hamsa heißt : frei, unendlich, ewig. paramahamsa : höchste Freiheit. paramatma : höchstes Selbst.
chin mayo ham : ich bin reines Bewußtsein, ich bin gemacht aus Bewußtsein,
aham : ich bin, maya : gemacht aus, chit : Bewußtsein – chin mayo ham.
sat chit ananda svarupo ham – meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.
soham – das bin ich, brahman, OM – das reine, unendliche, ewige Bewußtsein.
Das sind die großen Behauptungen des Jnana-Yoga, des Vedanta,
und letztlich die großen Behauptungen der meisten Mystiker der verschiedensten Traditionen.
Wir sind nicht dieser physische Körper, wir sind nicht beschränkt auf Emotionen, Persönlichkeit, sondern wir sind unendliches Bewußtsein, das Bewußtsein hinter allem. Descartes hat einmal gesagt, wir können an allem zweifeln,
nur an einem können wir nicht zweifeln, nämlich dem Bewußtsein.
Denn wir wissen nicht, ob die Welt draußen existiert,
wir könnten auch in einem Traum sein, wir könnten denken, wir träumen irgendwie.
Vedantin sagen, auf eine gewisse Weise träumen wir tatsächlich.
Woher wißt ihr, daß hier oben jemand auf der Bühne hockt ?
Es könnte ja sein, daß ihr euch das nur einbildet.
Ihr könntet mich fragen : Hockst du wirklich auf der Bühne, oder bist du Einbildung ?
Sage ich : Nein, ich hocke tatsächlich auf der Bühne.
Aber angenommen, ihr fragt das in eurem Traum, dann werden die Leute das auch sagen. Ich bin so jemand, der öfters am Tag überlegt : bin ich wirklich, unwirklich ?
Was ist wirklich, was ist unwirklich, bin ich im Traum, bin ich nicht im Traum ?
Und so gewohnheitsmäßig frage ich mich das auch nachts,
und gerade, wenn ich z.B. nachts besonders flexibel in meinen Asanas bin,
dann überlege ich : wie kommt das, daß ich jetzt die Füße ganz hinter den Kopf kriege ?
Bin ich im Traum ? Dann versuche ich zu analysieren, herauszufinden :
gut, irgendwo habe ich plötzlich wieder Flexibilität, es scheint, als ob es die Wachwelt wäre.
Und freue mich darüber, über meine unglaubliche Fexibilität, und die Pranaerfahrungen, die dort einhergehen.
Und kurz danach bin ich aufgewacht und stelle fest : aha, so ist also die Traumwelt,
und woher weiß ich, daß ich jetzt nicht wieder in einer Traumwelt bin ?
Und von einem höheren Standpunkt ist jede Welt, die wir sehen, ein Traum. So können wir alles überlegen, wir können sagen : ja, alles könnte Traum sein.
Nur eines können wir sicher sein : es gibt jemanden, der die Frage stellt :
Was ist wirklich, was ist unwirklich ? Der muß da sein.
Also, ich weiß mindestens, es gibt jemanden, der stellt sich die Frage :
Was ist wirklich, was ist unwirklich ?
Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand von euch überhaupt existiert,
ob das Ganze nur eine Dreingabe ist des Traumes –
gut, ich gehe jetzt davon aus, daß ihr alle das Gleiche euch fragen könntet,
und vielleicht in dem Moment so ein bißchen fragt,
aber es gibt ein unendliches Bewußtsein, und dieses Bewußtsein ist eben auch überall identisch.
Angenommen, wir wären jetzt in einem Traum:
das einzig Wirkliche in dem Traum ist das Bewußtsein des Träumers.
Und aus wem sind all diese Traumgestalten gemacht ? Aus dem Bewußtsein des Träumers.
Angenommen – wie heißt du ? -, die Sina würde jetzt träumen,
und sie würde jetzt von – wie heißt du ? – von Sara träumen,
und dann würde sie sich selbst im Traum sehen, und vielleicht auch als Sina bezeichnen -
gut, sie könnte sich auch ganz anders sehen,
aber nehmen wir einmal an, die Sina würde sich als Sina sehen, und die Sara auch,
woraus bestehen dann Sara und Sina im Traum ?
Aus dem Bewußtsein von Sina. Das Bewußtsein von allen Traumgestalten ist das gleiche Bewußtsein.
Das ist jetzt nicht plötzlich, daß im Traum dort hunderte oder tausende von verschiedenen Wesen
mit individuellen Bewußtseinen dort herumrennen oder meditieren oder wie auch immer,
sondern da ist ein einziges Bewußtsein.
Und so ist es auch jetzt. Yogis sagen, im Wachbewußtsein –
wobei ich jetzt nicht weiß, ob wir im Wachbewußtsein sind,
wir könnten ja auch im Traumbewußtsein sein, aber nehmen wir an, wir wären im Wachbewußtsein -
im Wachbewußtsein sind wir alle Traumgestalten eines kosmischen Träumers,
der manchmal als brahma bezeichnet wird.
brahma träumt diese Welt, und wir sind Traumgestalten.
Aber unser Bewußtsein ist das Bewußtsein von brahma, und das Bewußtsein von brahma ist brahman. Und jetzt das Schöne ist, im Wachzustand – das unterscheidet ihn vielleicht vom Traumzustand –
im Wachzustand können wir uns auch jederzeit des Bewußtseins bewußt werden.
Wir müssen noch nicht einmal warten, bis wir irgendwann genügend Yoga praktiziert haben,
um nirvikalpa samadhi zu erreichen und die Selbstverwirklichung zu erfahren.
Eine Ahnung vom unendlichen Bewußtsein können wir jetzt haben, jetzt und in diesem Moment.
Einen Moment können wir die Bewußtheit selbst bewußt spüren.
In dieser Bewußtheit selbst ist Unendlichkeit, denn alles, was beschränkt ist, ist nicht Bewußtsein.
Egal, ob wir kleiner oder größer, jünger oder älter sind, klüger oder noch klüger,
- oder vielleicht sind wir morgens einmal klüger als am Nachmittag, oder umgekehrt –
ob wir durstiger oder hungriger sind : Bewußtsein ist immer da.
Und wenn wir aufhören, oder einen Moment lang aussetzen,
nur über Körper, Emotionen, Gefühle nachzudenken,
einen Moment lang Bewußtheit selbst spüren, in dem Moment sind die Eigenschaften der Bewußtheit da,
die nicht wirklich Eigenschaften sind, aber irgendwie muß man es sprachlich benennen.
Es ist Wonne da – ananda, es ist Unendlichkeit da, es ist Sein da,
es ist Verbundenheit da, es ist Liebe da.
Es ist.
Hari OM Tat Sat. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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