Die Yoga - Vidya Grundreihe besteht aus einem ausgefeiltem Übungssystem, Kombination von Entspannungsübungen, Bewegungsübungen, Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung. Diese Yoga - Vidya Grundreihe ist einfach genial in jeglicher Hinsicht.
Ich möchte heute über die Wirkung der gesamten Stunde sprechen und gehe dabei kurz auf jede der Übungen ein. Dann gibt es eine weitere Vortragsreihe, wo ich die Wirkung von jeder Übung einzeln beschreiben werde.
Die Yoga - Vidya Grundreihe beginnt mit der Anfangsentspannung. Die Anfangsentspannung hilft loszulassen, hilft den Tag loszulassen, zu entspannen und zu entschleunigen. In der Anfangsentspannung kann der Körper zur Ruhe kommen, du lernst von unten nach oben Kontakt mit deinem Körper aufzunehmen. Eventuell anspannen und loslassen. Tiefe Bauchatmung, um damit den Kontakt zum Prana zu bekommen; eine gewisse Ruhe. So ist es wichtig, gerade wenn du abends Yoga übst, mit der Anfangsentspannung zu beginnen.
Während, dazwischen oder im Anschluss an die Anfangsentspannung kannst du ein paar Bewegungen machen, z.B. die Krokodilsübungen, welche helfen, die Hüften zu dehnen, die Lendenwirbelsäule lang zu ziehen, letztlich den unteren Rücken und den Kreuzbereich zu entspannen. Es ist gerade wichtig bei Menschen, die vielleicht einen sensiblen Rücken haben.
Danach setzt du dich auf und wiederholst Om. Durch das dreimalige Om kommt der ganze Körper in harmonische Schwingungen. Der Geist wird erhaben, du öffnest dich und du kannst auch Zugang zu einer höheren Wirklichkeit finden. Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung wirken nicht nur körperlich. Sondern damit etwas eine wirklich schöne Erfahrung ist, gilt es auch eine spirituelle Erfahrung zu machen. Indem du deine Yoga-Praxis mit Om und Mantra verbindest, bekommst du einen tieferen Zugang. So beginnst du nach der Anfangsentspannung und vielleicht den Krokodilsübungen die Yogastunde mit Om und einem Mantra.
Danach kannst du entweder verschiedene Nackenübungen, Schulterübungen machen oder du kommst direkt zu den Atemübungen. Ich spreche jetzt nicht über den Anfänger. In der Yoga - Vidya Grundreihe folgt als erstes Kapalabhati.
Kapalabhati, Schnellatmung
Kapalabhati ist die Schnellatmung. Sie besteht aus zwei Teilen: schnelles Ein- und Ausatmen und Luftanhalten. Beim schnellen Ein- und Ausatmen wird der Sauerstoffgehalt erhöht, die Bauchdecke bewegt sich, es aktiviert letztlich auch den venösen Rückfluss des Blutes in die Bauchorgane zum Herzen. Es ist gut, um die Lymphflüssigkeit in Gang zu bringen. Es ist auch gut, um die inneren Organe zu massieren. Dieses schnelle Ein- und Ausatmen ist ein gutes Training für das Zwerchfell und auch gut, um das Herz-Kreislaufsystem zu aktivieren. Anschließend hältst du die Luft an. Das Anhalten der Luft führt dann dazu, dass die Effizienz des Lungensystems erhöht wird. Denn, wenn du ein oder zwei Minuten die Luft anhältst, dann ist natürlich weniger Sauerstoff in den Lungen und der Kohlendioxidgehalt im Körper steigt. Das führt dazu, dass der Körper die Effizienz des Gasaustausches erhöht. Es ist auch ein sanfter Trainingsreiz für das Herz-Kreislaufsystem. Dieser Wechsel aus Schnellatmung und Anhalten ist etwas ganz Wunderschönes, dass der Körper seine Selbststeuerungsmechanismen trainieren kann.
Kapalabhati hat aber auch Wirkung auf das Prana. Beim schnellen Ein- und Ausatmen kommt Prana in Bewegung. Wenn du dann die Luft anhältst, bewegt sich das Prana nach oben. Kapalabhati heißt ja auch strahlender Schädel, leuchtender Kopf. Du hast das Gefühl zu strahlen, zu leuchten und weit zu werden. Beim Anhalten leuchtet das Prana, fließt durch die Nadis. Kapalabhati führt dann eben auch zu einer wunderschönen geistigen Erfahrung. Viele Menschen, die Kapalabhati üben, haben eine Erfahrung der Freude, der Leichtigkeit, des Leuchtens.
Anuloma Viloma, Wechselatmung
Die nächste Übung ist die Wechselatmung. Sie ist zum einen ein gutes Training für die Nasendurchgänge. Wenn du nur durch ein Nasenloch atmest, muss natürlich durch ein Nasenloch die volle Luft hineinkommen. Du atmest ja vollständig aus und danach atmest du ein. Fortgeschrittene würden sogar voll einatmen. Anfänger- und Mittelstufe atmen zu Dreiviertel ein. Das hilft, dass die Nasendurchgänge den Impuls bekommen, sich mehr zu weiten. Wer Wechselatmung regelmäßig übt, bekommt im Alltag auch mehr Luft. Es ist auch gut, beide Nasendurchgänge regelmäßig zu belüften. Das reduziert die Erkältungswahrscheinlichkeit. Die Wechselatmung hilft auch die linke und rechte Hirnhemisphäre zu harmonisieren, weil der Luftstrom durch das linke und rechte Nasenloch auch etwas mit der Aktivität der beiden Hirnhälften zu tun hat. Wechselatmung hilft auch zu einer geistigen Ruhe zu kommen. Wenn du ein paar Runden Wechselatmung geübt hast, ist der Geist konzentrierter und klarer. Wer zu Anfang der Yogastunde, also zum relativen Anfang, Wechselatmung übt, kann auch nachher viel konzentrierter bei den Asanas sein. So ist es gut, die Atemübungen zu Beginn der Yogastunde zu machen, auch wenn es denkbar ist, die Atemübungen nach den Asanas, vielleicht sogar nach der Tiefenentspannung, zu üben. In der Grundreihe sind eben die Pranayamas vor dem Sonnengruß. Die Wechselatmung wirkt natürlich besonders auf die Nadis, die Energiekanäle. Also die Wirkungen der Yogaübungen werden stärker, wenn man Anuloma Viloma vorher übt. Anuloma Viloma, das ist die Wechselatmung, heißt Nadi Shodhana, Reinigungsübung für die Nadis. Alle Nadis, Energiekanäle, werden geöffnet und vor allem Ida und Pingala. Die beiden Energiekanäle, Nadis, die die Träger sind von Mondenergie und Sonnenenergie. Wenn du die Wechselatmung übst, hast du Zugang zur Mondenergie, welches auch Loslassen ist, welches Öffnen ist Entspannen ist, Lernen und Intuition. Dann hast du auch noch Pingala, welches Sonnenenergie ist, Durchsetzen, Energie; mit Aktivität und mit Anstrengung zu üben. Du könntest sagen, dass die ganze Yogastunde ein Wechsel zwischen Anstrengung und Loslassen ist. Bewusst üben und dann spüren. Die Wechselatmung setzt diesen Rhythmus schon einmal zu Anfang.
(Fortsetzung folgt)
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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