YVS322-3 - Umgang mit Schwarzmalerei (Teil 3)

Hatha Yoga hilft also aus verschiedenen Gründen, Schwarzmalerei zu überwinden:

Das Bewusstsein im Hier und Jetzt.

Das Erfahren von Energie und Lebensfreude, auch unabhängig von äußeren Ereignissen.

Die Erfahrung, aus negativen Gemütszuständen ohne großen Aufwand gesund wieder herauszukommen.

Die innere Gewissheit: es braucht nicht viel – und deshalb brauche ich auch keine Ängste zu haben.

Man könnte auch sagen: Hatha Yoga hilft während der anderthalb Stunden mit seinem Geist positiv umzugehen – was auch helfen kann, mit dem Alltag positiv umzugehen. Wenn du weißt, dass du dich in der Hatha Yoga Stunde bloß auf deinen Atem konzentrieren brauchst, kannst du dich auch im Alltag einfach wieder auf den Atem konzentrieren, wenn deine Fantasien losgehen. Wenn du merkst, dass Ängste dir die Kehle zuschnüren, weißt du, dass du bloß tief in den Bauch atmen brauchst, damit es vorbei ist. Und wenn negative Gedanken stark werden, weißt du, dass du dich bloß aufrichten brauchst; vielleicht lächelst du, gehst in die Rückbeuge oder konzentrierst dich auf dein Herz, um wieder mutig und weit zu werden. Oder du wendest die Energiefeldübung Kavacham an, schon sind die Ängste vorbei, die Schwarzmalerei spielt keine so große Rolle mehr.

Spirituelle Einstellung und Schwarzmalerei

Zusätzlich zum Hatha Yoga vermittelt Yoga auch Lebenseinstellungen, spirituelle Einstellungen und Fähigkeiten, mit sich selbst umzugehen. Zum einen gibt es dort das Vertrauen ins Karma und das Vertrauen in den Sinn des Lebens. Wenn du dich etwas mit Karma und den spirituellen Aspekten des Yoga beschäftigt hast, weißt du: Es geschieht, was geschehen soll. Und was auch immer geschieht, ist hilfreich, damit du dich spirituell entwickeln kannst. Daher brauchst du keine Angst zu haben, wenn Dinge nicht gut gehen. Letztlich weißt du sogar, auch wenn etwas mit deinem physischen Tod endet, der physische Tod ist nicht das Ende – es gibt ein Leben danach. Vom Bhakti Yoga Standpunkt aus ist hinter allem die Gnade Gottes. Darauf kannst du vertrauen: Gott meint es gut zu dir und gut mit dir. Selbst wenn er dir schwere Aufgaben gibt, wird es trotzdem nicht so schlimm sein.

 

Eine paradoxe Technik im Umgang mit Schwarzmalerei fordert dich auf, die schwarzmalerischen Gedanken einfach mal zu Ende zu denken: „Der Chef hat mich eben zurechtgewiesen. Eventuell heißt das, er will mich loswerden. Dann werde ich den Job verlieren. Und vielleicht muss ich dann von Arbeitslosengeld leben. Dann kann ich mir das Auto und die Wohnung nicht mehr leisten. Eventuell wird mich der Vermieter hinauswerfen. Vielleicht verlässt meine Frau mich. Und ich kann mich nicht mehr um die Kinder kümmern. Ich werde in Deutschland nicht auf der Straße landen, aber vermutlich muss ich mich dann mit einer Einzimmerwohnung zufriedengeben und hab dann mehr Zeit zum Yoga.“ Das Schlimmste, was also passieren kann: Du hast mehr Zeit für Yoga.

Oder: „Eventuell ist das kleine Ziehen im Oberbauch ein Zeichen für Leberkrebs. Eventuell werde ich demnächst sterben. Und eventuell werde ich dann von diesem physischen Körper befreit sein und in der Astralebene sein.“ Was macht das?

 

Die Aussage des Yoga: Was auch immer kommt, ist gut für dich. Was auch immer kommt, hilft dir bei deiner spirituellen Entwicklung. Du bist nicht der Körper, sondern das unsterbliche Selbst. Das zeigt dir: Es gibt nichts, was so schlimm ist, dass es wirklich katastrophal wäre. Du könntest also einmal die Schwarzmalerei zu Ende führe und darüber lachen. Und danach sagen: Das Schlimmste, was passieren könnte, ist nicht schlimm: „Wahrscheinlich ist das Ziehen im Oberbauch eine Verspannung des Zwerchfells. Ich werde ein paar Mal durchatmen und alles ist in Ordnung.“

Sowohl die Übung des Hatha Yoga als auch eine spirituelle Einstellung helfen dir dabei, mit Schwarzmalerei anders umzugehen, weniger davon beeindruckt zu werden und keine Angst mehr vor der Zukunft und den unrealistischen Fantasien davon zu haben. Überlege selbst: Hast du eine gewisse Neigung zur Schwarzmalerei? Wie hat dir Yoga dabei geholfen oder wie könntest du Yoga noch mehr dazu nutzen, diese Neigung zu überwinden? Spielst du deine schwarzmalerischen Fantasien auch mal zu Ende und übertreibst sie, um zu merken, dass in Wirklichkeit nichts Schlimmes passieren kann?

 

Yoga unterrichten ohne Schwarzmalerei

Wenn du unterrichtest, halte dich auch fern von Schwarzmalerei gegenüber deinen Schülern. Sage deinem Schüler nicht: „Wenn du die Übung so machst, wirst du irgendwann deinen Rücken ruinieren.“ Oder: „Mach du nur so weiter, dann wirst du einen steifen Nacken kriegen.“ Überlege, ob du selbst deinen Schülern Anlass zur Schwarzmalerei gibst und mache es bitte nicht.

Swami Vishnu-devananda hat immer gesagt: „Sei positiv, sei bestärkend, aber verbreite keine Ängste bei deinen Teilnehmenden.“ Und so sollten auch Yogalehrende sich immer wieder fragen: Mache ich selbst negative Affirmationen? Bin ich selbst jemand, der vorhandene Neigungen zur Schwarzmalerei bei den Teilnehmenden stärkt? Bitte mache das nicht.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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