Geistige Ruhe – HYP II.42

Geistesruhe durch Konzentration des Geistes und durch das Prana in der Sushumna.

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 42. Vers: „Atha manonmani marute madhya sanchare manah sthairyam prajayate yo manah susthiri bhavah saivavastha manonmani.” - „Dann folgt Manonmani, die Ruhe des Geistes. Wenn Prana im mittleren Energiekanal ist, Sushumna, entsteht die Ruhe des Geistes. Die Ruhe des Geistes, Manah Sthairyam, entwickelt sich zu einem Zustand vollkommener Ruhe und das ist Manonmani.“


Was ist Manonmani? Manonmani heißt der Zustand, auch Unmani, des Manas, ist der Zustand jenseits des Geistes. Normalerweise denken und fühlen wir und die Aufgabe von Manas, des Denkprinzips ist, dass ständig neue Gedanken und Gefühle zu produzieren. Der Geist reagiert auf äußere Umstände, der Geist überlegt, der Geist stellt uns alles Mögliche vor. Geist jetzt nicht im Sinne von „der hohe Geist“, sondern Geist im Sinne der Psyche oder des Gemüts. Die Aufgabe des Gemütes ist, ein Abbild der äußeren Welt uns zu geben und das zu vergleichen mit allem, was in einem ist, dann alle möglichen Möglichkeiten zu überlegen, was das heißen kann, wie man darauf reagieren kann. Und dann kann Buddhi irgendwo entscheiden, was ist es und wie kann man darauf reagieren. Du kannst das öfters bei dir beobachten.

Z.B., du siehst einen Menschen. Natürlich, du siehst diesen Menschen, du willst herausfinden, wer ist der Mensch. Dann versuchst du, Konzepte zu entwickeln, was denkt der gerade, was überlegt der gerade, was hat das zu bedeuten, was heißt es für dich? Verschiedenste Möglichkeiten. Und je nach deinem eigenen Charakter sind diese verschiedenen Möglichkeiten offensichtlich oder dein Geist entscheidet sich relativ zügig für eine Möglichkeit. Also, der Geist hat die Aufgabe, alle möglichen Vorgehensweisen zu überlegen. Und bei manchen bleibt es dann in dieser Unbestimmtheit und du überlegst, und bei manchen entscheidet sich der Geist relativ schnell: „Der mag mich nicht. Der ist unsympathisch. Der ist aggressiv usw.“ Vielleicht ist der Mensch gar nicht aggressiv, vielleicht denkt er gar nicht an dich, usw. Das wäre etwas, wo du selbst dir mehr Gedanken machen kannst.

Das ist jetzt so eine Inspiration für heute. Wenn du etwas Äußeres siehst, beobachte: Was macht der Geist daraus? Was macht dein Denken und Fühlen daraus? Wie schnell kommt er zu Entschlüssen? Gehörst du zu den Menschen, die relativ schnell Urteile fällen oder bist zu eher jemand, der verschiedene Möglichkeiten in Betracht zieht? Das eine und das andere hat seine Vorteile, es ist nur wichtig, dass du weißt, was dein Geist so macht, das ist nicht die Wirklichkeit. Wie du einen Menschen siehst, was du fühlst, das ist nicht notwendigerweise richtig, es ist noch nicht mal notwendigerweise angemessen. Eine gewisse Skepsis gegenüber den Vorschlägen deines Geistes ist etwas, was für einen Aspiranten wichtig ist. Jetzt geht es aber noch weiter. Es geht darum, den Geist zur Ruhe zu bringen, das ist das Konzept des gesamten Raja Yoga und damit auch Kundalini Yoga und Hatha Yoga.

Ist der Geist zur Ruhe gebracht, dann entstehen höhere Bewusstseinszustände. Wenn du den Geist zur Ruhe bringen willst, muss das Prana in die Sushumna gehen. Ist das Prana in der Sushumna, wird der Geist ruhig. Ist der Geist ruhig, dann entsteht Manonmani und Manonmani heißt, ein Zustand ohne Denken und Fühlen. Also, ohne Denken in Worte und ohne Gefühl in Emotionen. Was bleibt übrig wenn dort nicht diese Emotionen sind und nicht diese Wort- und Bildgedanken? Was übrig bleibt, ist deine wahre Natur, der Zustand reiner Liebe und reiner Freude. Und das kannst du auch im Alltag wieder leben. Du kannst dir öfters bewusst sein, hinter dem ganzen ständigen Denken, hinter den ständigen Wortgedanken, hinter den ständigen Bildgedanken, da ist etwas. Hinter den sich verändernden Emotionen, da ist etwas. Wenn du dort hingehst, was jenseits der Worte und Bilder ist, jenseits der sich wandelnden Emotionen, dann wirst du feststellen, da ist Liebe, da ist reine Freude, da ist Ruhe, da ist Verbundenheit. Mache das jetzt, mache das am Tag wieder. Gehe zu dem Teil in dir, der ruhig ist, gehe zu dem Teil, der Freude ist.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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