Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Patanjali spricht in der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 46. Vers, über die Siddhis. Hier sprechen wir gerade über die acht Siddhis, die Maha Siddhis.
Die zweite der großen Siddhis ist die Fähigkeit zu kolossaler Größe. Das letzte Mal hatte ich über die Fähigkeit gesprochen. winzige Größe anzunehmen, also demütig zu sein, in den Hintergrund zu gehen, bereit zu sein, nachzugeben, loszulassen und auch Dinge zu tun, die scheinbar unter der eigenen Würde sind.
Das ist die Bereitschaft zu Demut: klein zu werden, sich klein zu machen zum Wohl von anderen, damit diese wachsen können. Wenn du immer deine Größe in den Vordergrund stellst, dann werden andere, die gerade ihre Fähigkeiten entwickeln, vielleicht entmutigt. Daher ist die Fähigkeit, winzig zu werden, eine der wichtigsten Fähigkeiten.
Die Fähigkeit um die es heute geht, ist die Fähigkeit zu kolossaler Größe. Kolossale Größe heißt zum Beispiel, bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört die Bereitschaft, sich auf eine Bühne zu stellen, viel zu bewirken und wenn nötig, auch Verantwortung zu übernehmen.
Angenommen, es ist möglich für dich, ins Fernsehen zu gehen, dann geh auch ins Fernsehen. Angenommen, du wirst darum gebeten, irgendwo einen großen Vortrag über Yoga zu halten, dann mache das auch! Diese Fähigkeit, etwas darzustellen, sich ins Rampenlicht zu stellen, ist auch eine wichtige Fähigkeit. Es gehört zum Yoga dazu, dass du bereit bist, auch mal in den Vordergrund zu treten. Zu viele Menschen auf dem spirituellen Gebiet überbewerten die Demut und sagen immer: „Ich halte mich lieber im Hintergrund.“ oder „Auf die Bühne gehen ist nicht mein Ding.“ oder „Ich brauche das nicht.“
Du magst es nicht brauchen. Aber damit gute Dinge geschehen, ist es wichtig, dass Menschen bereit sind, in den Vordergrund zu treten. Man sagt zwar, der Klügere gibt nach, aber wenn Menschen, die klug sind, das tatsächlich immer machen würden, dann würden nachher die Dummen die Welt regieren. Glücklicherweise gibt es genug Kluge, die nicht immer nachgeben. Der Klügere gibt dann nach, wenn es nicht so wichtig ist. Der Klügere behält das große Ganze im Auge. Aber es ist wichtig, dass du bereit bist, auch kolossale Größe anzunehmen.
Du weißt: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman. Und auf der physischen Ebene mache ich mich mal klein und mal groß.“ Denke nicht, dass, weil du Yoga machst und dein Ego nicht vergrößern willst, du auf gute Angebote und Achtung lieber verzichtest. In verantwortungsvolleren Positionen kannst du oft mehr bewirken.
Es ist immer leicht, die da oben zu kritisieren. Es ist leicht, die Vorgesetzten zu kritisieren, deine Chefs und die Politiker, die Wirtschaftsführer. Es ist aber hilfreicher und es bewirkt mehr, wenn du selbst bereit bist, Verantwortung zu übernehmen. So sollte ein Yogi bereit sein, auch zu kolossaler Größe zu wachsen, also sich ins Rampenlicht zu stellen, seiner Verantwortung gerecht zu werden oder sie überhaupt erst anzustreben. Aber ohne daran zu haften. Die kolossale Größe muss immer ergänzt werden durch die Fähigkeit zur winzigen Größe.
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! In der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 46. Vers schreibt Patanjali: Daraus entspringen Fähigkeiten, wie den Körper winzig klein zu machen sowie Vollkommenheit und Unverwundbarkeit des Körpers.
Diesen Vers kann man zum einen auf die so genannten Siddhis beziehen, auf die übernatürlichen Kräfte. Im engeren Sinne bedeutet das, wirklich physisch klein oder unverwundbar zu werden. Von großen Yogis werden solche Fähigkeiten immer wieder berichtet. Aber oft ist es schwer, zwischen dem, was wirklich ist und dem, was an Mythen entstanden ist, zu unterscheiden. Man hat unter Laborbedingungen außergewöhnliche Fähigkeiten von Yogis zeigen können. Z.B. die Fähigkeit, das Herz zum Stillstand zu bringen oder den Puls zu beschleunigen, Hirnwellen bewusst zu beeinflussen, die Blutzufuhr in bestimmten Körperteilen abzustellen.
Ich war zweimal bei einer so genannten Kavadi-Zeremonie dabei, bei der Yogapraktizierende aus Malaysia sich Speere in den Körper gerammt haben. Nicht in die Organe, aber durchaus unter die Haut. 108 dünne Speere, bis 5 cm tief, die danach wieder herausgezogen wurden. Man sah keine Wunden und ein paar Stunden später war die Haut wieder ganz normal. Ich habe auch schon Feuerlaufzeremonien gesehen. Ich habe gesehen, wie Menschen glühende Kohlen in die Hände genommen haben und dann sehr langsam über glühende Kohlen gegangen sind – ohne ihre Füße vorher in irgendwelche Wasserbottiche gegeben zu haben. Das könnte man tatsächlich als ein medizinisches Wunder bezeichnen. Das ist aber nur eine Interpretation dieses Verses. Beim nächsten Mal will ich dir eine andere Inspiration geben, die ich für den Alltag wichtiger und auch praktischer finde als.
Ich wünsche dir alles Gute! Hari Om Tat Sat
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Om Namah Shivaya. Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es noch einmal um die Yoga Sutra, 3. Kapitel, 45. Vers: Vereinfacht ist dieser Vers: Meisterschaft kommt durch Samyama, durch große Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Konzentration.
Ich will heute das aufgreifen, was ich beim letzten Mal schon gesagt habe. Übung macht den Meister. Und Konzentration macht auch den Meister. Darum überlege, was du machst und mache es richtig. Gib in das, was du tust, dein Herz, deinen Verstand, deinen Geist und deine Hand hinein. Halte nichts zurück.
Viele Menschen haben heute Angst vor Burnout oder Stress. Darum halten sie sich zurück. Wenn du dich zurückhältst, dann fließt die Energie nicht wirklich. Egal, was du machst, mache es von ganzem Herzen. Gib dein Bestes. Bringe deinen ganzen Enthusiasmus ein. Überprüfe, ob du dich aus irgendwelchen Ängsten oder Selbstzweifeln zurück hältst. Wie ich schon beim letzten Mal gesagt habe, ist es nicht wichtig, ob du jetzt wirklich genau das Richtige machst. Solange es ethisch verantwortbar ist, gib alles hinein.
Das heißt natürlich nicht, dass du von morgens bis nachts durchschuften sollst. Du brauchst natürlich auch Regeneration. Vermutlich hast du auch verschiedene Verantwortlichkeiten. Aber wenn du etwas machst, dann bringe dort deine ganze Energie hinein. Es heißt zwar, dass die Menschen, die sehr engagiert sind, auch zu Burnout neigen. Aber da kannst du dich einfach an die Wissenschaft des Karma Yoga halten. Karma Yoga, insbesondere wie es in der Bhagavad Gita von Krishna beschrieben wird, beinhaltet: Tue, was du kannst, so gut, wie du kannst. Fühle dich als Instrument Gottes. Spüre, dass Energie durch dich hindurch strömt. Es ist letztlich egal, ob nachher Erfolg oder Misserfolg dabei herauskommt. Auch die Früchte deiner Arbeit sind nicht so wichtig. Identifiziere dich nicht. Obgleich du alles hinein gibst, weißt du: „Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman. Und was durch meine Hände und durch meinen Verstand geht, ist letztlich alles Gottes.“ So hilft dir dieser Aspekt von Karma Yoga, ein engagiertes, ja sogar ein leidenschaftliches und dennoch gelassenes Leben zu führen.
So kannst du den vierfachen Lebenssinn erfahren, den Patanjali im 2. Kapitel postuliert: Den Lebenssinn, Erfahrungen zu machen, indem du Dinge mit großer Intensität tust. Den Lebenssinn, die eigenen Kräfte zu entwickeln und zu verwirklichen. Den Lebenssinn, Maitri - Mitgefühl - zu entwickeln und deine ganz eigene Aufgabe zu erfüllen. Und als viertes den Lebenssinn, zu erfahren, wer du wirklich bist: Ein Teil des Höchsten, ja, das Höchste selbst. Das ist letztlich der höchste Lebenssinn. Und damit der verwirklicht werden kann, gilt es auch, Erfahrungen zu machen, Kräfte zu entwickeln, anderen zu helfen und zu dienen und die Lektionen des Lebens zu lernen. Dabei wünsche ich dir viel Inspiration!
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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wie wir schön gehört haben, schreibt Patanjali in der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 44. Vers:
Durch Samyama auf nicht vorstellbare jenseitige Seinsweisen kommt die Fähigkeit, außerhalb des Körpers zu verweilen. Der Schleier vor dem Licht verschwindet.
Gestern hatte ich Verse aus der Bhagavad Gita vorgelesen, in denen Krishna das nicht Beschreibbare beschreibt und uns dazu anregt, uns das nicht Vorstellbare vorzustellen.
Du kannst das auch folgendermaßen praktizieren: Frage dich immer wieder: „Wer bin ich?“ Und werde dir dann bewusst: „Ich bin nichts Vorstellbares. Ich bin nicht der Körper.“ So kommst du zu dem so genannten „Neti, neti“: Nicht dies, nicht das.“ Du kannst deinen Körper spüren, aber du bist nicht dein Körper. Du kannst die Empfindsamkeit des Körpers spüren. Aber werde dir bewusst, dass du diese Empfindungen nur hast, dass du sie nicht bist. Frage dich: „Bin ich die Gefühle?“ Und dann sage dir: „Ich bin nicht die Gefühle. Ich beobachte sie nur. Die Gefühle sind wie Informationen an mich.“
„Bin ich die Gedanken?“ „Nein, ich bin nicht die Gedanken. Ich bin der Beobachter hinter den Gedanken. Gedanken sind wie der Übergang zwischen Bewusstsein und äußerer Welt.“ „Bin ich die Persönlichkeit?“ „Nein, ich bin nicht die Persönlichkeit.“ „Wer bin ich? Ich bin jenseits des Körpers, jenseits des Pranas, der Energien, jenseits der Emotionen und jenseits des Denkens. Ich bin jenseits von Persönlichkeit, jenseits aller Gefühle. Wer bin ich?“
Indem du dich das fragst und dann immer wieder Samyama auf das übst, was jenseits von allem ist, das reine Bewusstsein, erfährst du Maha Videha, die große Körperlosigkeit: „Ich bin nicht dieser Körper. Ich bin das Unendliche. Ich bin eins mit allem.“
Soham Hamsa Paramahamsa Paramatma Cinmayu Ham Satchidananda Svarupo Ham Soham Brahma Om. Soham - Ich bin Das. Hamsa - frei wie ein Vogel. Paramahamsa - der Freiheit des Unendlichen. Cinmayu Ham - Ich bin reines Bewusstsein. Satchidananda Svarupo Ham - Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Paramatman - Ich bin höchstes Selbst. Soham - Ich bin das. Brahman - das Unendliche, das Ewige, das Absolute. Om
Meditiere über die Frage: „Wer bin ich?“
Hari Om Tat Sat
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