„Mein Sohn, merk' auf meine Reden, meinen Aussprüchen neige dein Ohr; dass sie nicht entrücken deinem Auge! Bewahre sie in deinem Herzen. Denn Leben sind sie denen, die sie gefunden, und dem ganzen Leibe Arznei.“ 4.20-22
© 2016 Kommentar: Bhajan Noam - Neueste Forschungen haben folgende signifikante Verbindung zwischen Ohr und Herz entdeckt: Führt der Defekt eines gewissen Gens zu einem niedrigen Ruhepuls oder zu Herzrhythmusstörungen, so kann der gleiche Defekt auch Taubheit auslösen. Diesen Sachverhalt fanden Wissenschaftler zunächst bei Mäusen und später bei Untersuchungen von pakistanischen Familien mit gehörlosen Kindern vor. Was im Umkehrschluss vermuten lässt, dass auch im positiven Sinn eine unmittelbare Verbindung zwischen Gehör und Herz bestehen muss. Bekannt ist, dass bestimmte Frequenzen –aufgenommen über die Ohren – positive oder negative Auswirkungen auf unseren Herzrhythmus haben. Und jeder weiß um die Wirkung von Musik auf Herz und Gemüt. Mit den Augen verhält es sich nicht anders. Die Wissenschaft nennt es den Okulo-kardialen Reflex. Einfach gesagt: Wenn unsere Augen etwas Schönes erblicken, hüpft unser Herz vor Freude. Medizinisch betrachtet beeinflusst der Augeninnendruck die Spannung des Nervus vagus, der wiederum einen Einfluss auf das Herz ausübt.
Ein Sufi-Spruch besagt: „Die Blindheit der Augen und die Taubheit der Ohren haben ihre Ursache in der Blindheit und der Taubheit des Herzens.“ – Bei Jesaja, der einmal eine merkwürdige Begegnung mit seinem Gott hatte, lesen wir in 6.9,10, wie dieser ihn auffordert: „Geh und sag diesem Volk: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen. Verstocke das Herz dieses Volkes und lass ihre Ohren hart sein und blende ihre Augen, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich bekehren und genesen.“ Auch hier also finden wir die Dreieinigkeit „Augen-Ohren-Herz“ vor.
Eine kleine Geschichte: Ein dreißigjähriger Mann sieht aus dem Zugfenster und ruft laut: „Papa, schau nur wie die Bäume vorbeiziehen! Der Papa lächelt, doch ein junges Paar, das in der Nähe sitzt macht sich über das kindische Verhalten des Dreißigjährigen lustig. Plötzlich ruft er wieder ganz aufgeregt: „Papa, schau nur wie die Wolken vorbeiziehen!“ Das Paar kann sich nicht zurückhalten und sagt zu dem alten Mann: „Warum gehen sie mit ihrem Sohn nicht einmal zu einem Spezialisten?“ Darauf lächelt der alte Mann und sagt: „Das waren wir schon. Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus. Mein Sohn, der von Geburt an blind ist, kann heute nach einer Operation zum ersten Mal sehen.
Wenn ein Vater zu seinem Sohn oder ein Lehrer zu seinem Schüler sagt: „Höre auf meine Aussprüche, neige ihnen dein Ohr zu, behalte sie im Auge, bewahre sie in deinem Herzen“, so wird er das liebevoll tun, denn nur Liebe findet den Weg in die tiefste Kammer des Herzens. Das Herz kann die Apotheke für unsere Gesundheit oder der Giftschrank für Krankheit und Tod sein, je nach dem, mit was wir es füllen. Füllen wir es täglich mit Liebe, freundlicher Zuwendung, Sanftmut, Bestätigung und Weisheit, wird sich der Körper stark und gesund entwickeln und in Harmonie bleiben. Füllen wir es mit Hass, Neid, Zorn und Streit, wird es ihn früher oder später vergiften. Kinder, mit denen geschimpft wird, die angeschrien werden, erleiden nicht nur seelischen, sondern auch körperlichen Schaden. Ihre Muskeln ziehen sich zusammen, Organe verlangsamen oder beschleunigen die Tätigkeit oder stellen sie zeitweise ein, Angsthormone werden ausgeschüttet, Nervensystem und Gehirn erfahren ein Trauma, das künftiges Denken und Fühlen blockiert, ja, sogar die Knochen erleiden einen Schock, der tief in sie eindringt.
Weisheit erzeugt Liebe und nährt wirkliches Leben, anstelle eines bloßen Funktionierens und Vegetierens. Sie vermehrt Frieden, Harmonie und ein gutes Auskommen unter den Menschen und unter den Völkern. Der Weise zeigt weder an Macht noch unrechtmäßigem Besitz Interesse. Vielmehr ist er bestrebt, die materiellen und spirituellen Güter stets mit allen zu teilen. Ein Kind, das in Liebe aufwächst und mit Weisheit genährt wird, wird eine neue Welt erschaffen wollen, in der Freude und Lachen herrscht, das sich machtvoll ausbreitet wie der Tanz der Wellen über die sieben Meere. Ein heiterer Spieltrieb und Bewusstseinspflege werden die hauptsächlichen Betätigungsfelder eines neuen Menschen sein. Und Gott wird unerkannt unter ihnen leben als ein müßiggehender, sehr wenig beschäftigter Arzt ...oder Ärztin. Rumi singt im Lied der Rohrflöte: „Dem Ohr und Auge fehlet nur das Licht. So sind auch Leib und Geist einander klar.“
- Bhajan Noam -
Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com
****
Kommentare