Ich selbst hatte den großen Segen, ihn immer wieder zu treffen. 1982 zum ersten Mal, da war ich gerade 19 gewesen, dort hatte ich mehrere Seminare mit ihm mitgemacht. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ihn das erste Mal gesehen hatte in Österreich. Da sind wir extra von München nach Wien gefahren und dann haben wir ein Seminar in den Alpen gehabt und dann, auf der Rückreise, bin ich mit ihm zusammen nach München gefahren im Auto. Und er hat dann zum einen gesungen, gut, er hat zwischendurch meditiert und als wir dann auf einen Rastplatz gegangen sind, dann kam etwas Eigenartiges. Dann hat er gesagt, wir sollen jetzt alle die Papiere, die rumliegen, einsammeln. Und er hat gesagt, ein Yogi sollte jeden Ort, wo er hinkommt, etwas sauberer verlassen, als er ihn vorgefunden hat. Hier waren wir also dort mit dem großen indischen Meister und haben dann den Parkplatz, nicht vollkommen sauber gemacht - er hat nur gesagt: „Leave any place cleaner than you found it. Und das ist irgendwo weiter in meinem Kopf auch hängen geblieben. Gut, dann anschließend hat er in München Vorträge gegeben. Dann sind wir mit ihm nach Karlsruhe gefahren, dort gab es ein Seminar mit ihm.
Ein Interessantes bei Swami Chidananda war, er hat sehr lange Vorträge gegeben, mindestens in den 80er Jahren. Und sehr lange, das konnte schon heißen, 3 Stunden am Stück. Und Swami Chidananda hatte so eine Weise gehabt, seine Schüler zu testen. Die Aufgabe eines Meisters ist ja auch immer, seine Schüler zu testen. Der Swami Vishnu hatte eine Weise gehabt, der hat sich öfters zum Clown gemacht und dann fanden einige, „Was ist das für ein Yogi?“ Swami Chidananda hatte eine andere Weise gehabt. Er hat mit seinen Vorträgen sehr langsam angefangen. Das heißt, er hat erstmal allen gedankt. „I thank the host.“ Er hat dem Gastgeber gedankt. Dann hat er allen gedankt, die ihn hergebracht haben. Dann hat er allen gedankt, die hergekommen sind. Er hat allen gedankt, die nicht kommen konnten, die verhindert waren. Dann hat er dem gedankt, der das Haus zu Verfügung gestellt hat. Dann dem, der das Haus gebaut hat. Denjenigen, die die Baumaterialien für dieses Haus… Auf der einen Seite zeigte das diese Weite des Denkens, dass wir irgendwo alle zusammenhängen. Aber es war dann auch manchmal so, wenn – natürlich hat er besonders Swami Sivananda gedankt in seiner ruhigen Art. Und dann gab es eben eine ganze Reihe, die sind, nachdem diese Viertelstündige Danksagung zu Ende war, waren sie so leicht abgedriftet. Aber wer bis dahin dabei war, dann wurde es interessant. Und dann wurde es faszinierend. Und dann wurde es immer tiefer. Und so hat er einen dann geführt in sehr hohe Ebenen des Bewusstseins. Er hat auch großen Sanftmut verbunden mit großer Striktheit. Also, er war liebevoll – ich habe ihn nie ärgerlich gesehen. In all den Jahren, wo ich ihn gekannt habe und ich habe manche andere seiner Schüler gefragt, ob sie ihn nicht irgendwann mal ärgerlich erlebt hätten. Er scheint irgendwo – mindestens die, die mir es erzählt haben, vielleicht gibt es andere. Er konnte auch mal strikt sein, aber nicht ärgerlich.
Er war dort die Sanftmut in Person. Man sieht es vielleicht hier. Er war auch immer hager. Er musste sehr auf seine Ernährung achten. Er hatte irgendwo von Jugend an, hatte er irgendwelche Verdauungsprobleme auch gehabt. Und so war er der dünnste aller Schüler von Swami Sivananda. Gut, der Swami Dayananda hat manchmal mit ihm vielleicht einen Wettbewerb – nein, nicht wirklich. Also, er war diese Sanftmut und ruhige Person, die sehr tief gehen konnte. Und manchmal hat er eben gelehrt, indem er einfach mit einem zusammen Tee getrunken hat. Das ist auch etwas, was mir aufgefallen ist. Swami Vishnu hat mal so gesagt: „Swami Chidananda drinks tea.“ Der eine macht dieses, Swami Chidananda drinks tea. Aber das war nicht einfach Teetrinken. Er hatte eine ganz vornehme Art gehabt die Tasse zu nehmen, an den Mund. Dann hat er einen kurz angeschaut. Und irgendwo hatte man das Gefühl gehabt, er blickt ganz tief in die Seele hinein. Und dann kam irgendwo so ein beiläufiges Wort. Das hat einen dann irgendwo sehr, sehr tief berührt.
Eine lustige Geschichte will ich euch auch erzählen. Das war irgendwann 1986, da habe ich das Yoga-Zentrum in Los Angeles geleitet und Swami Chidananda kam dort zu Besuch. War natürlich viel vorzubereiten und alles Mögliche zu machen. Letztlich, zwei schlaflose Nächte waren dort. Und dann kam Swami Chidananda, dann hat er den Vortrag gegeben. Das Zentrum war vollständig überfüllt. In einen Raum von vielleicht 50 qm haben wir 140 Leute irgendwo reingekriegt. Wo keiner geglaubt hätte, dass das irgendwo gegangen wäre. Außerdem, wenn Swami Chidananda gekommen ist, da sind immer 30/40 Leute mit ihm gereist, die mussten wir ja auch irgendwo im Zentrum unterbringen. Und da war also viel zu tun und ich war hoffnungslos übermüdet. Und dann fing Swami Chidananda an, die großen Meister zu ehren und alle möglichen Leute zu ehren und in der Zwischenzeit bin ich weggenickt. Zu meiner Schande, muss ich da sagen. Hier war dieser große Meister, auf den wir uns eingestimmt haben und es ist mir nicht gelungen, mich wach zu halten. Und dann habe ich irgendwo mitgekriegt, jetzt will er noch jemanden ganz besonders danken und dann hat er noch gesagt: „Und der hat heute auch Geburtstag.“ Das war ich gewesen. Und irgendwie, als es um birthday ging, da wurde ich so langsam wach. Habe gedacht: „Das kann ja jetzt nicht ich sein.“ Und dann war es tatsächlich so, irgendeiner seiner Schüler hatte von irgendjemandem rausgekriegt – ich weiß gar nicht von wem, denn ich hatte den Geburtstag geheim gehalten gehabt. Ich hatte gedacht, hier ist Swami Chidananda, der steht im Mittelpunkt. Meinen Geburtstag können wir noch morgen oder übermorgen feiern. Jetzt, heute ist – also ich war nicht so lange im Zentrum gewesen. Also eigentlich, wie konnte irgendjemand wissen – auf jeden Fall, er wusste das. Und dann hat er dann mich noch angeschaut – ich war immer noch so halb im… Und er hat mich mit einem solchen liebevollen Blick und verständnisvollen Blick angeschaut. Er muss mich die ganze Zeit schon angeschaut haben.
Und irgendwo habe ich dann verstanden – man könnte ja sagen, jetzt spricht er über mich und ich bin immer noch so… Also Meister verstehen alles und haben große Liebe und können einen inmitten von allen – egal wo man ist – können sie einem Lehren geben und Kontakt zu einem aufbauen und in die Tiefe gehen. Gut, und so ist das vielleicht der Geburtstag, den ich mit am meisten in Erinnerung habe. Der irgendwann um 21:00 Uhr so begonnen hatte. Gut, er hat auch nicht ständig über mich geredet, aber er hat jedenfalls daran gedacht und hat dann Om Tryambakam gesungen und noch ein paar liebevolle Worte gesagt. Und noch irgendwo, vor versammelter Mannschaft, irgendeine Aufgabe noch gegeben. Gut, und dann ging er wieder.
Dann habe ich ihn noch beim Swami Vishnu im Ashram in Kanada mehrmals gesehen und dann mehrmals im Ashram in Rishikesh in den 90er Jahren. Hatte ich irgendwo großes Glück. Swami Chidananda war ja fast nie in Rishikesh, weil er ständig unterwegs war. Aber in den fünfmal, wo ich in den 90er Jahren in Rishikesh war, war er jedes Mal im Ashram gewesen. Das war ganz außergewöhnlich. Und ich war zu unterschiedlichen Zeiten da und da habe ich ihn auch noch mal sehen können in seinem Ashram. Das war irgendwo dort auch bemerkenswert. In Indien werden die Gurus ja verehrt über alle Maßen. Und irgendwo wollten die Schüler ihn auch verehren. Aber er hat das irgendwo mehr oder weniger – große Ehrerbietung hat er irgendwo unterbunden, aber es war dafür ein umso stärkerer Respekt da.
Und Swami Chidananda war ja damals auch schon in seinen 80er Jahren. Oder Ende 70 das erste Mal und nachher in seinen 80er Jahren und so war er nicht immer den ganzen Satsang da, aber man konnte immer merken, wenn er kam – irgendwo ist wie so ein Schwall von Prana hochgekommen. Das hat man irgendwo bemerkt. Selbst wenn er noch draußen war. Plötzlich ist irgendwo wie Licht gekommen. Ich kann mich noch heute erinnern, immer wenn er den Raum betreten hatte – ich habe dann mehrmals überprüft, ob irgendjemand mehr Licht anmacht oder so. Aber das war nicht. Einfach wenn er rein kam war es so, als ob irgendwo die Sonne aufgeht. Und da war immer so viel Leuchten und Licht um ihn herum. Und das war etwas… Und dann hat er nicht mehr längere Vorträge gegeben. Er ist rein gegangen und hat geleuchtet, hat gesungen. 5 bis 10 Minuten Vorträge gegeben, meistens auf Hindi – was ich gar nicht so gut fand. Aber es war halt Winter, es waren viele indische Gäste. Aber irgendwo das Prana war dort da und die Energie war da.
Und wer mehr über Swami Chidananda lesen will - ihr könnt sicher im Internet sehr viel über ihn lesen und vielleicht stellen wir auch was bei uns auf die Seiten in den Blog, sodass ihr dort noch etwas mehr… Aber sowie ihr Swami Chidananda ins Internet reingebt, werdet ihr Hunderte Seiten sehen und es gibt Videos mit you toube im Internet. Es gibt Fotos, es gibt Vorträge, ganze Bücher von ihm. Also, es gibt vieles, auch mit dem wir uns einstimmen können und um seinen Segen bitten können.
Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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