YVS024 Finde deine Wesensnatur

Dies ist der 24. Teil der Yoga Vidya Schulung zum Thema deine Wesens- oder wahre Natur finden. Die Frage „Wer bin ich?“ ist eine der entscheidenden Fragen. Im Lauf dieser Lektion werden nur ein paar Anregungen dazu gegeben. Weitere Lektionen und Anregungen werden im Rahmen dieser Schulung folgen.

Relative Natur & absolute Natur

Absolute Natur

Die absolute Natur ist ein Thema des Jnana Yoga, von Vedanta. Jnana Yoga sagt: Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit – Satchidananda, dein Selbst, Atman, ist letztlich eins mit Brahman, mit dem Absoluten. Es ist gut, das sich immer wieder zu vergegenwärtigen.

Der Körper geht durch verschiedene Prozesse, ist mal gesund und mal krank. Deine wahre Natur ist Satchidananda und selbst wenn dein Körper irgendwie schmerzt und Schwierigkeiten macht, du selbst bist immer Satchidananda. Deine Psyche geht durch verschiedene Prozesse. Du fühlst dich mal mehr und mal weniger froh, du hast mal mehr Ideen, mal weniger, du bist mal konzentrierter, mal weniger konzentriert. Dein Geist, dein Chitta, geht durch verschiedene Bhumis, all das geschieht, kommt und geht, aber du selbst, als Selbst, bist Satchidananda.

Relative Natur

Die relative Natur ist auch ein Thema, die im Ayurveda und in der Bhagavad Gita eine Rolle spielt, auf die ich in den künftigen Vorträgen  eingehen werde. Es gibt auf Sanskrit dafür drei Ausdrücke:

  1. Prakriti: Die gesamte Natur, die ganze Welt, das was im Vedanta als Maya und Jagad beschrieben wird, ist im Samkhya System (eines der verschiedenen philosophischen oder auch Begriffssysteme in Indien) Prakriti, die gesamte Natur.

Prakriti ist aber auch deine individuelle Natur, die Tiefe deiner Psyche.

  1. Swarupa: Deine eigene Natur. Swarupa kann sich auch auf die höchste Natur beziehen, es gibt den Ausdruck ‚Satchidananda Swarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit‘. ‚Swa‘ heißt eigen, ‚rupa‘ heißt sowohl Natur als auch Form, Swarupa kann auch relativ verstanden werden, deine relative Wesensnatur.
  2. Svabhava: Das tiefe innere Empfinden und Gefühl, ‚bhava‘ heißt Gefühl, Empfinden, aber auch Seinszustand.

So gilt es auch herauszufinden, was der eigene bewusste Gemütszustand ist, was man in der Tiefe vom Charakter her ist. So hilft es durchaus heraus zu finden, was besondere Stärken und Fähigkeiten sind. Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:

Astrologie: z. B. Sonne Schütze, Aszendent Wassermann, welcher Planet in welchem Haus – vielleicht hilft dir das etwas über deine Natur herauszufinden.

 

Ayurveda:

Im Ayurveda gibt es Vata, Pitta und Kapha, auch dies kann dir helfen zu erkennen, was du im relativen, im Besonderen bist.

  1. Vata - Luft

Vata ist Luft, bzw. Luft und Äther zusammen. Vata heißt eine gewisse Leichtigkeit, die Fähigkeit vieles wahrzunehmen, mit vielen zu kommunizieren.

  • Extravertiert Vata: Auf andere zugehen, mit anderen etwas tun wollen, Anregung brauchen usw.
  • Introvertiert Vata: Sensibel, manchmal auch hypersensibel, alles fühlen und spüren, öfters abschirmen müssen um nicht zu viele Eindrücke zu haben, um sich zu regenerieren.
  1. Pitta – Feuer

Der Pitta-Typ ist der feurige Typ, der für etwas brennt, der sich durchsetzen will, der erfolgsorientiert ist, vielleicht auch Lob braucht, der begeisterungsfähig ist.

  • Introvertiert Pitta: Dinge allein machen wollen, das Gefühl haben alles allein machen zu müssen, leistungsorientiert.
  • Extravertiert Pitta: Andere zur Begeisterung mitreißen, geborene Führungspersönlichkeit, andere begeistern und mitreißen können, braucht das Zusammensein mit anderen.
  1. Kapha – Erde und Wasser

Kapha ist Wasser und Erde.

  • Introvertiert Kapha: regelorientiert; Erdelement überwiegend
  • Extravertiert Kapha: Gemütlichkeitsmensch, andere zur Gemütlichkeit bringen wollen, um andere kümmern, andere zu Langsamkeit und Selbstfürsorge anhalten, in Gruppen dafür sorgen, dass andere sich nicht überbeanspruchen, zu sehr ins Vata gehen und die Bodenhaftung verlieren, nicht zu sehr ins Pitta und ausbrennen, er hält die Gruppe zusammen, Wasserelement überwiegend

Jetzt kannst du dir überlegen, ob du zu einem dieser Typen dazu gehörst, ich hatte schon über die vier Elemente, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther, gesprochen, die hängen auch mit Vata, Pitta und Kapha zusammen.

Hilfreich ist auch zu überlegen was deine Stärken sind und wie du sie einsetzen kannst:

  1. Extravertiert Vata: Fähigkeit mit anderen zu sprechen, verschiedenes probieren, neugierig sein.
  2. Pitta: Fähigkeit viel zu tun, lange etwas zu tun, immer wieder probieren, zielorientiert, leistungsorientiert.
  3. Kapha: Langsameres Erledigen von Dingen, aber dafür dauerhafter i.S.v. steter Tropfen höhlt dein Stein, Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, ein Vogel baut sein Nest Ast um Ast. Der Kapha Typ wird sich auf das Langfristige verlegen.

Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass andere anders als du sind. Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass deine Wesensnatur alleine auch nicht ausreicht. Du musst auch manchmal, selbst wenn du introvertiert bist, auf andere zugehen. Du brauchst auch mal eine Phase der Überlegung, mit dir allein, selbst wenn du extravertiert bist. Und du musst dich auch mal an Regeln halten, selbst wenn dir eigentlich Regeln nichts bedeuten. In diesem Sinne: Nutze deine Stärken, aber achte darauf, dass du in dem Maße wie nötig, auch andere Aspekte deines Geistes benutzt. 

___

Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein