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Teil 1

Karma, Sinn im Leben, Yoga Philosophie und spirituelle Lebenseinstellung:

Welchen Sinn gibt es im Leben?

Warum sind wir in der relativen Welt?

Was können wir daraus lernen?

Warum geschieht was geschieht?

 

Kommentar 12 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. िेशभरू ् कभाशय मो दृष्टादृष्टजन्मवदे नीम् ॥ १२॥

kleshamulah karmashayo

drishtadrishtajanmavedaniyah

Raja Yoga ist ein praxisnahes Yoga. Im Raja geht es darum Übungen zu machen, um höhere Bewusstseinsebenen zu erfahren, um die wahre Natur zu erfahren. Raja hat keine so ausgefeilte Philosophie, wie z.B. Vedanta. Auch die Verse 12-26 des 2. Kapitels sind weniger intellektuell oder philosophisch, sondern sehr logisch und stringent. Sie wollen uns helfen eine spirituelle Lebenseinstellung zu bekommen.

Karma hat seine Wurzeln in den Kleshas und wird in diesem und zukünftigen Leben ausgearbeitet.

In den vorigen Versen hat Patanjali gesprochen von den Kleshas. Die Kleshas sind die Ursachen des Leidens. Aus den Kleshas kommt neues Karma. Wenn du aus Kleshas heraus handelst, schaffst du neues Karma. So ist eines der Ursachen, dafür was dir jetzt passiert, ist handeln aus Kleshas.

 Wenn du dich z.B. gekränkt fühlst, weil ein anderer dir etwas gesagt hat und du deshalb diesem Menschen, einen Gefallen verweigerst oder hinterrücks schlecht machst. Dann hast du gehandelt aus den Kleshas, damit schaffst du ein neues Karma.

Oder wenn du dich identifizierst mit einer bestimmten Rolle und versuchst dort besser zu erscheinen als andere, du das nur machst um ein größeres Ansehen zu bekommen. Dann schaffst du neues Karma.

Im Yoga geht es darum, kein neues Karma zu schaffen, sondern wir wollen wachsen. Wenn du handeln willst ohne Verhaftung, ohne neues Karma anzuhäufen, dann handele ohne Verhaftung. Handele nicht aus Abhinivesha, handele nicht aus Ängsten heraus. Handele nicht aus Dvesha, aus Abneigung heraus. Handele nicht weil du etwas magst, Raga. Handele nicht aus Identifikation (Asmita) und Unwissenheit (Avidya). Überlege was ist zu tun ist und tue es so gut du kannst. Dann bringe es Gott dar.

Wenn du merkst, dass dein Gemütszustand in den Kleshas drin ist, du in Verletztheit bist, Ängsten, Gekränktheit usw. dann handele nicht aus diesem Gemütszustand heraus. Arbeite erst daran aus dem Gemütszustand heraus zu kommen. Danach handle aus Mitgefühl, Liebe, als Instrument von Gott oder mit Verantwortungsgefühl.

Patanjali sagt hier: „Karma Wurzeln in den Kleshas und wird in diesem und in zukünftigen Leben ausgearbeitet“.

 

Kommentar 13 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. सणत भरू े तणिऩाको जात्यामबु ोगा् ॥ १३॥

sati mule tadvipako jatyayurbhogah

Solange die Wurzeln verbleiben, wird das Karma in Form von verschieden sozialen Situation, Lebensspannen und Erfahrung reifen.

 

Beispiele

Vielleicht stammst du aus einfachen Verhältnissen und vielleicht hat dein Vater, Mutter es zu etwas gebracht. Dann konntet ihr euch etwas mehr leisten. Danach wurdest du vielleicht einfacher Student/in. Danach z.B. Anlageberater und hast viel Geld gehabt und danach wieder alles durch die wirtschaftliche Krise alles verloren. Du gehst auch in einem Leben durch verschiedene soziale Situationen. Sie kommen aus dem Karma heraus. In verschiedenen Leben mag das noch ganz anders sein.

2017 spricht man von der Flüchtlingskatastrophe und denkt die Katastrophe sei in Deutschland. Die Katastrophe ist für die Flüchtlinge. Menschen, die vorher vielleicht ein gutes Leben hatten, mussten sich in die Hände von Schleppern begeben. Auf dem Weg nach Deutschland haben sie Andere untergehen sehen, wie Andere gestorben sind.

Sie haben vielleicht in Syrien viel Leiden gesehen und kommen hier an und werden in Asylantenheime  gesteckt. Sie müssen versuchen Deutsch zu lernen.  Dem einen oder anderen, wird es vielleicht gelingen, gut anzukommen. Z. Bsp. wieder ein guter Arzt zu sein und viel Geld zu haben. Oder vielleicht kommt der sozialer Abstieg. Schöne wie nicht schöne Erfahrungen.

Sati heißt verschiedene Leben, soziale Situationen, verschiedene Lebensspannen

Mula heißt Wurzeln

 

Was auch heißt, solange du aus den Kleshas heraus handelst, gibt es weiter Mula, Wurzeln. Diese Wurzeln führen dazu, das immer wieder neue Karma kommt. Handele nicht aus Kleshas heraus, sondern handele aus Liebe. Versuche herauszufinden was zu tun ist. Handele soweit es geht ohne Identifikation.

 

Kommentar 14 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. त े ह्लादऩणयताऩपरा् ऩण्ु माऩण्ु महते त्वु ात ॥् १४॥

te hladaparitapafalah punyapunyahetutvat

Sie haben Vergnügen oder Schmerz als ihre Frucht, je nachdem ob ihre Ursache Tugend oder Laster ist.

 

Wenn du aus den Kleshas heraus handelst, dann entsteht dort neues Karma. Dann gibt es als Karma Vergnügen oder Schmerz. Angenommen du identifizierst dich sehr mit deiner Rolle als Schullehrer/in.Du machst was du tust, dem anderen zu helfen. Du identifizierst dich damit. Dann bekommst du gutes Karma. In diesem oder im nächsten Leben werden deshalb angenehme Situationen kommen.

Angenommen du identifizierst dich damit und fühlst dich gekränkt von der Jugend von heute. Du willst den zeigen was du kannst, behandelst ein paar deiner Schüler schäbig, dann führt das nachher zu Leiden, zu Duhkha (Schmerz).

Hier sagt Patanjali Paritapa, höchstes Leiden, besonderes Leiden.

Identifikation führt zu Vergnügen oder Schmerz, Schönes oder Leiden. Je nachdem ob du das aus Tugend heraus oder aus Laster heraus gemacht hast. In diesem Vers beschreibt Patanjali eines der fünf untergesetzten Karmas. Warum geschieht dir, was geschehen soll?

  • Eines der fünf Untergesetze ist Kompensation.

In einem anderen Vortrag habe ich die Untergesetze des Karmas ausführlicher beschrieben.

Ich habe ein Buch geschrieben „Karma und Reinkarnation

Wenn du aus Tugend etwas getan hast, kommt ein schönes Karma, wenn du aus Laster etwas getan hast, folgt Leid.

Wenn jemand dir etwas Böswilliges angetan hat, er wird sein Karma ernten

  • Es gibt das Gesetz der Evolution, das beschreibt Patanjali in den nächsten Versen.
  • Das Gesetzt der Gedankenkraft. Gedanken sind geistige Kräfte. Wenn du dir vorstellst, dass du etwas erreichen wirst, dann ist das eine Kraft. Wenn du denkst dass etwas schief gehen wird, ist auch das eine Kraft. Wenn du jemanden Licht schickst, dann ist das eine Heilenergie, eine Gedankenkraft. Prana zu schicken, als Yogalehrende/r. Für jemanden zu beten, um Gottes Segen zu bitten, all das gehört zum Aspekt Gedankenkraft.
  • Dann gibt es die direkten Gesetze. Wenn du immer zu spät zur Arbeit kommst und dich darüber wunderst das du bei der Arbeit übersprungen wirst oder keine Gehaltserhöhung bekommst. Dann brauchst du nicht über dein schlechtes Karma zu lamentieren, sondern du hast das Gesetz des beruflichen Erfolges nicht beachtet.

 

Oder wenn du nachlässig bist als Yogalehrer, nicht freundlich bist, den Yoga Raum nicht ordentlich hältst. Danach bleiben dir die Schüler aus, dann brauchst du nicht zu überlegen, was habe ich für ein schlechtes Karma. Du müsstest lernen deine Yoga Schule etwas besser zu betreiben.

Oder wann immer du etwas nicht bekommst, schimpfst und nachher einsam bist, weil Menschen dich meiden. Dann ist das nicht wegen schlechten Karmas aus früheren Leben, sondern weil du lernen sollst, mit anderen etwas freundlicher umzugehen. Hier geht es darum die Regeln der zwischenmenschlichen Kommunikation zu beachten.

Oder wenn du jeden Tag 40 Zigaretten rauchst und dann irgendwann Lungenkrebs bekommst. Dann brauchst du kein schlechtes Schicksal zu beklagen, du hast es mit verursacht. Das sind die direkten Gesetze.

Gesetz Evolution

Das Gesetz der Entwicklung, das besagt: „Um spirituell zu wachsen, brauchst du auch bestimmte äußere Erfahrungen. Es gibt die Aussage, dass man jede wichtige menschliche und zwischenmenschliche Erfahrung machen muss, bevor man die Gottverwirklichung erreicht.

Manches kommt nicht deshalb, weil du etwas Schlechtes gemacht hast, auch nicht weil du daran gedacht hast, weil du dich falsch verhalten hast, sondern weil es dir eine Erfahrung ermöglicht, die dir hilft zu wachsen. Im Grunde genommen, ist das von allen fünf das wichtigste Gesetz. Selbst die anderen drei Gesetze sind auch dazu da, dass du spirituell wachsen kannst.

Gnade Gottes

Zusätzlich gibt es noch die Gnade Gottes. Die besagt, wenn du von ganzem Herzen darum bittest, Gott zu erfahren, kommst du schneller zur Gottesverwirklichung. Dann wird göttliche Gnade dein Leben so gestalten, dass du etwas schneller zum Ziel kommst.

Man könnte das Leben auch ansehen, wie in einer Schule. Du hast bestimmte Lernaufgaben zu erledigen, Gesetz der Evolution. Angenommen du bist ein Schüler, der den Unterricht ständig stört. Dann bekommst du zusätzliche Aufgaben, Strafaufgaben. Das ist Kompensation.

Angenommen du bist ein besonders guter Schüler und lernst intensiv. Dann bekommst du aus Gnade mehr Aufgaben als vorher. Sowohl der Schüler der stört, wie auch der intensiv lernt, bekommen beide Zusatzaufgaben.

Die fünf Gesetze des Karmas beschreibt Patanjali in der Yoga Sutra. Dinge geschehen, damit wir daran wachsen. Patanjali will uns ermahnen, wie wir zum höchsten kommen und uns abhalten uns zu sehr mit dieser Welt zu identifizieren.

Kommentar 15 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. ऩणयिाभताऩसस्कं ायदु्खगै ियु वणृ त्तणवयोधाच्च दु्खभ ए् व सवं

णववणे कन् ॥ १५॥

parinamatapasanskaraduhkhairgunnavritti -

virodhaccha duhkham eva sarvan vivekinah

Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass zwischen der Vergänglichkeit neuer Wünsche und Konflikten, zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken, alles leidhaft ist.

Sarvam duhkham vivekinah bedeutet von Menschen mit Unterscheidungskraft.

 

Buddha hat gesagt: „Alles Leben ist leiden“. Das ist die erste, der vier edlen Wahrheiten des Buddha. In dieser Welt ist alles Leiden, sagt Patanjali. Er hat vorher gesagt, je nachdem ob wir lasterhaft oder tugendhaft gehandelt haben, gibt es Vergnügen und Schmerz. Man könnte sagen, verhalte ich mich immer tugendhaft ist es immer schön. Für Menschen mit Unterscheidungskraft gibt es nicht wirklich etwas, was man wirklich will. Man könnte sagen, mehr Geld zu haben ist schön, weniger Geld zu haben, ist weniger schön. Verhalte ich mich tugendhafter, vielleicht bekomme ich mehr Geld. Aber ist mehr Geld zu haben, wirklich schön.

Beispiele

Wenn du mehr Geld hast, gibt es vielleicht Neider, Andere wollen etwas von dir haben. Vielleicht  machst du dir Sorgen, ob deine Kinder sich später ums Geld streiten werden. Oder du fragst dich, ob die Menschen wegen des Geldes bei dir sind,  oder weil sie mich wirklich gern haben. Liebt meine Frau/Mann mich wirklich oder nur das Geld.

Vielleicht kannst du mit dem vielen Geld nicht umgehen und dieses egoistisch zu sein, das ist dann lasterhaft und es gibt negative Konsequenzen. Patanjali sagt, alles äußere Leiden, ein Mensch der Viveka hat, erkennt das auch. Vergänglichkeit, alles was ein Anfang hat, hat ein Ende. Deshalb baue auf nichts äußeren.

Angenommen du hast eine Yoga Schule aufgebaut. Es gibt keine Garantie, dass sie dauerhaft so weiter gehen wird. Kann sein das der Vermieter die Miete erhöht, oder wegen Eigenbedarf kündigt. Es kann sein, das neben dir jemand ein Super Yoga Studio aufbaut. Es kann sein, das deine Eltern pflegebedürftig werden und du dich verpflichtet fühlst und du hast nicht mehr so viel Zeit für die Yoga Schule.

Dein Arbeitsplatz ist nicht sicher, die Firma kann pleitegehen, es kann sein, dass dein Beruf nicht mehr gebraucht wird. Die Mehrheit der Berufe, die es vor 50 Jahren gegeben hat, gibt es nicht mehr. Der Setzer im Druckgewerbe, der Lithograph usw. Wir wissen nicht was künftig ist. Deine Kinder werden langsam alt und die Beziehung zu dir, wird eine andere sein. Dein Partner und auch du, dein Körper, deine Psyche wird sich verändern.

Zweitens sind neue Wünsche. Wenn du etwas hast, willst du mehr haben. Es gibt eine gewisse Konstante bezüglich Geldes. Die Mehrheit der Menschen denken, wenn sie mehr als 60% mehr Geld hätte als jetzt, wären sie glücklich. Wenn sie erst einmal diese 60% haben, denken sie wieder 60% mehr wäre schön. Angenommen du hast das neueste Smartphone. Ein Jahr später kommt das Neue raus. Du denkst, das müsste ich eigentlich haben. Angenommen ich kauf es mir, obwohl mein altes noch gut geht, will ich in einen halben Jahr wieder ein neues haben. Also rentiert es sich nicht, mir ein neues zu kaufen, solange ich nicht wirklich einen guten Grund habe.

Wenn du einen Wunsch erfüllt hast, willst du mehr haben. Bekommst du die Wohnung die du wolltest, willst du plötzlich den Teppich, Gardinen, Kacheln im Bad, einen Schrank wechseln usw. Die Kette geht endlos weiter.

Nach dem Wünschen können Konflikte kommen. Der Partner will die Kacheln rot, dein Kind will Holz haben, du würdest gern ins Allgäu in den Ashram, dein Partner in den Ashram an der Nordsee, das Kind nach Bad Meinberg usw.

Es gibt Konflikte in der Natur  und in den Eigenschaften der Natur. Du magst einiges wollen was in der Natur nicht möglich ist. Es geschehen Dinge in der Natur, mal ist das Wetter schön, mal nicht. Du bekommst auch nicht alles was du gern hättest. Sarvam duhkham vivekinah. Versuch glücklich zu sein. Und nicht indem du das äußere arrangierst, das funktioniert in der Natur nicht.

Du magst dich tugendhaft verhalten, um gutes Karma zu erzeugen, du magst dich geschickt verhalten im Beruf, in Kommunikation, liebevoll zu sein, der Verantwortung gegenüber deinen Eltern gerecht zu werden usw. Das ist alles keine Garantie, dass sich alles gut arrangiert. In diese Welt gehört Duhkha, leiden dazu. Denke nicht, das du Leiden vermeiden kannst  durch geschicktes handeln.

Kommentar 16 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. हमे ं दु्खभ अ् नागतभ ॥् १६॥

heyan duhkham anagatam

Künftiges Leid sollte vermieden werden.

 

Kommentar 17 Vers des 2. Kapitels des Yoga Sutras von Patanjali

  1. द्रष्टृदृश्ममो् समं ोगो हमे हते ्ु ॥ १७॥

drashtridrishyayoh sanyogo heyahetuh

Die zu vermeidende Ursache des Leidens, ist die Identifikation des Sehers, mit dem Gesehen.

Solange du dich identifizierst mit dem Körper, gibt es Schmerzen. Denn der Körper erzeugt Schmerzen und unterschiedliche Erfahrungen. Solange du dich identifizierst mit deiner Rolle als Vater, Kind, Yogalehrer, Musiker, Verkaufsleiter usw. gibt es Leiden. In all diesen gibt es Vergänglichkeit, gibt es neue Wünsche und Konflikte. Hör auf dich zu identifizieren um Duhkha zu vermeiden. Vermeide Asmita und erkenne wer du wirklich bist.

Beim nächsten Mal geht es weiter mit Karma und dem Sinn des Lebens und spirituelle Lebenseinstellung Teil II.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“. 

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 2. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eineYogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen.

Die Kommentare ausführlich unter schriften.yoga-vidya.de

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

Mehr lesen...

Kleshas, die Ursachen des Leidens und ihre Überwindung - Woher kommt Leiden? Was sind die Gründe für die Leiden des Menschen? Wie kannst du diese Gründe überwinden? Wie kannst du glücklich sein?

 

Kommentar Vers 2 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. सभाणधबावनाथ्य िेशतनकू यिाथिय ॥ २॥

samadhibhavanarthah kleshatanukaranarthashch

Kriya Yoga vermindert die Kleshas und führt zu Samadhi.

Im 1. Vers des 2. Kapitels hat Patanjali gesagt, Kriya Yoga besteht aus Tapas, Svadhyaya und Ishvarapranidhana. Kriya Yoga, der Yoga der Tat. Die Grundpraktiken am Anfang des Yoga heißt spirituelle Praxis -  Tapas. Studium der Schriften und Introspektion -  Svadhyaya. Und die Hingabe an Gott - Ishvarapranidhana. Wozu sind sie da?

Bhavana - ein gewisser Gemütszustand

Atha - der irgendwie geeignet ist für Samadhi

 

Wenn du Kriya Yoga übst, verändert das schrittweise deinen Geist, so dass du Samadhi irgendwann erreichen kannst. Übe regelmäßig, sei sehr bewusst auf dem Weg, lese die Schriften, verehre Gott. Es führt dich irgendwann zu Samadhi. Nutzt mir das, in der Zeit bis zu Samadhi. Patanjali sagt, ja. Es hilft dir auch um die Ursachen des Leidens zu überwinden.

Patanjali folgt auch dem Buddhismus. Buddha sagt, er hat einen Weg gefunden, um das Leid zu überwinden. Manchmal wird gesagt, das Patanjali ein Zeitgenosse von Buddha war. Die meisten sagen, er hat ein paar hundert Jahre später gelebt.

Yoga Sutra und die Lehren von Buddha gleichen sich, oder ähneln sich in vielerlei Hinsicht. Patanjali spricht hier, es geht um die Überwindung der Kleshas. Die Kleshas sind die Ursache des Leidens. Willst du Leid überwinden, dann übe Kriya Yoga.

Kommentar Vers 3 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. अणवद्याणस्मतायागिषे ाणबणनवशे ा् िेशा् ॥ ३॥

avidyasmitaragadveshabhiniveshah kleshaah

Was sind die 5 Kleshas, die Ursachen des Leidens:

  • Avidya - Unwissenheit
  • Asmita - Identifikation
  • Raga - mögen, Gier, Anhaftung, Wünsche
  • Dvesha - nicht mögen, Abneigung, Hass
  • Abhinivesha - Furcht vor dem Vergehen

 

Es beginnt mit Avidya, Unwissen. Vidya heißt Wissen. Es ist nicht Ungebildetheit, sondern Unwissenheit, wer du wirklich bist. Deine wahre Natur ist Purusha, das reine Selbstbewusstsein. Du bist nicht der Körper, nicht die Psyche nicht die Emotion, nicht die Gedanken. Du bist das unsterbliche Selbst. Wenn du nicht mehr weißt, wer du bist, dann bist du in Avidya.

Dann folgt Asmita, Identifikation mit dem Körper, mit deiner Psyche usw. Aus diesen Identifikationen kommt dann Raga, Anhaftung und Wünsche und Dvesha, Abneigung. Wenn du dich z.B. identifizierst mit deiner Klugheit, dann hast du einen Wunsch. Dann möchtest du, dass andere dich anerkennen für deine Klugheit. Du hast den Wunsch, dass du mit deiner Klugheit etwas bewirken kannst. Dvesha du magst jetzt nicht stumpfsinnige Tätigkeiten oder das andere sagen, du wärest dumm. Du magst nicht dass andere deinen Intellekt bezweifeln.

Und Abhinivesha, Furcht vor dem Vergehen. Du hast Angst dass du deine Klugheit verlierst. Du hast Angst davor durch deine stumpfsinnige Tätigkeit, und umgeben sein, mit Menschen die nicht richtig denken können. Angst das auch du deinen Intellekt verlierst. Wenn du ein gewisses Alter erreichst und feststellst, du vergisst das ein oder andere, hast du plötzlich eine riese Angst vor Demenz. Im Grunde könnte man sagen alles Leiden hat etwas damit zu tun.

Beispiele

Angenommen jemand identifiziert sich mit seiner Klugheit und er identifiziert sich überhaupt nicht mit seiner Haarpracht. Dann sagt ihm jemand: „Du hast aber eine komische Frisur heute, hast du dich gar nicht gekämmt“. Der sich jetzt mit seinem Intellekt identifiziert macht das überhaupt nichts und  fragt sich, was hat der andere überhaupt, gibt es nichts Wichtigeres als die Frisur ist.

Angenommen jemand hat Zeitschriften durchforstet und mit fünf Friseuren gesprochen und jetzt denkt er, er hat die optimale Frisur. Und dann sagt jemand: „Was ist dir mit deinen Haaren passiert“. Dann folgt sofort große Angst.

Wichtig ist Asmita, es kann sein was du tatsächlich hast, es kann auch etwas sein, was du nicht hast. Gibt Menschen, die denken sie können nicht singen. Sie haben die Identifikation mit der Unfähigkeit zu singen. Raga, sie wollen nicht aufgerufen werden zum Singen. Dvesha, sie haben eine Abneigung dafür mit anderen zu singen. Abhinivesha, sie haben Angst davor, das sie doch aufgerufen werden zum Singen.

Man kann sich auch mit dem Identifizieren was man glaubt nicht zu haben, Asmita.  Oft entspricht das eben auch nicht der Wahrheit. Du kannst dich auch besonders identifizieren mit deiner Mutterrolle. Als liebevolle Mutter, willst du, das es deinem Kind gut geht, das es sich gut entwickelt usw. Du magst gar nicht, dass dein Kind in Schwierigkeiten kommt. Du magst nicht, wenn du nicht genügend Zeit hast, um dich um dein Kind zu kümmern. Du magst nicht, wenn dein Chef dich länger auf der Arbeit aufhält, Dvesha. Abhinivesha, du hast große Angst, das deinem Kind etwas geschieht, oder auf Abwege gerät, oder einen Unfall hat und stirbt. Deshalb sagst du: „ Geh nicht zu schnell, zieh dich warm an“, all die Ratschläge die Mütter typischerweise geben.

Wie würde eine yogische Mutter mit all dem umgehen. Sie würde sagen, ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman. Das wäre Vidya. Das Kind ist auch das unsterbliche Selbst. Ich habe einen Körper und das Kind hat einen Körper und ich habe eine gewisse Verantwortung. Ich weiß, das Kind hat sein eigenes Karma, sein eigenes Dharma und seinen eigenen Charakter. Ich werde mich bemühen so gut ich kann, mit großer Liebe, Verbindung und Dankbarkeit. Aber das Kind geht seinen eigenen Weg. Und wenn das Kind einen anderen Weg geht, als ich es gern hätte, okay. Wenn das Kind eine andere Weise für richtig hält, okay.

Wenn mir das Kind vorher genommen wird und in die Astralwelt eingeht, um durch eine andere Mutter geboren zu werden, auch okay. Meine Emotionen werden sicherlich darunter leiden, aber ich bin das unsterbliche Selbst.

Identifikation

Du kannst dich mit allem möglichen identifizieren. Du kannst dich z.B. identifizieren mit deiner Yogalehrtätigkeit. Du vergisst dass du das unsterbliche Selbst bist. Du identifizierst dich mit, ich bin ein guter und fordernder Hatha Yoga Lehrer und schaffe es, die Menschen über die Grenzen hinauszubringen und sie in Asanas hineinzubringen, die sie vorher nicht konnten (Raga).

Du magst Menschen unterrichten, die das auch machen wollen und können und die bereit sind etwas auszuprobieren (Dvesha). Du magst nicht, wenn einige in deiner Gruppe, Nacken-, Schultern- oder sonstige Probleme haben, die ständig nichts mitmachen und den Gruppenfluss irgendwo stören.  Denn dann sagst du vielleicht für dich ist es besser nicht den Kopfstand, Schulterstand usw. zu machen, Raga. Du willst dafür gelobt werden, das Menschen sagen: „Wow, ich habe wieder etwas gelernt, bei dir lerne ich so viel, ich habe mich so entwickelt“ Dvesha.

Du magst nicht, das andere sagen: „Was, du machst ist kein Yoga, ist einfach nur Wettbewerbssport“. Das kränkt dich in deiner Seele, Dvesha. Abhinivesha, Furcht vor dem Vergehen. Du hast Angst, dass Teilnehmer nicht mehr kommen. Es gibt in Deutschland immer mehr Menschen die alt sind, weniger junge. Vielleicht wird deine Art von Yoga bald nicht mehr gefragt sein, Abhinivesha. Furcht vor dem Vergehen.

Du hast Angst, du wirst älter, deine Stimme hat nicht mehr den Enthusiasmus, du kannst nicht mehr den Handstand, den Skorpion vormachen und im Pfau geht es auch nicht mehr so gut. Du denkst, was soll jetzt werden. Wenn du dich vorher über die fortgeschrittenen Art definiert hast, Abhinivesha.

Oder du hast dich mit deinem Yogalehrersein definiert, der therapeutisch  tätig ist, der Menschen helfen kann mit vielen Schwierigkeiten. Du identifizierst dich, vielen Menschen bei körperlichen Schwierigkeiten damit umzugehen, Asmita.

Und du magst es, wenn Leute dich um Hilfe bitten, wenn du Menschen tatsächlich helfen kannst und sie berichten, wie toll sie über Nacken-, Hüft-, Rücken-, Schulter-, Knieprobleme hinweg gekommen sind. Du magst es, wenn Asthma verschwunden ist bei den Teilnehmern oder die Diabetes überwunden wurde usw., Dvesha.

Du magst es nicht, wenn Menschen sagen, dass deine Stunde zu langweilig und zu sanft ist und das du zu viel redest anstatt den Fluss der Stunde in Gang zu halten, Dvesha. Du hast Angst, dass du nicht mehr helfen kannst. Wenn du dich sehr um kranke Menschen kümmerst, sind die Grenzen zur medizinischen Behandlung recht fliesend.

Du hast Angst, dass sich irgendwer meldet, du eine Abmahnung bekommst. Du hast Angst, dass du mal was Falsches machst, und verklagt wirst und dann bist du als Yogalehrer gescheitert. Oder du hast Angst, vor vernichtender Kritik. Nicht nur das du sie nicht magst, Dvesha. Du kannst daraus eine Angst haben, Abhinivesha.

Ein guter Yogalehrer weiß, ich bin das unsterbliche Selbst. Die anderen sind auch das unsterbliche Selbst, Vidya. Du hast jetzt die Rolle des Yogalehrenden. Vielleicht hast du die Rolle des enthusiastischen fordernden Lehrers oder der liebevollen Therapeutin (Kümmerin). Du machst es so gut du kannst und lässt anschließend los.

Kriya Yoga um Verhaftungen zu reduzieren

Patanjali hat gesagt, das Kriya Yoga hilft die Leid verursachenden Verhaftungen zu reduzieren. Kriya Yoga heißt zum einen Svadhyaya.

Selbststudium, etwas Gutes kennen und wissen. Du löst die Identifikation und die Unwissenheit, du erkennst all diese Dinge. Du willst nicht aus Raga und Dvesha handeln, nicht aus Ängsten und nicht aus Identifikation. Svadhyaya, ich bin das unsterbliche Selbst.

Tapas heißt etwas tun. Tapas kann auch heißen bewusst etwas anderes zu machen. Z.B. jemand der sehr enthusiastisch und fordernd unterrichtet gibt auch mal eine sehr sanfte und entspannende Stunde, so dass die Identifikation nicht zu stark wird. Wenn du der fürsorglich  Lehrer  bist, auch mal etwas fordernder zu werden und zu schauen, das geht auch, Tapas. Ishvarapranidhana, loslassen und alles Gott darbringen.

So könntest du bei allem was du tust überlegen, handele ich aus Raga und Dvesha, aus mögen und nicht mögen. Handle ich aus Furcht, Abhinivesha oder handele ich aus der Identifikation heraus. Oder tue ich es um Gott zu dienen, um etwas Gutes zu tun. Und lasse los.

 

Kommentar Vers 4 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. अणवद्या ऺत्रे भ उ् त्तयषे ा ं प्रसप्तु तनणुवणच्छिोदायािाभ ॥् ४॥

avidya kshetram uttareshan

prasuptatanuvichchhinnodaranam

Avidya ist die Ursache von allen darauf folgenden Kleshas, ob sie schlafend, schwach, überwunden oder voll wirksam sind. Alle Probleme beginnen mit Avidya - Unwissenheit.

 

 

Kommentar Vers 5 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. अणनत्याशणुचदु्खानात्मस ुणनत्यशणुचसखु ात्मख्याणतयणवद्या ॥ ५॥

anityashuchiduhkhanatmasu

nityashuchisukhatmakhyatiravidya

Was ist Unwissenheit? Durch Avidya, Unwissenheit hält man das vergängliche, das unreine, das leidvolle, das Nicht-Selbst fälschlicherweise für das Ewige, das Reine, das Freudvolle, das Selbst.

 

Hier haben wir die verschiedenen Unwissenheiten:

 

  1. Anitya nicht ewig (Nitya, ewig) Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen.

Hier hältst du das Nicht-Ewige für das Ewige. Du denkst das ist der Körper, weil du dich mit dem Körper identifizierst. Du hast Angst, dass dieser vergeht und du willst den Körper dauerhaft haben.

Oder du identifizierst dich mit der Yogalehrer Rolle und hoffst dass diese ewig dauert.

Das Vergängliche – Körper ist vergänglich, Psyche, Temperament, Wünsche, Beziehungen, dass womit du dich identifizierst, ist vergänglich. Alles ändert sich. Wenn du das, was veränderlich ist, für ewig hältst, dann kommst du in Probleme. Alles fließt, alles verändert sich, außer deinem eigenen Selbst.

So gilt es über Anitya hinaus zu wachsen und du dir bewusst bist, was ist wirklich ewig. Löse dich vom Nicht-Ewigen.

  1. Ashuchi hältst du für Shuchi und das Shuchi für Ashuchi. (Das Unreine) Manchmal denken Menschen, ich bin ein ärgerlicher Typ. Du identifizierst dich mit etwas Unreinem. Aber du bist kein Unreiner Typ, du bist das unsterbliche Selbst, du bist Atman. In deinem Geist, ist vielleicht eine Neigung dich zu ärgern.
  2. Duhkha, du hältst das was eigentlich leidvoll ist, für freudvoll. Und das was freudvoll ist, hältst du für leidvoll. In Geld, in Essen ist keine Freude. In deinem Selbst da ist die wahre Freude.

Löse dich von dem was vergänglich ist. Dein Körper, dein Reichtum wird vergehen. Die Beziehungen zu anderen Menschen werden sich verändern, zu hoffen, dass dies ewig sein muss, führt zu Problemen. Vidya, du weißt du bist das Unsterbliche, du bist nicht der Körper und nicht die Psyche. Sei dir bewusst das wahres Glück im Inneren zu finden ist und nicht im Äußeren.

 

Kommentar Vers 6 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. दृग्दशनय शक्त्योयके ात्मतवे ाणस्मता ॥ ६॥

drigdarshanashaktyorekatmatevasmita

Asmita ist die Identifikation des Sehenden mit dem Instrument des Sehens.

Asmita ist die Identifikation mit Körper und Psyche. Du hast einen Körper und Psyche aber du bist nicht dein Körper und Psyche. Nicht umsonst spricht Shankaracharya vom Antahkarana, dem inneren Instrument als den Geist. Unser Körper ist Bahirkarana, das äußere Instrument.

In einem weiteren Sinne gibt es noch so viel mehr Identifikationen. Du könntest dir auch bewusst sein, womit identifizierst du dich. Nicht nur identifizierst du dich mit dem was ist, sondern du identifizierst dich auch mit dem Bild von dem was ist. Es gibt Menschen die haben sogenannte Körperwahrnehmungsstörungen. Die sind z.B. sehr dünn und denken sie seien zu dick. Oder es gibt Menschen die denken, sie seien hässlich und sie gelten als äußerst attraktiv.

Es geht auch umgedreht. Es gibt Menschen die denken, sie hätten ein besonderes Gitarrenspiel-Talent und eigentlich spielen nicht im Rhythmus und schräg. Es gibt Asmita, mit dem was tatsächlich ist und dem was nicht ist. Asmita geht noch weiter. Du identifizierst dich nicht nur mit Körper und Psyche, auch mit deinem Besitz. Meine Kamera, mein Smartphone, mein Hemd, meine Brille, mein Haus, mein Auto..

Beispiele für Identifikation:

 

  • Identifikation mit Landschaft. Ich bin ein waschechter Nieder-Bayer.
  • Identifikation mit Beruf. Ich bin ein Yogalehrer, ein Banker.
  • Identifikation mit Bildungsgrad. Ich bin ein Universitätsabsolvent.
  • Identifikation mit Rollen. Ich bin ein guter Schauspieler.
  • Identifikation mit anderen Menschen. Eltern identifizieren sich mit ihren Kindern, Partner mit ihren Partner.
  • Menschen identifizieren sich mit ihrem Unternehmen.
  • Spirituelle Aspiranten identifizieren sich mit ihrem Yoga Center und der spirituellen Gemeinschaft, wo sie leben und lernen.

 

All das ist Asmita, die Identifikation. Asmi heißt ich bin (Brahman). Asmita heißt Ich-Bin-Heit. Alles ist eine Illusion.

Kommentar Vers 7 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. सखु ानशु मी याग् ॥ ७॥

sukhanushayi raagah

Raagah ist das was am Vergnügen haftet. Das was du denkst, was dir Vergnügen bereitet, führt zu Raagah.

 

 

Kommentar Vers 8 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. दु्खानशु मी िषे ् ॥ ८॥

duhkhanushayi dveshah

Duhkha, Abneigung ist das, was am Schmerz haftet. Dveshah heißt Abneigung. Du hast eine Abneigung vor dem, wo du denkst, dass es dir Schmerzen bereitet.

 

 

Kommentar Vers 9 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. स्वयसवाही णवदुषोऽणऩ तथारूढोऽणबणनवशे ् ॥ ९॥

svarasavahi vidushopi tatharudho bhiniveshah

Furcht vor dem Tod, ist der fortgesetzte Wunsch zu leben, von dem sogar der Weiße beherrscht wird. Furcht vor dem Tod Abhinivesha, auch Furcht vor dem Vergehen.

 

Hier sagt Patanjali, sogar Weiße haben Angst davor. Es gibt nicht nur die Angst vor dem Vergehen des physischen Körpers, sondern auch mit dem womit du dich identifizierst.

 

Kommentar Vers 10 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. त े प्रणतप्रसवहमे ा् सक्ष्मू ा् ॥ १०॥

te pratiprasavaheyah sukshmah

Die subtilen Formen der schmerztragenden Leiden der Kleshas, können durch das zurückführen auf ihren Ursprung vermieden werden.

 

Eine Möglichkeit eine subtile Weise, die Kleshas zu überwinden, ist sich erst einmal bewusst zu werden, wo kommt es her. Z.B. Du hast dich furchtbar darüber aufgeregt, was dein Chef gesagt hat. Du bist im Leiden drin. Jetzt könntest du die Kleshas anwenden. Warum  hat mich das jetzt so aufgeregt. Das wäre eine Form von Svadhyaya, Selbststudium oder Beobachtung, Introspektion.

Patanjali hat am Anfang des 2. Kapitels gesagt, das durch Kriya Yoga, dazu gehört auch Svadhyaya, Kleshas gemildert werden können.

Beispiel

Der Chef hat dich kritisiert. Warum hat dich das gestört. Ich habe vergessen, dass ich das unsterbliche Selbst bin, in der Tiefe des Wesens des Chefs ist das unsterbliche Selbst. Wir sind alle Brahman. Wir sind in einer Art Intro-Theater, in einer Art Schauspiel. Wenn du das wissen würdest, ist der Ärger sofort weg. Jetzt kannst du weiter gehen.

Womit habe ich mich identifiziert. Du hast dich vielleicht damit identifiziert, dass du ein sorgfältiger Mensch bist und dass du Dinge gründlich machst, Asmita. Dein Raga ist, du hast etwas gemacht und willst das dies anerkannt wird. Du magst es nicht, wenn Dinge dahin vertagt werden, Dvesha. Jetzt sagt dein Chef, dass du dich in Kleinigkeiten verheddert hättest , du künftig das große Ganze im Blick behalten müsstest. Und nicht so die Kleinigkeiten beachten, sondern das Ganze. Das hat dich schwer gekränkt. Denn dein Selbstbild ist, du bist ordentlich. Besser du machst es richtig, als zu viel angehen.

Der Chef hat dich jetzt dafür kritisiert. Da kommt Abhinivesha ins Spiel. Du hast vielleicht Angst, deinen Job zu verlieren. Oder wenn das so weiter geht, du kritisiert wirst, wirst du ins Burnout kommen. Du kannst krank werden, kannst keine Leistung mehr bringen.

Dann hast du noch mehr Angst. Wenn du krank wirst, wird dein Frau/Mann die Hochachtung vor dir verlieren. Dann kann die Beziehung in die Brüche gehen. Dann kannst du dich nicht um dein Kind richtig kümmern, dann geht es deinem Kind schlecht.

Dann wird die Alterssicherung nicht richtig sein. Dann werden deine Eltern mit dir unzufrieden sein. Abhinivesha, so viel wird vergehen. So viele Ängste kommen. Wenn du das erst einmal durchschaut hast, dann kannst du anfangen zu lachen.

Du kannst sagen: „Ich bin das unsterbliche Selbst“. Ich habe meine Aufgaben und mache sie so gut ich kann. Mein Glück hängt nicht davon ab. Also löse dich von Asmita.

Dann sieh es einmal umgekehrt. Es ist vielleicht ganz schön, dass mein Chef mich darauf aufmerksam gemacht hat. So habe ich festgestellt, wie sehr ich mich mit dieser Ordentlichkeit, Gründlichkeit identifiziere. Danke dass ich das jetzt weiß und loslassen kann und etwas ändere. Danach kannst du mit Tapas herangehen und dich nicht mehr in Einzelheiten verheddern. Dann kannst du es so gut wie möglich machen und dann loslassen, Ishvarapranidhana.

Wenn du in den nächsten Tagen irgendwo leidest, dich über etwas ärgerst, traurig oder niedergeschlagen bist oder Ängste hast, dann wende dieses System der fünf Kleshas an. Erkenne du bist das unsterbliche Selbst, der Atman.

 

Kommentar Vers 11 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. ध्यानहेमास्तिृत्तम् ॥ ११॥

dhyanaheyastadvrittayah

Die Aktiven Formen der Kleshas können durch Meditation vermieden werden.

 

Hier sagt Patanjali, übe jeden Tag Meditation. Im Laufe der Zeit  wird dir das auch helfen, die Kleshas zu überwinden. Wenn du dich in der Meditation, als das Unsterbliche, das Ewige erfährst, als reines Bewusstsein, als Sat Chit Ananda, dann wirst du dich im Alltag weniger identifizieren.

Auf diese Weise kannst du beobachten, worüber du dich aufregst, wo deine Probleme sind, was dich in Emotionen und ins Leid führt. Schaue wie die Kleshas dort sind und führe es zurück zum Ursprung.

Meditiere jeden Tag. Langfristig wird die Meditation helfen, alles mögen und nicht mögen, alle Ängste, alle Identifikationen zu überwinden.

Meditation führt dich zur höchsten Erfahrung des Selbst. Meditation führt dich zu deiner wahren Natur, zur Verwirklichung deines Selbst, zu Moksha Kaivalya, zur Gottverwirklichung.

Das nächste Mal geht es um Karma und dem Sinn des Lebens, auch des relativen Lebens.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 2. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. www.yoga-vidya.de

Die Kommentare ausführlich unter schriften.yoga-vidya.de

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS224 Kriya Yoga - Yoga Sutra II 1

Kriya Yoga laut Patanjali.

 

Kommentar Vers 1 des 2. Kapitel von Yoga Sutra von Patanjali

  1. तऩ्स्वाध्यामश्वे यप्रणिधानाणन णिमामोग् ॥ १॥

tapahsvadhyayeshvarapranidhanani kriyayogah

Tapas -  Askese

Svadhyaya  -  Selbststudium

Ishvarapranidhana -  Hingabe an Gott

Kriya - bedeutet tun und handeln

Was bedeutet Kriya Yoga? Yoga des Tuns.

 

In verschieden Yoga Arten bedeutet Kriya unterschiedliches. Im Hatha Yoga sind die Kriyas die Reinigungsübungen. Es gibt die Shat Kriyas, die 6 Reinigungsübungen:

  • Sie bestehen aus Tratak, die Reinigung der Augen durch starren auf eine Kerzenflamme.
  • Es gibt Neti, die Reinigung der Nase durch Salzwasser, durch Katheter oder Baumwollfaden.
  • Es gibt Kapalabhati, die Lungenreinigung.
  • Es gibt Dhauti, die Magenreinigung.
  • Es gibt Nauli, die Dünndarmreinigung und Basti, die Enddarmreinigung.

 

Das sind die Reinigungstechniken im Hatha Yoga als Kriya bezeichnet. Man könnte sagen, in fast allen Yoga Arten sind die Kriyas das was man praktisch tun kann. Du kannst im Hatha Yoga die Kriyas machen und musst weder flexibel noch gesund sein, noch fit sein. Wenn du diese Kriyas machst geht es dir besser. Kriyas sind in allen Yoga Arten und Yoga Wegenm das was man einfach tun kann, ohne irgendwelche Vorbedingungen und es geht einem besser.

Es gibt auch Kriyas im Bhakti Yoga, da werden die 9 Bhakti Techniken auch als Kriyas bezeichnet, sofern man äußere Dinge macht.

  1. Wenn du den Schriften zuhörst -
  2. Wenn du Kirtan singst - Kirtana.
  3. Wenn du Altar pflegst - Padasevana.
  4. Wenn du Blumen darbringst - Archana.
  5. Wenn du dich verneigst -
  6. Wenn du dich an göttliche Gegenwart erinnerst, an das Universelle - Smarana.
  7. Wenn du einer höheren Wirklichkeit dienst - Dasya.
  8. Eine Freundschaft zu Gott entwickeln -
  9. Vollkommene Selbsthingabe an das höhere Selbst -

 

All das sind Techniken, die du machen kannst und die dir helfen, dein Herz zu öffnen und das es dir gut geht. In einer Bhakti Tradition ist z.B. Almosen geben, Pujas und Homas machen, Altarlicht entzünden wird dort als Kriya bezeichnet.

Dann gibt es die Kriyas im Kundalini Yoga. Im Kundalini Yoga sind die Kriyas kombinierte Energieerweckungs- und Energielenkungsübungen. Bei Yoga Vidya bezeichnen wir die Ujjayi Meditation als kleines Kriya Yoga. Wir bezeichnen die Mudra Reihen als mittleres Kriya Yoga.

Dann gibt es noch das große Kriya Yoga.

Vielleicht kennst du auch Kriya in der Tradition von Paramahansa Yogananda. Paramahansa Yogananda hatte einen Meister gehabt, Lahiri Mahasaya. Dieser hatte einen Schüler gehabt, Sri Yukteswar Giri. Dieser war der direkte Guru von Paramahamsa Yogananda. Es heißt das Sri Yukteswar Giri und Lahiri Mahasaya von Babaji eingeweiht wurden in den Kriya Yoga. 

Und auch Paramahansa Yogananda hatte Erscheinungen von Babaji, diesen ehrwürdigen Meister. Da wurden ihm bestimmte Kriyas enthüllt. Das sind ähnlich wie im Kundalini Yoga kombinierte Energieerweckungs- und Energielenkungsübungen.

Patanjali im 2. Kapitel definiert jetzt Kriya Yoga anders. Das zweite Kapitel hat als Thema: Sadhana Pada, spirituelle Praxis. So ist es angemessen, dass er sagt, was kann man ganz konkret tun, Kriya Yoga. Dann sagt er, drei Dinge kann man tun:

  1. Tapas - Disziplin
  2. Svadhyaya - Selbststudium
  3. Ishvarapranidhana - Hingabe an Gott

 

Diese drei Wörter haben verschiedene Bedeutungen. Die drei sind auch 3 der Niyamas. Darauf kommt Patanjali später zu sprechen. Hier kann man sagen Tapas hat etwas zu tun mit Hitze, mit Energie, etwas zu machen. Tapas wird auch als Disziplin bezeichnet, auch als Askese oder auch spirituelle Praxis.

Tapas könnte man in diesem Zusammenhang sehen als, spirituelle Praxis. Etwas was du sofort tun kannst. Kriya Yoga, was kann man tun, wenn man als spiritueller Aspirant beginnt. Im 2. Kapitel sagt Patanjali konkret was man als normaler Aspirant tun kann. Übe Tapas, übe spirituelle Praktiken, fange damit an.

Als zweites Svadhyaya, Selbststudium. Ein Aspekt von Selbststudium heißt, lese die Schriften und lies sie selbst. Es reicht nicht aus, das jemand anderes dir erzählt, was in den Schriften steht. Sondern lies es selbst.

Martin Luther hat gesagt, jeder muss die Bibel selbst lesen. Die Christen sollen mündig werden.

Ähnlich Patanjali hat seine Schüler aufgefordert, lest die Veden, die Upanishaden, Bhagavad Gita und anderen Schriften selbst. Überlast das nicht allein den Brahmanen.

Es gab ein Phase im Brahmanismus, einen bestimmten Aspekt indischer Religiosität, wo es hieß, die Priester, die es gelernt haben, sollen die Schriften lesen und die sollen es anderen interpretieren. Patanjali sagt, lies es selbst. Für uns heute selbstverständlich, die ganzen Schriften gibt es, gedruckt, rezitiert, als E-Book. Bei Yoga Vidya haben wir die wichtigsten Schriften, Bhagavad Gita, Upanishaden, Yoga Sutra, Hatha Yoga Pradipika, Atma Bodha, Viveka Chudamani usw.

Du kannst sie dir kostenlos runterladen. Mein Tipp: studiere die Schriften. Verlass dich nicht darauf was irgendwelche Leute sagen, die dir erzählen, sie wären im Überbewusstsein und wollen dir erzählen wie du hinkommst.

Studiere die Schriften

Die Schriften selbst zu studieren, hilft dir manchen Irrtum nicht zu begehen und die subjektive Erfahrung zu deuten und in die Perspektive zu bringen.

Ein zweiter Aspekt von Svadhyaya ist auch Introspektion. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Werde dir bewusst, wo stehst du eigentlich, wie tickst du, wo sind deine Verhaftungen, womit identifiziert sich dein Ego usw. Noch tiefer Svadhyaya heißt, versuche tief in dich hineinzugehen um dein Selbst zu erfahren.

Studiere die Schriften, lies jeden Tag. In unserer Tradition sind das Bhagavad Gita, Yoga Sutra, Upanishaden, Hatha Yoga Pradipika, Bhakti Sutra, Atma Bodha, Viveka Chudamani. Lies in diesen Schriften selbst.

Werde dir über dir selbst im Klaren und lege dir Rechenschaft ab. Dazu kann es hilfreich sein ein Tagebuch zu führen. Swami Sivananda hat empfohlen ein spirituelles Tagebuch zu führen. Was hast du praktizierst, was willst du die nächsten Tage praktizieren. Dann sei dir bewusst, wie reagierst du, was hast du über dich selbst gelernt und woran willst du arbeiten. Was hast du für Einsichten gehabt im Leben und wie willst du die umsetzten. All das ist Svadhyaya.

Der zweite Aspekt, geh tief nach innen, in dein wahres Selbst, spüre die Tiefe deines Wesen. Mindestens erahne sie zwischendurch immer wieder.

Hingabe an Gott

Der dritte Aspekt ist Ishvarapranidhana, Hingabe an Gott. Denke an Gott, bitte Gott um Hilfe, bitte Gott dich zu führen, bete. Tue was du tust, für Gott und bringe dies Gott dar. Morgens wenn du aufwachst sage: „Oh Gott dein Wille geschehe, Gott zeige mir was du von mir willst, alles was ich tue möchte ich dir darbringen“.

Bei Yoga Vidya singen wir jeden Morgen „Kayena Vacha“ Was auch immer ich heute tun werde, mit meiner Sprache (Vacha) und mit meinem Körper (Kayena), mit meinem Geist und mit meinen Sinne (Manasendriyairva), Buddhyatmanava mit meinem Intellekt, meiner Natur, meinen Emotionen mit meinem Besitz. Was auch immer ich tue, ich bringe es dir dar.

Abends bevor wir schlafen gehen singen wir wieder das Arati. Was auch immer ich heute getan habe, Gutes wie auch weniger Gutes, Gelungenes und auch weniger Gelungenes, mit Körper, mit Psyche, mit Allem. Ich bringe es dir dar, ich lasse los. Auch sich am Tage bewusst machen, hinter allem ist die Gegenwart Gottes. Letztlich der Wille Gottes geschieht, letztlich das Universum wird gelenkt, von einer höheren Kraft. Ishvarapranidhana, Hingabe an Gott.

Das sind drei Dinge die du gleich machen kannst. Du kannst spirituelle Praktiken üben und eine Disziplin entwickeln. Jeden Tag üben, Tapas, spirituelle Disziplin. Als zweites, Schriften lesen, spirituelle Bücher lesen, Bücher von selbstverwirklichten Meistern.

Introspektion betreiben und den Weg bewusst gehen, vielleicht mit einem spirituellen Tagebuch, Svadhyaya. Und Ishvarapranidhana, Gott alles darbringen, Gott verehren, Gott um Führung bitten und ein Gebet sprechen. Deshalb ist das der Beginn des 2. Kapitels. So kannst du beginnen.

Eine weitere Interpretation dieser 3 Begriffe. Angenommen du hast eine Schwierigkeit, da gibt es drei Dinge, die du machen kannst. Svadhyaya, du kannst erst einmal analysieren. Wo bin ich, in welcher Situation bin ich überhaupt, wie habe ich mich dahinein gebracht, was kann ich daraus lehren, wie könnte ich handeln.

Das zweite was du machen kannst ist Tapas. Du könntest aktiv etwas tun, aktiv tätig werden, aktiv etwas umsetzen.

Ishvarapranidhana kann heißen, du lässt los und bringst alles Gott dar. Wenn du dich ohnmächtig fühlst und sagst: „Oh Gott ich kann gar nichts ändern, bitte dein Wille geschehe“.

Angenommen es gibt einen Krach, du hast dich zerstritten mit jemand, könntest du erst einmal schauen, Svadhyaya. Was ist dort passiert, wie ist das überhaupt entstanden. Dann könntest du üben, Tapas. Du könntest um Entschuldigung bitten, du könntest die Schuld auf dich nehmen. Du könntest um ein Gespräch bitten, du könntest einen Mediator bitten, du könntest jemand anderen bitten. Du könntest der Person ein kleines Geschenk machen, du könntest mit Jemand anderes sprechen.

Wenn du dich ohnmächtig fühlst etwas zu ändern, dann kannst du sagen: „Oh Gott ich bekomme es allein nicht hin. Oh Gott hilf mir“. Ishvarapranidhana

Es gibt den Spruch: „Gib mir den Mut Dinge zu verändern, die ich ändern kann. Gib mir die Geduld das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann. Und gib mir die Weisheit zwischen beiden zu unterscheiden“.

Gib mir die Weisheit -  Svadhyaya

Den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann - Tapas

Geduld hinzunehmen, was ich nicht ändern kann, also loszulassen -  Ishvarapranidhana

 

Wenn etwas schwierig ist, etwas stört, du fühlst, da ist etwas nicht richtig. Schaue und überlege, Svadhyaya. Dann werde aktiv, Tapas. Wenn nichts geht, du nicht sicher bist übe Ishvarapranidhana, bringe es Gott dar.

Angenommen du hast dich über etwas geärgert. Manchmal hilft auch schon Svadhyaya. Du erkennst dass du verhaftet warst, an etwas. Du hattest einen Wunsch gehabt, der Wunsch wurde nicht erfüllt, deshalb bin ich ärgerlich. Du kannst sagen, das ist nicht der Grund dieses Ärgers. Ein kleiner Ärger verfliegt oft, wenn du erkennst wie unsinnig er ist. Oder du kannst Tapas üben, wenn es wirklich eine ungerechte Sache ist, wo du aktiv werden willst. Dann tue etwas, setzte dich ein für die gerechte Sache. Wenn es zwar schlimm ist, aber du nichts ändern kannst. Bitte Gott um Hilfe, Ishvarapranidhana.

Kriya Yoga besteht aus Tapas, Svadhyaya und Ishvarapranidhana. Übe jeden Tag spirituelle Praktiken, lies in spirituellen Büchern und gib dich Gott hin.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 2. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Höhere Stufen des Bewusstseins, verschiedene Samadhi Formen

 

Kommentar zum Yoga Sutra des 1. Kapitels von Patanjali Vers 42

  1. तत्र शब्दाथऻय ानणवकल्प्ै सकं ीिा य सणवतका य सभाऩणत्त् ॥ ४२॥

tatra shabdarthajnanavikalpaih sankeerna savitarka

samapattih

Die Versenkung in der Worte, Bedeutung, Wissen und Vorstellung mit einander vermischt sind, wird Savitarka genannt.

Er hat im vorherigen Vers von Samapatti gesprochen. Ein anderer Ausdruck für Samadhi oder auch die Vorstufen. Dhyana und Samadhi beides zusammen ist Samapatti. 

 

Es gibt Tatra - in ihm ist

Shabda - Worte

Artha - die wirkliche Bedeutung

Jnana -  Wissen

Vikalpa - Vorstellung

Savitarka -  vermischt

Sa -  mit

Vitarka - mit Annahme

 

Savitarka ist auch eine Samadhi Form mit Dualität.

Es gibt die 1. Stufe von Samapatti, da ist eine gewisse Vermischung. Zum einen bist du stark involviert, du bist tief verankert, du bist verschmolzen. Aber zwischendurch kommen doch noch Wort, Überlegungen, Vorstellungen, Einbildungen, denkst du Ich und das Objekt.

Savitarka, ist der Übergang, da bist du zwischendurch draußen aus dem Zustand. Dann fällst du in den Zustand hinein, dann bist du wieder draußen.

Samapatti die Versenkung, die immer wieder anfängt über etwas nachzudenken. Das ist die 1. Stufe der meditativen Versenkung.

Kommentar zum 43. Vers im Kapitel 1 des Yoga Sutra von  Patanjali

  1. स्मणृ तऩणयशद्धु ौ स्वरूऩशन्यू वे ाथभय ात्रणनबासय ा णनणवतय का य॥ ४३॥

smritiparishuddhau

svarupashunyevarthamatranirbhasa nirvitarka

Im Nirvitarka Zustand ist der Geist frei von Subjektivität, gereinigt von früheren Eindrücken und reflektiert so wahres Wissen. Im Nirvitarka Zustand verschwinden die Einzelheiten, verschwindet das Nachdenken. Hier bist du frei von Subjektivität.

Hier gibt es nicht mehr Shabda, Worte. Hier gibt es nicht mehr Vikalpa, Einbildung. Hier gibt es kein Samkirna, Verwirrung mehr, wie es im 42. Vers beschrieben wird.

Sogar die Smriti, die früheren Eindrücke verschwinden.

Du bist parishuddhau -  völlig gereinigt.

Svarupa -  gereinigt von der Subjektivität.

Shunya  -  ohne alles andere

Artha -  das wahre Wissen über das Objekt, das reflektiert und strahlt

 

Das ist der nächste Zustand von Samapatti, der Erfüllung, der Versenkung. Zu Anfang spürst du diese großartige Erfahrung, denkst kurz nach, kommst rein und raus. Wenn kein Gedanke mehr an dich selbst ist, kein Gedanke mehr im Vergleich was früher war, was du selbst erreichen willst. Du bist vollkommen präsent. Dann ist es Nirvitarka Samapatti.

Kommentar zum 44. Vers im Kapitel 1 zur Yoga Sutra von Patanjali

  1. एतमवै सणवचाया णनणवचय ाया च सक्ष्मू णवषमा व्याख्याता ॥ ४४॥

etayaiva savichara nirvichara cha sukshmavishaya

vyakhyata

Durch dies, was in den vorher gehenden  zwei Sutras erklärt wurde, ist auch Savichara Samadhi und Nirvichara Samadhi und das was noch subtiler ist, erklärt. Savitarka, Nirvitarka mit Annahme, ohne Annahme.

 

Savichara - mit Überlegung

Nirvichara - ohne Überlegung

Vichara - Analyse

Savichara Samadhi -  ist ein Zustand, in dem du bist, hohe Bewusstheit aber zwischen durch auch Vichara dabei hast

 

Du fällst in den Bewusstseinszustand hinein, es ist ein wunderschöner erhabener.  Aber nachher denkst du darüber nach, das führt dich zu Vichara, zu einer Erkenntnis und zum Nachdenken. Du kommst in diesen Bewusstseinszustand hinein, dann Vichara, du weißt du bist im Bewusstseinszustand. Im Unterschied zu Savitarka, da bist du im Bewusstseinszustand  und denkst über die Sache nach, über das was gewesen ist.

 Bei Savichara denkst du nicht über die Sache nach, sondern du denkst über dich, Bewusstsein, Gott und Welt nach. Du bist in dem Gemütszustand, danach führt dich das, zu einem höheren Wissen, Savichara. Nirvichara du bist im höheren Bewusstseinszustand ohne über irgendetwas nachzudenken. Du bist verschmolzen auf einer höheren Ebene.

Bei Savitarka sind auch noch Objekte da, mit denen du verschmelzen kannst. Da ist ein Tun da, mit dem du verschmelzen kannst. Bei Savichara sind Überzeugungen da, mit denen du verschmelzen kannst. Dort sind höhere Erkenntnisse da, mit denen du verschmelzen kannst. Nirvichara da verschwinden jegliche Erkenntnisse und Überzeugung. Das ist ein Zustand reiner Achtsamkeit.

Dieser verschmilzt mit Ananda, deshalb Sananda. Zustand der reinen Wonne. Das sind die subtileren Bewusstseinszustände auf die er hinweist.

Schließlich Sasmita, der Zustand des reinen Ich-Gefühls, des reinen Selbst.

 

Kommentar zum 45. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. सक्ष्मू णवषमत्व ं चाणरङ्गऩमवय सानभ ॥् ४५॥

sukshmavishayatvan chalinggaparyavasanam

Der Zustand des Samadhi, der sich mit subtilen Objekten beschäftigt, erstreckt sich bis zum unmanifestierten Zustand.

Wenn du in Samapatti gehst, in die meditative Versenkung. Dann kann es erst einmal grobstofflich sein und das ist Savitarka. Durch die Konzentration auf etwas Grobstoffliches, wo du in die Essenz gehst, Nirvitarka. Dann Savichara wo es ins Subtilere geht. Nirvichara wo du das Subtile transzendierst. Dann gehst du in den unmanifestierten Zustand, Sasmita bzw. Sananda.

 

Kommentar zum 46. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. ता एव सफीज् सभाणध् ॥ ४६॥

ta eva sabijah samadhih - All das sind Samadhi Formen mit Samen, Sabijah.

Die vorherigen Meditationsformen haben noch ein Bija. Das heißt, wenn du rauskommst, bist du zwar vollständig erfüllt, aber die Samen sind noch nicht verbrannt. Wenn du in Savikalpa Samadhi, Samprajnata Samadhi, Sabijah Samadhi bist, kannst du nochmals hinunterfallen.

Eine Erfahrung von Samapatti bzw. von Samadhi ist eine sehr erhabene, subtile, voller Freude (Ananda), stärkere Bewusstheit und intensiv (Chit). Aber es ist noch nicht die vollständige Verschmelzung mit Sat Chit Ananda. Da ist noch Bija da, Same.

 

Kommentar zum 47. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. णनणवचय ायवशै ायद्यऽे ध्यात्मप्रसाद् ॥ ४७॥

nirvicharavaisharadye adhyatmaprasadah

Durch das Erfahren und Verfeinern von Nirvichara Samadhi kommt Prasadah, innere Erleuchtung.

Durch Nirvichara Samadhi -  ohne Fragestellung und ohne Denken

wird erfahren -  Vaisharada

adhyatma - ist innere

Prasadah -  Helligkeit und Klarheit

Je tiefer du in Samadhi kommst, umso mehr kommt die Erleuchtung.

Kommentar zum 48. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. ऋतंबया तत्र प्रऻा ॥ ४८॥

rtanbhara tatr prajna

Dieses Wissen, was in diesem Zustand erlangt wird, ist wahres Wissen.

Was man dort -  tatra

Rtanbhara -  erfährt

Das ist Prajna -  wahres Wissen, höchste Erkenntnis

Das höchste Wissen kommt aus Samadhi, die direkte intuitive Wahrheit. Wenn du in Samadhi bist und dort heraus kommst, kann es dir passieren, dass plötzlich etwas ganz klar ist.

 

Kommentar zum 49. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. श्रतु ानभु ानप्रऻाभ्याभ अ् न्यणवषमा णवशषे ाथत्वय ात ॥् ४९॥

shrutanumanaprajnabhyam anyavishayaa

vishesharthatvat

Wissen aus Zeugnis und Schlussfolgerung, ist dem Wissen aus höheren Zuständen des Bewusstseins, nicht gleich. Denn es ist auf ein bestimmtes Objekt gerichtet.

Damit bezieht sich Patanjali auf die 3 Quellen korrekten Wissens.

  1. Schlussfolgerung
  2. Zeugnis, Aussagen Anderer und die Schriften
  3. Direkte Wahrnehmung (Sinnliche und Direkte Wahrnehmung in Samadhi)

Diese intuitive Wahrnehmung, ist letztlich die höchste Wahrheit. Es ist schön aus Schriften zu lesen, dass es die Erleuchtung gibt und das es Gott gibt, das die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist. Es ist auch schön darüber nachzudenken und festzustellen, das ist logisch. Dann wird es für dich zur lebendigen Erfahrung in Samadhi. In Samadhi bekommst du das direkte Wissen über Gott. Danach ist Gott keine Glaubensfrage, keine Vertrauensfrage mehr auch keine logische Theologie, sondern Erfahrung.

 

Kommentar zum 50. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. तज्ज् संस्कायो न्यसंस्कायप्रणतफिी ॥ ५०॥

tajjah sanskaro nyasanskarapratibandhi

Die daraus entstanden Eindrücke, Samskaras ersetzten alle anderen.

Wenn du aus diesen Samadhi heraus kommst, bist du wieder im Normalbewusstsein. Du siehst und hörst wie Andere. Du hast weiter Emotionen und kannst denken, aber ein machtvoller Eindruck im Unterbewusstsein bleibt übrig. Eine Samskara, die so stark ist, als alle anderen.

Wenn du einmal die Gegenwart Gottes sehr intensiv erfahren hast, bleibt das. Wenn du dich einmal erfahren hast, als das Selbst aller Wesen, bleibt das selbst im Normalbewusstsein. Wenn du einmal erkannt hast, dass die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist, bleibt das auch wenn du wieder alles siehst, schmeckst, riechst wie vorher.

Samadhi ist eben nicht nur eine Glückserfahrung, wo anschließend alles wieder normal ist. Sie ist eine transformierende Erfahrung, wo nachher alles anders ist.

 

Kommentar zum 51. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

  1. तस्याणऩ णनयोध ेसवणयनयोधाणिफीज् सभाणध् ॥ ५१॥

tasyapi nirodhe sarvanirodhannirbijah samadhih

Wird auch dieses zur Ruhe gebracht und so alles zur Ruhe gebracht, tritt man in den samenlosen Zustand des Samadhi ein.

Tasya api Nirodhah -  wenn auch das zur Ruhe gebracht wird. 

Wenn auch die erhabenen Glückszustand zur Ruhe gebracht wird, selbst die Erfahrung der Wahrheit zur Ruhe gebracht wird, dann Sarva Nirodhah

wenn alles zur Ruhe gebracht worden ist, Nirbija Samadhi dann erfährst du den höchsten Samadhi.

Darum geht es, dort wollen wir hinkommen. Vollkommene Ruhe des Geistes so hat Patanjali zum 2. Vers gesagt, yogashchittavrittinirodhah. Yoga ist das zur Ruhe bringen, der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen, tada drashtuh svarupe avasthanam.

So schließt das 1. Kapitel nachdem er viel gesagt hat, über den Geist, die Bewusstseinsebenen, die Hindernisse, Schwierigkeiten die es gibt, Techniken wie du sie überwinden kannst. Jetzt sagt er tasya nirodhah, bringe alles zur Ruhe. Sarva nirodhah, wirklich alles zur Ruhe. Dann bist du in Nirbija Samadhi und erleuchtet.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Willst du wissen, wie die höheren Bewusstseinsstufen sind? Wie ein Meister/in Bewusstsein hat und wenn das Bewusstsein über das Normal Bewusstsein hinaus geht?

 

Kommentar zum 41. Vers zum Kapitel 1 des Yoga Sutras von Patanjali

  1. ऺीिवत्तृ ये णबजातस्यवे भिर्ग्े हय ीतर्ग्ृ हिर्ग्ाह्यषे ु

तत्स्थतदञ्जनतासभाऩणत्त् ॥ ४१॥

ksheennavritterabhijatasyev

manergrahitrigrahannagrahyeshu

tatsthatadangjanatasamapattih

Samapatti, die meditative Versenkung. Das Verschmelzen mit seiner Tätigkeit.

Sind die Gedanken zur Ruhe gekommen, wird der Geist transparent wie ein Kristall, der die Farbe des davorstehenden Objektes annimmt. Verschmelzen des Wahrnehmenden, das Wahrgenommene und die Wahrnehmung. So ist das Samapatti, die Verschmelzung, die Versenkung.

Samapatti ist ein Begriff den Patanjali gebraucht, für die höheren Bewusstseinsebenen.

Samapatti heißt auch Erfüllung, Verschmelzung, Versenkung

 

Hier geschieht das, was man als objektive Wahrnehmung bezeichnen kann. Es ist eine weitere Weise zum Wissen zu kommen. Ein paar Verse davor hat Patanjali über Quellen und korrekten Wissens gesprochen. Diese waren:

 

  1. Direkte Wahrnehmung
  2. Logische Schlussfolgerung
  3. Aussagen anderer und der Schriften

 

Von der direkten Wahrnehmung gibt es zwei Arten. Es gibt die sinnliche Wahrnehmung. Die Wahrnehmung über die Sinne und es gibt die direkte Wahrnehmung.

Hier im Vers spricht er über die direkte Wahrnehmung. Es gibt keine Gedanken, keine Vrittis, keine Ich-Bezogenheit, keine Beurteilung von Dingen wie sie sein müssten. Die Vrittis sind Kshinna, entleert. Dann ist der Geist sehr ruhig. Der Geist wird Abhijatasya, transparent wie ein Kristall.

Wenn du einen Kristall vor eine grüne Farbe hältst, dann wird der Kristall die grüne Farbe annehmen. Wenn du den Kristall vor eine Rose hältst, wird der Kristall rot. Der Kristall nimmt die Farbe dessen an, was er gerade wahrnimmt. So ist es auch mit dem Geist, er wird vollkommen ruhig. Es gibt keine Vrittis, die von innen heraus kommen. Der Geist nimmt deshalb die Farbe, des davorstehendes Objektes an.

So verschmilzt der Wahrnehmende, das Wahrgenommene und die Wahrnehmung. Das ist dann Samapatti, die Versenkung. Das ist dann das objektiv wahrgenommene. Praktisch, du verschmilzt mit dem Objekt der Wahrnehmung. Deshalb erfährst du das Wahrgenommene. Daraus entsteht höheres Wissen.

Im 3. Kapitel beschreibt er noch genaueres. Er sagt, wenn es dir gelingt, so zu verschmelzen mit dem was du wahrnimmst, dann bekommst du Jaya, Meisterschaft und Prajna höheres Wissen.

Dieser Zustand von Samapatti, ist etwas was auch du im kleineren Maße erfahren kannst. Manchmal wird das als Flow Zustand bezeichnet. Wo du nicht über etwas nachdenkst, sondern du verschmilzt mit der Tätigkeit. Das kann dir z.B. bei der Yogastunde so gehen. Du denkst nicht mehr darüber nach, wie soll ich sie machen oder wo liegt Konzentration. Du bist einfach vollständig im Hier und Jetzt. Du  verschmilzt mit der Yogastellung und hast einen Bewusstseinszustand des Hier und Jetzt.

Manchmal haben Computer Programmierer solch eine Erfahrung. Während sie Codes schreiben. Sie überlegen nicht was soll ich schreiben, sondern es fließt aus ihnen heraus. Manche Menschen haben es beim Tanzen, manche beim Musizieren, frisch Verliebte haben es in der Gegenwart des Geliebten. Diesen Zustand von Samapatti, vollkommen verschmelzen, im Hier und Jetzt sein.

Diesen Zustand der Verschmelzung kannst auch du immer wieder probieren. Du kannst probieren ganz konzentriert sein, bei dem was du jetzt machst. Nicht mehr überlegen, lasse es fliesen, spüre es.

Wenn der Zustand im Vollkommenen Zustand ist, dann bist nicht mehr du, derjenige der irgendetwas macht. Es ist kein Bewusstsein das geschieht, es ist Präsens und Gegenwart.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Kommentar zum 40. Vers des 1. Kapitel des Yoga Sutra von Patanjali

  1. ऩयभाि ुऩयभभहत्त्वान्तोऽस्य वशीकाय् ॥ ४०॥

paramanu paramamahattvantosya vashikarah - Die Meisterschaft eines Yogis vom Kleinsten bis zum Größten

Patanjali spricht in diesem Vers über die Meisterschaft eines Yogis und sagt es geht vom Kleinsten bis zum Größten.

Vashikarah - die Meisterung, die Meisterschaft

Asya - heißt eines Yogi

Anta - erstreckt sich

Paramanu - vom kleinsten Atom

Paramamahattva - bis zu größten Höhe, bis zur Unendlichkeit

Das könnte zum einen heißen, du kannst Gott im Kleinen sehen und du kannst Gott im Großen sehen. Wenn du dir ein Staubkorn anschaust, da ist das Göttliche. Wenn du in die Weite gehst, da ist das Göttliche. Wenn du dich mal mit einem Klumpen Erde beschäftigst, was da alles drin ist. So viele Bakterien, Pilze, kleine Lebewesen usw., das ist ein Wunder. Ein Dreck- oder Misthaufen ist ein Wunder. Hier kannst du das Göttliche sehen. Ein einzelnes Haar ist etwas Großartiges, wenn man es analysiert.

Im Kleinsten kannst du das Göttliche sehen. Du kannst auch das Göttliche sehen, wenn du dich ausdehnst. Wenn du auf einem Berg stehst und weit ins Tal schaust, hier ist das Göttliche erfahrbar. Wenn du vor dem Meer stehst, da ist das Göttliche erfahrbar. Wenn du einen Baum siehst, hier ist das Göttliche erfahrbar. Im Kleinsten und im Größten kannst du das Göttliche sehen.

Swami  Chidananda

Er war vielleicht Meister dieses Verses. Er war sehr sorgfältig im Kleinen. Wenn er gegangen ist, das war kein gehen, das war wie ein schreiten. Da war ein subtiles Licht, was über den Erdboden geschwebt ist. Ich bin sicher, er hat nie ein Insekt mit seinen Füßen getötet. Er war bewusst, er war leicht, er war ruhig. Wenn jemand zu ihm gegangen ist und eine Frage gestellt hat, egal wer es war, da wusste man, man war für ihn der Allerwichtigste.

Es konnten irgendwelche Alltagssachen sein, für ihn war das nicht zu klein und zu unbedeutend. Er hat freundlich genickt und sich das angehört und konnte mit seinem Blick, einen großen Trost geben.

Er hat nie gesagt, warum behelligst du mich damit. Die kleinste Schwierigkeit die Aspiranten ihm genannt haben, hat sein Mitgefühl bekommen.

Er hat sich auch um das Große gekümmert. Er war auch engagiert für die Ökologie im ganzen Bereich des Himalayas. Er hat auch Politiker aufgefordert, nicht diese wunderschöne Gegend, wo noch viel Natur ist, diese zu zersiedeln. Er hat sich auch bemüht um die große Politik. Er hat mitgewirkt in einer Initiative von vielen spirituellen Lehrern gegen Korruption in der Politik.

Meisterschaft in ganz Kleinen, Meisterschaft in ganz Großem. Der Mensch, der vor ihm war, war wichtig und die Anliegen der Life Society mit ihren hunderten von Zentren auf der ganzen Welt. Im Kleinen, nichts ist unwichtig ohne dabei das Große zu verlieren.

Man kann den Vers auch auf etwas anderes beziehen. Auch für den persönlichen Aspiranten könnte man sagen, kümmere dich um das Kleine und das Große.

Anekdote

Ich möchte im Kontext eine kleine Anekdote erzählen, die mir geschehen ist, als ich das erste Mal in einem Ashram als Karma Yogi war. Das muss das Jahr 1981 oder 1982 gewesen sein. Es war zwischen den Jahren in Kanada im Sivananda Ashram in Val Morin. Ich hatte eine Aufgabe bekommen, die ganz wichtig war, ich sollte die unbedingt erledigen, es war dringend und ich sollte sie sofort machen.

Ich weiß nicht mehr, was es war, ich musste in die Ashram Großküche und jemand hat mich gebeten ihm mit dem Topf zu helfen. Ich meinte nein, frag jemand anderes, ich muss mich jetzt um etwas anderes kümmern. Da fragte jemand, könntest du mal probieren, ob das gut gewürzt ist. Ich habe eine Erkältung und schmecke nichts. Ich sagte, frag jemand anderes. Dreimal wurde ich was gefragt, jedes Mal habe ich nein gesagt.

Da hörte ich eine Stimme, eine ältere Swami: „Sukadev, du hast drei Möglichkeiten zum uneigennützigen Dienst verpasst“. Sie sagte es ganz sanft. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass diese Frau dort war, sie hatte für Special Guests etwas gekocht, in einem Nebenteil der Küche. Ich habe gesagt: „Ich muss mich beeilen und das schnell bringen und das erledigen“. Sie lächelte und sagte: „Vermutlich wirst du feststellen, dass du diese Zeit gehabt hast“. Der für den ich das erledigt hatte, kam 5 Minuten später.

Es war genau die Zeit und mehr, um drei Menschen einen Gefallen zu tun. An diese Geschichte muss ich manchmal denken. Nicht immer beachte ich die Lektionen aus dieser Geschichte, aber manchmal doch. Gott gibt einem eine große Aufgabe, die darf man auch nicht verpassen, aber auf dem Weg der großen Aufgabe, gibt er auch kleine Aufgaben.

Manchmal kann man Menschen kleine Gefallen tun, manchmal ein Ohr geben, ein kurzes Lächeln, jemand etwas aufheben. Auf der Straße, wenn jemand offensichtlich nach dem Weg sucht, einen Moment innehalten und dann fragen: „Kann ich dir helfen“. Oder beim Naturkostladen, selbst wenn du nicht der Verkäufer bist, kannst du fragen: „Brauchen Sie etwas“.

Meisterschaft des Yogis, zeigt sich im Kleinen. Vor lauter kleinen, verliere nicht das Große. Sogar in einer Yogastunde, zu schauen, dass das Prana gut läuft. Zwischendurch braucht ein Einzelner auch deine Aufmerksamkeit. Eine kleine Korrektur, ein Tipp, eine kleine alternative Übung. Die Meisterschaft des Yogis ist im Kleinen wie auch im Großen. Was auch heißen soll, kleine Aufgaben sind auch wichtig. Komme dir nicht zu wichtig vor, für eine kleine Aufgabe. Weise auch nicht die großen Aufgaben von dir.

Wenn du z.B. ein/e Yogalehrer/in bist und du wirst gebeten beim Festival im Stadtteil eine Ansprache zu halten, dann mache auch das. Wenn du die Möglichkeit hast, im Fernsehen zu sprechen, mache auch das. Wenn zu deiner Yogastunde nur ein Einzelner kommt, gib die Yogastunde trotzdem. Im Kleinen wie auch im Großen. So ist die Meisterschaft eines Yogi, einer Yogini.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Kommentar zum Yoga Sutra 39. Vers im 1. Kapitel von Patanjali

  1. मथाणबभतध्यानाद ्वा ॥ ३९॥

yathabhimatadhyanad va

Meditiere so wie es dir angenehm ist oder mit einer Meditation, die einem angenehm ist.

Das ist  die Reihe von Versen, wo Patanjali Tipps gibt, wie man mit der Negativität des Geistes umgehen kann. Es hat so begonnen, dass  er die Hindernisse vorstellt, die es gibt. Diese sind:

Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Sinnlosigkeit, Unruhe, Getriebenheit, Verzweiflung, Krankheit usw.

Das sind alles Hindernisse, die dir begegnen können auf dem spirituellen Weg und wie gehst du damit um. Dazu hat er einige Tipps in den vorherigen Versen genannt.

Hier sagt er, indem du so meditierst wie es dir angenehm ist. Patanjali sagt, meditiere einfach, dann geht es dir besser. Und meditiere so wie es dir angenehm ist. Wenn du überlegst, was ist die beste Meditationsart. Viele Anfänger fragen sich dies. Patanjali sagt nicht, meditiere auf die beste Weise, sondern wie es dir angenehm ist. Auch langfristig gesehen wirst du meditieren, wenn die Meditationsart, die du gefunden hast, dir angenehm ist.

Va -  heißt oder

Dhyana  - ist Meditation

Yata sowie abhimata -  wie es dir angenehm ist#

 

Wie kannst du so meditieren, dass es dir angenehm ist. Angenommen du bist in einer spirituellen Krise und du hast keine Lust auf spirituelle Praktiken. Dann kannst du überlegen, wie müsste ich Pranayama machen, das es mir angenehm ist. Wie müsste ich Asanas üben, das sie mir angenehm sind. Wie müsste ich meine Meditation gestalten, dass sie angenehm ist.

Gerade, wenn du in schwierigen psychischen Phasen bist, ist es sehr schwierig dich zu Disziplin zu zwingen. Angenommen du bist ein disziplinierter Mensch, dann machst du es einfach. Vorher hat Patanjali gesagt, meditiere über einen Aspekt der Wahrheit. Wenn du das machst, geht es dir besser. Aber wenn es dir schwer fällt, dich zu Meditation, Pranayama, Asanas zu bringen. Dann überlege wie müsste ich meine spirituellen Praktiken machen, das sie mir angenehm sind.

Hier kannst du auch auf Ayurveda zurückgreifen. Wenn du ein Kapha Übermaß hast, du bist träge und antriebslos, was kannst du machen. Dann nutzt es nichts, dir zu sagen, übe 20 Sonnengrüße, mache anstrengende Praktiken. Das wirst du nicht tun. Nimm dir Zeit, entzünde eine schöne Kerze, mache eine Duftlampe an, oder versprühe einen Duft im Raum. Das es angenehm ist. Spiel eine meditative Musik ab, wie du sie gern hast. Trinke einen kleinen Kräutertee.

Beginne mit Anfangsentspannung, unterstützter Schulterstand, unterstützten Fisch, sanfte Vorwärtsbeuge, sanften Drehsitz. Danach übe die Pranayama und Meditation,  die dir angenehm sind. Gestalte dir deine Praktiken angenehm und dann machst du sie auch.

Angenommen du bist ein Vata Typ, es wäre gut wenn du jeden Tag zur selben Zeit die gleiche Praxis machst. Das hilft dir eine gewisse Beständigkeit zu bekommen. Aber wenn dir die Vorstellung noch einmal die gleiche Übung von Kapalabhati und Wechselatmung die Haare zu Berge stehen lässt und du gar keine Lust darauf hast, dann übe anders.

Lass vielleicht mal Kapalabhati weg oder übe nur eine Runde. Mach nur wenige Runden Wechselatmung, übe auch mal Brahmari oder Murccha oder Plavini. Mache die Asanas ein bisschen anders, überlege wie wäre es angenehm. Dann übst du und das hilft dir wieder heraus zu kommen.

Angenommen du steckst irgendwo fest am Tag und du hast keine Lust zu machen, was zu tun ist. Angenommen du könntest das, was zu tun ist, gern machen. Wie würde ich es machen. Angenommen ich könnte das so machen, dass es mir Freude bereitet. Wie würde ich es machen. Vielleicht bekommst du dann ein paar Inspirationen und plötzlich wird es leichter.

Vielleicht hast du gerade etwas was zu machen ist, was du nicht so gern machst. Überlege, angenommen ich könnte es so machen, das ich es gern mache. Wie würde ich es machen. Nicht was würde ich stattdessen machen, wie könnte ich das was zu tun ist, mit Freude machen. Angenommen ich könnte es mit Freude machen, wie würde es jemand machen der es mit Freude macht. Dann wird vieles leichter gehen.

Vielleicht hast du gerade eine Motivationskrise für Asanas, Pranayama und Meditation. Dann überlege, wie mache ich es, dass ich es gerne mache. Dann mache es.

Das nächste Mal beginnt eine Reihe, die zu Samadhi geht. Wie verhält sich jemand der Samadhi erreicht hat. Was sind die Erfahrungen? Welches höheres Wissen gibt es? Der nächste Vers leitet eine neue Versreihe ein.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 1. Dort kannst du mehr lernen zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Kommentar zum Yoga Sutra des 1. Kapitel 38. Vers  des Patanjali

  1. स्वप्नणनद्राऻानारम्बन ं वा ॥ ३८॥

svapnanidrajnanalambanan va

Durch Meditation über Wissen aus Traum oder Tiefschlaf, kannst du alle Hindernisse überwinden.

Wir sind bei einem Vers, wie im Kontext der vorhergehenden, wo Patanjali Tipps gibt, wie du über Hindernisse hinaus wachsen kannst. Als Hindernisse hat er aufgeführt:

Krankheit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Sinnlosigkeit, innere Unruhe, Getriebenheit, inneres Leiden. Wie kannst du darüber hinauswachsen?

Hier im 38. Vers empfiehlt er durch Meditation über das Wissen aus Traum oder Tiefschlaf. Es gibt verschiedene Weisen, wie du das interpretieren kannst. Du könntest das Psychotherapeutisch interpretieren. Manche spirituellen Psychotherapeuten kennen das Yoga Sutra sehr gut. Manche sagen, dass die Traumdeutung der westlichen Psychotherapeuten stark durch indische Inspiration kommt.

Träume

So kannst du sagen, aus dem Unterbewusstsein kommt Traum, eine Deutung, da kommt Kommunikation über Träume. Du kannst ein Traumtagebuch führen und jeden Morgen, oder wenn du nachts kurz aufwachst, aufschreiben worüber du geträumt hast. Danach kannst du überlegen, was will dir das Unterbewusstsein damit sagen. Eine Möglichkeit, Träume können dir einiges erzählen.

Da ich kein Psychotherapeut bin möchte ich das nicht weiter vertiefen. Bei Yoga Vidya haben wir die psychologische Yogatherapie und dort spielen die Träume eine gewisse Rolle. Im Rahmen der psychologischen Therapie könntest du mehr lernen, wie du die Weisheit der Träume nutzen kannst.

Eine zweite Möglichkeit. Manchmal gibt es wunderschöne und machtvolle Träume. Es kann passieren, gerade wenn es dir nicht gut geht, dass du einen wunderschönen Traum hast. Ich habe immer wieder Träume von Swami Sivananda oder anderen Heiligen oder von Engeln, von Jesus. Wenn ich so träume, habe ich die wunderbarsten Meditationen danach.

Ich weiß und vertraue darauf, die Träume kommen immer wieder, inspirieren mich. Manchmal ist in diesen Träumen etwas klar, was zu tun ist und was ich tun soll. Manchmal erscheint dir die höhere Wirklichkeit in Gestalt von Meister, Meisterin, Engeln, Göttern. Ich habe auch schon geträumt von Krishna, Ganesha, Shiva und es hatte immer irgendeine Bedeutung.

So kannst du, wenn du nachts einen schönen Traum hattest, am nächsten Morgen, über das Meditieren. In der Meditation dieses Wissen, diese Weisheit tiefer werden lassen.

Vedanta

Gerade im Vedanta ist eine philosophische Betrachtungsweise von Tiefschlaf, Traum und Wachzustand eine sehr wichtige Weise um die höchste Wahrheit zu erfahren. Da geht es nicht um die Inhalte des Traumes, auch nicht darüber das dein Unter- oder Überbewusstsein zu dir spricht. Es geht um die Metaphysik des Traumes.

Im Tiefschlaf Zustand nimmst du nichts wahr, du existierst trotzdem. Im Traumzustand existiert eine Welt, gemacht aus deinem Bewusstsein. Wenn du aufwachst, verschwindet die gesamte Traumwelt. Diese Wach Welt ist nur solange da, wie du nicht schläfst. Alle Sorgen des Tages verschwinden, in dem Moment wo du einschläfst.

Wenn du einschläfst, spielt die Wach Welt keine Rolle. In der Traumwelt spielt die Wach Welt keine Rolle. Was auch immer du für Sorgen in der Wach Welt hattest, du machst dir keine Sorgen im Traum.  Du könntest sagen, die Traumwelt greift zurück auf die Inhalte der Wach Welt.

Das stimmt natürlich auch. Die Sorgen in der Wach Welt spielen im Traumzustand keine Rolle. Du kannst schlimmes erfahren haben, im Wachbewusstsein und kannst trotzdem einen schönen Traum haben. Du kannst eine fantastische Zeit haben im Wachzustand und kannst den fürchterlichsten Alptraum haben. Zwar hat das Wachbewusstsein eine gewisse Auswirkung auf den Traum und der Traum hat eine gewisse Auswirkung auf den nächsten Tag. Du machst dir keine Sorgen was im Traum war.

So sagen die großen Weisen des Vedanta, diese Wach Welt ist auch nur ein Traum. Es gibt Turia, den vierten Gemütszustand. Du wirst irgendwann aufwachen aus dieser Traumwelt und du wirst aufwachen in die reine Wirklichkeit. Du bist nicht der Körper und nicht die Psyche.

Brahman

Diese Welt existiert nicht so wie wir sie erleben. So wie der Traum nur aus dem Bewusstsein des Träumenden besteht, so besteht diese ganze Welt vom Bewusstsein des Träumenden. Dieser Träumende ist letztlich Gott. Du kannst ihn als Brahman, als Schöpfer, göttliche Mutter bezeichnen. Wie immer du das ausdrücken willst.

Im Traum selbst identifizierst du dich mit einem Traumwesen, aber auch alle Anderen im Traum hast du selbst erzeugt. Du bist in der einen Gestalt, durch die du alles siehst. Du bist auch in allen Anderen, die du wahrnimmst und die dich sehen. Du bist auch die ganze Welt des Traumes. In dem Moment wo du aufwachst, erkennst du, es war nur ein Traum.

Wenn du in irgendwelchen Hindernissen bist, kannst du dir bewusst machen, diese Welt ist nur ein Traum. Du bist das unsterbliche Selbst. Im Moment wo du einschläfst sind die Sorgen dieser Welt vergessen und spätestens im Tiefschlaf, sind die Sorgen aller Träume und des Wachbewusstseins vergessen. Wenn du aus dem Tiefschlaf aufwachst, bist du regeneriert und voller Kraft im Wachbewusstsein. Was zeigt, die Weltenlosigkeit regeneriert am besten. Das Überbewusstsein ist im Grunde wie Tiefschlaf bei voller Bewusstheit, keine Welt, keine Unterscheidung von Ich und Du, die Welt und ich, keine Gemütszustände, kein Körper, keine Psyche, kein Leiden.

Reine Bewusstheit, Unendlichkeit Sat, Bewusstheit Chit, reine Freude Ananda. Das kannst du dir bewusst machen und meditieren und nachdenken über dieses Wissen aus Traum und Tiefschlaf. Und es wird diese Welt relativieren.

Eine weitere Interpretation dieses Verses ist eine praktische. Du kannst sagen, der Gemütszustand hängt etwas ab vom Schlaf. Du könntest auch die Kraft des Unterbewusstseins nutzen, um am nächsten Tag dich besser zu fühlen.

Praktische Tipps

Du könntest z.B. abends sagen, ich werde nichts essen, 2-3 Stunden vor dem Schlafen. Essen vor dem Schlafen führt oft zu weniger guter Regeneration und manchmal auch zu Alpträumen im Schlaf. Es ist eine gute Gewohnheit 2-3 Stunden vor dem Schlafen, wenn möglich nichts zu essen.

90 Minuten vor dem Schlafen nichts zu trinken oder nicht mehr als ein halbes Glas Wasser. Wenn du mehr trinkst vor dem Einschlafen, dann wirst du auf Toilette müssen, während der Nacht.

60 Minuten vor dem Einschlafen auf keinen Bildschirm mehr zu schauen. Es gibt eine umfangreiche empirische Studie die zeigt, wenn Menschen 30-60 Minuten vor dem Einschlafen Fernsehen, auf Smartphone anschauen, das der Schlaf nicht so gut ist und man sich am nächsten Tag nicht so gut fühlt. Hören ist ok.

Bevor du dich hinlegst, ist es gut, etwas Spirituelles zu machen. Z. Bsp. zu meditieren, ein Gebet sprechen,  ein Mantra rezitieren laut oder geistig, Kirtan anzuhören oder in einem spirituellen Buch zu lesen. Irgendetwas, was deinen Geist erhebt.

Wenn du dich hinlegst, kannst du ein Mantra oder ein Gebet sprechen. Dann kannst du eine Frage an dein Unterbewusstsein stellen. Du könntest sagen: „Liebes Unterbewusstsein, ich bin in der und der Situation, bitte sage mir bis Freitag was ich tun soll“. Oder sprich zu Gott „ Ich bin in der und der Lage, ich weiß nicht, was ich tun soll, weiß nicht wie ich raus kommen soll, ich steh vor der und der Entscheidung, bitte sage mir bis dann und dann, was ich tun soll“.

Sprich so zu Gott, wende dich an deinen Meister oder wende dich an dein Überbewusstsein. Je nachdem was du willst. Davor könntest du sagen: „Liebes Unterbewusstsein, lass mich in 5 Minuten einschlafen, lass mich morgen um 5 Uhr aufwachen, wenn ich aufwache werde ich voller Kraft sein“.

Sprich solche Affirmationen  zum Einschlafen, zum Aufwachen, zum Gemütszustand beim Aufwachen. Das kannst du machen, vor den Fragen an dein Unterbewusstsein, an den Gott, Meister oder danach. Evtl. gib noch Affirmationen zur eigenen Entwicklung, wie z.B. „Ich entwickle Geduld, Om Namah Shivaya“. Wenn du das gemacht hast, verbringe die nächsten Minuten mit Tiefenentspannung oder ein Mantra. Dann wirst du innerhalb dieser Zeit einschlafen, die du dir vorher gesetzt hast.

Wenn du am nächsten Morgen aufwachst, dann wiederhole Affirmationen wie z.B. „Ich bin voller Kraft und Energie, mir geht es gut, ich freue mich auf den heutigen Tag“. Horche in dich hinein, ob du eine Antwort erhalten hast auf deine Frage. Wenn noch keine Antwort gekommen ist, stelle nochmals die Frage. Vielleicht kommt im Laufe des Tages oder am nächsten Tag die Antwort.

Dann beginne den weiteren Tag mit spirituellen Praktiken. Indem du praktizierst, hat der Tag einen schönen Beginn und einen guten Verlauf.

svapnanidrajnanalambanan va - Das was auf dem Wissen Jnana

Alambana von Traumzustand oder traumloser Schlaf kann dir helfen alle Hindernisse zu überwinden.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 1. Dort kannst du mehr lernen zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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Ist dein Geist negativ, dann beschäftige dich mit dem Leben großer Heiliger und großer Weiser.

Kommentar zum 1. Kapitel des Yoga Sutra Vers 37 von Patanjali

  1. वीतयागणवषमं वा णचत्तभ ॥् ३७॥

vitaragavishayan va chittam - Oder durch Konzentration auf Jemanden, dessen Geist den Bereich von Gier und Verhaftung transzendiert hat.

Konzentriere dich auf Chitta -  den Geist,

welcher Vishay -  den Bereich,

Vita - überwunden, aufgehört hat,

Raga - von Gier und Verhaftung

Beschäftige dich mit Menschen, die jenseits von Gier und Verhaftung sind. Beschäftige dich mit den großen Meistern und Heiligen, Mystikern unserer Zeit und früherer Zeiten. Denke darüber nach, wie wärst du, wenn du ohne Raga, ohne Verhaftungen wärest. Wie wärest du, wenn du ohne Vorurteile wärst.

In diesem Vers gibt Patanjali Tipps, was du machen kannst, wenn du in negativen Gemütszuständen bist. Er hatte die Hindernisse beschrieben, die es gibt. Das sind insbesondere:

Krankheiten, Antriebslosigkeit, Trägheit, Niedergeschlagenheit, innere Unruhe, Zweifel, Verzweiflung

Wie kommst du dort heraus:

Hier gibt er den Tipp, konzentriere dich auf einen Geist, Chitta, der über die Anhaftung und Gier hinaus gewachsen ist. 

vitaragavishayan va chittam - Ist ein Geist jenseits Anhaftung und Gier. Das haben große Meister wie z.B. Swami Sivananda, wie Paramahamsa Ramakrishna, Swami Vivekananda usw.

Biographien lesen

Es kann hilfreich sein, die Biographie der großen Meistern und Meisterinnen zu lesen. Mein Tipp: „Swami Sivananda, ein moderner Heiliger“. Wenn es dir mal nicht so gut geht, lies ein Kapitel davon. Oder es gibt die Autobiographie von Swami Sivananda. Es gibt die Autobiographie eines Yogis über Ramana, über Paramahansa Yogananda. Es gibt Biographien über Ramana Maharshi über Anandamayi Ma. Es gibt Biographien über den Buddha.

Es gibt Biographien über viele Mystiker in der christlichen, moslemischen, der jüdischen Tradition und vieler Heilige in Indien. Es hilft wenn du deinen Geist füllst, mit diesen großen Meistern und Heiligen. Menschen beschäftigen sich heute viel mit Nachrichten, mit dem was schief geht. Sie regen sich auf, sie sprechen über schlimme Dinge. Auf diese Weise wird der Gemütszustand nur schlimmer.

Es ist auch gut, sich mal die Dinge in der Welt anzuschauen, die nicht so gut sind, mit dem Ziel sich zu engagieren. Beschäftige dich zu 80 Prozent mit positivem. Dieses Positive erhebt dich und gibt dir dann Kraft. Beschäftige dich mit ein paar Prozent mit negativen, mit dem Wunsch, daran etwas zu ändern.

Die ganze Zeit dich mit negativem zu beschäftigen, führt nicht dazu, dass du die Kraft hast, dich zu engagieren. Es führt zu einer Verzweiflung und Ohnmacht. Beschäftige dich mit dem Geist von Menschen, die erhaben sind und höhere Bewusstseinsebenen erlangt haben. Es gibt auch schöne YouTube Videos über die großen Heiligen und Meister, auch als Buch, als E-Book oder als Hörsendungen. Das ist der Tipp von mir und auch von Patanjali.

Du könntest überlegen, was würde Swami Sivananda in deiner Situation tun, wie würde er es machen. Allein das wir darüber nachdenken, wie würde es Swami Sivananda machen, bekommt es eine andere Perspektive. Es bekommt eine andere Leichtigkeit. Um das zu wissen, ist es gut, sich mit Swami Sivananda zu beschäftigen.

Bücher Tipps

Es gibt noch die Bücher „Integraler Yoga“ „Sivananda Yoga“ oder auch „Swami Sivananda im täglichen Leben“, „Die Botschaft Swami Sivananda“. Das alles sind Bücher, um herauszubekommen, wie würde Swami Sivananda handeln. Wie hat er in solchen Situationen gehandelt. Es erhebt deinen Geist und macht dich leicht. Danach kannst du überlegen, wie handelst du.

Eine weitere Interpretation dieses Verses ist, wie wärest du, wenn du ohne Anhaftung wärest. Wie wärest du, wenn du ohne Gier wärest. Wie würdest du in dieser Situation handeln. Du kannst nicht nur überlegen, wie wäre ich. In dem Moment wo du überlegst, ändert das manchmal sofort deinen Gemütszustand. Wenn du dich über etwas geärgert hast, und anstatt loszubrüllen, eine böse Email zu schreiben, den Kram hinzuwerfen. Halte einen Moment inne.

Angenommen, ich hätte ein Chitta Vitaragavishaya. Ich hätte einen Gemütszustand, der ohne Anhaftung und Gier hinausgewachsen wäre. Wie würde ich jetzt reagieren. Oder von einem neutralen Standpunkt, der über mich hinausgeht. Was wäre jetzt das richtige. Diesen Standpunkt einzunehmen ist nicht immer leicht und doch so wichtig.

Es ist nicht nur spirituell, sondern idealerweise macht das jeder Mensch in einer Verantwortungsposition. Dass er nicht handelt aus Gekränktheit, um zu rächen, etwas selbst zu bekommen. Man handelt, um Gutes zu tun für Andere, um das größtmögliche Gute zu bewirken und verantwortungsbewusst zu sein. Aus Gekränktheit heraus zu handeln bringt wenig, es führt weder einen Schritt weiter, es hilft nicht in der Beziehung zu einen Menschen noch hilft es dir selbst.

Überlege, wie würdest du handeln vitaragavishayan va chittam. Aus einem Gemütszustand heraus, jenseits von Gier und Anhaftung. Jetzt kannst du etwas lesen über Swami Sivananda oder ein Bild von Swami Sivananda anschauen zwischendurch. Oder dir zu vergegenwärtigen, was würde Swami Sivananda hier machen. Oder einfach seine Gegenwart spüren und mit dem Wissen, das er dir immer hilft und immer bei dir ist.

Du kannst dir vornehmen, mit vitaragavishayan va chittam, Dinge in die Wege zu leiten. Einen Gemütszustand zu erzeugen, in einem Bereich jenseits von Anhaftung und Gier. Und aus diesen Gemütszustand, mit anderen Worten von Licht und Mitgefühl, Liebe, Verantwortungsbewusstsein heraus zu handeln.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 1. Dort kannst du mehr lernen zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de

___

Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Steckst du vielleicht in einer schwierigen Lebensphase? Hast du vielleicht immer wieder Erfahrungen von Leiden, Depressivität, Unruhe, Ängsten, von Ärger usw.? 

Kommentar zum 1. Kapitel Vers 36 von Yoga Sutra des Patanjali

  1. णवशोका वा ज्योणतष्मती ॥ ३६॥

vishoka va jyotishmati - Durch Vergegenwärtigung des leuchtenden Lichts jenseits allen Leidens.

Yotishmati leuchtendes, strahlendes Licht

Vishoka jenseits allen Leidens

Patanjali sagt im Vers, wie man über Hindernisse hinaus kommen kann. Er hat über Hindernisse gesprochen. Zu denen zählt: Krankheit, Niedergeschlagenheit, Trägheit, Antriebslosigkeit, Sinnlosigkeit, Unruhe, Gier, Getriebenheit, Faulheit usw.

Negative Gemütszustände, die dir vielleicht nicht ganz unbekannt sind. Er gibt einige Tipps was du machen kannst. Hier sagt er: „Vergegenwärtige dir das leuchtende Licht, jenseits allen Leidens“.

Anstatt dich zu sehr mit den Gründen des Leidens zu beschäftigen, oder dich über das Leiden zu beschweren, in Selbstmitleid zu versinken. Vergegenwärtige dir das Licht, allen Leidens. Dunkelheit vertreibst du nicht, indem du gegen die Dunkelheit ankämpfst.

Die Dunkelheit vertreibst du auch nicht, indem du dich über die Dunkelheit beschwerst. Auch indem du gegen die Dunkelheit kämpfst oder nach der Dunkelheit suchst und Ursachen für die Dunkelheit, vertreibst du sie nicht. Die Dunkelheit in einem Raum beseitigst du, indem du das Licht entzündest. Wenn am nächsten Morgen die Sonne scheint, verschwindet die Dunkelheit.

Mache dir bewusst, das Licht jenseits aller Dunkelheit. Mache dir bewusst hinter allem der äußeren Welt ist Brahman, ist das höchste Selbst. Diese Welt ist wie ein Traum. In diesem Traum gibt es großes Drama. Es gibt mal Schönes, mal weniger Schönes. Aber wenn du aus dem Traum aufwachst, weißt du, es war alles nur ein Traum.

Diese Wach-Welt ist auch wie ein Traum. Hinter dieser Welt ist das reine unsterbliche Selbst, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Du selbst magst einen Körper haben, der gerade leidet, krank ist, Schmerzen hat. Vielleicht hast du einen Gemütszustand dem es nicht gut geht. Oder dein Besitz, dein Beruf, deine Arbeitsstelle, deine Beziehung sind in Gefahr, vielleicht haben deine Kinder dir etwas gesagt, was dich verletzt hat. All das ist innerhalb dieser Traumwelt. Vergegenwärtige dir das Licht, jenseits von all dem.

Beispiel

Angenommen du bist in einem Kinofilm. Dort ist gerade eine schlimme Szene. Mache dir bewusst, dort ist nur eine große Leinwand. Da ist nur ein Lichtprojektor und dazwischen ist etwas, was das Licht reduziert. Du weißt, du sitzt nur hier und auf der Leinwand geschieht eigentlich nichts.

So kannst du dir bewusst machen, hinter allem ist die höchste göttliche Wirklichkeit. Das andere läuft ab, spielt aber keine große Rolle. Mache dir bewusst, du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, du bist nicht die Emotion. Du bist Sat Chit Ananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit.

Auch wenn andere Menschen leiden. Zum Karma Dienst gehört uneigennütziges Dienen. Zum Yoga gehört auch Maitri Freundlichkeit, Liebe zu zeigen, Nächstenliebe. Karuna heißt Mitgefühl, Mitleid, sich um andere zu kümmern. Das ist auch wichtig. Aber nicht jedes Leiden Anderer kannst du beseitigen. Der Mensch, der jetzt leidet, in ihm ist auch dieses reines Licht. Die Dunkelheit seines Leidens kann nicht sein wahres Licht trüben.

Er mag sich seiner Schwierigkeiten und nicht seines Lichtes bewusst zu sein, aber in der Tiefe seines Wesens ist er trotzdem das Licht. Manchmal hilft es dem anderen, wenn du dein tieferes Bewusstsein mit seinem verbindest. Aus dieser Tiefe entsteht dann die tiefe Herzensverbindung mit dem anderen Menschen. Aus dieser tiefen Herzensverbindung heraus, hilfst du dem anderen Menschen.

Sat Chit Ananda

Wenn du dir bewusst machst, das hinter dem leidenden, verletzten Menschen das reine Bewusstsein, das Sat Chit Ananda ist, Sein Wissen und Glückseligkeit, dann leuchtet in dem anderen Menschen etwas auf. Manchmal kannst du dem anderen helfen, indem du dein Bewusstsein mit dem seinem verbindest.

Manchmal kann man am Zustand der Welt verzweifeln, was Menschen mit diesem Planeten anstellen, das ist schlimm. Alle wissen, es könnte eine Klima Katastrophe geben, Inseln wurden überschwemmt, es werden schon Klima Veränderungen eingeleitet, Tiere sterben aus, Urwälder werden gerodet usw.

Es ist wichtig, sich dafür einzusetzen und einen ökologischen Lebensstil zu haben. Es ist wichtig, vegetarisch besser noch vegan zu leben. Es ist wichtig nicht zu viele Flugreisen zu machen, wenig zu kaufen, wenig zu heizen, wenig Auto zu fahren usw. Es ist wichtig, auch andere Menschen dazu zu inspirieren. Jeder einzelne kann nur wenig tun. Die Klima Zerstörung schreitet voran.

Es gibt so viel Leiden, man könnte verzweifeln. Du könntest dir aber auch bewusst machen, alles Leiden ist nur an der Oberfläche, es ist ein Traum. In jedem Menschen, der leidet, ist Brahman das unsterbliche Selbst. Diese ganze Welt ist wie eine Bühne. Was hier abläuft ist wie ein kosmisches Schauspiel.

Das, was die Essenz ist, ist das reine unendliche Licht. Von der relativen Ebene könntest du sagen, Gott ist der Handelnde und alles was geschieht, aus Gründen die jenseits unseres Verstandes sind.

Wir haben die Aufgabe, uns zu bemühen, zu engagieren. Letztlich geschieht, was geschehen soll und alles hat seinen Sinn. Ja, engagiere dich, aber verzweifle  nicht. Sei dir bewusst, tief in dir ist immer das reine unendliche Licht. Hinter dem ganzen Universum ist das reine unendliche Licht. Licht kann von keiner Dunkelheit getrübt werden.

Ziehe dich jeden Tag zwischendurch zurück, erfahre das Licht deiner Seele, Sat Chit Ananda in dir. Verbinde dich immer mit der Tiefe der Seele der Anderen. Auch wenn Andere leiden oder schlimmes tun, mache dir bewusst, tief in ihnen ist auch dieses reine Licht.

Auch mit all den schlimmen Phänomenen dieser Welt, jenseits davon ist das reine Licht des Göttlichen. So kannst du über Hindernisse hinaus wachsen und Kraft finden, dich auch für das Relative einzusetzen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Kommentar 35. Vers im Kapitel 1 im Yoga Sutra von Patanjali

  1. णवषमवती वा प्रवृणत्तरुत्पिा भनस् णस्थणतणनफणिनी ॥ ३५॥

vishayavati va pravrittirutpanna manasah

sthitinibandhini

Patanjali gibt uns Tipps, wie wir aus negativen Gemütszuständen herauskommen können.

Nibandhini hilfreich ist es für sthiti, die Festigkeit des Geistes.

Vishayavati die Sinne,  die Funktion der Sinne betreffend.

Utpanna etwas Erhabenes kommt.

Wie kommst du zur Festigkeit des Geistes?

Wenn du höhere spirituelle Erfahrungen machst. Höhere spirituelle Erfahrungen helfen insbesondere auch gegen Zweifel, gegen Unruhe, auch gegen Ungläubigkeit. Es ist gut, besonders intensiv praktiziert zu haben, um höhere Erfahrungen zu machen.

Angenommen, du hast in der Tiefenentspannung oder Meditation deinen physischen Körper verlassen, du hast eine sogenannte Out-of-Body Erfahrung gemacht. Du hast von oben deinen physischen Körper gesehen. Du hast von dort vielleicht Dinge im Raum gesehen, oder vielleicht im Nachbarraum, die du vorher nicht gesehen hast. Dann weißt du ganz sicher, ich bin nicht der Körper. Ich bin nicht begrenzt auf den Körper. Bewusstsein hängt nicht ab vom Körper. Wahrnehmung geht auch ohne den Körper.

Dann bist du gefeit von allen was die moderne Gehirnwissenschaft  und die Biologie sagt, die eine klare Vorstellung hat, was Menschsein ist. Sind die höheren Sinne aktiv im Sinne von Erfahrung außerhalb des Körpers, zeigt dir, du bist nicht der physische Körper.

Höhere Bewusstseinsebenen

Angenommen du hast Aura um einen Menschen herum gesehen oder Lichterscheinung in einem Raum. Dann weißt du auch, es gibt so etwas wie einen Astralkörper. Vor allem wenn das was um die Menschen herum siehst, auch korreliert mit einem Gemütszustand.

Manchmal, wenn du intensiv Pranayama geübt hast, vielleicht eine intensive Kundalini Yoga Woche bei Yoga Vidya, oder Sadhana intensiv, hast du vielleicht um Menschen herum strahlendes Licht gesehen oder rote, lila, grüne, gelbe Aura. Dann weißt du, an dem Konzept von Prana ist viel dran. Es ist nicht einfach eine Theorie, ein Aberglaube, sondern ich habe es wahrgenommen.

Oder wenn du beim Pranayama plötzlich in der Wirbelsäule, Wärme spürst und nicht da wo Muskeln sind, sondern in der Wirbelsäule selbst. Da weißt du, an dem Konzept der Sushumna ist auch etwas dran. Wenn du die verschiedenen Chakras oder wenn du beim Pranayama ein pulsieren in den Händen spürst oder das dritte Auge spürst, oder Licht im dritten Auge siehst. Wenn du nach einer Meditation, nach einer Puja, nach einem Arati, nach Pranayama mit geschlossenen Augen ein riesengroßes strahlendes Licht siehst. Dann weißt du es gibt tatsächlich so etwas wie subtiles Wahrnehmungsvermögen. Die Yogis sagen, was geschieht beim Öffnen des dritten Auges, ist erfahrbar.

Wenn du Anahata Klänge hörst, innere Klänge im Ohr und dann feststellst, dass diese besonders stark werden in einer spirituellen Umgebung. Wenn du z.B. im Sivananda Saal bist bei Yoga Vidya oder im Shivalaya Retreat Zentrum. Wenn du dort bist und solche Klänge hörst, so sphärische Musik und die Klänge sind anders, wenn du in einer nicht spirituellen Umgebung bist. Dann weißt du, ich kann auch hell hören.

Oder wenn einer in deiner Umgebung gestorben ist, du wusstest noch nichts von ihm. Du wachst eines Morgens auf und siehst diese Person direkt vor dir. Ein paar Stunden, Tage oder Wochen später hörst du dass er gestorben ist. Dann weißt du, es scheint so etwas zu geben, wie Astralkörper. Das Leben geht nach dem Tod weiter und er oder sie hat mich besucht, nach seinem Tod.

Vielleicht kennst du einige andere Erfahrungen. Was hast du erfahren? Vielleicht hast du an jemand gedacht und im nächsten Moment ruft er dich an. Oder du sprichst mit jemand über einen anderen, die Tür geht auf und dieser kommt herein. Du kommst in einen Moment zur Tür hinein, dein Haustier ist schon an der Tür. Es gibt viele Manifestationen von Telepathie, von Präkognition, von Wahrnehmung subtiler Welten.

Du kannst dir das manchmal vergegenwärtigen. Das hilft dir, ein gewisses Vertrauen zu haben. Das was die Yoga Meister sagen, auch stimmt. Sie kennen all das, sie helfen dir auch, diese Erfahrung zu machen. In der Umgebung von Yoga Meister geschehen auch alle möglichen außergewöhnlichen Wunder. Es gibt ein Buch über Swami Sivananda „Miracles of Sivananda“. Wundererzählungen die Schüler von Swami Sivananda erzählt haben, was ihnen alles geschehen ist.

Auszüge daraus haben wir auch auf unseren Internetseiten, wo du einige dieser Erzählungen nachlesen kannst.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Kommentar zum 34. Vers im Kapitel des Yoga Sutra von Patanjali

  1. प्रच्छदनय णवधायिाभ्या ं वा प्रािस्य ॥ ३४॥

prachchhardanavidharanabhyan va prannasya

Angenommen du bist in einem Gemütszustand, der dir nicht liegt. Angenommen du hast Hindernisse auf deinem Weg und es fällt dir schwer diese zu überwinden. Wann kannst du da tun?

Patanjali erwähnt ab Vers 32 des 1. Kapitels, verschiedene Methoden und Weisen, wie du Hindernisse überwinden kannst. Wie du aus negativen Gemütszuständen heraus kommen kannst. Wie du aus Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, innerer Unruhe, Ängstlichkeit, Verärgerung, Verzweiflung usw. heraus kommen kannst.

Patanjali empfiehlt hier Pranayama. Die Überwindung aller Hindernisse, aller Negativität wird durch das Ausstoßen und das Zurückhalten des Atems erreicht.

Wird auch durch Prannasya, durch beherrschen der Lebensenergie erreicht.

 

Gemütszustand und Prana Zustand hängen zusammen. Chakra und Gemütszustand hängen zusammen. Wenn du wenig Prana hast, dann bist du eher antriebslos und niedergeschlagen. Ist dein Prana unruhig, dann bist du auch geistig unruhig. Die Psyche ist unruhig, das kann zu Ängstlichkeit führen und Zweifeln.

Ist dein Prana unruhig und trotzdem stark, dann ist es Reizbarkeit und Ärger. Ist dein Prana grobstofflich, dann machst du dir Gedanken um die physischen Dinge. Ist dein Prana ruhig und stark, dann fühlst du dich ruhig und stark.

Ist dein Prana subtil dann fällt es leicht, das Göttliche hinter allem zu sehen. Anstatt über deine Psyche nachzudenken, kannst du einfach dein Prana erheben. Das ist das ganze Konzept der Hatha Yoga Pradipika.

Hatha Yoga Pradipika

Svatmarama der Autor der Hatha Yoga Pradipika sagt an mehreren Stellen, insbesondere im 2. Kapitel zu Anfang, das Prana und Geist eng zusammen hängen. Ist das Prana stark und subtil, wird der Geist ruhig und fest. Ist der Geist unruhig, wird er zügig beherrscht, wenn das Prana beherrscht wird. Es ist hilfreich, wenn du merkst du bist in einen negativen Gemütszustand, erhöhe deine spirituellen Praktiken.

Anstatt über deine Zweifel nachzudenken und Gründe zu suchen, warum es dir schlecht geht. Erhöhe einfach das Prana. Wenn du z.B. niedergeschlagen bist, dann zwinge dich Asanas und Pranayama zu machen. Du findest Videos zum Kapalabhati und Wechselatmung auf www.yoga-vidya.de. Gerade wenn du niedergeschlagen bist, fällt es dir schwer, es allein zu machen. Lass dich einfach zu Pranayama führen. Oder gehe in eine Yoga Stunde.

Du kennst das vielleicht. Es geht dir schlecht und am Abend ist eine Yoga Stunde, dann geht es dir danach besser. Egal was am Tag gewesen ist. Deine Kollegen mögen fies gewesen sein, dein Chef mag dich geschimpft haben, Kunden mögen sich ungerechtfertigt beschwert haben,  etwas ist verworfen wurden was du länger vorbereitet hast, oder etwas ist verloren gegangen. Egal was gewesen ist, nach einer Yoga Stunde geht es dir gut. Praktiziere Asanas und Pranayama. Ist das Prana hoch, wird der Gemütszustand auch erhaben sein und leicht.

Anstatt in deiner Negativität zu schwelgen, sich zu suhlen, erhebe dich aus dem Schlamm heraus. Angenommen du bist im Schlamm. Da kannst du überlegen wie schlimm ist der Morast und wie bin ich hineingeraten. Geh einfach aus dem Morast heraus, indem du nach dem Licht strebst. Die einfachste Weise ist, übe Pranayama. Pranayama hat den Vorteil, dass es gar nicht so anstrengend ist.

Erhebe dein Prana

 

Erhebe dein Prana, dann erhebst du deinen Gemütszustand. Ein spiritueller Aspirant der auf dem Weg ist, wird manchmal Situationen haben, wo er etwas weniger übt. Sei es aus eigener Nachlässigkeit oder weil die karmische Situation so ist. Wenn man weniger übt, sinkt das Prana. Sinkt das Prana gibt es auch wieder negative Gemütszustände.

Anstatt dich über die negativen Gemütszustände zu sorgen, praktiziere mehr erhebe den Geist. Wenn du merkst dass du kurz vor Erschöpfung, oder einen Burnout bist, gehe in einen Ashram für eine Woche. Praktiziere in einer spirituellen Umgebung, jeden Tag Asanas, Pranayama, Satsang, Meditation. Nach einer Woche sieht die Welt anders aus.

Erhebe dein Prana, dann geht es dir besser, du wirst schönere Gemütszustände haben und die negativen Hindernisse werden überwunden  werden.

Atemübungsanleitungen findest du auf unseren Internetseiten  www.yoga-vidya.de

Gib ins Suchfeld ein „Pranayama Anleitung“ oder auch „Yoga Stunde Video“.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Kommentare zum Vers 33 im Kapitel 1 im Yoga Sutra von Patanjali

  1. भत्रै ीकरुिाभणुदतोऩऺे िा ं सखु दु्खऩण्ु माऩण्ु मणवषमािा ं

बावनातणित्तप्रसादनभ ॥् ३३॥

maitreekarunamuditopekshanan

sukhaduhkhapunyapunyavishayanan

bhavanatashchittaprasadanam

Was kannst du tun, wenn dein Geist voller Negativität, ärgerlich, niedergeschlagen, ängstlich ist oder innere Unruhe hat. Patanjali empfiehlt, kultiviere positive Eigenschaften, meditiere über etwas Positives. Negatives wird nicht dadurch beseitigt, das du dagegen kämpfst, sondern indem du positives kultivierst.

Patanjali schreibt, der Geist wird durch die Entwicklung von Freundlichkeit, Mitgefühl, Heiterkeit und Gleichmut gegenüber von Vergnügen, Schmerz, Laster und Tugend klar.

 

Prasada heißt die Klarheit und die Ruhe des Geistes entsteht durch die Entwicklungen von Haltungen, Bhavanata. Welche Haltungen:

Maitri und das ist Freundlichkeit.

Karuna heißt Mitgefühl.

Mudita heißt Freude, Frohsinn, Heiterkeit.

Upeksha ist Gleichmut gegenüber Sukhaduhkha, Vergnügen und Schmerz.

Punyapunya heißt Tugend und Laster.

Wenn du in einen negativen Gemütszustand bist, dann kultiviere positive Tugenden. Wenn du dich z.B. über jemand aufgeregt hast, der dir rücksichtslos etwas gegen den Kopf geworfen hat. Schau ihn dir einen Moment an und du spürst vielleicht das Leiden des Anderen.  Dann siehst du, er hat deshalb etwas Schlimmes zu dir gesagt, weil er selbst leidet. Dann bekommst du Mitgefühl und Freundlichkeit.

Angenommen jemand ist grummelig, anstatt ihm gegenüber auch grummelig zu sein, sei einfach freundlich. Sag einfach, ich wünsche dir einen wunderschönen Tag. Du kannst ihn vielleicht loben. Du musst nicht unehrlich sein, sondern suche etwas. Jeder Mensch macht jeden Tag etwas, was Anerkennung verdient. Freundlichkeit hilft dir auch, um aus dem Negativen heraus zu kommen.

Angenommen dir geht es gar nicht gut, du siehst einen Menschen, dem es auch nicht gut geht. Tue ihm oder ihr etwas Gutes. Höre zu, tue einen kleinen Gefallen, ein kleines Kompliment, ein kleines Lächeln, ein kurzer Blick in die Augen. Ein kleiner Moment von Maitri und Freundlichkeit. Plötzlich geht es dir besser. Manchmal kannst du die Negativität überwinden durch Freundlichkeit.

Auch durch Mudita, Freude, Frohsinn, Enthusiasmus und Zufriedenheit. Sprich voller Prema, Liebe,  Heiterkeit und Enthusiasmus. Du kannst sagen, wenn es dir schlecht geht, wie will ich jetzt Mudita haben? Wie will ich jetzt Fröhlichkeit und Heiterkeit haben? Es gibt ein Kinderlied, was sagt, froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König.

Du könntest dir auch sagen Atha Mudita, jetzt Fröhlichkeit. Du brauchst nichts, um fröhlich zu sein. Kinder können in einem Moment weinen und dann können sie wieder lachen. Das geht ganz schnell. Hier leben auch Kinder im Ashram und in Ferienwochen sind bis zu 30 Kinder hier. Plötzlich beginnt ein Kind zu schreien und dann lacht es wieder und freut sich wieder. Ohne das etwas nötig ist. Du kannst auch von einem Moment zum anderen in Fröhlichkeit umschalten. Du kannst dir überlegen, was müsste ich machen, um jetzt fröhlich zu sein, um froh zu sein?

Upeksha heißt Gleichmut, Gelassenheit. Du kannst eine gewisse Gelassenheit kultivieren, indem du dir bewusst machst, Vergnügen und Schmerz wechseln sich ab. Mal gibt es gutes Essen, mal gibt es weniger gutes Essen. Mal loben dich Menschen, mal tadeln dich Menschen. Mal ist es schöner, mal ist es weniger schön. Mal fühlt sich der Körper gut an, mal erzeugt er Schmerzen.

Punya ist Verdienst und Sünde. Menschen machen mal das Richtige und mal Schlimmes. Menschen verhalten sich mal ethisch, mal unethisch.

In meinem Buch „Der Königsweg zur Gelassenheit“, geht es darum Gelassenheit zu entwickeln. Eine der vielen Weisen, Gelassenheit zu entwickeln, ist das Konzept von Würde. Das sind die Stoiker. Die sagen, lass nicht deinen Gemütszustand abhängig sein, von dem was nicht unter deiner Kontrolle ist. Es ist unter deiner Würde, dich aufzuregen über Dinge, die du nicht unter Kontrolle hast.

Warum soll man sich aufregen über Regen. Warum soll dein Gemütszustand abhängig sein vom Wetter. Menschen sind mal freundlich und mal unfreundlich zu dir. Willst du wirklich anderen so viel Macht geben über deinen Geisteszustand? Willst du wirklich deinen Chef so viel Macht über deinen Gemütszustand geben? Willst du deinen Kollegen, deinem Nachbarn so viel Macht über deinen Gemütszustand geben? Gib deinem Partner eine gewisse Macht über deinem Gemütszustand. Aber so viele andere Menschen, warum solltest du das tun?

Warum willst du dich über jede schlimme Sache in der Welt aufregen? Es nutzt nichts. Da, wo du etwas ändern kannst, gut. Aber entwickle eine gewisse Ruhe und Gelassenheit.

Das sind ein paar Eigenschaften die Patanjali empfiehlt. Wenn du z. B. niedergeschlagen bist, könntest du überlegen, wem könnte ich etwas Freundliches tun. Wenn du dich ärgerst, kannst du überlegen, Gleichmut zu üben. Wenn du innere Unruhe spürst, kannst du auch Ruhe und Gelassenheit kultivieren.

Patanjali erwähnt hier im Vers an einigen Stellen, das es gut ist positive Eigenschaften zu entwickeln. Er spricht im 2. Kapitel davon, wenn es um die Yamas geht. Er spricht im 3. Kapitel davon, bezogen auf Samyama.

 „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“

Im Kommentar von Vers 33 habe ich mehr geschrieben, wie man positive Eigenschaften entwickeln kann.

Wenn du öfter in den gleichen Gemütszustand rutschst, kannst du überlegen, welchen Gemütszustand möchte ich stärker werden lassen. Vom Grundsatz her gilt, kämpfen gegen die Dunkelheit bringt wenig. Das Entzünden eines Lichts vertreibt die Dunkelheit. Kämpfen gegen negative Emotionen und Eigenschaften bringt wenig. Entzünde das Licht einer positiven Eigenschaft.

Auch das herausfinden woher die Dunkelheit kommt, bringt auch nicht viel. Entzünde das Licht. Menschen verbringen so viel Zeit damit, sich zu fragen, warum geht es mir schlecht? Was sind die Ursachen des Schlechten?

Kultiviere positive Eigenschaften

 

Wenn du lang genug darüber nachdenkst, findest du immer Gründe dass es dir schlecht geht. Wenn du noch tiefer darüber nachdenkst,  der Kollege, die Frau, der Mann, die Kinder, der Nachbar, die Negativität, die Schwingung, die allgemeine Stimmung, die Lehrer, meine Erfahrung in der Schule und in der Kindheit, meine Eltern, meine Geburt und die Schwangerschaft usw., du wirst in allen irgendwelche Gründe finden, warum es dir schlecht geht. Umso mehr du darüber nachdenkst über die Gründe, umso schlechter geht es dir.

Es ist wie bei Rückenproblemen. Du denkst darüber nach, warum habe ich Rückenprobleme? Du wirst immer mehr Gründe finden und die Rückenprobleme werden immer schlimmer. Wenn du stattdessen Entspannungstechniken übst, die Rückenmuskeln stärkst, deinen Geist positiv hältst, werden die Rückenbeschwerden schneller weggehen.

Wenn es dir schlecht geht, anstatt zu überlegen woher dass alles kommt, kultiviere positive Eigenschaften. Es mag nicht immer ausreichen und wo eine Psychotherapie hilfreich ist, wo es hilft die Vergangenheit zu analysieren. Aber in der Mehrheit der Fälle, ist die Kultivierung positiver Eigenschaften gut.

Wenn du weißt, du bist ein eher ängstlicher Mensch, dann kultiviere Mut. Wenn du weißt, du verlierst immer wieder die Ruhe des Geistes, kultiviere Gelassenheit und Ruhe. Wenn du merkst, dass du schnell in einen deprimierten Zustand kommst, dann kultiviere Freude usw.

Hier ein paar Tipps:

Beispiel: Angenommen du willst Geduld kultivieren, weil du merkst das deine Ungeduld, das es dich in einen negativen Gemütszustand bringt, dich dazu führt das du frühzeitig aufgibst. Das du andere um dich herum beschimpfst, sie dir deshalb nicht weiter helfen. Dann entwickle Geduld.

  • Übe eine Eigenschaftsmeditation (auf unseren Seiten findest du dazu Anleitungen, oder du kannst dir bei der Meditation sagen: „Ich entwickle Geduld, Om Namah Shivaya, mit jedem Tag werde ich geduldiger und geduldiger“. Sage das zum Ende der Meditation oder mache eine vollständige Eigenschaftsmeditation.
  • Wenn du morgens aufwachst, sage dir: „Heute bin ich besonders geduldig, heute werde ich die Eigenschaft der Geduld unter Beweis stellen, aus der tiefe meines Wesens, wird die Geduld in den Alltag hineingehen“. Wiederhole im Geist „Ich bin geduldig“

Und abends wenn du einschläfst wiederhole ein paar Mal, „Ich bin geduldig, Om Namah Shivaya“.

  • Wiederhole am Tage immer wieder „Ich bin geduldig“ oder „Om, ich bin geduldig“ oder „Atha Geduld (jetzt Geduld) du kannst das auch während Pranayama, Asanas, vor und nach der Tiefenentspannung machen. Oder wenn Mann, Kinder kommen, da kannst du dir sagen „Heute Abend Geduld“. Wenn du zur Arbeit kommst, kannst du sagen „Geduld“ oder jemand reizt dich, sage „Geduld“.
  • Übe jeden Tag eine Handlung, die diese Eigenschaft unter Beweis stellt. Mache einen der Wege langsamer als sonst. Überlege gegen welche Menschen bist du besonders ungeduldig, hast Schwierigkeiten zuzuhören. Dann nimm dir vor, diesem Menschen heute besonders zuzuhören. Oder arbeite mit einem Menschen zusammen, dessen Langsamkeit dich sonst zur Weißglut bringt. Danach lobe dich dafür. Klopfe dir auf die Schulter und sage „Liebes Unterbewusstsein das hast du gut gemacht.

 

Zeiten des Aufwachens und Einschlafens nutzen

Die Zeiten des Aufwachens und des Einschlafens sind besonders machtvolle Zeiten um positive Eigenschaften im Geist zu stärken. Wenn du das eine Woche gemacht hast, wirst du diese Eigenschaft verstärkt haben. Wenn du es einen Monat gemacht hast, wird die Eigenschaft sehr stark werden.

Swami Sivananda hat ein schönes Buch geschrieben „Konzentration und Meditation“. Dort beschreibt er 12 Tugenden die man kultivieren kann. Jeden Monat eine andere. Das könntest du ein Jahr machen. Er hat noch weitere Tugenden, die du das 2. Jahr üben kannst.

Es gibt etwa  20 Schlüsseleigenschaften, wenn du die kultivierst in zwei Jahren, hast du sehr viel gewonnen. Dann können dich die Alltagssachen nicht mehr so durcheinander bringen. Du kannst dich auch beschränken auf die 4 Eigenschaften, die Patanjali hier erwähnt.

Freundlichkeit, Mitgefühl, Heiterkeit und Gleichmut. Schon diese vier, bringen dich sehr viel weiter.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Bist du vielleicht momentan in einem negativen Gemütszustand, Ärger, Angst, Niedergeschlagenheit, Unsicherheit, innere Unruhe. Patanjali  empfiehlt dir, meditiere über einen Aspekt der Wahrheit.

Patanjali 32. Vers des 1. Kapitel des Yoga Sutra

  1. तत्प्रणतषधे ाथभय ए् कतत्त्वाभ्यास् ॥ ३२॥

tatpratishedhartham ekatattvabhyasah

Zur Beseitigung dieser Hindernisse sollte man einen Aspekt der Wahrheit üben. Zwei Verse davor, hat er gesprochen über die verschiedenen Hindernisse auf dem Weg. Von Krankheit über Trägheit, Zweifel, Gefühl der Sinnlosigkeit, Faulheit, Gier, innere Unruhe, Unstetigkeit, Zerstreuung usw.

Gemütszustände die dir vielleicht nicht ganz unbekannt sind. Wie kannst du diese überwinden. Darüber spricht er von Vers  32 bis Vers 39.

Man sollte einen Aspekt der Wahrheit üben.

Tatpra heißt hier das Prinzip oder die Wahrheit

Abhyasah heißt Übung

Eka heißt ein.

Pratishedhartha führt  zur Beseitigung, zur Beherrschung aller Hindernisse. Es gilt einen Aspekt, ekatattva, der Wahrheit abhyasah, zu üben. Welche das sind, schreibt er in den nächsten Versen.

Eine Möglichkeit kann sein, vergegenwärtige dir die unendliche ewige Wirklichkeit.

Wenn du jetzt in diesem Moment unruhig bist, irgendwo nicht weißt wie es weiter geht und einen Zustand der inneren Unruhe hast. Es hilft dir, bewusst zu machen, egal wie dein momentaner Gemütszustand ist. Du bist das unendliche, das ewige tief in dir ist Atman, das höchste Selbst, Purusha, unberührt von allem.

Wenn du dich bedroht fühlst und du weißt nicht wie es weiter gehen sollte. Vergegenwärtige dir, dir selbst kann nichts geschehen. Du bist das unsterbliche Selbst. Selbst wenn du eine Krankheit hast, wo du nicht weißt ob sie wieder geheilt werden kannst oder ob du sogar daran sterben wirst. Oder jemand anderes in deinem Bekannten- oder Verwandtenkreis hat eine schlimme Krankheit bekommen. Das Selbst ist davon nicht berührt.

Das höchste Selbst

Krankheit betrifft den Körper. Du bist das unsterbliche Selbst. Wenn du verärgert bist, was andere dir angetan haben. Es ist nicht so relevant. Sei dir bewusst, auch bei dem, der dir schlimmes antut, oder angetan hat oder antun wird, ist das höchste Selbst. Du bist in der tiefe deines Wesens  eins mit ihm. Das Ganze ist Lila, ein kosmisches Spiel. Löse dich von diesem Spiel immer wieder, sei dir bewusst, du bist das unsterbliche Selbst.

Beispiel

Angenommen du bist in einem Kinofilm und dort kommt etwas ganz schlimmes. Die Hauptperson wird bedroht, da kommt gleich ein Mörder oder die Geliebte wird umgebracht. Du zitterst und erbebst. Was kannst du tun? Mache dir bewusst, es ist nur ein Film. Die Schauspieler haben diese Szene hundertmal aufgeführt, letztlich ist es nur eine Szene.

So ähnlich kannst du dir auch sagen, du bist gerade im kosmischen Spiel. Der kosmische Regisseur Gott, die Göttin, lässt gerade ein kosmisches Drama ablaufen. Du bist ein Schauspieler darin.Vielleicht so ein guter Schauspieler, das du dich mit deiner Rolle ganz identifizierst.

Geh heraus aus dieser Rolle  bis es vorübergeht. Mache dir bewusst, du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Nichts kann dir etwas antun.

Du magst sagen, das hilft mir gar nichts, ich bin weiter in der Situation. Mag sein. Wenn du im Kino hilflos sitzt auf einem Stuhl und vor dir geschieht schreckliches auf der Leinwand. Es hilft dir sehr wohl zu wissen, es ist nur ein Film. So kann es dir helfen zu wissen, das Ganze ist nur ein Film, lila ein kosmisches Spiel.

Du selbst und alle Anderen sind Ausdruck der einen kosmischen Seele.

Mache dir bewusst, einen bestimmten Aspekt der Wahrheit zu vergegenwärtigen hilft jetzt. Das kann unterschiedliches sein. Du könntest sagen, Gott hilft mir Gott steht mir bei. Dieses Bhakti Gefühl kann dir helfen mit Schwierigkeiten umzugehen. Du kannst sagen, die ganze Welt ist ein Traum, es gibt nur ein unendliches Brahman. Diese Jnana Wahrheit kann dir helfen.

Oder du könntest dir sagen, wir gehen durch so viele Inkarnationen und jede hat ihren Sinn. Wir wachsen beständig durch alle Erfahrungen und irgendwie wird es gut sein, für alle Beteiligten, um daran zu wachsen. Vor dem Hintergrund von 1000enden und Millionen von Inkarnationen. Das Leiden in einem Leben, ist nur ein kleiner Aspekt und es ist etwas Hilfreiches. Diese Karma Yoga Einstellung kann helfen.

Du kannst sagen, Körper und Psyche sind relativ. Sie spielen keine allzu große Rolle. Diese Jnana Yoga Einstellung kann dir helfen. Meditiere über einen Aspekt der Wahrheit, das hilft dir, Leiden zu überwinden.

Darüber steht auch ekatattvabhyasah, er sagt du könntest irgendetwas üben, was dich dort herausholt. In diesem Sinne erwähnt Patanjali in den nächsten Versen, welche Abhyasas, welche Übungen du machen kannst, um aus dem Leiden herauszukommen. Darüber schreibe ich das nächste Mal.

Vielleicht magst du kurz innehalten und über einen Aspekt der Wahrheit meditieren. Es heißt das Gott hinter allem ist. Das heißt dass du lernen kannst, von allen Erfahrungen - Satchidananda Sein Wissen und Glückseligkeit.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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  1. दु्खदौभनय स्याङ्गभजे मत्वश्वासप्रश्वासा णवऺऩे सहबवु ् ॥ ३१॥

duhkhadaurmanasyanggamejayatvashvasaprashvaa

vikshepasahabhuvah

Woran erkennst du, dass dein Geist in Vikshepa, in der Unruhe ist?

Wie kannst du mit der Unruhe des Geistes umgehen, wie kannst du sie überwinden?

 

Patanjali schreibt:

  • Schmerz
  • Depression
  • Nervosität
  • Unregelmäßige Atmung

Sind Symptome eines zerstreuten Geisteszustandes.

Sahabhuvah sind Begleiterscheinungen und Symptome.

Vikshepa heißt Zerstreuung des Geistes.

Im vorherigen Vers hat Patanjali gesprochen über die verschiedenen Hindernisse auf den spirituellen Weg und er hat als letztes genannt Vikshepa, die Unruhe des Geistes, die Zerstreuung.

Woran erkennst du, dass dein Geist unruhig und zerstreut ist?

Man könnte denken, das ist offensichtlich. Der Mensch hat verschiedenste Pflichten und Aufgaben. Manchmal folgst du Zerstreuungen und Ablenkungen. Diese gilt es zu erkennen und zu überwinden.

Hier sagt er Duhkha, Schmerz und Leiden. Wenn du leidest, liegt es nicht so sehr daran das andere böse zu dir sind, das du körperliche Schmerzen hast, das du nicht bekommst was du brauchst, auch nicht, das du irgendwo Mangel hast. Ich gehe davon aus, das du ein Dach über dem Kopf hast und das du ausreichend zu essen hast.

Wenn du ein Dach über dem Kopf hast und ausreichend zu essen hast, ist der Rest Duhkha, eigentlich geistig. Anstatt über andere zu schimpfen und dich zu beklagen über die Situation, Duhkha, das Leiden hängt an deinem eigenen Geist. Du findest Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie du und trotzdem glücklich sind.

Vielleicht hattest du auch schon ähnliche Situationen, wo du glücklich warst. So sei dir bewusst, Schmerz und Leiden, liegt an dir, deinen Geisteszustand und nicht an der äußeren Situation. Das ist wichtig, wenn du weißt, es ist vikshepasahabhuvah, ein Symptom. Dann ist es nicht mehr so schlimm.

Wenn du denkst, es ist ganz schlimm, da komm ich nie mehr heraus, es wird immer schlimmer werden. Das führt zur Verzweiflung. Wenn du weißt, der Grund, weshalb ich leide, ist mein eigener Gemütszustand. Dann weißt du, du musst nur den Gemütszustand ändern.

Selbst Krankheiten müssen nicht zum Leiden führen. Selbst Schmerz muss nicht zum Leiden führen. Schmerz ist eine Sache, Leiden eine andere. Ich kenne Menschen, die physische Schmerzen haben. Wenn der physische Schmerz im Vordergrund steht, ist es auch ein gewisses Leiden. Es ist gut sich vom Leiden zu lösen. Sei dir bewusst, Duhkha ist nur ein Symptom der Zerstreuung des Geistes.

 

Daurmanasya ist Traurigkeit, deprimierter Gemütszustand.

Manas ist Geist und ist ein Gemütszustand

Daur steht hier für Traurigkeit, deprimiert.

 

Wenn du traurig, deprimiert bist, dann ist das auch ein Symptom für einen zerstreuten Geist.

Die Traurigkeit ist nicht wegen der äußeren Umstände und ist auch nicht etwas was dauerhaft ist.

 

Yogis sagen Anandoham. In der Tiefe meines Wesens bin ich Freude. In der Tiefe meines Wesens bin ich Glück. Die Depressivität oder Niedergeschlagenheit, die du vielleicht erfährst, ist nicht deine wahre Natur, sie ist auch nicht dauerhaft. Sie ist nur ein zerstreuter Geist. In dem Moment wo du wieder in der Tiefe deines Wesens bist, in dem Moment wo du wieder ganz bei dir bist, ist es plötzlich wie weggeblasen. Vielleicht brauchst du nur ein paar Praktiken machen, dann geht es dir gut.

Oder geh in ein Yoga Zentrum mach eine Yoga Stunde mit, danach geht es dir gut. Daran siehst du, die Traurigkeit und das Leiden kann schnell verschwinden. Du musst nur deinen Gemütszustand ändern.

Anggamejayatva heißt Erschütterung des Körpers und Nervosität.

Der Körper kann unruhig sein und das kann auch ein Zeichen sein für Vikshepa. Es kann sein, das du den Körper nicht ruhig halten kannst.

Anggamejayatva kann auch heißen Verspannungen

Angga heißt Teile.

Meyaya heißt verspannt, erschüttert, unruhig

Tva heißt dieser Zustand

Es ist auch wieder ein Zustand, der aus der Zerstreuung kommt.

Auch körperliche Verspannungen kommen vom Geist her. Du kannst auch körperliche Verspannungen auflösen durch Asanas und Tiefenentspannung. Dann wird der Geist wieder ruhig.

Probleme des Körpers haben auch etwas mit dem Geist zu tun.

 

Vasaprashvasa heißt unregelmäßige Atmung.

Vasa heißt Einatmung

Prashvasa heißt Ausatmung

Weil es mit Vikshepa zu tun hat, steht es für unruhige Ein- und Ausatmung.

 

Du könntest auch deine Atmung beobachten, wenn es dir nicht so gut geht, du mit Hindernissen konfrontiert wirst, dann wird auch die Atmung unruhig. Mache die Atmung wieder ruhig, dann geht es dir wieder besser.

 

Beobachte die Atmung, mache dir bewusst, dein Geist ist in Vikshepa und beobachte die Atmung weiter. Du wirst feststellen ist der Geist nicht mehr in Vikshepa. Dann gehe tiefer in dein wahres Selbst, dort erfährst du Freude.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Welche Hindernisse gibt es auf dem spirituellen Weg? Wie erkennst du dass da ein Hindernis ist? Wie kannst du diese Hindernisse überwinden?

 

Kommentare zum Vers 30 Kapitel 1 in der Yoga Sutra von Patanjali

  1. व्याणधस्त्यानसंशमप्रभादारस्याणवयणतभ्राणन्तदशनय ारब्धबणू भक -

त्वानवणस्थतत्वाणन णचत्तणवऺऩे ास्तऽे न्तयामा् ॥ ३०॥

vyadhistyanasanshayapramadalasyaviratibhrantidar

shanalabdhabhumikatvanavasthitatvani

chittavikshepastentarayah

 

Die Hindernisse für die Verwirklichung sind:

  • Krankheit
  • Geistige Trägheit
  • Zweifel
  • Gleichgültigkeit
  • Faulheit
  • Verlangen nach Vergnügen
  • Täuschung
  • Unfähigkeit zur Konzentration
  • Ruhelosigkeit des Geistes durch Ablenkungen

Er spricht über die Hindernisse und es ist gut diese zu erkennen. Es hilft dir, wenn du dir bewusst machst. Gerade habe ich eines der Hindernisse. Sag dir nicht, mir geht es so schlecht, oder es ist alles so schlimm oder du bist begeistert von etwas, was nicht zum spirituellen Weg gehört usw.

Es ist gut, wenn du die Hindernisse klassifizierst und weißt, da ist gerade ein Hindernis. Wenn du das weißt, weißt du auch es gilt ein Hindernis zu überwinden.

Es ist hilfreich z.B. auf dem Fußgängerweg ist ein Hindernis. Du wirst dann nicht verzweifelt sein und wieder zurückgehen, du musst auch nicht schimpfen darüber. Du kannst schauen, wie du über das Hindernis darüber kletterst, rechts oder links vorbei gehst, einen Umweg nimmst, oder das Hindernis zur Seite räumst. Es ist einfach ein Hindernis, es ist nicht weiter tragisch. Der spirituelle Weg ist manchmal auch wie ein Hindernislauf.

Krankheit als Hindernis

Krankheit heißt vyadhi. Krankheit ist aus verschiedenen Gründen ein Hindernis auf dem spirituellen Weg. Zum einen denken viele Menschen, wenn sie Yoga üben und wenn sie alles richtig machen, dürfte es keine Krankheit geben. Oft führt Krankheit dazu, dass Menschen in ihrem Glauben erschüttert sind. Es gibt den spirituellen Aberglaube, der meint, dass ein spiritueller Aspirant, wenn er alles richtig macht, nie krank werden würde.

 

Schau dir die großen Gottverwirklichten an. Der Franziskus war gottverwirklicht, ist Anfang 40 gestorben.

Er war sogar zum Schluss eine Art Pflegefall. Oder Theresa  von Lisieux die große Mystikerin im 20. Jh.

Sie ist in ihren 20igern gestorben, nach einigen Jahren schwerster Erkrankung.

 

Es gibt auch solche die sehr alt geworden sind, wie Swami Chidananda, der mit 90 gestorben ist. Er hatte auch die ein oder andere Erkrankung. Was lässt dich denken, dass du als spiritueller Aspirant nie krank wirst? Das ist ein Aberglauben den es auch schon zu Patanjalis Zeiten gab.

Vyadhi Krankheit kann ein Hindernis sein, weil es unser Vertrauen auf unseren spirituellen Weg erschüttert. Vyadhi kann auch ein Hindernis sein, weil es dadurch schwieriger wird zu meditieren.

Wenn du 39 Grad Fieber hast, ist dein Geist nicht mehr klar. Wenn du schwere Schmerzen hast, ist es schwer zu meditieren. Manche Krankheit führt auch dazu, dass du mehr an dich selbst denken musst und dich um den Körper kümmern musst.

Krankheit als Mittel zum Wachsen

 

So kann Krankheit ein Hindernis sein. Du kannst Krankheit auch als Mittel um zu wachsen sehen. Wenn du krank bist, hast du mehr Zeit. Vielleicht kannst du nicht zur Arbeit gehen und manches andere ist nicht möglich. Aber du kannst ein Mantra wiederholen, du kannst spirituelle Vorträge anhören. Du kannst über Gott nachdenken.

Du kannst auch überlegen, wie werde ich wieder gesund. Manchmal hilft es, wenn du dir vornimmst, ich muss wieder mehr praktizieren. Manche Krankheiten sind da, damit du beständig praktizierst.

Mir wurde als Jugendlicher diagnostiziert, dass ich eine Form von Rückenbeschwerden, Bandscheibenbeschwerden, die scheuermannsche Krankheit und das ich Zeit meines Lebens Rückenschmerzen haben müsste. Ich hatte auch als Jugendlicher regelmäßig Rückenschmerzen.

Seitdem ich mit Asanas begonnen hatte, hatte ich diese nicht mehr. Aber ich muss jeden Tag Asanas üben. Das ist das großartige, angenommen ich würde keine Asanas üben, dann hätte ich Schmerzen. Und so ist diese Krankheit eine Hilfe, dass ich regelmäßig dabei bleibe.

Es gibt Menschen, die haben von Natur aus eher ein melancholisches Temperament. Sie wissen, wenn sie kein Pranayama üben, dann führt das dazu, dass sie in die Niedergeschlagenheit hinein rutschen. So können sie dankbar sein, ich habe das, ich muss täglich Pranayama üben.

So können Krankheiten, oder Neigungen heißen, du musst regelmäßig praktizieren und du musst eine gesunde Ernährung üben.

Stumpfsinn als Hindernis

 

Zweites Hindernis ist styana. Es wird übersetzt als Stumpfsinn, geistige Trägheit, Steifheit und Rigidität. Swami Sivananda beschreibt auch, das Vorurteile und vorgefasste Meinung ein großes Hindernis sind.

Darüber ging es in einem Vortrag „Der Geist des Aspiranten“. Aspiranten denken, so müsste ein Aspirant sein, ein Lehrer sich verhalten, so müsste der spirituelle Fortschritt sein. Sei nicht so rigide, sondern sei bereit zu lernen, habe eine geistige Offenheit. Sei neugierig, sei bereit zu lernen, stimme dich auf andere ein. Wenn du z.B. eine Krankheit hast, sei nicht rigide, dann musst du die Praxis anders machen.

Es gibt nicht nur Alles oder Nichts, sondern es gibt auch Anderes. Angenommen du hattest einen Unfall und du kannst den rechten Arm nicht richtig bewegen.  Dann heißt das nicht, dass du keine Asanas machst. Vielleicht verzichtest du auf den Sonnengruß. Vielleicht machst du den einarmigen Sonnengruß, gibt es auch. Der Schulterstand, der Fisch, Vorwärtsbeuge, Variationen von Kobra, Kapalabhati und Wechselatmung und zur Meditation gehen. Der größte Teil geht. Sei nicht starr, nur weil du dein Handgelenk nicht bewegen kannst und denkst du könntest keine Asanas und Pranayama machen.

Oder wenn du eine Erkältung hast, heißt das nicht dass du gar nichts machen kannst. Bei einer Erkältung mit Fieber wirst du keine Asanas machen. Aber du kannst dich hinsetzten für die Meditation und du kannst vielleicht kein Kapalabhati üben aber du  kannst bewusst atmen. Du kannst die Tiefenentspannung machen, du kannst ein Mantra wiederholen.

Angenommen, du bist eine Mutter, die gerade ihr Kind geboren hat. Vielleicht wirst du nicht mehr ganz durchschlafen können. Vielleicht wirst du nicht mehr lange meditieren, Asanas, Pranayama üben können. Es gibt Babys die schlafen, aber es gibt auch Babys, die sich, wenn die Mutter sich bewegt, anfangen zu schreien. Dann wirst du in kürzeren Intervallen praktizieren.

Swami Sivananda hat gerne gesagt “Adapt Adjust Accomodate“

Stimme dich ein, passe dich an die unterschiedlichen Situationen an, lerne auf andere Menschen einzugehen. Schimpfe nicht über andere Yogalehrende und Yogaübende und Yoga Schulungen im Ashram. Wenn es grundsätzlich ethisch zugeht, dann beschwere dich nicht zu sehr, sei nicht rigide,  wachse über styana heraus.

Drittes Hindernis sanshaya, Zweifeln oder auch zögern. Zweifel zählt zu den wichtigen Hindernissen.

Es gibt verschiedene Zweifel:

  1. Den Zweifel gibt es überhaupt die Gottverwirklichung?
  2. Kann ich überhaupt die Gottverwirklichung erreichen?
  3. Der Weg den ich gehe, ist es der richtige Weg zur Gottverwirklichung?
  4. Derjenige der mich anleitet, ist er der Richtige?
  5. Mach ich es gerade richtig?
  6. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt? Usw.

So gibt es viele Hauptzweifel. Wie gehst du um, mit solchen Zweifeln mit Sanshaya? Denke erst einmal gründlich nach. Lies die Lebensgeschichten großer Heiliger und Weißer. Lies wie sie waren und dann weißt du, ja es gibt die Gottverwirklichung.

So viele Heilige und Weiße haben die Gottverwirklichung erreicht und sie haben auch gesagt: „Auch du kannst sie erreichen“. Habe Vertrauen, Gottverwirklichung gibt es und du kannst sie erreichen.

Dann frage dich, ist der Weg, den ich gehe, der Richtige? Wenn in der Tradition solche, die die Verwirklichung erreicht haben und die Menschen in der Tradition sich bemühen ein ethisches Leben zu führen, dann sei dir bewusst, es ist ein guter Weg. Dann gehe den Weg. Wenn Zweifel aufkommen, folge nicht den Zweifeln jedes Mal von Neuem. Gehe einmal tief in dich, beurteile tief und dann fasse ein Entschluss. Du kannst auch einen temporären Entschluss fassen. Z.B. Ein Jahr lang, werde ich diesen Yoga Weg gehen.

Vielleicht bist du auch Teil der 2jährigen Yogalehrerausbildung. Sage dir zwei Jahre gehe ich diesen Yoga Weg und ich werde praktizieren. Wenn Zweifel kommen, kannst du sagen: „Danke für die Zweifel, aber ich habe mich entschlossen, ich werde weitergehen“.

Gehe nicht ständig den Zweifeln nach. Auch wenn du dich für etwas entschlossen hast. Vielleicht hast du dich entschlossen, einen Monat ohne Zucker zu leben. Dann sagt der Geist, ein Stück Schokolade oder ein Eis. Sage zum Geist, ich habe mich entschlossen, ich bleibe dabei.

Pramada heißt Achtlosigkeit, Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit.

 

Das heißt du praktizierst ohne Intensität. Du machst es irgendwie. Vielleicht setzt du dich hin für die Meditation, aber irgendwo nicht mit großem Engagement. Vielleicht machst du ein paar Asanas aber denkst an was ganz anderes. Es ist eines der großen Hindernisse. Mach es umgekehrt, mache das was du machst mit Konzentration und Bewusstheit.

Das nächste ist Alasya heißt Faulheit und Trägheit.

Das Gegenteil von Alasya ist mit Intensität. Übe die spirituellen Praktiken, übe sie in jedem Fall. Sage nicht ich werde morgen Asanas üben, übermorgen ist immer noch gut für die Meditation, werde nicht träge, werde nicht faul.

Wenn du morgens aufwachst, dann fange an mit Meditation. Nicht noch länger im Bett bleiben, mache Asanas und Pranayama. Nicht als erstes Tee trinken und Facebook checken und nicht gleich umfangreiche Partnergespräche führen. Mache gleich Asanas und Pranayama. Wachse über Alasya hinaus.

Avirati ist haften an Dingen auch Gier und Verlangen

Der Geist will alles Mögliche, er giert nach etwas. Gehe nicht jeder Gier hinterher. Beherrsche deinen Geist, mache dir bewusst, der Geist will alles mögliche. Aber du musst nicht jedem Wunsch nachgehen. Wenn du alle möglichen Wünsche hast, zieht dich der Geist irgendwo weg.

Manchmal musst du sagen: „Danke lieber Geist, das du mir diesen Wunsch gibst, aber nein danke“. Atha Yoga: Jetzt praktiziere ich Yoga.

Bhranti ist Irrtum, eigentlich Bhrantidarshana. Irrtümlicher Ansicht

Sei dir bewusst du unterliegst immer wieder dem Irrtum. In den ersten Versen hat Patanjali davon gesprochen, welche Kriterien es gibt, für korrektes Wissen und Inkorrektes Wissen. Sei dir bewusst, manchmal unterliegst du Bhrantidarshana, irrtümliche Ansichten. Auch irrtümliche Weltanschauung, darshana kann Ansicht aber auch Weltanschauung sein.

Manchmal musst du feststellen, du bastelst dir deine eigene Weltansicht zusammen, die nichts mit spirituellen Prinzipien zu tun hat. Es gibt auch die westliche Psychologie, es gibt Menschen die alles mögliche behaupten. Es gibt Schriftsteller und spirituelle Modeströmungen. Das kann alles Bhrantidarshana sein. Die Autorität sind die Selbstverwirklichten und die gottverwirklichten Meister. Die Autorität sind die großen Schriften.

Sei dir bewusst, es gibt manchmal Pseudolehrer, die manchmal etwas ganz anderes lehren und die dich in Bhrantidarshana führen können. Sei dir bewusst, dass du dir selbst irrtümliche Ansichten zulegst. Ab und zu hinterfrage dich selbst und überlege, ist das, was ich denke, wirklich das, was den spirituellen Prinzipien entspricht.

Alabdhabhumikatva heißt das Nichterreichen einer Stufe, Unfähigkeit einen Halt zu finden, Unfähigkeit zur Konzentration

 

Manche Menschen auf den spirituellen Weg, haben es schwerer den Geist zu konzentrieren. Es gibt manche Menschen, die kommen bei der Meditation zügig hinein. Diese können nicht verstehen, dass es anderen so schwer fällt. Es scheint tatsächlich eine Begabung zu sein.

Ich kenne Aspiranten, die auch nach Jahren spiritueller Praxis sagen, die Meditation ist das Allerschwerste. Sie können im Kirtan Mantras singen, sich mit Gott verbinden, sie haben hohes Engagement im Uneigennützigem Dienen, eine hohe Disziplin für Asana und Pranayama, auch eine Fähigkeit den Geist zu beherrschen und die yogischen Prinzipien umzusetzen. Aber der Geist in der Meditation mag nicht. Das kann Menschen schwer belasten.

Was kannst du dann tun. Ich möchte verweisen auf andere Vorträge die ich gegeben habe, über Meditationen, Tipps zur Meditation. Manchmal gilt es durchzuhalten. Manchmal dauert es eine Weile und sich dies bewusst zu machen.

Erfahrung einer Aspirantin

Bei meiner ersten 2jährigen Yogalehrerausbildung gab es eine Aspirantin, die mich ein bis zwei Monate gefragt hat, was kann ich tun, um besser zu meditieren. Dann hatte sie plötzlich Kundalini Erweckungserfahrung. Jetzt war nicht mehr die Frage, wie kann ich meditieren, sondern wie komme ich wieder zurück zum normalen Bewusstsein. Tiefste Meditationserlebnisse, Gottes Erfahrung, das kann alles kommen, daher sei geduldig.

Wenn du jemand bist, der zu Anfang der Praxis Phasen von tiefer Meditation hatte, aber jetzt fällt es dir schwer, dich zu konzentrieren, der Geist wandert. Zum einen wie könntest du deine Meditation tiefer machen und intensivieren. Dazu kannst du andere fragen, oder Videos und Vorträge lesen über Meditation, oder in meinem Buch: „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Im Kommentar zum 30. Vers. habe ich einiges geschrieben, was du machen kannst, um deine Meditation zu vertiefen. Manchmal brauchst du Geduld und Durchhaltevermögen. Du bekommst dann auch Mitgefühl zu anderen.

Anavasthitatvani heißt Unstetigkeit und Unbeständigkeit.

Das heißt du brauchst eine Regelmäßigkeit der Praxis. Es reicht nicht aus, ab und zu zu praktizieren. Swami Sivananda schreibt gern von seinen langjährigen Schülern. Er sagt immer wieder ist es ihm geschehen, dass Menschen sagen, dass sie immer noch nicht Gott verwirklicht haben. Wenn er sie dann gefragt hat, warst du wirklich regelmäßig in Praxis, die letzten Jahre. Dann kommt oft die Antwort, nein.

Meditiere wirklich täglich, übe deine spirituellen Praktiken täglich. Mache deine Asanas und Pranayama täglich. Halte dich an die Ernährungsratschläge täglich. Jeden Tag bemühe dich, spirituelle zu praktizieren und an deinem Geist zu arbeiten.

Du kannst alles mögliche integrieren, das Yoga Vidya System ist ein integrierendes System. Du kannst Meditation, du kannst andere Yoga Stile, du kannst auch taoistische Atemübungen integrieren. Du kannst schamanistische Spiritualität integrieren. Du kannst Hari Krishna Mantras, du kannst die Mantra Meditation integrieren usw.

Pass auf, dass es nicht zu einer Unstetigkeit und Unbeständigkeit wird. Nicht dass es zur Vata Störung kommt und du deswegen nicht voran schreitest, es braucht eine Regelmäßigkeit, es braucht ein Hauptpraxis, durch die du immer tiefer gehst. Es gibt eine schöne Analogie zum Graben nach Wasser. Angenommen du bist da, wo kein Wasser ist, da musst du einen Brunnen graben. Wenn du ständig an einer anderen Stelle gräbst, wirst du nie zu Wasser kommen. Irgendwo musst du dich entscheiden, hier grabe ich nach Wasser und dann gehst du immer tiefer. Dann findest du Wasser und hast dauerhaft etwas zu trinken. So ähnlich, gehe tiefer, werde nicht zu ruhelos.

Vikshepa

 

Vikshepa ist Zerstreuung und Unruhe. Vikshepa ist zum einen der Geist ist ruhelos. Vikshepa heißt auch verschiedene Zerstreuungen die die Welt dir gibt.

 

Du könntest denken,  das muss ich noch machen. Vielleicht bietet dir jemand an, die Wohnung zu wechseln und es ist bisschen günstiger als vorher. Prompt ziehst du um. Ein Umzug ist aber nicht nur ein Umzug. Du musst die alte Wohnung renovieren, du musst in die neue einziehen usw. Das sind 1,2,3 Wochen wo du in deinen spirituellen Praktiken vielleicht nachlässiger wirst.

Dann sagt dir jemand, du brauchst ein schöneres Auto. Prompt musst du mehr Überstunden machen, du bist beschäftigt nach einen neuen Auto zu schauen. Danach kaufst du dir das Auto und stellst fest, es war vielleicht doch nicht das richtige. Du verkaufst es wieder  und nimmst ein anderes. So viel Zeit verschwendet.

Du siehst der Putz ist nicht mehr richtig und schon willst du das ganze Haus renovieren. Dein ganzer Urlaub ist mit Renovierung verschwendet. Du musst nicht renovieren, wenn ein Problem ist, das kann einfach nur Ablenkung sein. So viel weiter kommst du auf dem spirituellen Weg, wenn du stattdessen praktizierst.

Letztlich gilt Shaucha, Reinheit.

 

Schau das du nicht so viel machst, was dich vom spirituellen Weg abhält. Überlege immer wieder, wie viel Zerstreuung gibt dir dein Geist. Heutzutage in der Yoga Bewegung scheinen wir so viel im Internet unterwegs zu sein. Es gibt auch positives, aber es gibt welche die sich über alles mögliche aufregen, Kommentare schreiben… So viel Vikshepa, soviel überflüssige Ablenkung.

Spiritueller Weg, Selbstverwirklichung das ist wichtig. Manches andere ist auch wichtig. Aber schau das du deinen spirituellen Weg, zu deinem Hauptziel machst. Dich nicht zu sehr ablenken lässt durch Nebensachen. Auch Ernährung kann Ablenkung sein. Es gibt Menschen, für den ist die Religion nur noch die Ernährung. Was esse ich und was esse ich nicht.

Es gibt Menschen, die das aus gesundheitlichen Gründen machen, aber es gibt manche die das zu ihrem Lebensinhalt machen. Es ist gut konsequent zu sein und ich bin konsequenter Veganer. Ich bin konsequent, dass ich Nahrung aus biologischem Anbau zu mir nehme, dass ich die Sattva Regeln lebe und dass ich vollwertig lebe. Beim Vegan bin ich konsequent, beim anderen weitest gehend.

Aber ich werde jetzt nicht ständig überlegen, ist das jetzt genau das richtige und welche Studie zeigt jetzt irgendetwas. Man kann sich ablenken lassen, dadurch. Wenn du gesund bist, beschäftige dich nicht zu viel mit der Ernährung. Finde eine Ernährungsphilosophie die dir passt, sei konsequent was ethisch ist. Dann konzentriere dich auf den spirituellen Weg.

Du kannst überlegen, welchen Hindernissen unterliegst du gerade jetzt. Wie gehst du mit Krankheit um. Hast du irgendwo Starrheit, überwinde sie. Fällst du Zweifel zum Opfer, denke tief darüber nach und dann triff eine Entscheidung, bei der du bleibst.

Bist du irgendwo achtlos und nachlässig. Gehe wieder mit Intensität heran. Bist du irgendwie träge und faul geworden. Praktiziere intensiver. Wo hast du Verlangen nach Vergnügen und Ablenkungen. Richte deinen Geist auf das aus, worum es geht.

Hast du vielleicht täuschende oder irrtümliche Ansichten. Lässt du dich durch die mangelnde Tiefe der Meditation beeinflussen. Denke nach über das Ziel des Lebens. Patanjali gibt in den nächsten Versen einige Tipps, wie du weitermachen kannst.

___

Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was ist die Wirkung von OM?  Warum sollte man OM wiederholen? Wie kann OM und andere Mantras zu Gott führen? Wie kann OM und andere Mantras dir helfen, alle Hindernisse zu überwinden?

 

Kommentare zum Vers 27 in Kapitel 1 des Yoga Sutra von Patanjali

  1. तस्य वाचक् प्रिव् ॥ २७॥

tasya vachakah prannavah

OM OM OM

Patanjali Mantra

Yogena Chittasya Padena Vacham

Malam Sharirasya Cha Vaidyakena

Yo'pakarot Tam Pravaram Muninam

Patanjalim Pranjalir Anato'smi

 

Patanjali schreibt im 27. Vers. Das Ishwara offenbarende Wort, ist OM.

Tasya heißt sein.

Ishwaras vachakah - bezeichnend für das offenbarende ist.

Prannavah ist das Mantra OM.

So schreibt Patanjali, wenn wir Ishwara, Gott erfahren wollen, dann können wir OM wiederholen, beziehungsweise ein Mantra. Patanjali hat in den vorherigen Versen gesprochen über Ishvara Pranidhana, die Hingabe an Gott. Er hat geschrieben, was ist Gott? Jetzt sagt er, wie kommst du zu Gott?

Zum einen durch Ishvara Pranidhana durch Hingabe an Gott. Aber wie kannst du Gott erfahren, ohne dass du Hingabe hast? Das geht indem du Mantras wiederholst.

In Bhakti Yoga gibt es 9 verschiedene Bhakti Praktiken. Darüber habe ich in einem anderen Vortrag gesprochen, der auch zur Yoga Vidya Schulungsreihe gehört. Patanjali macht es hier ganz einfach. Er sagt, wiederhole ein Mantra und das führt dich zu Gott. Wir finden in der indischen Mystik, im Bhakti Yoga die Aussage, das Nami und Namah letztlich eins sind.

Namah ist der Name.

Nami ist der, der durch den Namen bezeichnet wird.

Wenn du den Namen Gottes wiederholst, dann ist Gott automatisch da. Manchmal wird auch gesagt, ein Mantra ist wie der Körper Gottes. Du wiederholst das Mantra, dann ist automatisch Gott in seiner Gänze da. Wenn du ein Mantra wiederholst, stelle dir vor, über das Mantra manifestiert sich Gott.

Du kannst dir auch vorstellen, du wiederholst ein Mantra und damit hast du den physischen Klang. In diesem physischen Klang, manifestiert sich Gott, offenbart sich Gott. Du kannst das Mantra rezitieren, du kannst in der Meditation das Mantra wiederholen, du kannst es singen.

Am Anfang, wenn die Menschen erstmals zu Yoga Vidya kommen, sind sie sehr skeptisch und können mit Gott erst einmal nichts anfangen und sind gegenüber Mantras skeptisch. Wenn sie ein paar Tage hier sind, spüren sie oft beim Mantra singen, das Gott spürbar ist.

Patanjali spricht von Pranava von OM. Es gilt nicht nur für OM, es gilt für alle Mantras. Man könnte auch sagen, alle spirituellen Gesänge wollen auch dazu führen, Gott zu erfahren. Ganz konkret haben die Mantras, das sie so etwas sind, wie die physische Gestalt, des Göttlichen. Indem du das Mantra wiederholst, wird das Göttliche offenbar.

Kommentare zum Vers 28 in Kapitel 1 des Yoga Sutra von Patanjali

 

  1. तज्जऩस्तदथबय वनभ ॥ २८॥

tajjapastadarthabhavanam

Ständige Wiederholung von OM, mit Gefühl und Bewusstsein, seiner Bedeutung führt zu einer Erfahrung mit Ishwara und zu Samadhi.

Darthabha heißt ständiges thabha, ständige Wiederholung.

Tadartha ist Bewusstsein der Bedeutung.

Bhavananam mit Gefühl, Hingabe und Versenkung.

Patanjali sagt, ein Mantra physisch auszusprechen allein reicht nicht aus, natürlich wenn du ein Mantra wiederholst, mit großer Bhavana, mit großer Versenkung oder Hingabe. Es kann auch heißen mit all deinem Sein. Bhava hat etwas zu tun mit Gefühl, es hat auch etwas mit tiefem Seinszustand zu tun. Wenn du ein Mantra wiederholst mit all deinem Sein, mit all deiner Hingabe, dann ist Gott zügig erfahrbar.

Zusätzlich kannst du auch noch wiederholen tadartha. Das ganze verbinden mit Bewusstsein der Bedeutung. Es gibt zu jedem Mantra, eine Bedeutung, wofür es steht. Z.B. für OM gibt es eine ganze Upanishad, die Mandukya-Upanishad. Dort wird beschrieben OM steht für A-U-M, für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und die Stille die danach kommt, ist die Ewigkeit.

A ist die physische Welt, U ist die Astralwelt und M Kausalwelt. Die Stille ist das Göttliche überall. So ist OM alle Dreiheiten und das was jenseits aller Dreiheiten ist. Es wird gesagt, die Wirkung des OM ist wie Bogenschießen. Das Ziel ist Brahman. Der Pfeil ist das individuelle Bewusstsein. Der Bogen ist das OM. Du wiederholst das OM, das ist wie das Spannen eines Bogens. Dann lässt du los, dann wird dein individuelles Bewusstsein verschmelzen mit Brahman.

Wiederhole das Mantra mit großer Intensität und wiederhole es mit dem Bewusstsein der Bedeutung. Dann wirst du Ishwara erfahren und zu Samadhi kommen.  Vermutlich wiederholst du Mantras regelmäßig, wenn nicht, wiederhole ein Mantra. Mache dir bewusst, wozu  wiederholst du ein Mantra, was ist die Bedeutung, was ist der Sinn und Zweck der Mantra Wiederholung. Dann wiederhole das Mantra mit Intensität, mit Hingabe und Gefühl und großer Konzentration.

Dann wirst du sehen, wie schnell sich Gott offenbart über das Mantra.

Kommentare zum Vers 29 in Kapitel 1 des Yoga Sutra von Patanjali

 

  1. तत् प्रत्यक्चेतनाणधगभोऽप्यन्तयामाबावि ॥ २९॥

tatah pratyakchetanadhigamopyantarayabhavashch

Das Wiederholen von OM führt zur erleuchteter Innenschau und zum Verschwinden aller Hindernisse.

Tatah durch diese Übung die er im vorherigen Vers beschrieben hat, also wiederholen von OM und Mantras, kommt pratyakchetana das ist erleuchtete Innenschau. Abhava das Verschwinden von antaraya von Hindernissen.

Wiederhole Om und du kommst zu erleuchtete Innenschau und die verschiedensten Hindernissen verschwinden. Das ist ein Vers der beschreibt, wie OM und Mantras wirken. Wenn du ein Mantra wiederholst, mit großer Intensität und Konzentration erfährst du Ishwara, Gott. Du bekommst Hingabe zu Gott und Gott wird dich zur Erleuchtung führen.

Selbst wenn deine Hingabe, deine Konzentration nicht so hoch ist, wird es trotzdem einige Wirkungen geben, die du spüren kannst, erleuchtete Innenschau. Manchmal, wenn du meditierst mag es sein, das alle möglichen anderen Gedanken kommen. Dass du nachdenkst über das was gewesen ist und was sein wird. Indem du zusätzlich ein Mantra wiederholst, ist die Innenschau und dieses Überlegen nicht nur ein Sorgen machen und ein Kreisen, sondern da kommt göttlicher Segen dazu. Es wird zur erleuchteter Innenschau.

Auch wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, wiederhole erst ein Mantra. Dann stelle die Frage an Gott. Dann wiederhole wieder ein Mantra und danach denke nach. Wenn du so vorgehst, wirst du eine Führung spüren und du wirst wissen, was zu tun ist. Wann immer du dir Sorgen machst und Gedanken kreisen, wiederhole ein Mantra und übergib es Gott.

Wenn du etwas nicht verstehst, wiederhole ein Mantra und bitte um Verstehen. Es geschehen nicht nur schöne Dinge, es geschehen auch schlimme Dinge. Wiederhole ein Mantra und bitte um Verständnis. Du wirst Wissen bekommen und erleuchtete Innenschau.

Patanjali sagt auch noch: „ Es hilft zur Überwindung aller Hindernisse“. Im nächsten Vers zählt er die Hindernisse auf, die es auf dem spirituellen Weg gibt. Dies werde ich beim nächsten Mal beschreiben.

Er sagt, alle Hindernisse können verschwinden, wenn du ein Mantra wiederholst.

Das klingt erst einmal unglaublich, aber es stimmt. Wenn du krank bist, Krankheit kann ein Hindernis sein. Wenn du in der Krankheit das Mantra wiederholst, dann transformierst du die Krankheit. Der Geist mag unruhig sein, wiederhole ein Mantra und der Geist kommt wieder zur Ruhe.

Du magst Phasen haben, wo du so antriebslos, deprimiert, niedergeschlagen bist, dass fast nichts mehr möglich ist. Aber Mantra Wiederholung ist immer möglich.

Wenn du eine irgendeine schlechte Angewohnheit hast, gar eine Sucht, Mantra hilft dir. Nimm dir vor, das nicht mehr zu machen. Wenn die Gier, wenn Frust, Reinigungserscheinungen, Entzugserscheinungen kommen,  wiederhole ein Mantra. Plötzlich fällt so vieles von dir ab.

Wenn dein Geist unruhig ist und hin und her gerissen ist und du nicht weißt was du machen sollst. Wiederhole ein Mantra. Gottes Segen wird kommen.

Wenn du in großem Leiden bist, verzweifelt bist, ärgerlich bist, dich verraten fühlst, dich allein gelassen fühlst, dich enttäuscht fühlst. Dann wiederhole ein Mantra, dann kommst du darüber hinaus.

Du könntest die Situation auch so interpretieren, das du sagst: „Jede Sicherheit, jedes Selbstvertrauen, Vertrauen in andere wurde mir genommen, damit ich mich an Gott wende und damit ich ein Mantra wiederhole. In dem ich dieses wiederhole, spüre ich wieder Gott“. Ein Mantra wird dir Gott offenbaren. Ein Mantra wird dich zu Samadhi führen. Ein Mantra führt dich zur erleuchteten Innenschau. Ein Mantra kann dir auch helfen, um über alle Hindernisse hinaus zu wachsen.

Wiederhole ein paarmal OM.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was ist Gott? Wer ist Gott? Wie führt Hingabe zu Gott zur Befreiung? Welche Gottesverehrung macht dich zum Fanatiker? Welche Art der Gottesverehrung lässt dich spirituell wachsen und die Einheit erfahren?

Kommentare zum Vers 23 in Kapitel 1 der Yoga Sutra von Patanjali

  1. ईश्वयप्रणिधानाद ्वा ॥ २३॥

eeshvarapranidhanad va

Durch Hingabe an Gott, kommt schneller Erfolg in Samadhi.

Im vorherigen Vers hat Patanjali davon gesprochen, wie kommt man zu Samadhi. Er hat gesagt: durch intensives eigenes Streben. Hier sagt er jetzt, Samadhi kommt einfach durch Hingabe an Gott.

 

In der Bhagavad Gita

Auch dort sagt Krishna: „Bemühe dich intensiv, bringe deinen Geist zur Ruhe, erfahre das Höchste, löse dich von Wünschen und Gier“. Danach sagt er: „Und wenn dir das nicht möglich ist, dein Geist zu beherrschen oder zur klaren Erkenntnis zu kommen, dann gib dich ganz Gott hin. Gott selbst wird dich zur höchsten Befreiung führen“.

In der christlichen Theologie

Dort heißt es: Das Gott dem Menschen verschiedene Aufgaben gegeben hat. Er hat ihm die 10 Gebote gegeben, so finden wir es in den Büchern Moses. Er hat dem Menschen weitere Aufgaben gegeben, wie er sein Leben führen sollte.

Jesus hat gesagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und liebe Gott über alle Maßen“. Dann sagt er in der Bergpredigt Dinge, die nahezu unmöglich sind umzusetzen. „Liebe deine Feinde“, „Derjenige der dir auf die linke Wange schlägt, halte ihm auch deine rechte hin“, „Derjenige der dir den Mantel wegnimmt, gib ihm auch noch das Hemd“. Er beschreibt so wirst du zu einem Vollkommenen. Und er sagt: „Sei vollkommen wie dein Vater im Himmel vollkommen ist“.

Ist der Schüler vollkommen, wird er wie sein Meister. Er fordert seine Jünger auf. Wenn du probierst es umzusetzen, wirst du vielleicht feststellen, das bekommst du kaum hin. Daraus hat sich auch eine Theologie gebildet z.B. Paulus sagt ungefähr (auf die Luther sich bezieht): Dem Mensch ist es nicht möglich, den Geboten Gottes Folge zu leisten. Aber er kann an Gott glauben.

Im Christentum kann man glauben, dass Jesus für die Vergebung der Sünden ans Kreuz geschlagen wurde. Das ist eine spezielle Theologie. Aber es läuft darauf hinaus, wie Krishna in der Bhagavad Gita sagt: „Wenn du es nicht aus der eigenen Kraft schaffst, dein Geist zu beherrschen, uneigennützig zu werden, uneigennützige Liebe zu haben, allen zu dienen, dich eins mit allem zu fühlen, dann gib dich Gott hin“.

Patanjali

Verehre Gott und sage: „Allein schaffe ich es nicht, bitte hilf du mir“. Patanjali der ein Praktiker, ein Pragmatiker ist sagt: „Menschen können durch die Hingabe an Gott, die Gottverwirklichung erreichen.“ Gib dich ganz Gott hin, verehre Gott von ganzem Herzen. Dann wird Gott dich zur Verwirklichung führen. Du musst es nicht aus eigener Anstrengung machen, lass Gott das für dich tun.

 

Kommentare zum Vers 24 Kapitel 1 in der Yoga Sutra von Patanjali

  1. िेशकभणयवऩाकाशमयै ऩयाभष्टृ ् ऩरुु षणवशषे ईश्वय् ॥ २४॥

kleshakarmavipakashayairaparamrishtah

purushavishesh eeshvarah

Ishwara ist ein besonderes Bewusstseinszentrum, frei von Leid, Karma und Wünschen.

Wenn es um die Gottesverehrung geht, ist die Frage, was oder wer ist Gott? Wenn du dich diesem hingeben sollst, wer ist dieser Gott?

Patanjali stellt keine große Theologie auf, was Gott ist. Er sagt nicht ob Gott im Inneren ist oder im Äußeren, ob Gott transzendent oder immanent. Das sagt er alles nicht. Er lässt sich nicht auf theologische Spekulationen ein.

Vedanta würde sagen, der persönliche Gott ist auch nur eine Illusion.

Bhakti Yoga würde sagen, ein persönlicher Gott ist keine Illusion, Gott allein ist, du selbst kannst Gott nicht begreifen, aber du kannst an Gott glauben und Gott erhebt dich.

Krishna sagt in der Bhagavad Gita, Gott wird dir so erscheinen, wie du an ihn glaubst. Wenn du denkst Gott ist die göttliche Mutter, dann wirst du Kontakt finden zur göttlichen Mutter. Wenn du denkst, Gott ist Jesus Christus dann wirst du von Jesus Christus Führung erfahren. Wenn du denkst, Gott ist Krishna, dann wirst du Führung von Krishna erfahren usw.

Wenn du dir Gott als abstraktes Licht vorstellst, dann wirst du Gott erfahren als abstraktes Licht. Manchmal überrascht Gott einen. Manche Menschen dachten, dass sie mit den hinduistischen Göttern nichts anfangen können, sie beten mehr zu einem abstrakten Gott und plötzlich haben sie eine Vision von Krishna oder von Shiva oder der göttlichen Mutter. Manchmal überrascht uns Gott und manifestiert sich in einer Form, mit der wir nicht gerechnet haben.

Patanjali spricht über all das wenig, aber er sagt Gott ist purushavishesha. Ein besonderes Zentrum von Bewusstsein. Und dieses göttliche Bewusstsein ist aparamrishtah, es ist unberührt von Kleshas. Kleshas heißt von Leid und Ursachen des Leids. Unberührt von Karma und damit frei von allem Karma. Vipakashayair Gott wird dich dann befreien, wenn du ihn dir vorstellst als jemand der jenseits ist von allen Kleshas. Klesha heißt nicht nur Leid, heißt auch Anhaftungen, Identifikation, mögen und nicht-mögen, Ängsten usw.

Gott ist auch jenseits von Karma, du kannst nicht sagen, Gott ist gezwungen zu irgendetwas und Gott ist frei von Wünschen. Umgekehrt kann man sagen, wenn Gott Wünsche hat, dass er dem Karma, dem Leid unterworfen ist, dann wird dich die Gottesverehrung nicht befreien.

Wenn wird die verschiedenen Gottesverehrer/innen anschauen, es gibt manche die zu großer Liebe und Uneigennützigkeit und große Humanität, großer Weite kommen. Wir könnten sagen, Gottverwirklichung.

Es gibt andere Gottesverehrer, die sind furchtbare Gottesverehrer, Selbstmordattentäter, solche die intolerant sind. Im Namen der Religion wird Schlimmstes getan.

Was unterscheidet die einen von den anderen. Patanjali gibt hier den Tipp, glaube nicht, das Gott konkrete Wünsche hat. Wenn du denkst, das Gott will, das alle Menschen Christen werden, oder alle Juden, Hindus, Buddhisten etc. werden. Dann hast du Gott schon beschränkt. Gott hat keine konkreten Wünsche.

Du sagst zwar „Dein Wille geschehe“ und du versuchst auch den Willen Gottes zu tun. Gott wünscht nicht etwas Konkretes. Gott will das Wohl der Menschheit. Die Hingabe an Gott ist eine bedingungslose Liebe, es hängt nicht davon ab, was du tust oder nicht tust, du musst auch nicht die Liebe Gottes verdienen. Du musst auch keine Angst haben vor der Strafe Gottes. Gott ist reine bedingungslose Liebe ohne Ansprüche und Wünsche an dich.

Als  zweites heißt es: „Er ist jenseits von Karma“. Was auch heißt, du kannst Gott auch nicht manipulieren.  Ein kindlicher Glaube ist manchmal, wenn ich von Gott etwas will, dann muss ich Gott etwas geben.

Persönlicher Glaube

Als Kind, als ich zum Gottesdienst gegangen bin,  habe ich manchmal mit Gott einen Handel abgeschlossen. Ich habe gesagt: „Gott, wenn ich bei der nächsten Klassenarbeit eine Eins bekomme, dann bekommst du mein Wochentaschengeld“. Weil ich relativ häufig Einsen geschrieben hatte, habe ich mein Taschengeld oft gespendet, als eine Hingabe zu Gott.

Aber dieser Glaube, dass ich Gott gewogen stimmen kann, indem man etwas für ihn tut, das ist ein beschränkender Glaube und ist vielleicht für Kinder hilfreich. Diesen Kindergarten Glauben haben auch manche Menschen. So kommst du nicht zur Befreiung. Denke nicht dass Gott durch deine Handlung gewogen gestimmt werden kann, du handelst nicht, um Gott gewogen zu stimmen. Auch wenn du Puja, Arati, Homa, Gottesrituale, Mantras wiederholst. Du machst  es nicht, Gott will es oder ihn gut zu stimmen, du machst es aus Hingabe an Gott, aus Liebe an Gott, aus reiner Liebe heraus.

Das dritte ist, Gott ist jenseits von Leiden. Glaube nicht, das Gott leiden würde, wenn du ihn nicht verehrst. Du brauchst nicht zu denken, dass du Gott von seinen Leiden erlösen müsstest. Wenn Gott menschliche Gestalt annimmt, kann er auch leiden so wie Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, gefoltert wurde, Schlimmstes angetan wurde. Auf dieser Ebene hat er gelitten. Oder wir finden auch Rama wie er gelitten hat als Sita seine Frau, seine geliebte Frau, entführt wurde.

Trotzdem ist es nicht in Gottes Sinne, dass er dein Handeln braucht. Wenn du denkst, Gott leidet und dein Handeln ist dafür verantwortlich, dann beschränkt das. Wenn du denkst, Gott will dich bestrafen, oder du musst Gott davon abhalten dich zu bestrafen, indem du dir ihn gewogen stimmst. Dann beschränkt das. Wenn du denkst, dass Gott Konkretes will, dann beschränkt das.

Stelle dir Gott vor, als ein Bewusstseinszentrum vishesha purusha, jenseits allen Leidens, jenseits allen Karmas, jenseits aller Wünsche. Wenn du dir Gott so vorstellst, dann kommst du zur Befreiung.

 

Kommentare zum Vers 25 Kapitel 1 in der Yoga Sutra von Patanjali

  1. तत्र णनयणतशम ं सवऻय त्वफीजभ ॥् २५॥

tatra niratishayan sarvajntvabijam - In ihm ist der Same der Höchsten Allwissenheit.

Tatra bedeutet in ihm, in Gott.

Bijam ist der Same.

Niratishaya heißt das Höchste, Unübertroffene.

Sarvajntva heißt allwissend.

Geschichten von Shankaracharya

In Gott selbst ist alles Wissen. Was auch heißt, wenn du Gott verehrst dann kommt Wissen. Es gibt schöne Geschichten von Shankaracharya. Padmapada war einer der Schüler von Shankaracharya. Er galt als geistig etwas minderbemittelt, mindestens in einer der vielen Geschichten.

Padmapada war einer, der sich um die physischen Bedürfnisse von Shankaracharya kümmerte. Er kochte für ihn und er wusch seine Kleidung. Er kam auch zu den Vorträgen und Lektionen von Shankaracharya. Eines Tages haben die Schüler Padmapada vermisst und Shankaracharya vermisste Padmapada auch und die Lektion, die Unterweisung sollte beginnen. Shankaracharya sagte, wir beginnen nicht ohne das Padmapada da ist. Die anderen Schüler sagten, was soll das, er versteht sowieso nichts ob er da ist oder nicht, spielt keine Rolle. Shankaracharya rief Padmapada.

Dieser war am anderen Ufer des Flusses. Er war gerade dabei, sich um die Wäsche von Shankaracharya zu kümmern. Jetzt wurde klar, er hat vor lauter kümmern um die Wäsche, die Zeit vergessen. Er hörte seinen Meister rufen.

Er rannte plötzlich los und er rannte über den Fluss. Überall wo Padmapada seinen Fuß hinsetzte entstand ein Lotus. Und so konnte er über den Fluss rennen, weil die Lotuspflanzen ihn beschützten. Als er auf der anderen Seite ankam und sich vor Shankaracharya verneigte, schenkte ihm Shankaracharya das höchste Wissen. Padmapada wurde so einer der vier Hauptschüler von Shankaracharya. Der durch die Gnade Shankaracharya alles Wissen bekam.

Geschichte über Kalidasa

Es gibt auch eine andere Geschichte über Kalidasa, einen der berühmtesten Dichter,  die Sanskrit Sprache betreffend. Kalidasa war ein einfacher Mann. Er wurde durch eine geschickte List eines Ministers, verheiratet mit der Prinzessin des Landes. Die Prinzessin war eine große Sanskrit Gelehrte. Sie wurde ausgetrickst, denn sie hatte den höchsten Minister beleidigt. Es war eine Rache des höchsten Ministers, dass er sie verheiratete mit einem unwissenden Bauerntölpel.

Die Prinzessin wusste nicht, dass er ein Bauerntölpel war, sie dachte, sie heiratet einen hohen Sanskrit Gelehrten. Nach dem Hochzeitsritual, in der Hochzeitsnacht wollte sie mit ihrem Mann über Sanskrit sprechen und über das Wissen. Dabei erfuhr sie, dass er nur ein Tölpel war, der Sanskrit so gut wie nicht kannte. Sie verjagte ihn und sagte: „Komme wieder, wenn du Sanskrit kannst“.

Kalidasa war verzweifelt, er war  verjagt wurden, er war verheiratet, er konnte auch nicht zu seinem Dorf zurückkehren, sie hätten ihn ausgelacht, weil er so unverschämt war, an den Königshof zu gehen. Wo sollte er hin gehen. Er wusste nur einen Ort, wo er hingehen konnte. Das war ein Kalitempel. So ging er zum Kalitempel. Er verneigt sich vor Kali und sagte: „Oh Kali, ich weiß nicht was ich machen soll. Bitte gib mir das höchste Wissen oder ich werde meinen Körper aufgeben.

So verneigte er sich wieder und wieder und schluchzte vor dem Bildnis vor Kali. Seine Hingabe wurde immer größer und seine Verzweiflung wurde langsam umgewandelt in vollkommener Hingabe. Plötzlich erschien ihm Kali und Kali segnete ihn mit voller Kenntnis der Sanskrit Sprache und mit voller Kenntnis mit tiefem Verständnis der höchsten menschlichen Weisheiten.

So ging Kalidasa wieder zurück zu seiner Frau und sprach mit ihr auf Sanskrit. Seine Frau war voll beglückt und sie war sehr dankbar. Aber Kalidasa sagte: „Durch deine Strenge bin ich zum höchsten Wissen gekommen, du bist nicht mehr meine Frau, du bist mein Guru und deshalb kann ich nicht dein Mann sein“.

Und so verließ Kalidasa den Königshof und wurde zum bedeutsamsten Dichter der Sanskrit Sprache aller Zeiten. Kalidasa ist eine historische Person. Er lebte ein paar Hundert Jahre n. Chr. gehörte zum Hof der Guptas, eines der bedeutsamsten Königreiche Indiens. Der Shakespeare der Sanskrit Sprache oder wie Goethe, Lessing, Schiller in einer Person zusammen.

Das sind ein paar Beispiele wo die Legenden sagen, dass Menschen zum höchsten Wissen durch Hingabe kommen. Hingabe zu Gott führt zu Wissen. Wenn du nicht weiter weißt, dann verehre Gott und bitte um Führung. Wenn du nicht sicher bist, welche Entscheidung du treffen sollst, dann verehre Gott. Bete zu Gott, bitte um Erkenntnis, bitte um Führung.

Wenn du etwas nicht verstehst, was in deinem Leben geschieht auch dann bitte um die Hilfe Gottes. Wenn du nicht weißt, wie du den nächsten Schritt auf dem spirituellen Weg gehen solltest, bitte um die Führung Gottes.

Kommentare zum Vers 26 Kapitel 1 in der Yoga Sutra von Patanjali

  1. स ऩवू षे ाभ ् अणऩ गरुु ् कारेनानवच्छदे ात ॥् २६॥

sa purvesham api guruh kalenanavachchhedat - Ishwara ist der ursprüngliche Lehrer unbegrenzt durch Zeit.

Alle Guru Linien gehen auf Gott selbst zurück. Zum einen gibt es in den verschieden Yoga Richtungen eine sogenannte Guru Parampara, die Aufeinanderfolge der Lehrer auch als Sampradaya bezeichnet. In allen Guru Paramparas beginnt es mit Gott selbst. Ursprüngliche Lehrer in allen Lehrer Linien ist Gott selbst. Es gibt in Indien unterschiedliche Guru Linien. Unsere Guru Linie, die Sivananda Guru Linie beginnt mit Vishnu. In der Guru Linie ist auch die göttliche Mutter dabei Shakti, es ist auch Shiva dabei, denn Shankara, der in unserer Linie ganz entscheidend ist, gilt als Inkarnation von Shiva.

Ich rezitiere die Guru Linie und wir beginnen mit Narayana mit Vishnu selbst. Du wirst irgendwann Shakti hören, welche die göttliche Mutter symbolisiert. Und du wirst Shankara hören, die Inkarnation von Shiva.

Guru Prampara Stotra

Narayanam Padma-bhavam Vasishtham 

Shaktim Cha Tat-putra-parasharam Cha

Vyasam Shukam Gauda-padam Mahantam

Govinda-yogindram Athasya Shishyam

Shri-shankaracharyam Athasya Padma

Padam Cha Hastamalakam Cha Shishyam

Tam Trotakam Varttika-karam Anyan

Asmad-gurun Santatam Anato 'smi

Shruti-smriti-purananam

Alayam Karunalayam

Namami Bhagavat-padam 

Shankaram Loka-shankaram

Shankaram Shankaracharyam

Keshavam Badarayanam / Sutra-bhashya-kritau Vande

Bhagavantau Punah Punah

Ishvaro Gurur Atmeti

Murti-bheda-vibhagine

Vyomavad-vyapta-dehaya

(shri-) Daksina-murtaye Namah

Shri Sivanandaya Te Namah)

 

So ist eine Interpretation dieses Verses, dass ursprünglich Gott selbst der Lehrer ist. Die zweite Interpretation dieser Verse sind, jeder Guru, jeder Lehrer ist eine Manifestation des Göttlichen.

Wenn wir z.B. Swami Sivananda verehren, verehren wir nicht den physischen Körper. Dieser ist nichts anders als der physische Körper von anderen. Wir verehren auch nicht die Psyche, die auch ihre Begrenzung hat. Wir verehren in den großen Gurus, das ursprüngliche Göttliche. Wir verehren letztlich Ishwara selbst. So manifestiert sich Ishwara auch durch einen menschlichen Guru.

Eine dritte Bedeutung ist auch, so wie Ishwara die großen Meister angeleitet und inspiriert hat, so kann Ishwara auch dich inspirieren. Wenn du keinen menschlichen Guru hast, dann wende dich direkt an Gott. Gott selbst wird zu deinem Guru, wenn du dich an ihn wendest, an Ihn, sie oder es.

Kommentare zum Vers 27 Kapitel 1 in der Yoga Sutra von Patanjali

  1. तस्य वाचक् प्रिव् ॥ २७॥

tasya vachakah prannavah - Das ihm offenbarende Wort ist OM.

Wenn du Gott erfahren willst, dann wiederhole ein Mantra. Über ein Mantra erfährst du Gott. Über diesen Vers, werde ich das nächste Mal mehr sprechen.

Mantra

Sarva Mangal Mangalye

Shive Sarvarth Sadhike

Sharanye Trayambke Gouri

Narayani Namostute

 

Das Mantra besagt in etwa, Ishwara, Guru und Atman sind alles das Gleiche. Durch Hingabe einen von allen dreien, erfährst du das Unendliche. Verehre Gott, übe Hingabe an Ishwara und du wirst zur Gottverwirklichung kommen. Folge den Lehren eines Gurus, eines Meisters und verehre diesen. Er wird dich zum Höchsten führen. Wende dich an deine höchste Seele Atman. In dem du alles ausrichtest mit der höchsten Seele in dir und in allen Wesen, kommst du zum Höchsten.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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  1. तीव्रसवं गे ानाभ आ् सि् ॥ २१॥

tivrasanveganam aasannah Dem intensiv Strebenden ist Samadhi nahe.

aasannah heißt nahe

Patanjali hat vorher gesprochen über Samadhi. Wie kommen wir schnell zu Samadhi und wann?

Wenn unser sanvegana unsere Intensität des Strebens tivra ist, also stark.

Wenn du ein intensives Streben hast, kommst du zügig zu Samadhi. Wenn du ein sanftes, ein mäßiges Streben hast, dann dauert es entsprechend länger.

Kommentar zum Vers 21 und 22 in Kapitel 1 des Yoga Sutra von Patanjali

  1. भदुृ भध्याणधभात्रत्वात त् तोऽणऩ णवशषे ् ॥ २२॥

mridumadhyadhimatratvat tatopi visheshah

Das Streben kann mäßig, mittelmäßig oder intensiv sein.

Verschiedene Abstufungen Visheshah.

  • Von tato - von dem Streben
  • es gibt mridu - ein sanftes ein mildes Streben
  • Madhya - ein mittelmäßiges Streben
  • Oder wie er vorher gesagt hat - tivrasanveganam
  • hier im Vers sagt er adhimatratvat - intensiv und mächtig

 

Es heißt, wenn dein Streben nach Befreiung, die Sehnsucht nach der Verschmelzung mit dem Höchsten stärker ist, als alle anderen Wünsche, als alles andere Streben dann wirst du in diesem Leben die Gottverwirklichung erreichen.

Wenn du ein bisschen Streben hast, wirst du ein bisschen Fortschritte machen. So ist es wichtig diese Mumukshutva zu entwickeln. Die Sehnsucht nach Befreiung, immer wieder dir neu bewusst zu machen, was ist der Sinn meines Lebens. Was ist wirklich wichtig? Auch vor dem Hintergrund der Sterblichkeit.

Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, nichts auf der physischen Welt ist wirklich wichtig, alles was du aufbaust, geht irgendwann zu Ende. Jeder Mensch mit dem du eine Beziehung hast, die Beziehung wird sich irgendwann auflösen. Mindestens auf der physischen Ebene gesehen. Spätestens wenn der andere stirbt oder du stirbst. Nichts was du auf dieser physischen Ebene machst, wird von Dauer sein. Und nichts was du erreichst, wird dich dauerhaft glücklich machen.

Essen kann dich vorübergehend zufriedenstellen, ein bisschen kratzen an der Haut kann dich zufriedenstellen. Jede Sinnesbefriedigung ist kratzen an den Sinneszellen. Mehr ist nicht dahinter.

 

 

Praktische Umsetzung

Menschen gehen immer wieder hinein, in die äußere Welt. Und auch langjährige spirituelle Strebende, irgendwann versumpfen sie. Sie üben vielleicht noch Asanas, Pranayama und Meditation aber wo ist das intensive Streben? Macht man es, weil es gut tut und Yoga gut für den Körper ist. Wenn du Pranayama übst hast du mehr Prana und  fühlst dich psychisch besser. Wenn du meditierst hast du Momente des Glücksgefühls und irgendwie verläuft der Tag anders.

Wenn du dich vegetarisch ernährst, geht es dir besser und du bist gesünder. Wenn du zwischendurch ein Mantra wiederholst, dann kannst du dich in jedem Moment etwas aufladen. Wenn du ein paar Achtsamkeitsübungen machst ist das auch gut.

Es ist alles gut und wichtig, dass du das machst. Aber wie stark ist dein Streben nach Befreiung? Wie sehr bist du bereit, an dir selbst zu arbeiten? Wie sehr bist du bereit, auf etwas zu verzichten um das höchste zu erfahren?

Wie sehr handelst du aus Kränkung, wenn Menschen dich nicht beachten? Wie weit bist du bereit, aus Mitgefühl heraus zu handeln? Wie sehr kümmerst du dich erst mal um dich selbst? Wie sehr bist du bereit, zum Wohle anderer oder zum Wohl des Dienens, auf deinen persönlichen Komfort zu verzichten? Denke darüber nach und intensiviere dein Streben immer wieder.

Es ist das, was in Swami Sivananda Büchern immer wieder betont wird. Strebe nach dem Höchsten. Nur das Höchste wird dich dauerhaft glücklich machen. Alles andere ist nur vorübergehend.

Denke darüber nach, mache dir bewusst, wie wichtig spirituelles Wachstum ist. Und nehme dir vor, ich will in diesem Leben die Gottverwirklichung erreichen. In diesem Leben die Erleuchtung erlangen, das ist das Ziel meines Lebens.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was brauchst du um zu Samadhi zu kommen? Welche Eigenschaften solltest du entwickeln? Wie kannst du Samadhi, das Überbewusstsein, erreichen? 

Ein  weiterer Beitrag zum Thema, Yoga Sutra zum Thema, Raja Yoga.

Zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Patanjali 1 Kapitel 20 Vers

  1. श्रद्धावीमस्मय णृ तसभाणधप्रऻाऩवू कय इतयषे ाभ ॥् २०॥

shraddhaviryasmritisamadhiprajnapurvakaitaresham

Patanjali schreibt im 20. Vers des Yoga Sutra, für andere kommt Asamprajnata Samadhi durch Glauben, Energie, Erinnerung und klares Bewusstsein.

Im vorherigen Vers hat Patanjali gesagt, für manche kommt Samadhi von selbst, weil sie in einem früheren Leben schon intensiv  gestrebt haben und weit vorangekommen sind. Wenn du nicht so fortgeschritten bist, dann musst du in diesem Leben etwas tun. Er sagt, was du tun kannst:

Shraddha, Glaube und Vertrauen haben.

Virya, festen Willen und Energie haben.

Smriti, dich immer wieder erinnern an das worum es geht.

Samadhi prajnata ein klares Bewusstsein oder auch ein Wissen, das wesentlich ist, für Samadhi

So gibt es einige Dinge die du entwickeln kannst. Es gibt unterschiedliche Yoga Wege. Du kannst sagen, du kommst zu Samadhi über Shraddha. Shraddha bedeutet hier Bhakti Yoga. Glaube zu Gott, Vertrauen und Hingabe zu Gott. Das führt dich zu Samadhi.

Das zweite ist Virya. Dies könnte man als Karma Yoga interpretieren. Mit großer Energie dienst du, du setzt dich für andere ein. Das hilft dir deine Individualität zu überwinden und dich eins zu fühlen mit Allem.

Als drittes könntest du sagen, Smriti. Das ist Erinnerung, immer wieder zu tun, was du dir vorgenommen hast. Das kann man als Raja Yoga interpretieren. Bewusstes Arbeiten an dir selbst.

Samadhi prajnata bedeutet hier klares Bewusstsein. Jnana Yoga, der Yoga der Erkenntnis.

Es gibt vier Weisen, wie du zu Samadhi kommen kannst, wenn es nicht von selbst geschieht. Das eine ist Bhakti Yoga mit großem Vertrauen und Glauben an Gott und Hingabe. Du öffnest dich so sehr zu Gott, dass Gott dir zur Befreiung hilft.

Mit Virya tust du uneigennützigen Dienst, setzt dich für andere ein. Das hilft dir das Ego zu überwinden und das führt dich zu Samadhi.

Du arbeitest systematisch an deinen Geist, erinnerst dich daran immer wieder, machst spirituelle Praktiken, Raja Yoga und das führt zur Ruhe des Geistes und zur Verwirklichung.

Mit Prajnata mit Bewusstsein der Einheit. Mit bewusstem Loslassen vom Relativen.

Mit Vairagya was aus Bewusstheit herauskommt, Gelassenheit. Kommst du zur höchsten Erkenntnis Jnana. Das führt dich zur höchsten Verwirklichung.

Eine weitere Interpretation wäre, bringe alles vier zusammen. Zunächst habe Shraddha, ein Vertrauen. Ein Vertrauen, dass es die höchste Verwirklichung gibt. Ja, es gibt die Gottverwirklichung, ja es ist möglich die Gottverwirklichung zu erreichen. Du kannst die Gottverwirklichung auch erreichen.

Swami Sivananda und auch Buddha sagt: „Glaube an Nichts“. Aber wenn du langfristig praktizieren willst, brauchst du ein Vertrauen, das in der Praxis sinnvoll ist. Am Anfang brauchst du keinen Glauben und Vertrauen, nur ein für möglich halten. Dann praktizierst du und denkst nach.

Wenn du praktizierst und nachdenkst, wenn du Bücher gelesen hast, dann kommt ein Grundvertrauen. Dann kommt der Glaube. Diesen gilt es immer wieder zu bestätigen. Ja, ich weiß es gibt Gottverwirklichung. Es gibt Menschen, die die Gottverwirklichung erreicht haben. Aus ihrem Leben heraus weiß ich es, dass sie die Gottverwirklichung erreicht haben. Die Gottverwirklichten sagen, auch du kannst es erreichen. Also kann auch ich es erreichen. Also will ich danach streben.

Dann kommt das zweite Virya. Mit festem Willen, mit Energie. Es reicht nicht aus, halbherzig zu sein.

Geh den spirituellen Weg, mit ganzem Herzen. Immer wieder mache es mit Energie. Wenn du morgens aufstehst und meditierst, mache es bewusst, ich möchte mich mit der Meditation Gott nähern. Ich möchte mich zu einem Kanal des Göttlichen machen. Ich möchte die Einheit erfahren.

Wenn du Asanas, Pranayama machst, übe sie mit großer Konzentration. Wenn du Pranayama selbst übst, mache es mit Intensität. Wenn du dich für andere einsetzt, mache es auch mit Intensität. Dann sagt er noch zum Smriti, Erinnerung. Erinnere Dich immer wieder an deine Vorsätze. Erinnere dich immer wieder daran, was du machen wolltest. Erinnere dich immer wieder an das Göttliche.

Erinnere dich immer wieder an die Verbindung, worüber Patanjali in den letzten Versen gesprochen hat. Erinnere dich immer wieder, du bist nicht so individuell, du bist verbunden. Erinnere dich immer wieder an deine Vorsätze.

Das letzte Prajnata, klares Bewusstsein. Geh bewusst durch die Welt. Habe den Wunsch zu lernen.

Sei bereit die Lektionen zu lernen. Und durch die Bewusstheit, erfahre immer mehr die Einheit. So kommst du zu Samadhi.

 

Das war der Kommentar zum 20. Vers im 1. Kapitel des Yoga Sutra von Patanjali.

Wenn du mehr wissen willst, über die Verse des Yoga Sutra findest Du weitere Vorträge im Netz und  in meinem  Buch, „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“,  findest du auch alle Verse mit Erläuterungen.

Auch wenn du selbst nicht unterrichten willst. Die Ausbildung bei Yoga Vidya ist auch eine tiefe Möglichkeit, Yoga in all seinen Aspekten zu üben, zu praktizieren und zu verstehen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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