Das Konzept der inneren Antreiber

Dieses Konzept stammt aus der sog. Transaktionsforschung und sagt, dass viele der menschlichen Handlungen und Einstellungen aus der Kindheit stammen. Insbesondere Eltern und Lehrer haben dem Kind bestimmte Dinge gesagt, und das Kind – welches inzwischen 20, 40 oder 60 Jahre alt ist – hat z.T. diese Eigenschaften übernommen.

1.) Alle müssen mich mögen

Ein Kind ist ziemlich klein und gefährdet, und es könnte sein, dass irgendjemand Größeres das Überleben des Kindes stören oder bedrohen könnte. Also weiß das Kind: „Alle müssen mich mögen.“ Oft sagen auch die Eltern „Verhalte dich rücksichtsvoll, freundlich, höflich – verhalte dich so, dass alle dich mögen“.

Wenn jetzt Menschen diesen inneren Antreiber haben, dann können sie relativ schnell in Stress kommen. Da runzelt jemand die Stirn, und dann werden unbewusst sofort Überlebensängste wach: Der hat mich komisch angeschaut. Oh, der hat mich irgendwie zurechtgewiesen. Wenn man also diese Einstellung „Alle müssen mich mögen“ hat, dann wird jede Andeutung, dass jemand einen nicht mag, sofort als bedrohlich empfunden und jeder Konflikt führt dazu, dass der Mensch vielleicht nicht mehr schlafen kann, dass Stresshormone übermäßig ausgeschüttet werden und dass stressbedingte Krankheiten sehr viel schneller kommen.

Du könntest dir jetzt überlegen, ob du diesen inneren Antreiber hast. Wie gehst du damit um, wenn du das Gefühl hast, dass dich jemand nicht mag, dass ein Kollege oder dein Chef dich nicht mag, dass es einen Konflikt mit deiner Schwiegermutter oder deinem Nachbarn gibt. Oder mit Kunden, Lieferanten, mit wem auch immer. Vielleicht hast du gerade diesen inneren Antreiber besonders stark.

 

2.) Ich muss perfekt sein

Wie gehst du damit um, wenn du feststellst: Es ist Dienstag, bis 10 Uhr sollst du etwas für deinen Chef abgeben und du konntest noch nicht die Rechtschreibprüfung machen, es ist auch noch nicht formatiert und evtl. stimmt das eine oder andere auch nicht.

Selbst wenn der Chef gesagt hat „Geben sie es so ab“ - wie fühlst du dich dabei?

Wie gehst du damit um, wenn du in deiner Wohnung etwas nicht perfekt gemacht hast?

Wenn du in die Yogastunde gehst – hast du Angst, dass du etwa in der Vorwärtsbeuge die Zehen falsch hältst und dein Yogalehrer dich vielleicht dafür kritisiert?

„Ich muss perfekt sein“ ist also auch einer der inneren Antreiber.

 

3.) Ich muss schnell sein

Manche Menschen haben den inneren Antreiber, dass sie schnell sein müssen, also etwas nicht nur erledigen, sondern schnell erledigen. Es macht ihnen immer Angst, dass sie etwas zu langsam machen – andere machen es vielleicht schneller.

 

4.) Ich muss stark sein

Also darf ich keine Schwächen zugeben. Wenn Menschen einem sagen, dass du etwas nicht richtig gemacht hast – Menschen mit dem inneren Antreiber „Ich muss stark sein“ verteidigen sich dann immer und sagen „Nein, nein, ich hab das schon richtig gemacht“.

Jemand, der diesen inneren Antreiber nicht hat, wird einfach sagen „Ja, stimmt, das hab ich falsch gemacht, da hab ich einen Fehler gemacht, tut mir leid, ich bitte um Entschuldigung“.

Jemand, der das Gefühl hat, nicht stark sein zu müssen, hat auch kein Problem, seine Schwächen zuzugeben und kritisiert zu werden. Aber es gibt Menschen, die können das eben nicht zeigen und sie müssen immer stark sein. Sie können nicht einmal sagen, dass sie eine kleine Erkältung haben, gerade schwach oder müde sind usw.

Dieser innere Antreiber „Ich muss stark sein“ führt dann zu dieser inneren Angst, als schwach wahrgenommen zu werden. Und wenn du das Gefühl hast, als schwach wahrgenommen zu werden, während du denkst, du musst stark sein, dann hast du natürlich gleich wieder Angst. Vielleicht steckt da auch so eine (evtl. sogar vormenschlichen) Urangst dahinter „Die Schwachen werden totgebissen“. Wenn du so ein Gefühl hast, dann erhöht das natürlich das Stresspotential.

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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