf dem Weg dorthin lernen wirst und welche Aufgaben du auf dem Weg bekommst.

Jetzt halte vielleicht einen Moment inne und überlege, ob etwas davon für dich von Relevanz sein kann.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS022 Wissen, was du willst

Im 22. Teil der Yoga Vidya Schulung geht es darum, zu wissen, was du willst, eine kurze Lektion über ein Thema, was man sehr lange behandeln kann. Bei Yoga Vidya haben wir auch ganze Seminare über Entscheidungsfindung, spirituelle Entscheidungsfindung und die ganze Bhagavad Gita hat auch das Thema, wie man gute Entscheidungen trifft. So soll das nur eine kürzere Abhandlung sein, in der Lektion zur Bhagavad Gita wird das Ganze noch auf ein tieferes Niveau gebracht.

Zunächst einmal geht es im Raja Yoga darum, Herrscher zu werden. Raja heißt Herrscher über den eigenen Geist, Raja Yoga heißt auch, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, aus der Opferrolle herauszukommen und bewusst Verantwortung zu übernehmen, in die Eigenverantwortlichkeit zu kommen. Daher auch die Frage: Was will ich eigentlich tief im Inneren? Der Bhakta würde übrigens weniger fragen: Was will ich? Sondern er würde Gott darum bitten: Zeige mir, was du willst. Es gibt z. B. auch einen Psalm-Spruch der sagt „Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten“, oder Jesus hat im Garten Gethsemane gesagt „Oh Gott, nicht mein Wille, dein Wille geschehe“.

In diesem Sinne könntest du auch sagen: „Tief im Inneren will ich das, was Gott von mir will und anstatt herauszufinden, was ich will, wäre es umso wichtiger herauszufinden, was will Gott von mir und was Gott von mir will, das will ich.“

Das funktioniert natürlich leichter, wenn du eine Beziehung zu Gott hast, du könntest aber auch sagen: „Ich möchte das, was gut ist für mich und für andere, ich möchte eine gute Kraft in dieser Welt sein“. Du kannst auch ein Gebet sprechen, sei es an Gott oder an das höhere Selbst, an Atman, oder auch an den Kosmos, an die kosmische Intelligenz und sagen: „Bitte sage mir, was zu tun ist“.

Tipps:

  1. Gebet

Angenommen, du bist ein spiritueller Mensch, höchstwahrscheinlich bist du einer, deshalb folgst du diesen Ausführungen. Wenn du kein spiritueller Mensch wärst, hättest du vielleicht jetzt schon, wo einiges über Gott gesagt wurde, abgeschaltet, abgebrochen zu lesen. So willst du wahrscheinlich etwas Gutes sein in dieser Welt, du willst eine gute Kraft sein, und du willst dich als Teil einer höheren Kraft sehen, dann ist der erst Tipp: Ein Gebet, z.B. „Bitte sage mir, was zu tun ist, bitte sage mir, was ich tun soll, bitte sage mir, was meine Aufgabe ist“.

  1. Aktuelle Situation & Handlungsalternativen

Mache dir zunächst klar in welcher Situation du bist. Dann kannst du überlegen, welche Aufgabe du in der Situation hast und welche Handlungsalternativen dir zur Verfügung stehen. Der folgende wichtige Schritt ist, dir vorzustellen, die Handlungsalternative getan zu haben und dass es erfolgreich oder nicht erfolgreich aus geht.

Du kannst das gern gleich ausprobieren, du kannst dich fragen: Vor welcher Entscheidung stehe ich, gibt es überhaupt etwas, wo ich mich entscheiden muss? Angenommen es gäbe zwei Alternativen, A und B. Dann überlege zuerst, wenn du dich für Alternative A entscheidest und es geht gut, wie wird es ausgehen? Was heißt das, wie fühle ich mich? Der nächste Schritt ist, du nimmst an, dich für Alternative A zu entscheiden und es geht schief. Überlege, was das heißt, wie sich das anfühlt, was es bedeutet. Angenommen, du entscheidest dich für Alternative B und es geht gut, was würde das heißen, wie fühlt sich das an? Und angenommen du entscheidest dich für Alternative B und es geht schief, was heißt das, wie fühlt sich das an?

Oft, wenn du dies so durchspielst, spürst du: „Ja, so muss ich es machen“, nicht immer reicht das aus, aber manchmal reicht das aus.

  1. Langfristige Perspektive

Eine weitere Möglichkeit wäre auch, erst einmal langfristig zu überlegen. Du kannst überlegen, was du langfristig willst und angenommen du weißt das, dann kannst du überlegen: Vom Standpunkt von dem, was ich langfristig erreichen will, was ist jetzt hilfreich?

Ein Beispiel: Angenommen, du hast dir etwas vorgenommen, z. B. willst du dich dafür einsetzen, dass in der Kantine der Firma, wo du arbeitest, auch vegane Gerichte angeboten werden. Das wäre dein Ziel, dann kannst du überlegen, welche Handlungsalternativen du hast, um dorthin zu kommen. Dann würdest du dir überlegen, was hilfreich ist um zu diesem Ziel hinzukommen.

Du wirst vielleicht mit Menschen sprechen müssen, mit denen du normalerweise nicht sprichst, du wirst vielleicht Verbündete suchen müssen, mit denen du normalerweise nicht so viel zu tun hast. Aber wenn du das übergeordnete Ziel vor Augen hast, kann es dir helfen, auch die kleinen Schritte zu gehen und nicht so sehr aus Kränkungen zu handeln, aus Mögen und Nicht-Mögen. Du machst dir bewusst, dass du in diesem Kontext das Ziel hast, dass es ein vegetarisches oder veganes Gericht in der Kantine deiner Firma gibt. Dann kannst du alles was kommt von dem Standpunkt aus beurteilen, was hilfreich in diese Richtung ist.

  1. Ans Unterbewusstsein/Überbewusstsein wenden

Anstatt Gott und die kosmische Intelligenz zu fragen, könntest du auch dich selbst fragen. Du kannst dich an dein Unterbewusstsein und dein Überbewusstsein wenden und sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, bitte liebes Überbewusstsein, (je nachdem was dir lieber ist), sage mir bis … was zu tun ist“. Morgens, wenn du aufwachst, kannst du kurz fragen: „Liebes Unterbewusstsein, hast du eine Antwort?“ Auch am Ende oder Anfang der Meditation kannst du deinem Unterbewusstsein oder Überbewusstsein fragen: „Bitte sage mir, bis … was zu tun ist“. Und beim Einschlafen kannst du dir sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, sage mir bis dann und dann, was zu tun ist“. So spürst du von innen heraus deine Aufgaben.

Dies waren einige einfache Anregungen, mehr findest du auf der Internetseite www.yoga-vidya.de, dort gibt es oben ein Suchfeld, da kannst du eingeben ‚Spirituelle Entscheidungen‘ und da findest du noch mehr Informationen zum Thema. Jetzt kannst du vielleicht ein paar Momente innehalten und überlegen: Gibt es schon etwas, wo du weißt, was du willst? Gibt es Entscheidungen zu treffen auf dem Weg dorthin? Hast du dich ablenken lassen auf dem Weg dorthin oder weißt du vielleicht nicht, was dein mittel- oder langfristiges Ziel ist? Dann kannst du überlegen, ob es die ein oder andere eben erwähnte Technik gibt, die du anwenden willst. Es ist immer gut, dir ein paar Momente zu nehmen und zu überlegen, was davon tatsächlich für dich hilfreich ist.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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