YVS341-3 Das Atmungssystem und Yoga (Teil 3)

Mögliche Erkrankungen des Atmungssystems

Nase: Es gibt die linke und rechte Nasenhöhle (getrennt durch die Nasenscheidewand). Es gibt auch noch die obere, mittlere und untere Nasenmuschel. Das führt zu einer starken Oberflächenvergrößerung. So kann die Nase die Funktionen Erwärmung, Befeuchtung und Vorreinigung (natürlich auch die weiteren Funktionen Geruchsempfindung und Resonanzraum der Stimme) gut erfüllen.                                                                                                

Die Nasenschleimhaut kann auch gereizt werden. Z.B. können sich dort Viren und Bakterien niederlassen, und das kann dann zu Schnupfen führen. Es gibt auch Allergien, die zu Heuschnupfen führen. So ist es durchaus wichtig, dass du regelmäßig Yoga-Atemübungen machst, das hält auch die Nasenhöhle gesund. Man weiß auch, dass z.B. Allergien begünstigt werden durch den Konsum von viel Zucker, von Fleisch und anderem. Wenn du also zuckerarm, vollwertig und nach Möglichkeit vegan lebst, wird die Wahrscheinlichkeit erheblich sinken, dass du Heuschnupfen bekommst. Zur Verhinderung von Erkältungen kann auch Abhärtung hilfreich sein, also die Temperatursteuerung des Körpers zu verbessern (z.B. durch Sauna, Wechselbäder usw.).                                                                                                                          

In der Nase können auch ein paar Besonderheiten auftauchen. Da ist z.B. die Bildung von Polypen (Wucherungen in der Nase), was die Nasengänge zum Teil etwas blockiert. Sind diese noch nicht zu weit fortgeschritten, kann Neti mit Salzwasser (Nasenspülung) helfen, oder auch Neti mit Katheter oder einer in Wachs getränkten Baumwollschnur. Neti trägt generell zur Gesundheit der Nase bei, sowohl vorbeugend gegen Schnupfen als auch zur Behandlung von Heuschnupfen und Polypen.                                                                                          

 Nasennebenhöhlen, Stirnhöhlen und Kieferhöhlen: Diese sind ebenfalls mit Schleimhaut bedeckt, und auch sie haben etwas mit Luft zu tun. Sie bilden auch einen Resonanzraum für die Stimme. Manche Menschen haben Stirnhöhlen- oder Nebenhöhlenentzündungen. Man kann zwar auch sagen, das ist ein Training für das Immunsystem, aber hier würden Kneipp’sche Anwendungen helfen, Sauna könnte helfen, und ein auch ansonsten sehr gesunder Lebensstil.

Rachenraum: Der Rachenraum profitiert von z.B. Gurgeln mit Salzwasser oder dadurch, dass du die Zungenreinigung machst, mit einem Löffel oder einem Zungenschaber. So kann sich der Schleim dort regenerieren und es sammeln sich nicht zu viele Viren oder Bakterien an. Der Rachen ist auch ein wichtiger „Umschalter“, insbesondere der Kehlkopf bzw. der Kehldeckel. Der Kehlkopf selbst enthält die Stimmbänder, welche wichtig sind für die Sprache. Ein Mensch ist übrigens ein Lebewesen, was durch die Nase ein- und ausatmen sollte. Die Atmung durch den Mund sollte nur ausnahmsweise erfolgen, z.B. wenn man spricht oder Sport treibt. Der Mund hat nämlich nicht in dem Maß die Möglichkeit, die Atemluft anzufeuchten, zu filtern und zu erwärmen. Der Mensch lebt gesünder, wenn er mehr durch die Nase ein- und ausatmet. Atmet man immer durch die Nase ein und durch den Mund aus, wird die Nase schrittweise etwas zu kühl, und das erhöht die Erkältungswahrscheinlichkeit. Atmet man durch die Nase ein und aus, dann beugt man dem vor. Beim Sprechen kann man natürlich auch durch den Mund ein- und ausatmen, insbesondere wenn man nicht zu viele Stunden hintereinander spricht.

Bronchien: Eine mögliche Erkrankung in den Bronchien ist das sogenannte Bronchialasthma. Zum Teil beruht dieses Asthma auf Allergien, zum Teil beruht es auf einer Dauerreizung der Bronchien über Rauchen oder durch andere Stoffe. Asthma kann man sehr gut vorbeugen, indem man z.B. nicht raucht und auch ansonsten gesund lebt. Häufig verschwindet Asthma allein dadurch, dass man vegan lebt. Bei vegetarischer Ernährung nimmt man noch Milchprodukte zu sich, und hier kann sich schon die Umstellung auf vegane Ernährung positiv auf das Asthma auswirken. Gut gegen Asthma ist auch: ausreichend Körperübungen, Ausdauertraining, aber vor allen Dingen Atemübungen. Es gibt ein sehr gutes Programm von Atemübungen gegen Asthma, bestehend aus 3 Runden Kapalabhati, 15 min Wechselatmung und 10 Runden Bhramari. Wenn man dies täglich übt, hat das eine bessere Wirkung auf Asthma, als die üblichen Medikamente. Übrigens kann man Yoga auch kombinieren mit den schulmedizinischen Medikamenten; typischerweise braucht man dann weniger Medikamente. Die meisten Menschen, die vor ihrer Yogapraxis unter Asthma gelitten haben, und eine konsequente Yogapraxis mit täglich 20 bis 30 min Atemübungen sowie veganer Ernährung durchgeführt haben, sind ihr Asthma vollständig losgeworden.

 

Alveolen: Angenommen, du hast eine Weile geraucht, dann hat sich typischerweise ein „Film“ auf den Alveolen gebildet. Das Schöne ist: Wenn du aufhörst zu rauchen, und dann Kapalabhati und Wechselatmung übst, dann kann sich das Lungengewebe auch schrittweise wieder regenerieren. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören! Und wenn du zusätzlich Atemübungen machst, kann sich Lungengewebe gut regenerieren!

 

 

Die Atmung

Die Atmung selbst geschieht durch die Atemmuskeln und Atemhilfsmuskeln. Hier werden Bauchatmung, Brustatmung und Lungenspitzenatmung unterschieden. Die primäre Atmung ist die sogenannte Zwerchfellatmung. Das Zwerchfell ist ein Muskel unterhalb der Lungen. Wenn das Zwerchfell nach unten geht, dann wird Luft in die Lunge hineingesaugt. Geht das Zwerchfell nach oben, dann wird die Luft ausgestoßen. Dies sollte die Normalatmung sein.                                                                                                                                      

Als Zweites gibt es die Brustatmung. Zwischen den Rippen befinden sich die sogenannten Intercostalmuskeln (Zwischenrippenmuskeln). Diese können dafür sorgen, dass die Rippen sich ausdehnen. Der Brustkorb dehnt sich aus, und so kannst du einatmen.                         

 

Die dritte Weise, wie du Luft in die Lungen bekommen kannst, ist über die Lungenspitzenatmung. Es gibt Muskeln, die von den Schlüsselbeinen zu den Muskeln hingehen. Wenn sich diese Muskeln etwas zusammenziehen, können sie den Brustkorb etwas heben, und auch so bekommst du Luft in die Lungen.

 

Atemvolumina, Vitalkapazität und Lungenkapazität

Wenn du normalerweise ein- und ausatmest, ohne dass du es besonders bemerkst, z.B. in der Ruhe, während du nichts Besonderes machst, beträgt das Atemvolumen etwa 0,5 Liter. Bei der Normalatmung im Ruhezustand atmest du also mit jedem Atemzug einen halben Liter Luft ein und wieder aus.                                                                                                                         

Wenn du normal ausgeatmet hast, könntest du noch weiter ausatmen. Das ist die sogenannte Ausatmungsreserve. Typischerweise ist das 1 weiterer Liter. Und wenn du vollständig ausgeatmet hast, verbleibt noch einmal durchschnittlich etwa 1,2 Liter Luft in den Lungen (+/- 20 %, je nachdem wie groß oder wie trainiert du bist, oder je nach genetischer Prädisposition).                                                                                                                                

Dann gibt es die sogenannte Einatmungsreserve, d.h. nachdem du normal eingeatmet hast, könntest du noch mehr einatmen. Und diese Einatmungsreserve beträgt je nach Trainingszustand des Menschen zwischen 1 und 3 Liter. Du könntest jetzt auch noch einmal beobachten: Wenn du eingeatmet hast, halte die Luft einen Moment lang an, und dann atme so viel ein, wie du kannst - was du dann noch einatmen kannst, ist die Einatmungsreserve. Also:

  • Normalatmung: 0,5 Liter
  • Nach dem normalen Ausatmen könntest du 1 Liter weiter ausatmen, das ist die Ausatmungsreserve
  • Nach dem normalen Einatmen könntest du 1 bis 3 Liter weiter einatmen, das ist die Einatmungsreserve

Alles, was du maximal ein- und ausatmen kannst, ist die Vitalkapazität. Diese könnte man z.B. mit einem Spirometer messen, oder auch mit einem Luftballon: Nach dem vollen Einatmen atmest du vollständig aus in den Luftballon, und dann siehst du, wie groß deine Vitalkapazität ist.

Die Lungenkapazität beträgt 1,2 Liter mehr als die Vitalkapazität. Diese kann man erst messen, wenn jemand tot ist, oder man addiert sie einfach: Vitalkapazität + angenommene Restluft = Lungenkapazität.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „tote Luft“, d.h. Luft, die nicht zu den Alveolen gelangt. Wenn du normal ein- und ausatmest, gibt es etwa 150ml „tote Luft“, die einfach nur die Bronchien etwas ausdehnt und nicht bis in die Alveolen kommt. Man könnte sagen, normalerweise kommt nur mit jedem Atemzug, aber immerhin mit jedem Atemzug, ein großes Glas Luft bis zu den Alveolen zum Gasaustausch.

 

(Fortsetzung folgt ...)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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