Sukadev Bretzs Beiträge (5607)

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Om Namah Shivaya und seine Bedeutung

Ihr wisst alle, was „Om Namah Shivaya“ heißt? „Om Namah Shivaya“ heißt „Gruß an das Göttliche“. Und dieses Göttliche ist wo? Hier, hier, hier. Die große Behauptung der Yogis ist, dieses Göttliche ist überall. In der spirituellen Lebensberaterausbildung wurde ich heute Nachmittag auch kurz gefragt: „Wie kann man Spiritualität kurz definieren?“ Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Und ihr habt vieles von Sanskrit gehört. Es gibt auch einen berühmten Lehrer des Zen, den Graf Dürckheim, und der hat es mal so ausgedrückt: „Spiritualität heißt die Transparenz zum immanent Transzendenten.“ Alles klar? Transparenz zum immanent Transzendenten, da steckt eine Menge dahinter. Erstens, „transzendent“ ist einfach ein Ausdruck, das, was jenseits dessen geht, was wir mit unseren Sinnen und mit unseren Verstand zunächst mal begreifen können. Und die einheitliche Behauptung aller großen spirituellen Traditionen ist, es gibt irgendetwas, was transzendent ist, etwas, was jenseits dessen geht, was wir so materiell fassbar haben können. Und von dem heißt es, es ist immanent, und immanent heißt, es ist überall, es wohnt allen inne. Immanere heißt, innewohnen, im Inneren sein. Es ist überall, deshalb ist es immanent. Dieses Transzendente ist immanent in allem drin. Und dort wollen wir transparent werden. Transparent heißt, durchlässig, durchstrahlend. Und das heißt letztlich, dass wir dieses immanent Transzendente überall durchscheinen lassen. Natürlich, zum einen, dass wir das in uns selbst sehen. Da haben die meisten jetzt gerade auf sich geschaut. Als ich gefragt habe: Wo ist Shiva? „Hier“ Allerdings, jetzt darf man nicht sagen, „hier“, da sehe ich nur Haare und Haut. Oder irgendein berühmter Chirurg hat mal gesagt, er hätte Tausende von Körpern aufgemacht, er hätte noch nie eine Seele gefunden. Also, im Physischen ist es nicht, aber wir können dieses in uns wahrnehmen. Wir können über spirituelle Praktiken merken: „Ja, in mir dort ist etwas, was nicht einfach fassbar ist. Da ist Liebe, da ist Bewusstheit, da ist Wonne.“ Und nicht einfach nur – behaupte ich – irgendwelches Ausschütten von Endomorphinen, Stoffen und Abfeuern von irgendwelchen Aktionspotenzialen und erhöhte Eta-Strahlung und der präfrontale Kortex ist irgendwo aktiviert. Und irgendjemand hat noch ein Gotteszentrum im Hirn festgestellt. Wenn Menschen das Gefühl haben, Gottesgegenwart zu spüren, dann wird er aktiviert. Mag sein, dass das auch alles parallel passiert, aber was wirklich geschieht ist, Gehirn und Geist werden so transparent, dass das immanent Transzendente in uns spürbar wird. Und nicht nur in uns natürlich, sondern wir können dieses auch sehen in anderen, die uns gegenüber stehen, in all ihrer Ganzheit. Nicht nur die, die freundlich uns anlächeln, auch die, die uns wutentbrannt irgendwas entgegenschmettern, auch die, die vielleicht uns Übles tun. Irgendwie manifestiert sich in allem dieses immanent Transzendente. Vielleicht besonders leicht ist dieses zu sehen und zu spüren in Pflanzen, in Blumen. Wer sich ein bisschen darauf einlässt, besonders leicht in diesen Murtis, mit denen man Rituale gemacht hat, also diesen Figuren, und die irgendwo mit Energie aufgeladen sind. Vielleicht leicht im Mond – heute Nacht soll es eine Mondfinsternis geben, habe ich gerade gehört. Ich weiß nicht, wann. Zwischen 21:30 Uhr und 0:45. Ich kann mich mal erinnern, irgendwann hat uns der Swami Vishnu nachts um 3:00 Uhr rausgeschmissen, wir sollten alle die Mondfinsternis anschauen. Und dann war es neblig und wolkig und wir wurden nur alle nass. Aber die Mondfinsternis gilt als ein besonderes spirituelles Ereignis. Und wie ich gehört habe, soll es sogar mondklare Nacht sein, das heißt, man könnte sie heute sogar sehen. Ich kann ja mal ab 22:00 Uhr gucken, ob vielleicht dort irgendwas schon sichtbar ist. Gut, in solchen Naturphänomenen ist es sichtbar. Aber nicht nur in Naturphänomenen, sondern auch in allem, was uns so zustößt und geschieht, auch darin können wir irgendwo eine höhere Wirklichkeit wahrnehmen. Ich kann mich erinnern, oft, wenn wir bei Swami Vishnu waren, dann hat er sich sehr eigenartig verhalten und oberflächlich betrachtet, war das manchmal durchrüttelnd oder sonst was. Und dann haben wir immer gesagt, Swami Vishnu hat irgendwo einen höheren Einblick, from higher, irgendwo vom höheren Standpunkt aus. Es ist nicht so wörtlich zu verstehen, sondern von einem höheren Standpunkt aus. Und das hat uns dann immer irgendwo eingeleuchtet und nachher hat man die Intelligenz dort hinter gesehen. Manchmal habe ich mich dann auch gefragt, war das wirklich, dass der Swami Vishnu tatsächlich immer von diesem höheren Standpunkt aus gehandelt hat oder war allein unsere Hypothese, dass er von einem höheren Standpunkt aus etwas Sinnvolles macht, das, was uns geholfen hat, das zu sehen. Natürlich, ein spiritueller Meister hat schon irgendwo einen Zugang zu einem höheren Standpunkt, er ist transparenter zum immanent Transzendenten, aber ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, wenn ich diese Arbeitshypothese habe, dann sind in allen scheinbar eigenartigen Äußerungen der verschiedensten Menschen und der verschiedenen scheinbar unzusammenhängenden Dinge, wenn ich davon ausgehe, da steckt irgendwo etwas Höheres dort hinter, dann macht das plötzlich Sinn und macht das Leben schön und macht das Leben erfüllend und großartig. Und dies wird eben auch ausgedrückt durch „Om Namah Shivaya“.

Hari Om Tat Sat


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Fasten und Spiritualität

Heute lese ich aus dem Yoga Sutra von Patanjali Vers II.41, es geht über Saucha.
Ich spreche heute wieder über das Fasten als einen Teil von Saucha.
Beim Fasten ist es natürlich auch wichtig, dass du es richtig machst, dass du genügend trinkst, dass du abführst, dass du zusammen mit dem Fasten auch andere spirituelle Praktiken machst. Darüber findest du auch viele Informationen auf unseren Yoga Vidya Seiten. Wenn du in die Suchmaschine von Yoga Vidya eingibst „Fasten“, dann findest du eine Menge Tipps darüber.
Wenn du „Fastenseminar“ eintippst, dann findest du eine Menge Seminare zum Fasten. Gerade wenn es dir schwerfällt, zu fasten, ist es gut, in einer Gruppe zu fasten. Gerade wenn du noch nicht regelmäßig gefastet hast oder keine guten Fastenerfahrungen gemacht hast, dann faste in einer Gruppe in einem Yogaashram, dann fällt es dir viel leichter. Du kannst auch einmal die Woche fasten, also einen Tag die Woche. Wo du sagst, „an einem Tag der Woche, esse ich nichts“. An diesem Tag trinke sehr viel Wasser oder Kräutertee und nimm vielleicht auch drei bis fünf Gläser Fruchtsaft oder Gemüsesaft zu dir. Nicht auf einmal, sondern über den Tag verteilt, dann ist das Fasten leichter.
Diese Art von Fasten hilft dir auch zu Klarheit. Und wenn du am Vorabend oder am Morgen Kunja Kriya, Magenspülung, machst, und Darmspülung über Einlauf oder Basti, dann ist das Fasten etwas Einfaches und etwas Schönes. Statt einem Fastentag kannst du auch so genannte Monodiät üben. Also, an einem Tag der Woche nur eine Art von Nahrung zu dir nehmen, z.B. nur Äpfel oder nur Melone oder nur Vollkornreis oder nur Kitchery. All das hilft, dass dein Verdauungstrakt entlastet ist und dass du gereinigt bist. Und bist du gereinigt, sagt Patanjali, kommt geistige Klarheit, heiteres Gemüt, Konzentrationsfähigkeit, Kontrolle der Sinne und Eignung für die Verwirklichung des Selbst.

Hari Om Tat Sat


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Beseitige meine Zweifel - BhG VI.37-38

Wir sind im 6. Kapitel der Bhagavad Gita und Arjuna spricht zu Krishna im 37. Vers:
„Der Mensch, dem es nicht möglich ist, sich selbst zu beherrschen, obwohl er Glauben besitzt, und dessen Geist sich vom Yoga wegbewegt, welches Ende erwartet ihn, da es ihm nicht gelungen ist, Vollkommenheit im Yoga zu erreichen, Oh Krishna?“
38. Vers:
„Da er von beiden abgefallen ist, wird er nicht vergehen wie eine zerborstene Wolke, hilflos, Oh Krishna, irregeleitet auf dem Weg zu Brahman? Beseitige du, Oh Krishna, diesen meinen Zweifel gänzlich, denn niemandem außer dir ist es möglich, diesen Zweifel zu zerstreuen.“
Arjuna hat einen Zweifel, den der ein oder andere Aspirant auch haben mag. „Angenommen, ich entscheide mich jetzt, Yoga zu üben. Und ich gehe den Yogaweg konsequent. Ich verzichte vielleicht auf das ein oder andere Vergnügen, auf den ein oder anderen kurzfristigen Vorteil, ich verzichte darauf, andere zu bestehlen, zu belügen, zu betrügen, ich bin ehrlich, ich meditiere, ich verzichte auf Fleisch, Alkohol und andere Dinge. Und angenommen, ich mache das, aber ich komme irgendwie so ein bisschen ab vom Weg oder ich erreiche mindestens nicht die Selbstverwirklichung. Habe ich dann nicht alles verpasst? Ich habe die Selbstverwirklichung nicht erreicht, ich habe aber auch nicht das Vergnügen gehabt, das vielleicht andere Menschen haben. Wäre es nicht vielleicht klüger, ich werde erst mal das Lebenin seiner Fülle auskosten und anschließend Yoga machen? Nicht, dass ich nachher irgendwo das Gefühl habe, etwas verpasst zu haben.“ Das sind Fragen, die Aspiranten immer wieder haben. Krishna wird im nächsten Vers diese Zweifel zerstreuen. Ich will es jetzt schon vorwegnehmen. Auch ein weltliches Leben ist ja normalerweise nicht Vergnügen. Manche Aspiranten vergessen, dass sie ja deshalb zum Yoga gekommen sind, weil das normale Leben sie nicht befriedigt hat. Es stellt sich gar nicht die Frage, übt man jetzt Yoga und lernt, sich selbst zu beherrschen, entsagt man Vergnügen und nimmt einiges an Schwierigkeiten in Kauf, um anschließend etwas Höheres zu erreichen? Es ist nicht wirklich die Frage, denn, was entsagen wir? Keinem glücklichen, zufriedenen Leben. Wir entsagen einem Leben, das äußerlich orientiert ist, außenorientiert ist, unfrei, abhängig von Launen des eigenen Geistes und des Geistes der anderen, abhängig von den Höhen und Tiefen des Lebens, letztlich ein Leben der Unfreiheit und der Unvollkommenheit. Und dieses Leben hat dich ja bisher nicht zufrieden gestellt, sonst wärst du jetzt nicht dabei, Yoga zu üben. Denn in Wahrheit, du entsagst keinen äußeren Freuden, sondern du strebst nach etwas Höherem, weil du erkannt hast, dass für dich das reine äußere Streben nicht dauerhaft Glück bringend ist.


Hari Om Tat Sat


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Der Selbstbeherrschte - BhG VI.36

Im 36. Vers des 6. Kapitels sagt Krishna zu Arjuna, dem Schüler:
„Ich denke, Yoga kann schwer von dem erreicht werden, der sich nicht selbst beherrscht. Der Selbstbeherrschte und Strebende aber kann durch die geeigneten Mittel dahin gelangen.“
„Yoga kann schwer von dem erreicht werden, der sich nicht selbst beherrscht.“ Das ist fast wie ein Zirkelschluss. Man könnte auch sagen, letztlich ist es eine Glücksspirale, anders herum betrachtet. Yoga, die Einheit, ist schwer zu erreichen, wenn du nicht daran arbeitest, dich selbst zu beherrschen. Wenn du dich bemühst, selbstbeherrscht zu sein, wenn du dich bemühst, zu streben, oder wenn du strebst und die rechten Mittel einsetzt, dann kommst du Schritt für Schritt zu Yoga, zu der Erfahrung der Einheit, zu einem Zustand der Harmonie. Hier ist es notwendig, dich auch selbst zu beherrschen. Es ist notwendig, zu streben. Es ist notwendig, etwas zu tun. Und dann, durch Streben und Tun und Loslassen, verbinde dich immer mehr mit dem Göttlichen. Schließlich gelangst du dauerhaft dort hin.

Hari Om Tat Sat


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Übung mit aufrichtiger Hingabe - BhG VI.35

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 35. Vers
Krishna sprach:
„Zweifellos, Oh mächtig bewaffneter Arjuna, der Geist ist schwer zu beherrschen und ruhelos; aber durch Abhyasa, Übung, und Vairagya, Verhaftungslosigkeit, kann er bezähmt werden.“
Krishna erkennt also an, was Arjuna die vorigen zwei Verse gesagt hat. Ja, es ist richtig, der Geist ist schwer zu beherrschen. Ja, es ist richtig, der Geist ist ruhelos. Ja, es mag sein, dass es dir manchmal mehr gelingt zur Ruhe zu kommen und manchmal weniger und relativ häufig nicht wirklich gelingt, zur Ruhe zu kommen. Das mag alles sein. Aber Krishna sagt, langfristig wird es dir gelingen, den Geist zur Ruhe zu bringen und zwar durch Abhyasa und durch Vairagya. Patanjali beschreibt Abhyasa und Vairagya etwas mehr. Er sagt, Abhyasa sollte über einen längeren Zeitraum, Dirgakala, ohne Unterbrechung, Nirakara, und mit aufrichtiger Hingabe, Sakshatkara, geübt werden. Also, über einen längeren Zeitraum, über nicht nur Monate und Jahre, sondern Jahrzehnte, letztlich über mehrere Leben. Es dauert eine Zeit lang. Steter Tropfen höhlt den Stein. Rom ist nicht an einem Tag gebaut worden. Oder wie die Franzosen sagen: „Pas à pas l‘oiseau construit son nid. Schritt für Schritt baut der Vogel sein Nest.“ Also, jeden Tag üben, etwas üben, ohne Unterbrechung. Nicht eine Woche üben und dann wieder eine Woche lang nicht oder zwei Monate intensiv und dann sechs Monate nicht. Übe jeden Tag. Die Praxis wird manchmal intensiver sein und manchmal weniger intensiv. Du wirst mal mehr üben können und mal weniger üben können, aber übe jeden Tag. Übe auch mit aufrichtiger Hingabe. Also, mache deine Praktiken nicht mechanisch, sondern bringe deine Bewusstheit hinein, bringe dein Herz hinein, bringe deinen Geist hinein, mache das, was du tust, wirklich so gut, wie du kannst. Das ist Abhyasa, Übung. Und das zweite ist Vairagya, Loslassen. Entsage den selbst geschaffenen Vorstellungen, was richtig, was falsch ist. Achte schon auf die Ethik, aber manchmal hast du zu genaue Vorstellungen, wie andere sich zu verhalten haben und wie du dich zu verhalten hast und wie alles zu sein hat. Lasse los, Vairagya. Lasse auch deine Wünsche los. Das heißt, identifiziere dich nicht zu sehr mit den Wünsche und identifiziere dich nicht zu sehr mit dem Bild, das du von anderen hast, was sie tun sollen, wie sie zu sein haben. Identifiziere dich auch nicht mit deiner Vorstellung, wie spiritueller Fortschritt zu sein hat. Lasse immer wieder los. Übe, Abhyasa, mit aufrichtiger Hingabe, Sakshatkara, ohne Unterbrechung, Nirantaya, und über einen längeren Zeitraum, Dirgakala. So kommt schrittweise die Herrschaft über den Geist. Rückschläge mögen kommen, aber du machst Fortschritte. So ähnlich, wie es von Januar bis August typischerweise wärmer wird. Es wird nicht jeden Tag wärmer, aber insgesamt wird es wärmer, schrittweise. Und ähnlich, wenn du regelmäßig praktizierst, wirst du den Geist schrittweise unter Kontrolle bekommen. Abhyasa und Vairagya.
Hari Om Tat Sat


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Zweifel von Arjuna - BhG VI.33-34

Wir haben einige Verse behandelt, in denen Krishna das hohe Ideal des Gleichmutes, der Ruhe, der Nicht-Identifikation gegen hat. Wo Krishna gesagt hat: „Sieh das Selbst überall. Halte deinen Geist ruhig wie eine Kerzenflamme bei Windstille.“ Arjuna hat jetzt Zweifel, er hat Zweifel, ob das überhaupt möglich ist.
Er sagt im 33. und 34 Vers des 6. Kapitel:
„Dieser Yoga der Ausgewogenheit, den du lehrst, Oh Krishna, ich sehe nicht, dass er von Bestand sein kann, aufgrund der Ruhelosigkeit des Geistes. Der Geist ist wahrlich ruhelos, ungestüm, stark und unnachgiebig, Oh Krishna, ihn zu kontrollieren erscheint mir ebenso schwierig, wie den Wind zu kontrollieren.“
Vielleicht spricht Arjuna dir hier aus der Seele. Vielleicht hast du, als du die letzten Verse angehört hast, auch gedacht: „Das klingt gut, aber das kriege ich nie hin. Habe ich schon so oft probiert, ich schaffe es nicht.“ Arjuna sagt, er sieht nicht, dass er von Bestand sein kann. Das heißt, vorübergehend gelingt es dir vielleicht. Wenn ich dir jetzt sage, spüre in dein Herz hinein, fühle dein Herz, bringe deine ganze Bewusstheit ins Herz hinein, erfahre die innere Freude, vielleicht spürst du es ja. Aber im nächsten Moment kommst du aus deinem Zimmer oder von deinem Computer weg, nimmst die Ohrstöpsel weg, und dann erzählt dir jemand irgendetwas Unfreundliches. Prompt ist es vorbei mit deiner Ruhe. Und diese Erfahrung machst du und es kann dir ein Trost sein, Arjuna macht diese Erfahrung auch. Morgen werde ich sagen, was Krishna darauf antwortet.


Hari Om Tat Sat


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Das unendliche Selbst - BhG VI.32

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 32. Vers.
Krishna spricht:
„Wer durch das Gleichsein des Selbst, Oh Arjuna, überall dasselbe sieht, sei es Vergnügen oder Schmerz, wird als höchster Yogi betrachtet.“
Wenn du erkannt hat, dass hinter allem das eine unendliche Selbst ist und dass dieses Selbst unveränderlich ist, egal, ob Vergnügen oder Schmerz, dann bist du der höchste Yogi. Darin drückt Krishna natürlich auch aus, es ist auch nicht so einfach. Es ist im Gegenteil ziemlich schwierig. Dennoch, es ist machbar. Und so empfiehlt Krishna, tue es, lerne es, dieses Einssein des Selbst zu erfahren.

Hari Om Tat Sat


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Selbstbeherrschung führt zu Freude – BhG VI.6

Krishna sagt im 6. Vers des 6. Kapitels der Bhagavad Gita:
„Das Selbst ist der Freund des Menschen, der sich selbst durch das Selbst bezwungen hat. Für den Menschen jedoch, der sich nicht selbst bezwungen hat, ist dieses Selbst ebenso ein Feind wie ein äußerer Widersacher.“
Hier spricht Krishna etwas Wichtiges an. Selbstbeherrschung heißt nicht, unfreundlich mit sich umzugehen. Im Gegenteil, Selbstbeherrschung heißt, freundlich mit sich umzugehen. Und auch der Prozess der Selbstbeherrschung sollte freundlich sein. Wir wollen uns selbst ein Freund sein, wir wollen uns selbst kein Feind sein. Und wenn du lernst, deine Wünsche und deine Gedanken zu steuern und zu kontrollieren, teilweise, mindestens bis zu einem gewissen Grad zu beherrschen, dann tue das nicht als einen Krieg gegen dich, sondern tue es als ein Freund gegenüber dir selbst. Wenn du merkst, du magst bestimmte Dinge nicht, die eigentlich gut für dich sind, wenn du merkst, es gibt Dinge, die du tun solltest, aber dir fehlt der Enthusiasmus, wenn du dann lernst, das zu tun, was dir gut tut, wenn du lernst, auch dich so zu ernähren, wie es gut für dich ist, wenn du lernst, die spirituellen Praktiken so zu machen, wie es für dich gut ist, dann machst du all das, um dir selbst ein Freund zu sein. Daher, mache alles auf dem spirituellen Weg auch mit einem Geist der Freundlichkeit! Auch, das, was du tust, um deinen niederen Geist zu transformieren, mache das mit Freundlichkeit und sei dir bewusst, hinter allem, was du tust, steckt Liebe und Freundlichkeit.

Hari Om Tat Sat


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Sei dein eigener Freund – BhG VI.5

Krishna spricht in der Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 5. Vers:
„Der Mensch möge durch das Selbst nur erhoben werden; er erniedrige sich nicht selbst; denn allein das Selbst ist sein Freund, und allein das Selbst ist sein Feind.“
Sei dein eigener Freund! Lerne es, mit dir selbst freundlich umzugehen! Jeden anderen Menschen kannst du verlassen oder jeder andere Mensch verlässt dich auch, aber mit dir selbst wirst du ständig umgehen müssen. Bis zu deinem Tod bist du mit dir selbst zusammen und die Yogis behaupten sogar, auch danach. Du wirst dich selbst nicht loswerden, besser, du arrangierst dich mit dir selbst. Überlege, wie sprichst du zu dir selbst? Wie sprichst du, wenn Dinge schief gehen? Wie sprichst du, wenn du etwas erreicht hast? Wie sprichst du zu dir selbst in verschiedenen Situationen? Machst du dich selbst nieder oder bist du freundlich mit dir? Jetzt, wenn du jetzt feststellst, „oh, ich gehe sehr schlecht mit mir um und ich schimpfe immer wieder mit mir“, anstatt dass du jetzt noch mal über dich schimpfst, weil du über dich schimpfst und ein noch schlechteres Gewissen über dich bekommst, weil du so negativ über dich denkst, versuche einfach den Standpunkt zu wechseln. Es ist oft die Beurteilung von etwas und weniger die Tatsache an sich. Wenn du merkst, du bist immer wieder unzufrieden mit dir, dann erkenne das an, dass das auch etwas Gutes ist. Unzufriedenheit mit sich selbst heißt, man strebt nach etwas Höherem und man hat hohe Ideale. Wenn du das nächste Mal merkst, dass du wieder schlecht über dich denkst, dann freue dich! „Ja, ich danke mir selbst, dass ich diese hohen Ideale habe. Ich danke mir selbst, dass ich nie zufrieden bin mit dem, was da ist. Ich danke mir selbst, dass ich mehr erreichen will.“ Wenn du das nächste Mal selbstzerstörerische Gedanken hat, sei dir bewusst: „Ah, ich will etwas in mir transformieren. Ich bin mit dem nicht zufrieden. Es ist gut, dass ich etwas transformieren will.“ Wenn du erstmal anerkennst, dass selbst deine Erniedrigungen etwas Gutes sind, kannst du als nächstes aus der Sklaverei der Erniedrigungen austreten. Zum einen hast du diese Vorstellung, „ja, ich bin nicht gut genug“ und du weißt, das ist gut, dass du denkst, du bist nicht gut genug, weil das sind hohe Ideale, zum anderen kannst zu aber auch einen freundlichen Anteil dort Raum geben und du kannst sagen: „Ja, zum einen ist es gut, dass ich finde, es ist nicht gut genug, zum anderen sollte ich es aber auch wertschätzen, was ich alles schon erreicht habe und wie weit ich gekommen bin.“ Und schließlich sei dir auch bewusst, Gott ist hinter allem. Wenn du so bist, wie du jetzt bist, bist du auch deshalb so, weil Gott dich so, wie du bist, einsetzt für das, was du tust. Gott verwandelt auch deine Fehler in Gutes für andere. Gott wirkt auch und gerade durch deine Schwächen. Es ist zwar gut, nach Höherem zu streben und an sich zu arbeiten, aber es ist auch gut, sich bewusst zu machen, „schon so, wie ich bin, ruhe ich in der Liebe Gottes“. Das ist ja gerade im modernen Christentum, mindestens im evangelischen Christentum, mit dem ich etwas mehr vertraut bin, so die neue Theologie. Die neue Theologie sagt: „So, wie ich bin, liebt mich Gott. So, wie ich bin, bin ich ok. Ich brauche gar keine Hochleistungssachen zu machen, so, wie ich bin, ist Gott mit mir.“ Natürlich, Yoga sagt auch, du bist auch in der Entwicklung begriffen. Aber zunächst sei dir bewusst: „So, wie ich bin, bin ich gut. So, wie ich bin, kann ich die richtigen Dinge tun.“

Hari Om Tat Sat


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Erkenne Gott in allem - BhG VI.31

Erkenne Gott als das allen Wesen Innewohnende.
Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Mein Name ist Sukadev und ich lese aus dem 6. Kapitel der Bhagavad Gita, 31. Vers.
Krishna sagt:
„Der Yogi, der in Einheit verwurzelt Mich als das allen Wesen Innewohnende verehrt, weilt in Mir, ungeachtet seiner Lebensumstände.“
Erkenne Gott als das allen Wesen Innewohnende. Auch Jesus sagt: „Was du dem Geringsten unter deinen Brüdern getan hat, das hast du mir getan.“ Gott wohnt im Innern aller Wesen. Der Nächste ist letztlich Gott und Gott ist letztlich der Nächste. Erkenne, dass hinter allen Wesen letztlich Gott ist, und zwar ungeachtet der Lebensumstände. Der eine ist ein fröhlicher Mensch, der andere ein trauriger. Der eine ist mal freundlich zu dir, mal weniger freundlich. Vielleicht ist auch jemand ganz konsistent unfreundlich zu dir und manche sind vielleicht meistens freundlich zu dir. Nichtsdestotrotz, hinter allem ist letztlich Gott. Geh mal von dieser Arbeitshypothese aus, probiere, dir bewusst zu machen, hinter allem könnte Gott stehen. Und dann überlege, wenn Gott hinter allem steht und letztlich Theater mit dir spielt, wie kannst du dich verhalten? Es führt zu einer gewissen Leichtigkeit, denn natürlich, Gott will dich ja nicht schädigen, er will dir ja nichts Böses, aber alles ist ein göttliches Spiel, Lila. Du spielst deinen Part, Gott spielt in anderen auch seinen Part. Und letztlich spielst du nicht deinen Part, sondern du spielst den Part, den Gott dir in diesem kosmischen Spiel zugedacht hat.

Hari Om Tat Sat


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Sieh Gott in allem - BhG VI.30

Sieh Gott überall.
Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen!
Krishna spricht im 6. Kapitel der Bhagavad Gita, 30. Vers:
„Wer überall Mich und alles in Mir sieht, wird niemals von Mir getrennt werden, und auch Ich werde nicht von ihm getrennt.“
Krishna kommt hier zum Bhakti Yoga. Vorher war er mehr im Raja Yoga und Jnana Yoga, Yoga der Selbstkontrolle, der Gleichmut und Yoga der Weisheit. Immer dann, wenn Krishna etwas über Raja Yoga und Jnana Yoga gesprochen hat, kommt er wieder zum Bhakti Yoga, denn diese hohen Ideale von Jnana Yoga sind nicht so einfach, und auch von Raja Yoga. Raja Yoga, Yoga der Beherrschung. Es ist die Frage, wer kann seinen Geist wirklich vollständig beherrschen? Viele Bemühungen kannst du tun, ganz wirst du deinen Geist nicht so schnell unter Kontrolle bekommen. Auch Jnana Yoga ist öfters abstrakt: „Sieh das Selbst in allen Wesen! Verankere deinen Geist im höchsten Selbst!“ Wenn es dir gelingt, gut. Wenn es dir nicht gelingt, dann probiere Bhakti Yoga. Sieh Gott in allem! Du brauchst dort nicht alles intellektuell hundertprozentig zu verstehen, letztlich, Bhakti Yoga ist nicht wirklich Hundertprozent intellektmäßig zu verstehen. Übrigens, Mensch an sich ist nicht Hundertprozent intellektuell zu verstehen. Aber Gott ist erfahrbar. Stelle dir vor, alles ist Wirken Gottes. Stelle dir vor, jeder Mensch, der zu dir spricht, ist letztlich Gott, der zu dir spricht. Jede Aufgabe, die kommt, ist eine Aufgabe, die Gott dir gibt. Und jede Fähigkeit, die du hast, ist eine Fähigkeit, die Gott dir gibt, um diese Aufgabe zu erledigen. Immer wieder, nimm so bewusst die Aufgaben an und nimm die Menschen an. Sieh in allem Gott und so wirst du niemals von Gott getrennt sein. Du brauchst dort wie gesagt nicht warten, bis diese Vollkommenheit da ist. Mache es jetzt, spüre es jetzt, in diesem Moment oder heute oder spätestens morgen.

Hari Om Tat Sat


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Durch Yoga wird der Geist harmonisch - BhG VI.29

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 29. Vers
„Wenn sein Geist durch Yoga harmonisch geworden ist, sieht er das Selbst in allen Wesen wohnen und alle Wesen im Selbst; er sieht überall dasselbe.“
Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Ich spreche gerade über das 6. Kapitel der Bhagavad Gita und in diesen Versen beschreibt Krishna Erfahrungen eines sehr fortgeschrittenen Yogis, eines Yogis, der regelmäßig Yoga praktiziert hat, dessen Geist durch Yoga harmonisch geworden ist. Er erkennt das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst, er sieht überall dasselbe. Du musst nicht warten, bis du fortgeschrittener Yogi bist. Du kannst dir es heute als Übung machen oder vornehmen für morgen, wen auch immer du triffst, sei dir bewusst, dein Selbst ist das gleiche wie das Selbst deines Gegenübers. Deine innere Liebe und die Liebe deines Gegenübers ist gleich. Wenn du Freude empfindest ist das etwas Ähnliches wie die Freude deines Gegenübers. Und spüre, dass alle Wesen im einen unendlichen Selbst ruhen oder dass das Bewusstsein von jedem eins ist. Auch Menschen, die dir nicht so Gutes wollen, auch nicht so positive Menschen, letztlich, du bist verbunden mit allem. Mache das immer wieder bewusst! Nichts anderes bedeutet ja der deutsche Gruß „Grüß Gott“, „ich grüße Gott in dir“. Oder „Hallo“ kommt von „Hey Lord“, „Oh Gott, ich grüße dich in diesem Menschen“. Oder „Namaste“, „Ehrerbietung sei Gott in dir“. „Om Namah Shivaya“, „Gruß an das Göttliche und das Liebevolle in dir“. Nimm dir das vor, mindestens heute oder morgen, bewusst das Göttliche in jedem zu sehen; zu sehen, zu spüren, zu fühlen. Eine Technik, die Patanjali im Yoga Sutra empfiehlt, ist, spüre von deinem Herzen das Herz des Gegenübers. Und so erfährst du Verbundenheit, Liebe und Wonne

Hari Om Tat Sat


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Höchste Wonne – BhG VI.27-28

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 27. Vers
„Höchste Wonne erfährt wahrlich der Yogi, dessen Geist sehr friedvoll ist und dessen Leidenschaft gestillt wurde, der eins mit Brahman geworden ist, und der jenseits ist von allen Fehlern.“
28. Vers:
„Der Yogi, dessen Geist auf diese Weise mit der Yogapraxis beschäftigt ist, der jenseits aller Fehler ist, genießt leicht die Seligkeit, die aus der Berührung mit Brahman, dem Ewigen, entsteht.“
Berührung mit Brahman, dem Ewigen. Deine wahre Natur ist Atman, deine wahre Natur ist Brahman, das Absoulute, und das Absolute ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, Satchidananda. Und selbst wenn du noch nicht vollständig Yoga erreicht hast, wenn es dir gelingt, einen Moment nach innen zu gehen, wenn es dir gelingt, einen Moment die Tiefe deines Herzens zu erfahren, oder wenn es dir gelingt, deine Bewusstheit über das Sahasrara Chakra, über die Scheitelgegend, nach oben auszudehnen, dann hast du eine Berührung mit Brahman und damit eine tiefe Seligkeit. Du kannst das jetzt gleich machen. Jetzt, während des Podcasts, danach, sofern du nicht Auto oder Fahrrad fährst, einen Moment lang gehe tief in dein Herz hinein, ganz tief in dein Herz, spüre dein Herz, spüre diese Seligkeit, die erwächst aus der Berührung mit Brahman, dem Ewigen, in deinem eigenen Herzen.

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Ziehe den Geist zurück zur Quelle – BhG VI.26

Ziehe den Geist immer wieder zurück zur Quelle.
Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 26. Vers
Krishna sagt:
„Von jeglicher Ursache, die den ruhelosen und unsteten Geist wandern lässt, werde dieser abgezogen und nur der alleinigen Kontrolle des Selbst unterstellt.“
Ein Zen-Sprichwort sagt: „Du kannst die Vögel der Gedanken nicht daran hindern, in deinem Geist zu fliegen, du kannst aber verhindern, dass sie sich dort ein Nest bauen.“
Du kannst nicht ganz verhindern, dass Gedanken kommen, aber du kannst verhindern, dass aus den Gedanken Wünsche und Getriebenheit wird. Du kannst die Gedanken immer wieder zurückbringen zum Selbst. Du kannst in der Meditation immer wieder loslassen. Du merkst: „Ah, mein Geist denkt an das, mein Geist denkt an das, mein Geist hält das und das für wichtig.“ Lächle darüber, sei dir bewusst: „Der Geist meint es gut, er denkt daran, weil er mit wohlgesinnt ist. Er will, dass ich darüber reflektiere. Ist ja ein netter Vorschlag, ich muss ihn nicht folgen, ich kehre zurück zum Selbst, ich kehre zurück zum Beobachter.“ Bemerke: „Aha, mein Geist will wieder den Tag verplanen. Ist doch sehr nett, dass mein Geist das machen will, er meint es sicher gut. Aber ich muss dem Vorschlag meines Geistes nicht folgen. Ich kehre zurück, zurück zum Atem, zurück zum Mantra oder zurück zum Herzen oder Punkt zwischen den Augenbrauen, zurück zur Erfahrung meines Selbst, zurück zur inneren Ruhe.“ Mache dies wieder und wieder! Ärgere dich nicht über den ein oder anderen Gedanken, sondern lächle über die Gedanken, erkenne, sie meinen es gut, dann löse dich davon und immer wieder, ruhe im eigenen Selbst.

Hari Om Tat Sat


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Gedanken sind lebendige Dinge

Ich lese etwas aus dem Buch von Swami Sivananda, „Göttliche Erkenntnis“, aus dem Kapitel „Gedanke“.
Swami Sivananda schreibt:
„Gedanke ist eine vitale, eine lebendige Kraft, die vitalste, subtilste und unwiderstehlichste Kraft im Universum, die es gibt. Gedanke ist eine starke Kraft. Gedanke ist eine dynamische Kraft. Er entsteht durch die Schwingungen des feinstofflichen Pranas, des Sukshma Pranas, auf der Geistsubstanz. Prana, Lebensenergie. Gedanke ist eine Kraft wie die Schwerkraft, wie die Kohäsion oder auch Abstoßung. Du bist umgeben von einem Ozean von Gedanken. Du treibst im Ozean der Gedanken. Du nimmst bestimmte Gedanken auf und gibst andere an die Gedankenwelt ab. Die Gedankenwelt ist auf der relativen Ebene realer als das physische Universum. Gedanken sind lebendige Dinge. Jede Veränderung im Gedanken wird von einer Schwingung seiner Geistmaterie begleitet. Jeder Gedanke hat einen bestimmten Namen, eine bestimmte Form. Die Form ist der grobstofflichere und der Name der feinere Zustand einer einzigen sich manifestierenden Kraft, die Gedanke heißt.“
Hier beschreibt Swami Sivananda in wenigen Sätzen die Theorie der Gedankenkraft, wie wir sie im Raja Yoga finden. Gedanken sind nach dieser Theorie nicht nur irgendwelches Abfeuern von Aktionspotentialen von irgendwelchen Neuronen im Hirn und irgendwelches Herstellen von irgendwelchen Verbindungen im Gehirn und damit Ausschüttung von irgendwelchen Botenstoffen im Gehirn, sondern Gedanken mögen dieses Korrelat auf der physischen Ebene haben, aber Gedanken sind auch Kräfte im Universum. Er sagt, Gedanken sind starke Kräfte. Gedanken sind Kräfte, zum einen natürlich in uns selbst. Natürlich, es gibt schwächere Gedanken, beiläufige Gedanken, die haben keine allzu große Kraft, und es gibt Gedanken, die irgendwo stärker sind, die einen - man kann sagen - ergreifen. Es gibt so etwas wie Berufungserlebnisse oder irgendwo, man wird plötzlich ergriffen von einem Gedanken und dann wird plötzlich vieles einfacher, man weiß, „das muss ich tun“. Das ist eine Seite. Und manche dieser Gedanken kommen von einer höheren Warte. Wir bekommen wie eine intuitive Einsicht in bestimmte Gegebenheiten und das will sich durch uns manifestieren. Und das ist ein Aspekt, wie man Gedankenkraft auch nutzen kann, indem man sich bewusst öffnet für eine höhere Wirklichkeit, um Führung bittet, regelmäßig meditiert, und darum bittet: „Nicht mein Wille, dein Wille geschehe.“ Und dann kann es sein, dass man über Wochen und Monate irgendwo nicht so sicher ist, aber dann kann es passieren, dass plötzlich irgendwo eine höhere Kraft durch einen hindurchgeht. So können wir sagen, wir fangen manchmal kosmische Gedanken auf, höhere Gedanken auf, die wir empfangen, wie eine Art Führung. Wir müssen aber auch aufpassen, wir können auch andere Gedanken aufnehmen, nämlich Kollektivgedanken um uns herum, die uns dann beeinflussen. Er sagt, wir leben in einem Ozean von Gedanken. Menschen denken und was die Menschen denken, ist irgendwo in der feinstofflichen Atmosphäre spürbar. Man kann das nennen, wie Rudolf Steiner es gemacht hat, Akasha Chronik, man kann das bezeichnen als Gedankenwelt, wir können es als morphogenetische Felder bezeichnen, wie es Sheldrake bezeichnet, Gedankenwelt, feinstoffliche Welt, wie auch immer wir es nennen wollen. Diese feinstoffliche Gedankenwellen sind überall und wenn viele Menschen einen bestimmten Gedanken haben, dann greifen auch andere diese auf. Und diese Gedanken können natürlich positiv sein, sie können auch nicht so positiv sein. Ganze Kulturen fallen in einen kollektiven Wahn. Wenn Menschen irgendwo viele was denken, dann plötzlich merkt man, wie man überwältigt wird von etwas. Swami Vishnu hat das irgendwo mal so beschrieben, irgendwo zu der Zeit der Hindu-Moslem-Unruhen gab es irgendwo so ein Gerücht, dass irgendwelche Moslems irgendwelche Kühe umgebracht hätten und daraufhin sind dann so eine Menge von Hindus irgendwo zum Moslem-Viertel gegangen und wollten dort irgendwas anrichten. Und Swami Vishnu hat irgendwo gemerkt, wie er plötzlich auch dort hingerannt ist und einen Stein in die Hand genommen hatte. Und wie er dann irgendwo plötzlich erzittert ist, denn er war da schon ein bisschen auf dem Yogaweg gewesen, noch nicht im Ashram gewesen, aber er hatte irgendwo Swami Sivanandas Bücher gehabt. Gut, er war auch mal ein oder zwei Tage im Ashram gewesen und eigentlich war er fest davon überzeugt, Gewalt ist nichts Gutes, aber er hat so beschrieben, plötzlich hat er so gemerkt, er hatte einen Stein in der Hand. Wie einfach ist es, von kollektiven Wahn überwältigt zu werden. Und keiner von uns kann sicher sagen, was passieren würde, wenn irgendwo in diesen Breiten wieder Menschen irgendeinem kollektiven Wahn zum Opfer fallen würden, wie wir darauf reagieren würden. Also, wir müssen aufpassen, wir können auch von Kollektivgedanken dort ergriffen werden und die zu unseren eigenen Gedanken machen. So gilt es, sich zu öffnen für höhere Inspiration, es gilt, zu schauen, Gedanken, die wir irgendwo haben, sind die vielleicht von anderen beeinflusst worden. Und dann können wir ja sagen: „Das sind nicht meine Gedanken und den Gedanken will ich nicht folgen.“ Hier haben wir eine gewisse Unterscheidungskraft. Und wir können natürlich auch bewusst Gedanken aussenden, um etwas Positives zu bewirken. Wir werden gleich das „Om Tryambakam“ singen, wir werden Friedensmantras singen, wir werden das Arati machen, welches ein Lichtritual ist auch für Friedensgedanken. All das tun wir auch, um eine Schwingung des Friedens überall zu erzeugen. Man kann Gedanken schicken zu konkreten Menschen, um Heilkraft ihnen zu schicken. Wir können Suggestionen schicken in die ganze Welt. Wir können Positives visualisieren und wir können uns mit positiven Visionen anderer verbinden. Gedanken sind Kräfte, die in vielerlei Hinsicht viel bewirken können.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Gedanken in unserem Geist

Es gibt einen Ausspruch über unsere Gedanken. Man kann nicht verhindern, dass Vögel der Gedanken durch unseren Geist fliegen, aber wir können verhindern, dass sie ein Nest in unserem Geist bauen. Und wir können bestimmte Vögel einladen und andere darum bitten, weiterzufliegen. So haben wir die verschiedensten Gedanken in unserem Geist und manche kommen und jetzt haben wir die Wahl: Wollen wir sie ein Nest in uns bauen lassen oder sie weiterschicken?

Und sehr häufig haben Menschen eine Neigung, sich mit den Gedanken besonders zu beschäftigen, die sie eigentlich nicht mögen. Und die Gedanken, die man mag, mit denen beschäftigt man sich nicht, denn mit denen ist ja alles in Ordnung.

Und dann denkt man, wenn man lange genug sich mit den unerwünschten Gedanken beschäftigt, dann würden die vielleicht umso besser verschwinden. Aber was machen wir, wenn wir uns sehr lange mit den unerwünschten Gedanken beschäftigen? Wir laden sie ein, ein Nest zu bauen. Unsere Gedanken verstehen jetzt nicht, was wir mit denen so alles anfangen. Unsere Gedanken verstehen nur, dass wir sie da lassen. Und Gedanken, die wir wiederholen, haben eine Neigung, sich selbst zu verstärken, das nennt sich Samskaras.

Die meisten von euch sind ja mit Raja Yoga ein bisschen vertraut. Ein einzelner Gedanke im Raja Yoga nennt sich Vritti. Wenn wir eine Vritti, einen Gedanken, ein paar Mal haben, dann wird diese stärker und dieses führt dann zu einer Gedankenfurche und das kann man dann als Samskara bezeichnen. Es gibt auch Gedanken, die sich einmal feste einprägen und dann sind sie sehr stark und schaffen jede Menge Nachkommen. Dann braucht es noch nicht mal Brüter, die es ausbrüten, sondern es brütet sich von selbst aus. Ansonsten brauchen Gedanken, um Kinder zu kriegen, letztlich ihre Eltern, die die Kinder ausbrüten. Und irgendwann werden es immer mehr. Und wir können bestimmte Dinge tun, um erwünschte Gedanken stärker werden zu lassen. Z.B., wir haben ja eben die Eigenschaftsmeditation geübt, das ist eine Weise, wie wir gewünschte Gedanken stärker machen.

Also angenommen, ihr merkt, dass ihr eher ängstlich seid, schüchtern seid, euch nichts zutraut, dann wäre es eine Hilfe, man entwickelt Mut. Wenn ihr ständig überlegt: „Was ist die Ursache meiner Angst? Warum bin ich Angst? Wieso bin ausgerechnet ich Angst? Wann war ich schon ängstlich? Welche Auswirkung hat die Angst für mich gehabt?“ Was geschieht? Wir denken immer nur über Angst nach. Die Samskara wird folglicherweise stärker. Und vielleicht stellt man dann fest: „Ja, als Jugendlicher hatte ich mich schon mal blamiert. Als Kind habe ich mich schon mal blamiert.“ Vielleicht geht man dann zurück, Rückführung: „Im Moment der Geburt hatte ich Angst gehabt. Es war so kalt, als ich rausgekommen bin. Außerdem wurde ich gequetscht und geschlagen, habe keine Luft gekriegt, man hat mir die Nabelschnur abgetrennt, folglich habe ich Angst gehabt.“

Vielleicht noch weitere Rückführung, Astralwelt. Man stellt fest: „Irgendwo in der Astralwelt war es so schön, dann musste ich runter in die physische Welt, in diesen Mutterleib, auch wieder Angst, was passiert als nächstes.“ Man geht noch weiter zurück, früheres Leben, vorvorheriges Leben usw. Wir werden immer wieder feststellen, die Ursache dieser Emotionen ist nicht so einfach fassbar. Sie gehören ja letztlich zum Menschsein und nicht nur zum Menschsein dazu, weil jedes Tier hat auch Ängste. Wenn aber jetzt die Angst irgendwie recht groß ist, dann, leichter als die Angst zu verscheuchen, indem wir ständig uns gegen sie richten, ist, sie vorbeifliegen zu lassen, uns mit etwas anderem zu beschäftigen oder Mut wachsen zu lassen. Und wir können Mut wachsen lassen, z.B. indem wir jeden Tag ein paar Minuten über Mut nachdenken. Sei es in der Meditation, wie in der Eigenschaftsmeditation, sei es, dass wir mindestens in einer oder zwei Asanas die Affirmation bewusst gebrauchen.

Es gibt ja viele Asanas, wo wir Mut mit verwenden können. Man könnte es bei der Kobra machen, wo wir aufgerichtet sind, Brustkorb geöffnet, nach oben schauen. Oder man kann eine Asana ausprobieren, die man sich bisher nicht zugetraut hat und sich sagen: „Ich bin mutig.“ Z.B. der Kopfstand oder der Skorpion. Also, jeden Tag ein paar Minuten darüber nachdenken, mit Affirmationen, vielleicht auch mit Visualisierung. Man kann sich so ein paar Situationen durchspielen. Man kann auch, wenn man irgendwo merkt, man ist jetzt gerade wieder dabei, Lampenfieber zu haben oder ängstlich zu sein, kann man sich auch überlegen - da gibt es auch noch eine andere Methode - man kann dann gleich sagen: „Ich bin mutig, Om Om Om. Ich bin mutig, Om Om Om.“ Eine Möglichkeit. Eine zweite Möglichkeit ist: „Oh Gott, ich bin so ängstlich, bitte hilf mir, ich komme allein nicht weiter. Wirke du durch mich hindurch, ich selbst packe es nicht.“ Das ist auch eine Möglichkeit, wir richten uns an etwas Größeres. Oder Jnana-Yoga-Weg, wir sagen: „Neti, Neti, ich bin nicht die Angst. Aham Brahmasmi, ich bin Brahman. Mag ruhig eine Angst da sein, ich bin es nicht.“ In dem Moment, wo wir uns nicht mehr damit identifizieren, fliegt sie auch vorbei.

Oder Hatha Yoga, wir atmen, einatmen, Bauch hinaus, ausatmen, Bauch hinein. Wenn das nicht ausreicht, in ein Zimmer gehen und Kapalabhati. Wenn das nicht ausreicht, Bhastrika. Spätestens nach vier Runden Bhastrika hat man die Power und selbst wenn Ängste noch da sein würden, das spielt überhaupt keine Rolle mehr. Oder man kann sich vorstellen: „Angenommen, ich wäre jetzt mutig und souverän, wie würde ich das jetzt angehen? Wie würde ich mich fühlen? Ich bin zwar jetzt momentan ängstlich und verschüchtert. Aber angenommen, ich wäre mutig, ich hätte jetzt großes Selbstvertrauen, wie wäre ich?“ Und dann können wir das ein paar Mal durchspielen und manchmal merkt man: „Ja, ich bin es plötzlich.“ Dann können wir auch beim Einschlafen - wir können uns entweder beim Einschlafen Sorgen machen, „oh, wie soll das werden“, oder wir können sagen, „ich bin mutig, Om Om Om“ oder „lieber Gott, bitte gib mir Mut, Om Om Om“ oder „Aham Brahmasmi“. Irgendeinen spirituellen Gedanken zum Schluss. Davon träumt man dann die ganze Nacht und damit wacht man dann am nächsten Morgen wieder auf.

Überhaupt, die ersten Gedanken am Morgen sind ganz besonders wichtig. Manche Menschen wachen morgens auf: „Oweija, jetzt muss ich wieder aufstehen. Muss das sein? Was wird heute werden?“ Kein Wunder, dass man anschließend am liebsten noch mal eine Weile weiterschlafen möchte. Dann klingelt der Wecker zum vierten Mal, nur noch vier Minuten bis zum Satsang, also ausreichend Zeit. Stattdessen kann man als erstes sagen: „Ich freue mich auf den heutigen Tag.“ Oder: „Lieber Gott, ich danke dir für diesen wunderbaren Tag.“ Und besonders schön ist: „Ich freue mich auf diesen Tag.“ Wenn man dann merkt, irgendwo ist was anderes dabei: „Ich freue mich auf die Herausforderungen dieses Tages.“ Das kann man auch sagen. Und das spricht man ein paar Mal und prompt ist die Energie da. Dann kann man noch eine Affirmation, wie „ich bin mutig, Om Om Om“, sagen, oder ein Gebet sprechen oder was auch immer man will. Jedenfalls, wir können etwas tun, morgens beim Aufwachen, abends beim Einschlafen, mindestens einmal am Tag ein paar Minuten konzentriert positive Gedanken entwickeln, sei es in einer Meditation, sei es in einer Asana, sei es im Pranayama, dann fällt es relativ leicht, zwischendurch andere Gedanken vorbeifliegen zu lassen und Gedanken wieder einzuladen.

Man hat ja vielleicht den guten Vögeln ein Nest gebaut über diese Meditation und dann sind die vielleicht mal weggeflogen, vielleicht woanders hin, dann können wir sie ja wieder rufen und dann, „Freude, komm doch wieder her“ oder „Mut, du warst doch heute Morgen so schön da, komm doch bitte her“ und dann, „aha, die Angst kommt auch wieder, du kannst wieder weiterfliegen“.

Hari Om Tat Sat


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Aham Brahmasmi

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Führe deinen Geist zur Ruhe – BhG VI.25

Im 25. Vers des 6. Kapitels der Bhagavad Gita sagt Krishna:
„Allmählich erlange man Ruhe, nachdem man den Verstand zum Stillstand gebracht hat. Wenn der Geist dazu gebracht worden ist, sich im Selbst zu verankern, denke man an nichts.“
Im vorigen Vers hat Krishna gesagt, du kannst die Wünsche beruhigen, indem du erkennst, dass die Wünsche ursprünglich aus Gedanken kommen und dass die Wunscherfüllung nicht so etwas Essentielles ist, wie du denken magst. Wünsche kommen aus Gedanken, du kannst die Gedanken ändern und die Wünsche können weniger werden. Hier beschreibt er den umgekehrten Vorgang: „Bringe deinen Geist zum Selbst hinein!“ Das heißt, werden dir bewusst: „Wer denkt? Wer bin ich, der denkt? Woher kommen die Gedanken? Wer beobachtet die Gedanken? Wer hat den Wunsch?“ Wenn du dies immer wieder sagst und dir immer wieder bewusst wirst, löst du die Identifikation mit Gedanken und mit den Wünschen. Dein Geist verankert sich im Selbst, er wird letztlich eins mit dem Selbst, und dann sind alle Wünsche verschwunden.

Hari Om Tat Sat


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Vorbehaltlos Wünsche aufgeben – BhG VI.24

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 24. Vers:
„Indem man vorbehaltlos alle aus Sankalpa (Gedanke und Vorstellung) entstandenen Wüsche aufgibt und durch den Geist die Gesamtheit der Sinne von allen Seiten her vollständig einschränkt, allmählich erlange er Ruhe, nachdem der Verstand zum Stillstand gekommen ist; wenn der Geist dazu gebracht worden ist, sich im Selbst zu verankern, denke er an nichts.“
Hier beschreibt Krishna die Weise, wie du Ruhe bekommen kannst. Zunächst, die aus Sankalpa entstammenden Wünsche aufgeben. Das gibt dir auch einen guten Tipp. Angenommen, du hast einen Wunsch, dann kannst du überlegen: „Woher kommt dieser Wunsch eigentlich? Warum habe ich diesen Wunsch?“ Du wirst oft feststellen, da war erstmal ein Gedanke da. Du hast von etwas gelesen oder etwas gehört oder hast etwas gesehen und dann denkst du darüber nach und dann denkst du, „ah, das will ich auch haben“. Dann kommt aus diesem Wunsch heraus Getriebenheit und aus dieser Getriebenheit ist der Frieden weg. Ein Beispiel: Ich nehme ja jetzt diese Podcasts auf. Früher hatte ich dort ein einfacheres Gerät als jetzt. Irgendwann habe ich mir die Podcasts angehört, irgendwann habe ich irgendwelche Kommentare dazu gelesen, irgendwann habe ich andere Podcasts angehört und dort hieß es, man sollte professionelles Equipment haben. Also habe ich überlegt, ich bräuchte so was. Ich habe mir Zeitschriften angeguckt und jetzt habe ich überlegt und schließlich kam der Wunsch auf: „Ja, ich will eigentlich ein besseres Equipment haben. Wenn ich mir schon die Mühe gebe, all das zu besprechen, dann sollte das auch irgendwo gut sein.“ Prompt hatte ich jetzt diesen Wunsch danach. Man kann sagen letztlich, ich habe mir den Wunsch irgendwann erfüllt und deshalb hörst du ja jetzt diese Aufnahmen mit besserer Qualität, aber ich hätte auch noch weitergehende Wünsche haben können. Manchmal habe ich auch weitergehende Wünsche. Es beginnt damit, ein Gedanke. Der Gedanke wird genährt, aus dem genährten Gedanken wird ein Wunsch, aus Wunsch wird Getriebenheit und dann ist der Frieden dahin. Das heißt nicht, dass du keine Wünsche haben brauchst. Aus einem Gedanken können gute Wünsche entstehen, aus guten Wünschen kann viel Positives entstehen, aber du musst aufhören, getrieben zu sein. Du brauchst nicht unbedingt die Erfüllung des Wunsches. Wenn du was zu essen hast, ein Dach über dem Kopf und vor extremer Hitze und Kälte geschützt bist, dann hast du im Wesentlichen, was du brauchst. Alles andere sind keine Wünsche, an die du so gebunden sein musst. Erkenne, sie stammen aus Gedanken und sie können hilfreich sein, sie können auch weniger hilfreich sein. Aber lerne es, eher damit zu spielen, als Sklave zu sein. Werde frei!

Hari Om Tat Sat


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Löse dich vom Schmerz – BhG VI.23

Löse dich von der Verbindung mit dem Schmerz, übe Yoga mit Entschlossenheit.
Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen.
Im 23. Vers des 6. Kapitels der Bhagavad Gita sagt Krishna:
„Möge das den Namen Yoga tragen, das Aufhören des Einsseins mit dem Schmerz. Dieser Yoga ist mit Entschlossenheit und unverzagtem Geist zu üben.“
Krishna gibt hier einen sehr wertvollen Tipp, wie man mit Schmerzen umgehen kann. Denn Schmerzen sind ganz natürlich, Schmerzen gehören zum Leben dazu. Schmerzen sind Warnsignale, Warnsignale des Körpers, der Emotionen, des Geistes. Nur manche Menschen, vermutlich die meisten Menschen, empfinden nicht nur den Schmerz, sondern sie werden zu dem Schmerz, sie werden eins mit dem Schmerz, sie sind der Schmerz selbst. Es gibt diese schöne Geschichte, wie mal jemand zum Fritz Perls, dem Gestalter der Gestalttherapie, gegangen ist und gesagt hat: „Ich muss Ihnen eines sagen, ich bin Alkoholiker.“ Daraufhin antwortete Fritz Perls: „Frühstücken Sie auch?“ Sagte der andere: „Ja, ich frühstücke auch.“ „Aha, dann sind Sie auch Frühstücker. Fahren Sie auch Auto?“ „Ja.“ „Dann sind Sie auch Autofahrer. Und atmen Sie auch?“ „Ja.“ „Also sind Sie auch Atmer. Sie sind also Alkoholiker, Frühstücker, Atmer und Autofahrer.“ Ein schönes Beispiel, das helfen kann, sich von Identifikationen zu lösen. Selbst wenn es eine Phase gibt, wo viel körperlicher oder sogar emotioneller Schmerz da ist, du kannst dich davon lösen, du kannst aufhören, dich vollständig damit zu identifizieren. Schmerz mag da sein, aber du bist nicht der Schmerz. Das ist nicht so einfach, Krishna sagt nämlich im zweiten Halbsatz: „Dieser Yoga ist mit Entschlossenheit und unverzagtem Geist zu üben.“ Also, immer wieder musst du daran arbeiten, dass du dich nicht identifizierst mit Schmerzen, mit Leiden usw. Interessant ist eben auch, es ist ja ein Wortspiel, Krishna sagt: „Das ist Yoga, was Samyoga-Viyoga ist.“ Also, Viyoga, das Lösen der Verbindung von Dhukha-SamYoga, der Verbindung und der Einheit mit dem Schmerz. Löse dich von der Verbundenheit! Verschiedene Möglichkeiten gibt es. Im Schmerz, werde dir bewusst, es gibt noch anderes. Nicht nur sind Schmerzen da. Du kannst auch atmen, du kannst auch sehen, es gibt Menschen, die mögen dich, es gibt etwas zu essen usw. Du kannst Yoga machen, du übst Asanas, Menschen lieben dich. All das kannst du noch parallel sehen. Das hilft dir, die eine Identifikation etwas zu lösen. Und dann kannst du dich von allen Identifikationen lösen. Aber oft hilft es erstmal, die eine schmerzhafte Identifikation zu ergänzen durch andere Identifikationen. Dann fällt es leichter, dich von allen Identifikationen zu lösen.

Hari Om Tat Sat


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Der beherrschte Geist – BhG VI.18-22

Bhagavad Gita, 6. Kapitel, 18. Vers:
„Wenn der vollkommen beherrschte Geist alleine im Selbst ruht und frei ist von der Sehnsucht nach allen Wunschgegenständen, dann heißt es: Er ist in Einheit.“
Dieser und die folgenden Verse sind so wunderschön und so jenseits dessen, was wir uns normalerweise vorstellen können, dass ich einfach diese nächsten Verse lesen werde ohne Kommentar. Lass diese Verse auf dich wirken! Du kannst auch damit meditieren, du kannst darüber nachdenken, insbesondere, du kannst sie erspüren.
6. Kapitel, 19. Vers:
„Wie eine Lampe, die an einem windstillen Ort nicht flackert - damit wird der Yogi verglichen, dessen Geist beherrscht ist und der im Selbst Yoga übt, im Yoga des Selbst aufgeht.“
20. Vers:
„Wenn der Geist, bezähmt durch die Yogapraxis, zur Ruhe gekommen ist, und wenn er selbst sein Selbst schaut, ist er in sich selbst zufrieden.“
21. Vers:
„Wenn der Yogi diese grenzenlose Wonne fühlt, die vom reinen Verstand erfasst werden kann, und die die Sinne übersteigt, und wenn er fest in dieser Wonne ruht, weicht er niemals von der Wahrheit ab.“
22. Vers:
„Das, was für ihn den nicht zu übertreffenden Gewinn darstellt, wenn er es einmal erlangt hat; das, was ihn auch von der größten Sorge nicht erschüttert sein lässt, wenn er fest darin ruht, möge dies den Namen Yoga tragen, das Aufhören der Verbindung mit dem Schmerz. Dieser Yoga ist mit Entschlossenheit und unverzagtem Geist zu üben.“

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