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YVS024 Finde deine Wesensnatur

Dies ist der 24. Teil der Yoga Vidya Schulung zum Thema deine Wesens- oder wahre Natur finden. Die Frage „Wer bin ich?“ ist eine der entscheidenden Fragen. Im Lauf dieser Lektion werden nur ein paar Anregungen dazu gegeben. Weitere Lektionen und Anregungen werden im Rahmen dieser Schulung folgen.

Relative Natur & absolute Natur

Absolute Natur

Die absolute Natur ist ein Thema des Jnana Yoga, von Vedanta. Jnana Yoga sagt: Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit – Satchidananda, dein Selbst, Atman, ist letztlich eins mit Brahman, mit dem Absoluten. Es ist gut, das sich immer wieder zu vergegenwärtigen.

Der Körper geht durch verschiedene Prozesse, ist mal gesund und mal krank. Deine wahre Natur ist Satchidananda und selbst wenn dein Körper irgendwie schmerzt und Schwierigkeiten macht, du selbst bist immer Satchidananda. Deine Psyche geht durch verschiedene Prozesse. Du fühlst dich mal mehr und mal weniger froh, du hast mal mehr Ideen, mal weniger, du bist mal konzentrierter, mal weniger konzentriert. Dein Geist, dein Chitta, geht durch verschiedene Bhumis, all das geschieht, kommt und geht, aber du selbst, als Selbst, bist Satchidananda.

Relative Natur

Die relative Natur ist auch ein Thema, die im Ayurveda und in der Bhagavad Gita eine Rolle spielt, auf die ich in den künftigen Vorträgen  eingehen werde. Es gibt auf Sanskrit dafür drei Ausdrücke:

  1. Prakriti: Die gesamte Natur, die ganze Welt, das was im Vedanta als Maya und Jagad beschrieben wird, ist im Samkhya System (eines der verschiedenen philosophischen oder auch Begriffssysteme in Indien) Prakriti, die gesamte Natur.

Prakriti ist aber auch deine individuelle Natur, die Tiefe deiner Psyche.

  1. Swarupa: Deine eigene Natur. Swarupa kann sich auch auf die höchste Natur beziehen, es gibt den Ausdruck ‚Satchidananda Swarupoham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit‘. ‚Swa‘ heißt eigen, ‚rupa‘ heißt sowohl Natur als auch Form, Swarupa kann auch relativ verstanden werden, deine relative Wesensnatur.
  2. Svabhava: Das tiefe innere Empfinden und Gefühl, ‚bhava‘ heißt Gefühl, Empfinden, aber auch Seinszustand.

So gilt es auch herauszufinden, was der eigene bewusste Gemütszustand ist, was man in der Tiefe vom Charakter her ist. So hilft es durchaus heraus zu finden, was besondere Stärken und Fähigkeiten sind. Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:

Astrologie: z. B. Sonne Schütze, Aszendent Wassermann, welcher Planet in welchem Haus – vielleicht hilft dir das etwas über deine Natur herauszufinden.

 

Ayurveda:

Im Ayurveda gibt es Vata, Pitta und Kapha, auch dies kann dir helfen zu erkennen, was du im relativen, im Besonderen bist.

  1. Vata - Luft

Vata ist Luft, bzw. Luft und Äther zusammen. Vata heißt eine gewisse Leichtigkeit, die Fähigkeit vieles wahrzunehmen, mit vielen zu kommunizieren.

  • Extravertiert Vata: Auf andere zugehen, mit anderen etwas tun wollen, Anregung brauchen usw.
  • Introvertiert Vata: Sensibel, manchmal auch hypersensibel, alles fühlen und spüren, öfters abschirmen müssen um nicht zu viele Eindrücke zu haben, um sich zu regenerieren.
  1. Pitta – Feuer

Der Pitta-Typ ist der feurige Typ, der für etwas brennt, der sich durchsetzen will, der erfolgsorientiert ist, vielleicht auch Lob braucht, der begeisterungsfähig ist.

  • Introvertiert Pitta: Dinge allein machen wollen, das Gefühl haben alles allein machen zu müssen, leistungsorientiert.
  • Extravertiert Pitta: Andere zur Begeisterung mitreißen, geborene Führungspersönlichkeit, andere begeistern und mitreißen können, braucht das Zusammensein mit anderen.
  1. Kapha – Erde und Wasser

Kapha ist Wasser und Erde.

  • Introvertiert Kapha: regelorientiert; Erdelement überwiegend
  • Extravertiert Kapha: Gemütlichkeitsmensch, andere zur Gemütlichkeit bringen wollen, um andere kümmern, andere zu Langsamkeit und Selbstfürsorge anhalten, in Gruppen dafür sorgen, dass andere sich nicht überbeanspruchen, zu sehr ins Vata gehen und die Bodenhaftung verlieren, nicht zu sehr ins Pitta und ausbrennen, er hält die Gruppe zusammen, Wasserelement überwiegend

Jetzt kannst du dir überlegen, ob du zu einem dieser Typen dazu gehörst, ich hatte schon über die vier Elemente, Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther, gesprochen, die hängen auch mit Vata, Pitta und Kapha zusammen.

Hilfreich ist auch zu überlegen was deine Stärken sind und wie du sie einsetzen kannst:

  1. Extravertiert Vata: Fähigkeit mit anderen zu sprechen, verschiedenes probieren, neugierig sein.
  2. Pitta: Fähigkeit viel zu tun, lange etwas zu tun, immer wieder probieren, zielorientiert, leistungsorientiert.
  3. Kapha: Langsameres Erledigen von Dingen, aber dafür dauerhafter i.S.v. steter Tropfen höhlt dein Stein, Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, ein Vogel baut sein Nest Ast um Ast. Der Kapha Typ wird sich auf das Langfristige verlegen.

Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass andere anders als du sind. Es ist auch hilfreich zu erkennen, dass deine Wesensnatur alleine auch nicht ausreicht. Du musst auch manchmal, selbst wenn du introvertiert bist, auf andere zugehen. Du brauchst auch mal eine Phase der Überlegung, mit dir allein, selbst wenn du extravertiert bist. Und du musst dich auch mal an Regeln halten, selbst wenn dir eigentlich Regeln nichts bedeuten. In diesem Sinne: Nutze deine Stärken, aber achte darauf, dass du in dem Maße wie nötig, auch andere Aspekte deines Geistes benutzt. 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS023 Bekommen, was du wirklich willst

Diese 23. Einheit im Rahmen der Yoga Vidya Schulung stellt eine Art Fortsetzung der vorangegangenen Lektion dar, wo es darum geht, herauszufinden, was du willst. Wenn du wirklich weißt, was du willst, dann wäre der nächste Schritt zu bekommen, was du willst. Natürlich gehe ich davon aus, dass du ein ethischer Mensch bist und dass du nur das wirklich willst, was ethisch ist.

Vielleicht bist du auch ein Mensch, der viel Gutes bewirken will, vielleicht bist du auch ein Mensch, der dienen will und sich vielleicht auch als Diener des Göttlichen ansieht. Du könntest es auch umformulieren: Nicht nur bekommen, was du willst, sondern umsetzen, was du spürst, was deine Aufgabe, deine Mission ist.

Swami Sivananda hat ein Buch geschrieben „Die Kraft der Gedanken“, bzw. „Gedankenkraft“ („Thought Power“ auf Englisch, verschiedene deutsche Auflagen haben verschiedene Titel), dort geht es auch darum, wie du deine geistigen Kräfte einsetzen kannst. Ich möchte hieraus ein paar Tipps geben:

  • Sei dir bewusst: Gedanken sind Kräfte

Autosuggestion und Visualisierung sind hilfreich. Wenn du also weißt, was deine Aufgabe ist, oder wenn du weißt, was du erreichen willst, dann nutze entsprechende Affirmationen oder Suggestionen. Z. B. kannst du morgens, wenn du aufwachst sagen: „Ich werde das und das tun, ich freue mich darauf, das und das zu erreichen, ich freue mich darauf, das und das erfolgreich abzuschließen“. So stimmst du deinen Geist freundlich und auch zuversichtlich und du bringst Kräfte hinein.

Wenn dein Geist dir sagt „Das schaffst du doch nie“, dann sage: „Ich werde es erfolgreich abschließen. Ich freue mich darauf, es erfolgreich abzuschließen“. Und wenn dein Partner/deine Partnerin oder Bekannte oder Freunde dir sagen „Das ist zu viel, das kriegst du nie hin“, sage innerlich: „Ich werde es hinbekommen, ich freue mich darauf, das und das zu tun“. Du musst dich deshalb nicht mit anderen streiten, aber du kannst innerlich sagen „Ich freue mich darauf das und das zu tun, ich freue mich darauf, das und das erfolgreich abzuschließen“.

Du kannst auch die Visualisierung nutzen: Du kannst dir vorstellen, wie du das und das machst, du kannst dir vorstellen, wie es abgeschlossen ist, du kannst dir vorstellen, wie du dich fühlen wirst, wenn du das Projekt erfolgreich abgeschlossen hast. Das ist auch etwas, wo du die Kraft deines Geistes nutzen kannst.

Also nutze Autosuggestion und Visualisierung, z. B. wenn du morgens aufwachst, oder am Ende der Meditation oder zu Beginn deiner Tätigkeit, oder auch vor dem Einschlafen. Nutze die Kraft deines Geistes, nutze Autosuggestion, Affirmation und Visualisierung.

 

  • Bleibe bei dem, wofür du dich entschlossen hast

Wenn du dich zu etwas entschlossen hast, dann bleibe dabei. Im Amerikanischen gibt es den Ausdruck „Once you decided, kill the alternatives“, etwas freundlicher übersetzt formuliert: Wenn du dich für etwas entschlossen hast, verwirf die Alternativen. Bevor du dich für etwas entschieden hast, kann es gut sein, viele Alternativen zu haben, wenn du dich entschlossen hast, bleibe dabei. Wenn dein Unterbewusstsein oder dein Geist dir andere Vorschläge macht, kannst du ihm zulächeln und sagen: „Danke für den Vorschlag, ich habe mich entschlossen“.

Ähnlich ist es auch, wenn dann deine beste Freundin oder dein bester Freund dir sagen: „Du nimmst dir zu viel vor“, dann kannst du auch sagen: „Danke, aber ich habe mich entschlossen“. Anstatt dich zu rechtfertigen, ist es auch hilfreich, zu den Menschen in deiner Umgebung zu sagen: „Ich weiß es ist schwierig und ich brauche deine Hilfe, könntest du mich unterstützen?“. Oder auch zu Partner/in, die dich vielleicht auch abbringen wollen, kannst du sagen „Ja, ich weiß es ist schwierig und ich brauche deine Unterstützung, könntest du mir helfen?“. Also in diesem Sinne, anstatt dich zu rechtfertigen, anstatt andere zu beschimpfen, bitte andere um Hilfe, auch dein Unterbewusstsein selbst, wenn es dir sagt, es sei zu schwierig, dann sage: „Ja, danke, ich brauche deine Hilfe, sage mir, was ich tun muss, um es zu erreichen“.

  • Lass dich nicht von Kränkungen und kleinen Enttäuschungen abbringen

Nutze aber etwaige Chancen auf dem Weg. Wenn du weißt, was deine Aufgabe ist, was du erreichen willst oder sollst, dann halte auch das Ziel vor Augen und frage dich öfters: Vor dem Hintergrund dieses Ziels – was sollte ich tun? Auf dem Weg dorthin wirst du vielleicht manchmal mit Menschen zusammen wirken müssen, die nicht so freundlich zu dir sind, du wirst zusammen wirken müssen mit Menschen, die vielleicht sogar unverschämt sind.

Menschen, die erfolgreich sind, sind solche, die sich davon nicht zu sehr in die Irre führen lassen. Es gibt manche Menschen, denen ist es irgendwo wichtiger aus Kränkungen heraus zu handeln, als das umzusetzen, was sie merken, was ihre Aufgabe ist. In diesem Sinne, wenn du mit Menschen zusammen bist, gehe mitfühlend mit ihnen um, und gehe auch einfühlsam um, lerne es, gut zu kommunizieren. Aber lasse dich nicht abbringen von Kränkungen. Sei dir bewusst: Worum geht es, wohin will ich, wie komme ich dorthin?

Es gibt kleinere und größere Enttäuschungen und Fehlschläge, bewerte diese nicht über. Manchmal musst du ein zweites, drittes, viertes Mal etwas tun. Wie z. B. auch ein Kleinkind, das lernt zu laufen, fällt es immer wieder um. Wenn das Kind dabei enttäuscht wäre, würde es vielleicht nie wieder versuchen zu gehen, denn es schließt, dass Gehversuche Umfallen bedeuten. Ein Kind steht immer wieder auf, fällt immer wieder hin, es geht wieder und wieder und irgendwann hat es gehen gelernt. So ähnlich wird es auch immer wieder Fehlschläge geben. Mache weiter und du wirst dorthin kommen.

Nicht immer ist es ausreichend, das Gleiche immer wieder zu versuchen. Wenn die gleiche Vorgehensweise nicht zum Erfolg führt und auch beim dritten, vierten, fünften Versuch nicht erfolgversprechender ist, dann schaue, ob es eine andere Lösung gibt. Vertraue darauf, dass das Schicksal dir andere Weisen zeigen wird. Wenn es nichts nutzt, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und der vierte Versuch mit dem Kopf durch die Wand zu gehen nicht dazu geführt hat, dass die Wand nachgegeben hat, gehe vielleicht ein paar Schritte zurück und vielleicht siehst du irgendwo eine Tür. Vielleicht ist irgendwo die Wand zu Ende oder vielleicht gibt es irgendwo die Möglichkeit über die Mauer drüber zu klettern. Suche also nach Chancen.

In diesem Sinne – suche nach Chancen, halte dir vor Augen, was deine Aufgabe ist, was du erreichen willst. Nutze Affirmationen, Visualisierungen, Autosuggestionen. Bitte andere um Hilfe, lass dich durch Fehlschläge nicht zu sehr beirren. Verwirf Alternativen der Ziele, aber suche nach Alternativen der Methode und ergreife die Chancen, die das Schicksal dir gibt.

Vom höheren Standpunkt aus: Wenn Gott dir eine Aufgabe gegeben hat, wird er dir auch die Mittel geben, die du brauchst, um die Aufgabe zu erledigen. Er will aber, dass du auf dem Weg einiges lernt und deshalb wird er es dir oft nicht einfach machen. Er wird dir helfen, bei der Erledigung dieser Aufgaben Fähigkeiten zu kultivieren. Sei neugierig, was du auf dem Weg dorthin lernen wirst und welche Aufgaben du auf dem Weg bekommst.

Jetzt halte vielleicht einen Moment inne und überlege, ob etwas davon für dich von Relevanz sein kann.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS022 Wissen, was du willst

Im 22. Teil der Yoga Vidya Schulung geht es darum, zu wissen, was du willst, eine kurze Lektion über ein Thema, was man sehr lange behandeln kann. Bei Yoga Vidya haben wir auch ganze Seminare über Entscheidungsfindung, spirituelle Entscheidungsfindung und die ganze Bhagavad Gita hat auch das Thema, wie man gute Entscheidungen trifft. So soll das nur eine kürzere Abhandlung sein, in der Lektion zur Bhagavad Gita wird das Ganze noch auf ein tieferes Niveau gebracht.

Zunächst einmal geht es im Raja Yoga darum, Herrscher zu werden. Raja heißt Herrscher über den eigenen Geist, Raja Yoga heißt auch, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, aus der Opferrolle herauszukommen und bewusst Verantwortung zu übernehmen, in die Eigenverantwortlichkeit zu kommen. Daher auch die Frage: Was will ich eigentlich tief im Inneren? Der Bhakta würde übrigens weniger fragen: Was will ich? Sondern er würde Gott darum bitten: Zeige mir, was du willst. Es gibt z. B. auch einen Psalm-Spruch der sagt „Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten“, oder Jesus hat im Garten Gethsemane gesagt „Oh Gott, nicht mein Wille, dein Wille geschehe“.

In diesem Sinne könntest du auch sagen: „Tief im Inneren will ich das, was Gott von mir will und anstatt herauszufinden, was ich will, wäre es umso wichtiger herauszufinden, was will Gott von mir und was Gott von mir will, das will ich.“

Das funktioniert natürlich leichter, wenn du eine Beziehung zu Gott hast, du könntest aber auch sagen: „Ich möchte das, was gut ist für mich und für andere, ich möchte eine gute Kraft in dieser Welt sein“. Du kannst auch ein Gebet sprechen, sei es an Gott oder an das höhere Selbst, an Atman, oder auch an den Kosmos, an die kosmische Intelligenz und sagen: „Bitte sage mir, was zu tun ist“.

Tipps:

  1. Gebet

Angenommen, du bist ein spiritueller Mensch, höchstwahrscheinlich bist du einer, deshalb folgst du diesen Ausführungen. Wenn du kein spiritueller Mensch wärst, hättest du vielleicht jetzt schon, wo einiges über Gott gesagt wurde, abgeschaltet, abgebrochen zu lesen. So willst du wahrscheinlich etwas Gutes sein in dieser Welt, du willst eine gute Kraft sein, und du willst dich als Teil einer höheren Kraft sehen, dann ist der erst Tipp: Ein Gebet, z.B. „Bitte sage mir, was zu tun ist, bitte sage mir, was ich tun soll, bitte sage mir, was meine Aufgabe ist“.

  1. Aktuelle Situation & Handlungsalternativen

Mache dir zunächst klar in welcher Situation du bist. Dann kannst du überlegen, welche Aufgabe du in der Situation hast und welche Handlungsalternativen dir zur Verfügung stehen. Der folgende wichtige Schritt ist, dir vorzustellen, die Handlungsalternative getan zu haben und dass es erfolgreich oder nicht erfolgreich aus geht.

Du kannst das gern gleich ausprobieren, du kannst dich fragen: Vor welcher Entscheidung stehe ich, gibt es überhaupt etwas, wo ich mich entscheiden muss? Angenommen es gäbe zwei Alternativen, A und B. Dann überlege zuerst, wenn du dich für Alternative A entscheidest und es geht gut, wie wird es ausgehen? Was heißt das, wie fühle ich mich? Der nächste Schritt ist, du nimmst an, dich für Alternative A zu entscheiden und es geht schief. Überlege, was das heißt, wie sich das anfühlt, was es bedeutet. Angenommen, du entscheidest dich für Alternative B und es geht gut, was würde das heißen, wie fühlt sich das an? Und angenommen du entscheidest dich für Alternative B und es geht schief, was heißt das, wie fühlt sich das an?

Oft, wenn du dies so durchspielst, spürst du: „Ja, so muss ich es machen“, nicht immer reicht das aus, aber manchmal reicht das aus.

  1. Langfristige Perspektive

Eine weitere Möglichkeit wäre auch, erst einmal langfristig zu überlegen. Du kannst überlegen, was du langfristig willst und angenommen du weißt das, dann kannst du überlegen: Vom Standpunkt von dem, was ich langfristig erreichen will, was ist jetzt hilfreich?

Ein Beispiel: Angenommen, du hast dir etwas vorgenommen, z. B. willst du dich dafür einsetzen, dass in der Kantine der Firma, wo du arbeitest, auch vegane Gerichte angeboten werden. Das wäre dein Ziel, dann kannst du überlegen, welche Handlungsalternativen du hast, um dorthin zu kommen. Dann würdest du dir überlegen, was hilfreich ist um zu diesem Ziel hinzukommen.

Du wirst vielleicht mit Menschen sprechen müssen, mit denen du normalerweise nicht sprichst, du wirst vielleicht Verbündete suchen müssen, mit denen du normalerweise nicht so viel zu tun hast. Aber wenn du das übergeordnete Ziel vor Augen hast, kann es dir helfen, auch die kleinen Schritte zu gehen und nicht so sehr aus Kränkungen zu handeln, aus Mögen und Nicht-Mögen. Du machst dir bewusst, dass du in diesem Kontext das Ziel hast, dass es ein vegetarisches oder veganes Gericht in der Kantine deiner Firma gibt. Dann kannst du alles was kommt von dem Standpunkt aus beurteilen, was hilfreich in diese Richtung ist.

  1. Ans Unterbewusstsein/Überbewusstsein wenden

Anstatt Gott und die kosmische Intelligenz zu fragen, könntest du auch dich selbst fragen. Du kannst dich an dein Unterbewusstsein und dein Überbewusstsein wenden und sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, bitte liebes Überbewusstsein, (je nachdem was dir lieber ist), sage mir bis … was zu tun ist“. Morgens, wenn du aufwachst, kannst du kurz fragen: „Liebes Unterbewusstsein, hast du eine Antwort?“ Auch am Ende oder Anfang der Meditation kannst du deinem Unterbewusstsein oder Überbewusstsein fragen: „Bitte sage mir, bis … was zu tun ist“. Und beim Einschlafen kannst du dir sagen: „Bitte liebes Unterbewusstsein, sage mir bis dann und dann, was zu tun ist“. So spürst du von innen heraus deine Aufgaben.

Dies waren einige einfache Anregungen, mehr findest du auf der Internetseite www.yoga-vidya.de, dort gibt es oben ein Suchfeld, da kannst du eingeben ‚Spirituelle Entscheidungen‘ und da findest du noch mehr Informationen zum Thema. Jetzt kannst du vielleicht ein paar Momente innehalten und überlegen: Gibt es schon etwas, wo du weißt, was du willst? Gibt es Entscheidungen zu treffen auf dem Weg dorthin? Hast du dich ablenken lassen auf dem Weg dorthin oder weißt du vielleicht nicht, was dein mittel- oder langfristiges Ziel ist? Dann kannst du überlegen, ob es die ein oder andere eben erwähnte Technik gibt, die du anwenden willst. Es ist immer gut, dir ein paar Momente zu nehmen und zu überlegen, was davon tatsächlich für dich hilfreich ist.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In dieser Lektion wird im Rahmen der Yoga Vidya Schulung ein weiteres wichtiges Konzept aus dem Raja Yoga, dem Yoga der Geisteskontrolle, vorgestellt. Dieses ist sehr hilfreich, um zu verstehen, wie dein Geist funktioniert, wie du mit ihm umgehen kannst und wie du auch lernen kannst, dich weniger mit deinen Gedanken, Emotionen und Stimmungen zu identifizieren. Außerdem lernst du auf diese Weise, wie du vielleicht auf deine Stimmungen und deine Gedanken leichter Einfluss nehmen kannst, um dein Sein nicht von ihnen beherrschen zu lassen.

Chitta – der menschliche Geist

Chitta in diesem Sinne ist der menschliche Geist. In der Lektion, wo es um Antahkarana ging, den vier Aspekten des menschlichen Geistes (Ahamkara - das Ich, das Ego, Buddhi – die Vernunft, die Urteilskraft, das Entscheidungsvermögen, die Entschlusskraft, Manas – Denkvermögen mit Denken und Fühlen, Chitta – das Unterbewusstsein) spielte Chitta auch eine Rolle. Chitta in einem weiteren Sinne, so wie nun hier betrachtet, ist der gesamte menschliche Geist.

Im Raja Yoga von Patanjali gibt es im zweiten Vers die Aussage "Yogas Chitta Vritti Nirodha" – Yoga ist das zur-Ruhe-Bringen (Nirodha) der Gedanken (Vrittis) im Geist (Chitta). Hier also bedeutet Chitta der gesamte menschliche Geist.

Chitta Bhumi – die 5 Zustände des menschlichen Geistes

Der menschliche Geist kann fünf Zustandsformen haben, die nennen sich Bhumi und diese fünf Bhumi sind:

  • Mudha: Der träge, dumpfe, faule Gemütszustand, müde, traurig, deprimiert, melancholisch
  • Kshipta: Der unruhige, zerstreute Gemütszustand, dieses und jenes wollend
  • Vikshipta: Der gesammelte Gemütszustand, Bemühen um Sammlung
  • Ekagra: Der einpünktige, sehr konzentrierte Gemütszustand, Vollkommen konzentriert
  • Niruddha: Der Gemütszustand von absoluter Geistesruhe, vollkommene Ruhe des Geistes

Chitta Bhumis in der Meditation

Du kannst auch in der Meditation in diesen verschiedenen Bhumis bzw. Geisteszuständen sein:

Mudha: Du setzt dich für die Meditation hin, bist irgendwo müde, du nickst öfters ein, du kannst dich nicht erinnern, du bist in einer Art meditativem Zustand des Dösens. Oder du bist einfach nur traurig, denkst darüber nach, wie schlimm alles ist und kannst dich nicht konzentrieren, bist einfach nur müde, träge, oder traurig, melancholisch, vielleicht weil in der Beziehung etwas nicht richtig funktioniert, weil bei der Arbeit etwas nicht funktioniert. Du kannst dich nicht konzentrieren, sondern bist einfach nur in einem Mudha-Zustand.

Kshipta: Du bist unruhig in der Meditation. Du nimmst dir vor mit einem Mantra zu meditieren, überlegst dir dann aber, vielleicht doch eher Tratak zu üben oder einfach nur zu beobachten. Dann kommen verschiedene Gedanken über Chef, Frau, Kind, Mann, Eltern, Vermieter, Nachbar. Du fragst dich, warum du dieses und jenes nicht gemacht hast, warum jemand dir dieses und jenes gesagt hat, usw., tausende von Gedanken sind in deinem Geist innerhalb kürzester Zeit. Wenn du so deine Meditation verbringst, ist sie irgendwann zu Ende und du merkst: „Upps, ich wollte doch eigentlich meditieren“.

Vikshipta: Du nimmst dir vor in einer bestimmten Weise zu meditieren, aber dein Geist schlägt etwas anderes vor. Du lächelst ihn an und bedankst dich für den Vorschlag, bleibst jedoch bei deinem Entschluss. Zwischendurch denkst du vielleicht auch an Frau, Mann, Kind, Eltern oder was auch immer und sagst: „Danke für den Vorschlag, ich meditiere weiter mit meinem Mantra“.

Zwischendurch überlegst du: „Was hat der denn gemeint?“, „Wie könnte ich ihn davon überzeugen?“, „Was muss ich heute noch machen“; da sagst du dir „Ata Meditation – jetzt Meditation“. Vikshipta ist also entweder das automatische Zurückkehren deines Geistes in den gewollten Konzentrationszustand oder auch das bewusste Bemühen um Sammlung bzw. Konzentration. Insgesamt bist du gesammelt und zwischendurch gibt es Momente der Freude, der Konzentration.

Ekagra: Du setzt dich hin in die Meditation und wiederholst das Mantra geistig, du spürst, wie du voll und ganz auf das Mantra konzentriert bist. Dabei erfährst du vielleicht Wogen der Freude. Vielleicht spürst du Segen, vielleicht spürst du Licht, vielleicht spürst du, wie das Mantra sich von selbst wiederholt, vielleicht verschwinden die Worte des Mantras und du gehst einfach in einen Zustand von Freude und Wonne ein.

Vielleicht verschwindet zwischendurch das Mantra, du kommst raus und musst wieder Vikshipta üben, einen Anstoß geben und dann kommst du wieder in Ekagra hinein. So kannst du auch zwischen den verschiedenen Geisteszuständen hin und her wechseln.

Niruddha: Alle Gedanken verschwinden, nur absoluter Zustand der Einheit - Satchidananda.

 

  • Wie bekommst du deinen Geist von Mudha und Kshipta zumindest in Vikshipta?

Im Raja Yoga geht es ja auch darum, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Selbst Raja werden, derjenige, der bewusst steuert, derjenige, der die Führungsperson ist. Manchmal kann es tatsächlich heißen, du wartest einfach ab. Manchmal kannst du aber eingreifen und du könntest dir aus den folgenden Vorschlägen einige herausgreifen, von denen du meinst, sie könnten helfen.

Aus Mudha herauskommen:

  1. Übe Asanas und Pranayama:

Wenn es dir nicht gut geht, übe 20–30 min. Asanas und Pranayama, danach sieht die Welt anders aus. Wenn du es allein nicht hinkriegst, mache das mit einem Video, einer CD oder DVD. Es gibt von Yoga Vidya inzwischen auch mehrere hundert Internetvideos, dabei auch 20-30minütige Yogastunden und manche davon haben eine nahezu magische Wirkung auf Menschen.

Oder geh zur Yogastunde, ich glaube, es gibt kaum Menschen, die traurig zur Yogastunde gehen und nachher genauso traurig rauskommen. Es gibt eine ganz einfache Weise von Mudha in Vikshipta zu kommen und Freude zu erfahren: Geh zu einer Yogastunde.

Wenn du nicht zur ganzen Yogastunde gehen kannst, überlege dir welche Yogaübungen helfen zu Vikshipta zu kommen. Yogaübungen helfen das Prana zu aktivieren und zu konzentrieren, es in die höheren Chakras zu bringen, dann ist der Geist schnell in Vikshipta, mehr Freude.

  1. Überlege, was du tun kannst, worauf du dich konzentrieren kannst, anstatt nach der Ursache dafür zu suchen, warum es dir schlecht geht.

Du brauchst bloß bewusst deinen Geist auf etwas zu konzentrieren, dann ist er aus Mudha heraus. Du brauchst gar keinen Grund, angenommen du hast gar keine Lust auf deine Arbeit, dann kannst du deinem Geist zulächeln und ihm sagen: „Danke lieber Geist, es geht dir gerade nicht so gut, es ist ok. Jetzt mache ich das mit voller Konzentration“. Du könntest auch sagen: „Ich freue mich darauf, das und das zu tun“, dein Geist mag sagen „Nein! Schlimm!“, doch du sagst ganz konzentriert und bewusst „Ich freue mich darauf, das zu tun, ich freue mich darauf, das zu tun“. Wenn du das ein paar Mal sagst und es dann tust, dann wirst du merken, Vikshipta ist da, Mudha ist von selbst verschwunden.

Du könntest noch einiges anderes überlegen, vielleicht willst du auch Tagebuch führen  und die nächste Woche überlegen und festhalten, was dir geholfen hat aus Mudha heraus zu kommen. Beobachte, wann dein Geist in Mudha war und wie du herausgekommen bist, schau dir an, was sich äußerlich und innerlich getan hat. So kannst du schriftlich sammeln, was dir hilft aus Mudha herauszukommen, dann kannst du das nächste Mal, wenn du in Mudha bist, diese Sachen durchlesen. Manchmal hilft es einfach nur zu lesen, was dir aus Mudha geholfen hat und du bist aus Mudha draußen. Es wird zumindest für dich offensichtlich, was du tun kannst um aus Mudha herauszukommen.

Aus Kshipta herauskommen:

Kshipta, die Unruhe und Zerstreutheit, hängt auch zusammen mit Vata-Übersteuerung, darauf wird in einer Lektion über die drei Ayurveda Doshas (Vata-Pitta, Kapha) genauer gesprochen. Vata, das Luftprinzip mit vielen positiven Eigenschaften, kann auch in die Zerstreutheit bringen. Aus der Zerstreutheit kann dann auch Mudha, Depressivität, Niedergeschlagenheit, Angst und Zerrissenheit kommen.

Asanas, Pranayama, Meditation helfen auch aus Kshipta heraus zu kommen.

Triff eine Entscheidung und sei konzentriert und sage dir selbst „Während der nächsten 15-30 Minuten mache ich das und nichts anderes“. Du fokussierst deinen Geist bewusst und in dem Moment, wo du dich fokussierst, bist du in Vikshipta und Kshipta ist verschwunden.

Du kannst eine Entscheidung treffen, das ist Buddhi und du kannst es mit einer Affirmation verbinden und kannst sagen: „Während der nächsten Stunde konzentriere ich mich darauf“ oder „Während der nächsten Stunde beschäftige ich mich damit“. Eventuell verbindest du es noch mit einer Freude-Affirmation, z. B.: „Während der nächsten Viertelstunde freue ich mich darauf, das und das zu tun, ich freue mich darauf, das und das zu tun. Ich werde das und das und das mit großer Freude tun. Ich werde das mit viel Energie machen“. Sage das ein paar Mal, du musst es in dem Moment nicht empfinden, wenn du es ein paar Mal sagst, wird es zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Du kannst dir auch überlegen: „Wie müsste ich das, was zu tun ist, mit Freude tun, wie könnte ich es tun, dass ich es mit Freude mache? Wie könnte ich es machen, dass es mir Energie gibt?“.

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In dieser kurzen Lektion der Yoga Vidya Schulung gibt es ein paar einfache Tipps, wie du deine Beziehungen verbessern kannst, also deine Beziehung zu deinem Partner, zu deiner Partnerin. Es gäbe natürlich viel mehr zu diesem Thema zu sagen und es gibt auch Seminare dazu bei Yoga Vidya, viele Bücher zum Thema. Mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenzuleben oder zurechtzukommen ist eine lebenslange Aufgabe und Herausforderung. Vielleicht bekommst du aus den folgenden Vorschlägen aus dem Raja Yoga Modell ein paar Anregungen, was du machen kannst, um deine Beziehung zu verbessern.

  • Spüre den anderen vom Herzen her

Nimm dir Momente des Spürens. Im Yoga sagen wir: Tief im Inneren sind wir Satchidananda, das heißt `Sein, Wissen und Glückseligkeit´. In Ananda ist auch Liebe da und die Grundlage einer Beziehung ist immer die Liebe. Um diese Liebe zu spüren, hilft es z.B., wenn du versuchst, morgens beim Aufwachen zumindest 1 min. eine Herzensverbindung zu deinem Partner bewusst zu spüren. Du kannst das mit einer Umarmung oder mit etwas anderem verbinden, in jedem Fall ist es wichtig, eine Herzensverbindung herzustellen und diese zu spüren. Dieses kannst  du natürlich auch mehrmals am Tag wiederholen, denn umso inniger wird eure Herzverbindung.

Bei manchen Paaren wird der Partner quasi als „Mülleimer“ verwechselt. Sei bitte achtsam mit dem Abladen deiner Alltagserlebnisse. Wirf z. B. nicht gleich am Abend, wenn du von der Arbeit o. ä. nach Hause kommst, all deinen Alltagsfrust dem Partner entgegen. Und solltest du es doch getan haben, dann sei nicht verärgert, dass er das nicht ausreichend würdigt oder das nicht mit dir teilt.  Du solltest auch darauf gefasst sein, dass dein Partner dann andersherum das Gleiche tut und seinen Frust auch bei dir abgibt. 

Halte stattdessen doch erst mal einen Moment inne, spüre den anderen, versuche wahrzunehmen, in welcher Stimmung dein Partner gerade ist. Wäre es von der Situation her passend, wenn du deine negativen Erlebnisse des Tages nun geballt bei deinem Partner ablädst? Oder sieht er vielleicht selbst gerade gefrustet aus und könnte selbst einen Partner zum „Herz ausschütten“ gebrauchen? Oder hat dein Partner vielleicht eine schöne Überraschung für dich geplant und die ganze Vorfreude wäre dahin?

Schaue deinem Partner vielleicht in die Augen, umarme ihn oder sie und versuche vor allem eine Herzensverbindung zwischen euch zu spüren, die gemeinsame Freude und Liebe. Vielleicht bringst du dich damit selbst wieder in die Freude und vielleicht kehrt so auch innere Ruhe ein, wenn ihr so konzentriert aufeinander seid. Spüre in dich hinein, ob gemeinsame Freude und Liebe dir hilft.

  • Qualitätszeit mit dem Partner verbringen.

Heutzutage haben Menschen nicht unbedingt so viel gemeinsame Zeit miteinander, sondern oft eher zu wenig. Oft gibt es Streitigkeiten in Beziehungen, weil ein Partner gern mehr Zeit miteinander verbringen würde, der andere aber nicht, oder die Prioritäten werden dem anderen Partner gegenüber nicht gerecht verteilt. Und anstatt dann wenigstens die wenige Zeit, die man miteinander verbringen kann, sich von Herz zu Herz verbunden zu fühlen, streiten Partner sich häufig in dieser verbleibenden Zeit, die man miteinander hat.

Dabei hat nicht nur die Menge an Zeit Bedeutung für eine gute, ausgeglichene Partnerschaft, sondern auch die Qualitätszeit spielt eine wichtige Rolle. Qualitätszeit meint, dass während der gemeinsamen Zeiten, das tut, was man gern macht, wo man konzentriert ist, wo man im Miteinander ist. Dass es Phasen gibt, wo man aufeinander konzentriert ist, vielleicht auf die gleichen Sachen, vom Herzen her verbunden, z. B. eine gemeinsame Yogapraxis, eine gemeinsame Meditation, ein Spaziergang oder z. B. auch ein gemeinsames Spiel. Dieses sollten natürlich auch beide wollen. Die Partner sollten versuchen, eine gemeinsame Beschäftigung, ein Hobby oder ähnliches zu finden, wo beide Partner gleichermaßen Freude dran haben.

  • Freude über Gemeinsames

Ein weiterer Tipp ist, sich darüberzufreuen, was man weiterhin gern gemeinsam macht, anstatt das zu bedauern, was man vielleicht nicht mehr gern macht, also das Positive sehen und positiv zu wachsen.

  • Dem anderen Gedanken von Licht und Liebe schicken

Auch wenn man sich nicht sieht, kann man dem anderen hin und wieder Gedanken von Licht und/oder von Liebe schicken, die Herzensverbindung spüren.

Angenommen, du bist vielleicht ein paar Tage nicht bei deinem Partner, deiner Partnerin, so kannst du dennoch zwischendurch versuchen, deinen Partner vom Herzen zu spüren und einen Moment innehalten und dir vorstellen, wie du deinem Partner Liebe/Licht/Wohlwollen/Freude, etc. sendest.

Dieses waren ein paar kurze Anregungen, was du tun kannst, um deine Beziehung weiter auszubauen und Liebe zu spüren. Denn ihr seid vom Herzen her eins, ihr seid beide Ananda, seid beide Freude. Wenn ihr euch aufeinander bezieht, könnt ihr diese  gemeinsame Freude und Liebe spüren.

Weitere Vorträge und Anregungen zu diesem Thema folgen innerhalb dieser Schulungsreihe „Yoga Vidya Schulung“.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS019 Mit anderen Menschen gut zurechtkommen

Probiere doch mal einen oder auch mehrere der nachfolgenden Tipps. Vielleicht wirkt es sich positiv auf deine zwischenmenschlichen Beziehungen aus?

  • Gehe davon aus, in jedem Menschen ist ein göttlicher Funke

Die 1. Anregung von Sukadev verfolgt einen philosophisch-spirituellen Ansatz:

In unserer Yoga-Tradition vertreten wir die Auffassung: Deine wahre Natur ist Atman – das (höchste) Selbst, Satchidananda – Sein, Wissen, Glückseligkeit, eins mit der Weltenseele sein. Nicht nur du bist eins mit der Weltenseele, sondern jeder Mensch, jedes Tier, alles ist eins mit der Weltenseele.

Wenn du dir das bewusst machst, dann weißt du, in der Tiefe deines Wesens bist du eins mit jedem anderen, und das ist etwas sehr Tiefes.

Jesus hat gesagt: `Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst´. Man könnte dies auch so interpretieren: `Liebe deinen Nächsten als dein Selbst´.

  • Erkenne zunächst: Tief in deinem Herzen ist das, was auch tief im Herzen des anderen ist.

 Wenn du dir das immer wieder bewusst machst, kannst du es mit der Zeit immer stärker spüren. Bevor du einen anderen Menschen siehst, spüre ihn vom Herzen her, fühle diesen Menschen vom Herzen her, fühle dich mit diesem Menschen verbunden. Und wenn dieses Gefühl der Verbundenheit erstmals da ist, dann geht vieles leichter und umso verbundener fühlst du dich nach und nach mit allen Wesen. 

  • Darüber hinaus gehe davon aus, dass jeder Mensch von seinem Standpunkt aus auch immer nur das Gute will.

 Menschen machen manchmal seltsame oder fragwürdige Dinge. Einige Menschen machen ohne Frage auch unethische oder schlimme Dinge. Manchmal setzt man sich sogar auch dafür ein, dass Menschen nicht einfach alles tun können, was sie wollen.

 Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass jeder von sich aus etwas Gutes will. 

 

  • Erfahre mehr über deine Mitmenschen – Empathie

Empathie heißt `Einfühlungsvermögen´ bzw. ist die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinfühlen zu können. Empathie wird auch oft als `Mitgefühl´ übersetzt. Wenn du z. B. Romane liest oder einen Film siehst, wirst du dich typischerweise mit dem Helden oder einer anderen Figur aus der Geschichte eng verbunden fühlen, egal ob der das tut, was du tun würdest, ob er so lebt, wie du leben würdest oder ob du ihn gut finden würdest, wenn du ihm im Alltag begegnest.

Der Mensch, von dem du am meisten weißt – typischerweise ist das die Hauptperson im Film oder im Buch -, ist typischerweise die Person, den du am meisten magst; unabhängig davon, ob du alles an dieser Person magst oder nicht.

Wenn du mit einem Menschen besser zurechtkommen willst, ist es hilfreich etwas mehr über ihn zu erfahren. Du kannst dir also vornehmen, mehr Interesse an einem Menschen haben zu wollen oder diese Person. Auch kannst du andere aus dem Umfeld über diese Person befragen, um auf diese Weise mehr über diesen Menschen zu erfahren  und du somit mehr Empathie bzw. mehr Mitgefühl zu dieser Person entwickeln kannst.

  1. Grüße die Menschen, die dir begegnen bzw. aus deinem Umfeld

Einen schönen Gruß an Menschen in deinem Umfeld zu richten, wäre eine weitere Möglichkeit, mehr Empathie zu deinen Mitmenschen zu entwickeln.

In der deutschen Sprache gibt es schöne Grüße, wie z. B. ‚Hallo‘, ‚Guten Tag‘ oder ‚Grüß Gott‘. Wenn du diese Grüße an jemanden richtest, kannst du Wohlwollen, Bewusstheit und Aufrichtigkeit in diese Worte legen, statt die Grüße einfach nur routiniert, `mechanisch´ oder ohne Gehalt auszusprechen.

Hier ein paar Beispiele, wie du mit deinen Grüßen deine Menschen besser erreichst:

  • Wenn du sagst „Guten Tag“, dann versuche dieses tatsächlich innerlich so zu spüren, dass du deinem Gegenüber einen wirklich guten Tag wünscht.
  • Bei ‚Hallo‘ kannst du dir bewusst machen, dass es vom Englischen ‚Hail Lord‘ kommt. Übersetzt heißt das ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘ und in diesem Bewusstsein kannst du dein Gegenüber respektvoll mit „Hallo“ begrüßen.
  • Auch mit ‚Grüß Gott‘ kannst du im Sinne von ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘ deinem Gegenüber wahrhaftig, gefühlvoll bzw. dir dieser Tatsache bewusst begrüßen.

Es gibt viele weitere Beispiele. Was auch immer du deinem Gegenüber für einen Gruß entgegenbringst, sage diesen Gruß voller Bewusstheit und versuche, diesen Gruß in deinem Inneren zu spüren. So begegnest du deinem Gegenüber positiv und mit Empathie.

  1. Spüre den anderen vom Herzen her

Wenn du den anderen vom Herzen her spürst, fällt es leichter eine Verbindung herzustellen und dann verläuft auch das Gespräch anders. Anstatt gleichzuüberlegen, wann du den anderen unterbrechen kannst, damit du endlich das Wort ergreifen kannst, versuche doch mal, ihn vom Herzen herzuverstehen und zu fühlen. Wenn du das getan hast und danach erst aktiv ins Gespräch gehst, werden deine Worte eine ganz andere Wirkung haben.

Am Ende des Gespräches, ist ein schöner Gruß vom Herzen her zum Abschluss auch etwas Gutes, um mehr Empathie zu entwickeln.

Es gibt natürlich die Möglichkeit, die Hand zu schütteln, die Hand geben heißt ja auch, dass man eine Verbindung vom Herz über den Arm zum Herzen des anderen schaffen will. Bei Yoga Vidya machen wir statt dem klassischen Händedruck gerne den Namasté-Gruß, das heißt, wir geben unsere Handflächen vor dem Herzen in Brusthöhe flach aneinander. Dieser Gruß bedeutet: `Wir sind zwei, doch mögen wir eins sein – in Liebe und Verständnis sowie in gegenseitigem Respekt und Hochachtung voreinander. Mögen sich unsere Seelen miteinander verbinden´. In Deutschland ist das nicht so üblich, aber auch ein Handdruck kann eine gleichbedeutende oder ähnliche Verbindung zum Ausdruck bringen.

Alternativ kannst du jemanden auch mit den wahrhaftig bzw. ernst gemeinten Worten ‚Alles Gute für dich‘ verabschieden oder ‚Auf Wiedersehen‘ sagen – im Sinne von `Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen‘ oder du kannst zum Abschluss dem anderen auch etwas anderes Gutes wünschen (`Lebe wohl!´, `Mache es gut!´, `Ich wünsche dir alles Gute!´, etc.)

Wenn du Gespräche auf diese Weise führst, baust du eine bessere Beziehung zu anderen Menschen auf.

  1. Dem anderen Liebe schenken – positive Affirmationen

Du kannst deinem Gegenüber auch positive Affirmationen schenken bzw. gedanklich schicken, indem du z. B. morgens sagst: ‚Ich freue mich darauf, mit dem Menschen XY heute gut zu Recht zu kommen‘. Du kannst dir dabei den anderen bildlich vorstellen und versuchen von deinem Herzen ausgehend eine Herzensverbindung herstellen. Versuche diese wohlwollende Verbindung zumindest für einen Moment in deinem Herzen zu spüren. Es wird empfohlen, morgens jeden auf diese Weise willkommen zu heißen, mit denen man im Laufe des Tages in Kontakt kommt. Du könntest dieses z. B. am Ende deiner spirituellen Praxis, bevor du in den Alltag startest, ausprobieren. Bei Yoga Vidya gibt es zum Ende eines jeden Satsangs die Rezitation des `Om Tryambakam´ und der Friedensgebete. Das könntest du auch in deine tägliche Praxis aufnehmen und dir dabei die 3- 5 wichtigsten Menschen vorstellen, mit denen du in deinem Alltag zu tun hast, ihnen von Herzen alles Gute wünschen, sie spüren und innerlich ausdrücken, dass du dich freust, mit diesen Menschen gut zu Recht zu kommen.

Indem du so eine innere Verbindung herstellst, entsteht zum einen eine Vorfreude auf die nächste Begegnung mit diesem Menschen und eine positive Grundeinstellung zu dem beginnenden Tag. Man würde beim Yoga sagen, dass eine Gedankenverbindung entsteht, die du nachher auch im Alltag positiv nutzen kannst und die hilft, dass ihr euch intuitiv verstehen werdet.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS018 Konzentration verbessern

Konzentration ist eine Schlüsselfähigkeit, die gerade im Raja Yoga eine besondere Rolle spielt. Raja Yoga ist der Yoga der Gedankenschulung, der Gedankenbeherrschung, aber auch der Yoga der Meditation. Und die Vorstufe zur Meditation ist die Konzentration, so ist es wichtig, auch die Konzentration zu verbessern.

Swami Sivananda hat ein Buch geschrieben „Übungen zu Konzentration und Meditation“ bzw. „Konzentration und Meditation“ (der Name der erhältlichen Auflagen), wo viele Übungen für die Konzentration angegeben werden. Daraus werden hier einige kurze Anregungen dargelegt.

  • Regelmäßiges Pranayama und regelmäßige Asanas

Regelmäßiges Pranayama und regelmäßige Asanas verhelfen zu einer besseren Konzentration. Dieses ist das Konzept des Hatha Yoga, welches eines der Hilfsmittel auf dem Weg zur verbesserten  Konzentration und vielen weiteren positiven Veränderungen ist.

Svatmarama, der Autor der „Hatha Yoga Pradipika“, welches das wichtigste Grundlagenwerk des Hatha Yoga ist, sagt: „Wem es schwerfällt, den Geist im Raja Yoga zu konzentrieren, der soll Hatha Yoga üben. Wer Hatha Yoga übt, erlangt die Konzentration des Geistes und kommt zur Meditation“.

Atem, Prana und Geisteshaltung hängen miteinander zusammen. Ist der Geist unruhig, sind auch das Prana sowie auch der Atem unruhig. Wenn du deinen Atem beruhigst, also wieder gleichmäßig und ruhig atmest, wird automatisch auch dein Prana ruhig sowie auch dein Geist. Erst, wenn dein Geist ruhig ist, ist er zur Konzentration fähig. Wenn du Pranayama (Atemübungen) übst, hast du ein starkes Prana. Du erhebst dein Prana in die höheren Chakras. Wenn das Prana in den höheren Chakras ist, ist der Geist zu mehr Konzentration fähig. Wenn du Konzentrationsfähigkeit kultivieren willst, dann übe mehr Pranayama.

Auch die Asanas aus dem Hatha Yoga verhelfen zu einer besseren Konzentration. Es gibt sogar inzwischen gute Studien, die zeigen, dass tägliche Übung von Hatha Yoga die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnisvermögen entwickelt und zusätzlich hilft, den IQ, den Intelligenzquotienten, zu steigern. Tatsächlich gibt es einige Studien an amerikanischen Studenten, bei denen sich der IQ nach täglicher Hatha Yoga Praxis um 5–10 Punkte - was eine ganze Menge ist - gesteigert hat.

Wenn du Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung und Meditation übst, tust du etwas für den Körper, das Prana und das Gehirn und dann fällt es leichter sich zu konzentrieren. Daher ist der erste Tipp für eine verbesserte Konzentration Hatha Yoga zu üben.

  • Regelmäßig Meditation üben

Meditation ist auch eine Form der Konzentration. Meditation bedeutet, ohne äußere Ablenkung den Geist für eine gewisse Zeit lang auf etwas zu richten. Wer regelmäßig meditiert, wird zwangsläufig auch  zu mehr Konzentration fähig sein, da Meditation ohne Konzentrationsfähigkeit nicht möglich ist.

Es gibt verschiedene Arten und Formen der Meditation, mit denen du deine Konzentrationsfähigkeit bei täglicher oder zumindest regelmäßiger Übung erheblich steigern kannst. Hier ein paar Beispiele für solche Meditationen:

  • Die sogenannte Achtsamkeitsmeditation, wo man beobachtet, was von selbst geschieht. Dieses ist auch eine Form der Konzentration, man beobachtet, was beobachtbar ist. Du nimmst z.B. den Blutfluss im Bein wahr oder ein Jucken am rechten Arm. Hierbei bewertest du nicht, sondern sagst dir einfach im Geiste: „Jucken rechter Arm“. Alles, was wahrnehmbar ist, ist genau richtig, wenn nichts wahrnehmbar ist, ist auch das genau richtig; alles kann, nichts muss. Du steigerst deine Konzentration durch Schärfung deiner Wahrnehmung bzw. durch Achtsamkeit.
  • Visualisierung, Japa bzw. Mantra Meditation: Dieses sind Meditationsformen, wo du bewusst versuchst, bestimmte Geistesinhalte hervorzurufen, z. B. bewusst ein Mantra zu wiederholen oder ein spirituelles Symbol zu visualisieren.
  • Es gibt auch verschiedene Mischtechniken der Meditation, z. B. Energiemeditation in Kombination mit der Mantra Meditation, wie z. B. das dritte Auge spüren und dabei bewusst sehen, ob dabei ein Licht entsteht, ein Pulsieren spürbar wird und dabei ein Mantra wiederholen.

All das sind auch Konzentrationstechniken, die dir bei regelmäßiger Übung dazu helfen, auch im Alltag konzentrierter zu sein.

 Zusammenfassung der Konzentrationsübungen

Mache regelmäßig Konzentrationsübungen, wie z. B.:

  • Visualisierungsübungen, z. B. die Augen schließen und dir ein Symbol vorstellen und dafür sorgen, dieses Bild aufrechtzuerhalten
  • Mantra-Wiederholung - Mantra Meditation
  • Tätigkeiten besonders konzentriert und bewusst ausführen
  • Aufgaben mit einer positiven Grundeinstellung und mit Freude erfüllen
  • Swami Sivanandas Empfehlung für Fortgeschrittene: Mache bewusst Dinge, die du nicht magst und mache diese besonders konzentriert; natürlich innerhalb eines ethischen Rahmens. Vielleicht gibt es bestimmte Dinge, die du nicht so gerne magst, dann mache diese mit besonderer Konzentration und Bewusstheit und du wirst lernen: Was du konzentriert und mit Bewusstheit machst, das machst du mit der Zeit gerne. Indem du lernst, alles was ethisch ist auch gerne zu machen, bist du zum einen glücklicher und fröhlicher, zum zweiten konzentrierter und drittens hast du im Alltag mehr Zuversicht.

 

Dies waren einige Tipps zu Konzentration und Konzentrationsübungen. Du musst nicht alles gleichzeitig üben, aber vielleicht kannst du einen Moment innehalten und überlegen, was von all dem du zur Entwicklung der Konzentration umsetzen willst.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Im Buch „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“ von Swami Sivananda werden viele verschiedene Techniken beschrieben, um das Erinnerungsvermögen und das Gedächtnis zu kultivieren. Einige dieser Techniken werden hier beschrieben.

  • Sei bewusst, bei dem was du tust.

Wenn du das, was du tust, nur halbherzig tust, dann kannst du dich schlecht daran erinnern. Wenn du z. B. öfters nach deinem Schlüssel oder deiner Brille suchst, könntest du dir mehr Bewusstheit darüber vornehmen, wohin du den Schlüssel oder die Brille legst, wann immer du sie ablegst. Oder noch einfacher wäre es, immer den gleichen Platz für deine Gegenstände zu wählen und dieses auch noch mit dem Satz unterstützen: „Ich lege meinen Schlüssel immer dahin und ich lege meine Brille immer dorthin“.

  • Interesse, Freude und Motivation beim Lernen

Um z. B. eine völlig fremde Sprache neu zu erlernen (z. B. Sanskrit),  ist es wichtig, wirklich Interesse daran zu haben und dir bewusst zu machen, warum du es lernst. Es gab einen Psychotherapeuten namens `Viktor Frankl´, der gesagt hat: „Menschen sind bereit alles zu tun, wenn sie wissen, wofür sie es tun“. So ist das auch mit Gedächtnis und Erinnerungsvermögen: Wenn du weißt, warum du etwas lernen sollst, dann fällt es dir leichter. Angenommen, dir fällt es schwer die verschiedenen Sanskrit-Ausdrücke zu merken, dann kannst du überlegen, warum du sie lernen sollst. Sie z.B. nur für die Prüfung am Ende der Yogalehrer-Ausbildung zu lernen, wo die wichtigsten Sanskrit-Ausdrücke abgefragt werden, motiviert selten genug.

 

  • Lernen mit Affirmationen / Zusammenarbeit mit dem Unterbewusstsein

Vor einer anstehenden Lernphase könntest du dir z. B. im Geiste folgende Affirmationen sagen: „Ich freue mich, das und das zu lernen.“ oder „Ich freue mich darauf, das und das zu behalten.“ oder auch „Ich freue mich darauf, das und das zu meistern“. Du kannst auch andere, dich positiv bestärkende Affirmationen wählen.

Alternativ kannst du deinem Unterbewusstsein auch sagen: „Ich lege diesen Gegenstand jetzt hier hin und ich weiß, dass ich mich daran erinnern werde, dass ich es hier hingelegt habe.“ Angenommen, du hast etwas vergessen und findest es nicht, dann könntest du auch dein Unterbewusstsein fragen: „Liebes Unterbewusstsein, ich erinnere mich nicht, wo ich den Schlüssel hingelegt habe, bitte sage/zeige mir in den nächsten 5 min., wo ich den Schlüssel hingelegt habe.“ Sage das zwei- oder dreimal im Geiste und denke danach nicht mehr daran. Es wird dir höchstwahrscheinlich passieren, dass du in den nächsten Minuten wie von selbst da hingehst und plötzlich den Schlüssel entdeckst oder dass es dir plötzlich einfällt, wo du ihn hingelegt hast.

Probiere es aus, dein Unterbewusstsein erinnert sich an so vieles, und du kannst die Erinnerungen aus dem Unterbewusstsein durch solche Affirmationen und anschließendem bewussten Loslassen abrufen.

 

Diese Anregungen sind aus dem Raja Yoga zum Thema ‚Erinnerungsvermögen und Gedächtnis kultivieren‘. Weitere solche Tipps sind in dem Buch „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“ von Swami Sivananda zu finden. Einzelne Artikel daraus findest du auch auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de. Dort kannst du z. B. auch über das Suchfeld die Begriffe ‚Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung´ ‚Erinnerung‘ oder ‚Gedächtnisvermögen‘ oder auch ‚Gedächtnis kultivieren‘‘ eingeben und du erhältst weitere Anregungen in Form von Artikeln, Podcasts und Videos.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS016 Willenskraft kultivieren

Im Yoga sagen wir Willenskraft ist die Energie hinter der Buddhi. Vielleicht erinnerst Du Dich, es gibt die vier Aspekte des Geistes. Es gibt erstens Ahamkara, der Ich-Macher; das Ego; das Ich.  Es gibt zweitens Buddhi: die Vernunft; die Urteilskraft. Es gibt drittens Manas; das einfache Denken; denken und fühlen. Und als Viertes gibt es Chitta; das Unterbewusstsein mit seinen Samskaras - seinen Eindrücken und Vasanas - die Wünsche.

Buddhi ist also die Vernunft – das Urteilsvermögen. Buddhi erkennt was richtig ist und was nicht richtig ist. Buddhi erkennt was zu tun ist, was nicht zu tun ist. Und die Kraft, mit der Du das umsetzt, was Du für richtig hältst, nennt sich Wille oder Willenskraft auf Sanskrit Iccha – Shakti genannt. Iccha ist die Willenskraft, die Kraft hinter der Buddhi.

Im Raja Yoga spielt die Willenskraft eine wichtige Rolle. Du lernst herauszufinden was das Richtige ist, und dann tust Du es auch. Willenskraft kann auch heißen: Du nimmst Dir vor Dich das Nächste Mal nicht reizen zu lassen. Wenn Du z.B. eine Besprechung hast, und Du hast einen Kollegen dem gelingt es immer deine wunden Punkte zu treffen, und dann fängst Du immer an zu schimpfen und er amüsiert sich dann noch darüber. Du nimmst Dir vor: Nein, diesmal bleibe ich ruhig. Ich tue ihr oder ihm den Gefallen nicht. Und dann wirst Du auch wieder feststellen: Wie stark ist Deine Willenskraft?

Ich glaube, Du verstehst ein bisschen, was die Willenskraft ist. Und man kann sehr viel sagen über die Entwicklung von Willenskraft und Wille. Es gibt auf den Yoga Vidya Seiten dann noch sehr viel Tipps dazu. Swami Sivananda hat ein ganzes Buch dazu geschrieben. Und auch auf unseren Internet-Seiten gibt es Artikel von Swami Sivananda zum Thema. Ich möchte ein paar dieser Tipps nennen:

Der erste Tipp wäre: Sei Dir klar, was Du willst. Je klarer Dein Entschluss ist, umso besser ist es. Wenn Du also Dir ganz klar sagst „Ich werde eine Woche lang keine Schokolade essen.“ Und dann formuliere es auch positiv „…, ich werde stattdessen mehr Obst essen, insbesondere Äpfel und Birnen (oder was auch immer es sein mag).“ Also etwas was Du Dir vornimmst, sollte nicht nur negativ beschrieben werden, sondern Du kannst es auch positiv beschreiben. Und Du sollst es klarmachen. 

Der zweite Tipp ist: Wenn Du das formuliert hast, dann mache auch eine Strategie. Strategie soll auch heißen, wie will ich das machen. Angenommen ich gehe am Naturkostladen vorbei, angenommen ich habe den Heißhunger darauf, was mache ich stattdessen? Angenommen mir wird es angeboten, wie gehe ich damit um? Also es reicht nicht aus, es Dir nur vage vorzunehmen, sondern formuliere es klar und mache eine Strategie. Buddhi ist auch Klarheit. Und diese Klarheit braucht es.

Der dritte Tipp ist: Nutze auch gute Affirmationen. Also Du kannst Affirmationen nutzen und Visualisierungen. Z. B. visualisiere Dich wie Du einen Apfel isst und wie Du das genießt. Und wie Du in einer Situation bist, wo Du normalerweise Schokolade essen würdest, was Du stattdessen machst. Visualisiere das und stelle Dir vor, das ist schön.

 

Es gibt ein paar Tipps, die Du machen könntest. Stehe eine halbe Stunde früher auf, als Du es gerne machen würdest. Liege auch direkt auf dem Boden, anstatt auf einer weichen Matratze, schlafe bei offenem Fenster und ausgeschalteter Heizung, trinke eine Woche nur Wasser und auch keine Fruchtsaftschorlen oder etwas anderes, verzichte eine Woche auf Süßigkeiten oder verzichte eine Woche darauf zusätzliches Salz ins Essen zu geben. Übe gerade die Asanas die Du überhaupt nicht magst. Also wenn Du keine Lust hast auf Heuschrecke, dann übe in besonderem Maße die Heuschrecke. Wenn Dir die Heldenstellungen schwerfallen, übe diese besonders. Wenn Du die Vorwärtsbeugen nicht magst, übe diese. Übe bewusst etwas was Du nicht magst.

Und jedes Mal, wenn Du Dich aus eigenem Antrieb heraus entschlossen hast etwas zu tun, was Du nicht so gerne machst von Deinen bisherigen Gewohnheiten her, und Du es dann auch umsetzt, dann stärkt es Deine Willenskraft. Du zeigst Deinem Geist wer Raja ist. Wer die Führungspersönlichkeit ist, wer Herr oder Frau im Haus ist. Du kannst Dir jetzt überlegen welche dieser Tipps magst Du vielleicht machen. Oder Du kannst auch sagen „Willenskraft klingt jetzt nicht so wichtig für mich, ich übe lieber etwas Anderes.“ Das ist natürlich auch O.k. Aber gerade im Raja Yoga spielt die Willenskraft eine Rolle und vielleicht kannst Du überlegen: Was willst Du vielleicht tun um in den nächsten Tagen Deinen Willen stark, rein und unbesiegbar zu machen.

 

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Ein gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Es geht um die Gedankenkraft und positives Denken und Tipps zu mehr Fröhlichkeit, Entwicklung geistiger Fähigkeiten, besseres Zurechtkommen mit anderen Menschen und Verbesserung von Beziehungen.

Grundlage ist: Deine wahre Natur ist Sat, Chid, Ananda-Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Anandoham ist meine wahre Natur, ist Freude. Ich bin Freude – Anandoham. Und Patanjali, der große Yoga-Meister, der das Yoga Sutra geschrieben hat, sagt im zweiten Vers „Yogas chitta vritti nirodha“ heißt das zur-Ruhe-bringen der Gedanken im Geist, und im dritten Vers sagt er „Tada drashtuh svarupe vasthanam“ dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen, in seiner Wesensnatur. Und was ist die Wesensnatur? –Anandoham - Ich bin Freude. Deshalb: „Froh zu sein bedarf es wenig“, und wie es so weitergeht -„und wer froh ist, ist ein König.“, so sagt es ja ein altes Kinderlied, das hat etwas mit Raja-Yoga zu tun. Wir sind Raja-Yoga, wir sind Raja, wir sind Herrscher, König, wenn wir unseren Geist zur Ruhe bringen.

Können wir unseren Geist zur Ruhe bringen, dann ruhen wir in unserer wahren Natur, in der Freude.

Ich werde ein andermal noch etwas sprechen über die sogenannten Citta Bhumi, die fünf Zustände des Geistes. Heute einige Tipps für Freude im Alltag:

Zuallererst einmal, wenn Du mehr Freude empfinden willst, geht es ganz einfach über Yoga. Wenn Du jeden Tag Asanas übst, Pranayama übst, Meditation übst, machst Du jeden Tag etwas um Deinen Geist zur Ruhe zu bringen. Und jedes Mal, wenn Du Deinen Geist zur Ruhe bringst, erfährst Du Freude.

Der menschliche Geist ist nämlich ein emotionaler und ein mentaler Geist, d. h. im Alltag wirst Du immer Emotionen, Gefühle haben, Du wirst Gedanken haben, also Bilder und Worte, und die Emotion bestimmt auch die Worte und die Bilder, also Deine mentalen Prozesse. Wenn Du zum Beispiel jeden Morgen damit Zugang findest zur inneren Freude, wenn Du an jedem Morgen Asanas übst und auch konzentriert bist und die Freude von innen heraus körperlich erfahrbar machst, wenn Du durch Pranayama, durch Atemübungen mehr Prana, mehr Energie hast, dann hast Du erst mal eine Freude. Und dann wird der weitere Tag freudevoller verlaufen.

Und wenn Du vor dem Einschlafen wieder Yoga übst oder meditierst oder kurz in die Stille gehst oder ein inspirierendes Buch liest, also ein paar Zeilen daraus, dann gehst Du mit Freude in den Schlaf hinein. Und wenn die letzten Minuten vor dem Einschlafen freudevoll sind, dann werden auch die Träume wahrscheinlicher freudevoll sein, und Du wachst am nächsten Morgen besser auf. Also erster Tipp für mehr Fröhlichkeit: übe Yogaübungen, Asanas, Pranayama, Meditation am Morgen und am Abend. Zweiter Tipp ist: übe Achtsamkeit im Alltag. Wann immer Dein Geist konzentriert und bewusst ist, dann kann die Fröhlichkeit von innen heraus ausstrahlen.

Angenommen Du gehst spazieren, dann gehe sehr bewusst spazieren. Nimm Dir ein paar Momente, um den Himmel auf Dich wirken zu lassen, die Bäume, die Pflanzen, vielleicht auch Autos und Menschen und Häuser und so weiter. In dem Moment wo Du ganz im Hier und Jetzt bist, strahlt die Freude von innen heraus. Deine wahre Natur ist Freude, sind wenige Gedanken auf dem Gedankensee Deines Geistes, dann schaust Du die Freude, die tief in Dir ist. Oder angenommen Du machst Hausarbeit, dann kannst Du auch die Hausarbeit bewusst machen. Wenn Du beim Staubsaugen ganz bewusst bist oder beim Hemden bügeln im Hier und Jetzt, dann kann Hausarbeit eine Quelle der Freude sein. Genauso kann Kochen und Geschirr spülen eine Quelle der Freude sein, nämlich dann, wenn Du ganz konzentriert dabei bist. Du könntest noch zusätzlich mit der Hausarbeit ein Mantra wiederholen. Dann machst Du zwar zwei Dinge, aber irgendwo zwei Dinge, die sich gut ergänzen können, um den Geist zur Ruhe zu bringen. Oder Du könntest auch ein Mantra singen, nicht nur rezitieren, und so könntest Du die Arbeit verbinden mit bewusstem Wiederholen, oder Lauschen oder Singen eines Mantras. Und beides führt Dich zur Freude.

Ein weiterer Tipp wäre auch bei Deiner Arbeit. Sei konzentriert bei dem, was Du tust, mindestens ein paar Minuten. Zum Teil ist es auch eine Frage der Arbeitsorganisation, denn heutzutage gibt es ja sehr viele Störungen im Alltag. Du könntest Dir aber sagen: Für 45 Minuten bist Du nicht ablenkbar und Du lässt Dich auch nicht stören von etwaigem aufdringlichen E-Mail-Nachrichten und Anderem, sondern Du bleibst bei einer Sache. Wenn du etwas ganz konzentriert machst, für ein paar Minuten oder länger, dann kommst Du in einen Flow hinein, so ein inneres Fließen, und dann kommt auch die Freude auf. Probiere es aus, Du kennst es vermutlich, und überlege was Du machen kannst, was Du bewusst machen kannst.

Eine weitere Möglichkeit ist, wenn Du mit einem Menschen sprichst, dann sprich bewusst mit dem Menschen, wenn er spricht, dann höre zu, wenn Du sprichst, fühle den Menschen gleichzeitig. Oder wenn Du mit einem Menschen zusammen bist, spüre mit Deinem Herzen das Herz des Anderen. In dem Moment ist Liebe da, in dem Moment ist Freude da. Also die zweite Möglichkeit ist im Hier und Jetzt sein, achtsam sein, in der Gegenwart, und was auch immer Du tust, in der Gegenwart genießen. Bzw. der erste Tipp über Asana, Pranayama, Meditation – mache dies auch bewusst. Und das Zweite ist auch im Alltag alles bewusst zu tun.

Und in dem Kontext auch kannst Du Dir zwischendurch auch Momente einbauen, wo Du im Hier und Jetzt bist. Anstatt wenn Du mal unglücklich bist zu überlegen, warum bin ich unglücklich, was machen die Anderen, was mach ich selbst für Fehler, was hab ich für ein schlimmes Schicksal. Wenn Du darüber nachdenkst, wirst Du nur unglücklicher. Du wirst immer herausfinden das andere Menschen etwas tun, was nicht richtig ist. Du wirst immer feststellen, dass Du Dinge tust, die nicht richtig sind, und Du wirst immer feststellen, dass Dein Schicksal ganz besonders schwierig ist. Es gibt wenige Menschen die sagen würden „Ich hab ein sehr leichtes Leben.“ Wenn Du also lang genug drüber nachdenkst, wirst Du immer Gründe dafür finden unglücklich zu sein. Und es wird nicht besser dadurch.

Du könntest natürlich auch überlegen „Warum könnte ich jetzt glücklich sein?“, aber bevor ich dazu komme, kannst Du auch eben überlegen, einen Moment innehalten, einen Moment nach innen gehen, einen Moment im Hier und Jetzt sein, was auch immer es sein mag: Atem, Natur, die Seele spüren, ins Herz gehen, das Dritte Auge spüren, Mantra wiederholen. Ein paar Momente den Geist zur Ruhe bringen. Ist der Geist in der Ruhe, spürst Du Freude. Und diese Freude, die Du einen Moment spürst, hat eine Neigung, eine Tendenz sich weiter im Alltag zu manifestieren. In diesem Sinne, so schwer ist es nicht, immer wieder Freude zu spüren.

Eine nächste Weise wäre, vom Mentalen her, da gibt es Verschiedenes: zum einen könnte man sagen, das Positive sehen. Veränderungen sind Chancen für Neubeginn. Auch Krankheit ist eine Möglichkeit zur Besinnung. Verluste sind eine Möglichkeit loszulassen, sich für Neues zu öffnen. Du kannst Chancen betrachten, statt Risiken. Nicht immer geht das gleich und das ist ja jetzt nur ein kurzer Text. Es gibt noch sehr viel mehr. Wir haben noch die ganze Psychologische Yogatherapie und ein andermal werde ich auch sprechen über Bedeutung und Sinn von Emotionen und Umgang mit Gefühlen. Auch Traurigkeit hat mal einen Sinn, Ängstlichkeit hat einen Sinn, Wut hat einen Sinn, welche wir zwischendurch und langfristig positiv beurteilen und Chancen sehen.

Hier einfach zum Abschluss nochmal die wichtigsten Tipps aus diesem kurzen Text:

Erstens: Übe Asana, Pranayama und Meditation und spüre dabei Freude, insbesondere am Morgen und am Abend. Wenn Du den Tag beginnst mit spirituellen Praktiken die Dir Zugang geben zur inneren Freude, dann kann diese Freude sich auch am Tag manifestieren. Und wenn Du den Tag beendest mit spirituellen Praktiken, wird sich das in der Nacht fortsetzen, und Du wirst am nächsten Morgen freudevoller aufwachen.

Zweitens: Nimm Dir immer wieder Momente, wo Du im Hier und Jetzt bist. Deine wahre Natur ist Freude und wenn Du Dir Momente gönnst, wo Du im Hier und Jetzt bist, kommt Freude auf.

Drittens: Sieh Chancen, indem was sich entwickelt, und nicht nur Gefahren und Scheitern. Freue Dich über das Schöne. Freue Dich aber auch über Verluste, denn in jedem Verlust ist der Beginn von etwas Neuem.

Mehr Informationen über Yoga; über Weisen Freude zu empfinden und vielem anderem, findest Du auf unseren Internetseiten.

 

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Ein gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS014 Entwicklung positiver Eigenschaften

Beim letzten Mal ging es um Antahkarana, das innere Instrument. Du hast eine Reihe von Eigenschaften in dir und diese sind in deinem Chitta, deinem Unterbewusstsein. Sie sind dort als Samskaras, als Eindrücke, sie sind vielleicht auch Vasanas, Wünsche. Diese inneren Eigenschaften manifestieren sich öfters in Manas als manifeste Gedanken.

Sie manifestieren sich als Karma Indriyas, als deine Taten. Vor dem Hintergrund dieser inneren Eigenschaften interpretierst du die Eigenschaften des Alltags und diese inneren Eigenschaften haben Einfluss über deine Gedanken auf die physische Welt. Menschen identifizieren sich gern mit mancher ihrer Eigenschaften, Menschen beschreiben sich als jähzornig oder mitfühlend, oder von der Astrologie her z. B. als Sonne in Löwe Aszendent Schütze usw. Menschen identifizieren sich – Ahamkara.

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Luft-Eigenschaften (Vata)

Positiv: Leichtigkeit, Flexibilität, Anpassungsvermögen, Kreativität, Fähigkeit auf andere einzugehen, zügig reagieren…

Negativ: Leichtsinn, Unvorsichtgkeit, Unbeständigkeit, Angst, Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit…

Feuer-Eigenschaften (Pitta)

Positiv: Mut, Willenskraft, Begeisterung, Durchsetzungsvermögen, Intensität, Intensive Spontanität…

Negativ: Rücksichtslosigkeit, Aggression, Ärger, Intoleranz, negative Feuer-Eigenschaften mit denen man sich und andere ‚verbrennen‘ kann …

Das Ayurveda-Prinzip Kapha ist in Feuer und Erde, man kann die beiden auch voneinander unterscheiden.

Wasser-Eigenschaften

Positiv: Fließen lassen, fließende Kreativität, Mitgefühl, positive liebevolle Akzeptanz, menschliche Wärme, Fähigkeit andere zu trösten, Einfühlungsvermögen …

Negativ: Schnell emotional sein, schnell in Trauer geraten, nah am Wasser gebaut zu sein, über-emotional reagieren …

Erd-Eigenschaften

Positiv: Beständigkeit, Ausdauer, Ruhe, Gleichmut, Verlässlichkeit, an Regeln halten und auch andere dazu ermutigen, Gemütlichkeit, Gefühl des Zuhause-Seins, Angekommen-Seins, Familiensinn…

Negativ: Sturheit, Starrheit, Antriebslosigkeit, Faulheit, Unfähigkeit auf andere einzugehen, Grobstofflichkeit, Unsensibilität, Starrheit…

 

Du könntest jetzt einen Moment innehalten, ein Blatt Papier nehmen und aufschreiben, welche Luft-, Wasser-, Feuer- und Erd-Eigenschaften du in dir hast, die du als positiv ansehen würdest und welche du als negativ ansehen würdest und wie stark oder schwach sie in dir ausgeprägt sind. Das muss keine 100%ige Korrektheit haben und es spielt auch nicht die ganz große Rolle, ob du die Eigenschaft korrekt einsortiert hast, sondern es soll eher eine spielerische Weise sein, deine eigenen Eigenschaften anzuschauen und dich etwas weniger damit zu identifizieren. Das Ergebnis der Betrachtung könnte eine Art geistiger Dosha-Test sein, wenn du z. B. feststellst, dass die Eigenschaften des Luft-Elements überwiegen, bist du ein besonderer Vata-Typ.

Du könntest weiterhin überlegen, ob es bestimmte negative Eigenschaften gibt, die du vielleicht positiv interpretieren kannst oder auch leben kannst. Angenommen, du hast viel negative Luft-Eigenschaft, aber wenig positive, dann hast du vermutlich viel Luft und du solltest dein Luft-Element positiv leben. Anstatt dich in Unzuverlässigkeit und Ängsten zu ergehen, könntest du schauen, wie du das positiv machst, mit Flexibilität, Leichtigkeit, Anpassungsvermögen. Angenommen, du hast viel Ärger, Wut, Frustration, dann könntest du überlegen, wie du stattdessen dein Feuer-Element als Enthusiasmus, Begeisterung, Mut und Tatendrang auslebst. Angenommen, du hast viel negatives Erd-Element im Sinne von Starrheit, dann könntest du überlegen, wie du das vielleicht eher leben kannst als Verlässlichkeit, Dauerhaftigkeit, Beständigkeit.

Das nächste, was du überlegen kannst, wäre: Welche Eigenschaft willst du denn stärker in dir werden lassen? Vielleicht kannst du sagen, du bist ein sehr ungeduldiger Mensch, dann wäre es natürlich gut, mehr Geduld zu entwickeln. Angenommen, du bist ein sehr ängstlicher Mensch, dann wäre es wahrscheinlich gut entweder Mut oder Vertrauen zu entwickeln. Angenommen, du bist ein unzuverlässiger Mensch, dann willst du vielleicht Zuverlässigkeit entwickeln. So kann es auch hilfreich sein, dass du dir aufschreibst, welche positiven Eigenschaften du in dir stärker werden lassen willst und es gibt im Yoga Techniken, wie du diese Eigenschaften stärker werden lassen kannst. Du könntest auch sagen, eine Woche damit zu verbringen, jene Eigenschaft stärker werden zu lassen, eine Woche damit die andere Eigenschaft stärker werden zu lassen. Auch hier könntest du einen Moment innehalten und dir überlegen, welche Eigenschaft du stärker werden lassen willst.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Der Raja Yoga, als Yoga des Geistes, will uns einladen, Herrscher zu werden über unsere Gedanken und Gefühle, man könnte auch sagen, geschickter mit unseren Gedanken und Gefühlen umzugehen und dann auch Gutes in der Welt zu bewirken.

Das Modell des Antahkarana mit den 4 Aspekten des inneren Instrumentes

Karana heißt Instrument; heißt, das, mit dem wir etwas tun. Dann gibt es:

  • Bahirkarana, das ist das äußere Instrument, unser Körper mit seinen verschiedenen Fähigkeiten
  • Und Antahkarana, das innere Instrument, die Psyche.

Dabei wird schon deutlich, dass wir im Yoga nicht davon ausgehen, dass wir der Körper sind, der Körper ist unser Instrument, wir sind auch nicht unsere Psyche, unsere Psyche ist auch unser Instrument und wir können lernen, mit Werkzeugen und Instrumenten gut umzugehen. So ähnlich, wie wenn du einen Werkzeugkasten hast, dann kannst du auch lernen damit umzugehen. Irgendwann als Kind habe ich einen Werkzeugkasten geschenkt bekommen: Ich musste lernen, wie man die Säge, den Hammer, den Schraubenzieher usw. benutzt. Es war eine gewisse Anleitung notwendig, dann konnte ich anfangen zu basteln.

So ähnlich ist es auch mit unserem Körper, einiges lernen wir von selbst, bei anderem können wir lernen, wie wir den Körper noch besser nutzen können. So dient das ganze Hatha Yoga dazu, den Körper besser nutzen zu können, ihn noch gesünder halten. Ebenso ist es mit dem inneren Instrument, dem menschlichen Geist. Auch da können wir lernen, besser mit ihm umzugehen. Instrumente kann man auch verbessern, z.B. kannst du ein Messer schärfen oder du kannst auch den Akku in einem Schraubbohrer austauschen. So ähnlich kannst du an deinen eigenen geistigen Fähigkeiten arbeiten und du kannst auch dazu beitragen, dass dein Körper besser funktioniert, dass er gesünder ist und du mehr damit machen kannst.

Du selbst bist aber nicht dieses Instrument, du bist Atman – das Selbst, die Seele, das Bewusstsein – und du hast dieses innere Instrument. Es besteht aus vier Teilen:

  1. Chitta: Das Unterbewusstsein , darin sind enthalten:
  2. Samskaras: Eindrücke im Unterbewusstsein, Fähigkeiten, Gedächtnis, Neigungen, Persönlichkeit, Charakter usw.
  3. Vasanas: Wünsche verbunden mit Samskaras
  4. Manas: Das Denkprinzip

Wenn in deinem Geist Emotionen, Gefühle, Gedanken sind, die mehr oder weniger von selbst entstehen, derer du dir auch bewusst sein kannst, ist das Manas.

  1. Buddhi: Intellekt, Vernunft.

Buddhi analysiert, beurteilt und entscheidet. Buddhi ist das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, zumindest hat der Mensch die Buddhi stärker ausgebildet als die meisten Tierarten. Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, wie es Aristoteles gesagt hat; und die Vernunft heißt, dass wir sagen können, was richtig und was nicht richtig ist, wie man etwas machen will und wie nicht, was ethisch und was unethisch ist etc. Buddhi stellt Fragen und hinterfragt Dinge.

  1. Ahamkara: Der Ich-Macher

Es bedeutet, dass man sich mit etwas identifiziert. Du bist das unsterbliche Selbst, eins mit der Weltenseele und du identifizierst dich vielleicht mit dem Körper, vielleicht mit der Psyche, vielleicht mit bestimmten Fähigkeiten, vielleicht auch mit deiner Herkunft, deinem Geschlecht, deinem Beruf, deiner Religion, deinem Yoga Zentrum usw. Diese Identifikation nennt sich Ahamkara.

Du bist nicht nur in dir selbst, sondern du stehst auch in Kontakt mit deiner Umwelt:

  • Du nimmst Dinge wahr, das sind die sogenannten Jnana Indriyas, die fünf Wahrnehmungsorgane,
  • Du tust auch etwas mit den Karma Indriyas, mit deinen fünf Handlungsorganen: Mit den Händen und Füßen kannst du dich bewegen, mit dem Mund sprichst du und nimmst Nahrung auf, dann gibt es noch Geschlechts- und Ausscheidungsorgane.

So erfährst du Dinge, so kommen Reize und Gedanken in dich hinein und du tust Dinge.

 

 

Anregungen

Das Modell des Geistes hat also viele verschiedene Aspekte. Es ist ratsam sich damit etwas zu beschäftigen: Nimm wahr, dass du etwas wahrnimmst, dass dabei unterbewusste Eindrücke kommen, dass du dich damit identifizierst und dass die Buddhi dann entscheiden kann, was es ist und dass die Buddhi Einfluss nehmen kann auf das, was du dabei fühlst und dass du einen Moment hast, wo du überlegen kannst, ob du das tun willst oder nicht. Die Freiheit ist in Buddhi.

Eine weitere Empfehlung ist: Nutze deine Gedanken positiv. Nimm dir vor Gedanken des Friedens zu schicken, vielleicht sogar jeden Morgen, wenn du aufwachst, bevor du einschläfst, in jedem Fall vor und nach deiner Meditation und Yogapraxis. Schick positive Gedanken in die Welt hinein.

Umgekehrt kannst du überlegen, dass, wenn Gedanken in dich hineinkommen, ob das wirklich deine eigenen Gedanken sind, oder ob du Gedanken von anderen aufgreifst und ob du dich davon beeinflussen lassen willst.

Und wenn dein Geist irgendwann sagt: „Das will ich haben!“, dann sage nicht „Ich will es haben“, sondern du kannst sagen: „Da ist ein Wunsch im Geist“. Unterbrich die Identifikation von Ahamkara mit den Wünschen, die in Manas hineingekommen sind, indem du mit deiner Buddhi sagst: „Da ist ein Wunsch in meinem Geist“ und nicht „Ich will …“, denn nicht du willst, sondern es ist ein Wunsch aus dem Unterbewusstsein, vielleicht angeregt durch Erfahrung, manifestiert in Manas und Ahamkara identifiziert sich damit. Nicht du hast den Wunsch, sondern da ist ein Wunsch.

Du kannst auch bewusst entscheiden, welche Inhalte du in Manas haben willst, du kannst auch entscheiden, was du anschaust, um dich diesen Jnana Indriya Eindrücken auszusetzen. Wenn du merkst, da sind Gedanken in deinem Geist, die nicht so schön sind, dann ersetze sie durch andere. Und wenn du feststellst, dass bestimmte Dinge, die du tust oder wahrnimmst, einen Einfluss auf deinen Geist haben, der nicht so schön ist, dann überlege was du stattdessen tun könntest. Welchen Eindrücken du dich stattdessen aussetzen könntest.

Öffne dich auch öfters mal zu Atman zur Inspiration, nimm das Spiel deines Geistes wahr, die Gedanken und Gefühle in Manas, das Unterbewusstsein, das dort hineinspielt, die Identifikation, die Reiz-Reaktions-Ketten. Sei dir über den Einfluss der Gedankenwelten bewusst. Nutze die Einflussnahme auf die Gedankenwelt und nutze deine Buddhi um deinen Geist, deine Psyche, deine Gedanken und das, was du tust, zu gestalten.

In der nächsten Lektion folgen noch ein paar mehr Tipps, wie du deine Gedankenkraft einsetzen kannst, um Gutes zu bewirken.

Hinweis auf drei Bücher, wo noch mehr darüber erfahren werden kann, wie der Geist funktioniert und wie du mit der Kraft deines Geistes arbeiten kannst:

  • „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“ – Sukadev Bretz
  • „Der Königsweg zur Gelassenheit“ – Sukadev Bretz
  • „Gedankenkraft und positives Denken“ – Swami Sivananda.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ashtanga Yoga & Raja Yoga

Am verbreitesten im spirituellen Yoga ist das Konzept des Ashtanga Yoga, die acht Stufen. ‚Anga‘ heißt Stufe, Teil oder Glied. ‚Ashta‘ heißt acht, also sind ‚Ashtanga‘ die acht Glieder, Teile des Raja Yoga. ‚Raj‘ heißt herrschen, so ist Raja Yoga der Yoga, der dir helfen will, zum Herrscher über deinen Geist zu werden. Er will dir helfen geschickt mit deinem Geist umzugehen.

Ein Konzept des Raja Yoga ist, dass du viele Mitarbeiter in dir hast und du hast viele Fähigkeiten, viele Talente, viele Möglichkeiten. Im Raja Yoga wird auch gesagt, dass alles, was in dir drin steckt, irgendwo ursprünglich gut gemeint ist. Selbst Emotionen wie Ärger, Angst oder Depressivität haben alle irgendwo ihren Sinn. Auch die verschiedensten geistigen Fähigkeiten, die du hast, all die haben einen Sinn. Es gilt, geschickt mit ihnen umzugehen und dich nicht von ihnen beherrschen zu lassen. Raja Yoga heißt also, du willst dich selbst zur Führungspersönlichkeit machen. ‚Raja‘ heißt auch König, Fürst, Herrscher oder Führungspersönlichkeit. Du willst raus aus der Opferhaltung, wo du immer denkst Opfer verschiedener Umstände zu sein. Du willst raus aus der Passivität, du willst lernen selbst zu gestalten und selbst geschickt mit deinen psychischen Fähigkeiten umzugehen.

Raja Yoga wird auch als Ashtanga Yoga bezeichnet, denn im Raja Yoga gibt es acht Glieder, diese sind:

  • Yama: Ethik oder ethische Empfehlungen im Umgang mit Anderen.
  • Niyama: Empfehlungen für die persönliche Lebensführung.
  • Asana: Stellungen
  • Pranayama: oft übersetzt als Atemübungen
  • Pratyahara: Zurückziehen der Sinne
  • Dharana: Konzentration
  • Dhyana: tiefe Meditation, auch Absorption genannt
  • Samadhi: Überbewusstsein

Das sind die acht Glieder des Yoga, man könnte sagen, die ersten sechs übst du parallel und in die siebte und achte fällst du hinein, wenn du dafür bereit bist.

Es wurde bereits etwas auf die Meditation eingegangen und Meditation heißt:

  • Hinsetzen: Asana
  • Kontrolle des Prana durch bewusste Atmung: Pranayama
  • Technik üben, um sich in einen meditativen Gemütszustand zu versetzen (z. B. Affirmation, Gebet, Gedanken des Wohlwollens, innere Rezitation eines inspirierenden Verses oder eine andere Entspannungstechnik): Pratyahara
  • Entscheidung für ein Meditationsthema, eine Technik: Dharana
  • Dann fällt man irgendwann in Dhyana, die tiefe Meditation, Absorption und später Samadhi.

Man kann auch sagen, dass die ersten sechs, bzw. die vier Glieder Asana, Pranayama, Pratyahara und Dharana eigene Praktiken sind:

  • Asana ist zum einen die Sitzhaltung für die Meditation, Asanas sind aber auch die Körperübungen im Hatha Yoga.
  • Pranayama ist zum einen die Atmung in der Meditation und auch im Alltag, es sind aber auch die Übungen, die man macht um Prana, die Lebensenergie, zu beherrschen.
  • Pratyahara ist zum einen eine Technik in der Meditation um den Geist in einen meditativen Zustand zu bringen, ist im Alltag die Fähigkeit, seine Gedanken zurückzuziehen und nicht einfach Reiz-Reaktions-Ketten zu folgen und ist zum anderen eine Bezeichnung für die Tiefenentspannung im Yoga.
  • Dharana ist zum einen die Meditationstechnik, zum anderen die Fähigkeit sich im Alltag zu konzentrieren.

 

Die Ashtangas im Einzelnen

Yama sind die ethischen Empfehlungen im Umgang mit Anderen. Man wird feststellen, diese fünf Yamas sind universelle Prinzipien, die man in allen ethischen Empfehlungen in der einen oder anderen Form findet. Diese fünf entsprechen in etwa der zweiten Hälfte der Zehn Gebote in der christlichen und auch der jüdischen Religion.

  • Ahimsa heißt Nicht-Verletzen, Nicht-Töten.
  • Satya heißt Wahrhaftigkeit.
  • Asteya heißt Nicht-Stehlen.
  • Brahmacharya heißt Vermeiden von sexuellem Fehlverhalten.
  • Aparigraha heißt Unbestechlichkeit und auch Abwesenheit von Gier.

Das sind die Empfehlungen im Umgang mit anderen. Das kannst du auch dir selbst zur Richtschnur deines Handelns machen.

  1. Ahimsa

Du kannst sagen, dass du so handeln möchtest, dass du kein Leid erzeugst. Dass du weder aus Gekränktheit, noch aus Verletztheit, Rache, Gier oder Unachtsamkeit andere Menschen, Tiere, Pflanzen oder die Natur verletzten willst. Umgekehrt ausgedrückt heißt Ahimsa aus einem Geist der Liebe und des Mitgefühls zu handeln. Natürlich ist bedingungsloses Ahimsa nicht möglich, schon die Mutter muss manchmal ihr Kind zurechtweisen, wenn z. B. das Kind auf dem Balkon ist und über die Balustrade klettern will. Dann wird etwas Himsa genutzt, um größeres Himsa zu vermeiden.

Ahimsa ist auch eine Frage großer Achtsamkeit, es ist immer wieder das Bedenken der Auswirkungen eigener Worte und eigener Handlungen. Es wird sogar gesagt, sich auch um die Auswirkungen der eigenen Gedanken zu kümmern, denn auch die eigenen Gedanken sind Kräfte. Und so ist Ahimsa Nicht-verletzen in Gedanken, Worten und Taten. Da hast du gleich eine Beschäftigung für die nächsten Jahre, daran bewusst zu arbeiten.

  1. Satya

Satya, als zweites Prinzip, heißt zunächst keine Lügen zu erzählen, so wie es auch heißt „Du sollst nicht lügen“. Satya heißt also, dass du nicht lügst, um eigene Vorteile zu bekommen. Manchmal widersprechen sich vielleicht Satya und Ahimsa, z. B. wenn die Wahrheit jemand anderen schwer kränken würde.

Angenommen jemand ist dabei sich von langer Krankheit zu erholen und fragt dich „Wie sehe ich denn aus?“ und du sagst: „Grässlich, du siehst noch immer krank aus“, das mag zwar korrekt sein, aber es ist eine negative Affirmation. Vielleicht denkt der Mensch, dass es ihm jetzt gerade besser geht und wenn du dann sagst: „Du siehst schon viel besser aus, ich sehe, du bist auf einem Weg der Heilung, wenn du so weiter machst, bist du bald gesund“, mag das vielleicht nicht ganz Satya sein, aber man könnte sagen, es ist wie Satya in der Zukunft. Deine Worte haben Wirkung und sie sind wie Affirmationen. So wirst du manchmal Satya vielleicht etwas dehnen, ohne Lügen zu erzählen, um das Gute zu bewirken. Du wirst natürlich nicht sagen, wenn jemand noch halb-krank aussieht „Du siehst absolut gesund aus, du bist das blühende Leben“, das weiß der andere ja auch, er würde sich dann eher auf den Arm genommen fühlen. Aber es heißt „Ahimsa Paramo Dharma“ – d. h. Ahimsa ist am wichtigsten. Wenn Satya und Ahimsa sich widersprechen, ist Ahimsa zunächst wichtiger.

Es gibt auch die Aussage: Bevor du etwas sagst, überprüfe zunächst einmal ist es wahr, wenn es nicht wahr ist, sage es nicht. Als zweites überprüfe, ob es hilfreich ist und Gutes bewirkt. Wenn es nicht hilfreich ist oder Gutes bewirkt, im Gegenteil jemanden kränkt und schädigt, dann sage es nicht. Als drittes überlege, ist es wirklich notwendig? Nur dann, wenn es wahr ist, nicht schadet, hilfreich und notwendig ist, dann sage es, ansonsten schweige. So ist manchmal Reden Silber und Schweigen Gold.

  1. Asteya

Asteya heißt Nicht-Stehlen, es heißt, dass du niemanden überfällst, dass du keinen Taschendiebstahl begehst. Allgemeiner, dass du nicht nimmst, was dir nicht gehört, das geht schon etwas weiter: Angenommen man ist Erbe eines größeren Vermögens, wenn man das jetzt nur für sich selbst verwendet, ist das vielleicht auch eine Form von Stehlen. Sollte man vielleicht nicht sagen, wenn man erbt und in einer Gesellschaft lebt, wo man erben kann, was ja nicht in allen Gesellschaften früher so war, „Das steht mir in dieser Menge gar nicht zu, ich will es nutzen, um Gutes zu bewirken, es zu teilen“.

Oder in unserer Gesellschaft sind auch Ungleichheiten sehr verbreitet, es gibt Menschen, die verdienen 10.000 mal mehr als andere in der gleichen Zeit, das ist auch nicht gerecht. Da könnte man auch sagen, dass es einem nicht wirklich zusteht. Dann könnte man, anstatt der Aktiengesellschaften oder den Besitzern des Unternehmens das ganze Geld zu lassen, es nutzen, um Gutes zu bewirken.

Asteya kann also viele Bedeutungen haben und man kann auch überlegen, dass Lügen auf Steuererklärungen usw. auch eine Form Asatya und Steya sind. So geht Asteya relativ weit, wörtlich ist es nicht klauen und zusätzlich mit anderen teilen, was man hat.

  1. Brahmacharya

Brahmacharya, das vierte Prinzip, hat viele verschiedene Bedeutungen und im Laufe der Vorträge wird darauf noch tiefer eingegangen. Im Kontext der fünf Yamas, als allgemeine Ethik für alle, steht es für die Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens. Das ist allgemein gefasst, denn was sexuelles Fehlverhalten ist, ist in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich gefasst und ist zu unterschiedlichen historischen Zeiten unterschiedlich gefasst gewesen. Unsere heutige Sexualethik ist eine andere als vor hundert Jahren und Sexualethik in unterschiedlichen Kulturen ist auch unterschiedlich.

Bei Brahmacharya würde man sicherlich sagen, es gilt Ahimsa als Leitprinzip. Es wird darauf noch weiter eingegangen in dem Vortrag über sexuelle Ethik vom Standpunkt des ganzheitlichen Yoga.

  1. Aparigraha

Aparigraha heißt Unbestechlichkeit, eigentlich heißt es wörtlich Abwesenheit von Gier, es heißt auch Abwesenheit des Wunsches immer mehr zu bekommen, aber konkret heißt es Unbestechlichkeit. Manchmal wird es auch übersetzt als Nicht-Annehmen von Geschenken, das trifft es aber nicht. Angenommen, du würdest nach Indien gehen, dann wirst du sehen, dass Menschen sich gerne Geschenke geben, dass sie immer etwas mitbringen, wenn sie einander besuchen, das gehört fast dazu in Indien, auch in Ashrams ist es üblich, dass man etwas mitbringt.

Aparigraha heißt also nicht keine Geschenke zu geben oder anzunehmen, sondern hat eigentlich zwei Aspekte. Der eine Aspekt ist, du nimmst keine Geschenke an, die dir gegeben werden, damit du Dinge tust, die du nicht tun willst, die unethisch sind. Du solltest keine Geschenke annehmen, die dich nachher so verpflichten, dass du unethisches tun musst oder manipuliert werden kannst. Man sagt manchmal „Jeder Mensch hat seinen Preis“, was heißen soll, man könnte jeden bestechen, wenn man weiß, wie. Ein spiritueller Aspirant sollte sagen: „Nein, ich möchte nicht bestechlich sein, Aparigraha“.

Der zweite Aspekt von Aparigraha heißt, keine Geschenke für sich persönlich anzunehmen um deshalb im Namen seiner Verantwortungsposition, im Rahmen einer Organisation für die man verantwortlich ist, den Menschen oder der Firma übermäßigen Vorteil zu geben.

Als Beispiel: Angenommen, du bist Leiter einer Bauabteilung in einer Stadt, dann solltest du natürlich nicht von einer Baufirma annehmen, dass sie dein Haus renoviert und du dafür für diese Firma eine Baugenehmigung zügiger erteilst. Dann hast du persönlich einen Vorteil und du hast im Namen der Stadt dieser Firma einen Vorteil gegeben. Oder angenommen, du bist der Einkäufer in einem Unternehmen, dann gibt es immer wieder Firmen, die dir vielleicht anbieten, eine Reise zu bezahlen, wo du mit der Familie in den Urlaub fahren kannst, und du musst dann nur die Produkte dieser Firma ins Sortiment aufnehmen. Du persönlich hast einen Vorteil bekommen und du gibst dann dieser Firma typischerweise einen sehr höheren Vorteil im Namen deiner eigenen Firma.

Aparigraha ist auch etwas, worauf wir im Yoga Vidya Ashram immer wieder achten: Wir sagen z.B. dass Sevakas keine persönlichen Trinkgelder annehmen sollen. Wenn Trinkgelder gegeben werden, geht es in die Sevaka-Kasse und die kann dann für besonderen Sevaka-Bedarf verwendet werden. Es gibt ein Gremium, das darüber entscheidet oder es könnte auch eine Kasse für einen Teamausflug geben. Auch diejenigen, die in der Boutique sind, sollen keine übermäßigen Geschenke von Lieferanten annehmen, die ihnen vielleicht Kleidung u. a. schenken wollen. Auch Kücheneinkäufer sollten nicht außergewöhnliche Mengen an tollen speziellen Nahrungsmitteln für sich persönlich annehmen, um vielleicht diese Lieferanten zu bevorzugen. Es ist immer wieder eine Schwierigkeit zu schauen, wie weit man geht.

Wenn z. B. ein Gast einem Mitarbeiter den Urlaub bezahlen will, kann man sagen, wenn er es aus Liebe macht, ist es okay, wenn es so weit geht, dass das Gerechtigkeitsgefüge durcheinander gerät, ist es nicht in Ordnung. Wenn der betreffende Sevaka an der Rezeption arbeitet und demjenigen, der den Urlaub bezahlt hat, künftig immer die besseren Zimmer geben soll, oder ihm ein Einzelzimmer gibt, obgleich nur ein Mehrbettzimmer bezahlt wurde, dann wäre das ein Verstoß gegen Aparigraha. Aber wenn jemand einfach nur aus Dankbarkeit etwas gibt oder wenn man sich gegenseitig mal Geschenke als Ausdruck von Liebe und Wertschätzung gibt, ist das okay.

‚Niyama‘ heißt Ethik oder auch Lebensführung im Individuellen, nach welchen Grundsätzen du deine private Lebensführung ausrichtest. Da gibt es: 

  • Shaucha, das heißt Reinheit.
  • Santosha heißt Zufriedenheit.
  • Tapas heißt Askese oder Disziplin.
  • Svadhyaya heißt Selbststudium.
  • Ishvarapranidhana heißt Hingabe an Gott.

 

 

  1. Shaucha

Shaucha, Reinheit, bedeutet, dass du eine reine Lebensführung hast, da würde man z. B. auch die reine Ernährung dazu zählen, auch die vielen Sattwa-Regeln: Sattwige Ernährung, Kleidung, Wohnungseinrichtung, Sprache, Musik. Letztlich bei allem, was du tust, schaust du, dass es rein, erhebend und natürlich auch ethisch ist. Shaucha heißt auch Sauberkeit, auch dass du Körperpflege betreibst, dass dein Zimmer sauber ist. Sauber heißt dabei nicht unbedingt extrem ordentlich, es gibt auch das kreative Chaos, aber es soll eine gewisse Sauberkeit da sein.

Shaucha kann auch heißen, Reinigungsübungen zu machen. Im Yoga gibt es ja auch die verschiedenen Kriyas, die Reinigungstechniken, um innerlich sauber zu sein. Man könnte sagen, dazu gehören auch die Ayurveda-Techniken, wie Panchakarma oder Rasayana, die ja auch den Körper von innen heraus reinigen wollen. Wenn ein Stadium der Reinheit erreicht ist, kannst du das Göttliche leichter erfahren, du fühlst dich glücklicher und besser.

  1. Santosha

Santosha heißt Zufriedenheit, eine sattwige Zufriedenheit – das Beste aus allem zu machen. Santosha heißt nicht Antriebslosigkeit und zu sagen, dass eh alles keinen Sinn hat, sondern, dass man davon ausgeht, dass das, was man erfährt, das richtige ist. Die Aufgaben, die das Leben gibt, die richtigen sind und die richtigen Fähigkeiten dafür vorhanden sind.

Santosha ist das Gegenteil des Klagens über andere, über Umwelt, über Karma usw. Santosha heißt davon auszugehen, dass das, was kommt, das richtige für einen ist und dass man die Fähigkeiten hat, das zu tun, was zu tun ist. Das Beste aus allem zu machen und einen gewissen inneren Frieden dabei zu haben. Santosha kann auch beinhalten, Vergebung, Liebe, auch Selbstvergebung zu haben. Santosha heißt auch, wieder zur Zufriedenheit zu kommen, wenn man feststellt, einen Fehler gemacht zu haben. Man kann sogar davon ausgehen, dass auch eigene Fehler neue Chancen sind, sich weiterzuentwickeln. Jeder bekommt in jedem Moment eine neue Chance. All das gehört zu Santosha. Manche sagen auch Santosha heißt auch Schicksalsakzeptanz, Akzeptanz der Mitmenschen, Akzeptanz von sich selbst, in Santosha ist damit die Selbstliebe, die Nächstenliebe, die Schicksalsliebe, Naturliebe alles irgendwo mit inbegriffen.

  1. Tapas

Tapas heißt wörtlich Hitze, heißt auch Disziplin und auch regelmäßige spirituelle Praxis. Tapas heißt auch die Bereitschaft etwas zu tun, was du nicht magst. Tapas heißt auch, etwas mit einer gewissen Intensität, mit einem gewissen Engagement zu tun. Tapas heißt auch bewusst Dinge zu tun, die du nicht magst. Santosha heißt auch, manchmal Dinge nicht zu tun, die du magst.

Im Raja Yoga geht es ja darum, Herrschaft über den Geist zu bekommen und die erreichst du auch, indem du manchmal bewusst Dinge nicht tust, die du magst und bewusst Dinge tust, die du nicht magst.

  1. Svadhyaya

Svadhyaya heißt Selbststudium, Svadhyaya hat mehrere Bedeutungen. U. a. heißt Svadhyaya eigenes Studium von spirituellen Schriften, z. B. des Yoga Sutra oder der Hatha Yoga Pradipika, der Upanishaden oder der Bhagavad Gita. Das sind Schriften, die man studiert, an denen man sich selbst studiert und nicht nur den Interpretationen anderer lauscht, so kann man selbst zu Erkenntnissen kommen.

Svadhyaya heißt auch Introspektion, sich bewusst machen, was in einem so alles drin ist um zu schauen, wo man an sich selbst arbeiten kann.

  1. Ishvarapranidhana

Ishvarapranidhana ist die Hingabe zu Gott. Raja Yoga ist zwar der psychologische Yoga Weg, Raja Yoga erkennt aber auch an, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt und dass wir uns auf diese ausrichten können. Man könnte auch sagen, Ishvarapranidhana kann konkret Gottesverehrung heißen. Es kann auch heißen, dass man sich hingibt an ein höheres Ziel, das man sich ausrichtet auf eine höhere Wirklichkeit und das mit Liebe und Hingabe.

  

Anregungen für den Alltag

  • Überprüfe im Alltag besonders Ahimsa und Satya. Nimm dir vor, dich so zu verhalten, dass du kein Leid erzeugst und sei wahrhaftig (Yamas).
  • Beim Niyama möchte ich dir besonders ans Herz legen:

 

  • Shaucha – überprüfe deine Lebensführung, ob sie sattwig ist.
  • Santosha - bist du zufrieden mit dem, was das Leben dir bringt, i.S.v. machst du das Beste daraus?
  • Tapas, eine gewisse Intensität, bei dem, was du tust und auch die Bereitschaft eine Disziplin zu haben, selbst wenn du es nicht magst.

 

  • Übe regelmäßig deine Asanas, überprüfe öfters deine Haltung im Alltag.
  • Übe deine Pranayama, deine Atemübungen regelmäßig und achte auf deine Atmung im Alltag.
  • Pratyahara: Lerne es nicht sofort zu reagieren, wenn Wünsche und Emotionen kommen, lerne deinen Gemütszustand selbst zu beeinflussen
  • Dharana: Konzentriere dich immer wieder, meditiere mindestens ein paar Minuten jeden Tag, konzentriere dich zwischendurch, auf das was anliegt und vielleicht machst du zwischendurch Dhyana, die Erfahrung des Absorbiert-Seins, eine wunderschöne, freudevolle Erfahrung.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS011 Entstehung und Entwicklung von Yoga Vidya

In der vorangegangenen Lektion  ging es um Swami Sivananda, hier geht es um die Entwicklung von Yoga Vidya.

 

Entstehung und Entwicklung von Yoga Vidya

Ich ging Mitte Mai nach Frankfurt, fand innerhalb von einigen Tagen ein Yoga Zentrum. Ich fand in Eva Maria Kürzinger, die ich schon viele Jahre kannte, jemanden, mit der ich zusammen das erste Yoga Zentrum aufgemacht habe. Am 15. Juni 1992 war die Eröffnung und so begann das erste Yoga Vidya Zentrum als ‚Yoga Center am Zoo‘ in Frankfurt. Zum einen unterrichteten wir das, was ich schon kannte, im Sinne von Yogastunden, Yogakurse, Meditationskurse, Satsangs; zum zweiten entstand das Konzept der zweijährigen Yogalehrer-Ausbildung, von denen die hier vorliegenden Lektionen / Vorträge Zusammenfassungen der Inhalte sind. Es entstanden weiterhin Yoga-Ferien, Kundalini-Intensiv Seminare und ein erweitertes Konzept der 4-wöchigen Yogalehrer-Ausbildung.

1996 eröffneten wir den ersten Yoga Vidya Ashram im Westerwald zwischen Neuwied und Altenkirchen. Es entstanden weitere Yoga Zentren in Koblenz, Köln, Essen und Mainz. 2003 wurde dann der Yoga Vidya Ashram in Bad Meinberg eröffnet. 1995 wurde der Yoga Vidya e. V. gegründet, als gemeinnütziger Verein, der Berufsverband der Yoga Vidya Lehrerinnen und Lehrer als Zusammenschluss der Yogalehrer und Yogalehrerinnen, der Yoga Vidya Verlag mit Kassetten, Videos und Büchern, CDs, DVDs und Yogabedarf. 1997/1998 entstanden die ersten Yoga Vidya Internetseiten.

Besonders entscheidend war 2003 Yoga Vidya Bad Meinberg, welches sich bis heute, 2017, zu einem Ashram entwickelt hat. Dort können sich tatsächlich 1000 Menschen aufhalten, wenn man den Zeltplatz und die Mitarbeiter (Sevakas), so wie die langjährigen Gäste und Bewohner (Shantivasis) die im Ashram leben mitzählt.

So habe ich das Gefühl, dass Yoga Vidya der Vision von Swami Sivananda folgt, es gibt noch viele weitere Teile von Yoga Vidya, dies wird an anderer Stelle weiter berichtet.

Begriff Vidya:

Vidya heißt Weisheit, Wissenschaft.

Vidya ist zum einen tatsächlich Wissen, auch Naturwissenschaft, manche Universitäten oder auch Schulen in Indien nennen sich Vidya Bhavans, Stätten des Wissens. Vidya ist also zum einen das intellektuelle Wissen, aber auch das praktische Wissen. Svatmarama z. B., der Autor des wichtigsten Grundlagenwerks von Hatha Yoga „Hatha Yoga Pradipika“, spricht immer wieder von Hatha Vidya – das Wissen um Hatha Yoga, insbesondere die Techniken des Hatha Yoga. So ist Vidya auch das Wissen um die Praktiken des Yoga.

Vidya ist auch die tiefste Weisheit. Das Wort Avidya ist die Unwissenheit, Vidya ist auch das spirituelle Wissen, die Erkenntnis des Höchsten.

Vidya ist auch eine Bezeichnung aus dem Tantra und bedeutet Weisheitsgöttin. Es gibt die sogenannten Mahavidyas, die großen Weisheitsgöttinnen, die dich zum Höchsten führen wollen.

So ist Vidya auch ein mystischer Begriff, da steckt eine spirituelle Kraft dahinter.

In den Upanishaden gibt es auch die sogenannten Vidyas, das sind Meditationstechniken, Meditationen, die dich zur Erfahrung der höchsten Weisheit führen sollen.

So ist Yoga Vidya das Wissen, die Weisheit, die Techniken und die spirituelle Erfahrung des Yoga in all seinen Aspekten. Yoga Vidya lehrt Yoga als heilender Yoga, als Yoga für die Gesundheit, als Yoga für die Energien, für Emotionen, für die Psyche, für den Geist und für die Transzendenz. Wie aus dieser Reihe bereits bekannt, lehrt Yoga Vidya Yoga in drei Schritten:

  • Harmonie mit allen Aspekten deines Wesens und mit deiner Umwelt, deinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen.
  • Entfaltung deiner Fähigkeiten und die Befähigung viel Gutes zu bewirken.
  • Transzendenz, Transzendieren aller Begrenzungen, Erfahrung des Höchsten.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS009 Swami Sivananda, Leben und Werk

Swami Sivananda war einer der größten Yoga-Meister des 20.Jh. Er gehörte zu dem Dutzend Yoga-Meister und Yoga-Meisterinnen, die die Renaissance des Yoga eingeleitet haben. Swami Sivananda war insbesondere ein selbstverwirklichter Meister, ein Gott-verwirklichter Meister.

Das zu beschreiben, was Swami Sivananda wirklich ausmachte, ist äußerst schwierig, weil das was ihn ausmacht, die Gottverwirklichung ist und diese ist nicht in Worte zu fassen.

Auf den Internetseiten von Yoga Vidya gibt es bereits viele Videos über Swami Sivananda, wo oft über einen bestimmten Aspekt von ihm gesprochen wurde, diese Lektion soll einen Gesamtüberblick über das Leben und Wirken von Swami Sivananda geben.

Frühe Kindheit und Familie

Swami Sivananda wurde am 8.September 1887 in Pattamadai geboren, einer kleinen Stadt in Tamil Nadu in Südindien. Swami Sivananda wurde in einer Familie geboren, die Brahmanen waren, der Vater war Hofbeamter am Hof eines indischen Maharajas. Swami Sivananda lebte zur Zeit der Kolonialherrschaft in Indien, zumindest den größten Teil seines Lebens. Die Engländer hatten damals Indien in Provinzen eingeteilt, die sie direkt regierten und in Provinzen, die sie von Lokalfürsten, den sogenannten Maharajas unter Oberherrschaft der Engländer regieren ließen. Bei solch einem Maharaja diente Swami Sivanandas Vater am Hof. Der Vater war sowohl Traditionalist als auch offen für Modernes. Traditionell führte er jeden Tag Puja aus, Verehrungsrituale, andererseits war er modern und schickte seine Kinder auf englische Missionsschulen, nicht auf traditionelle, damit aus ihnen etwas werden konnte. Swami Sivananda liebte es, die Pujas mit seinem Vater mitzumachen. Er hatte währenddessen öfters Visionen des Göttlichen. So hat Swami Sivananda gesagt, dass Gott durch die schöne Erfahrung von Freude, Licht, der Gottesgegenwart bei diesen Pujas in sein Leben gekommen ist.

Missionsschule

Swami Sivananda wurde dann auf eine Missionsschule geschickt, d. h. auf eine Schule, wo es eigentlich darum ging, die indischen Jungen und Mädchen zu Christen zu erziehen. Zwar ist Swami Sivananda weiter Hindu geblieben, aber er hat einiges mitgenommen von dieser Schule, u. a. eine große Liebe zur Bergpredigt, zu bedingungsloser Liebe und Gewaltlosigkeit und das in Verbindung mit Vergebung und Gleichmut, auch wenn andere schlecht über einen sprechen. Swami Sivananda hat auch gerne indische Schriften darüber zitiert, aber es scheint, dass in der Schule, wo er gelernt hatte, besonders gern über die Bergpredigt gesprochen wurde.

Swami Sivananda als Heranwachsender

Swami Sivananda war ein sehr eifriges Kind, er hat viel gelernt, es heißt, er was Klassenbester, heute würde man sagen, er war hochbegabt. Er war gleichzeitig auch sehr sportlich, recht groß, wohl über 1,90 m, wo es in der damaligen Zeit in Indien hieß er überragte alle um einen Kopf. Er war auch jemand der jovial war, fröhlich war und dem es ganz leicht fiel, mit anderen zu sprechen. Er war so etwas wie eine geborene Führungspersönlichkeit. Swami Sivananda hat eine große Wissbegierde an den Tag gelegt, sie war breit ausgelegt, schon als Jugendlicher interessierte er sich für Philosophie, Meditation, Medizin, Heilkunde u. v. a. Gleichzeitig hatte er Interesse an Sport, er war ein sehr guter Leichtathlet, liebte es zu laufen, auch zu turnen, Barren, Reck, Bodenturnen usw. Er liebte es sich körperlich zu betätigen und hatte gleichzeitig ein spirituelles Interesse. Es heißt, dass er auch als Jugendlicher meditiert hat und sich für indische Arten der Körperübung, so kam er u. a. auch auf das Hatha Yoga und Kalari, die südindische Selbstverteidigungskunst.

Swami Sivananda und der Kalari-Meister

Es gab im Ort Pattamadai einen Meister dieser Selbstverteidigungskünste, dieser war allerdings ein Kastenloser. Swami Sivananda wollte von ihm lernen, doch der Lehrer meinte ihn nicht lehren zu können, da er Brahmane sei und es nicht gern gesehen wäre, wenn er ihn lehre. Swami Sivananda wollte aber vom Besten lernen, selbst wenn auch seine Eltern ihm dies nicht erlaubten. Swami Sivananda dachte darüber nach und meditierte und in seinem Buch „Autobiografie“ beschreibt er eine mystische Erfahrung: Während er meditierte sah er plötzlich, dass Shiva in diesen kastenlosen Kalari-Lehrer hineinging und ihn erleuchtete und so wusste Sivananda, dass der Lehrer eine Manifestation von Shiva war. Es gibt eine Schriftpassage, die sagt: „Der Mensch, in dem du Gott siehst und durch den Gott wirkt, der ist dein Guru.“ Swami Sivananda nahm das als göttliches Zeichen, er nahm übliche Gaben, wie Obst, Blumen, Kleidung und eine Geldspende, brachte sie diesem Lehrer, verneigte sich vor ihm und bat um Aufnahme als Schüler. Es spricht für seinen Vater und seine ganze Familie, dass dies akzeptiert wurde und dass sie diese Schriftaussage „Der Mensch, durch den Gott wirkt, der ist dein Guru“ unabhängig von Kaste so annahmen.

All dies als Einblick über Swami Sivananda als Jugendlicher. Er war auch jemand, der Nachhilfeunterricht gab, der bei Mannschaftssport dabei war, der eine Schauspielgruppe ins Leben rief; also ein sehr aktiver, energetischer Mensch, der viel getan und bewirkt hatte.

Medizinstudium

Sein Vater wollte, dass Swami Sivananda dann in den Verwaltungsdienst gehen würde, hatte vielleicht erhofft, dass er einer der führenden Beamten werden würde, da er ein so kluger und energetischer Mensch war, eine geborene Führungspersönlichkeit, aber Swami Sivananda sah keinen Sinn darin, einem Maharaja zu dienen, der im Dienst der englischen Kolonialherrschaft war. Um Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. war die indische Unabhängigkeitsbewegung bereits im Gange. Swami Sivananda dachte nach und entschied, dass das, was er von den Engländern lernen könnte, Medizin wäre, diese könnte er auch gut einsetzen. So war die nächste Phase der tiefe Wunsch Medizin zu lernen und zu studieren. Er ging auf eine medizinische Hochschule in Südindien und studierte dort Medizin. Er konnte auch schon die Grenzen der Schulmedizin sehen, ihn interessierte noch mehr als die Schulmedizin, er beschäftigte sich intensiv mit Ayurveda, auch mit Hatha Yoga und Yoga Therapie und ebenfalls mit der westlichen Naturheilkunde.

In seinem späteren Buch „Nature’s Cure“ – Naturheilkunde- beschreibt er auch die Anwendungen von Kneipp, Kaltwasseranwendungen, Kräuterwickel u. v. a. Er hat sich also ein breites Wissen angeeignet, die integrierende Medizin im Sinne von „Wer heilt, hat recht“, er wollte alles wissen, was es über Medizin zu wissen gab: Prävention, Hygiene, Heilung, westliche Schulmedizin, westliche Naturheilkunde, Ayurveda, das südindische Siddhanta–System, wie auch Heilung durch den Geist. In dieser Zeit entdeckte Swami Sivananda auch, dass er heilende Fähigkeiten hatte, denn zur Medizinausbildung gehörte auch schon, dass er im Krankenhaus bei Operationen, Visiten usw. dabei war und dass seine Berührung dabei den Patienten oft mehr Gutes tat, als die Medikamente an sich.

Swami Sivanandas Zeitschrift „Ambrosia“

So beendete Swami Sivananda irgendwann sein Medizinstudium und überlegte, was er weiter machen wollte. In der Zeit seines Medizinstudiums hatte er bereits das Interesse, sein Wissen weiterzugeben. Er dachte, es sei nicht ausreichend, dass nur ein paar Ärzte dieses Wissen haben, sondern, dass alle dieses Wissen haben sollen. So gründete er eine Zeitschrift namens „Ambrosia“, wo viele Artikel über alle Aspekte der Gesundheit erschienen. Es war eine interessante Zeitschrift, da sie alles Wissen über Gesundheit enthielt: Wissen über Hygiene, sowohl aus westlicher, wie aus traditioneller indischer Sicht, Wissen über Prävention und eine gesunde Lebensweise, einfache Hausmittel zur Heilung von Krankheiten aus der westlichen Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga und einfacher Schulmedizin. „Ambrosia“ hatte also ein kunterbunte Themenzusammenstellung, eine Zeitschrift, die damals in Indien außergewöhnlich war. Anfangs soll Swami Sivananda alle Artikel unter diversen Pseudonymen selbst geschrieben haben, später fand er mehr und mehr Autoren, die mitgeschrieben haben.

Zeit in Malaysia

Nach Abschluss seines Studiums wanderte Swami Sivananda nach Malaysia aus, es ist nicht ganz klar, warum, er selbst hat auch nicht sehr viel über seine frühere Lebenszeit berichtet. Das was bekannt ist, haben seine engen Schüler, die später nach Pattamadai gingen ausfindig gemacht, indem sie Menschen gefunden haben, die ihn von damals noch kannten. So kann nur spekuliert werden, was ihn zum Auswandern nach Malaysia brachte. Ein Grund war sicherlich, dass die Engländer auch in Malaysia eine Kolonie errichtet hatten, die aber jünger als die indische war, wo auch Ärzte und Arbeiter gesucht wurden. Die Politik der Engländer war, die neueren Kolonien durch Inder erfolgreich zu machen, da sie ein fleißiges, umtriebiges Völkchen sind, die versuchen aktiv zu sein und Gutes zu bewirken, wo auch immer sie sind. So gibt es viele indische Auswanderer im ehemaligen Britisch-Guayana, in Australien, in Malaysia, in Indonesien und auch in Kanada. Wo auch immer die Engländer waren, ermutigten sie die Inder hinzukommen. So gab es in Malaysia Kautschuk-Plantagen, wo die meisten Arbeiter indische Arbeiter waren, wo auch indische Priester hinkamen, indische Tempel errichtet wurden und auch indische Ärzte hinkamen. Da in Malaysia auch schon zuvor einige Inder lebten, die vor Jahrhunderten, vielleicht auch Jahrtausenden dorthin ausgewandert waren, gab es dort eine sogenannte Indian Community, in die auch Swami Sivananda anzog.

Swami Sivananda verbrachte einige Jahre in Malaysia, auch in mehreren Krankenhäusern, zuletzt war er in führender Position, vielleicht Leiter oder Oberarzt des Krankenhauses, ein angesehener Arzt, der auch ein gutes Einkommen hatte. Dies war die Phase, wo Swami Sivananda sich darum bemühte und dafür einsetzte sehr viel Gutes zu bewirken. Zum einen als Arzt im Krankenhaus und er war ein sehr guter Arzt. Im Krankenhaus integrierte er die westliche Schulmedizin, Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga usw. Er legte auch großen Wert auf gesunde Ernährung, Hygiene und darauf, dass Menschen, die ins Krankenhaus kamen auch Tipps für ein hygienisches und gesundes Leben bekamen, damit sie nicht so häufig krank werden würden. Neben seiner Arzttätigkeit im Krankenhaus war er andererseits ehrenamtlicher Arzt, der Patienten behandelte, die keine Arbeiter der Kautschuk-Plantage waren, die kein Geld für ihre Behandlungen hatten. So behandelte er auch Malaien aus umliegenden Ortschaften, die krank waren und gab seinen eigenen Verdienst aus um für sie Medizin zu bezahlen. Er sei angeblich auch öfters in Konflikte geraten mit dem Management der Kautschuk-Plantage, eigentlich war gewünscht, dass die Ressourcen des Krankenhauses nur für deren Arbeiter zur Verfügung gestellt werden sollten. Aber Swami Sivananda hatte eine gewinnende Natur und so gelang es ihm auch andere zu behandeln. Dabei entdeckte er weiter seine heilenden Fähigkeiten. In einem seiner Bücher beschreibt er auch, dass jeder Arzt auch seine Hände einsetzen sollte, nicht nur Konsultation, Verschreibung, sondern auch Berührung und Einsatz der heilenden Kräfte. So gibt es einige Berichte von Wunderheilungen von Swami Sivananda in dieser Zeit.

Das zweite Tätigkeitsfeld von Swami Sivananda war ein allgemeines soziales. Swami Sivananda setzte sich für die Rechte der Arbeiter ein, es gab auch Streiks und Unruhen zwischen Management und Arbeitern auf vielen Plantagen, denn letztlich wurden die Arbeiter ausgenutzt und ausgesaugt. Es heißt, dass Swami Sivananda zur erheblichen Verbesserung der Bedingungen auf der Plantage, wo er arbeitet, beitrug, ohne dabei der Profitabilität der Plantage einen Abbruch zu geben. Swami Sivananda kümmerte sich auch um die Verbesserung der Bildung, setzte sich für Schulbildung ein, sorgte für eine Bibliothek und gab als eifriger Leser alle Bücher, die er gelesen hatte, an diese allen zur Verfügung stehende Bibliothek. Bildung lag ihm am Herzen, sich einzusetzen für gute soziale Bedingungen und er hatte ein offenes Herz und eine offene Tür, wann immer jemand ein Problem oder Schwierigkeiten hatte.

Das dritte Gebiet, wo Swami Sivananda tätig war, war das Spirituelle. Er meditierte jeden Tag, übte jeden Tag Asanas und Pranayama und er machte auch Satsang, d. h. er leitete regelmäßige Satsangs mit Meditation, Mantrasingen, Vortrag. Es heißt, Swami Sivananda war auch ein  guter Musiker, er konnte Harmonium, Vina, Tanpura usw. spielen. So leitete dort immer er eine Satsang-Gruppe an. Er lehrte auch Hatha Yoga an einzelne Menschen, z. B. seinem Koch, er übte auch mit ihm zusammen. Dies ist bekannt, weil dieser Koch ihm später in den Sivananda Ashram folgte.

Vedanta-Lehre bei einem Sadhu

Gegen Ende der Zeit in Malaysia kam Swami Sivananda ins Überlegen. Er versuchte das Leiden der Menschheit zu lindern, aber merkte, wie wenig es ihm tatsächlich gelang. Vorübergehend konnte er Menschen gesund machen, vorübergehend halfen freundliche Worte, vorübergehend half die Bildung, vorübergehend half es, wenn er Menschen half einen Arbeitsplatz zu finden. Aber irgendwann wurden Menschen krank, alt und starben, litten unter zwischenmenschlichen Konflikten, unter Trennungen von anderen, unter dem Tod von anderen. So wurde die spirituelle Sehnsucht in ihm stärker. Er wollte wissen, wer er wirklich ist, ob es eine höhere Wirklichkeit gibt, wie es in den Schriften steht, und wie er sie erfahren könne. In dieser Zeit begegnete Swami Sivananda einem kranken Mensch, einem Swami, einem Sadhu, einem Wandermönch. Dieser hatte eine schwere Erkrankung, Swami Sivananda pflegte ihn, gab ihm Medikamente, zahlte dies von seinem eigenen Geld und als der Mönch genesen war, sagte er zu Swami Sivananda: „Ich kann dir nicht zahlen für meine Behandlung, aber ich könnte dich etwas lehren über Vedanta“. Swami Sivananda war froh darüber, dass er jemanden hat, der ihm etwas lehren konnte und nahm Lektionen bei diesem Sadhu, diesem Swami, diesem Vedanta-Meister. Dann wurde ihm klar: „Ich will Gott verwirklichen und das ist jetzt wichtiger als alles andere“. Er meditierte intensiver und wusste, seine Zeit in Malaysia war vorbei, ein neuer Lebensabschnitt erwartete ihn. So verließ er im Jahr 1923 Malaysia und suchte mit 35 oder 36 Jahren nach seinem Meister in Indien, wollte herausfinden, wie er Gott schnell verwirklichen kann.

 

 

Spirituelle Praxis in Rishikesh

In Indien angekommen, zunächst in Tamil Nadu, übergab er Teile seines Besitzes an seine Familie, andere Teile hatte er bereits in Malaysia an Arme und karitative Werke gegeben, dann zog er auf eine Pilgerreise durch Indien, besuchte einige heilige Tempel, einige wichtige Ashrams. Schließlich zog er nach Rishikesh, an die Fußberge des Himalaya, dem Ort, wo die Rishis gelebt haben, wo man besonders gut praktizieren konnte. Dort sah er einen Swami, einen Yoga-Meister namens Swami Vishwananda, eigentlich aus Varanasi, war Swami Vishwananda gerade auf Wanderschaft in Rishikesh. Swami Sivananda sah ihn, erkannte in ihm den Guru und Swami Vishwananda erkannte in Swami Sivananda den Schüler und nach einer Zeit der Unterhaltung, Instruktion, Einweisung .- da gibt es unterschiedliche Aussagen darüber, wie lange das gedauert hatte, manche sagen nur ein paar Stunden, manche sagen ein paar Tage -, gab Swami Vishwananda die Einweihung in Sannyas, ins Mönchtum an Swami Sivananda, machte ihn zum Swami und so bekam Swami Sivananda seinen Namen Swami Sivananda Saraswati. Swami Vishwananda zog kurz darauf weiter, die beiden blieben eine Weile in Briefkontakt und Swami Vishwananda instruierte Swami Sivananda. Swami Sivananda blieb auf Geheiß seines Gurus in Rishikesh, um intensiv zu praktizieren und auf Empfehlung seines Gurus lernte er auch von einem zweiten großen Meister namens Swami Vishnudevananda (nicht zu verwechseln mit dem Schüler von Sivananda, Swami Vishnu-devananda).

Jetzt begann die intensive Phase spiritueller Praxis von Swami Sivananda, er praktizierte jeden Tag viele Stunden Meditation, Asanas und Pranayama. Er las Bücher, bekam Instruktionen zum weiteren Praktizieren. Man kann sagen 1924–1932 oder 1936 war die Phase der ganz intensiven Praxis, wo Swami Sivananda jeden Tag 10–16 Stunden mit spirituellen Praktiken verbrachte. Gleichzeitig machte er jeden Tag ein paar Stunden am Tag uneigennützigen Dienst. Zum einen erkannte er, dass die medizinische Versorgung fehlte oder kaum vorhanden war, so bot er für eine Stunde am Tag eine medizinische Sprechstunde an, er errichtete eine karitative Apotheke bzw. eine Art Medizinstation für westliche und ayurvedische Mittel, Arzneien. Er gab weiterhin seinen Aspiranten eine Stunde am Tag Rat und lebte in seiner kleinen Hütte für intensive Praktiken.

Schon Ende der 20er Jahre schrieb er sein erstes Buch „Practice of Yoga“, das auch in Indien gleich einen gewissen Erfolg hatte. Ab Ende der 20er Jahre gab es Menschen, die sich als Schüler bei Swami Sivananda niederlassen wollten, doch er war sehr zögerlich und sagte, dass er keine Schüler annimmt, die bei ihm leben. Ab und zu mal wurde er auf Kirtan-Konferenzen oder –Festivals oder auf Yoga Conferences eingeladen, wo er zwar hinging, aber er zögerte, er wollte hauptsächlich praktizieren und nur im Kleinen wirken.

Vision und aktive Verbreitung von Yoga

Dann hatte er eine Vision, eine Vision in der Meditation, eine Vision von Krishna. Krishna erschien Swami Sivananda und sagte ihm: „Swami Sivananda, wache auf! Ich habe den Becher deines Lebens gefüllt mit dem Nektar des göttlichen Namens. Gehe und teile ihn mit allen, ich werde ihn immer wieder füllen.“ Dieses Zitat ist ein Auszug aus einem Gedicht von Swami Sivananda, wir wissen natürlich nicht, was er wirklich sah und wie die Vision wirklich war, ab diesem Zeitpunkt war Swami Sivananda anders. Er, der die letzten Jahre sehr zurückgezogen gelebt hatte, sehr zögerlich war, den vielen Wünschen anderer aktiver zu sein, zu folgen, wurde jetzt aktiv um Yoga zu verbreiten. So war ab 1934 bis ca. 1957 die Zeit, wo Swami Sivananda sich sehr engagierte, um Yoga weiterzugeben.

In dem Buch „Swami Sivananda – Biografie eines modernen Heiligen“ ist dies alles sehr schön und weitaus ausführlicher beschrieben, weitere schöne Bücher von Swami Venkatesananda „Sivananda Yoga“, „Integraler Yoga“, zu den Biografien von Swami Sivananda, wie er war und wie er gelehrt hatte. Hier werden nur ein paar Dinge erwähnt.

Der Sivananda Ashram

Swami Sivananda zog auf die andere Seite des Flusses Ganga, errichtete dort den Sivananda Ashram und begann Yoga zu lehren auf verschiedenste Weisen, er integrierte in seinem Ashram das, was wir heute als ganzheitlichen Yoga bezeichnen. Es wurde Hatha Yoga praktiziert, es gab den Satsang mit Meditation, Jaya Ganesha, Kirtan, Vortrag, Om Tryambakam, Arati. Es gab Sadhana-Intensiv-Wochen, wo Menschen in einer Woche systematisch Yoga lernen konnten. Er entwickelte den sechsmonatigen und später dreimonatigen Yoga Vedanta Kurses, welcher heute bei Yoga Vidya die Grundlage für die Yogalehrer-Ausbildung und des Yoga Vidya Visharada Studiengangs ist. Er entwickelte eine Ayurveda Abteilung, die später selbständig gemacht wurde. Er entwickelte auch ein Krankenhaus, was sowohl westliche Schulmedizin, wie auch bestimmte Hatha Yoga Praktiken verband. So wurde in seinem Ashram der spirituelle Yoga mit Vedanta, die hingebungsvolle Bhakti, der Raja Yoga, Hatha Yoga verbunden auch mit Heilwirkung, Therapie, Medizin, Ayurveda entwickelt. Es gab eine Musikabteilung, um auch diesen Teil zu kultivieren, es gab eine Sanskrit-Abteilung und es gab auch immer wieder Gastlehrer, die kamen. Es wurden Konferenzen, Kongresse und Festivals organisiert, im Grunde genommen hat Swami Sivananda in den 30er, 40er und 50er Jahren all das entwickelt, was du auch heute bei Yoga Vidya in den Ashrams findest, das war damals etwas Außergewöhnliches, charakteristisch war also hohe Spiritualität auch mit Heilwirkung und auch mit Persönlichkeitsentwicklung. Ebenfalls charakteristisch war das Konzept von Swami Sivananda ‚Erfolg in Leben und Selbstverwirklichung‘, wie auch der Titel des Buches ist, das in den 50er Jahren sein meistverkauftes Buch war und auch in Deutschland in den 60er Jahren eines der populärsten Yoga-Bücher war.

Swami Sivananda wusste auch schon, dass Yoga für die ganze Welt bedeutsam wäre, er schickte einige seiner Schüler in den Westen, hieß westliche Aspiranten in seinem Ashram willkommen und ermutigte sie dann in der ganzen Welt zu unterrichten. Dazu gehörten z. B. auch Swami Sivananda Radha, André Van Lysebeth, Boris Sacharow, welchen er über Korrespondenz ermutigte zu unterrichten und über Briefkontakt neue Tiefen des Yoga vermittelte. Swami Sivananda war insbesondere auch der Praktiker, der sagte „Ein Gramm an Praxis ist besser als Tonnen von Theorie“. Für ihn war auch wichtig, dass das Mittel des Yoga Unterrichtes Englisch war, nicht Hindi, nicht Sanskrit, wie das in anderen indischen Ashrams zu seiner Zeit üblich war, denn er erkannte, dass Yoga für die ganze Welt wichtig war und dazu Englisch als entstehende Weltsprache nutzen.

Swami Sivananda war es wichtig, dass es keine Kastengrenzen in seinem Ashram gibt und dass Menschen aller Kasten, aller Religionen, aller Kulturen willkommen geheißen werden und dass alle bei allem dabei sein konnten. Swami Sivananda war es auch wichtig, dass Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem finanziellen und Bildungshintergrund Yoga üben und praktizieren konnten und Gott verwirklichen konnten.

So lebte Swami Sivananda bis 1963 und etwa ab Mitte der 50er Jahre gab er die Leitung des Ashrams an andere ab, lehrte immer mehr, schrieb noch mehr Bücher, war weiter bei Satsangs dabei um schließlich 1963 seinen Körper zu verlassen.

Wirken und Bedeutung von Swami Sivananda

Wenn man heute über Swami Sivananda nachdenkt, schreibt und spricht, gibt es vieles zu überlegen. Zum einen war er ein selbstverwirklichter Meister, der in seinem Leben aus dem Geist der Liebe und der Einheit gehandelt hat. Es gibt so viele wunderschöne Geschichten darüber, die in seinen Biografien zu finden sind. Zum anderen war Swami Sivananda einer der Meister, die für die Renaissance des Yoga verantwortlich sind, insbesondere durch seine große Betonung auf der Praxis. Ihm war die Theorie weniger wichtig, sondern die Praxis zählte. Er betonte groß, dass jeder Mensch Yoga üben kann, und auch, dass jeder Mensch sich heraussuchen kann, was für ihn besonders wichtig ist. Als Arzt erkannte er, wie wichtig Yoga für Gesundheit ist, besonders in einem Leben voller Stress. Er erkannte auch, dass Yoga und die Raja Yoga Techniken sehr gut sind um geistige Energie zu haben, seine Persönlichkeit zu kultivieren und viel zu bewirken. Er erkannte auch, dass Techniken zur Harmonie und Techniken zur Aktivierung der eigenen Fähigkeiten auch hilfreich sind, um zum eigentlichen Göttlichen zu kommen.

Für seine Schüler ist am allerwichtigsten, dass er mit seinem physischen Tod nicht gestorben ist, physisch ist er gestorben, aber seine Gedanken, sein Licht, seine Liebe ist weiter spürbar. Seine engeren Schüler und auch alle, die seinen Lehren folgen, fühlen, wie Swami Sivananda sie von einer höheren Ebene aus lenkt und leitet. Wenn man sich an Swami Sivananda richtet, sein Bild anschaut, eine Frage hat, ein Gebet spricht, um Führung bittet, kann man spüren, wie Swami Sivananda einen lenkt und leitet.

Wenn ich z.B. Vorträge gebe, öffne ich mich immer für Swami Sivananda und bitte darum, dass meine Worte letztlich durch ihn inspiriert sein mögen und dass seine Energie durch meine Worte wirken möge und dass seine Kraft wirken möge, wann immer ich unterrichte. Wann immer ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe, bitte ich um seine Führung. Wann immer ich denke, ich sollte etwas tun, frage ich Swami Sivananda, ob es das richtige ist. Obgleich ich Swami Sivananda persönlich nie gekannt habe, ist er mir dennoch sehr, sehr vertraut und ich fühle mich ihm sehr nah und ich bitte darum, dass er durch mich wirkt und natürlich auch durch alles, was wir bei Yoga Vidya machen. So verdanken wir Swami Sivananda sehr viel und ich bin der festen Überzeugung, dass Swami Sivanandas Energie und Segen noch lange weiter wirkt.

Ich möchte dich ermutigen, ein Foto von Swami Sivananda aufgestellt zu haben, vielleicht auf deinem Altar oder Meditationstisch und es öfters mal auf dich wirken zu lassen. Vielleicht die Biografien von Swami Sivananda zu lesen, die es sowohl als Buch gibt, als auch deren Auszüge, die im Internet gefunden werden können. Auch auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de sind viele kleinere und größere Bücher von und über Swami Sivananda auf Deutsch erhältlich. Auf den Internetseiten der Divine Life Society www.dlshq.org/ gibt es inzwischen ca. 150 Bücher von und über Swami Sivananda kostenlos online zu lesen. Es gibt Fotos von Swami Sivananda, Videos, Audios, auch auf unseren Seiten. Du kannst dich öffnen für den großen Meister, du kannst über ihn meditieren oder vor der Meditation einfach seinen Segen erbitten.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS008 Drei Gunas: Sattwa, Rajas, Tamas

Drei Gunas: Sattwa, Rajas, Tamas

Sattwa: Sattwa ist die Reinheit, das Lichtvolle, das Freudvolle. Sattwa hat mit ‚Sat‘ zu tun, ‚Sat‘ heißt Wahrheit und Sein. Sattwa ist das, was aus dem höchsten Sein kommt und zurückführt zum höchsten Sein führt.

Rajas: Rajas heißt Unruhe, Rajas heißt Bewegung, Aktivität, Nervosität. Raja mit langem ‚a‘ wäre der Herrscher, Rajas im Zusammenhang mit den drei Gunas, mit kurzem ‚a‘ ist Unruhe.

Tamas: Tamas ist Trägheit und Dunkelheit.

Diese drei Gunas bestimmen alles in diesem Universum. Die drei Gunas spielen eine wichtige Rolle in der Vedanta Philosophie und noch eine wichtigere Rolle im Samkhya System, eines der ältesten philosophischen Systeme indischen Ursprungs, darauf wird an späterer Stelle eingegangen.

Drei Gunas & Psyche

Um es am einfachsten zu machen, die menschliche Psyche geht durch drei verschiedene Gemütszustände: Sattwa, Rajas und Tamas.

  • Wenn du einen sattwigen Gemütszustand hast, fühlst du dich leicht, froh, gelassen und in deiner Kraft.
  • Ein rajasiger Gemütszustand heißt, du bist unruhig, du bist getrieben, du hast vielleicht Gier, Ängste, Ärger usw.
  • Ein tamasiger Gemütszustand wäre Trägheit, Schläfrigkeit, Traurigkeit, ein depressiver, dumpfer, dunkler Gemütszustand.

Der Mensch geht immer wieder durch diese drei Gunas. Er kann aber auch etwas tun, dass er häufiger in Sattwa ist, weniger in Rajas und Tamas. Der Mensch kann auch etwas dafür tun, dass auch Tamas und Rajas ein positiver Gemütszustand ist. Ein angenehmer Tamas-Zustand ist eine angenehme Müdigkeit, wo man dann gut schlafen kann. Ein angenehmer Rajas-Zustand ist Tatendrang. Und ein angenehmer sattwiger Gemütszustand ist ein Gemütszustand von Freude, Leichtigkeit, Verbundenheit und Liebe.

Im Yoga wird empfohlen, Dinge zu tun, die Sattwa in dir erhöhen und Dinge zu reduzieren, die Tamas und Rajas erhöhen. Das wirkt sich auf alles Mögliche aus, was du tust. Dies wird in einem anderen Vortrag noch weiter ausgebaut, hier nur kurz erwähnt.

Drei Gunas & Ernährung

Zum Beispiel hat die Ernährung bestimmte Auswirkungen, es gibt bestimmte tamasige Ernährung, Stoffe, die du zu dir nimmst, die deinen Geist insgesamt benebeln, träge machen, Depressivität erhöhen. Es gibt Nahrungsmittel, die dich unruhiger machen ,rajasig, und es gibt Nahrung, die dich sattwiger, leichter macht.

Tamasige Lebensmittel:

  1. Fleisch, denn das ist mit Töten und damit mit Brutalität verbunden, nach dem Tod ist auch kein Prana des Tieres mehr vorhanden, es ist nur noch die Trauer und die Angst des Tieres vor dem Schlachten da. Jemand, der Fleisch isst, hat Schwierigkeiten, seinen Geist in die Meditation zu erheben und hat eine erhöhte Wahrscheinlichkeit depressiv zu werden.
  2. Ähnlich ist es auch mit alkoholischen Getränken und Drogen, sie mögen vorübergehend den Menschen sich angenehmer fühlen lassen, aber tatsächlich stimmen die modernen Forschungen der Psychotherapie und Psychologie darin überein, dass jemand, der Drogen nimmt, noch Jahre später eine um einen Faktor 2–4 erhöhte Wahrscheinlichkeit hat, in eine klinische Depression zu rutschen. Auch das regelmäßige Gläschen Alkohol macht den Menschen nicht dauerhaft fröhlich, sondern erhöht im Laufe des Lebens die Wahrscheinlichkeit depressiv zu werden und erschwert es klar zu denken.

In diesem Sinne gilt es tamasige Nahrung zu reduzieren, am besten ganz sein zu lassen.

Rajasige Nahrung:

  • Dazu würde ein Übermaß an Zucker gehören, Eier usw., die den Geist unruhig machen.
  • Zu scharfe Gewürze, Kaffee, Koffeingetränke.

Das Rajasige wollen wir nicht übertreiben.

Sattwige Nahrung:

  • Salat, Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte usw.

Wenn du dich selbst in mehr Harmonie befinden willst, wenn du mehr Freude haben willst, wenn du auch in der Lage sein willst, deine positiven Talente zu entwickeln und letztlich Gott zu erfahren, dann achte auf deine Ernährung.

 

Dies waren ein paar Anregungen zu den drei Gunas und insbesondere zu Sattwa, zur Reinheit.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Jnana Yoga – Der Yoga des Wissens

Einführung

Im Jnana Yoga geht es um Fragen wie:

  • Wer bin ich?
  • Woher komme ich?
  • Wohin gehe ich?
  • Was ist wirklich?
  • Was ist die Welt?
  • Gibt es eine höhere Wirklichkeit und wenn ja, was ist diese höhere Wirklichkeit, ist sie erfahrbar?
  • Was ist meine Aufgabe?
  • Was geschieht vor der Geburt, was geschieht nach dem Leben, nach dem physischen Leben, nach dem Tod?
  • Was ist das Ziel des Lebens, der Sinn des Lebens und wie kann ich ihn erreichen?

Das sind sehr große und wichtige Fragen, welche nicht alle in dieser Einheit beantwortet werden. Es sei verwiesen auf die Vortragsreihe ‚Vedanta Meditation und Jnana Yoga‘ in Verbindung mit Meditationen und Übungen für das tägliche Leben. Im Rahmen der Yoga Vidya Schulung soll dies nur ein großer Überblick über Vedanta sein, auch in dieser Yoga Vidya Schulungsreihe sind noch weitere Informationen über Vedanta enthalten.

 

 

Begriffe des Jnana Yoga

Das, was hier über Vedanta dargestellt wird, ist  eine kurze Zusammenfassung. Es ist nicht erwartet, dass das sofort alles klar ist, sondern es werden ein paar Grundbegriffe erläutert und im Lauf der weiteren 200–300 Vorträge dieser Yoga Vidya Schulung, wird schrittweise mehr darauf eingegangen, bzw. wird im Rahmen des Vedanta Kurses in 20 Lektionen, den es separat gibt, detaillierter darauf eingegangen.

Der wichtigste Begriff im Vedanta ist Brahman. Brahman ist das Absolute, das Unendliche, das Ewige, das, was nicht beschrieben werden kann, das, was existiert. Im Vedanta heißt es sogar, es gibt nur Brahman, letztlich ist alles Brahman. Brahman ist die Welt vor der Welt, vor Zeit und Raum, und Brahman ist auch die Welt und die Welt in Zeit und Raum.

Brahman ist das Unendliche, das Ewige, eine höhere Wirklichkeit, nicht wirklich in Worte zu fassen, auch wenn hier zur Beschreibung viele Worte gebraucht werden. Diese höchste Wirklichkeit ist erfassbar, erfahrbar als Sat, Chid und Ananda:

  1. Sat‘ heißt reines Sein, d. h. diese höchste Wirklichkeit existiert, was auch heißt, dass in diesem Konzept davon ausgegangen wird, dass es nie eine Zeit gab, wo nichts existierte, sondern es gab immer etwas, was existiert hat, was heute existiert und immer existieren wird – Sat, reines Sein, absolutes Sein, also jenseits von Zeit und Raum.
  2. Chid‘ heißt Bewusstsein. Brahman ist nicht einfach nur, sondern Brahman ist Bewusstsein.

In der westlichen Philosophie, Biologie, Evolutionsbiologie fragt man sich manchmal wann Bewusstsein entstanden ist. Es hieß mal, nur der Mensch habe Bewusstsein, dann fragte man sich, wann in der Evolution der Mensch plötzlich Bewusstsein entwickelt hat. Heute weiß man, dass Tiere in jedem Fall auch ein Bewusstsein haben. Dann stellt man sich die Frage, ab welcher Tierart es Bewusstsein gibt. Aber auch Pflanzen verhalten sich zum Teil so, als ob sie Bewusstsein hätten.

Im Yoga, im Vedanta, im Jnana Yoga wird gesagt, Brahman selbst ist Bewusstsein. Es ist nicht die Frage, wann Bewusstsein entstanden ist, sondern hier geht man davon aus, dass Bewusstsein immer war.

  1. Dieses Bewusstsein ist nicht einfach nur ein kaltes Bewusstsein, sondern dieses Bewusstsein ist ‚Ananda‘. ‚Ananda‘ heißt Freude und in der Freude ist auch Liebe.

Das heißt, es gab immer, gibt immer und wird immer Brahman geben. Ein unendliches Sein, eine reine Bewusstheit, unbegrenzt, voller Freude und Liebe.

Aus diesem unendlichen Brahman manifestiert sich irgendwann ‚Maya‘. ‚Maya‘ wird oft übersetzt als Täuschung, ‚Ma‘ heißt auch Mutter, Maya ist auch so etwas, was die Mutter des Universums ist. In Brahman selbst kann man sagen, entsteht etwas, das sich Maya nennt, diese schafft dann Zeit und Raum und entwickelt letztlich das gesamte Universum. Woraus besteht Maya? – aus Brahman. Woraus macht Maya dieses Universum? – aus sich selbst heraus und Maya selbst ist Brahman. So war vorher Brahman, das Universum besteht aus Brahman und geht wieder zurück in Brahman. Diese Kraft der Illusion soll auch besagen: Es erscheint nur so. Da gibt es eine Aussage im Vedanta, die jetzt nicht überbewertet werden soll: Das Universum existiert nur scheinbar als von Brahman getrennt, in Wahrheit ist das Universum immer in Brahman und wir sind alle Teil von Brahman, in der Tiefe unseres Wesens sind wir Brahman.

Dieses von Maya geschaffene Universum wird ‚Jagat‘ genannt. ‚Jagat‘ heißt Universum. Das Universum hat drei Dichtigkeitsstufen:

  • Karana: das Kausaluniversum.

‚Karana‘ heißt auch Ursache, Karana Jagat‘ – die Ursachenebene. Die Kausalwelt ist jenseits vom Zeit- und Raumbegriff, wie wir ihn kennen. Hier sind die Urprinzipien, die platonischen Ideen, die Archetypen, die Naturgesetze usw.

  • Sukshma: das feinstoffliche Universum.

So wie es den feinstofflichen, Astralkörper gibt, gibt es auch das astrale Universum, das feinstoffliche Universum, wo die Ursachen für das physische Universum sind und wo auch Feinstoffwesen existieren. In den Astralwelten sind die Ebenen der Verstorbenen, der Naturwesen, der Engel, des Prana, der Lichtenergie usw.

  • Sthula: das grobstoffliche Universum, physische Universum.

Für die Physiker ist es weiterhin ein Rätsel wieso es die Welt überhaupt gibt, man geht vom Urknall aus, und dass die physikalischen Gesetzmäßigkeiten irgendwann einmal gewesen sind und ab da kann man alles erklären. Aber wie die physikalischen Grundgesetze entstanden sind, das ist in den Naturwissenschaften unklar.

Im Yoga würde man sagen, diese kommen letztlich über Karana und Sukshma in Sthula. Der Beginn des physischen Universums heißt, dass die ursprünglichen Gesetze aus Karana über Sukshma sich in Sthula hinein manifestieren und dann diese physische Welt bestimmen.

So ist also durch die Kraft der Maya Jagat entstanden. Jagat bleibt immer Teil von Brahman und es gibt diese Doppelgeschichte im Vedanta: Einerseits gibt es das Universum, andererseits ist das Universum nur ein Schein, es wird sogar gesagt, dass diese Welt so etwas wie ein Traum ist. So ähnlich wie du jede Nacht träumst und in deinem Traum ein ganzes Universum entsteht, so ähnlich ist diese Welt ein Traum von Brahman. Und hier würde man sagen, Maya ist die Traumkraft von Brahman, die Welt ist die Traumwelt.

Dann gibt es ‚Ishvara‘, das wird übersetzt als der persönliche Gott, d. h. Gott, der schafft, als Schöpfer wird er als ‚Brahma‘ bezeichnet; Gott der erhält, der Erhalter wird als ‚Vishnu‘ bezeichnet und Gott der zerstört, als solcher wird er als ‚Shiva‘ bezeichnet. In der Traum-Analogie könnte man sagen, dass Ishvara die Grundprinzipien des Träumenden sind, das Bewusstsein hinter dem gesamten Universum, Brahman durch Maya gespiegelt in Jagat wird Ishvara und Ishvara schafft, erhält und zerstört. Auch in diesem Universum ist also nicht nur Chaos, es gibt die Naturgesetze, die sich aus der Karana ergeben, und diesem Universum ist auch ein Bewusstsein aktiv und im Universum kann man das Wirken Gottes entdecken.

Makro- und mikrokosmische Betrachtungsweisen im Vedanta

Das eben Dargestellte ist die makrokosmische Betrachtungsweise als die eine Seite im Vedanta, also das gesamte Universum. Dann gibt es auch die mikrokosmische Betrachtungsweise: Wer bin ich?

In der makrokosmischen Betrachtungsweise geht es um die Fragen:

  • Was ist die Welt?
  • Gibt es eine höhere Wirklichkeit?
  • Wie ist die Welt entstanden?
  • Was sind die Prinzipien der Welt?
  • Was ist die Beziehung von Welt und Gott?
  • Wie geht die Welt zu Ende?

Hier wird gesagt, dass Brahman das Absolute, das Unendliche ist, immer war und die Welt aus Brahman entstanden ist. Brahman hat die Welt geschaffen, er manifestiert sich als die Welt, aber es ist ein Universum, das wie ein Traum ist, ein Geist geschaffenes Universum. Brahman manifestiert sich im Traum als Ishvara, als Brahma, als Vishnu, als Shiva und das Ganze ist nur scheinbar von Brahman getrennt, es bleibt immer eins mit Brahman.

In der mikrokosmischen Betrachtungsweise sind die Fragen:

  • Wer bin ich?
  • Woher komme ich?
  • Wohin gehe ich?
  • Was ist das Ziel meines Lebens?

Wer bin ich?

Die Frage ‚Wer bin ich?‘ wird mit ‚Atman‘ beantwortet, das unendliche Selbst. ‚Atman‘ als Sanskrit-Wort heißt ‚Selbst‘ und kann unterschiedlich interpretiert werden. im Vedanta ist Atman das Selbst als Bewusstsein, das sich manifestiert als ‚Sat‘ – Sein. Das heißt auch, Atman ist eins mit Brahman. Man könnte sagen, wenn du tief in dich hineingehst, erfährst du dein wahres Selbst und dieses Selbst ist eins mit der Weltenseele, man kann Brahman übersetzen als Weltenseele.

Vedanta gilt als ‚Advaita‘, als nicht-dualistisch, denn es gibt keinen Unterschied zwischen Brahman und der Welt, die Welt ist in Brahman und in Wahrheit Welt; und auch das Individuum ist eins mit Brahman, die Tiefe der Seele ist eins mit der Weltenseele.

Du kannst dich in der Tiefe deines Wesens selbst erfahren als reines Sein, eins mit dem kosmischen Sein, du kannst dich selbst erfahren als Chid, als Bewusstsein, Wissen, eins mit dem kosmischen Bewusstsein und du kannst dich selbst erfahren als Ananda, als wahre Freude, Wonne und eins mit der Weltenseele. Die tiefste Freude ist, wenn du aus deinem Ich-Gefühl herauskommst und dich selbst verbunden, ja sogar eins fühlst mit einem anderen oder mit allem an sich. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Allerdings weißt du das nicht, in dir manifestiert sich Maya als ‚Avidya‘. ‚Avidya‘ bedeutet Unwissenheit. Du hast vergessen, wer du wirklich bist und du identifizierst dich mit einem Teil von Jagat, einem Teil des Universums, nämlich mit ‚Upadhi'. 'Upadhi‘ kann übersetzt werden als begrenzendes Attribut oder auch als das hinzugefügt worden ist. Upadhi sind letztlich deine Körper:

  1. Karana Sharira – der Kausalkörper
  2. Sukshma Sharira – der Astralkörper
  3. Sthula Sharira – der physische Körper

Du identifizierst dich mit deinem physischen Körper und sagst: ‚Das bin ich‘. Du identifizierst dich mit deinem Sukshma Sharira und damit mit deinem Energielevel, deinen Emotionen, Gedanken, deiner Persönlichkeit, deinen Fähigkeiten und Talenten, du hast ein Selbstbild davon usw. Karana Sharira, der Kausalkörper, ist etwas komplexer zu beschreiben, mit Karana Sharira bist du noch enger verbunden mit Karana Jagat, da es hier schon nicht mehr Zeit und Raum gibt, so wie es im normalen Alltag erfahren wird.

Du identifizierst dich also damit und fühlst dich als Konsequenz als ‚Jiva‘, als individuelle Seele. Als individuelle Seele denkst du, dass du dieser Körper, diese Psyche bist und die und die Aufgaben hast usw. Die individuelle Seele kann sich ‚Sattwa‘, ‚Rajas‘ und ‚Tamas‘ fühlen:

  1. Sattwa – rein, hell, freudvoll.
  2. Rajas – unruhig, getrieben.
  3. Tamas‘ – träge, fest, grobstofflich, faul, dunkel. ‚Tamas‘ heißt eigentlich dunkel.

Über diese drei Zustände, die drei Gunas gibt es noch eine ausführlichere Lektion. Die Frage ‚Wer bin ich?‘ kann also mit ‚Atman‘ beantwortet werden – unendliches Selbst.

Woher komme ich? – aus Brahman heraus.

Wohin gehe ich? – dahin, wo ich immer war, Brahman, Atman.

Was geschieht nach dem Tod? – Nach dem Tod verlässt Jiva den physischen Körper, Sthula Sharira, existiert aber weiter als Individuum mit einem Astralkörper, Sukshma Sharira, und Kausalkörper, Karana Sharira, bleibt weiter Atman; sucht sich irgendwann einen neuen physischen Körper und inkarniert sich in den zwei Schritten Empfängnis und Geburt.

Was ist das Ziel des Lebens? – Das Ziel des Lebens ist zu fragen: Wer bin ich? Und letztlich zu erkennen: Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Psyche, ich bin das unsterbliche Selbst, Atman. Das Ziel ist zu erfahren, wer du wirklich bist, Atman und Brahman. Das erreichst du über viele Inkarnationen. Du musst aber nicht warten, bis du in der Inkarnation bist, wo du es vollständig erfährst. Du kannst dir immer wieder die Frage stellen: Wer bin ich? Und du kannst feststellen: ‚Ich bin Bewusstsein – ich kann den Körper beobachten. Ich bin Bewusstsein – ich kann die Psyche beobachten. Ich bin Bewusstsein – ich kann meine Gedanken beobachten und meine Persönlichkeit beeinflussen. Mein wahres Selbst geht über Körper und Psyche hinaus‘.

Wenn du erkennst, dass du nicht Körper und Psyche bist, bist du frei. Der Körper ist den Prozessen von Geburt, Wachstum, Veränderung, Verkümmern und Tod unterworfen, im Kleinen wie auch im Großen. Identifizierst du dich mit dem Körper, hast du Angst, denn der Körper kann jederzeit vernichtet werden. Die Psyche geht durch alle möglichen Mechanismen, man könnte sagen evolutionsbiologische Mechanismen, wo auch Angst, Ärger usw. dazu gehören, durch verschiedene psychische Prozesse. Identifizierst du dich mit deinen Emotionen, dann gehst du immer wieder durch Höhen und Tiefen. Wenn du aber erkennst, dass du das unsterbliche Selbst bist, weißt du: ‚Mein Körper ist mein Fahrzeug, den Körper nutze ich als Instrument der Wahrnehmung und Erfahrung. Die Psyche ist auch mein Fahrzeug, über die Psyche mache ich Erfahrungen und kann Dinge in dieser Welt bewirken. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit‘.

Wie kommst du dorthin, dies zu erfahren?

  • Du hörst öfters Vorträge, gehst in Seminare oder Kurse, wo du solche Inhalte hören kannst.
  • Manana: Du denkst darüber nach.
  • Du meditierst jeden Tag.
  • Du kommst zu einer solchen Erfahrung.

 

Abschluss und Empfehlungen:

Denke darüber nach, sei dir bewusst, das Universum, das es gibt, ist eine Manifestation von Brahman. Immer wieder, wenn du deine Bewusstheit ausdehnst, erfährst du ein Göttliches überall.

Wann immer du eine Verbindung zu einem anderen Menschen aufnimmst, wann immer du in die Weite gehst mit deinen Gefühlen, Emotionen, Bewusstsein, spürst du, dass da ein Göttliches ist.

Mache dir öfters bewusst: ‚Ich bin unsterbliches Selbst‘ und spüre den Körper und sogar die Psyche als Instrument. Komme immer wieder in diese Beobachterrolle hinein, wo du dir bewusst machst: ‚Da ist Körper, da ist Psyche, ich bin Bewusstsein‘. Dehne auch immer wieder die Bewusstheit aus, dass du merkst, nicht nur Bewusstsein in dem Körper zu sein, sondern eins mit dem Bewusstsein hinter der ganzen Welt.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS006 Indische Mythologie Einführung

Indische Mythologie

Brahman

Brahman ist das Absolute, das Unendliche, das Ewige. Das ist in der Yoga Vidya Tradition und damit der Yoga Vedanta Tradition, der Sivananda Yoga Tradition die wichtigste Bezeichnung des Göttlichen. Das Göttliche ist ewig, es ist unendlich, es ist das Absolute. Es ist nicht fassbar in irgendwelchen Grenzen, es ist nicht unnennbar. Nicht umsonst heißt es z. B. im Tanach, in der jüdischen Bibel, im christlichen Alten Testament: ‚Du sollst dir kein Bild machen von Gott‘; und es wird gesagt: ‚Es gibt keinen Gott außer Gott‘. Es gibt nur Brahman, Brahman – unendlich, ewig, das Tiefste des Menschen, Schöpfer aller Dinge und gleichzeitig manifest als das Universum. Dieses höchste Absolute kann man auf unterschiedliche Weisen sehen. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir im Yoga Vedanta System nicht von vielen Göttern ausgehen. Es gibt nur ein Göttliches und dieses Göttliche drückt sich auf viele Weisen aus.

Man könnte es mit einem Menschen, einer Frau, vergleichen, die Eltern, Kinder, Mann hat, die arbeitet, auch Yogalehrerin ist und einen spirituellen Namen hat; dann hat sie ganz unterschiedliche Namen: Ihre Mutter nennt sie vielleicht ‚Kathi‘, der Mann nennt sie vielleicht ‚Liebling‘, vielleicht nennen ihre Freundinnen sie ‚Katja‘, vielleicht hat sie einen spirituellen Namen ‚Maheshwari‘, ihre Arbeitskollegen oder der Chef nennen sie ‚Frau Schmidt‘ und die Kinder werden sie ‚Mami‘ nennen. Es sind unterschiedliche Namen für die gleiche Person. Die unterschiedlichen Menschen haben unterschiedliche Beziehungen zu diesem Menschen und sehen ihn unterschiedlich. Das 5-jährige Kind wird Mami anders sehen als die 70-jährige Mutter, die von ‚Kathi‘ spricht, selbst wenn Kathi inzwischen 40 Jahre alt ist, ist sie für die Mutter immer noch ‚die Kleine‘. Der Mann wird die gleiche Frau anders sehen als ihre Yoga-Schüler oder Arbeitskolleginnen, Kunden oder der Chef; doch sie ist der gleiche Mensch.

Auf die gleiche Weise gibt es einen Brahman und dieses eine unendliche Brahman manifestiert sich auf viele Weisen, als kosmische Kräfte und als Kräfte in der Psyche. Diese verschiedenen Manifestationen kann man unterschiedlich einteilen. So gibt es die diversen Mythen der verschiedenen Völker. Im Christentum gibt es die Dreifaltigkeit: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Im Katholischen Christentum gibt es dann noch die Maria, die Engel und die Heiligen, die alle Manifestationen des Göttlichen sind. Im Judentum gibt es die verschiedenen Engel, ähnlich wie im Islam. Bestimmte Aspekte des Göttlichen werden in Form von Engeln verehrt. Und so sind letztlich die göttlichen Kräfte immer überall da und wenn man sich damit beschäftigt, wird man feststellen, ähnliche Mythen zu finden, wenn auch nicht immer die gleichen.

Im Yoga Vedanta System wird Brahman auch als Ishvara bezeichnet, wenn er in die Welt geht, und die Welt schöpft, erhält oder zerstört. So hat Ishvara drei Aspekte:

  • Brahma: der Schöpfer.

Brahma wird oft dargestellt mit vier Gesichtern, weil er in alle verschiedenen Richtungen schöpft. Brahma wird häufig mit einem bzw. vier Büchern dargestellt, die vier Veden, da er nicht nur die physische Schöpfung ist, sondern auch die Naturgesetze, das ganze Wissen und die Kreativität.

  • Vishnu: der Erhalter.

Vishnu wird oft mit vier Armen dargestellt, zwei Arme nach oben und zwei nach unten. Vishnu steht für das Gleichgewicht, für die spirituelle und die materielle Welt.

Vishnu hat in zwei seiner Arme die  Aspekte der Zerstörung und in den anderen beiden Armen Aspekte die der Schöpfung: In einem Arm findet man den Lotus, eine Knospe, die sich öffnet als Symbol der Schöpfung und das Muschelhorn in dem anderen als Symbol für die subtile Schöpfung, Klang. Als Aspekte der Zerstörung hält Vishnu in den zwei anderen Armen eine Keule und den Diskus bzw. dieses Feuer-Chakra.

Vishnu ist das Gleichgewicht zwischen physischer und spiritueller Welt und das Gleichgewicht zwischen Zerstörung und Auflösung. Vishnu ist auch die Friedenskraft und Engagement in der Welt.

  • Shiva: der Zerstörer.

Oft wird Shiva dargestellt als Nataraja, als der Tänzer, der in einem Feuerrad gezeigt wird. Er steht für die Vergänglichkeit von allem. Shiva wird manchmal mit einem Dreizack dargestellt, ein Symbol für die Auflösung von allen drei Aspekten in der Natur.

Weibliche Unteraspekte

  • Brahma wird vor allem verehrt als Saraswati, die Göttin der Künste und der Kreativität. Gerne wird sie mit einem Schwan dargestellt als Symbol der Reinheit, mit einer Vina als Musikinstrument, mit einem Buch als Symbol für die Literatur, und mit einer Japa Mala als Symbol für die Künste und die Kraft der Mantras.
  • Vishnu steht in Verbindung mit Lakshmi, die Göttin des uneigennützigen Dienens und der Schönheit, der Liebe, der Spiritualisierung der ganzen Welt. Sie wird dargestellt mit einem Elefanten, mit zwei Händen, die nach oben zeigen, mit zwei Händen die nach unten zeigen, als diejenige, die empfängt und gibt. Das ideale uneigennützige Dienen: Wir öffnen uns, um Kraft zu bekommen und wir geben es an andere weiter.
  • Shiva hat Durga und Kali als weibliche Aspekte.

Durga wird reitend auf einem Tiger dargestellt.  Er symbolisiert sowohl die Kraft des Weiblichen, als auch den Schutz, und den Trost. Durga als die Göttin des Trostes und des Schutzes.

Kali, ist die Göttin der Auflösung, der Zerstörung und auch des Schutzes inmitten von Zerstörung und Auflösung.

Weitere Unteraspekte:

Vishnu inkarniert sich immer wieder in dieser Welt, es gibt es Dasha Avatara, die zehn Avatare. Zwei davon sind von besonderer Wichtigkeit: Krishna und Rama.

  • Krishna gilt als Aspekt der Liebe und der Freude, insbesondere mit seinem weiblichen Aspekt Radha.
  • Rama ist der Aspekt der Rechtschaffenheit, die Bemühung immer das Richtige zu tun, das ethische Leben, auch in seinem weiblichen Aspekt als Sita.

Shiva hat zwei Söhne: Ganesha und Subrahmanya, auch als Sharavanabhava bezeichnet.

  • Ganesha ist der elefantenköpfige Gott, der Gott des Anfangs, der Freude des Neubeginns, paradoxerweise auch der Gott der Gemütlichkeit, er lächelt freundlich. Er ist auch derjenige, der alle Polaritäten zusammen bringt: Ganesha als elefantenköpfiger Gott, der Elefant als größtes Landsäugetier, mit einer Maus dargestellt, als kleinstes Säugetier. Der Gott des Anfangs, der neu beginnt und Gott der Gemütlichkeit und Ruhe. In Indien ist Ganesha wahrscheinlich der beliebteste aller Götter, alle verschiedenen Traditionen verehren besonders Ganesha.
  • Subrahmanya, steht für die Kraft der Jugend, des Enthusiasmus und des Durchsetzens, auch der Heerführer der Götter. Er steht auch dafür, dass man sich manchmal durchsetzen muss, manchmal gegen Widerstände angehen muss. ‚Su‘ heißt ‚gut‘, so sind mit Subrahmanya auch die guten Kräfte gemeint, die zu Brahman führen.

Von Rama gibt es noch einen wichtigen Aspekt, der nennt sich Hanuman. Hanuman, der Affengott, mit dem Körper eines Affen, gilt als Symbol der Hingabe, des Bhakti, aber auch der uneigennützig Dienende, der Karma Yogi, der alles tut, was zu tun ist, um Gutes zu bewirken.

All diese verschiedenen Aspekte des Göttlichen sind zusammen ein Göttliches. Manche Menschen haben einen besonderen Bezug zu einem Aspekt, sie lieben vielleicht das Liebliche von Saraswati und spüren, dass sie durch Konzentration auf Saraswati das Göttliche besonders erfahren. Manche lieben Krishna mit seiner Flöte, wie er tänzelnd, voller Lebensfreude da ist. Manche lieben den als meditativ dargestellten Shiva, der seine Hand hebt und sagt: ‚Ich schütze dich, durch mich kommst du zur Meditation. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, rege dich nicht auf. Meditiere und du wirst Gott erfahren‘. Manche lieben die Dynamik einer Durga und einer Kali, manche die Gemütlichkeit eines Ganeshas, und manche auch das Bemühen, das Richtige zu tun, die Rechtschaffenheit von Rama. Manche fühlen, dass sie sind wie Hanuman, unendliches Vertrauen, und tun, was zu tun ist.

 

Abschluss

Das waren ein paar Informationen über die indische Mythologie, die Götter und Göttinnen, Brahma, Vishnu und Shiva. Du findest auf unseren Internetseiten Bilder und Videos über jeden einzelnen dieser Aspekte, du findest dort auch Mantras für jeden dieser Aspekte.

Im ‚Jaya Ganesha‘ und im ‚Arati‘ wird jeder dieser Aspekte besungen. Das sind Aspekte des Göttlichen, die einem Menschen helfen können,

  • sich selbst zu verstehen, denn sie sind alle in dir,
  • diese Welt zu verstehen, denn sie manifestieren sich in der ganzen Welt
  • und um die spirituellen Aufgaben zu verstehen. Denn letztlich gilt es all diese Aspekte zu verwirklichen, zu nutzen, um zum Höchsten zu kommen.
  • Und es hilft dir auch, um zu verstehen, auf welche Weise Gott dem einzelnen Menschen gegenübertritt und ihm lehren will zum Höchsten zu kommen. Manchmal gibt es Saraswati-Lektionen, manchmal Krishna-Lektionen, manchmal Kali-Lektionen. Alles, was geschieht, manifestiert sich auf eine dieser Weisen und ist eine Herausforderung für den Menschen in entsprechender Weise das Göttliche zu sehen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS005 - Mantrasingen Einführung

 Der Begriff Mantra

Mantra heißt: das was durch Wiederholung im Geist zur Befreiung führt. ‚Manas‘ hat etwas mit denken, Geist und fühlen zu tun, ‚Tra‘ heißt befreien. Mantra heißt so viel wie, ‚das was dir hilft zur Befreiung zu kommen, wenn du es im Geist wiederholst‘. In der Video- und Audioreihe ‚Mantra-Meditationskurs‘ wird recht ausführlich über Mantras, ihre Bedeutung und Verwendung gesprochen, dies hier soll nur einen kurzen Einblick geben.

Mantras sind Worte der Kraft, Worte der Energie, die dir helfen zur Ruhe zu kommen, Prana zu bekommen, letztlich Gott zu erfahren. Die Mantras sind in Sanskrit, einer uralte Sprache, vermutlich die älteste Sprache der Welt, die heute noch in Gebrauch ist. Man geht davon aus, dass Sanskrit mindestens 3500 Jahre alt ist, manche sagen es sei noch sehr viel älter, manche sagen auch, dass alle indogermanischen oder indoeuropäischen Sprachen, also auch Deutsch, Latein und Griechisch, sich aus Sanskrit oder Vorformen von Sanskrit entwickelt haben. In jedem Fall ist Sanskrit eine Sprach der Mantras.

Die alten Rishis, die alten Seher, haben erkannt, dass sich ihnen im überbewussten Zustand Silben offenbart haben und durch Wiederholung der Silben entstanden Mantras. Wenn sie diese Mantras wiederholt haben, kamen sie in höhere Bewusstseinsebenen und als sie ihren Schülern diese Mantras weiter gaben, kamen diese in höhere Bewusstseinsebenen und so haben diese Schüler die Mantras wiederum weitergegeben usw. So sind Mantras machtvolle Worte, Sätze oder Silben, die das Bewusstsein in höhere Ebenen bringen können und die viel Prana, viel Shakti, viel Energie aktivieren.

Mantrasingen

Mantras kann man zum einen in der Meditation verwenden und Mantras kann man andererseits singen. Das Singen von Mantras hat eine eigene Schönheit. Im Allgemeinen könnte man sagen, der Mensch ist ein singendes Wesen. In den meisten Kulturen kommen Menschen zusammen und singen. Manche sagen auch, dass die Sprache sich aus dem Singen entwickelt hat, dass Menschen erst zusammen Laute gemacht haben, daraus eine Singsprache entstanden ist und erst danach kam die gesprochene Sprache. Menschen brauchen Ausdrucksformen der Gefühle um mit ihren Gefühlen gut umgehen zu können und Singen ist dafür etwas Wichtiges. Man weiß dass die Menschen in Kulturen, wo gesungen wird, zufriedener sind, weniger aggressiv und besser miteinander umgehen können. Es gibt weniger Ängste und weniger Depressionen, wenn Menschen singen. Daher ist das Singen wichtig. Hier soll insbesondere zum Mantrasingen angeregt werden. In allen Religionen gibt es spirituelle Gesänge. Spirituelle Gesänge richten sich an ein Göttliches.

Wirkungen des Mantrasingen

Im Yoga gibt es das Mantrasingen, das auf verschiedenen Ebenen wirkt:

  • Körperliche Ebene: Singen ist auch Pranayama, es wird tief geatmet, die Ausatmung wird verlängert, der Körper wird in eine harmonische Schwingung gebracht. Dies wirkt sich auf die Organe, auf die Psyche usw. aus. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass Menschen, die Mantras singen, gesünder sind, als Menschen, die es nicht tun und dass Mantras Heilkraft haben.
  • Energetische Ebene: Beim Singen von Mantras ist etwas in den Chakras zu spüren, vielleicht spürst du etwas im Herz-Chakra, im Kehl-Chakra, im Stirn- oder Scheitel-Chakra. Manchmal spürst du vielleicht deine Wirbelsäule aktiv, manchmal spürst du beim Mantrasingen die pulsierende Energie in dir.
  • Emotionen: Wenn du Mantras singst, spürst du Freude, Liebe, Gottesliebe, manchmal sehr stark, manchmal ist es so, als ob dein Herz vor Freude zerspringt. Manchmal ist es einfach nur eine Leichtigkeit. Wenn du vom Mantrasingen kommst, fühlst du dich einfach gut.

Mantras haben auch eine Bedeutung, das spielt beim Raja Yoga eine Rolle. Verschiedene Mantras richten sich an verschiedene Aspekte deiner Persönlichkeit. Wenn du die Mantras wiederholst, aktivierst du verschiedene Aspekte deiner Persönlichkeit. Schließlich richten sich die Mantras auch an das Göttliche selbst. Indem du ein Mantra wiederholst, öffnest du dich für die höchste Wirklichkeit und manchen Menschen fällt es am leichtesten beim Mantrasingen ein Göttliches, ein Transzendentes zu spüren.

So kann man feststellen, dass Mantrasingen auf allen Ebenen wirkt, auf alle 5 Koshas, und in allen 6 Yoga Wegen. Mantrasingen wirkt harmonisierend, energetisierend, erweckend und führt in die Transzendenz.

Für manche wirkt Mantrasingen am Anfang etwas eigenartig und exotisch. Aber du bist ja aus einer multikulturellen Zivilisation, vermutlich hast du bisher nicht nur in Deutsch gesungen, sondern vielleicht auch in Englisch, was heutzutage weit verbreitet ist, vielleicht hast du auch schon französische, italienische, spanische Lieder gesungen. Habe auch Offenheit für diese Sanskrit-Gesänge und du wirst merken, dass es eine Wirkung hat und gut tut.

Yoga Vidya Satsang

Was ist ein Satsang?

Satsang besteht aus zwei Wörtern: ‚Sat‘ und ‚Sang‘ oder ‚Sanga‘. ‚Sat‘ heißt Wahrheit, ‚Sanga‘ heißt Zusammentreffen. ‚Satsanga‘ heißt, dass man zusammentrifft um nach der Wahrheit zu streben, dass man gemeinsam etwas tut um zur Wahrheit zu kommen.

In einem speziellen Sinne ist Satsang eine Form der gemeinsamen spirituellen Praxis, die verschiedene Elemente enthält, dazu gehören:

  • 3x Om und Anrufungs-Mantras
  • Mindestens 20 min. stille oder geführte Meditation
  • Mantrasingen beginnend mit dem ‚Jaya Ganesha‘ und eventuell 1-5 Kirtans, also andere spirituelle Lieder
  • Vortrag oder Lesung
  • Heil- und Friedens-Mantras: Om Tryambakam und weitere
  • Allumfassendes Gebet
  • Arati, die Lichtzeremonie
  • Twameva – die Widmung des Lebens der Suche nach der Wahrheit

Diese Bestandteile zusammen sind ein Satsang, wie wir es bei Yoga Vidya praktizieren oder auch der Sivananda-Satsang, wie man ihn in Rishikesh kennt, wie es in den Sivananda Yoga Vedanta Zentren praktiziert wird. In ähnlicher Form wird in vielen indischen Ashrams genauso oder in ähnlicher Form zelebriert. Wenn du in die Yoga Vidya Ashrams kommst, gibt es jeden Morgen und jeden Abend einen solchen Satsang.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS004 Was ist Meditation?

 

Meditation: Was, wie und wozu?

Einführung

Dies ist der vierte Vortrag, zuvor wurde schon gesprochen über:

  • Was ist Yoga?
  • Die 3 Wirkungsebenen des Yoga: Harmonie, Erweckung, Transzendenz
  • Die 6 Yoga-Wege
  • Die 3 Körper und die 5 Hüllen

Meditation spielt überall eine Rolle. Meditation gehört zu den Hauptpraktiken des Yoga. Im ganzheitlichen Yoga nach Yoga Vidya gibt es die folgenden Hauptpraktiken:

  • Asanas (die Körperübungen)
  • Pranayama (die Atemübungen)
  • Tiefenentspannung (Shavasana)
  • Meditation
  • Mantra singen

Meditation gehört also zu den Hauptpraktiken des Yoga und ein spiritueller Mensch sollte täglich meditieren.

Was ist Meditation?

Was Meditation ist, ist gar nicht so einfach zu erklären. Auf der einen Seite ist Meditation ein Zustand, auf der zweiten Ebene ist Meditation eine Praxis. Als Zustand ist Meditation der Zustand der vollkommenen Gedankenleere, der Zustand der Erfahrung der Einheit. Wenn Gedanken nicht mehr da sind, bei voller Bewusstheit, ist dieser Zustand die wahre Meditation. Dort wollen wir hinkommen.

Meditation als Praxis, im engeren Sinne, heißt, du setzt dich ruhig hin, du hast den Rücken gerade und dann übst du etwas, was deinen Geist zur Ruhe bringt. Es gibt verschiedene Meditationstechniken und es gibt verschiedene Meditationsschritte, bis du schließlich im höchsten Stadium der Meditation landest, in Samadhi.

Zur Meditation gehört, dass du dich vor der Meditation in einen meditativen Zustand hinein begibst, z.B. indem du einen Altar hast, eine Kerzenflamme entzündest oder eine Öllampe, indem du vielleicht vorher andere Praktiken machst, wie Asanas oder Pranayama. Wenn du am Abend direkt meditieren willst, z.B. nach deinem Job, dann kann erst eine Tiefentspannung hilfreich sein, danach ist dein Geist klar. Manche mögen es auch vor der Meditation etwas zu lesen, Mantras zu singen oder eine Mantra-Meditations-Musik zu hören. Dann setzt du dich hin. Zum Sitzen gibt es viele Möglichkeiten: Kreuzbeinig, kniend, oder auf einem Stuhl. Im Yoga empfehlen wir besonders die kreuzbeinige Sitzhaltung. Es gibt auch Videos von Yoga Vidya, wo alle Sitzhaltungen beschrieben werden. Die bekanntesten, populärsten Sitzhaltungen sind:

  • Kreuzbeinige Sitzhaltung im Schneidersitz (Sukhasana)
  • Beine voreinander geben (Muktasana)
  • Halber Lotus, wo ein Fuß oberhalb des Oberschenkels ist, der andere unten (Siddhasana)

Für das Sitzen ist es gut ein Kissen zu haben. Es gibt auch Menschen, die ohne Kissen gut sitzen können, die meisten setzen sich auf ein Kissen, an den Rand des Kissens, so dass der Beckenkamm leicht nach vorne kommt. So ist die Doppel-S-Kurve der Wirbelsäule vorhanden. Wenn du dich so hingesetzt hast, ist es wichtig, gerade zu sitzen und die Schultern nach hinten zu geben. Die Hände kannst du entweder falten, übereinander geben oder sie auf die Knie legen, Zeigefinger und Daumen können sich dabei berühren oder die Handflächen sind nach oben oder unten.

Wenn du so ruhig sitzt, hast du den ersten Schritt der eigentlichen Meditation: Asana. Der zweite Schritt der Meditation wäre tief zu atmen: Pranayama, dritter Schritt wäre das Hineinversetzen in einen meditativen Gemütszustand: Pratyahara, z.B. durch eine Affirmation, ein Gebet, Gedanken des Wohlwollens oder der Visualisierung von Licht. Natürlich ist es auch gut einen Meditationsschal zu haben, damit fühlst du dich geborgen und es kann dir helfen zur Ruhe zu kommen. Dann folgt der eigentliche Teil der Meditation, als Dharana bezeichnet, Konzentration. Du wählst ein bestimmtes Meditationsthema, mit dem du meditierst.

Wenn du mit der Technik meditierst und in die Tiefe der Meditation gehst, kommst du erstmal in Dhyana, das ist der eigentliche Meditationszustand, wo du anstrengungslos meditierst, eine Bewusstseinserweiterung hast, eine Freude erfährst, eine Liebe erfährst, eine Klarheit des Geistes hast, die irgendwann in Samadhi mündet, in dem überbewussten Zustand.

Diese Stufen der Meditation werden an anderer Stelle genauer besprochen, wenn es um die Ashtangas geht, die acht Stufen des Yoga. Dies hier ist eine Einführung zum Thema Meditation. Wenn du tiefer gehen willst, ist der 10-wöchige Meditationskurs für Anfänger zu empfehlen, es gibt einen mehrwöchigen Mantra-Meditationskurs und auch einen Vedanta-Meditationskurs, alles als Video-Reihe, wo du noch sehr viel mehr darüber erfahren kannst.

 

Die einfache Mantra-Meditation

Erklärung der Technik

  1. Du setzt dich gerade und bewegungslos hin.
  2. Du atmest tief ein und aus.
  3. Du machst etwas um den Geist zur Ruhe zu bringen, mit einer Affirmation oder Visualisierung.
  4. Du lässt den Atem fließen, wie er von selbst fließen will, du wiederholst ein Mantra, wie z.B. Om und danach beobachtest du, was auch immer geschieht.

Diese Technik gehört zu den sogenannten Achtsamkeitsmeditationen, d.h. du beobachtest, was geschieht, du bist neugierig. Bei dieser Art von Meditation gibt es keine gute oder schlechte Meditation, es gibt nur Achtsamkeit, Beobachtung, Akzeptieren und Loslassen.

Anleitung für die einfache Mantra-Meditation

Sitze ruhig und gerade,

Wirbelsäule aufgerichtet,

Schultern entspannt,

Kiefergelenke entspannt,

Augen entspannt.

Atme ein paar Mal tief ein und aus.

Dann singen wir 3x Om, um Körper, Geist und Seele zu Harmonie zu führen.

Om, Om, Om.

Richte dich noch mehr auf,

vertiefe deinen Atem,

atme 3-4 Sek. lang ein, Bauch geht hinaus,

atme 3-4 Sek. lang aus, Bauch geht hinein,

einatmen, Bauch geht hinaus,

ausatmen, Bauch geht hinein.

Beim Einatmen kannst du auch wiederholen: Ich öffne mich.

Beim Ausatmen: Ich lasse ganz los.

Ich öffne mich.

Ich lasse ganz los.

Jetzt lasse den Atem fließen, wie er von selbst fließen will.

Atme sanft ein, atme sanft aus.

Oder eben so, wie es von selbst geschieht.

Der Atem mag langsamer oder schneller werden, tiefer oder flacher.

Verbinde jetzt den Atem mit einem Mantra, wie z.B. Om.

Einatmen Om.

Ausatmen Om.

Und beobachte dann, was geschieht, während der Atem fließt und während du Om wiederholst.

Beobachte, wie der Atem ein und ausströmt, vielleicht spürst du dabei die Bewegung des Bauches.

Vielleicht spürst du auch den Temperaturunterschied in den Nasendurchgängen beim Ein- und Ausatmen, beim Einatmen werden die Nasendurchgänge kühl, beim Ausatmen warm.

Vielleicht kommen zwischendurch auch andere Gedanken in den Geist, beobachte sie.

Und lasse sie los.

So wie der Atem ein- und ausströmt, das Mantra einen Anfang hat und ein Ende, so hat auch jeder Gedanke einen Beginn und ein Ende.

Vielleicht spürst du dabei auch ein schönes Gefühl im Herzen,

vielleicht siehst du auch Licht in der Stirngegend.

Beobachte alles und sei neugierig.

Halte an nichts fest.

Atem kommt, Atem geht.

Mantra kommt, Mantra geht.

Meditiere so weiter während der nächsten 9 Minuten in der Stille.

Stille…

Om, Om, Om.

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu.

Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.

Om Shanti, Shanti, Shanti.

Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki Jay

 

Abschluss

Zusammenfassung

Das waren die einfache Mantra-Meditation und zuvor einige Informationen über Meditation: Zum Abschluss noch ein paar Worte über die Meditation. Meditation ist der Zustand der Ruhe des Geistes bei voller Bewusstheit, Transzendenz. Meditation ist eine Praxis, es gibt viele Arten von Meditation, Meditation hat eine Bedeutung in allen sechs Yoga Wegen.

Wirkung der Meditation

Mediation wirkt, wie alle Yoga-Übungen auf drei Ebenen:

  1. Auf der Ebene der Ruhe und der Harmonie des Geistes: Wenn du meditierst, kannst du ruhiger sein. Es gibt so viele Studien, die zeigen, dass Meditation gut gegen alle stressbedingten Probleme gut ist. Meditation ist auch gut für die Psyche: Meditation hilft dir, immer wieder zur Ruhe zu kommen. Eine einfache Weise, dir etwas Gutes zu tun ist, jeden Tag zu meditieren.
  2. Meditation ist aber nicht nur da für mehr Entspannung, Harmonie und Ruhe, Meditation hilft auch, dass sich von innen heraus Fähigkeiten und Kräfte aktivieren. Wenn der Geist zur Ruhe kommt, kommt das zum Vorschein, was tiefer in dir ist. Wer regelmäßig meditiert, erfährt mehr seine Talente und Fähigkeiten, erfährt mehr den Ruf der Seele und hat mehr Kraft viel zu bewirken. Es gibt sogar spezielle Meditationstechniken, die dir helfen die höheren Kräfte des Geistes zu aktivieren. Auch darüber wird im Laufe dieses Kurses noch gesprochen.
  3. Schließlich ist Meditation eine Praxis um in die Transzendenz zu kommen. Schon die Achtsamkeitsmeditation hilft dir dabei. Du beobachtest den Körper und weißt: Ich bin nicht der Körper. Du beobachtest den Atem und weißt: Ich bin nicht der Atem. Du beobachtest die Gefühle und Gedanken und du weißt: Ich bin nicht die Gefühle und Gedanken. So erfährst du dich selbst als Bewusstsein jenseits von Körper, Energien, Gefühlen, Gedanken. Schon diese einfache Achtsamkeitsmeditation kann dir eine transzendente Erfahrung und Bewusstheit schenken.

Tipp für den Alltag

Meditiere jeden Tag, meditiere im Bewusstsein, es tut dir gut um in Harmonie und Ruhe zu kommen, es hilft dir in deine Kraft zu kommen und es hilft dir das zu erfahren, was du wirklich bist.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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