Sukadev Bretzs Beiträge (5901)

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Wie unterrichtet man eine Yogastunde für Anfänger? Wie kann man eine offene Yogastunde für Anfänger gestalten? Was gilt es besonders zu beachten? Darüber möchte ich heute sprechen. Und wenn du unser Yoga Vidya Handbuch hast, kannst du auch gleich die Nummer 11.3. aufschlagen. Dort findest du auch einiges dazu. Zunächst ein paar Worte dazu.

Wie sollte eine Yogastunde für Anfänger beschaffen sein, was macht eine offene Yogastunde aus?

Eine offene Yogastunde Anfänger heißt, Menschen können dazukommen, ohne sich vorher anzumelden. Sie verpflichten sich nicht regelmäßig zu kommen, sondern sie kommen, wann immer sie Zeit und Lust haben. Sie wird auch als Drop-In Yoga Class bezeichnet oder Drop-In Yogastunden. Diese werden in Deutschland immer populärer, gerade in Fitnessstudios ist es geradezu üblich, dass die Yogastunden Drop-In Classes sind. Und auch sehr viele Yogacenter, auch Yoga Vidya Zentren haben auch offene Yogastunden Anfänger. Bei Yoga Vidya empfehlen wir normalerweise, dass Anfänger einen 10-wöchigen Yogakurs für Anfänger mitmachen, feste Gruppe, 10 Wochen lang oder wir können es erst mal unterteilen, 5 Wochen- das ist dann der Anfängerkurs und nochmal 5 Wochen- das ist dann der Aufbaukurs. Und das ist auch sehr sinnvoll.

Aber es gibt einige Kontexte, wo das nicht so angeboten wird und es gibt auch manche Regionen in Deutschland, wo Menschen Hemmungen haben, sich für 5 Wochen oder 10 Wochen zu verpflichten und lieber in Drop-In Classes kommen. Es gibt natürlich auch Menschen, die Reisen und die können dann auch nicht mehr als zu ein oder zwei Yogastunden kommen und es gibt auch Menschen mit Schichtdienst z.B., wo es auch nicht möglich ist regelmäßig zu kommen. Oder auch Menschen, die pflegebedürftige Eltern haben oder jüngere Kinder, wo es irgendwo schwerfällt regelmäßig zu kommen. Und was wir auch bei Yoga Vidya gerne haben ist, dass die Drop-In Classes für Anfänger auch Probestunden sind für Anfänger, dass Neulinge es mal ausprobieren können.

 

Vollständige Yoga Vidya Grundreihe

Was gilt jetzt im besonderen Maße für die offene Stunde Anfänger, die ich auch nenne „Yoga Vidya Reihe sanft“ oder „Sanfte Yogareihe“? Zunächst einmal die Yogareihe sollte vollständig sein. Das heißt, es braucht Anfangsentspannung, es braucht Atemübungen, es sollte Aufwärmübungen, dynamische Übungen geben, statisch gehaltene Asanas und dann die Tiefenentspannung. Also denke immer daran, wann immer du Yoga unterrichtest: Die wichtigsten Elemente sind enthalten. Da es eine offene Yogastunde ist, werden immer wieder Neulinge dabei sein, es werden aber auch Menschen dabei sein, die schon einige Wochen vielleicht sogar Monate bei dir sind. Und es gibt auch Menschen, die in die offene Yogastunde Anfänger gehen, obgleich sie schon jahrelange Yogaerfahrung haben, weil sie es lieben sanft zu üben. Ich lebe ja auch bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Dort haben wir z.B. Anfängerstunden und manchmal schau ich mal rein und ich finde es immer dann interessant, dass ich dort Teilnehmer finde, die schon seit zehn, fünfzehn Jahren zu Yoga Vidya kommen. Zum Teil sind es Yogalehrende, die selbst Anregungen suchen, wie sie vielleicht zusätzliches machen können, um in ihren eigenen Yogastunden etwas zu integrieren und zum Teil, weil sie einfach lieben sich mal nicht anzustrengen, sondern einfach ganz entspannt in einer Yogastunde zu gehen.

 

Der Ablauf

Das Wichtigste bei einer Anfängerstunde ist der Ablauf, er sollte ruhig und entspannend sein. Man sollte besser wenige Stellungen machen als zu viele. Wenn du z.B. die 11.3 aufschlagen würdest in unserem Yogalehrer Handbuch dann stellst du fest, dort sind sehr viele Übungen drin. Du solltest natürlich nicht all diese Übungen machen, sondern du siehst nur wie du die Yoga Vidya Grundreihe abwandeln kannst für Menschen, die eben noch nicht so viel üben können. Da siehst du eben, wie du statt dem Fisch den Hinterkopf auf den Boden gibst, statt der normalen Vorwärtsbeuge ein Band um die Füße geben kannst. Wie du statt der normalen Kobra den Nabel am Boden halten kannst und wie du die Katze machen kannst statt dem Bogen. Wie du den Drehsitz mit gestrecktem Bein anleiten kannst und so weiter. Und da gibt es natürlich noch sanftere Variationen. Aber mache nicht all diese Yogastellungen, sondern besser weniger Stellungen als zu viele.

 

Entspannung und richtige Atmung

Ganz besonders wichtig ist, dass du darauf achtest, dass Teilnehmende richtig atmen, entspannt und konzentriert sind. Die tiefe, bewusste Bauchatmung ist mit das A und O, grade bei Anfängern, damit Menschen zu sich kommen können, in sich ruhen, Kraft bekommen für alles andere. Dabei ist wichtig, dass sie sich immer wieder entspannen, loslassen und ein Gefühl des Loslassens haben. Und ganz besonders wichtig, dass die Konzentration da ist, indem die Teilnehmenden ganz im Hier und Jetzt sind, voll dabei sind, entsteht tiefe Erfahrung.

 

Entwicklung des Körpergefühls durch sanfte Ausführung

Was eine Anfängerstunde oder sanfte Stunde ausmacht ist, dass es nicht überanstrengend sein soll. Grad in der Anfängerstunde, egal ob offene Anfängerstunde oder Anfängerkurs, musst du immer wieder betonen Yoga ist kein Wettbewerb. Sei zwar ermutigend aber sage z.B. „jetzt übe langsam, später kannst du Fortschritte machen.“ So kommt es auch bei Anfängern nicht darauf an, dass sie die Stellungen gut oder vollkommen machen. Sondern, versuche auch nicht in den Anfängerstunden, die Teilnehmenden zu sehr in die Stellungen hineinzuschieben. Wichtig ist viel mehr, dass Teilnehmende ein gutes Körpergefühl bekommen. Dass sie sich selbst spüren und annehmen, so wie sie sich selbst erleben. Sie sollten dem urteilenden, analysierenden Geist eine Pause gönnen. Mehr spüren, mehr geschehen lassen, mehr empfinden. Die Teilnehmenden sollten die Freude des bewussten Atmens genießen, kennenlernen. Auch das Wahrnehmen von Energien im Körper und außergewöhnlichen Körpererfahrungen ist sehr hilfreich.

Z.B. wenn du die Krokodilsübung anleitest, wo du das Knie zur Brust hin ziehen lässt und anschließend das Bein ausstrecken lässt, spüren Teilnehmende, wie das rechte Bein sich länger anfühlt, weil eben Entspannung ein Gefühl der Ausdehnung erzeugt. Oder auch das seitliche Krokodil führt anschließend dazu, dass die Seite, die gedehnt wurde, sich tiefer anfühlt. Gerade diese außergewöhnlichen Körpererfahrungen, außergewöhnliche Wahrnehmungen führen Menschen dazu, dass sie besonders ins Hier und Jetzt kommen und irgendwie fasziniert sind vom Yoga. Also Entspannungsenergieerfahrungen, Weite-Erfahrungen, Wärme, Schwere, Leichtigkeit, Kribbeln usw. Und wir wollen Teilnehmenden verhelfen ein Gefühl der Entspannung, Leichtigkeit, Wohlbefinden, Energie zu haben und inneren Frieden, insbesondere nach der Yogastunde. Also das sind die Ziele davon.

 

Stimme des Yogalehrers

Wichtig ist natürlich auch, dass du zwar ruhig sprichst, aber auch laut genug und deutlich. Leider erlebe ich es immer wieder, dass Yogalehrende grade bei Anfängern und sanften Yogastunden zu leise sind. Und leider erfahre ich es immer wieder, dass Menschen mir sagen, sie können nicht zum Yogaunterricht gehen, weil sie den Yogalehrenden nicht verstehen. Die Yogalehrende flüstert: „Einatmen – Bauch hinaus, ausatmen – Bauch hinein“ Menschen ab einem gewissen Alter hören nicht mehr so gut. Wenn du zu leise sprichst, wird es ein Teil der Menschen geben, die dich nicht verstehen. Manchmal siehst du, dass Menschen dich nicht verstehen, weil sie immer wieder die Augen aufmachen und in deine Richtung schauen. Selten geben sie die Hand ans Ohr. Das machen sie nur dann, wenn du vorher ausmachst: „Wenn ich zu leise spreche, wäre ich dankbar, wenn jemand seine Hand ans Ohr hält.“ Wäre übrigens etwas, das du ausmachen kannst. Also sorge dafür, laut genug zu sprechen aber trotzdem sanft und entspannend. Auch Menschen haben Angst, etwas zu verpassen, wenn du zu leise sprichst. Also, grade bei sanften Yogastunden ausreichend laut sprechen, ausreichend betont sprechen, Lippen stärker bewegen, vielleicht sogar Mula Bandha üben während du sprichst.

 

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS346 Bhakti Yoga in der Yogastunde

Wie kannst du Bhakti Yoga also Gottesliebe in die Yogastunde hineinbringen? Wie reagieren Teilnehmende darauf? Und was gibt es dort im besonderen Maße zu beachten? Darüber möchte ich schreiben.

Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe. Bhakti heißt Hingabe, Liebe, Gottesliebe. Bhakti bedeutet, dass das Individuum sich öffnet für eine höhere Wirklichkeit. Und natürlich gibt es Bhakti Yoga als eigenständigen Yogaweg mit Gebet, mit Ritualen, mit Hingabe, mit Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes, mit Staunen, mit Dienen an Gott, dienende Nächstenliebe als Dienen an Gott usw. Und es gibt ja auch eine ganze Vortragsreihe über Bhakti Yoga.

 

Bhakti Yoga und Hatha Yoga kombinieren

Aber, und das ist das Schöne am Hatha Yoga, du kannst auch Bhakti Yoga ins Hatha Yoga hineinbringen und Menschen so zu tiefer Erfahrung zu verhelfen. Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die eine wäre, eine Bhakti Atmosphäre zu schaffen. Die zweite wäre, die Yogaübungen als Ganzkörperverehrung Gottes zu verstehen. Eine dritte Möglichkeit wäre, Gebet in die Yogastunde zu bringen. Eine vierte, Mantra in die Yogastunde zu bringen. Und eine fünfte, Zitate in die Yogastunde zu bringen.

Und übrigens: das Bhakti kann aus verschiedenen Religionen gefüllt werden. Du könntest eine religionsübergreifende Gottesliebe lehren. Du könntest eine hinduistisch geprägte Gottesliebe lehren, auch eine moslemische und auch eine christliche. Wie du das nachher machst, das musst du sehen anhand deiner eigenen spirituellen Anbindung und natürlich auch dem Kontext, in dem du unterrichtest.

 

  • Eine Bhakti Atmosphäre schaffen

Wenn du in einem Yoga Vidya Zentrum oder Ashram warst, dann fällt dir sicher auf, du findest Murtis, also Götterfiguren, du findest die Bilder der Meister, du findest Bilder und Abbildungen von Göttern und Göttinnen, insbesondere aus der indischen Mythologie. Die Bilder haben eine Auswirkung. Bilder wirken auf den Menschen. Und wenn du in deinem Yogastudio, Yogacenter solche Bilder hast, solche Murtis hast, macht es etwas mit Menschen, selbst wenn sie zunächst mal skeptisch sind. Nicht umsonst gibt es im Jahr 2018 inzwischen sehr viele Saunalandschaften, wo Buddha Figuren oder Shiva Figuren oder Thai, Bali, hinduistische Figuren sind. Nicht umsonst werben inzwischen fast alle, die gesundheitlich orientiert ist und mit Wellness verbunden ist, die verschiedenen Produktketten usw. mit Bildern aus indischer, buddhistischer oder fernöstlicher Mythologie.

All dies führt zur Herzensöffnung, ein Gefühl der Weite, Leichte und Entspannung. Sei da als Yogalehrender/Yogalehrende nicht zögerlich. Wenn selbst die Werbebranche die Symbolik des Hinduismus, des Buddhismus entdeckt hat als hilfreich für Wohlbefinden, warum sollten wir das als Yogalehrende nicht machen. Also du kannst eine spirituelle Atmosphäre im Yogastudio erzeugen, oder selbst, wenn du im Fitnesscenter bist, kannst du ja ein paar Bilder, eine Kerze oder eine Murti mitnehmen wie eine Art Reisealtar dort haben. Und du kannst auch Yogamusik abspielen, insbesondere Mantra Musik. Auch die berührt Menschen, auch die hilft Herz zu öffnen. Du könntest Räucherstäbchen, Duftöle dort entzünden bzw. dafür sorgen, dass dieser Duft da ist. All das ist eine Atmosphäre, die ans Herz geht. Nicht umsonst sind die meisten Weltreligionen damit verbunden über Bilder, über Worte, über Architektur, über Musik, über Geruch das Herz zu öffnen. Du kannst das auch in der Yogastunde machen.

 

  • Asanas als Ganzkörperverehrung Gottes

Die zweite Möglichkeit ist, die Asanas selbst zu unterrichten als Ganzkörperverehrung Gottes. Du kannst also in der Yogastunde selbst kannst du das thematisieren. Du kannst z.B. Teilnehmenden sagen, wenn sie auf dem Boden liegen: „Vertraue dich Mutter Erde an.“ „Die Erde nimmt dir alle Spannungen“ „öffne dich für die inspirierende Kraft des Himmels.“ „Stelle dir vor, Lichtenergie strömt in dich hinein.“ Das ist Bhakti.

Oder wenn Menschen Kapalabhati üben beim Anhalten: „Spüre dich verbunden nach oben“, „fühle Lichtenergie von oben und nach oben“. Das ist eine Bhakti Erfahrung, sich mit einem Licht verbunden zu fühlen. Im Sonnengruß sage „Öffne dich zum Himmel und öffne dich zur Erde.“ Oder du kannst es sogar so sagen: “Es ist eine Ganzkörperverehrung des Göttlichen“. Wenn du im Schulterstand bist oder den Schulterstand anleitest, kannst du sagen: „Neige deinen Kopf in Demut, als Symbol für Annehmen deines ganzen Schicksals.“ Wenn du in die Vorwärtsbeuge gehst oder die Vorwärtsbeuge anleitest, kannst du sagen: „Es ist eine Übung der Hingabe und des Loslassens“. Die Kobra ist dann eine Übung der Herzensöffnung und der Liebe zu allen Geschöpfen und zum Göttlichen.

In diesem Sinne kannst du die Asanas und die ganzen Yogaübungen üben lassen als Ganzkörperverehrung Gottes. Und das kannst du natürlich auch noch verbinden mit Gebet.

Du kannst Teilnehmende in die Stellung hineinführen und dann ein Gebet vorschlagen. Z.B. in der Vorwärtsbeuge: „Lieber Gott gib mir die Demut mich hinzugeben alles loslassen.“ In der Kobra: „Liebe höhere Wirklichkeit, berühre mich im Herzen, lass mich alle Mitgeschöpfe vom Herzen her lieben.“ Oder im Halbmond: “Oh Gott, mein Herz öffnet sich in Freude und Liebe.“ Du findest Anregungen dazu in den Yogastunden, auf Video Bhakti Yogastunden und anderen Yogastunden, wie du das machen kannst.

 

  • Du selbst als Instrument des Bhakti

Natürlich die nächste Möglichkeit wäre, du selbst bist Bhakta in der Yogastunde. Du selbst machst dich zum Instrument. Nicht umsonst sagt Krishna in der Bhagavad Gita, dass das Lehren von Yoga die höchste Gottesverehrung ist. Wenn du Yoga unterrichtest, unterrichte Yoga nicht, um Geld zu verdienen oder um deinen Lebensunterhalt zu fristen, sondern mache es, um Gott zu dienen, dem Guru zu dienen, der göttlichen Wirklichkeit zu dienen, Gutes zu bewirken in der Welt. Natürlich du musst auch deinen Lebensunterhalt verdienen und es ist jetzt nicht schädlich, wenn du dabei auch etwas Geld verdienst, aber das sollte nicht deine vorrangige Motivation sein, Yoga zu unterrichten. Unterrichte Yoga als Gottesdienst als Gottesliebe und sei selbst voller Hingabe und bitte das Göttliche, die Göttin, Gott, den Meister durch dich hindurch zu wirken. Wenn du selbst diese Einstellung hast als der Bhakti, dann werden deine Worte die richtigen sein und deine Teilnehmenden berühren.

 

  • Mantras in der Yogastunde

Nächste Möglichkeit ist, Mantras in die Yogastunde einfließen zu lassen. Du kannst in der Yogastunde auch zu Mantras anleiten. Du kannst den Teilnehmenden sagen, sie sollen in der Vorwärtsbeuge ein Mantra der Hingabe wiederholen z.B. Om shri ramaya namah. Sie können im Kopfstand ein Mantra wiederholen, was Selbstbewusstsein gibt und Stärke wie z.B. Om shri durgayai namah. Oder sie können im Drehsitz ein Mantra wiederholen usw. Der Lehrer könnte also die Teilnehmenden anleiten, Mantras zu wiederholen, du könntest auch selbst Mantras wiederholen, du könntest auch selbst singen während der Asanas. All das kannst du nutzen, um damit Bhakti in die Yogastunde zu bringen.

 

  • Texte in die Yogastunde bringen

Die vorletzte Möglichkeit wäre, rezitiere Texte aus den großen Schriften und Büchern von Swami Sivananda. Es gibt schöne Texte von Swami Sivananda z.B. aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ aus dem Kapitel „Liebe“ oder „Leben“. Da sind solche wunderbaren Worte dabei, die Menschen sofort ans Herz gehen. Du könntest natürlich auch aus anderen heiligen Schriften etwas lesen, was Menschen im Herz berührt und Bhakti, Gottesliebe kultiviert.

 

  • Lass die Teilnehmer die reine Stille im Hier und Jetzt erfahren

Die letzte Möglichkeit wäre einfach Hatha Yoga unterrichten, dass Menschen ganz im Hier und Jetzt sind, und dann zwischendurch in die reine Stille gehen. „Sei still und erfahre Gott“ so ist mit leichter Abwandlung ein Bibelzitat. Es heißt eigentlich „Sei still und wisse, ich bin Gott.“ Aber du könntest noch sagen, führe deine Teilnehmenden zu tiefer Konzentration, ins Hier und Jetzt, alles innerlich loszulassen. Und die großartige Stille, die dann zu erfahren ist, ist letztlich eine Erfahrung des Göttlichen, die Menschen in die Bhakti, in die Gottesliebe bringt.

Das waren also einige Anregungen, wie du Bhakti, Gottes Liebe in die Yogastunde hineinbringen kannst. Om om om

 

Und ich möchte noch auf ein paar Sachen hinweisen: zum einen gibt es Bhakti Yoga Yogastunden im Internet. Am leichtesten findest du diese in der Yoga Vidya App, wo du ja Zugriff hast auf mehrere hundert Yogastunden als Video ganz kostenlos. Du kannst es auch auf YouTube finden, du kannst z.B. suchen nach „Bhakti Yoga Yogastunden Sukadev“ oder nach „Asanas als Ganzkörperverehrung Gottes – Yoga Vidya“ und so kommst du zu den entsprechenden Videos. Oder geh mal zu einem Weiterbildungsseminar Bhakti Yoga bei Yoga Vidya oder auch die 9-tätige Weiterbildung „Bhakti Sutra“ oder auch „Bhagavad Gita“, dort lernst du diese auch zu erfahren und anzuleiten, Asanas und Pranayama, Yogastunden als Bhakti Yoga.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wie kannst du Yoga-Spiritualität in die Yogastunden hineinbringen?

Bei Yoga Vidya ist dies einer der Schwerpunkte. Wir möchten Menschen helfen, spirituelle Erfahrungen zu machen, weil wir der Überzeugung sind, dass es dies ist, was Menschen am tiefsten berührt. Wie kann man das nun erreichen?

      1.: Zunächst einmal kann man einfach sagen: Indem Menschen im Hier und Jetzt sind, und indem wir ihnen Momente der Stille geben. Sowie der Mensch im Hier und Jetzt, in der Konzentration ist, und dann in der Stille, kann spirituelle Erfahrung auftreten. Eine Möglichkeit wäre also: Verhilf dem Teilnehmer/der Teilnehmerin dazu, ganz im Hier und jetzt zu sein, die Bewegung bewusst zu spüren, den Atem bewusst zu spüren. Und zwischendurch halte den Mund, sage nichts, lass den Teilnehmer/die Teilnehmerin spüren. So tritt spirituelle Erfahrung auf, sogar, ohne dass du ein Wort der Spiritualität sagst.

  1. Möglichkeit: Schaffe eine spirituelle Atmosphäre. Du kannst, wenn die Teilnehmenden ins Yogastudio kommen, eine Mantra Musik abspielen. Du kannst einen erhebenden Geruch von Räucherstäbchen oder Duftöl dort haben. Habe Götterbilder von Shiva, Brahma, Vishnu, Saraswati und Durga. Als Lehrer kannst du den Yogaraum spirituell prägen, du kannst einen Altar und eine Kerze haben. Du kannst zum Anfang und zum Ende der Yogastunde Mantras sprechen. Eine spirituelle Atmosphäre kann also auch zu einer spirituellen Erfahrung verhelfen.
  2. Möglichkeit: Bringe Bhakti Yoga in die Yogastunde, nicht allein über die Atmosphäre. Du kannst den Teilnehmenden, z.B. wenn sie auf dem Rücken liegen, sagen „Vertraue dich der Erde an… Öffne dich für den Himmel…“ Und wenn sie sich nach hinten beugen „Öffne dein Herz zum Himmel hin…“ Wenn sie sich nach vorne beugen „Verneige dich vor Mutter Erde…“ Und je nachdem, in welchem Kontext du unterrichtest, kannst du durchaus auch den Begriff „das Göttliche“ verwenden. Du kannst sagen „Der Sonnengruß ist auch eine Ehrerbietung an das Göttliche. Mache den Sonnengruß als Ehrerbietung nach oben zum Himmel, und Ehrerbietung nach unten zur Erde, Ehrerbietung zu allen Wesen.“ Wenn du die Kobra ansagst, kannst du auch sagen „Öffne dein Herz und spüre Weite und Verbundenheit.“ Wenn du die Vorwärtsbeuge ansagst, sage „Spüre Demut und Loslassen, Vertrauen.“ So kannst du über das Hineinbringen von Bhakti Yoga Spiritualität in deine Yogastunde bringen.
  3. Möglichkeit: Vedanta/Jnana Yoga, also die Beobachtung. Lasse die Teilnehmenden beobachten, wie der Körper sich bewegt. Und wie der Körper dann in die Stellung hineingeht. Dann kannst du sie spüren lassen, wie der Körper sich anfühlt. Da kannst sie spüren lassen, wie der Atem geht. Du kannst sie spüren lassen, wo vielleicht Empfindungen, Emotionen, Gefühle sind. Du kannst sie spüren lassen, welche Wortgedanken/Bildgedanken da sind. Und du kannst sie dann dazu animieren, zu spüren, dass sie alles wahrnehmen, und dass sie nicht der Körper, nicht die Energien, nicht die Psyche, nicht die Worte und Bilder sind, sondern dass sie nur der Beobachter sind. Es gibt da wunderschöne tiefe spirituelle Erfahrungen. Letztlich kannst du sie anleiten zu fragen „Wer bin ich? Was ist wirklich?“

      5.: Du könntest sie auch anleiten zu der reinen Karma Yoga-Erfahrung. D.h. tun, was du kannst, und dann loslassen. Also in die Vorwärtsbeuge so weit hineingehen, wie möglich, und dann loslassen und beobachten. In die Kobra hineingehen, durchaus bemühen, und die Rückenmuskeln und die Latissimi nutzen, und die Brustkorbweite, und bewusst den Brustkorb öffnen – und dann innerlich loslassen, in der Stellung bleiben und spüren, welche Erfahrung es gibt. Anspannen und Loslassen, Anstrengung und Entsagung, das ist das, was Karma Yoga laut Bhagavad Gita ausmacht.

  1. Ein nächster Punkt wäre, Mantras in die Yogastunde zu bringen. Bei Yoga Vidya sind die Mantra Yogastunden mit Abstand die populärsten. Yogastunden mit Live Mantra Musik erfordert 1 bis zu 3 Musiker, es gibt eine Person, welche die Stellungen ansagt, weil die Gruppe groß ist, gibt es meistens 1 bis 3 Assistenten – das ergibt ein Team von 6 bis 7 Personen, die die Yogastunde anleiten, und dort haben Menschen großartige Erfahrungen. Sie kommen oft nachher auf die unterrichtenden Musiker zu und berichten, was für eine großartige Erfahrung sie hatten, wie das Herz sich geöffnet hat, wie sie geweint haben, wie sich Dinge aufgelöst haben. Aber auch wenn du allein bist, kannst du am Anfang und Ende der Yogastunde ein Harmonium nutzen und etwas singen, oder du kannst auch in einer Yogastunde singen, oder auch zwischendurch eine Mantramusik abspielen. Bei Yoga Vidya gibt es auch die Mantra-Yogalehrer Ausbildung, wo du lernst, wie du Mantras besonders geschickt, gut und stimmig in die Yogastunden einbringen kannst, um Menschen tiefe spirituelle Erfahrungen zu ermöglichen.
  1. Möglichkeit: Klangyoga, also das Integrieren von Monochord, Hang oder Sansula, von Klangschalen, Windspiel und so weiter in die Yogastunden. Auch dafür gibt es bei Yoga Vidya Yogalehrer Aus- und Weiterbildungen, damit du lernen kannst, wie du das sinnvoll einsetzen kannst, um Menschen damit zu spirituellen Erfahrungen zu verhelfen.
  2. Möglichkeit: Kundalini Yoga Techniken nutzen, also längeres Halten der Stellungen, und dabei Konzentration auf die Chakras. Wer längere Zeit z.B. im Schulterstand ist, und sich dabei auf das Vishuddha Chakra konzentriert, spürt das Vishuddha Chakra. Und das Spüren des Vishuddha Chakra kann zu einer spirituellen Erfahrung werden. Oder wer den Fisch länger hält, und das Anahata Chakra spürt: Das führt zu einer großen Herzensweitung. Oder wer in der Vorwärtsbeuge ist, und sich vorstellt: Einatmen zu untersten Wirbelsäule, Ausatmen über die Sushumna zum Sahasrara Chakra, dabei spürt, wie die Wirbelsäule vielleicht bewusst wird, oder warm wird, oder stark wird, der macht eine spirituelle Erfahrung. Im Kundalini Yoga lernst du also, dich auf Chakras zu konzentrieren, dich auf Nadis zu konzentrieren, Prana zu lenken, und das Spüren und Lenken des Pranas durch Bewusstsein, Visualisierung, vielleicht auch durch Mantra, hilft zu tiefer spiritueller Erfahrung.
  3. Möglichkeit: Im Raja Yoga die Stellungen verbinden mit Affirmationen. Du kannst in der Vorwärtsbeuge sagen „Ich bin geduldig, OM OM OM.“ Oder du kannst in der Kobra sagen „Ich öffne mein Herz.“ Oder du kannst im Kopfstand, dem König der Asanas, sagen „Ich bin im Gleichgewicht, ich entwickle Mut. Ich bin König über mein Leben.“ Oder im Drehsitz, welcher die Meisterstellung ist, kann man sagen „Ich entwickle Meisterschaft.“ Oder „Ich bin aufgerichtet, ich wende mich anderen Menschen zu.“ All das sind Methoden, wie du über Affirmationen zu spirituellen Erfahrungen kommen kannst.

Es gibt bei Yoga Vidya Yogastunden-Anleitungen für Yogastunden mit Jnana Yoga, mit Bhakti Yoga, oder auch Yoga mit Affirmationen, oder auch Yogastunde mit Chakra-Konzentration. All diese Yogastunden kannst du typischerweise in den Ashrams machen, in den Yoga Vidya Zentren, oder auch als Anleitungsvideo im Internet (z.B. auf YouTube).

  1. Mache dich selbst zum Instrument. Zu Anfang der Yogastunde sammelst du dich, stimmst dich ein auf Swami Sivananda (oder wer auch immer dein Meister ist), du lächelst deinen Teilnehmern innerlich zu, und du bittest die Meister, dass sie spirituelle Energie in der Yogastunde verbreiten. Du stellst dir vor, dass der Segen des Göttlichen und der Segen des Meisters auf deinen Teilnehmenden ruht, und auch durch dich hindurch wirkt. Diese Einstellung an sich hilft, dass dir die richtigen Worte kommen werden, und die richtigen Ideen für die Übungen, dass die Teilnehmenden spirituell berührt werden.
  2. Möglichkeit: Die sogenannte Selbstreflexion im Hatha Yoga bedeutet, die Teilnehmer in die Asana zu führen, die Asana halten zu lassen, und die Teilnehmenden können erst nachdenken, welche Emotionen und Gefühle dort ausgelöst werden, was ihnen das Ganze zu sagen hat, wofür die Symbolik der Asana steht. Und dann letztlich jenseits dieser Gefühle und jenseits dieser Worte gehen die Teilnehmenden dann in die Stille. Bei Yoga Vidya gibt es auch Wochenendseminare „Selbstreflexion im Hatha Yoga“, und im Rahmen der psychologischen Yogatherapie lernst du auch noch mehr, wie du so auch deine Teilnehmenden zu Selbstreflexion, zu Selbst-Spüren und schließlich zum Spüren eines höheren Selbst führen kannst.
  3. Möglichkeit: Du kannst, egal wie du Yoga unterrichtest, zum Schluss eine Meditation anleiten, Mantras wiederholen, vielleicht Mantras singen, oder auch eine Lesung machen. Du kannst also auch zum Abschluss der Yogastunde aus dieser Entspannung und der bewussten Wachheit eine spirituelle Erfahrung machen mit Meditation und Lesung.

Zusätzlich zu diesen allgemeinen Empfehlungen kannst du natürlich auch jeden spirituellen Vortrag in eine Yogastunde hineinbringen. Du könntest z.B. Yamas und Niyamas in die Asanas hineinbringen. Du könntest die Kleshas in die Asanas hineinbringen, du könntest die 5 Bhavas in die Yogastunde hineinbringen und so weiter. Das wird bei Yoga Vidya sehr viel praktiziert. Gerade wenn du bei Yoga Vidya die 2-jährige Yogalehrer-Ausbildung mitmachst, lernst du, immer wieder den theoretischen Teil auch in den Yogastunden zu erleben und zu erfahren. Heutzutage, wo Menschen oft nicht so gerne lange Vorträge anhören mögen, ist mit die einfachste Weise, tiefe Spiritualität zu vermitteln, der Hatha Yoga Unterricht. Fühle dich ermutigt, das tatsächlich auch so umzusetzen!

In den Yoga Vidya Ashrams, z.B. in Bad Meinberg, findest du eine große Bandbreite von Yogastunden, und die spirituellen Yogastunden gibt es neben den therapeutischen Yogastunden und den körperlich orientierten Yogastunden dort jeden Tag.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wie kannst du Menschen zu spiritueller Erfahrung in Yogastunden verhelfen? Wie kannst du Menschen helfen, die Tiefe der Seele zu spüren, die Verbundenheit mit anderen Wesen, die Verbundenheit zu einer höheren Wirklichkeit?

Yoga hat verschiedene Aspekte. Menschen üben Yoga zur Überwindung von verschiedenen Beschwerden und Krankheiten (wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bluthochdruck, Schlafstörungen usw.). Und Yoga hat sich als hilfreich dafür erwiesen.                                                    

Menschen machen Yoga, um sich zu entspannen, einfach, um den Stress des Alltags zu vergessen, sich körperlich zu entspannen, und dann sich auch wohl zu fühlen.                                           

Menschen machen Yoga, einfach um sich wohl zu fühlen. Sie machen auch Yoga, um mehr Freude zu haben. Die meisten Menschen kommen aus einer Yogastunde mit einem Gefühl der Freude heraus.                                                                                                                                                            

Menschen üben Yoga, um sich geistig zu entspannen, um abzuschalten von den Gedankenkarussells. Und es gibt kaum etwas Wirksameres, um aus Gedankenkarussells herauszutreten, und auch danach eine schöne Empfindung zu haben, als in eine Yogastunde zu gehen.

Aber Menschen haben auch eine tiefe spirituelle Sehnsucht. Letztlich werden Menschen langfristig nicht zufrieden sein, ohne dieser spirituellen Sehnsucht auch nachzugehen. Und die schönste, die erfüllendste Erfahrung eines Yogalehrers/einer Yogalehrerin ist, wenn Teilnehmende tiefe spirituelle Erfahrungen haben.

 

Was heißt überhaupt „spirituelle Erfahrung“?

Spirituelle Erfahrung kann verschiedenes heißen. Spiritualität hat etwas mit einer höheren Wirklichkeit, mit etwas Göttlichem zu tun, etwas, das über das Persönliche hinausgeht. Im Yoga sprechen wir von „Sat-Chid-Ananda“, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Wann immer jemand in der Yogastunde ein Gefühl hat von Weite und Verbundenheit, ist das eine spirituelle Erfahrung. Wann immer jemand die Erfahrung einer intensivierten Aufmerksamkeit hat (im Yoga würden wir sagen Chid, eine stärkere Bewusstheit), würden wir das als spirituelle Erfahrung bezeichnen. Wann immer jemand tiefe Freude erfährt, grundlose Liebe, ist auch das eine spirituelle Erfahrung.                

Zusätzlich gibt es auch noch Astralerfahrungen, die Menschen machen können. Menschen können erfahren, wie sie ein bestimmtes Chakra spüren, wie die Wirbelsäule warm wird, wie das dritte Auge pulsiert, wie eine Lichterfahrung in der Stirn zu spüren ist, wie sie plötzlich Auras sehen (Lichterscheinungen im Raum oder um ihre Mitschüler/Mitschülerinnen herum). All das wären Astralerfahrungen  –  spirituelle Erfahrungen.

 

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Hilfestellungen für Fortgeschrittene

Fortgeschrittene sind nicht nur Leute, die „die Füße von vorne, hinten und von der Seite an die Ohren bringen können“, sondern fortgeschritten in diesem Sinn ist jeder, der schon eine Weile Yoga macht. In diesem Sinne: Wenn jemand ein halbes Jahr oder ein Jahr in die Yogastunde kommt, und die Hände in der Vorwärtsbeuge nicht an die Fußgelenke bekommt, ist er trotzdem in dieser Definition fortgeschritten.                       

Natürlich machst du bei Fortgeschrittenen auch Korrekturen, dass die Yogastellung korrekt ist, dass der/die Teilnehmende auch spürt, wie sich eine Stellung gut anfühlt. Das ist identisch wie bei Anfängern. Natürlich sind die Adjustments auch mit dem Ziel, dass Entspannung entstehen kann, und dass der/die Teilnehmende Vertrauen zum Yogalehrer/zur Yogalehrerin hat – du hast also im Grunde die Zielsetzung der Anfängerkorrektur auch bei der Fortgeschrittenenkorrektur. Es kommen aber ein paar Dinge dazu.

Du schiebst den Teilnehmer/die Teilnehmerin weiter in die Stellung hinein, um ihm/ihr zu helfen, weiter voranzuschreiten. Ab einem gewissen Fortschritt braucht es tatsächlich die Hilfe eines Yogalehrers/einer Yogalehrerin, dass der/die Teilnehmende noch weiterkommt.

Sukadev berichtet aus seiner eigenen Praxis am Beispiel der Vorwärtsbeuge; dass er – als ursprünglich eher steifer Mensch – irgendwann die Hände zu den Füßen bringen konnte. Ab da haben seine Yogalehrer ihn behutsam immer weiter in die Stellung gebracht, bis er schlussendlich den Bauch auf die Oberschenkel und das Kinn auf die Knie ablegen konnte. Auf die gleiche Weise hat er gelernt, vollständig in die Stellung der Taube zu kommen. Er ist dankbar für diese Hilfe seiner Yogalehrer, denn alleine hätte er das nicht geschafft.

Auf die gleiche Weise kannst du Menschen vom Kopfstand in den Skorpion hineinhelfen, Menschen, die nie in der Lage wären, von sich aus den Skorpion zu machen. Und du kannst überhaupt Menschen helfen, erst einmal den Kopfstand zu erfahren. Hilf also bei fortgeschrittenen Menschen in Stellungen zu kommen, die sie alleine nicht beherrschen würden. Gerade wenn Menschen, die regelmäßig Yoga üben, merken, dass sie in Yogastunden erheblich weiterkommen, und daher auch tiefere Erfahrungen machen, weil der Yogalehrer/die Yogalehrerin stärker in die Stellung hineinhilft, dann kommen die Menschen gerne regelmäßig zur Yogastunde. Wenn dagegen die Fortgeschrittenen das Gefühl haben, zu Hause kommen sie genauso weit wie in der Yogastunde, dann überlegen sie: Warum sollte ich diesen Aufwand betreiben, Auto parken oder mich in die vollen U-Bahnen zu setzen? Oder bei Regen mit dem Fahrrad zur Yogastunde zu fahren? Übe ich doch lieber bei mir zu Hause. Daher, wenn du Fortgeschrittene unterrichten willst und unterrichtest, schiebe sie nach vorne! Jeder Fortgeschrittene sollte idealerweise nach jeder Stunde das Gefühl haben, dass er/sie mindestens eine Stellung besser in der Yogastunde machen konnte durch die Hilfestellungen der Yogalehrerin, als wenn er es alleine gemacht hätte.

Es gibt auch komplexere Yogastellungen, wo es nicht nur darum geht, fortgeschrittener in die Dehnung hineinzukommen. Z.B. die Füße hinter den Kopf zu bekommen (Yoga Nidrasana) ist nicht nur eine Frage der Flexibilität, es ist auch eine Frage des Wissens. Und alleine mit einer Abbildung merken die Menschen das nicht. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie das Bein hinter der Schulter sein muss, wie der Fuß hinter den Kopf geht, wo man die Oberarme hingibt, dass die Oberschenkel hinter den Oberarmen sind und so weiter. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann also dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie die Stellung geht und auf diese Weise auch helfen, die Stellung zu halten. Ähnlich auch im Handstand: Natürlich können die Teilnehmer/Teilnehmerinnen Handstand üben, aber du kannst zeigen, wie der Handstand aussieht, wie er sich anfühlt, wie die Ellbogen gebeugt sein sollen, wie der Kopf im Verhältnis zum oberen Rücken und so weiter ist. Die Adjustments bei Fortgeschrittenen sollen also auch zeigen, wie die Stellung überhaupt geht.

Natürlich gilt bei all diesen Adjustments und Hilfestellungen, dass du deine Teilnehmer selbstverständlich auch nicht schädigen solltest. Dort gilt es also, aufzupassen. Normalerweise sollten die Anfängerkorrekturen/Anfängerhilfestellungen unproblematisch sein. Es gilt nur, dass du die Hilfestellungen so machen musst, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir hat.                

Es gibt Menschen, die vielleicht schlechte Erfahrungen haben. Sexueller Missbrauch, unzüchtiges berührt werden, vielleicht von älteren Menschen, und die vielleicht gute Gründe haben, dass sie eventuell ein bisschen vorsichtig sind, und ein unverhofftes berührt werden nicht so schön finden. Dort gilt es, Rücksicht zu nehmen und sanft zu sein. Die Mehrheit der Menschen wird in der entspannten und geschützten Atmosphäre eines Yogaunterrichtes sich gut fühlen und sich entspannen, wenn du sie berührst. Solltest du aber bemerken, dass ein Teilnehmer/eine Teilnehmerin ein bisschen zusammenzuckt und verspannt, wenn du ihn/sie sanft berührst, dann wäre zu empfehlen, erst einmal die Berührungen sein zu lassen, und nach der Yogastunde unter 4 Augen kurz zu fragen, ob es okay ist, wenn du ihn/sie in den Stellungen berührst. Eventuell sagt der Teilnehmer „Ja, ich war nur etwas erschrocken, dass du plötzlich da bist.“ Ein Tipp wäre hier: Wenn du korrigierst, bewege dich nicht ganz lautlos. Geh nicht in der Stille lautlos zu einem anderen Menschen hin. Der Mensch hat vorher gedacht, du bist im östlichen Teil des Raumes, er ist im westlichen, und plötzlich taucht jemand auf und berührt – der Mensch zuckt zusammen. Entweder machst du deine Schritte hörbar, oder du sagst ein kurzes Wort, vielleicht an die ganze Gruppe, und dann weiß der Teilnehmer/die Teilnehmerin, wo du stehst. Angenommen, du hast eine große Yogastunde mit mehreren Assistenten und Assistentinnen (bei Yoga Vidya Bad Meinberg können bis zu 140 Menschen in einem großen Yogaraum sein), ist es gut, das vorher anzusagen. Dann wissen die Menschen, wenn von vorne eine Ansage kommt, kann auch von hinten jemand kommt, um sie zu berühren.

Bei fortgeschrittenen Korrekturen ist natürlich auch wichtig, dass du den Teilnehmer/die Teilnehmerin nicht verletzt. Es gibt manche Korrekturen, die kann man bei manchen Menschen machen, aber bei anderen nicht. Wenn du bei Yoga Vidya die Yogalehrer-Ausbildung mitmachst, dann lernst du natürlich, was es zu beachten gilt. Es gibt manche, bei denen kannst du im Pflug Zugkorrekturen machen, bei der Mehrheit machst du keine Hilfestellung, um jemanden tiefer in den Pflug zu bringen. So gibt es eine Reihe von Adjustments, die man nur bei bestimmten Menschen macht.

Es sei auch noch darauf hingewiesen, dass es eine Videoreihe „Typische Fehler und Korrekturen“ gibt. Da werden die wichtigsten Asanas vorgestellt, und da kannst du sehen, welche Adjustments gut sind. Es gibt auch zwei längere Videos, wo alle Adjustments und Hilfestellungen (sowohl Anfänger, als auch Fortgeschrittene) der Yoga Vidya Grundreihe gezeigt werden. Du findest die Videos auf YouTube, wenn du nach „Yoga Vidya Typische Fehler und Korrekturen“ suchst. Oder gehe auf die Internetseiten von Yoga Vidya, dort  findest du zu jeder der Yoga Vidya Stellungen auch die Korrekturen. Und wenn du eine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung mitgemacht hast oder mitmachst, findest du typische Fehler und Korrekturen, desgleichen Hilfestellungen (auch Fortgeschrittene) natürlich auch im Yoga Vidya Yogalehrer Handbuch (16. Auflage).

 

Bei Yoga Vidya gibt es auch sogenannte Bodywork-Seminare: Hineinhelfen in fortgeschrittene Asanas – auch ein hervorragendes Seminar für Yogalehrende, die insbesondere fortgeschrittene Teilnehmende unterrichten wollen. Dieses Seminar besteht geradezu daraus, dass Teilnehmende sich gegenseitig in fortgeschrittene Stellungen hineinhelfen, und so bekommst du eine Fülle von eigener Erfahrung, wie man fortgeschrittene Hilfestellungen machen kann.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Weihnachten kann man aus verschiedenen Sichtweisen sehen. Weihnachten beginnt mit dem 24. Dezember. Es ist die Wintersonnenwende. Ursprünglich bezieht sich Weihnachten auf die Saturnalienspiele im alten Rom. Das Saturnprinzip ist das Prinzip der Einschränkung, das Prinzip der Disziplin und der Askese. Am 21. bis 23. Dezember geht die Sonne in den Steinbock, das Saturnprinzip. Du kannst dir bewusst machen, Verzicht kommt zuerst. Manchmal kommen Krankheiten, schwere Erfahrungen und dann kommt die Freude. Im alten Christentum war der Advent eine Zeit der Entbehrungen, eine Fastenzeit. An Weihnachten selbst ist Freude, Lichter, Festessen und Geschenke, Liebe und Verbindung.

Man kann zum einen etwas lernen über das Saturnprinzip, das Entsagen, das Loslassen, die Einschränkung aber auch das Jupiterprinzip, das Überschwängliche, das Große und auch das Venusprinzip, die Liebe und die Verbundenheit. So kannst du in Weihnachten alle drei Aspekte sehen.

Die Weihnachtssymbolik gibt es auch in anderen Kulturen. Auf eine Phase der Entsagung folgt etwas Großartiges, Freude. So war es bei den Saturnalienspielen im Alten Rom, die Entsagungen, das Schwierige, danach folgt die Freude.

Das gleiche finden wir in der Symbolik des jüdischen Festes Chanukka. Das israelische Volk erlebte eine Phase der Fremdbeherrschung. Die griechische Dynastie der Antiochiden und der Seleukiden beherrschten das Land und den Juden wurde verboten, ihre Rituale auszuüben. Die Gruppe der Makkabäer vertrieben die Seleukiden und die Griechen. Die Fremdherrschaft war vorbei und es herrschte Freude.

So ähnlich stehst du manchmal unter der Fremdherrschaft deiner Süchte und Wünsche oder auch von Erwartungen durch andere. Es gilt sich davon zu befreien. Was wird in Chanukka gefeiert? Die Freiheit, die Befreiung aus Sklaverei und Herrschaft im Dezember. An Chanukka gab es auch ein Lichtwunder.

Auch im Hinduismus gibt es einen ähnlichen Mythos, Diwali, das Lichterfest. Es hat viele Bedeutungen und zelebriert vor allem die Rückkehr von Rama, dem Königsohn, nachdem er ein dutzend Jahre im Exil war. Währenddessen waren alle todtraurig. Nach Ramas Rückkehr in die Stadt waren alle froh. Es gab Freudenfeuer, es wurde gesungen und getanzt.

So kann es auch im Leben sein. Vielleicht hattest du schon einmal Gotteserfahrung, eine spirituelle Erfahrung von Liebe und von Freude. Vielleicht gab es eine Phase, wo Gott so weit weg schien. Oder du hast trotzdem aus Vertrauen heraus ein ethisches Leben geführt und spirituelle Praktiken gemacht. Aber es war schwer. Und plötzlich kommt Rama zurück, plötzlich kommt die Gotteserfahrung, plötzlich wieder Freude, plötzlich diese Liebe.

So steht auch Weihnachten dafür, dass es Trockenphasen gibt, gefolgt von dieser Euphorie. Eine weitere Symbolik finden wir in Weihnachten selbst.

 

Josef und Maria

Maria war schwanger und während der Schwangerschaft mussten sie das Zuhause verlassen und nach Bethlehem gehen, wo sie keinen Gasthof fanden. Sie mussten in einen Stall gehen.

Am 24. Dezember um Mitternacht hat Maria ein Kind geboren.

Mehrfache Symbolik: Entbehrung und davor Konflikte zwischen Maria und Josef. Josef hatte ja noch keinen Geschlechtsverkehr mit Maria gehabt. Jungfrauengeburt, das konnte Josef schwer annehmen. Vielleicht hatte sie mit einem anderen was gehabt. Aber Josef hat es schließlich geglaubt – Maria schwanger vom Heiligen Geist. Periode der Partnerkonflikte. In dieser Zeit der Schwangerschaft mussten sie zu Fuß mehrere Tage unterwegs sein. Dann kurz vor der Geburt, haben sie keine Herberge gefunden, und sind untergekommen in einem Stall. Es war Niemand da, keine Hebamme, keine Familie konnte helfen. Schwangerschaft und Geburt ganz allein um Mitternacht, wo alles dunkel ist und niemand zu Hilfe kommen konnte.

Aber dann großartige Erfahrung, große Freude. Es kamen die Engel, es kamen die Hirten und dann die Drei Könige. So symbolisiert auf dem spirituellen Weg Entbehrungen manche große Zweifel.

Jesus hatte eine Vision, dass der Engel ihm erschienen ist und alles erklärt hat. Aber dann war es trotzdem schwierig. Kurz danach mussten Maria und Josef mit dem Jesuskind fliehen, nach Ägypten, weil Herodes alle Kinder töten lassen wollte.

Das sind Symbolisierungen von bestimmten spirituellen Erfahrungen von Entbehrungen, Zweifel, Schwierigkeiten, Verfolgungen von außen oder auch durch innen. Zwischendurch erscheint der Engel, das Gefühl, dass Jesus in uns geboren wird.

In der Adventszeit können wir sagen, wenn das Herzchakra sich öffnet, wir voller Liebe und Freude sind, dann kann Jesus in das Gottesbewusstsein in uns geboren werden. Damit hört es nicht auf, die Bibel geht weiter. Es folgen die Flucht, die Rückkehr und Verfolgungen. Der lehrende Jesus, Jesus ans Kreuz geschlagen, die Wiederauferstehung und schließlich das Pfingsterlebnis, all das kann man auf spirituelle Weise interpretieren.

Man kann sagen, wenn Gott auf die Welt kommt, als Sohn Gottes, als Jesus, dann symbolisiert dies verschiedene Schritte, die wir auf dem spirituellen Weg auch gehen können.

So kannst du Weihnachten als ein Fest der Herzöffnung sehen für das Anahata Chakra. Du kannst in Weihnachten auch sehen, dass es nach Entbehrungen und Schwierigkeiten wieder gut gehen wird. Dass Gott manchmal gerade dann zu uns kommt, wenn es am schwierigsten ist. Vielleicht gerade dann, wenn es so scheint, als ob es nicht mehr geht, dann kommt ein Licht, Liebe, Freude und Gewissheit. Vielleicht kommen auch von außen Segnungen und man kann diese Freude mit anderen teilen. Und so lädt man ein, man gibt Geschenke und feiert im Kreis der Familie.

Übrigens, wenn du keine Familie hast, mit denen du feiern willst, in den Yoga-Vidya-Ashrams gibt es immer großartige Weihnachtsfeiern. Du kannst dann selbst überlegen, ob du es weihnachtlicher gestalten willst, mit dem Singen von Weihnachtsliedern und einem Weihnachtsbaum.

Du kannst es auch für dich selbst feiern. Im Ashram gibt es die Möglichkeit, dass du für dich selbst meditierst oder in die Satsangs gehst, die Yogastunden mitmachst, vielleicht auch ein Seminar und die Weihnachtsfeier außen vor lässt.

Es kann auch sein, gerade dann wenn du Konflikte damit hattest, oder zu Weihnachten noch nie einen Bezug hattest. Es kann sein das du etwas traurig bist, weil du im letzten Jahr jemanden verloren hast, sei es durch Tod, sei es durch Krankheit, sei es durch Konflikt oder Trennung und du deshalb nostalgisch bist, dann geh in einen Ashram und feiere dort Weihnachten. Du wirst feststellen, es ist etwas sehr Heilendes, Transformierendes, denn auch über Trennung und Verluste wachsen wir. All das kann bei einem Weihnachtsfest in einem Yoga Vidya Ashram transformiert werden.

Weihnachten hat natürlich mit Jesus zu tun. Das christliche Weihnachtsfest feiert die Geburt von Jesus Christus. Es gibt so viele Weisen wie du Jesus Christus sehen kannst. Angenommen du bist eher Yogi und hast wenig zu tun mit dem Christentum, dann kann dir die Yoga-Sichtweise vielleicht helfen, einen Bezug dazu zu bekommen.

Es gibt heute immer mehr Menschen, die atheistisch erzogen worden und aufgewachsen sind. Es sind inzwischen mehr Menschen, als jene, die mit christlichem Hintergrund aufgewachsen sind und irgendwann enttäuscht waren. Es sind sogar mehr Menschen als die, die mit christlichen Überzeugungen aufgewachsen sind und diese heute weiterhin haben. Da kann eine Yoga-Sichtweise helfen, die ursprüngliche Bedeutung des Weihnachtsfestes zu sehen, wenn man auf das Leben von Jesus Christus schaut und auf das Christentum.

Wir können Jesus vom Yoga-Standpunkt aus auf verschiedene Weisen interpretieren. Manche würden sagen, Jesus ist wie ein großer Meister. Und was Jesus gelehrt hat ist ähnlich wie das, was andere Meister lehren. Christen würden sagen, Jesus war mehr als das. Und so könnten wir vom Yoga-Standpunkt aus sagen, Jesus hat das, was wir im traditionellen Yoga als Avatar bezeichnen würden, Herabkunft Gottes.

Vom Yoga-Standpunkt aus würden wir den Ausschließlichkeitsanspruch von Jesus in Frage stellen. Wenn es nur eine einzige Herabkunft von Jesus gegeben hätte, wäre das eine große Einschränkung des Göttlichen. Warum sollte sich Gott nicht auch in Indien, Amerika oder Australien manifestiert haben.

Angenommen es gäbe Leben auf anderen Planeten, warum sollte sich Gott nicht auch dort manifestieren. Nehmen wir an, es gab andere Zeitalter in anderen Welten, wo es intelligentes Leben gab. Warum sollte sich Gott nicht auch dort manifestieren. Es bedeutet eine große Einschränkung zu sagen, Gott manifestiert sich nur einmal. Man kann durchaus sehen das Jesus in seinem Leben gewisse Ähnlichkeiten und natürlich Unterschiede hat zur Inkarnation als Rama, als Krishna oder auch als Dattatreya.

Vom Yoga-Standpunkt aus könnte man sagen, Jesus Christus ist eine Herabkunft in dieser Welt, um Menschen zu lehren wie man ein Leben mit Nächstenliebe, Mitgefühl, Konsequenz und auch persönlicher Entsagung leben kann.

Die Lehren von Jesus sind sehr ähnlich wie die Lehren, die wir im Yoga finden. Jesus lehrte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Patanjali im Yoga-Sutra erwähnt immer wieder, übe Maitri Bhavana, die tätige Nächstenliebe. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, tue anderen Gutes. Auch Krishna in der Bhagavad Gita sagt immer wieder, Karma-Yoga, uneigennütziges Dienen und das mit Liebe, das ist es, was einen spirituellen Menschen auszeichnet.

So wie Jesus gesagt hat „ das was ihr dem Geringsten eurer Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“. So ähnlich sagt auch Krishna „ich lebe in allen Wesen“. Anderen dienen, anderen helfen mit Nächstenliebe, dazu gibt es so viele wunderschöne Gleichnisse und Aussagen von Jesus Christus.

Auch das entspricht dem Bhakti-Yoga, wo man sagt „liebe Gott, durch Gottesliebe erfährst du das Höchste“. Jesus sagt auch „ich und mein Vater sind eins“. Er sagt: „Ist der Jünger vollkommen, wird er wie sein Meister“. Jesus hat auch gesagt: „Das Königreich Gottes ist inwendig in euch oder in einer anderen Interpretation auch um euch herum und überall“. Damit sind wir bei Vedanta, bei Aham Brahmasmi: „Ich, Aham, und Gott, Brahman, sind eins“. Nicht nur Jesus ist eins mit seinem Vater, er sagt auch: „Ihr seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“.

Die Jünger haben sich immer wieder auf Jesus bezogen als Abba, als Vater oder auch als Lehrer. Jesus hat gesagt, ist der Schüler vollkommen, wird er wie sein Meister. Ihr seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Er hat zu den Jüngern gesagt, ihr seid keine Sünder, ihr seid keine Kleinkrämerischen, keine Kleingeistigen. Er hat es ihnen manchmal auch vorgeworfen, weil sie sich mit dem Körper, mit der Psyche identifiziert haben. Er hat sie immer wieder aufgefordert. Ihr seid so wie ich, werdet so wie ich. Erfahrt die Einheit mit Gott. Zwar kann der Mensch nicht wirklich wie Jesus vollkommen werden, denn Jesus ist Avatar, Herabkunft Gottes. Aber der Mensch kann die Einheit mit Gott verwirklichen und das meint Jesus damit.

Und so finden wir wunderbare Zitate von Jesus, die genau der Vedanta-Philosophie entsprechen. Gerade in der Bergpredigt spricht Jesus auch über Entsagung, dass man an nichts haften soll. Man soll Sein nicht dadurch bekommen, dass man etwas sein eigen nennt. Und immer wieder sagt er, dass man sich nicht identifizieren soll. So finden wir auch den Weg der Entsagung, des Loslassens, der Nichtidentifikation, letztlich der Selbstbeherrschung auch in den Worten von Jesus.

Wir finden mehrere Stellen, wo Jesus meditiert hat. Zum Beispiel als Jesus in der Wüste war und 42 Tage gefastet hat und letztlich auch stundenlang meditiert hat.

Oder kurz vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane, wo er stundenlang gebetet hat und Gebet heißt hier Meditation. Und so können wir sagen wir finden alle Aspekte des Göttlichen und auch des Yoga in Jesus. Wir finden Karma-Yoga, das uneigennützige Dienen, Nächstenliebe. Wir finden Bhakti Yoga, Hingabe zu Gott. Wir finden Raja Yoga, Herrschaft über den Geist. Wir finden Jnana Yoga, Einheit mit dem Göttlichen. Im Kundalini Yoga finden wir in der Symbolik des Advents mit den vier Adventskerzen, die vier Öffnungen der Chakras.

Auch in der Symbolik des Weihnachtsbaumes finden wir es. Der Stamm des Weihnachtsbaumes symbolisiert die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule. Von dieser Sushumna gehen verschiedene Äste und Zweige aus, die Nadis, die von den verschiedenen Chakren kommen. Beim Weihnachtsbaum gehen von einer bestimmten Stelle am Stamm die Äste aus. Man könnte sagen von einem Chakra. In der Frühzeit bei Yoga Vidya habe ich beim Aussuchen eines Weihnachtsbaumes für den großen Yogaraum darauf geachtet, dass er genau sieben, bzw. sechs Stellen hat, von denen die Äste abgeben. Oben hat man den Stern, das siebte Chakra, Sahasrara.

Wenn du magst, könntest du bewusst einen Weihnachtsbaum mit sieben Chakras aussuchen. Aber auch wenn es weniger sind, dass der Weihnachtsbaum entzündet wird und leuchtet, mit Kerzen oder elektrischen Kerzen, Schmuck trägt, symbolisiert dass das vierte Chakra geöffnet ist.

Dann ist eine Vision Gottes da. Wie die Erweckung der Kundalini, so viele schöne Erfahrungen, so viel Energie, so viel Freude, soviel Ekstase, all das wird symbolisiert durch das Entzünden des Weihnachtsbaumes.

Auch beim Pfingstfest, wo der Heilige Geist auf die Jünger herabkommt, passiert so etwas wie die Erweckung der Kundalini, die von unten nach oben geht und gleichzeitig das Öffnen für die Gnade Gottes, die von oben nach unten geht.

So kann man durchaus in der Symbolik von Weihnachten und Jesus viele Yoga-Prinzipien sehen. Mit Yoga könntest du wieder einen Bezug zu Jesus bekommen. Oder du könntest die Symbolik, die du von Jesus kennst, ins Yoga hineinbringen.

Es gibt noch mehr, was man über die Symbolik von Jesus und Weihnachten sagen könnte. Auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de kannst du weiter dazu forschen.

Als Inkarnation Sohn Gottes hat Jesus verschiedene spirituelle Prinzipien und Traditionen miteinander verbunden. Als Jude kommt Jesus von der jüdischen Spiritualität. Vermutlich hat Jesus ein paar Jahre in Ägypten verbracht, nach manchen Traditionen sogar die ersten zehn, elf Jahre bis er als Zwölfjähriger wieder in Israel war. Es ist umstritten, ob Jesus schon vorher wieder in Israel war oder nicht. Auf jeden Fall war Jesus in die ägyptischen Mysterien eingeweiht. Egal ob es tatsächlich so war, im Frühchristentum gab es Traditionen, die davon ausgingen. Er hat ägyptische und griechische Traditionen in seine Lehren integriert, was an manchen Stellen der Bibel zu finden ist.

Jesus war auch mit den verschiedenen jüdischen Traditionen verbunden. Es gab die Pharisäer, diejenigen die die Nächstenliebe und die Gottesliebe besonders propagiert haben. Anders als es die Bibel darstellt, waren die Pharisäer nicht reine Gesetzeskundige. Die meisten der Worte Jesu sind Ausdrücke der Pharisäer, wo sie z.B. gesagt haben: „Nicht der Mensch ist für das Gesetz da, sondern das Gesetz ist für den Menschen da. Nicht der Mensch ist für die Erfüllung der religiösen Gebote da, sondern die religiösen Gebote sind dazu da, dass der Mensch sich zu Gott entwickeln kann“.

Jesus hat auch die Lehren der Essener gelehrt. Für die Essener, eine jüdische Untergruppierung, waren das Nicht-Töten, die Gewaltlosigkeit, spirituelle Praktiken, die Entsagung besonders wichtig. Für sie war auch vegetarisches Leben und Verzicht auf das Töten von Tieren wichtig. Manche essenische Gruppierungen haben auch an Reinkarnationen geglaubt. So findet man von Jesus Worte, die man mit Karma und Reinkarnation in Verbindung bringen könnte. Jesus sagte, dass man aus dem Geiste wiedergeboren werden muss, um das Himmelreich zu erleben.

Wenn Jesus von den Jüngern gefragt wird, welcher ist der Täufer? Und Jesus spricht: „Dieser ist Elias“. Das könnte man interpretieren, er sei eine Verkörperung des Elias-Prinzips oder auch eine Wiedergeburt des Propheten Elias.

Es gibt zu Lebzeiten Jesu manche Strömungen im Judentum, die an Reinkarnation geglaubt haben. Und manches findet man in Jesus Worten wieder.

Das Christentum hat sich auch nach Jesus Christus weiterentwickelt. Manche Jesu-Worte kann man auch vor dem Hintergrund des Buddhismus oder auch von asketischen Traditionen des Hinduismus sehen. Die starke Betonung auch die Aufgabe der Familie, auf Wandermönchstum, nirgendwo zu bleiben, keinen Besitz zu haben. Das könnte man beziehen auf buddhistische Mönche, die es zurzeit von Jesus in Ägypten gab und evtl. auch in Palästina und im Land Israel. Es gab zurzeit von Jesus eine größere Verbindung von verschiedenen Kulturen. Der indischen, der persischen, der mesopotamischen, der ägyptischen, der jüdischen, der römischen Kultur. Die Römer hatten schon die keltischen Länder wie Norditalien und Gallien erobert und so war auch das eine Verbindung. Und so kann man später im Christentum erkennen, dass sich vieles verbindet. Die griechische Philosophie mit jüdischen Philosophien, mit römischer Spiritualität, mit hinduistischen, buddhistischen und letztlich auch persischen Strömungen.

Die Symbolik von Adventskranz wie auch der Weihnachtsbaum stammen nicht aus Israel, sondern aus späteren Zeiten keltischer und germanischer Spiritualität. Die Zeit von Jesus Christus war eine ähnliche Zeit wie heute, eine Zeit, wo verschiedene Kulturen sich miteinander verbunden haben, wo verschiedene spirituelle Strömungen zusammen gekommen sind. So wie daraus verschiedene andere Strömungen entstanden sind, u.a. das Christentum. So gibt es heute Aspekte des Christentums, die inspiriert werden von buddhistischer Meditation, Hatha Yoga-Übungen, dem Geist der Aufklärung, dem Geist der Menschenrechte, woraus letztlich ein neues Christentum entstehen kann und entstanden ist. Auch Yoga, das aus Indien stammt, ist heutzutage im Westen zusammengekommen mit Aspekten der Krankengymnastik/Physiotherapie, mit Aspekten der Naturheilkunde, Aspekten der modernen Erkenntnissen der Medizin und der Ökologie und Biologie und der Menschenrechte u.v.m.

So könnten wir sagen, wir finden in Jesus und im Urchristentum etwas Ähnliches wie heute. Verschiedene Kulturen befruchten sich gegenseitig und Menschen schauen, wie kann ich meinen Weg gehen. Und so kannst du auch daraus Inspiration finden für eine moderne Praxis des Yoga oder auch zur Verbindung von z.B. christlicher Praxis, Yoga-Praxis, buddhistischer Praxis, Natur-Spiritualität, schamanischen Traditionen, deiner individuellen Praxis, ethischen Prinzipien aus ökologischer Landwirtschaft, naturnaher Landwirtschaft, naturnahem Leben usw.

Das waren einige Gedanken zur Weihnachtszeit, Jesus, Frühchristentum, Christentum, dem Geist des Einschließenden und des Verbindenden, wofür meiner Ansicht nach Jesus im besonderen Maße stand und bis heute steht. 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Weihnachten kann man aus verschiedenen Sichtweisen sehen. Weihnachten beginnt mit dem 24. Dezember. Es ist die Wintersonnenwende. Ursprünglich bezieht sich Weihnachten auf die Saturnalienspiele im alten Rom. Das Saturnprinzip ist das Prinzip der Einschränkung, das Prinzip der Disziplin und der Askese. Am 21. bis 23. Dezember geht die Sonne in den Steinbock, das Saturnprinzip. Du kannst dir bewusst machen, Verzicht kommt zuerst. Manchmal kommen Krankheiten, schwere Erfahrungen und dann kommt die Freude. Im alten Christentum war der Advent eine Zeit der Entbehrungen, eine Fastenzeit. An Weihnachten selbst ist Freude, Lichter, Festessen und Geschenke, Liebe und Verbindung.

Man kann zum einen etwas lernen über das Saturnprinzip, das Entsagen, das Loslassen, die Einschränkung aber auch das Jupiterprinzip, das Überschwängliche, das Große und auch das Venusprinzip, die Liebe und die Verbundenheit. So kannst du in Weihnachten alle drei Aspekte sehen.

Die Weihnachtssymbolik gibt es auch in anderen Kulturen. Auf eine Phase der Entsagung folgt etwas Großartiges, Freude. So war es bei den Saturnalienspielen im Alten Rom, die Entsagungen, das Schwierige, danach folgt die Freude.

Das gleiche finden wir in der Symbolik des jüdischen Festes Chanukka. Das israelische Volk erlebte eine Phase der Fremdbeherrschung. Die griechische Dynastie der Antiochiden und der Seleukiden beherrschten das Land und den Juden wurde verboten, ihre Rituale auszuüben. Die Gruppe der Makkabäer vertrieben die Seleukiden und die Griechen. Die Fremdherrschaft war vorbei und es herrschte Freude.

So ähnlich stehst du manchmal unter der Fremdherrschaft deiner Süchte und Wünsche oder auch von Erwartungen durch andere. Es gilt sich davon zu befreien. Was wird in Chanukka gefeiert? Die Freiheit, die Befreiung aus Sklaverei und Herrschaft im Dezember. An Chanukka gab es auch ein Lichtwunder.

Auch im Hinduismus gibt es einen ähnlichen Mythos, Diwali, das Lichterfest. Es hat viele Bedeutungen und zelebriert vor allem die Rückkehr von Rama, dem Königsohn, nachdem er ein dutzend Jahre im Exil war. Währenddessen waren alle todtraurig. Nach Ramas Rückkehr in die Stadt waren alle froh. Es gab Freudenfeuer, es wurde gesungen und getanzt.

So kann es auch im Leben sein. Vielleicht hattest du schon einmal Gotteserfahrung, eine spirituelle Erfahrung von Liebe und von Freude. Vielleicht gab es eine Phase, wo Gott so weit weg schien. Oder du hast trotzdem aus Vertrauen heraus ein ethisches Leben geführt und spirituelle Praktiken gemacht. Aber es war schwer. Und plötzlich kommt Rama zurück, plötzlich kommt die Gotteserfahrung, plötzlich wieder Freude, plötzlich diese Liebe.

So steht auch Weihnachten dafür, dass es Trockenphasen gibt, gefolgt von dieser Euphorie. Eine weitere Symbolik finden wir in Weihnachten selbst.

Josef und Maria

Maria war schwanger und während der Schwangerschaft mussten sie das Zuhause verlassen und nach Bethlehem gehen, wo sie keinen Gasthof fanden. Sie mussten in einen Stall gehen.

Am 24. Dezember um Mitternacht hat Maria ein Kind geboren.

Mehrfache Symbolik: Entbehrung und davor Konflikte zwischen Maria und Josef. Josef hatte ja noch keinen Geschlechtsverkehr mit Maria gehabt. Jungfrauengeburt, das konnte Josef schwer annehmen. Vielleicht hatte sie mit einem anderen was gehabt. Aber Josef hat es schließlich geglaubt – Maria schwanger vom Heiligen Geist. Periode der Partnerkonflikte. In dieser Zeit der Schwangerschaft mussten sie zu Fuß mehrere Tage unterwegs sein. Dann kurz vor der Geburt, haben sie keine Herberge gefunden, und sind untergekommen in einem Stall. Es war Niemand da, keine Hebamme, keine Familie konnte helfen. Schwangerschaft und Geburt ganz allein um Mitternacht, wo alles dunkel ist und niemand zu Hilfe kommen konnte.

Aber dann großartige Erfahrung, große Freude. Es kamen die Engel, es kamen die Hirten und dann die Drei Könige. So symbolisiert auf dem spirituellen Weg Entbehrungen manche große Zweifel.

Jesus hatte eine Vision, dass der Engel ihm erschienen ist und alles erklärt hat. Aber dann war es trotzdem schwierig. Kurz danach mussten Maria und Josef mit dem Jesuskind fliehen, nach Ägypten, weil Herodes alle Kinder töten lassen wollte.

Das sind Symbolisierungen von bestimmten spirituellen Erfahrungen von Entbehrungen, Zweifel, Schwierigkeiten, Verfolgungen von außen oder auch durch innen. Zwischendurch erscheint der Engel, das Gefühl, dass Jesus in uns geboren wird.

In der Adventszeit können wir sagen, wenn das Herzchakra sich öffnet, wir voller Liebe und Freude sind, dann kann Jesus in das Gottesbewusstsein in uns geboren werden. Damit hört es nicht auf, die Bibel geht weiter. Es folgen die Flucht, die Rückkehr und Verfolgungen. Der lehrende Jesus, Jesus ans Kreuz geschlagen, die Wiederauferstehung und schließlich das Pfingsterlebnis, all das kann man auf spirituelle Weise interpretieren.

Man kann sagen, wenn Gott auf die Welt kommt, als Sohn Gottes, als Jesus, dann symbolisiert dies verschiedene Schritte, die wir auf dem spirituellen Weg auch gehen können.

So kannst du Weihnachten als ein Fest der Herzöffnung sehen für das Anahata Chakra. Du kannst in Weihnachten auch sehen, dass es nach Entbehrungen und Schwierigkeiten wieder gut gehen wird. Dass Gott manchmal gerade dann zu uns kommt, wenn es am schwierigsten ist. Vielleicht gerade dann, wenn es so scheint, als ob es nicht mehr geht, dann kommt ein Licht, Liebe, Freude und Gewissheit. Vielleicht kommen auch von außen Segnungen und man kann diese Freude mit anderen teilen. Und so lädt man ein, man gibt Geschenke und feiert im Kreis der Familie.

Übrigens, wenn du keine Familie hast, mit denen du feiern willst, in den Yoga-Vidya-Ashrams gibt es immer großartige Weihnachtsfeiern. Du kannst dann selbst überlegen, ob du es weihnachtlicher gestalten willst, mit dem Singen von Weihnachtsliedern und einem Weihnachtsbaum.

Du kannst es auch für dich selbst feiern. Im Ashram gibt es die Möglichkeit, dass du für dich selbst meditierst oder in die Satsangs gehst, die Yogastunden mitmachst, vielleicht auch ein Seminar und die Weihnachtsfeier außen vor lässt.

Es kann auch sein, gerade dann wenn du Konflikte damit hattest, oder zu Weihnachten noch nie einen Bezug hattest. Es kann sein das du etwas traurig bist, weil du im letzten Jahr jemanden verloren hast, sei es durch Tod, sei es durch Krankheit, sei es durch Konflikt oder Trennung und du deshalb nostalgisch bist, dann geh in einen Ashram und feiere dort Weihnachten. Du wirst feststellen, es ist etwas sehr Heilendes, Transformierendes, denn auch über Trennung und Verluste wachsen wir. All das kann bei einem Weihnachtsfest in einem Yoga Vidya Ashram transformiert werden.

Weihnachten hat natürlich mit Jesus zu tun. Das christliche Weihnachtsfest feiert die Geburt von Jesus Christus. Es gibt so viele Weisen wie du Jesus Christus sehen kannst. Angenommen du bist eher Yogi und hast wenig zu tun mit dem Christentum, dann kann dir die Yoga-Sichtweise vielleicht helfen, einen Bezug dazu zu bekommen.

Es gibt heute immer mehr Menschen, die atheistisch erzogen worden und aufgewachsen sind. Es sind inzwischen mehr Menschen, als jene, die mit christlichem Hintergrund aufgewachsen sind und irgendwann enttäuscht waren. Es sind sogar mehr Menschen als die, die mit christlichen Überzeugungen aufgewachsen sind und diese heute weiterhin haben. Da kann eine Yoga-Sichtweise helfen, die ursprüngliche Bedeutung des Weihnachtsfestes zu sehen, wenn man auf das Leben von Jesus Christus schaut und auf das Christentum.

Wir können Jesus vom Yoga-Standpunkt aus auf verschiedene Weisen interpretieren. Manche würden sagen, Jesus ist wie ein großer Meister. Und was Jesus gelehrt hat ist ähnlich wie das, was andere Meister lehren. Christen würden sagen, Jesus war mehr als das. Und so könnten wir vom Yoga-Standpunkt aus sagen, Jesus hat das, was wir im traditionellen Yoga als Avatar bezeichnen würden, Herabkunft Gottes.

Vom Yoga-Standpunkt aus würden wir den Ausschließlichkeitsanspruch von Jesus in Frage stellen. Wenn es nur eine einzige Herabkunft von Jesus gegeben hätte, wäre das eine große Einschränkung des Göttlichen. Warum sollte sich Gott nicht auch in Indien, Amerika oder Australien manifestiert haben.

Angenommen es gäbe Leben auf anderen Planeten, warum sollte sich Gott nicht auch dort manifestieren. Nehmen wir an, es gab andere Zeitalter in anderen Welten, wo es intelligentes Leben gab. Warum sollte sich Gott nicht auch dort manifestieren. Es bedeutet eine große Einschränkung zu sagen, Gott manifestiert sich nur einmal. Man kann durchaus sehen das Jesus in seinem Leben gewisse Ähnlichkeiten und natürlich Unterschiede hat zur Inkarnation als Rama, als Krishna oder auch als Dattatreya.

Vom Yoga-Standpunkt aus könnte man sagen, Jesus Christus ist eine Herabkunft in dieser Welt, um Menschen zu lehren wie man ein Leben mit Nächstenliebe, Mitgefühl, Konsequenz und auch persönlicher Entsagung leben kann.

Die Lehren von Jesus sind sehr ähnlich wie die Lehren, die wir im Yoga finden. Jesus lehrte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Patanjali im Yoga-Sutra erwähnt immer wieder, übe Maitri Bhavana, die tätige Nächstenliebe. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, tue anderen Gutes. Auch Krishna in der Bhagavad Gita sagt immer wieder, Karma-Yoga, uneigennütziges Dienen und das mit Liebe, das ist es, was einen spirituellen Menschen auszeichnet.

So wie Jesus gesagt hat „ das was ihr dem Geringsten eurer Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“. So ähnlich sagt auch Krishna „ich lebe in allen Wesen“. Anderen dienen, anderen helfen mit Nächstenliebe, dazu gibt es so viele wunderschöne Gleichnisse und Aussagen von Jesus Christus.

Auch das entspricht dem Bhakti-Yoga, wo man sagt „liebe Gott, durch Gottesliebe erfährst du das Höchste“. Jesus sagt auch „ich und mein Vater sind eins“. Er sagt: „Ist der Jünger vollkommen, wird er wie sein Meister“. Jesus hat auch gesagt: „Das Königreich Gottes ist inwendig in euch oder in einer anderen Interpretation auch um euch herum und überall“. Damit sind wir bei Vedanta, bei Aham Brahmasmi: „Ich, Aham, und Gott, Brahman, sind eins“. Nicht nur Jesus ist eins mit seinem Vater, er sagt auch: „Ihr seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“.

Die Jünger haben sich immer wieder auf Jesus bezogen als Abba, als Vater oder auch als Lehrer. Jesus hat gesagt, ist der Schüler vollkommen, wird er wie sein Meister. Ihr seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Er hat zu den Jüngern gesagt, ihr seid keine Sünder, ihr seid keine Kleinkrämerischen, keine Kleingeistigen. Er hat es ihnen manchmal auch vorgeworfen, weil sie sich mit dem Körper, mit der Psyche identifiziert haben. Er hat sie immer wieder aufgefordert. Ihr seid so wie ich, werdet so wie ich. Erfahrt die Einheit mit Gott. Zwar kann der Mensch nicht wirklich wie Jesus vollkommen werden, denn Jesus ist Avatar, Herabkunft Gottes. Aber der Mensch kann die Einheit mit Gott verwirklichen und das meint Jesus damit.

Und so finden wir wunderbare Zitate von Jesus, die genau der Vedanta-Philosophie entsprechen. Gerade in der Bergpredigt spricht Jesus auch über Entsagung, dass man an nichts haften soll. Man soll Sein nicht dadurch bekommen, dass man etwas sein eigen nennt. Und immer wieder sagt er, dass man sich nicht identifizieren soll. So finden wir auch den Weg der Entsagung, des Loslassens, der Nichtidentifikation, letztlich der Selbstbeherrschung auch in den Worten von Jesus.

Wir finden mehrere Stellen, wo Jesus meditiert hat. Zum Beispiel als Jesus in der Wüste war und 42 Tage gefastet hat und letztlich auch stundenlang meditiert hat.

Oder kurz vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane, wo er stundenlang gebetet hat und Gebet heißt hier Meditation. Und so können wir sagen wir finden alle Aspekte des Göttlichen und auch des Yoga in Jesus. Wir finden Karma-Yoga, das uneigennützige Dienen, Nächstenliebe. Wir finden Bhakti Yoga, Hingabe zu Gott. Wir finden Raja Yoga, Herrschaft über den Geist. Wir finden Jnana Yoga, Einheit mit dem Göttlichen. Im Kundalini Yoga finden wir in der Symbolik des Advents mit den vier Adventskerzen, die vier Öffnungen der Chakras.

Auch in der Symbolik des Weihnachtsbaumes finden wir es. Der Stamm des Weihnachtsbaumes symbolisiert die Sushumna, die feinstoffliche Wirbelsäule. Von dieser Sushumna gehen verschiedene Äste und Zweige aus, die Nadis, die von den verschiedenen Chakren kommen. Beim Weihnachtsbaum gehen von einer bestimmten Stelle am Stamm die Äste aus. Man könnte sagen von einem Chakra. In der Frühzeit bei Yoga Vidya habe ich beim Aussuchen eines Weihnachtsbaumes für den großen Yogaraum darauf geachtet, dass er genau sieben, bzw. sechs Stellen hat, von denen die Äste abgeben. Oben hat man den Stern, das siebte Chakra, Sahasrara.

Wenn du magst, könntest du bewusst einen Weihnachtsbaum mit sieben Chakras aussuchen. Aber auch wenn es weniger sind, dass der Weihnachtsbaum entzündet wird und leuchtet, mit Kerzen oder elektrischen Kerzen, Schmuck trägt, symbolisiert dass das vierte Chakra geöffnet ist.

Dann ist eine Vision Gottes da. Wie die Erweckung der Kundalini, so viele schöne Erfahrungen, so viel Energie, so viel Freude, soviel Ekstase, all das wird symbolisiert durch das Entzünden des Weihnachtsbaumes.

Auch beim Pfingstfest, wo der Heilige Geist auf die Jünger herabkommt, passiert so etwas wie die Erweckung der Kundalini, die von unten nach oben geht und gleichzeitig das Öffnen für die Gnade Gottes, die von oben nach unten geht.

So kann man durchaus in der Symbolik von Weihnachten und Jesus viele Yoga-Prinzipien sehen. Mit Yoga könntest du wieder einen Bezug zu Jesus bekommen. Oder du könntest die Symbolik, die du von Jesus kennst, ins Yoga hineinbringen.

Es gibt noch mehr, was man über die Symbolik von Jesus und Weihnachten sagen könnte. Auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de kannst du weiter dazu forschen.

Als Inkarnation Sohn Gottes hat Jesus verschiedene spirituelle Prinzipien und Traditionen miteinander verbunden. Als Jude kommt Jesus von der jüdischen Spiritualität. Vermutlich hat Jesus ein paar Jahre in Ägypten verbracht, nach manchen Traditionen sogar die ersten zehn, elf Jahre bis er als Zwölfjähriger wieder in Israel war. Es ist umstritten, ob Jesus schon vorher wieder in Israel war oder nicht. Auf jeden Fall war Jesus in die ägyptischen Mysterien eingeweiht. Egal ob es tatsächlich so war, im Frühchristentum gab es Traditionen, die davon ausgingen. Er hat ägyptische und griechische Traditionen in seine Lehren integriert, was an manchen Stellen der Bibel zu finden ist.

Jesus war auch mit den verschiedenen jüdischen Traditionen verbunden. Es gab die Pharisäer, diejenigen die die Nächstenliebe und die Gottesliebe besonders propagiert haben. Anders als es die Bibel darstellt, waren die Pharisäer nicht reine Gesetzeskundige. Die meisten der Worte Jesu sind Ausdrücke der Pharisäer, wo sie z.B. gesagt haben: „Nicht der Mensch ist für das Gesetz da, sondern das Gesetz ist für den Menschen da. Nicht der Mensch ist für die Erfüllung der religiösen Gebote da, sondern die religiösen Gebote sind dazu da, dass der Mensch sich zu Gott entwickeln kann“.

Jesus hat auch die Lehren der Essener gelehrt. Für die Essener, eine jüdische Untergruppierung, waren das Nicht-Töten, die Gewaltlosigkeit, spirituelle Praktiken, die Entsagung besonders wichtig. Für sie war auch vegetarisches Leben und Verzicht auf das Töten von Tieren wichtig. Manche essenische Gruppierungen haben auch an Reinkarnationen geglaubt. So findet man von Jesus Worte, die man mit Karma und Reinkarnation in Verbindung bringen könnte. Jesus sagte, dass man aus dem Geiste wiedergeboren werden muss, um das Himmelreich zu erleben.

Wenn Jesus von den Jüngern gefragt wird, welcher ist der Täufer? Und Jesus spricht: „Dieser ist Elias“. Das könnte man interpretieren, er sei eine Verkörperung des Elias-Prinzips oder auch eine Wiedergeburt des Propheten Elias.

Es gibt zu Lebzeiten Jesu manche Strömungen im Judentum, die an Reinkarnation geglaubt haben. Und manches findet man in Jesus Worten wieder.

Das Christentum hat sich auch nach Jesus Christus weiterentwickelt. Manche Jesu-Worte kann man auch vor dem Hintergrund des Buddhismus oder auch von asketischen Traditionen des Hinduismus sehen. Die starke Betonung auch die Aufgabe der Familie, auf Wandermönchstum, nirgendwo zu bleiben, keinen Besitz zu haben. Das könnte man beziehen auf buddhistische Mönche, die es zurzeit von Jesus in Ägypten gab und evtl. auch in Palästina und im Land Israel. Es gab zurzeit von Jesus eine größere Verbindung von verschiedenen Kulturen. Der indischen, der persischen, der mesopotamischen, der ägyptischen, der jüdischen, der römischen Kultur. Die Römer hatten schon die keltischen Länder wie Norditalien und Gallien erobert und so war auch das eine Verbindung. Und so kann man später im Christentum erkennen, dass sich vieles verbindet. Die griechische Philosophie mit jüdischen Philosophien, mit römischer Spiritualität, mit hinduistischen, buddhistischen und letztlich auch persischen Strömungen.

Die Symbolik von Adventskranz wie auch der Weihnachtsbaum stammen nicht aus Israel, sondern aus späteren Zeiten keltischer und germanischer Spiritualität. Die Zeit von Jesus Christus war eine ähnliche Zeit wie heute, eine Zeit, wo verschiedene Kulturen sich miteinander verbunden haben, wo verschiedene spirituelle Strömungen zusammen gekommen sind. So wie daraus verschiedene andere Strömungen entstanden sind, u.a. das Christentum. So gibt es heute Aspekte des Christentums, die inspiriert werden von buddhistischer Meditation, Hatha Yoga-Übungen, dem Geist der Aufklärung, dem Geist der Menschenrechte, woraus letztlich ein neues Christentum entstehen kann und entstanden ist. Auch Yoga, das aus Indien stammt, ist heutzutage im Westen zusammengekommen mit Aspekten der Krankengymnastik/Physiotherapie, mit Aspekten der Naturheilkunde, Aspekten der modernen Erkenntnissen der Medizin und der Ökologie und Biologie und der Menschenrechte u.v.m.

So könnten wir sagen, wir finden in Jesus und im Urchristentum etwas Ähnliches wie heute. Verschiedene Kulturen befruchten sich gegenseitig und Menschen schauen, wie kann ich meinen Weg gehen. Und so kannst du auch daraus Inspiration finden für eine moderne Praxis des Yoga oder auch zur Verbindung von z.B. christlicher Praxis, Yoga-Praxis, buddhistischer Praxis, Natur-Spiritualität, schamanischen Traditionen, deiner individuellen Praxis, ethischen Prinzipien aus ökologischer Landwirtschaft, naturnaher Landwirtschaft, naturnahem Leben usw.

Das waren einige Gedanken zur Weihnachtszeit, Jesus, Frühchristentum, Christentum, dem Geist des Einschließenden und des Verbindenden, wofür meiner Ansicht nach Jesus im besonderen Maße stand und bis heute steht.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was sind Unterschiede zwischen Korrekturen, Hilfestellungen und Adjustments beim Unterrichten von Anfängern und Fortgeschrittenen? Wie sollte man Fortgeschrittene in fortgeschrittene Stellungen hineinbringen? Diese Fragen werden hier erläutert.

Im Yoga Vidya Stil wollen wir Menschen immer in den Stellungen helfen. Mein Lehrer hat immer gesagt: „Don’t just sit, don’t just stand!“ – Sitz nicht einfach, steh nicht einfach! „Help, correct, and help people to improve!“ – Mach Hilfestellungen, mache Korrekturen, hilf Menschen, in den Asanas voranzuschreiten. So ist geradezu charakteristisch beim Yoga Vidya Stil, dass der Yogalehrende/die Yogalehrende ständig durch die Reihen geht und schaut, wem man helfen kann.

Grundsätzlich gibt es Anfänger-Hilfestellungen und Fortgeschrittene-Hilfestellungen. Bei Anfängern ist das Ziel der Hilfestellungen Entspannung, Erzeugen von Vertrauen, und sicherzustellen, dass der Anfänger sich nicht weh tut, also Vermeidung von Schäden.     

Für Fortgeschrittene gilt: Hineinhelfen in Stellungen, die der Kursteilnehmer ansonsten nicht machen könnte und Erläuterung von fortgeschrittenen Variationen, die vielleicht die Kursteilnehmerin alleine nicht verstehen würde, auch nicht von Bildern.

 

Hilfestellungen für Anfänger

  • Bei Anfängern sind die Hilfestellungen sanft. Wir wollen, dass Anfänger sich entspannen. Wenn du z.B. einem Anfänger in der Anfangsentspannung hilfst, hältst du Ausschau nach folgendem: Sind die Schultern hochgezogen? – Dann gibst du langsam von hinten die Hände auf die Schultern und drückst die Schultern nach unten. Du merkst sofort: Der Anfänger entspannt die Schultern. Oder wenn du jemanden in der Vorwärtsbeuge siehst, und du siehst, die Waden und Oberschenkel sind angespannt: Dann gehst du langsam hin, berührst sanft und sagst vielleicht auch „Entspannen…“. Oder du siehst im Schulterstand, wie die Zehen nach oben zur Decke gestreckt sind, die Waden verspannt: Dann tippst du sanft die Waden an, sanft die Fußsohlen an und sagst „Entspannen…“. Das erste Ziel der Anfängerkorrekturen ist Entspannung.       
  • Das zweite Ziel ist natürlich auch, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir gewinnt. Dass er/sie spürt: Wenn du ihn oder sie sanft berührst, dann fühlt er oder sie sich besser, die Stellung fühlt sich angenehmer an, es entsteht Entspannung. Das ist deshalb sehr wichtig, die entspannende Wirkung sollte da sein.
  • Ein nächstes Ziel von Anfängerkorrekturen ist natürlich zu vermeiden, dass der Teilnehmer sich weh tut. Wenn du z.B. jemanden siehst, der relativ steif sitzt, in der Vorwärtsbeuge einen runden Rücken hat und dann krampfhaft an den Füßen zieht, mit schmerzverzerrtem Gesicht, dann solltest du ihm oder ihr natürlich zeigen, nur so weit zu gehen, wie es angenehm ist, und vielleicht den Rücken etwas gerader zu halten. Oder wenn du siehst, wie jemand sich in der Kobra mit den Armen richtig hoch drückt und dabei in der Lendenwirbelsäule stark abknickt, dann gehst du langsam zu dem Teilnehmer hin, bittest ihn/sie, nur bis zum Nabel hochzukommen, den Nabel auf dem Boden zu halten, und ziehst sanft die Schultern nach hinten. Der/die Übenden merkt, wie Weite in der Brust entsteht, ein schönes Gefühl von Herzöffnung.
  • Damit sind wir eigentlich schon beim vierten Punkt: Wir wollen Anfängern natürlich helfen, dass sie ein schönes Gefühl haben, ein Gefühl von Freude, von Entspannung, von Weite und von Leichtigkeit. Gerade Yogalehrende, die erst beginnen zu unterrichten, müssen sich sehr beherrschen. Wenn sie nämlich sehen, dass jemand nicht sehr weit in die Vorwärtsbeuge kommt, kommt der natürliche Instinkt, man will „hineindrücken“, dass die Vorwärtsbeuge nach etwas aussieht. Tu das nicht! Das Ziel der Hilfestellungen und Korrekturen bei Anfängern ist nicht, Menschen weiter in die Stellung zu führen, sondern Entspannung, Vertrauen und Vermeidung von Schädigungen.

 

(Fortsetzung folgt am 22.12.2024)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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Weitere Bestandteile der Nahrung

Vitamine: Vitamine sind lebensnotwendige organische Stoffe, die der Körper nicht selbst oder nicht in ausreichender Menge herstellen kann. Im Normalfall wirst du über eine gesunde Ernährung alle Vitamine bekommen, sodass du keine Vitamintabletten einzunehmen brauchst. Es gab eine Phase, da haben Menschen sehr viele Vitamintabletten eingenommen, weil sie dachten, es tut gut. Inzwischen gibt es aber sogar einige Studien, die zeigen bzw. nahelegen: Vitamine in hohen Dosen können sogar schädlich sein. Normalerweise brauchst du, wie gesagt, keine zusätzlichen Vitamine; wenn du ausreichend frische Nahrung hast, bist du in jedem Fall mit Vitamin C und Vitamin A versorgt. Wenn du genügend Hülsenfrüchte und Vollkorn zu dir nimmst, hast du die B-Vitamine. Wenn du ausreichend an der frischen Luft bist (mindestens 20 bis 30 Minuten während es hell ist), hast du genügend Vitamin D. Vitamin E ist typischerweise auch in Gemüsen und Salaten enthalten, oder auch in kaltgepresstem Öl. So hast du, was du brauchst.                                                                                               

Ein Spezialfall ist Vitamin B12: Normalerweise ist es gut, als Vegetarier, und noch mehr als Veganer, Vitamin B12-Tabletten zu dir zu nehmen, um sicher zu sein, dass du genügend von diesem Vitamin hast.

 

Mineralstoffe: Mineralstoffe haben wichtige Funktionen im Organismus. Kalzium, Magnesium, Phosphor, Natrium, Kalium und Chlor sind solche Mineralstoffe. Sie bilden zusammen einen gar nicht geringen Teil der Körpermasse, gerade in den Knochen steckt viel Kalzium. Die Mineralstoffe sind wichtig für Knochen, Zähne und Haare. Sie sind auch wichtig für Enzyme, Erregungsleitung, Muskelkontraktion und auch für den Wasserhaushalt.                                                                                       

Auch hier brauchst du dir bei gesunder Ernährung keine Gedanken über einen Mangel zu machen. Jemand, der Vollkorn, verschiedene Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte, Obst hat, wird automatisch genügend Mineralstoffe aufnehmen.

 

Spurenelemente: Spurenelemente sind manchmal essenziell, also wichtig und notwendig. Andere Elemente sind nicht notwendig, können aber trotzdem hilfreich sein.

Sekundäre Pflanzenstoffe: Sie werden auch Flavonoide genannt. Zum Teil sind es Farb- und Geschmacksstoffe, und sie sind auch hilfreich für die verschiedenen Funktionen des Körpers.

 

Ballaststoffe: Das sind die Bestandteile der Nahrung, die du in den Mund nimmst, und die hinten aus dem Anus wieder herauskommen, ohne dass der Körper übermäßig etwas damit anstellt. Dazu gehört z.B. Zellulose, Pektin und Lignin. Das sind wichtige Transportmittel. Man könnte vergleichen: Wenn du etwas transportieren willst, ist es gut, einen Wagen zu haben, damit fällt es leichter, etwas zu transportieren, als wenn du z.B. Säcke mit schweren Waren direkt transportieren willst. Und so sind letztlich die Ballaststoffe Transportstoffe, sodass der Verdauungsbrei gut voran transportiert werden kann. Ballaststoffe schützen auch vor Giftstoffen und sind gut für eine gesunde Darmflora. Sie regen die Darmperistaltik an und reinigen auch den Darm. Darum ist es wichtig, sich nicht von Süßigkeiten, Weißmehl und Fleisch zu ernähren, sondern ernähre dich vegan. Iss Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Salat, dann hast du auch genügend Balllaststoffe.

Auch Yogaübungen helfen für eine gesunde Verdauung. Sie ermöglichen es gleichfalls, dass all die Stoffwechsel gut funktionieren. Wer regelmäßig Yogaübungen macht, der wird zum einen besser verdauen, zum anderen wird auch der innere Stoffwechsel besser funktionieren.

In diesem Sinne: Ernähre dich gesund, iss nicht zu viel, iss nicht zu häufig, lass dem Körper ausreichend Zeit zwischen zwei Mahlzeiten, nimm genügend Flüssigkeit zu dir – so hast du etwas getan für deine Gesundheit. Und wenn du das noch kombinierst mit ausreichend Körperübungen, Entspannung, mit gesunder Lebenseinstellung und einem Sinn im Leben, dann hast du viel getan für deine Gesundheit.

Alle Informationen, auch über Kochkurse, Ernährungskurse, Ernährungsberaterkurse, oder auch die Weiterbildungen für Yogalehrer, Yogatherapie bei Beschwerden des Verdauungssystems findest du auch im Internet.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Fettstoffwechsel

Die Verdauung der Fette beginnt im Zwölffingerdarm. Dort wird Gallensäure in den Verdauungsbrei gegeben. Der Verdauungsbrei emulgiert die Gallensäure, d.h. Fett wird wasserlöslich gemacht. Dann werden die sogenannten Lipasen (Fett spaltende Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse) dem Speisebrei zugefügt, was dazu führt, dass das Fett in einfachere Fettsäuren, die sogenannten Triglyceride, umgewandelt wird. Diese werden dann im Dünndarm von den Darmzotten aufgenommen, bzw. in Dünndarmepithelzellen aufgenommen, und werden dann über die Blutbahn zur Leber transportiert. Die Leber kann dann die verschiedenen Fette so umwandeln, dass sie nutzbar werden.                            

Fette werden dann im Körper zum einen verwendet zur Energiegewinnung, insbesondere für langfristige Belastungen: Wenn du längere oder stundenlange Spaziergänge machst, wird ein großer Teil der Energie aus den Fetten gewonnen. Zum anderen werden die Fette als Energiereserve gespeichert.                                                                                                                                                                               

Fette können also über den Speisebrei in den menschlichen Körper gelangen, der Mensch kann aber Fette (und auch Cholesterin) selbst herstellen. Der Mensch muss nicht unbedingt Fette zu sich nehmen, ausgenommen die sogenannten essenziellen Fettsäuren. Sie müssen in kleiner Menge über die Nahrung zugeführt werden. Wenn du dich aber vollwertig ernährst, sind in Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, in vielen Sorten Gemüse, Salat und Obst essenzielle Fettsäuren in ausreichendem Maß enthalten.

 

Eiweißstoffwechsel

Die Funktion der Eiweiße ist der Zellaufbau, die menschlichen Zellen bestehen aus Eiweiß. Der Mensch kann Eiweiße zwar auch verwenden zur Energiegewinnung, aber vorrangig braucht er sie eben für den Zellaufbau.                                                                                                                                             

Die Eiweißverdauung beginnt im Magen. Der Magen hat einen sauren Magensaft, und dieser denaturiert die Eiweiße. D.h. die Proteine fallen aus, und so werden die Oberflächen der Eiweiße angreifbar. Wenn du Sojamilch nimmst und gibst Zitronensaft dazu, dann siehst du, wie die Eiweiße aus der Sojamilch ausfallen. Das Gleiche geschieht, wenn die Eiweiße in den Magen kommen, zum Magensaft. Dort wird auch ein eiweißspaltendes Enzym hinzugegeben, das Pepsin, außerdem noch weitere Enzyme. Das führt dazu, dass die Eiweißmoleküle in immer kleinere Bruchstücke zerlegt werden. So entstehen die Aminosäuren, und diese können dann über die Darmzotten in den Pfortader-Kreislauf transportiert werden, und von dort zur Leber.                                                         

Die Leber wiederum kann diese Aminosäuren auch umwandeln, und zwar zum Aufbau körpereigener Eiweiße, und können in Notlagen auch zur Energiegewinnung verwendet werden. Ein großer Teil der Eiweiße, die der Mensch heutzutage zu sich nimmt, ist zu viel. Dieser Überschuss kann nicht gespeichert werden und wird von der Leber abgebaut. Dabei entsteht Ammoniak. Dieser wird umgewandelt in Harnstoff und geht zu den Nieren. Der Harnstoff wird dort mit Wasser versetzt und als Urin ausgeschieden.                                                                                                                                      

Der Organismus bildet ständig seine Zellen um, er wandelt ständig die verschiedenen Proteine um, und er benötigt dazu Eiweiße. Es gibt die sogenannten essenziellen Aminosäuren (8), die kann der Mensch nicht selbst herstellen und muss sie über die Nahrung aufnehmen. 12 Aminosäuren kann der menschliche Körper aus anderen Aminosäuren zu sich nehmen.                                                             

Es ist wichtig, genügend Eiweiß zu sich zu nehmen, aber nicht zu viel, denn das kann sowohl die Leber als auch die Nieren belasten, kann irgendwann sogar zu Nierenvergrößerung oder Nierenversagen führen. Als Vegetarier oder Veganer musst du dir keine Gedanken machen über zu viel Eiweiß, es sei denn, du nimmst konkret zu viel Eiweißpulver zu dir.

 

Oft hört man die Frage, ob man nun mehr Kohlenhydrate, mehr Fette oder mehr Eiweiße zu sich nehmen soll. In den 90er und 2000er Jahren gab es die Aussage „Möglichst wenig Fett ist gut, komplexe Kohlenhydrate sind gut und Eiweiß ist gut.“ Seit 2010 nimmt die Low-Carb-Bewegung zu. Mittlerweile gibt es einige Studien, die zeigen, dass Low Carb doch nicht so gut ist, und vermutlich kann man bei den Empfehlungen bleiben, die mein Lehrer in den 70er und 80er Jahren gegeben hat: Es ist gut, eine gesunde Kost zu haben, bestehend aus

  • Gemüse und Salat mit ausreichendem Rohkostanteil
  • Obst
  • Vollkorngetreide
  • Hülsenfrüchten, hierüber auch das Eiweiß

Vermeide es, einfache Kohlenhydrate zu dir zu nehmen über zu viel Zucker oder Süßigkeiten. Vermeide es, zu viel Zweifachzucker zu dir zu nehmen (wiederum über Süßigkeiten), und nimm auch keine isolierten Kohlenhydrate über Weißmehl, weißen Reis usw. zu dir. Wenn du vollwertige Vollkorngetreide hast, ist das in Ordnung. Ergänze das durch Hülsenfrüchte, Gemüse, Salate und Obst, und dann hast du alles, was du brauchst. Letztlich wird der Körper selbst wissen, was du brauchst, wenn du das Ungesunde weglässt: auch die künstlichen Aromastoffe und Geschmacksstoffe, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. Wenn du es vermeidest, „zu sehr zubereitete“ Nahrung zu dir zu nehmen, wozu auch die Fleischersatzprodukte gehören, wirst du deinen Geschmackssinn und deine Instinkte nicht zu sehr stören. Iss also möglichst natürlich, iss das Obst naturrein, iss den Salat und das Gemüse, ohne es zu sehr zuzubereiten, iss Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte, und du hast, was du brauchst – und FÜHLE dann, was du brauchst.

                  Angenommen, du hast die eine oder andere Erkrankung, dann kann es natürlich auch hilfreich sein, zu einem veganen Ernährungsberater zu gehen, und dann nochmal Spezielles auszuprobieren.                     

Ja, es gibt durchaus auch eine Funktion von fettarmer oder fast fettfreier Ernährung wie z.B. beim Ornishprogramm gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (s.o.). Ja, es gibt Menschen, die haben Zöliakie, also eine Glutenunverträglichkeit. Es gibt Menschen, die profitieren von Low Carb. Ja, es gibt Menschen, die können nicht zu viele Ballaststoffe zu sich nehmen. Also, es gibt sehr vieles. Aber für 90 % ist die vegane Mischkost mit nicht zu vielen verschiedenen Nahrungsbestandteilen in einer Mahlzeit, aber doch einem breiten Nahrungsangebot im Lauf der Tage, Wochen und Monate am besten. Letztlich ist der Mensch höchstwahrscheinlich von seinem Verdauungstrakt her auch für eine vegane Ernährung sehr gut geeignet. Er kann zwar auch Fleisch zu sich nehmen, und die meisten Menschen im Westen können auch Milchprodukte zu sich nehmen, gesünder ist aber Pflanzenkost. Und der Mensch als geborener Sammler, der letztlich auch nomadisch war, hat unterschiedliche pflanzliche Nahrungsmittel gehabt, sodass es auch heute gut ist, ein breites Nahrungsangebot zu haben. Der Mensch ist eben nicht wie ein Koalabär, der sich nur von den Blättern bestimmter Eukalyptusbaumsorten ernährt. Der Mensch profitiert von verschiedenen Gemüsen, verschiedenen Salaten, verschiedenen Obstsorten, verschiedenen Nüssen, verschiedenen Wurzeln und Blättern, verschiedenen Getreidearten und Hülsenfrüchten.

 

 

 (Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Die großen Nährstoffe sind Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Wie werden diese Nährstoffe eigentlich verdaut, und wozu sind sie gut? Und wozu braucht der Mensch Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Ballaststoffe? Diese Fragen werden hier besprochen.

 

Kohlenhydratstoffwechsel

Kohlenhydrate sind der primäre Energieträger des Menschen, den er braucht für Bewegung. Sie bestehen letztlich aus Stärke, und im Stoffwechsel geht es darum, komplexe Kohlenhydrate umzuwandeln in Einfachzucker. Diese können dann ins Blut übergehen. Sie werden dann umgewandelt in Zweifachzucker und können so in der Leber aufgespeichert werden und im Muskelgewebe. Wann immer der Körper Energie braucht, wandelt er diesen Zweifachzucker (Glykogen) um in Glucose, und die Glucose kann dann verwendet werden zur Energiegewinnung im Muskel.                                                                                                                                              

Normalerweise ist der menschliche Körper gedacht, um den größten Teil des Kohlenhydratbedarfs in komplexen Kohlenhydraten zu sich zu nehmen. Vollkorngetreide und selbst Hülsenfrüchte enthalten eine gewisse Menge von komplexen Kohlenhydraten. Die Kohlenhydratverdauung beginnt im Mund. Der Mundspeichel enthält ein Enzym, die Amylase. Diese wird der Nahrung im Mund zugegeben, und so beginnt eine kleine Verdauung im Mund. Wenn du z.B. Reis isst und den Reis 100 Mal kaust, wirst du feststellen: es wird süß. Der Mehrfachzucker im Reis wird umgewandelt in Einfachzucker oder Zweifachzucker, und der schmeckt süß.                                                                                                               

Wenn das Ganze dann in den Magen geht, gibt es dort das saure Milieu des Magens, wodurch dieser Prozess der Aufspaltung reduziert wird.                                                                                                                 

Es geht dann wieder weiter im Dünndarm. Dort werden andere Enzyme hinzugegeben, z.B. Pankreas-Amylase und andere Zucker spaltende Enzyme. So wird der Mehrfachzucker umgewandelt in Einfachzucker, wie z.B. Glucose, Fructose und Galaktose. Diese werden dann absorbiert, d.h. sie gelangen über die Darmzotten in die Kapillaren der Blutgefäße und kommen so ins Blut.               

Die Einfachzucker gehen dann weiter in die Leber. Die Leber wandelt alles, auch Fructose und Galaktose, um in Glucose. Glucose kann ins Blut gehen und wird dann verwendet zur Energiegewinnung im Muskel. Ist zu viel Glucose da, dann wird diese umgewandelt in Glykogen. Die Leber hat einen Glykogenspeicher, und das Muskelgewebe auch. Kann das Glykogen nicht ausreichend aufgespeichert werden, weil zu viel Zucker aufgenommen wird, dann wird es umgewandelt in Fett und wird als Fettgewebe gespeichert.                                                                                      

Im Rahmen des Kohlenhydrat-Stoffwechsels gibt es noch eine Besonderheit, betreffend das Hormon Insulin: Wenn Insulin ausgeschüttet wird, dann nehmen die Körperzellen vermehrt Glucose auf, sodass der Blutzuckerspiegel geringer wird. Zucker hat ja auch die Eigenschaft, etwas dickflüssig zu machen, z.B. ist Dicksaft eingedickter Saft, und er enthält einfach mehr Zucker. Also will der Körper vermeiden, dass zu viel Glucose im Blut ist, und schüttet in diesem Fall Insulin aus. Dieses Insulin sorgt dafür, dass mehr Glucose ins Muskelgewebe kommt, oder umgewandelt wird in Fett.     

 

Wenn der Glucose-Stoffwechsel gestört ist, dann bekommt der Mensch Diabetes, und Diabetes kann dazu führen, dass das Blut zu dickflüssig ist. Zu dickes Blut kann dazu führen, dass Gewebe abstirbt, weil das Blut nicht mehr bis in die Kapillargefäße kommt. Z.B. können Zehen und Füße absterben, es kann auch zu Herzinfarkt führen, zu Hirnschlag, zu Nierenversagen, zu Netzhautablösung und noch anderem. Daher gilt es, Diabetes vorzubeugen. Unter anderem gelingt das durch:

  • Bewegung
  • Fettarme Ernährung
  • Wenig einfache Kohlenhydrate essen
  • Vermeidung von Übergewicht
  • Üben von Yoga, insbesondere Hatha Yoga

Es gibt verschieden Formen von Diabetes. Bei der einen Form bildet der Körper nicht genug Insulin (Typ 1), bei der anderen reagiert der Körper nicht mehr richtig auf Insulin (Typ 2). Dass der Körper auf Insulin nicht mehr ausreichend reagiert, beruht zum einen auf mangelnder Bewegung, zum zweiten auf einer Stoffwechselstörung unbekannter Ursache, und drittens auf zu viel Fettgewebe, insbesondere Bauchfettgewebe. Es lohnt sich also, sich ausreichend zu bewegen und sich gesund zu ernähren.                                                                                                                                                                        

Einen Überschuss an Kohlenhydraten kann der Körper übrigens nicht ausscheiden, er wird sie nur umwandeln in Fettgewebe.

 

 

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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YVS342-3 Verdauungssystem und Yoga (Teil 3)

Insgesamt weiß man heute, dass die gesamte Verdauung sehr stark abhängt von den Bakterien, der Darmflora. Sowohl der Dünndarm hat eine Darmflora, die nötig ist, als auch der Dickdarm. Heute weiß man auch, ob jemand Diabetes bekommt, Bluthochdruck, sogar psychische Probleme – all das scheint auch etwas zu tun zu haben mit der Darmflora. Um so wichtiger ist es, für eine gesunde Darmflora zu sorgen. Z.B.

  • Indem man nicht zu viele Süßigkeiten zu sich nimmt
  • indem man kein Fleisch isst
  • Und indem man genügend Ballaststoffe (Fasern) zu sich nimmt

All dies braucht der Mensch für einen gesunden Dünndarm und Dickdarm. Hilfreich für den Dickdarm sind auch die Rückbeugen und der Drehsitz. Diese sind eine sanfte Massage des Dickdarms und veranlassen ihn, besser zu funktionieren.                                                                                                         

 

Es kann zwei Probleme des Dickdarms geben. Das eine ist zu schnelle Verdauung, also Durchfall. Manchmal kann Reizdarm damit zu tun haben. Das zweite Problem kann Verstopfung sein, was insbesondere passiert, wenn der Mensch nicht genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, nicht genügend Ballaststoffe hat und sich zu wenig bewegt. Der Mensch muss genügend Wasser oder Kräutertee trinken, er muss sich bewegen, und der menschliche Darm braucht genügend Ballaststoffe (z.B. über Vollkorn, Hülsenfrüchte, Salate und Gemüse), damit der Verdauungsbrei gut weitergegeben werden kann.

Zum Schluss geht es in den Enddarm, und von dort wird das Ganze über den Anus ausgeschieden.

So verläuft der Verdauungskanal, vom Mund bis zum Anus. Es gibt aber noch ein paar weitere Organe im Bauch, die auch wichtig sind.

 

Da ist zunächst die Bauchspeicheldrüse. Sie ist die wichtigste Verdauungsdrüse. Sie bildet 2 Liter Pankreas-Saft, also Bauchspeichel, und dieser hat einen hohen Anteil von Bikarbonat. Das hilft, den sauren Nahrungsbrei, der im Magen entsteht, zu neutralisieren. Der saure Magensaft ist wichtig, um Bakterien abzutöten, und er leitet auch etwas die Eiweißverdauung ein. Anschließend muss der saure Nahrungsbrei zügig neutralisiert werden, weil der Darm keine dicke Schleimhaut hat, wie der Magen. Dann gibt es verschiedene Enzyme, die dort für die Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettverdauung, ausgeschieden werden. Die Bauchspeicheldrüse wirkt nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern sie erzeugt auch das Hormon Insulin und gibt dieses dann ins Blut ab, was wichtig ist für den Blutzuckerspiegel.

Die Leber ist die größte Drüse des menschlichen Körpers, sie wiegt 1,5 bis 2 kg. Diese filtert quasi das gesamte venöse Blut von Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse und Milz und sorgt dann dafür, dass die absorbierten Nährstoffe in der Leber gefiltert werden. Die Leber ist also die Stoffwechselzentrale, das Zentrallabor des Körpers. In der Leber werden alle möglichen Prozesse gebildet und es ist sehr wichtig, dass die Leber gut funktioniert.                                                                    

Die Funktion der Leber wird gestört durch den Konsum von alkoholischen Getränken. Zwar kann die Leber geringe Mengen von Alkohol problemlos abbauen, aber diese geringen Mengen nimmst du schon automatisch zu dir, wenn du z.B. Fruchtsäfte trinkst: Diese enthalten bis zu 1 % Alkohol. Das ist ganz unproblematisch, das kann die Leber filtern. Oder auch, wenn du Brot zu dir nimmst: Bei der Verdauung von Kohlehydraten entsteht eine gewisse Menge an Alkohol. Dafür ist die Leber gedacht. Aber alkoholische Getränke überfordern die Leber langfristig, führen erst zur Fettleber, irgendwann zur Leberzirrhose, und so kann die Leber letztlich eventuell kollabieren.                                                    

Es gibt auch Leberentzündungen, das sind die verschiedenen Formen von Hepatitis. Man sollte also durchaus aufpassen, was man zu sich nimmt, was man isst. Natürlich sollte man auch keine verunreinigten Spritzen für Drogen verwenden und keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, wenn man nicht weiß, ob die andere Person vielleicht Hepatitis hat. In diesem Sinne gilt es, die Leber gesund zu erhalten.       

Wichtig ist auch, dass du keinen Medikamentenmissbrauch betreibst, lebe gesund und versuche, Erkrankungen durch Veränderung des Lebensstils zu heilen. Nimm nicht zu früh zu viel an Medikamenten zu dir, das kann langfristig die Leber stören.                                                                        

Für eine gesunde Leber ist natürlich wieder Ausdauertraining gut, die tiefe Bauchatmung ist hilfreich, ebenso Vorwärtsbeuge, Rückbeuge und Drehsitz.

Die Nieren sind zwar nicht Teil des Verdauungssystems, aber sie dienen dazu, Stoffwechselprodukte auszuscheiden. Insbesondere alles, was du an Nährstoffen aufnimmst und nicht brauchst, wird über die Nieren wieder abgebaut und dann über den Harn (Urin) ausgeschieden. Die Nieren sind also Ausscheidungs- und letztlich auch Filterorgane. Sie filtern wasserlösliche Bestandteile aus dem Blut und bilden den Harn, der dann in der Harnblase angesammelt und schließlich ausgeschieden wird. Die Nieren sollten gesund erhalten werden, dafür gilt zunächst, dass du ausreichend Flüssigkeit zu dir nehmen musst, normalerweise 1 bis 2 Liter. Dauerhaft zu viel Flüssigkeit zu dir zu nehmen, ist nicht gut, es überlastet die Nieren. Es spricht aber nichts dagegen, einige Tage lang viel Wasser oder Kräutertees zu trinken, um Magen, Darm, Blutkreislauf und Nieren zu spülen.                                                

Eine zu hohe Eiweißaufnahme kann die Nieren ebenfalls überlasten und schädigen. Auch Medikamente können die Nierenfunktion beeinträchtigen, insbesondere frei verkäufliche Schmerzmittel wie Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen und eventuell auch Paracetamol. Langfristig kann es zu Nierenversagen kommen. Also versuche die Einnahme von Medikamenten möglichst zu vermeiden und dich stattdessen durch einen gesunden Lebensstil gesund zu erhalten. Vertage das Einnehmen von Medikamenten auf so spät wie möglich. Das soll dich nicht davon abhalten, notwendige Medikamente zu dir zu nehmen!

 

Zusammengefasste Empfehlungen:

  • Kaue ausreichend
  • Lass genügend Zeit zwischen 2 Mahlzeiten, dass dein Verdauungssystem sich regenerieren kann
  • Nimm nicht zu viele verschieden Nahrungsmittel in einer Mahlzeit zu dir, das hilft auch schon, Übergewicht zu vermeiden
  • Gönne deinem Verdauungstrakt öfter einmal Ruhe, der Parasympaticus muss aktiviert sein, damit das Verdauungssystem funktioniert
  • Übe jeden Tag Tiefenentspannung und Meditation, das unterstützt die Regeneration des Verdauungssystems
  • Trinke weder zu wenig, noch zu viel Flüssigkeit, 1 bis 2 Liter sollten es sein (bei vegetarischer Ernährung nimmst du über Obst, Salat, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte zusätzlich Flüssigkeit auf), wenn du fastest, müssen es 2 bis 3 Liter sein
  • Nimm genügend Ballaststoffe zu dir, damit der Dünndarm und der Dickdarm die Nährstoffe und den Speisebrei gut transportieren können

 

Zusammenfassung des Verdauungskanals:

  • Mund/Zähne: Kauen, Speichel feuchten die Nahrung an und bringen erste Enzyme in den Speisebrei
  • Kehle: Schlucken
  • Speiseröhre: Transport in den Magen
  • Magen: gibt Salzsäure zum Speisebrei, um Bakterien/Viren/Hefepilze/Mikroorganismen abzutöten, fügt auch Verdauungsenzyme für die Eiweißverdauung hinzu, zerkleinert mit starken Muskelbewegungen den Speisebrei und gibt ihn in kleinen Portionen weiter ab in den Dünndarm
  • Zwölffingerdarm: Pankreassaft (Bauchspeichel) kommt hinzu, zur Verflüssigung und Neutralisierung des Speisebreis, weitere Enzyme kommen dazu
  • Dünndarm: 3 bis 5 Meter lang, Verdauungsbrei wird aufgespalten, Mikronährstoffe gehen über die Dünndarmzotten ins Blut
  • Dickdarm: entzieht Flüssigkeit, dickt Speisebrei ein, entzieht auch bestimmte Salze, verdaut weiter über Enzyme und über die Darmflora, weitere Resorption von Nährstoffen
  • Mastdarm/Rektum
  • After: Ausscheidung

 

Bei Yoga Vidya gibt es u.a. auch Kochausbildungen: Ayurveda Koch Ausbildung, Veganer Koch Ausbildung, außerdem Ernährungsberater-Ausbildungen: Ayurveda Ernährungsberater-Ausbildung, Veganer Ernährungsberater-Ausbildung, sowie regelmäßige Kochkurse. Für Yogalehrer gibt es die Weiterbildung „Yoga bei Beschwerden des Verdauungssystems“, sodass du auch lernen kannst, wie Yogaübungen helfen können bei Beschwerden des Verdauungssystems.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS342-2 Verdauungssystem und Yoga (Teil 2)

Verbreitete Magenerkrankungen sind Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüre. Manchmal hängt das zusammen mit einem Bakterium, heliobacter pylori. Wenn du regelmäßig Magenschleimhautentzündung hättest, solltest du dich untersuchen lassen, ob du diesen heliobacter hast. Durch die Einnahme eines speziellen Antibiotikums können die Probleme vorbei sein. Es gibt aber auch Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüre, die nicht mit dem Bakterium zusammenhängen. Da gibt es oft eine Verbindung von Stress, genetischer Disposition und vielleicht auch nicht ausreichendem Kauen, eventuell werden auch zu komplexe Nahrungsmittel oder zu viel Nahrung in einer Mahlzeit zu sich genommen und es wird auch nicht genügend Zeit gelassen zwischen den Mahlzeiten. Bei Magengeschwüren könnte auch hilfreich sein, einmal pro Woche Kunjar Kriya zu üben, das gilt insbesondere, wenn du keine Bulimie hattest. Kunjar Kriya heißt nämlich, 1 bis 2 Liter Salzwasser trinken, morgens auf nüchternen Magen, 2 Finger in den Hals und sich übergeben. Hilfreich hier ist, dass der Magen sich leert, sich regenerieren kann. Warte mindestens eine halbe Stunde, und trinke dann zunächst etwas Leichtes (Wasser oder Kräutertee), bevor du dann normal isst.

 

Vom Magen geht es dann in den Zwölffingerdarm. Dieser heißt so, weil er so lang ist wie 12 Finger. Er wird auch Duodenum genannt. Der Zwölffingerdarm ist eigentlich der erste Teil des Dünndarms. Er hat verschiedene Öffnungen: Zum einen werden verschiedene Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm gegeben, auch die Gallenflüssigkeit kommt aus der Leber hinein. Die Zwölffingerdarmwand selbst produziert ebenfalls einige Enzyme, die dem Speisebrei zugesetzt werden. Die Enzyme sorgen dann dafür, dass der Speisebrei (bzw. die Nahrungsmittel darin) aufgespalten wird. Der Dünndarm ist dafür lang genug, nämlich etwa 3 bis 5 Meter lang. Er hat viele Windungen, und vor allen Dingen hat er die Dünndarmzotten, welche die Oberfläche sehr stark vergrößern. Über diese Dünndarmzotten können dann die Nährstoffe zu den Kapillargefäßen kommen, werden dann von diesen Kapillargefäßen aufgenommen und werden dann vom Pfortadersystem zur Leber transportiert. Alles Blut, das in den Verdauungsorganen war und Nährstoffe aufgenommen hat, wird über das Pfortadersystem erst zur Leber kommen, und die Leber wird:

  • Giftstoffe eliminieren
  • bestimmte Teile der Nährstoffe, wie z.B. Glucose, aufbewahren
  • manche Eiweißmoleküle umstrukturieren
  • etwaige kleine Alkoholmengen, die bei der Kohlenhydratverdauung entstehen oder auch in Fruchtsäften enthalten sind, abbauen

Von der Leber geht das Blut dann zum Herzen, und vom Herzen überall hin.

Der größte Teil der Absorption der Nährstoffe geschieht im Dünndarm. Der Dünndarm ist auch wieder ein muskulöses Gewebe. Es gibt eine Dünndarmperistaltik, und dies bedeutet, dass die Darmwände sich immer wieder zusammenziehen, um so den Speisebrei weiterzubringen.           

Der Dünndarm kann auch überreagieren, z.B. bei Infektionen, dann entsteht ein sogenannter Durchfall. Es gibt auch, z.B. bei einer Pitta-Störung den Dauerdurchfall, der oft mit einem Dünndarmproblem zusammenhängt, obgleich er auch ein Dickdarmproblem sein könnte. Für einen gesunden Dünndarm gilt allgemein, dass man Tiefenentspannung üben soll, dass man dem Verdauungssystem genügend Zeit gibt zwischen zwei Mahlzeiten, dass man tief mit dem Bauch atmet.  Vor allem ruhiges Halten von Vorwärtsbeuge und Drehsitz jeden Tag hilft auch, dass der Dünndarm besser funktionieren kann und Nährstoffe besser absorbiert werden können.

Nach dem Dünndarm gibt es den sogenannten Dickdarm. Er wird auch als Kolon bezeichnet. Der Dickdarm resorbiert das Wasser und dickt so den Speisebrei ein. So sorgt der Dickdarm dafür, dass die Flüssigkeit, die im Magen zugefügt wurde, aus dem Speisebrei herauskommt und der eingedickte Speisebrei im Enddarm letztlich als Kot, als Stuhl bleiben kann und dann als Ganzes, idealerweise in wohlgeformten Würsten, den menschlichen Körper wieder verlassen kann.                                                

Der Dickdarm macht aber noch mehr: Er resorbiert manche Salze (Natrium- und Kaliumsalze) und er spaltet auch noch weiter nicht verdaute Eiweiße und Kohlenhydrate auf, mithilfe von Bakterien. Es entsteht eine leichte Gärung und Fäulnisvorgänge, und dann können auch dort noch Nährstoffe weiter resorbiert werden.                                                                                                                                           

Es gibt im Dickdarm verschiedene Teile, zunächst den sogenannten Blinddarm. Dort führt der Dickdarm in die eine Richtung, und in der anderen Richtung ist eine Art Sackgasse, eben der Blinddarm. Der Blinddarm mündet in den Appendix, den Wurmfortsatz. Die Blinddarmentzündung ist eigentlich eher eine „Wurmfortsatz-Entzündung“, Appendizitis genannt: Aus irgendwelchen Gründen kann es hier eine Entzündung geben, und diese wird gerne operiert. Früher dachte man, dass der Wurmfortsatz keine Funktion hat. Seit 2018 gibt es jedoch eine neue Theorie, die zum einen besagt, dass sich im Blinddarm die Darmbakterien vermehren können. Hier geht der Speisebrei nämlich nicht gleich vorbei. Der Mensch braucht ja eine gesunde Darmflora. Zum anderen hat der Körper hier eine Möglichkeit, sein Immunsystem zu trainieren, falls dort „falsche“ Bakterien, Viren, Hefepilze sind. Im Wurmfortsatz bewahrt der Körper quasi seine Darmflora auf. Wenn z.B. ein Durchfall entsteht, und die Darmflora weitestgehend ausgespült wird, dann kann anschließend vom Wurmfortsatz aus diese Darmflora wieder zurückkehren in den Dickdarm und dafür sorgen, dass der Mensch weiter im Dickdarm die Nährstoffe resorbieren kann. Übrigens, auch wenn man Antibiotika nimmt, wird ja ebenfalls die Darmflora gestört. Allerdings wird sie im Wurmfortsatz wohl weniger gestört, sodass bei jemandem, der keine Blinddarmoperation hatte, sich nach einer Antibiotika-Behandlung die Darmflora wieder regenerieren kann. Schwieriger ist es bei Menschen, denen nach einer Blinddarmentzündung der Wurmfortsatz entfernt wurde: Wenn sie Antibiotika nehmen, oder aufgrund einer Lebensmittelvergiftung oder Durchfall hatten, brauchen sie sehr viel länger, um sich zu regenerieren, weil eben der Wurmfortsatz fehlt und die Regeneration nicht so gut ist. Diese Theorie kann noch nicht als hundertprozentig gesichert gelten, aber man weist dem Wurmfortsatz endlich eine ihm zustehende Bedeutung zu.         

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

                                                        

 

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YVS342-1 Verdauungssystem und Yoga (Teil 1)

Welche Aufgaben hat das Verdauungssystem? Welche Teile hat es? Wie kann man mit Yoga und guter Ernährung sein Verdauungssystem gesund erhalten? Diese Fragen werden hier besprochen.

Aufgaben des Verdauungssystems

Das Verdauungssystem will dem Menschen Stoffe zur Verfügung stellen, die zum einen notwendig sind zur Zellbildung, zum anderen als Brennstoff für Bewegung. Über die Nahrung nimmt man Stoffe auf. Diese werden durch das Verdauungssystem so zerkleinert, dass sie in den Blutkreislauf gehen können, und vom Blutkreislauf in die verschiedenen Zellen.                                                                                      

In der Nahrung sind zunächst einmal die „großen“ Nährstoffe, Proteine/Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. Außerdem kommen dort Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente vor. All diese sind notwendig, damit der Körper zum einen aufgebaut werden kann, zum anderen, dass er seine Funktionen erfüllen kann, und natürlich auch, damit der Körper die Energie hat, die er braucht, sowohl für die Temperaturerhaltung, als auch zur Bewegung.               

Das Grundprinzip ist:

  • Zunächst kommt die Nahrung in den Körper hinein,
  • dann wird sie mechanisch zerkleinert,
  • danach wird sie auch noch enzymatisch zerkleinert,
  • schließlich in resorbierbare Spaltprodukte zerlegt.
  • Diese werden über die Darmschleimhaut aufgenommen und
  • gelangen von den Verdauungsorganen erst zur Leber (der chemischen Fabrik), die dann noch weiteres damit anstellt, und dann...
  • über den Blutkreislauf zu allen Körperteilen.

 

Die Organe des Verdauungstraktes

Der Verdauungstrakt beginnt mit dem Mund, mit den Zähnen (Schneidezähne zum Abbeißen, übrige Zähne zum Kauen) und der Zunge. Sie ist zum einen für den Geschmackssinn zuständig, z.T. zusammen mit der Nase: Der Speisebrei gibt Gerüche ab, die in der Nase riechbar sind, und der Geruch gibt dem Körper gewisse Informationen, ob die Nahrung gut für den Menschen ist. Bei gesunden Instinkten und einem natürlichen Nahrungsangebot hat jede Tierart letztlich über das Geschmacksempfinden ein Wissen, welche Nahrung gut ist. In der heutigen Zeit, wo der Mensch alles mögliche gemacht hat, um Nahrung irgendwo mit anderen Geschmäckern zu verbinden, kann er nicht mehr allein auf den Geschmackssinn vertrauen. Aber normalerweise könnte der Mensch über Zunge und Nase feststellen, ob etwas gut ist für ihn, oder auch nicht.                                                           

Im Mund wird also zerkleinert, es kommt Speichel dazu, und im Speichel sind auch schon die ersten Enzyme, die hilfreich sind, insbesondere bei der Kohlenhydratverdauung. Swami Sivananda hat gerne gesagt, man soll jeden Bissen etwa 30 Mal kauen, und das ist dann sehr gut für das ganze Verdauungssystem, dann wirst du auch die Nährstoffe gut aufnehmen können.                                      

Für eine gesunde Mundhöhle kann Zähneputzen hilfreich sein, um die Speisereste zu entfernen. Des Weiteren, oder wenn man entzündetes Zahnfleisch hat, kann man auch Ölziehen machen: Man nimmt Sesam- oder Olivenöl in den Mund und zieht es 1 bis 2 Minuten durch die Zähne, anschließend speit man es aus. Es kann auch gut sein, mit einem Löffel oder einem Zungenreiniger die Zunge zu schaben, damit sich keine alten Schleimreste aufbauen, die dann Krankheitserreger kultivieren könnten.                                                                                                                                                           

Hinter der Zunge beginnt dann der Rachen. Der Rachen ist der gemeinsame Teil der Luft- und Speisewege. Es gibt den sogenannten Schluckreflex: Wenn Nahrung und Flüssigkeit die Rachenhinterwand berührt, entsteht der Schluckreflex. Im Rachen gibt es auch verschiedene Immunabwehrsysteme, z.B. die Gaumenmandeln.

Vom Rachen geht es dann in die Speiseröhre. Sie ist ein muskuläres Gewebe, d.h. die Nahrung wird über eine peristaltische Muskelbewegung weitertransportiert in den Magen. Du könntest also z.B. auch im Kopfstand trinken (mit einem Strohhalm), die Speiseröhre transportiert die Nahrung weiter. Umgekehrt kann die Speiseröhre die Nahrung auch in die andere Richtung transportieren, die Peristaltik funktioniert in beide Richtungen.

 

Die Speiseröhre mündet dann in den Magen. Der Magen hat einen sogenannten „Pförtner“, und der Pförtner sorgt dafür, dass der Speisebrei in den Magen hineinkommt, und normalerweise nicht herauskommt. Es gibt ein gar nicht mal so seltenes Problem, nämlich das Aufstoßen, wenn Magensäure und Speisebrei durch die Speiseröhre nach oben kommt. Manche Menschen haben Schmerzen in der Mitte der Brust und fürchten, sie hätten Herzprobleme, doch es ist dann „nur“ eine verätzte Speiseröhre, und das Herz ist ganz gesund. Wenn du regelmäßig aufstößt, könntest du überlegen, ob du vielleicht nicht so viel isst oder insgesamt abnimmst, oder auch nicht zu komplexe Mahlzeiten zu dir nimmst. Insbesondere langfristig gesehen ist häufiges Aufstoßen nicht so gut für die Speiseröhre. Also: Nicht zu komplexes Essen, ausreichendes Kauen, nicht zu viel Essen - insbesondere abends vor dem Schlafengehen, denn im Liegen passiert es häufiger, dass Speisereste und Magensäure in die Speiseröhre kommen.                                                                                                                      

Im Magen geht es weiter. Der Magen gibt zum einen Salzsäure in den Speisebrei, sowie einige Enzyme, z.B. Pepsin (eiweißspaltendes Enzym). Der Magen hat aber auch einen Schleim. Es gibt die Magenschleimhaut, die verhindert, dass der Magen sich selbst verdaut. Im Magen beginnt die sogenannte Nahrungszerkleinerung. D.h. der Magen bewegt sich, er ist ein stark muskuläres Gewebe. Es wird ja Flüssigkeit hineingegeben, eben Salzsäure, und in Verbindung mit dieser Bewegung des Magens wird die Speise zerkleinert, sodass Speisebrei entsteht. Der Magen hat typischerweise ein maximales Volumen von 1,5 Liter. In der Hatha Yoga Pradipika bzw. der Shiva Samhita wird gesagt, man soll die Hälfte des Magens füllen mit fester Nahrung, ein Viertel füllen mit flüssiger Nahrung und ein Viertel frei lassen, also nie so viel essen, dass der Magen ganz gefüllt ist. Das hilft, dass der Magen seine Funktionen gut erfüllen kann. Der Magen ist auch ein Speicher, er behält die Nahrung eine Weile und gibt sie dann schrittweise ab, sodass nachher der Zwölffingerdarm und der Dünndarm eben schrittweise neuen Speisebrei bekommt. Typischerweise bleibt Wasser etwa 20 Minuten im Magen, Kohlenhydrate 1 bis 2 Stunden, Eiweiß 3 bis 4 Stunden und Fette bis zu 7 Stunden – wobei das individuell sehr unterschiedlich sein kann.                                                                                                       

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS341-4 Das Atmungssystem und Yoga (Teil 4)

Was haben jetzt diese Reserven mit der Art der Atmung zu tun?                                          

Zunächst einmal nutzt du die Ausatmungsreserve durch die Zwerchfellatmung. Wenn du normal ausgeatmet hast, dann geht alles, was du weiter ausatmest, nur dadurch, dass der Bauch hineingeht. Wenn du also mehr frische Luft zu den Lungen bringen willst, ist zunächst einmal das Nutzen der „Ausatmungsreserve“ wichtig. Angenommen, du nutzt nicht die vollständige Ausatmung, dann bleiben immer über 2 Liter Luft in den Lungen. Und auf diese 2 Liter Luft kommt dann nur die zusätzliche, frische Luft. Hast du hingegen vollständig ausgeatmet, bleibt nur 1 bis 1,2 Liter Restluft in den Lungen. Es ist also recht effektiv, zunächst vollständig auszuatmen. Hinzu kommt, dass das vollständige Aus- und Einatmen das Zwerchfell bewegt, was eine gute Massage für die Bauchorgane ist. Dies ist förderlich, damit die Bauch- und Verdauungsorgane gut funktionieren. Die Zwerchfellbewegung ist auch gut für die Venen: Es gibt die sogenannte „Zwerchfellpumpe“, die dafür sorgt, dass das venöse Blut insbesondere aus den großen Venen zurück zum Herzen kommt. Daher also: Öfter am Tag vollständig ausatmen und sanft einatmen.

Die Einatmungsreserve besteht z.T. aus der Bauchatmung. Du könntest nach dem normalen Einatmen den Bauch bewusst noch weiter nach vorn geben. Die Einatmungsreserve besteht aber auch aus der Brustatmung oder auch der Zwischenrippenatmung. Der Knorpel zwischen Rippen und Brustbein kann etwas ausgedehnt werden, und durch die Zwischenrippenmuskeln können sich die Rippen auch etwas drehen. Tatsächlich ist der größte Teil der Einatmungsreserve eben diese Brustatmung.

Zuletzt gibt es noch die Lungenspitzenatmung, wo Muskeln zwischen Schlüsselbein und Rippen die oberen Rippen etwas heben können, und dadurch kann auch etwas Luft in die Lungen hineingehen. Allerdings sollte die Normalatmung die Bauchatmung sein. Beginnt man, etwas tiefer zu atmen, sollte man zunächst die Ausatmungsreserve nutzen durch vollständige Aus- und Einatmung. Das gibt auch den Bauchorganen eine gute Massage, sorgt auch dafür, dass das venöse Blut besser zurückfließt. Wenn das nicht ausreicht, nutzt man die Einatmungsreserve durch die vollständige Atmung.

Vom Yoga her gibt es auch noch einen guten Grund, weshalb die Bauchatmung die Normalatmung ist. Der Bauch ist Sitz der Sonnenenergie, und indem du tief mit dem Bauch atmest, hältst du auch das Prana dieses Sonnenzentrums in Bewegung und sorgst dafür, dass du diese Sonnenenergie bekommst.

 

Wie man die Vitalkapazität erhöht

Die Vitalkapazität ist die maximale Menge an Luft, die du ausatmen kannst, nachdem du vollständig eingeatmet hast. Die Vitalkapazität ist ein wichtiger Faktor um festzustellen, ob jemand gesund ist. Es kann auch die Lebenserwartung vorhergesagt werden anhand der Vitalkapazität. Wer als 30-, 40-jähriger eine unterdurchschnittliche Vitalkapazität hat, hat eine geringere Lebenserwartung als jemand, der eine höhere Vitalkapazität hat. Es ist aber nie zu spät, etwas dafür zu tun, um die Vitalkapazität zu erhöhen. Auch fühlt sich jemand mit einer höheren Vitalkapazität tatsächlich vitaler und energetischer.                  

Vitalkapazität bedeutet auch: Wie zügig kann der Mensch Sauerstoff bekommen, wie schnell kann er auch Kohlendioxid wieder herausbringen? Das hat eine Auswirkung auf das gesamte Kreislaufsystem, und über das Kreislaufsystem auf alle Organe und Gewebe des Körpers.

Der Mensch ist ein Organismus, der sich auf die Herausforderungen der Umwelt einstellt. Wenn du deine Vitalkapazität erhöhen willst, braucht es also das geeignete Training. Schulmedizinisch gesehen ist das sogenannte Ausdauertraining auch ein Training, was die Vitalkapazität erhöht. Angenommen, du hättest dich bisher kaum bewegt die letzten Jahre, wenn du dann drei- bis viermal die Woche 30 bis 40 Minuten Ausdauertraining machst (Laufen Schwimmen, Fahrrad fahren, Walken) und dabei deinen Puls in eine Zielzone bringst, wirst du innerhalb von 3 bis 6 Monaten deine Vitalkapazität erhöhen. Vom Yoga her ist der Sonnengruß die wichtigste Übung, um ein Ausdauertraining zu haben. Aber vom Yoga her gibt es auch noch weiteres, was hilft, die Vitalkapazität zu erhöhen.

  • Atemübungen, insbesondere den Atem anhalten
  • Atemübungen, insbesondere tiefe Bauchatmung
  • Weitere Atemübungen, insbesondere die vollständige Yogaatmung
  • Asanas
  • Tiefenentspannung

Zu 1.: Wenn du Atemübungen machst, die im Yoga immer auch Atem anhalten umfassen, dann ist das ein Trainingsreiz. Wenn du also die Luft anhältst nach Kapalabhati oder während der Wechselatmung, dann entsteht vorübergehend ein Sauerstoffmangel. Kohlendioxid sammelt sich an in den Lungen, und vermehrt auch in den Blutgefäßen. Der Sauerstoffmangel wird „gemeldet“, und das ist dann ein Trainingsreiz, der den Körper veranlasst, die Vitalkapazität zu erhöhen. Angenommen, du hättest bisher kaum Ausdauertraining gemacht, und du würdest nur Yogaatemübungen üben, täglich 20 bis 30 Minuten, so würdest du in 3 bis 6 Monaten deine Vitalkapazität messbar erhöhen. Sogar Menschen, die bisher Ausdauertraining gemacht haben, und dann täglich Yogaatemübungen 20 bis 30 Minuten üben, werden nochmals eine Erhöhung ihrer Vitalkapazität spüren. Das Luftanhalten ist also ein Trainingsreiz, der die Lungen dazu veranlasst, Gewebe zu erneuern, und so die Vitalkapazität zu erhöhen.

Zu 2.: In der tiefen Bauchatmung atmest du vollständig aus und sanft ein. Das vollständige Ausatmen führt dazu, dass zwischendurch die Lungen weitestgehend leer sind. Dies wiederum sorgt dafür, dass z.B. nach dem Atem-anhalten bei der Wechselatmung der Sauerstoffmangel noch etwas akzentuierter ist. Und so führt den Atem anhalten, gefolgt von langsamem, vollständigem Ausatmen dazu, dass der Trainingsreiz noch stärker ist, der den Körper dann dazu veranlasst, die Vitalkapazität zu erhöhen. Tiefe Bauchatmung ist also ein Trainingsreiz für die Vitalkapazität und Luftanhalten gefolgt von langsamem vollständigem Ausatmen ist nochmal ein effektiverer Trainingsreiz.

Zu 3.: Vollständige Yogaatmung heißt, dass du vollständig ausatmest und vollständig einatmest. Indem du das bewusst machst, setzt du auch wieder einen Trainingsreiz. Der Trainingsreiz sagt dem Körper: Irgendwo, aus irgendwelchen Gründen reicht es nicht aus, wie viel Luft du ein- und ausatmen kannst. Und so wird der Körper dazu veranlasst, Gewebe zu regenerieren und die Vitalkapazität zu erhöhen. Jemand, der vollständige Yogaatmung regelmäßig übt, wird schon allein dadurch mittelfristig seine Vitalkapazität erhöhen.

Zu 4.: Damit der Körper Lungengewebe so umstrukturieren kann, dass die Vitalkapazität erhöht wird, muss natürlich ein gewisser Raum im Brustraum sein. Die Knorpel zwischen Rippen und Brustbein können diesen Raum ergeben. Aber im Alter von 30 oder 40 sind die Knorpel nicht mehr ganz so flexibel, und so sind Asanas von besonderer Wichtigkeit. Viele Asanas dehnen den Brustkorb, wie z.B. eine Bewegung im Sonnengruß, wie der Fisch oder die Kobra, wie der Halbmond oder Chakrasana, das Rad. Durch diese Öffnung des Brustkorbs werden die Knorpel zwischen Rippen und Brustbein flexibler, und so wird der Raum geschaffen, der überhaupt dem Lungengewebe ermöglicht, sich zu erneuern und die Vitalkapazität zu erhöhen. Genauso haben die Seitbeugen wie z.B. das Dreieck die Wirkung, dass die Rippen gedehnt werden. Sogar Übungen wie z.B. die Vorwärtsbeuge, der Pflug und die Stellung des Kindes dehnen die Rippen, und zwar im hinteren Teil, und helfen, dass auch die Rippenwirbelgelenke etwas flexibler werden. Auch das ist wichtig, damit die Rippen sich etwas drehen können und sich weiter öffnen können. Schließlich wirken auch die Drehungen besonders auf die Rippen. Drehbewegungen entstehen ja insbesondere aus den unteren Brustwirbeln, und dabei bewegt sich letztlich der Brustkorb in sich selbst, und das hat Auswirkungen auf die Flexibilität der Rippen zueinander und ermöglicht eine Ausdehnung des Lungengewebes.

Zu 5.: Tiefenentspannung allein erhöht natürlich keine Vitalkapazität. Aber in Verbindung mit Trainingsreizen wie Ausdauertraining, Luft anhalten, vollständiger Yogaatem und Dehnung des Brustkorbes durch Rückwärtsbeugen, Dreieck, Drehungen, Vorwärtsbeuge ist die Tiefenentspannung etwas, was dem Körper die Anpassungsleistungen ermöglicht. Wenn du also Yoga übst, mit Atemübungen, Luft anhalten, vollständiger Yogaatmung, tiefer Bauchatmung, dann Vorwärtsbeuge, Rückwärtsbeuge, Drehung und Seitwärtsbeuge, dann hilft die Tiefenentspannung, dass der Körper dem Trainingsreiz besser Folge leisten kann, und so

  • zum einen die Vitalkapazität erhöht,
  • zum zweiten den Gasaustausch in den Kapillargefäßen verbessert und
  • Die innere Atmung verbessert, also die Sauerstoffaufnahme der Gewebe aus den Kapillargefäßen des Kreislaufsystems.

 

Zusammenfassung:

Yoga ist vorzüglich für die Gesundheit des Atmungssystems. Atme normalerweise durch die Nase. Übe regelmäßig Neti, mindestens mit Salzwasser. Gurgele öfters mit Salzwasser, vielleicht auch mit Salzwasser + eine Messerspitze Cumin oder Tumerik. Des Weiteren übe Atemübungen wie Kapalabhati und Wechselatmung. Wenn du Anfänger bist, übe die Bauchatmung, als Fortgeschrittener übe auch die vollständige Yogaatmung. Das hilft dir, ein gesundes Atmungssystem zu haben, eine gute Vitalkapazität zu haben. Du beugst so Asthma vor, und viele Asthmaarten können auch allein durch Atemübungen, vielleicht zusätzlich Entspannung, Asanas und gesunde Ernährung überwunden werden. Auch andere Erkrankungen des Atemsystems, wie z.B. chronische Bronchitis oder auch COPD können vermieden werden. Und Atemübungen erleichtern es auch, von der Zigarette loszukommen. Das schlimmste, was du machen könntest, wäre Rauchen: Durch das Rauchen werden zum einen die Schleimhäute entlang der Nase gestört (beim Ausatmen), aber noch mehr werden beim Einatmen die Schleimhäute entlang der Luftröhre und vor allem in den Bronchien und Bronchiolen gestört. So wird auch die Filterfunktion der Atemwege und der Lunge reduziert. Es baut sich auch ein Film über den Alveolen auf und der Gasaustausch ist nicht mehr so gut. Der Körper reagiert nach einer Weile, manchmal mit Bronchitis, manchmal mit chronischer Bronchitis, manchmal auch mit Emphysemen, oder auch mit Lungenkrebs. Also ist besonders wichtig: nicht Rauchen! Und wenn du mal geraucht hast: Yoga hilft deinem Lungengewebe, sich zu regenerieren.

 

Bei Yoga Vidya gibt es in jeder Yogastunde Atemübungen. Es gibt aber auch spezielle Seminare, wo Atemübungen besonders unterrichtet werden, u.a. Kundalini Yoga Seminare, auch Atemkursleiter-Ausbildungen oder auch Pranayama-Weiterbildung für Yogalehrer oder zum Unterrichten von fortgeschrittenem Pranayama für ausgebildete Yogalehrer.

Wenn du Yogalehrer bist und Interesse daran hast, wie du mit Yoga verschiedenen Erkrankungen des Atemsystems vorbeugen kannst, oder wie du die Yogaübungen anpassen musst, wenn deine Teilnehmer bestimmte Erkrankungen haben, gibt es auch die einwöchige Weiterbildung „Yoga bei Erkrankungen des Atmungssystems“.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS341-3 Das Atmungssystem und Yoga (Teil 3)

Mögliche Erkrankungen des Atmungssystems

Nase: Es gibt die linke und rechte Nasenhöhle (getrennt durch die Nasenscheidewand). Es gibt auch noch die obere, mittlere und untere Nasenmuschel. Das führt zu einer starken Oberflächenvergrößerung. So kann die Nase die Funktionen Erwärmung, Befeuchtung und Vorreinigung (natürlich auch die weiteren Funktionen Geruchsempfindung und Resonanzraum der Stimme) gut erfüllen.                                                                                                

Die Nasenschleimhaut kann auch gereizt werden. Z.B. können sich dort Viren und Bakterien niederlassen, und das kann dann zu Schnupfen führen. Es gibt auch Allergien, die zu Heuschnupfen führen. So ist es durchaus wichtig, dass du regelmäßig Yoga-Atemübungen machst, das hält auch die Nasenhöhle gesund. Man weiß auch, dass z.B. Allergien begünstigt werden durch den Konsum von viel Zucker, von Fleisch und anderem. Wenn du also zuckerarm, vollwertig und nach Möglichkeit vegan lebst, wird die Wahrscheinlichkeit erheblich sinken, dass du Heuschnupfen bekommst. Zur Verhinderung von Erkältungen kann auch Abhärtung hilfreich sein, also die Temperatursteuerung des Körpers zu verbessern (z.B. durch Sauna, Wechselbäder usw.).                                                                                                                          

In der Nase können auch ein paar Besonderheiten auftauchen. Da ist z.B. die Bildung von Polypen (Wucherungen in der Nase), was die Nasengänge zum Teil etwas blockiert. Sind diese noch nicht zu weit fortgeschritten, kann Neti mit Salzwasser (Nasenspülung) helfen, oder auch Neti mit Katheter oder einer in Wachs getränkten Baumwollschnur. Neti trägt generell zur Gesundheit der Nase bei, sowohl vorbeugend gegen Schnupfen als auch zur Behandlung von Heuschnupfen und Polypen.                                                                                          

 Nasennebenhöhlen, Stirnhöhlen und Kieferhöhlen: Diese sind ebenfalls mit Schleimhaut bedeckt, und auch sie haben etwas mit Luft zu tun. Sie bilden auch einen Resonanzraum für die Stimme. Manche Menschen haben Stirnhöhlen- oder Nebenhöhlenentzündungen. Man kann zwar auch sagen, das ist ein Training für das Immunsystem, aber hier würden Kneipp’sche Anwendungen helfen, Sauna könnte helfen, und ein auch ansonsten sehr gesunder Lebensstil.

Rachenraum: Der Rachenraum profitiert von z.B. Gurgeln mit Salzwasser oder dadurch, dass du die Zungenreinigung machst, mit einem Löffel oder einem Zungenschaber. So kann sich der Schleim dort regenerieren und es sammeln sich nicht zu viele Viren oder Bakterien an. Der Rachen ist auch ein wichtiger „Umschalter“, insbesondere der Kehlkopf bzw. der Kehldeckel. Der Kehlkopf selbst enthält die Stimmbänder, welche wichtig sind für die Sprache. Ein Mensch ist übrigens ein Lebewesen, was durch die Nase ein- und ausatmen sollte. Die Atmung durch den Mund sollte nur ausnahmsweise erfolgen, z.B. wenn man spricht oder Sport treibt. Der Mund hat nämlich nicht in dem Maß die Möglichkeit, die Atemluft anzufeuchten, zu filtern und zu erwärmen. Der Mensch lebt gesünder, wenn er mehr durch die Nase ein- und ausatmet. Atmet man immer durch die Nase ein und durch den Mund aus, wird die Nase schrittweise etwas zu kühl, und das erhöht die Erkältungswahrscheinlichkeit. Atmet man durch die Nase ein und aus, dann beugt man dem vor. Beim Sprechen kann man natürlich auch durch den Mund ein- und ausatmen, insbesondere wenn man nicht zu viele Stunden hintereinander spricht.

Bronchien: Eine mögliche Erkrankung in den Bronchien ist das sogenannte Bronchialasthma. Zum Teil beruht dieses Asthma auf Allergien, zum Teil beruht es auf einer Dauerreizung der Bronchien über Rauchen oder durch andere Stoffe. Asthma kann man sehr gut vorbeugen, indem man z.B. nicht raucht und auch ansonsten gesund lebt. Häufig verschwindet Asthma allein dadurch, dass man vegan lebt. Bei vegetarischer Ernährung nimmt man noch Milchprodukte zu sich, und hier kann sich schon die Umstellung auf vegane Ernährung positiv auf das Asthma auswirken. Gut gegen Asthma ist auch: ausreichend Körperübungen, Ausdauertraining, aber vor allen Dingen Atemübungen. Es gibt ein sehr gutes Programm von Atemübungen gegen Asthma, bestehend aus 3 Runden Kapalabhati, 15 min Wechselatmung und 10 Runden Bhramari. Wenn man dies täglich übt, hat das eine bessere Wirkung auf Asthma, als die üblichen Medikamente. Übrigens kann man Yoga auch kombinieren mit den schulmedizinischen Medikamenten; typischerweise braucht man dann weniger Medikamente. Die meisten Menschen, die vor ihrer Yogapraxis unter Asthma gelitten haben, und eine konsequente Yogapraxis mit täglich 20 bis 30 min Atemübungen sowie veganer Ernährung durchgeführt haben, sind ihr Asthma vollständig losgeworden.

 

Alveolen: Angenommen, du hast eine Weile geraucht, dann hat sich typischerweise ein „Film“ auf den Alveolen gebildet. Das Schöne ist: Wenn du aufhörst zu rauchen, und dann Kapalabhati und Wechselatmung übst, dann kann sich das Lungengewebe auch schrittweise wieder regenerieren. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören! Und wenn du zusätzlich Atemübungen machst, kann sich Lungengewebe gut regenerieren!

 

 

Die Atmung

Die Atmung selbst geschieht durch die Atemmuskeln und Atemhilfsmuskeln. Hier werden Bauchatmung, Brustatmung und Lungenspitzenatmung unterschieden. Die primäre Atmung ist die sogenannte Zwerchfellatmung. Das Zwerchfell ist ein Muskel unterhalb der Lungen. Wenn das Zwerchfell nach unten geht, dann wird Luft in die Lunge hineingesaugt. Geht das Zwerchfell nach oben, dann wird die Luft ausgestoßen. Dies sollte die Normalatmung sein.                                                                                                                                      

Als Zweites gibt es die Brustatmung. Zwischen den Rippen befinden sich die sogenannten Intercostalmuskeln (Zwischenrippenmuskeln). Diese können dafür sorgen, dass die Rippen sich ausdehnen. Der Brustkorb dehnt sich aus, und so kannst du einatmen.                         

 

Die dritte Weise, wie du Luft in die Lungen bekommen kannst, ist über die Lungenspitzenatmung. Es gibt Muskeln, die von den Schlüsselbeinen zu den Muskeln hingehen. Wenn sich diese Muskeln etwas zusammenziehen, können sie den Brustkorb etwas heben, und auch so bekommst du Luft in die Lungen.

 

Atemvolumina, Vitalkapazität und Lungenkapazität

Wenn du normalerweise ein- und ausatmest, ohne dass du es besonders bemerkst, z.B. in der Ruhe, während du nichts Besonderes machst, beträgt das Atemvolumen etwa 0,5 Liter. Bei der Normalatmung im Ruhezustand atmest du also mit jedem Atemzug einen halben Liter Luft ein und wieder aus.                                                                                                                         

Wenn du normal ausgeatmet hast, könntest du noch weiter ausatmen. Das ist die sogenannte Ausatmungsreserve. Typischerweise ist das 1 weiterer Liter. Und wenn du vollständig ausgeatmet hast, verbleibt noch einmal durchschnittlich etwa 1,2 Liter Luft in den Lungen (+/- 20 %, je nachdem wie groß oder wie trainiert du bist, oder je nach genetischer Prädisposition).                                                                                                                                

Dann gibt es die sogenannte Einatmungsreserve, d.h. nachdem du normal eingeatmet hast, könntest du noch mehr einatmen. Und diese Einatmungsreserve beträgt je nach Trainingszustand des Menschen zwischen 1 und 3 Liter. Du könntest jetzt auch noch einmal beobachten: Wenn du eingeatmet hast, halte die Luft einen Moment lang an, und dann atme so viel ein, wie du kannst - was du dann noch einatmen kannst, ist die Einatmungsreserve. Also:

  • Normalatmung: 0,5 Liter
  • Nach dem normalen Ausatmen könntest du 1 Liter weiter ausatmen, das ist die Ausatmungsreserve
  • Nach dem normalen Einatmen könntest du 1 bis 3 Liter weiter einatmen, das ist die Einatmungsreserve

Alles, was du maximal ein- und ausatmen kannst, ist die Vitalkapazität. Diese könnte man z.B. mit einem Spirometer messen, oder auch mit einem Luftballon: Nach dem vollen Einatmen atmest du vollständig aus in den Luftballon, und dann siehst du, wie groß deine Vitalkapazität ist.

Die Lungenkapazität beträgt 1,2 Liter mehr als die Vitalkapazität. Diese kann man erst messen, wenn jemand tot ist, oder man addiert sie einfach: Vitalkapazität + angenommene Restluft = Lungenkapazität.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „tote Luft“, d.h. Luft, die nicht zu den Alveolen gelangt. Wenn du normal ein- und ausatmest, gibt es etwa 150ml „tote Luft“, die einfach nur die Bronchien etwas ausdehnt und nicht bis in die Alveolen kommt. Man könnte sagen, normalerweise kommt nur mit jedem Atemzug, aber immerhin mit jedem Atemzug, ein großes Glas Luft bis zu den Alveolen zum Gasaustausch.

 

(Fortsetzung folgt ...)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS341-2 Das Atmungssystem und Yoga (Teil 2)

Bestandteile des Atmungssystems

Das Atmungssystem hat eine Reihe verschiedener Bestandteile, beginnend mit der Nase und dort innenliegend der Nasenhöhle: Wir atmen normalerweise durch die Nase ein und aus. In der Nase beginnt auch schon das Schleimhautgewebe. Dort geschehen (wie auch später in der Kehle und der Luftröhre) mehrere Prozesse.

  • Die Luft wird angewärmt (zumindest in unseren Breiten). Sie kann auch abgekühlt werden auf etwa 37 °C, z.B. wenn du in der Sauna bist.
  • Die Luft wird angefeuchtet.
  • Staubpartikel und andere Partikel werden herausgefiltert.

Egal ob du in der Sauna bist, oder im Polargebiet – die Luft, die nachher in deinen Lungen ankommt, hat immer die gleiche Temperatur, nämlich ungefähr zwischen 36,5 °C und 37,5 °C. Das Schleimhautgewebe in der Nase arbeitet hier also sehr effektiv. Die Luft hat dann auch eine hohe Luftfeuchtigkeit, was wichtig ist, und alle Staubpartikel sind entfernt. Auch in der Luftröhre selbst gibt es eine Schleimhaut, mit den sogenannten „Flimmerhärchen“. Diese sorgen dafür, dass der Schleim in der Luftröhre nach oben transportiert wird, und dann in der Kehle übergehen kann in die Speiseröhre. Dann schluckst du den Schleim und kannst ihn anschließend verdauen (der Mensch produziert täglich 100 bis 200 Gramm Schleim). as Schleimhautgewebe geht auch noch weiter bis in die Bronchien.

Auf die Nasenhöhle folgt der Rachen, im Rachen gibt es den Kehlkopf. Der Kehlkopf sorgt dafür, dass die Luft in die Luftröhre kommt, und Speisen und Getränke in die Speiseröhre kommen. Weil der Mensch diesen Kehlkopf hat, kann er auch durch den Mund atmen. Das Pferd übrigens kann nur durch die Nase ein- und ausatmen, weshalb es z.B. gleichzeitig trinken und atmen kann. Der Mensch kann das nicht. Weil der Mensch durch den Mund ein- und ausatmen kann, hat er aber den Vorteil, dass eine komplexe Sprache leichter möglich wird.

Die Luftröhre mündet in die sogenannten Bronchien, man spricht auch vom „Bronchialbaum“. Von den Bronchien geht es in die Bronchiolen, und von den Bronchiolen in die Alveolen. Dort gibt es dann die Kapillargefäße, wo der Gasaustausch stattfindet.

 

Also übe Yoga, übe jeden Tag Atemübungen, dann hast du eine Menge getan für ein gesundes Atmungssystem. Leider ist Yoga keine vollständige Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten, aber man sagt ja, eine Erkältung ab und zu ist vorbeugend gegen Autoimmunerkrankungen, weil das dem Immunsystem auch etwas zu tun gibt. Trotzdem gilt auch: Menschen, die Yoga üben, Atemübungen machen, bekommen auch seltener Erkältungskrankheiten, und wenn sie kommen, dann gehen sie schneller wieder weg.

 

  • Aufgabe des Atmungssystems: Transport von Sauerstoff in den Blutkreislauf und Abtransport von CO², Ermöglichen von Riechen und Schmecken, beim Menschen auch die Sprache und das Singen
  • Bestandteile des Atmungssystems: Nase mit Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen (auch mit den Verbindungen zum Ohr, die Ohrtrompete/Eustachische Röhre zum Druckausgleich), Rachen, dann Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Bronchiolen (Bronchialbaum), dann Alveolen
  • Atmung geschieht über Zwerchfell und über die Zwischenrippenmuskulatur, wie auch über die Atemhilfsmuskulatur. Man kann Bauchatmung, Brustatmung und Lungenspitzenatmung unterscheiden.
  • Es gibt verschiedene Atemvolumina: normalerweise atmest du etwa 0,5 Liter Luft ein und aus, wovon 150ml nicht zu den Alveolen selbst kommen. Du kannst nach dem normalen Ausatmen nochmal etwa 1 Liter ausatmen (=Ausatmungsreservevolumen, auch expiratorisches Reservevolumen genannt). Nach dem Ausatmen bleibt noch die Residualluft/das Residualvolumen, die Restluft von etwa 1,2 Litern in der Lunge. Nach dem normalen Einatmen könntest du noch mehr einatmen, die sogenannte Einatmungsreserve (das inspiratorische Reservevolumen, IRV), zwischen 1 und 3 Litern. Die Vitalkapazität ist zusammengesetzt aus Einatmungsreserve, normaler Atemluft und Ausatmungsreserve.
  • Die Vitalkapazität gilt es zu trainieren, durch Atemübungen mit Luft anhalten, tiefer Bauchatmung, vollständiger Atmung, durch Asanas, durch Dehnung des Brustraumes, und durch Ausdauertraining sowie Tiefenentspannung, damit der Körper den Trainingsreizen auch gut folgen kann. Übe also Yoga, und so hast du viel getan für dein Atemsystem.

 

(Fortsetzung folgt ...)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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YVS341-1 Das Atmungssystem und Yoga (Teil 1)

Welche Aufgaben hat das Atmungssystem? Welche Bestandteile? Wie hilft Yoga, ein effizienteres Atmungssystem zu haben? Was sind verbreitete Erkrankungen des Atmungssystems, und wie kann Yoga dort helfen? – Dies sind einige der Themen, auf die im Folgenden eingegangen wird.

 

Funktion des Atmungssystems

Das Atmungssystem dient dem Gasaustausch. Über das Atmungssystem wird Sauerstoff in den Körper hineingebracht, und Kohlendioxid wird aus dem Körper herausgebracht. Sauerstoff braucht es zum einen als Bestandteil vieler Zellen, aber vor allen Dingen für die Energiegewinnung in den Muskeln. Wann immer Muskeln sich bewegen, wird Sauerstoff verbraucht, und es entsteht Kohlendioxid. Letztlich herrscht folgendes Grundprinzip: Kalorien + Sauerstoff = Energie + Wärme. Dabei entsteht auch Kohlendioxid, und dieses muss wieder abtransportiert werden.                                                                                                                              

Die Luft in der normalen Atmosphäre enthält knapp 20% Sauerstoff. Der Körper wird diesen Sauerstoff in den Lungen teilweise entnehmen, in die Blutgefäße hineinbringen und anschließend wieder nach draußen transportieren. Es gibt die sogenannte Lungenarterie (führt vom Herzen zu den Lungen hin), die in Kapillaren endet. In diesen Kapillargefäßen wird dann das Kohlendioxid in die Lungen gebracht, und der Sauerstoff wird über die Kapillargefäße ins Blut gebracht. Über die Lungenvene kommt dann sauerstoffreiches Blut zurück zum Herzen. Man kann den Transport des Sauerstoffs in verschiedene Schritte einteilen:

  • Transport der Luft bis in die Lungenbläschen (Alveolen)
  • In den Alveolen Übertritt des Sauerstoffs in das Blut der Lungenkapillaren
  • Sauerstofftransport über die Lungenvene zum Herzen und vom Herzen über die Arterien zu den Gewebekapillaren
  • Sauerstoff tritt aus den Gewebekapillaren in die angrenzenden Zellen

Kohlendioxid (CO²) geht ins Blut hinein, die Venen bringen dieses Blut über den rechten Vorhof zurück zur rechten Herzkammer, die rechte Herzkammer bringt über die Lungenarterie das sauerstoffarme und kohlendioxidreiche Blut zu den Lungenkapillaren usw.

(Fortsetzung folgt ...)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Kurze Zusammenfassung

Das Ornishherzprogramm ist ein wissenschaftlich evaluiertes Verfahren zur Vorbeugung und Heilung der koronaren Herzerkrankung, das sich auch bei jeder Form von Arteriosklerose bewährt hat.

Ornishprogramm ist ein, man könnte sagen, radikales Lebensstilveränderungs Programm, das beinhaltet täglich eine Stunde Yoga mit Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung, Meditation, täglich 30 bis 45 Minuten Ausdauertraining, typischerweise pulsgesteuertes Walking, drittens weitestgehend fettfreie Ernährung, vegetarisch, am besten vegan. Und als letzter Bestandteil die Gruppengesprächstherapie mit dem Ziel mehr Liebe zu empfinden. Voraussetzung ist Verzicht auf Rauchen.

Dieses Programm ist einfach anwendbar. Man könnte es auch für sich selbst machen wenn man einen guten Yogalehrer hat und einen guten Psychotherapeuten findet und der Kardiologe das Ganze überwacht.

Normalerweise bräuchte man für die Durchführung des Ornishprogramms einen Kardiologen, einen Yogalehrer, einen Sporttherapeuten, Psychotherapeuten und Ernährungskundler. Also sind fünf Menschen, die zusammen wirken, nötig.

Allerdings wenn wir z. B. bei Yoga Vidya eine Weiterbildung haben im Ornish Herzprogramm, das Bestandteil ist der einwöchigen Yogelehrerweiterbildung Yoga für das Herz, dann lernst du, wie du Yoga unterrichten kannst für Herzpatienten. Du lernst was Ausdauertraining ist. Du lernst welche Ernährung dort ist. Im Grunde genommen sind es zwei Funktionen, die du nicht machen kannst als Yogalehrer, das eine ist der Teil des Arztes, der Kardiologe muss ja entscheiden ist für diesen Menschen das Lebensstil Veränderungsprogramm letztlich tatsächlich indiziert? Und zweitens der Psychotherapeut braucht auch besondere Fertigkeiten.

In diesem Sinne mindestens den Yoga Enährungsteil und Ausdauersportteil kann ein Yogalehrer, eine Yogalehrerin abdecken. Man müsste dann schauen, das es noch einen Kardiologen gibt und einen Psychotherapeuten, der dabei die richtige Therapie macht.

Aber es gibt natürlich nicht nur die Alles oder Nichts Philosophie. Je mehr Bestandteile vom Ornishprogramm du umsetzt, umso besser. Anekdotisch sei berichtet, Bill Clinton hatte ja mal große Herzprobleme. Dean Ornish hat ihm daraufhin geraten zu diesem Programm. Bill Clinton ist seine Herzproblem los geworden, hatte aber doch Schwierigkeiten gehabt sich daran zu halten, alle Teile täglich zu machen. Dann hat er eine einfachere Version gefunden. Er wurde einfach Veganer und das ist er bis heute. Das hat in seinem Fall auch schon ausgereicht, das sein Herz-Kreislauf-System gesund geblieben ist.

So siehst du also gerade Gesundheit von Herz, Arterien und Venen hängt sehr stark vom Lebensstil ab. Vielleicht mehr mehr als jedes andere Körpersystem.

Also übe Yoga, lebe vegetarisch, noch besser vegan, bewege dich ausreichend, gehe liebevoll mit dir und anderen um und spüre die Gegenwart Gottes. So hast du alles getan, was du tun kannst. Trotzdem lass deine Blutwerte und deinen Blutdruck ab und zu mal untersuchen. Und falls die natürliche Lebensstilveränderung nicht ausreicht, dann habe auch keine Hemmungen vor Medikamenten und notfalls Operationen. Aber meiner Ansicht nach sollte immer zuerst die Lebensstiloptimierung kommen und dann schaut man, was man mit Medikamenten, usw. machen kann.

Natürlich wenn in der akuten Lebenssituation keine Lebensstilveränderung möglich ist, wird man vielleicht erst mit Medikamenten dafür sorgen, das man weiter leben kann und dann sich irgendwann Zeit nehmen um einen herzgesunden Lebensstil zu pflegen.

Beim nächsten Text geht es dann um das Atmungssystem und was Yoga tun kann für ein gesundes Atmungssystem.


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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Eigenartigerweise steht in Deutschland immer genügend Geld für Bypass Operationen zur Verfügung, die ja zigtausende Euro kosten. Aber nicht genügend Geld für das Ornishprogram, das letztlich nur ein paar hundert Euro im Ambulanten kosten müsste oder ein paar tausend Euro im stationären Bereich, was ja z. B. Rehakliniken anbieten könnten.

So will ich schließen mit einer kleinen Hoffnung das diese Erkenntnisse, diese empirischen Erkenntnisse auch zu Konsequenzen führen. Gerade bzgl. Herzerkrankungen ist die Wirkung von vegetarischer oder noch mehr veganer Ernährung plus Yoga plus psychische Öffnung plus Ausdauertraining sehr erforscht und hat hohe Evidenz. Und es könnte so viele Leben retten und so viele Operationen und Medikamente überflüssig machen.

 

Es gibt ein kleines Problem mit dem Ornishprogramm, was ich natürlich nicht genannt hatte. Zum Ornishprogramm gehört auch der Verzicht auf jegliches Rauchen und auch wird einem geraten auf alkoholische Getränke zu verzichten. Höchstens ein Minimum ist erlaubt. Aber Rauchen verzichten.

Und hier kommen wir natürlich an ein Problem. Viele Menschen machen lieber eine sehr umfangreiche Herzoperation als auf ihr Schnitzel zu verzichten oder eine Psychotherapie mit zu machen.

Aber ich kenne einige Menschen, die über das Ornishprogramm wieder gesund wurden und ein ganz anderes Lebensgefühl haben. Denn das Ornishprogramm hat auch Nebenwirkungen im Sinne von mehr Energie, mehr Freude, idealem Körpergewicht und mehr Liebe zu anderen Menschen.

Also das Ornishprogramm ist kein asketisches Programm wo man auf alles Mögliche verzichtet für die Gesundheit. Sondern es ist ein Programm, das dem ganzen Leben eine neue Dimension gibt, eine neue Energie, eine neue Freude und wie ein neues Leben sein kann.

 

(Fortsetzung folgt ...)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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