Sukadev Bretzs Beiträge (5619)

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Krishna hat gesagt

Dann möchte ich euch noch eine kleine Geschichte erzählen. Und zwar ist es eine modernisierte Ver¬sion von einer Geschichte – manche kennen sie. Es ist eine Geschichte von jemandem, der in der Bhagavad Gita gelesen hat, dass Krishna sagt: „Wer an mich glaubt, den werde ich immer retten.“ Er lebte in einem kleinen Dorf, es gab eine Über¬schwemmung, und plötzlich kam dort eine Nachricht: „Damm ist gerissen.“ Jetzt müssen dort alle aus¬ziehen oder schnell evakuiert werden. Und er dachte: „Krishna hat gesagt, wenn ich an ihn glau¬be, wird er mich retten – ich bleibe in meinem Häuschen.“ Das Wasser stieg, die Straßen wurden überflutet, und dann kam die Feuerwehr und rief: „Ist noch irgendwo irgendjemand? Letzte Gele¬genheit ge¬rettet zu werden. Ihr müsst das Dorf jetzt verlassen, das Wasser wird gleich so weit steigen, dass alles über¬schwemmt wird. “ Und unser junger Aspirant sagte: „Krishna wird mich retten.“ Dann stieg das Wasser höher. Als das Erdgeschoss des Hauses überflutet war, kam ein Motorboot vorbei. (Es wird moderner jetzt!) Und es wurde mit Megaphon gesagt: „Ist noch irgendjemand da? Dies ist die letzte Mög¬lichkeit gerettet zu werden!“ Und er dachte wieder: „Krishna wird mich retten, ich brauche keinen.“ Das Wasser stieg weiter, schließlich musste er aufs Dach steigen. Dann kam ein Hubschrauber vor¬bei, und der warf eine Strickleiter hinunter. Doch unser Aspirant rief nur: “Gott selbst wird mich retten! Ich brauche eure Hilfe nicht!“ Das Wasser stieg noch höher, er musste ganz auf die Dachspitze steigen. Schließlich kam noch ein Flugzeug vorbei – eine weitere Möglichkeit für ihn, gerettet zu werden – aber er rief nur zurück: “Ich brauche eure Hilfe nicht, Gott wird mich retten.“ Das Wasser stieg weiter, und er ertrank. Dann kam er in den Himmel. Dort traf es Krishna und beschwerte sich: „Du hast gesagt: ‚Wer an mich glaubt, den werde ich retten.’ Aber jetzt bin ich ertrunken.“ Da sagte Krishna: „Ich habe dir einen Boten geschickt, ein Feuerwehrauto, ein Motorboot, einen Hubschrauber und ein Flugzeug – was soll ich denn noch mehr tun?“ Das ist so öfter unsere Geschichte. Gott stellt uns vor schwierige Situationen und gibt uns dann Mittel, wie wir dort rauskommen. Aber was erwarten wir, wie Gott zu uns kommt? – Irgendwie ganz außerge¬wöhnlich. Aber manchmal sind wir auch klug genug – wir nehmen den Boten oder das Motorboot, spä¬testens jedoch den Hubschrauber an. Ich erzähle euch noch eine weitere Geschichte, die vordergründig eben so wenig positiv ist wie die vorige. Aber hintergründig wird viel Freude vermittelt. Es ist eine Geschichte von Krishna und Narada. Narada ist mit Krishna zusammen auf Pilgerreise gegangen, und er fragt ihn: „Krishna, erkläre mir bitte, was Maya ist.“ Krishna sagte: „Warte, ich erkläre es dir später.“ Sie gingen ein paar Stunden weiter und dann sagte Krishna: „Weißt du, es ist jetzt sehr heiß, ich muss jetzt mein Mittagsschläfchen halten. Gehe doch bitte zum Fluss und hole mir etwas zu trinken. So in ein oder zwei Stunden können wir dann weiter gehen.“ Narada ging also runter an den Fluss, er hatte ja jetzt ein oder zwei Stunden Zeit. Auf der anderen Seite des Flusses sah er eine junge Frau, die gerade einen schweren Wasserbehälter hatte. Und dann dachte er: “Diene, liebe, gib.“ (Wir haben es gerade gehört: Dienen ist wichtig!) Also schwamm er auf die andere Seite des Flusses und fragte: “Kann ich dir helfen? Du siehst mit deinen Wassertöpfen so schwer beladen aus.“ Und sie sagte: “Ja, gerne.“ Und Narada schaute sie an, sie schaute ihn an, und es machte „Klick“ in seinem Kopf und er wusste, dass er endlich seinen Seelenpartner gefunden hatte. Er half ihr, die Wasserbehälter zurückzutragen, und als sie ankommen waren, fragte er den Vater der jungen Frau, ob er sie heiraten dürfe. (Manchmal geht so etwas schnell. Ich war mal in Los Angeles. Und als ich dort die Geschichte erzählt hatte, sagte ein Paar: „Wir haben das so gemacht. Wir haben uns morgens kennengelernt, mittags sind wir nach Las Vegas, abends verheiratet zurückgekommen. Das war vor 15 Jahren, und wir sind heute noch glücklich verheiratet.“ So kann das gehen.) Narada hat die junge Frau also geheiratet, sie waren glücklich, bald kam ein Kind, nach einer Weile hatte er genügend Geld, hatte einen Sack Gold zur Sicherheit, ein kleines Häuschen – das Leben war phan¬tastisch. Plötzlich kam ein Bote und sagte: “Der Fluss tritt über die Ufer, der Damm ist gebrochen, das Dorf muss eva¬ku¬iert werden!“ Er nahm Kind und Frau und Gold und dann rannten sie weg. Er wusste, dass das Haus, woran sie so lange gearbeitet hatten, verloren war. Aber wenigstens hatte er Frau, Kind und Ersparnisse. Das Wasser stieg an, und schließlich musste er waten. Da sagte die Frau: “Weißt Du, ich kann nicht schwimmen!“ Er antwortete: “Macht nichts, ich bin stark.“ Das Kind hatte er an der einen Hand, das Gold in der anderen Hand – und die Frau hielt sich an seiner Schulter fest. Irgend¬wann war der Zeitpunkt gekommen, dass er das alles nicht mehr halten konnte. Also warf er das Gold weg. Die Frau hielt sich weiter an seiner Schulter fest, das Kind hatte er an der einen Hand und mit der anderen Hand half er, gegen den Strom weiter zum Berg hin zu waten. Irgendwann stieß sich die Frau ab und sagte: „Rette unser Kind!“ Er ging weiter. Bald musste er schwimmen, und während er krampfhaft das Kind festhielt und gleichzeitig ver¬suchte, sich über Wasser zu halten, ging sein Kopf unter Wasser. Plötzlich musste er loslassen, weil er selbst zu ertrinken drohte. Mit letzter Kraft kam er am Ufer an. Plötzlich wurde der Fluss wieder ruhig, und Krishna rief: “Narada, wo bleibt mein Wasser?“ So wissen wir nicht: Ist diese Welt wirklich? Oder ist sie unwirklich? Mit allen schönen Dingen, mit allen Verlusten. Wir sind da. Sind wir gerade in einer Matrix? Manche kennen den Film. Sind wir in irgendeinem dieser Container, von denen schon Gustav Meyering erzählt hatte? Der hat einen Roman geschrieben, dessen Handlung ähnlich ist wie die im Film Matrix. Sind wir die animierten Spieler von einem Gott inszenierten „second life“? Sind wir lila Teile? Sind wir im Traum? Könnte alles sein. Und so – in dieser Bewusstheit – gilt: Life is too serious to be taken too seriously. Leben ist zu ernst, um zu ernst genommen zu werden. Und in diesem Sinne: Hari om tat sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Soham - Ich bin das unsterbliche Selbst

soham heißt : Ich bin das.
hamsa heißt : frei, unendlich, ewig. paramahamsa : höchste Freiheit. paramatma : höchstes Selbst.
chin mayo ham : ich bin reines Bewußtsein, ich bin gemacht aus Bewußtsein,
aham : ich bin, maya : gemacht aus, chit : Bewußtsein – chin mayo ham.
sat chit ananda svarupo ham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.
soham – das bin ich, brahman, OM – das reine, unendliche, ewige Bewußtsein.
Das sind die großen Behauptungen des Jnana-Yoga, des Vedanta,
und letztlich die großen Behauptungen der meisten Mystiker der verschiedensten Traditionen.
Wir sind nicht dieser physische Körper, wir sind nicht beschränkt auf Emotionen, Persönlichkeit, sondern wir sind unendliches Bewußtsein, das Bewußtsein hinter allem.

Descartes hat einmal gesagt, wir können an allem zweifeln,
nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich dem Bewußtsein.
Denn wir wissen nicht, ob die Welt draußen existiert,
wir könnten auch in einem Traum sein, wir könnten denken, wir träumen irgendwie.
Vedantin sagen, auf eine gewisse Weise träumen wir tatsächlich.
Woher wißt ihr, daß hier oben jemand auf der Bühne hockt ?
Es könnte ja sein, daß ihr euch das nur einbildet.
Ihr könntet mich fragen : Hockst du wirklich auf der Bühne, oder bist du Einbildung ?
Sage ich : Nein, ich hocke tatsächlich auf der Bühne.
Aber angenommen, ihr fragt das in eurem Traum, dann werden die Leute das auch sagen.

Ich bin so jemand, der öfters am Tag überlegt : bin ich wirklich, unwirklich ?
Was ist wirklich, was ist unwirklich, bin ich im Traum, bin ich nicht im Traum ?
Und so gewohnheitsmäßig frage ich mich das auch nachts,
und gerade, wenn ich z.B. nachts besonders flexibel in meinen Asanas bin,
dann überlege ich : wie kommt das, daß ich jetzt die Füße ganz hinter den Kopf kriege ?
Bin ich im Traum ? Dann versuche ich zu analysieren, herauszufinden :
gut, irgendwo habe ich plötzlich wieder Flexibilität, es scheint, als ob es die Wachwelt wäre.
Und freue mich darüber, über meine unglaubliche Fexibilität, und die Pranaerfahrungen, die dort einhergehen.
Und kurz danach bin ich aufgewacht und stelle fest : aha, so ist also die Traumwelt,
und woher weiß ich, daß ich jetzt nicht wieder in einer Traumwelt bin ?
Und von einem höheren Standpunkt ist jede Welt, die wir sehen, ein Traum.

So können wir alles überlegen, wir können sagen : ja, alles könnte Traum sein.
Nur eines können wir sicher sein : es gibt jemanden, der die Frage stellt :
Was ist wirklich, was ist unwirklich ? Der muß da sein.
Also, ich weiß mindestens, es gibt jemanden, der stellt sich die Frage :
Was ist wirklich, was ist unwirklich ?
Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand von euch überhaupt existiert,
ob das Ganze nur eine Dreingabe ist des Traumes –
gut, ich gehe jetzt davon aus, daß ihr alle das Gleiche euch fragen könntet,
und vielleicht in dem Moment so ein bißchen fragt,
aber es gibt ein unendliches Bewußtsein, und dieses Bewußtsein ist eben auch überall identisch.
Angenommen, wir wären jetzt in einem Traum:
das einzig Wirkliche in dem Traum ist das Bewußtsein des Träumers.
Und aus wem sind all diese Traumgestalten gemacht ? Aus dem Bewußtsein des Träumers.

Angenommen – wie heißt du ? -, die Sina würde jetzt träumen,
und sie würde jetzt von – wie heißt du ? – von Sara träumen,
und dann würde sie sich selbst im Traum sehen, und vielleicht auch als Sina bezeichnen -
gut, sie könnte sich auch ganz anders sehen,
aber nehmen wir einmal an, die Sina würde sich als Sina sehen, und die Sara auch,
woraus bestehen dann Sara und Sina im Traum ?
Aus dem Bewußtsein von Sina. Das Bewußtsein von allen Traumgestalten ist das gleiche Bewußtsein.
Das ist jetzt nicht plötzlich, daß im Traum dort hunderte oder tausende von verschiedenen Wesen
mit individuellen Bewußtseinen dort herumrennen oder meditieren oder wie auch immer,
sondern da ist ein einziges Bewußtsein.
Und so ist es auch jetzt. Yogis sagen, im Wachbewußtsein –
wobei ich jetzt nicht weiß, ob wir im Wachbewußtsein sind,
wir könnten ja auch im Traumbewußtsein sein, aber nehmen wir an, wir wären im Wachbewußtsein -
im Wachbewußtsein sind wir alle Traumgestalten eines kosmischen Träumers,
der manchmal als brahma bezeichnet wird.
brahma träumt diese Welt, und wir sind Traumgestalten.
Aber unser Bewußtsein ist das Bewußtsein von brahma, und das Bewußtsein von brahma ist brahman.

Und jetzt das Schöne ist, im Wachzustand – das unterscheidet ihn vielleicht vom Traumzustand –
im Wachzustand können wir uns auch jederzeit des Bewußtseins bewußt werden.
Wir müssen noch nicht einmal warten, bis wir irgendwann genügend Yoga praktiziert haben,
um nirvikalpa samadhi zu erreichen und die Selbstverwirklichung zu erfahren.
Eine Ahnung vom unendlichen Bewußtsein können wir jetzt haben, jetzt und in diesem Moment.
Einen Moment können wir die Bewußtheit selbst bewußt spüren.
In dieser Bewußtheit selbst ist Unendlichkeit, denn alles, was beschränkt ist, ist nicht Bewußtsein.
Egal, ob wir kleiner oder größer, jünger oder älter sind, klüger oder noch klüger,
- oder vielleicht sind wir morgens einmal klüger als am Nachmittag, oder umgekehrt –
ob wir durstiger oder hungriger sind : Bewußtsein ist immer da.
Und wenn wir aufhören, oder einen Moment lang aussetzen,
nur über Körper, Emotionen, Gefühle nachzudenken,
einen Moment lang Bewußtheit selbst spüren, in dem Moment sind die Eigenschaften der Bewußtheit da,
die nicht wirklich Eigenschaften sind, aber irgendwie muß man es sprachlich benennen.
Es ist Wonne da – ananda, es ist Unendlichkeit da, es ist Sein da,
es ist Verbundenheit da, es ist Liebe da.
Es ist.
Hari OM Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Pranayama: das universelle Prinzip

Ich lese etwas aus Swami Sivanandas Buch „Göttliche Erkenntnis“ aus dem Kapitel „Pranayama“. Die Herrschaft über das Prana, die Steuerung des Pranas heißt Pranayama. – Herrschaft über das Prana, den Geist beherrschen und dann zum Höchsten zu kommen. Swami Sivananda schreibt: „Durch Prana leben die Engelswesen, die Menschen und die Tiere. Prana ist wahrlich das Leben der Wesen. Deshalb nennt man es das universelle Leben, das Leben aller. Prana ist das universelle Prinzip von Energie und Kraft. Es ist Lebenskraft. Es ist alldurchdringend. Es kann statisch und dynamisch sein. Es findet sich in allen Formen von den höchsten zu den nie¬drigsten, von der Ameise zum Elefanten, von der Amöbe bis zum Menschen, von der Elementarform pflanzlichen Lebens zur entwickelten Form tierischen Lebens. Das Strahlen Deiner Augen ist Prana. Durch die Kraft des Prana hören die Ohren, sehen die Augen, fühlt die Haut, schmeckt die Zunge, riecht die Nase und erfüllen Gehirn und Verstand ihre Funktion. Das Lächeln eines Menschen, die Kraft in den begeisternden Worten eines Vortragenden, der Zauber in den Worten des Geliebten – all das ist Prana. Ein gesunder, starker Mensch strahlt viel Prana aus. Prana wird aufgenommen durch Nahrung, Wasser, Luft, Sonnenenergie usw.“ Man kann auch sagen, dass alles, was wir im Yoga machen, auch dazu dient, unser Prana zu erhöhen. Was wir essen, hat eine Auswirkung auf das Prana, wie wir atmen hat eine Auswirkung auf das Prana. Wenn wir durch die Nase atmen, und mit dem Bauch ein- und ausatmen, so können wir Prana gut aufnehmen. Wenn wir durch den Mund einatmen und nicht mit dem Bauch atmen, wird weniger Prana aufgenommen. Wenn wir in der Natur sind und bewusst spazieren gehen, können wir uns bewusst mit der Kraft der Bäume, des Himmels, der Sonne und der Erde verbinden. Oder wir können gedankenlos daran vorbei gehen und nehmen weniger Prana auf. Wir können uns bewusst zu Kraftorten begeben – wie z.B. zu diesem Ashram hier – wo wir bewusst Prana aufnehmen. Oder wir können irgendwo hingehen, wo das Prana sehr unruhig ist. Und natürlich können wir verschiedene Arten von Körperübungen machen – Joggen und Wandern ist schon etwas Schönes, aber wenn wir Yogaübungen machen, tun wir etwas, womit wir unser Prana besonders erhöhen. Wir können Volkslieder singen oder irgendwelche anderen Lieder, oder wir können Mantras singen. Jede Form von Singen hat eine Wirkung auf das Prana. Neulich gab es eine Studie: Menschen, die regel¬mäßig singen, geht es psychisch besser. Nicht nur, dass Menschen, denen es besser geht, mehr singen. Es gab zwei Gruppen: Die eine wurde dazu angeleitet, täglich eine Stunde zu sin¬gen. Die andere hat es wie bisher gemacht, typischerweise irgendwelche Lieder konsumiert. Selbstsin¬gen verbessert die psychische Stabilität – und zwar erheblich mehr als nur zuzuhören. Nach dieser Studie wirkt Singen besser als Antidepressiva. Das reine Singen ist besser zur Stimmungs¬er¬höhung als Tabletten zu nehmen. Jede Form von Singen ist erstmal gut. Aber natürlich sind Mantrage¬sänge speziell darauf ausgerichtet, Prana zum Fließen zu bringen, Chakras zu öffnen und das Prana auch subtiler zu machen. Wir wollen nicht nur mehr Energie haben, sondern auch subtilere Energie, was uns hilft, uns zu höherem Bewusstseinsebenen zu öffnen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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OM Namah Shivaya

Wißt ihr, was OM Namah Shivaya heißt ?
OM heißt : OM, Namah heißt : Ehrerbietung an, oder : ich grüße, und Shivaya heißt : an Shiva.
Und was ist jetzt Shiva ? Shiva wörtlich heißt : der Liebevolle, der Gütige, der Segensbringende.
Und wenn wir im Yoga uns gegenseitig grüßen mit OM Namah Shivaya,
dann heißt das, ich grüße das Liebevolle in dir, ich grüße das Segensreiche in dir,
ich grüße das Gütige in dir, ich grüße das Göttliche in dir.

Und die große Behauptung des Yoga ist ja,
daß tief im Inneren nicht irgendwo so ein kleiner Funke des Göttlichen ist,
und große Mengen des weniger Göttlichen,
sondern das Tiefste in uns ist dieses Göttliche, und das, was wir wirklich sind, ist dieses Göttliche.
Das ist natürlich eine große Behauptung,
und eigentlich die optimistischste Behauptung, die man überhaupt aufstellen kann.
Man kann ja sagen, Mensch ist irgendwo ein Gemisch aus Gutem und Bösem – eine Möglichkeit.
War einmal früher populär gewesen.

Was heute vielleicht populärer ist, der Mensch ist irgendwo ein biologisches Lebewesen,
in Evolution entstanden, und alles, was im Menschen irgendwo drin ist,
war irgendwann einmal in irgendeinem evolutionsbiologischen Kontext sinnvoll.
Man könnte auch sagen, auf irgendeine Weise sind wir alle mit dem genetischen Material
des Steinzeitmenschen ausgestattet, und da ist es schon erstaunlich genug,
daß wir als optimal für Steinzeit eingerichteter Mensch eine solche Zivilisation auf die Beine gestellt haben.
Es ist schon etwas mitfühlender, wenn man nicht denkt, im Menschen ist irgendetwas Schlechtes,
sondern alles war irgendwo sinnvoll.

Und da sagt man dann auch, und weil der Mensch auch diese Kooperation entwickelt hat,
überhaupt deshalb konnte er dann so sich auf der Erde so verbreiten,
weil sich der Planet überlegen kann, ob Mensch wirklich so ein großer Segen für den Planeten ist.
Aber die alten Schriften sagen, er ist es tatsächlich, aber aus noch einem tieferen Grund,
nämlich der tiefste Grund ist : eigentlich im Inneren jeden Wesens ist dieses Göttliche drin,
die Essenz ist letztlich dieses Göttliche, das Bewußtsein.
Das ist das, was noch durch keine biologische Theorie
und durch keine Hirnforschung beschrieben werden kann oder begründet werden kann.
Und dieser göttliche Funken, dieses Bewußtsein, das ist unsere wahre Natur, das ist unsere Essenz,
aus der stammt tatsächlich alles Streben, aller Wunsch, alle Liebe.
Alles, was da ist, ist letztlich in uns verankert,
und alle Sehnsüchte, die wir haben, gehen darauf hinaus, daß wir dieses erfahren wollen,
wir wollen es in uns selbst erfahren, wir wollen es in anderen erfahren.

Und eine gute Weise der Kommunikation ist, bevor wir mit jemandem sprechen,
irgendwo uns an dieses Göttliche zu richten.
Danach kann man sich immer noch auseinandersetzen, respektvoll auseinandersetzen,
aber durchaus auch unterschiedliche Meinungen vertreten,
und nachher kann man wieder respektvoll das Göttliche im anderen grüßen.

Und das kann man auf sanskrit machen, dann sagt man : OM Namah Shivaya,
man kann es auf süddeutsch sagen : Grüß Gott,
wir können es auf moderndeutsch machen : Hallo, heißt : Hel Lod – ich grüße Gott in dir,
- man könnte auch sagen : OM Namah Shivaya übersetzt heißt : Hallo –
oder wir können auch „tschüß“ sagen, tschüß kommt aus dem spanischen „adios“,
Grüße seien gerichtet an Gott, adios ist ja nur eine Verkürzung von einem längeren Gruß,
was auch wieder heißt : an Gott.
Und in diesem Bewußtsein können wir mit jedem Menschen Kommunikation beginnen,
und Kommunikation abschließen.
Und wenn diese Verbindung ist von dem Tiefsten unserer Seele mit dem Tiefsten der Seele des anderen,
dann wird jede Art von Kommunikation und Verbindung von Respekt und Einheit geprägt sein.
Und um dies verwirklichen zu können, letztlich dafür praktizieren wir Yoga.
Wenn wir Asanas üben, Körperübungen, Pranayama, Atemübungen, Luftanhalten,
wenn wir uns entspannen, wenn wir Mantra singen,
all das hat auch die Fähigkeit, uns durchlässig zu machen.
Durchlässig zu machen, daß wir diesen göttlichen Kern in uns mehr spüren,
daß wir diesen göttlichen Kern spüren in den Menschen, mit denen wir es zu tun haben,
durchlässig werden, daß wir dieses Göttliche auch als Schönheit in der Natur sehen,
- es ist jetzt der Frühling besonders schön, besonders wenn dieses tolle Wetter ist,
was ja die nächsten Tage noch toller werden soll, es sollen ja auf fast 20° mit blauem Himmel
und strahlender Sonne kommen/haben,
aber es ist auch hinter dem Regen und hinter dem Sturm und Hagel,
auch dort können wir dieses Göttliche fühlen und spüren.
Und ich glaube, die meisten von euch werden am Ende der Woche noch mehr verstehen,
wovon ich spreche als jetzt schon, denn auch wer schon zig-mal hier im Haus war,
und auch, wenn er es weiß, es ist immer so : es ist immer wieder schön, es so zu erfahren.
Eine Woche intensiver Yoga-Praxis, vielleicht nach den anfänglichen ein oder zwei Tagen Reinigung,
führt irgendwo dazu, daß man viel bewußter wird dieses Großartigen,
welches letztlich überall spürbar und erfahrbar wird.

Hari OM Tat Sat.

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Sadhana, Mantra Yoga Sadhana

Mantra Yoga Sadhana, von Swami Sivananda´s Buch „Sadhana“

Mantra Yoga ist eine exakte Wissenschaft.
mananat trayate iti mantrah - Mantra ist das, durch dessen Wiederholung man befreit wird.
Ein Mantra ist Göttlichkeit, das Mantra und Gott sind letztlich eins, das Mantra selbst ist Gott.
Das Mantra ist göttliche Kraft, daivi shakti, die sich in einem Klangkörper manifestiert.
Ständige Wiederholung des Mantras mit Vertrauen, Hingabe und Reinheit
vermehrt die shakti, die Kraft des Strebenden, reinigt,
erweckt das im Mantra verborgene mantra chaitanya, Bewußtsein,
und verleiht dem Sadhaka mantra siddhi,
Vollkommenheit im Mantra, Erleuchtung, Freiheit, Frieden, ewige Wonne und Unsterblichkeit.

Durch Wiederholen des Mantras nimmt der Sadhaka, der Übende,
die Tugenden und die Kräfte Gottes in sich auf.

Mantras haben auch die Form einer Verehrung und wenden sich so direkt an Gott.

Chronische Leiden können durch Mantras geheilt werden.
Mantrasingen läßt kraftvolle, spirituelle Wellen, göttliche Schwingungen entstehen.
Sie dringen in den physischen und astralen Körper des Patienten ein
und überwinden so die Grundursachen von Leiden.
Sie erfüllen die Zellen mit reinem sattwa, göttlicher Energie.
Somit sind Mantras machtvolle Medikamente.
Sie sind stärker als verschiedenste Tabletten und Bestrahlungen.

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Geschichte der Heiligen Medalasa

Ich will euch eine kleine Geschichte erzählen.
Es war einmal vor langer Zeit eine Mutter, die hieß Medalasa.
Und die Medalasa hatte einige Kinder,
und die Medalasa war nicht irgendeine Mutter, sondern sie war eine selbstverwirklichte Heilige.
Und sie sang ihren Kindern ein Wiegenlied,
und jetzt nicht so die Wiegenlieder, die wir hier in –, die wir hier vielleicht singen,
- ich weiß nicht, was heute modern ist-
aber sie sang das Wiegenlied :
shuddhosi buddhosi niranjanosi
samsara-maya-pariva (?) cittosi.
Sie sang ihren Kindern :
shuddosi - du bist rein,
buddhosi – du bist reine Intelligenz,
niranjanosi – du bist makellos,
samsara-maya-pariva,
du bist unberührt vom Kreislauf von Geburt und Tod und dieser maya, von dieser Illusion,
cittosi – du bist reines Bewußtsein.
Und weil Medalasa dies von ganz tiefem Herzen auch so meinte,
erreichten alle ihre Kinder auch die Selbstverwirklichung.

Und im Grunde genommen können wir das uns selbst auch immer wieder singen,
shuddhosi – du bist rein.
Natürlich, wir wissen alle, unser Geist hat alle möglichen Gedanken,
wir freuen uns einmal, wir ärgern uns einmal, wir sind einmal etwas niedergeschlagen,
einmal enthusiastisch, wir sind einmal Dingen verhaftet, und dann wieder losgelöst, usw.
Trotzdem behauptet dieses Wiegenlied der Medalasa : shuddhosi – du bist rein,
denn es ist ja nicht unser Bewußtsein, sondern es ist Körper und Denken,
welche durch diese verschiedenen Prozesse hindurchgehen.

Es ist genauso, angenommen, unser Hemd , ist so ein bißchen -
ja, hier ist jetzt etwas weiß geworden – es ist eigentlich ein gelbes Hemd –
durch, irgendwo, als ich vorher geklatscht habe, und meine Hände schon mit Babypuder,
und dann dieses Hemd - weiß geworden.
Hat sich das jetzt auf meinen Geist gelegt, und bin ich deshalb unreiner,
oder vielleicht noch reiner geworden, weil sich jetzt weißes Puder auf mein Hemd gelegt hat ?
Hat keine allzu große Bedeutung dort.
Genauso, unser Geist hat alle möglichen Prozesse, durch die er hindurchgeht,
aber wir können uns erinnern, Bewußtsein an sich bleibt ewig, rein,
bleibt ewige Intelligenz selbst, nicht im Sinne von Intellekt und IQ,
sondern im Sinne von reinem Bewußtsein.
niranjanosi – und so bleiben wir stets makellos, was auch immer geschieht.

Und wir sind unberührt von samsara, samsara – Kreislauf von Geburt und Tod.
Aber samsara-chakra heißt es.
Und es geht nicht nur um Geburt und Tod,
sondern der Geist, wenn man genauer beobachtet, stellt man fest, es gibt so bestimmte Zyklen.
Und manchmal kann man auch überlegen : will man dem gleichen Zyklus immer wieder folgen ?

Manchmal kann man auch abstellen.
Manchmal beobachtet man, was weiß jetzt genau, was die nächste Episode sein wird.
Irgendwo hat man irgendetwas gemacht, jetzt weiß man, als nächstes kommt –
vielleicht hat irgendjemand einen Knopf gedrückt –
gut, manchmal gibt es ja wunderbare Choreographien, wenn man zu zweit oder zu dritt ist,
einer sagt eines, der andere sagt das nächste, man müßte –
man weiß schon, was als nächstes kommt, und irgendwo schaukelt sich das auf,
und vielleicht lacht man nachher darüber und dann ist der Zyklus vorbei.
Und das gibt es auch individuell, das gibt es kollektiv,
es gibt immer wieder solche Dinge, die laufen ab.
Übrigens auch in einem Ashram; wer schon länger da ist, weiß, dieses samsara-chakra geht auch dort,
und wer in einer Beziehung ist, weiß, es geht auch dort,
wer Kinder hat, weiß, es geht auch dort, usw.

So ist dieses samsara.
Aber unser wahres Bewußtsein ist frei von dem allem. Und es ist auch jenseits der Täuschung.
Gut, glücklich sind wir, wenn wir erkennen, wie dieses samsara abläuft,
und vielleicht können wir auch einmal uns entscheiden, muß ja nicht immer so ablaufen,
man kann es ja auch einmal anders machen,
andererseits gibt es ja auch ein gewisses Gefühl der Sicherheit,
wenn man schon weiß, was als nächstes und übernächstes kommen wird.
Gut, also, wir sind davon eigentlich unberührt,
unberührt von maya, unberührt von diesen samsarischen Dingen, die geschehen.

Und schließlich cittosi – reines Bewußtsein und letztlich reines Wissen.
Und das ist so der Trick des Jnana-Yoga.
Gut, im Jnana-Yoga gibt es auch verschiedene Empfehlungen, unseren Geist zu beherrschen,
aber das ist letztlich zweitrangig,
vorrangig ist, wir wechseln nur den Blickwinkel,
wir identifizieren uns weniger mit all dem, was geistig-emotional abläuft,
wir identifizieren uns mit dem höchsten, dem reinen Bewußtsein.
Und das können wir unserem eigenen Geist immer wieder sagen,
und unserem Bewußtsein sagen, jedenfalls uns selbst sagen :
shuddhosi buddhosi niranjanosi
samsara-maya-pariva cittosi.

Hari OM Tat Sat.

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Ein Tag näher an der Selbstverwirklichung

OM Namah Shivaya

Heute ist Donnerstag. Gestern war Mittwoch.
Was ist der Unterschied zwischen Donnerstag und Mittwoch ? Ein Tag näher am Tod.
Der Unterschied zwischen Donnerstag und Mittwoch ist ein Tag näher am Tod.
Das ist die einzige Gewißheit, die wir haben, mindestens von der Zukunft aus betrachtet.
Das klingt jetzt nicht sehr positiv, oder ?
Das war so eines der Dinge, die der Swami Vishnu uns sehr häufig gefragt hat :
What day is today ? Today is thursday.
What day was yesterday ? Wednesday.
What is the difference between thursday and wednesday ? One day closer to death.
Und das betrifft nicht nur unseren eigenen Körper, es betrifft alles andere auch.
Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende,
das Schöne wie auch das weniger Schöne,
das, was wir mögen, wie auch das, was wir nicht mögen.
Man sagt auch so schön: nichts ist beständig, außer : der Wandel.
Und selbst der wandelt sich, denn manchmal ist er schneller, und manchmal ist er langsamer.
Dennoch, Yogis sagen, es gibt noch etwas anderes, was beständig ist außer dem Wandel,
das ist unser – die Antwort ist korrekt : die Stille, das, was nicht in Worte zu fassen ist,
das, was ewig und unendlich ist. Das ist das, was immer bleibt. Alles andere verändert sich.

Gut, und so könnte man auch sagen, daß genauso wie wir sagen können, ein Tag näher am Tod,
können wir auch sagen, einen Tag näher an der höchsten Verwirklichung.
Denn, wenn das irgendwo stimmt, was die Yogis so behaupten,
nämlich, das wir irgendwann alle zur Selbstverwirklichung kommen,
- und es heißt natürlich, wenn es in diesem Leben nicht klappt,
dann klappt es halt im nächsten, oder im übernächsten, oder in tausenden oder Millionen Leben -
jedenfalls : dann sind wir jetzt einen Tag näher an der Selbstverwirklichung.

Nun ist es auch nicht so ganz festgelegt,
so wenig, wie die Länge unseres Lebens letztlich so genau festgelegt ist,
- wir können die Länge unseres Lebens auch beeinflussen, wie wir handeln und wie wir leben,
ob wir uns gesund ernähren, ob wir Asanas und Pranayama machen,
da können wir einigen Einfluß darauf nehmen, in gewissem Maße.
Ob wir uns dann jetzt vielleicht –
morgen gehen wir vielleicht durch das Silvaticum,
und da fällt plötzlich ein Zweig herunter auf unseren Kopf, auf eine unglückliche Weise,
und dann haben wir früher die Befreiung von diesem Körper erlangt.
Aber leider nicht die Befreiung vom Höchsten –
die Befreiung vom Niedrig –
die Befreiung vom Geist, wir müssen uns dann wieder inkarnieren,
wir müssen die ganze Sache wieder von vorne anfangen.
Und auch wenn Erwachsene denken, daß das Babyleben ein wunderschönes ist,
die Babys denken das vielleicht nicht unbedingt.
Und so ist es besser, wo wir jetzt schon einen Körper haben und den Wunsch nach Befreiung,
und die Mittel dazu haben, dann wollen wir uns darum kümmern, daß der Körper länger existiert,
und daß er irgendwie gesund ist, soweit es mit dem Körper machbar ist,
so daß wir in diesem Leben noch höhere Erfahrungen machen.

Jetzt kommen wir aber noch zu einem anderen, logischen Problem.
Wenn wir jetzt schon ewig, unendlich und rein sind,
dann ist eigentlich die Behauptung, daß wir einen Tag näher an der Selbstverwirklichung sind,
irgendwie nicht so ganz sinnvoll. Denn wir sind jetzt schon das unsterbliche, ewige Selbst.
Und wir können es jetzt schon mindestens spüren, erahnen, erfühlen, uns dessen bewußt sein.
Und wir sind es selbst dann, wenn wir uns dessen nicht bewußt sind.

Es gehört zu dem, was man immer wieder auf dem spirituellen Weg sich bewußt werden kann,
zum einen : wir sind jetzt schon vollkommen, jetzt in diesem Moment,
zum anderen gilt es aber auch, mit Eifer danach zu streben, es wirklich vollständig zu erfahren,
und zum dritten gilt es auch, geduldig zu sein, denn es ist auch nicht so vollständig in unserer Hand.
So wie es paradox ist : auf der einen Ebene ist alles, was in dieser physischen Welt ist, sterblich,
und irgendwann vergänglich, deshalb sollte man dort eben keine Verhaftung haben,
andererseits brauchen wir das Vergängliche, auch um uns dort zu entwickeln.
Und auch wenn es heißt, das diese physische Welt nur einen relative Existenz hat,
haben wir dennoch auch eine Aufgabe, man könnte sogar sagen : Mission, in dieser Welt zu erfüllen,
und dafür gilt es, diese Welt auch immer wieder ernst zu nehmen, ohne sie zu ernst zu nehmen.
Hari OM Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Bhakti, Entwicklung von Hingabe

Ich will etwas lesen aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel „Bhakti“ :
Bhakti - wörtlich Hingabe -, Bhakti heißt : in Gott sein.
Bhakti ist das Fließen von Hingabe wie das Fließen eines Flusses,
Bhakti ist die Kontinuität von Hingabe, so wie Öl kontinuierlich aus einem Gefäß in ein anderes fließt.
Bhakti ist das Angezogensein des Jivas, der individuellen Seele, von Gott,
so wie die Nadel vom Magnet angezogen wird.
Bhakti transformiert den Menschen zur Göttlichkeit, sie infiziert den Verehrer mit göttlicher Liebe,
sie gibt ihm ewige Befriedigung, sie macht ihn vollkommen,
sie lenkt den Geist von Sinnesobjekten weg, sie läßt ihn in Gott frohlocken.
Bhakti ist die Transformation der Emotionalität in höchste Liebe zu Gott.
Sie erblüht später zum Jnana, zum höchsten Wissen,
sie führt zur Unsterblichkeit und Gottverwirklichung.
Bhakti ist die direkte Annäherung an das Ideal durch das Herz. Liebe ist für jeden Menschen natürlich.

Bhakti-Yoga ist einer der verschiedenen Yoga-Wege.
Die meisten von euch kennen die Yoga-Wege Jnana-Yoga, Yoga des Wissens,
Raja-Yoga, Yoga der Gedankenbeherrschung,
Karma-Yoga, Yoga des selbstlosen Dienens,
Hatha-Yoga, Yoga der Körperbeherrschung oder Körperarbeit,
um über Körperarbeit zur höheren Bewußtseinsebene zu kommen,
Kundalini-Yoga, Energiearbeit, um die Chakras zu öffnen.
Sind die höheren Chakras geöffnet, kommen wir zum Höchsten.
Und schließlich gibt es Bhakti-Yoga.
Bhakti-Yoga, der Yoga der Gottesverehrung.

Es wird oft auch gesagt, Bhakti-Yoga sei der einfachste Weg,
aber, zugegebenermaßen, das sagen die Schriften über die anderen Yoga-Wege auch.
Aber es gibt bestimmte Dinge im Bhakti-Yoga, die wichtig sind, die uns helfen können.
Zum einen : viele Menschen, gerade die im Westen Yoga üben,
kommen zum Bhakti-Yoga, nachdem sie festgestellt haben,
mit den anderen Yoga-Wegen kriegen sie es irgendwo nicht hin,
um es einmal so banal, salopp auszudrücken.
Wir bemühen uns, den Geist unter Kontrolle zu halten,
wir bemühen uns, unsere niederen Instinkte zu transformieren,
wir bemühen uns, ein diszipliniertes Leben zu führen, schlechte Gewohnheiten aufzugeben,
und wir erfahren, einiges klappt, und einiges klappt auch nicht.

Und jetzt kann man da verschieden umgehen, und eine der Möglichkeiten ist eben im Bhakti-Yoga.
Zum einen können wir sagen : O Gott, du bist alles, und ich möchte dich erfahren,
ich weiß, es gibt die eine Unendlichkeit,
ich habe das schon in verschiedenen Gemütszuständen gespürt,
ich sehe dich manchmal, ich erfahre dich manchmal, ich würde dich gern immer erfahren,
aber, irgendwo, es gelingt mir nicht, meinen Geist unter Kontrolle zu bringen,
ich habe Anteile in mir, die sich immer wieder verselbständigen.
Hilf mir, zeige mir, wie ich dort hinkomme. Hilf mir, der ich es nicht allein packe.
Und so heißt es dann, Bhakti-Yoga ist auch ein Weg, wo wir nicht selbst etwas schaffen können.
Auf eine gewisse Weise kann man auch sagen,
die Verwirklichung läßt sich nicht erzwingen, nicht erarbeiten.
Wir können einiges tun, wir können einiges Positive bewirken,
- wie ihr ja alle wißt, sonst würdet ihr vermutlich nicht hier sitzen –
wir können einiges tun, aber wir wissen auch, wir kriegen es auch allein nicht vollständig hin.
Und so bemühen wir uns, und anschließend sagen wir :
O Gott, ich kriege nicht mehr hin, bitte hilf du mir !
Und dann werden wir demütig.
Und da heißt es sogar, daß gerade über diese Demut
wir dann zu höheren Erfahrungen tatsächlich hinkommen können.

Und hier ist vielleicht sogar etwas Wichtiges auf dem spirituellen Weg.
Angenommen, es könnte uns gelingen,
tatsächlich aus eigener Kraft unseren Geist zur Ruhe zu bekommen, wann immer wir wollen,
und wann immer wir feststellen, es kommt irgendwas in uns hoch, was wir eigentlich nicht wollen, wir brauchen nur auf einen Knopf zu drücken, ein Mantra zu wiederholen,
eine bestimmte Atemtechnik zu machen, die Augen in eine bestimmte Richtung zu verdrehen.
Man sagt, wenn man nach links schaut, dann kann man sich etwas beruhigen,
man schaut nach rechts, kann man sich aktivieren,
oder man schaut nach unten, dann wird man ruhiger,
man schaut nach oben : aktiviert. Klappt ja auch bis zu einem gewissen Grad.
Aber angenommen, es würde immer funktionieren, dann würde letztlich das Ego mitwachsen.
Das fängt dann irgendwann an, zurückzuschlagen.
Und so kann man fast sagen, hat es Gott gut arrangiert,
daß er uns zeigt, daß der Weg nicht so einfach ist.
Er hat uns gezeigt, einiges ist möglich, und dann müssen wir loslassen.
Wenn wir dann loslassen und Hingabe üben,
und unser Herz ganz Gott öffnen, und dann wirklich demütig sind,
dann enstehen oft die großartigsten Erfahrungen dann, wenn wir festgestellt haben,
daß wir am Schlimmsten versagt haben.
So heißt es auch manchmal : Gott ist dem am nächsten, der am Boden zerstört ist.
Und Gott ist auch in der Erde,
und wenn wir am Boden sind und uns dann wirklich ganz fallen lassen, dann ist die Erde da.
Das ist natürlich nur eine Wahrheit. Wir müssen uns jetzt nicht alle darum bemühen,
daß wir am Boden zerstört sind.
Wir können Gott nahe sein, wenn wir gefallen sind, und was ist unter uns ?
Mutter Erde, und Mutter Erde ist Gott.
Aber wir können uns auch öffnen und nach oben –
und irgendwo ist es uns gelungen, durch große Anstrengung unser Bewußtsein zu erweitern,
und dann spüren wir das Himmlische, und das ist natürlich auch Gott.
Und letztlich kann man feststellen : sarvam khalvidam brahman,
letztlich ist alles - sarvam, tatsächlich - khalvidam, brahman - Gott, Göttliches, Unendliches.
Hari OM Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Avatar, die Herabkunft Gottes

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda,
aus dem Kapitel „Avatar“, Avatar ist eine Herabkunft Gottes.
Ich lese aus einem der Unterkapitel, da steht :

Der Unterschied zwischen einem Jivanmukta und einem Avatar
Ein einfacher Jivanmukta ist wie ein Stern, der in der Nacht strahlt. Er spendet ein wenig Licht. Er ist durch Tapas und Sadhana – intensive Praxis - zum neuen Ufer gelangt. Er kann eine Zahl von Menschen erheben. Wie die Wasser einer kleinen Quelle nur den Durst einiger Pilger löschen können, kann auch dieser Kevala-Jnani – der befreite Weise - nur wenigen Menschen Frieden bringen. Dagegen ist ein Avatar eine mächtige Person. Er ist wie der große Manasarovarsee. Er entfernt den Schleier der Unwissenheit Tausender von Menschen und führt sie ins Land der ewigen Ruhe, Wonne und ewigen Sonnenscheins.
Avatare sind eins mit dem Höchsten. Sie sind nicht Teile wie die individuellen Seelen.
Avatare, Inkarnationen, sind Strahlen Gottes. Wenn das Werk des Lokasangraha, des Dienstes an der ganzen Welt, getan ist, verschwinden sie wieder aus der Welt.

Das ist also eine Theorie in der indischen Philosophie und Mythologie,
daß wir zum einen als individuelle Seelen nach dem Höchsten streben,
und daß es so eine Evolution gibt vom Pflanzenreich zum Tierreich zum Menschenreich,
daß wir uns aber verschiedene Inkarnationen entwickeln,
bis wir irgendwann ein Jivanmukta sind, ein lebendig Befreiter,
und dann auch eine bestimmte Mission auf der Welt haben,
um dort anderen zu helfen und zu dienen, bis wir dann endgültig mit dem Höchsten verschmelzen.

Avatar ist dann etwas anderes.
Avatar ist die Herabkunft Gottes, also Gott, die Seele des ganzen Universums,
das Unendliche, das Ewige, das Absolute, kann menschliche Gestalt annehmen,
um wieder dharma herzustellen, adharma zu überwinden; so steht es in der BhG :
dharma ist die kosmische Ordnung, adharma ist das Gegenteil von kosmischer Ordnung.

Der Mensch hat eine gewisse Freiheit, hat einen individuellen Willen,
diese individuelle Freiheit kann er zum Guten einsetzen wie auch zum weniger Guten.
Und wenn der Mensch seine individuelle Freiheit zum Unguten benutzt hat,
dann wird der Avatar kommen, also wird Gott auf irgendeine Weise herabkommen,
um wieder den guten Gang der kosmischen Ordnung dort zu entwickeln.

Und ein Avatar hat noch eine zweite Funktion,
das ist nämlich die, eine neue Stufe der Evolution zu entwickeln.
Und so heißt es, daß zu jedem neuen Zeitalter Gott sich manifestiert als ein Avatar.
Gut, im Christentum gibt es da die Aussage, es gibt nur einen einzigen Sohn Gottes, nämlich Jesus,
und der eben diesen Charakteristika eines Avatars entspricht, wie es in der BhG dargelegt wird.
In den indischen Schriften heißt es, daß es in jedem Zeitalter einen Avatar gibt,
daß es also nicht eine einmalige Sache ist in Millionen Jahren von menschlicher Geschichte einmal,
und vielleicht Millionen Jahren, die noch folgen,
und vielleicht auch Tausende von Planeten, die es gleichzeitig im Universum gibt,
und die auch Leben haben,
daß es dort nicht nur in einem historischen Moment, an einem historischen Ort so etwas gab,
sondern da ist eben die Behauptung,
in jedem Zeitalter, in jeder Kultur kann immer wieder Gott herabkommen,
um dharma herzustellen und Spiritualität zu entwickeln.

Für praktische Zwecke gilt vor allem eins:
Auch im Individuellen kann Gott in unser Leben eintreten,
wir müssen dort nicht warten, bis vielleicht das nächste Zeitalter entsteht,
oder vielleicht unter den hundert Meistern gucken, von denen es in Indien heißt,
daß sie Avatare seien momentan, dort gucken : wer von denen ist es ?
Sondern wir können jetzt in diesem Moment uns einfach öffnen, um Führung bitten,
und darum bitten, daß Gott in unser eigenes Leben hineinkommen möge,
uns führen möge, inspirieren möge.
Und wir können uns selbst vornehmen, wir wollen Diener/Dienerin sein,
und wir wollen Instrument sein, daß das Gute, das Liebevolle, das Friedvolle
in diese Welt hineinkommt.
Hari OM Tat Sat.

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Ahimsa – Nichtverletzen, Teil 2

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda über Ahimsa.
Ahimsa heißt Nichtverletzen, Ahimsa wird auch als Gewaltfreiheit bezeichnet.
Ahimsa ist aber noch mehr als nur Abwesenheit von Gewalt; Patanjali sagt im Yoga-Sutra : wer in Ahimsa fest verankert ist, der trifft auf keine Feindschaft. Was nicht heißt, daß anschließend niemand einem irgendwo etwas Schlechtes antun will. Wir kennen es von den ganz großen Wohltätern der Menschheit, die wirklich alles gegeben haben – von Jesus über Buddha über Mahatma Gandhi oder Martin Luther King –, die haben alle eigentlich sogar einen gewaltvollen Tod gehabt. Also könnte man sagen, nun hätte Patanjali unrecht. Aber Patanjali hat dort nicht unrecht, denn keiner von denen hat nachher gedacht, daß sie wirklich Gewalt erfahren. Ihre Liebe war so weit, daß sie selbst dann das Göttliche im Anderen anerkennen konnten, selbst wenn ihm der Andere irgendwo aus Unwissenheit, aus falschen Vorstellungen etwas Schlimmes gemacht hat.

Und so ist Ahimsa zunächst einmal eine Einstellung, eine innere Einstellung, eine geistige Einstellung, eben die geistige Einstellung, daß in jedem Menschen das Göttliche wohnt,
daß jeder Mensch aus diesem Göttlichen heraus handelt,
daß jeder Mensch, auch wenn er Schlimmstes tut,
irgendwo auch ein Instrument ist von etwas Höherem.

Es heißt auch, natürlich, zum Verständnis gehört auch, daß Menschen irregeleitet werden können, daß aber die tiefste Motivation eines Menschen irgendwo ein Anliegen ist, daß seine Berechtigung hat. Und wenn wir diese Grundeinstellung haben, dann können wir natürlich auch schauen, wie wir den Menschen eigentlich auch helfen können, seinen Anliegen vielleicht etwas besser gerecht zu werden, auch seinem höheren Bedürfnis nach tiefer, wahrer Liebe und seinem tieferen Bedürfnis nach wahrem Glück, seinem tieferen Bedürfnis nach wahrer Erkenntnis und nach wahrer Freiheit. Daß auch mit der gebotenen Demut - und mit der gebotenen Demut können wir den Menschen helfen, seine eigentlichen Anliegen vielleicht besser zu verwirklichen als indem er sich und andere ins Unglück stürzt.

Aber es ist zunächst einmal dieses tiefe Verständnis und die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, und die Bewußtheit: in jedem ist irgendwo das Göttliche.

Ahimsa ist als nächstes natürlich auch nicht nur Einstellung, sondern - es heißt so schön : Gedanken, Worte und Tat – es sind auch Worte,und Worte heißt auch : respektvoll mit anderen umzugehen. Diese Einstellung muß ich natürlich auch umsetzen, es reicht nicht, daß ich jetzt sage, ich habe ja eine tolle Einstellung, und ansonsten beschimpfe ich den Menschen, es ist ja nicht weiter wichtig. Und ich achte nicht auf meine Handlungen, nur die Einstellung ist wichtig.

Manchmal, wenn man die Einstellung nicht ausreichend ändern kann,
daß muß man wenigstens seine Worte zügeln
und seine Handlungen irgendwo noch einigermaßen geschickt lenken.
Denn Ahimsa heißt ja auch, gegenüber sich selbst Ahimsa zu üben,
und inmitten all dieser hohen Ideale auch anzuerkennen,
daß hinter unseren eigenen Emotionen und Gedanken usw. auch ein höheres Anliegen ist.
Da merken wir gerade wieder (wie) so eine tiefe Wut hochkommt und das intensive Bedürfnis,
dem Menschen eine Lektion zu erteilen, indem wir ihn endlich einmal öffentlich bloßstellen,
und erschüttern und vernichten, daß der endlich einmal einsieht.
Dem ist das vermutlich schon tausendmal passiert,
das hat ihn nur in seinen bisherigen Mustern bestärkt,
aber man selbst hat jetzt dieses tiefe Bedürfnis.

Woraus stammt dieses Bedürfnis ? Letztlich, man will dem anderen Menschen helfen.
Man denkt, man könnte dem anderen Menschen helfen,
indem man ihm jetzt endlich einmal eine Lektion erteilt.
Es steckt ja ein tiefes Anliegen dahinter, nämlich das Bedürfnis zu helfen.
Also, es gilt, auch anzuerkennen, dieser Ärger und die Emotion, die da ist,
hat auch irgendwo einen tieferen Sinn.
Aber, dann kann man als nächstes schauen,
ja , vermutlich ist aber das, was ich jetzt dort vorhabe, nämlich ihn öffentlich bloßzustellen,
nicht das, was ihm wirklich helfen wird.
Denn wenn ich so ein bißchen nachdenke : vermutlich hat er das schon tausendmal erlebt.

Und jeder einzelne, der das schon einmal gemacht hat, denkt : ich muß das endlich einmal machen.

Da man jetzt aber merkt, ich kann mich jetzt selbst dort nicht weiter beherrschen,
dann werde ich schnell den Raum wechseln,
denn meine Art, wie ich ihm jetzt helfen will, wird nicht tatsächlich hilfreich sein.
Gut, ich werde auch mein Anliegen nicht anders ´rüberbringen können.

Also es gilt, die Worte auch zu beherrschen, es gilt, Worte so zu nutzen,
daß wir anderen Menschen helfen und auch das können wir wie ein –
es gibt auch so ein Mahavrata, das sagt :
Mögen alle meine Handlungen und Worte nützlich für andere sein.

Aus Worten, die dann vielleicht liebevoll sind, die anerkennend sind, respektvoll sind,
kommen dann Taten.
Die Worte - es gibt ja inzwischen auch eine ganze Menge von Techniken,
gerade in der westlichen Kommunikationspsychologie,
es gibt ja auch aus dem ganzen Ahimsa-Konzept abgeleitet die gewaltfreie Kommunikation,
die ja versucht, aus den Prinzipien, die ich genannt habe, und die eben uralte Yoga-Prinzipien sind, konkrete Kommunikationsstrategien wachsen zu lassen -,
damit kann man sich auch beschäftigen.

Wichtig, wir wollen anderen Menschen auch mit unseren Worten helfen, dienen und nicht verletzen.
Schließlich kommt : Taten, und da heißt es so schön in den Evangelien :
an ihren Taten werdet ihr sie erkennen, die Taten sind das, was letztlich zählt.
Patanjali würde davon ausgehen - die Einstellung zunächst, dann Worte, dann Taten.

Aber wenn es mit der Einstellung schwerfällt, und wir sie nicht immer haben können,
dann gilt es, wenigstens unsere Handlungen zu beherrschen,
solange, bis wir unsere Einstellung ausreichend verbessert haben.
Also nicht andersrum. Es gibt Menschen, die sagen : Ja, ich will authentisch sein.
Wenn ich Ärger fühle, dann will ich alle Menschen in meiner Umgebung niedermachen.
Das ist authentisch.

Mag sein, daß es authentisch ist, aber es ist weder hilfreich,
um Ärger langfristig zu transformieren,
noch ist es hilfreich, daß meinem Anliegen, nämlich irgendwas Gutes (zum Guten ?) zu verändern,
dort Rechnung getragen wird,
noch ist es etwas, was mehr Frieden auf die Welt bringt.

Daher, wir sollen an uns selbst, an der Einstellung arbeiten,
aber wir sollen auch unsere Handlungsorgane beherrschen.
Und wenn wir an beiden Ebenen gleichzeitig arbeiten, sind wir irgendwann tief verankert in Ahimsa.
Und sind wir tief verankert in Ahimsa,
dann haben wir nie mehr das Gefühl, daß jemand anderes uns etwas Schlechtes will.
Vielmehr haben wir das Gefühl, alles ist von Liebe Gottes erfüllt,
auch wenn sie sich manchmal eigenartig ausdrückt.
Hari OM Tat Sat.

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Ahimsa – Nichtverletzen, Teil 1

Ich wollte etwas lesen aus Swami Sivananda´s Buch „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel Ahimsa. Ahimsa ist das erste der Kapitel aus diesem Buch, welches ja besteht aus verschiedenen Aufsätzen oder Traktaten oder Ausschnitten oder Kapiteln von verschiedenen Büchern von Swami Sivananda und verschiedenen Beiträgen, die er geschrieben hat in verschiedenen Zeitschriften,
und die wurden dann eben alphabetisch gesammelt. Ahimsa heißt : Nichtverletzen.
Swami Sivananda schreibt :
Bei der geistigen Erneuerung des Menschen
ist der erste Schritt das Überwinden der animalischen Natur.
Die animalische Natur folgt den Instinkten, sie ist für die Evolution des Lebens wichtig,
die Instinkte haben ihre Berechtigung, und der Mensch hat natürlich auch diese Instinkte.
So, angenommen, man wird bedroht, dann kann man entweder fliehen und vorher Angst haben,
man kann kämpfen und vorher ärgerlich sein, gut, man könnte noch als drittes sich tot stellen,
und vielleicht irgendwann in Depression verfallen.
Und angenommen, jemand ist nett zu einem, dann ensteht so ein Gefühl der Verbundenheit,
angenommen, jemand ist nicht nett zu einem, dann entsteht ein anderes Gefühl.

 
Und dann irgendwo die Instinkte gehen noch weiter, nicht nur geht es auf Erfahrung,
sondern irgendwo hat man irgendwas abgespeichert von diesem Leben und früheren Leben,
ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Miene, und ein bestimmter Geruch,
und ein bestimmtes Geräusch, das assoziiert man mit angenehm, unangenehm,
bedrohlich, unterstützend usw.

 
Also das sind alles sehr sinnvolle Mechanismen, die Menschen da sind,
und die irgendwo die Jahrmilliarden-Evolution entwickelt hat aus sinnvollen Gründen.
Wenn es nicht sinnvoll gewesen wäre, wäre der Mensch inzwischen -
wären diese Teile im Menschen nicht da.
Also wir können sagen, alle Instinkte, die wir in uns haben, sind irgendwo auch sinnvoll.
Und es ist auch irgendwo gut, das erst ´mal so zu würdigen.

 
Und irgendwann habe ich mal gelesen,
es ist ja auch eine komische Sache, wenn es heißt, die Evolutionsbiologie hätte irgendeine Wahrheit.
Warum ist der Mensch dann so eigenartig ?
Es wäre doch viel klüger, wenn der Mensch so ohne größere Probleme dort entstehen würde.
Wenn man sich mit sich selbst beschäftigt, stellt man fest, man ist relativ kompliziert,
man macht sich oft das Leben schwieriger als eigentlich notwendig.
Ich weiß nicht, ob das auf jeden zutrifft,
aber zumindestens die Menschen, mit denen ich mich unterhalte, würden dem zustimmen.
Ich habe mindestens noch keinem gesagt, daß er einen sehr klaren, einfachen Charakter hat,
und das Gefühl hat, immer angemessen und gut zu reagieren.

 
Also, die Mehrheit hat irgendwelche Dinge wohl nicht so immer gut reagiert,
aber das ist deshalb, weil der Mensch in einer Vielzahl von Umgebungen ist, und auch früher war, und eine Vielzahl von verschiedenen kreativen Eigenschaften notwendig und hilfreich war.
Und wenn das alles nur in eine bestimmte Richtung gewesen wäre,
dann hätte es bei Veränderungen alle möglichen Probleme gegeben.
So kann man überlegen, jede Eigenschaft, die man in sich hat, war in irgendeinem Kontext sinnvoll
und ist auch in irgendeinem Kontext sinnvoll.
Manchmal manifestiert sie sich in Kontexten, wo sie nicht sinnvoll ist,
und manchmal manifestieren sich zwei oder mehr Eigenschaften gleichzeitig,
die sich zu widersprechen scheinen.

 
Gut, und was hat das jetzt alles mit Ahimsa zu tun ?
Zum einen : Ahimsa heißt, diese ganzen Sachen in sich selbst anzuerkennen,
so daß man sich selbst auch irgendwie annehmen kann.
Ahimsa schließt auch ein : Nichtverletzen von sich selbst, sich selbst nicht niedermachen,
sich selbst nicht übermäßig unter Streß zu setzen.
Ahimsa schließt aber dann auch ein, andere auch so zu erkennen,
und letztlich auch lieben zu lernen, auch zu erkennen,
wenn Menschen scheinbar komische Sachen machen, irgendwie meinen sie es auch gut.
Und in irgendeinem Kontext wäre es sicher sinnvoll,
vielleicht ist es sogar auch in diesem Kontext sinnvoll,
nur unser eigener Mechanismus denkt dort irgendetwas anderes.

 
Aber Swami Sivananda geht ja hier noch weiter,
sonst könnten wir uns ja darauf beschränken : ich bin okay, du bist okay,
- da gibt es ja so ein bekanntes Buch, was ja auch essentielle Wahrheiten ausdrückt -,
es geht hier aber noch weiter, eben, er sagt :
Ahimsa hilft, über das rein Tierische hinauszuwachsen, bzw. über das Tierische hinauszuwachsen,
- was nichts Schlechtes ist, das Tierische, im Gegenteil, es ist etwas Gutes -
(um) darüber hinauszuwachsen hilft (es), Ahimsa zu praktizieren.

 
Schon allein, das so zu erkennen, wie ich das jetzt eben sage, und öfters ´mal darüber nachzudenken,
schon das führt zu Mitgefühl mit sich selbst und mit anderen,
und damit ist man auch schon ´nen anderen Schritt -
also die Fähigkeit zu: Metaebene erreichen, also die Ebene darüber,
und sich selbst zu analysieren, und freundlich zu betrachten ist eine gute Anwendung.

 
Natürlich, es gibt auch Menschen, die betrachten sich auch und analysieren und machen sich nieder. Und das ist auch eine Form der Metaanalyse, die nicht sehr hilfreich ist.
Menschen haben auch die Fähigkeit, noch in die Zukunft vorauszusehen,
und die für die Wahrheit zu halten, und sich dadurch zusätzliche Probleme zu machen.
Weshalb ja Jesus ´mal gesagt hat : die heutige Sorge reicht aus.
Das ist ein banaler Ratschlag, den er seinen Jüngern gesagt hat,
und wenn man darüber nachdenkt, ist es schon ein sehr kluger Ratschlag.
Gut, natürlich wir müssen auch mal die Zukunft planen, ohne Zweifel,
es sei denn, man ist Bettler oder Bettelmönch,
und selbst die müssen planen, wo sie als nächstes gut betteln.

 
Aber es geht noch weiter, als nur diese Sachen zu verstehen.
Es gilt auch, das Gefühl von Liebe und Verbundenheit zu kultivieren und tatsächlich auch zu spüren.
Wir können dies eben zum einen durch Verständnis, Mitgefühl.
Wir können dies tun, indem wir uns bewußt machen, jedes Wesen ist irgendwo ein Geschöpf Gottes.
Oder: jedes Wesen tief im Inneren will das Gute.
Jeder Mensch, und nicht nur jeder Mensch, hat irgendetwas auch Einzigartiges beizutragen.
Und jeder Mensch, mit dem wir zu tun haben, hilft uns zu wachsen.
Sei es, daß er uns gute Ratschläge gibt,
sei es, daß er uns die falschen Ratschläge gibt,
wo wir lernen, denen nicht zu folgen – muß man ja auch können.
Ab und zu mal geben Menschen einem Ratschläge,
und manchmal ist es besonders schwierig bei Eltern,
und die Kinder meinen dann immer, sie müßten dann sich gegenüber den Eltern rechtfertigen.

 
Die Eltern geben ihre Ratschläge,
und manchmal ist das ja auch etwas Sinnvolles,
und – das darf ich jetzt in Anwesenheit von Kindern eigentlich nicht sagen –
aber manchmal ist es auch nicht sinnvoll, und dann kann man aber dennoch dankbar sein,
die Eltern sprechen darüber, das ist ein Ausdruck ihrer Liebe und Besorgnis,
danach wird man aber erkennen, vielleicht verstehen sie nicht so ganz, worum es geht.

 
Weder müssen die Eltern es gutheißen, was man macht, noch müssen sie es verstehen,
noch müssen wir unsere Eltern davon überzeugen,
noch müssen wir machen, was die Eltern sagen, es sei denn, wir sind unter achtzehn.
Nicht daß ich hier mißverstanden werde, und nachher : der Sukadev hat aber gesagt...

 
Gut, und so können wir das mit jedem Menschen machen,
wir können ihm Liebe, Mitgefühl entgegenbringen –
es gibt eben auch noch eine Kategorie, die hilft uns, stark zu werden, indem sie böse zu uns sind,
und dann können wir entweder uns zur Wehr setzen,
oder wir können : trage Schaden, trage Beleidigungen, trage Beschimpfungen,
was Swami Sivananda als besonders hohen Yoga genannt hat, auch dadurch wachsen wir.

 
Manchmal sind Menschen dazu da, um uns unsere Fehler zu zeigen,
manchmal sind Menschen dazu da, uns zu zeigen, daß Menschen uns nicht richtig verstehen,
und manchmal sind Menschen einfach nur freundlich, dankbar und mitfühlend,
und auch das muß man lernen anzunehemn.
Das sind alles ein paar Aspekte von Ahimsa.
Hari OM Tat Sat.

 

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Höre auf Gott - BhG XVIII,Vers 64

Ich lese etwas aus der BhG, dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna.
Wir sind im 18. Kapitel, dem letzten Kapitel, in den letzten zwanzig Versen,
Krishna, der Lehrer, sagt Arjuna :
Höre wieder mein höchstes, das geheimste Wort,
weil ich dich herzlich liebe, werde ich dir sagen, was gut ist.
Krishna gibt Arjuna jetzt ein Versprechen.
Krishna hier identifiziert sich in seiner Gestalt als Manifestation Gottes.
Krishna wechselt in der BhG öfters den Standpunkt,
mal spricht er wie ein Freund, mal wie ein Meister, und manchmal eben als Manifestation Gottes.
Und wir können davon ausgehen, letztlich Gott liebt uns, und wir können Gott lieben.
Und wir können auch davon überzeugt sein, daß letztlich das geschieht, was gut für uns ist.
Nicht immer das, was angenehm für uns ist, aber das, was gut für uns ist.

65. Vers :
Richte deinen Geist auf mich, sei mir ergeben, opfere mir und verneige dich vor mir.
Du wirst zu mir gelangen. Wahrlich, ich gebe dir das Versprechen, denn du bist mir lieb.
Das ist also jetzt wie eine Essenz der Lehren, wir können unseren Geist ganz auf Gott richten.
Das ist jetzt nicht ein Krishna von „mich“ spricht,
daß er jetzt nicht einfach Krishna als historische Gestalt, der vielleicht vor 5000 Jahren gelebt hat
– vielleicht auch nicht, sicher können wir das historisch nicht beweisen –
wir können natürlich davon ausgehen, wenn wir den Schriften vertrauen.
In jedem Fall Krishna spricht jetzt hier als Manifestation Gottes,
Vyasa, der der Autor der BhG ist, spricht göttlich inspiriert.

Richte deinen Geist auf mich – also wir können unseren Geist ganz auf Gott richten,
immer wieder uns an Gott erinnern, immer wieder uns bewußt machen : ja, hinter allem steckt Gott. Sei mir ergeben, sagt er. Und wir können immer wieder sagen :
Nicht mein Wille geschehe, dein Wille geschehe.

Opfere mir. Eigentlich – was eine korrektere Übersetzung wäre - : bringe alles mir dar.
Alles was wir tun, können wir sagen : Gott, das tue ich für dich.
Wir können uns vor Gott verneigen.
Und dann verspricht uns Krishna, wenn wir so unsere Einstellung haben, dann kommen wir zu Gott.
Er sagt, ich gebe dir sogar das Versprechen aus Liebe heraus.
Er sagt dort weniger, du mußt immer das 100% Richtige tun,
sondern er sagt mehr : Bringe dar, was du tust, und was auch immer du tust, tue es für Gott,
und richte deinen Geist immer wieder auf Gott aus. Hari OM Tat Sat.

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Ich lese aus der BhG, dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer, und Arjuna, dem Schüler.
Wir sind im 18. Kapitel, 62. Vers, wir kommen langsam zum Schluß der BhG,
und damit zur Essenz der Lehren von Krishna, und Krishna sagt :

Fliege ihm entgegen –
ihm, Gott, dem Göttlichen, dem Kosmischen, dem Universellen,
dem höheren Bewußtsein, der kosmischen Energie -
um bei ihm Zuflucht zu suchen mit deinem ganzen Wesen, oh Arjuna,
durch seine Gnade wirst du höchsten Frieden und die ewige Wohnstatt erlangen.

Vor siebzehn Kapiteln hat Arjuna dem Krishna eine Frage gestellt,
er wußte nicht genau, was ist seine Pflicht, was ist seine Aufgabe, wie soll er sich entscheiden.
Krishna hat Arjuna über viele Kapitel verschiedene Kriterien gegeben,
nach denen er sich entscheiden kann.
Aber die Essenz letztlich ist : wir sollten nach bestem Wissen und Gewissen abwägen,
und dann wissen, daß wir nicht genau wissen.
Schon Sokrates hat gesagt : ich weiß, daß ich nichts weiß; mindestens das hat er gewußt.
Und so ähnlich, wir versuchen herauszufinden, was unsere Pflicht ist –
gut, manchmal ist es schon klar, es ist nicht so, daß wir immer in der Ungewißheit handeln,
aber eben manchmal wissen wir es nicht sicher.
Und dann müssen wir uns irgendwann entscheiden, und dann übergeben wir alles Gott.
Und so ist nicht der Weg zum Frieden,
daß wir immer das Richtige tun, und daß wir immer vollkommen sind,
und niemals auch nur im Geringsten irgendwo etwas tun, was nicht okay ist, das wäre unrealistisch.
Diese physische Welt ist anityam-asukam, also sie ist vergänglich, und außerdem nicht voller Glück.
Und so gibt es nichts –
und auch noch ashaucam (?), also auch ohne das dort vollständige Reinheit wirklich ist,
die Welt hier ist ein gemischter Ort, das macht ja auch die Faszination aus.
Angenommen, man wäre nur umgeben mit Vollkommenen : wäre das schön ? Klingt erst ´mal schön.
Aber ich kann euch ´mal die Frage stellen :
Angenommen, ihr würdet jetzt einen Kinofilm sehen,
und in dem Kinofilm würde jeder nur immer das 100%-ethisch Korrekte machen,
und es wäre für alle Handelnden von Anfang bis Ende ganz klar, was sie zu tun hätten.
Wer wollte einen solchen Film sehen ?
Weil niemand einen solchen Film sehen will, wird er auch nicht produziert.
Und so, selbst Gott will es nicht sehen, und deshalb produziert er kein Weltall, das so ist.
Sondern diese Welt ist eine gemischte Welt, wo jeder Mensch verschiedene Anteile hat,
wo alle Unterschiedliches haben.
Gut, es gibt das Konzept des verwirklichten Heiligen, von dem Krishna auch spricht.
Und so ist es sehr wohl möglich, die höchste Vollendung zu erreichen,
aber das führt dann auch nicht dazu, daß wir stets 100% wissen, was zu tun ist.
Aber wir wissen : ich bin das unsterbliche Selbst.
Und solange wir auch das nicht wissen, ist das Leben eigentlich noch faszinierender.
Denn dann denken wir manchmal : ja, ich bin das unsterbliche Selbst,
und zum anderen Moment denken wir : ich bin ein armer Tropf,
und zwischendurch denken wir noch vieles Andere.
Mit all dem müssen wir irgendwo unser spirituelles Leben fasziniert leben.

Und Krishna gibt uns hier eben einen Tip
- unter den vielen anderen, die er in den anderen 800 Versen der BhG ja auch gibt -,
Nimm Zuflucht bei Gott, egal, was du machst, nimm Zuflucht bei Gott.
Mit deinem ganzen Wesen, sagt er hier.
Also nicht nur mit den guten Anteilen in dir,
sondern auch mit dem, was du vielleicht nicht nur als gut interpretierst.
Mit deinem ganzen Wesen, mit allen Aspekten sagen wir:
Oh Gott, hier bin ich, und so bin ich halt.
Nimm mich an, ich nehme bei dir Zuflucht, wirke durch mich hindurch,
und bitte sage mir, was zu tun ist.
Und jetzt hast du es mir nicht so genau gesagt, jetzt werde ich mich dafür entscheiden,
ich bringe dir das da.
Und dann sagt er: durch seine Gnade wirst du höchsten Frieden und die ewige Wohnstatt erlangen.
Also er gibt uns hier zwei Versprechen,
das erste ist : wir werden so Frieden erlangen, wenn wir uns, unser Handeln auf Gott beziehen.
Und dann sagt er auch, wir werden die höchste Wohnstatt erlangen,
wir werden erfahren, wo unsere eigentliche Wohnung ist, das Selbst, das Unendliche, das Göttliche.
Und hier sagt er auch : durch seine Gnade.
Die höchste Verwirklichung ist eine Mischung aus eigener Anstrengung und Gnade.
Es wäre unsinnig zu sagen, wir erreichen die Verwirklichung allein durch Gnade.
Warum wäre es unsinnig ? Dann könnten wir ja machen irgendwo , was uns in den Sinn kommt.
Wenn wir große Lust haben, jemanden umzubringen, bringen wir ihn um,
wir werden jedoch die Verwirklichung erlangen, wenn das die Gnade so erfordert.
Also auch wenn z.B. das lutheranische Christentum sehr davon sagt :
sola gratia – allein durch Gnade kommen wir dorthin,
es wird dennoch auch noch gesagt : sola scriptura –
also durch das Studium der heiligen Schrift öffnen wir uns, daß wir die Gnade spüren können.
Letztlich ist es Gnade, die uns zum Höchsten führt,
aber um diese annehmen und erfahren zu können, dafür gilt es auch, etwas zu tun.

Und so kommt im 63. Vers noch, daß Krishna als Konsequenz davon sagt:

So ist dir von mir die Weisheit mitgeteilt worden, die geheimer ist als das Geheimnis selbst.
Nachdem tu all dies überlegt hast, tue was du willst.

sagt er : geheimer als das Geheimste.
Das ist immer so lustig in diesem-, insbesondere in der BhG.
Was ist das populärste Buch in Indien ? Die BhG.
Da gibt es zig Millionen, eine Auflage von zig Millionen.
Und Krishna war schon zu seinen Lebzeiten irgendwo sehr bekannt,
und das Lehrgespräch von Krishna war schon sehr schnell recht bekannt. Es war nie wirklich geheim. Dennoch ist es geheim.
Geheim ist es insbesondere dann, wenn man es nicht versteht,
es ist vor den Augen, und man kennt es trotzdem nicht.
Nur wenn wir wirklich streben, dann erfahren wir dieses Geheimnis.

Und wenn wir all dies getan haben, all dies überlegt haben,
dann gilt es zu tun, was wir tief im Herzen spüren.
Ich habe es jetzt etwas salopp übersetzt,
aber eigentlich steht dort: yathecchasi.
Also nach: ta iccha, tu nach deinem iccha. Und iccha hat verschiedene Bedeutungen.
Auf eine Weise kann man sagen, iccha heißt Wunsch, zum anderen heißt es Willen,
aber es heißt auch tiefe Herzenssehnsucht, und heißt: das, was du tief im Inneren spürst.
Und so sollten wir unsere viveka nutzen, um zu schauen,
was ist ethisch, was ist nicht ethisch, was ist unsere Pflicht, was ist nicht unsere Pflicht,
was ist die Aufgabe, was ist sattwig, rajasig, tamasig.
Wer diese Dinge kennt, davon hat Krishna gesprochen.
Wenn wir all dies abgewogen haben, dann tun wir das, was tief im Herzen in uns ist,
und bringen alles Gott dar. Hari OM Tat Sat.

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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Die Bindung des Karma – BhG XVIII, Vers 60

Ich lese etwas aus der BhG, aus dem 18. Kapitel. Im 60. Vers sagt Krishna :

Oh Arjuna, durch das aus deiner Natur stammende Karma gebunden, wirst du auch das hilflos tun, was du aus Täuschung nicht zu tun wünschst.

Wir müssen irgendwann unser Karma erfüllen. Wir können manchmal unseren Aufgaben ausweichen, vorübergehend. Aber langfristig gilt es, die Aufgaben zu tun, die in unserem Karma sind. Weshalb man manchmal überlegen kann : Ich habe jetzt gerade eine Aufgabe, die ist sehr schwierig, vielleicht wäre es klug, ich erledige sie jetzt gleich.
Oder will ich vielleicht noch einmal in einem halben Jahr damit konfrontiert werden, in fünf Jahren, in zehn Jahren - wer weiß, im nächsten Leben, oder in zehn Leben ? Wir können auch sagen: gut, momentan klappt´s nicht, da warte ich lieber etwas. Aber es wird nicht so sein, wenn eine Aufgabe da ist, daß wir sagen können : Die vermeide ich, ich mache lieber eine andere Aufgabe.

Nun, natürlich ist alles auch nicht so einfach, und auch nicht so schwarz-weiß, denn es kann ja auch sein, daß die Aufgabe ist, ´mal eine Aufgabe abzulehnen. Auch das kann in unserem Karma sein, daß wir das sagen. Und so sind die verschiedenen Aussagen von Krishna in der Bhagavad Gita meist nicht konkrete Entscheidungshilfen. Wenn wir in einer Situation sind, und sie ist schwierig: Wir könnten ja jetzt drei verschiedene, nicht nur drei, hunderte von verschiedenen Möglichkeiten sein : Das eine ist : Aufgabe muß ich tun, damit ich dran lern, ich mache sie besser jetzt, besser jetzt als später, dann bin ich sie los, eine Aufgabe.
Das zweite ist : es kann sein, daß ich auch ´mal lernen muß, ich kann nicht alles gleich machen, es ist meine Aufgabe zu lernen, Prioritäten zu setzen und das, was jetzt schwierig ist, in die Zukunft zu verlagern.
Gut, oder es kann auch sein, daß es die Aufgabe ist zu sagen : Nein, das muß ich loslassen.

So, woher wissen wir das, was eigentlich unsere Aufgabe ist ?
Da ist die ganze BhG letztlich voller Ratschläge und Tips, sie erledigt aber nicht die Aufgabe, selbst zu entscheiden, und letztlich auch die Aufgabe, in der Ungewißheit zu handeln. Manchmal gibt es eine klare, intuitive Führung – und manchmal hilft die. Manchmal gibt es eine klare, intuitive Führung, wo man nachher feststellt: war vielleicht doch nicht so eine gute Führung. Manchmal gibt es klare, ethische Entscheidungskriterien, gut, und manchmal ist klar, man ist in einer Situation, und da ist einfach klar, da hat man eine Verantwortung und niemals sollte Verhaftungslosigkeit als Ausrede für Verantwortungslosigkeit gelten. Und satyam, Wahrhaftigkeit, schließt auch ein, daß man gegebene Versprechen hält, und daß ein Wort etwas gilt. Nur ansonsten gilt : wir können unseren Aufgaben nicht ausweichen, und die Natur wird uns irgendwann dazu bringen, dieses Karma zu erfüllen. Aber ihr seht, gewisse Freiheiten gibt es.

Und jetzt in den nächsten Versen wird Krishna Tips geben, letztlich wie wir mit Ungewißheit umgehen, wie wir letztlich handeln, auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind. Und dort gibt er im 61. Vers noch einen weiteren Tip :

Gott wohnt in den Herzen aller Wesen, und läßt durch seine täuschende Kraft alle Wesen sich drehen so als stünden sie auf einer Maschine.

Klingt vielleicht etwas mechanistisch. Und da steht : auf einer Maschine.
Da kann man überlegen : was kann Krishna vor 3000 oder 5000 Jahren als Maschine bezeichnet haben ? Das kann jetzt nicht ein Auto gewesen sein, das kann auch keine Bohrmaschine gewesen sein, die gab es damals nicht, sondern was dort steht, ist : yantra.
Und heute wird in Indien yantra auch als Maschine übersetzt, also ein Maschinenbauingenieur ist irgendwie ein yantra-vadi, oder irgend so etwas in der Art. Aber dort yantra ist so mehr ein geometrisches Ganzes, und wenn man die komplexen yantras angeschaut hat – also irgendwo alles gehört zusammen. Yantra kann man auch statt Maschine als Gewebe, als alles was zusammenhängt, bezeichnen.

Und so kann man man sagen, Gott wohnt in den Herzen von allen. Und wir sind alle irgendwie miteinander verbunden, wir sind nicht ganz so individuell, wie wir das manchmal denken. Und so ist Gott nicht nur irgendwo im Himmel, und er ist nicht nur irgendwo sonst, sondern er ist praktisch überall, und er ist die innewohnende Kraft hinter allem, und sorgt dafür, daß in diesem kosmischen Gewebe alles miteinander verflochten ist, und alles miteinander zusammen Sinn gibt, und so das ganze Universum sich entfalten kann.

Und mit dieser Gewißheit können wir auch sagen :
Gott wohnt auch in meinem Herzen.
Wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen handele, dann kann ich auch sagen: Gott, du wohnst in meinem Herzen, und du entscheidest jetzt. Du bist zwar auch mein Unterscheidungsvermögen, und du bist auch meine Intuition, und du bist auch meine Entschlußkraft, all das bist du in mir, und deshalb werde ich die auch nutzen. Aber was nachher dabei rauskommt, bin nicht ich als Individuum, sondern das bist du. Und daher kann ich anschließend ruhig meditieren, ruhig schlafen, sorglos den Tag verbringen, auch wenn ich mit großer Verantwortung mich um alles kümmere, was zu kümmern ist.

Hari OM Tat Sat

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Swami Chidananda, Teil 2

Swami Chidananda, der gestern Mahasamadhi erreicht hat, also im Alter von 91 Jahren seinen physischen Körper verlassen hat, war eine interessante Mischung aus Jnana Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Kundalini Yoga, Hatha Yoga, wie es wenige Menschen waren. Swami Vishnu war vielleicht ähnlich und vielleicht auch Swami Satchidananda. Ansonsten, die meisten der Schüler von Swami Sivananda waren so in eine bestimmte Richtung besonders stark. Anandamayi Ma hat das mal etwas humorvoll ausgedrückt: „Swami Krishnananda is in Jnana Yoga line.“ Also in der Jnana Yoga Linie. „Swami Madamananda is in the Bhakti line. And Swami Chidananda is in airline.” Gut, er ist ständig durch die Gegend geflogen, also „airline“ im Flugzeug. Auf der einen Seite ist das humorvoll, auf der anderen Seite durchaus… Er war in keinem der Yoga Wege – wie können wir sagen – ausschließlich, sondern er war in unterschiedlichen Temperamenten. Zum einen war er durchaus ein Hatha Yogi, das heißt, es gibt Bücher, wo die Asanas gezeigt werden, in denen er war. Und er war dort durchaus auch recht fortgeschritten drin. Und hat auch auf seinen Seminaren immer darauf bestanden, dass da auch Hatha Yoga unterrichtet wird.
Dann war er ein Karma Yogi, dem Helfen sehr wichtig war. Im Sivananda-Ashram, zu Lebzeiten von Swami Sivananda, hat er sich sehr für die Lepra-Kolonien engagiert und er war dort einige Jahre wirklich am direkten Dienst an sehr schwer kranken Menschen. Heutzutage gibt es ja Medikamente bei Lepra und der Sivananda-Ashram betreibt auch weiter mehrere Lepra-Kolonien, wo Menschen, die durch Lepra verstümmelt sind, auch Arbeit finden, dort eine sinnvolle Beschäftigung haben, spirituell sind. Aber heute ist es nicht mehr so, dass dort schwelende Geschwüre oder so sind, was es zu Swami Chidanandas Zeit damals gab. Es war also schon ein sehr enger Dienst dort an äußerst kranken Menschen, was wir uns hier wahrscheinlich kaum vorstellen können, wie es ist, mit solchen Menschen umzugehen und ihnen neue Hoffnung zu geben und in ihnen Gott zu sehen.
Swami Chidananda war auch besonders ein Jnana Yogi. Nicht umsonst, auf diesem Buch hat er vorne, steht dort drauf – wenn er unterschrieben hat, dann hat er unterschrieben „Chidananda Hum“. Das Lied, das wir eben gesungen haben, war ja eines der Lieblingslieder von Swami Sivananda. „Ich bin Sein, Wissen und Glückseligkeit, was auch immer geschieht. Chidananda Hum. Ich bin Chid, reines Wissen und Ananda, reine Wonne. Und ab und zu mal – ich habe irgendwann mal den Swami Chidananda um Rat gefragt, weil irgendwo war irgendwas schwierig, ich weiß nicht mehr was. Und dann, er konnte auf verschiedenen Ebenen antworten, aber in dem Fall hat er mich nur angeguckt und hat gesagt: „Du bist Sat-Chid-Ananda. Don`t worry too much! You are Sat-Chid-Ananda.“ Das war nicht das, was er immer gesagt hat, aber in dem Fall. Es war fast, nicht nur fast, es war ein bisschen streng. Swami Chidananda konnte Liebe selbst sein, aber manchmal – in dem Fall hat er mir gesagt: „Ja, du machst dir zu viele Sorgen um alles Mögliche. Du hast mir am Anfang deines langen Vortrags, wie es dir geht, gesagt, du bist ein spiritueller Aspirant.“ – war alles so drin – „Du bist Sat-Chid-Ananda. Nimm alles andere nicht so ernst.“ Und manchmal war in dieser Strenge eine besondere Schönheit.
Swami Chidananda war aber auch ein Bhakta. Und es gibt – also der Sivananda Ashram in Rishikesh verkauft Dutzende von CDs mit Swami Chidanandas Gesängen, Kirtans. Er konnte dort in Ekstase geraten, wobei Swami Chidanandas Ekstase nicht so überschwänglich war. Man konnte schon sehen, er war dort irgendwo in einem anderen Bewusstseinszustand. Besonders gerne hat er auch das Mahamantra gesungen. Das konnte mitten in einem Vortrag – fing er plötzlich an:
„Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare
Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare“
Ich bin jetzt kein guter Schauspieler. Aber es war so, ganz plötzlich kam es dort raus und dann kam dieses Bhakti, diese Liebe. Das ist ja nicht immer einfach zu verstehen. Auf der einen Seite, Satchidananda Hum – Ich bin alles und zum anderen Gott verehren und Hingabe zu üben und in allem Gott zu sehen.
Und Raja Yogi war er auch. Eigentlich, sehr viele Vorträge waren über Raja Yoga und vermutlich war Swami Chidananda der Yogameister, den ich kenne, der seinen Geist am stärksten unter Kontrolle hatte. Also bei dem Swami Vishnu, hatte zwar auch natürlich Kontrolle über seinen Geist, aber vieles ist einfach über Bhakti Yoga gelaufen. Er hat alles Gott dargebracht. Er war durchaus temperamentvoll und alles und hat dann so gesagt: „Was auch immer ich mache, egal was, ich widme alle Gott.“ Swami Chidananda – ich kenne keinen anderen Menschen, der einen solchen Gleichmut hatte und egal was passiert ist, Gleichmut dort walten ließ.
Und so wollen wir an diesem Tag nochmals besonders an Swami Chidananda denken. Die ersten Tage, nachdem ein Meister seinen physischen Körper verlässt, sind Tage, wo viel Energie, Lichtenergie da ist, denn der Meister schickt dann sein Licht, seine Gnade in alle Richtungen und natürlich Millionen von Schülern - und Swami Chidananda hatte Millionen von Schülern, oder hat – denken an ihn und so öffnet sich auch ein besonderer Kanal.
Hari Om Tat Sat
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Swami Chidananda, Teil 1

Swami Chidananda wäre in zwei Wochen 92 Jahre alt geworden. Er ist praktisch der Nachfolger von Swami Sivananda als Präsident der Divine Live Society gewesen. Er war von 1963 an eben der Leiter des Vereines, den Swami Sivananda gegründet hat. Viele Jahrzehnte war er der „Flying-Swami“, also, durch die Welt gereist ist, auch sehr häufig in Deutschland gewesen ist und viele Menschen inspiriert hat, auf den spirituellen Weg zu gehen und in die Tiefe des spirituellen Weges zu gehen.
Ich selbst hatte den großen Segen, ihn immer wieder zu treffen. 1982 zum ersten Mal, da war ich gerade 19 gewesen, dort hatte ich mehrere Seminare mit ihm mitgemacht. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ihn das erste Mal gesehen hatte in Österreich. Da sind wir extra von München nach Wien gefahren und dann haben wir ein Seminar in den Alpen gehabt und dann, auf der Rückreise, bin ich mit ihm zusammen nach München gefahren im Auto. Und er hat dann zum einen gesungen, gut, er hat zwischendurch meditiert und als wir dann auf einen Rastplatz gegangen sind, dann kam etwas Eigenartiges. Dann hat er gesagt, wir sollen jetzt alle die Papiere, die rumliegen, einsammeln. Und er hat gesagt, ein Yogi sollte jeden Ort, wo er hinkommt, etwas sauberer verlassen, als er ihn vorgefunden hat. Hier waren wir also dort mit dem großen indischen Meister und haben dann den Parkplatz, nicht vollkommen sauber gemacht - er hat nur gesagt: „Leave any place cleaner than you found it. Und das ist irgendwo weiter in meinem Kopf auch hängen geblieben. Gut, dann anschließend hat er in München Vorträge gegeben. Dann sind wir mit ihm nach Karlsruhe gefahren, dort gab es ein Seminar mit ihm.
Ein Interessantes bei Swami Chidananda war, er hat sehr lange Vorträge gegeben, mindestens in den 80er Jahren. Und sehr lange, das konnte schon heißen, 3 Stunden am Stück. Und Swami Chidananda hatte so eine Weise gehabt, seine Schüler zu testen. Die Aufgabe eines Meisters ist ja auch immer, seine Schüler zu testen. Der Swami Vishnu hatte eine Weise gehabt, der hat sich öfters zum Clown gemacht und dann fanden einige, „Was ist das für ein Yogi?“ Swami Chidananda hatte eine andere Weise gehabt. Er hat mit seinen Vorträgen sehr langsam angefangen. Das heißt, er hat erstmal allen gedankt. „I thank the host.“ Er hat dem Gastgeber gedankt. Dann hat er allen gedankt, die ihn hergebracht haben. Dann hat er allen gedankt, die hergekommen sind. Er hat allen gedankt, die nicht kommen konnten, die verhindert waren. Dann hat er dem gedankt, der das Haus zu Verfügung gestellt hat. Dann dem, der das Haus gebaut hat. Denjenigen, die die Baumaterialien für dieses Haus… Auf der einen Seite zeigte das diese Weite des Denkens, dass wir irgendwo alle zusammenhängen. Aber es war dann auch manchmal so, wenn – natürlich hat er besonders Swami Sivananda gedankt in seiner ruhigen Art. Und dann gab es eben eine ganze Reihe, die sind, nachdem diese Viertelstündige Danksagung zu Ende war, waren sie so leicht abgedriftet. Aber wer bis dahin dabei war, dann wurde es interessant. Und dann wurde es faszinierend. Und dann wurde es immer tiefer. Und so hat er einen dann geführt in sehr hohe Ebenen des Bewusstseins.

Er hat auch großen Sanftmut verbunden mit großer Striktheit. Also, er war liebevoll – ich habe ihn nie ärgerlich gesehen. In all den Jahren, wo ich ihn gekannt habe und ich habe manche andere seiner Schüler gefragt, ob sie ihn nicht irgendwann mal ärgerlich erlebt hätten. Er scheint irgendwo – mindestens die, die mir es erzählt haben, vielleicht gibt es andere. Er konnte auch mal strikt sein, aber nicht ärgerlich.
Er war dort die Sanftmut in Person. Man sieht es vielleicht hier. Er war auch immer hager. Er musste sehr auf seine Ernährung achten. Er hatte irgendwo von Jugend an, hatte er irgendwelche Verdauungsprobleme auch gehabt. Und so war er der dünnste aller Schüler von Swami Sivananda. Gut, der Swami Dayananda hat manchmal mit ihm vielleicht einen Wettbewerb – nein, nicht wirklich. Also, er war diese Sanftmut und ruhige Person, die sehr tief gehen konnte. Und manchmal hat er eben gelehrt, indem er einfach mit einem zusammen Tee getrunken hat. Das ist auch etwas, was mir aufgefallen ist. Swami Vishnu hat mal so gesagt: „Swami Chidananda drinks tea.“ Der eine macht dieses, Swami Chidananda drinks tea. Aber das war nicht einfach Teetrinken. Er hatte eine ganz vornehme Art gehabt die Tasse zu nehmen, an den Mund. Dann hat er einen kurz angeschaut. Und irgendwo hatte man das Gefühl gehabt, er blickt ganz tief in die Seele hinein. Und dann kam irgendwo so ein beiläufiges Wort. Das hat einen dann irgendwo sehr, sehr tief berührt.
Eine lustige Geschichte will ich euch auch erzählen. Das war irgendwann 1986, da habe ich das Yoga-Zentrum in Los Angeles geleitet und Swami Chidananda kam dort zu Besuch. War natürlich viel vorzubereiten und alles Mögliche zu machen. Letztlich, zwei schlaflose Nächte waren dort. Und dann kam Swami Chidananda, dann hat er den Vortrag gegeben. Das Zentrum war vollständig überfüllt. In einen Raum von vielleicht 50 qm haben wir 140 Leute irgendwo reingekriegt. Wo keiner geglaubt hätte, dass das irgendwo gegangen wäre. Außerdem, wenn Swami Chidananda gekommen ist, da sind immer 30/40 Leute mit ihm gereist, die mussten wir ja auch irgendwo im Zentrum unterbringen. Und da war also viel zu tun und ich war hoffnungslos übermüdet. Und dann fing Swami Chidananda an, die großen Meister zu ehren und alle möglichen Leute zu ehren und in der Zwischenzeit bin ich weggenickt. Zu meiner Schande, muss ich da sagen. Hier war dieser große Meister, auf den wir uns eingestimmt haben und es ist mir nicht gelungen, mich wach zu halten. Und dann habe ich irgendwo mitgekriegt, jetzt will er noch jemanden ganz besonders danken und dann hat er noch gesagt: „Und der hat heute auch Geburtstag.“ Das war ich gewesen. Und irgendwie, als es um birthday ging, da wurde ich so langsam wach. Habe gedacht: „Das kann ja jetzt nicht ich sein.“ Und dann war es tatsächlich so, irgendeiner seiner Schüler hatte von irgendjemandem rausgekriegt – ich weiß gar nicht von wem, denn ich hatte den Geburtstag geheim gehalten gehabt. Ich hatte gedacht, hier ist Swami Chidananda, der steht im Mittelpunkt. Meinen Geburtstag können wir noch morgen oder übermorgen feiern. Jetzt, heute ist – also ich war nicht so lange im Zentrum gewesen. Also eigentlich, wie konnte irgendjemand wissen – auf jeden Fall, er wusste das. Und dann hat er dann mich noch angeschaut – ich war immer noch so halb im… Und er hat mich mit einem solchen liebevollen Blick und verständnisvollen Blick angeschaut. Er muss mich die ganze Zeit schon angeschaut haben.
Und irgendwo habe ich dann verstanden – man könnte ja sagen, jetzt spricht er über mich und ich bin immer noch so… Also Meister verstehen alles und haben große Liebe und können einen inmitten von allen – egal wo man ist – können sie einem Lehren geben und Kontakt zu einem aufbauen und in die Tiefe gehen. Gut, und so ist das vielleicht der Geburtstag, den ich mit am meisten in Erinnerung habe. Der irgendwann um 21:00 Uhr so begonnen hatte. Gut, er hat auch nicht ständig über mich geredet, aber er hat jedenfalls daran gedacht und hat dann Om Tryambakam gesungen und noch ein paar liebevolle Worte gesagt. Und noch irgendwo, vor versammelter Mannschaft, irgendeine Aufgabe noch gegeben. Gut, und dann ging er wieder.
Dann habe ich ihn noch beim Swami Vishnu im Ashram in Kanada mehrmals gesehen und dann mehrmals im Ashram in Rishikesh in den 90er Jahren. Hatte ich irgendwo großes Glück. Swami Chidananda war ja fast nie in Rishikesh, weil er ständig unterwegs war. Aber in den fünfmal, wo ich in den 90er Jahren in Rishikesh war, war er jedes Mal im Ashram gewesen. Das war ganz außergewöhnlich. Und ich war zu unterschiedlichen Zeiten da und da habe ich ihn auch noch mal sehen können in seinem Ashram. Das war irgendwo dort auch bemerkenswert. In Indien werden die Gurus ja verehrt über alle Maßen. Und irgendwo wollten die Schüler ihn auch verehren. Aber er hat das irgendwo mehr oder weniger – große Ehrerbietung hat er irgendwo unterbunden, aber es war dafür ein umso stärkerer Respekt da.
Und Swami Chidananda war ja damals auch schon in seinen 80er Jahren. Oder Ende 70 das erste Mal und nachher in seinen 80er Jahren und so war er nicht immer den ganzen Satsang da, aber man konnte immer merken, wenn er kam – irgendwo ist wie so ein Schwall von Prana hochgekommen. Das hat man irgendwo bemerkt. Selbst wenn er noch draußen war. Plötzlich ist irgendwo wie Licht gekommen. Ich kann mich noch heute erinnern, immer wenn er den Raum betreten hatte – ich habe dann mehrmals überprüft, ob irgendjemand mehr Licht anmacht oder so. Aber das war nicht. Einfach wenn er rein kam war es so, als ob irgendwo die Sonne aufgeht. Und da war immer so viel Leuchten und Licht um ihn herum. Und das war etwas… Und dann hat er nicht mehr längere Vorträge gegeben. Er ist rein gegangen und hat geleuchtet, hat gesungen. 5 bis 10 Minuten Vorträge gegeben, meistens auf Hindi – was ich gar nicht so gut fand. Aber es war halt Winter, es waren viele indische Gäste. Aber irgendwo das Prana war dort da und die Energie war da.
Und wer mehr über Swami Chidananda lesen will - ihr könnt sicher im Internet sehr viel über ihn lesen und vielleicht stellen wir auch was bei uns auf die Seiten in den Blog, sodass ihr dort noch etwas mehr… Aber sowie ihr Swami Chidananda ins Internet reingebt, werdet ihr Hunderte Seiten sehen und es gibt Videos mit you toube im Internet. Es gibt Fotos, es gibt Vorträge, ganze Bücher von ihm. Also, es gibt vieles, auch mit dem wir uns einstimmen können und um seinen Segen bitten können.
Hari Om Tat Sat

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„Pranayama – mehr Lebensenergie

Ich will etwas lesen aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Prana“. Prana, die Lebensenergie.
Er schreibt: „Durch Prana leben die Menschen, die Tiere und die Engelswesen. Prana ist wahrlich das Leben der Wesen. Deshalb nennt man es das universelle Leben, das Leben aller. Prana ist das universelle Prinzip von Energie und Kraft. Es ist Lebenskraft. Es ist alldurchdringend. Es kann statisch sein, als Kundalini oder dynamisch, als Lebenskraft. Es findet sich in allen Formen, von den höchsten bis zu den niedrigsten Lebewesen, von der Ameise zum Elefanten, von der einzelligen Amöbe bis zum Menschen, von der Elementarform pflanzlichen Lebens bis zur entwickelten Form tierischen Lebens. Das Strahlen deiner Augen ist Prana.“
Also, Prana ist die Energie hinter allem was wir tun. Prana ist letztlich der Unterschied zwischen einer Leiche und einem lebendigen Wesen. Wenn wir – manche sind wie lebendige Leichen, sie haben kaum Prana. Manche sind wie Vampire, sie saugen das Prana von anderen ab. Aber wir als Yogis brauchen davor keine Angst zu haben, denn wir kennen Pranayama, Atemübungen, um Prana zu erhöhen. Das ist jetzt gerade in verschiedenen Seminaren das Thema – Sadhana intensiv, die Yogalehrerausbildung auch. Ich habe gerade in der Yogatherapieausbildung, in dem Raum, auch das Wort „Pranayama“ gesehen. Also, wir wollen unser Prana ansammeln und wenn wir viel Prana haben, können wir auch viel Prana geben. Wir brauchen Prana, wir wollen Prana geben und uns immer wieder aufladen. Manche Menschen haben viel Strahlen in den Augen, da strahlt viel Prana aus. Manche weniger.
„Das Lächeln einer jungen Frau“ – und auch einer älteren Frau – „ist Prana.“ Und auch eines älteren Mannes. Also, sofern dort wirklich Prana dort hinter ist. Also, junge Menschen haben viel Prana. Wenn man kein Pranayama macht, gibt man das Prana langsam aus und nachher will kein Mensch mehr mit einem zusammen sein. Als Yogis machen wir das anders. Wir sammeln mehr Prana und so, je älter wir werden, umso attraktiver sind wir im Sinne von anziehender, im Sinne von, andere werden angezogen.
„Bienen gehen dahin, wo der Nektar ist.“ Und genauso, Menschen werden von denen angezogen, die Prana haben. So müssen wir mehr Prana haben und dann werden andere mehr angezogen. Sogar Hunde hören besser, wenn der Besitzer mehr Prana hat. Auch schwer erziehbare. Auch der Umgang mit Kindern ist leichter, wenn Mutter und Papa mehr Prana haben. Als Führungspersönlichkeit braucht man Prana. Ich kann mich erinnern, ich habe ja irgendwann mal Betriebswirtschaft studiert und dort habe ich so alle möglichen Führungstheorien gelernt. Und dann, so kurz vor der Klausur, hat unser Prof. noch was gesagt: „Jetzt möchte ich euch zum Schluss – oder, möchte ich Sie noch mal zum Schluss demotivieren. Wir haben jetzt all die verschiedenen Theorien behandelt, aber das Wichtigste entgeht uns wissenschaftlichen Psychologen. Man kann alles falsch machen und dennoch eine gute Führungskraft sein. Und man kann alles richtig machen und dennoch eine schlechte Führungskraft sein. Es gibt etwas, das nennt sich Charisma und das ist einer empirischen Forschung nicht zugänglich. Irgendwie Ausstrahlung usw. Das ist ein Faktor, der noch zusätzlich wichtig ist.“ Dann hat er gesagt: „Aber schreiben sie das nicht in die Klausur. Ich vertrete eine wissenschaftlich orientierte Psychologie.“
Aber, so ist es letztlich. Dieses Prana ist das, was dort wichtig ist.
„Prana ist die Kraft in den begeisternden Worten eines Vortragenden. Der Zauber in den Worten des Geliebten. All das beruht auf Prana. Ein Yogi speichert ein Übermaß an Prana durch regelmäßige Praxis von Pranayama. So wie eine Speicherbatterie Elektrizität speichert. Der Yogi, der viel Prana gespeichert hat, strahlt Stärke und Vitalität aus. Er ist ein starkes Kraftwerk. Wer mit ihm in nahen Kontakt kommt, nimmt von ihm Prana, Stärke, Kraft, Vitalität und Frohsinn auf. So wie Wasser aus einem Gefäß in ein anderes fließt, fließt Prana wie ein ständiger Fluss von einem fortgeschrittenen Yogi zu einem Menschen mit wenig Prana. Das kann derjenige, der seine innere Sicht entwickelt hat, tatsächlich sehen.“
Zusammenfassung: Macht Pranayama!
Hari Om Tat Sat

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„Gedankenübertragung"

Ich lese aus dem Kapitel „Gedankenübertragung“, aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“.
Swami Sivananda schreibt: „Gedanke ist sehr ansteckend. Noch ansteckender als die Grippe. Der Gedanke bewegt sich. Er verlässt das Gehirn und wandert umher. So gelangt er in die Gehirne anderer.“
In der deutschen Übersetzung geht da so ein bisschen was verloren. Aber in der Grundaussage: Wir haben Gedanken. Gedanken sind nicht beschränkt auf unser eigenes Hirn, sind nicht einfach nur Aktionspotentiale zwischen irgendwelchen Neuronen im Gehirn, sondern sie übertragen sich. Die moderne Hirnwissenschaft spricht von sog. Spiegelneuronen, die dann behauptet, wenn wir irgendwie etwas im Gehirn haben, dann wird im Gehirn des Gegenübers auch ähnliches ausgelöst und da gibt es spezielle Neuronen, die speziell dafür verantwortlich sind.
Dann hat man so festgestellt, dass nicht nur im Hirn Nerven sind, sondern irgendwo auch das Herz hat so seinen eigenen Taktgeber und dieser Taktgeber hat ein bestimmtes Energiefeld, das tatsächlich ausstrahlt und das Gegenüber kann tatsächlich dieses Energiefeld aufnehmen und wird beeinflusst. Also zwei Menschen, die irgendwo ein bisschen näher kommen, beeinflussen gegenseitig ihren Herzschlag.
Yogis gehen aber noch weiter. Sie sagen, es ist nicht nur auf diese physiologisch nachvollziehbare Weise, sondern Gedanken beeinflussen andere und wir können andere positiv mit unseren Gedanken beeinflussen oder wir können auch andere negativ beeinflussen.
Jetzt ist allerdings der Mensch nicht so wie ein Radiogerät, das einfach irgendwelche Wellen wiedergibt, oder eigentlich kann man sagen, man kann die Analogie weiter fortfahren. Es ist jetzt nicht so, dass ein Radiogerät jede Welle einfach aufnimmt, sondern es kann eingestimmt werden auf verschiedene Wellen. Ähnlich können wir auch unseren eigenen Geist einstimmen auf unterschiedliche Wellen. Wenn wir jetzt hier in diesem Raum sind, wir sind jetzt in diesem Raum und wenn wir den Raum mal betrachten, da gibt es jetzt unterschiedliche Menschen. Da gibt es einige, die fühlen sich gerade sehr inspiriert. Es gibt einige, erster Tag der vierwöchigen Yogalehrerausbildung, gestern angereist, nachdem für 4 Wochen alles zu organisieren war, die sind vielleicht heute Abend ein bisschen erschöpft. Ich sehe zwar jetzt niemanden, aber vielleicht etwas weiter hinten, mag es dort jemanden in der Richtung geben. Es mag vielleicht Menschen geben, die gerade eine dramatische Zeit die letzten Tage hinter sich hatten usw. Nun gibt es im Haus ein paar, die jetzt freudig ihr Baby erwarten. Es gibt nämlich zwei, da war heute der Geburtstermin errechnet, kann natürlich ein paar Tage noch später sein. Und da ist natürlich eine andere bestimmte Erregung, die dort in der Atmosphäre liegt.

Also es sind verschiedene Arten von Gedankenwellen und da können wir uns auf verschiedene Arten von Gedankenwellen einstellen. Höhere - weniger hohe. Und ein Teil des ganzen Yogasystems beruht auch darauf, dass wir unseren Geist einstimmen wollen auf das Allerhöchste. Es gibt eben auch die Gedankenschwingung von reiner Liebe, die Gedankenschwingung von reinem Glück. Es gibt die Gedankenschwingung großer Meister. Die ist natürlich an Orten, wie einem solchen Ashram, besonders stark. Dennoch muss man sich darauf einschwingen können. Wenn wir darauf nicht eingestimmt sind, dann spürt man das vielleicht nicht.
So wie heute habe ich den Kurdirektor von Bad Meinberg zusammen mit dem Kurdirektor von Bad Füssing und seinen Assistenten hier durch die Räumlichkeiten geführt. Ich nehme jetzt nicht an, dass sie eine sehr hohe spirituelle Schwingung dort gespürt haben, aber sie fanden dort eine ganze Menge hoch interessant und der Kurdirektor von Bad Füssing hat sich so interessiert, wie hoch die Preise sind, hat ausgerechnet, wie viel das pro Minute bei einer Ayurvedabehandlung ist, dass das 30% günstiger ist als das Ayurvedazentrum in Bad Füssing. Er hat die Pakete sich genauer angeschaut. Gut, er war darauf eingestimmt. Dann nimmt er das wahr. Gut, außerdem ist er darauf eingestimmt, wie man Kurorte irgendwo voranbringen kann und so hat er sich auch nach Gesellschaftsform erkundigt und vielem anderen. Und welche Werbung wir machen und was besonders gut läuft. Also eine bestimmte Einschwingung.
Gut, andere haben eine andere Einschwingung, wenn sie hierher kommen. Und manche haben eher eine Einschwingung, irgendwo entspannen zu wollen und dann üben wir Asanas. Und Asanas schwingen unser ganzes Körper-, Prana-, Geist- Kontinuum ein, auf eine etwas höhere Schwingung. Dann machen wir Mantrasingen. Gut, man könnte auch irgendwelche Volkslieder singen. Wäre auch ein Einschwingen auf eine bestimmte Schwingung. Müsste noch nicht mal schlecht sein. Wobei ich an den Gesichtern einiger sehe, es wäre vielen nicht so ganz recht hier. Wir singen Mantras - ist vielleicht auch einigen am Anfang nicht so ganz recht. Aber wenn man sich ein bisschen darauf einlässt, dann merkt man, die Mantras schwingen einen ein, auf eine höhere Schwingung. Und dann wird plötzlich Freude möglich, Liebe möglich, Einheit möglich. Wahrnehmung einer höheren Kraft, Wahrnehmung des Göttlichen. So ist vieles, was wir machen, ein Erheben von Schwingungen, von niederen Schwingungen zu subtileren Schwingungen. Und wenn wir so eingestimmt sind, dann wird das Höchste für uns wirklich. Wirklich wirklich.
Hari Om Tat Sat

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"5 Jahre Yoga Vidya"

Morgen ist ein besonderer Tag. Wisst ihr, was für einer? Dienstag. Gut, auch ein besonderer Tag. Gut, ist auch der 1. Juli, ist auch ein besonderer Tag. Aber der 1. Juli ist aus einem, für uns wichtigem Grund, ein besonderer Tag. Morgen vor fünf Jahren haben wir dieses Haus bezogen. Dort sind eine Gruppe von, ich glaube am Anfang waren es 15 bis 20 Mitarbeiter, die hierher gekommen sind, diese Räumlichkeiten bezogen haben und dann, bis um den – ich glaube, am 11. Oktober oder so ähnlich, war dann die große Einweihungsfeier. Dieses Haus war da ja schon einige Jahre leer gestanden und da musste einiges vorbereitet werden, sodass man dann schließlich auch Yoga-Räume usw. hatte. Wer von euch war dort ganz am Anfang hier gewesen? Immerhin, eine ganze Reihe. Und es ist auch irgendwie ganz interessant, wie es zu diesem Ashram gekommen ist. Und vielleicht so ein paar Worte dazu.
Gut, am Anfang stand eine Vision, die ich mal hatte, dass irgendwo ein großer Ashram für Tausend Gäste und ein paar Hundert Mitarbeiter entstehen würde und dann ist da erstmal der Westerwald draus geworden, der ein bisschen kleiner war. Und von Anfang an war es ein sehr schöner Ashram. Wer von euch war schon mal im Haus Yoga Vidya Westerwald? Immerhin, eine ganze Menge. Der war damals, 1996, noch halb so groß wie er heute ist. Und das ist auch irgendwo auf eine interessante Weise dazu gekommen. So als, irgendwo ein Symbol - wie letztlich Swami Sivananda, oder die großen Meister, oder das Kosmische, oder das Schicksal, oder wie auch immer man es nennen will, irgendwo wirkt, dass wir das tun, was letztlich sein soll.
Und schon so 2 Jahre, nachdem wir im Westerwald waren, da hat sich dann so eine Gruppe zusammengefunden und die haben irgendwo so eine Yoga-Dorfgeschichte – da hatte ich eigentlich schon seit Frankfurt, Anfang der 90er Jahre, von gesprochen. Westerwald das Haus war klar, war zu klein, aber wir konnten uns nichts anderes leisten und dann habe ich immer am Ende der Ausbildungen immer gesagt, irgendwann soll es mal einen Ashram geben für 1000 Gäste und viele Mitarbeiter und Menschen, die sich drum herum ansiedeln können. Und dann gab es dann so eine Initiative, die gesagt haben – Yogadorfinitiative. Haben wir uns öfters getroffen und dann ist das so - 2 Jahre so gab es öfter mal Treffen.
Und dann war es irgendwo Zeit, dass irgendetwas beschleunigt werden sollte und das kam dann in Gestalt eines Bescheids von der Kreisverwaltung Neuwied, die dann nämlich gesagt hat, die ganzen Wohnwägen – wir hatten dort inzwischen eine Wohnwagensiedlung von 30 Wohnwägen, wo fast alle Mitarbeiter gewohnt haben und einige Gäste und Mithelfer – hat gesagt, diese muss verschwinden. Gut, jetzt war die Frage, wo bringen wir all die Menschen unter. Also haben wir das als Zeichen gedeutet, ja, wir müssen jetzt zügig einen neuen Ashram finden. Wir wussten aber, ganz so schnell geht es nicht. Also sind wir auf einen Trick verfallen und haben erst einen Bauantrag gestellt, um das Haus um eine Etage aufzustocken. Denn solange der läuft, würden sie uns die Wohnwägen nicht sperren. Gut, also haben wir erstmal den Bauantrag gestellt und gedacht, das wird sowieso nie kommen.
Und dann, die Initiative Yogadorf, die hat sich relativ schnell dann aufgelöst. Als es konkret wurde, hat jeder gesagt: „Ja, also irgendwo selbst, nicht unbedingt. Wenn ihr mal soweit seid und uns fertige Häuser gebaut habt, dann können wir noch mal drüber reden.“ Und so war es dann relativ bald klar, es würde nicht zum Yoga-Dorf-Projekt, sondern zum Yoga-Seminarhaus kommen.
Gut, Dieter ist dann sehr aktiv geworden. Wir haben irgendwo im Laufe der 2 Jahre um die 30.000 Faxe verschickt. An alle bekannten Faxadressen von Bürgermeistern und Maklern, zwischen 100 km nördlich der Alpen und 100 km südlich der See – das war so der Streifen, den wir uns dort ausgedacht hatten. Und dann kam so ein Objekt nach dem anderen und nichts hat funktioniert.
Und jetzt kam komischerweise die Baugenehmigung für das Haus Yoga Vidya Westerwald, die Aufstockung und da haben wir dann diskutiert, „Was machen wir jetzt? Jetzt haben wir die Baugenehmigung. Jetzt müssen wir entweder anfangen zu bauen, oder die durchschauen unseren Trick und dann werden die Hälfte der Mitarbeiter obdachlos.“ Gut, also haben wir dann angefangen zu bauen und haben dann das Haus um eine Etage aufgestockt und ein bisschen länger gemacht, den großen Shiva-Raum erzeugt. Und dann, nachdem das Haus dann relativ weit eingerichtet war und inzwischen das fünfte Projekt, das wir bisher angegangen sind, ist irgendwo auf mysteriöse Weise verschwunden, dann kam dieses Haus. Es war eigentlich ganz komisch. Da wir ja in irgendwo zwischen 100 km südlich von der Nordsee und 100 km nördlich von den Alpen - das ist ja ein relativ großer Streifen von Deutschland - haben wir also relativ viele Angebote gehabt. Und das Eigenartige war, sowie wir Kaufinteresse bekundet haben, hat sich jemand anderes gefunden, der 50% mehr geboten hat und das Ding gekauft hat. Die waren 5 Jahre leer gestanden, sowie wir interessiert waren, hat es jemand anderes gekauft. Habe schon überlegt, ob wir das vielleicht zu einem Geschäftsmodell entwickeln. Unverkäufliche Immobilien werden sofort gekauft, sowie Yoga Vidya daran denkt.
Gut, und dann irgendwann, als wir schon fast gedacht haben, jetzt wird es nichts mehr, jetzt bleiben wir doch im Westerwald oder vielleicht sollen wir doch überlegen, ans Mittelmeer zu ziehen, vielleicht soll es gar nicht so in Deutschland sein.
Dann noch mal, im letzten Versuch, haben wir noch mal Bürgermeister angemailt und dann kam irgendwie der Dieter und sagte mir: „Ich habe ein Objekt, das wirst du ganz sicher nehmen und die Suguna wird das auch so denken.“ Und das war eben dieses Haus. Und die Außenansichten sind ja nicht gerade berauschend von dem Haus und dann habe ich noch so gesagt: „Wie kommst du dazu?“ Hat er gesagt: „14.000 qm Nutzfläche und irgendwo ein äußerst günstiger Preis.“ Und da habe ich gesagt: „Ja, da kann man eigentlich nicht nein sagen.“ Gut, und dann bin ich dann dort hingefahren. Aus irgendwelchen Gründen konnte der Dieter nicht dort hin, dann bin ich mit einem anderen Dieter dort hin, denn irgendein Dieter musste ja bei der Erstbesichtigung dabei sein. Gut, dann bin ich dort hin. Ich konnte meinen Augen dort nicht trauen – wer den Westerwald kennt, das ist eher beschaulich und dann hier steht man vor diesem Mordsapparat. Bin da durch, fand gleich, Innenräume sind sehr schön, sehr gut, sehr praktisch, also eigentlich ein Luxus, wie es für einen Yoga-Ashram fast zuviel ist. Und dann habe ich dann den Verkäufer noch kurz gefragt: „Was war noch mal ihre Preisvorstellung?“ Ich konnte nicht glauben, das Ding für den Preis zu bekommen. Und dann nannte er einen Preis, der halb so hoch war, wie der Preis, den ich schon für ein Schnäppchen gehalten habe. Dann hat er mein Entsetzen im Gesicht gesehen und hat gesagt: „Da ist aber noch Verhandlungsspielraum drin.“
Gut, das war dann alles im Februar 2003. Gut, dann gab es da doch noch so ein paar kleinere Verzögerungen und das Ganze war aus irgendeinem Vergleich und eine Bank musste zustimmen und eine Besitzerin musste noch zustimmen usw.
Aber dann, irgendwann im Mai wurde dann der Vertrag unterzeichnet und am 1. Juli sind wir dann eingezogen, als die Lindenblüten geblüht haben. Und seitdem ist für mich Lindenblütengeruch mit dieser schönen Aufbruchstimmung, der sog. E-Team-Phase von Yoga Vidya, verbunden. Und die fangen schon an zu blühen, die Lindenblüten. Gestern habe ich sie erstmals gerochen und heute sogar vom Balkon aus. Also, wieder Zeit, sich zu erinnern an diese Pionierzeit und so war das eben interessant. Es hat über 3 Jahre gedauert der Suche, eigentlich haben wir ja schon 98 irgendwie angefangen, also hat es 5 Jahre gedauert, aber 3 Jahre intensiver Suche. Und Sivananda oder Gott haben uns vorher alles andere machen lassen, was nötig war und nachher ging es dann alles relativ - relativ einfach.
Dann war da noch eine lustige Phase dort. Ich habe dann – einmal die Woche bin ich hierher gegangen und damals gab es noch nicht diese Gruppenentscheidung wie heute, bzw. im Westerwald gab es die auch. Aber dort mussten wir halt schnell entscheiden. Also, jeder Besuch war immer sehr teuer, der Dieter wollte jedes Mal hier eine Heizung und dort eine Heizung und dort ein Bad und hier noch einen Teppich. Und parallel, jedes Mal, als ich hergekommen bin, war die Schwingung stärker und sehr schnell war schon die Ashramschwingung spürbar.
Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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