Wie kannst du Bhakti Yoga also Gottesliebe in die Yogastunde hineinbringen? Wie reagieren Teilnehmende darauf? Und was gibt es dort im besonderen Maße zu beachten? Darüber möchte ich schreiben.
Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe. Bhakti heißt Hingabe, Liebe, Gottesliebe. Bhakti bedeutet, dass das Individuum sich öffnet für eine höhere Wirklichkeit. Und natürlich gibt es Bhakti Yoga als eigenständigen Yogaweg mit Gebet, mit Ritualen, mit Hingabe, mit Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes, mit Staunen, mit Dienen an Gott, dienende Nächstenliebe als Dienen an Gott usw. Und es gibt ja auch eine ganze Vortragsreihe über Bhakti Yoga.
Bhakti Yoga und Hatha Yoga kombinieren
Aber, und das ist das Schöne am Hatha Yoga, du kannst auch Bhakti Yoga ins Hatha Yoga hineinbringen und Menschen so zu tiefer Erfahrung zu verhelfen. Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die eine wäre, eine Bhakti Atmosphäre zu schaffen. Die zweite wäre, die Yogaübungen als Ganzkörperverehrung Gottes zu verstehen. Eine dritte Möglichkeit wäre, Gebet in die Yogastunde zu bringen. Eine vierte, Mantra in die Yogastunde zu bringen. Und eine fünfte, Zitate in die Yogastunde zu bringen.
Und übrigens: das Bhakti kann aus verschiedenen Religionen gefüllt werden. Du könntest eine religionsübergreifende Gottesliebe lehren. Du könntest eine hinduistisch geprägte Gottesliebe lehren, auch eine moslemische und auch eine christliche. Wie du das nachher machst, das musst du sehen anhand deiner eigenen spirituellen Anbindung und natürlich auch dem Kontext, in dem du unterrichtest.
- Eine Bhakti Atmosphäre schaffen
Wenn du in einem Yoga Vidya Zentrum oder Ashram warst, dann fällt dir sicher auf, du findest Murtis, also Götterfiguren, du findest die Bilder der Meister, du findest Bilder und Abbildungen von Göttern und Göttinnen, insbesondere aus der indischen Mythologie. Die Bilder haben eine Auswirkung. Bilder wirken auf den Menschen. Und wenn du in deinem Yogastudio, Yogacenter solche Bilder hast, solche Murtis hast, macht es etwas mit Menschen, selbst wenn sie zunächst mal skeptisch sind. Nicht umsonst gibt es im Jahr 2018 inzwischen sehr viele Saunalandschaften, wo Buddha Figuren oder Shiva Figuren oder Thai, Bali, hinduistische Figuren sind. Nicht umsonst werben inzwischen fast alle, die gesundheitlich orientiert ist und mit Wellness verbunden ist, die verschiedenen Produktketten usw. mit Bildern aus indischer, buddhistischer oder fernöstlicher Mythologie.
All dies führt zur Herzensöffnung, ein Gefühl der Weite, Leichte und Entspannung. Sei da als Yogalehrender/Yogalehrende nicht zögerlich. Wenn selbst die Werbebranche die Symbolik des Hinduismus, des Buddhismus entdeckt hat als hilfreich für Wohlbefinden, warum sollten wir das als Yogalehrende nicht machen. Also du kannst eine spirituelle Atmosphäre im Yogastudio erzeugen, oder selbst, wenn du im Fitnesscenter bist, kannst du ja ein paar Bilder, eine Kerze oder eine Murti mitnehmen wie eine Art Reisealtar dort haben. Und du kannst auch Yogamusik abspielen, insbesondere Mantra Musik. Auch die berührt Menschen, auch die hilft Herz zu öffnen. Du könntest Räucherstäbchen, Duftöle dort entzünden bzw. dafür sorgen, dass dieser Duft da ist. All das ist eine Atmosphäre, die ans Herz geht. Nicht umsonst sind die meisten Weltreligionen damit verbunden über Bilder, über Worte, über Architektur, über Musik, über Geruch das Herz zu öffnen. Du kannst das auch in der Yogastunde machen.
- Asanas als Ganzkörperverehrung Gottes
Die zweite Möglichkeit ist, die Asanas selbst zu unterrichten als Ganzkörperverehrung Gottes. Du kannst also in der Yogastunde selbst kannst du das thematisieren. Du kannst z.B. Teilnehmenden sagen, wenn sie auf dem Boden liegen: „Vertraue dich Mutter Erde an.“ „Die Erde nimmt dir alle Spannungen“ „öffne dich für die inspirierende Kraft des Himmels.“ „Stelle dir vor, Lichtenergie strömt in dich hinein.“ Das ist Bhakti.
Oder wenn Menschen Kapalabhati üben beim Anhalten: „Spüre dich verbunden nach oben“, „fühle Lichtenergie von oben und nach oben“. Das ist eine Bhakti Erfahrung, sich mit einem Licht verbunden zu fühlen. Im Sonnengruß sage „Öffne dich zum Himmel und öffne dich zur Erde.“ Oder du kannst es sogar so sagen: “Es ist eine Ganzkörperverehrung des Göttlichen“. Wenn du im Schulterstand bist oder den Schulterstand anleitest, kannst du sagen: „Neige deinen Kopf in Demut, als Symbol für Annehmen deines ganzen Schicksals.“ Wenn du in die Vorwärtsbeuge gehst oder die Vorwärtsbeuge anleitest, kannst du sagen: „Es ist eine Übung der Hingabe und des Loslassens“. Die Kobra ist dann eine Übung der Herzensöffnung und der Liebe zu allen Geschöpfen und zum Göttlichen.
In diesem Sinne kannst du die Asanas und die ganzen Yogaübungen üben lassen als Ganzkörperverehrung Gottes. Und das kannst du natürlich auch noch verbinden mit Gebet.
Du kannst Teilnehmende in die Stellung hineinführen und dann ein Gebet vorschlagen. Z.B. in der Vorwärtsbeuge: „Lieber Gott gib mir die Demut mich hinzugeben alles loslassen.“ In der Kobra: „Liebe höhere Wirklichkeit, berühre mich im Herzen, lass mich alle Mitgeschöpfe vom Herzen her lieben.“ Oder im Halbmond: “Oh Gott, mein Herz öffnet sich in Freude und Liebe.“ Du findest Anregungen dazu in den Yogastunden, auf Video Bhakti Yogastunden und anderen Yogastunden, wie du das machen kannst.
- Du selbst als Instrument des Bhakti
Natürlich die nächste Möglichkeit wäre, du selbst bist Bhakta in der Yogastunde. Du selbst machst dich zum Instrument. Nicht umsonst sagt Krishna in der Bhagavad Gita, dass das Lehren von Yoga die höchste Gottesverehrung ist. Wenn du Yoga unterrichtest, unterrichte Yoga nicht, um Geld zu verdienen oder um deinen Lebensunterhalt zu fristen, sondern mache es, um Gott zu dienen, dem Guru zu dienen, der göttlichen Wirklichkeit zu dienen, Gutes zu bewirken in der Welt. Natürlich du musst auch deinen Lebensunterhalt verdienen und es ist jetzt nicht schädlich, wenn du dabei auch etwas Geld verdienst, aber das sollte nicht deine vorrangige Motivation sein, Yoga zu unterrichten. Unterrichte Yoga als Gottesdienst als Gottesliebe und sei selbst voller Hingabe und bitte das Göttliche, die Göttin, Gott, den Meister durch dich hindurch zu wirken. Wenn du selbst diese Einstellung hast als der Bhakti, dann werden deine Worte die richtigen sein und deine Teilnehmenden berühren.
- Mantras in der Yogastunde
Nächste Möglichkeit ist, Mantras in die Yogastunde einfließen zu lassen. Du kannst in der Yogastunde auch zu Mantras anleiten. Du kannst den Teilnehmenden sagen, sie sollen in der Vorwärtsbeuge ein Mantra der Hingabe wiederholen z.B. Om shri ramaya namah. Sie können im Kopfstand ein Mantra wiederholen, was Selbstbewusstsein gibt und Stärke wie z.B. Om shri durgayai namah. Oder sie können im Drehsitz ein Mantra wiederholen usw. Der Lehrer könnte also die Teilnehmenden anleiten, Mantras zu wiederholen, du könntest auch selbst Mantras wiederholen, du könntest auch selbst singen während der Asanas. All das kannst du nutzen, um damit Bhakti in die Yogastunde zu bringen.
- Texte in die Yogastunde bringen
Die vorletzte Möglichkeit wäre, rezitiere Texte aus den großen Schriften und Büchern von Swami Sivananda. Es gibt schöne Texte von Swami Sivananda z.B. aus dem Buch „Inspiration und Weisheit“ aus dem Kapitel „Liebe“ oder „Leben“. Da sind solche wunderbaren Worte dabei, die Menschen sofort ans Herz gehen. Du könntest natürlich auch aus anderen heiligen Schriften etwas lesen, was Menschen im Herz berührt und Bhakti, Gottesliebe kultiviert.
- Lass die Teilnehmer die reine Stille im Hier und Jetzt erfahren
Die letzte Möglichkeit wäre einfach Hatha Yoga unterrichten, dass Menschen ganz im Hier und Jetzt sind, und dann zwischendurch in die reine Stille gehen. „Sei still und erfahre Gott“ so ist mit leichter Abwandlung ein Bibelzitat. Es heißt eigentlich „Sei still und wisse, ich bin Gott.“ Aber du könntest noch sagen, führe deine Teilnehmenden zu tiefer Konzentration, ins Hier und Jetzt, alles innerlich loszulassen. Und die großartige Stille, die dann zu erfahren ist, ist letztlich eine Erfahrung des Göttlichen, die Menschen in die Bhakti, in die Gottesliebe bringt.
Das waren also einige Anregungen, wie du Bhakti, Gottes Liebe in die Yogastunde hineinbringen kannst. Om om om
Und ich möchte noch auf ein paar Sachen hinweisen: zum einen gibt es Bhakti Yoga Yogastunden im Internet. Am leichtesten findest du diese in der Yoga Vidya App, wo du ja Zugriff hast auf mehrere hundert Yogastunden als Video ganz kostenlos. Du kannst es auch auf YouTube finden, du kannst z.B. suchen nach „Bhakti Yoga Yogastunden Sukadev“ oder nach „Asanas als Ganzkörperverehrung Gottes – Yoga Vidya“ und so kommst du zu den entsprechenden Videos. Oder geh mal zu einem Weiterbildungsseminar Bhakti Yoga bei Yoga Vidya oder auch die 9-tätige Weiterbildung „Bhakti Sutra“ oder auch „Bhagavad Gita“, dort lernst du diese auch zu erfahren und anzuleiten, Asanas und Pranayama, Yogastunden als Bhakti Yoga.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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