Kommentar zum Yoga Sutra 39. Vers im 1. Kapitel von Patanjali
- मथाणबभतध्यानाद ्वा ॥ ३९॥
yathabhimatadhyanad va
Meditiere so wie es dir angenehm ist oder mit einer Meditation, die einem angenehm ist.
Das ist die Reihe von Versen, wo Patanjali Tipps gibt, wie man mit der Negativität des Geistes umgehen kann. Es hat so begonnen, dass er die Hindernisse vorstellt, die es gibt. Diese sind:
Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Sinnlosigkeit, Unruhe, Getriebenheit, Verzweiflung, Krankheit usw.
Das sind alles Hindernisse, die dir begegnen können auf dem spirituellen Weg und wie gehst du damit um. Dazu hat er einige Tipps in den vorherigen Versen genannt.
Hier sagt er, indem du so meditierst wie es dir angenehm ist. Patanjali sagt, meditiere einfach, dann geht es dir besser. Und meditiere so wie es dir angenehm ist. Wenn du überlegst, was ist die beste Meditationsart. Viele Anfänger fragen sich dies. Patanjali sagt nicht, meditiere auf die beste Weise, sondern wie es dir angenehm ist. Auch langfristig gesehen wirst du meditieren, wenn die Meditationsart, die du gefunden hast, dir angenehm ist.
Va - heißt oder
Dhyana - ist Meditation
Yata sowie abhimata - wie es dir angenehm ist#
Wie kannst du so meditieren, dass es dir angenehm ist. Angenommen du bist in einer spirituellen Krise und du hast keine Lust auf spirituelle Praktiken. Dann kannst du überlegen, wie müsste ich Pranayama machen, das es mir angenehm ist. Wie müsste ich Asanas üben, das sie mir angenehm sind. Wie müsste ich meine Meditation gestalten, dass sie angenehm ist.
Gerade, wenn du in schwierigen psychischen Phasen bist, ist es sehr schwierig dich zu Disziplin zu zwingen. Angenommen du bist ein disziplinierter Mensch, dann machst du es einfach. Vorher hat Patanjali gesagt, meditiere über einen Aspekt der Wahrheit. Wenn du das machst, geht es dir besser. Aber wenn es dir schwer fällt, dich zu Meditation, Pranayama, Asanas zu bringen. Dann überlege wie müsste ich meine spirituellen Praktiken machen, das sie mir angenehm sind.
Hier kannst du auch auf Ayurveda zurückgreifen. Wenn du ein Kapha Übermaß hast, du bist träge und antriebslos, was kannst du machen. Dann nutzt es nichts, dir zu sagen, übe 20 Sonnengrüße, mache anstrengende Praktiken. Das wirst du nicht tun. Nimm dir Zeit, entzünde eine schöne Kerze, mache eine Duftlampe an, oder versprühe einen Duft im Raum. Das es angenehm ist. Spiel eine meditative Musik ab, wie du sie gern hast. Trinke einen kleinen Kräutertee.
Beginne mit Anfangsentspannung, unterstützter Schulterstand, unterstützten Fisch, sanfte Vorwärtsbeuge, sanften Drehsitz. Danach übe die Pranayama und Meditation, die dir angenehm sind. Gestalte dir deine Praktiken angenehm und dann machst du sie auch.
Angenommen du bist ein Vata Typ, es wäre gut wenn du jeden Tag zur selben Zeit die gleiche Praxis machst. Das hilft dir eine gewisse Beständigkeit zu bekommen. Aber wenn dir die Vorstellung noch einmal die gleiche Übung von Kapalabhati und Wechselatmung die Haare zu Berge stehen lässt und du gar keine Lust darauf hast, dann übe anders.
Lass vielleicht mal Kapalabhati weg oder übe nur eine Runde. Mach nur wenige Runden Wechselatmung, übe auch mal Brahmari oder Murccha oder Plavini. Mache die Asanas ein bisschen anders, überlege wie wäre es angenehm. Dann übst du und das hilft dir wieder heraus zu kommen.
Angenommen du steckst irgendwo fest am Tag und du hast keine Lust zu machen, was zu tun ist. Angenommen du könntest das, was zu tun ist, gern machen. Wie würde ich es machen. Angenommen ich könnte das so machen, dass es mir Freude bereitet. Wie würde ich es machen. Vielleicht bekommst du dann ein paar Inspirationen und plötzlich wird es leichter.
Vielleicht hast du gerade etwas was zu machen ist, was du nicht so gern machst. Überlege, angenommen ich könnte es so machen, das ich es gern mache. Wie würde ich es machen. Nicht was würde ich stattdessen machen, wie könnte ich das was zu tun ist, mit Freude machen. Angenommen ich könnte es mit Freude machen, wie würde es jemand machen der es mit Freude macht. Dann wird vieles leichter gehen.
Vielleicht hast du gerade eine Motivationskrise für Asanas, Pranayama und Meditation. Dann überlege, wie mache ich es, dass ich es gerne mache. Dann mache es.
Das nächste Mal beginnt eine Reihe, die zu Samadhi geht. Wie verhält sich jemand der Samadhi erreicht hat. Was sind die Erfahrungen? Welches höheres Wissen gibt es? Der nächste Vers leitet eine neue Versreihe ein.
Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.
Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 1. Dort kannst du mehr lernen zum 1. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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