YVS322-2 - Umgang mit Schwarzmalerei (Teil 2)

Hatha Yoga heißt, du übst Asana, Pranayama und Tiefenentspannung. Wenn du diese übst, dann lernst du auch, dich von Schwarzmalerei nicht beeinflussen zu lassen. Wie funktioniert das?

Zum einen, indem du in der Gegenwart bist. Wenn du anderthalb Stunden Hatha Yoga übst, hast du anderthalb Stunden Training darin, im Hier und Jetzt zu sein. Ein guter Yogalehrer oder eine gute Yogalehrerin wird dir ständig neue Konzentrationshilfen geben, die dir zeigen, dass du ins hier-und-Jetzt kommen sollst. Du spürst die Atmung, die Entspannung, die Dehnung, die Chakras (Energiezentren), usw. Du bist also im Hier und Jetzt. Indem du anderthalb Stunden lang gar keine Zeit hast schwarzzumalen, lernst du auch, dich von der Neigung danach zu lösen.

 

Zum zweiten lernst du im Hatha Yoga immer wieder, dass Yoga kein Wettbewerb ist. Es macht nichts, wenn du kleinere Schwierigkeiten hast, schließlich ist der menschliche Körper jeden Tag anders. Am einen Tag bist du für die Vorwärtsbeugen flexibler, am nächsten für die Rückwärtsbeugen. Vielleicht hast du mal den Fuß verknackst oder die Hand verstaucht, einen steifen Hals oder einen Hexenschuss. Wenn du dann trotzdem in die Yogastunde gehst, wirst du feststellen: Es macht jetzt nichts. Du kannst auch mit einem steifen Hals ins Yoga kommen. Dann verzichtest du einfach auf den Kopfstand und Schulterstand, hältst im Fisch den Kopf gerade. Du lernst, die anderen Asanas zu üben, und es fühlt sich trotzdem gut an. Und dann merkst du: Ein steifer Nacken muss nicht zu dauerhaften Nackenbeschwerden führen. Ein Hexenschuss muss nicht zu dauerhaften Rückenproblemen führen.

Ein Ziehen im Kreuzbereich heißt nicht, dass du gleich durch einen Bandscheibenvorfall deine ganze Wirbelsäule kaputt hast. Sondern du lernst, das was da ist, so wahrzunehmen, nicht gleich zu reagieren, kleinere Schwierigkeiten anzunehmen und festzustellen: Es macht nichts. Gerade in dem du auch dann, wenn du dich mal nicht so gut fühlst, Yoga übst, lernst du, dass kleine Probleme nichts machen. Und ein bisschen Depressivität macht auch nichts, du wirst deshalb nicht gleich ins Burn-out rutschen. Übe einfach anderthalb Stunden Hatha Yoga und du hast danach wieder neue Energie und Lebensfreude. Kleinere Ängste machen auch nichts. Du wirst nicht gleich in die Paranoia hineingehen und lebensunfähig werden, sondern du übst Hatha Yoga und danach fühlt sich das Leben wieder gut an.

 

Alleine dadurch, dass du weißt, dass du zum Glücklichsein nur anderthalb Stunden Hatha Yoga üben brauchst, verschwindet die Neigung zur Schwarzmalerei recht gut. Du weißt dann: Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Es wird dir dann nicht mal etwas ausmachen, wenn du den Arbeitsplatz verlierst, wenn deine Kollegen dich nicht mögen oder du die Kündigung durch deinen Vermieter bekommst. Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Deshalb macht es auch nichts, wenn kleinere Lebensereignisse kommen. Alleine dadurch, dass du durch die Übung von Hatha Yoga ein tolles Gefühl hast – neue Energie und Lebensfreude – und damit die psychischen Probleme überwinden kannst, kannst du Schwarzmalerei überwinden.

Ich kannte mal eine Teilnehmerin, die mir gesagt hat, dass sich ihr ganzes Leben ziemlich verändert hat, seit sie ein Mal die Woche zum Yoga geht. Sie weiß: ‚Am Donnerstagabend habe ich meine Yogastunde, danach fühle ich mich gut.‘ Und wenn der Chef sie am Dienstag schimpft, braucht sie keine Angst zu haben, weil sie weiß: ‚Am Donnerstagabend fühle ich mich gut.‘ Indem sie sich bewusst macht, dass sie sich Donnerstagabend gut fühlen wird, kann sie mit verschiedenen Situationen gut umgehen und es kommt gar nicht zur großen Schwarzmalerei.

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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