Vers 22

Sa tayā śraddhayā yuktas tasyārādhanam īhate

labhate ca tataḥ kāmān mayaiva vihitān hi tān

„In diesem Glauben widmet er sich der Verehrung von jener Form,

und daraus erhält er das Gewünschte, welches wahrlich Ich alleine so gewähre.“

Krishna als kosmisches Bewusstsein sagt hier, dass es auch in Ordnung ist, von Gott etwas Konkretes zu wollen, und letztlich Gott in konkreter Gestalt zu verehren. Letztlich bekommt der Mensch vom Göttlichen das, was er gerne hätte.

Vers 23

Antavat tu phalaṁ teṣāṁ tad bhavaty alpa-medhasām

devān deva-yajo yānti mad-bhaktā yānti mām api

„Wahrlich, der Ertrag, den diese Menschen von geringer Intelligenz erhalten, ist begrenzt.

Wer den Göttern huldigt, geht zu ihnen, wer aber Mich verehrt, kommt zu Mir.“

Hier gibt es eine kleine Veränderung im Ton. Er sagt, wenn man Gott verehrt, um etwas Konkretes zu bekommen, kriegt man das auch, aber das ist geringe Intelligenz. Der Ertrag ist gering.

Angenommen du verehrst Gott, um in deinem Beruf erfolgreich zu sein. Vielleicht wirst du deshalb wirklich erfolgreicher, aber was hast du davon? Klüger ist es, Gott zu verehren, und ihn um die höchste Erkenntnis zu bitten. Wenn du das erreichst, bist du dauerhaft glücklich. Solltest du Gott huldigen, um etwas zu bekommen, dann magst du das zwar bekommen, was du willst, aber es ist begrenzt. Verehrst du Gott einmal vorübergehend, um etwas Konkretes zu bekommen, dann geh nachher weiter. Wunscherfüllung ist nur vorübergehend hilfreich. Gottverwirklichung ist dauerhaft hilfreich.

Die Essenz dieser Verse ist zweifach.

  1. Es ist in Ordnung, Gott um Konkretes zu bitten und Yoga dafür zu praktizieren, um Leiden zu mindern oder etwas zu bekommen, sofern dein ganzes anderes Verhalten auch ethisch ist.

 

  1. Es ist Gott egal, wie du ihn/sie/es verehrst. Kritisiere nicht Andere dafür, wie sie Gott verehren, sondern fühle dich mit allen Gottesverehrern, mit allen spirituellen Menschen verbunden. Fanatismus führt nicht weiter, aber Respekt vor anderen Traditionen. Und dabei bleibe selbst konsequent in der eigenen spirituellen Tradition, das führt dich zur Befreiung.

Namen gibt es viele, aber Gott ist eins. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Ishwara Allah Terenam Sabako San Matite Bhagavan

„Ob du Gott als Ishwara verehrst oder als Allah spielt keine Rolle. Es gibt nur den Unendlichen und Ewigen. Übe Nächstenliebe gegenüber Allen und verehre Gott, und du wirst Gott erfahren.“

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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